Date post: | 05-Apr-2015 |
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Die Wirtschafts- und Finanzmarktkrise:
Genderaspekte von Konjunktur-paketen und schwarz-gelber
Antikrisenpolitik
Beitrag zu Tagung „Hätten die Lehman-Sisters etwas anders gemacht?“
Frankfurt am Main, 28. Januar 2010
Sabine Reiner
ver.di Bundesvorstand Bereich Wirtschaftspolitik
www.wipo.verdi.de
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11
Historischer WachstumseinbruchReale Wachstumsraten der Wirtschaftsleistung in der Bundesrepublik Deutschland
Quelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, Prognosen Wirtschaftsforschungsinstiute
2010/11Prognose
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
59 789 59 608
58 206 58 045
57 665
56 914
56 520
56 992 57 317
57 659 57 338
56 509
55 723 56 046
55 693
55 858
56 845
57 583
55 547
55 060
1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010
Arbeitsvolumen in Deutschlandin Millionen Stunden
Quelle: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB); 2009/2010: Prognose IAB
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
-4,4%
Durch Sonderfaktoren sank Arbeits-volumen stärker als Erwerbstätigkeit•Ohne Sonderfaktoren würde Arbeitslosigkeit schon heute um über eine Million höher liegen
•Zeitweise 1,4 Millionen Kurzarbeiter, umgerechnet rund eine halbe Mio. Erwerbstätige•Betriebsrätebefragung: Abbau von Arbeitszeitkonten in jede dritten Betrieb•Bevölkerungsrückgang: je 140.000 weniger Arbeitsuchende 2009 und 2010•Zunahme Teilzeit 199.000, Vollzeit -277.000 (Juni 2009 gegenüber Juni 2008)
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Immer mehr TeilzeitAnteil der Teilzeitbeschäftigten an allen Beschäftigten in Prozent
Insges.
Männer
Frauen
Quelle: IAB Arbeitszeitrechnung
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
Die Welt hat über ihre Verhältnisse gelebt.
Angela Merkel
in der Neujahrsansprache am 31. Dezember 2008
Die Finanzmarkt- und Weltwirt-schaftskrise hat mehrere Ursachen
•Deregulierung und Kreditausweitung auf den globalen Finanzmärkten •Auseinanderentwicklung von Einkommen und Vermögen•Globale Ungleichgewichte und Schuldenkreisläufe
-13,7 %
-3,2 %
4,8 %
3,5 %
0,2 %
1. Viertel 2. Viertel 3. Viertel 4. Viertel gesamt
Minus 14 Prozent für untere EinkommenReallohnentwicklung nach Einkommensklassen 1995-2006
Quelle: Bosch/Kalina/Weinkopf , WSI-Mitteilungen 8/2008
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
Niedrig- und Hungerlöhne:• insgesamt bereits mehr als jede/r fünfte
Beschäftigte• 14 Prozent aller beschäftigten Männer und
30 Prozent aller beschäftigten Frauen• 80 Prozent haben eine berufliche Qualifikation• Niedriglohnschwelle: 9,19 Euro
(9,62 € West, 7,18 € Ost)• 2,2 Millionen arbeiten für unter 6 €,
1,2 Millionen für unter 5 € brutto• durchschnittlicher Niedriglohn:
5,60 € Ost, 6,88 € West, sinkend seit 2004, imOsten schwankend
Quelle: IAQ-Report 2009-05
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2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010
Deutsche Im- und Exporte
Quelle: Statistisches Bundesamt: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung; Prognose für 2010: Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose Herbst 2009
Export in Milliarden Euro
Importein Milliarden Euro
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
Prognose
Exportüberschuss in Milliarden Euro
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Globale Ungleichgewichte gigantisch gewachsenDie fünf größten Überschuss- und Defizitländer - in Billionen US-Dollar
Über 700 Milliarden US$ betrug in den letzten Jahren allein das Defizit der USA beim Handel mit Waren und Dienstleistungen. Spanien, Großbritannien sind mit jeweils rund 100 Milliarden US$ , Australien und Italien mit 50 Milliarden US$ im Defizit.
China, Deutschland und Japan sind die größten Exportländer. Mit großem Abstand folgen Saudi Arabien und die Schweiz auf Platz vier und fünf.
Plus eine Billion US$
Minus eine Billion US$
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
Krisenursache und Betroffenheit
• Exportland Deutschland besonders betroffen
• Exporte und Investitionen minus 20 Prozent• Bruttoinlandsprodukt 2009 minus 5 Prozent, Frankreich und USA etwa die Hälfte• registrierte Arbeitslosigkeit steigt von gut 7 (2008) auf 9 Prozent (2010)• Arbeitslosenquote Männer im Schnitt rund 7 Prozent, Zunahme um 17-18 Prozent • Arbeitslosenquote Frauen im Schnitt rund 8 Prozent, bis Herbst 2009 sogar leichte Abnahme
Wir können nicht mehr in die Ära zurückkehren, in der die Chinesen und Deutschen oder andere Staaten uns einfach nur alles verkaufen, wir dagegen einen Haufen Kreditkarten-Schulden oder Hypotheken aufnehmen, aber ihnen nichts verkaufen.
Barak Obama
Ein generelles Umsteuern der deutschen Volkswirtschaft lehne ich ab. Mein Ziel ist, dass das Land Exportweltmeister bleibt.
Angela Merkel bei „Anne Will“ am 22. März 2009
2009 2010 Gesamt in Milliarden Euro
Konjunkturpaket I
Steuerentlastung für Unternehmen 2,2 4,7 6,9 Erhöhung und Unterstützung von Investitionen 1,3 1,4 2,7 Steuerentlastung für private Haushalte 0,4 1,0 1,4 Maßnahmen der Bundesagentur für Arbeit 0,3 0,5 0,8
Summe 4,2 7,6 11,8
Konjunkturpaket II
Zukunftsinvestitionen der öffentlichen Hand 4 12 16 Senkung der Einkommensteuer 3 6 9 Beiträge zur GKV 3 6 9 Beschäftigungssicherung 3 4 7
„Abwrackprämie“ 5 5
Kinderbezogene Leistungen 2 0,3 2,3 Sonst (Innovationsförderung, Mobilitätsforschung, KFZ-Steuer) 1 1 2
Summe 21 29 50 Weitere Maßnahmen Pendlerpauschale 5,9 2,3 8,2 Bürgerentlastungsgesetz 8,1 8,1
Summe insgesamt 31 47 78
46 %
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Insgesamt
Gesundheit & Sozialwesen
Sonst. Dienstleistungen, Private Haushalte
Erziehung & Unterricht
Öffentl. Verw., Verteidigung, Sozialvers.,exterr. …
Gastgewerbe
Erbringung von Finanz- & Versicherungsleistungen
Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kfz
Kunst, Unterhaltung & Erholung
Wirtschaftliche Dienstleistungen
Information & Kommunikation
Land- & Forstwirtschaft, Fischerei
Verkehr & Logistik
Verarbeitendes Gewerbe
Bergbau, Energie- & …
Baugewerbe
"Männer- und Frauenbranchen"Anteile an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 2009
Frauen Männer
Quelle: BA, nach Schambach 2010
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
Quelle: Schambach 2010
623 621615
628640
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2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
Ein Minus von über 500 Milliarden Euro bis 2013Einnahmen und Ausgaben des öffentlichen Gesamthaushalts in Milliarden Euro
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
Quelle: Bundesministerium der Finanzen, Finanzplanung, Monatsbericht August 2009
-113 -132 -109
-86-70
Ausgaben
Einnahmen
-66-68-57
Steuersenkungen von Schwarz-Gelb Bereits vorher beschlossen (Konjunkturpaket II)
14 Mrd. Euro Mindereinnahmen „Wachstumsbeschleunigungsgesetz“•Erhöhung Kindergeld und Kinderfreibeträge
4,6 Mrd. Euro Mindereinnahmen• Abbau Erbschaftsteuer u.a. für Betriebserben
0,4 Mrd. Euro Mindereinnahmen• Begünstigungen bei Unternehmensbesteuerung
2,4 Mrd. Euro Mindereinnahmen• Ermäßigte Umsatzsteuer für Hotels
0,95 Mrd. Euro MindereinnahmenGeplant laut Koalitionsvertrag• Einkommensteuer Stufentarif und Absetzbarkeit Steuer-
beratung ab 2011: rund 20 Mrd. Euro
•rund die Hälfte zu Lasten Länder und Gemeinden
Die Kommunen haben sich immer zu einem Ausbau der Kinder-betreuung bekannt.Ohne ausreichende Finanzierung der Länder können die Kommunen die erforderlichen Plätze bis 2013 aber nicht schaffen.
Bürgermeister Manfred Uedelhoven, Vorsitzender des Ausschusses für Soziales, Jugend und Gesundheit des
Deutschen Städte- und Gemeindebunds
Auswahl weiterer Elemente im Koalitionsvertrag: • Prüfauftrag: Bürokratieabbau beim AGG• „Herdprämie“• Einstieg in Kopfpauschalen• Ausweitung Minijobs• Keine weiteren Mindestlöhne
Antikrisenprogramm- ver.di-Vorschlag• 75 Milliarden Euro für öffentliche Investitionen für
Sachausgaben und Personal• 25 Milliarden Euro für ein arbeitsmarktpolitisches
Sofortprogramm• Beteiligungsfonds zur Stabilisierung gefährdeter
Unternehmen• Reform der Einkommensteuer zur Stärkung der
Kaufkraft
Plus zwei Millionen Arbeitsplätze!
35,6%
27,4% 28,5% 27,8% 29,8%
20,3%23,0%
17,9%21,6%
12,6%
16,2% 14,8% 14,1%6,8%
16,1%13,2%
11,9% 6,7%
Steuer- und Abgabenquoten im Vergleich2007, in Prozent des Bruttoinlandsprodukts
Sozialabgabenquote Steuerquote
48,2%
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
Quelle: OECD, Revenue Statistics 2008
43,5% 43,3%41,9%
36,6% 36,4% 36,2%
29,8%28,3%
16,9%
15,6%
12,9%
11,4% 11,1% 10,8%10% 9,6%
9,1%
7,7% 7,3% 6,9%
10,5%
Suppenkaspar DeutschlandAusgaben für öffentlich Beschäftigte 2007in Prozent des Bruttoinlandsprodukts
Quelle: Europäische Kommission
ver.di BundesvorstandBeeich Wirtschaftspolitik
10 %
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Öffentlicher Dienst: klein und kleinerAnteil der öffentlichen Beschäftigung an der Gesamtbeschäftigung
Schweden
Dänemark
Frankreich
Finnland
Groß-britannien
USA
Deutschland
Quelle: ILO
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
Mehr Frauen als MännerBeschäftigte im öffentlichen Dienst
2,7 Mio.
2,1 Mio.
2,4 Mio.
3,6 Mio.
3,2 Mio.
Männer
Frauen
Quelle: Statistisches Bundesamt
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
„Solidarisch finanzieren“Konzept Steuergerechtigkeit von ver.di
Zukunftsprogramm
• Antikrisenpolitik als Einstieg in ein sozialökologisches Umsteuern
• Menschen in den Mittelpunkt, nicht Markt und Gewinninteresse von Wenigen
• Umverteilung stoppen und umkehren, solidarische Finanzierung, Niedriglohnsektor zurückdrängen
• Kurze Vollzeit als Leitbild für alle• Wie wollen wir leben? Gesellschaftlichen
Diskussionsprozess in Gang setzen
www.wipo.verdi.deBroschüren Solidarisch aus der Krise, Steuergerechtigkeit,Genug gespart, Finanzkapitalismus,Zukunftsinvestitionen, Mindestlohn, Standortschwäche,Demografie, Lohnnebenkosten, Tarifrunde
A6 Argumentreihe KleinbroschürenWirtschaftspolitische InformationenWirtschaftspolitik aktuellPräsentationen im Internet
2,2 2,2 2,11,9
1,7 1,7 1,6 1,6 1,5 1,5 1,4 1,4 1,4 1,3 1,3 1,3 1,2 1,2
0,9 1,01,0
1,0
0,9 0,9 0,9 1,0 1,0 1,0 1,0 1,1 1,1 1,1 1,1 1,1 1,1 1,1
1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
Fast die Hälfte arbeitet TeilzeitBeschäftigte Frauen im öffentlichen Dienst in Millionen
Quelle: Statistisches Bundesamt
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
Vollzeit
Teilzeit
3,5 3,4 3,33,0
2,6 2,5 2,4 2,4 2,3 2,2 2,2 2,1 2,1 2,0 2,0 1,9 1,9 1,9
0,10,1
0,1
0,1
0,1 0,1 0,1 0,1 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2 0,3 0,3 0,3
1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
Fast alle arbeiten VollzeitBeschäftigte Männer im öffentlichen Dienst
Quelle: Statistisches Bundesamt
ver.di BundesvorstandBereich Wirtschaftspolitik
Vollzeit
Teilzeit
135
148154
157 162 164 163 164 166 166 166 169 169 170 169 167 168 171
6,0%
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8,5%
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1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
Mill
iard
en
Eu
ro -
Sä
ule
n
Personalausgaben des Staates
Quelle: Statistisches Bundesamt: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, eigene Berechnungen
8,8 %
Anteil am Bruttoinlandsprodukt - rechte Skala
6,9 %
ver.di BundesvorstandBeeich Wirtschaftspolitik