Die Wahrschau am Rhein
- Exkursionsbericht -
Kurs „Wasserbau II“ – Wintersemester 2015/2016
Wahrschau-Station in St. Goar
Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft
Fachgebiet Wasserbau und Hydraulik
Leiter: Prof. Dr.-Ing. habil. Boris Lehmann
Bearbeitung:
Mareike Walbrun
Vanessa Hirsch
Anna Bach
Markus Fleischer
Eva Grünewald
Thomas Liebig
Darmstadt, den 05.02.2016
Der vorliegende Exkursionsbericht wurde im Rahmen des Kurses „Wasserbau II“ im
Wintersemester 2015/2016 selbstständig durch die Studierenden verfasst. Ziel des Be-
richtes ist es, einen guten Überblick über das besichtigte Exkursionsziel zu vermitteln
und dabei die besichtigte Anlage und deren Komponenten und Funktionen zu dokumen-
tieren und zu erläutern.
Die dazu verwendeten Fotos, Abbildungen, Zeichnungen und Skizzen wurden von den
Autoren selber erstellt oder unter Angabe der Quellen aus der Fachliteratur, dem Inter-
net oder anderen öffentlichen Medien entnommen.
Technische Universität Darmstadt
Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwissenschaften
Institut für Wasserwirtschaft und Wasserbau
Fachgebiet Wasserbau und Hydraulik
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64287 Darmstadt
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Inhalt
1. Einleitung und Hintergründe ..................................................................................... 1
2. Grundlagen ................................................................................................................ 3
Komponenten und Funktionsmerkmale ....................................................................... 3
Erläuterung des Betriebs ............................................................................................... 4
3. Dokumentation ......................................................................................................... 7
4. Erfahrungen ..............................................................................................................11
5. Schadensfälle ............................................................................................................13
6. Conclusio ...................................................................................................................14
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1. Einleitung und Hintergründe
Während der Wasserbau Exkursion am 15.01.2016 wurde das Lotsen-Museum in St.
Goar besichtigt. Das Museum ist eine ehemalige Wahrschau-Station direkt am Rhein, die
heute von einem Förderverein als Museum geführt wird.
Die fünf Kilometer lange Rheinstrecke zwischen Oberwesel und St. Goar ist gekenn-
zeichnet durch einen sehr kurvigen und sehr engen Verlauf (siehe Abbildung 1) und
wird daher auch Gebirgsstrecke genannt. Durch die bergige Landschaft, zu der auch der
berühmte Loreleyfelsen gehört, ist die Sicht auf diesem Abschnitt des Rheins stark einge-
schränkt. Auch eine UKW-Sprechfunkverbindung zwischen Schiffen ist nur eingeschränkt
möglich. 2002 wurde dieser Teil des Mittelrheins zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt,
was die Einzigartigkeit dieser Strecke noch einmal unterstreicht.
Abbildung 1: Rheinstrecke Oberwesel - St. Goar
Da der Rhein seit jeher als Transportweg für Güter genutzt wird, herrschte schon immer
reger Schiffsverkehr. Besonders mit Entwicklung der Dampfmaschine wurde auch die
Schifffahrt weiter angekurbelt. Um Kollisionen auf der kurvigen Strecke zu vermeiden
wurden die Stationen „ Am Betteck“, „Gegenüber der Loreley“, „An der Bank“ und
„Ochsenturm“ errichtet, die untereinander im Sichtkontakt standen und so mitteilen
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konnten, welche und wie viele Schiffe gerade bergab unterwegs waren. Durch verschie-
dene Flaggenzeichen konnten Schiffe in entgegengesetzter Richtung in Kenntnis gesetzt
werden und entsprechend reagieren. Da rheinabwärts fahrende Schiffe mit der Strö-
mung schlechter anhalten können haben sie stets Vorfahrt, während bergauf fahrende
Schiffe anhalten und warten. In jeder Station gab es Lotsen, die spezielle Kenntnisse
über den schwierigen Streckenabschnitt hatten.
Der Ausdruck „wahr schauen“ bedeutet so viel wie warnen und stammt von den alt-
hochdeutschen Wörtern „wara“ (Obacht) und „scihauen“ (schauen) ab. Gewahrschaut
wurde bei guten Sichtverhältnissen immer von einer halben Stunde vor Sonnenaufgang
bis eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang. Außerhalb dieser Zeiten war nur die Fahrt
bergauf erlaubt.
Da bei regnerischem und trüben Wetter sowie bei starkem Wind die Flaggen schlecht zu
erkennen waren wurde ab 1961 versucht die Flaggenzeichen durch Lichtzeichen zu er-
setzen. Diese bewährten sich über die Jahre und wurden ab 1965 auf der ganzen Stre-
cke eingesetzt.
Mit der Zeit wurde auch die Fahrrinne immer breiter gebaut um es den immer breiter
und länger werdenden neuen Schiffstypen zu ermöglichen den Rhein zu passieren. Ende
der 1990er Jahre erreichte die Fahrrinne eine finale Breite von 120m, in den Kurven
teilweise auch 130m.
Mit der Weiterentwicklung der Technik gab es auch Innovationen im Wahrschaubetrieb,
so dass seit 1997 die Stationen, mit Ausnahme der Revierzentrale in Oberwesel, über-
flüssig geworden sind. Heute ist die Wahrschau 24 Stunden am Tag ganzjährig in Betrieb
und wird von Oberwesel aus zentral gesteuert. Über Radare kann die gesamte Strecke
auf Monitoren überwacht und die Lichtsignale geschaltet werden.
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2. Grundlagen
Komponenten und Funktionsmerkmale
Die Lichtwahrschau am Rhein besteht aus fünf Signalstellen entlang des 5 km langen
Rheinabschnitts zwischen Oberwesel und St. Goar. Die Signalstellen „An der Bank“, „Ge-
genüber der Loreley“, „Am Betteck“, „Am Kammereck“, und „Am Ochsenturm“ werden
rund um die Uhr von der Revierzentrale Oberwesel aus geschaltet. An allen Signalstellen
außer der Signalstelle „Am Kammereck“ wird durch die Wahrschau-Anzeigetafeln den
bergfahrenden Schiffen die Größe der zu Tal fahrenden Schiffe oder Schiffsverbände
angezeigt und per Ampelsignal ob die Bergfahrt aktuell gesperrt ist. Dies ist nötig, um je
nach Art der beteiligten Fahrzeuge eine Begegnung der berg- und talfahrenden Schiffe
in den sehr engen Kurven dieses Rheinabschnitts zu vermeiden.
Die Signalstellen „Am Kammereck“ und „Am Ochsenturm“ (vgl. Abbildung 4) enthalten
zudem eine Ampelanlage. Talfahrer werden dort mit einem weißen Blinklicht vor berg-
fahrenden Verbänden mit über 110 Metern Länge gewarnt und darüber informiert ob
die Talfahrt aktuell gesperrt ist.
Abbildung 2: Signalstelle "An der Bank" Eigene Fotografie
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In Abbildung 2 ist beispielhaft eine Wahrschau-Anzeigetafel zu sehen. Links neben den
in Dreiecksform angeordneten Lichtbalken ist die Ampelanzeige zu sehen, auf der je
nach Bedarf die Bergfahrt per Lichtsignal komplett gesperrt werden kann.
Die großen schwarzen Tafeln mit weiß leuchtenden Lichtbalken lösten die ehemals ge-
nutzten Signalflaggen ab.
Heute erfolgt die Absicherung des nicht einsehbaren Bereichs zudem mit Hilfe des Ra-
dars. Hierzu gibt es auf der Strecke vier Landradarstationen deren Radarbilder an die
Revierzentrale Oberwesel übermittelt und dort überwacht werden. So ist es möglich den
gesamten Streckenabschnitt auf Monitoren zu überwachen und jederzeit zu wissen wo
sich jedes talfahrende Schiff gerade befindet.
Seit 1980 sind entlang der 5km langen Rheinstrecke sogenannte Relaisstationen einge-
richtet welche einen direkten Funkverkehr von Schiff zu Schiff ermöglichen. Ohne diese
Funkanlagen an Land in Oberwesel und St. Goar wäre eine Funkverbindung in der kur-
venreichen Strecke nicht möglich. Die beiden Funkanlagen sind über ein Kabel verbun-
den. An einem Ende der Wahrschau Strecke können so die Funksprüche aufgenommen
und über das Kabel zum anderen Ende geleitet werden. Dort werden die Funksprüche
dann wieder ausgestrahlt und können von den Schiffen empfangen werden.
Erläuterung des Betriebs
Da aufgrund der Strömung nur bergfahrende Schiffe sicher anhalten und warten kön-
nen, wird diesen die genaue Lage und Größe eines talfahrenden Schiffes oder Schiffs-
verbands über die Signalstellen der Wahrschau entlang der Strecke angezeigt. Dazu war
die Strecke bis 30.11.2013 in vier genau festgelegte Bereiche eingeteilt. Seit 01.12.2013
wird zusätzlich die Strecke oberhalb des Bereichs „Jungferngrund“ gewahrschaut, da in
diesem stark kurvigen Bereich aufgrund der zunehmenden Anzahl von größeren Schif-
fen und Verbänden ein erhöhtes Kollisionsrisiko besteht. Die Wahrschaustrecke besteht
daher aktuell aus sieben Abschnitten (vgl. Abbildung 4).
Jedem der folgenden Streckenbereiche einer Signalstelle ist ein bestimmtes Feld der
schwarzen Anzeigetafel zugeordnet. Auf einer Tafel sind zwei oder drei Dreiecke über-
einander angeordnet (je nachdem wie viele Streckenabschnitte sich im Anschluss der
Signalstelle befinden, es werden jedoch maximal die drei folgenden Abschnitte ange-
zeigt). Die drei Seiten eines jeden Dreiecks bestehen aus Lichtbalken welche einzeln an-
geschaltet werden können.
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Dabei gibt es folgende vier Anzeigemöglichkeiten der Lichtbalken:
Abbildung 3: Anzeigemöglichkeiten der Lichtbalken Quelle: http://www.loreleyinfo.de/rhein/wahrschau.php
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Abbildung 4: Komponenten und Funktionsweise der Lichtwahrschau, Neue Wahrschau-Regelung für die Gebirgsstrecke ab 01.12.2013 Quelle: http://www.bonapart.de/nachrichten/beitrag/neue-wahrschau-regelungen-fuer-die-gebirgsstrecke.html
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3. Dokumentation
Abbildung 5: Lotsen-Schaluppe (Quelle: eigene Fotografie)
Bis zur Einführung moderner Schiffsführungstechnik sowie dem fortgeschrittenen Aus-
bau der Fahrrinnen bestimmter Abschnitte des Rheins waren die passierenden Schiffe
auf die besondere Streckenkenntnis der ansässigen Lotsen angewiesen. Mit Hilfe von
Lotsen-Schaluppen, wie sie exemplarisch in Abbildung 5 dargestellt ist, konnten die Lot-
sen von Land auf die vorbeisteuernden Schiffe übersetzen, um an Bord das Steuer zu
übernehmen. Von hieran manövrierten sie Schiffe durch den anspruchsvollen Rheinab-
schnitt. Anfänglich mussten die Lotsen unter Zuhilfenahme ihrer Muskelkraft zu den
Binnenschiffen rudern – erst später wurden die Schaluppen mit Außenbordmotoren
ausgestattet. Dies erleichterte die Überfahrt ungemein, da vor allem zu Zeiten der
Dampfschifffahrt besondere Gefahr durch die außenliegenden Schaufelräder ausging.
Die im Rahmen der Exkursion besichtigte Lotsen- und Wahrschaustation St. Goar war
eine der letzten sich in Betrieb befindenden Stationen. Von besonderer Bedeutung war
das Lotsen der vorbeifahrenden Schiffe in diesem Abschnitt aufgrund der bis auf etwa
113 m verengten und kurvenreichen Fahrrinne als auch der dadurch hohen Fließge-
schwindigkeiten, wodurch die Schiffe leicht abdriften konnten.
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Abbildung 6: Blick auf die Signalstelle „An der Bank“. Das Gebäude ist nun zum Museum um-
funktioniert. (Quelle: eigene Fotografie)
Ausgehend von der in Abbildung 6 dargestellten Wahrschau- und Lotsenstation in St.
Goar wurde den Bergfahrern durch Anzeigen unterschiedlicher Flaggen Auskunft über
die talfahrenden Schiffe gegeben. Durch Kombination unterschiedlicher Flaggenfarben
konnte so signalisiert werden ob es sich bei den talfahrenden Schiffen um ein einzelnes
Schiff oder einen Schiffsverbund handelte oder die stromaufwärts gelegenen Abschnitte
des Rheins für die Bergfahrer ohne Gegenverkehr befahrbar war. Die Station behielt ihre
Funktion bis zum Jahr 1997, nachdem
die Einführung moderner Radaranlagen
und ferngesteuerter Überwachungska-
meras die Signalgebung an die Schiff-
fahrt durch einzelne Stationen überflüs-
sig machte. Fortan wurde die Aufgabe
an eine zentrale Leitstelle in Oberwesel
übertragen. Diese überwacht die gefähr-
lichen Flussabschnitte und kann die vier
Lichtsignalanlagen fernsteuern. Die sie-
ben zu überwachenden Abschnitte
Abbildung 7: Innenansicht des Wahrschauer-und
Lotsenmuseums St. Goar. (Quelle: eigene
Fotografie)
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sowie die Stationierung der vier Signalanlagen sind in Abbildung 4 in Kapitel 2 darge-
stellt.
Das ausgediente Signalhäuschen übernimmt seither die Funktion des St. Goarer Wahr-
schau- und Lotsenmuseums, in dem durch den ehemaligen Lotsen Friedjo Goedert über
die Geschichte und Bedeutung der Signalstationen sowie das Lotsen großer Binnenschif-
fe informiert wird. In Abbildung 7 ist das Innere des zum Museum umfunktionierten
Signalhauses zu erkennen.
Abbildung 8: Signaltafel in St. Goar (1) Abbildung 9: Signaltafel in St. Goar (2) (Quelle: eigene Fotografie) (Quelle: eigene Fotografie) Die obenstehenden Abbildungen 8 und 9 zeigen die sich in St. Goar befindenden
Signaltafeln für die Abschnitte 6 (oben) und 7 (unten), die von der Revierzentrale in
Oberwesel geregelt werden. Im linken Bild weist die in der unteren Signaltafel nach
rechts geneigte weiße Lichtlinie gemäß §12.02 Nr. 4 (c) der Rheinschiff-
fahrtspolizeiverordnung auf einen zu Tal fahrenden Einzelfahrer mit einer Länge bis 110
m hin. Die waagerechte Linie in der oberen Signaltafel zeigt an, dass sich in Bereich 6
kein Talfahrer befindet.
Im rechten Bild hat sich die Situation in Teilabschnitt 6 verändert: Die drei weißen, ein
Dreieck bildenden Lichtlinien weisen auf mindestens einen zu Tal fahrenden Verband
mit einer Länge über 110 m hin. Für beide Fälle gilt, dass der bergfahrende Schifffahrts-
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verkehr halten muss, um den zu Tal fahrenden Schiffen Vorrang zu gewähren, da diese
aufgrund der Strömung nicht anhalten können.
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4. Erfahrungen
Die betrieblichen und persönlichen Erfahrungen des Museumbetreibers als „Wahrschau-
er“ zeigen, dass es auch noch heute Geschick und gute Ortskenntnis benötigt, um die
Gebirgsstrecke und besonders das sogenannte Binger-Riff (ein Quarzriff inmitten der
Schifffahrtrinne in Höhe des Loreley-Felsens) zu passieren. Früher jedoch, vor Ausbau
der Fahrrinne, war das Durchqueren des Streckenabschnitts wesentlich tückischer.
Dadurch, dass der Mittelrhein weitgehend natürlich belassen wurde, gibt es ständige
Veränderungen der Strömungen und Tiefen. Besonders tückisch waren die Untiefen
(z.B. das Binger Loch) und die Felsvorsprünge. Direkt an der Loreley befinden sich nicht
nur die geografisch ungünstigsten Gegebenheiten, sondern auch das stärkste Gefälle
und die stärkste Strömung. In diesem Kurvenbereich ist die Fahrrinne zudem am engs-
ten. Es gab zahlreiche Schiffsunfälle an dieser Stelle, bevor die Ortskundigen Lotsen das
Passieren dieser Abschnitte übernahmen. Die Anzahl der Unfälle ging zudem stetig mit
dem Ausbau der Fahrrinne, aber auch durch die Modernisierung der Schiffsführung zu-
rück. Bereits im 19. Jahrhundert wurden Streckenabschnitte verbreitert. Später wurden
eingetragener Sand und Kies ausgebaggert und behindernde Felsen gesprengt. Auf-
grund notwendiger Sprengungen, bestand die Gefahr der Wasserspiegelabsenkung im
Rheingau. Dem wurde mit Aufschüttungen unterhalb des Rheingaus entgegengewirkt.
Zudem war die Sprengung, aufgrund gefundener Bomben, besonders gefährlich. Nach
dem Ausbau des Mittelrheins sind die Kurvenbereiche zwischen 120 m und 130 m breit.
In der folgenden Abbildung ist der Kurvenbereich um den Loreleyfelsen dargestellt.
Abbildung 10: Kurvenabschnitt um die Loreley (linke Rheinseite). Hinten links an der Kurvenspit-
ze befindet sich die besichtigte Wahrschaustation (Quelle: Felix Koenig, 2005)
Trotz der Weiterentwicklung des Wahrschausignalsystems von Fahnen und Körben auf
zentralgesteuerte Lichtsignale müssen talfahrende Schiffe ein Radargerät und zusätzlich
zwei Funkgeräte an Bord haben, um den Kontakt mit der Zentrale zu garantieren. Be-
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sonders bei schlechten Wetter- und Sichtverhältnissen, zu denen die Lichtsignale evtl.
nicht deutlich erkennbar sind, sind Radar- und Funkgeräte unabdingbar. Prinzipiell ist
das Wahrschausystem mit seinen Lichtsignalen und der zentralen Steuerung, laut Anga-
ben des ehemaligen Wahrschauers, ein wartungsarmes und nicht sehr revisionsanfälli-
ges, gut funktionierendes System.
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5. Schadensfälle
Wie bereits in Kapitel 4 erwähnt, gab es vor der Einführung des Wahrschauerwarnsys-
tems viele Schadensfälle auf der Gebirgsstrecke. Schiffe die auf felsigem Grund aufge-
laufen sind oder durch starke Strömungsdiversitäten und Abdriften umkippten, mussten
aufwendig geborgen werden. Bei solchen Bergungsarbeiten entstanden flussabwärts
lange Schiffstaus, die wiederum zu weiteren kleineren Kollisionen führten. Die Talfahrt
wurde dabei ganz gesperrt.
Der jüngste Unfall auf der Gebirgsstrecke geschah am 13. Januar 2011. Das Schiff Wald-
hof, ein Tankmotorschiff beladen mit Säure, ist in der Höhe der besichtigten Wahrschau
„An der Bank“ auf der Talfahrt gekentert, d.h. das Schiff ist umgekippt und schwimmt
mehr oder weniger stabil auf der Seite (siehe Abbildung 11). Die gesamte Strecke muss-
te für mehrere Tage der Bergung gesperrt werden.
Abbildung 11: Gekentertes Tankmotorschiff Waldhof, 2011 (Quelle: Holger Weinandt, 2011)
Neben dem „Wahrschaudienst“ unterliegt der Zentrale auch das Melde- und Informati-
onssystem Binnenschifffahrt (MIB). Mit diesem werden wichtige Informationen wie
Transportdaten von Schiffen weitergeleitet. Diese Informationen sind bei Gefahren oder
Schadensfällen von besonderer Bedeutung und werden an zuständige Stellen weiterge-
geben. Schiffe, die Gefahrengut transportieren oder die zulässigen Abmessungen über-
schreiten, unterliegen der Meldepflicht.
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6. Conclusio
Die Besichtigung der Wahrschau (Signalstelle „An der Bank“) und des Wahrschau- und
Lotsenmuseums war die erste Station unserer Exkursion und bot uns einen überaus inte-
ressanten Einstieg in die Thematik. Bereits auf dem Weg dorthin konnten wir vom Ufer
aus das Abdriften und Manövrieren der zu Tal fahrenden Schiffe und das Verhalten der
zu Berg fahrenden Schiffe, angepasst an die Warnzeichen, gut beobachten. Besonders
erstaunlich für uns war das Passieren großer Schubverbände und Containerschiffe, die
die bergfahrenden Schiffe, aufgrund ihrer Überlänge gar zum Stehenbleiben zwangen.
Im Rahmen der Besichtigung des Museums und des Vortrags eines ehemaligen „Wahr-
schauers“, welcher nun ehrenamtlich im Förderverein des Museums tätig ist, wurde uns
ein detaillierter Überblick über die Entwicklung der Gebirgsstrecke und das Entstehen
des Wahrschausystems und deren Weiterentwicklung an Hand von vielen Bildern, Mo-
dellen, Erfahrungen und Erzählungen gegeben. Diese Exkursionsstation war für uns
nicht nur interessant sondern auch eindrucksvoll und anschaulich, da das Geschehen live
beobachtet werden konnte. Aus diesem Grund sind solche Exkursionen auch nicht nur
abwechslungsreich sondern erleichtern uns ebenfalls theoretisch angelerntes Wissen
besser zu verstehen und später umzusetzen.
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Abbildung 12: Unachtsame Matrosen steuern Richtung Loreley
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Quellen:
• Schneider: „Die Lichtwahrschau in der Gebirgsstrecke des Rheins“, Autor Petra
Schneider WSA Bingen, Zugriff am 01.02.2016
• Homepage: http://www.loreleyinfo.de/rhein/wahrschau.php, Zugriff am
03.01.2016
• Homepage: http://www.bonapart.de/nachrichten/beitrag/neue-wahrschau-
regelungen-fuer-die-gebirgsstrecke.html, Zugriff am 16.01.2016
• Pdf-Dokument „Seite-31-32-Lichtwahrschau“: http://www.wsv.de/wsd-
sw/wir_ueber_uns/veroeffentlichungen/oeffentlichkeitsarbeit/informationsschri
ft_2005/pdf/Seite-31-32-Lichtwahrschau.pdf, Zugriff am 03.01.2016