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Die strategische Neuausrichtung der Marke Dunlop - eine ... · lerweile auch Dienstleistungs- und...

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Die strategische Neuausrichtung der Marke Dunlop - eine Analyse anhand des Konzepts der identitätsorientierten Markenführung Diplomarbeit von André Koch (40283874) Betreut von: Prof. Dr. Norbert Müller Dr. Otmar Dyck Eingereicht am: 11.12.2006 Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel Karl-Scharfenberg-Fakultät Salzgitter Fachbereich Verkehr-Sport-Tourismus-Medien
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Die strategische Neuausrichtung der Marke Dunlop - eine Analyse anhand des Konzepts

der identitätsorientierten Markenführung

Diplomarbeit

von

André Koch (40283874)

Betreut von: Prof. Dr. Norbert Müller Dr. Otmar Dyck

Eingereicht am: 11.12.2006

Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel Karl-Scharfenberg-Fakultät Salzgitter

Fachbereich Verkehr-Sport-Tourismus-Medien

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II

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis II

Abbildungsverzeichnis V

Abkürzungsverzeichnis VI

1 Einleitung 1

1.1 Ausgangssituation 1

1.2 Ziele der Arbeit 2

1.3 Aufbau der Arbeit 2

2 Grundlagen der Markenführung 4

2.1 Definition des Markenbegriffs 4

2.2 Gegenstand und Stellenwert der Markenführung 5

2.3 Die verschiedenen Ansätze der Markenführung im Zeitablauf 7

3 Die identitätsorientierte Markenführung 10

3.1 Theoretische Grundlagen der identitätsorientierten

Markenführung 10

3.1.1 Die Markenidentität als Ansatz der Markenführung 10

3.1.2 Perspektiven der Markenidentität 12

3.1.2.1 Das Selbstbild der Markenidentität 13

3.1.2.2 Das Fremdbild der Markenidentität 17

3.1.3 Zusammenhang zwischen Markenidentität,

Markenimage und Positionierung 19

3.2 Identitätsorientierte Markenführung als Managementkonzept 21

3.2.1 Strategisches Markenmanagement 22

3.2.1.1 Situationsanalyse 22

3.2.1.2 Markenziele 23

3.2.1.3 Konzeption der Markenidentität sowie der

Positionierung 24

3.2.1.4 Entwicklung der Markenstrategie 26

3.2.1.5 Auswahl der Markenevolutionsstrategie 26

3.2.1.6 Verankerung der Markenidentität nach innen 27

3.2.2 Operatives Markenmanagement 28

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III

3.2.2.1 Markenproduktpolitik 28

3.2.2.2 Markenpricing 29

3.2.2.3 Markendistribution 30

3.2.2.4 Markenkommunikation 32

3.3 Ausgewählte Handlungsoptionen innerhalb des

Markenmanagements 35

3.3.1 Horizontale Markenstrategien 35

3.3.1.1 Einzelmarkenstrategie 36

3.3.1.2 Familienmarkenstrategie 38

3.3.1.3 Dachmarkenstrategie 40

3.3.2 Markenerweiterungen 42

3.3.2.1 Markenerweiterungen im Kontext von

Markenexpansionsstrategien 42

3.3.2.2 Erfolgsfaktoren von Markenerweiterungen 44

3.3.2.3 Implikationen für das Management der

Markenerweiterung 46

4 Unternehmensportrait Dunlop 47

4.1 Unternehmensgeschichte 47

4.2 Die Dunlop Sport GmbH 48

4.2.1 Organisation 48

4.2.2 Die verschiedenen Segmente 49

5 Der deutsche Tennismarkt 50

5.1 Die Entwicklung des Tennissports in Deutschland 50

5.2 Situation und Entwicklungen im Tennismarkt 52

5.2.1 Die Wettbewerbssituation unter den Herstellern 52

5.2.2 Der Handel 55

5.2.3 Entwicklungstendenzen 57

6 Das strategische Markenmanagement von Dunlop 58

6.1 Situationsanalyse 58

6.1.1 Externe Umweltanalyse 58

6.1.2 Interne Potenzialanalyse 62

6.2 Markenziele 63

6.3 Markenidentität und Positionierung 65

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IV

6.3.1 Konzeption 65

6.3.2 Analyse 68

6.4 Markenstrategie und Markenevolution 70

6.4.1 Konzeption 70

6.4.2 Analyse 71

6.5 Verankerung der Markenidentität nach innen 74

7 Das operative Markenmanagement von Dunlop 76

7.1 Produkt- und Programmpolitik 76

7.1.1 Dunlop-Schläger und Zubehör 76

7.1.2 Dunlop-Bälle 79

7.1.3 Dunlop-Bekleidung 81

7.1.3.1 Schuhe 82

7.1.3.2 Textilien 84

7.1.3.3 Interpretation 85

7.2 Kontrahierungspolitik 87

7.3 Distributionspolitik 90

7.4 Kommunikationspolitik 92

7.4.1 Messen 93

7.4.2 Marketingkampagne „Wechselfieber“ 93

7.4.3 Sponsoring 97

7.4.4 Verkaufsförderung 99

7.4.5 Öffentlichkeitsarbeit 100

8 Zusammenfassende Beurteilung der Neuausrichtung und

Ausblick 103

Literaturverzeichnis 107

Eidesstattliche Erklärung 116

Anhang 117

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V

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Grundidee des identitätsorientierten Marken-

management 13

Abbildung 2: Komponenten des Markenimage 19

Abbildung 3: Managementprozess der identitätsorientierten

Markenführung 22

Abbildung 4: Vor- und Nachteile der Einzelmarkenstrategie 37

Abbildung 5: Vor- und Nachteile der Familienmarkenstrategie 39

Abbildung 6: Vor- und Nachteile der Dachmarkenstrategie 41

Abbildung 7: Mitgliederentwicklung DTB 1989 - 2005 51

Abbildung 8: Übersicht Marktanteile Tennisschlägermarkt

Deutschland 2005 53

Abbildung 9: Übersicht Marktanteile Tennisballmarkt

Deutschland 2005 54

Abbildung 10: Der deutsche Tennismarkt: Umsätze 1995 - 2004 55

Abbildung 11: Stärke/Schwäche-Profil Dunlop 62

Abbildung 12: Schlägerkollektion Dunlop 2006/07 76

Abbildung 13: Ballkollektion Dunlop 2006/07 79

Abbildung 14: Modellübersicht Dunlop Tennisschuhe 82

Abbildung 15: Produktübergreifende Verwendung des Dunlop-Logos 84

Abbildung 16: Positionierungsmatrix Dunlop-Bekleidung 86

Abbildung 17: Preis-Mix Dunlop-Tennisschläger 88

Abbildung 18: Synergie-Dreieck: Dunlop, Handel, Spieler 96

Abbildung 19: Zusammenwirken von Promotion und Werbung 96

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VI

Abkürzungsverzeichnis

Abb. Abbildung

Abs. Absatz

AG Aktiengesellschaft

ATP Association of Tennis Professionals

Aufl. Auflage

DOSB Deutscher Olympischer SportBund

DTB Deutscher Tennis Bund

EDV Elektronische Datenverarbeitung

et al. et alii (und andere, lat.)

etc. et cetera

f. folgende

ff. fortfolgende

FFT Fédération Française de Tennis

GfK Gesellschaft für Konsumforschung

GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung

Hrsg. Herausgeber

i. e. id est (das ist, lat.)

Jhrg. Jahrgang

Ltd. Limited

MarkenG Marken-Gesetz

M-Fil Multi-Filament

o. S. ohne Seite

o. V. ohne Verfasser

PoS Point of Sale

PR Public Relation(s)

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VII

RG Roland Garros

S. Seite

SCM Supply Chain Management

UMP Unique Marketing Proposition

USP Unique Selling Proposition

Vgl. Vergleiche

WTA Women’s Tennis Association

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1

1 Einleitung

1.1 Ausgangssituation

Die Erfolgsgeschichte des Marketings ist vielfach mit der Entwicklung und Durch-

setzung starker Marken verbunden. Sie stehen für hohe Kundenzufriedenheit,

Loyalität und wirtschaftlichen Erfolg. In Deutschland existieren nur im Konsumgü-

terbereich mehr als 50.000 Marken. Allein 20.000 Marken findet der Verbraucher

in einem größeren Supermarkt, Tendenz steigend.1 Darüber hinaus haben mitt-

lerweile auch Dienstleistungs- und Industriegüterunternehmen den Wert der Mar-

ke für sich erkannt. Das parallele Angebot mehrerer Marken für ein und dieselbe

Zielgruppe trägt allerdings auch dazu bei, dass auf den Märkten immer stärker

um Marktanteile gekämpft wird.2

Als ein derartig umkämpfter Markt präsentiert sich mittlerweile auch der deutsche

Tennismarkt. Etwa 20 Jahre ist es her, dass sich Tennis binnen kürzester Zeit

und quasi aus dem Nichts heraus in Deutschland zur Volkssportart entwickelt

hat. Ähnlich rasant entstand ein boomender Tennisartikel-Markt, in dem zunächst

wenige Hersteller partizipierten, Wettbewerber jedoch nicht lange auf sich warten

ließen. Letztlich positionierten sich zahlreiche Unternehmen im Markt, um ein

Stück vom Kuchen abzubekommen. Mittlerweile ist der Tennisboom vorüber und

es ist Alltag eingekehrt. Tennis ist nach dem Rücktritt von Boris Becker und Steffi

Graf zwar immer noch Volkssport, liegt jedoch gegenüber Sportarten wie Fußball,

Basketball oder Golf alles andere als im Trend. Entsprechend hat der Markt mit

sinkenden Abverkäufen und geringen Erträgen gegenüber einer dennoch stetig

steigenden Zahl an Wettbewerbern zu kämpfen.

Die veränderten Rahmenbedingungen zwingen die Hersteller von Tennisausrüs-

tung zur aktiven Reaktion im Sinne strategischer Überlegungen, um langfristig

die Existenz des Unternehmens zu sichern. Ein zentrales Element der Aktivitäten

ist die strategische Markenführung. Über starke Marken können Beziehungen zu

den Verbrauchern aufgebaut und das Verhalten der Konsumenten gesteuert

werden. Die Hersteller stehen vor der Herausforderung, ihre Marken durch ein

starkes und unverwechselbares Auftreten zu präsentieren und zu vermarkten.

Darüber hinaus müssen sie konsequent und kontinuierlich weiterentwickelt und

gegen den Trend hin zu Handelsmarken behauptet werden. Um im Wettbewerb

erfolgreich zu sein, wird es immer wichtiger, Marken mit einem differenzierten,

1 Vgl. Bruhn, M., Handbuch Markenführung, 2004, S. V. 2 Vgl. Bruhn, M., Handbuch Markenführung, 2004, S. VI.

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imageprägenden Profil auszustatten.3 Es kann heute nicht mehr die Auffassung

vertreten werden, durch eine werbegestützte Markierung allein ein positives

Image und eine starke Marke erzeugen zu können. Vielmehr bedarf es der Er-

zeugung eines stimmigen Gesamtbildes des Unternehmens, der Marke und des

Produktes, kurz: einer Identität.

1.2 Ziele der Arbeit

In der vorliegenden Arbeit sollen die mit der strategischen Neuausrichtung der

Marke Dunlop zusammenhängenden Entscheidungen und Maßnahmen aufge-

zeigt und analysiert werden. Ziel ist es, sowohl die strategischen als auch die

operativen Aspekte zu erfassen. Sie soll erstens Aufschluss über die Konzeption

der Neuausrichtung geben und zweitens die verschiedenen Instrumente des

Marketing-Mix im Hinblick auf ihre Wirksamkeit bei der Umsetzung der strategi-

schen Vorgaben untersuchen.

Um eine Einschätzung anhand objektiver Kriterien vornehmen zu können, wird

die Analyse auf Basis des Konzepts der identitätsorientierten Markenführung

durchgeführt. Hierzu erfolgt zunächst die Vorstellung des Konzepts, bevor die

wichtigsten Erfolgsfaktoren aufgezeigt werden. Der Ansatz bildet somit das theo-

retische Fundament für die Analyse aller mit der Neuausrichtung in Zusammen-

hang stehenden Aktivitäten von Dunlop und den Ausgangspunkt zur kritischen

Beurteilung derselben.

Im zweiten Schritt werden die im Kontext der Neuausrichtung zu betrachtenden,

markenstrategischen Entscheidungen und ihre operative Umsetzung auf das

Managementkonzept der identitätsorientierten Markenführung übertragen. Dabei

werden sie hinsichtlich der zuvor ermittelten Erfolgsfaktoren sowie unter Berück-

sichtigung der aktuellen Entwicklungen im deutschen Tennismarkt kritisch hinter-

fragt.

1.3 Aufbau der Arbeit

Kapitel eins der Arbeit liefert die Ausgangssituation, die Intention sowie ihren

Aufbau. Es soll als Einführung in die Arbeit dienen und dem Leser einen ersten

allgemeinen Eindruck vermitteln.

Das Augenmerk in Kapitel zwei, welches sich mit den Grundlagen der Marken-

führung beschäftigt, liegt zunächst auf der Entwicklung einer der Arbeit zu Grun-

de liegenden Definition des Markenbegriffs. Daraufhin wird der Gegenstand und

3 Vgl. Bruhn, M., Handbuch Markenführung, 2004, S. VI.

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Stellenwert der strategischen Markenführung aufgezeigt, bevor die unterschiedli-

chen Ansätze, die die Markenführung bislang geprägt haben, vorgestellt werden.

Dieser Punkt bildet den Übergang zum Ansatz der identitätsorientierten Marken-

führung.

In Kapitel drei wird das Konzept der identitätsorientierten Markenführung vorge-

stellt. Nachdem auf die theoretischen Hintergründe eingegangen worden ist, er-

folgen weitere Ausführungen zu dem sich daraus ableitenden Managementkon-

zept. Hierbei werden insbesondere potenzielle Erfolgsfaktoren herausgearbeitet,

die im weiteren Verlauf der Arbeit zur Analyse der Neuausrichtung der Marke

Dunlop herangezogen werden. Abgerundet wird dieses Kapitel durch die Erörte-

rung ausgewählter Handlungsoptionen innerhalb des Markenmanagements, die

bei der Neuausrichtung eine wichtige Rolle spielen.

In Kapitel vier wird das Unternehmen Dunlop anhand seiner Firmengeschichte

und seiner Organisation vorgestellt. Außerdem wird auf die verschiedenen Seg-

mente des Unternehmens näher eingegangen.

Kapitel fünf liefert für das weitere Verständnis wichtige Aspekte des deutschen

Tennismarktes. Der Schwerpunkt liegt, nach einer kurzen Darstellung der allge-

meinen Entwicklung des Tennissports in Deutschland, in der Erläuterung der

aktuellen Wettbewerbslage unter den Herstellern. Ebenso werden die aktuelle

Situation des Handels sowie mittel- bis langfristige Entwicklungstendenzen des

Marktes identifiziert.

Diese beiden Kapitel bilden den Übergang zum praxisorientierten Teil der Arbeit.

Kapitel sechs beinhaltet die Darstellung und Analyse der Grundsatzentscheidun-

gen, die das Markenmanagement im Hinblick auf die Neuausrichtung getroffen

hat.

Kapitel sieben liefert daran anschließend den Transfer vom strategischen hin

zum operativen Markenmanagement von Dunlop, d.h. zur Umsetzung der getrof-

fenen Entscheidungen in konkrete Marketing-Aktivitäten.

In Kapitel acht erfolgen eine zusammenfassende, kritische Würdigung der

Neuausrichtung auf Basis der vorherigen Ausführungen sowie ein kurzer

Ausblick auf zukünftige Entwicklungstendenzen der Marke.

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2 Grundlagen der Markenführung

2.1 Definition des Markenbegriffs

In der Vergangenheit wurde der Terminus Marke sowohl in der Wissenschaft als

auch in der Praxis je nach Verständnis und Verwendungssituation sehr unter-

schiedlich definiert. Nach klassischem Verständnis ist eine Marke lediglich ein

physisches Kennzeichen für die Herkunft eines Markenartikels, durch den der

Konsument erfährt, wer der Hersteller bzw. Anbieter eines Produkts ist.4 Eine

derart enge Definition ist allerdings nicht mehr zeitgemäß, da auch Dienstleistun-

gen ebenso wie Ideen und Personen den Status einer Marke erlangen können.5

Daher nehmen neuere Definitionen von Esch6 und Schenk7 (um nur einige zu

nennen) Abstand von einer solch engen Beschreibung einer Marke. Dies kommt

auch in der rechtlichen Markendefinition zum Ausdruck. Nach §3 Abs. 1 Marken-

gesetz (MarkenG) können als Marken „alle Zeichen, insbesondere Wörter ein-

schließlich Personennamen, Abbildungen, Buchstaben, Zahlen, Hörzeichen,

dreidimensionale Gestaltungen einschließlich der Form einer Ware oder ihrer

Verpackung sowie sonstiger Aufmachung einschließlich Farben und Farbzu-

sammenstellungen geschützt werden, die geeignet sind Waren oder Dienstleis-

tungen eines Unternehmens von denjenigen anderer Unternehmen zu unter-

scheiden“.8

Ähnlich definiert Kotler eine Marke als ein „Name, Begriff, Zeichen, Symbol, eine

Gestaltungsform oder eine Kombination aus diesen Bestandteilen zum Zwecke

der Kennzeichnung der Produkte oder Dienstleistungen eines Anbieters oder

einer Anbietergruppe und zu ihrer Differenzierung gegenüber Konkurrenzange-

boten“.9

Diese Definitionen betonen die verschiedenen Erscheinungsformen einer Marke

sowie ihre Funktion als Identifikations- und Differenzierungsmittel. Aus Sicht der

identitätsorientierten Markenführung ist diese Betrachtungsweise allerdings nicht

umfassend genug, da sie die Wirkungen, die eine Marke hervorruft, ebenso wie

4 Vgl. Mellerowicz, K., Markenartikel, 1963, S. 39 (zitiert nach Esch, F.-R., Strategie und Technik, 2005, S. 18). 5 Vgl. Esch, F.-R., Strategie und Technik, 2005, S. 19. 6 Vgl. Esch, F.-R., Wicke, A., Rempel, J. E., Herausforderungen und Aufgaben, in Esch, F.-R. (Hrsg.), Moderne Markenführung, 2005, S. 9 ff. 7 Vgl. Schenk, H.-O., Handelsmarken, in Bruhn, M. (Hrsg.), Handbuch Markenartikel, 1994, S. 60 ff. 8 §3 Abs. 1 MarkenG 9 Kotler P., Bliemel, F., Marketing-Management, 1995, S. 679.

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das daraus resultierende Verhalten von Konsumenten nicht erklärt.10 Eine Marke

wird nach dieser Begriffsauffassung als ein in der Psyche des Konsumenten ver-

ankertes, unverwechselbares Vorstellungsbild von einem Produkt oder einer

Dienstleistung verstanden.

Im Folgenden werden auf Basis der identitätsorientierten Betrachtungsweise und

in Anlehnung an Esch Marken definiert als „Vorstellungsbilder in den Köpfen der

Konsumenten, die eine Identifikations- und Differenzierungsfunktion übernehmen

und das Wahlverhalten prägen“.11

2.2 Gegenstand und Stellenwert der Markenführung

Bei der Markenführung handelt es sich nach Esch um ein Führungskonzept, wel-

ches beabsichtigt, den Markterfolg und damit den Unternehmenswert zu stei-

gern.12 Sie kann dabei als systematischer Managementprozess verstanden wer-

den, um eine Produktpersönlichkeit strategisch zu entwickeln und langfristig auf-

zubauen. Sie verleiht einem anonymen Produkt eine starke, markante Persön-

lichkeit und entwickelt es zu einer Marke mit dem Ziel, ein einzigartiges Vorstel-

lungsbild bei den Bezugsgruppen zu kreieren, zu verankern und dauerhaft aus-

zubauen. Dabei muss die Markenführung stets die Entwicklungen des Unter-

nehmens, des Marktes und der Gesellschaft berücksichtigen.13

Aber wann genau ist eine Markenführung strategisch? In Anlehnung an die Aus-

führungen von Tomczak und Zupancic kann eine Markenführung dann als strate-

gisch bezeichnet werden, wenn sie den Aspekten der Unternehmensstrategie

entspricht bzw. diese unterstützt.14 Diese unternehmensstrategischen Aspekte

beziehen sich u. a. auf die Festlegung der Aktivitätsfelder sowie die Bestimmung

des Handlungsprogramms in Relation zu den Konkurrenten. Sie spiegeln sich in

den zentralen Entscheidungen, Wünschen und Wertvorstellungen der bestim-

menden Entscheidungsträger wider. Zur Strategiedeterminierung werden sowohl

die Umweltsituationen und -entwicklungen als auch die Unternehmensressourcen

einbezogen. Dabei ist zu betonen, dass Strategien ganzheitlich - im Sinne einer

10 Vgl. Esch, F.-R., Strategie und Technik, 2005, S. 21. 11 Esch, F.-R., Strategie und Technik, 2005, S. 23. 12 Vgl. Esch, F.-R., Strategie und Technik, 2005, S. 60. 13 Herbst, D., Praxishandbuch Markenführung, 2005, S.12 ff. 14 Tomczak, T., Zupancic, D., Strategische Markenführung, in Bruhn, M. (Hrsg.), Handbuch Mar-kenführung, 2004, S. 1352.

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gesamthaften Ausrichtung der Unternehmensaktivitäten auf die Zielerreichung -

und zukunftsorientiert ausgerichtet sind.15

Die strategische Markenführung muss in sämtliche Überlegungen zur unterneh-

mensstrategischen Ausrichtung einbezogen werden, da sich die zukünftige Mar-

kenausrichtung auf diese Entscheidungen stützt. Umgekehrt geben Restriktionen

in der Markenführung vor, welche Geschäftsfelder oder strategische Grundaus-

richtungen überhaupt zur Verfügung stehen. Es kann somit festgehalten werden,

dass strategische Markenführung und die Planung des Geschäftsfeldmixes in

engem Zusammenhang zueinander stehen.16

Fragestellungen zur Führung von Marken haben bereits seit geraumer Zeit eine

Schlüsselposition innerhalb der marktorientierten Unternehmensführung inne. Die

Bedeutung der Marke und somit auch der Markenführung soll folgender Aspekt

verdeutlichen: In einer Vielzahl von Geschäftsberichten großer Unternehmen in

den USA finden sich auf den ersten Seiten Angaben über deren Markenwert.

Diese hervorgehobene Position im Geschäftsbericht soll den Anspruchsgruppen

der Unternehmung die Bedeutung der Marke vor Augen führen. Nicht selten

handelt es sich bei den dargestellten Markenwerten um beachtliche monetäre

Größen. So repräsentiert z. B. der für das Jahr 2003 mit 70,5 Mrd. Dollar ange-

gebene Wert der Marke Coca-Cola mittlerweile etwa 50% des gesamten Unter-

nehmenswertes17. Ähnliche Markenwertberechnungen existieren auch in

Deutschland. Betrachtet man einmal isoliert den deutschen Markt, so zeigt sich,

dass im Jahr 2002 deutsche Unternehmen circa 30 Milliarden Euro in den Aufbau

und die Führung von Marken investiert haben18. Diese Zahlen lassen sich auf

den Nutzen einer Marke für die Nachfrager und den daraus wiederum resultie-

renden ökonomischen Wert für ein Unternehmen zurückführen. So ermöglichen

starke Marken etwa höhere Absatzmengen und größere Spielräume in der Preis-

politik.19

15 Tomczak, T., Zupancic, D., Strategische Markenführung, in Bruhn, M. (Hrsg.) Handbuch Marken-führung, 2004, S. 1351. 16 Tomczak, T., Zupancic, D., Strategische Markenführung, in Bruhn, M. (Hrsg.), Handbuch Mar-kenführung, 2004, S. 1352 f. 17 Vgl. Gaiser, B., Markenkonzeption, in Gaiser, B., Linxweiler R., Brucker, V. (Hrsg.), Praxisorien-tierte Markenführung, 2005, S. 45. 18 Vgl. Esch, F.-R., Strategie und Technik, 2005, S. 5 ff. 19 Vgl. Bruhn, M., Begriffsabgrenzungen, in Bruhn, M. (Hrsg.), Handbuch Markenführung, 2004 , S. 5.

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Marken haben also einen hohen immateriellen Wert für ein Unternehmen, ange-

sichts dessen die Markenführung einen zentralen Stellenwert in der Unterneh-

menspolitik einnimmt.20

2.3 Die verschiedenen Ansätze der Markenführung im Zeitablauf

Seit der Entstehung des klassischen Markenartikelkonzeptes haben sich das

Wesen der Marke und der Ansatz der Markenführung fortlaufend verändert. Zu-

rückzuführen ist dies auf sich permanent ändernde Markt- und Umweltbedingun-

gen.21 Im Folgenden wird anhand der wichtigsten Entwicklungsstufen aufgezeigt,

wie sich das Konzept der identitätsorientierte Markenführung entwickelt hat.

Die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einsetzende Industrialisierung

stellt die erste Entwicklungsphase des Markenwesens dar.22 Standardisierte Pro-

duktionssysteme und stärkere Arbeitsteilung führten zu einem anonymen Mas-

senmarkt und bedeuteten eine zunehmende Entfernung zwischen Hersteller und

Konsumenten. Zur Überbrückung dieser Diskrepanz stieg die Bedeutung der

Herstellermarke und erste, noch heute bekannte Marken wie Coca-Cola (1886),

Maggi (1887) oder Persil (1907) wurden gegründet und registriert. Die Markie-

rung diente in erster Linie als Eigentumskennzeichnung und Herkunftsnachweis.

Markenführung im Sinne eines betriebswirtschaftlichen Managementkonzepts

existierte noch nicht. 23

Die zweite Entwicklungsphase ist in der aus der Industrialisierung resultierenden,

raschen Verbreitung des von Domizlaff geprägten klassischen, instrumentellen

Markenartikelkonzepts zu sehen. Eine Marke stand fortan für einen Merkmalska-

talog, welcher sich auf physisch fassbare Konsumgüter bezog.24 Dienstleistungen

oder Investitionsgüter waren somit als Markenartikel ausgeschlossen. In der

Markenführung drückte sich der instrumentelle Ansatz vor allem in der Marken-

technik aus. Sie beschäftigte sich zur damaligen Zeit mit der Namensfindung und

20 Vgl. Bruhn, M., Begriffsabgrenzungen, in Bruhn, M. (Hrsg.), Handbuch Markenführung, 2004 , S. 5. 21 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Wandel in der Markenführung, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 20. 22 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Wandel in der Markenführung, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 22. 23 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Wandel in der Markenführung, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 22. 24 Vgl. Domizlaff, H., Lehrbuch der Markentechnik, 1951, (zitiert nach Burmann, C., Meffert, H., Wandel in der Markenführung, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 22).

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8

-gestaltung, der Verpackungsform und dem Einsatz der klassischen Werbung.

Man ging davon aus, dass man bei Einhaltung bestimmter Grundregeln automa-

tisch Erfolg haben werde, was in den „22 Grundgesetzen der natürlichen Mar-

kenbildung“ festgehalten wurde. Diese Grundsätze stellten die konstitutiven

Merkmale einer Marke dar und zeigten Instrumente zu ihrem Aufbau und ihrer

Pflege auf.25

Die dritte Entwicklungsphase ist durch den Wandel vom Verkäufer- zum Käufer-

markt etwa ab Mitte der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts geprägt.26 Der

Absatzbereich rückte bei den Unternehmen aufgrund der Aufhebung der

gesetzlichen Preisbindung in den Mittelpunkt, weil ihnen dies kaum kalkulierbare

Umsatzgewinne ermöglichte. Die Hersteller versuchten sich durch

aufkommendes Marke-ting-Know-how gegenüber dem Handel zu profilieren. Der

Handel reagierte durch eine „Me-too“-Strategie, kopierte Herstellermarken und

beabsichtigte, diese als eigene Handelsmarken zu etablieren, was allerdings nur

selten gelang.27

Das Wesen der Markenführung war zu dieser Zeit stark angebotsbezogen und an

Produktions- und Vertriebsmethoden orientiert. Seither ist der Markenführungs-

ansatz durch einen Wandel von einer Angebotsorientierung und eher operativen

Sichtweise hin zur Nachfrageorientierung und einer daraus resultierenden strate-

gischen Ausrichtung gekennzeichnet.28

Bei beiden Ansatzpunkten haben sich in der Praxis allerdings Schwachpunkte

herauskristallisiert. Während der angebots- bzw. ressourcenorientierte Ansatz

(innengerichtete Sichtweise) die Konsumentenwünsche vernachlässigte, standen

diese beim marktorientierten Ansatz (außengerichtete Sichtweise) so stark im

Vordergrund, dass es zu einer Vernachlässigung des Markenkerns kam.29 Ange-

sichts der Identifizierung dieser spezifischen Defizite beider Ansätze, entwickelte

sich etwa ab Mitte der 90er Jahre ein Ansatz, der eine Integration beider Betrach-

25 Vgl. Domizlaff, H., Grundgesetze, in Bruhn, M. (Hrsg.), Handbuch Markenartikel, 1994, S. 690 ff. 26 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Wandel in der Markenführung, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 24. 27 Schenk, H.-O., Handelsmarken, in Bruhn, M. (Hrsg.), Handbuch Markenartikel, 1994, S. 58. 28 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Wandel in der Markenführung, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 24. 29 Burmann, C., Meffert, H., Theoretisches Grundkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 39 ff.

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9

tungsweisen zum Ziel hatte und sich dem Anspruch einer ganzheitlichen Marken-

führung widmete.30

Hierbei handelt es sich um die identitätsorientierte Markenführung. Der Ansatz

führt die Stärke einer Marke im Sinne ihrer Kaufverhaltensrelevanz primär auf

ihre Identität zurück. Die Markenidentität bildet die Voraussetzung für das Ver-

trauen der Nachfrager in die Marke, was wiederum Basis für eine langfristige

Kundenbindung und Markentreue ist.31

30 Burmann, C., Meffert, H., Theoretisches Grundkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 42. 31 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Wandel in der Markenführung, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 30.

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10

3 Die identitätsorientierte Markenführung

3.1 Theoretische Grundlagen der identitätsorientierten Markenführung

3.1.1 Die Markenidentität als Ansatz der Markenführung

Etwa seit Mitte der 90er Jahre wird der Ansatzpunkt zum Aufbau einer starken

Marke in ihrer Identität gesehen32. Der Ansatzpunkt entwickelte sich insbesonde-

re deshalb, weil bisherige Erklärungsansätze sich nur auf Einzelaspekte des

Markenphänomens konzentrieren konnten. „Eine nachhaltig erfolgreiche Marken-

führung bedingt jedoch ein ganzheitliches, in sich konsistentes und integriertes

Konzept.33“ Aus der stark gestiegenen Produkt- und Variantenvielfalt, mit der die

Industrie auf die Heterogenität der Nachfrage34 reagiert hat, ergibt sich eine

Konstellation, „in der ein Aufbau starker Marken ohne eine klare Fokussierung

auf die Identität einer Marke und der ihr zugrunde liegenden Ressourcen und

Kompetenzen kaum noch möglich ist.“35 Hierauf aufbauend kann die identitäts-

orientierte Markenführung als ein entscheidungsorientierter Managementprozess

verstanden werden, „der die bewusste und zielgerichtete Planung, Koordination

und Kontrolle aller Maßnahmen zum Aufbau starker Marken (…) umfasst.“36

Die identitätsorientierte Markenführung kombiniert innengerichtete und außenge-

richtete Sichtweisen zu einem Gesamtkonzept. Sie integriert angebots- und

nachfrageorientierte Betrachtungsperspektiven und misst dem Wechselspiel zwi-

schen Marktorientierung (Outside-in-Perspektive) und Ressourcenorientierung

(Inside-out-Perspektive) einen hohen Stellenwert zu.37

„Der Ansatz interpretiert die Identität und als Kernbestandteil dieser die Kompe-

tenz einer Marke als wichtige Voraussetzung für die Gewinnung des Vertrauens

der Nachfrager.“38 In diesem Zusammenhang definiert sich Kompetenz als die

Fähigkeit, neben der Qualität der markierten Produkte auch die Beziehungen der

32 Vgl. Kapferer, J.-N., Die Marke, 1992, S. 111; Meffert, H., Burmann, C., Identitätsorientierte Mar-kenführung, 1996. 33 Burmann, C., Meffert, H., Theoretisches Grundkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 39. 34 Bruhn, M., Handelsmarken, 2001, S. 24. 35 Burmann, C., Meffert, H., Wandel in der Markenführung, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 31 f. 36 Burmann, C., Meffert, H., Wandel in der Markenführung, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 32. 37 Vgl. Meffert, H., Identitätsorientierter Ansatz, in Bruhn, M. (Hrsg.), Handbuch Markenführung, 2004, S. 296. 38 Burmann, C., Meffert, H., Theoretisches Grundkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 42.

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Marke zu den Ressourcen und Fähigkeiten des Unternehmens sowie die Wech-

selwirkungen zwischen den verschiedenen internen und externen Anspruchs-

gruppen der Marke zu berücksichtigen. Die Gewinnung des Vertrauens der

Nachfrager ist wiederum die Voraussetzung für ein die Marke präferierendes

Kaufverhalten.39

Ausgangspunkt der Überlegungen zur Führung einer Marke ist die Markenidenti-

tät. Diese bringt zum Ausdruck, wofür eine Marke stehen soll. Nach Esch umfasst

sie „die essenziellen, wesensprägenden und charakteristischen Merkmale einer

Marke.“40 Eine Markenidentität steht demnach neben Unterscheidbarkeit auch

immer für Unverwechselbarkeit und Einmaligkeit.41 Meffert und Burmann definie-

ren die Markenidentität als „diejenigen raum-zeitlich gleichartigen Merkmale der

Marke, die aus Sicht der internen Zielgruppen in nachhaltiger Weise den Charak-

ter der Marke prägen.“42

Zum besseren Verständnis der Charakteristik der Markenidentität sollen kurz

einige Erkenntnisse aus der sozialwissenschaftlichen Identitätsforschung - über-

tragen auf die Identität von Marken - herangezogen werden. Aus diesen Er-

kenntnissen lassen sich vier wesentliche konstitutive Merkmale der Markenidenti-

tät ableiten:

(1) Eine Markenidentität kann sich nur als das Ergebnis eines kontinuierli-

chen Prozesses über mehrere Jahre hinweg entwickeln.

(2) Die Markenidentität muss in sich konsistent sein, d. h. nur eine in sich

widerspruchsfreie Kombination mehrerer Merkmale kann zu einer klaren

Identität führen.

(3) Die Markenidentität kann nur durch die Wechselseitigkeit zwischen mar-

kenführendem Unternehmen und den Kunden entstehen.

(4) Die Markenidentität muss die Individualität der Marke anhand eines ein-

zelnen Merkmals oder durch die individuelle Kombination mehrerer

39 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Theoretisches Grundkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 42. 40 Esch, F.-R., Strategie und Technik, 2005, S. 82. 41 Vgl. Kroehl, W., Corporate Identity, 2000, S. 21. 42 Burmann, C., Meffert, H., Theoretisches Grundkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 49.

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Merkmale herausstellen und für den Konsumenten wahrnehmbar ma-

chen. 43

3.1.2 Perspektiven der Markenidentität

Der identitätsorientierte Markenführungsansatz sieht eine der wichtigsten Cha-

rakteristiken der Markenidentität in ihrer Perspektivität. Demnach steht auf der

einen Seite das Selbstbild der Marke aus Sicht der unternehmens- bzw. marken-

internen Zielgruppen. Dieses Selbstbild wird als Markenidentität bezeichnet. Dem

gegenüber steht das Fremdbild der Marke aus Sicht der externen Zielgruppen.

Dieses Fremdbild schlägt sich im Markenimage nieder44.

Das Selbstbild stellt die wesensprägenden Merkmale einer Marke dar, die diese

nach innen und später auch nach außen repräsentieren soll. Im Mittelpunkt steht

die Formulierung eines Kundennutzens, den die Marke aus Herstellersicht erfül-

len soll und die sich in den spezifischen Kernkompetenzen der Marke ausdrückt.

Sie umfasst „ein einzigartiges Bündel von Markenassoziationen, die bei den Kon-

sumenten als Wissensstruktur zur Marke aufgebaut bzw. bewahrt werden soll.“45

Es handelt sich demnach um ein Aussagekonzept, welches aktiv im Unterneh-

men konzipiert und gestaltet wird.46

Dagegen formt sich das Fremdbild der Marke bei den verschiedenen externen

Zielgruppen erst langfristig durch Lernprozesse. Es ist als ein Akzeptanzkonzept

der Konsumenten in ihrer Beurteilung der Marke zu verstehen und kann vom

markenführenden Unternehmen nicht direkt beeinflusst werden. 47

Die folgende Abbildung veranschaulicht noch einmal die Grundidee des identi-

tätsorientierten Markenmanagements nach Meffert und Burmann:

43 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Theoretisches Grundkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2002, S. 44 ff . 44 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Identitätsorientierte Markenführung, 1996, S. 34. 45 Esch, F.-R., Strategie und Technik, 2005, S. 82. 46 Vgl. Kapferer, J.-N., Die Marke, 1992, S. 44 f. 47 Vgl. u. a. Kapferer, J.-N., Die Marke, 1992, S. 111; Burmann, C., Meffert, H., Identitätsorientierte Markenführung, 1996, S. 34.

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Abb. 1: Grundidee des identitätsorientierten Markenmanagement Quelle: Burmann, C., Meffert, H., Identitätsorientierte Markenführung, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2002, S. 52.

Angesichts der hervorgehobenen Bedeutung der zwei Perspektiven der Marken-

identität, soll auf diese im Folgenden noch etwas näher eingegangen werden.

3.1.2.1 Das Selbstbild der Markenidentität

Identität entsteht immer aus einer Kombination mehrerer, aufeinander abge-

stimmter Merkmale oder Eigenschaften. Wahrgenommen wird die Identität einer

Marke - wie auch die eines Menschen - dagegen ganzheitlich. So wie wir die

Persönlichkeit eines Menschen als die Ganzheit einzelner Persönlichkeitsmerk-

male vernehmen, wird auch die Identität einer Marke als Ganzheit wahrgenom-

men. Daher müssen die Ausprägung und die Kombination der einzelnen Merk-

male eine widerspruchsfreie und in sich schlüssige Gestalt ergeben, die sich von

anderen Marken differenziert.48

Ebenso wie die Identität einer Person erst im Laufe der Jahre heranreift, kann

sich auch eine klare Markenidentität erst über einen mehrere Jahre andauernden

Prozess entwickeln.49 Daher ist im Hinblick auf den Aufbau starker Marken darauf

zu achten, dass die essenziellen Merkmale bzw. Eigenschaften einer Marke gar

nicht oder nur sehr geringfügig geändert werden. Diese Merkmale, die Kapferer

48 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Theoretisches Grundkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2002, S. 45 ff. 49 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Theoretisches Grundkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2002, S. 44.

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auch als den genetischen Code der Marke bezeichnet50, bilden den Kern der

Markenidentität. Sie bringen die Kernkompetenzen der Marke, die Visionen, die

grundlegenden Werte und Ziele sowie das Verhältnis der Marke zu den wesentli-

chen internen und externen Bezugsgruppen zum Ausdruck. Umfangreiche Ver-

änderungen beinhalten die Gefahr, kein konsistentes Gesamtbild mehr ab-

zugeben und somit die Identität der Marke nachhaltig zu beschädigen.51

In Abgrenzung zu diesen als Fundament einer Markenausrichtung dienenden

Eigenschaften, „beinhaltet die erweiterte Markenidentität akzidenzielle Merkmale,

die den Identitätskern nicht nur anreichern und ausfüllen, sondern die im Gegen-

satz zu essenziellen Merkmalen auch graduell verändert werden können.“52 Die

Unterscheidung dieser beiden Identitätstypen entstammt ebenfalls der sozialwis-

senschaftlichen Identitätsforschung, wobei zu betonen ist, dass vertiefende Un-

tersuchungen hinsichtlich einer klaren und generalisierbaren Abgrenzung zwi-

schen essenziellen und akzidenziellen Merkmalen noch ausstehen.53

Aktuell fassen Meffert und Burmann die akzidenziellen Merkmale zu insgesamt

sechs Komponenten zusammen, um eine nahezu umfassende Beschreibung der

Markenidentität zu ermöglichen.54

(1) Markenherkunft

Die Herkunft einer Marke bildet das Fundament der Markenidentität. Dies liegt

darin begründet, dass eine Marke von internen und externen Zielgruppen zu-

nächst im Kontext ihres Ursprungs wahrgenommen wird. Die Markenherkunft ist

eng mit der Markenhistorie verknüpft, allerdings werden bei ihr einzelne Facetten

der Historie herausgegriffen und betont. Dadurch kann sie in hohem Maße zur

Glaubwürdigkeit und Authentizität der Marke bzw. des Markenmanagements bei-

tragen. Die Herkunft kann im Zusammenhang mit der geographischen Heimat,

der kulturellen Abstammung oder auch dem institutionellen, branchenbezogenen

Ursprung der Marke gesehen werden.55 Das Markenmanagement kann durch

50 Vgl. Kapferer, J. N. Die Marke, 1992, S. 111. 51 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Theoretisches Grundkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 56. 52 Meffert, H., Identitätsorientierter Ansatz, in Bruhn, M. (Hrsg.), Handbuch Markenführung, 2004, S. 302. 53 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Theoretisches Grundkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 56. 54 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Theoretisches Grundkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 57 ff. 55 Blinda, L., Relevanz der Markenherkunft, 2003, S. 38 f.

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gezielte Aktivitäten im Hinblick auf die Betonung einzelner Facetten die wahrge-

nommene Herkunft einer Marke langfristig verändern.56

(2) Markenkompetenz

Die Kompetenzen einer Marke werden durch die organisatorischen Fähigkeiten

des markenführenden Unternehmens im Hinblick auf die marktgerechte Steue-

rung der unternehmenseigenen Ressourcen repräsentiert. Die richtige Kombina-

tion der Ressourcen zählt zu den bedeutendsten Voraussetzungen zur Schaffung

einer starken Marke.57 Dabei ist zwischen Kompetenzen und Kernkompetenzen

zu unterscheiden. Während Kompetenzen eher allgemein als das Handlungspo-

tenzial eines Unternehmens interpretiert werden, stellen Kernkompetenzen einen

wertschöpfenden Mechanismus dar, „der kontinuierlich einen überlegenen, lang-

fristig verteidigbaren und wahrgenommenen Kundennutzen schafft und damit

einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil erzeugt“.58 Ein dauerhafter, überlegener

und mit Preisbereitschaft verbundener Kundennutzen basiert demnach auf den

Kernkompetenzen einer Marke, wohingegen „zur einfachen Behauptung am

Markt die Verfügbarkeit von Kompetenzen ausreichend ist“.59

(3) Art der Markenleistungen

Stark von der Markenkompetenz beeinflusst ist die Festlegung der grundsätzli-

chen Form und Art der Markenleistungen. Diese determinieren, welchen funktio-

nalen Nutzen die Marke dem Nachfrager bieten soll. Dabei müssen Grundsatz-

entscheidungen über die Form und Ausstattung von Produkten bzw. Dienstleis-

tungen getroffen werden. Die technisch-qualitative Gestaltung ist hierbei ebenso

wichtig wie die visuelle Gestaltung von Markenprodukten bzw. deren Verpa-

ckung.60

56 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Theoretisches Grundkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 58. 57 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Theoretisches Grundkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 59. 58 Deutsch, K. J. et al., Kernkompetenzen, in Deutsch K. J. et al, Gewinnen mit Kernkompetenzen, 1997, S. 20. 59 Burmann, C., Meffert, H., Theoretisches Grundkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 60. 60 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Theoretisches Grundkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 60.

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(4) Markenvision

Die Markenvision gibt die langfristige Entwicklungsrichtung einer Marke, etwa in

den nächsten fünf bis zehn Jahren, vor. Hierbei muss die Funktion und die Be-

deutung der Marke bei der Realisierung langfristiger, strategischer Unterneh-

mensziele herausgestellt werden. In Abgrenzung zu den Markenzielen ist die

Markenvision weniger konkret. Sie repräsentiert eine abstrakter formulierte

Wunschvorstellung, die aber insoweit realisierbar sein muss, dass sich die Mitar-

beiter mit ihr identifizieren und aus ihr neue Motivation schöpfen können.61

(5) Markenwerte

Die Markenwerte sind diejenigen Werte, die die Grundüberzeugungen von Ma-

nagement und Mitarbeitern repräsentieren. Sie sollen, auf wenige Kernaussagen

fokussiert, die Wünsche der relevanten Zielgruppe an eine ideale Marke zum

Ausdruck bringen und sind somit ganz entscheidende Faktoren im Hinblick auf

die symbolische und emotionale Komponente der Markenidentität. Entscheidend

für die Authentizität dieser Werte ist, dass sie durch die Mitarbeiter aktiv „gelebt“

werden.62

(6) Markenpersönlichkeit

Dieser Komponente liegt die sozialwissenschaftliche Annahme zu Grunde, dass

Menschen grundsätzlich dazu neigen, unbelebten Dingen menschliche Eigen-

schaften zu verleihen, um die Interaktion mit diesen Objekten zu vereinfachen.

Aus dieser Perspektive verfügen auch Marken über eine eigene Persönlichkeit.

Sie haben insoweit die Funktion des „Gesichts in der Menge“, müssen also Ei-

genschaften entwickeln, die sie deutlich erkennbar und erstrebenswert machen.63

Die Persönlichkeitsmerkmale finden ihren Ausdruck im verbalen und nonverbalen

Kommunikationsstil einer Marke, welcher sowohl von den typischen Repräsen-

tanten als auch von der Herkunft der Marke geprägt wird. Eine Prägung der Mar-

kenpersönlichkeit durch typische Käufer kann bewusst geplant werden und sich

in der Markenkommunikation widerspiegeln. Allerdings kann sich das Bild vom

typischen Verwender auch ungeplant einstellen und negative Auswirkungen auf

die Markenpersönlichkeit haben. Dennoch bleibt festzuhalten, dass über die Mar-

61 Vgl. Kapferer, J.-N., Die Marke, 1992, S. 111. 62 Vgl. Burmann, C., Blinda, L., Nitschke, A., Identitätsbasiertes Markenmanagement, 2003, S. 22. 63 Vgl. Becker, J., Marketing-Konzeption, 1998, S. 189.

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kenpersönlichkeit die Beziehung zwischen Marke und Nachfragern emotional

aufgeladen und gefestigt werden kann.64

Die Glaubwürdigkeit der intendierten Markenidentität hängt letztendlich von der

inhaltlichen Übereinstimmung, dem so genannten Fit, dieser Identitätskomponen-

ten untereinander und mit dem Markenkern ab. Hierbei ist zu betonen, dass die

Bedeutung und tatsächliche Ausprägung der hier vorgestellten Elemente in Ab-

hängigkeit von der betrachteten Produktkategorie, der Zielgruppenstruktur, der

Wettbewerber sowie unternehmensinterner Strukturen variiert. Dementsprechend

wird sich das Markenmanagement zur Konzipierung einer Markenidentität auf

einzelne, besonders relevante Komponenten fokussieren.65

3.1.2.2 Das Fremdbild der Markenidentität

Das Markenimage stellt das Fremdbild der Marke aus Sicht der externen An-

spruchsgruppen dar. „Beim Markenimage handelt es sich um ein mehrdimensio-

nales Einstellungskonstrukt, welches das in der Psyche relevanter externer Ziel-

gruppen fest verankerte, verdichtete, wertende Vorstellungsbild von einer Marke

wiedergibt.“66 Es ist das Ergebnis der subjektiven Wahrnehmung und Dekodie-

rung aller von einer Marke ausgesendeten Signale, insbesondere in Bezug auf

ihre Eignung zur individuellen Bedürfnisbefriedigung. Dabei bestimmen drei we-

sentliche Komponenten das Markenimage:

Erste Komponente sind die Markenmerkmale bzw. -attribute. Sie repräsentieren

„sämtliche vom Nachfrager wahrgenommenen Eigenschaften einer Marke“.67

Dies impliziert sowohl sachlich-rationale als auch bildhafte und emotionale Ei-

genschaften. Die Attribute können physischer Art (z. B. Form, Farbe, technische

Eigenschaften) oder auch immateriell (z. B. Preis, Garantie) sein. Auch die

Wahrnehmung typischer Verwender der Marke kann zu diesen Attributen hinzu-

gezählt werden.68

64 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Theoretisches Grundkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 63. 65 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Theoretisches Grundkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 65. 66 Burmann, C., Meffert, H., Theoretisches Grundkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 53. 67 Burmann, C., Meffert, H., Theoretisches Grundkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 55. 68 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Theoretisches Grundkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 55.

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Die übrigen beiden Komponenten leiten sich wiederum aus den Markenattributen

ab. Es handelt sich dabei um den funktionalen sowie den symbolischen Nutzen

der Marke.69 Sie entstehen als Ergebnis der Verdichtung und Bewertung aller

wahrgenommenen Markenattribute durch den Konsumenten. Nutzen wird hierbei

im Sinne des Marketings definiert als Grad der Befriedigung von Bedürfnissen,

den ein Objekt aus all seinen Merkmalen für den Nachfrager erbringt.70

Der funktionale Nutzen umfasst diejenigen Nutzendimensionen, die sich aus den

physikalisch-funktionellen Merkmalen sowie aus der Informationsfunktion der

Marke ergeben. Der Nachfrager nimmt die Marke als Entlastung wahr, die die

wahrgenommene Komplexität des Marktangebots verringert und somit den Kauf-

prozess vereinfacht.71

Immer dann, wenn einer Marke eine darüber hinaus gehende Nutzenstiftung zu-

geordnet wird, handelt es sich um den symbolischen Markennutzen. Hierbei

kommt die sozialwissenschaftliche Erkenntnis zum Tragen, dass eine Marke für

den Konsumenten einen wesentlichen Beitrag zur Profilierung der eigenen Per-

sönlichkeit leisten kann. Wenn eine Person von seinem Umfeld bspw. als jung,

dynamisch und aktiv angesehen werden möchte, so kann dies realistischerweise

nicht allein im persönlichem Kontakt mit dem Umfeld vermittelt werden. Man hat

aber die Alternative, sich bewusst jener Marken zu bedienen, die im Allgemeinen

solchen Personen zugeschrieben werden. Damit wird die Wahl und Nutzung von

Marken nicht mehr allein durch ihre funktionale Eignung allein bestimmt, sondern

auch durch ihre soziale Identifikationsfunktion. Insofern wird eine Marke immer

als Addition zweier Teilleistungen gesehen.72

Abbildung zwei stellt zusammenfassend die Charakteristiken des Markenimages

dar:

69 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Theoretisches Grundkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 55. 70 Vgl. Meffert, H., Marketing, 2000, S. 333. 71 Kroeber-Riel, W., Weinberg, P., Konsumentenverhalten, 2003, S. 268. 72 Vgl. Pepels, W, Kommunikationspolitik, 1997,S. 114.

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Abb.2: Komponenten des Markenimage Quelle: Burmann, C., Blinda, L., Nitschke, A., Identitätsbasiertes Markenma-nagement, 2003, S. 7.

3.1.3 Zusammenhang zwischen Markenidentität, Markenimage und

Positionierung

Markenidentität, -image und -positionierung stehen in engem Zusammenhang

zueinander. Dabei sei noch einmal klar herausgestellt: Die Markenidentität stellt

das Selbstbild einer Marke in Form einer in sich widerspruchsfreien, geschlosse-

nen Ganzheit von Merkmalen dar. Sie kann vom Unternehmen aktiv gestaltet

werden und bringt die spezifische Persönlichkeit einer Marke zum Ausdruck. Sie

steht im Zentrum der strategischen Ausrichtung einer Marke und bildet das Fun-

dament der Markenführung.73

Die Markenidentität gilt als Ausgangspunkt für die Positionierung im Markt.74 Die-

se sollte die Identität unter Berücksichtigung der herrschenden Marktbedingun-

gen und mit einer klaren Ausrichtung auf für die Zielgruppe relevante und von der

Konkurrenz differenzierende Eigenschaften wirksam umsetzen. Aus theoretischer

Sicht geht es bei der Positionierung um den Aufbau spezifischer Gedächtnisin-

halte, die die Marke für den Konsumenten als die zu Bevorzugende deklarieren.75

Dabei muss sich das Markenmanagement im Klaren darüber sein, dass jede an-

73 Vgl. Esch, F.-R., Langner, T., Rempel, J. E., Entwicklung der Markenidentität, in Esch, F.-R. (Hrsg.), Moderne Markenführung, 2005, S.107. 74 Vgl. Esch, F.-R., Strategie und Technik, 2005, S. 90. 75 Vgl. Esch, F.-R., Markenpositionierung, in Esch, F.-R. (Hrsg.), Moderne Markenführung, 2005, S.134.

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gebotene Marke aus dem subjektiven Blickwinkel des Kunden eine bestimmte

Positionierung im Markt besitzt. Selbst ohne den zielgerichteten Einsatz des Mar-

keting-Mix weist eine Marke ein mehr oder weniger klares Profil auf und kann

somit passiv und ungesteuert eine Position im Markt besetzen.76 Da diese aber

oftmals nicht auf dem Selbstbild basiert, setzen der Aufbau und der Erhalt starker

Marken eine bewusste, aktive und zielgerichtete Positionierung voraus.77

Zusammengefasst muss eine klare Positionierung über folgende Eigenschaften

verfügen:

• Sie muss zum Unternehmen und zur Markenidentität passen,

• kundenrelevant sein,

• von den Kunden subjektiv wahrnehmbar sein,

• eine Abgrenzung von der Konkurrenz ermöglichen und

• langfristig ausgerichtet und verfolgt werden.78

Die Idealposition eines Produkts bzw. einer Dienstleistung und die existierenden

Wettbewerbsangebote bilden die Grundlage der für die eigene Marke zu wählen-

den Positionierungsstrategie. Hierbei stehen nach Keller zwei Optionen zur Ver-

fügung: Bei der Points-of-Difference-Strategie soll die Marke möglichst weit weg

von den Wettbewerbern positioniert werden. Dagegen strebt eine Points-of-

Parity-Strategie die Imitation eines oder mehrerer Wettbewerber an. Es ist ferner

möglich, Wettbewerber bei einigen Nutzenkomponenten zu imitieren, sich bei

anderen aber komplett abzugrenzen, was einer Kombination beider Strategien

entspricht. Insofern steht BMW für Sportlichkeit, Dynamik und „Freude am Fah-

ren“ (Points of Difference), möchte aber dennoch in punkto Sicherheit den Wett-

bewerbern in nichts nachstehen (Point of Parity). 79

Ziel der identitätsorientierten Markenführung ist eine möglichst hohe Überein-

stimmung zwischen dem Selbstbild und dem Fremdbild der Marke. Somit ist das

Markenimage der Gradmesser für den Erfolg oder Misserfolg des Transfers der

Identität durch die Positionierung und die identitätskonformen Marketing-

76 Vgl. Esch, F.-R., Positionierungsstrategien, 1992, S. 9 ff. 77 Tomczak, T., Zupancic, D., Strategische Markenführung, in Bruhn, M. (Hrsg.) Handbuch Markenführung, 2004, S. 1354. 78 Vgl. Esch, F.-R., Markenpositionierung, in Esch, F.-R. (Hrsg.), Moderne Markenführung, 2005, S.134. 79 Vgl. Keller, K. L., Brand Management, 2003, S. 131 ff.

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maßnahmen im Markt. Je stärker die Annäherung zwischen Identität und Image

ist, desto höher ist die Glaubwürdigkeit und Prägnanz der Marke.80

Setzt man abschließend noch einmal alle drei Faktoren in Beziehung zueinander,

besetzen Markenidentität und -positionierung aus Unternehmenssicht die Akti-

onsebene, während das Markenimage die Wirkungsebene reflektiert.

3.2 Identitätsorientierte Markenführung als Managementkonzept

Vor dem Hintergrund der bislang dargestellten theoretischen Grundlagen liegt die

Hauptaufgabe der identitätsorientierten Markenführung in der Schaffung einer

eigenständigen Markenidentität und der wirksamen Umsetzung derselben.

Angesichts der Tatsache, dass das Management nur das Selbstbild der Marke

direkt beeinflussen kann, dient es als Ausgangspunkt einer Steuerung marken-

spezifischer Merkmalsausprägungen. Die Aktivitäten können systematisiert und

als Managementprozess dargestellt werden. Dieser entscheidungsorientierte

Prozess dient der Planung, Koordination und Kontrolle aller Maßnahmen, die

zum Aufbau einer starken Marke bei den relevanten Zielgruppen führen sollen.

Ziel ist die funktions- und unternehmensübergreifende Integration aller mit der

Markenführung zusammenhängenden Entscheidungen und Aktivitäten.81

Der Managementprozess setzt sich aus drei Teilprozessen zusammen, die

sequenziell nacheinander ablaufen, wobei sich zwischen den einzelnen Schritten

zeitliche Überschneidungen und Feedbackprozesse ergeben können bzw. sollen:

Im strategischen Markenmanagement werden Grundsatzentscheidungen über

die konkreten Ziele und den inhaltlichen Gegenstand der Marke bzw. Marken

einer Unternehmung getroffen. Innerhalb des operativen Markenmanagements

findet dann mit Hilfe des Marketing-Mix die konkrete Ausgestaltung dieser Vor-

gaben statt. Das Marken-Controlling als letzter Teilbereich hat die Informations-

versorgung aller beteiligten Personen und die Beurteilung aller Markenführungs-

aktivitäten hinsichtlich ihrer Effektivität und Effizienz zur Aufgabe.82

80 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Theoretisches Grundkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 65 f. 81 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Managementkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 75. 82 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Managementkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 75.

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Abb. 3: Managementprozess der identitätsorientierten Markenführung Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Burmann, C., Blinda, L., Nitschke, A., Identitätsbasiertes Markenmanagement, 2003, S. 10

Die Charakteristik dieses Managementprozesses ähnelt dem Prozess des Mar-

ketingmanagements auf Unternehmensebene, ist aber auf die Ebene der Mar-

kenführung verlagert und auf die explizite Steuerung der Markenidentität hin mo-

difiziert worden.

An dieser Stelle möchte der Autor darauf hinweisen, dass sich diese Arbeit aus-

schließlich mit dem strategischen und operativen Markenmanagement befasst.

Auf eine nähere Erörterung des Marken-Controllings wird zugunsten einer detail-

lierten Betrachtung der ersten beiden Teilprozesse verzichtet.

3.2.1 Strategisches Markenmanagement

3.2.1.1 Situationsanalyse

Die Analyse der Umweltbedingungen und der aktuellen Stellung der eigenen

Marke ist der Ausgangspunkt des identitätsorientierten Markenmanagementpro-

zesses. Diese Analyse umfasst zunächst einmal die Erfassung der aktuellen

Kundenbedürfnisse und Nachfragetrends im relevanten Markt. Ebenso muss die

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Frage beantwortet werden, wo und in welcher Erscheinungsform die Zielgruppen

die Marke erleben und mit ihr in Berührung kommen.83

Aus diesen Erkenntnissen und ggf. mit Unterstützung standardisierter mündlicher

und schriftlicher Befragungen kann determiniert werden, wie die unternehmens-

externen Anspruchsgruppen die Marke im Vergleich zu Wettbewerbern wahr-

nehmen (Ist-Image bzw. Ist-Positionierung)84

Neben der Analyse der externen Markenumwelt, ist die Erfassung der Ist-

Identität, also des vorherrschenden Selbstbildes der Marke, in dieser Phase vor-

zunehmen. Dazu können bspw. Workshops mit Managern und Mitarbeitern die-

nen. Es gilt festzuhalten, wo die Kompetenzen und Potenziale der Marke gese-

hen werden. Zudem ist der spezifische Kundennutzen zu determinieren. Hierbei

müssen insbesondere die internen Rahmenbedingungen - Ressourcen, organi-

satorische Fähigkeiten und die Unternehmenskultur - sorgfältig analysiert wer-

den. Erst durch die Erfassung dieser Elemente entsteht die Basis zur glaubhaften

Konzeption der Markenidentität.85

Schließlich schließt die Situationsanalyse die Gegenüberstellung der Ergebnisse

aus der Analyse der externen Markenumwelt sowie aus der Erfassung des

Selbstbildes der Marke ein. Hierbei können Abweichungen festgestellt werden,

die auf ein Umsetzungsdefizit der Markenidentität schließen lassen. Die identifi-

zierten Schwachpunkte dienen als Informationsgrundlage für die folgenden Teil-

prozesse.86

3.2.1.2 Markenziele

Aufbauend auf der Situationsanalyse können konkrete und aus den strategischen

Oberzielen des Unternehmens abgeleitete markenpolitische Zielsetzungen fest-

gelegt werden. Diese Markenziele sollten sich auf einen maximal fünfjährigen

Zeithorizont beziehen. Zudem sollte die Definition der Ziele möglichst operational,

d. h. nach Inhalt, Ausmaß, Zeitbezug und Segmentbezug präzise formuliert, er-

folgen. Darüber hinaus müssen sie realisierbar sein im Hinblick auf die zu Verfü-

83 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Managementkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 77. 84 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Managementkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 77. 85 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Managementkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 78. 86 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Managementkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 78.

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gung stehenden Mittel, insbesondere hinsichtlich der identifizierten Kernkompe-

tenzen.87

Markenziele lassen sich in ökonomische und psychografische Zielkategorien ein-

teilen. Ökonomische Zielgrößen definieren sich anhand des Markenwertes, des

Preispremiums, der Akquisitons- und Kundenbindungskosten oder der Umsatz-

rendite einer Marke. Sie sind eng mit den Unternehmenszielen wie Unterneh-

menswert, Umsatz, Absatz, Marktanteil oder auch Arbeitsplatzsicherung ver-

knüpft.88

Psychografische Markenziele beziehen sich auf kognitive und konative Assoziati-

onen und Einstellungen des Konsumenten. Es handelt sich dabei um Aspekte

wie Markenbekanntheit, Marken- und Händlerloyalität, Kundenzufriedenheit, Wei-

terempfehlungsrate oder Markensympathie.89

Ökonomische und psychografische Markenziele bilden die Vorgaben für die Kon-

zeption der Markenidentität.

3.2.1.3 Konzeption der Markenidentität sowie der Positionierung

Nachdem im vorausgegangenen Schritt die mittel- und langfristigen Markenziele

bestimmt worden sind, dient die Markenidentität nun als zentraler Ansatzpunkt

zum Erreichen dieser Ziele. Das Markenmanagement muss bestrebt sein, eine

Soll-Identität der Marke zu formulieren und die zukünftigen markenstrategischen

Entscheidungen konsequent auf die Verwirklichung dieser Soll-Identität auszu-

richten. Hierzu kann durch Beeinflussung der akzidenziellen Merkmale der Ist-

Identität - Markenherkunft, Markenkompetenz, Markenleistungen, Markenvision,

Markenwerte und Markenpersönlichkeit - eine Identität geschaffen werden, durch

die sich die Markenziele potenziell verwirklichen lassen. 90

87 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Managementkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 78. 88 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Managementkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 78. 89 Vgl. Meffert, H., Identitätsorientierter Ansatz, in Bruhn, M. (Hrsg.), Handbuch Markenführung, 2004, S. 309. 90 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Managementkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 79.

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Ausgehend von der Markenidentität gilt es, eine Markenpositionierung festzule-

gen, „die sowohl eine dominierende Stellung in der Psyche der Konsumenten als

auch eine adäquate Differenzierung im Wettbewerb gewährleistet“.91

Im Rahmen der identitätsorientierten Markenführung ist dabei eine solche Positi-

onierung zu vermeiden, die in Abstimmung mit den verfügbaren Unternehmens-

ressourcen als unrealistisch einzuschätzen ist. Eine Ausrichtung anhand der Ide-

alanforderungen der relevanten Konsumentengruppe ist zwar grundsätzlich sinn-

voll, allerdings „ist diese Entscheidung unter Berücksichtigung verfügbarer Res-

sourcen und Fähigkeiten zu überprüfen.“92

Im Rahmen der Bestimmung der Markenpositionierung ist insofern eine ausge-

wogenes Verhältnis zwischen

• einer reaktiven Positionierung, die sich primär an den artikulierten Wün-

schen der Konsumenten orientiert (Outside-in), und

• einer aktiven Positionierung, bei der dem Kunden bisher unbekannte, für

seine Kaufentscheidung aber wichtige Eigenschaftsdimensionen angebo-

ten werden (Inside-out),

sicherzustellen.93

Die Spezifizierung der angestrebten Markenpositionierung impliziert eine Fokus-

sierung auf wenige, relevante Merkmale, gemäß dem Motto „Keep it Simple and

Short“ (KISS). Diese Merkmale sind derart zu wählen, dass sie eine Unique Sel-

ling Proposition (USP) bzw. Unique Marketing Position (UMP) herausstellen. Zu-

dem sollte eine hinreichende Anpassungsfähigkeit gegenüber neuen Werten,

Trends und Bedürfnissen möglich sein. 94 PUMA steht bspw. für modisch und

lifestyleorientiert, während adidas als „Partner des Sports“ auftritt.

91 Meffert, H., Identitätsorientierter Ansatz, in Bruhn, M. (Hrsg.), Handbuch Markenführung, 2004, S. 309. 92 Meffert, H., Identitätsorientierter Ansatz, in Bruhn, M. (Hrsg), Handbuch Markenführung, 2004, S. 310. 93 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Managementkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 82. 94 Vgl. Gaiser, B., Markenkonzeption, in Gaiser, B., Linxweiler R., Brucker, V. (Hrsg.), Praxisorien-tierte Markenführung, 2005, S. 49.

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3.2.1.4 Entwicklung der Markenstrategie

Bei der Festlegung der Markenstrategie ist zwischen einer vertikalen, einer hori-

zontalen und einer handelsgerichteten Dimension zu unterscheiden.95 Die verti-

kale Dimension bzw. der vertikale Integrationsgrad der Markenstrategie bezieht

sich auf die strategische Ausrichtung von Marken, die auf unterschiedlichen or-

ganisatorischen Ebenen des Unternehmens angesiedelt sind.96 Da dieser Arbeit

eine ausschließlich singuläre Markenbetrachtung zu Grunde liegt, soll diese Di-

mension im Folgenden nicht weiter betrachtet werden.

Die handelsgerichtete Dimension der Markenstrategie betrachtet die Stellung

eines Unternehmens im vertikalen Wettbewerb. Das Unternehmen hat in diesem

Zusammenhang zu entscheiden, ob es seine Produkte ausschließlich als klassi-

scher Markenartikelhersteller anbietet oder ob es darüber hinaus die Absatzmitt-

ler mit Produkten für deren Eigenmarken versorgt.97

Die horizontale Dimension setzt den Fokus auf die Betrachtung der vom Unter-

nehmen angebotenen Marken pro Marktsegment. Optionen hierbei sind eine

Einzel-, Familien- oder Dachmarkenstrategie. Eine genauere Betrachtung letzte-

rer Dimension erfolgt in Punkt 3.3.1 dieser Arbeit.

3.2.1.5 Auswahl der Markenevolutionsstrategie

Bei der Auswahl der Markenevolutionsstrategie handelt es sich um die Analyse

einer Marke im Hinblick auf ihre zukunftsbezogene, dynamische Weiterentwick-

lung. Folglich ist die Markenevolutionsstrategie „ein langfristiger, bedingter und

globaler Verhaltensplan, der die Entwicklungsrichtung einer Marke hinsichtlich

ihrer Expansion beziehungsweise Konsolidierung für die kommenden zwei bis

fünf Jahre festlegt.“98 In dieser Definition kommt zum Ausdruck, dass eine Mar-

kenevolution in zwei Richtungen führen kann: in eine Konsolidierung oder in eine

Expansion.

Bei einer Konsolidierung werden Ressourcen von einer einzelnen Marke abge-

zogen, um sie für andere, effizientere Unternehmenszwecke einzusetzen. Das

95 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Managementkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 80. 96 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Managementkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 80. 97 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Managementkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 81. 98 Burmann, C., Meffert, H., Managementkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 83.

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Unternehmen hat hierzu die Optionen der sofortigen Elimination, des abgestuften

Rückzugs oder der Fokussierung der Marke. Bei Letzterem wird das Leistungs-

programm der Marke deutlich verkleinert, was in den meisten Fällen mit einem

Rückzug aus einzelnen Marktsegmenten einhergeht. Ziel ist es, der Marke ein

klareres Profil zu verleihen. Bei der Option des abgestuften Rückzugs kann es

dagegen durchaus sein, dass das vorhandene Angebotsprogramm der Marke

unverändert am Markt bleibt, aber nicht mehr mit der ursprünglichen Marke ver-

sehen wird. Diesen Vorgang bezeichnet man auch als Markenmigration.99

Markenexpansionsstrategien kommen immer dann als Instrument des strategi-

schen Markenmanagements zum Tragen, wenn Marken aus Sicht des Manage-

ments über noch nicht genutzte Umsatz- und Ertragspotenziale verfügen. Expan-

sionen können sich erstens auf die Erweiterung des Absatzgebietes beziehen.

Bei einer zweiten Variante wird die Anzahl der unter einer Marke angebotenen

Produkte und Dienstleistungen vergrößert100

3.2.1.6 Verankerung der Markenidentität nach innen

Die in den vorausgegangenen Schritten konzipierte Markenidentität und die da-

mit verbundene Positionierung der Marke kann nur dann wirksam umgesetzt

werden, wenn sie im Unternehmen verankert wird. Auf diese Weise können noch

bestehende Differenzen im Hinblick auf die Selbstbilder der die Marke repräsen-

tierenden Organisationsmitglieder beseitigt und ein einheitliches Auftreten nach

außen gewährleistet werden.101

Immer dann, wenn es zu einem persönlichen Kontakt der Nachfrager mit den die

Marke repräsentierenden Personen - sei es der Verkäufer, der Kundendienstmit-

arbeiter oder der Markenvertreter auf Sponsoringveranstaltungen - kommt, muss

die Identität der Marke im Verhalten dieser Personen zum Ausdruck gebracht

werden. Wichtiger Baustein eines derartigen „Brand Citizenship Behavior“ ist die

Serviceorientierung der Mitarbeiter, da ein ernsthaftes Bemühen um individuelle

Bedürfnisbefriedigung eine echte Wertschätzung des Kunden signalisiert. Oft-

99 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Managementkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 83. 100 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Managementkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 84. 101 Vgl. Meffert, H., Identitätsorientierter Ansatz, in Bruhn, M. (Hrsg.), Handbuch Markenführung, 2004, S. 310.

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mals ein Erfolg versprechender Ansatz, sich von der Konkurrenz abzuheben.102

Die interne Markenbildung ist neben dem Kundenkontakt auch für das Selbstver-

ständnis der Mitarbeiter wichtig. Nur wenn diese eine Beziehung zur Identität

entwickeln, schöpfen sie Motivation und können einen Beitrag zur kooperativen

Weiterentwicklung der Markenidentität leisten.103

All diese Aspekte setzen eine regelmäßige Schulung der Mitarbeiter voraus, in

denen ihnen erläutert wird, wofür die Marke steht, was ihnen die Marke bietet und

welchen Beitrag sie selbst leisten können.

3.2.2 Operatives Markenmanagement

Nachdem im ersten Teil des Managementprozesses die strategischen Entschei-

dungen für die Markenführung getroffen worden sind, dient das operative Mar-

kenmanagement der Umsetzung dieser Vorgaben in konkrete Maßnahmen. Ziel

ist die wirksame Verankerung der Markenidentität nach außen, d. h. beim End-

verbraucher, dem Handel sowie in Richtung Öffentlichkeit. Dabei dürfen die im

Folgenden beschriebenen Instrumente nicht voneinander unabhängig betrachtet

werden. Vielmehr bedarf es einer inhaltlichen, formalen und zeitlichen Integration

aller eingesetzten Instrumente.104

3.2.2.1 Markenproduktpolitik

Die Produktpolitik im weiteren Sinne umfasst das Bündel an Maßnahmen zur Art,

Breite und Tiefe eines Produktprogrammes.105 Die Markenproduktpolitik umfasst

alle Entscheidungstatbestände, die sich auf die marktgerechte Gestaltung der

von einer Marke im Absatzmarkt angebotenen Produkte beziehen. Ziel ist es,

dass Markenidentität und Positionierung möglichst wirksam im Produktportfolio

der Marke umgesetzt werden.106

Das Produktportfolio einer Marke sieht sich einem ständigen Anpassungspro-

zess, ausgelöst durch sich entwickelnde und ändernde Kundenerwartungen, kon-

frontiert. Der Anspruch, diesen Kundenerwartungen stets gerecht zu werden,

102 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Managementkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 85. 103 Vgl. Esch, F.-R., Markenidentitäten, in Bruhn, M. (Hrsg.), Handbuch Markenführung, 2004, S. 776. 104 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Managementkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 86. 105 Vgl. Kleinhückelskoten, H.-D., Programmpolitik, in Pepels, W. (Hrsg.), Produkt- und Programm-politik, 1999, S. 181. 106 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Managementkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 86.

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kann nur dann erfüllt werden, wenn das die Marke tragende Unternehmen über

Innovations- und Problemlösungsfähigkeit verfügt.107 Ob dies der Fall ist, zeigt

sich daran, inwieweit das Unternehmen es versteht, unternehmenssubjektiv neue

Markenleistungen zu entwickeln und auf dem Markt einzuführen. Neue Marken-

leistungen beziehen sich zumeist auf die technisch-qualitative Gestaltung der

Produkte.108 Beispielhaft können hier die technischen Entwicklungen bei Lauf-

schuhen angeführt werden. Die führenden Laufschuh-Hersteller warten mit im-

mer neuen Dämpfungssystemen oder Obermaterialien auf, die die Funktionalität

des Schuhs verbessern sollen. Allerdings ist zu beobachten, dass die technische

Komponente aufgrund der fortschreitenden technisch-qualitativen Homogenität

vieler Branchen an Bedeutung verliert. Diesen Trend haben die Unternehmen

erkannt und sind auf weiteren Aktionsfeldern innerhalb der Markenproduktpolitik

aktiv geworden. So steht vermehrt die visuelle Gestaltung von Markenprodukten

bzw. deren Verpackung im Fokus der Innovationsfähigkeit, da sie in besonderem

Maße der Wiedererkennung dient. Verpackungen vermögen, neben ihren klassi-

schen Funktionen wie dem Schutz bei Transport, insbesondere bei homogenen

Produktinhalten einen direkten Beitrag zur Differenzierung von Konkurrenzpro-

dukten und somit zur Markenprofilierung zu leisten.109

3.2.2.2 Markenpricing

Die im strategischen Markenmanagement konzipierte Markenidentität muss sich

ebenfalls in einer angemessenen Preispolitik widerspiegeln. Hier besteht eine

enge Verknüpfung mit der Markenproduktpolitik, da der Rahmen für das Preisni-

veau bei der Festlegung des Produktportfolios bereits gesetzt wird.110

Im Markenpricing wird festgelegt, zu welchen Konditionen und Lieferungsbedin-

gungen eine Marke am Markt angeboten wird. Hieraus resultieren wiederum

Auswirkungen auf die Distribution der Markenprodukte, da eine hohe Preisstel-

lung in der Regel mit einer niedrigen Verbreitung einhergeht, um die Positionie-

rung als Exklusiv-Produkt zu betonen. Eine niedrige Preisstellung dagegen führt

eher zu einer Positionierung als Massenartikel. Da sich aus der Art der Preisstel-

107 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Managementkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 86 f. 108 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Managementkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 88. 109 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Managementkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 88 f. 110 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Managementkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 90.

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lung häufig typische Verwendergruppen ergeben, hat das Markenpricing darüber

hinaus großen Einfluss auf die wahrgenommene Persönlichkeit der Marke.111

Das Markenpricing dient, genauso wie die übrigen Markenführungsinstrumente,

der Realisierung übergeordneter strategischer Markenziele. Allerdings hebt es

sich aufgrund seiner großen Flexibilität, dem Wirkungsausmaß und der hohen

Wirkungsgeschwindigkeit von den übrigen Instrumenten ab. Preisänderungen

führen zu einer wesentlich höheren Verhaltenswirkung beim Konsumenten als

bspw. Veränderungen im Produktdesign. Es besteht zudem die Besonderheit,

dass sich Veränderungen des Preises einer Marke direkt auf deren Ertragskraft

auswirken.112

In engem Zusammenhang zur Wirkungsstärke steht das Merkmal der Wirkungs-

geschwindigkeit preispolitischer Maßnahmen. Demnach reagieren Konsumenten

und Wettbewerber oftmals unverzüglich auf Preisänderungen. Exemplarisch

können hier die zeitlich quasi parallel stattfindenden Benzinpreisveränderungen

angeführt werden. Diese Aspekte sind der Grund dafür, warum die Preispolitik in

den letzten Jahren insbesondere bei den unter steigendem Wettbewerbsdruck

leidenden Herstellermarken stark an Bedeutung gewonnen hat.113

3.2.2.3 Markendistribution

Die Markendistribution bezieht sich auf alle Entscheidungen und Handlungen, die

die Übermittlung von materiellen und/oder immateriellen Leistungen vom Her-

steller zum Endkäufer betreffen. Dabei können zwei zentrale distributionspoliti-

sche Ziele und Entscheidungstatbestände unterschieden werden: zum einen das

System der Absatzkanäle, zum anderen das logistische System.114

Das System der Absatzkanäle umfasst „die rechtlichen, ökonomischen und

kommunikativ-sozialen Beziehungen aller am Distributionsprozess beteiligten

Personen beziehungsweise Institutionen.“115 Dabei treten zwischen Hersteller

und Endkonsument in der Regel Absatzmittler mit jeweils eigenständigen Distri-

111 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Managementkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 90. 112 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Managementkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 90. 113 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Managementkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 91. 114 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Managementkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 95. 115 Meffert, H., Marketing, 2000, S. 600.

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butionsfunktionen auf. Absatzmittler, bspw. Groß- oder Einzelhändler, sind recht-

lich und wirtschaftlich selbstständige Organe, die innerhalb des Distributionspro-

zesses absatzpolitische Instrumente eigenständig einsetzen. Ziel absatzkanalbe-

zogener Entscheidungen ist die optimale Verknüpfung von unternehmenseige-

nen Organen (z. B. Vertriebsmitarbeiter) einerseits und unternehmensfremden

Absatzmittlern andererseits. Dabei steht allerdings nur die wirtschaftlich-

rechtliche Übertragung von Verfügungsmacht über Leistungen im Mittelpunkt.116

Demgegenüber umfasst das logistische System „alle Entscheidungen, welche die

physische Übermittlung einer Leistung vom Hersteller zum Endkäufer sowie den

damit zusammenhängenden Informationsfluss betreffen“.117

Beide Teilsysteme stehen in engem Zusammenhang zueinander und müssen

simultan berücksichtigt werden, um die Effizienz des Gesamtsystems zu maxi-

mieren.118

In Bezug auf die Gestaltung der Markendistribution im Sinne der Markenidentität

steht eine systematische Durchdringung des Zielmarktes sowie das Erreichen

eines konsistenten Erscheinungsbildes der Marke durch die Auswahl, Steuerung

und Kontrolle der Absatzbetriebe und Handelsbetriebsformen an erster Stelle.

Durch die Besetzung spezifischer Absatzkanäle, die einen Fit zur Markenidentität

darstellen, kann sich eine Marke Wettbewerbsvorteile gegenüber ihren Konkur-

renten verschaffen. Dagegen können beim Konsumenten unpassend wirkende

Absatzkanäle eine negative Ausstrahlungswirkung auf den Wert der Marke ha-

ben.119 So führte die Distributionsstrategie der Marke PUMA Ende der achtziger

und Anfang der neunziger Jahre, die den Vertrieb der Artikel zu Discountpreisen

über Supermärkte und Kaufhausketten vorsah, zu einer Entwertung der Marke.

Da die Marke PUMA auf den Wühltischen zwischen anderen Billigprodukten zu

finden war, haftete auch ihr lange Zeit das Image einer Billigmarke an.

Im System der Handelskanäle ist es für den Hersteller weiterhin von großer

Bedeutung, eine vertrauensvolle Hersteller-Handels-Beziehung aufzubauen und

zu erhalten.120 In den vergangenen Jahren hat sich die Machtposition des

Handels gegenüber den Herstellern durch die zunehmende Expansion von 116 Vgl. Meffert, H., Marketing, 2000, S. 600 f. 117 Meffert, H., Marketing, 2000, S. 601. 118 Vgl. Meffert, H., Marketing, 2000, S. 601. 119 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Managementkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 96. 120 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Managementkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, S. 96.

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gegenüber den Herstellern durch die zunehmende Expansion von Handelsketten

und großflächigen Handelssystemen sowie durch die Ausweitung ihrer Marke-

tinginstrumente vergrößert.121 Außerdem sind aufgrund der Vielzahl an Wettbe-

werbern nur wenige Herstellermarken für den Handel unverzichtbar, wohingegen

der bei weitem größere Teil der Marken einer zunehmenden Substitutionsgefahr

unterliegt. Insofern ist von Seiten der Hersteller ein effizientes Beziehungsmana-

gement notwendig.122

3.2.2.4 Markenkommunikation

Diesem letzten operativen Element der strategischen Markenführung wurde in

den letzten Jahren die größte Aufmerksamkeit geschenkt.123 Unbestritten hat die

Kommunikation hohe Bedeutung für die Markenidentität, jedoch sollten die bishe-

rigen Ausführungen gezeigt haben, dass ein Fokus auf die Markenkommunikati-

on allein bei der Vermittlung der Markenidentität kaum zum Erfolg führen wird.

Wird den weiteren Ausführungen zur Markenkommunikation ein integriertes Ver-

ständnis der Kommunikationspolitik zu Grunde gelegt, so beschäftigt sich diese

„mit der bewussten und abgestimmten Gestaltung der auf die Unternehmensum-

welt gerichteten Informationen einer Unternehmung zum Zweck der Meinungs-

und Verhaltenssteuerung.“124 Die integrierte Unternehmenskommunikation wird

als Prozess der Planung und Organisation verstanden, deren Ziel es ist, aus den

unterschiedlichen Quellen der internen und externen Kommunikation eine Einheit

zu schaffen, die ein für die unterschiedlichen Zielgruppen konsistentes Erschei-

nungsbild vermittelt.125

Die Kommunikationspolitik bietet hierzu vielfältige Elemente, die sich wie folgt

darstellen:

(1) Die klassische Werbung im Sinne einer absichtlichen und zwangfreien

Form der zielgerichteten Kommunikation unter Einsatz spezieller Massen-

kommunikationsmittel, mit dem Ziel der Verhaltensänderung beim Adres-

saten.

121 Vgl. Zentes, J., Swoboda, B., Hersteller-Handels-Beziehungen, in Esch, F.-R. (Hrsg.), Moderne Markenführung, 2005, 1066 f. 122 Vgl. Zentes, J., Swoboda, B., Hersteller-Handels-Beziehungen, in Esch, F.-R. (Hrsg.), Moderne Markenführung, 2005, 1067 ff. 123 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Managementkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 91. 124 Meffert, H., Marketing, 2005, S. 684. 125 Vgl. Bruhn, M., Integrierte Unternehmenskommunikation, 1995, S. 13.

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(2) Die Verkaufsförderung als jene kommunikative Maßnahme, die der Unter-

stützung der eigenen Absatzorgane, der Marketingtätigkeit der Absatz-

mittler und der Unterstützung der Verwender bei der Beschaffung und

Benutzung der Produkte dient.

(3) Public Relations als die planmäßig zu gestaltenden Beziehungen zwi-

schen der Unternehmung und der nach Anspruchsgruppen gegliederten

Öffentlichkeit (z. B. Kunden, Geldgeber, Staat).

(4) Die Direkt-Kommunikation als die interaktiven Kommunikationsmaßnah-

men, die eine individuelle Ansprache der Konsumenten vorsehen (z. B.

persönlicher Verkauf) oder durch ein Response-Angebot einen direkten

Kundenkontakt herstellen können (z.B. Tele-Shopping).

(5) Das Sponsoring als die Zuwendung von Finanz-, Sach- und/oder Dienst-

leistungen an eine Person, eine Gruppe von Personen oder eine Organi-

sation bzw. Institution im sportlichen, kulturellen, sozialen oder ökologi-

schen Bereich. Gegenleistung ist die Gewährung von Rechten zur kom-

munikativen Nutzung von Person und/oder Institution oder deren Aktivitä-

ten auf Basis einer vertraglichen Vereinbarung.

(6) Das Event-Marketing als die erlebnisorientierte Inszenierung von firmen-

oder produktbezogenen Ereignissen im Rahmen der

Unternehmenskommunikation

(7) Messen und Ausstellungen als die regelmäßig stattfindenden, marktcha-

rakteristischen Veranstaltungen, auf denen dem Besucher ein umfassen-

des Angebot eines oder mehrerer Wirtschaftszweige dargeboten wird.

(8) Die Multimedia-Kommunikation als der Einsatz verschiedener, miteinan-

der verknüpfter elektronischer Medien. Die Medien sind rechnergesteuert

und müssen die Möglichkeit einer interaktiven Benutzung bieten. 126

126 Vgl. Meffert, H., Marketing, 2000, S. 684 f.

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Die Markenkommunikation greift bei der Ansprache der Kunden in der Regel auf

eine spezifische Auswahl der dargestellten Instrumente zurück. Die besondere

Herausforderung liegt nun darin, eine inhaltlich und formal konsistente Gestal-

tung der Markenbotschaft im Sinne einer auf die Vermittlung der Markenidentität

und der Umsetzung der Positionierung ausgerichteten Kommunikation zu errei-

chen.127

Wenn einmal vorausgesetzt wird, dass die Marke bei den relevanten Zielgruppen

bereits hinreichend bekannt ist, hat die Markenkommunikation die Aufgabe, die

Identität der Marke zu vermitteln und die intendierten funktionalen und symboli-

schen Nutzenassoziationen bei der Markenimagebildung in den Köpfen der Ziel-

gruppe zu erzeugen.128 In diesem Zusammenhang kann die stark auf Aktualität

ausgerichtete Kommunikationspolitik von adidas als Beispiel angeführt werden.

Das flächendeckende, nationale und regionale Engagement im Sponsoring- und

Eventbereich trägt nach Auffassung des Autors in erheblichem Maße zur Mar-

kenidentität der Marke adidas als „Partner des Sports“ bei.

Charakteristisch für die Markenkommunikation ist die aufgrund der zunehmenden

technisch-funktionalen Austauschbarkeit vieler Markenprodukte stattfindende,

stärkere Fokussierung auf die emotional-symbolische Aufladung einer Marke. Um

eine möglichst nachhaltige Wirkung in Bezug auf das Markenimage zu erreichen,

sollte im Idealfall der emotionale Nutzenaspekt mit einem technisch-funktionalen

Leistungsvorteil einhergehen.129

Zur emotionalen Aufladung einer Marke eignen sich insbesondere die nicht-

klassischen „below-the-line“ - Kommunikationsinstrumente wie Sponsoring,

Event-Marketing oder die Multimedia-Kommunikation. Durch sie können marken-

spezifische Erlebniswelten im Rahmen der Markenidentität kreiert werden, die

den Konsumenten bei einem Mangel an objektiv-technischen

Differenzierungskriterien zu Präferenzentscheidungen leiten.130

127 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Managementkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 91. 128 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Managementkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 91 f. 129 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Managementkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 92. 130 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Managementkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 92.

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35

3.3 Ausgewählte Handlungsoptionen innerhalb des Markenmanage-

ments

3.3.1 Horizontale Markenstrategien

Die Festlegung der horizontalen Markenstrategie stellt eine strategische Schlüs-

selentscheidung des Markenmanagements dar.131 Daher erscheint es sinnvoll,

sie unter dem Aspekt der strategischen Markenführung zur Neuausrichtung einer

Marke näher zu erörtern.

Markenstrategieentscheidungen stehen immer dann an, wenn ein Unternehmen

vor der Einführung oder dem Aufkauf eines neuen Produktes über dessen Mar-

kierung nachdenkt oder wenn vorhandene Markensysteme restrukturiert werden

sollen.132 Die zentrale Herausforderung bei der Wahl der Markenstrategie besteht

darin, unter Berücksichtigung

• des unternehmerischen Kompetenzfeldes,

• der Zielgruppenbedürfnisse und

• der Wettbewerbsstrukturen

die richtige Entscheidung zu treffen.133

Hierzu stehen dem Unternehmen drei markenstrategische Grundoptionen zur

Verfügung:

(1) Einzelmarke (Produkt- oder Mono-Marken-Konzept:

z. B. die verschiedenen Marken des Volkswagen-

Konzerns wie VW, Audi, Skoda, etc.)

(2) Familienmarke (Produktgruppen- oder Range-Marken-Konzept:

z. B. die Marke Nivea des Beiersdorf-Konzerns)

(3) Dachmarke (Programm- , Umbrella- oder Company-Marken-

Konzept: z. B. Siemens)134

131 Vgl. Becker, J., Einzel-, Familien- und Dachmarken, in Esch, F.-R. (Hrsg.), Moderne Markenfüh-rung, 2005, S. 383. 132 Vgl. Esch, F.-R., Strategie und Technik, 2005, S. 275. 133 Vgl. Esch, F.-R., Strategie und Technik, 2005, S. 275. 134 Vgl. Becker, J., Marketing-Konzeption, 1998, S. 195 f.

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36

Diese drei Arten bilden gleichsam den „Baukasten“ markenstrategischer Ent-

scheidungen. Daher sollen im Weiteren die jeweiligen Charakteristika, Vor- und

Nachteile sowie typische Einsatzfelder und Einsatzbedingungen herausgestellt

werden.

3.3.1.1 Einzelmarkenstrategie

Das Grundprinzip einer Einzelmarkenstrategie besteht darin, dass für die einzel-

nen Produkte eines Anbieters jeweils eigene Marken geschaffen und im Markt

durchgesetzt werden. Vereinfacht gesagt lautet das Prinzip: eine Marke = ein

Produkt = ein Produktversprechen. Der Anbieter (z. B. das herstellende Unter-

nehmen) bleibt den Marken gegenüber deutlich im Hintergrund, was dazu führen

kann, dass der Zielgruppe das Unternehmen unter Umständen überhaupt nicht

bekannt ist.135

Die Einzelmarkenstrategie entspricht dem klassischen Markenartikelkonzept und

ist auf die Schaffung einer klaren, unverwechselbaren Markenpersönlichkeit

gerichtet, um durch die daraus resultierenden Präferenzen im Markt gegenüber

Konkurrenzangeboten bevorzugt zu werden. Eine derartige Präferenz kann sich

dann wiederum im Preis- bzw. Mengenprämium einer einzelnen Marke nieder-

schlagen.136

Eine Einzelmarkenstrategie bietet sich vor allem dann an, wenn ein Unternehmen

heterogene Produkte anbietet bzw. Produkte unterschiedlich positioniert werden

sollen, um damit unterschiedliche Zielgruppen anzusprechen. Aus der Heteroge-

nität der Angebote und unterschiedlichen Ansprüchen und Bedürfnissen der Ziel-

gruppen ergibt sich zwangsläufig die Notwendigkeit zur eigenständigen Positio-

nierung der Produkte.137 Damit ist auch schon ein wesentlicher Vorteil dieser

Markenstrategie genannt worden. Weitere grundlegende Vorteile werden in der

folgenden Übersicht den Nachteilen der Einzelmarkenstrategie gegenüber ge-

stellt.

135 Vgl. Becker, J., Marketing-Konzeption, 1998, S. 196. 136 Vgl. Becker, J., Marketing-Konzeption, 1998, S. 196. 137 Vgl. Becker, J., Marketing-Konzeption, 1998, S. 196.

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Abb. 4: Vor- und Nachteile der Einzelmarkenstrategie Quelle: in Anlehnung an Becker, J., Marketing-Konzeption, 1998, S. 196.

Die Übersicht zeigt, dass die Strategie der Einzelmarke vielfältige Vorteile bietet.

Allerdings gewinnen die Risiken zunehmend an Bedeutung. Sie resultieren ins-

besondere aus dem hohen Profilierungsaufwand, der angesichts der zunehmen-

den Markenvielfalt und dem daraus resultierenden Markenwettbewerb stetig grö-

ßer wird.138 Eine Einzelmarke trägt diesen Aufwand ganz allein, was bei Misser-

folg zu großen Ökonomieproblemen bis hin zur Gefährdung der Unternehmens-

existenz führen kann.139

Um diesen Risiken entgegenzuwirken, findet inzwischen bei vielen Unternehmen

eine allgemeine Aufweichung des strengen Einzelmarkenkonzepts statt. Hierbei

werden Originalprodukte um neue, moderne Varianten ergänzt. 140 Ein Beispiel ist

die Einzelmarke Coca-Cola, die mittlerweile um Produkte wie Coca-Cola Light,

Coca-Cola Cherry oder ganz aktuell Coca-Cola Zero erweitert wurde. Insofern

ergibt sich hier bereits ein Übergang zur Familienmarkenstrategie. 138

Vgl. Becker, J., Marketing-Konzeption, 1998, S. 197. 139 Vgl. Becker, J., Marketing-Konzeption, 1998, S. 197. 140 Vgl. Becker, J., Marketing-Konzeption, 1998, S. 197.

Vorteile Nachteile

• Klare und spitze Profilierung eines Produktes möglich.

• Ein Produkt muss den gesam-ten Markenaufwand (Marken-budget) allein tragen.

• Konzentration auf eine defi-nierte Zielgruppe möglich.

• Voraussetzung für Markenerfolg ist ein tragfähiges Marktvolu-men (-potenzial).

• Die spezifische Positionierung der Marke ist möglich.

• Nur langsamer Aufbau der Mar-kenpersönlichkeit möglich.

• Der Innovationscharakter ei-nes neuen Produkts kann her-ausgestellt werden.

• Durch immer kürzer werdende Produktlebenszyklen Gefahr, dass die Marke den Break-Even-Point nicht erreicht.

• Im Zeitablauf notwendige Um- oder Repositionierungen kön-nen einfacher durchgeführt werden.

• Die Überlebensfähigkeit pro-duktspezifischer Marken kann durch Strukturwandel von Märk-ten gefährdet sein.

• Bei Misserfolg des Produktes werden Badwill-Transfereffekte auf andere Produkte des Unternehmens verhindert.

• Durch die Zunahme von Mar-kenartikeln wird es immer schwieriger, geeignete und schutzfähige Markennamen zu finden.

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3.3.1.2 Familienmarkenstrategie

Das Grundprinzip der Familienmarkenstrategie liegt darin, dass für eine bestimm-

te Produktgruppe (Produktlinie) eine einheitliche Marke gewählt und eingesetzt

wird. Dadurch sollen alle unter dieser Familienmarke angebotenen Produkte am

aufgebauten bzw. weiterentwickelten produktgruppenspezifischen Markenimage

partizipieren. Die Familienmarke nimmt eine mittlere Position zwischen der Ein-

zel- und der Dachmarke ein. Diese mittlere Position eröffnet insofern strategische

Chancen, als dieser Markentyp sowohl grundlegende Vorteile der Einzelmarken-

strategie (Profilierungsvorteil, produktspezifische Auslobung) als auch - wie noch

zu zeigen sein wird - solche der Dachmarke nutzt, ohne jeweils deren gravieren-

de Nachteile voll ausgeprägt in Kauf nehmen zu müssen.141

Die Familienmarke ist vor allem dann markenstrategisches Instrument, wenn

bestimmte Produkte eines heterogenen Programms zu Produktlinien zusammen-

gefasst oder über bestehende Leitprodukte Potenziale in neuen Teilmärkten, im

Sinne qualitativen Wachstums, ausgeschöpft werden sollen. Die Unternehmen

führen Marken dieser Art zumeist unter einem übergeordneten Nutzenverspre-

chen, d.h. alle Produkte, die unter einer Marke geführt werden, verfügen über die

gleiche Grundpositionierung (z. B. Nivea-Pflege-Philosophie).142 In der folgenden

Abbildung werden die wesentlichen Vor- und Nachteile der Familienmarke aufge-

zeigt und gegenübergestellt:

141 Vgl. Becker, J., Marketing-Konzeption, 1998, S. 199. 142 Vgl. Becker, J., Marketing-Konzeption, 1998, S. 199.

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Vorteile Nachteile

• Es besteht eine spezifische Profilierungsmöglichkeit, vor allem bei spezieller Nutzen-philosophie für Produktli-nien.

• Der Markenkern der Ausgangs-marke begrenzt die Innovati-onsmöglichkeiten.

• Mehrere Produkte tragen den notwendigen Marken-aufwand (Markenbudget).

• Es besteht die Gefahr der Markenverwässerung durch nicht philosophie-adäquate Neu-produkte.

• Neue Produkte erhalten „Starthilfe“ durch Partizipati-on am Goodwill der Famili-enmarke.

• Bei der Profilierung einzelner Produkte muss stets Rücksicht auf die Grundpositionierung ge-nommen werden.

• Ist eine spezielle Nutzenphi-losophie vorhanden, beste-hen gute Ausschöpfungs-möglichkeiten neuer Teil-märkte (Satellitenstrategie).

• Wettbewerbsbedingte Um- oder Restrukturierungsmaßahmen sind im Vergleich zur Einzelmar-ke nur sehr begrenzt möglich

• Stärkung des Marken-images durch jedes neue „philosophiegerechte“ Pro-dukt.

• Die Familienmarke ist nur dort einsetzbar, wo die Verbraucher Angebotssysteme mit entspre-chenden Nutzenklammern ak-zeptieren.

• Die Familienmarke ermög-licht die Bildung von Orga-nisationseinheiten mit eige-nen strategischen Erfolgs-faktoren.

• Familienmarkensysteme sind stark von der Akzeptanz des Handels abhängig, da dieser sie als solche Systeme präsentieren muss.

Abb. 5: Vor- und Nachteile der Familienmarkenstrategie Quelle: in Anlehnung an Becker, J., Marketing-Konzeption, 1998, S. 199. Die Gegenüberstellung verdeutlicht insbesondere zwei strategisch relevante As-

pekte: Die Familienmarkenstrategie ermöglicht einerseits ein ökonomisches Kon-

zept gezielter Marktgestaltung bzw. -ausschöpfung. Allerdings ist der Erfolg die-

ses Markentyps andererseits stark an den disziplinierten Umgang mit dem Mar-

kenkern gebunden und setzt darüber hinaus ein entsprechendes Aufnahmever-

halten des Handels, insbesondere bei der systematischen Warenpräsentation,

voraus.143

Ebenso sind spezielle situative Faktoren zu berücksichtigen. So ist die Rück-

griffmöglichkeit auf eine erfolgreiche Pioniermarke in aller Regel mit dem erfolg-

reichen Aufbau einer Familienmarke verbunden. Beispielsweise profitierten die

verschiedenen Produktlinien der Marke Milka (Lila Pause, I love Milka Pralinen

143 Vgl. Becker, J., Marketing-Konzeption, 1998, S. 200.

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40

oder Milka Lila Stars) vom großen Sympathie- und Vertrauenskapital der Milka-

Tafelschokolade. 144

3.3.1.3 Dachmarkenstrategie

Das Grundprinzip der Dachmarkenstrategie ist dadurch gekennzeichnet, dass

sämtliche Produkte eines Unternehmens unter einer einheitlichen Marke angebo-

ten werden. Bei dieser Strategie steht ganz klar die Firma und ihre Kompetenz

(speziell bei Investitionsgütern und Dienstleistungen) bzw. ihre Sympathie oder

das Vertrauen in sie (speziell bei Konsumgütern) im Vordergrund der Profilie-

rungsbemühungen.145 Verbreitung findet diese Strategie vor allem im Nicht-

Konsumgüterbereich. Mittlerweile existieren allerdings auch im Konsumgüterbe-

reich klassische Dachmarkenkonzepte, wie z.B. die Nahrungsmittelmarke Dr.

Oetker146

Mindestens eine der folgenden drei Gegebenheiten ist zumeist vorhanden, wenn

ein Unternehmen die Dachmarkenstrategie wählt. Demnach werden Dachmarken

vor allem dann gewählt, wenn

• der Umfang des Produktprogramms zu groß für eine sinnvolle bzw. öko-

nomische Einzelmarkenstrategie ist,

• sich Zielgruppen bzw. Positionierung und Programmteile nicht oder nicht

wesentlich voneinander unterscheiden oder

• das Produktprogramm bzw. wesentliche Teile davon starken Mode-

schwankungen unterliegen.147

Damit sind bereits die grundlegenden Ansatzpunkte für den Einsatz und zur Be-

wertung der Dachmarke aufgezeigt. Hieran anknüpfend zeigt Abbildung sechs

die wichtigsten Vor- und Nachteile dieses Markentyps.

144 Vgl. Becker, J., Marketing-Konzeption, 1998, S. 200. 145 Vgl. Becker, J., Marketing-Konzeption, 1998, S. 197. 146 Vgl. Becker, J., Marketing-Konzeption, 1998, S. 197. 147 Vgl. Becker, J., Marketing-Konzeption, 1998, S. 197.

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41

Vorteile Nachteile

• Alle Produkte tragen ge-meinsam den notwendigen Markenaufwand (Marken-budget).

• Bei heterogenen Produktpro-grammen besteht ein Profilie-rungsnachteil, da keine spitze sondern nur eine runde Profi-lierung möglich ist.

• Die Einführung neuer Pro-dukte fällt relativ leicht.

• Die Konzentration auf einzelne Zielgruppen ist im Prinzip nicht möglich.

• Jedes neue Produkt profitiert vom Goodwill der Dachmar-ke.

• Als Positionierung kann nur ei-ne allgemeine, eher unspezi-fisch Lage gewählt werden.

• Das Unternehmen kann auch in kleineren Teilmärk-ten aktiv sein.

• Innovationen können nicht spezifisch profiliert werden.

• Kurze Produktlebenszyklen einzelner Produkte gefähr-den nicht die gesamte Öko-nomie der Marke.

• Auf Besonderheiten der Profi-lierung einzelner Produkte kann keine Rücksicht genom-men werden.

• Es entfällt die oftmals zeitin-tensive und aufwändige Su-che nach neuen schutzfähi-gen Marken.

• Das Scheitern eines Produktes hat zumeist Badwill-Transfereffekte auf die Marke und somit alle Produkte insge-samt.

Abb. 6: Vor- und Nachteile der Dachmarkenstrategie Quelle: in Anlehnung an Becker, J., Marketing-Konzeption, 1998, S. 198.

Die Übersicht zeigt deutlich die Vorteile dieses Strategietyps im Hinblick auf Risi-

ko- und Ökonomieaspekte auf. Ihnen steht neben diversen steuerungsstrategi-

schen Nachteilen vor allem ein ganz entscheidender Nachteil gegenüber: Der

Profilierungsnachteil, der sich vor allem dann als gravierend erweist, wenn obere

Märkte bzw. speziell Premiummärkte besetzt werden sollen. Allerdings spielen

auch bei diesem Markentyp situative Bedingungen eine Rolle. So kann bei Märk-

ten mit einem hohen Verdrängungswettbewerb und entsprechendem Preis- und

Ertragsverfall die Wahl bzw. der Wechsel zur Dachmarkenstrategie quasi er-

zwungen werden.148

Die hier vorgenommenen Beschreibungen der drei wesentlichen Markenstrate-

gien suggerieren die bewusste Wahl einer solchen aufgrund marktbezogener

und/oder unternehmensspezifischer Notwendigkeiten. Die Praxis zeigt aber, dass

dem in vielen Fällen nicht so ist. Vielmehr haben sich Markenstrategien oftmals

148 Vgl. Becker, J., Marketing-Konzeption, 1998, S. 198.

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auch aus historischen Entwicklungen der einzelnen Unternehmen ergeben.149 In

einigen dieser Firmen finden daher seit geraumer Zeit Restrukturierungsmaß-

nahmen von Markenstrategien statt. So hat bspw. das Unternehmen Melitta Ende

der neunziger Jahre eine Restrukturierung seiner Markenstrategie im Sinne der

Entwicklung der Dachmarke Melitta zu einem System von Familienmarken vor-

genommen.150 Dieses Beispiel zeigt, dass einmal getroffene Entscheidungen zur

Markenwahl nicht zwangsläufig fix, sondern im Zeitablauf korrigierbar sind. Dem

Unternehmen muss allerdings klar sein, dass diese Korrekturen zumeist mit ei-

nem erheblichen Kostenaufwand verbunden sind und den Verlust aufgebauter

Markenwerte bedeuten können.151

3.3.2 Markenerweiterungen

3.3.2.1 Markenerweiterungen im Kontext von Markenexpansionsstrategien

Wenn Marken erfolgreich geführt werden, stellt sich nach geraumer Zeit die Fra-

ge nach potenziellen, markenrelevanten Wachstumsoptionen. Hierbei hat sich in

den letzten Jahren die zunehmende Popularität von Markenerweiterungen in der

Praxis gezeigt. Nicht ausgenutzte Potenziale einer Marke sollen durch Auswei-

tungen des Leistungsangebots freigesetzt werden.152 Resultierend aus der stär-

keren Praxisrelevanz haben sich auch einige Autoren mit dem theoretischen Hin-

tergrund dieses Instruments befasst. Die verschiedenen Abhandlungen zu die-

sem Thema zeigen sehr unterschiedliche, begrifflich synonym verwendete Ab-

grenzungen von Markenerweiterungen. Es hat sich noch keine einheitliche

Begriffsverwendung etabliert. So sprechen Esch et al. von Markendehnungen,

die sich wiederum in Produktlinienerweiterungen und Markenerweiterungen un-

terscheiden lassen153. Sattler wiederum nutzt den Terminus Markentransferstra-

tegie, differenziert in Line Extensions und Franchise Extensions.154 Caspar und

Burmann grenzen den Überbegriff Markenerweiterung weiterhin ab in Marken-

transfer (Category Extension) und Markenausdehnung (Line Extension).155

149 Vgl. Esch, F.-R., Strategie und Technik, 2005, S. 284. 150 Vgl. Esch, F.-R., Strategie und Technik, 2005, S. 285. 151 Vgl. Esch, F.-R., Strategie und Technik, 2005, S. 284. 152 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Blinda, L., Markenevolutionsstrategien, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 192. 153 Vgl. Esch, F.-R. et al, Markenerweiterungen, in Esch, F.-R., Moderne Markenführung, 2005, S. 907 ff. 154 Vgl. Sattler, H., Markentransferstrategien, in Bruhn, M. (Hrsg.), Handbuch Markenführung, 2004, S. 818 ff. 155 Vgl. Caspar, M., Burmann, C., Markenerweiterungsstrategien, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 246 ff.

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Den weiteren Ausführungen dieser Arbeit wird im Kontext der identitätsorientier-

ten Markenführung folgende terminologische und definitorische Auslegung zu

Grunde gelegt:

Eine Markenerweiterung kennzeichnet einen Managementprozess, bei dem

• ein bereits verwendeter, etablierter Markenname

• für neu einzuführende Produkte

• bei Verwendung eines für das Stamm- und das Erweiterungsprodukt ge-

meinsamen Markenkonzeptes

• mit dem Ziel der Übertragung positiver Imagekomponenten bei den Nach-

fragern

verwendet wird.156

Markenerweiterungen können weitergehend in Markenausdehnungen (Line

Extension) und Markentransfers (Category Extension) differenziert werden. Eine

Markenausdehnung beschreibt die Expansion einer Marke in gleiche oder ver-

wandte Produktkategorien. Hierbei erfolgen durch Variationen eines bestehen-

den Produkts Anpassungen an spezifische Bedürfnisse einzelner Zielgruppen-

segmente, wodurch eine allgemein bessere Marktabdeckung erreicht werden

soll. Markentransfers dagegen zielen auf die Expansion in neue, nicht verwandte

Produktkategorien ab. Beide Strategieoptionen erfüllen die oben beschriebenen

Merkmale.157

Obgleich der klaren definitorischen Abgrenzung ist zu betonen, dass die Über-

gänge zwischen Markenausdehnung und Markentransfer fließend sind, da sich

einzelne Produktkategorien aufgrund der zunehmenden Angebotsvielfalt kaum

eindeutig voneinander abgrenzen lassen. Ferner gleichen sich die wesentlichen

Wirkungsmechanismen zwischen beiden Typen der Markenerweiterung.158 Auf-

grund dieser Homogenität beziehen sich die folgenden Ausführungen auf Mar-

156 Vgl. u. a. Hätty, H., Markentransferstrategie, in Bruhn, M. (Hrsg.), Handbuch Markenartikel, 1994, S. 572 ff.; Sattler, H., Markentransfers, in ZfB, 1998, S. 2; Caspar, M., Burmann, C., Marken-erweiterungsstrategien, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 247. 157 Vgl. Caspar, M., Burmann, C., Markenerweiterungsstrategien, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, S. 248. 158 Vgl. Sattler, H., Markentransferstrategien, in Bruhn, M. (Hrsg.), Handbuch Markenführung, 2004, S. 819.

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kenerweiterungen im Allgemeinen, ohne eine spezifische Differenzierung zwi-

schen Markentransfer und Markenausdehnung vorzunehmen. Diese Vorgehens-

weise steht auch im Einklang mit den Ausführungen von Sattler sowie Caspar

und Burmann.

3.3.2.2 Erfolgsfaktoren von Markenerweiterungen

Das übergeordnete Ziel einer Markenerweiterung ist die Übertragung positiver

Imagekomponenten einer etablierten Marke auf ein Erweiterungsprodukt, auch

bezeichnet als Goodwill-Transfer. Aber auch in entgegengesetzter Richtung soll

das Erweiterungsprodukt zu einer Stärkung der Marke beitragen. Hierzu liefert

die vorherrschende Literatur einige wichtige Erfolgsfaktoren, die bei der Konzep-

tion und Umsetzung der Markenerweiterung berücksichtigt werden sollten. Zu-

nächst sollen die Einflussfaktoren auf die (positive) Beurteilung des Erweite-

rungsproduktes dargestellt werden.

Ein erster Erfolgsfaktor ist die Stärke der Ursprungsmarke. Diese wird durch die

Bekanntheit und durch die Existenz vorteilhafter sowie einzigartiger Vorstellungs-

bilder geprägt. Je stärker die Marke in dieser Hinsicht ist, desto wahrscheinlicher

ist die positive Beurteilung des Erweiterungsproduktes. In engem Zusammen-

hang hierzu steht die Struktur der Marke. Es hat sich gezeigt, dass ein breites

Produktportfolio unterhalb einer bestehenden Marke, bei hoher Qualität, eben-

falls positive Auswirkungen auf die Akzeptanz der Erweiterung hat.159

Ein weiterer Faktor ist die Charakteristik der Produktkategorie des Erweiterungs-

produktes und hierbei insbesondere der Kenntnisstand der Konsumenten sowie

die wahrgenommene Schwierigkeit der Herstellung. „Je weniger die Nachfrager

die Produkte beurteilen können und je schwieriger die Herstellung eines Produk-

tes scheint, desto stärker vertrauen die Nachfrager den etablierten Marken.“160

Schließlich hängt der Erfolg der Markenerweiterung vom wahrgenommenen Fit

zwischen Muttermarke und Transferprodukt ab. Imagekomponenten können nur

dann wirksam transferiert werden, wenn ein glaubwürdiger Zusammenhang be-

steht bzw. hergestellt werden kann. Weisen dagegen Produkte unter demselben

159 Vgl. Hätty, H., Markentransferstrategie, in Bruhn, M. (Hrsg.), Handbuch Markenartikel, 1994, S. 574 f. 160 Caspar, M., Burmann, C., Markenerweiterungsstrategien, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 261.

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Markennamen keine erkennbaren Ähnlichkeiten auf, kann dies bei den Zielgrup-

pen zu Irritationen und negativen Assoziationen bzw. Bewertungen führen. 161

Die Ähnlichkeit sollte das Markenmanagement über sachbezogene (Denotatio-

nen) und symbolhafte (Konnotationen) Nutzenassoziationen herstellen. Ebenso

kann die Herausstellung eines übereinstimmenden Verwendungsumfeldes oder

gemeinsamer Erlebniswelten und Lebensstile als Basis für den Zusammenhang

zwischen Ursprungs- und Erweiterungsprodukt stehen.162

Neben der positiven Beurteilung des Transferprodukts ist die Stärkung der

Stammmarke wesentliches Ziel der Markenerweiterung. Die Bestimmungsfakto-

ren für die Beurteilung der Ursprungsmarke entsprechen dabei denen der Beur-

teilung des Transferproduktes. Im Rahmen der identitätsorientierten Markenfüh-

rung ist der wichtigste Aspekt hierbei, dass das Transferprodukt passend im Hin-

blick auf die bestehende bzw. beabsichtigte Markenidentität der Ursprungsmarke

ist.163

Misslingt die Abstimmung zwischen Erweiterungsprodukt und Stammmarke, kann

die Stimmigkeit des Vorstellungsbildes der Stammmarke verwässern, was in

Konsequenz langfristig die Gefahr einer Markenerosion impliziert.164 Bei der Mar-

kenerosion handelt es sich um „eine durch Stimuli ausgelöste langsame Destruk-

tion des in der Psyche der Konsumenten (…) verankerten, unverwechselbaren

Vorstellungsbildes“165 einer Marke. Liegt eine solche vor, existiert nur noch be-

dingt ein relevanter psychologischer Zusatznutzen, sodass das Fremdbild der

Marke nachhaltig geschwächt wird.166

161 Vgl. Hätty, H., Markentransferstrategie, in Bruhn, M. (Hrsg.), Handbuch Markenartikel, 1994, S. 572. 162 Vgl. Hätty, H., Markentransferstrategie, in Bruhn, M. (Hrsg.), Handbuch Markenartikel, 1994, S. 572 f. 163 Vgl. Caspar, M., Burmann, C., Markenerweiterungsstrategien, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 267. 164 Vgl. Kirchgeorg, M., Klante, O, Ursachen und Wirkungen, in Esch, F.-R., Moderne Markenfüh-rung, 2005, S. 337. 165 Vgl. Kirchgeorg, M., Klante, O, Ursachen und Wirkungen, in Esch, F.-R., Moderne Markenfüh-rung, 2005, S. 332. 166 Vgl. Kirchgeorg, M., Klante, O, Ursachen und Wirkungen, in Esch, F.-R., Moderne Markenfüh-rung, 2005, S. 333.

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3.3.2.3 Implikationen für das Management der Markenerweiterung

Wird eine generelle ökonomische Vorteilhaftigkeit der Markenerweiterung vor-

ausgesetzt, stellt sich für das Management die Frage nach der Positionierung

des neuen Produktes sowie nach der Ausgestaltung der relevanten marktstrate-

gischen Instrumente.167 Zur Positionierung lassen sich nach Esch et al. grund-

sätzlich drei Möglichkeiten identifizieren:

(1) eine Positionierung identisch zur Stammmarke,

(2) eine kombinierte Positionierung, d. h. eine Mischung der Stammmarken-

Positionierung mit für das Erweiterungsprodukt spezifischen Merkmalen,

(3) eine speziell auf das Erweiterungsprodukt bezogene Positionierung.168

Auf Basis der durch die Positionierung festgelegten Eigenschaften des Erweite-

rungsproduktes sowie der herauszustellenden, imagerelevanten Assoziationszu-

sammenhänge, werden im Rahmen der marktstrategischen Instrumenteaus-

gestaltung alle weiteren Aktivitäten im Marketing-Mix abgestimmt. Durch eine

widerspruchsfreie Umsetzung des Markenbildes von Ursprungsmarke und Trans-

ferprodukt kann die Glaubwürdigkeit der Marke erheblich gestärkt werden. Hierzu

ist eine umfassende Ressourcenunterstützung sowohl hinsichtlich der Handels-

akzeptanz als auch der Akzeptanzwahrscheinlichkeit beim Konsumenten not-

wendig. Fehlende Abstimmung und Ressourcenunterstützung begünstigen da-

gegen die Gefahr der Markenerosion. 169

167 Vgl. Esch, F.-R. et al, Markenerweiterungen, in Esch, F.-R., Moderne Markenführung, 2005, S. 938. 168 Vgl. Esch, F.-R. et al, Markenerweiterungen, in Esch, F.-R., Moderne Markenführung, 2005, S. 938. 169 Caspar, M., Burmann, C., Markenerweiterungsstrategien, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 266 ff.

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4 Unternehmensportrait Dunlop

4.1 Unternehmensgeschichte

Betrachtet man die historische Entwicklung der Firma Dunlop, so stellt man zu-

nächst fest, dass es sich bei dem Unternehmen nicht um einen traditionellen

Sportartikelhersteller handelt. Vielmehr entstand mit der Gründung der Firma

Dunlop im Jahre 1889 im irischen Dublin die erste Reifenfabrik für Fahrräder. Nur

vier Jahre später erfolgte mit der Gründung der „Dunlop Pneumatic Tyre Compa-

ny Ltd.“ in Hanau die Expansion des Unternehmens auf den deutschen Markt.

Zunächst wurden ausschließlich Fahrradreifen mit einer speziellen Gummimi-

schung produziert, bevor nach einem Jahr intensiver Forschung die ersten Auto-

reifen in Hanau vom Band gingen.

Im Jahr 1910 erfolgte die strategische Ausweitung des Geschäftsfeldes auf die

Bereiche Golf und Tennis. 1923 wurden erstmals in Deutschland Tennisbälle

produziert. Auf internationaler Ebene fand fünf Jahre später die Gründung der

Dunlop Sports Company statt. Innerhalb der globalen Unternehmensentwicklung

stellt die Übernahme der traditionsreichen englischen Firma Slazenger im Jahr

1959 einen weiteren wichtigen Schritt dar. Mitte der sechziger Jahre entstand

schließlich Dunlop Sport in Hanau als eine selbstständige Division der Dunlop

AG. Schwerpunkt der Unternehmensaktivität war der Vertrieb von Tennisbällen,

wenig später kam das Badminton-Geschäft hinzu.

1984 wurde der gesamte Bereich der Reifenproduktion an das japanische Unter-

nehmen Sumitumo verkauft. Im Sportartikelbereich entstand aus der Dunlop AG

die Dunlop GmbH, die 1996 im Rahmen eines Management-buy-Outs an eine

Investorengruppe verkauft wurde. Seit dieser Zeit befindet sich der Hauptsitz der

Dunlop Slazenger Group - unter diesem Namen wird das Unternehmen mittler-

weile geführt - in England.

2004 fand der bislang letzte bedeutsame Schritt in der Unternehmensgeschichte

statt. In diesem Jahr erhielt die Dunlop Slazenger Group in der britischen Han-

delskette Sports World International einen neuen Eigentümer. Seither werden

hier die globalen Oberziele des Unternehmens festgelegt und an die einzelnen

Vertriebsgesellschaften in der Welt, hierzu gehört auch die Dunlop Sport GmbH

in Hanau, weitergegeben.

Page 55: Die strategische Neuausrichtung der Marke Dunlop - eine ... · lerweile auch Dienstleistungs- und Industriegüterunternehmen den Wert der Mar- ke für sich erkannt. Das parallele

48

4.2 Die Dunlop Sport GmbH

4.2.1 Organisation

Die Dunlop Sport GmbH ist eine Tochtergesellschaft der Dunlop Slazenger

Group, deren Hauptsitz sich im englischen Redhill befindet. Sie ist insofern ein

eigenständiges Unternehmen, allerdings an seine Muttergesellschaft weisungs-

und berichtsgebunden. Die Dunlop Slazenger Group ist ein weltweit operieren-

des Unternehmen mit einer entsprechend hohen Dichte an Tochtergesellschaf-

ten. Allein in Europa ist die Gesellschaft in drei Geschäftseinheiten unterteilt, na-

mentlich Nord-, Zentral- und Süd-Europa. Die Dunlop Sport GmbH mit Sitz in

Hanau ist Teil der Einheit Zentral-Europa, welche neben Deutschland die Märkte

Niederlande, Belgien und Luxemburg umfasst. Während in den Niederlanden die

Geschäftsführung beheimatet ist, werden von Hanau aus der komplette deutsche

Markt sowie die Märkte Österreichs und der Schweiz bearbeitet, letztere mit Hilfe

von Großhändlern in den jeweiligen Ländern. Deutschland stellt innerhalb der

Geschäftseinheit den mit Abstand größten Absatzbereich dar. So wird allein auf

diesem Markt innerhalb der angebotenen Segmente Tennis, Squash und Bad-

minton etwa drei Viertel des Gesamtumsatzes generiert.

Um die Aufgabenverteilung und Hierarchien innerhalb der Dunlop Sport GmbH

darlegen zu können, sollen die wichtigsten Abteilungen und ihre Aufgaben nach-

folgend kurz vorgestellt werden.

Die Aufgabe der Marketing-Abteilung liegt darin, alle im Portfolio enthaltenen

Produkte auf den relevanten Märkten möglichst werbewirksam zu platzieren und

somit den Abverkauf zu erhöhen. Dabei müssen durch die Muttergesellschaft

konzipierte und international ausgerichtete Marketing-Vorhaben zunächst den

Erfordernissen des heimischen Marktes angepasst werden. In enger Zusammen-

arbeit mit der Marketing-Abteilung ist das Verkaufs-Team für die Distribution der

Produkte zuständig. Zwei Key-Account-Manager betreuen die wichtigsten Groß-

kunden und sind für den Vertrieb in die Schweiz und nach Österreich verantwort-

lich. Sechs weitere Bezirksleiter sind Ansprechpartner für die Kunden in ganz

Deutschland und komplettieren das Verkaufs-Team. Es wird unterstützt vom

Customer Service, welcher die Auftragsbearbeitung und den allgemeinen Kun-

dendienst verantwortet. Schließlich wird der logistische Bereich vom Supply-

Chain-Management (SCM) bearbeitet. Das SCM hat die Aufgabe, den Waren-,

Informations- und Geldfluss entlang der Wertschöpfungskette in Zusammenarbeit

Page 56: Die strategische Neuausrichtung der Marke Dunlop - eine ... · lerweile auch Dienstleistungs- und Industriegüterunternehmen den Wert der Mar- ke für sich erkannt. Das parallele

49

mit dem Handel zu überwachen und zu optimieren.170 Da mittlerweile die kom-

plette Produktion nach Asien verlagert worden ist, kommt dieser Abteilung insbe-

sondere in Bezug auf die Überwachung von Lieferzeiten und -bedingungen eine

wichtige Bedeutung zu.

4.2.2 Die verschiedenen Segmente

Wie bereits erwähnt, umfasst das Portfolio der Dunlop Sport GmbH Produkte

innerhalb der Produktsparten Tennis, Squash und Badminton. In der Tennis- und

Squashsparte ist die Gesellschaft mit den Marken Dunlop und Slazenger vertre-

ten, wobei die Marke Slazenger im deutschen Tennismarkt nahezu keinerlei

Marktanteile generiert und daher innerhalb dieser Arbeit keine Berücksichtigung

findet. Der Schwerpunkt der Unternehmensaktivitäten liegt bei der Marke Dunlop.

In der Sparte Tennis werden unter dieser Marke aktuell die Bereiche Tennis-

schläger und -bälle sowie Zubehör in Form von Taschen, Saiten und Griffbänder

abgedeckt.

Bis Juli 2006 wurde ebenfalls die aus Amerika stammende Marke K-Swiss ge-

führt. Der Vertrieb in Deutschland und Österreich umfasste Tennisschuhe und

Tennisbekleidung und soll deshalb an dieser Stelle Erwähnung finden, da hierauf

in den Ausführungen des Kapitels sechs Bezug genommen wird.

In der Sparte Squash ist Dunlop im Bereich Rackets einer der Marktführer in

Deutschland und darüber hinaus mit einem weltweiten Marktanteil von ca. 80%

Weltmarktführer im Squashballsegment.

Komplettiert wird das Portfolio im Bereich Badminton mit der Eigenmarke Carlton.

Mit dieser Marke hat sich Dunlop Sport bereits seit Jahrzehnten als Komplettan-

bieter erfolgreich im Markt positioniert. So ist man einer der Marktführer bei Bad-

mintonrackets und Badmintonbällen.

170 Vgl. Zentes, J., Swoboda, B., Hersteller-Handels-Beziehungen, in Esch, F.-R., Moderne Mar-kenführung, 2005, S. 1075.

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50

5 Der deutsche Tennismarkt

5.1 Die Entwicklung des Tennissports in Deutschland

Die Entwicklung des Tennissports in Deutschland ist in den vergangenen 20 Jah-

ren von einem rasanten Aufstieg und einem stetigen Abschwung gekennzeich-

net. Mitte der achtziger Jahre war Tennis einem plötzlichen Boom ausgesetzt,

welcher in der deutschen Sportgeschichte wohl als einzigartig zu bezeichnen ist.

Allerdings wurden erste Weichen hierzu schon vorher gelegt. Noch in den 50er

und 60er Jahren galt Tennis als elitäre, großbürgerliche Sportart. Erst in den 70er

Jahren öffnete sie sich dem Breitensport und fand mehr und mehr Anhänger.

Allerdings blieb das elitäre Image noch lange Zeit erhalten, was insbesondere an

der für damalige Verhältnisse sehr teuren Ausrüstung und hohen Mitgliedsbeiträ-

gen der Vereine lag. Dies änderte sich mit dem Gewinn des Wimbledon Titels

durch Boris Becker im Juli 1985 schlagartig. Plötzlich konnte jedermann in

Deutschland etwas mit der Sportart Tennis anfangen, schnell machte der Begriff

des „Becker-Booms“ die Runde. Tennis entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit

nach Fußball zur zweitbeliebtesten Sportart der Deutschen. Vereinsgründungen

und Mitgliederzuwächse waren die Folge.171

1994 war der Höhepunkt des Tennisbooms erreicht. In diesem Jahr verzeichnete

der Deutsche Tennis-Bund (DTB) mit über 2,35 Mio. Mitgliedern einen Rekord,

der aller Voraussicht nach noch lange Bestand haben wird. Denn dieses Jahr

bezeichnet nicht nur den Höhepunkt, sondern gleichzeitig auch den Wendepunkt

des Tennisbooms. Seit Mitte der 90er Jahre verliert der Tennissport kontinuierlich

seine Anhänger, was sich deutlich in den Mitgliederzahlen des DTB seit 1989

ausdrückt:

171 Vgl. DTB, DTB Geschichte, 2006, o. S.

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Abb. 7: Mitgliederentwicklung DTB 1989 - 2005 Quelle: DTB (Hrsg.), Mitgliederentwicklung, 2006, o. S.

Die Gründe für das nachlassende Interesse am Tennissport sind vielfältig und

eine umfassende Analyse würde den Rahmen dieser Arbeit bei weitem spren-

gen. Daher sollen an dieser Stelle nur die wichtigsten Thesen kurz angeführt wer-

den:

• Nach dem Ende der Karrieren von Boris Becker, Steffi Graf und Michael

Stich fehlen der Sportart die nationalen Helden mit Vorbildcharakter.

• Während des Tennisbooms ist es versäumt worden, in Strukturen zu in-

vestieren und Deutschland als Tennis-Standort auszubauen.

• Die hohe Übertragungsdichte von Tennis im Fernsehen führte zu einer

Übersättigung beim Konsumenten; die Sportart wurde „totgesendet“.

• Neue Sportmotive innerhalb der Gesellschaft - zunehmende Erlebnisori-

entierung, Fitnessorientierung, Risikoorientierung, etc. - führen dazu, dass

Abenteuer- und Fun-Sportarten gegenüber traditionellen Wettkampfsport-

arten wie Tennis in der Gunst der Sporttreibenden gestiegen sind.172

• Aufgrund der steigenden Individualisierung der Gesellschaft und einer

hiermit in engem Zusammenhang stehenden Flexibilisierung des Freizeit-

172 Vgl. Ramseier H., Sport, Konsum und Lifestyle, 2004, o. S.

Jahr Mitglieder DTB Fluktuation Fluktuation in %

1989 2.096.566 +71.130 +3,51%1990 2.174.333 +77.767 +3,71%1991 2.249.528 +75.195 +3,46%1992 2.307.851 +58.323 +2,59%1993 2.332.074 +24.223 +1,05%1994 2.349.559 +17.485 +0,75%1995 2.333.326 -16.233 -0,69%1996 2.292.659 -40.667 -1,74%1997 2.168.017 -124.642 -5,44%1998 2.114.892 -53.125 -2,45%1999 2.107.385 -7.507 -0,35%2000 2.045.762 -62.385 -0,35%2001 1.974.829 -70.933 -3,47%2002 1.901.968 -72.861 -3,69%2003 1.828.230 -73.738 -3,88%2004 1.767.226 -61.004 -3,33%2005 1.710.145 -56.709 -3,20%

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verhaltens ist ein Trend zur abnehmenden Bindungsbereitschaft an einen

Verein und an nur eine Sportart zu beobachten; stattdessen gewinnt der

unorganisierte, unverbindliche Sport an Bedeutung.173

Die oben dargestellten Probleme des Tennissports lassen sicherlich Zweifel an

einer guten Perspektive dieser Sportart aufkommen, jedoch kann man nach Auf-

fassung des Autors Deutschland weiterhin als Tennisnation betrachten. Diesen

Schluss lässt u. a. auch die Tatsache zu, dass der DTB nach Mitgliederzahlen

immer noch der drittgrößte Spitzenverband des DOSB ist.174 Darüber hinaus sind

mit Tommy Haas, Nicolas Kiefer und Anna-Lena Grönefeld aktuell drei deutsche

Spieler zumindest in der erweiterten Weltspitze zu finden.

5.2 Situation und Entwicklungen im Tennismarkt

Dieser Punkt stellt anhand ausgewählter Aspekte die aktuelle Situation von Her-

stellern und Handel im Tennismarkt dar. Außerdem sollen sich abzeichnende

Entwicklungstendenzen innerhalb dieser Anspruchsgruppen aufgezeigt werden.

5.2.1 Die Wettbewerbssituation unter den Herstellern

Die Wettbewerbssituation unter den Herstellern ist durch die im vorangegange-

nen Punkt dargestellte Situation des Tennissports in Deutschland geprägt. Durch

das nachlassende Interesse am Tennis sehen sich die Hersteller einem stagnie-

renden und gesättigten Markt gegenübergestellt. Es treten die typischen Charak-

teristiken eines Verdrängungswettbewerbs auf. Umsatzsteigerungen sind nur

durch Marktanteilssteigerungen möglich, mit denen ein gleichzeitiger Marktan-

teilsverlust der Wettbewerber einhergeht. Der wachsende Kostendruck und die

fehlende Möglichkeit, Preiserhöhungen am Markt durchzusetzen, bringen insbe-

sondere Herstellungsunternehmen mit wenigen Marktanteilen in existentielle

Schwierigkeiten.175

Um sich in diesem Verdrängungswettbewerb die notwendigen Marktanteile zu

sichern, versuchen die Hersteller in möglichst allen Produktgruppen - diese um-

fassen Schläger, Bälle, Zubehör wie Saiten, Griffbänder und Taschen sowie

Tennisbekleidung - präsent zu sein. Ausnahmen bilden einige wenige speziali-

sierte Hersteller wie bspw. die Fa. Kirschbaum, ein Unternehmen, welches sich

allein auf die Herstellung von Saiten konzentriert. 173 Vgl. MC Wise Consulting GmbH (Hrsg.), Schlüsseltrends, 2006, o. S. 174 Vgl. DOSB (Hrsg.), Bestandserhebung, 2006, S. 7. 175 Vgl. Meffert, H., Marketing, 2000, S. 261 f.

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Die wichtigsten Produktgruppen im Tennismarkt sind Schläger und Bälle. Mit

diesen Produkten wird der mit Abstand größte Teil des Umsatzes generiert.

Durch die Marktanteile innerhalb dieser Segmente lässt sich die derzeitige Wett-

bewerbssituation am deutlichsten abbilden.

Laut Dunlop verteilen sich die Marktanteile im Schlägermarkt aktuell wie folgt:

Marktanteile Tennisschlägermarkt in %

7,54,5

7

16

25

35

2,52,5

0

5

10

15

20

25

30

35

40

Wilson Head Babolat Völkl Dunlop Fischer Yonex Sonstige

Abb. 8: Übersicht Marktanteile Tennisschlägermarkt Deutschland 2005 Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Sports Marketing Survey, European Shipment Report 2005, 2006. o. S.

Nicht einbezogen in diese Tabelle sind die verschiedenen „No-Name“-

Rackethersteller, welche bei Discountern angeboten werden. Ihr Absatzvolumen

wird von Dunlop auf ca. 80.000 pro Jahr geschätzt - Tendenz steigend - bei ei-

nem ebenfalls geschätzten Marktvolumen von etwa 250.000 Rackets.176 Diese

Zahlen verdeutlichen die zunehmende Konkurrenz der Discounter für die etablier-

ten Hersteller.

Insgesamt zeigt sich eine deutliche Marktbeherrschung durch die Firmen Wilson,

Head und - mit etwas Abstand - der Marke Babolat. Ein anderes Bild ergibt sich

mit Blick auf den Tennisball-Markt. In diesem Segment verteilen sich die Markt-

anteile wie folgt:

176

Vgl. Dunlop-Sport GmbH, Marketing-Präsentation, 2006, o. S.

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Marktanteile Tennisballmarkt in %

1810

60

7 32

0

10

20

30

40

50

60

70

Dunlop Wilson Penn Babolat Tretorn Sonstige

Abb. 9: Übersicht Marktanteile Tennisballmarkt Deutschland 2005 Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Sports Marketing Survey, European Shipment Report 2005, 2006, o. S.

Die große Dominanz dieses Marktsegments durch Dunlop lässt sich u. a. auf die

aktuell geltenden Turnierballvorschriften in den Landesverbänden des DTB zu-

rückführen. Der Dunlop-Ball ist in fast allen Landesverbänden als offizieller Spiel-

ball vertreten und wird daher auch abseits der offiziellen Punktspiele von vielen

Spielern favorisiert. Somit sind der Tennisball-Markt und die damit verbundenen

Marktanteile aus Sicht von Dunlop als relativ stabil zu bezeichnen.

Allerdings versuchen die Hauptwettbewerber Wilson und Penn Marktanteile von

Dunlop zu gewinnen, indem sie ihr Ballsortiment zielgruppenspezifisch erweitern.

Dies bedeutet, dass bspw. spezielle Methodik-Bälle für Anfänger und Kinder ins

Sortiment aufgenommen und sehr preisaggressiv in den Handel gebracht wer-

den. Ebenso werden von diesen beiden Herstellern zunehmend Kooperations-

verträge mit dem DTB bzw. den Landesverbänden angestrebt, um die Möglich-

keit zu bekommen, in einigen Landesverbänden Dunlop als den offiziellen Spiel-

ball abzulösen.

Immer mehr in den Fokus der Hersteller rückt der Bereich der Tennisbekleidung.

Bei Tennisschuhen und -textilien stehen die Hersteller allerdings noch in zusätzli-

cher Konkurrenz zu Sportartikelherstellern wie adidas, Nike oder Reebok. Diese

dominieren zurzeit den Markt, auch weil sie über die Budgets verfügen, um die

Top-Profispieler einzukleiden, was eine hohe Ausstrahlungswirkung auf die Frei-

zeitspieler hat.

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5.2.2 Der Handel

Der Handel ist das zentrale Absatz- und Verteilungsorgan der Hersteller. Die

Handelsentwicklung in den letzten 20 Jahren ist stark durch die allgemeine Ent-

wicklung des Tennissports beeinflusst worden. So war es neben dem Fernsehen

insbesondere der Fachhandel, der vom Tennisboom profitieren konnte. Immer

mehr Menschen spielten Tennis und benötigten hierfür das entsprechende

Equipment, insbesondere Tennisschläger und -bälle. Der Handel reagierte mit

einer Erweiterung des Sortiments und die Hersteller nutzten die Gelegenheit, ihre

Absatzkanäle so breit wie möglich zu streuen. So erstreckte sich der Vertrieb der

Tennisartikel in den 90er Jahren im Wesentlichen über folgende Handelstypen:

Einkaufsverbände (z. B. Intersport und Sport 2000), Sportfachgeschäfte (z. B.

Sportarena), Sportkaufhäuser (z. B. Karstadt-Sport) sowie Warenhäuser mit

Sportsortiment (z. B. Kaufhof).

So sehr der Handel vom Tennisboom profitierte, so stark wirkte sich auch das

nachlassende Interesse auf die Abverkäufe der Händler aus. Die folgende Abbil-

dung zeigt die negative Entwicklung der Abverkäufe bei Tennisschuhen, -

bekleidung, -rackets und -bällen von 1995-2004:

Abbildung 10: Der deutsche Tennismarkt: Umsätze 1995 - 2004 (in Mio. Euro) Quelle: Dunlop Sport GmbH, Marketing-Präsentation, 2005. o. S.

Page 63: Die strategische Neuausrichtung der Marke Dunlop - eine ... · lerweile auch Dienstleistungs- und Industriegüterunternehmen den Wert der Mar- ke für sich erkannt. Das parallele

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Der Handel hat auf die nachlassenden Abverkäufe mit einer Sortimentsbereini-

gung reagiert, die vor allem im Racketbereich zu beobachten ist. Es werden viel-

fach nur noch die drei führenden Hersteller Wilson, Head und Babolat sowie eine

weitere Marke im Sortiment geführt.

Im Jahr 2005 haben sich die Abverkaufszahlen allerdings stabilisiert.177 Zurück-

zuführen ist diese grundsätzlich positive Entwicklung auf eine veränderte Han-

delssituation. Sie kann dadurch charakterisiert werden, dass stationäre Spezialis-

ten und Fachversender mittlerweile den Handel mit Tennisartikeln dominieren,

auf Kosten des (allgemeinen) Sportfachhandels. Die Folge ist ein anhaltender

Rückzug vieler Vollsortimenter aus dem Tennisgeschäft. Die Vertreter der Voll-

sortimenter begründen diese Entwicklung damit, dass sie nicht in der Lage seien,

langfristig das Preisniveau der Internet- und Katalogversender mitzugehen oder

gar Bestpreisgarantien zu geben, die von den Kunden häufig verlangt werden.178

Die Katalog- und Internetversender dagegen können aufgrund eines im Vergleich

zum stationären Handel wesentlich geringeren Kostenniveaus Bestpreise anbie-

ten, die bis zu 20% unterhalb des allgemeinen Preisniveaus liegen. Der Rückzug

vieler Vollsortimenter führt zu einer allgemeinen Ausdünnung des Handels. Hier-

von profitieren neben den Versendern auch die auf Tennis spezialisierten statio-

nären Händler, sofern sie sich durch kompetente Beratung und guten Service

gegenüber dem Internet-Handel auszeichnen können.179

Ein zweiter Profiteur der Konsolidierungstendenzen sind die Discounter. Sie bie-

ten mittlerweile regelmäßig Schläger, Bälle oder Tennisschuhe unter Eigenmar-

ken zu extrem günstigen Preisen an und können durch ihr dichtes Distributions-

netz in kurzer Zeit hohe Abverkäufe erreichen.

Es bleibt festzuhalten, dass der Tennismarkt aus Sicht des Handels momentan

zumindest stagniert, mit einer Tendenz zu Abverkaufssteigerungen. Der „freie

Fall der letzten Jahre“180 scheint vorerst gestoppt zu sein.

177 o. V., Freier Fall gestoppt, in SAZ Sport, Nr. 8/2006, S. 12. 178 o. V., Freier Fall gestoppt, in SAZ Sport, Nr. 8/2006, S. 12. 179 o. V., Freier Fall gestoppt, in SAZ Sport, Nr. 8/2006, S. 12. 180 o. V., Freier Fall gestoppt, in SAZ Sport, Nr. 8/2006, S. 12.

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5.2.3 Entwicklungstendenzen

Die folgenden Entwicklungstendenzen beruhen auf Einschätzungen des Autors

auf Basis der zuvor dargestellten Situation der Hersteller und Händler im deut-

schen Tennismarkt und können daher nicht zwangsläufig mit Referenzen unter-

mauert werden.

Die hohe Wettbewerbsintensität sowohl unter den Herstellern als auch innerhalb

des Handels wird auch noch in den kommenden Jahren den deutschen Tennis-

markt prägen. Die Hersteller werden bemüht sein, durch technologische Innova-

tionen auf dem Markt Aufsehen zu erregen. Schon heute wechseln die Firmen

fast im Jahreswechsel ihre Rackettechnologie. Infolgedessen findet immer mehr

Wettbewerb mit gleichwertigen, hochqualitativen Produkten statt. Um dennoch

aus der Masse herauszuragen, wird sich neben der funktionalen Leistungserbrin-

gung die emotionale Wertschöpfung der Marke als elementarer Marktfaktor etab-

lieren. Entsprechende Marketing-Tendenzen sind bereits jetzt festzustellen. Gro-

ßen Stellenwert im Wettbewerb mit den Discountern wird einer innovativen Pro-

duktpolitik, einem sinnvollen Preisaufbau sowie verstärkter Serviceorientierung

zukommen.

Im Handel wird es weiterhin starke Konsolidierungstendenzen geben. Der allge-

meine Sportfachhandel mit Tennissortiment muss die richtige Balance zwischen

Sonderangeboten, Qualität und Service finden, um sich im Konkurrenzkampf mit

den Internet-Versandhändlern behaupten zu können. Diejenigen stationären

Händler, die sich für das Tennisgeschäft engagieren, werden entsprechende

Umsätze generieren können. „Für die Händler, die richtig etwas tun für den Ten-

nissport, kommt auch etwas dabei heraus. Die Händler, die sich in der Szene

bewegen, sind auch erfolgreich.“181 Mit Sicherheit können nicht mehr die Umsät-

ze erzielt werden, wie dies zu den besten Zeiten von Graf, Becker und Stich der

Fall war. Nichtsdestotrotz ist und bleibt Tennis ein Massensport, der kontinuierli-

che Abnehmer garantiert. Daher werden die meisten Händler es nicht in Betracht

ziehen, das Angebot an Tennisprodukten ganz aus dem Sortiment zu nehmen.

181 o. V., Freier Fall gestoppt, in SAZ Sport, Nr. 8/2006, S. 12.

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6 Das strategische Markenmanagement von Dunlop

Im Folgenden werden die im Kontext der Neuausrichtung der Marke Dunlop zu

betrachtenden, markenstrategischen Entscheidungen auf das Managementkon-

zept der identitätsorientierten Markenführung nach Meffert und Burmann übertra-

gen und im Hinblick auf die hierbei ermittelten Erfolgsfaktoren analysiert. Aus

praxisrelevanten Gründen erfolgt dabei zum Teil eine Zusammenfassung der in

Punkt 3.2.1 der Arbeit einzeln dargestellten Komponenten. Zudem soll an dieser

Stelle noch einmal betont werden, dass den Ausführungen eine ausschließlich

singuläre Betrachtung des Unternehmenssegments Tennis innerhalb der Dunlop

Sport GmbH zu Grunde liegt.

6.1 Situationsanalyse

6.1.1 Externe Umweltanalyse

Die Marketing-Abteilung der Dunlop Sport GmbH führt regelmäßig Analysen zu

aktuellen Entwicklungen im deutschen Tennismarkt und den segmentspezifi-

schen Marktanteilen der geführten Marken durch. Neben eigenen Erhebungen

werden hierzu auch unternehmensfremde Analysen von Marktforschungsunter-

nehmen hinzugezogen. Schwerpunkt der Analysen im Tennissegment sind die

Produktgruppen Tennisschläger und Tennisbälle. Die sich hierbei ergebenden

Zahlen bilden eine seit Jahren konstante Stellung der Marke Dunlop im deut-

schen Tennismarkt ab: Im Tennisballsegment hat Dunlop mit einem Marktanteil

von etwa 60% eine deutliche Marktführerschaft inne, während im Schlägermarkt

mit ca. 7% nur eine untergeordnete Marktposition erreicht werden kann. Auch im

Zubehörbereich kann Dunlop kaum Marktanteile generieren, da sich die Nachfra-

ge der Konsumenten hierbei eng an den Schlägern orientiert.

Diese Marktstellung und die hohe Verbreitung der Tennisbälle haben das Bild der

Konsumenten von der Marke Dunlop nachhaltig geprägt. Sie verfügt über einen

Bekanntheitsgrad von nahezu 100% in der Tennisszene. „Fragt man einen Kon-

sumenten nach Dunlop, antwortet er:’ Dunlop ist Tennis. Und auch Reifen. Aber

vor allem Tennis.’ “182 Angesichts der hohen Verbreitung und Beliebtheit der

Tennisbälle und der hierzu konträren Situation bei Tennisschlägern, assoziiert ein

Großteil der Konsumenten mit der Marke Dunlop in erster Linie die Produktgrup-

182 Interview mit Frans Swinkels, Geschäftsführer Dunlop Sport GmbH, in The Flying D - The Dun-lop Letter, Nr. 2/2006, S. 5.

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pe Tennisbälle. Begünstigt wird dieses Bild dadurch, dass die Berührungspunkte

mit der Marke vor allem bei den Bällen liegen. Wie bereits erwähnt, ist der Dun-

lop-Tournament Ball in vielen Landesverbänden des DTB offizieller Spielball der

Punktspielsaison. Auch bei vielen nationalen und internationalen Turnieren wird

dieser Ball verwendet. Aus diesem Grund trainieren Spielerinnen und Spieler, die

an den Punktspielen und/oder Turnieren teilnehmen, bevorzugt mit diesem Ball,

was eine hohe Verbreitung auf den Tennisanlagen der Clubs zur Folge hat. Dies

hat zwar zu einem hohen Bekanntheitsgrad der Marke geführt, jedoch kann Dun-

lop sein Markenzeichen auf diese Weise nur unzureichend präsentieren und zum

Spieler transportieren. Hierfür ist allein schon die Ballgröße ausschlaggebend,

die nur ein sehr dezentes Markenzeichen zulässt. Vielmehr werden auf den Ten-

nisanlagen, auf denen der Kontakt zwischen Konsument und Marke am inten-

sivsten ist, die Marken bevorzugt wahrgenommen, die über Tennisschläger und -

taschen sowie über Bekleidung und Schuhe transportiert werden. Hier dominie-

ren die marktführenden Marken Wilson, Head und Babolat sowie im Beklei-

dungssegment vor allem adidas und Nike das Erscheinungsbild, wohingegen

Dunlop kaum sichtbar ist.

Dieses Bild setzt sich im Handel fort. Am PoS ist eine Dominanz der drei Top-

Marken feststellbar. Dunlop ist zwar nahezu überall mit Tennisbällen und gele-

gentlich auch mit wenigen Schlägermodellen vertreten, die Aufmerksamkeit der

Konsumenten liegt allerdings bei den Konkurrenzmarken, die mit diversen Schlä-

germodellen, Taschen und Zubehörprodukten präsent sind.

Neben Tennisanlagen und Handel ist das Fernsehen ein dritter wichtiger Berüh-

rungspunkt zwischen Marke und Konsument. Gerade junge Tennisspieler sehen

die im Fernsehen gezeigten Profis als ein Vorbild, dem es nachzueifern gilt. Die

Orientierung an den Profis drückt sich dabei u. a. dadurch aus, dass die von den

Top-Stars repräsentierten Marken präferiert werden. Es gilt als „in“ mit dem

Equipment zu spielen, mit denen auch die Top-Stars ihre Turniere bestreiten.

Dunlop hat hier mit der aktuellen deutschen Nummer eins, Tommy Haas, einen

Top-Spieler unter Vertrag, dem nach Auffassung des Autors ein derartiges Aus-

strahlungspotenzial für den deutschen Markt zugesprochen werden kann.

Ganz weit oben in der Gunst der jugendlichen Tennisspieler stehen allerdings

andere Profis. Roger Federer, Rafael Nadal oder bei den Damen Maria Schara-

powa sind die beliebtesten Spieler und damit auch diejenigen, die vorgeben, wel-

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60

che Marken man auf dem Tennisplatz tragen bzw. spielen muss. Diese Spieler

sind fest in der Hand der wettbewerbsführenden Marken, die die Möglichkeit

haben, sie über hochdotierte Ausrüstungsverträge langfristige an sich zu binden.

Weiterhin kann festgestellt werden, dass sich durch die Nutzung umfassender

Informationsmöglichkeiten die Kritikfähigkeit und der Anspruch der Verbraucher

erhöht. Der Tennisspieler ist sich des steigenden Konkurrenzdrucks zwischen

den Herstellern bewusst und erwartet qualitativ hochwertige und auf die jeweili-

gen Zielgruppen individuell zugeschnittene Produkte. Die Zielgruppen definieren

sich durch die Intensität, mit der der Tennissport ausgeführt wird. Die in diesem

Zusammenhang von Dunlop innerhalb der Marktsegmentierung identifizierten

Cluster stellen sich wie folgt dar:

(1) Freizeitspieler

Ein Freizeitspieler spielt unregelmäßig Tennis und hat möglicherweise gerade mit

dem Tennis angefangen. Bei der Ausrüstung legt er Wert auf eine gewisse

Grundfunktionalität, vollzieht seine Kaufentscheidung allerdings nicht auf Basis

technischer Details. Vielmehr ist ein gutes Preis-Leistungsverhältnis wichtig und

die Möglichkeit, das Equipment möglichst über mehrere Jahre zu nutzen. Nur

selten besteht eine Präferenz gegenüber einer bestimmten Marke.

(2) Clubspieler

Ein Clubspieler spielt regelmäßig im Verein Tennis, nimmt in der Regel Training

und als Mitglied einer Mannschaft an den Punktspielrunden teil. Tennis ist als Teil

der aktiven Freizeitgestaltung wichtig. Daher ist ein Clubspieler auch bereit, sich

sein Hobby etwas kosten zu lassen. Er legt Wert auf technologisch ausgereiftes

Equipment, wobei nicht selten eine Markenpräferenz innerhalb einzelner Pro-

duktgruppen, z. B. bei Schlägern oder bei Schuhen, vorliegt.

(3) Turnierspieler

Für einen ambitionierten Turnierspieler spielt Tennis im Alltag eine sehr bedeu-

tende Rolle. Die Sportart wird konsequent leistungsorientiert bzw. professionell

ausgeübt und nimmt dementsprechend viel Zeit für Training und Turniere in An-

spruch. Die Ausrüstung gehört damit quasi zum Handwerkszeug. Ein Turnier-

spieler testet in der Regel eine Vielzahl infrage kommender Produkte, bevor eine

Kaufentscheidung fällt. Dabei muss ihm das Equipment ein individuell überzeu-

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gendes Gefühl vermitteln. Auch Vorbilder unter den Profis können Einfluss auf

die Kaufentscheidung nehmen. Es werden regelmäßig neue, potenziell in Frage

kommende Produkte getestet, wobei zumeist eine Präferenz gegenüber einem

einmal gewählten Hersteller besteht. Dies kann soweit gehen, dass ein Herstel-

lerwechsel rigoros abgelehnt wird.183

Bei den genannten Zielgruppen hat Dunlop bezüglich der technisch-funktionalen

Produktqualität durchweg gute Imagewerte zu verzeichnen. Hierzu hat auch die

Tatsache beigetragen, dass den Dunlop-Bällen und -Schlägern in unabhängigen

Tests des Deutschen Tennis-Magazins regelmäßig sehr gute Spieleigenschaften

bescheinigt werden. Allerdings ist an dieser Stelle zu betonen, dass im Tennis-

markt eine stark ausgeprägte qualitative Homogenität unter den Herstellern fest-

zustellen ist.184

Ausgehend von diesen Erkenntnissen ist das Markenmanagement von Dunlop

zu dem Schluss gekommen, dass die Marke Dunlop bei den externen Zielgrup-

pen einen sehr hohen Bekanntheitsgrad hat und von diesen als traditionell, etab-

liert, qualitativ hochwertig und konservativ eingestuft wird. Im Vergleich zu den

Wettbewerbern wird die Marke Dunlop in erster Linie als Tennisballspezialist

wahrgenommen. In den übrigen Bereichen, hierbei insbesondere im Tennis-

schlägersegment, erfährt die Marke dagegen weniger Beachtung. Demnach

zeichnet sie sich zwar durch qualitativ hochwertige Produkte aus, weist aber De-

fizite im Bereich der Markenprofilierung und des Markenprestiges auf. Abbildung

elf fasst nochmals die Erkenntnisse aus der externen Umweltanalyse anhand

eines Stärke/Schwäche-Profils der Marke Dunlop zusammen, wobei die gewähl-

ten Einstufungen als Schulnoten zu verstehen sind

183

Vgl. Dunlop-Sport GmbH, Marketing-Präsentation, 2006, o. S. 184 Vgl. Antic, A., Ladies First, in Tennis Magazin, Nr. 8/ 2006, S. 46.

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62

Abb. 11: Stärke/Schwäche-Profil Dunlop Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Meffert, H., Marketing, 2000, S. 67. 6.1.2 Interne Potenzialanalyse

Die Ergebnisse der externen Umweltanalyse ließen das Dunlop-Management

dahingehend aktiv werden zu determinieren, welche Potenziale dem Unterneh-

men und der Marke Dunlop aus unternehmensinterner Sicht zuzuschreiben sind.

Dabei wurden folgende Erkenntnisse festgehalten:

• Dunlop Sport ist seit vielen Jahren Tennisausrüster, der Bälle, Schläger

und Zubehör für den ambitionierten und professionellen Einsatz anbie-

tet.

• Die Kernaktivitäten im Tennissegment liegen traditionell bei Tennisbäl-

len, da man bei der Tennisballproduktion über Ressourcen und Kompe-

tenzen verfügt, die der Konkurrenz überlegen sind.

• Auch die Bereiche Schläger und Zubehör deckt die Marke Dunlop mit

qualitativ hochwertigen Produkten ab, wobei hier noch weitere Potenzia-

le im Hinblick auf eine allgemeine Angebotsausweitung und Zielgrup-

penspezifikation gesehen werden. Diese Potenziale müssen unbedingt

genutzt werden, um weitere Marktanteile generieren zu können.

• Dunlop Sport hat es geschafft, innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums

von ca. 10 Jahren die zuvor unbekannte Marke K-Swiss im Tennis-

schuhbereich hinter adidas auf Platz zwei im Markt zu positionieren.185

185

Vgl. Sports Marketing Survey, European Shipment Report, 2006, o. S.

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• Dies konnte in erster Linie durch eine Marktpositionierung erreicht wer-

den, die die hohe technisch-funktionale Qualität der Produkte betonte,

durch die sich die K-Swiss-Schuhe in mehreren unabhängigen Ver-

gleichstests mit der Konkurrenz auszeichnen konnten.

• Dunlop Sport hat durch den Erfolg der Tennisbälle und der K-Swiss-

Schuhe gute Handelsbeziehungen aufgebaut und ist in ganz Deutsch-

land präsent.

• Dunlop Sport verfügt als langjähriger Spielballlieferant und Kooperati-

onspartner über beste Beziehungen zum DTB und den Landesverbän-

den.

Die Punkte zeigen, dass auch unternehmensintern dem Tennisballsektor auf-

grund seiner traditionellen Verankerung im Unternehmen eine entscheidende

Bedeutung zukommt. Allerdings sieht man sich nicht als reiner Tennisballspezia-

list, sondern als Ausrüster, dessen Kompetenzen alle Produktbereiche des Ten-

nisequipments umfassen. Das Management ist sich allerdings auch bewusst,

dass dieses Bild bislang nicht zu den Tennisspielern durchdringen konnte, da die

Bekleidungskollektionen unter der Marke K-Swiss vertrieben wurden. Die Marken

Dunlop und K-Swiss wurden hierbei isoliert voneinander kommuniziert, so dass

es sich in den Augen der Konsumenten um zwei völlig voneinander unabhängige

Marken handelte. Entsprechend war es auch nicht möglich, Synergieeffekte zwi-

schen beiden Marken zu erzielen

6.2 Markenziele

Bei der Festlegung der Markenziele für die Marke Dunlop musste sich die deut-

sche Tochtergesellschaft zunächst einmal an den Vorgaben der Unternehmens-

leitung in England orientieren. Diese Vorgaben beinhalten wie bei allen wirt-

schaftlich aktiven Unternehmen das Oberziel der Gewinnmaximierung. Ein hoher

Umsatz und entsprechender Gewinn kann in einem auch international nahezu

gesättigten Tennismarkt nur über Marktanteilsgewinne auf Kosten der Wettbe-

werber erreicht werden. Da die Marke Dunlop nach Überzeugung der internatio-

nalen Unternehmensleitung in allen nationalen Märkten in dieser Hinsicht noch

über erhebliche Potenziale verfügt, stellt die Fokussierung der Unternehmensak-

tivitäten auf die Marke Dunlop das strategische Oberziel für die Tochtergesell-

schaften dar. Ziel ist die Absatz- und Marktanteilsteigerung in allen markenspezi-

fischen Produktgruppen.

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Aus diesen strategischen Oberzielen leiten sich wiederum konkrete markenpoliti-

sche Zielsetzungen für den deutschen Tennismarkt ab. Angesichts der schwa-

chen Marktanteilswerte bei Tennisschlägern wird insbesondere in diesem Be-

reich eine signifikante Absatzerhöhung angestrebt. Hauptziel ist es demnach,

sich innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre von den Wettbewerbern, die über

ähnliche Marktanteile verfügen, abzusetzen und einen zweistelligen Marktanteil

zu erreichen. Gleichzeitig soll die Marktführerschaft im Tennisball-Sektor gegen-

über den in diesem Bereich immer stärker forcierenden Wettbewerbern behaup-

tet und der Marktanteil bei etwa 60 % stabilisiert werden.

Neben diesen ökonomischen Zielen stehen vor allem psychografische Zielset-

zungen im Fokus des Managements. Hierbei ist zwischen den handelsbezoge-

nen und den endverbraucherorientierten Zielen zu unterscheiden.

In Bezug auf den Handel stehen die Festigung und der Ausbau der Beziehungen

zu sämtlichen Handelskanälen im Vordergrund, mit dem Ziel, eine hohe Distribu-

tionsdichte erreichen zu können. Der Handel soll zukünftig die Marke Dunlop als

eine solche sehen, durch deren Vermarktung die Attraktivität des Sortiments er-

höht werden kann. Dadurch soll die Substitutionsgefahr durch andere Hersteller-

marken möglichst gering gehalten werden.

Eine ähnliche Zielsetzung besteht gegenüber den Endverbrauchern. Es gilt zu-

nächst diejenigen Konsumenten, die bereits Dunlop-Produkte kaufen, stärker an

die Marke zu binden. Darüber hinaus sollen Nichtverwender aktiviert und ein auf

die Marke ausgerichtetes Kaufverhalten erzeugt werden. Der Tennisspieler soll,

unabhängig von Alter und Spielstärke, die Marke Dunlop als moderne und passi-

onierte Tennismarke sehen.

Ein sowohl die ökonomischen als auch die psychografischen Aspekte umspan-

nendes Markenziel des Markenmanagements ist die Steigerung des Markenwer-

tes. Dieser kann sowohl als finanzwirtschaftliche als auch als verhaltenswissen-

schaftliche Zielgröße determiniert werden.

Nach Esch definiert sich der Markenwert aus Marketingperspektive als den zu-

sätzlichen Wert, „den ein Produkt durch die Marke und nur durch diese erhält. Je

größer die aus den Marketing-Mix-Maßnahmen resultierende Loyalität zur Marke

ist, desto größer ist deren Wert.“186 Demnach würde eine erhöhte Preisbereit-

186 Esch, F.-R., Geus, P., Messung des Markenwerts, in Esch, F.-R. (Hrsg.), Moderne Markenfüh-rung, 2005, S. 1265.

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schaft für eine Marke im Vergleich zu einem nichtmarkierten Produkt im gleichen

Produktbereich den Wert dieser Marke zum Ausdruck bringen. Allerdings lässt

sich dieser Unterschied in der Preisbereitschaft nur schwer auf konkrete Marke-

tingmaßnahmen zurückführen.187

Daher erscheint zum Zwecke der Markensteuerung der verhaltenswissenschaftli-

che Aspekt des Markenwertes als ein sinnvoller Ansatzpunkt. Hiernach definiert

sich der Markenwert als „das Ergebnis der unterschiedlichen Reaktion von Kon-

sumenten auf Marketingmaßnahmen einer Marke im Vergleich zu identischen

Maßnahmen einer fiktiven Marke aufgrund spezifischer, im Gedächtnis gespei-

cherter Markenvorstellungen.“188 Der Markenwert wird in diesem Zusammenhang

als Indikator zur Steigerung der Marketing-Produktivität der Marke gesehen. Die-

se Definition orientiert sich an der Annahme, dass der Wert einer Marke nicht im

Unternehmen selbst liegt, sondern sich vielmehr in den Köpfen der Konsumenten

widerspiegelt. Dieser Wert drückt sich wiederum im Image einer Marke aus, wo-

durch die Brücke zur identitätsorientierten Markenführung geschlagen wird.

6.3 Markenidentität und Positionierung

6.3.1 Konzeption

Nach Durchführung der Situationsanalyse und Festlegung der für die Marke Dun-

lop relevanten Zielsetzungen ist das Management zu dem Schluss gekommen,

dass das Erreichen der gesetzten Ziele mit dem aktuellen Marktauftritt nicht zu

erreichen ist. Als Kernproblem konnte identifiziert werden, dass das bei den Kon-

sumenten existierende Fremdbild der Marke nicht im Einklang mit dem unter-

nehmensinternen Selbstbild steht und damit die Realisierung der Markenziele

kaum zulässt.

Schließlich wurde Mitte des Jahres 2005 entschieden, eine strategische Neuaus-

richtung der Marke Dunlop vorzunehmen. Diese Neuausrichtung impliziert zwei

entscheidende Aspekte: Zum einen ist der Marktauftritt dahingehend zu modifi-

zieren, dass sich im Hinblick auf die aktuellen Entwicklungen im deutschen Ten-

nismarkt potenzielle Wachstumschancen bieten. Zum anderen sollen alle zuvor

identifizierten Ressourcen und Potenziale des Unternehmens in der Marke Dun-

187 Vgl. Esch, F.-R., Geus, P., Messung des Markenwerts, in Esch, F.-R. (Hrsg.), Moderne Marken-führung, 2005, S. 1265 f. 188 Esch, F.-R., Geus, P., Messung des Markenwerts, in Esch, F.-R. (Hrsg.), Moderne Markenfüh-rung, 2005, S. 1266.

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66

lop gebündelt werden. Sämtliche zukünftigen Entscheidungen und Maßnahmen

bezüglich Produktportfolio, Positionierung und Vermarktung gilt es konsequent

an den determinierten Kompetenzen auszurichten. Die Marke Dunlop soll zukünf-

tig im Kern für genau diese Kompetenzen stehen und sie langfristig als Vorstel-

lungsbild bei den externen Zielgruppen etablieren. Hierin wird die Verbindung

zwischen der Neuausrichtung und dem Konzept der identitätsorientierten Mar-

kenführung deutlich. Daher wird im Folgenden in Zusammenhang mit den Aus-

führungen zur Neuausrichtung der Marke Dunlop der Terminus Markenidentität

verwendet.

Nachdem die Entscheidung zur Neuausrichtung und zur Neukonzeption der Mar-

kenidentität getroffen wurde, musste im nächsten Schritt diese, genauer das

Selbstbild der Markenidentität, konkretisiert und mit Leben gefüllt werden. Ziel

des Dunlop-Markenmanagements war die Determinierung einer in sich schlüssi-

gen und widerspruchsfreien Identität sowie einer darauf aufbauenden Markenpo-

sitionierung.

Welche konkrete Ausgestaltung von Dunlop angestrebt wird, soll anhand der von

Meffert und Burmann beschriebenen Komponenten erläutert werden:

Kernaspekt der Markenidentität ist die Markenkompetenz des Unternehmens. Sie

äußert sich im Entwicklungs-, Marketing- und Vertriebs-Know-how, welches in

den vergangenen Jahren mit den Marken Dunlop und K-Swiss aufgebaut und

entwickelt werden konnte. Daraus abgeleitet ergeben sich Grundsatzentschei-

dungen über die angestrebte Art der Markenleistungen. Die identifizierte, sich auf

alle Produktbereiche des Tennisequipments erstreckende Markenkompetenz soll

in der marktgerechten Ausgestaltung der Produktpalette umgesetzt werden. Die

Produktpolitik der Marke Dunlop soll künftig eine möglichst umfassende Umset-

zung der identifizierten Kompetenzen ermöglichen und somit zentrales Mittel

sein, welches diese Kompetenzen widerspiegelt. Der kundenbezogene Marken-

nutzen wird dahingehend determiniert, dass Dunlop alle Bedürfnisse eines jeden

Tennisspielers „aus einer Hand“189 abdeckt. Zudem sollen sämtliche identifizier-

ten Zielgruppen unter den Tennisspielern angesprochen werden.

189

Vgl. Interview mit Frans Swinkels, Geschäftsführer Dunlop Sport GmbH, in The Flying D - The Dunlop Letter, Nr. 2/2006, S. 7.

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In qualitativer Hinsicht wird ein Niveau angestrebt, welches dem Image von Dun-

lop als qualitativ hochwertige Marke sowie der hohen Funktionalität der K-Swiss

Produkte gerecht wird.

Die Befriedigung sämtlicher Bedürfnisse im Hinblick auf das auf und abseits des

Tennisplatzes verwendete Equipment von einem Anbieter auf einem qualitativ

sehr hochwertigen Niveau entspricht nach der Grundüberzeugung des Manage-

ments dem Anspruch des ambitionierten Tennisspielers. Daher sollen diese Mar-

kenwerte von der Marke Dunlop aktiv gelebt und kommuniziert werden.

Auf einen Nenner gebracht will Dunlop zukünftig als der „Vollsortimenter im Ten-

nismarkt“ auftreten, der Tennisspielern aller Leistungsebenen, vom gelegentli-

chen Freizeitspieler bis zum ambitionierten Turnierspieler, das komplette Paket

an Tennisequipment liefert. Die Marke Dunlop will für umfassende Expertise in

sämtlichen Bereichen der Tennisausrüstung stehen und diese Kompetenz aktiv

repräsentieren.

Auf Basis dieser Markenidentität wurden weitergehende Entscheidungen zur Po-

sitionierung der Marke getroffen. Bei der Ableitung relevanter

Positionierungseigenschaften standen zunächst sachliche Eigenschaften im

Vordergrund. Als Kernelement der Positionierung dient die Betonung der

technisch-funktionalen Qualität der Produkte, welche sich an den spezifischen

Erfordernissen des Tennisspiels orientieren.

Die beabsichtigte Wahrnehmung als Vollsortimenter soll sich allerdings nicht nur

auf dem angebotenen Produktportfolio gründen. Vielmehr will Dunlop sich wei-

tergehend als Partner der Tennisspieler positionieren, der den Tennisspieler nicht

nur umfangreich mit Tennisequipment aus einer Hand ausstattet, sondern ihm

darüber hinaus einen Mehrwert bietet. „Wir verkaufen mehr als nur Tennisausrüs-

tung“190, so lautet das in diesem Zusammenhang markenkonforme Positionie-

rungs- und Kommunikationsleitbild. Die Betonung der Verbundenheit zwischen

Dunlop und Konsument soll zu einer stärkeren emotionalen Bindung an die Mar-

ke führen und sie mit den Werten „modern“ und „passioniert“ aufladen. Langfristig

wird dadurch ein partnerschaftliches Vertrauensverhältnis zwischen Marke und

Tennisspieler angestrebt, welches sich im nächsten Schritt in einem loyalen

Kaufverhalten ausdrücken soll.

190 Dunlop Sport GmbH (Hrsg.), Pro Magazin, Nr. 1/2005, S. 1.

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68

6.3.2 Analyse

Zieht man zur Analyse der gewählten Markenidentität zunächst einmal die Er-

kenntnisse aus der Situationsanalyse heran und setzt diese zu den Markenzielen

in Beziehung, so erscheint die Neuausrichtung auf Basis der Erkenntnisse der

identitätsorientierten Markenführung als ein notwendiger Schritt des Manage-

ments. Bei den Konsumenten hat sich bereits über viele Jahre hinweg ein Bild

gefestigt, welches die Marke Dunlop in erster Linie mit dem Kernprodukt Tennis-

bälle in Verbindung bringt. Basierend auf diesem Fremdbild eine Stärkung insbe-

sondere des Tennisracket-Geschäfts erreichen zu wollen, erscheint nach Mei-

nung des Autors wenig Erfolg versprechend. Dagegen sprechen ebenfalls die

festgestellten Markenassoziationen wie „konservativ“ und „traditionell“, welche

konträr zu der sowohl in der Gesellschaft als auch speziell im Tennissport zu-

nehmenden Technologie- und Designorientierung zu sehen sind. Sie lassen zwar

vermuten, dass Dunlop von den Tennisspielern als etablierte Marke akzeptiert

wird, weisen aber kaum auf eine enge Bindung an die Marke hin, die Wachs-

tumspotenziale versprechen lässt. Um langfristig gesehen Marktanteilssteigerun-

gen zu generieren, muss das Markenmanagement daher bestrebt sein, durch

eine aktive Gestaltung und Vermittlung der Markenidentität dieses Image zu

überbrücken.

Bei der Konzeption der Markenidentität hat sich das Management eng an den

identifizierten, unternehmensinternen Kompetenzen orientiert und damit ein we-

sentliches Erfolgskriterium der identitätsorientierten Markenführung erfüllt. Die

Markterfolge der K-Swiss-Produktgruppen, die Etablierung der Marke Dunlop im

Tennismarkt sowie die langjährige Marktführerschaft im Tennisball-Segment

können dabei gemeinsam betrachtet als objektive Indikatoren für die Existenz

dieser Kompetenzen angesehen werden.

Die Ausführungen zu den aktuellen Entwicklungen im deutschen Tennismarkt

haben gezeigt, dass eine allgemeine Tendenz weg vom spezialisierten Herstel-

ler, hin zum vollumfangreichen Sortiment zu beobachten ist. In der Tat präsentie-

ren sich führende Wettbewerber wie Wilson, Head und Babolat bereits als Kom-

plettanbieter. Damit wurde auf das Nachfrageverhalten der Konsumenten rea-

giert, die auf dem Tennisplatz den Profis ähnlich in einem einheitlichen Marken-

outfit auftreten wollen. Dementsprechend gestiegen ist auch die Handelsnachfra-

ge nach Komplettanbietern. Gerade die stationären Händler tendieren dazu, mit

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69

wenigen Komplettanbietern zusammenzuarbeiten, um ein einheitlicheres Bild am

PoS zu erreichen.191 Auch die angestrebte zielgruppenübergreifende Ansprache

aller Tennisspieler deckt sich mit den Aktivitäten der Wettbewerber, die ebenfalls

auf eine breite Ansprache setzen. Insofern entspricht die Markenidentität eines

Vollsortimenters den Ansprüchen der Konsumenten und des Handels, verfügt

allerdings allein über wenig Potenzial zur Stärkung der Individualität der Marke,

da eine Abgrenzung gegenüber der Konkurrenz nicht gegeben ist. Aus diesem

Grund wird aus Sicht des Autors durch die Identität des Vollsortimenters allein

auch keine spezifische Kernkompetenz der Marke Dunlop definiert.

Die als zentrale Positionierungseigenschaft herausgestellte technisch-funktionale

Markenqualität kann als eines der wesentlichen essenziellen Merkmale der Mar-

ke betrachtet werden. Hierin bestand auch bereits in der Vergangenheit eine von

den Konsumenten anerkannte Kompetenz, welche bei der Neuausrichtung nun

noch forcierter herausgestellt werden soll. Die in diesem Zusammenhang statt-

findenden Aktivitäten zielen auf ein langfristig konsistentes und glaubwürdiges

Markenbild ab.

Betrachtet man die gewählten Positionierungseigenschaften im Kontext der Ab-

grenzung gegenüber den Wettbewerbern, so kann festgestellt werden, dass die

Betonung der hohen Funktionalität der Marke in einem qualitativ sehr homoge-

nen Tennismarkt einer Points-of-Parity-Positionierung entspricht. Dagegen ist die

Positionierung als Partner der Tennisspieler und die damit einhergehende Beto-

nung der Nähe zu den Tennisspielern zentrales Element zur Etablierung eines

der Konkurrenz überlegenen Kundennutzens (Points-of-Difference). Letztge-

nannter Positionierungseigenschaft wird daher in ihrer spezifischen Ausprägung

sowie in Kombination mit dem Leitbild des funktionellen Vollsortimenters im Pro-

duktbereich eine entscheidende Bedeutung im Hinblick auf die erfolgreiche Etab-

lierung eines der Konkurrenz überlegenen Kundennutzens zukommen. Dies ist

auch auf den im Rahmen des identitätsorientierten Markenführungsansatzes

identifizierten Erfolgsfaktor zurückzuführen, dass zur Kreierung eines entspre-

chenden Markenimages der wechselseitige Dialog zwischen markenführendem

Unternehmen und den externen Zielgruppen entscheidend ist.192 Diese Erkennt-

191 Vgl. Interview mit Frans Swinkels, Geschäftsführer Dunlop Sport GmbH, in The Flying D - The Dunlop Letter, Nr. 2/2006, S. 7. 192 Burmann, C., Meffert, H., Theoretisches Grundkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 46.

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nis kann durch eine Studie des GfK unterstützt werden, wonach 75% aller Kun-

den wegen mangelnder Marketing- und Service-Qualität und nur 25% aufgrund

mangelnder Produktqualität zum Wettbewerber wechseln.193

6.4 Markenstrategie und Markenevolution

6.4.1 Konzeption

Aus der Konzeption der Markenidentität und der Festlegung relevanter Positio-

nierungseigenschaften ergaben sich weitere markenstrategisch relevante Ent-

scheidungen. Die beabsichtigte Bündelung der Ressourcen und Fähigkeiten des

Unternehmens auf eine Marke hatte insofern Auswirkungen auf die Markenstra-

tegie, als in horizontaler Dimension fortan die Marke Dunlop als Dachmarke des

Unternehmens geführt werden soll. Daher fiel Ende 2005 die Entscheidung, die

Zusammenarbeit mit dem Unternehmen K-Swiss zum 1. Juli 2006 zu beenden.194

Künftig werden stattdessen alle im Tennisbereich angebotenen Produkte unter

der einheitlichen Dachmarke Dunlop angeboten.

Dies impliziert die Erweiterung der Marke Dunlop um die zuvor unter der Marke

K-Swiss vertriebenen Produkte. Das unter der Dachmarke Dunlop geführte Pro-

duktportfolio umfasst demnach zukünftig folgende Bereiche:

(1) die bereits etablierten Stammproduktgruppen Tennisschläger, -bälle und -

zubehör,

(2) im Bekleidungssegment die Erweiterungsproduktgruppen Schuhe und

Textilien.

Produktgruppenübergreifend soll der Markenname Dunlop durch die Markener-

weiterung und die veränderte Markenstrategie eine wesentlich stärkere Präsenz

und einen höheren Wiedererkennungswert entwickeln, als dies bislang der Fall

war. Ferner erhofft sich das Management, im Bekleidungssegment langfristig an

den Erfolg des K-Swiss-Vertriebs anknüpfen zu können.

Weiterhin ist beabsichtigt, dass von den Erweiterungsprodukten positive Syner-

gieeffekte auf die Stammprodukte, hierbei insbesondere auf die bisher weniger

erfolgreich positionierten Rackets, ausgehen. Umgekehrt sollen die vorhandenen

193 Vgl. GfK Gesellschaft für Konsumforschung (Hrsg.), Kundenzufriedenheitsforschung, 1995, S. 13 ff. 194 Vgl. Interview mit Frans Swinkels, Geschäftsführer Dunlop Sport GmbH, in The Flying D - The Dunlop Letter, Nr. 2/2006, S. 5.

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positiven Assoziationen zur Marke Dunlop für eine Akzeptanz der Erweiterungs-

produkte sowohl seitens des Handels als auch seitens der Endverbraucher sor-

gen.

Innerhalb der Erweiterungsproduktgruppen gilt es, die Positionierung als hoch-

funktionelle Marke zum Ausdruck zum Ausdruck zu bringen. Darüber hinaus flie-

ßen aber auch modische Aspekte ein, um sich insgesamt als sportlich-modischer

Bekleidungsanbieter am Markt präsentieren zu können.195

6.4.2 Analyse

Aus den Ausführungen zur Situationsanalyse geht hervor, dass zum Zeitpunkt

der Konzeption der Neuausrichtung unter der unternehmenseigenen Marke Dun-

lop sowie unter der unternehmensfremden Marke K-Swiss jeweils eigenständige

Produktprogramme geführt wurden. Es herrschte demnach in horizontaler Di-

mension eine Familienmarkenstrategie vor. Becker liefert einen häufigen Anlass,

Markenstrategieentscheidungen zu überprüfen und ggf. zu korrigieren in „ziel-

strategischen Änderungen in der Marketing-Konzeption des Unternehmens, die

sich häufig auf Veränderungen von Programmart und/oder Programmumfang

beziehen“.196

Hier können Analogien zur veränderten markenstrategischen Ausrichtung bei

Dunlop festgestellt werden. Die Einführung neuer Produktgruppen im Kontext der

Bündelung sämtlicher Aktivitäten auf die Marke Dunlop ist als konzeptionelle

Maßnahme zu betrachten, welche die markenstrategische Konsequenz der

Etablierung einer Dachmarke nach sich zieht. Allerdings kann nicht davon

gesprochen werden, dass die Neuordnung der Markenstrategie erzwungen

wurde - vielmehr ist sie von Dunlop beabsichtigt, um gezielt Synergien zur

Effizienzsteigerung des Marketing- und Markenhandelns zu nutzen.

Im Hinblick auf die konsumentenbezogene Akzeptanz der Erweiterungsprodukte

kann die Marke von ihrer hohen Markenbekanntheit profitieren. Allerdings ist es

nach Auffassung des Autors zweifelhaft, ob die Marke Dunlop bereits einzigartige

Vorstellungsbilder beim Konsumenten hervorruft, die diese automatisch auch auf

die Erweiterungsprodukte transferieren. Vielmehr ist es ja erst Intention der Neu-

195 Vgl. Interview mit Frans Swinkels, Geschäftsführer Dunlop Sport GmbH, in The Flying D - The Dunlop Letter, Nr. 2/2006, S. 7. 196 Becker, J., Einzel-, Familien- und Dachmarken, in Esch, F.-R. (Hrsg.), Moderne Markenführung, 2005, S. 395.

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ausrichtung, derart einzigartige Vorstellungsbilder langfristig aufzubauen. Dage-

gen spricht für eine Akzeptanz der wahrgenommene und nachgewiesene hohe

Qualitätslevel der Marke.

Der ebenfalls als wichtig identifizierte Kenntnisstand der Konsumenten zur indivi-

duellen Beurteilung der Produkte hat sich in den letzten Jahren aufgrund zuneh-

mender Markttransparenz und Informationsmöglichkeiten durch das Internet we-

sentlich erhöht.197 Auch die Tennisspieler sind mittlerweile in Sachen Tennisaus-

rüstung zu „Experten“ geworden. Sie wissen, worauf es hinsichtlich hoher Funkti-

onalität ankommt und kennen die technisch-funktionalen Details der Produkte.

Insofern muss gerade bei der Marke Dunlop, die sich über die Funktionalität der

Produkte positioniert, höchstmögliche Transparenz der verwendeten Technolo-

gien gewährleistet werden.

Die Implementierung modischer Aspekte in die Konzeption ist hinsichtlich der

zunehmenden Bedeutung der Design-Komponente in der Gesellschaft und damit

auch im Tennismarkt als notwendige Voraussetzung zur erfolgreichen Positionie-

rung im Markt zu interpretieren. Darüber hinaus können sie dazu beitragen, die

Marke mit einem insgesamt moderneren Markenbild aufzuladen. Allerdings muss

dabei auch berücksichtigt werden, dass Modetrends stets saisonalen Schwan-

kungen unterliegen und somit nur in seltenen Fällen langfristig die Konsumenten

ansprechen.198 Außerdem sollte nach Auffassung des Autors die modische Kom-

ponente einen nicht zu großen Stellenwert in der Kommunikation der Beklei-

dungskollektion erlangen, da ansonsten die Gefahr der Verwässerung der Mar-

kenidentität des betont technisch-funktionalen Vollsortimenters besteht.

Die Erweiterung der Produktpalette wird dann erfolgreich sein, wenn es mittels

Einsatz des Marketing-Mix gelingt, einen glaubwürdigen Zusammenhang zwi-

schen Stammmarke und Erweiterungsprodukt herzustellen.199 Mit Blick auf die

Markenidentität erscheint es zielführend, eine Nutzenklammer zu schaffen, wel-

che das gemeinsame Verwendungsumfeld auf dem Tennisplatz betont und ein

klares Assoziationsfeld schafft. Eine derartige Nutzenklammer greift die funktio-

nelle Ausrichtung auf und sollte daher als roter Faden innerhalb der Kommunika-

tion dienen.

197 Vgl. MC Wise Consulting GmbH (Hrsg.), Schlüsseltrends, 2006, o. S. 198

Vgl. MC Wise Consulting GmbH (Hrsg.), Schlüsseltrends, 2006, o. S. 199 Vgl. Hätty, H., Markentransferstrategie, in Bruhn, M. (Hrsg.), Handbuch Markenartikel, 1994, S. 572 ff.

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Analysiert man die Wahl der Dachmarkenstrategie im Kontext der drei wesentli-

chen Erfolgsfaktoren Kompetenz, Zielgruppenbedürfnisse sowie Wettbewerbs-

strukturen, so ergibt sich hier ein ähnliches Bild wie zuvor bei der Analyse der

Markenidentität. Die Kompetenz des Unternehmens sowie die Zielgruppenbe-

dürfnisse entsprechen der Bündelung aller Produktgruppen unter einer Dachmar-

ke. Allerdings wird sich Dunlop durch die Strategiemodifizierung nicht signifikant

von den Wettbewerbern abgrenzen können, da diese ebenfalls ihre Produkte

unter einer einheitlichen Marke anbieten.

Hinsichtlich der Vor- und Nachteile der Dachmarkenstrategie kann in diesem Fall

als wesentlicher Vorteil konstatiert werden, dass der bislang hohe finanzielle so-

wie zeitliche Aufwand des Vertriebs von K-Swiss entfällt. Durch die Etablierung

einer Dachmarke können dagegen nun neben den Fähigkeiten der Mitarbeiter

auch die finanziellen Ressourcen des Unternehmens auf die Profilierung der

Marke Dunlop gebündelt werden. Dies wird schon aufgrund der Tatsache not-

wendig sein, dass aufgrund des engen Verbundes der Produkte untereinander

ein höherer Koordinationsaufwand innerhalb der Dachmarke besteht. Jede Aktivi-

tät für ein Produkt wird gleichzeitig auch bedenkenswerte Konsequenzen für die

anderen Produkte nach sich ziehen.200 Die übrigen Dunlop-spezifischen Vorteile

dieser Strategie liegen in der bereits festgestellten engen sachbezogenen Ver-

knüpfung mit der Etablierung der Markenidentität eines Vollsortimenters und der

Markenerweiterung.

Die größte Gefahr der Dachmarkenstrategie ist darin zu sehen, dass die Marken-

identität in Verbindung mit der Positionierung eher unspezifisch ist und daher nur

eine runde Profilierung ermöglicht. Sie sieht das Produktprogramm als Ganzes

und konzentriert sich weniger auf die einzelnen Produktgruppen und ihre Beson-

derheiten. Dadurch wird es schwer fallen, einzelne Programmteile spezifischen

Veränderungen der Nachfrage anzupassen.201 Hier könnten sich Nachteile ge-

genüber Wettbewerbern entwickeln, die durch eine stärkere Profilierung einzelner

Produktgruppen flexibler sind. Ebenso besteht das Risiko, dass es nicht nur zu

positiven Synergieeffekten, sondern auch zu negativen Transfers kommt. Es ist

demnach möglich, dass sich zunächst auch die eher negativ besetzten Eigen-

schaften wie „traditionell“ und „konservativ“ auf die neu einzuführenden Produkt-

200 Vgl. Pepels, W., Markentypen, in Pepels, W. (Hrsg.) Produkt- und Programmpolitik, 1999, S. 121. 201 Vgl. Pepels, W., Markentypen, in Lötters, C., Kleinhückelskoten, H.-D., Pepels, W. (Hrsg.), Pro-dukt- und Programmpolitik, 1999, S. 121.

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gruppen übertragen, bevor sich ein identitätskonformes Fremdbild entwickeln

kann. Es liegt nahe, dass Dunlop beabsichtigt, diesen Transfer durch die Beto-

nung bestimmter Eigenschaften der Produkte bezüglich Design und Funktionali-

tät zu vermeiden. Außerdem besteht auch bei der Marke Dunlop die Gefahr, dass

Misserfolge bei einzelnen Produkten, beispielsweise ein in der Vergangenheit

schon vorgekommener Qualitätsrückgang bei Tennisbällen, negative Image-

Auswirkungen auf die übrigen Produktbereiche haben könnten.

Es bleibt festzuhalten, dass sowohl die Modifizierung der Markenstrategie als

auch die Markenerweiterung auf die glaubhafte Vermittlung der Markenidentität

abzielen. Um als Vollsortimenter gegenüber Handel und Endverbrauchern auftre-

ten zu können, muss die Existenz einer entsprechend umfassenden Produktpa-

lette unter einer einheitlichen Marke sichergestellt werden. Insofern liefert die

Markenidentität die sachbezogene Basis von Strategiewahl und Markenerweite-

rung.

6.5 Verankerung der Markenidentität nach innen

Zentrales Element der identitätsorientierten Markenführung ist das Schaffen von

Vertrauen in die Marke, welche sich dann in der Loyalität des Handels und der

Endverbraucher gegenüber derselben äußert. Dementsprechend muss die Identi-

tät als ein Markenversprechen gesehen werden und über alle Kunden-Marken-

Kontakte hinweg konsistent erfüllt werden.202 Hierfür verantwortlich sind alle Mit-

arbeiter des Unternehmens. Die Mitarbeiter der Dunlop-Sport GmbH müssen die

Markenidentität in ihren spezifischen Ausprägungen kennen, damit sie sie ge-

genüber den externen Zielgruppen repräsentieren können.203 Besondere Bedeu-

tung kommt dabei neben den Mitarbeitern im Marketing, die die Kommunikation

zum Endkonsumenten aufbauen müssen, dem Vertriebsteam sowie den Custo-

mer Service Mitarbeitern zu. Dies sind diejenigen organisatorischen Einheiten bei

Dunlop, die in direkter Kommunikation zum Handel stehen und diesen im tägli-

chen Geschäft betreuen.

Burmann und Zeplin unterscheiden in diesem Zusammenhang mehrere Formen

interner Kommunikation. Eine dieser Arten ist die zentrale Kommunikation. Hier-

202 Vgl. Burmann, C., Zeplin, S., Innengerichtetes Markenmanagement, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, S. 116. 203 Vgl. Burmann, C., Zeplin, S., Innengerichtetes Markenmanagement, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, S. 117.

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75

bei geht die Information von einer zentralen Stelle aus.204 Bei Dunlop stellt diese

Stelle die Marketingleitung dar. Die zentrale Übermittlung der neukonzipierten

Markenidentität fand in Form von Mitarbeiterschulungen statt. In diesen Schulun-

gen standen zunächst die Vorstellung der neuen Schuh- und Textillinien im Vor-

dergrund. In diesem Kontext wurden dann den Verkaufsmitarbeitern Argumenta-

tionsleitfäden an die Hand gegeben, welche das Ziel der Etablierung der Marke

als Vollsortimenter herausstellten. Darüber hinaus erfolgten spezielle, von den

Key-Account-Managern durchgeführte Verkaufstrainings, die praxisnah aufzeig-

ten, wie gegenüber dem Handel die Präsentation der neuen Ausrichtung der

Marke zu erfolgen hat. Außerdem wurden schriftliche Mitteilungen an alle Mitar-

beiter herausgegeben, hierbei u. a. ein im Dunlop Newsletter „Flying D“

abgedrucktes Interview des Geschäftsführers der Geschäftseinheit Zentral-

Europa, welches die strategische Neuausrichtung der Marke im deutschen Markt

thematisiert.205

Die dargestellten Maßnahmen stellen erste Aktivitäten zur internen Verankerung

der Neuausrichtung dar. Aus Sicht des Autors sind sie zur Erzeugung einer ech-

ten Identifikation der Mitarbeiter mit dem neuen Markenbild aber noch nicht hin-

reichend. Es ist zu berücksichtigen, dass auch die Mitarbeiter viele Jahre durch

die dominante Stellung des Produktbereichs Tennisbälle innerhalb des Unter-

nehmens geprägt worden sind. Die Umstellung wird nur in einem langfristig

ausgelegten Prozess stattfinden können. Das Management sollte daher zukünftig

eine Plattform schaffen, über welche die Mitarbeiter zur aktiven Auseinanderset-

zung und kooperativen Weiterentwicklung der Markenidentität angeregt werden.

Als Sportartikelunternehmen bietet sich ferner die Möglichkeit, an den „Sports-

geist“ zu appellieren. Den Mitarbeitern ist in diesem Zusammenhang zu vermit-

teln, dass man die Neuausrichtung nur als Einheit verwirklichen kann und jeder

seinen individuellen Beitrag hierzu leisten kann und muss.206

204 Vgl. Burmann, C., Zeplin, S., Innengerichtetes Markenmanagement, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, S. 127 f. 205 Vgl. Interview mit Frans Swinkels, Geschäftsführer Dunlop Sport GmbH, in The Flying D - The Dunlop Letter, Nr. 2/2006, S. 5 ff. 206

Vgl. Burmann, C., Zeplin, S., Innengerichtetes Markenmanagement, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, S. 119.

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76

7 Das operative Markenmanagement von Dunlop

Die Verankerung der Identität nach außen - gegenüber Endverbrauchern, Handel

und Öffentlichkeit - ist wesentliche Aufgabe der Aktivitäten innerhalb des Marke-

ting-Mix, worauf im folgenden siebten Kapitel näher eingegangen wird.

7.1 Produkt- und Programmpolitik

7.1.1 Dunlop-Schläger und Zubehör

Tennisschläger gelten innerhalb des Produktsortiments der im Tennismarkt akti-

ven Hersteller als besonders bedeutendes Segment. Sie stellen für jeden Ten-

nisspieler das wichtigste Utensil dar und erlangen daher eine große Bedeutung

bei der Meinungsbildung über den jeweiligen Hersteller. Zudem geht von ihnen

eine große Wirkung auf die übrigen Produktgruppen aus, da ein Großteil der

Tennisspieler sein Equipment auf Basis des verwendeten Rackets aussucht. Ist

der Tennisspieler also von seinem Racket überzeugt, wird er grundsätzlich auch

sehr positiv gegenüber den weiteren Produkten dieses Herstellers eingestellt

sein. Es muss daher Ziel der Hersteller sein, eine hohe Präsenz der Rackets

beim Konsumenten zu erzielen.

Abbildung zwölf zeigt die aktuelle Modellkonzeption von Dunlop:

Abb. 12: Schlägerkollektion Dunlop 2006/07 Quelle: eigene Darstellung

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Die umfassendste Racketserie unter der Marke Dunlop ist aktuell die M-Fil Reihe

mit acht Senioren- und fünf Juniorenmodellen. Von den Endverbrauchern wurde

aus dieser Reihe bislang das Modell M-Fil 300 mit Abstand am häufigsten nach-

gefragt. Dies liegt zum einen daran, dass es sich um ein Racket handelt, welches

sowohl für Turnier- als auch für ambitionierte Clubspieler geeignet ist. Zum ande-

ren ist für den Erfolg dieses Rackets ebenfalls mitverantwortlich, dass mit Tommy

Haas und Amelie Mauresmo die zwei bekanntesten und populärsten Dunlop-

Vertragsspieler auf der Profi-Tour mit diesem Racket spielen. Allerdings hat die

Dominanz dieses Modells auch dazu geführt, dass die M-Fil Rackets, die für

Club- und Freizeitspieler entwickelt wurden, keine signifikante Wahrnehmung bei

den Zielgruppen generieren konnten. Aufgrund der geringen Endverbraucher-

nachfrage konnten diese Rackets daher gar nicht bzw. nur sehr unzureichend im

Handel platziert werden.

Ein wesentliches Ziel der Neuausrichtung ist es daher, mit Blick auf die Marken-

identität im Racketbereich zielgruppenübergreifend stärker aufgestellt zu sein

und dabei vor allem Club- und Freizeitspieler vermehrt anzusprechen. Zu diesem

Zweck wurden 2006 mit den Modellen M-Fil 800, M-Fil 600 und M-Fil Lady sowie

der F-Serie, bestehend aus drei Modellen, insgesamt sechs neue Modelle in das

Sortiment aufgenommen, die für Club- und Freizeitspieler konzipiert sind. Der M-

Fil Lady ist speziell für die Anforderungen von Damen entwickelt worden. Bei der

Entwicklung hat man sich an den anatomischen Merkmalen und den spezifischen

Anforderungen von Frauen orientiert und möchte darüber hinaus die Spielerinnen

durch ein hervorstechendes und ansprechendes Design überzeugen. Die ver-

schiedenen Modelle der M-Fil- und der F-Serie sind alle im einheitlichen Design

gehalten worden, um einen größtmöglichen Wiedererkennungswert zu erzielen

und Synergieeffekte zwischen den einzelnen Modellen zu ermöglichen.

Neben der Erweiterung der M-Fil Reihe sowie der Einführung der F-Serie wurde

kürzlich auf Basis einer seit dem 1. Januar 2006 bestehenden strategischen

Partnerschaft mit dem Französischen Tennisverband (FFT) eine weitere Racket-

serie in den deutschen Markt eingebracht. Durch die bis zum Jahr 2010 beste-

hende Kooperation mit der FFT konnte sich Dunlop die Rechte an der Verwen-

dung der Bezeichnung „Roland Garros“ sichern.Die Roland Garros French Open

in Paris sind das größte und prestigeträchtigste Sandplatz-Tennisturnier der Welt.

Im Schlägerbereich umfasst die Serie drei Modelle, jeweils eines für Turnier-,

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Club- und Freizeitspieler. Alle Rackets wurden unter Berücksichtigung der spe-

ziellen Sandplatz-Anforderungen entwickelt und schlagen mit spezifischen De-

signelementen, die dem Roland-Garros-Logo entstammen, eine assoziative Brü-

cke zu Roland Garros.207

Der Einführung dieser Serie kann insofern eine hohe Ausstrahlungswirkung auf

die Konsumenten zugesprochen werden, als sich der Name Roland Garros in der

Tenniswelt als Marke etabliert hat und über ein hohes emotionales Involvement

verfügt. Es verkörpert Werte wie Leidenschaft, Ehrgeiz und Erfolg. Diese Werte

werden nun auch in einen Zusammenhang mit der Marke Dunlop gesetzt, wo-

durch entsprechende Synergieeffekte zu erwarten sind. Dadurch entsteht wie-

derum Potenzial, das bislang konservative Image der Marke zu überbrücken.

Aus den Erläuterungen wird deutlich, dass Dunlop gewillt ist, für jede der drei

Zielgruppen ein individuelles Racketangebot zu bieten. Durch die stärkere Aus-

richtung auf Schlägermodelle für Club- und Freizeitspieler wurde die Vorausset-

zung geschaffen, die Defizite gegenüber Wettbewerbern in diesem Bereich zu-

mindest zu verringern und produktgruppenspezifisch das Bild des Vollsortimen-

ters zu repräsentieren.

Entsprechend den gewählten Positionierungseigenschaften stehen die Betonung

der technischen Komponenten der Rackets und ihre (positiven) Einflüsse auf das

Tennisspiel im Vordergrund. Darüber hinaus kommen einzelne, markenspezifi-

sche Designelemente zum Ausdruck, deren Akzeptanz letztlich von der subjekti-

ven Einschätzung der Konsumenten abhängt. In jedem Fall zeugen sie von der

Absicht, der Marke ein modernes, lifestyleorientiertes Gesicht zu verleihen und

werden ihr nach Meinung des Autors mehr Aufmerksamkeit von Seiten der Ten-

nisspieler einbringen. Durch die Erweiterung der Schläger-Kollektion kann Dun-

lop auch gegenüber dem Handel wesentlich stärker auftreten, so dass eine Er-

höhung der Handelspräsenz zu erwarten ist.

Die Dunlop-Zubehör-Kollektion besteht aus Tennissaiten, Griffbändern, Vibrati-

onsabsorbern und Taschen. Im Vergleich zu den Wettbewerbern verfügt man

über ein recht kleines Sortiment, welches bislang eine nur geringe Nachfrage im

Markt generieren konnte. Die Gründe für den niedrigen Absatz sind durch einen

Transfer zum Racketsegment zu erfassen. Das gesamte Zubehörsortiment leidet

unter den schlechten Abverkaufszahlen der Dunlop Rackets, da sich ein Großteil

207 Vgl. Dunlop Sport GmbH, Roland Garros, 2006, o. S.

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der Tennisspieler bei der Zubehörauswahl am verwendeten Schläger orientiert.

Hier kommt einmal mehr die Markenkonzentration der Tennisspieler zum Aus-

druck. Diese Tendenz haben die im Racketbereich führenden Hersteller erkannt

und betonen, dass durch die richtige, i. e. markengleiche Abstimmung von

Schläger und Zubehör ein noch besseres Spielgefühl und damit eine höhere

Spielqualität erreicht werden kann.

Dunlop wird im Hinblick auf die intendierte Markenidentität in Zukunft stärker in

diesem Segment aktiv werden müssen. Erste Schritte hierzu sind durch einzelne

Produkterweiterungen bei Saiten, Griffbändern und Vibrationsabsorbern eingelei-

tet. Absatzsteigerungen werden insbesondere durch die kürzlich eingeführte Ro-

land Garros Serie erwartet. Diese umfasst neben Schläger und - wie noch ge-

zeigt werden wird - Bällen auch Griffbänder und Vibrationsabsorber. Hier sollen

Synergieeffekte zwischen den verschiedenen Segmenten geschaffen werden,

die wiederum auf ein einheitliches Auftreten auf dem Tennisplatz ausgerichtet

sind.

7.1.2 Dunlop-Bälle

Das aktuelle Dunlop-Ballsortiment umfasst insgesamt 17 verschiedene Produkte,

die sich, ähnlich wie die Rackets, bestimmten Kategorien zuordnen lassen. Diese

Kategorien richten sich allerdings weniger nach den Zielgruppen unter den Ten-

nisspielern, sondern entsprechen vielmehr dem für den jeweiligen Ball vorgese-

henen Einsatzzweck. Dabei unterscheidet Dunlop die vier Kategorien Premium,

Standard, Training und Mini Tennis. Die Produktpalette im Ballsegment verteilt

sich auf diese Kategorien wie folgt:

Abb. 13: Ballkollektion Dunlop 2006/07 Quelle: eigene Darstellung

Premium Standard Training Mini Tennis Tournament Titanium Trainer Speedball

4T Fort Coach Pro Shortex RG French Open Abzorber Training Mini Tennis orange

Pro Mini Tennis green RG Slam Progress RG Racing

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Die Premium-Bälle zeichnen sich durch eine hohe Haltbarkeit sowie konstante

Spiel- und Flugeigenschaften aus, die aus der Verwendung hochwertiger Rohma-

terialien resultieren. Erfolgreichstes Produkt des Unternehmens ist der Dunlop-

Tournament. Dieser Ball ist aus einer Vielzahl unabhängiger Spieltests als Test-

sieger hervorgegangen und kann als der beliebteste Ball bei den deutschen

Tennisspielern bezeichnet werden.208

Der Dunlop 4T ist ein spezieller, weil druckloser Ball. Drucklose Bälle zeichnen

sich durch ihre im Vergleich zu Druckbällen längere Haltbarkeit aus. Abgerundet

wird das Premium-Segment durch den im Jahr 2006 neu eingeführten Roland

Garros „French-Open“, welcher offizieller Spielball der French-Open in Paris ist.

Ähnlich wie die Schläger dieser Serie wurde dieser Ball speziell für das Sand-

platz-Spiel entwickelt und in mehreren Blind-Spieltests von Spielerinnen und

Spielern aller Spielstärken getestet.

Im Standard-Segment führt Dunlop sechs Ballarten. Innerhalb dieses Segments

definiert sich die Marke über ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis bzw. über indi-

viduelle Technologien wie speziell verwendete Materialien (Titanium), besonders

hohe Armschonung durch Schockabsorbierung (Abzorber) oder besonders hohe

Wasserabweisung durch speziellen Filz (Fort).

Das Trainersegment wird mit den Bällen Trainer, Training und Coach Pro be-

dient. Der Dunlop Trainer ist dabei Marktführer in diesem Segment, welches mitt-

lerweile alle Hersteller in ihr Ballsortiment aufgenommen haben. Der Coach Pro

ist der neueste Ball und deutlich preiswerter als die übrigen beiden. Mit der Ein-

führung hat Dunlop auf sinkende Absatzzahlen reagiert, die u. a. darauf zurück-

zuführen sind, dass sich das Kaufverhalten im Trainerball-Markt mehr in Richtung

preiswerterer Bälle entwickelt hat. Nachdem Dunlop diese Entwicklung erst sehr

spät erkannt und den Konkurrenten Penn und Wilson diesen Markt überlassen

hatte, erhofft man sich nun vom Coach Pro eine deutliche Umsatzsteigerung.

Eng angelehnt an das Trainerball-Segment sind die unter der Bezeichnung Mini-

Tennis angebotenen Methodikbälle, die sich vor allem an Kinder und Jugendliche

sowie Tennisanfänger richten.

Die Ausführungen zeigen, dass Dunlop über eine vollständige und qualitativ

hochwertige Tennisball-Kollektion verfügt. In der Tat handelt es sich um die im

Wettbewerbsvergleich umfangreichste Kollektion. Insofern leistet diese Produkt-

gruppe einen wertvollen Beitrag zur Identität eines Vollsortimenters. Kern der

208 Vgl. u. a. o. V., Tennisball-Test, in Tennis Magazin Nr. 5, April 2004, S. 23 ff.

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Positionierungseigenschaften sind qualitative Elemente wie „hohe Haltbarkeit“

und „beste Spieleigenschaften“. Da bei Tennisbällen Aspekte wie Design keine

Rolle spielen, sondern der Tennisspieler einzig und allein erstklassige Qualität

erwartet, entsprechen diese Eigenschaften den Marktansprüchen. Dass Dunlop

diese Marktansprüche über das gesamte Sortiment hinweg erfüllt, wird im Markt-

anteil von 60% deutlich. Zudem dokumentiert das Unternehmen durch Produkte

wie den Abzorber oder den Fort technische Innovationsfähigkeit und den An-

spruch, spezifische Kundenwünsche zu erfüllen.

Nachdem im Jahr 2002 die gesamte Tennisballproduktion auf die Philippinen

verlagert wurde, traten allerdings temporäre qualitative Mängel beim Dunlop

Tournament-Ball sowie bei den Trainerbällen auf. Diese hingen mit dem neuen

Produktionsumfeld zusammen. Der Tournament-Ball verfügte zur damaligen Zeit

über eine spezielle, druckgefüllte Folienverpackung, welche für die neuen klima-

tischen Umweltbedingungen ungeeignet war. Derartige Mängel haben das Po-

tenzial, der Marke zu schaden, da diese Produkte ein Aushängeschild des Unter-

nehmens darstellen und sich gerade im Hinblick auf die Dachmarkenstrategie

langfristig negative Ausstrahlungseffekte auf andere Produktgruppen ergeben

können. Kurzfristig besteht zumindest die Gefahr von Absatzeinbußen, da sich

ein Qualitätsabfall in der Tennisszene sehr schnell herumspricht und Tennisspie-

ler nicht zögern, zu Konkurrenzprodukten zu greifen.

Das Management hat auf die Qualitätsprobleme reagiert und die Verpackung den

klimatischen Umweltbedingungen angepasst, sodass der Tournament-Ball - wie

auch alle anderen Ballarten - mittlerweile ausschließlich in einer Balldose ver-

packt wird und wieder den qualitativen Ansprüchen sowohl der Konsumenten an

die Marke als auch der Marke Dunlop an sich selbst entspricht.

7.1.3 Dunlop-Bekleidung

Die Dunlop Schuh- und Textilkollektion wird im Frühjahr 2007 auf dem deutschen

Markt eingeführt und stellt eine zentrale Maßnahme der Neuausrichtung dar. Die

folgenden Ausführungen erfolgen auf Basis der zum Zeitpunkt der Erstellung der

Arbeit feststehenden Konzeption beider Produktgruppen.

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7.1.3.1 Schuhe

Die Dunlop-Schuhkollektion ist eine der beiden Produktgruppen, um die die Mar-

ke Dunlop im Rahmen der Neuausrichtung erweitert wird. Sie umfasst sowohl

Performancemodelle, also reine Tennisschuhe, als auch Fashion-Modelle, die

abseits des Tennisplatzes getragen werden („on court / off court“).209 Der

Schwerpunkt der Kollektion liegt allerdings bei Tennisschuhen. Die Kollektion

bietet Schuhe für Herren, Damen und Kinder. Die folgende Abbildung zeigt die

Modellkonzeption im Performance-Segment:

Abb. 14: Modellübersicht Dunlop Tennisschuhe Quelle: eigene Darstellung Die im Herrenbereich angebotenen Modelle reichen vom Einsteigerschuh für den

gelegentlichen Freizeitspieler bis hin zum Profi-Schuh für Turnierspieler. Top-

Modell ist der „Björn Borg“, der in Zusammenarbeit mit dem gleichnamigen, ehe-

maligen Weltklasse-Spieler entwickelt wurde und als ein „Premium-Schuh für

allerhöchste Ansprüche“ in den Markt gebracht wird. Im Damenbereich dominie-

ren Modelle, die dem funktionalen Einstiegsbereich zuzuordnen sind und vor al-

lem Freizeit- und Clubspielerinnen ansprechen sollen. Eine Ausnahme ist das

Modell „Performance“, welches sich an die Zielgruppe der ambitionierten Club-

bzw. Turnierspieler richtet.

209 Vgl. Interview mit Frans Swinkels, Geschäftsführer Dunlop Sport GmbH, in The Flying D - The Dunlop Letter, Nr. 2/2006, S. 14.

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83

Die Modelle für Kinder werden als Schnürschuh (Lace) oder mit Klettverschluss

(Velcro) angeboten. Der Größenumfang der Kinderschuhe reicht von Größe 25

bis Größe 36. Die Schuhe sind sowohl für die Verwendung als Tennisschuh als

auch für das Tragen in der Freizeit konzipiert. Eine Ausnahme stellt das Modell

„Base-Line“ dar, der einzige reine Tennisschuh in der Kinderkollektion.

Abgerundet wird die Kollektion durch vier lifestyleorientierte Fashion-Modelle, die

jeweils in zwei bis drei unterschiedlichen Farben und teilweise als Unisexmodelle

für Damen und Herren angeboten werden.

Ziel bei der Entwicklung der Performance-Schuhe war es, unter Berücksichtigung

der anzusprechenden Zielgruppe eine möglichst hohe Funktionalität und einen

angenehmen Tragekomfort zu gewährleisten. Hier konnte die Expertise aus dem

langjährigen Vertrieb der K-Swiss-Schuhe in die neue Kollektion eingebracht

werden. Dabei muss ein Schuh für Turnierspieler aufgrund der größeren Belas-

tungsdichte über umfangreichere unterstützende Merkmale verfügen als ein

Schuh für Freizeitspieler. Aber auch die Einstiegsmodelle verfügen über eine

Grundfunktionalität, die sich z. B. in der Verwendung von leichten Mikrofaser-

Materialien am Schaft, einer leichten PHYLON-Mittelsohle sowie einer rutschfes-

ten Außensohle äußert. Je stärker die Modelle der Zielgruppe Turnierspieler zu-

zurechnen sind, desto ausdifferenzierter werden die technischen Details. Neu

eingeführt wurde das von Dunlop patentierte AXIS-System. Es handelt sich dabei

um ein spezielles Dämpfungssystem, welches besonders hohe Stabilität gewähr-

leistet und damit einem angenehmen Laufgefühl sowie der Verletzungsprophyla-

xe dient.210

Zieht man die modischen Aspekte der Schuhkollektion ins Zentrum der Betrach-

tung, kann nur ein solches Design identitätskonform sein, welches zur Marke

Dunlop passt und gleichzeitig den Wettbewerbsprodukten in nichts nachsteht.

Aufgrund der Vielzahl an Modellen hat man sich zu einem Mix aus klassischen,

am früheren weißen Tennisschuh orientierten, und trendigen, farbbetonten Mo-

dellen entschieden.211 Diese Design-Philosophie wurde sowohl im Performance-

als auch im Fashion-Bereich modellübergreifend umgesetzt. Ein gemeinsames

Designelement ist der „DUNLOP“-Schriftzug, der im gleichen Design ebenfalls

auf dem Tournament-Ball zu finden ist.

210

Vgl. Interview mit Frans Swinkels, Geschäftsführer Dunlop Sport GmbH, in The Flying D - The Dunlop Letter, Nr. 2/2006, S. 6. 211

Vgl. Interview mit Frans Swinkels, Geschäftsführer Dunlop Sport GmbH, in The Flying D - The Dunlop Letter, Nr. 2/2006, S. 7.

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Abb. 15: Produktübergreifende Verwendung des Dunlop-Logos Quelle: in Anlehnung an Dunlop Sport GmbH, 2006, o. S.

7.1.3.2 Textilien

Die Dunlop-Textilkollektion stellt die zweite Produktgruppe dar, um die die Marke

Dunlop im Rahmen der Neuausrichtung erweitert wird. Auch im Textilbereich

werden sowohl das Performance- als auch das Freizeit-/Fashion-Segment abge-

deckt. Die Performance-Kollektion besteht aus jeweils zwei Teamsportkollektio-

nen für Herren und Damen sowie für Jungen und Mädchen. Sie umfasst insge-

samt ca. 40 Teile, darunter Trainingsanzüge, Polo-Shirts, kurze Hosen, T-Shirts,

Sweat-Shirts, Shorts und Röcke.

Die einzelnen Kollektionen sind farblich aufeinander abgestimmt. Dabei dominiert

als Grundfarbe die klassische Tennisfarbe Weiß mit farblicher Akzentuierung, die

auf die bei den Schuhen verwendeten Farben abgestimmt sind. Ein modellüber-

greifendes Designelement ist das Dunlop „Flying-D“ Logo.

Wie bei den Schuhen wurde auch bei den Textilien viel Wert auf Funktionalität

und Tragekomfort gelegt. Speziell für diese Kollektion entwickelt wurde eine Ma-

terialkonstruktion mit dem Namen „A-Concept“, die sich an den spezifischen An-

forderungen beim Tennisspiel orientiert. Die Funktionalität des Materials soll sich

unter anderem durch eine hohe Atmungsaktivität, Schweißabsorption, Wasser-

und Windabweisung, Elastizität und, auf Basis einer durch Belüftungsschlitze

ermöglichten Luftzirkulation, permanenten Kühlung des Körpers auszeichnen.212

Die die Performance-Kollektion ergänzende Fashion-Linie umfasst T-Shirts, Polo-

Shirts, Sweat-Shirts, Kapuzen-Pullover, Jacken und Jogging-Anzüge für Damen,

Herren, Mädchen und Jungen. Bei der Modellkonzeption wurde Wert auf modi-

212 Vgl. Dunlop-Sport GmbH, Marketing-Präsentation, 2006, o. S.

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85

sche Schnitte und, im Gegensatz zur Performance-Kollektion, auf kräftige, tren-

dige Farben wie Gelb, Rosa, Lila oder Orange gelegt.

7.1.3.3 Interpretation

Sowohl bei der Schuh- als auch bei der Textilkollektion fällt zunächst die Vielzahl

an Produkt- und Modellvariationen, also eine hohe Programmtiefe auf. Dadurch

kann sichergestellt werden, dass sich der Tennisspieler komplett mit Dunlop-

Produkten „eindressen“ kann213. Dies führt zum einen dazu, dass sich die Marke

wie beabsichtigt als Vollsortimenter präsentiert und zum anderen der Markenna-

me am Tennisspieler eine stärkere Wiedererkennung erfährt, als dies bislang der

Fall sein konnte. Durch die Verwendung neuartiger Technologien verfügen die

Produkte über eine hohe Funktionalität und tragen zur gewünschten Positionie-

rung der Marke bei. Zudem zeugen sie von Innovationsfähigkeit. Während der

Entwicklungsphase wurden regelmäßig Dunlop-Vertragsspieler in Produkttests

miteinbezogen, um ein direktes Feedback über Tauglichkeit und Funktionalität zu

bekommen.214

Allerdings werden die Programmtiefe und die hohe Funktionalität allein nicht

zwangsläufig die Akzeptanz der Endverbraucher bewirken. Vielmehr muss eine

spezifische Abhebung von den Wettbewerbern erfolgen, um am Markt erfolgreich

zu sein. Das Potenzial hierzu liegt nach Auffassung des Autors im Mix aus Per-

formance- und Fashion-Modellen sowie der Positionierung als hochfunktioneller,

gleichzeitig aber auch sportlich-modischer Bekleidungsanbieter. Diese Kombina-

tion bildet die Voraussetzung dafür, dass die Kollektion unabhängig von Alter und

Leistungsebene alle Tennisspieler anspricht.

213 Vgl. Interview mit Frans Swinkels, Geschäftsführer Dunlop Sport GmbH, in in The Flying D - The Dunlop Letter, Nr. 2/2006, S. 6. 214 Vgl. Interview mit Frans Swinkels, Geschäftsführer Dunlop Sport GmbH, in The Flying D - The Dunlop Letter, Nr. 2/2006, S. 14.

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Abbildung 16 : Positionierungsmatrix Dunlop-Bekleidung Quelle: Dunlop-Sport GmbH, Marketing-Präsentation, 2006, o. S.

Über die hohe Funktionalität wird darüber hinaus eine Beziehung zu den übrigen

Produktgruppen der Marke Dunlop und die gemeinsame Positionierung herge-

stellt. Auch die einheitliche Verwendung des Dunlop-Schriftzuges schafft eine

standardisierte Klammer, welche die Integration der einzelnen Produktgruppen in

die Gesamtmarke Dunlop betont.

Vergleicht man einmal Schuh- und Textilkollektion mit dem Wettbewerbsangebot,

zeigt sich, dass insbesondere die führenden Bekleidungsanbieter adidas und

Nike besser, weil noch breiter aufgestellt sind. Es kann allerdings auch nicht Ziel

der Marke Dunlop sein, sich mit der Einführungskollektion an diesen, weltweit

führenden Sportmarken zu orientieren. Vielmehr erscheint ein Vergleich zu den

übrigen Tennisspezialisten wie Wilson, Babolat und K-Swiss, die ebenfalls das

Bekleidungssegment besetzen, sinnvoll. Gegenüber diesen kann sich Dunlop

gerade durch den bereits angesprochenen Mix aus Tennis-Performance- und

Fashionmodellen abheben. Außerdem bedienen die Wettbewerber den Beklei-

dungsmarkt für Kinder nur sehr unzureichend.215 Das vergleichsweise umfangrei-

che Modellprogramm der Marke Dunlop für diese Zielgruppe leistet nicht nur ei-

nen Beitrag zur Vermittlung der Markenidentität, sondern zeugt darüber hinaus

von der Absicht, der Marke eine individuelle Note zu verleihen.

215 Vgl. Dunlop Sport GmbH, Marketing-Präsentation, 2006, o. S.

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Es wird wichtig sein, dass Dunlop im Hinblick auf die technischen Features so-

wohl bei Schuhen als auch bei den Textilien eine möglichst umfangreiche Trans-

parenz der Leistungen schafft, um gerade skeptische und auf einen Hersteller

fixierte Tennisspieler von der Qualität der Produkte überzeugen zu können. „Um

im Erklärungswettbewerb glaubwürdig zu sein, muss es der Marke gelingen, als

außergewöhnlich oder hoch qualitativ titulierte Leistungen auch als faktisch vor-

handen nachzuweisen (…)“216 Gelingt dies, ist von einer Akzeptanz der Dunlop-

Bekleidung am Markt auszugehen, womit man dem Ziel einer Steigerung des

Markenwertes einen Schritt näher kommen dürfte.

7.2 Kontrahierungspolitik

Im Sinne der identitätsorientierten Markenführung existiert dann eine angemes-

sene Marken-Kontrahierungspolitik, wenn sie sich an der Markenidentität orien-

tiert und diese glaubhaft darstellt. Neben der Identität beeinflussen die aktuelle

Wettbewerbssituation, die Preisakzeptanz der Endverbraucher sowie das Kos-

tenniveau die Preispositionierung.217

Da durch die Neuausrichtung neben Turnierspielern vor allem Club- und Freizeit-

spieler stärker angesprochen werden sollen, muss dies nicht nur durch die ange-

botenen Produkte, sondern auch durch eine entsprechend nachfrageorientierte

Preisfestsetzung zum Ausdruck kommen. Mit Blick auf die in Kapitel fünf ange-

sprochene Marktentwicklung und der zunehmenden Bereitschaft zum Kauf bei

Discountern, ist deutlich zu erkennen, dass die Endverbraucher preisbewusster

agieren, jedoch auf Qualität und Beratung nicht verzichten wollen. Dunlop hat

diese Entwicklung erkannt, so dass die Preise innerhalb der einzelnen Produkt-

gruppen zielgruppenspezifisch variieren. Die folgende Abbildung soll beispielhaft

das Preisniveau bei den Dunlop-Schlägern darstellen:

216 Busch, R., Dögl, R., Unger, F., Integriertes Marketing, 1997, S. 209. 217 Weis, C., Marketing, 1995, S. 255.

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Abb. 17: Preis-Mix Dunlop Tennisschläger

Quelle: in Anlehnung an Dunlop Sport GmbH, Marketing-Präsentation, 2006, o. S.

Aus der Abbildung geht hervor, dass die Preisspanne bei den Schlägern zwi-

schen 50 und 210 Euro liegt. Gerade im Freizeit- und Clubspielerbereich erfolgte

eine sehr differenzierte Preisfestsetzung. Dadurch sollen erstens diejenigen Käu-

fer erreicht werden, denen ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis wichtig ist und die

typischerweise einen Schläger auch bei einem Discounter kaufen würden. Zwei-

tens werden auch diejenigen Spieler angesprochen, die bereit sind etwas mehr

Geld für einen, ihrer individuellen Spielfähigkeit angepassten, hochwertigen

Schläger auszugeben. Die Einführung der F-Serie im mittleren bis unteren Preis-

segment zeigt, dass die niedrigen Absatzzahlen bei Rackets für Club- und Frei-

zeitspieler insbesondere durch eine intensivere Ansprache ersterer Käufergruppe

verbessert werden sollen.

Vergleicht man diese Preispolitik mit der der Wettbewerber, so stellt man allge-

mein erhebliche Preisspannen im Schlägersegment fest. Allerdings liegen die

Einstiegspreise hier bei durchschnittlich 80 Euro und die Höchstpreise bei 260 bis

300 Euro für die Premiummodelle.

Die Philosophie der Preisdiversifizierung und preisspezifischen

Zielgruppenansprache setzt Dunlop auch in den übrigen Produktgruppen

konsequent fort:

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• Im Ballsegment verläuft die Preisspanne von 5,95 Euro für den Einstei-

gerball Roland Garros Slam bis zu 12,95 Euro für den Dunlop Tourna-

ment (jeweils 4er Packung),

• bei Performance-Schuhen liegt der Preisbereich bei den Damen- und

Herrenschuhen zwischen 50 und 110 Euro,

• im Performance-Textilbereich liegen die Verkaufspreise zwischen 20 und

100 Euro.

Im Performance-Schuhbereich zeigt sich stellvertretend für das gesamte Beklei-

dungssegment die Absicht, die Marke Dunlop im Einstiegsbereich auf Basis ei-

nes guten Preis-/Leistungsverhältnisses aufzubauen. So wurden die Einstiegs-

modelle „Volley“ (49,90€), „Base Line“ (59,90€) und „Smash“ (69,90€) bzw.

„Drive“ (69,90€) in einem Preisbereich angeboten, in dem sie im Hinblick auf das

Kernpositionierungselement Funktionalität der Konkurrenz überlegen sind. Da es

bei der Schuh- und Textilkollektion zunächst einmal darauf ankommt, die neuen

Produkte in möglichst hohen Stückzahlen auf dem Markt einzuführen, erscheint

eine derartige Penetrationspolitik im Einstiegsbereich zielführend. 218

Würde sich die Kontrahierungspolitik allerdings allein unter dem Aspekt

Preis/Leistung aufbauen, stünde dies im Gegensatz zum Anspruch der Marke.

Ein Markenbild, welches Qualität als wesentliches Positionierungsmerkmal bein-

haltet, kann durch ein niedriges Preisniveau großen Irritationen ausgesetzt

sein.219 Die Qualität eines Produkts beurteilt der Nachfrager in vielen Fällen und

insbesondere bei neuen Produkten einer Marke an der Höhe des Preises, nach

dem Motto teuer = gut bzw. billig = minderwertig. Diese Einschätzung dominiert

umso stärker, je weniger Sachkenntnis, Information etc. für die Beurteilung der

Qualität vorhanden ist.220

Über die Existenz von Modellen, die gerade in frühen Phasen ihres Produktle-

benszyklus im Hochpreissegment angeboten werden, müssen daher in allen

Produktgruppen positive Prestige- und Qualitätsindikatoren sichergestellt werden.

Würden hochpreisige Angebote nicht existieren, bestünde - ähnlich wie bei der

Marke PUMA in den achtziger Jahren - die Gefahr der Erosion der Marke und

218 Meffert, H., Marketing, 2000, S. 1376. 219 Vgl. Plüss, J., Markenmonopol, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanage-ment, 2005, S. 656. 220 Vgl. Weis, H. C., Marketing, 1995, S. 259.

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des Abrutschens in ein Image des „Billiganbieters“.221 Somit stützen auch die

Produkte im Hochpreissegment das Markenversprechen und leisten ihren Beitrag

zur Bildung eines identitätskonformen Fremdbildes. Problematisch ist in diesem

Zusammenhang die Tatsache, dass die Marke vollständig über den Handel

vertrieben wird und somit die letzte Preisentscheidung nicht beim Management

von Dunlop liegt. Hier muss über eine vertrauensvoll-kooperative

Zusammenarbeit sichergestellt werden, dass der Handel gewisse Preisniveaus

produktgruppenübergreifend einhält.

7.3 Distributionspolitik

Die Distributionspolitik der Marke Dunlop ist dadurch gekennzeichnet, dass sämt-

liche Produkte nur über den einstufig indirekten Absatzweg vertrieben werden.

Die Endverbraucher werden nicht direkt von der Firma Dunlop beliefert. Vielmehr

ist der Fachhandel als Absatzmittler zwischengeschaltet und daher unmittelbarer

Kunde von Dunlop. Das festangestellte Außendienst-Team ist verantwortlich für

die Platzierung der Produkte im Handel. Die zentralen Vertriebsmitarbeiter ent-

scheiden in enger Absprache mit der Marketing- und Vertriebsleitung, welche

Produkte an welchen Händler herangetragen werden. Ziel ist es, möglichst hohe

Stückzahlen mit möglichst hohen Margen zu verkaufen.

Die wichtigsten Vertriebsentscheidungen und -aktivitäten liegen zunächst in der

Wahl der geeigneten Distributionskanäle sowie darauf aufbauend in der Herstel-

lung einer vertrauensvoll-kooperativen Zusammenarbeit mit dem Handel. Um die

Produkte möglichst flächendeckend in Deutschland anbieten zu können, verfolgt

Dunlop die Strategie der intensiven Distribution. Eine solche liegt dann vor,

„wenn möglichst viele, mit vertretbarem Aufwand zu erfassende Akteure in den

Absatzkanal einbezogen werden“.222 Durch diese Strategie soll eine hohe Markt-

ausschöpfung gewährleistet werden. Dementsprechend erfolgt der Vertrieb über

Einkaufsverbände wie Intersport und Sport 2000, Sportfachgeschäfte, Sportkauf-

häuser und auch Warenhäuser mit Sportsortiment. Hinzu kommt der im Tennis

immer wichtiger werdende Vertriebskanal der Katalog- bzw. Internetversender.

Discounter werden dagegen derzeit nicht in die Vertriebsstrategie miteinbezogen.

Angesichts der qualitätspolitischen Ausrichtung der Marke bestünde nach den

Erkenntnissen der identitätsbasierten Markenführung durch die Besetzung dieses

221 Vgl. Kirchgeorg, M., Klante, O, Ursachen und Wirkungen, in Esch, F.-R., Moderne Markenfüh-rung, 2005, S. 338. 222 Pepels, W., Handels-Marketing, 1995, S. 17.

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Vertriebskanals die Gefahr der Unglaubwürdigkeit und damit der Schwächung

der Marke.

Für die Wahl der dargestellten Vertriebsstrategie spricht neben der weitgehenden

Marktausschöpfung die Tatsache, dass der breite Endabnehmerzugriff insbeson-

dere der Einkaufsverbände und Internetversender genutzt werden kann.223 Dies

steht im Einklang mit der beabsichtigten zielgruppenübergreifenden Endverbrau-

cheransprache und ermöglicht nahezu überall dort, wo Bedarf entsteht, die

Chance zum Umsatzakt.224 Gleichzeitig besteht durch die breite Produktpalette

das Potenzial, kleineren Fachhändlern entsprechend ihrer Spezialisierung indivi-

duelle Produktpakete anzubieten. Allerdings existiert in einer breit gefächerten

Distributionsarchitektur stets die Gefahr, dass es zu einer intensiven Konkurrenz

zwischen den verschiedenen Absatzkanälen kommt. Dies kann sich zu einem

kontinuierlichen Unruhefaktor entwickeln und die Preisdisziplin der Marke beein-

trächtigen.225

Zur Übermittlung der Markenidentität wird es in erster Linie wichtig sein, dass

gerade die nicht-spezialisierten Handelskonzerne wie Intersport und Sport 2000

Produkte aus allen unter der Marke Dunlop geführten Produktbereichen in ihr

Sortiment aufnehmen und damit die Marke am PoS als Vollsortimenter sichtbar

wird. Das Umfeld beim Absatzmittler prägt die Wahrnehmung der Marke durch

den Endverbraucher und damit den persönlichen Beziehungsaufbau.226 Ähnli-

ches Potenzial ist den Katalog- bzw. Internetversendern zuzusprechen. Auch hier

kann über die Warenpräsentation auf den Katalog- bzw. Internetseiten das Bild

des Vollsortimenters vermittelt und die Wahrnehmung mit zusätzlichen visuellen

Gestaltungsmitteln gesteuert werden.

Die zentrale Herausforderung der Vertriebspolitik besteht daher darin, dass ins-

besondere diese Handelskanäle künftig nicht nur Dunlop-Bälle anbieten, sondern

auch Schläger, Zubehörartikel sowie Dunlop-Schuhe und -Textilien listen.

Daraus resultierend muss zunächst einmal die Handelsakzeptanz der neuen Be-

kleidungsproduktgruppen sichergestellt und der Handel vom Potenzial der Neu-

ausrichtung überzeugt werden. Dies ist auch vor dem Hintergrund bedeutend,

dass die Absatzmittler entscheidenden Einfluss auf die Imagebildung beim Kon- 223 Vgl. Pepels, W., Handels-Marketing, 1995, S. 17. 224 Vgl. Pepels, W., Handels-Marketing, 1995, S. 17. 225 Vgl. Pepels, W., Handels-Marketing, 1995, S. 17. 226 Vgl. Burmann, C., Meffert, H., Managementkonzept, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 95.

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sumenten haben.227 Auf Basis der bereits erlangten Erkenntnisse - u. a. hohe

Bekanntheit und Etablierung der Marke Dunlop, gesteigerte Nachfrage nach

Vollsortimentern, enges Kontaktnetz zu zuständigen Einkäufern durch langjähri-

gen K-Swiss-Vertrieb - erscheint eine Akzeptanz als durchaus realistisch.

Ist die Handelsplatzierung erfolgt, muss es Dunlop im nächsten Schritt gelingen,

mittels intensiver Pflege der verschiedenen Handelskanäle eine kooperative Zu-

sammenarbeit zu erreichen. Hierzu sowie zum Aufbau und Erhalt einer Distributi-

onsbalance wird ein hoher Marketingaufwand erforderlich sein. Der Handel ist

schließlich weniger am Image der Marke Dunlop interessiert als vielmehr daran,

wie sie sich letztlich verkauft. Es empfehlen sich daher bspw. regelmäßige Ab-

verkaufsunterstützungen und selektive Partneraktionen. Schon als selbstver-

ständlich einzustufen ist eine umfassende Kundenbetreuung. Verantwortlich hier-

für sind das Verkaufsteam, bestehend aus dem Key-Account Management, Au-

ßendienst und Customer Service. Diese haben die Aufgabe, die Kundenzufrie-

denheit und damit langfristige Kundenloyalität und -bindung sicherzustellen.

In Bezug auf das logistische System innerhalb der Distributionspolitik ist vor dem

Hintergrund einer möglichst erfolgreichen Zusammenarbeit mit dem Handel si-

cherzustellen, dass die Lieferung der Produkte termingerecht erfolgt und auch

kurzfristige Bestellungen möglichst schnell abgewickelt werden können. Da mitt-

lerweile die Herstellung sämtlicher Dunlop-Produkte inkl. des neuen Schuh-

/Textilsegments in Asien stattfindet, sind Lieferzeiten von mehreren Monaten die

Regel. Zudem befindet sich das Dunlop-Warenlager seit einigen Jahren nicht

mehr in Deutschland. Aufgrund der Möglichkeit von Kosteneinsparung existiert

mittlerweile nur noch ein zentralisiertes Lager für alle europäischen Tochterge-

sellschaften in den Niederlanden. Hier bedarf es einer sorgfältigen Planung durch

das Logistik-Team, um eine wettbewerbsadäquate Absatzlogistik sicherzustellen.

7.4 Kommunikationspolitik

Die folgenden Ausführungen beschäftigen sich mit den verschiedenen

kommunikationspolitischen Aktivitäten der Dunlop Sport GmbH. Dabei soll an

dieser Stelle betont werden, dass die Darstellung nicht unter dem Anspruch

erfolgt, sämtliche Maßnahmen von Dunlop darzustellen. Vielmehr sollen

ausgewählte Maßnahmen auf die Vermittlung der Markenidentität bzw. auf ihre

Eignung hierzu untersucht werden.

227

Vgl. Pepels, W., Handels-Marketing, 1995, S. 8.

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7.4.1 Messen

Auf der Sommer-ISPO 2006 wurde zum ersten Mal die neue Bekleidungskollekti-

on dem Fachpublikum vorgestellt und in Verbindung mit den übrigen Produktbe-

reichen der Marke Dunlop präsentiert. Im Rahmen der Messe konnten umfang-

reiche kommunikationspolitische Aktivitäten durchgeführt werden. Hierzu gehör-

ten u. a. die Durchführung einer Modenschau sowie Informationsgespräche zwi-

schen Dunlop-Vertriebsmitarbeitern und Messebesuchern. Interessierte Besu-

cher konnten die Produkte beim Spiel in einem Tennis-Kleinfeld testen und dabei

auch gleichzeitig ihre Spielstärke nach dem neuen, einheitlichen „Tennisindex“

(TEXX), einer Einstufung ähnlich des Golf-Handicaps, einschätzen lassen.

Durch die Präsentation auf der ISPO konnte Dunlop binnen weniger Tage eine

Konzentration von Angebot und Nachfrage und damit eine, verglichen mit ande-

ren Kommunikationsmitteln, hohe Kommunikationsdichte und Informationsquali-

tät erzielen.228 Insofern eine ideale Plattform, um sich erstmals als Vollsortimenter

zu präsentieren. Zudem konnte im direkten, persönlichen Kontakt zwischen mar-

kenführendem Unternehmen und Tennisspielern die neue Ausrichtung kommuni-

ziert werden.

Weitere Messeaktivitäten wurden auf der Intersport-Händlermesse im September

2006 durchgeführt. Im Gegensatz zur ISPO stand hier der Kontakt zu den ver-

schiedenen Intersport-Fachhändlern und dabei insbesondere die Werbung für

den Warenbezug als auch für den Gewinn von Kooperationspartnern im Vorder-

grund. Auch hier präsentierte sich Dunlop erstmals als Vollsortimenter mit allen

geführten Produktgruppen.

7.4.2 Marketingkampagne „Wechselfieber“

Die zentrale kommunikationspolitische Marketingaktivität zur Neuausrichtung der

Marke Dunlop ist die Kampagne „Wechselfieber - Be part of Dunlop“. Gegen-

stand der Kampagne ist, dass Dunlop in Zusammenarbeit mit dem Intersport-

Verband 5.000 Tennisspieler in ganz Deutschland mit Ausrüsterverträgen ver-

sorgt, welche den Spielern Produktpakete mit erheblichen Preisvorteilen bieten.

Es kann also von einer kombinierten Verbraucher- und Handelspromotion ge-

sprochen werden. Die Promotion oder auch Verkaufsförderung „beinhaltet eine

Vielzahl unterschiedlicher, meist kurzfristiger Anreize zur Stimulation schnellerer

bzw. umfangreicherer Käufe bestimmter Produkte oder Dienstleistungen (…)“.229

228 Vgl. Meffert, H., Marketing, 2000, S. 742. 229 Kotler, P., Bliemel, F., Marketing-Management, 1995, S. 1003.

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Im Gegensatz zur Werbung, welche einen Kaufgrund gibt, bietet Verkaufsförde-

rung einen Anreiz, ein Produkt zu kaufen.230 Der Name der Kampagne wurde

bewusst gewählt und verdeutlicht die Absicht, die Tennisspieler durch die Neu-

ausrichtung zum Wechsel zur Marke Dunlop zu bewegen, also ein „Wechselfie-

ber“ zu erzeugen.

Besondere Betonung findet bei dieser Kampagne der Begriff „Teamgeist“. Ein

solcher soll zwischen Dunlop, dem Intersport-Händler und dem gesponserten

Spieler kreiert werden. Dunlop und Intersport präsentieren sich als „Partner der

Tennisspieler“ und bieten diesen bei Eintritt in das Team folgende Vorteile an:

• vier zielgruppenspezifische Sponsorenpakete „Junior“, „Starter“ „Komfort“

und „Professional“, aus denen der Spieler je nach Leistungslevel das indi-

viduell passende auswählen kann,

• Preisvorteile bis zu 45% zum normalen Einzelverkaufspreis,

• Gratis-Tickets für ATP- / WTA-Turniere,

• in diesem Rahmen organisierte Treffen mit Dunlop-Team Spielern wie

Tommy Haas oder John McEnroe,

• Rundumbetreuung durch Dunlop und Intersport.

Die Sponsoringpakete sind dahingehend konzipiert, dass sie Produkte aus allen

Produktgruppen der Marke Dunlop umfassen und somit die Identität des Vollsor-

timenters repräsentieren. Aus produktpolitischer Sicht handelt es sich demnach

um eine Verbundpromotion231, durch die der Abverkauf aller Produktgruppen ge-

fördert werden soll. An dieser Stelle wird die Erzeugung einer Nutzenklammer

des gemeinsamen Verwendungsumfeldes umgesetzt. Zudem wird durch das

Angebot von vier individuellen Paketen die zielgruppenindividuelle Ansprache

verschiedener Leistungsebenen erfüllt.

Die Durchführung der Kampagne wird im Frühjahr 2007 beginnen und die Pakete

werden neben der neuen Bekleidungskollektion auch Schläger aus der neuen

Racketkollektion 2007 beinhalten. Die Platzierung der Rackets in dieser Kam-

pagne wird die Aufmerksamkeit der Endverbraucher erhöhen und könnte somit

auch im Hinblick auf eine Marktanteilssteigerung im Schlägersegment zielführend

sein.

230 Vgl. Kotler, P., Bliemel, F., Marketing-Management, 1995, S. 1003. 231 Vgl. Weis, H. C., Marketing, 1995,S. 433.

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Allerdings beinhaltet das Sponsoring-Konzept nicht nur eine produktbezogene

Komponente, vielmehr spielt auch der Serviceaspekt gegenüber dem Spieler

eine wichtige Rolle. Konkret äußert sich dieser in einer angestrebten Rundumbet-

reuung, die den Spieler als Teil des Teams sowohl von Herstellerseite als auch

von Handelsseite erreicht. Er erhält bspw. per Newsletter individuelle Informatio-

nen über neue Dunlop-Produkte, das nationale Tennisgeschehen oder die inter-

nationale Turnierszene und genießt auf ihn abgestimmte Vorteile bei der Betreu-

ung durch seinen individuellen Intersport-Händler. Ein derart individuelles Betreu-

ungsprogramm trägt wesentlich intensiver zum Aufbau und Erhalt von Marken-

präferenzen bei als undifferenzierte Werbebotschaften.232 Unterstützt wird die

Betreuung durch Database-Marketing, einer EDV-gestützten Kundendatei, in der

Informationen über das individuelle Kaufverhalten aufbereitet und verwaltet wer-

den. Hierdurch kann in der Folge aufgrund höherer Kundentransparenz eine

differenziertere Ansprache der Konsumenten erfolgen.233

Die Database-gestützte Bindung der gesponserten Spieler an das jeweilige Inter-

sport-Fachgeschäft stellt darüber hinaus einen zentralen Benefit für den Handel

dar, da über das Sponsoringpaket hinausgehende Abverkäufe erwartet werden

können. Zudem profitiert auch der Handel von den der Kampagne angeschlos-

senen Marketingaktivitäten, die sich dem Bereich der klassischen Werbung zu-

ordnen lassen. So werden in allen deutschen Tennismagazinen entsprechende

Anzeigen geschaltet und auf die Kampagne hinweisende Aktionsposter an Ten-

nisclubs ausgehändigt. Zudem wird die Kampagne durch 200.000 Aktionsflyer

beworben, die den abverkaufsstarken Dunlop-Tournament-Bällen beigelegt wer-

den. Abgerundet wird die Handelspromotion durch ein für Intersport-Händler ex-

klusives PoS-Paket, bestehend aus Displays, Aufstellern und Postern.

Aus Herstellersicht ist das Ziel dieser Kampagne, Synergien zwischen der Marke

Dunlop und den für die Marke wichtigsten externen Bezugsgruppen - Handel und

Tennisspieler - zu aktivieren.

232 Jostock, H., Direktmarketing, in Bruhn M. (Hrsg.), Handbuch Markenartikel, 1994, S. 1117. 233 Jostock, H., Direktmarketing, in Bruhn M. (Hrsg.), Handbuch Markenartikel, 1994, S. 1119 f.

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Abb. 18: Synergie-Dreieck: Dunlop, Handel, Spieler Quelle: eigene Darstellung

Dabei ist es Aufgabe der Händlerpromotion, die Ware bei den Händlern mög-

lichst umfangreich zu platzieren, während die Werbung mittels Flyer und Anzei-

gen die Kunden zum Händler bringen soll. Schließlich hat das PoS-Paket die

Aufgabe, die Kunden am Verkaufsort zum Kauf zu animieren. In der Literatur wird

in diesem Zusammenhang auch vom „push-and-pull-System“ gesprochen.234 Die

Push-Maßnahmen (Händlerpromotion) sollen die Produkte in den Handel hinein-

verkaufen und durch gezielte Abverkaufsunterstützung in den einzelnen Distribu-

tionsstufen und gegenüber dem Konsumenten einen Verkaufsdruck bewirken.

Durch die Pull-Maßnahmen (Werbung, Verbraucherpromotion) soll die End-

verbrauchernachfrage stimuliert und die Produkte aus dem Handel herausver-

kauft werden. Auf Basis der verstärkten Endverbrauchernachfrage sieht sich der

Handel wiederum einem verstärkten Listungszwang ausgesetzt. 235

Abb. 19: Zusammenwirken von Promotion und Werbung Quelle: Weis, H. C., Marketing, 1995, S. 430.

234 Vgl. Weis, H. C., Marketing, 1995, S. 429. 235 Vgl. Zentes, J., Swoboda, B., Hersteller-Handels-Beziehungen, in Esch, F.-R., Moderne Markenführung, 2005, S. 1074.

Hersteller

Handel

Käufer

Werbung

Werbung

Händler- promotion

Verbraucher- promotion

Produkt Produkt

DUNLOP

HANDEL SPIELER

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Durch die Partnerschaft mit dem Intersport-Verband und die dargestellten Maß-

nahmen kann eine hohe Distributionsdichte der Marke Dunlop, insbesondere der

neuen Racket- und Bekleidungskollektion, erwartet werden. Allerdings können

die einzelnen Intersport-Händler selbst entscheiden, ob sie die Pakete anbieten,

so dass eine flächendeckende Distribution über diesen Kanal nicht garantiert ist.

Am PoS kann die Marke Dunlop auf Basis des erweiterten Produktsortiments

sowie der emotionaleren PoS-Gestaltung eine wesentlich stärkere Präsenz er-

langen, als dies bislang der Fall war.

Noch wichtiger als die Handelspräsenz ist allerdings die durch die Kampagne

erhöhte und intensivierte Kommunikation mit dem Endverbraucher einzuschät-

zen. Pull-Aktivitäten wurden in der Vergangenheit von Seiten Dunlops nicht zu-

letzt aufgrund des hohen finanziellen Aufwands zu Gunsten stärkerer Push-

Aktivitäten vernachlässigt. Die Einstufung des Tennisspielers als Partner inner-

halb des Dunlop-Teams bedingt aber eine nachhaltige Dialogorientierung, die

zeigt, wie wichtig dem Unternehmen der Endverbraucher ist und dass man nun

auf seine spezifischen Wünsche eingehen möchte. Nur so ist auch das für die

Bildung einer Identität wichtige Kriterium der Wechselseitigkeit zwischen mar-

kenführendem Unternehmen und Konsument zur Initiierung entsprechender

Lernvorgänge zu realisieren. Hierzu stellen die genannten Maßnahmen erste

Ansätze dar, die einer kontinuierlichen Weiterentwicklung bedürfen. Beim End-

verbraucher soll schlussendlich eine ständige Präsenz erzeugt werden, die

gleichsam nicht belästigend wirkt. Vor dem Hintergrund, dass Dunlop diese Ver-

bundenheit mit dem Tennisspieler als wesentliches Element des Aufbaus einer

Kernkompetenz sieht, ergibt sich die Notwendigkeit, hierzu auch entsprechende

Ressourcen finanzieller und personeller Art freizustellen.

7.4.3 Sponsoring

Bereits aus den vorherigen Ausführungen zur Marketingkampagne „Wechselfie-

ber“ geht die große Bedeutung des Sponsorings für die Neuausrichtung der Mar-

ke Dunlop hervor. Unabhängig von der Kampagne sponsert Dunlop junge, talen-

tierte Spieler. Dabei kann zwischen einem nationalen und einem internationalen

Sponsoring, welches von der Muttergesellschaft in England gesteuert wird, un-

terschieden werden. Auf letzteres hat das Management der deutschen Gesell-

schaft zwar keinen Einfluss, jedoch kann man auch auf dem deutschen Markt

von den emotionalen Transfers der Profi-Spieler auf die Marke Dunlop profitieren.

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Gerade jugendliche Tennisspieler werden hinsichtlich ihrer Markenpräferenzen

stark durch das Fernsehen geprägt. Den deutschen Markt betreffend kommt in

diesem Zusammenhang in erster Linie Tommy Haas eine wichtige Bedeutung zu,

da ihm als deutschen Top-Spieler die größte Ausstrahlungswirkung auf den End-

verbraucher zuzurechnen ist. Zudem verkörpert der Deutsche einen durch seinen

Wohnsitz Florida geprägten, modernen und lässigen Lifestyle. Diese Persönlich-

keit eröffnet kommunikative Potenziale, durch die sich das angestaubte Image

der Marke modernisieren lässt. Insofern sollte Tommy Haas verstärkt in die

Kommunikation der Marke involviert werden.

Das nationale Sponsoring-Engagement wendet sich an talentierte Spieler und

Trainer an der Basis. Hierzu wurden das Dunlop National Coach Team sowie das

Dunlop National Junior Team ins Leben gerufen. Den Spielern und Trainern wird

das von ihnen benötigte Equipment in Kooperation mit einem Dunlop-Händler vor

Ort kostenlos zur Verfügung gestellt. Im Gegenzug verpflichten sich die Ver-

tragspartner, über die Vertragsdauer hinweg ausschließlich mit Dunlop-

Equipment zu spielen und die Marke Dunlop im Rahmen ihrer Tätigkeiten stets

positiv zu repräsentieren.

Im Rahmen dieser Vereinbarungen bietet sich für Dunlop nun die Möglichkeit,

Spieler und Trainer neben Rackets, Bällen und Zubehör auch mit Dunlop-

Bekleidung zu versorgen. Werden sämtliche Vertragsspieler und -trainer mit einer

kompletten Teamsport-Kollektion ausgestattet, führt dies zu einer Erhöhung der

Sichtbarkeit der Marke. Der Wiedererkennungswert in den Clubs und bei den

nationalen Turnieren wird erhöht. Auf diese Weise kann die Identität des Vollsor-

timenters innerhalb der Zielgruppe selbst kommuniziert werden, was nach Auf-

fassung des Autors einige Endverbraucher eher überzeugen wird, als die Kom-

munikation von Herstellerseite.

Durch Kooperationen mit Tennisschulen kann die Marke Dunlop ferner über li-

zenzierte Tennistrainer an potenzielle Endkonsumenten kommuniziert werden.

Interne Studien der Dunlop-Marketingabteilung haben ergeben, dass Tennistrai-

ner als Meinungsbildner maßgeblichen Einfluss auf das Kaufverhalten der Spieler

haben. Sie verkörpern demnach nicht nur die Funktion des Lehrenden, sondern

werden als kompetenter Ratgeber bei Fragen zum Tennisequipment herangezo-

gen. Vor dem Hintergrund der physischen Produktpräsentation sowie der kogniti-

ven Einstellungserzeugung ist das Trainersponsoring als wichtige Plattform zur

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Vermittlung der Identität des Vollsortimenters zu sehen und muss als solche ge-

nutzt werden. Um dieses Potenzial umfangreich für die Marke Dunlop ausnutzen

zu können, muss allerdings die Zahl der Trainerkooperationen deutlich ausge-

baut werden. Zurzeit stehen bei Dunlop etwa 50 Trainer im National Coach

Team unter Vertrag. Hinzu kommen rund 250 weitere Vertragstrainer, die eben-

falls in Kooperation mit einem Sportfachhändler auf Basis von Standard-

Ausrüstungsverträgen oder Sondervereinbarungen spezielle Konditionen für

Dunlop-Equipment erhalten.

Von strategisch wichtiger Bedeutung kann in diesem Zusammenhang auch das

Sponsoring in den verschiedenen Landesverbänden des DTB gesehen werden.

Dunlop plant, diese Partnerschaften dahingehend auszubauen, dass die jeweili-

gen Verbands-Trainerteams mit Dunlop-Equipment ausgerüstet werden. In den

Landesverbänden finden regelmäßig Trainer-Ausbildungslehrgänge statt. In die-

sem Rahmen kann ein ohne jegliche Streuverluste einhergehender Kontakt zwi-

schen Marke und Konsument stattfinden. Allerdings wird sich Dunlop hier gegen

teilweise sehr aggressiv agierende Wettbewerber behaupten müssen, die sich

ebenfalls über umfangreiche Sponsoring-Pakete enger an die Landesverbände

binden wollen.

Durch sämtliche Sponsoring-Aktivitäten - gegenüber Spielern, Trainern, Instituti-

onen und Veranstaltungen - drückt Dunlop die Verbundenheit der Marke zum

Tennissport aus und untermauert somit seinen Anspruch, als Partner der Tennis-

spieler gesehen zu werden.

7.4.4 Verkaufsförderung

Bereits in den Ausführungen zur Marketingkampagne „Wechselfieber“ sind die

Ziele und die Bedeutung der Verkaufsförderung dargestellt worden. Neben den

bereits aufgezeigten Aktivitäten führt Dunlop im Rahmen der Neuausrichtung

weitere verkaufsfördernde Maßnahmen durch, die auf den Endverbraucher als

Rezipient ausgerichtet sind.

So ist in diesem Zusammenhang bspw. das Ermöglichen von Rückvergütungsra-

batten236 nach Kauf des Produkts zu erläutern. Dunlop wird dieses Instrument zur

Abverkaufssteigerung der Tennisschläger nutzen. Der Käufer bekommt die Mög-

lichkeit, einen vorgegebenen Kaufnachweis in Verbindung mit einigen persönli-

chen Angaben auf postalischem oder elektronischem Weg direkt bei Dunlop ein-

236 Vgl. Kotler, P., Bliemel, F., Marketing-Management, 1995, S. 1008.

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zusenden, wofür Dunlop dann einen Teil des Kaufpreises zurückerstattet. Ziel

dieser Aktion ist es, erstens im Schlägersegment Neukunden zu gewinnen oder

häufige Markenwechsler von den Produkten der Konkurrenz wegzulocken. Zwei-

tens können die persönlichen Angaben des Käufers zur Direktkommunikation

genutzt und über diesen Kanal in der Nachkaufphase bspw. über Newsletter wei-

tergehende Produktinfos vor dem Hintergrund der Vermittlung der Markenidenti-

tät an den Käufer weitergegeben werden. Ziel ist auch hier eine persönliche, in-

dividuelle und unmittelbare Ansprache des Konsumenten mit der Gelegenheit

zum Dialog.

Verkaufsförderungsaktivitäten führt Dunlop darüber hinaus regelmäßig im Rah-

men von internationalen Tennisturnieren in Deutschland durch, die durch das

Unternehmen gesponsert werden. Wichtiges Element hierbei ist die so genannte

On-Court Promotion, bei der Besucher des Turniers Dunlop-Produkte direkt an

ihrem originären Verwendungsort auf dem Tennisplatz testen können. Zumeist

wird eine derartige Aktion durch einen Dunlop-Vertragsspieler unterstützt, was

das Interesse insbesondere der jüngeren Tennisspieler weckt, die bspw. Tommy

Haas oder John McEnroe einmal hautnah erleben können.

Im Kontext der Neuausrichtung können nun sämtliche Produktgruppen zum Test

angeboten und damit das Bild des Vollsortimenters verkörpert werden. Außer-

dem fördern Aktivitäten dieser Art das emotionale Involvement gegenüber der

Marke und sorgen für einen hohen Erinnerungswert. Sie gehen über eine reine

Produktpräsentation bzw. einen standardisierten Produkttest hinaus und schaffen

einen Mehrwert für den Konsumenten.237 Es entsteht das Potenzial, über einen

Erlebniswert das emotionale Involvement der Endverbraucher anzusprechen und

sie auf diese Weise nachhaltiger zu erreichen.

7.4.5 Öffentlichkeitsarbeit

Hauptaufgabe der Öffentlichkeitsarbeit (auch PR) ist es, das Firmenbild im Sinne

der Zielsetzungen des Unternehmens so zu verändern, dass sich ein positiv

wirksames Firmenbild als Ergebnis eines systematisch kommunizierten Firmen-

stils einstellt.238 Rezipienten der PR sind die verschiedenen Teilöffentlichkeiten,

wie z. B. Kunden, Lieferanten, Aktionäre, Arbeitnehmer, Institutionen und Staat.

Hinsichtlich der Vermittlung der Markenidentität kommt diesem Instrument eine

237 Vgl. Weis, H. C., Marketing, 1995, S. 430. 238 Vgl. Weis, H. C., Marketing, 1995, S. 440.

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besondere Bedeutung zu, da hierbei nicht wie in der klassischen Werbung ein-

zelne Produkte, sondern das Unternehmen bzw. die Marke als Ganzes im Vor-

dergrund steht.239 Zentrales Ziel muss es demnach sein, ein dauerhaftes Ver-

trauensverhältnis zwischen Marke und den Rezipienten der Öffentlichkeitsarbeit

im Sinne der Markenidentität zu sichern.240

Auch für dieses Instrument der Kommunikationspolitik kann Dunlop auf sein Part-

nerschaftsengagement bei verschiedenen nationalen und internationalen

Tennisturnieren zurückgreifen. Dabei eignet sich dieser Rahmen nicht nur zur

reinen Produktpräsentation. Vielmehr zeichnet er sich auch dadurch aus, Händ-

ler, Tennisspieler, Trainer und Presse-Vertreter einladen und in geselliger Atmo-

sphäre bewirten zu können. Neben der in diesem Rahmen stattfindenden Infor-

mationsvermittlung können wichtige Kontakte zwischen Unternehmen und exter-

nen Meinungsbildnern geknüpft werden. Beispielhaft sei hier die alljährliche Dun-

lop-Lounge beim Tennisturnier am Hamburger Rothenbaum genannt. In dieser

Lounge findet während der gesamten Turnierwoche für ausgewählte Gäste eine

Bewirtung statt. Gleichzeitig werden in einem separaten Teil des Raumes die

aktuellen Dunlop-Produkte ausgestellt. Dadurch wird ein zwangloser Rahmen für

einen Dialog kreiert, in dem sich auch eine umfangreiche Betreuung durch das

markenführende Unternehmen verwirklichen lässt.

Hinzu kommt, dass Tennisturniere einen erlebnisorientierten, emotionalen Event-

Charakter haben, innerhalb dessen sich die Marke in ihrem natürlichen Verwen-

dungsumfeld präsentieren kann. So tritt der Event aufgrund der gemeinsamen

Wahrnehmung von Event und Marke als Filter in die Beziehung zwischen Mar-

kenidentität und Markenimage ein.241 Außerdem können die internen Zielgruppen

durch den direkten Kontakt ein Feedback über die Glaubwürdigkeit und Relevanz

der Marke von den externen Zielgruppen bekommen.242

Neben den Turnieren nutzt Dunlop diverse Veröffentlichungen für den Dialog mit

den Konsumenten. Dabei sind zwei wesentliche Arten zu unterscheiden. Ein ers-

tes Medium ist das von der Marketingabteilung selbst verfasste Dunlop Pro-

Magazin, welches mittlerweile im zweiten Jahr existiert und in regelmäßigen Ab-

239 Vgl. Meffert, H., Marketing, 2000, S. 726. 240 Vgl. Reichardt, I., Erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit, 1999, S. 11. 241 Vgl. Burmann, C., Nitschke, A., Profilierung von Marken, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 393 f. 242 Vgl. Burmann, C., Nitschke, A., Profilierung von Marken, in Meffert, H., Burmann, C., Koers, M. (Hrsg.), Markenmanagement, 2005, S. 394.

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102

ständen erscheint. Es löste das zwischen 2002 und 2004 existierende Tommy

Haas Fanclub Magazin ab, welches thematisch auf Informationen rund um den

Profi fokussiert und exklusiv für Mitglieder des von Dunlop ins Leben gerufenen

Fanclubs bestimmt war.

Das Dunlop Pro-Magazin hingegen bietet Informationen rund um das Tennis-

spiel. Dunlop-Trainer geben Tipps für das Training und zur Verletzungsprophyla-

xe, Dunlop-Vertragsspieler werden vorgestellt und auch die neuesten Dunlop-

Produkte werden dem Leser näher gebracht. Zudem haben die Leser die Mög-

lichkeit, selbst Anregungen zu geben und in einen Dialog mit den verantwortli-

chen Mitarbeitern der Marketing-Abteilung zu gelangen. Über dieses Medium

kann somit eine aktive und unmittelbare Vermittlung der Markenidentität stattfin-

den. Aus dem Feedback der Leser ergibt sich eine Wechselseitigkeit, die der

zielgerichteten Entwicklung der Markenidentität dienen kann.

Zweites Medium sind unternehmensfremde Fachzeitschriften und Magazine. In

diesen werden regelmäßig Beiträge platziert, die über aktuelle Entwicklungen

und Maßnahmen des Unternehmens informieren. Es handelt sich dabei vor allem

um Fachzeitschriften, insbesondere regionale und nationale Tennismagazine. Da

diese Zeitungen ausschließlich von Tennis-Interessierten gelesen werden, kann

eine Vermittlung der Markenidentität auf diesem Weg ohne größere Streuverluste

einhergehen. Bereits vereinzelt stattgefundene Kooperationen mit Lifestyle-

Magazinen wie Fit for Fun243 sollten nach Meinung des Autors im Hinblick auf die

verstärkte Wahrnehmung der Marke in der Öffentlichkeit auch weiterhin verfolgt

werden. Die Neutralität des redaktionellen Teils der Medien kann hierbei gezielt

genutzt werden, um positiv und objektiv über öffentlichkeitswirksame Aktivitäten

der Marke Dunlop zu berichten.244

243 Vgl. Dunlop Sport GmbH, Marketing-Präsentation, 2006. o. S. 244 Vgl. Bruhn, M., Markenpolitik, in Bruhn, M. (Hrsg.), Handbuch Markenartikel, 1994, S. 1150.

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8 Zusammenfassende Beurteilung der Neuausrichtung und Ausblick

Vor dem Hintergrund des dargestellten Fremdbildes der Marke bei den Konsu-

menten, der zum Teil durch die englische Muttergesellschaft vorgegebenen mar-

kenspezifischen Unternehmensziele sowie der Erkenntnisse der identitätsorien-

tierten Markenführung, ist die Modernisierung des Marktauftritts der Marke Dun-

lop als notwendiger Schritt zu interpretieren. Die hieraus resultierende strategi-

sche Neuausrichtung impliziert im Kern das Ziel der Etablierung der Marke als

Vollsortimenter im deutschen Tennismarkt.

Die vorausgegangenen Ausführungen haben aufgezeigt, dass diese Identität im

Einklang mit den identifizierten Kompetenzen des Unternehmens steht und somit

ein erstes Erfolgskriterium des identitätsorientierten Markenführungsansatzes

erfüllt. Die Wahl der Dachmarkenstrategie stellt die markenstrategische Umset-

zung der beabsichtigten Konzentration der Unternehmensaktivitäten dar. Diese

ist wiederum Voraussetzung für ein konsistentes Erscheinungsbild und damit

einer glaubhaften Vermittlung des Selbstbildes der Marke.

Neben markeninternen Ressourcen und Kompetenzen spricht auch die aktuelle

Marktentwicklung als weitere wichtige Komponente des Ansatzes für die konzi-

pierte Identität. Die relevante Konsumentengruppe orientiert sich immer stärker

zu einer subjektiv favorisierten Marke, die produktgruppenübergreifend nachge-

fragt wird. Insofern entsprechen die Identität eines Vollsortimenters und die damit

einhergehende Strategie einer vollständigen Produkt- / Marktabdeckung den zu-

künftigen Ansprüchen des Marktes. Es kann daher davon ausgegangen werden,

dass die Marke näher an die Idealvorstellungen der Konsumenten heranrückt.

Allerdings ist ein Abgrenzungspotenzial gegenüber den Wettbewerbern durch die

Markenidentität nicht gegeben. Ebenso wenig ist dies in einem qualitativ sehr

homogenen Markt durch das Positionierungsmerkmal Funktionalität möglich.

Letzteres muss wohl in Kauf genommen werden, da eine hohe technisch-

funktionale Qualität eine essenzielle Grundvoraussetzung des Markterfolges im

Tennismarkt darstellt. Dies hat nicht zuletzt der Markterfolg der ebenfalls auf Ba-

sis dieser Eigenschaft positionierten K-Swiss Schuhlinie gezeigt. Zudem impli-

ziert eine nur durch die krampfhafte Suche nach USP`s geprägte Denkhaltung,

dass man sich allein von der Konkurrenz vorgeben lässt, wie die eigene Marke

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zu positionieren ist. Die bisherigen Ausführungen sollten gezeigt haben, dass

dies kaum zielführend ist

Die besondere Herausforderung der Neuausrichtung liegt nichtsdestotrotz in der

Kreierung und Umsetzung eines kundenrelevanten und zugleich identitätskon-

formen Zusatznutzens. Bei Dunlop liegt dieser in der Positionierung als Partner

der Tennisspieler. Da die Identität des Vollsortimenters eine eindeutig produkt-

geprägte Philosophie widerspiegelt, die Positionierung als Partner aber eher ei-

nen Dienstleistungscharakter aufweist, könnte dies zu einem inkonsistenten Er-

scheinungsbild und damit einer Verwässerung des Markenbildes führen. Aller-

dings ist die Serviceorientierung entscheidend für die Entwicklung einer Kern-

kompetenz und damit wichtige Voraussetzung zur Schaffung eines symbolischen

Markennutzens. Die Aufgabe des Managements besteht nun darin, durch eine

ausgewogene Balance beider Komponenten ein widerspruchsfreies und glaub-

haftes Auftreten sicherstellen, was nach Auffassung des Autors auf Basis der

erörterten Maßnahmen auch möglich ist.

Ziel des identitätsorientierten Ansatzes ist die Kreierung eines identitätskonfor-

men Fremdbildes bei den externen Zielgruppen der Marke mittels der Instrumen-

te des Marketings. Die diesbezüglichen Analysen haben gezeigt, dass entspre-

chende Aktivitäten in erster Linie durch die Markenerweiterung aber auch durch

Sortimentserweiterungen in den bereits bestehenden Produktgruppen durchge-

führt worden sind bzw. werden. Hierdurch konnte die Modellwahl hinsichtlich qua-

litativ-funktionaler Aspekte und individueller Zielgruppenansprache optimiert wer-

den, bei einer ausgewogenen Balance zwischen Preis-/Leistungs-orientierten

Modellen und hochpreisigen Qualitätsmodellen.

Die Erweiterungsproduktgruppen Schuhe und Textilien stellen zwar aus Verbrau-

chersicht für die Marke Dunlop vollkommen neue Produktlinien dar, aus unter-

nehmensinterner Sicht bedeuten sie dagegen die Fortführung des bisherigen

Vertriebs der Marke K-Swiss auf einer eigenständigeren und umfassenderen

Ebene. Das dadurch in die Entwicklung eingeflossene bzw. in die Vermarktung

einfließende Know-how sowie die bereits bestehenden Handelsbeziehungen sind

Indikatoren dafür, dass die Produktgruppen einfacher und potenziell erfolgreicher

in den Markt eingeführt werden können, als dies bei üblichen Markenerweiterun-

gen der Fall ist.

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Die im Rahmen der Kontrahierungs- und Distributionspolitik getroffenen Maß-

nahmen spiegeln das Selbstbild der Marke wider und unterstützen die Realisie-

rung der angestrebten Markenziele. Damit hat das Management beste Voraus-

setzungen zum produktpolitischen Auftritt als Vollsortimenter und zur Erzeugung

von Synergien zwischen den einzelnen Produktbereichen geschaffen, von denen

insbesondere die bislang relativ absatzschwachen Tennisschläger profitieren

können.

Die undifferenzierte Marktstrategie im Sinne einer Ansprache aller Verbraucher

auf dem Gesamtmarkt245 untermauert die Markenidentität und wird innerhalb der

Aktivitätsfelder des Marketing-Mix konsequent verfolgt. Insbesondere die stärkere

Berücksichtigung von Freizeit- und Clubspielern ist für das übergeordnete Ziel

der Generierung zusätzlicher Marktanteile von großer Wichtigkeit, da diese

Gruppen den bei weitem größten Teil der Tennisspieler ausmachen und eine

hohe Kaufkraft besitzen. Die in dieser Hinsicht eingeleiteten Schritte müssen da-

her langfristig verfolgt und ausgebaut werden.

Die Ausführungen zur Kommunikationspolitik haben die generelle Absicht des

Managements verdeutlicht, den endverbraucherorientierten Dialog zu stärken.

Diese Kommunikation wurde in den letzten Jahren von Dunlop zu Gunsten einer

intensiven Ansprache des Handels vernachlässigt. Es wird daher bedeutsam

sein, die Kommunikation in Richtung Endkonsumenten zu verlagern, ohne dabei

den Handel als direkten Kunden des Unternehmens aus den Augen zu verlieren.

Nur so ist es möglich, neben dem funktionalen auch den symbolischen Nutzen

der Marke zu vermitteln. Allein eine höhere Präsenz der Marke Dunlop im Han-

del, die zweifellos erreicht werden wird, kann nicht als hinreichende Vorausset-

zung zur Abverkaufssteigerung herangezogen werden. Insofern wird eine konti-

nuierliche Kombination aus Pull- und Push-Aktivitäten letztlich den Ausschlag für

die Kreierung eines markenkonformen Images und einer erfolgreichen Umset-

zung der Neuausrichtung geben.

Damit ist auch eine weitere wichtige Erkenntnis für die zukünftigen Aktivitäten

innerhalb der Markenführung genannt worden: die kontinuierliche Ausrichtung

und Integration der Marketing-Maßnahmen auf die Vermittlung der Markenidenti-

tät des Vollsortimenters. Hierbei wird es vor allem auf die erfolgreiche Etablierung

der Bekleidungslinien ankommen, die entsprechend in funktioneller und modi-

245 Vgl. Busch, R., Dögl, R., Unger, F., Integriertes Marketing, 1997, S. 116 f.

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scher Hinsicht einer stetigen Weiterentwicklung bedürfen. Der Anspruch, eine

umfassende Produkt-/Marktabdeckung zu realisieren, wird aufgrund der weiterhin

zunehmenden Komplexität und Heterogenität der Nachfrage einen hohen Res-

sourceneinsatz bedürfen. Dies betrifft sowohl finanzielle als auch personelle Mit-

tel. Ebenfalls von großer Bedeutung wird die kontinuierliche Verankerung der

Markenidentität innerhalb unternehmensinterner Zielgruppen sein. Dies zieht

zwar ebenfalls einen gewissen finanziellen und zeitlichen Aufwand nach sich, ist

aber zur internen Etablierung der Markenidentität und der Positionierungsmerk-

male unumgänglich.

Bei aller Konzentration auf die Präsenz als Vollsortimenter dürfen aber auch die

einzelnen Produktgruppen und deren Marktentwicklung nicht aus den Augen ver-

loren werden. Insbesondere im für das Unternehmen ungemein wichtigen Ball-

sektor muss Dunlop weiterhin Innovationsfähigkeit beweisen, um sich gegen e-

benfalls nicht untätige Wettbewerber behaupten zu können. Die Marke Dunlop

wird in Zukunft dem Spannungsfeld zwischen Kontinuität und Modernität ausge-

setzt sein, in dem eine Balance zwischen konsequenter Verfolgung des Marken-

leitbilds und flexibler Anpassung an Marktbedingungen gefunden werden muss.

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116

Eidesstattliche Erklärung

Hiermit erkläre ich an Eides Statt, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig

und ohne unerlaubte Hilfe angefertigt, andere als die angegebenen Quellen nicht

benutzt und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen

Stellen als solche kenntlich gemacht habe.

Marsberg, 11.12.2006

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André Koch

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Anhang

Anhang I: Dunlop Axis-System und Dunlop A-Concept

Anhang II: PoS-Materialien Dunlop

Anhang III: Flyer zur Marketingkampagne „Wechselfieber“ (S. 1-4)

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Anhang I

Dunlop Axis-System und Dunlop A-Concept

Quelle: Dunlop Sport GmbH, Hanau, 2006

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Anhang II

PoS-Materialien Dunlop

Quelle: Dunlop Sport GmbH, Hanau, 2006

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Anhang III

Flyer zur Marketingkampagne „Wechselfieber“ (S. 1-4)

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Quelle: Dunlop Sport GmbH, Hanau, 2006


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