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Die Zeitschrift für Mitgliedsbetriebe Ausgabe 1 • Februar ... · 2 • Editorial BGHW aktuell...

Date post: 31-Aug-2019
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Ausgabe 1 • Februar 2018 Die Zeitschrift für Mitgliedsbetriebe aktuell BGHW Goldene Hand Bis 31. März 2018 bewerben 4 Vorsicht Abzocke Unseriöse Verkäufer unterwegs 5 10 Fachtagung: Jetzt informieren und anmelden Kommissionieren 4.0 Die Digitalisierung der Arbeitswelt
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  • Ausgabe 1 Februar 2018Die Zeitschrift fr Mitgliedsbetriebe

    aktuellBGHW

    Goldene HandBis 31. Mrz 2018 bewerben

    4 Vorsicht Abzocke Unserise Verkufer unterwegs

    5 10 Fachtagung: Jetzt informieren und anmelden

    Kommissionieren 4.0Die Digitalisierung der Arbeitswelt

  • 2 Editorial BGHW aktuell 1/18

    Impressum

    BGHW aktuell ist das amtliche Mitteilungs-blatt der Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik, Mannheim

    HerausgeberBerufsgenossenschaft Handel und WarenlogistikM 5, 7, 68161 Mannheimwww.bghw.de

    Verantwortlich fr den InhaltDr. Udo SchpfVorsitzender der Geschftsfhrung

    RedaktionSiegrid Becker BGHW Direktion Mannheim M 5, 7, 68161 Mannheim Telefon: 0621/183-0E-Mail: [email protected]

    Herstellung und VertriebKrgers Buch- und Verlagsdruckerei GmbHIndustriestrae 21, 22880 Wedel

    Gestaltung: zerwanndesign, Bad Drkheim

    BGHW aktuell erscheint vierteljhrlich. Bezugskosten sind im Mitgliedsbeitrag enthalten.

    Nachdrucke nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion

    Gedruckt auf Recycling-Papier aus 100% Altpapier

    Liebe Leserinnen und Leser,

    vollautomatische Lager, Exoskelette oder 3D-Drucker die Digitalisierung unserer Arbeitswelt ist mittlerweile keine Vision mehr, sondern sehr real. Mensch und Maschine sind ber das Internet eng vernetzt, die Produktion wird immer schneller und flexibler. Arbeit 4.0 lautet das Schlagwort, mit dem dieser Wandel einprgsam zusammengefasst wird.

    Was das fr unseren Arbeitsalltag bedeutet, zeigen wir in unserem Schwer-punktthema am Beispiel von Fiege. Das Logistikunternehmen erprobt bei-spielsweise den Einsatz von Datenbrillen zum Kommissionieren. Wir als Be-rufsgenossenschaft begleiten diesen Prozess und behalten den Menschen im Blick. Welche Belastungen bringen diese Vernderungen fr Beschftig-te mit sich? Dieser Frage gingen die BGHW und das Forschungsinstitut IFA nach und untersuchten in einem Forschungsprojekt die psychische Belas-tung von Beschftigten, die mit Datenbrillen arbeiten. Die Ergebnisse wer-den ab Seite 6 zusammengefasst.

    Groe Unternehmen wie Fiege betreiben aktiv die Weiterentwicklung moder-ner Technologien, kleine Unternehmen sind meist zurckhaltender. Fehlen-de zeitliche und finanzielle Ressourcen seien hufig die Ursache, berichtet Gabriele Feulner vom Bundesministerium fr Arbeit und Soziales (BMAS). Das Ministerium bietet jedoch ein interessantes Frderprogramm fr klei-nere und mittlere Unternehmen an. Alles ber Unternehmenswert Mensch plus lesen Sie ab Seite 10.

    Auch die diesjhrige Fachtagung Sicherheit und Gesundheit in der Waren-logistik in Dresden beschftigt sich mit dem Thema Arbeit 4.0 und aktuel-len Entwicklungen. Anmelden knnen Sie sich wie immer im Internet unter www.bghw.de, mehr dazu auf Seite 9.

    Wir sehen uns in Dresden.

    Ihr

    Dr. Hans-Peter KanyLeiter Fachbereich Handel und Warenlogistik

    www.bghw.de twitter.com/BGHW_Info

    xing.to/bghw

    www.facebook.com/bghw.de

    youtube.com/dieBGHW

    www.bghw.de Webcode: 14157696

  • Inhalt 3

    Verkehrssicherheit

    Berufsschler riskant unterwegs 15

    Neue Medien

    Neues BGHW-Plakat Warnweste 22

    Rehabilitation

    Asbestose Angst nehmen 20Gemeinsam Mobilitt lernen 21

    Prvention

    Dem Lrm auf der Spur 12Aus der Praxis fr die Praxis 14BGHW-Quiz: Ich kann helfen! 23

    Die Goldene Hand

    Jibi: Zuhren und stabilisieren 16Khne+Nagel: bungen fr Staplerfahrer 17Reifen-Mller: Rckenschonende Reifenmontage 18Saeilo: Sicher und schnell bohren 19

    Schwerpunkt: Digitalisierung der Arbeitswelt

    Kommissionieren 4.0 6Jetzt anmelden: Fachtagung Warenlogistik 10Digitaler Wandel: Hilfe fr kleine und mittlere Unternehmen 10

    Aktuelles

    Bis zu 50 Beschftigte: Fernlehrgang fr Unternehmer 4Bewerben mit guten Ideen 5Vorsicht bei undurchsichtigen Verkaufsangeboten 5

    Themen in dieser Ausgabe:

    4

    21

    BGHW aktuell 1/18

    Die Goldene Hand 2018: Bewerben Sie sich jetzt fr den Prventionspreis der BGHW. Gesucht sind gute Ideen rund um Arbeitssicher-heit und Gesundheitsschutz. Einsendeschluss ist der 31. Mrz.

    Warnweste tragen: Sehen und gesehen werden ist eine der wichtigsten Re-geln im innerbetrieblichen Verkehr. Ein neues Plakat der BGHW erinnert Beschftigte daran, eine Warnweste zu tragen. Auerdem gibt es neue Wissensmodule zu ver-schiedenen BGHW-Branchen.

    Gemeinsam mobil: Rollstuhlfahrer und Reha-berater der BGHW nehmen gemeinsam an einem Fahr-sicherheitstraining fr mobi-littseingeschrnkte Per-sonen teil.

    22

    www.facebook.com/bghw.de

  • 4 Aktuelles BGHW aktuell 1/18

    Bewerben mit guten IdeenSeminar Lithiumbatterien Versand und Lagerung von Lithi-umbatterien ist das Thema einer Tagesveranstaltung der BGHW am Dienstag, 26. Juni, in Essen. Einer der Referenten ist Gefahrgutexper-te Professor Norbert Mller.

    Anmeldung: www.bghw.de, Webcode 16444121

    BGHW auf FachmessenDie BGHW ist auch dieses Jahr bei den groen Fachmessen Logimat und Cemat mit einem Stand des Fachbereichs Handel und Logistik vertreten. Die Logimat findet vom 13. bis 15. Mrz in Stuttgart statt, die Cemat in Hannover ffnet ihre Tore vom 23. bis 27. April.

    www.cemat.de www.logimat-messe.de

    Aktuelles zu ExoskelettenExoskelette am Arbeitsplatz er-leichtern das Heben und Tragen schwerer Lasten, aber sie bringen auch Risiken mit sich. Der Fachbe-reich Physische Belastungen des Fachbereichs Handel und Logistik (FBHL) hat jetzt eine aktuelle Infor-mation zum Thema Einsatz von Exoskeletten an gewerblichen Ar-beitspltzen verffentlicht.

    www.bghw.de, Webcode 18693608

    Kurz notiert

    Bis zu 50 Beschftigte: Fern-lehrgang fr UnternehmerMit einer Reihe von Gesetzesnde-rungen hat das neue Jahr begonnen. So genehmigte das Bundesministe-rium fr Arbeit und Soziales (BMAS) den ersten Nachtrag der Unfallverh-tungsvorschrift (UVV) Betriebsrz-te und Fachkrfte fr Arbeitssicher-heit (DGUV Vorschrift 2). Er besagt, dass knftig Betriebe mit bis zu 50 Beschftigten an dem sogenannten alternativen bedarfsorientierten Be-treuungsmodell teilnehmen knnen.

    Die DGUV Vorschrift 2 erklrt Unter-nehmern und Unternehmerinnen, welche gesetzlichen Pflichten sie bei der Bestellung von Betriebsrzten

    und Fachkrften fr Arbeitssicherheit haben. Whrend groe Unternehmen regelmig durch Betriebsrzte oder Fachkrfte fr Arbeitssicherheit be-treut werden mssen (Regelbetreu-ung), haben kleinere Unternehmen die Wahl: Regelbetreuung oder ein Fernlehrgang plus Prsenzseminar. Letztgenanntes Angebot ist das alter-native bedarfsorientierte Betreuungs-modell. Es kann ab sofort von Unter-nehmen mit bis zu 50 Beschftigten genutzt werden. Bisher galt diese Op-tion nur fr Betriebe mit bis zu 30 Be-schftigten. Mit der Ausweitung auf 50 Beschftigte passt sich die BGHW den Regelungen der meisten ande-ren Unfallversicherungstrger an. Der Nachtrag zur DGUV Vorschrift 2 trat zum 1. Januar 2018 in Kraft.

    Auerdem hat die BGHW hat die UVV Laserstrahlung (DGUV Vorschrift 11) auer Kraft gesetzt.

    www.bghw.de, Webcode V2

    Vordenker im Arbeitsschutz gesucht: Haben Sie mit einer guten Idee den Arbeitsschutz in Ihrem Unternehmen verbessert oder mit einer gelunge-nen Aktion die Gesundheit Ihrer Be-schftigten gefrdert? Dann machen Sie mit bei der Goldenen Hand, dem Prventionspreis der BGHW. Es ist der bedeutendste Preis fr sichere und gesunde Arbeitspltze in Deutsch-land fr den Handel und die Waren-logistik.

    Mit der Goldenen Hand setzen Sie als Unternehmer oder Unternehmerin ein Zeichen: Sie zeigen, dass Ihnen die Sicherheit und Gesundheit der Be-

    schftigten wichtig sind. Das scht-zen sowohl Ihre Mitarbeiter als auch Ihre Kunden und Lieferanten.

    Einsendeschluss 2018: 31. Mrz

    www.diegoldenehand.deSy

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  • Aktuelles 5

    Vorsicht bei undurchsichtigen Verkaufsangeboten

    Um den Jahreswechsel meldeten sich am Servicetelefon der BGHW zahlrei-che Unternehmen und berichteten ber obskure Verkaufsangebote. Der Appell der BGHW: Lassen Sie sich nicht einschchtern. Keiner dieser Anbieter handelt im Auftrag oder mit Billigung der BGHW.

    Unter anderem wurde den Betroffe-nen per Post oder am Telefon Info-material und Untersttzung bei der Erstellung der Gefhrdungsbeurtei-lung, Unterweisungsmodule oder die Registrierung in einer Unterweisungs-datenbank angeboten. Das Ganze natrlich kostenpflichtig. Dabei er-weckte das Anschreiben oder auch der Telefonverkufer den Eindruck, die Anbieter handelten im Auftrag der Berufsgenossenschaft. Insbesonde-re am Telefon sei hufig durch einen drohenden, unverschmten Unterton Druck aufgebaut worden, berichteten Unternehmer und Unternehmerinnen den Servicetelefon-Mitarbeitern.

    Eine andere Masche ist derzeit, dass verschiedene Unternehmen Presse-mitteilungen in Umlauf bringen, in denen das Thema Gefhrdungsbeur-teilung psychische Belastung aufge-griffen wird. In diesen Mitteilungen

    BGHW aktuell 1/18

    wird suggeriert, dass die Aufsichts-behrden der Lnder und der Unfall-versicherungstrger ab 2018 verstrkt kontrollieren, ob Unternehmen fach-gerechte Gefhrdungsbeurteilungen erstellen. Diese Aussage ist so nicht korrekt. Es handelt sich vielmehr um einen Ver-such dieser Unternehmen, mit einer fingierten Warnung auf sich und die eigenen Produkte aufmerksam zu ma-chen. Im Arbeitsschutzgesetz ist ausge-fhrt, dass die Beurteilung psychi-scher Belastungen bei der Arbeit Bestandteil der Gefhrdungsbeurtei-lung sein muss. An dieser bereits seit 1996 geltenden Rechtslage wird sich auch im Jahr 2018 nichts ndern.

    Bei der Gefhrdungsbeurteilung in-klusive der Beurteilung psychischer Belastungen werden die Betriebe von der BGHW untersttzt. Das ist Teil des gesetzlichen Beratungs- und berwachungsauftrages der BGHW.

    Die BGHW bietet alle Medien (Bro-schren, Filme, Schulungsmateria-lien), Seminare und Schulungen fr

    Mitgliedsunternehmen kostenlos an. Zur Erstellung der Gefhrdungs-beurteilung psychische Belastung gibt es ein umfangreiches Paket mit Arbeitsmaterialien. Es nennt sich Psychische Belastung erfassen gesunde Arbeit gestalten(PegA). PegA bietet Unternehmen Auswer-tungs- und Praxishilfen an, die sie fr den Teil der psychischen Belas-tung in der Gefhrdungsbeurteilung nutzen knnen.

    Die BGHW beauftragt weder eige-ne Mitarbeiter noch Dritte damit, Ihnen am Telefon Infomaterial, Ar-beitsschutzartikel wie Erste-Hilfe-Material oder Schulungen zu ver-kaufen.

    Die BGHW beauftragt niemals ex-terne Firmen damit, Mitgliedsunter-nehmen aufzusuchen oder Kontrol-len vorzunehmen.

    Haben Sie Zweifel daran, ob ein Anruf oder ein Schreiben tatschlich von der BGHW in Auftrag gegeben wurde, zgern Sie nicht und rufen Sie uns an.

    www.bghw.de

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  • 6 Schwerpunkt

    Wenn Cihan Caliskan mit seiner Ar-beit beginnt, schwingt ein Hauch Zukunft mit. Jeden Tag, bevor der Kommissionierer mit seiner Arbeit beginnt, ffnet er zunchst ein un-scheinbares graues Schliefach. Da-rin: eine Datenbrille. Routiniert setzt sich der 32-Jhrige das Titangestell mit dem Datenglas auf, schnallt den zugehrigen Akku an seinen Grtel, tippt seitlich auf das Touchpad und loggt sich mit seinen persnlichen Daten ein. Er streift sich einen per Bluetooth verbundenen Ringscanner ber den Finger und erhlt visuell sei-nen ersten Arbeitsauftrag: Lagerplatz, Artikelnummer, Menge der Arbeits-tag kann beginnen. Willkommen in der Welt der Digitalisierung.

    Cihan Caliskan ist einer von rund 40 Beschftigten im Wormser Logistik-zentrum von Fiege, die sich an ei-nem Pilotprojekt zum Einsatz von Datenbrillen in der Kommissionie-rung beteiligen. Als stellvertretender Gruppenleiter war Caliskan im April 2017 als Keyuser von Anfang an in das Projekt eingebunden und ist An-sprechpartner fr die Beschftigten vor Ort. Dies war fr die Akzeptanz sehr wichtig. Caliskan: Es hat rund zwei Wochen gedauert, bis wir uns an die neue Arbeitsweise mit den Bril-len gewhnt haben, erinnert er sich. Mittlerweile kann ich mir kaum mehr vorstellen, anders zu arbeiten.

    Pick-by-Vision, so heit die neue Technologie, bei der Datenbrillen

    beim Kommissionieren eingesetzt werden. Ziel ist es, das Kommissio-nieren mit der Datenbrille als Stan-dard am ganzen Standort zu imple-mentieren. Dabei sollen die bisher fhrenden Systeme Pick-by-Voice und Handscanner Schritt fr Schritt abge-lst werden. Im Vergleich zu Pick-by-Vision erhalten die Beschftigten bei der Pick-Voice-Methode alle Informa-tionen ber ein Headset.

    Die Hnde bleiben freiDie Vorteile der neuen Technik liegen im wahrsten Sinn des Wortes auf der Hand: Die Kommissionierer mssen sich im geruschvollen Umfeld eines Lagers nicht mehr auf die Anweisun-gen ber das Headset konzentrieren, und dank des Ringscanners bleiben beide Hnde frei. Fr das Unterneh-men rechnet sich das: Die Produktivi-ttssteigerung gegenber dem Pick-by-Voice-System betrgt rund fnf Prozent, gegenber den sogenannten Handhelds, den Gerten zur mobilen Datenerfassung, sogar mehr als zehn Prozent.

    Wie in kaum einer anderen Branche schreitet die digitale Transformati-on der Arbeit so schnell voran wie in der Warenlogistik: Drohnen fr den Paketversand, Exoskelette zur Unter-sttzung bei schwerer Ladung, voll-automatisierte Lager, die nur noch von Robotern befahren werden, 3D-Drucker, die eine ungekannte Vielfalt an Produkten erstellen knnen. Eine Entwicklung, die Fachleute unter dem

    Stichwort Arbeit 4.0 zusammen-fassen und damit die Digitalisierung der Arbeitswelt meinen. Digitalisie-rung bedeutet, dass nahezu alles in 1 und 0 erfasst wird und dadurch von IT-Systemen bearbeitbar wird, erlu-tert Ina Neitzner vom Institut fr Ar-beitsschutz der DGUV (IFA). Es geht nicht nur um Daten aus Papierakten, die nun elektronisch zur Verfgung stehen. Auch Maschinen, Fahrzeu-ge, Prozesse, Kommunikation und Produkte werden digital. Selbst wir Menschen vernetzen uns zunehmend mehr und knnen an verschiedenen Orten zu fast jeder Zeit zusammenar-beiten.

    Forschungsprojekt DatenbrillenDoch was bedeutet das fr die Arbeit-nehmerinnen und Arbeitnehmer? Was fr ihre Sicherheit und Gesundheit? Mit diesen Fragen beschftigen sich unter anderem Forscher am IFA. In verschiedenen Studien untersuchen sie, welche Auswirkungen die Digi-talisierung auf die Sicherheit, Ge-sundheit und das Wohlbefinden von Beschftigten hat. Vernetzung, Er-reichbarkeit und Kontrolle durch Com-puter sowie die oft damit verbundene Arbeitsverdichtung sind Themen, die wir auch aus Sicht der Arbeitssicher-heit und des Gesundheitsschutzes betrachten mssen, sagt Neitzner. Neben den vielen Vorteilen knnen innovative Fertigungstechniken und Arbeitsmethoden neue Unfallgefah-ren bergen oder die Gesundheit der Beschftigten beeintrchtigen. Zum

    Der Firmengrnder fuhr noch mit dem Pferdefuhrwerk seine Waren aus. Heute, etwa 150 Jahre spter, arbeiten fr den Kontraktlogistiker Fiege rund 12.000 Menschen an ber 170 Standorten weltweit in hochtechnisierten Lagern. Ein Erfolg, den das Unternehmen seinem Pioniergeist und der Verpflichtung zur Innovation zuschreibt. So wundert es nicht, dass Fiege auch den digitalen Wandel in der Lagerlogistik lngst aktiv betreibt. Unter anderem an seinem Standort in Worms: Dort testet Fiege seit knapp einem Jahr den Einsatz von Datenbrillen in der Kommissionierung. BGHW aktuell besuchte das Unternehmen.

    Kommissionieren 4.0

    BGHW aktuell 1/18

  • Beispiel dort, wo Mensch und Robo-ter zusammenarbeiten oder wo mehr Bildschirme die Informationsflut er-hhen.

    Auch fr die BGHW forscht das IFA zu digitalen Vernderungsprozessen in der Lagerlogistik. Hierzu initiierte und betreute die BGHW mit Forschern des Instituts eine Studie, in der die Frage im Mittelpunkt stand, welche Unter-schiede sich bei der kognitiven Belas-tung von Beschftigten ergeben bei der Nutzung von Datenbrillen gegen-ber einem Tablet. Fr die Untersu-chung wurden Probanden in einem Simulator auf verschiedenen Flur-frderzeugen beobachtet, erlutert Marieke Dahl, Referentin fr Kommis-sionierung und Logistik im Warenum-schlag bei der BGHW im Fachbereich Handel und Logistik. Dazu haben wir neben dem Tablet zwei Datenbrillen-Modelle eingesetzt: zum einen eine monokulare Datenbrille wie das jetzi-

    ge Modell, das die Informationen nur auf ein Auge bertrgt, zum anderen eine binokulare Datenbrille, welche die Informationen auf beide Augen sendet.

    Das Ergebnis: Es gibt eine kognitive Belastung bei der Nutzung von allen untersuchten Anzeigesystemen wh-rend der Fahrt. Allerdings sind keine signifikanten Unterschiede zwischen den Systemen festzustellen. Das Tra-gen der Datenbrille erhht die kog-nitive Belastung der Probanden also nicht, so Dahl. Um noch belastba-rere Daten zu erhalten, soll die Ver-suchsreihe zeitnah mit weiteren Pro-banden fortgefhrt werden.

    Stolze BrillentrgerNeben den berwiegend positiven Rckmeldungen gab es bei Fiege vereinzelt Beschftigte, die mit der Datenbrille nicht zurechtkamen. Sie klagten ber Augenprobleme und

    stiegen aus dem Pilotprojekt aus. Wir zwingen niemanden, mit der Datenbrille zu arbeiten. Im Gegenteil, wer gesundheitliche Probleme damit bekommt, kann weiterhin auf Pick-by-Voice oder Handhelds zurckgreifen, sagt Stefan Thiel, Fachkraft fr Ar-beitssicherheit bei Fiege. Pick-by-Visi-on sei ein freiwilliges Projekt, fr das es aber viele Interessenten gebe. Die vorhandenen 20 Brillen seien alle-samt in unterschiedlichen Schichten im Einsatz. Und wer die Brille trgt, fhrt besonders stolz durch die Rei-hen, scherzt Thiel. Derzeit arbeiten in Worms rund 110 Beschftigte in der Kommissionierung. Wegen der hohen Nachfrage werde der Bestand zeitnah auf 60 Datenbrillen erhht.

    Wir verstehen uns als Pionier und mchten die Produktivitt und Quali-tt unserer Leistungen systematisch verbessern, erlutert Michael Su-den, Managing Director am Standort

    Pick-by-Vision: Beim Logistikunternehmen Fiege wird mit Datenbrillen kommissioniert

  • 8 Schwerpunkt BGHW aktuell 1/18

    Worms. Fr ihn bedeute das insbe-sondere im Hinblick auf die Digitali-sierung: ein Treiber von Innovationen sein. Wenn man sich nicht perma-nent weiterentwickelt, wird man ab-gehngt. Pick-by-Vision sei ein Pro-jekt, das in Worms seinen Anfang genommen habe und in naher Zu-kunft auf weitere Standorte von Fiege bertragen werde.

    Lehrgeld und DatenschutzDoch wer Pionier sein will, muss be-kanntlich auch Lehrgeld zahlen: Wir haben seit Beginn des Projekts vor rund zehn Monaten einige Kinder-krankheiten ausmerzen mssen, sagt Suden. So seien Datenbrillen im privaten Gebrauch bislang vor allem deshalb durchgefallen, weil sich der Akku direkt am Brillenbgel befand und sich dort zu stark erwrmte. Wir haben das gelst, indem wir einen mobilen Akku nutzen, der am Hosen-bund getragen wird und auch als zu-stzliches Touchpad funktioniert. Insgesamt zwlf Stunden halte die Kombination von Brille und mobilem Akku genug fr eine Acht-Stunden-Schicht. Auch an dem Kabel, das Brille und Akku stndig verbindet, habe man nacharbeiten mssen. Das erste Kabel riss ab, das zweite war zu schwer. Jetzt nutzen wir ein federleichtes Kabel, das sehr strapa-zierfhig ist und auch in der Formel 1 genutzt wird, sagt Suden. Das Ge-stell der Brille wiege nur 42 Gramm. Und fr Brillentrgerinnen und -trger arbeite das Unternehmen zudem mit einem Optiker zusammen. So kn-ne die Kommissionierbrille direkt an eine Brille in der geeigneten Strke geklickt werden.

    Vor Einfhrung der Datenbrille seien auch der Betriebsrat und der Gesund-heitsausschuss von Fiege zu Rate ge-zogen worden, so Suden. Gemeinsam

    wurde festgelegt, dass etwa keine Standortdaten von den Trgerinnen und Trgern der Datenbrillen aufge-zeichnet werden. Die Daten mit den Picklisten liegen nach Nummern ver-schlsselt auf einem Server, der nicht allgemein zugnglich ist. Hinsichtlich der Sicherheit und Gesundheit sam-melt man alle Rckmeldungen und nutze diese fr die Gefhrdungsbe-urteilung. Uns war wichtig, dass das Sichtfeld trotz Datenbrille immer frei bleibt und dass die Brille die Informa-tionen nicht im Hauptsichtfeld der Beschftigten anzeigt. Ein weite-

    rer wichtiger Aspekt war das Thema Ergonomie, damit die Datenbrille nicht zur Belastung wird, sagt Si-cherheitsfachkraft Stefan Thiel. Unfl-le aufgrund der Datenbrille habe es bislang nicht gegeben. Und Michael Suden fgt hinzu: Trotz all des Fort-schritts unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bleiben unsere wich-tigste Ressource, und es ist unsere Pflicht, ihnen Wertschtzung entge-genzubringen sowie fr ihre Sicher-heit und Gesundheit zu sorgen. (ze)

    Wir verstehen uns als Pioniere: Michael Suden, Managing Director bei Fiege

    Datenbrille darf nicht zur Belastung werden: Stefan Thiel, Fachkraft fr Arbeitssicherheit

  • Sicherheit und Gesundheit in der Warenlogistik10. bis 12. September 2018Dresden

    Die Fachtagung Sicherheit und Gesund-heit in der Warenlogistik der BGHW gibt Einblicke in den Arbeitsschutz von heute und morgen. Namhafte Referenten stellen aktuelle Entwicklungen in Forschung und Technik vor. Trends und Regelwerk werden diskutiert. Exponate zum Anfassen kn-nen auf dem Marktplatz erlebt werden.

    Eingeladen sind Verantwortliche im Ar-beitsschutz, zum Beispiel Unternehmer, Sicherheitsfachkrfte oder Betriebsrte und Betriebsrzte.

    Anmeldung und Informationen:Auf der Internetseite der BGHW finden Sie das komplette Veranstaltungsprogramm, Informationen zur Anreise und das An-meldeformular.

    www.bghw.de, Webcode: fw2018

    Anmeldeschluss:

    12. August 2018

  • BGHW aktuell 1/1810 Schwerpunkt

    Frau Feulner, warum tun sich kleine und mittlere Unternehmen so schwer mit dem Thema Digitalisierung?Kleine und mittlere Unternehmen haben hufig nicht die zeitlichen und finanziellen Ressourcen, um neben dem Tagesgeschft Vernderungspro-zesse im Betrieb anzustoen. Daher sind Untersttzungsangebote hier besonders sinnvoll. Dennoch machen sich immer mehr Betriebe auf den Weg, um eigene Antworten auf den digitalen Wandel zu finden.

    Was sind die digitalen Herausforde-rungen, denen sich KMU stellen ms-sen? Die digitale Transformation vern-dert die Arbeitswelt tiefgreifend und betrifft grundstzlich alle Branchen. Unternehmen stehen dabei vor der Herausforderung, schnell auf vern-derte Marktbedingungen reagieren zu knnen. Geschfts- und Produktions-

    modelle verndern sich und knnen es erforderlich machen, Arbeitsorga-nisation und Arbeitsplatz anzupas-sen. In der Folge verndern sich auch Qualifikationsanforderungen. Dabei ist es fr Unternehmen von zentraler Bedeutung, ihre Beschftigten in die digitalisierte Arbeitswelt mitzuneh-men.

    Welche Chancen bieten sich KMU im Zuge der Digitalisierung?Die Digitalisierung bietet fr kleine und mittelstndische Unternehmen die Chance, neue Innovationsstrate-gien zu entwickeln und auch die Per-sonalpolitik zukunftsgerecht aufzu-stellen. So schafft die Digitalisierung die Bedingungen fr eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privat-leben, etwa durch die Mglichkeit, zeit- und ortsflexibel zu arbeiten. Un-ternehmen, die die komplexen Vern-derungsprozesse gemeinsam mit ih-ren Beschftigten gestalten, knnen ihre Mitarbeiter motivieren und ans Unternehmen binden ein wichtiger Faktor im Wettbewerb um Fachkrfte.

    Inwiefern kann die Digitalisierung zu mehr Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz beitragen?Moderne Technologien bieten neue Anstze fr den Arbeitsschutz. So bernehmen Roboter und techni-sche Assistenzsysteme zunehmend schwere und gefahrengeneigte Ttig-

    keiten, auch eintnige und ermden-de Arbeiten knnen sie verrichten. Sie erleichtern die Arbeit und bieten Menschen mit krperlichen oder sen-sorischen Einschrnkungen neue Mglichkeiten der Teilhabe. Digitale Technologien knnen aber auch zu Arbeitsverdichtung, stndiger Erreich-barkeit und damit zu berforderung und psychischen Erkrankungen fh-ren. Umso wichtiger ist es, dass Be-schftigte mit der neuen Freiheit auch umgehen lernen und Prozesse mitge-stalten knnen.

    Digitaler Wandel: Hilfe fr kleine und mittlere UnternehmenBeim Thema Digitalisierung zeigen sich kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in Deutschland noch zurckhaltend. In einer Unternehmensbefragung der Frderbank KfW gaben nur 30 Prozent von ihnen an, in den kommenden zwei Jahren Digitalisierungsvorhaben eingeplant zu haben. Bei den Grounternehmen waren es dagegen 80 Prozent. Um KMU den digitalen Wandel zu er-leichtern, hat das Bundesministerium fr Arbeit und Soziales (BMAS) in Zusammenarbeit mit der Initiative Neue Qualitt der Arbeit (INQA) ein neues Programm aufgelegt: Unternehmenswert Mensch plus. Hierzu sprach BGHW aktuell mit Dr. Gabriele Feulner, Referentin fr die Zukunft der Arbeitswelt im BMAS.

    Priv

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  • Schwerpunkt 11BGHW aktuell 1/18

    Welche Beratung bieten Sie im Rah-men von Unternehmenswert Mensch plus an?Der neue Programmzweig Unterneh-menswert Mensch plus des Bun-desministeriums fr Arbeit und Sozi-ales untersttzt kleine und mittlere Unternehmen darin, den Wandel der Arbeitswelt zu gestalten. Die Idee: In Lern- und Experimentierrumen er-proben Unternehmensleitung und Beschftigte gemeinsam innovative Arbeitskonzepte. Das knnen Ange-bote zum mobilen Arbeiten, neue Ar-beitszeitmodelle oder digitale Assis-tenzsysteme sein.

    Die Frderung umfasst maximal zwlf Beratungstage, die Frderquote be-trgt 80 Prozent. Frderberechtigt sind Unternehmen mit weniger als 250 Beschftigten, die mindestens

    Unternehmenswert Mensch plus ist eine Erweiterung zum bereits vor-handenen Frderprogramm Unternehmenswert Mensch, das bereits ber 2700 KMU in Deutschland erreicht hat. KMU mit bis zu 250 Beschf-tigten und 50 Millionen Jahresumsatz erhalten hier eine kostenfreie Erst-beratung sowie Untersttzung bei der Umsetzung von digitalen Vorhaben im Unternehmen. Auerdem bietet das Programm individuelle Lsungen und Beratung zu Themen der Personalfhrung, Gesundheit, Vielfalt, Wis-sen und Kompetenz sowie der Digitalisierung an.

    Weitere Informationen: www.unternehmens-wert-mensch.de Lern- und Experimentierrume fr KMU: www.experimentierraeume.de

    Unternehmenswert Mensch

    zwei Jahre bestehen. Der erste und wichtigste Schritt ist eine kostenfreie Erstberatung in einer der bundesweit ber 100 Erstberatungsstellen. Erfllt ein Unternehmen die Frdervoraus-setzungen, erhlt es einen Beratungs-

    scheck fr eine Prozessberatung vor Ort, um mithilfe der agilen Arbeitsme-thoden des Lern- und Experimentier-raums Lsungen fr betriebliche Her-ausforderungen zu erarbeiten.

    Von der Dampfmaschine zur Industrie 4.0

  • BGHW aktuell 1/1812 Prvention

    Dem Lrm auf der Spur

    Becker Stahl gehrt zum Klckner-Konzern. Das Unternehmen ist auf den Handel mit Flachstahl speziali-siert. Typische Produkte sind Stahl-bnder und Stahltafeln. Hauptab-nehmer sind groe Kunden aus der Automobil- und Automobilzuliefe-rerindustrie. 1,2 Millionen Tonnen Stahl liefert Becker Stahl jhrlich aus. 170.000 Tonnen Vormaterial und 29.000 Tonnen Fertigmaterial werden im Lager in Bnen vorgehalten. Dort findet auch die Konfektion, also Zu-schnitt und Verpackung der Stahlpro-dukte, statt.

    Im Lager am Standort Bnen fallen sofort die riesigen Coils, aufgerollte Stahlbnder, ins Auge. Sie werden mit Brckenkranen transportiert und in groen Hallen gelagert. Angeglie-dert sind Quer- und Lngsteilanlagen fr den Zuschnitt sowie ein Bereich, in dem die Endprodukte verpackt und versandfertig gemacht werden. Die Quellen fr Lrm sind in diesen Bereichen vielfltig. Surrende Kra-ne, aufeinanderschlagendes Metall, kreischende Metallscheren oder das Knallen der Druckluftnagler im Verpa-ckungsbereich all das erzeugt Lrm, der das Gehr stresst oder schdigt.

    Cordelia Teichmann ist Aufsichtsper-son bei der BGHW und gehrt zum Team des Messtechnischen Dienstes Lrm der BGHW. Fr Becker Stahl ermittelt sie die Lrmbelastung an den verschiedenen Arbeitspltzen des Unternehmens. Die Analyse des Betriebslrms floss in die Gefhr-dungsbeurteilung des Unternehmens

    ein. Wird das Problem rechtzeitig erkannt, lassen sich Gefhrdungen mit einfachen technischen und orga-nisatorischen Manahmen wirkungs-voll vermeiden, wei Cordelia Teich-mann.

    Gemessen wird immer ber einen lngeren Zeitraum, oft mit einem Lrmdosimeter einem Messgert, das am Krper getragen werden kann. Zumeist tragen die Mitarbeiter das Gert mehrere Stunden. Denn die Strke des Lrms ndert sich im Lau-fe des Tages. Luft eine Maschine auf Hochtouren, ist es lauter als in der Zeit, in der die Maschine umgerstet wird. Deshalb wird stets so lange ge-messen, bis alle Ttigkeiten an einem Arbeitsplatz erfasst sind. Daraus er-mittelte Ingenieurin Teichmann die durchschnittliche Lrmbelastung

    Lrm macht krank. Deshalb hat Lrmschutz in vielen Mitgliedsbetrieben der BGHW oberste Priori-tt. Der Stahlhandel ist eine der Branchen, in der es besonders laut zugeht. Die Firma Becker Stahl in Bnen zeigt beispielhaft, wie die Lrmbelastung reduziert und damit das Gehr der Mitarbeiter geschtzt wird. Beraten wurde das Unternehmen vom Messtechnischen Dienst Lrm der BGHW. Er analysierte die Lrmbelastung in verschiedenen Arbeitsbereichen und untersttzte das Unter-nehmen darin, Lrmschutzmanahmen umzusetzen.

    sowie die Spitzenwerte und fasst die Ergebnisse in ihrem Messbericht zu-sammen. Auch wurden Empfehlun-gen abgeleitet, was zur Lrmminde-rung getan werden kann.

    Das Problematische am Lrm ist, dass er von jedem anders empfunden wird, erklrt Cordelia Teichmann. Wann Lrm nicht nur strt, sondern auch die Gesundheit schdigt, kn-nen Laien oft nur schwer beurteilen. Mitarbeiter sagen oft, sie htten sich schon an den Lrm gewhnt, so Teichmann. Eine fatale Fehlein-schtzung. Man kann sich nicht an Lrm gewhnen. Meistens sind die feinen Haarzellen im Innenohr der Betroffenen bereits so weit gesch-digt, dass sie die Tonlagen nicht mehr in ihrer eigentlichen Strke re-gistrieren. Auch die Psyche und das

    Auf Ohrhhe: Messungen mit dem Handschallpegelmesser

  • BGHW aktuell 1/18 Prvention 13

    Herz-Kreislauf-System knnen leiden, ohne dass die betroffene Person dies zunchst in Zusammenhang mit Lrm am Arbeitsplatz bringt.

    Subjektives Empfinden von Geru-schen ist also kein Kriterium zur Be-wertung der Belastung. Deshalb gibt es feste, messbare Grenzwerte. Wer-den sie berschritten, muss etwas zur Lrmminderung getan werden. Dies hlt der Messtechnische Dienst im Messbericht fest.

    Bei Becker Stahl hat die Unterneh-mensleitung das Problem frhzeitig erkannt und viel fr die Minderung des Lrmpegels in den Werkshallen getan. Zunchst wurden wichtige technische Manahmen ergriffen. Un-ter anderem wurden die Scheren an den Querteilanlagen eingehaust.

    Auch organisatorisch ist das Thema Lrmschutz im Unternehmen fest ver-ankert, berichtet Ren Stblein, As-sistent der Betriebsleitung bei Becker Stahl. So werden die Beschftigten regelmig ber Gefhrdungen durch Lrm informiert. Der Betriebsarzt bie-tet arbeitsmedizinische Beratung und Vorsorge an. Noch verbleiben-de Lrmbereiche im Betrieb wurden gekennzeichnet. Dort sind die Mitar-beiter verpflichtet, Gehrschutz zu tragen. Denn trotz aller lrmmindern-den Manahmen ist der Pegel dort immer noch hoch. Um allen Vorlieben und Erfordernissen gerecht zu wer-den, stehen unterschiedliche Gehr-schutzmittel zur Auswahl, vom Kap-selgehrschutz ber Ohrenstpsel bis hin zur individuell angepassten Gehrschutz-Otoplastik.

    Insgesamt wurde durch all diese Manahmen das Bewusstsein fr ge-sundheitsschdigenden Lrm bei den Mitarbeitern geschrft, so Stblein. Auch die BGHW hat mit ihrem Mess-technischen Dienst und seiner Bera-tung ein Stck dazu beigetragen. (be)

    Welcher Gehrschutz passt? BGHW-Expertin Cordelia Teichmann im Gesprch mit Ren Stblein von Becker Stahl

    Der Lrm bleibt drin: eine eingehauste Schneideanlage

    Die Vermeidung von gesundheitlichen Gefahren durch Lrm ist eine Ver-pflichtung fr den Unternehmer. So wollen es die Lrm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung und die Arbeitsstttenverordnung: Der Unter-nehmer muss dafr sorgen, dass die Arbeitsmittel nach dem Stand der Lrmminderungstechnik beschaffen sind und betrieben werden. Der Schallpegel in Arbeitsrumen ist auerdem so niedrig zu halten, wie es nach der Art des Betriebes mglich ist.

    Der Messtechnische Dienst Lrm der BGHW untersttzt Unternehmen, wenn sie bei der Gefhrdungsbeurteilung und bei Arbeitsschutzmanah-men zur Lrmminderung an ihre Grenzen stoen. Die Fachleute des Mess-teams beraten zu Lrmminderungsmanahmen, Fragen der Akustik, auch im Brobereich, oder zur Auswahl von geeignetem Gehrschutz.

    Der Messtechnische Dienst Lrm

  • 14 Prvention BGHW aktuell 1/18

    Aus der Praxis fr die Praxis

    Fachkrfte fr Arbeitssicherheit stellen ihre Praktikumsarbeiten vor

    Branche:Logistik

    Betrieb:Khne + Nagel, Nrnberg

    Anlass/Problem:Khne + Nagel, ein global fhrender Logis-tikdienstleister, betreibt in Nrnberg eine Niederlassung fr See- und Luftfracht, Kon-traktlogistik und Landverkehre mit ber 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Hier wer-den fr namhafte Kunden Waren gelagert, ver-packt und versendet.

    Bei einem neuen Auftrag mssen Rntgenge-rte verpackt werden. Aufgrund der speziellen Beschaffenheit und Hochwertigkeit der Pro-dukte ist die Verpackung besonders aufwen-dig und anspruchsvoll. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wiesen darauf hin, dass bei der Arbeit an dieser Verpackung mitunter Knie- und Rckenbeschwerden auftreten. Die systema-tische Gefhrdungsbeurteilung der Fachkraft fr Arbeitssicherheit unter Anwendung der Leitmerkmalmethode ergab dringenden Hand-lungsbedarf bei den Arbeiten in Zwangshaltun-gen wie Knien und Bcken.

    Thema der Sifa-Praktikumsarbeit:Gestaltung des Arbeitssystems Reinigung und Verpackung von C-Bgen

    Autor:Viola Behringer, Fachkraft fr Arbeitssicherheit in Ausbildung

    Ziele:Die Gesundheitsgefhrdungen der Mitarbeiter durch Zwangshaltungen, insbesondere durch Knien und Bcken, sollen vermieden oder zu-mindest deutlich minimiert werden.

    Lsung:Es wurden mehrere Alternativen gegeneinan-der abgewogen, etwa der zeitlich begrenzte Einsatz und hufige Wechsel der Mitarbeiter oder spezielle Rcken- und Knieschulungen. In der Praxis:Letztlich entschied sich das Unternehmen fr eine technische Lsung: Es wurde ein Arbeits-platz mit Scherenhubeinrichtung und Son-dergabeln eingerichtet. Die Kommissionierer mssen beim Verpacken nun nicht mehr in die Knie gehen und sich auch nur noch selten b-cken. Bis diese Sonderanfertigung ausgeliefert wurde, lieh das Unternehmen als bergangs-lsung Scherenhubeinrichtungen in Stan-dardausfhrung aus.

    E-Mail-Kontakt: [email protected]

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  • Auftraggeber der Umfrage waren die Landesverbnde der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Befragt wurden rund 1000 Personen zwischen 16 und 25 Jahren. Auch das Thema Ablenkung wurde untersucht. So gab ber ein Drittel (37 Prozent) der jungen Menschen an, dass sie sich manchmal unkon-zentriert fhlen, mit den Gedanken woanders sind oder abgelenkt seien, zum Beispiel durch das Smartphone. Hier zeigt sich die derzeit steigende Relevanz des Themas Ablenkung.

    Jeder sechste junge Berufsttige (17 Prozent) hatte schon einmal einen Wegeunfall. Viele junge Menschen sind unsicher, ob ein Wegeunfall mel-depflichtig und welcher Arzt zustn-dig ist. Die Hlfte (50 Prozent) der Befragten wissen nicht, dass sie sich von einem von der Berufsgenossen-schaft oder Unfallkasse zugelassenen Durchgangsarzt behandeln lassen mssen. Laut der Umfrage wnschen sich ber zwei Drittel (69 Prozent) der

    Berufsschler riskant unterwegs16- bis 25-Jhrigen mehr Informatio-nen zum Thema Wegeunflle.

    Das Prventionsprogramm Jugend will sich-er-leben fr Berufsschler und Berufsschlerinnen widmet sich in diesem Jahr dem Thema Gefhr-dungen erkennen, Wegeunflle ver-hindern. 42,4 Prozent der tdlichen Straenverkehrsunflle in der Sch-ler-Unfallversicherung entfallen auf Berufsschlerinnen und Berufssch-ler. Sie gehren damit bei Wegeun-fllen zu der Risikogruppe Nummer 1. Darum ist es eine wichtige Aufgabe, Auszubildende auf die Gefhrdungen im Straenverkehr aufmerksam zu

    machen und aufzuzeigen, wie durch eigenes Handeln gefhrliche Situatio-nen vermieden werden knnen.

    JWSL bietet ein Medienpaket aus Unterrichtskonzept, Unterweisungs-konzept, vier Youtube-Clips, fnf Animationsfilmen, Wettbewerb und Preisausschreiben zum Einsatz von Lehrkrften und Ausbildern an Be-rufsschulen und in Betrieben.

    Es geht um die Themen: Ablenkung im Straenverkehr Risikowahrnehmung Emotionen und Fahrverhalten Basiswissen Wegeunfall

    Unter www.jwsl.de/presse finden Sie weitere Informationen zur Umfrage und zum Prventionsprogramm. JWSL ist das grte branchenbergreifen-de Prventionsprogramm fr Auszubildende. Es wird ber die Landes- verbnde der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) allen Berufsschulen in Deutschland angeboten.

    Mehr dazu

    Fast ein Drittel der 16- bis 25-Jhrigen ist auf dem Weg zur Arbeitsstelle oder Ausbildungssttte schon einmal in eine gefhrliche Situation geraten. Zu diesem Ergebnis kommt eine repr-sentative Umfrage fr das Prventions-programm Jugend will sich-er-leben (JWSL).

    Verkehrssicherheit 15BGHW aktuell 1/18

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  • BGHW aktuell 1/18

    Ein Raubberfall ist fr betroffene Mitarbeiter im Einzelhandel ein einschneidendes Ereignis, hufig mit traumatischen Folgen. Viele Unternehmen be-schftigen sich deshalb nicht nur intensiv mit der Prvention von Raubstraftaten, sondern auch mit der Nachsorge. Ein vorbildhaftes Projekt haben die Lebensmittelfilialen von Jibi und Combi ins Leben gerufen, eine Handelskette unter dem Dach der Bnting-Unternehmensgruppe.

    Das Unternehmen erarbeitete gemeinsam mit ei-nem externen Dienstleister ein Konzept zur Schu-lung von Trauma-Ersthelfern und Ersthelferinnen. Arne Saathoff, unter anderem zustndig fr die Mitarbeitergesundheit im Unternehmen, begrn-det: Der Umgang mit Mitarbeiterinnen und Mitar-beitern, die Opfer eines Raubberfalls waren, er-fordert viel Fingerspitzengefhl. Denn auch, wenn der betroffene Beschftigte keinen krperlichen Schaden davon getragen habe, so knnen die see-lischen Verletzungen oft erheblich sein.

    Die Grundlagen fr die optimale Betreuung vermit-telt den angehenden Trauma-Ersthelfern ein Tages-seminar, geleitet von professionellen Referenten. Wichtig ist, dass sich die Ersthelfer unmittelbar nach dem Ereignis um die Kollegen kmmern. In-nerhalb einer Stunde, so sieht es das Konzept vor, sollen die Betroffenen einen geschulten Kollegen

    an der Seite haben. Er vermittelt dem ber- fallenen Beschftigten Sicherheit und stabilisiert ihn seelisch.

    Dies kann durch ganz einfache Dinge geschehen: Dem Betroffenen soll die volle Aufmerksamkeit ge-schenkt und einfach zugehrt werden, so der Rat der Profis aus dem Tagesseminar. Setzen Sie sich daneben, fragen Sie, wie Sie helfen knnen, oder holen Sie etwas zu trinken, sind weitere Tipps der Experten. Es sei wichtig, die Kollegin oder den Kol-legen mental aus der Situation herauszuholen und klar zu machen, dass sie oder er keine Schuld an dem Ereignis trage.

    Im Unternehmen kommt das Schulungskonzept gut an. Es vermittelt der Belegschaft Sicherheit und leistet einen wichtigen Beitrag zur psychi-schen Gesundheit am Arbeitsplatz.

    Zuhren und stabilisieren

    In BGHW aktuell, Ausgabe 4/2017, stellten wir die Preistrger Alca Logistics, DPD und BLG vor. Die Beitrge knnen im Archiv auf www.bghw.de nachgelesen werden. Der Film zum Beitrag Trauma-Ersthelfer: www.diegoldenehand.de

    Mehr dazu

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    Drehtermin bei Jibi: An der Kasse wird eine berfallsituation nachgestellt

    Arne Saathoff berichtet ber das Konzept zur Schulung von Trauma-Ersthelfern

  • BGHW aktuell 1/18

    Das Fahren von Gabelstaplern will gelernt sein, denn hier ereignen sich immer wieder schwere und tdliche Unflle. Doch nicht immer haben alle Beschftigten eine qualifizierte Staplerfahreraus-bildung, wenn sie diese beispielsweise in einem anderen Land oder einem anderen Unternehmen absolviert haben.

    Das international ttige Logistik- und Gtertrans-portunternehmen Khne+Nagel hat daher in der Logistik-Niederlassung Niederaichbach ein Logis-tics Training Center kurz LTC eingerichtet. Die Idee zu dieser Einrichtung hatte Fachtrainer Ru-dolf Eisenreich. Immer wieder habe er festgestellt, dass neue Fahrer nicht das ntige Wissen mitbrin-gen. Daraus hat sich eine Grundausbildung er-geben, in der die Mitarbeiter noch einmal speziell in bestimmte Themen eingearbeitet werden, so Eisenreich.

    An verschiedenen Stationen werden Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter fr die Arbeit mit Flurfr-derzeugen geschult. Wichtig war Eisenreich, die bungsaufgaben so anschaulich und praxisori-entiert wie mglich zu gestalten. So sind es ins-besondere alltgliche Anforderungen, die auf der Trainingsflche simuliert werden. Dazu gehrt bei-spielsweise das Ein- und Auslagern von Paletten oder das Stapeln von Gitterboxen.

    Highlight des Trainingscenters ist ein Lkw-Auflie-ger. Hier knnen die Fahrer und Fahrerinnen ben,

    verschiedene Behlter zentimetergenau zu posi-tionieren. Das sind Anforderungen, die den Mitar-beitern auch tglich in ihrer Arbeitspraxis begeg-nen.

    Ein weiteres Thema ist die Ladungssicherung. Dazu bietet der Lkw-Auflieger ein Lernerlebnis zum Anfassen. Am eigenen Leib erfahren die Teil-nehmer, dass Behlter auf sandigem Boden viel leichter verrutschen als auf sauberem Boden. Es wird deutlich, wie wichtig eine gereinigte Ladefl-che ist.

    Auch die Perspektive aus dem Stapler greift das LTC auf. Denn die Sicht des Staplerfahrers ist unter anderem durch den Hubmast eingeschrnkt. Mit roten Markierungen werden die toten Winkel visu-alisiert. Simulierte Gefahrensituationen trainieren das Sicherheitsbewusstsein der Fahrer.

    Nicht nur bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbei-tern kommen die Trainingsstunden im LTC sehr gut an, auch die Geschftsleitung ist zufrieden. Die Arbeitsunflle mit Gabelstaplern seien seitdem um rund 50 Prozent zurckgegangen. Ein Erfolg, mit dem am Anfang niemand gerechnet hatte.

    bungen fr Staplerfahrer

    Der Film zum Beitrag Trainingsflche: www.diegoldenehand.de

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    Das Ein- und Auslagern von Gitterboxen wird vom Filmteam beobachtet

    Die Gitterbox muss waagrecht auf den Gabelzinken aufliegen

  • BGHW aktuell 1/18

    Die Montage von Reifen ist eine krperlich sehr belastende Arbeit. Bei Reifen-Mller, einem Filial-unternehmen fr Reifenhandel und Reifenservice in Berlin, initiierte Qualittsmanager Markus Herold deshalb ein Projekt zur nachhaltigen Ent-lastung der Mitarbeiter.

    Zunchst wurde in 15 Filialen in Berlin und Bran-denburg die Arbeitsbelastung der 65 Mitarbeiter gemessen. Dabei stellte sich heraus, wie belas-tend der Radwechsel fr den Krper tatschlich ist.

    Frher wurde jedes Rad per Hand vom Fahrzeug auf schwere Montagemaschinen gehievt. Danach ging es auf die Wuchtmaschinen, und das alles mit Muskelkraft. Jeder Mitarbeiter trgt pro Saison mehrere Tonnen, rechnete die Filialleitung durch.

    Reifen-Mller erarbeitete mit einer externen Firma ein Konzept, das den Anforderungen an den Ar-beitsschutz im Unternehmen optimal entspricht. Nach einer langen Testphase wurden verschiede-ne Maschinen angeschafft, die mittlerweile rund 80 Prozent der schweren, krftezehrenden Arbeit bernehmen. Die Filialen verfgen jetzt ber Rad-

    lifte und neue Montage- und Wuchtmaschinen. Das Rad wird vom Fahrzeug mit dem Radlift zur Montagemaschine gefahren, dort abgesetzt und von den Maschinen selbststndig auf die Arbeits-ebene gehoben und auch wieder herunter. Mit dem Radlift geht es anschlieend wieder zurck bis an die Radnabe. Die Mitarbeiter rollen die Rder nur noch, sie heben sie nicht mehr und werden so erheblich entlastet.

    Bei den Mitarbeitern kommen die neuen Gerte sehr gut an. Sie begren die sprbare Entlastung bei allen Arbeitsschritten. Gleichzeitig garantiert die Investition in den Arbeitsschutz volle Auftrags-bcher. Denn dank der technischen Untersttzung knnen die Filialen jetzt mehr Fahrzeuge mit gr-eren Reifen annehmen.

    Rckenschonende Reifenmontage

    Arme und Rcken werden entlastet Der Radlift hebt die Rder problemlos auf Montagehhe

    Der Film zum Beitrag Rckenwind bei Reifen-Mller Schwergewichte leicht gemacht: www.diegoldenehand.de

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  • BGHW aktuell 1/18

    Saeilo mit Sitz in Wetzlar zhlt in Deutschland zu den fhrenden Unternehmen im Handel mit Werk-zeugmaschinen. Zum Leistungsspektrum gehrt auch die Produktmodifikation mit einer Stnder-bohrmaschine. Beim Arbeiten mit dieser Maschine ist das Werkstck im Bohrmaschinenschraubstock eingespannt, der durch eine Haltevorrichtung fi-xiert wird. Fr jedes neue Bohrloch auf dem Werk-stck muss die Haltevorrichtung gelst und neu befestigt werden. Das ist mhsam und zeitauf-wendig. Deshalb halten manche Beschftigte den Schraubstock beim Bohren oft nur mit der Hand fest. Doch wenn die Kraft des Bohrers berwiegt, dreht sich der Schraubstock mit. Das kann schwe-re Verletzungen verursachen.

    Gottfried Tuchecker, Maschinenbautechniker bei Saeilo, wollte sich das nicht lnger anschauen. Der Erfindergeist des Technikprofis war geweckt. Er entwickelte einen schwenkbaren Schraubstock, der einfach zu bedienen ist und das Mitdrehen des Werkstcks sicher verhindert.

    Seine Erfindung besteht aus einer Fhrungsschie-ne und einer Zwischenplatte. Diese Platte kann auf der Fhrungsschiene lngs verschoben und in

    Gegenrichtung ber einen Drehpunkt geschwenkt werden. Auf der Zwischenplatte wird ein handels-blicher Bohrmaschinenschraubstock befestigt. Das Werkstck wird nun wie gewohnt im Schraub-stock eingespannt. Aber jetzt kann der Bediener mehrere Lcher nacheinander bohren ohne ls-tigen Umbau der Haltevorrichtung. Meine Erfin-dung ist aus dem tglichen Betrieb kaum noch wegzudenken, so Tuchecker. Sie bedeutet kei-nen Aufwand bei der Montage und behindert die Arbeit nicht. Aber sie verhindere zuverlssig das Mitdrehen des Werkstcks. Wird der Schraubstock nicht bentigt, zieht ihn der Maschinenbediener ab und schwenkt die Fhrungsschiene zur Seite.

    Im Unternehmen wird Tucheckers Innovation sehr geschtzt. Denn mit einfachen Mitteln hat der er-finderische Maschinenbautechniker viel fr die Arbeitssicherheit im Betrieb erreicht.

    Sicher und schnell bohren

    Der Film zum Beitrag Sicheres Bohren mit einem Schraubstock an einer Stnderbohr- maschine: www.diegoldenehand.de.

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    Es mssen keine umstndlichen Haltevorrichtungen am Schraubstock angebracht werden

    Durch die Fhrungsschiene dreht der Schraubstock beim Bohren nicht mehr mit

  • 20 Rehabilitation BGHW aktuell 1/18

    Wie aktuell das Thema ist, zeigt ein Blick in die Statistik: Allein im Jahr 2016 wurden bei der DGUV 3730 neue Asbestose-Flle als Berufskrankheit anerkannt. Verstndlicherweise haben die Betroffenen und ihre An-gehrigen Angst und sind stark ver-unsichert, berichtet Katja Sessig von der BGHW, die die Sprechstunde mitorganisierte. Durch die Veranstal-tung mchte die BGHW ber die Er-krankung aufklren, den Austausch mit Fachleuten und anderen Betrof-fenen anregen. Dadurch knnen wir den Teilnehmenden ein stckweit ihre ngste nehmen, erklrt Sessig. Denn die Diagnose Asbestose be-deutet eben nicht zwangslufig, dass die Krankheit auch ausbricht und im-mer einen tdlichen Verlauf nimmt.

    Eine durch Asbestfaserstaub verur-sachte Erkrankung der Lunge oder des Lungenfells kann durch das Ein-atmen von kleinsten Asbestpartikeln entstehen. Als Folgen der Erkran-kung knnen unter anderem Ein-schrnkungen der Lungenfunktion, der krperlichen Leistungsfhigkeit und Beeintrchtigungen des Herz-Kreislauf-Systems auftreten. Im Ernst-fall kann ein Kontakt zu Asbest auch zu bsartigen Tumoren fhren. Das Tckische bei Asbesterkrankungen ist die lange Latenzzeit, sagt Katja Sessig. Es kann mehrere Jahrzehnte dauern, bis gesundheitliche Folgen auftreten.

    Elf Versicherte verschiedener Berufs-genossenschaften und ihre Angeh-

    Asbestose Angst nehmenKfz-Mechaniker, Elektriker oder Beschftigte im Baustoffhandel das sind Berufsgruppen, die bis in die 1980er Jahre hinein hufig mit Asbest am Arbeitsplatz zu tun hatten. ber die gesundheits-schdigenden Auswirkungen war damals fast nichts bekannt. Obwohl Asbest bereits seit 1993 in Deutschland verboten ist, zeigt sich seine schreckliche Wirkung auch jetzt noch. Die Asbestose ist eine der ltesten Berufskrankheiten und wird auch heute noch hufig diagnostiziert. Fr Be-troffene bot die Regionaldirektion Sdwest der BGHW Ende des vergangenen Jahres erstmals eine Asbestose-Sprechstunde an.

    rigen nahmen an der Veranstaltung teil. Ein wichtiger Bestandteil der Veranstaltung war der Vortrag eines Facharztes und Experten fr Atem-wegserkrankungen. Er erklrte die Folgen der Asbestinhalation an Rnt-genbildern und zeigte anschaulich den Verlauf einer asbestbedingten Erkrankung. Auch der Bericht eines Betroffenen ber seinen Alltag mit der Erkrankung, ber Untersuchun-gen und Arztbesuche sprach die Teil-nehmenden an.

    Das Angebot der BGHW empfanden die Teilnehmenden als sehr hilfreich und wichtig; das ergab eine anschlie-ende Evaluation. Die Gelegenheit, fallbezogene Fragen zu stellen und sich mit anderen Betroffenen auszu-tauschen, wurde besonders gelobt. Das positive Feedback motiviert uns, auch zuknftig Asbestose-Sprech-

    stunden anzubieten, wie es auch unsere Kolleginnen und Kollegen in Bremen schon lngere Zeit tun, zieht Katja Sessig Bilanz.

    BerufskrankheitDie Asbestose oder Asbeststaublun-generkrankung ist eine anerkannte Berufskrankheit. Ihre Behandlung wird von der Berufsgenossenschaft gesteuert und bezahlt. Berufskrank-heiten sind Erkrankungen, die nach gesicherten medizinischen Erkennt-nissen durch besondere berufliche Einwirkungen verursacht werden. Welche Erkrankung als Berufskrank-heit gilt, legt die Bundesregierung durch Rechtsverordnung mit Zustim-mung des Bundesrates fest.

    Mehr zum Thema Berufskrankheiten: www,bghw.de, Webcode 14760247

    Gefhrlicher Baustoff Asbest

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  • BGHW aktuell 1/18 Rehabilitation 21

    Die Geschichte der Betroffenen ist oft hnlich: Nach einem Arbeits- oder Wegeunfall sind sie auf den Rollstuhl angewiesen und mssen ihr Leben mit der Behinderung neu organisie-ren. Die BGHW untersttzt sie dabei mit allen geeigneten Mitteln, um ih-nen eine Rckkehr ins Arbeitsleben und in die Gemeinschaft zu ermgli-chen. Ein Instrument ist zum Beispiel die Kraftfahrzeughilfe: Die BGHW untersttzt und finanziert den Umbau eines Fahrzeugs auf die Bedrfnis-se des Betroffenen. Dabei spielt der Aspekt der Fahrsicherheit eine gro-e Rolle. Es ist eine riesige Umstel-lung, wenn man sein Auto pltzlich nur noch mit der Hand oder dem Kopf steuern kann, erklrt Rehaberater Jan Hemmann. Das Seminar soll den Betroffenen deshalb Sicherheit im Umgang mit dem umgebauten Fahr-zeug geben. Es werden zum Beispiel Situationen vom normalen Fahren bis hin zum Verhalten in Gefahrsituati-onen mit dem eigenen Auto und mit anderen Autos gebt.

    Auch das Rehaberaterteam der BGHW bte bei der Veranstaltung mit. Wer selbst einmal mit einer Hand- oder Kopfsteuerung gefahren ist, bekommt einen ganz anderen Blick auf das Thema, so Hemmann. Dies sei gera-de fr die Beratung von Betroffenen wichtig, deren Unfall noch nicht lan-ge zurckliegt und die oft sehr ver-zweifelt seien. Wir knnen den Men-schen eine Perspektive geben und ihnen an konkreten Beispielen erkl-ren, was alles machbar ist und dass das Leben auch im Rollstuhl lebens-wert ist.

    Gemeinsam Mobilitt lernenMobil und unabhngig sein fr Menschen im Rollstuhl ein wichtiger Schritt zurck in ein nor-males Leben. Seit vielen Jahren bieten die Berufsgenossenschaften fr die Zielgruppe der mobi-littseingeschrnkten Menschen spezielle Fahrsicherheitstrainings an. Jetzt fand eine Veranstal-tung der BGHW statt, an der Betroffene sowie Rehaberater und Rehaberaterinnen teilnahmen.

    Die Betroffenen erlebten die Veran-staltung als groe Untersttzung. Neben der Beschftigung mit Fahr-zeugen und Technik empfanden sie auch den Austausch untereinander als groe Bereicherung. Die positive

    Erfahrene Trainer erklren den Umgang mit umgebauten Autos fr Rollstuhlfahrer

    Fahrsicherheitstrainings fr mobilittseingeschrnkte Unfallverletzte fin-den mehrmals im Jahr bundesweit statt. Auch gemeinsame Veranstaltun-gen mit Rehaberaterinnen und -beratern der BGHW sind angedacht. Wer mehr dazu wissen mchte, kann sich gerne an die BGHW wenden:

    E-Mail: [email protected]

    Mehr dazu

    Resonanz ist ein Grund, warum sich das Fahrsicherheitstraining fr mobi-littseingeschrnkte Personen nicht nur bei der BGHW, sondern auch bei anderen Berufsgenossenschaftenfest etabliert hat.

    ACE

    Auto

    Clu

    b Eu

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  • BGHW aktuell 1/1822 Neue Medien

    Neues Plakat WarnwesteZum Jahresanfang stellt die BGHW eine Rei-he neuer Medien vor. Ein aktuelles Plakat in der Reihe Denken Sie an SICHerheit stellt Warnwesten in den Mittelpunkt. Anschau-lich wird gezeigt, wie wichtig es ist, von den Kollegen im Betrieb gesehen zu werden.

    Im Kompendium Arbeitsschutz auf der Inter-netseite der BGHW gibt es eine Reihe neuer Module in der Rubrik BGHW-Wissen. Unter anderem wurden mehrere Module fr den Waffenfachhandel bereitgestellt. Hinzu kom-men Wissensseiten zum Agrar-, Baumaschi-nen-, Getrnke- und Chemikalienhandel. Auch zu den Themen Lrm im Stahlhandel und Lager sowie Vibrationen beim Kommis-sionieren gibt es neue Angebote bei BGHW-Wissen.

    www.bghw.de >Direktzugriff Kompendium Arbeitsschutz

    Welche Beschwerden hat Lissie?

    Mehr zum Thema Heben und Tragen finden Sie im BGHW-Lernmodul im Internet unter http://wbt1.bghw.de oder im BGHW- Kompendium Arbeitsschutz auf www.bghw.de

    Wichtig sind: stabiler Stand Rcken gerade nah ran an die Last

    Die Lsung lautet:

    Auflsung des Quiz aus BGHW aktuell, Ausgabe 4/2017

    Lissie leidet unter Rckenproblemen.

  • BGHW aktuell 1/18

    ber den QR-Code gelangen Sie zu einem kurzen Video-Clip mit dem Lsungshinweis im Lernmodul.

    Sie finden die Antwort auch direkt im Internet unter www.bghw.de, Webcode R1-2018.

    Schicken Sie Ihre Antwort bis zum 31. Mrz 2018 an [email protected]. Unter allen richtigen Antworten verlosen wir drei attraktive Preise.

    Ich kann helfen!

    Wer bentigt hier Hilfe?

    Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Eine Auszahlung des Gewinns ist nicht mglich. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BGHW und deren Angehrige sind nicht teilnahmeberechtigt.

    Neues Plakat Warnweste

    Welche Beschwerden hat Lissie?

    Lissie leidet unter Rckenproblemen.

  • BGHW aktuell 1/18

    Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik 68145 Mannheim PVSt Deutsche Post AG Entgelt bezahlt, ZKZ 77367

    Wir wollten unsere Mitarbeiter entlasten. Jetzt bernehmen Maschinen 80 Prozent der schweren krperlichen Arbeit.

    Markus HeroldReifen-Mller, BerlinGewinnerteam Die Goldene Hand 2017


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