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Doku Bis zum letzten Tropfen_03_2008

Date post: 01-Mar-2016
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EvB-Dokumentation Bis zum letzten Tropfen September 2008
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Treibstoffe aus Pflanzen, sogenannte Agrotreibstoffe, erleben zurzeit einen beispiellosen Boom. Doch die vermeintliche Lösung für unsere Klima- und Energieprobleme entpuppt sich bei genauerem Hinschauen als Mogelpackung. Steigende Lebensmittelpreise, welche Millionen von Menschen in den Hunger treiben, sowie vielfältige Umweltprobleme sind nämlich die Folge der industriellen Agrotreibstoffproduktion. Profiteure des Booms sind einzelne Agrokonzerne, die in den letzten Jahren satte Gewinne einstrichen. Wo unser An- spruch auf uneingeschränkte Mobilität solche Konsequenzen hat, ist breiter Widerstand nötig. Bis zum letzten Tropfen Wie Agrotreibstoffe den Kampf um Ressourcen verschärfen
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Page 1: Doku Bis zum letzten Tropfen_03_2008

Treibstoffe aus Pflanzen, sogenannte Agrotreibstoffe, erlebenzurzeit einen beispiellosen Boom. Doch die vermeintliche Lösung für unsere Klima- und Energieprobleme entpuppt sichbei genauerem Hinschauen als Mogelpackung. Steigende Lebensmittelpreise, welche Millionen von Menschen in denHunger treiben, sowie vielfältige Umweltprobleme sind nämlich die Folge der industriellen Agrotreibstoffproduktion.Profiteure des Booms sind einzelne Agrokonzerne, die in denletzten Jahren satte Gewinne einstrichen. Wo unser An-spruch auf uneingeschränkte Mobilität solche Konsequenzenhat, ist breiter Widerstand nötig.

Bis zum letzten TropfenWie Agrotreibstoffe den Kampf um Ressourcen verschärfen

Page 2: Doku Bis zum letzten Tropfen_03_2008

Vorname:

Nachname:

Strasse, Nr:

PLZ, Ort:

Unterschrift:

Ihre persönliche

Rationierungs-karte 08/09

Ohne Namenseintragung und Stempel der Ausgabestelle ungültig! Nicht übertragbar. Sorgfältig aufbewahren.

Wasser zum Kochen,Trinken und

Geschirrspülen für 1 Person für

144 Tage

ODER

1 lAgroethanol

Energie für

1 Tagzum Überleben

ODER

4,5 kmmit dem Auto

fahren

Zucker für

1500Tafeln

Schokolade

ODER

1 ✕mit dem Auto von

Genf nach St. Gallen fahren

10Brotlaibe

ODER

2,5 lAgrodiesel

10 000 m2unberührterRegenwald

ODER

Treibstoff für

1 Autofür 1 Jahr

1 ✕mit Agroethanol

volltanken

ODER

Getreide für

1 Jahrfür 1 Person

DOKUMENTATION# 03_2008/CHF 6.—

Bis zum letzten TropfenWie Agrotreibstoffeden Kampf um Ressourcen verschärfen

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Dokumentation «Bis zum letzten Tropfen – Wie Agrotreibstoffe den Kampf um Ressourcen ver-schärfen» 03/2008 September, Auflage 23000 HERAUSGEBERIN Erklärung von Bern (EvB), Diener-strasse 12, Postfach, 8026 Zürich, Telefon 044 2777000, Fax 044 2777001, [email protected], www.evb.chTEXTE Eva Vojtech, François Meienberg (S. 20–21, S. 28–29), Andreas Missbach (S. 22–23)REDAKTION Susanne Rudolf, Ursula Kubiceck (EvB) GESTALTUNG c.p.a. Clerici Partner AG, ZürichDRUCK ROPRESS Genossenschaft, Zürich. Gedruckt mit Biofarben auf Cyclus Offset, 100% Altpapier.Das EvB-Magazin inkl. Dokumentation erscheint 5- bis 6-mal jährlich.

EvB-Mitgliederbeitrag: Fr. 60.– pro Kalenderjahr. Spendenkonto: 80-8885-4

4_ Warum Agrotreibstoffe einen Boom erleben

8_ Die Konsequenzen des Booms

16_ Sind zukünftige Technologien die Lösung?

20_ Syngenta profitiert auf allen Ebenen

22_ Grünes Gold

24_ Ein weltweites Nein

28_ Pflästerlipolitik

30_ Zusammenfassung

32_ Forderungen

10Brotlaibe

ODER

2,5 lAgrodiesel

m2

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BIS ZUM LETZTEN TROPFEN__3

Eines Tages verliess Innocence Dias seine Farm im kolumbianischenDepartement Antioquia, um ein Loch im Zaun zu reparieren. Er kamnie wieder zurück. Er wurde mit durchgeschnittener Kehle und siebenMesserstichen tot aufgefunden. Er starb, weil er sein Land nicht an Paramilitärs verkaufen wollte, die für Agrotreibstoffkonzerne Land besorgen. Heute wachsen auf dem Land von Dias und anderen Vertrie-benen Ölpalmen, aus deren Öl Agrodiesel hergestellt wird. «Dias starb,weil die Welt ‹grüner› wird», kommentierte die britische «SundayTimes», die Anfang Juni 2007 über das Verbrechen berichtete.

Wenn wir in dieser EvB-Dokumentation zu Agrotreibstoffen über diesteigende Konkurrenz um Land und Wasser berichten sowie über denGewinn von transnationalen Unternehmen oder die Vertreibung vonKleinbauern, besteht die Gefahr, dass diese abstrakten Begriffe an unsabperlen. Doch die negativen Auswirkungen des Agrotreibstoffboomssind real und beinträchtigen das Leben von Millionen von Menschen.Das Schicksal von Innocence Dias ist nur ein Beispiel dafür.

Die Profiteure des Booms verkaufen Treibstoffe aus Pflanzen als dieökologische Lösung des Klimaproblems. Viele Menschen glauben die-ser Argumentation nur allzu gerne, denn so könnte man mit gutem Gewissen unseren unnachhaltigen Lebensstil beibehalten. Doch sieliegen damit gleich doppelt falsch: Agrotreibstoffe lösen das Klima-problem nicht – im Gegenteil: sie schaffen zusätzlich neue Probleme.Die steigende Zahl von Hungernden ist eines davon.

Um den entstandenen Schaden zu begrenzen, muss diese Entwicklungschnell gestoppt werden. Dabei sind alle gefordert, einen Beitrag zuleisten – die globale Gemeinschaft, die NGO, die Politik – und jederEinzelne von uns.

François Meienberg und Eva Vojtech

EDITORIAL

Die Lösung istdas Problem

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44

Agrotreibstoffe werden als Wundermittelgegen den Klimawandel und die Ölkrise an-gepriesen. Von staatlicher Seite gefördertund von transnationalen Unternehmen begie-rig aufgenommen, erlebt die Produktion inden letzten Jahren weltweit einen scheinbargrenzenlosen Boom.

Seit jeher wurden von der Land- und Forst-wirtschaft nicht nur Nahrungsmittel, son-dern auch Grundstoffe für Textilien (zumBeispiel Baumwolle), Baumaterialien undBrennstoffe (zum Beispiel Holz) geliefert.Im 19. und 20. Jahrhundert verloren dieBrennstoffe aus Biomasse immer mehr anBedeutung und wurden durch fossile Ener-gieträger (Erdöl, Kohle, Gas) ersetzt. FossileEnergieträger sind jedoch nicht unbegrenztvorhanden. Erdöl zum Beispiel wird in ab-sehbarer Zeit zur Neige gehen. Dies stelltdie Gesellschaft vor die grosse Herausfor-derung, neue Energieträger zu finden.

Den immensen Verbrauch von fossilenEnergieträgern zu drosseln, ist auch auseinem anderen Grund notwendig: Dieseheizen unser Klima auf. Wie im Bericht des Weltklimarates der Vereinten Nationen(IPCC) vom Jahr 2007 festgehalten,1 hat sichdie Erde wegen der immer weiter steigen-

den Konzentrationen von Treibhausgasenwie Kohlendioxid (CO2) erwärmt. Das Ab-schmelzen der Gletscher, ein Anstieg derMeeresspiegel, die Zunahme von Stürmenund die weltweite Veränderung der Nieder-schlagsverteilung sind Folgen davon. DieKlimaexpertinnen und -experten erwarten,dass sich die Erwärmung des Klimas fortset-zen und sogar beschleunigen wird, falls esnicht gelingt, den Ausstoss der Treibhaus-gase drastisch und schnell zu reduzieren.

Alternativen zu den fossilen Energieträ-gern gibt es viele: von der Solar- und Wind-energie zur Wasserkraft bis hin zu den un-terschiedlichen Möglichkeiten, die gespei-cherte Energie aus der Biomasse von land-und forstwirtschaftlichen Produkten zunutzen. Die Verbrennung von Holzschnip-seln oder die Herstellung von Biogas ausKompost für Strom- und Wärmeerzeugungsowie die Produktion von flüssigen Agro-treibstoffen für den Transport sind Beispie-le dafür. Zudem wird die Klimadebatteauch von Befürwortern der Atomenergiebenutzt, welche neue Atomkraftwerke alsklimafreundliche Alternative propagieren.Jetzt, wo die Klimaproblematik ganz obenauf der politischen Agenda steht, sind alldiese Energieträger im Aufwind, insbeson-

Warum Agrotreibstoffeeinen Boom erleben

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dere die flüssigen Agrotreibstoffe Agrodie-sel und Agroethanol.

In dieser Dokumentation werden wir inerster Linie die industrielle Produktion vonflüssigen Agrotreibstoffen und die damitverbundenen Konsequenzen analysieren.Auf Brennstoffe aus Biomasse wie Biogasoder Holzschnipselfeuerungen – welche inihren Nischen wirtschaftlich und ökolo-gisch sinnvoll sind – wird nicht näher ein-gegangen.

Explodierende ProduktionszahlenAllein seit 2000 hat sich die Produktion

von Agroethanol verdoppelt und die Her-stellung von Agrodiesel verdreifacht (vgl.Grafik 1). Die zwei grössten Produzentenvon Agroethanol sind die USA und Brasi-lien, welche zusammen ungefähr 80 Prozentder weltweiten Menge herstellen (Stand2007). Agroethanol ersetzt heute etwa 3 Pro-

zent der weltweiten Benzinmenge. Agro-diesel wird vor allem in der EuropäischenUnion (EU) produziert (60 Prozent der glo-balen Produktion im Jahr 2007) und ersetzt0,3 Prozent der weltweiten Dieselmenge. Inder Schweiz ist hingegen die Produktionvon flüssigen Agrotreibstoffen mit 3 Millio-nen Liter Agroethanol (ca. 0,006 Prozentder verbrauchten Benzinmenge) und 5–10Millionen Liter Agrodiesel (ca. 0,25 – 0,5Prozent der Dieselmenge) gering.

Die stark steigende Menge an Agrotreib-stoffen ist in erster Linie hoher staatlicherFörderung zu verdanken: So wird in der EUdie Produktion von Agrotreibstoffen jähr-lich mit fast 4 Milliarden Euro subventio-niert (Stand 2006), und in den USA betra-gen die staatlichen Subventionen mehr als7 Milliarden Dollar pro Jahr. Zudem defi-nieren Staaten Verbrauchsziele und führenSteuererleichterungen ein, welche die Ver-

1a: Produktionsmengen von AgroethanolUSA EU Brasilien ChinaMillionen Liter

45 000

40 000

35 000

30 000

25 000

20 000

15 000

10 000

5 000

0 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 20041980 1982 1984 2006 2008

1b: Produktionsmengen von AgrodieselUSA EU Brasilien IndonesienMillionen Liter

10 000

8 000

6 000

4 000

2 000

0 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 20041992 1993 1994 2005 2006 2007 2008 2009

Produktionsmengen von Agrotreibstoffen in den grössten Produzentenländern. Durchgezogene Linien sind tatsächlicheProduktionsmengen, gestrichelte Linien die Prognosen der OECD-FAO. Quellen: Renewable fuels association, Biofuels Platform, FAO, OECD

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wendung von Agrotreibstoffen zusätzlichanheizen: Die EU hat in ihrer Biokraftstoff-Richtlinie von 2003 vorgegeben, dass alleMitgliedsstaaten ihren Treibstoffverbrauchbis zum Jahr 2005 zu 2 Prozent aus erneuer-baren Energien abdecken sollen. Bis 2010sollen es 5,75 Prozent sein und bis 2020sogar 10 Prozent. Die USA halten im «Ener-gy Independence and Security Act» von2007 fest, dass bis 2022 136 Milliarden LiterAgrotreibstoffe produziert werden sollen –statt der heute 30 Milliarden Liter. In Brasi-lien besteht eine Beimischungspflicht vonzwischen 20 und 25 Prozent Agroethanol.

Auch die Schweiz möchte fossile Treib-stoffe verstärkt durch Treibstoffe aus erneu-erbaren Rohstoffen ersetzen. Deshalb tratauf den 1. Juli 2008 eine Gesetzesänderungin Kraft, mit der unter anderem auch dieAgrotreibstoffe Agrodiesel und Agroethanolunter gewissen Bedingungen von der Mine-ralölsteuer befreit und damit auf indirekteArt subventioniert werden. Geht es nachdem Willen der Politik, stehen wir erst ganzam Anfang des Agrotreibstoffbooms.

Die zur Neige gehenden Erdölreservenund die negativen Auswirkungen auf dasKlima sind nicht die einzigen Gründe, wes-halb Staaten auf Agrotreibstoffe setzen.Auch der zurzeit hohe Mineralölpreis moti-viert, nach Alternativen zum Öl zu suchen.Zudem möchte man die Abhängigkeit vonErdöl liefernden Ländern, die sich in geo-politisch instabilen Gegenden befinden, re-duzieren. Und mit der Schaffung eines zu-sätzlichen Marktes für landwirtschaftlicheProdukte erhofft man sich eine Ankurbe-lung der Wirtschaft und eine Besänftigungder eigenen Wählerschaft.

In der Tat scheinen die Geschäfte mitden Agrotreibstoffen sehr gut zu laufen: DasRisikokapital im Bereich der Agrotreibstof-fe hat sich in den letzten drei Jahren ver-achtfacht, es wurde in grossem Stil in neue

Anlagen und Produktionsflächen inves-tiert. Weltweit sind viele grosse Gentech-nik-, Auto- und Ölkonzerne involviert (wieVolkswagen, Toyota, BP oder der SchweizerAgrochemiekonzern Syngenta). Allianzenzwischen den Unternehmen wie zum Bei-spiel beim Jatropha-Projekt von DaimlerAG, Bayer Crop Science und dem multina-tionalen Getreidekonzern Archer DanielsMidland Company (ADM) oder die Allian-ce for Synthetic Fuels in Europe (ASFE)von Bosch, DaimlerChrysler, Renault,Royal Dutch Shell, Sasol Chevron undVolkswagen sollen den wirtschaftlichenDurchbruch von Agrotreibstoffen und dieKontrolle des Marktes und der Wertschöp-fungskette ermöglichen.

1 Weltklimarat der Vereinten Nationen (IPCC): Climate Change 2007:Synthesis Report. http://www.ipcc.ch >IPCC Reports >AssessmentReports

Bio- oder Agrotreibstoffe?Begriffsklärung

Die Energieformen, die wir in diesem Dokumentin Übereinstimmung mit der weltweiten Zivil-gesellschaft Agrotreibstoffe nennen, werdenhäufig auch Biotreibstoffe genannt, da sie auspflanzlichen Rohstoffen, also aus Biomasse,hergestellt werden. Damit kann es aber leichtzu einem Missverständnis in Bezug auf den Begriff bio kommen. Wenn man alles, was ur-sprünglich irgendwann einmal Biomasse war,als biologisch bezeichnen würde, wären konsequenterweise nicht nur die unter massi-vem Pestizid- und Düngereinsatz produziertenLebensmittel, sondern auch Erdöl, Kohle undgar Plastik – das auf der Basis von Erdöl produ-ziert wird – bio! Das macht keinen Sinn. «bio»wäre zudem Etiquettenschwindel, da der Eindruck entstehen könnte, dass es sich hierum eine saubere und nachhaltige Energie-quelle handelt. Die Treibstoffe aus agroindus-triellen, chemikalienintensiven Monokulturennennen wir deshalb Agrotreibstoffe.

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_ In den letzten Jahren hat die Produktion von flüssigenAgrotreibstoffen stark zugenommen.

_ Staatliche Zielvorgaben und Subventionen treiben den Absatz der grösstenteils unrentablen Treibstoffe indie Höhe und verhelfen transnationalen Unternehmen zu satten Gewinnen.

_ Der Agrotreibstoffboom ist ein Auslöser der derzeitigen Ernährungskrise und der steigenden Lebensmittelpreise.

Keys

tone

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Die gängigen Agrotreibstoffe – auch Agro-treibstoffe der ersten Generation genannt –schädigen die Umwelt und konkurrieren mitder Produktion von Nahrungsmitteln. Diesführt zu Hunger, Vertreibungen und sozialerMisere.

Agroethanol wird aus zucker- oder stärke-haltigen Pflanzenteilen, vor allem aus Zu-ckerrohr, Mais, Zuckerrüben, Weizen, Gers-te, Hirse und Roggen hergestellt. Der Zu-cker (direkt oder durch die Umwandlungvon Stärke erhalten) wird durch Hefen oderandere Mikroorganismen zu Ethanol ver-gärt. Agroethanol wird oft in kleinen Men-gen dem Benzin beigemischt. Diese Mi-schungen können in gängigen Motoren verwendet werden, hochprozentigere Mi-schungen oder purer Alkohol können nur in umgebauten Motoren verwendetwerden.

Agrodiesel wird aus Ölen und Fetten her-gestellt. Vor allem Früchte von Ölpalmen,Rapssamen, Sonnenblumensamen und So-jabohnen werden zur Produktion benutzt,aber auch Talg und gebrauchtes Bratfett.Agrodiesel wird oft mit fossilem Diesel vermischt. Speziell abgeänderte Fahrzeugekönnen auch mit purem Agrodiesel fahren.

Die Folgen des Anbaus: Mehr Umweltschmutz als UmweltschutzEs gibt grundlegende Probleme mit

Agrotreibstoffen der ersten Generation: Wieeine viel beachtete Studie der Eidgenössi-schen Materialprüfungsanstalt Empa zeigt,sind die flüssigen Agrotreibstoffe bei Wei-tem nicht CO2- bzw. klimaneutral. ImGegenteil: Vor allem bei der Produktionwerden grosse Mengen an Treibhausgasenfreigesetzt. Zudem ist die Umweltbelastungfür Agrotreibstoffe aus Raps, Ölpalmen,Soja, Mais, Zuckerrüben und Zuckerrohrinsgesamt – von der Produktion bis zumVerbrauch – zum Teil bedeutend höher alsbei Benzin oder Diesel1 (vgl. Grafik 2).

Um Agrotreibstoffe im grossen Rahmenproduzieren zu können, werden grossflä-chig Urwälder gerodet oder Grünflächenumgebrochen. Jährlich verschwinden etwa8–10 Millionen Hektar tropischen Regen-waldes, mehr als zweimal die Fläche derSchweiz. Und wo Wälder verschwinden,werden unglaubliche Mengen an CO2 frei:18 Prozent der weltweiten CO2-Emissionenstammen von Abforstungen2 (vgl. Grafik 3).Dabei wird bei Waldrodungen nicht nur das CO2, das in den Pflanzen gebunden ist,freigesetzt, sondern auch das CO2, das im

Die Konsequenzen des Booms

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Boden in grossen Mengen vorhanden ist.Besonders dramatisch sind die Auswirkun-gen beim Palmölanbau in den tropischenTorfwäldern Indonesiens. Die tiefgründi-gen Torfböden und die darauf wachsendenWälder bilden das Ökosystem mit der welt-weit grössten Menge an gespeichertem CO2

pro Fläche. Durch Rodung und Bodenero-sion wird so viel Treibhausgas in die Luftgeschleudert, dass die schädliche Wirkungauch in 100 Jahren des Anbaus von Agro-treibstoffen bei Weitem nicht wieder ausge-glichen werden kann.3 Die Abholzung solchgrosser Waldflächen würde zum Aussterbenunzähliger Pflanzen- und Tierarten führen.

Ein weiteres Problem des Anbaus vonAgrotreibstoffen ist in Verbindung mit derintensiven Landwirtschaft zu sehen. Da in Monokulturen Pflanzen anfälliger fürKrankheiten sind und der Boden unfrucht-bar wird, sind höhere Mengen an Pestizid

und Dünger nötig. Grosse Mengen an Dün-ger können zu massiven Umweltschädenführen, wie das Beispiel des Mississippi-Mündungsgebiets in den USA veranschau-licht. In dieser überdüngten «Todeszone»von 20000 km2 (entspricht rund der Hälfteder Fläche der Schweiz) lebt nichts mehr!Wissenschaftler befürchten, dass dieseZone durch die Pläne der US-Regierung,mehr Agrotreibstoff anzubauen, dramatischausgeweitet wird.

Bei intensiver Düngung entstehen gros-se Mengen an Treibhausgasen, insbesonderedas sehr klimaschädliche Lachgas, das 300-mal so wirksam ist wie CO2. Dünger sindfür 38 Prozent der Treibhausgase aus demLandwirtschaftssektor verantwortlich.4 Pes-tizide bedrohen neben der Umwelt auch dieLandarbeiter sowie die Bevölkerung unddie Tiere, die in der Nähe der Felder leben.Eine weitere negative Folge der intensiven

2: Agrotreibstoffe: Klima- und Umweltbelastung

Methan Ethanol Agrodiesel fossil 1 aus Rohstoff 1 aus Reststoff

500

400

300

200

100

0 60 80 1000 20 40

1 2 3 4

10 1115 18

21 24 28

2526

2723222019

1712 13

161498

756

1 Gülle opt.2 Gülle und Kosubst. opt.3 Altspeiseöl, Frankreich4 Molke5 Altspeiseöl, Schweiz6 Holz (Methanol)7 Holz8 Gras9 Holz

10 Zuckerrohr, Brasilien11 Zuckerhirse, China12 Zuckerrüben, Schweiz13 Gras, Bioraffinerie14 Klärschlamm

15 Soja, USA16 Bioabfall17 Ölpalmen, Malaysia18 Raps, Schweiz19 Gülle und Kosubsrat20 Gülle21 Raps, Europa22 Erdgas23 Diesel, schwefelarm24 Mais, USA25 Roggen, Europa26 Kartoffeln, Schweiz27 Benzin, schwefelarm28 Soja, Brasilien

Zweidimensionale Darstellung von Treibhausgasemissionen und gesamter Umweltbelastung bei der Herstellung von Agro-treibstoffen als UBP (Umweltbelastungspunkte) 06. Die Werte sind relativ zur fossilen Referenz Benzin dargestellt. Der grüne Bereich bedeutet sowohl geringere Treibhausgasemissionen als auch eine geringere gesamte Umweltbelastung alsbei Benzin. Rot eingezeichnet sind zwei der Schweizer Kriterien zur Mineralölsteuerbefreiung (Treibhausgasreduktion um 40 Prozent und gesamte Umweltbelastung nicht erheblich höher [in der Regel nicht mehr als 25 Prozent] als bei Benzin).Nach Empa 2007: Ökobilanz von Energieprodukten, ökologische Bewertung von Biotreibstoffen. Schlussbericht. www.bfe.admin.ch.

Treibhausgasemissionen %

Umwelt-belastung %

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Landwirtschaft ist die erhöhte Bodenero-sion. Die Böden verarmen (sie verlierenwichtige Mineralstoffe und Bodenorganis-men) und werden zerstört. Weltweit gehenjährlich fünf bis sieben Millionen HektarAcker- und Dauergrünland als Produktions-flächen verloren; zwei Drittel der landwirt-schaftlichen Flächen sind bereits durch dieintensive Landwirtschaft geschädigt. Undverlorene Bodenfruchtbarkeit kann nurschwer wiederhergestellt werden.

Die flüssigen Agrotreibstoffe der erstenGeneration sind also kein geeignetes Mittel,um Klima- und Umweltschutz zu betreiben.Im Gegenteil: Ihr Anbau trägt dazu bei, denKlimawandel weiter zu beschleunigen.

Der Kampf um Boden und Wasser: Nahrungsmittelanbau oder Agrotreibstoffe?Eines der grössten Probleme beim

Anbau von Agrotreibstoffen ist der hoheFlächenverbrauch (vgl. Grafik 4). Die USAkönnten, selbst wenn sie ihre gesamte Mais-ernte zur Ethanolherstellung verwendenwürden (immerhin 40 Prozent der weltweitproduzierten Menge), nur 12 Prozent ihres

Benzinverbrauchs ersetzen. In der EU müss-ten 70 Prozent der Agrarfläche für den An-bau von Agrotreibstoffen verwendet wer-den, um 10 Prozent der fossilen Treibstoffemit Agrotreibstoffen zu ersetzen. Um das-selbe Ziel in der Schweiz zu erreichen,müssten gar sämtliche landwirtschaftlichgenutzten Flächen des Landes dafür ver-wendet werden! Dabei gilt es zu bedenken,dass die Schweiz bereits heute, auch ohneviel Agrotreibstoffe anzubauen, nur einenTeil der benötigten Lebens- und Futtermit-tel selber produzieren kann; der Rest wirdimportiert.

Es ist also offensichtlich, dass die nurbegrenzt zur Verfügung stehende Agrarflä-che nicht ausreicht, um sowohl Agrotreib-stoffe als auch ausreichend Nahrungs- undFuttermittel zu produzieren. Die Nachfragenach Agrotreibstoffen konkurriert deshalbmit der Ernährungssicherung. Unter den Bedingungen des globalen Markts übt jedeÄnderung der Landnutzung einen Druck aufdie Landnutzung in einer anderen Regionauf der Welt aus. Die steigende Nachfragenach Agrotreibstoffen ist auch dafür mitver-

REGENWALDKohlenstoff in oberirdischerBiomasse gespeichert

Quelle: Unilever and Environmental Protection Encouragement Agency (Epea)

3: Auswirkung von Regenwaldabholzungen in Südostasien

PALMENPLANTAGESpeichert im Vergleich zu Regenwald nur 20 Prozent des Kohlenstoffes

ABHOLZUNGKohlenstoff wird während derRodung als CO2 frei

230 t /haKohlenstoff

48 t /haKohlenstoff830 t /ha

CO2

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BIS ZUM LETZTEN TROPFEN__11

antwortlich, dass die Nahrungsmittelpreisein den letzten Jahren stark angestiegen sind.Von Anfang 2006 bis ins Frühjahr 2008 stiegder durchschnittliche Weltpreis für Reis um217 Prozent, für Weizen um 136 Prozent,Mais um 125 Prozent und Sojabohnen um107 Prozent. Gemäss des vertraulichen Be-richtsentwurfs «A Note on Rising FoodPrices» (April 2008) von Donald Mitchell,einem leitenden Ökonomen der Weltbank,sind Agrotreibstoffe für etwa drei Vierteldes Preisanstiegs von 140 Prozent im Zeit-raum von 2002 bis 2008 verantwortlich.

Für Menschen, die bereits am Existenz-minimum leben, bedeuten die steigendenPreise von Grundnahrungsmitteln Hungerund Tod. Nach Prognosen des InternationalFood Policy Research Institute (www.ifpri.org) sind mit jedem Prozentpunkt, umden die Nahrungsmittelpreise steigen, zu-sätzlich 16 Millionen Menschen mehr vonHunger bedroht. Insbesondere Entwick-lungsländer, die zu den Nettoimporteurenvon Nahrungsmitteln gehören, sind vondieser Entwicklung betroffen. Der Wunschder Industrienationen, dass Länder des Sü-dens mehr Pflanzen für Agrotreibstoffe an-bauen, ist nicht nur mit den günstigeren kli-matischen Bedingungen für Pflanzen wieZuckerrohr zu erklären. Es steckt auch eingrosses Mass an Eigeninteresse dahinter, dadie eigenen Flächen nicht ausreichen, umden immensen Bedarf nach Treibstoff zudecken. Eine solche Entwicklung ist wenignachhaltig, denn Entwicklungsländer wür-den dadurch noch mehr von Lebensmittel-importen abhängig, ihre Nahrungsmittel-souveränität wäre stärker bedroht und ihreBevölkerung erlitte mehr Hunger.

Die Nachfrage nach zusätzlicher Pro-duktionsfläche für Agrotreibstoffe fällt ineine Zeit, in der sich die Nachfrage nach Le-bensmitteln weltweit erhöht: Die Weltbe-völkerung wächst weiter (derzeit zählt sie

6,7 Milliarden Menschen, fürs Jahr 2050werden 9,2 Milliarden prognostiziert), unddie Ernährungsgewohnheiten ändern sich.Der hohe Fleisch- und Milchkonsum in in-dustrialisierten Ländern sowie die steigen-de Nachfrage in Entwicklungs- und Schwel-lenländern erhöhen zusätzlich den Bedarfan landwirtschaftlich genutzten Flächen,womit die Konkurrenz um Boden nochmalsverschärft wird.

Heute schon verbraucht die Landwirt-schaft 75 Prozent der verfügbaren Süsswas-sermenge. Wenn nun grosse Mengen anAgrotreibstoffen produziert werden, wirdsich der Kampf um das Süsswasser deutlichverschärfen: Aufgrund der Massenproduk-tion von Agrotreibstoffen ist laut dem Stock-holm International Water Institute (www.siwi.org) bis 2050 mit einer Verdoppelungder Nachfrage nach Wasser aus der Land-wirtschaft zu rechnen. Die Zahlen sprechenfür sich: Nach Angaben des InternationalWater Management Institute (www.iwmi.org) werden in Indien oder Brasilien 3500Liter Wasser zur Herstellung eines LitersAgroethanol aus Zuckerrohr verbraucht.Agrotreibstoffe und Nahrungsmittel stehensomit miteinander in direkter Konkurrenz,nicht nur um Fläche, sondern auch umWasser.

Stellt man diese verschiedenen (zu-künftigen) Bedürfnisse einander gegenüber,kommt man unweigerlich zur Schlussfolge-rung, dass der grossflächige Anbau vonPflanzen zur Energiegewinnung nur aufKosten der Nahrungsmittelproduktion ge-schehen kann, denn Boden und Wassersind beschränkte Güter.

Industrielle Produktion vertreibt Kleinbauern Agrotreibstoffe sind nur dann wettbe-

werbsfähig, wenn sie möglichst kostengüns-tig produziert werden. Dies ist nur mit intensiver Landwirtschaft und unter Aus-

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nutzung sämtlicher Rationalisierungsme-thoden möglich. Dazu braucht es grosse zusammenhängende Agrarflächen. Für dieSchaffung von Monokulturen – unter ande-rem für Agrotreibstoffe – werden in Ent-wicklungsländern immer mehr Kleinbau-ern aus geeigneten Anbaugebieten ver-drängt oder gar vertrieben. So wurdenallein in Brasilien zwischen 1985 und 19965,3 Millionen Menschen von ihrem Landvertrieben, und fast eine Million kleinerund mittelgrosser Farmen musste aufgege-ben werden.5 Die Vertreibungen gehen un-vermindert weiter: Allein im Jahr 2007 ver-loren mehr als 18000 Familien ihr fruchtba-res Land.

Ihres eigenen Ackerlandes beraubt, fin-den die wenigsten Bauern Arbeit auf dengrossen Plantagen. Während für 100 Hekta-ren von Kleinbauern bewirtschafteter Flä-che 35 Arbeitskräfte gebraucht werden, sind

auf den Plantagen zum Anbau von Agro-treibstoffen der gleichen Grösse nur zwi-schen 0,5 und 10 Arbeiter nötig. Die Ar-beitsbedingungen der Plantagenarbeitersind jedoch sehr schlecht; Menschenrechts-verletzungen sind an der Tagesordnung,und Sklavenarbeit ist noch verbreitet. Wiedie Landpastorale der Kirchen in Brasilien(Comissão Pastoral da Terra, CPT) berichtet,arbeiteten zum Beispiel in Brasilien über3000 (mehr als 50 Prozent!) der 2007 aus derSklavenarbeit befreiten Arbeiter auf Zucker-rohrplantagen für die Alkoholgewinnung.

Die Rodung von Regenwäldern kann in-digene Völker, die bisher im intakten Waldlebten, existenziell bedrohen (zum Beispielin Indonesien). Wird der Wald vernich-tet, verlieren sie ihre Lebensgrundlage: Siewandern entweder in die Elendsviertel derStädte ab oder sind gezwungen, für einenHungerlohn in den Plantagen zu arbeiten.

950

420

35

670

140

9

BENZIN DIESEL

Heutiger Verbrauch von fossilen Treibstoffen (grün), theoretische Produktionsmenge von Agrotreibstoffen, wenn die gesamte Weltgetreide- und Weltzuckerproduktion bzw. alle Pflanzenöle der Welt für Agrotreibstoffe verwendet würden(weiss, umgerechnet in fossile Treibstoffe, in Millionen Tonnen) und aktueller Verbrauch von Agrotreibstoffen (rot). Quelle: Ch. Bickert/DLG-Mitteilungen 2/2007; Dr. Walter Helms, Bröring Unternehmensgruppe, Heinz Hänni, Schweizerischer Bauernverband

4: Theoretisches Potenzial von Agrotreibstoffen

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Keys

tone

10 000 m2unberührterRegenwald

ODERTreibstoff für 1 Autofür 1 Jahr

_ Der Anbau von Agrotreibstoffen trägt zur Umweltverschmutzung und zum Klima-wandel bei.

_ Im Namen des angeblichen Umweltschutzes werden Regenwälder abgeholzt, Gifte versprüht und Böden unfruchtbar gemacht.

_ Boden und Wasser sind begrenzte und kostbare Ressourcen.Werden diese für den Anbau von Agrotreibstoffen verwendet, geht dies zu Lasten der Ernährungssicherung.

_ Nur grossflächiger Anbau von Agrotreibstoffen bringt einehohe Rendite: Millionen von Menschen werden vertriebenund verlieren ihre Lebensgrundlage oder gar ihr Leben.

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Ihre kulturelle Identität und ihre Gemein-schaften, oft sogar ihr Leben, werden be-droht und zerstört.

Es zeigt sich also, dass vor allem Gross-konzerne von den Veränderungen, die auf-grund des industriellen Anbaus von Agro-treibstoffen auftreten, profitieren. Kleinbau-ern, einfache Arbeiter und indigene Bevöl-kerungsgruppen haben das Nachsehen.

Jatropha – Das Wundermittel unter den Agrotreibstoffpflanzen? Jatropha curcas ist ein Strauch von etwa

acht Meter Höhe, der ursprünglich aus Mit-tel- und Südamerika stammt. Die Samensind nicht geniessbar, da giftig. Sie enthal-ten aber Öl, das zum Beispiel als Lampenölverwendet wird. Jatropha weckt in letzterZeit viel Interesse, weil das Öl auch zuAgrodiesel verarbeitet werden kann. Siewird als die perfekte Agrotreibstoffpflanzeangepriesen: Sie braucht nicht viel Wasserund wächst auch auf sogenanntem Brach-land. Ihr Anbau, so die Argumentation derFirmen, konkurriert deshalb nicht mit derProduktion von Nahrungsmitteln um Was-ser und Land und stellt die perfekte Lösungfür Kleinbauern dar.

Aber wie sieht die Realität aus? Dafürist es zuerst wichtig, abzuklären, was indiesem Zusammenhang unter dem Begriff«Brachland» zu verstehen ist. Sowohl inIndien als auch in Afrika fallen Gemein-schaftsland, extensives Weideland undWälder unter die Definition von «Brach-land», obwohl viele Kleinbauern, Hirtenund indigene Bevölkerungsgruppen darausihre Nahrungsmittel und Brennstoffe bezie-hen. Somit ist dieses «Brachland» für Mil-lionen von Menschen lebensnotwendig.Wenn nun, wie geplant, zum Beispiel in In-dien bis 2012 ganze 14 Millionen Hektar«Brachland» zu Jatropha-Anbauflächen um-gewandelt werden, verlieren viele Men-schen ihre Lebensgrundlage.

Die Einstufung eines Stücks Boden als«Brachland» handhaben manche Staatensehr willkürlich. So wurden in Brasilien200 Millionen Hektar Wald, Weide- undSumpfland neu als «degeneriert» klassifi-ziert. Auf diesen Flächen sollen im Rah-men des brasilianischen Agroenergieplansaus dem Jahr 2006 Pflanzen für Agrotreib-stoffe wachsen. Ebenso werden auch inIndonesien Gebiete, auf denen artenreicherRegenwald wächst, als «ungenutztes Brach-

Jatropha curcas, die Purgiernuss, ist ein Wolfsmilchgewächs, welches von den Befürwortern von Agrotreibstoffen nun als Wundernuss gepriesen wird.

Bild: www.bigislandfuelcrops.com

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land», deklariert, um so die Abholzung zuerleichtern.

Es ist zwar korrekt, dass Jatropha unterkargen Bedingungen überleben kann, aberum profitable Ernten zu liefern, brauchtauch sie ausreichend Nährstoffe und Was-ser. Mit Bewässerung ist die durchschnittli-che Ernte nach fünf Jahren etwa fünfmal sogross wie ohne zusätzliches Wasser. Des-wegen ist zu befürchten, dass der Anbauvon Jatropha nach und nach doch mit derNahrungsproduktion konkurrieren wird.Zum einen wird Wasser, das für Nahrungs-pflanzen gebraucht würde, für Jatropha um-geleitet. Zum anderen wird Jatropha auchNahrungspflanzen von fruchtbaren Acker-flächen verdrängen. Eine solche Entwick-lung wird bereits heute in Indien wie auchin vielen Ländern Afrikas beobachtet. Gross-produzenten vertreiben Kleinbauern vonfruchtbaren Flächen, um Jatropha grossflä-chig und gewinnbringend anbauen zu kön-nen. Der Anbau und Handel von Jatrophaist bereits lukrativ und wird von transnatio-nalen Grossunternehmen kontrolliert. Sowill zum Beispiel BP bis 2011 zum weltweitgrössten Produzenten von Agrodiesel ausJatropha werden.

Jatropha birgt weitere Risiken: Sie istfür Mensch und Tier hoch giftig und als in-vasive Pflanzenart schwer zu kontrollieren.Invasive Pflanzen sind Arten, die sich ineinem Gebiet, in dem sie natürlicherweisenicht vorkommen, auch ausserhalb der Fel-der stark ausbreiten und die einheimischeArtenvielfalt schädigen. Hat sich Jatrophaeinmal eingebürgert, ist sie mit seinem tie-fen und verzweigten Wurzelwerk fast nichtmehr auszurotten. In Australien wurde des-halb der Anbau von Jatropha bereits 2006verboten. Mit der geplanten Einführungund Verbreitung von gentechnisch verän-derten Jatrophapflanzen könnte sich dieProblematik noch verschärfen.

Agrodiesel aus Jatrophaöl in der Schweiz

Jatrophaöl soll auch in der Schweiz in gros-sem Stil zu Agrodiesel verarbeitet werden. ImSolvay Industriepark im aargauischen BadZurzach plant die Green Bio Fuel SwitzerlandAG (GBF) eine riesige Agrodiesel-Produktions-anlage, die ab Mitte 2009 135 Millionen LiterAgrodiesel pro Jahr herstellen soll. DieseMenge entspricht rund 5 Prozent des jähr-lichen Dieselverbrauchs der Schweiz. Schwei-zerische, deutsche, kanadische und schwedi-sche Investoren, die auf erneuerbare Energie spezialisiert sind, sowie schweizerische Renten- und Pensionsfonds (gemäss dem «St.Galler Tagblatt» vom 3. Mai 2008), wolleninsgesamt 80 Millionen Franken in die Anlageinvestieren. Verarbeitet werden soll Rapsölaus heimischer Produktion (1/4) sowie Jatro-phaöl aus Mosambik (3/4). Verhandlungen wer-den auch mit Ghana und Tansania geführt. Abgesehen von der bereits geäusserten Kritikan Agrotreibstoffen – die auch beim ZurzacherProjekt ihre Gültigkeit hat – gibt es noch spe-zifische Bedenken zur Beschaffung von Rapsdurch die Green Bio Fuel Switzerland AG. Um das Werk in Zurzach wie geplant zu ver-sorgen, müsste die Schweizer Rapsfläche von 15 000 Hektaren auf 40 000 Hektaren fastverdreifacht werden. Ob die Bauern überhauptmitziehen, ist wegen der sinkenden Subven-tionen bei Raps äusserst fraglich. Eine erhöhteProduktion von Energieraps in der Schweizhätte zur Folge, dass der Druck, Land-wirtschaft intensiver zu betreiben, steigenwürde und wir mehr Futtermittel für unsereNutztiere aus dem Ausland importieren müssten.

1 Empa 2007: Ökobilanz von Energieprodukten, ökologischeBewertung von Biotreibstoffen. Schlussbericht. www.bfe.admin.ch

2 Stern Review on the economics of climate change, 2006. www.hm-treasury.gov.uk/ >Independent Reviews

3 Environmental Protection Encouragement Agency 2007. Nahrungsmittel als Kraftstoffe? www.epea.com

4 Siehe Fussnote 25 Grain: Seedling, July 2007: Agrofuels special issue.

www.grain.org/seedling

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Um die Kritik an der heutigen Produktion vonAgrotreibstoffen zu kontern, wird immer wiederauf das theoretische Potenzial zukünftiger Tech-nologien hingewiesen. Bei näherem Hinsehenzeigt sich jedoch, dass auch die Verwendung von neueren Agrotreibstoffen problematisch ist.Weder Mensch noch Umwelt würden langfristigdavon profitieren.

Bei Agrotreibstoffen der sogenannten «zwei-ten Generation» werden nicht mehr zucker-oder fettreiche Pflanzenteile verarbeitet,sondern ganze Pflanzen oder sogar pflanzli-che Reststoffe. Um Agroethanol herzustel-len, wird die Zellulose, der Hauptbestand-teil von Pflanzenwänden, in Zuckermolekü-le gespalten, die dann wieder zu Alkoholvergärt werden können (vgl. Grafik 5). DieZellulose wird entweder mit Enzymen (sog.Zellulasen), chemischen Prozessen oderdurch Hitze aufgebrochen. Allerdings sinddie Zuckermoleküle in der Zellulose sehrfest aneinandergebunden. Dies stellt dieUnternehmen vor einige Schwierigkeiten,denn es ist ihnen noch nicht gelungen, denProzess für eine industrielle Produktionkostengünstig weiterzuentwickeln. Für dieProduktion von Agrodiesel wird die pflanz-liche Biomasse erst in ein Gas umge-

wandelt, welches anschliessend verflüssigt wird (das sogenannte «biomass-to-liquid»-Verfahren). Befürworter von Agrotreibstof-fen vertreten die Meinung, dass die Produk-te der zweiten Generation nicht mehr mitder Ernährung konkurrieren werden, da sieaus Gräsern, Bäumen oder gar pflanzlichenAbfällen wie Stroh hergestellt werden. So-mit können sie auf extensiv bewirtschafte-ten Feldern und kargen Flächen wachsen;ausserdem sollen sie klimaneutral und um-weltfreundlich sein.

Es stimmt, dass die Treibhausgasbilanzbei der Verwendung von Holz, Gras oderMolke niedriger ist als die von Benzin.Klimaneutral sind diese Agrotreibstoffe je-doch noch lange nicht. Bei ihrer Produktionwerden im Vergleich zum Benzin immernoch etwa 30 bis 40 Prozent der Treibhaus-gase frei. Auch die gesamte Umweltbelas-tung ist niedriger als die der fossilen Treib-stoffe, bleibt aber mit 50 bis 90 Prozentdoch noch relativ hoch (vgl. Grafik 2).

Es ist davon auszugehen, dass auchAgrotreibstoffe der zweiten Generationweiterhin zu Vertreibungen führen und mitder Nahrungsmittelherstellung konkurrie-ren werden. Denn wie wir am Beispiel vonJatropha gesehen haben, ist die Definition

Sind zukünftige Technologien die Lösung?

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von Brachland sehr willkürlich verwend-bar. Firmen werden aufgrund der höherenRentabilität weiterhin Pflanzen auf frucht-baren Böden anpflanzen. Dadurch werdenwiederum Kleinbauern vertrieben, die, umihre eigenen Nahrungsbedürfnisse deckenzu können, Wald zur Landgewinnung rodenmüssen. Der vorhin geschilderte Teufels-kreis wird sich also wiederholen – mit allseinen ökologischen und sozialen Konse-quenzen.

Die Gentechnik spielt eine grosse Rollebei der Herstellung von Agrotreibstoffender zweiten Generation. Es wird versucht,die Pflanzen so abzuändern, dass ihre Zel-lulosestruktur leichter abbaubar wird, ihrZellulosegehalt erhöht wird und sie wider-standsfähiger werden und schneller wach-sen. Mikroorganismen und Enzyme ver-sucht man zu einem effizienteren Zellu-loseabbau zu manipulieren. Werden stattkonventioneller Pflanzen Gentechpflanzeneingesetzt, bringt dies für die Agrokonzer-ne enorme Vorteile. Denn Gentechpflanzensind patentierbar. Somit kann der Marktmonopolisiert und die Rendite erhöht wer-den. Gentechpflanzen werden bereits heute

für Agrotreibstoffe der ersten Generationeingesetzt (zum Beispiel Gentech-Mais), beider zweiten wird dies vermutlich noch ver-mehrt der Fall sein. Agrotreibstoffe sollendie Funktion des «trojanischen Pferdes» fürdie Gentechnologie übernehmen. Mit derweiteren Verbreitung und erhöhten Akzep-tanz der Gentechnik bei Nichtnahrungs-pflanzen erhoffen sich die Konzerne denwirtschaftlichen Durchbruch auch bei gen-veränderten Nahrungsmitteln.

Einige der für Agrotreibstoffe auserko-renen «Energiepflanzen», wie zum BeispielChinaschilf und Rutenhirse, sind invasiveArten. Wie schon erwähnt, birgt das Ein-dringen von invasiven Pflanzenarten in na-türliche Ökosysteme grosse Risiken. Das Ri-siko eines nicht mehr kontrollierbaren Aus-breitens wird noch erhöht, wenn das Erbgutder Pflanzen gentechnisch manipuliert ist.

Wie sieht die Bilanz aus, wenn Treib-stoffe aus pflanzlichen Abfallstoffen wieGülle, Molke, Lebensmittelabfällen undRestholz hergestellt werden? Besteht dieKonkurrenz zur Nahrungsmittelproduktionweiterhin, und bleiben die ökologischenProbleme bestehen? Dies ist schwierig zu

Öl > Extraktion und Veresterung > Agrodiesel

Zucker / > Auflösung > Zucker > Vergärung / > AgroethanolStärke Destillation

Zellulose > Vergasung > Gas > Synthese > Agrodiesel

> Enzymatische Spaltung >«zweite Generation»

5: Herstellungsschema Agrotreibstoffe

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beantworten und braucht eine Fall-zu-Fall-Analyse. Es gibt nur wenige pflanzliche Ab-fälle, die ohne Weiterverwendungszweckherumliegen oder verbrannt werden. VieleStoffe werden schon heute sinnvoll ge-nutzt. So werden zum Beispiel Molke undLebensmittelabfälle als Futtermittel ver-wendet; und aus Gülle entstehen Biogasund Dünger. Wenn nun sämtliche landwirt-schaftlichen «Abfälle» von den Äckern ent-fernt würden, bliebe kein organisches Ma-terial zur Gründüngung übrig. Das würdezu erhöhter Bodenerosion und zur Aus-stossung von Treibhausgasen führen. SindBöden nicht genügend fruchtbar, erfordertdies den zusätzlichen Einsatz von künstli-chem Dünger. Deren Herstellung und Ver-wendung ist jedoch wiederum umwelt-schädlich.

Allenfalls handelt es sich bei den Agro-treibstoffen der zweiten Generation blossum Luftschlösser. Es gibt ernsthafte Zweifel(zum Beispiel vom «Round Table on Sustai-nable Development» der Organisation fürwirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent-wicklung OECD1), ob es jemals in grossemStil gelingen wird, pflanzlichen Abfall alsRohstoff zu verwenden. Die Methoden zurHerstellung von Agrotreibstoffen der zwei-ten Generation sind noch nicht ausgereift,und technologische Durchbrüche, die eine

Produktion in grossem Mass erlauben wür-den, stehen noch aus. Neben den technolo-gischen Problemen gibt es auch grosse lo-gistische Herausforderungen. So heisst esnoch Lösungen zu finden für den Transportvon grossen Biomassemengen über weiteStrecken, bevor industriell produziert wer-den kann.

Schon heute können pflanzliche Abfall-stoffe zur Energiegewinnung eingesetztwerden. Allerdings sind nicht alle Verwen-dungsarten auch effektiv: Die Produktionund Verwendung von flüssigen Agrotreib-stoffen für Autos ist ineffizient, weil derenVerbrennungsmotoren einen extrem niedri-gen Wirkungsgrad aufweisen. Effektiver istder Einsatz von Holz oder Stroh zur kombi-nierten Strom- und Wärmeerzeugung. Auchdie Biogaserzeugung auf Güllebasis ist mitder Strom- und Wärmeerzeugung koppel-bar. Das wird auch vom Sachverständigen-rat für Umweltfragen in Deutschland emp-fohlen.2 Allerdings können auch diese Me-thoden zur Energiegewinnung nur Nischenbesetzen. Viele kleine Nischen, standortnahund technisch sauber gelöst, ergeben je-doch einen sinnvollen Beitrag.

1 2007: Biofuels: Is the cure worse than the disease? www.oecd.org2 Wissenschaftlicher Beirat Agrarpolitik beim Bundesministerium für

Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, 2007: Nutzungvon Biomasse zur Energiegewinnung. www.bmelv.de

Auch moderne Agrotreibstoffe sind nicht gut für die Umwelt.Bild: Keystone

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_ Auch der Anbau von Agrotreibstoffen der zweiten Generationkonkurriert mit der Nahrungsmittelproduktion.

_ Moderne Agrotreibstoffe sollen der Gentechnik zum Durchbruch verhelfen.

_ Viele Energiepflanzen sindinvasive Arten, die natürliche Ökosysteme schädigen.

Keys

tone

1 ✕mit Agroethanolvolltanken

ODER

Getreide für1 Jahrfür 1 Person

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Der Schweizer Konzern Syngenta ist einer derweltweit grössten Produzenten von Saatgut undPestiziden. Er profitiert massgeblich vom Boomder Agrotreibstoffproduktion. Grosszügige Inves-titionen in die Forschung sollen ihm auch in Zu-kunft grosse Marktanteile sichern. Kein Wunderalso, dass Syngenta ein grosser Befürworter undFörderer von Agrotreibstoffen ist.

Der wichtigste Markt für Syngenta sind dieUSA, wo der Multi beim Mais, der US-Grundlage für Agrotreibstoffe, einen Markt-anteil von etwa 15 Prozent besitzt (Angabenaus dem Jahr 2004). Mais und Sojabohnenmachen fast die Hälfte der Saatgutverkäufevon Syngenta aus. Kein Wunder, dass derKonzern selbst die Agrotreibstoffe der ers-ten Generation befürwortet.

Neben dem Verkauf von Saatgut (insbe-sondere Raps und Zuckerrüben in Europaund Mais in den USA) steigt mit den zusätz-lichen intensiv bewirtschafteten Flächenfür den Anbau von Agrotreibstoffen auchder Gebrauch von Pestiziden. Auch hierführt Syngenta den Weltmarkt an. Ein Bei-spiel dafür sind Breitbandherbizide, die inAgrotreibstoff-Monokulturen, zum Beispielbeim Anbau von Zuckerrohr, eingesetztwerden.

Syngenta setzt vor allem auf Mais – nicht sehr innovativDamit das grosse Geschäft auch weiter-

hin blüht, setzt Syngenta auch seine Lobby-ing-Maschinerie in Gang. Allein im erstenQuartal dieses Jahres investierte Syngentain den USA 400000 US-Dollar, um die Re-gierung von ihrer Sicht über Agrotreibstof-fe, Pestizid- und Patentgesetzgebung zuüberzeugen. Wie abstrus dabei die Argu-mentation von Syngenta ist, zeigt ein Inter-view mit CEO Michael Mack im «News-week»-Magazin vom 9. Mai 2008: Darin be-hauptet er, die Kritiker von Agroethanolseien einfach falsch informiert, oder siewollten mit ihrer Kritik bewusst von denwirklichen Problemen ablenken. Da Mais inden USA nur als Tierfutter verwendet wer-de, habe dessen Anbau für die Ethanolher-stellung keinen Einfluss auf die Ernäh-rungssicherheit. Eine etwas gar kurzsichtigeArgumentation, welche unter anderem dieKonkurrenz um Anbaufläche und Wassereinfach ausser Acht lässt. Beim Agroethanolaus Mais sieht der Syngenta-Chef zudem denVorteil, dass dieser die Selbstversorgung mitEnergie in den USA verbessere. Einen mög-lichen Verzicht auf Agrotreibstoffe bezeich-net er als einen globalen Fehler.

Syngenta profitiert auf allen Ebenen

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Die Markteinführung transgener Kultur-pflanzen ist ein wesentlicher Bestandteilvon Syngentas Zukunftsplänen. Dabei bie-ten Agrotreibstoffe eine willkommene Gele-genheit, die Akzeptanz für Gentechnologiein der Gesellschaft zu erhöhen.

Auch in den kommenden Jahren willSyngenta auf die problematische Anwen-dung von Mais setzen. In ihrer Pipelinesteckt momentan die Weiterentwicklungzweier Projekte: die für 2009 geplante Ein-führung von Mais-Amylase und die für 2011geplante Einführung von Mais-Sorten, diebei der Verarbeitung mehr Ethanol liefern.

Die Mais-Amylase soll die Herstellungvon Agrotreibstoff einfacher und billigermachen. Dazu wird ein Gen für die soge-nannte Mais-Amylase, ein Enzym, das auseinem hitzebeständigen Mikroorganismusstammt und die Ethanolproduktion bei hö-heren Temperaturen möglich macht, in dieMaispflanze eingeführt. Bei der Bearbei-tung der Zulassungsanträge für die Europä-ische Union und Südafrika wurde deutlich,dass die Gefahr besteht, dass dieser Treib-stoff-Mais sowohl Tierfutter-Mais als auchMaisanbau für menschliche Nahrung ver-unreinigen kann.

Gezüchtet wurde zudem auch eine neuekonventionelle «tropische Zuckerrübe», dieim Vergleich zum Zuckerrohr verhältnis-mässig wenig Wasser benötigt. Sie wird alsAlternative zum Zuckerrohr angepriesen.Allerdings klingt das besser, als es tatsäch-lich ist: Da diese Sorte vor allem in trocke-nen Regionen angebaut wird, reicht das dortvorhandene Wasser nicht auch noch für dieLebensmittelproduktion aus.

Die Probleme der zweiten Generation löst Syngenta mit GiftSyngenta engagiert sich auch stark in

der Entwicklung von Agrotreibstoffen derzweiten Generation und erhofft sich, sich

mit Patenten auf neue Technologien eineMonopolstellung zu sichern. Zusammenmit der Queensland University of Techno-logy und der Firma Farmacule Bioindus-tries in Australien werden Zuckerrohr-pflanzen entwickelt, bei welchen die pflan-zeneigenen Prozesse dazu genutzt werdenkönnen, Zellulose in Zucker abzubauen.Gemeinsam mit der Diversa Corporation(heute: Verenium Corporation) hat Syngen-ta 2007 ein Forschungsprojekt gestartet, umneue Enzyme zu erforschen und zu entwi-ckeln, die Biomasse zu Treibstoffen um-wandeln.

Wie ein Artikel auf der Paraquat-Web-site von Syngenta zeigt (www.paraquat.com), ist sich der Konzern bewusst, dassStroh und Biomassereste auf Feldern keineAbfallstoffe sind und dass sich ihre Entfer-nung vom Feld, um daraus Agrotreibstoffeder zweiten Generation herzustellen, nega-tiv auswirkt. Diese Biomassereste wirkengegen Bodenerosion, bieten Lebensraumfür Tiere und erhöhen die Menge an organi-schem Material im Boden. Syngenta propa-giert das giftige Herbizid Paraquat als geeig-netes Mittel zur Lösung dieses Problems.Mit Paraquat und einer pfluglosen Land-wirtschaft soll die Umweltbilanz wiederpositiv werden: «Biofuels need No-Till andParaquat» (Agrotreibstoffe benötigen einepfluglose Bewirtschaftung und Paraquat) –so bewirbt Syngenta ihr umstrittenes Pro-dukt. Es wird dabei verschwiegen, dass Pa-raquat – in Europa seit dem letzten Jahr ver-boten – ein sehr toxisches Herbizid ist unddaher in keinem Fall eine nachhaltige, um-weltfreundliche Lösung darstellt. Weltweitfordern Gewerkschaften, Menschenrechts-und Umweltorganisationen das generelleVerbot des Produktes.

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Der Boom der Agrotreibstoffe hat eine wah-re Goldgräberstimmung ausgelöst. In Latein-amerika mischen auch die Schweizer Bankenkräftig mit.

Lateinamerika gehört zu den wichtigstenProduktionszonen für Agrotreibstoffe. Eineim Mai 2008 von Friends of the Earth Euro-pe in Auftrag gegebene Studie untersuchte,welche Rolle europäische Banken bei derFinanzierung dieser Branche spielen. Ins-gesamt 44 europäische Banken, darunterdie Credit Suisse und die UBS, helfen 13der wichtigsten im Agrotreibstoffgeschäftaktiven Unternehmen bei der Finanzierungihrer Expansion.

Brasilien dominiert den lateinamerikanischen AgrotreibstoffmarktBrasilien gehört zu dominierenden Län-

dern im Geschäft mit Agrotreibstoffen. Dieshat – abgesehen von vorteilhaften klimati-schen Bedingungen und riesigen landwirt-schaftlichen Flächen – vor allem mit Politikzu tun. Die Militärregierung Brasiliens rea-gierte auf den ersten Ölschock der Siebziger-jahre mit einem ambitionierten Programm,um «Energieautarkie» – die Unabhängig-keit vom Weltmarkt – zu erreichen. Neben

der verstärkten Suche nach Erdöl und demBau von Grossstaudämmen gehörte auchdie Produktion von Agroethanol aus Zu-ckerrohr dazu. Schon vor dem aktuellenBoom gab es deshalb in Brasilien eine grossangelegte Produktion, und man konnte Er-fahrung mit den nötigen Technologien sam-meln. In den letzten Jahren sind ausländi-sche Firmen in den zuvor national ausge-richteten Sektor eingestiegen. Ebenso sindneue Unternehmen entstanden, welche vorallem auf den Export von Agroethanol set-zen. Neben dem Agroethanol aus Zucker ist in Brasilien (wie auch in Argentinien)Agrodiesel aus der ohnehin boomenden So-japroduktion von Bedeutung.

Im Juni protestierten in ganz BrasilienKleinbäuerinnen und Landlose gegen Mono-kulturen, den Vormarsch der Agrotreibstof-fe und die Begünstigung der Landwirt-schaftskonzerne auf Kosten der Kleinpro-duzenten. Vor einer Soja-Verarbeitungsan-lage des von der Credit Suisse mitfinan-zierten Bunge-Konzerns wurden sechs Men-schen verletzt, als die Polizei mit Tränengasund Gummischrot auf die Protestierendenschoss.

Grünes Gold

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Die Credit Suisse finanziert die grössteninternationalen Produzenten mit. Ihre Ein-bindung ist bei einer Firma mittelstark undbei drei Unternehmen stark:

Agrenco ist ein brasilianischer Agro-multi. Er ist der wichtigste Sojalieferant fürEuropa. Dieses Jahr nimmt der Konzerndrei Produktionsstätten für Agrodiesel inBetrieb, die insgesamt 450 Millionen LiterTreibstoff produzieren. Die CS war 2007verantwortlich für ein Kreditpaket einerGruppe von Banken. Der grösste Teil davon(120 Mio. Dollar) wurden für die Agrodie-selfabriken gebraucht. Zudem organisiertedie CS auch den Börsengang von Agrencoin São Paulo.

Der Agrobusiness und Nahrungsmittel-konzern Bunge aus den USA ist der grössteVerarbeiter von Soja sowohl in Brasilien alsauch in ganz Lateinamerika. 2007 kaufteBunge einen brasilianischen Zucker- undEthanolproduzenten, zudem ist er in Ar-gentinien an der Ethanolproduktion betei-ligt. Die CS war an verschiedenen Kredit-und Anleihesyndikaten beteiligt. 2006 plat-zierte sie Aktien am US-Kapitalmarkt, wasBunge 667,5 Millionen Dollar einbrachte.

Cosan ist der drittgrösste Ethanol- undder zweitgrösste Zuckerproduzent Latein-amerikas. Die CS organisierte für Cosan An-leiheemissionen und den Gang an die Bör-sen von São Paulo und New York.

Zudem ist mit Archer Daniels Midland eineder untersuchten Agrotreibstofffirmen so-gar in einem als nachhaltig verkauften Aktienfonds («Future Energy») der CS zufinden.

Die UBS hat im Jahr 2006 die brasiliani-sche Investmentbank Pactual übernommenund ist deshalb auch mit lokaleren Firmenim Geschäft. Sie weist zwei schwache, einemittlere und zwei starke finanzielle Bezie-hungen auf:

São Martinho ist ein mittelgrosses bra-silianisches Unternehmen, das Zuckerrohranbaut, damit handelt und es verarbeitet.2007 führte UBS Pactual das Unternehmenan die Börse von São Paulo.

Tereos ist ein französischer Zuckerkon-zern, der im Besitz von Zuckerrübenprodu-zenten ist. Mit einer Produktion von 1300Millionen Litern, die in Europa, Afrika undLateinamerika stattfindet, gehört er zu dengrossen Ethanolproduzenten. In Brasilienhält er eine Mehrheitsbeteiligung an Açu-car Guarani. Diese brasilianische Tochter-firma wurde 2007 von UBS Pactual an dieBörse von São Paulo gebracht.

Der gegenwärtige Agrotreibstoffboom istnur möglich, weil von den Investoren dasGeld fliesst – sei dies über Kredite, Anlei-hen oder durch Börsengänge. Die Schwei-zer Banken unterstützen mit ihrem Enga-gement diese Fehlentwicklung. Verantwor-tungsvolle Banken sollten nicht in dieProduktion von Agroethanol und -diesel in-vestieren, sondern wirklich klimafreundli-che Alternativenergien (Sonne und Wind)und nachhaltige Mobilität (öffentlicher Ver-kehr) fördern und finanzieren.

Die Beteiligung der Schweizer Banken

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Bei einer Fehlentwicklung dieses Ausmasses,bei der der Luxus einer unbeschränkten Mobi-lität im Norden mit Hungernden im Süden bezahltwerden soll, erstaunt die sich bildende breiteAbwehrfront nicht: Nichtregierungsorganisatio-nen (NGO), Kirchen, Wirtschafts- und Wissen-schaftsvertreterInnen aus aller Welt haben inden letzten Monaten dezidiert gegen Agrotreib-stoffe Stellung genommen.

Wo das Recht auf Nahrung in Gefahr ist, istes die Aufgabe des Uno-Sonderberichter-statters für das Recht auf Nahrung, zu inter-venieren (siehe Kasten). Olivier De Schut-ter, seit wenigen Monaten im Amt, plädier-te Ende Mai 2008 dafür, keine neuen Inves-titionen und Subventionen für die Agro-treibstoffproduktion zuzulassen. In dieselbeKerbe haut auch Professor Stefan Tanger-mann, Direktor für Handel und Landwirt-schaft bei der OECD. Er sagte, dass Agro-treibstoffe «ökonomisch und ökologisch einIrrweg» seien. Im Juni 2008 verlangte er,dass Industrienationen ihre Subventionspo-litik bei Agrotreibstoffen sofort beenden, dadie Flächenkonkurrenz zwischen Agrotreib-stoffen und Nahrungsmitteln massgeblichfür den weltweiten Preisanstieg bei Nah-rungsmitteln verantwortlich seien.

Bereits 2007 riefen mehr als 150 inter-nationale Organisationen ebenfalls zumMoratorium gegen die Agrotreibstoffe ausindustriellen Monokulturen auf und verur-teilten die Agrotreibstoffziele der EU («Callfor an immediate moratorium on EU incen-tives for agrofuels, EU imports of agrofuelsand EU agroenergy monocultures»). Meh-rere lateinamerikanische Netzwerke vonNGO haben an die Vertreter der EU einenoffenen Brief geschrieben, in dem sie ihreSorgen über die europäische Agrotreibstoff-politik zum Ausdruck bringen. Sie fordernErnährungssouveränität statt Agrotreibstof-fe für den Export («We want food souve-reignty, not biofuels»). Auch das «Inter-national Planning Committee for Food So-vereignty» (IPC, ein globales Netzwerk vonBauern- und Nichtregierungsorganisatio-nen; www.foodsovereignty.org/new) fordertden sofortigen Stopp der Produktion indus-trieller Agrotreibstoffe. Mitglieder von Bür-gerrechtsorganisationen aus Afrika fordernein Moratorium für die weitere Entwick-lung im Agrotreibstoffbereich und ein welt-weites Exportmoratorium für Agrotreibstof-fe («An African Call for a Moratorium onAgrofuel Developments»).

Ein weltweites Nein

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Ein ökologischer WahnsinnIn den USA läuft seit Juni 2008 die

«Food Before Fuel»-Campaign («Nahrungvor Treibstoff»-Kampagne) der Nahrungs-mittelindustrie gegen die Agrotreibstoff-politik der USA (www.foodbeforefuel.org).Die US-Initiative ist kein Einzelfall. Der da-malige Chef von Nestlé, Peter Brabeck, liesssich bereits in der «Zeit» vom 4. April 2007wie folgt zitieren: «Die allgemeine Begeiste-

rung für Biokraftstoffe ist ökologischerWahnsinn. ( ... ) Biokraftstoffe führen dazu,dass die Preise für Grundnahrungsmitteldramatisch steigen. Die Autofahrer in denreichen Industrienationen werden subven-tioniert auf Kosten der Ärmsten der Weltbe-völkerung.» Unilever, ein weiterer Gigantder Nahrungsmittelindustrie, meint, dassdie Agrotreibstoffe der ersten Generationweder ein ökologisches noch kosteneffi-zientes Mittel seien, um Treibhausgase zu reduzieren. Solche Forderungen erfolgennatürlich auch aus Eigennutz, da die Le-bensmittelhersteller an tiefen Preisen inte-ressiert sind.

Auch die Kirche hat sich kritisch zu denEntwicklungen bei Agrotreibstoffen geäus-sert. Papst Benedikt sagte in einer Botschaftzum Ernährungsgipfel im Juni 2008 in Rom,dass eine zusätzliche Nahrungsmittelpro-duktion den Hunger nur lindern werde,wenn sie von einer gerechten Verteilung derNahrungsmittel begleitet und dorthin ge-lenkt werde, wo sie elementare Bedürfnis-se befriedige. Deutlicher wird der bekann-te brasilianische Befreiungstheologe BettoFrei, der Agrotreibstoffe schlicht als «Ne-crocombustiveis» – als Todestreibstoff – be-zeichnet.

Auch von Seiten der Wissenschaft sindunzählige kritische Stimmen zu verneh-men. So kritisiert zum Beispiel der Wis-senschaftliche Beirat für Agrarpolitik inDeutschland1, dass die Förderung von Ag-rodiesel und Agroethanol nicht dem Klima-schutz dient und ineffizient ist. Er empfiehltdeshalb, die Quoten für Agrotreibstoffe zu-rückzunehmen. Prominente Wissenschaft-ler wie der Nobelpreisträger für ChemieProfessor Paul J. Crutzen warnen, dass dasbeim Energiepflanzenanbau entstehendestarke Treibhausgas Lachgas zu einer nega-tiven Ökobilanz führe.2 Professor John Bed-dington, Experte für erneuerbar Ressourcen

Das Recht auf Nahrung

Das Recht auf Nahrung, bzw. Recht auf ange-messene Ernährung, ist als Menschenrecht inder UN-Menschenrechtscharta seit 1948 völ-kerrechtlich verankert. Das Recht auf ange-messene Ernährung beruht auf der Erkenntnis,dass die Ursache von Hunger zum grösstenTeil nicht ein Mangel an Nahrung selber, son-dern vielmehr ein Mangel am Zugang zu Nahrung und Ressourcen oder ihre Zerstörungist. Jeder Mensch hat das Recht, jederzeit Zugang zu angemessener Nahrung zu haben.Es ist die Aufgabe der Staaten, dies zu ach-ten und zu gewährleisten. Sie dürfen also nie-mandem Nahrungsmittel oder den Zugang zu Nahrung verweigern, auch nicht durch dieLandenteignung von Kleinbauern, geschiehtdies ohne Kompensation. Sie müssen dasRecht auf angemessene Ernährung vor Drittenschützen, so müssen sie auch dafür sorgen,dass der Zugang zu Nahrung etwa durch Kon-zerne nicht behindert wird. Um das Recht auf angemessene Ernährung besser durchzu-setzen, hat die UN-Menschenrechtskom-mission einen UN-Sonderberichterstatter ein-gesetzt. Dieser berichtet der Menschen-rechtskommission über die vorhandenen Prob-leme und unterbreitet Lösungsvorschläge.2004 hat die FAO freiwillige Leitlinien zum Men-schenrecht auf Nahrung verabschiedet. An-gesichts der weltweit 850 Millionen an Hungerund Unterernährung leidenden Menschenhandelt es sich beim Recht auf angemesseneErnährung wohl um eines der am krasses-ten verletzten Menschenrechte.

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und Chefwissenschaftler der britischen Re-gierung, sagt, landwirtschaftliche Flächenseien zu kostbar für Energiepflanzen.

In der Schweiz regt sich WiderstandIm Gegensatz zur EU oder den USA

haben die Agrotreibstoffe bei uns nur be-schränkt Aufwind. Deshalb ist auch dieOpposition bei uns noch etwas kraftlos.Immerhin: Alliance Sud, die Arbeitsge-meinschaft der Hilfswerke, forderte vomBundesrat im Mai 2008, auf die für den 1. Juli 2008 vorgesehene Steuerbefreiungfür Agrotreibstoffe (im Gesetz zur Mineral-ölsteuerbefreiung, siehe Kapitel «Pflästerli-politik», Seite 28) vorläufig zu verzichten.Es sei falsch, pflanzliche Treibstoffe steuer-lich zu begünstigen und damit ihren Im-port aus Entwicklungsländern anzukurbeln,wenn gleichzeitig enorme Preissteigerun-gen für Nahrungsmittel Millionen von Men-schen in den Hunger trieben. Ausserdemsei das Recht auf Nahrung weder in der Ver-ordnung noch in den vom Staatssekretariatfür Wirtschaft (Seco) ausgearbeiteten Vor-schlägen für eine «Sozialklausel» explizitals vorrangig erklärt worden. Dies wider-spreche dem Willen des Gesetzgebers, derdas Primat der Ernährungssicherheit klarbetont habe.3 Diverse Nichtregierungsorga-nisationen der Schweiz, darunter die Er-klärung von Bern (EvB), Swissaid und Al-liance Sud, welche den Agrotreibstoffenkritisch gegenüberstehen, haben sich zur informellen «Plattform Agrotreibstoffe» for-miert, um ihre Arbeit und Aktivitäten inZukunft besser zu koordinieren.

Die Kritik ist auch in der Schweiz breitabgestützt. Dies zeigt sich auch in der Stel-lungnahme des Schweizerischen FAO-Ko-mitees, eines vom Bundesrat eingesetztenGremiums aus Vertretern der Wirtschaft,Wissenschaft und NGO, das Regierung undBehörden zu Fragen der FAO (Organisation

für Ernährung und Landwirtschaft der Ver-einten Nationen) berät. Das Komitee fordert«einen Verzicht auf Förderungsmassnah-men von Bio-/Agrotreibstoffen, deren Pro-duktion eine spürbare Konkurrenz zurmenschlichen Ernährung darstellt. DieSchweiz soll sich auf internationaler Ebe-ne in diesem Sinne einsetzen und den Ver-zicht auf Förderungsmassnahmen auf na-tionaler Ebene umsetzen.»4

1 Wissenschaftlicher Beirat Agrarpolitik beim Bundesministeriumfür Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz 2007: Nut-zung von Biomasse zur Energiegewinnung. http://www.bmelv.de

2 Crutzen, P.J., Mosier, A.R., Smith, K.A. & Winiwarter, W. 2008.N2O release from agro-biofuel production negates global warmingreduction by replacing fossil fuels. Atmospheric Chemistry andPhysics 8, 389 – 395. www.atmos-chem-phys.net

3 Dies ist auch dem Wortprotokoll der Ständeratsdebatte vom11.12.2006 zu entnehmen. www.admin.ch

4 Bundesamt für Landwirtschaft 2008. FAO-Ministerkonferenz überErnährungssicherheit und die Herausforderungen von Klima-wandel und Bio-/Agroenergieproduktion, Rom, 3.– 5. Juni 2008.Positionspapier des Schweizerischen FAO-Komitees. www.blw.admin.ch

Ernährungssouveränität

Ernährungssouveränität bezeichnet das Rechtaller Völker und Länder, demokratisch überihre Landwirtschafts- und Ernährungspolitik zubestimmen. Ursprünglich von La Via Campesi-na, einem weltweiten Zusammenschluss vonKleinbauern- und Landarbeiterorganisationengeprägt, beinhaltet das Konzept der Ernäh-rungssouveränität das Recht auf Nahrung,Vorrang für die lokale Produktion, Zugang zuRessourcen, Achtung der Rechte der Bauern,Schutz vor billigen Importen, Förderung von nachhaltiger Landwirtschaft und sozialeGerechtigkeit.

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_ Syngenta fährt dank hoher Nahrungspreise und der Produktion von Agrotreibstoffen satte Gewinne ein.

_ Schweizer Banken sind kräftig am Agrotreibstoffboombeteiligt.

_ Weltweit regt sich Widerstand, immer mehr Leute fordern einen Stopp der Agrotreibstoffproduktion.

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Zögerlich versuchen jetzt Politiker, die durch die Agrotreibstoffproduktion verursachten Miss-stände zu mildern. Ob der gewählte Weg zumZiel – einer nachhaltigen Klima- und Energie-politik – führt, ist fraglich.

Manche Politiker realisieren nun, dass Ag-rotreibstoffe nicht unproblematisch sind,und versuchen, die negativen Auswirkun-gen von Agrotreibstoffen einzudämmen:Zuerst handeln, dann denken. So arbeitetdie EU-Kommission an Kriterien, die si-cherstellen sollen, dass die Einsparungenvon Treibhausgasen mindestens 35 Prozentbetragen und für den Anbau der Treibstoffekeine Ökosysteme wie Regenwälder, dieviel CO2 speichern oder eine hohe Arten-vielfalt aufweisen, geopfert werden. DieseNachhaltigkeitskriterien stehen allerdingsselbst in der Kritik. Unter anderen weist die Niederländische Umweltagentur aufderen Mängel hin: Selbst gemäss EU-Krite-rien zertifizierte Agrotreibstoffe würden zu steigenden Treibhausgasemissionen, demSchwinden der Biodiversität und zu stei-genden Nahrungsmittelpreisen beitragen.1

Soziale Aspekte, Ernährungssouveränität,Konflikte um Land und Wasser, Flächen-nutzungsveränderungen sowie das Problem

der Bodendegradation würden nicht be-rücksichtigt.

Die Agentur weist weiter auf den Wider-spruch zwischen politisch forcierten Nach-fragesteigerungen (Zielwerte und Subven-tionen) und Regulierungsvorhaben, dieeine nachhaltige Produktion von Agrotreib-stoffen sicherstellen sollen, hin: Denn es sei nicht möglich, die festgelegten Mengennachhaltig zu produzieren, und somit be-stehe ein starker Anreiz, das System zu be-trügen. Die französische Staatssekretärinfür Ökologie Nathalie Kosciusko-Morizeträumte Ende Juni 2008 ein, dass es «wahr-scheinlich ein Fehler» war, Zielvorgabenfür erneuerbare Energien zu setzen, unddass diese Ziele in Zukunft neu überdachtwerden könnten. Auch die EU-Umweltkom-mission plädierte Anfang Juli 2008 dafür,den vorgeschriebenen Anteil an erneuer-baren Energien am Treibstoffverbrauch bis2015 auf 4 Prozent zu senken und danacheine Neubestimmung durchzuführen, bevorer erhöht wird. Es bleibt jedoch abzuwar-ten, inwieweit sich diese kritischen Stim-men durchzusetzen vermögen.

Auch in der Schweiz hat das Parlamentin der Gesetzesänderung zur Mineralölsteu-erbefreiung festgelegt, dass nur die Treib-

Pflästerlipolitik

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stoffe von der Mineralölsteuer befreit wer-den, die eine positive ökologische Gesamt-bilanz und sozial annehmbare Produk-tionsbedingungen aufweisen. ErneuerbareTreibstoffe werden von der Steuer befreit,wenn sie, bezogen auf Benzin, mindestens40 Prozent weniger Treibhausgase verursa-chen, die Umwelt nicht erheblich mehr be-lasten und den Erhalt der Regenwälder undder biologischen Vielfalt nicht gefährden.2

Der Fakt, dass diese Treibstoffe, welche dieUmwelt insgesamt stärker belasten als Ben-zin, von der Mineralölsteuer befreit sind,ist aus unserer Sicht problematisch. AufDruck von Hilfswerken und Umweltorgani-sationen integrierte das Parlament die Be-dingung von sozial annehmbaren Produk-tionsbedingungen in das Gesetz. Bei derUmsetzung dieses Gesetzesartikels wirddiesem Aspekt jedoch nicht genug Rech-nung getragen. Das Staatssekretariat fürWirtschaft Seco hat sich lediglich auf dieKernübereinkommen der internationalenArbeitsorganisation (ILO) – Recht auf Ver-einigungsfreiheit, Abschaffung von Zwangs-und Kinderarbeit, Verbot der Diskriminie-rung – beschränkt. Diese Kriterien reichennicht aus, um auf die Konkurrenzsituationzwischen Agrotreibstoffen und Nahrungs-mitteln einzugehen. Weiter findet auch dasRecht auf Nahrung keine Erwähnung.

An der ETH Lausanne arbeitet derRoundtable on Sustainable Biofuels an Kri-terien für ein internationales Label fürAgrotreibstoffe, welches ökologische so-wie soziale Kriterien berücksichtigen soll.Daran beteiligt sind vor allem Vertreter ausder Wirtschaft, der Verwaltung, UN-Organi-sationen, Wissenschaft und einzelne NGO.Auch hier wird es schwierig sein, die we-sentlichen Probleme von Agrotreibstoffenin den Zertifizierungsprozess zu integrie-ren. Inwieweit die Konkurrenz zum Nah-rungsmittelanbau oder Landnutzungsände-

rungen Folgen haben, wie zum Beispiel Ab-holzung, ist kaum abzuschätzen. Ein Feld,auf dem früher Nahrungsmittel und jetztPflanzen für Agrotreibstoffe angebaut wer-den, erfüllt die Zertifizierungskriterien, weilkein Urwald gerodet wurde. Dass nun Nah-rungsmittel woanders wachsen müssen undaus Mangel an Ackerland Waldrodungenvorgenommen werden, wird ignoriert. DieAuswirkungen sind hingegen genauso de-saströs, wie wenn der Urwald direkt für Ag-rotreibstoffe gerodet worden wäre. Vertrei-bungen oder ungerecht verteilter Zugang zuLand und anderen natürlichen Ressourcensind ebenfalls schwer nachweisbar.

Es gibt grundsätzliche Probleme mitZertifizierungen dieser Art: In vielen Län-dern ist es sehr schwierig, Richtlinien zukontrollieren und durchzusetzen. Vertretervon südlichen Ländern sind meist bloss ineiner Minderheit an der Entwicklung sol-cher Kriterien beteiligt, und die Kriterienwerden hauptsächlich für den Export ent-wickelt. Oft sind Zertifizierungsinitiativenvon Wirtschaftinteressen dominiert undGewerkschaften, Umwelt- und Sozialver-bände unzureichend involviert. Es bestehtdaher die Gefahr, dass Agrotreibstoffzertifi-kate bloss das Gewissen der besorgten Poli-tiker und Konsumenten im Norden beruhi-gen sollen. Agrotreibstoffen wird ein «grü-nes Mäntelchen» umgehängt, unter demsich weiterhin schmutzige Geschäfte ver-stecken lassen. Anhand der Kriterien lassensich lediglich schlechte von ganz schlech-ten Agrotreibstoffen unterscheiden. ÜberSinn und Unsinn von industriell produzier-ten Agrotreibstoffen geben sie aber keineAntwort.

1 Netherlands Environmental Assessment Agency. 2008. Local andglobal consequences of the EU renewable directive forbiofuels. Testing the sustainability criteria. www.mnp.nl/en/publications/2008

2 Erläuterungen: Änderung der Mineralölsteuerverordnung. Eidgenössische Zollverwaltung: www.ezv.admin.ch

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Flüssige Agrotreibstoffe sind weder klimaneu-tral noch umweltfreundlich oder nachhaltig. Sielösen weder die Probleme des Klimawandelsnoch der Energieversorgung. Im Gegenteil, sieschädigen die Umwelt, konkurrieren mit derNahrungsmittelproduktion und verursachen so-ziale Misere.

Durch Agrotreibstoffe wird unser jetzigesineffizientes System, welches einseitig auffossile Energie ausgerichtet ist, fortgeschrie-ben. Indem vorgegeben wird, der Problem-rohstoff Erdöl (Stichworte Klimawandel,steigende Preise, keine uneingeschränkteVerfügbarkeit) könne durch Agrotreibstoffeteilweise ersetzt werden, verhindert manein notwendiges Umdenken. Profiteuresind grosse transnationale Unternehmen.Leidtragende sind all jene, deren Zugang zuBoden, Wasser und Nahrungsmittel durchdie neue Konkurrenz geschmälert wird. Eswäre nötig, grundlegend umzudenken unddie Probleme der Nahrungsmittelsicher-heit, der Energieversorgung und des Klima-wandels in ihrer wechselseitigen Verflech-tung zu sehen und nachhaltig zu lösen.

Ernährungssicherheit und LandwirtschaftErnährungssicherheit muss vor der Treib-

stoffherstellung absoluten Vorrang haben.Um die Ernährungssicherheit weltweit undlängerfristig zu gewährleisten, ist es ent-scheidend, dass wir uns abkehren von derintensiven Landwirtschaft, welche ihre eigenen Grundlagen zerstört. Wir müssenuns zu einer biologischen und nachhalti-gen Landwirtschaft hin entwickeln, die da-zu beiträgt, Biodiversität zu bewahren, dieRessourcen zu schonen und gesunde Le-bensmittel zu produzieren. So kommt auchder internationale Bericht zur landwirt-schaftlichen Forschung und Technologiefür Entwicklung (IAASTD, www.agassess-ment.org) zum Schluss, dass nur eine regio-nale und ökologisch ausgerichtete Land-wirtschaft zur Überwindung von Hungerund Armut geeignet ist. Darüber hinaus gibtes gerade in Entwicklungsländern auch vielPotenzial für die Entwicklung von nach-haltiger Landwirtschaft. Die weltweit ver-fügbare Nahrungsmenge würde steigen,wenn weltweit, insbesondere in den Ent-wicklungsländern, ökologisch bewirtschaf-tet würde.1 Die Diskussion um Agrotreib-stoffe muss zum Anlass genommen werden,

Zusammenfassung

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sich mit der intensiven Landwirtschaft aus-einanderzusetzen.

EnergieversorgungUm die Energieprobleme zu lösen, müs-

sen wir den Energieverbrauch senken: Zumeinen durch effizientere Nutzung der Ener-gie, zum anderen durch einen wenigerenergieintensiven Lebensstil. Der verblei-bende Bedarf muss mit wirklich nachhaltigerzeugten Energieformen abdeckbar sein.Bei der Mobilität bedeutet dies, dass wir dieTransportwege (im Güter- wie auch im Indi-vidualverkehr) hinterfragen und reduzie-ren, zum Beispiel, indem wir mehr auf lo-kale Märkte und regionale Wertschöpfungsetzen und den öffentlichen Verkehr sowieden Langsamverkehr (Velo, zu Fuss gehen)fördern. Energie kann durch eine Erhöhungder Energieeffizienz gespart werden, zumBeispiel durch Geschwindigkeitsbegren-zungen, bessere Reifen und Autos mit ge-ringerem Treibstoffverbrauch.

Statt Geld für Agrotreibstoffe aufzuwen-den, sind mehr Mittel in die Entwicklungvon tatsächlich nachhaltigen Energien zuinvestieren, so zum Beispiel in die Solar-oder Windenergie. Vor allem Solarenergiehat sehr viele Vorteile: Zu ihrer Gewinnungkönnen Flächen verwendet werden, zumBeispiel von Gebäuden oder Wüstenge-bieten, die nicht mit der Produktion von Lebensmitteln konkurrieren. Ausserdemliefert die Solarenergie sehr viel höhereEnergieerträge pro Fläche als Bioenergie:fotovoltaische Solarzellen sammeln zumBeispiel 100-mal so viel Energie wie Pflan-zen. Ein Hektar landwirtschaftlicher Flächeliefert Treibstoff, um ein Auto ein Jahr langzu betreiben. Würde auf der gleichen Flä-che Fotovoltaikstrom erzeugt, reichte die-ser, um mindestens 300 Elektroautos mitder gleichen Fahrleistung zu versorgen(auch weil Elektroautos einen deutlich hö-

heren Wirkungsgrad haben). Das Potenzialvon Windenergie oder lokaler Lösungenwie zum Beispiel von Erdwärme oder klei-ner Wasserkraftwerke ist noch lange nichtausgeschöpft. Auch Energie aus Biomassekann auf lokaler Ebene eine Rolle spielen:sei dies Biogas aus einer Kompostanlagemit Wärmenutzung oder eine Holzschnit-zelheizung aus tatsächlichen Holzabfällen.Vor allem in den Entwicklungsländern kanndie lokale Bevölkerung langfristig stärkerprofitieren, wenn angepasste dezentraleEnergiesysteme gefördert werden, statt dasssie Agrotreibstoffe für den Export in denWesten anbaut.

TreibhausgaseEine weitere ergreifbare und wirksame

Massnahme zur Reduktion von Treibhaus-gasen ist, sofort die Abholzung von Wäl-dern zu stoppen und mit dem Umbruch vonGrünflächen aufzuhören. Stattdessen müs-sen natürliche Wälder bewahrt und aufge-forstet werden. Damit werden auch sehrgrosse Mengen an CO2 gebunden, da dieWälder nicht nur in ihrer Biomasse, son-dern auch im Boden reichlich CO2 binden.

1 Perfecto, I & Badgle, C. 2008: Kann Bio-Landwirtschaft die Welt ernähren? Ökologie & Landbau, S. 53–55

Wasser zum Kochen,Trinken undGeschirrspülen für 1 Person für144 Tage

ODER

1lAgroethanol

✕ol

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___ Ein Umdenken ist nötig: Das «Weiterma-chen wie bisher» ist im Energie- wieauch im Landwirtschaftssektor unmög-lich. Zuerst müssen wir, die Industrie-nationen, unseren Energieverbrauchreduzieren, die Nutzung von nachhalti-gen Energieformen (Sonne, Wind) vor-antreiben und mit unseren beschränk-ten Ressourcen (Boden, Wasser, Biodi-versität, Wälder) sorgfältiger umgehen.

___ Die staatliche Förderung von Agrotreibstoffenmuss gestoppt werden. Weltweit dürfendie industriell hergestellten flüssigenAgrotreibstoffe Agroethanol und Agro-diesel weder durch direkte oder indi-rekte Subventionen (zum Beispiel Mineralölsteuerbefreiung, Landwirt-schaftssubventionen) noch durch poli-tische Massnahmen, die zur Nachfrage-steigerung führen (zum Beispiel Ziel-werte für Beimischungen) oder öffent-liche Investitionen gefördert werden.

___ Die Schweizer Regierung soll in unseremLand ein Moratorium für die indus-trielle Produktion und den Import vonAgrotreibstoffen einführen, um die fal-

sche Entwicklung zu stoppen. Für einsolches Moratorium soll sich dieSchweiz auch international starkma-chen, zum Beispiel im Rahmen der UN-Organisation für Ernährung und Land-wirtschaft (FAO), der UN-Kommissionfür Nachhaltige Entwicklung (CSD)oder der Biodiversitätskonvention (CBD).

___ Gleichzeitig soll sich die Schweiz zusam-men mit der internationalen Staaten-gemeinschaft für die Förderung vonnachhaltigen Energieformen, für eineReduktion des Ausstosses an Treib-hausgasen und für den Schutz der bio-logischen Vielfalt einsetzen.

___ Die Schweizer Regierung soll sich gemein-sam mit der internationalen Staaten-gemeinschaft dafür einsetzen, dass dasPrinzip der Ernährungssouveränität(siehe Kasten auf Seite 26) in der Rea-lität umgesetzt wird und Menschen-rechte, wie das Recht auf Nahrung,nicht durch wirtschaftspolitische Ent-scheide – zum Beispiel im Rahmen derWTO oder von bilateralen Freihandels-verträgen – ausgehebelt werden.

Forderungen

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___Die internationale Staatengemeinschaft muss weltweit für die Durchsetzungeiner Landwirtschaft sorgen, die natür-liche Ressourcen schont und mit wel-cher nachhaltig Lebensmittel in ersterLinie für regionale Märkte produziertwerden und die Nahrungssicherheitauch in den Ländern des Südens lang-fristig sichergestellt wird. Die FAOmuss dabei eine führende Rolle über-nehmen.

___ Der noch bestehende Regenwald darfnicht weiter abgeholzt und zerstörtwerden. Die internationale Staatenge-meinschaft muss allen indigenen Völ-kern den Besitz ihres Landes und dieAusübung ihrer kulturellen Rechte ga-rantieren.

___ Auch Schweizer Unternehmen müssen so-zial und ökologisch verantwortungsvollhandeln. Syngenta soll sich nicht ander Entwicklung und am Verkauf vonSaatgut für die Produktion von Agro-treibstoffen beteiligen. Die SchweizerBanken sollten keine Kredite an Agro-treibstoffproduzenten vergeben.

___ Jeder Verbraucher sollte seinen Energie-verbrauch kritisch hinterfragen undnach Möglichkeit reduzieren und so-mit zum Klima- und Umweltschutzbeitragen.

Energie für1 Tag

zum Überleben ODER

4,5 kmmit dem Autofahren

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Alliance Sud: www.alliancesud.ch>Themen/Kampagnen >Nachhaltige Entwicklung

Basler Appell gegen Gentechnologie 2008: Agrotreibstoffe: Gentech im Tank. www.baslerappell.ch

Eidgenössische Zollverwaltung. Mineralöl-steuerverordnung, Änderung vom 30. Januar 2008.www.ezv.admin.ch

Grain: Seedling, July 2007: Agrofuels special issue. www.grain.org (englisch)

Golt-Gimenez, E. 2007: Biofuels: The Five Myths of the Agro-Fuels Transition. www.globalresearch.ca (englisch)

Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) 2007:Biofuels: Is the cure worse than the disease?www.oecd.org (englisch)

Ökozentrum Langenbruck 2008: Vision einer Schweizer Energieversorgung mit Zukunft: Ressourcen und Technologien. www.oekozentrum.ch

Swissaid 2008: Agrotreibstoffe bedrohenErnährungssouveränität. SWISSAID-Positions- undHintergrundpapier. www.swissaid.ch

Weltklimarat der Vereinten Nationen (IPCC): Climate Change 2007: Synthesis Report.www.ipcc.ch (englisch)

Wissenschaftlicher Beirat Agrarpolitik beimBundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz 2007: Nutzung von Biomasse zur Energiegewinnung.www.bmelv.de

Weiterführende Websites

BIS ZUM LETZTEN TROPFEN__35

✕Zucker für1500TafelnSchokolade

ODER

1 ✕mit dem Auto vonGenf nach St. Gallen fahren

✕m

1f


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