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Dr. Andreas Schulz 1 - uni-goettingen.de · 2014. 6. 17. · Dr. Andreas Schulz 2 Lehrerin:Dann...

Date post: 02-Feb-2021
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Dr. Andreas Schulz 1
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  • Dr. Andreas Schulz 1

  • Dr. Andreas Schulz 2

    Lehrerin: Dann kannst Du mir sicher auch sagen, wieviel sieben und fünf ist.

    Pippi: (sieht sie erstaunt an) Sieben und fünf. (lacht freundlich) Ja, wenn du das nicht einmal selbst weißt, so glaub nicht etwa, dass ich es dir sage.

    Lehrerin: Pippi, so redet man nicht mit seiner Lehrerin! Aber jetzt will ich dir sagen, dass sieben und fünf zwölf ist.

    ...

    Lehrerin: Kleines Dummerchen! Ich glaube nicht, dass du das hier verstehst. Übrigens, was meinst du, wieviel ist acht und vier?

    Pippi: (genauso lachlustig) Du fragst nur und fragst nur! Was glaubst du denn? Siebenundsechzig vielleicht?

    Lehrerin: Aber nein, acht und vier ist zwölf.

    Pippi: Hör mal, kleines Schätzchen. Das geht zu weit. Eben erst hast du gesagt, sieben und fünf ist zwölf. Ordnung muss sein, selbst in einer Schule.

    ...aus: Astrid Lindgren: Pippi Langstrumpf

  • Zahlen als kulturelle Konvention

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  • Dr. Andreas Schulz 4

    Begriffsklärung Rechenschwäche

    Die WHO definiert: Die Rechenstörung“… beinhaltet eine umschriebene Beeinträchtigung von Rechenfertigkeiten, die nicht allein durch eine allgemeine Intelligenzminderung oder eine eindeutig unangemessene Beschulung erklärbar ist. Das Defizit betrifft die Beherrschung grundlegender Rechenfertigkeiten wie Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division, weniger die höheren mathematischen Fertigkeiten, die für Algebra, Trigonometrie, Geometrie und Differential- sowie Integralrechnung benötigt werden.“

    ICD 10: F 81.2

  • Diskrepanzkriterium mittlerweile umstritten

    • Unabhängige Messung von Intelligenz und Rechenleistung problematisch

    • Gruppen diskrepanter von nicht-diskrepanter Schüler mit Rechenschwäche im Symptombild nicht verschieden (Ehlert, Schroeders, & Fritz-Stratmann, 2012).

    • DSM 5 verzichtet auf Diskrepanzmessung zur Intelligenz zugunsten einer differenzierten Beschreibung auf Symptomebene bei bezogen auf Alter oder Klassenstufe unterdurchschnittlicher Leistung (Voraussetzung: keine generelle kognitive Minderbegabung)

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  • Dr. Andreas Schulz 6

    Begriffsklärung Rechenschwäche

    Nach den Leitlinien der Dt. Gesellschaft für Kinder-und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie (2003) sind betroffen:

    • Zahlensemantik:– Inhaltliches Verständnis der Rechenoperationen – Mengenverständnis sowie Mengenrelationen– Zahlenstrahl- oder Zahlenraumvorstellungen und damit die Fähigkeit des

    Überschlagens und Schätzens von Mengen und Rechenergebnissen

    • Sprachliche Zahlenverarbeitung: Erwerb der Zahlwortsequenz und der Zählfertigkeiten sowie Speichern von Faktenwissen (Einmaleins)

    • Erwerb des arabischen Stellenwertsystems und seiner syntaktischen Regeln sowie der hierauf aufbauenden Rechenprozeduren

    • Das Übertragen von Zahlen aus einer Kodierung in eine andere(Zahlwort - arabische Ziffer - analoge Mengenrepräsentation)

  • Wichtige Vorläuferfähigkeiten für den Rechenerwerb

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    • visuell-räumliche (konstruktive) Verarbeitungs-prozesse

    • Sprachverständnis • gedächtnisbezogene Verarbeitungsprozesse (jeweils

    Barth, 2003; Kaufmann, 2003)• Fertigkeiten zum Mengen- und Zahlenwissen

    (Krajewski, 2003, 2005a, 2005b).

  • Dr. Andreas Schulz 8

    Ausgangspunkt: Zwei Untersuchungen zum Zahlbegriff

    Bestandsaufnahme von Rechenschwächen:• Moog, 1993 & Schulz / van Bebber / Moog,

    1998: • jeweils an Sonderschülern (Lb), Klasse 2 & 3

    – Hohe Fehlerzahlen beim Plusrechnen gingen einher mit vermehrtem Fingerrechnen

    – Fehlerschwerpunkte:• Unzureichende Zählfertigkeiten

    • Undeutliche Zahlraumvorstellungen

    • Strategiedefizite beim einfachen Plusrechnen

  • Fehlende ZahlvorstellungNicht nur, dass unsystematisch zählend addiert wurde,

    sondern:Einseitig ordinales Zahlenverständnis:

    Die Zahl bezeichnet nicht die gesamte gezählte Menge,sondern den Rangplatz bzw. das letzte gezählteElement

  • Wo also ansetzen? Mengen erkennen

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  • Wo also ansetzen? Repräsentanz für gleichmächtige

    Mengen

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  • Wo also ansetzen? Einer Zahl eine Menge

    zuordnen

    Dr. Andreas Schulz 12

  • Wo also ansetzen? Mengen numerisch erfassen

    Dr. Andreas Schulz 13

    Simultanes Erfassen einer ungegliederten Menge

    Simultanes Erfassen einer gegliederten Menge

    Bestimmen der Menge durch Abzählen der Elemente

  • Wo also ansetzen? Gleichheit von Mengen erkennen

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    Übereinstimmung der Elemente zweier Mengen durch simultane Überprüfung

    Eins-zu-eins- Korrespondenz

    Prüfen durch Zählen

  • Wo also ansetzen? Invarianz erkennen

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  • Wo also ansetzen? Die Zahl als Ordnungszahl

    erkennen

    Dr. Andreas Schulz 16

  • Wo also ansetzen? Sich im Zahlenraum

    orientieren

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  • Dr. Andreas Schulz 18

    Test und Training des Zahlbegriffs-

    verständnis

    Beltz VerlagISBN 3-407-62530-8 2. Auflage, 144 Seiten€ 25,90

  • Dr. Andreas Schulz 19

    DORT-E: Dortmunder Rechentest für die Eingangsstufe

    • Ist inhaltsanalog zum Zahlbegriffstraining aufgebaut

    • 99 Aufgaben gemischt auf konkreter, bildlicher und symbolischer Ebene

    • Durchführungszeit: 40 - 64 Minuten• Beantwortung erfolgt verbal; Testleiter

    notiert Ergebnisse und Beobachtungen in einem strukturierten Protokollbogen

  • Dr. Andreas Schulz 20

    DORT-E: Dortmunder Rechentest für die Eingangsstufe

    • überprüft: – Zähl- und Abzählfertigkeiten– Zahlraumvorstellung von 0 bis 20– Mengen- und Zahlrelationsverständnis– Verständnis von Mengenoperationen– Numerisches Rechnen

  • Dr. Andreas Schulz 21

    DORT-E: Dortmunder Rechentest für die Eingangsstufe

    Alle aus: Moog/Schulz (2005): Zahlen begreifen.

  • Dr. Andreas Schulz 22

    Dortmunder ZahlbegriffstrainingBEREICH I: Zähl- &

    Abzählfertigkeiten• Stufe 1: Zählen und

    Abzählen• Stufe 2: Abzählen mit den

    Augen• Stufe 3: Taktiles und

    auditives Abzählen• Stufe 4: Zählen in Einheiten

    größer Eins• Stufe 5: Festigung interner

    Zahlraumvorstellungen

    BEREICH II & III: Mengen-& Zahlrelationen/-operationen; Vertiefungsphase

    • Stufe 6: Mengen- & Zahlzerlegung, -vereinigung, -ergänzung mit visueller Kontrolle

    • Stufe 7: Mengen- & Zahlzerlegung, -vereinigung, -ergänzung mit eingeschränkter/fehlender visueller Kontrolle

    • Stufe 8: Anwendung bisheriger Lösungsprinzipien auf numerische Addition

  • Dr. Andreas Schulz 23

    Förderprinzipien• Veranschaulichung von Zahlen und

    Rechenwegen (aber Vorsicht: Im Material liegt nicht die mathematische Einsicht begründet.)

    • Nur wenige und für den Rechenweg eindeutige Materialien einsetzen

    • Über das Lösungsvorgehen sprechen

    • Das Lösungsvorgehen ist zunächst wichtiger als die Ergebnispräsentation.

    • Falsche Lösungen als falsches Denken erkennen.

    • Systematisches Aufarbeiten abgekoppelt vom aktuellen Schulstoff.

    Als Basis gilt das Verständnis des Zahlbegriffs. Liegen hier Lücken vor, muss die Förderung hier beginnen unabhängig davon, welcher Schulstoff in der Klassenstufe gerade behandelt wird.

  • Dr. Andreas Schulz 24

    Prinzipien des Trainings• Sukzessiver Übergang von konkret-manipulativer über

    visuell-statischer zu sprachlich-symbolischer Zählweise• Allmähliche Steigerung der Aufgabenkomplexität (z.B.

    Anzahl und Ungeordnetheit der Zählelemente)• Bewegungsrichtungen von Abzählhandlungen im Raum

    wechseln• Inverse Operationen mit Mengen und Zahlen ausführen• Übersetzungen zwischen den Repräsentationsebenen

    von Aufgaben durchführen• Aufmerksamkeitsfokussierung durch grafische

    Transformation unterstützen• Über das Lösungsvorgehen sprechen

  • Dr. Andreas Schulz 25

    Zentrale Veranschaulichungsmittel

    im Dortmunder Zahlbegriffstraining

    • Muggelsteine• Kuehnelbilder • Rechenketten• Zahlenkarten

  • Dr. Andreas Schulz 26

    Evaluation- Forschungsmethode -

    • Ziel: Replikation der positiven Ergebnisse einer Vorläufer-Untersuchung, die an Schulen mit Förderschwerpunkt Lernen durchgeführt wurde

    • Stichprobe: 7 Trainings- und 7 Kontrollkinder (Grundschüler) mit vergleichbaren mathematischen Ausgangsleistungen

    • Kontrollkinder bekamen statt Rechentraining Lese-Rechtschreib-Förderung

    • Messinstrument: Vorform des DORT-E• Messungen vor, während und nach Trainingsabschluss

    sowie nach weiteren 5-6 Wochen

  • Dr. Andreas Schulz 27

    Evaluation: Ergebnisse Ablösung Anschauungsgebundenheit

    Nach Trainings-abschluß

    abgelöst von Anschauungs-gebundenheit

    weiterhin anschauungs-

    gebunden Trainingsgruppe 6 1 Kontrollgruppe 3 4

    Nach weiteren 5-6 Wochen

    abgelöst von Anschauungs-gebundenheit

    weiterhin anschauungs-

    gebunden Trainingsgruppe 5 2 Kontrollgruppe 1 6

  • Dr. Andreas Schulz 28

    Evaluation: Ergebnisseipsative Noten

    Nach Abschluß Trainingsgruppe Kontrollgruppe 25. Perzentil 1,40 1,42 M edian 1,82 2,65 75. Perzentil 2,05 2,89

    Nach Abschluß Trainingsgruppe Kontrollgruppe Obere Rangplätze 5 2 untere Rangplätze 2 5

    Signifikanzprüfung nach Residual-Transformation der Rohwerte: U = 0; p = .00085

  • Dr. Andreas Schulz 29

    Was ist das Ziel?

    Einen gesicherten Zahlbegriff zuvermitteln,um Rechen-operationeninhaltlich ver-stehen zu können.


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