dies academicus 2015 • Seite 3
3 Programm
4 Vorwort
5 Festrede
6 Karl-Heinz-Pollok-Gedächtnispreis des Neuburger Gesprächskreises Wissenschaft und Praxis an der Universität Passau e. V.
8 Dissertationspreis der Sparda-Bank Ostbayern eG
10 Dissertationspreis der Sparkasse Passau
12 Dissertationspreis des Vereins der Freunde und Förderer der Universität Passau e. V.
14 Dissertationspreis der Universität Passau
16 Preis für gute Lehre der Universität Passau
18 Preis für besondere Verdienste um die Internationalisierung der Universität Passau
20 Preis für besonderes Engagement an der Universität Passau
21 Forschen-mit-Kind-Preis
22 Partner des Dies academicus
InhaltsverzeichnisKirchsteg-Boarischer (Peter Moser)
Präsident Prof. Dr. Burkhard Freitag Begrüßung
Staatsminister Dr. Ludwig Spaenle, MdL Grußwort des Bayerischen Staatsministers für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst
Oberbürgermeister Jürgen Dupper Grußwort der Stadt Passau
Prof. Dr. Dr. Godehard Ruppert, Präsident der Universität BambergGrußwort der Universität Bayern e. V.
Prof. (em.) Dr. Peter Steinbach, Mitglied des Universitätsrats Rückblick „Die Universität Passau in den vergangenen 10 Jahren“
Maxglaner (Traditional)
Dr. Alfred Oetker, Stellvertreter des Vorsitzenden des Beirats und Gesellschafter der Dr. August Oetker KG, Festvortrag „Internationalisierung von Familienunternehmen – Gibt es ein Erfolgsrezept?“
Sat (Boban Markovic)
Vizepräsident Prof. Dr. Harry Haupt Verleihung der Wissenschaftspreise der Universität Passau
Vizepräsident Prof. Dr. Rainer Wernsmann Verleihung des Preises für gute Lehre der Universität Passau
Vizepräsidentin Prof. Dr. Ursula Reutner Verleihung des Preises für besondere Verdienste um die Internationalisierung
Präsident Prof. Dr. Burkhard Freitag Verleihung des Preises für besonderes Engagement
Vizepräsident Prof. Dr. Rainer Wernsmann Verleihung des Forschen-mit-Kind-Preises
Corta-Jaca (Chiquinha Gonzaga)
Präsident Prof. Dr. Burkhard Freitag Schlussworte
Malagueña salerosa (Elpidio Ramírez Burgos)
Musikalische Gestaltung: D'Sturmberger Feiertagsmusi
Programm
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VorwortLiebe Universitätsangehörige,liebe Ehemalige, liebe Freundinnen und Freunde,sehr geehrte Damen und Herren,
der Dies academicus bildet jährlich den festlichen Rahmen, um herausragende Leistungen in For-schung und Lehre sowie außergewöhnliches Enga-gement mit Preisen zu würdigen. Gleichzeitig ist der Jahrestag auch Anlass, im bewegten akademischen Jahr innezuhalten und die hinter uns liegende Zeit zu reflektieren. Da meine Amtszeit als Präsident der Universität Passau am 31. März 2016 enden wird, möchte ich den heutigen Anlass auch für einen kurzen persön-lichen Rückblick nutzen: Seit 2006 bin ich Mitglied der Universitätsleitung, seit 2012 im Amt des Präsidenten. Diese Jahre waren stark geprägt von der Exzellenzinitiative, der Umsetzung der Bologna-Reform, der Bewältigung der doppelten Abiturjahr-gänge sowie der Einführung und Wiederabschaffung der Studienbeiträge, um nur einige Stichworte zu nennen. Und trotz dieser fordernden Rahmenbedingungen konnten wir in den letzten Jah-ren herausragende Erfolge an unserer Universität erzielen: Einen Meilenstein stellt die Bewilligung des ersten Graduiertenkollegs seit Gründung der Universität dar. Die Forschungsleistung stieg kontinuierlich, was sich sowohl im stark gewach-senen Drittmittelaufkommen als auch in der Herausbildung neuer Forschungs-schwerpunkte und Kompetenzcluster zeigt. Der Lehrinnovationspool sowie neue attraktive Studiengänge und Doppelabschlüsse bereichern Lehre und Studium. Strategische Partnerschaften mit renommierten ausländischen Universitäten und englischsprachige Studienangebote haben die Internationalisierung weiter voran-gebracht. Durch unser Ausbau- und Profilbildungsprogramm Technik Plus entstan-den bislang neun zusätzliche Lehrstühle, das Transferzentrum und die überaus er-folgreiche Gründungsförderung. Zwei weitere Lehrstühle folgen im kommenden Jahr; im Endausbau sollen es fünfzehn neue Lehrstühle sein. Daneben haben wir die Zusammenarbeit in der Region systematisch gestärkt. Durch das Netzwerk Internet und Digitalisierung Ostbayern (INDIGO) ist die Universität seit Sommer 2014 noch stärker mit den Hochschulen und der Wirtschaft in der Region vernetzt. Insgesamt konnten wir unser wissenschaftliches Profil in den zurückliegenden zehn Jahren deutlich schärfen und unsere Sichtbarkeit als Wissenschaftseinrichtung steigern.
Allen, die in dieser Zeit zur erfolgreichen Weiterentwicklung unserer Universität beigetragen haben, gilt mein Dank. Der Universität und uns allen wünsche ich wei-terhin den verdienten Erfolg. Ich bin sicher, die Universität Passau ist für die Heraus-forderungen der Zukunft sehr gut aufgestellt!
Ihr
Burkhard FreitagPräsident der Universität Passau
„Internationalisierung von Familienunternehmen – Gibt es ein Erfolgsrezept?“
Zur Person
Dr. Alfred Oetker (geb. 1967) ist stellvertretender Vorsitzender des Beirats der Dr.
August Oetker KG. Die Oetker-Gruppe gehört mit über 30.000 Mitarbeitern und
einem Umsatz von rund 11 Milliarden Euro zu den großen europäischen Famili-
enunternehmen. Eine breite Diversifikation in sechs Geschäftsfeldern mit mehr als
400 Firmen weltweit kennzeichnet das international agierende Unternehmen, das
bereits seit über 100 Jahren besteht.
Nach der Ausbildung zum Bankkaufmann studierte Alfred Oetker Betriebswirt-
schaftslehre an den Universitäten Passau und Oxford. Promoviert wurde er 1999
an der Handelshochschule Leipzig (HHL). Bis 2001 arbeitete er als Brand Manager
für Henkel. 2001 wechselte er zur Oetker-Gruppe. Er durchlief dort verschiedenste
Funktionen, zunächst in Bielefeld, dann in Belgien und Luxembourg, von 2003 bis
2012 führte er als Managing Director Dr. Oetker in den Niederlanden.
Dr. Alfred Oetker ist Mitglied des Beirats des Bankhauses Lampe KG und Mitglied
des Summit Committee des Consumer Goods Forum. Er gehört dem Präsidium des
Industrie- und Handelsclubs Ostwestfalen-Lippe sowie dem Vorstand der Deutsch-
Niederländischen Handelskammer an.
Dr. Alfred Oetker Stv. Vorsitzender des Beirats und Gesellschafter der Dr. August Oetker KG
Festrede
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Privatdozent Dr. Thomas Fickert
„Zur Bedeutung von Dauerbeobachtungsstudien in der Sukzessionsforschung. Zwei Fallstudien zur Primärsukzession in Gletschervorfeldern in den Ostalpen und zur Sekundärsukzession sturmge-störter Mangrovenwälder in Honduras.“
Wissenschaftspreise der Universität Passau
Karl-Heinz-Pollok-Gedächtnispreis des Neuburger Gesprächskreises Wissenschaft und Praxis an der Universität Passau e. V.
Fachmentorat: Prof. Dr. Dieter Anhuf (Vorsitzender) Prof. Dr. Peter Hiering Prof. Dr. Michael Richter (Universität Erlangen-Nürnberg)
Zur Person
Pivatdozent Dr. Thomas Fickert wurde am 4. August 1968 in Münchberg in Ober-
franken geboren. Zum Wintersemester 1989/90 begann er sein Hochschulstudium
der Geographie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, das er
mit dem Erwerb des Diploms in Geographie mit den Nebenfächern Geologie und
Biologie zu Beginn 1997 erfolgreich abschloss. Es folgte eine mehrjährige Tätigkeit
als wissenschaftlicher Mitarbeiter, bevor er im Juli 2004 zum Dr. rer. nat an der Na-
turwissenschaftlichen Fakultät II der Friedrich Alexander Universität Erlangen-Nürn-
berg promoviert wurde. Danach wechselte Dr. Fickert an die Universität Passau, wo
er seit Oktober 2004 als wissenschaftlicher Mitarbeiter und ab 2007 als Akademi-
scher Rat bis zum heutigen Tage am Lehrstuhl für Physische Geographie von Prof.
Dr. Dieter Anhuf tätig ist. Im Februar 2014 konnte er seine Habilitationsschrift mit
dem Thema „Zur Bedeutung von Dauerbeobachtungsstudien in der Sukzessions-
forschung“ an der Philosophischen Fakultät der Universität Passau einreichen und
im Juni 2014 wurde er zum Privatdozenten ernannt.
Zur Arbeit
Dauerbeobachtungsstudien sind für das Verständnis der Prozesse der Pflanzenbe-
siedlung gestörter oder neu geschaffener Flächen von großer Bedeutung. Sie lie-
fern wichtige Erkenntnisse für die Wiederherstellung gestörter Systeme, die unter
Umständen wichtige Ökosystemdienstleistungen für den Menschen nicht mehr
erbringen können und Sanierungsmaßnahmen erforderlich machen.
Die von Dr. Thomas Fickert vorgelegte Habilitationsschrift fasst Erkenntnisse aus
zwei Dauerbeobachtungsprojekten zusammen, die seit rund 10 Jahren laufen. Das
eine Projekt beschäftigt sich mit der Vegetationsentwicklung jüngst eisfrei gewor-
dener Gletschervorfelder in den Ostalpen, das andere Projekt verfolgt die Regene-
ration von Mangrovenwäldern – mit ihren vielfältigen Ökosystemdienstleistungen
für den Menschen von großer Bedeutung – nach einer starken Hurrikanstörung
(Hurrikan Mitch im Oktober 1998) auf der zu Honduras gehörenden Karibikinsel
Guanaja.
Gerade in der jüngsten Vergangenheit ist die Sukzessionsforschung sehr promi-
nent in den Vordergrund getreten, denn mit den Prozessen des Globalen Wandels
haben wir Menschen eine Dynamik innerhalb der Natur entfaltet, dessen Ende wir
heute nur ansatzweise vermuten können. So bekommen diese Untersuchungen
neben der Grundlagenforschung ebenfalls einen angewandten Aspekt. Dieser ist
deshalb von großer Bedeutung, weil es sich erwiesen hat, dass der Schutz der Na-
tur in Form der hier analysierten intakten Mangroven deutlich effektiver und kos-
tengünstiger ausfällt als beispielsweise durch technische Schutzmaßnahmen.
Somit kommt den Untersuchungen eine hohe gesellschaftliche Relevanz zu. Be-
deutend ist die potentiell breite Nutzung durch zahlreiche Disziplinen, wie dem
Naturschutz, der Regionalplanung, dem Umweltmonitoring, aber auch der Anpas-
sung an mögliche Klimaänderungen.
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Wissenschaftspreise der Universität Passau
Dissertationspreis der Sparda-Bank Ostbayern eG
Erstgutachter: Prof. Dr. Jan Hendrik Schumann Zweitgutachter: Prof. Dr. Florian von Wangenheim (ETH Eidgenössische Technische Hochschule Zürich)
Dr. Eva Anderl
„Three Essays on Analyzing and Managing Online Consumer Behavior“
Zur Person
Dr. Eva Anderl wurde 1981 in München geboren. Nach Erlangung der allgemeinen
Hochschulreife im Jahr 2000 am Gymnasium Neubiberg studierte sie zunächst All-
gemeine Sprachwissenschaften, bevor sie von 2002 bis 2006 Computerlinguistik
an der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie der Université de Franche-
Comté in Besançon studierte. Die Abschlussprüfung zum Magister Artium schloss
sie mit Bestnote ab. Zudem absolvierte sie ein Zusatzstudium an der Bayerischen
Elite-Akademie. Nach ihrem Studium war sie zunächst in diversen Positionen in der
Wirtschaft tätig, bevor sie von 2011 bis 2014 bei Prof. Dr. Jan Hendrik Schumann
promovierte. Ihre Dissertation wurde bereits mit dem EMAC McKinsey Marketing
Dissertation Award 2015 ausgezeichnet. Seit November 2014 ist sie für den Bereich
Advanced Analytics der Feld M GmbH in München verantwortlich.
Zur Arbeit
Im Laufe der letzten Jahre hat das Internet die Möglichkeiten, gemeinsam mit Kun-
den Werte zu schaffen als auch mit den Kunden in Interaktion zu treten, grundle-
gend geändert. Hier setzt die Arbeit von Frau Dr. Anderl an.
In ihrem ersten Aufsatz widmet sich Frau Dr. Anderl der Frage, wie es Anbietern
kostenfreier E-Services gelingt, ihre Dienstleistungen für den Endnutzer kostenfrei
anzubieten. Sie liefert auf Basis einer qualitativen Untersuchung und einer umfas-
senden Literaturrecherche einen Überblick über die nichtmonetären Wertbeiträge
von nichtzahlenden Kunden und wie diese von den Anbietern monetarisiert wer-
den können. Neben konkreten Forschungsergebnissen ist die Arbeit von Dr. Eva
Anderl auch deshalb so wertvoll, weil sie eine Reihe von relevanten Forschungsfra-
gen aufwirft.
In ihrem zweiten Aufsatz befasst sich Frau Dr. Anderl mit der optimalen Verteilung
des Marketingbudgets auf unterschiedliche Werbeformen im Internet. Während Fir-
men eine große Anzahl an Werbeformen einsetzen, sind die Ansätze zur Attribution
des relativen Beitrags dieser Kanäle zum abschließenden Verkauf oft heuristischer
Natur. Da diese Heuristiken jedoch den Beitrag einzelner Kanäle systematisch un-
ter- oder überschätzen, setzt sie komplexe statistische Verfahren zur Lösung des
Problems ein. Mit Hilfe sogenannter Markov-Ketten modelliert sie Reaktionsketten
von Kunden auf Internetwerbung und kann so aufzeigen, dass auch Werbeformen,
die in der Regel früh im Suchprozess eine Rolle spielen, einen wichtigen Beitrag
zum abschließenden Erfolg leisten.
In ihrem dritten Beitrag befasst sich Frau Dr. Anderl mit der Nutzung von Verhal-
tensdaten im Internet zur Vorhersage von Kaufwahrscheinlichkeiten. Da beim Tra-
cking von Kundenreaktionen auf unterschiedliche Werbeformen sehr umfangreiche
Daten anfallen, die auf individueller Ebene jedoch nur wenige Beobachtungen um-
fassen, entwickelt sie zunächst eine theoretisch fundierte Taxonomie, welche die
große Anzahl unterschiedlicher Werbeformen zu wenigen Kategorien verdichtet.
Frau Dr. Anderl zeigt empirisch, dass die verdichteten Daten besser zur Vorhersage
geeignet sind. Konkret kann ein Wechsel der Kunden zwischen unterschiedlichen
Internetwerbekanälen zum Beispiel eine Konkretisierung des Kaufinteresses bei der
werbenden Firma signalisieren.
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Wissenschaftspreise der Universität Passau
Dissertationspreis der Sparkasse Passau
Erstgutachter: Prof. Dr. Dennis Solomon LL.M. (Berkeley) Zweitgutachter: Prof. Dr. Armin Engländer (Ludwig-Maximilians-Universität München)
Dr. Christian Kalin
„Korruption und Zivilrecht. Rechtsgeschäftliche Auswirkungen korruptionsbezogener Verhaltens-normen im internationalen Rechtsverkehr”
Zur Person
Dr. Christian Kalin wurde am 1. September 1983 in Ulm geboren. Er besuchte das
dortige Kepler-Gymnasium, wo er 2003 das Abitur erlangte. Nach Ableistung des
Wehrdienstes studierte er in den Jahren 2004 bis 2010 Rechtswissenschaften an
der Universität Passau; seit 2007 ist er Stipendiat der Studienstiftung des deutschen
Volkes. Im Rahmen seines Studiums spezialisierte er sich auf das Internationale Pri-
vatrecht und absolvierte das universitäre Schwerpunktstudium an der Sibirischen
Föderalen Universität in Krasnojarsk mit herausragendem Erfolg. Es folgte die Ers-
te Juristische Prüfung, die er im Januar 2010 gleichfalls mit glänzendem Ergebnis
abschloss. Neben seinem Studium arbeitete er seit 2008 zunächst als studenti-
scher, seit 2010 dann als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Bürger-
liches Recht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung und engagierte
sich wiederholt als Gastdozent im Rahmen des Deutschsprachigen Studiengangs
„Deutsches Recht“, den die Universität Passau in Kooperation mit der Universität
Krasnojarsk anbietet. Herr Dr. Kalin wird voraussichtlich im Mai 2016 die Zweite
Juristische Staatsprüfung absolvieren und beabsichtigt, sich an der Juristischen Fa-
kultät der Universität Passau zu habilitieren.
Zur Arbeit
Die von Herrn Dr. Kalin vorgelegte Arbeit behandelt ein gesellschaftspolitisch wie
rechtlich brisantes Thema aus spezifisch rechtswissenschaftlicher Sicht: die Be-
kämpfung der Korruption und speziell die rechtsgeschäftlichen Auswirkungen der
Korruption im internationalen Rechtsverkehr. Die Problematik dieser Fragestellung
liegt vor allem darin begründet, dass der rechtliche Umgang mit Korruption eine
Materie gleichermaßen des Zivilrechts wie auch des Strafrechts ist, dass aber die bei-
den Rechtsgebiete jeweils unterschiedliche Formen entwickelt haben, mit etwaigen
Auslandsbeziehungen der von ihnen geregelten Lebenssachverhalte umzugehen.
Diese jeweils grundverschiedenen Ansatzpunkte führen zu meist überzeugenden
Ergebnissen, solange man sich innerhalb der jeweiligen Rechtsmaterien bewegt.
Deutlich schwieriger werden die Verhältnisse, wenn man sich die auf den ersten
Blick simpel anmutende Frage vornimmt, ob ein bestimmtes Verhalten rechtlich
„erlaubt“ oder „verboten“ ist. Überraschenderweise gibt es auf diese Frage nach
dem gegenwärtigen Stand der Kollisionsrechtswissenschaft noch keine überzeu-
gende Antwort. Vielmehr begnügt man sich mit den fragmentarischen Antworten,
die die jeweiligen Teildisziplinen für ihren jeweiligen Bereich gefunden haben.
Dieser elementaren Frage hat sich Herr Dr. Kalin angenommen. Sein dezidiert
grundlagenorientierter Ansatz beruht auf zwei zentralen Grundsätzen, nämlich
der Einheit der Rechtsordnung einerseits und der normtheoretischen Unterschei-
dung von Verhaltens- und Sanktionsnormen andererseits. Hieraus folgert er, dass
für Verhaltensnormen allgemeine, von den einzelnen Rechtsgebieten unabhängi-
ge Kollisionsnormen zu entwickeln sind. Dabei greift er in souveräner Weise auf
Grundfragen der Normtheorie, des Internationalen Privat- und Strafrechts sowie
des Völkerrechts zurück und entwickelt ein innovatives Denkmodell, das die weitere
Entwicklung des Internationalen Privatrechts und seiner Nachbardisziplinen erheb-
lich beeinflussen dürfte.
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Wissenschaftspreise der Universität Passau
Dissertationspreis des Vereins der Freunde und Förderer der Universität Passau e. V.
Erstgutacher: Prof. Dr. Rüdiger HarnischZweitgutachter: Prof. Dr. Jürgen Erich Schmidt (Philipps-Universität Marburg) Drittgutachterin: Prof. Dr. Daniela Wawra
Dr. Lars Bülow
„Sprachdynamik im Lichte der Evolutionstheorie – Für ein integratives Sprachwandelmodell“
Zur Person
Lars Bülow wurde am 16. Juli 1984 in Rostock geboren. Nach Erlangung der allge-
meinen Hochschulreife am Christophorus-Gymnasium in Rostock und Ableistung
des Grundwehrdienstes als Sportsoldat bei der Sportfördergruppe in Warendorf
nahm er im Wintersemester 2004/05 das Lehramtsstudium für Gymnasium in den
Fächern Deutsch, Geschichte und Philosophie/Ethik an der Universität Passau auf.
Sein Studium schloss er 2009 mit dem 1. Staatsexamen erfolgreich ab. Seit Septem-
ber 2009 ist Herr Bülow Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Deutsche
Sprachwissenschaft. 2014 wurde er mit dem Prädikat summa cum laude promo-
viert. Von März bis August 2015 war er Visiting Scholar der University of Groningen
im Fachbereich Angewandte Linguistik und Psycholinguistik. Derzeit ist Herr Bülow
Visiting Scholar an der University of Cambridge (UK) und Mitglied des renommier-
ten Wolfson College Cambridge.
Zur Arbeit
Herr Bülow hat sich in seiner Dissertation angesichts der Diversität von existieren-
den Sprachwandeltheorien das Ziel gesetzt zu überprüfen, ob sich vor der Folie der
modernen – über die neo-darwinistische Lesart hinausgehenden – Evolutionstheo-
rie ein allgemeines und integratives Sprachwandelmodell entwickeln lässt. Erprobt
wird, ob sich die als zentral gesetzten Konzepte der Evolutionstheorie – Replikation,
Variation und Selektion – als hilfreich erweisen, um Sprachwandel im Spannungs-
feld zwischen Sprachgebrauch, Sprachstruktur, kognitiver Sprachverarbeitung und
Sprachpolitik adäquat zu erklären.
Im Gegensatz zum statischen strukturalistischen Systemverständnis von Sprache
entwirft Herr Bülow Sprache als dynamisch-offenes und komplexes adaptives Sys-
tem. Auf dieser Grundlage kann gezeigt werden, dass die Übertragung evolutions-
theoretischer Erkenntnisse auf Sprachwandel mehr als nur eine Metapher ist. In
vielen Bereichen können auf systemischer Ebene Isomorphien von sprachlicher und
biologischer Entwicklung aufgezeigt werden.
In Teil I der Arbeit werden die handlungs- und sprachdynamischen sowie system-
theoretischen Ansätze seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert aufgezeigt und dis-
kutiert. Teil II befasst sich eingehend mit der Entwicklung der Evolutionstheorie und
der Modellierung von Sprache als dynamisches und komplexes adaptives System.
Teil III zeigt anhand zweier Fallstudien, was es für die Analyse von Sprachwandel
bedeutet, Sprache als evolutionäres System zu verstehen. Dies wird zum einen an
der Entwicklung des Partizipialsuffixes -end als Marker für gendergerechten Sprach-
gebrauch illustriert und zum anderen an der Herausbildung der multiethnolektal
geprägten Jugendsprache Kiezdeutsch.
Herrn Bülow ist mit seinem Sprachwandelentwurf eine hervorragende Arbeit ge-
lungen. Mit seiner Auffassung von Sprache als dynamisches und komplexes adap-
tives System hat er die Grundlagen einer der modernen Evolutionstheorie gerecht
werdenden Theorie der Sprachdynamik geschaffen.
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Wissenschaftspreise der Universität Passau
Dissertationspreis der Universität Passau
Erstgutachter: Prof. Dr. Franz J. Brandenburg Zweitgutachter: Prof. Dr. Ernst W. May (Technische Universität München)
Dr. Christopher Auer
„Planar Graphs and their Duals on Cylinder Surfaces“
Zur Person
Christopher Auer wurde am 6. April 1982 in Passau geboren. Er absolvierte von 2001
bis 2005 den Diplom Studiengang Informatik an der Ostbayerischen Technischen
Hochschule Regensburg und anschließend bis 2008 den Masterstudiengang
Informatik an der Universität Passau und schloss jeweils mit Auszeichnung ab. Von
2008 bis 2014 war er am Lehrstuhl für theoretische Informatik (Prof. Dr. Franz J.
Brandenburg) tätig. In seiner Forschung beschäftigte er sich mit Problemen aus der
Graphentheorie und speziell dem Graph Drawing. Seit Juli 2014 arbeitet Herr Dr.
Auer bei Ravensburger Digital an der Entwicklung von hybriden Spielkonzepten,
der Verbindung von klassischen Brettspielen mit elektronischen Spielen für mobile
Geräte wie Smartphones und Tablets.
Zur Arbeit
Die Dissertation von Christopher Auer befasst sich mit fundamentalen Problemen
aus dem Graph Drawing und Anwendungen daraus auf Datenstrukturen. Beides
sind zentrale Gebiete der Informatik, die Dr. Auer in besonderer Weise miteinander
verknüpft hat.
LIFO (last in first out) und FIFO (first in first out) sind grundlegende Prinzipien in
der Informatik. Sie dominieren die meisten Prozesse. Im täglichen Alltag begegnet
man LIFO bei der Benutzung von Tellern auf einem Stapel. Man darf einen Teller
immer nur von oben wegnehmen und neue Teller oben hinzufügen. FIFO sollte in
der Mensa oder in jeder Warteschlange gelten, es sei denn, jemand drängelt sich vor.
Das LIFO Prinzip lässt sich leicht veranschaulichen, denn es handelt sich um
Klammerstrukturen. Wenn man den Beginn und das Ende der Aktionen an einem
Objekt mit einem Halbkreis verbindet, dann entsteht bei LIFO ein Regenbogen. Für
FIFO gab es kein passendes Äquivalent. Das hat Dr. Auer verändert. Seine neuartige
Technik ist die Darstellung des FIFO Verhaltens auf der Oberfläche eines rollenden
Zylinders. Dadurch ergeben sich neuartige Beziehungen zwischen dem korrekten
Ein-Ausgabe Verhalten einer Datenstruktur und der Planarität von Graphen. Auers
Graphen theoretische Charakterisierungen erhellen insbesondere das Verhalten
der mächtigsten linearen Datenstruktur, einer sogenannten Doppelschlange. Zur
Illustration seiner theoretischen Resultate hat er ein Computerspiel erfunden,
mit dem ein Anwender das korrekte Verhalten von Datenstrukturen spielerisch
nachbauen kann.
Darüber hinaus liefert Dr. Auer eine Interpretation des Ampère’schen Gesetzes im
Graph Drawing. Hier betrachtet er gerichtete planare Graphen auf der Oberfläche
von stehenden und rollenden Zylindern und erweist sich dabei als ein Meister der
Dualität, einem klassischen Konzept der Graphentheorie.
Die Ergebnisse der Dissertation wurden auf mehreren internationalen Konferenzen
präsentiert und sind inzwischen in Top-Journalen der Informatik erschienen.
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Janine Maier Wissenschaftliche MitarbeiterinProfessur für Regionale Geografie Philosophische Fakultät
Bich Thu Ngo ThiLektorin für VietnamesischSprachenzentrum
Christoph EhlersWissenschaftlicher MitarbeiterLehrstuhl für Informatik mit Schwerpunkt InformationsmanagementFakultät für Informatik und Mathematik
Michael JohannWissenschaftlicher MitarbeiterLehrstuhl für Computervermittelte KommunikationPhilosophische Fakultät
Andrew Otto Lektor für die Juristische FakultätJuristische Fakultät
Wissenschaft ist Forschung und Lehre. Das Grundgesetz stellt in seinem Artikel 5
Absatz 3 beides nebeneinander. Wissenschaftliche Lehre ist die wissenschaftlich
fundierte Übermittlung der durch die Forschung gewonnenen Erkenntnisse, wie
das Bundesverfassungsgericht formuliert. Sie ist ohne Forschung nicht denkbar,
Forschung ohne Lehre aber auch nicht. Beide Elemente von Wissenschaft ergänzen
sich. Gute Lehre ist Basis für gute Forschung. Durch gute Lehre wird erkennbar, wo
neue Forschungsfelder zu beackern sind, und durch gute Lehre werden die Studie-
renden an die Forschung herangeführt.
Als Vizepräsident für Lehre und Studium ist es mir ein besonderes Anliegen, den der
Lehre gebührenden Stellenwert zu betonen. Diesen Zweck fördert die Auslobung
eines Preises für gute Lehre, der sichtbar macht, dass der Universität Passau gerade
auch gute Lehre am Herzen liegt. Der Preis dient also nicht nur der Auszeichnung
der einzelnen besonders hervorragenden Lehrenden, sondern er bezeugt auch die
hohe Bedeutung, die die Universität Passau der Lehre beimisst.
Wenn man sich selbst an einige besonders herausragende Lehrveranstaltungen in
seinem eigenen Studium erinnert, so war die persönliche Begegnung mit den Leh-
renden vielfach prägender als das reine Studium von Quellen. Gute Lehre lohnt
sich also – auch und gerade für die Lehrenden!
Ich danke den Preisträgerinnen und Preisträgern für ihren großartigen Erfolg in der
Lehre. Sie stehen auch für den Einsatz der Universität Passau für gute Lehre.
Prof. Dr. Rainer Wernsmann
Vizepräsident für Lehre und Studium
Dr. Joachim Schnurbus Akademischer Rat a. Z.Lehrstuhl für StatistikWirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Preis für gute Lehre der Universität Passau
dies academicus 2015 • Seite 19
Prof. Dr. Dr. h. c. Martin Fincke
Zum Preisträger
Martin Fincke gehörte zu den ersten Ordinarien, die 1978 an die Universität Pas-
sau berufen wurden. Schon bald widmete er sich systematisch dem Aufbau von
Kontakten ins Ausland. Als Ostrechtsexperte lag es für Martin Fincke nahe, dass
er gerade auch Kontakte zu russischen Hochschulen herstellte, die bis heute zu
den engsten Kooperationspartnern der Juristischen Fakultät zählen und verschie-
dentlich auch zu Kooperationspartnern anderer Fakultäten der Universität Passau
wurden. Hervorzuheben sind hier die Staatsuniversität Ivanovo oder die Sibirische
Föderale Universität in Krasnojarsk. Zu den „Erfindungen“ von Martin Fincke auf
dem Gebiet der Internationalisierung der Juristischen Fakultät gehört unter ande-
rem die Studien- und Prüfungsordnung für die Fachspezifische Fremdsprachenaus-
bildung (FFA), die Passau zu einem Magneten für ambitionierte Jurastudierende bis
heute macht. Prof. Dr. Martin Fincke ist seit 2006 emeritiert und weiterhin für die
Universität Passau aktiv.
Preis für Verdienste um die InternationalisierungPreis für Verdienste um die Internationalisierung
Prof. Dr. Winand Gellner
Zum Preisträger
Seit dem Jahre 2006 führt Winand Gellner jedes Jahr in enger Kooperation mit der
Texas A&M University in College Station eine internationale Summer School durch.
Diese Summer European Academy mit einer der größten und renommiertesten
staatlichen Universitäten der USA bringt jedes Jahr texanische Studierende mit Stu-
dierenden der Universität Passau zusammen. Im Mittelpunkt der Summer School
stehen wissenschaftliche Vorträge über die „Europäische Union“, jeweils mit Blick
auf die internationalen Verflechtungen, nicht zuletzt mit den USA. Durch das Enga-
gement von Winand Gellner wurde 2010 der Masterstudiengang „Governance and
Public Policy – Staatswissenschaften“ in das Förderprogramm „Public Policy and
Good Governance (PPGG)“ des DAAD aufgenommen. Damit ist die Universität Pas-
sau Teil eines Ausbildungsnetzwerks, in dem Studierende aus Schwellen- und Ent-
wicklungsländern im Bereich des „guten Regierungshandeln“ (good governance)
ausgebildet werden.
Über den Preis für besondere Verdienste um die Internationalisierung der Universität Passau
Mit diesem Preis würdigt die Universität Passau Universitätsangehörige, die in Über-
einstimmung mit der Internationalisierungsstrategie die internationale Sichtbarkeit
der Universität Passau erhöhen und Beiträge zu nachhaltigen Kooperationen leisten.
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Die Passauer Politiktage
Die Passauer Politiktage sind ein seit 6 Jahren stattfindendes Projekt an der Univer-
sität Passau. Ursprünglich zum Zweck der disziplinären Vernetzung von Studie-
renden der Staatswissenschaften geplant, ist das Projekt mittlerweile mit im ver-
gangenen Jahr mehr als 2.000 Besucherinnen und Besuchern eines der größten
von Studierenden organisierten Projekte an der Universität. Das Ziel der jährlich
stattfindenden Politiktage ist, Interessierten einen tieferen Einblick in politische Pro-
zesse zu geben.
Hinter dem Projekt steht der studentische gemeinnützige Verein GoverNET –
Staatswissenschaften Passau e. V., derzeit vertreten durch die Vorstandsmitglieder
Philipp von Quistorp, Larissa Kraft, Marcel Böttcher und Florentine Troska. Dem
Verein gehören nunmehr über 230 Mitglieder an. Die Studierenden planen circa
ein Jahr im Voraus die Veranstaltungen, zu welchen seit dem letzten Jahr neben den
Diskussionen auch Workshops und ein Schulprojekt zählen. Das Team der Politik-
tage besteht aus circa 50 Studierenden, die die Veranstaltungen ehrenamtlich und
mit hohem Engagement und Zeitaufwand planen.
Preis für besonderes Engagement
Über den Preis für besonderes Engagement an der Universität Passau
Mit diesem Preis zeichnet die Universität Passau Universitätsangehörige aus, die
sich über die unmittelbaren Belange der Universität hinaus in vorbildhafter Weise
ehrenamtlich engagieren.
Mit dieser Initiative ermutigt die Universität Passau Studierende mit Kind(ern), die
an der Universität Passau ein Forschungsprojekt erfolgreich abgeschlossen haben,
eine wissenschaftliche Karriere weiterzuverfolgen. Daher schreibt sie für über-
durchschnittlich gute Abschlussarbeiten (z. B. Bachelor-, Master-, Zulassung-, Di-
plom- und Magisterarbeit) einen Preis aus. Dieser wird jährlich an eine Studierende
bzw. einen Studierenden verliehen, der bzw. dem es gelungen ist, Forschung und
Kindererziehung erfolgreich zu vereinbaren. Damit würdigt die Universität Passau
auch den besonderen Einsatz von Studierenden mit Kind(ern).
Petra Mayrhofer
Preis für die beste Abschlussarbeit (Bachelor) für Studierende mit Kind „Computerunterstütztes Lernen mit Gebärden-sprache für hörbeeinträchtigte Kinder. Konzepti-on und Entwicklung eines E-Learning-Moduls für Grundschulkinder zur Erarbeitung der Semantik von Präpositionen im Deutschen“ Betreuer: Prof. Dr. Guido Pollak
Forschen-mit-Kind-Preis
Partner
Wir danken unseren Partnern des Dies academicus:
• dem Neuburger Gesprächskreis – Wissenschaft und Praxis an der Universität Passau e. V.
• der Sparda-Bank Ostbayern eG
• der Sparkasse Passau
• dem Verein der Freunde und Förderer der Universität Passau e. V.
• dem Landkreis Passau
• der Stadt Passau
• der Passauer Universitätsstiftung
• der AOK Direktion Passau
• dem Kreisverband der Volks- und Raiffeisenbanken in der Stadt und im Landkreis Passau
• sowie mehreren Sponsoren, die nicht genannt werden möchten