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Die niederländische Sicht auf die Welt im Goldenen Zeitalter

Date post: 05-Jan-2017
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1 Ans Schapendonk Die niederländische Sicht auf die Welt im Goldenen Zeitalter Niederländische Reiseliteratur aus der Frühen Neuzeit Im 16. und 17. Jahrhundert war es in den Niederlanden 1 üblich, reich mit Karten illustrierte Reisebeschreibungen und Schiffsjournale zu drucken und herauszugeben. Abenteuer auf See, Häfen und Städte, Sitten und Gewohnheiten der Bewohner und ihre Handelsmethoden waren Themen, die nicht nur nützliche Information lieferten, sondern auch zuhause für Entspannung sorgten. Auch das Ausland war interessiert an diesen Werken, weshalb die Übersetzungen nicht lange auf sich warten ließen. So waren es in Deutschland oft flämische Glaubensflücht- linge, wie beispielsweise Familie de Bry in Frankfurt, Mercator in Köln oder Hogenberg in Duisburg, die die Werke bald nach Erscheinen des Originals auf Deutsch veröffentlichten, sie mit größeren Kupferstichen ausstatteten und so dem Kupferstich in Deutschland zum Durchbruch verhalfen. Der Bestand der Universitätsbibliothek Marburg an niederländischen Reise- und Landbeschreibungen 2 zahlreicher Regionen der Welt erlaubt einen Einblick in die damaligen geographischen Kenntnisse und in die niederländische Sichtweise auf andere Teile der Welt. Anhand einiger Beispiele soll das frühneuzeitliche Weltbild aus niederländischer Perspektive nach historisch-geographischen Gesichtspunkten analysiert werden. Es folgt ein historischer Überblick über die kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten in den Niederlanden während des sogenannten „Goldenen Zeitalters“. Wie kommt es zur Unabhängigkeit, dem wissenschaftlichen Fortschritt, dem Handel und schließlich den Entdeckungs- reisen? In dem geographisch orientierten Teil werden aus Sicht der Autoren Fragen zur Gestaltung der Reise, Wahrnehmung der Landschaften und deren Flora und 1 Die Niederlande, das heutige Belgien und um Lille herum in Nordfrankreich. 2 Die widerspenstigen Niederlande. Ans Schapendonk. Frühneuzeitlicher niederländischer Buchbestand der Universitätsbibliothek Marburg. - Marburg 1998. ISBN 3-8185-0252-8.
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Page 1: Die niederländische Sicht auf die Welt im Goldenen Zeitalter

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Ans Schapendonk

Die niederländische Sicht auf die Welt im Goldenen Zeitalter Niederländische Reiseliteratur aus der Frühen Neuzeit

Im 16. und 17. Jahrhundert war es in den Niederlanden1 üblich, reich mit Karten

illustrierte Reisebeschreibungen und Schiffsjournale zu drucken und

herauszugeben. Abenteuer auf See, Häfen und Städte, Sitten und Gewohnheiten der

Bewohner und ihre Handelsmethoden waren Themen, die nicht nur nützliche

Information lieferten, sondern auch zuhause für Entspannung sorgten. Auch das

Ausland war interessiert an diesen Werken, weshalb die Übersetzungen nicht lange

auf sich warten ließen. So waren es in Deutschland oft flämische Glaubensflücht-

linge, wie beispielsweise Familie de Bry in Frankfurt, Mercator in Köln oder

Hogenberg in Duisburg, die die Werke bald nach Erscheinen des Originals auf

Deutsch veröffentlichten, sie mit größeren Kupferstichen ausstatteten und so dem

Kupferstich in Deutschland zum Durchbruch verhalfen.

Der Bestand der Universitätsbibliothek Marburg an niederländischen Reise- und

Landbeschreibungen2 zahlreicher Regionen der Welt erlaubt einen Einblick in die

damaligen geographischen Kenntnisse und in die niederländische Sichtweise auf

andere Teile der Welt. Anhand einiger Beispiele soll das frühneuzeitliche Weltbild

aus niederländischer Perspektive nach historisch-geographischen Gesichtspunkten

analysiert werden. Es folgt ein historischer Überblick über die kulturellen,

politischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten in den Niederlanden während des

sogenannten „Goldenen Zeitalters“. Wie kommt es zur Unabhängigkeit, dem

wissenschaftlichen Fortschritt, dem Handel und schließlich den Entdeckungs-

reisen? In dem geographisch orientierten Teil werden aus Sicht der Autoren Fragen

zur Gestaltung der Reise, Wahrnehmung der Landschaften und deren Flora und

1 Die Niederlande, das heutige Belgien und um Lille herum in Nordfrankreich. 2 Die widerspenstigen Niederlande. Ans Schapendonk. Frühneuzeitlicher niederländischer Buchbestand der Universitätsbibliothek Marburg. - Marburg 1998. ISBN 3-8185-0252-8.

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Fauna, zu den Siedlungen und Städten der einheimischen Bevölkerung sowie ihre

Kultur erörtert.

Wirtschaftliche und geographische Vorbedingungen

Handel und Schifffahrt hatten sich schon seit 700 n. Chr. etabliert, als die Friesen

vom Zwin (Belgien) bis zum Weber segelten und bereits Wein aus dem Elsass

nach Haithabu an der Schlei transportierten und von dort Pelze, Bernstein oder

wertvolle Tücher holten. Durch die Raubzüge der Wikinger und die Versandung

der Flüsse verschwanden alte blühende Handelszentren wie zum Beispiel Dorestad.

Dort geschlagene Münzen wurden bis in Russland gefunden. Teile der

Handelsaktivitäten verschoben sich aber nach neuen Hafenstädten, wie Tiel und

Deventer, oder wie im 10. und 11. Jahrhundert Stavoren, ein wichtiger Hafen an

der Südsee (das heutige IJsselmeer), oder Brügge an der friesischen Küste

(Flandern). Die Route entlang dieser Hansestädte war umständlich, da alle Schiffe

ihre Ladung auf dem Land umladen mussten, um von der Nord- zur Ostsee zu

kommen. Von neuen Routen über das Skagerrak und der Sont profitierten vor

allem an Flüssen gelegene Städte wie Utrecht, aber bald auch Dordrecht, Delft und

Haarlem.

Im Jahre 1300 wurde es unruhig in Flandern, als Frankreich dieses reiche Gebiet

ins Visier nahm. Obwohl die Franzosen erfolgreich vertrieben wurden (Gulden-

sporenslag), verschob sich der Handel von Brügge nach Antwerpen. Die offenen

Seeverbindungen und der billigere Zoll führten zur Erweiterung der Seefahrt und

zu einer Zunahme des Frachtverkehrs. Seeleute spezialisierten sich zunehmend auf

Fischfang, zuerst in der Ostsee. Durch neue Entdeckungen wie das „Haringkaken“

(1350) sparte man sich nicht nur Zeit, indem man die Eingeweide bereits auf den

Schiffen entfernte, sondern man konnte den Fang auch länger aufbewahren. Als die

Heringe infolge einer Veränderung des Golfstroms zur Nordsee wanderten, wurde

dieser Fischfang zum nationalen Volkskult bis zum heutigen Tag

(„Vlaggetjesdag“).

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Abb.1: Licht der Zeevaert (Willem J. Blaue, 1608): Dieser Kupferstich ist den Wissenschaften gewidmet, die die Seefahrt ermöglichen: In der Mitte unter dem

Licht (Kenntnis) ein Lehrer, der auf Globen und Karten zeigt. Auf der linken Seite: Astrolabium, Kompass, Sandläufer und Neptun, der Meeresgott. Auf der rechten

Seite: Jakobsstab und Aelus auf den vier Winden.

Im 15. Jahrhundert wurde Antwerpen zum Stapelmarkt für die Portugiesen, die ihre

Waren aus Afrika und Asien dorthin brachten. Die Städte bauten zu dieser Zeit ihre

eigene Kriegsmarine als Schutz gegen die Piraterie auf. Auf wirtschaftlichem

Gebiet spezialisierte man sich weiter auf den Transport von billigen Massengütern.

Während andere Länder kostbare Waren verschifften, was besondere Schutzmaß-

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nahmen wie militärische Überwachung und die Ausstattungen von Sonderräumen

erforderte, sparten die niederländischen Kompanien (flämische, brabantische,

seeländische, holländische und friesische) Geld, indem sie mit wenig Personal und

großen Stauräumen billige Massenwaren transportierten.

Als den Niederländern Mitte des 16. Jahrhundert der Zutritt zu den spanischen und

portugiesischen Häfen verweigert wurde, etablierte sich Amsterdam endgültig als

europäischer Stapelmarkt. Die Stadt war aus geographischer Sicht optimal gelegen.

Aus dem Süden holten sich die Segler Wein und Salz, die zwischengelagert

wurden, bis die Gewässer im Norden aufgetaut waren. Auf dem Rückweg holte

man aus dem Ostseegebiet Holz und Getreide. Im Landesinnern transportierten

Schiffer Käse und sonstige landwirtschaftliche Produkte über die großen Flüsse.

Der Handelsbetrieb breitete sich enorm aus und brachte allgemeinen Wohlstand ins

Land. Noch vor Beginn des 17. Jahrhundert beherrschte die Republik die

europäische Wirtschaft und festigte sich als Zentrum des Welthandels, indem sie

sich dem eigenen interkontinentalen Handel widmete. Infolgedessen gründete man

1602 die Vereinigte Ostindische Kompanie (VOC), die 200 Jahre lang den

Welthandel beherrschen würde.

Achtzigjähriger Krieg gegen Spanien

Mit dem Thronwechsel 1555 überließ der in Gent geborene Kaiser Karl V. seinem

Bruder die habsburgischen und seinem Sohn Philipp II. die spanischen und

niederländischen Gebiete. Philipp schränkte im damals reichen Flandern und

Brabant sowohl die Stadtprivilegien als auch die errungenen Freiheiten der Bürger

ein, erhob hohe Steuern und vereitelte die Reformation, indem er Herzog Alba

schickte. Die Situation eskalierte, als dieser Vertreter der Inquisition sowohl Adel

als auch Bürger ermorden ließ. Damit begann ein 80-jähriger Freiheitskampf gegen

Spanien (1568-1648), dessen Erfolg dem gemeinsamen Widerstand, nicht nur von

Adel und Bürger, sondern auch von Glaubensanhängern verschiedenster Richtung,

zu danken war. Während des Krieges flüchteten etwa 200.000 Einwohner ins

Ausland, vor allem aber nach Holland. Als Wilhelm von Oranien 1581 Philipp II.

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als König „kündigte“, führte dies 1584 zur Ermordung des Prinzen und ein Jahr

später zum Fall von Antwerpen. Tausende verließen die Stadt, um ihre

Religionsfreiheit zu erhalten und ihr Vermögen zu retten, wovon die Städte des

Nordens profitierten. Oraniens tolerante Auffassungen hinsichtlich der Religion

hatten die von Kaiser Karl V. zentralisierten Provinzen lange zusammengehalten.

Nun trennten sich 1588 sieben nördliche Provinzen, die die erste Republik in

Europa gründeten (es gab sonst nur Stadtrepubliken), die von England und

Frankreich sofort und von Spanien beim westfälischen Frieden 1648 anerkannt

wurden.

Die erneute Eroberung Antwerpens durch die Spanier begünstigte jedoch die

Existenz der jungen Republik in mindestens vier Hinsichten: Erstens waren es vor

allem die reichen flämischen Kaufleute sowie die Intellektuellen (unter anderem

Kartographen, Drucker und Verleger), die sich in den unabhängigen Provinzen

niederließen. Trotz des Mangels an natürlichen Rohstoffen und trotz regelmäßiger

Überschwemmungen wies die Republik bereits damals den höchsten Prozentsatz

an Verstädterung sowie viele wirtschaftliche Aktivitäten auf. Zweitens schlossen

die Provinzen in Seeland die Mündung der Schelde, um den Antwerpener Hafen zu

blockieren. Die Seeleute benutzten nun zunehmend den Amsterdamer Hafen,

dessen geographische Lage fast noch besser war durch die Kreuzung der

nördlichen Wasserstraßen, die den Atlantischen Ozean, die Ostsee und den Rhein

miteinander verband. Dies war ein wichtiger Schnittpunkt, seitdem das Mittelmeer

nicht länger den Mittelpunkt des interkontinentalen Handels bildete. Drittens

ermöglichte der Krieg mit Spanien den Kampf auf den Ozeanen. Holländische

Kaperer, „die Bettler der Meere“, eroberten die mit Edelmetallen beladenen

Galeonen sowie die portugiesischen Zuckerflotten aus Südamerika. Mit diesen

Beuten finanzierte die Republik ihren abenteuerlichen Welthandel. Sogar legal,

denn Freibeuterei unterschied sich von Piraterie, solange man sich an die

Seekriegsregel hielt, wie das Vorzeigen von Kaperbriefen, die, wenn vom Richter

anerkannt, eine Versteigerung von Schiff und Ladung erlaubten. Ein vierter

ausschlaggebender Faktor war die Verweigerung Spaniens, die holländischen

Schiffe und Segler in seinen Häfen zuzulassen. Es waren aber ausgerechnet diese

Schiffe, die die von den Spaniern und Portugiesen mitgebrachten Handelswaren in

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Europa verteilten. Da hier die wichtigste Einkommensquelle der Republik lag, sah

sie sich daraufhin gezwungen, selbst die Waren aus dem außereuropäischen

Ausland zu holen.

Eine sozial und politisch recht stabile Lage

Mit dem Welthandel wurde die Republik seit 1590 schlagartig reich. Die

geographisch günstige Lage, die hohe Bevölkerungsdichte und technologische

Fortschritte verbesserten die wirtschaftliche Infrastruktur, die eine explosive

Zunahme des Güterstroms ermöglichte und den meisten Menschen Arbeit

verschaffte. Auch die sozialen Voraussetzungen waren günstig. Weil es den

meisten Menschen in der Republik finanziell gutging, gab es wenig Verbrechen.

Sowohl Männer als auch Frauen fühlten sich auf den Straßen sicher. Die Freiheit

oder beispielsweise das unabhängige Verhalten der Frauen sprang Ausländern

besonders ins Auge. Betteln und Prostitution waren nicht erlaubt, Häftlinge sollten,

anstatt verstümmelt zu werden, sich in sogenannten Zuchthäusern mit Arbeit

beschäftigen, eine Idee von Dirck Coornhert, die in ganz Nordeuropa übernommen

wurde.

Auch kennzeichnete sich die politische und religiöse Lage im Verhältnis zu den

anderen europäischen Ländern auf Dauer als recht stabil. Die Probleme bezüglich

der Grundrechte der Bürger in Europa waren in der Macht der Monarchie und im

Phänomen der religiösen Pluriformität begründet. In Frankreich herrschte eine

absolute Monarchie. Die Hugenotten wurden niedergeschlagen, während die

Katholiken an der Macht blieben. Obwohl in England die Macht der Monarchie

erst 1688 durch die „Glorious Revolution“ eingeschränkt wurde, herrschten in

London weiterhin die aristokratischen Tories, die die Politik ohne die Bürger

bestimmten. Die Zerstrittenheit der heutigen deutschen Gebiete (Schmalkalden,

1546) verhinderte den Aufbau einer zentralen Macht. Die regionalen Herrscher

hatten ihre eigenen Armeen, diplomatischen Beziehungen und religiösen

Bestimmungen. Juristisch gesehen hatte das niederländische Gebiet den gleichen

Hintergrund wie die Schweiz, Lothringen, Norditalien oder Böhmen. Bei der

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Transaktion von Augsburg 1548 erreichte Kaiser Karl V. (nicht nur Habsburger,

sondern auch Burgunder), dass es ungeteilt zum Burgundischen Kreis überging.

Die gemeinsam geführte ausländische Politik der Generalstaaten und die

militärische Überlegenheit der Oranier konnten bis Napoleon weitere feindliche

ausländische Angriffe verhindern.

Dank der Bewegung der Devotio moderna wurde am Ende des 15. Jahrhunderts im

nördlichen Teil der Niederlande die mittelständische Schicht zum Lesen animiert.

Früher noch als in Antwerpen wurde in kleineren Städten wie Haarlem, Gouda

oder Delft die Buchdruckkunst dazu genutzt, fiktive und christliche Werke in

niederländischer Sprache zu veröffentlichen. Die Hälfte aller Bücher, die im

Goldenen Jahrhundert publiziert wurde, erschien in den Niederlanden. In religiöser

Hinsicht waren weder Erasmus noch Karl V. an einer Spaltung der Kirche

interessiert. Obwohl sich die Reformation des Christentums früh ausbreitete,

begann die Ketzerverfolgung erst 1555. Anhänger dieser vor allem kalvinistischen

Glaubensrichtung waren Angehörige des niederen Adels, die 1566 in einer

Bittschrift um Mäßigung der religiösen Strafverfolgung baten. Als in diese nicht

eingewilligt wurde, kam es zu einem ungeheuerlichen Aufstand (Bildersturm),

dessen Anlass eine Kombination von Partikularismus und religiöser Unterdrückung

war - aber auch von wirtschaftlichen Krisen, denn die Stagnation des Getreide-

handels durch Kriege im Ostseegebiet und Krisen in der Textilbranche führten bei

der Bevölkerung zu Hunger und Geldnot.

Wilhelm von Oranien, der nun als Generalstatthalter ernannt wurde, strebte ein

Christentum an, indem er für alle seine Varianten Religionsfreiheit gewährte. Er

plädierte für ein religiöses Nebeneinander und nicht für die Devise cuius regio,

eius religio wie in den umliegenden Ländern. Durch diese politisch taktische, aber

immerhin tolerante und demokratische Politik ließen sich 1585 in Antwerpen neun

Religionen und über neunzig Sekten registrieren. Zusammenfassend kann man die

Tatsache, dass die Republik eine Handelsnation wurde, auf Gründe wie eine

kommerzielle Orientierung, einen hohen Bildungsstand, eine bürgerliche Kultur

und religiöse Toleranz zurückführen.

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Einwanderer und neue Technologien

Der Bevölkerungsanstieg machte den Handel mit dem Ausland notwendig, um der

inländischen Frage nach Rohstoffen entgegenzukommen. Alternativen, um den

Mangel an Landbau zu kompensieren, fand man in der Landgewinnung. Die vielen

Mühlen im Land dienten weniger der Verarbeitung des Getreides als wohl die

Entwässerung der unter dem Meeresspiegel liegenden Böden; so wurde durch

Deichbau zur Landgewinnung beigetragen. Durch die steigende Zufuhr von

Getreide konnten die Bauern sich auf gewinnbringendere Produkte wie Fleisch,

Wolle, Hopfen, aber vor allem auf Milchprodukte für den Export konzentrieren.

Diese Änderungen führten dazu, dass sich Arbeitskräfte in Landbau und Viehzucht

selbstständig machen konnten und sich als Müller, Hafenbaggerer, Bierbrauer,

Segelmacher oder Schiffsbauer spezialisierten. Letztere bauten viele

unterschiedliche Schiffstypen, die eine große Ladung transportieren und nicht nur

auf untiefen Küstengewässern, sondern auch auf hoher See mit stark wechselnden

Winden seetüchtig sein mussten.

Die umliegenden Länder befanden sich nahezu alle im Krieg. Flüchtlinge zogen,

aus Angst in den Armeen kämpfen zu müssen, in die Republik. Ob es den Männern

hier besser erging, ist zu bezweifeln. Meistens wurden sie von Frauen abgefangen,

die ihnen im Tausch für Essen und Übernachtung Schuldbriefe abverlangten, die

sie dazu verpflichteten, als Söldner auf den Schiffen zu arbeiten. Manche lockte

aber auch das Abenteuer. Intellektuelle, Studenten, Geschäftsleute und sonstige

Fremde kamen ins Land, weil sie dort zum Beispiel Texte veröffentlichen wollten,

die im eigenen Land verboten waren. Obwohl man auch in der Republik nicht

unbedingt prosemitisch war (wie auch sogar ein Erasmus von Rotterdam), zeigte

sich die besondere Toleranz vor allem darin, dass die städtischen Behörden keinen

Fremdenhass akzeptierten, auch den vielen Juden gegenüber nicht, die als religiöse

Flüchtlinge Zuflucht in der Republik fanden, wie beispielsweise Descartes. Der

Kampf gegen die Spanier hatte eine Mentalität hervorgebracht, die eine Akzeptanz

der Zuwanderer begünstigte und die wiederum förderten die Integration in der

Gesellschaft.

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Aufschwung niederländischer Reiseliteratur nach Gründung der ersten

Kompanien:

- Jan van Linschoten, Olivier van Noort, Joannes de Laet und Jan Struys –

Der Anfang der niederländischen kommerziellen und maritimen Expansion

spiegelte sich in einer ausgiebigen Reiseliteratur, die in den dynamischen Jahren

1595 bis 1605 einen schnellen Aufschwung erlebte. So bereiteten die günstigen

Vorbedingungen auf dem Handelsgebiet den Weg für den Kaufmann JAN VAN

LINSCHOTEN (1562-1611), der von 1583-1592 als Schreiber auf einem Schiff

im Dienst eines portugiesischen Erzbischofs bereits viel von Afrika und Asien

gesehen hatte. Als er berichtete, dass man in Asien auch selbst Handel treiben

könnte, taten sich Kaufleute mit politischer Unterstützung in sogenannten

Vorkompanien zusammen und schickten Schiffsflotten um die Welt. Nach

Aufenthalten in portugiesischen Gebieten wie Mozambique und Indien

veröffentlichte van Linschoten 1596 das Itinerario und das Reysgheschrift. Hierin

beschreibt er die Reiseroute sowie die für den Handel geeigneten Produkte. Seine

Werke wurden als Reiseführer an andere Schiffe gegeben und galten lange Zeit

auch international als Standardwerke, nachdem sie unmittelbar nach Erscheinung

in andere Sprachen übersetzt wurden. Man nannte van Linschoten sogar den

Wegbereiter des niederländischen Kapitalismus.

Um den Feinden aus dem Weg zu gehen, organisierte die Republik 1594 in

Zusammenarbeit mit privaten Anlegern die ersten Weltreisen in nördlicher

Richtung. Dass es einen Durchgang nach China über den Norden geben musste,

wusste man seit Plinius, aus dessen Werken hervorgeht, dass es hier bereits in der

Antike Handel und Schifffahrt gab. 1601 publizierte van Linschoten Voyagie, ofte schip-vaert van by Noorden om langs, denn er wurde mit der Beschreibung der

beiden ersten Erkundungsreisen beauftragt. Die erste Expedition erreichte den

Kara-See und kehrte vor Wintereinbruch wegen des Packeises zurück. Van

Linschoten überreichte Prinz Moritz von Oranien Karten der neu entdeckten

Küsten und bot sich für eine Durchfahrt zum Archipel an. Im Herbst 1595 kamen

sieben Schiffe (Abb. 2) mit van Linschoten als oberstem Beamten der

Generalstände von der Suche nach der Durchfahrt zurück. Die Mannschaft war fast

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vollständig an Skorbut erkrankt und hatte einen riesigen Wal im Schlepptau. Die

Beschreibung der dritten Reise (1596) von Gerrit de Veer (hier nicht weiter

besprochen) wurde populär, weil die Mannschaft gezwungen war, zehn Monate in

einer aus Treibholz und ihrem Schiff gebauten Siedlung auf Nova Zembla, einem

Archipel im Arktischen Ozean, zu überwintern. Auch diese Expedition war

gescheitert und damit auch weitere Pläne in dieser Richtung.

Abb. 2: Zweite Erkundungsfahrt von van Linschoten (1595)

Die erste Weltumsegelung der Holländer machte OLIVER VAN NOORT (1558-

1627) im Jahre 1598, dessen Wonderlijcke voyagie voor de Strate Magalanes, ende voorts den gantschen Kloot des Aerdtbodems erst 1652 veröffentlicht wurde.

Mit vier Schiffen wollte van Noort fremde Länder entdecken und neue Handels-

wege erschließen. Obwohl die Mannschaft davon nichts erfuhr, war diese Fahrt vor

allem dazu bestimmt, spanische Schiffe zu kapern und deren Siedlungen

anzugreifen. Deshalb beteiligte sich die Regierung an den Kosten für die Kanonen

und gab Kaperbriefe mit. Die mühsame Reise durch die Magellan-Straße, über den

Stillen Ozean nach Manila und über das Kap der Guten Hoffnung zurück nach

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Hause hatte in dieser Hinsicht nichts gebracht, weil die Spanier die Magellan-

Straße nach fremden Schiffen ausspionierten und die vor Lima sitzende

Kriegsflotte informierten. Der König verbot es, mit Holländern zu verhandeln. Als

es doch zu einer Verfolgung eines spanischen Schiffes kam, warfen die Spanier 52

Kisten Gold und 500 Goldbarren von Bord. Der Krieg des Kontinents wurde so auf

den Seewegen ausgefochten. Hier ging es nicht um Wettbewerb zwischen

Handelsmächten, sondern lediglich darum, dem Feind Schaden zuzufügen und

politische Interessen zu verteidigen.

Im Jahre 1602 wurde die Vereinigte Ostindische Kompanie (VOC) gegründet,

deren Schiffe den Weg nach Asien finden sollten. Die VOC war der erste

multinationale Konzern der Welt und das größte Handelsunternehmen des 17. und

18. Jahrhunderts. Während vorherige Finanzierungen sich auf Schiffsladungen

bezogen, beschloss die VOC die historisch erstmalige Finanzierung der Kompanie

durch die Herausgabe von Aktien. Tausende von Kaufleuten, Seeleuten, aber auch

Privatpersonen wie Dienstmädchen konnten pro Reise Aktien anlegen und vom

Gewinn profitieren. Nach dem Erfolg des VOC gründete man 1621 die

Westindische Kompanie (WIC), die ihre Schiffe nach Amerika schickte. Man

erhoffte sich mit diesem Unternehmen Profite durch Kaperei und Teilnahme am

lukrativen Sklavenhandel, der sich auf der Leibeigenschaft gründete und noch nicht

rassistisch war.

1609 entsandte die VOC Henry Hudson mit der Mission, im Nordosten des

amerikanischen Kontinents einen Seeweg nach China zu suchen. Obwohl auch

erfolglos, wurde mit dieser Expedition das Interesse für Amerika geweckt. Ein

ähnliches Klima, die Fruchtbarkeit der Böden und die geographische Lage waren

Gründe, um hier Handel mit Fell, Tabak und Getreide zu treiben. Auf Dauer sollte

aus der Handelsniederlassung eine Kolonie werden: Nova Belgica bzw. Nieu-

Nederlandt, das mehr niederländisch als ‚neu‘ war. Die Siedlungsgebiete lagen

zuerst auf der Insel Manhattan, wo der Ost- und Westarm des Hudsonrivers

zusammenfließen. Das Fort, später benutzt als Verwaltungssitz, wurde Nieu-

Amsterdam genannt; 1664 wurde es durch die Engländer vereinnahmt und seitdem

heißt es New York. Obwohl die Siedlung nur 40 Jahre existiert hat, zeigte sich die

niederländische Kultur als recht zäh. Die Beschrijving van Nieuw-Nederlandt

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(1651) stammt zwar von Adrian van der Donck und Johannes Megapolensis,

basiert aber vor allem auf dem Text von dem Antwerpener JOHANNES DE

LAET (1581-1649), Kaufmann und Direktor der kalvinistisch geprägten WIC.

Nach seinem Studium der Philosophie und Theologie in Leiden publizierte er 1625

Nieuwe wereldt ofte beschrijvinge van West-Indien, das 1630 durch Karten-,

Pflanzen- und Tierzeichnungen erweitert wurde und heute noch als wichtige Quelle

für den amerikanischen Kontinent – vor allem aber Brasilien – gilt. Für de Laet

waren die Handelsbeziehungen selbstverständlich sehr wichtig. Bezüglich der

Indianer meinte er, dass man, solange es um Handel ging, gut mit ihnen auskam.

Sprachprobleme und große kulturelle Unterschiede machten allerdings den

Umgang schwierig.

Abb. 3: Indianer aus Virginia (De Laet, 1630)

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Die letzte Reisebeschreibung, die in diesem Aufsatz besprochen wird, stammt von

dem Segelmacher JAN JANSZ. STRUYS (1631-1694). Seine wortwörtlich

„Schreckliche Reise“ (1678, d. Ü.) über Riga nach Moskau, entlang der Wolga

über Persien und via Indonesien und dem Kap der guten Hoffnung zurück, wurde

vom Zar Romanow, der die Holländer als Sachverständige bevorzugte, in Auftrag

gegeben. Struys machte diese Expedition mit der Absicht die Handelsbeziehungen

zwischen den Russen und den Persern zu intensivieren. Russland wurde

wirtschaftlich von der Republik abhängig, nachdem Letztere dort Eisen- und

Kupferminen ausgebeutet hatte und sogar den russischen Import beherrschte. Der

Transport über das Mittelmeer wurde von Piraterie bedroht, weshalb man eine neue

Route über das Kaspische Meer, Astrakan, Moskau und die Ostsee bevorzugte.

Leider geriet die Mannschaft bald in Gefangenschaft der Tartaren, die sie als

Sklaven an die Perser verkauften. Struys sah erst nach fünf Jahren (1668-1673) als

Einziger seine Heimat wieder.

Abb. 4: Kalmukse Tartaren (Struys)

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Kenntnisse über andere Länder und Kontinente

Da es an Bord eines Schiffes üblich war, alle Berichte von früher gemachten

Reisen mitzunehmen, wusste man, wie Länder- und Ortsnamen geografisch

einzuordnen waren und wo man mit Stürmen und Sandbänken zu rechnen hatte.

Besonders an peruanischen, chilenischen und indischen Küsten verfügten die

Holländer über durchaus detaillierte Kenntnisse der Städte, Inseln und deren

„Regierungen“. Das Land von Chile betrachtete van Noort als das gesündeste Land

unter der Sonne.

Geographische Bestimmungen wirkten aber oftmals auch versiert. Nach van

Linschoten fließt das „spanische Meer“ in die „neue Nordsee“ und von da aus

weiter nach China und Japan. Diese an sich richtige Beobachtung machte er an der

ähnlichen Beschaffenheit des Wassers und des Meeresgrundes (lehmig und glatt)

fest. Er behauptete, dass es 20 bis 30 Meilen von der Küste entfernt auf dem

offenen Meer kein Eis gebe und erklärte dies damit, dass die Umgebung des

Nordkaps auf einem höheren Breitengrad liege als das eisfreie Meer, das er

durchfährt. Von dem warmen Golfstrom wusste er damals natürlich nichts. Van

Linschoten kennt alle Provinzen Chinas, weiß außerdem, wie viele Städte es dort

gibt und welche wichtig sind. Seine Aufzeichnungen beinhalten wichtige Fakten

wie Seewege, Angaben über Anhöhen im Meer und wie man diese umgehen kann,

welche Länder gute Handelspartner sind und welche nicht. Mit Begeisterung

beschreibt er Kulturen und Lebensweisen anderer Länder, zum Beispiel wie die

Chinesen ihre Wagen mit Rädern bauen oder wie die Türken mittels Brieftauben

miteinander kommunizieren.

Struys berichtet, dass Novogorod bis 1477 eine unabhängige Stadt war, deren

Privilegien schwanden, als der Fürst von Moskau die Stadt überwältigte. Ihn

beeindruckte es, wie weit das schwedische Heer kommen musste, als es Novogorad

eroberte. Gammeron am Persischen Golf beschreibt er als eine wichtige

Hafenstadt, wo oft holländische Schiffe vorbeifuhren. Als Struys aus alten

persischen Schriften erfuhr, dass Alexander der Große einst das Schloss dort in

Brand hatte stecken lassen um seine Verachtung gegenüber den Persern

auszudrücken, kritisierte er ihn als Rohling.

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De Laet wirkte bei einer 48-bändigen Beschreibung von allerlei Ländern der Welt

mit. Obwohl er nie in Amerika war, hatte er sich ein enormes Wissen angeeignet

über fremde Völker und ihre unverständlichen Sprachen sowie über sonstige

unbekannte Naturalien. Allmählich stellte er sich die Frage, warum diese Artefakte

nicht in der Bibel oder bei den Klassikern erwähnt wurden. Obwohl auch Prediger

und deshalb daran interessiert, die Einheimischen zu christianisieren, betrachtete de

Laet die Welt in erster Linie als Wissenschaftler.

Mit Hugo Grotius führte er einen schriftlichen Disput über die Herkunft der

amerikanischen Ureinwohner, die seiner Meinung nach nicht von Adam und Eva

stammten. Es ist der Beginn der Auseinandersetzung zwischen Glauben und

Wissenschaft beziehungsweise Religion und Säkularisation, die bald von Descartes

in den Niederlanden geführt werden würde.

Gestaltung der Reise

– mit oder ohne Hilfe der Kartographie, der Navigation oder Gottes Gnade –

In der Atlantenherstellung waren Flamen und Holländer im 16. und 17. Jahrhundert

maßgebend. Handbücher über Seefahrt wie der „Spieghel der zeevaart“ (1584) von

Lucas Waghenaer, das „Licht der zeevaart“ (1608) von Willem Blaue (Abb. 1)

sowie Atlanten und winkelgetreue Globen von Gerard Mercator (Weltkarte 1569),

Abraham Ortelius oder Petrus Plancius waren Pionierarbeit und damals

unentbehrlich. Globen konnten gleichzeitig eine flächen-, winkel- und

längengetreue Abbildung der Erde bieten, und Karten wurden auf Pergament

gedruckt. Geographen und Kartographen berieten die Kommandanten der Flotte in

der astronomischen Navigation. Die Steuerleute verfassten Lese- und Zirkelkarten,

die Strömungen, Gezeiten, Sandbänke sowie Küstenprofile beschrieben. Die

Innovation in Technik und Entwurf, notwendig für die niederländische Hegemonie

in der Schifffahrt, bewirkte in Holland einen hohen Rationalisierungsgrad. Der

Stand der Sonne wurde als Kompass genutzt, aber auch Kompasse von Zuhause

dienten der Navigation, denn man unterschied zwischen dem „wahren“ und dem

„magnetischen“ Norden. Man nahm Himmelsbeobachtungen vor, um den

südlichen Sternhimmel mithilfe eines Jakobsstabes und eines Astrolabiums zu

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kartographieren beziehungsweise die Koordinaten zu bestimmen (s. Seite 3). Van

Linschoten orientierte sich aber auch anhand von Vögeln, Treibholz oder der

Beschaffenheit des Wassers: Geschmack und Farbe waren entscheidend.

Van Noort ging es weniger um die Vermessung der Magellan-Straße, als um die

Erfahrung der Durchfahrt und das Wissen um die Bezugsquellen von Nahrung und

Wasser, sowie darüber, wo man mit Gefahren durch Einheimische rechnen musste

(die Karte der Magellan-Straße zeigt auch die Stämme der Enno). Als Lotsen

verschwanden, segelte man mit Gottes Gnade oder holte sich Indianer an Bord,

denen man Holländisch beibrachte, damit sie von ihrer Heimat erzählen konnten.

Bei der Identifikation der Orte blieb es oft bei Vermutungen. Van Noort fuhr der

Karte gemäß Stellen an, die sich dann doch als andere Orte entpuppten, wie zum

Beispiel die Straße von Manila. Um Orientierungshilfe zu bekommen, ließ er eine

spanische Flagge hissen und erzählte den so an Bord gelockten Spaniern, er sei ein

Franzose. Bereitwillig nannten die Spaniern ihm den gesuchten Ort: die

Albaybucht. Zum Auskundschaften unbekannter Gegenden benutzte van Noort

auch Boote, eine schnelle und genaue Erkundungsmöglichkeit von Inseln, wie die

Insel Sankt Clara vor der Küste Brasiliens. Der Konvoi teilte sich auf, getrennt

fuhren die Schiffe um die Inseln, doch die Mauritius lief während des Manövers

auf Grund und ging beinahe verloren. Beiboote wurden außerdem ausgesetzt, um

prüfen zu können, ob die Schiffe die Magellan-Straße durchfahren konnten. Als sie

im November 1599 beim dritten Versuch unter starken nordwestlichen Winden die

Straße anzusegeln versuchten, kam es zu einem Mastbruch, so berichtete die

Hendrick Frederick. Im Januar 1600 lag die Flotte immer noch in der Magellan-

Straße vor Anker. Dieses Vorgehen liefert ein Bild von der geografischen

Beschaffenheit der Straße und gleichzeitig von der Gefährlichkeit der Fahrt.

Bei den Vermessungen wurde ein Tiefenlot ausgeworfen um die Tiefe des Wassers

zu bestimmen, es gab jedoch keinen Aufschluss über die Beschaffenheit des

Grundes. Beschreibungen wie „die Sonne stand im Zenit“, verdeutlichen, dass auch

der Kompass nicht immer alles von sich gibt (den sogenannten „Schrecken der

Kompassnadel“) und vom eigentlichen Kurs abweichen kann. Vorerst ungenaue

Äußerungen wie „ein Kanonenschuss vom Land entfernt“ geben letztlich mehr

Aufschluss über die Art und Weise, wie die Männer Entfernungen einschätzten,

Page 17: Die niederländische Sicht auf die Welt im Goldenen Zeitalter

17

denn ein Kanonenschuss entsprach circa zwei Kilometern. Die Bestimmung des

Abstandes in „Gewehrschüssen“, „Musketenschüssen“ oder auch „Roheisen-

barrenschüssen“ half, Vermessungen genauer festzulegen. Auch benutzte man

Kabellängen als Entfernungsmaß. Van Linschoten vermaß Eis in Ellen, Eisschollen

in Faden (unter und über Wasser), die Wassertiefe mithilfe eines Lots und

Entfernungen in Meilen (auf Karten sind holländische, spanische und englische

erwähnt). Auf hoher See musste mit heftigen Stürmen, sprudelartigen Strömungen

und Gezeiten mit hohen Wellen gerechnet werden. Diese machten ein Durchfahren

der Magellan-Straße fast unmöglich.

Auch einsetzender Winter beeinflusste den Ablauf einer Segelschiffreise, weil

Schiffe im Eis festfroren oder von treibenden Eisbrocken bedroht wurden. Man

blieb an arktischen Küsten liegen, obwohl Raubtiere einem im Nacken saßen.

Klippen und Stürme verhinderten den Landgang, während Nahrungssuche dies

notwendig machte. Auch gingen Materialien kaputt oder Ausrüstungen verloren,

weil sie Winden wie dem Passat oder Monsun nicht gewachsen waren oder bei

Erkundungsfahrten verschwanden.

Man kämpfte andauernd mit psychischen und physischen Belastungen wie Angst,

Langeweile, einseitiger Ernährung oder Erschöpfung. Streitereien führten zu

Bestrafungen wie Kielholen oder der Aussetzung auf einer unbewohnten Insel.

Wichtig war die Menge an Proviant an Bord, der meist aus Wasser, Kichererbsen,

gesalzenem Fleisch oder getrocknetem Fisch bestand und rationiert wurde. Auch

stand nicht für jeden ein Bett zur Verfügung, wenn die Besatzung bis zu 500

Menschen zählte. Die Totenzahl war extrem hoch, das Ungeziefer kroch in jeden

Winkel und der Anblick der Kranken war bedrückend. In Ormuz beschreibt van

Linschoten eine Krankheit, bei der Würmer in den Beinen wachsen, verursacht

durch schlechtes Trinkwasser.

Struys schreibt, dass Flöhe und Läuse ihn buchstäblich auffraßen. Die Seeleute

treffen auf gewaltbereite fremde Völker, van Noort beispielsweise auf Indianer und

Struys auf Sklavenhändler. Struys musste eine jahrelange Gefangenschaft als

Sklave der Tartaren ertragen, oft unter erbärmlichen Umständen. Er begleitete eine

Karawane aus 2000 Leuten und 1000 Kamelen auf einem langen und harten

Fußmarsch und war Räubern ausgesetzt, die vom Proviant, den Zahlungsmitteln

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18

und den mitgeführten Geschenken der Karawane angezogen wurden. Viele Reisen

dauerten durch unterschiedlichste Umstände länger als drei Jahre. Bei der

Verabschiedung von der Familie war man sich dessen bewusst, dass man sich aller

Wahrscheinlichkeit nach nicht wiedersehen würde.

Trotz aller navigatorischer Raffinesse spielte oft der Aberglaube eine Rolle, in

Momenten höchster Gefahr fingen auch die weniger Gläubigen wieder an zu beten.

Die Begegnung mit unerklärlichen Naturerscheinungen entsprach nicht immer

dem, was die Reisenden aus den Geschichten von Moses und den Evangelisten

kannten. Die chronologische und geographische Dimension stimmten nicht mehr

überein.

Wahrnehmung von Landschaften und Umgang mit den Unbillen der Natur

Die Schilderung der Landschaften fällt sehr unterschiedlich aus, was nicht nur an

der Divergenz der Länder selbst liegt, sondern auch an den unterschiedlichen

Erwartungen der Seefahrer. Van Noort beschreibt die von ihm bereisten

südamerikanischen Inseln sehr bildlich und detailreich und vergleicht ihre Küsten

gern mit denen Englands. Für ihn zählte auch, ob sie Schutz vor ungünstigen

Wetterverhältnissen oder Angriffen Eingeborener boten: Waren sie von dicht

bewachsenen, undurchdringlichen Wäldern durchsetzt, beurteilte er sie als gute

Verstecke. Auch kleine Einbuchtungen an den Küsten dienten zum Schutz und

wurden besonders positiv hervorgehoben. Mit Blick auf die Seefahrt allerdings

erschwerten viele Klippen die Erschließung von Land, auch weil man auf dem

felsigen Boden kaum ankern konnte. Van Noort nimmt allerdings nicht nur im

ästhetischen und pragmatischen Sinne Bezug zur Landschaft, sondern berichtet

auch von einem anderen Nutzen einsamer Inseln: Verurteilte wurden hier

ausgesetzt, weil sie dort nichts fanden, was ihr Überleben sichern konnte – und so

konnte man davon ausgehen, dass sie wirklich dort starben.

Van Linschoten verfährt in seinen Beschreibungen der finnischen und russischen

Inseln nüchterner: Ihm boten sich vor allem bizarre, öde Landschaften mit wenigen

Pflanzen und Seen aus Eiswasser. Eine überraschende Entdeckung waren die

Bergkristalle, manche wie geschliffene Diamanten, andere spröde, was er auf die

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19

Nähe der Insel zum Nordpol zurückführte. Seine Beschreibungen von Afrika nach

Asien sind ebenso detailreich, objektiv und sachlich.

De Laet betrachtet bei der Landschaftsbeschreibung von Nordamerika alles aus

dem Blickwinkel des Siedlers und Händlers, der neue Wohnräume erschließen und

Rohstoffe fördern will. Dabei ging es ihm besonders um den Bau von Häfen, die

Eisen- und Glasherstellung, den Fischfang und den Getreideanbau. Das Klima in

Nieu-Nederland erachtete er als sehr geeignet für Ackerbau und Fischfang.

Struys beschreibt größere Städte wie Riga, Moskau und Isphahan, aber auch, wie er

auf Pferdeschlitten durch verschneite Wälder voller Füchse, Wölfe und Bären fuhr,

über wüste Wege, die oft durch Sümpfe führten. Er zog – inzwischen als Sklave –

über furchtbar hohe Bergrücken um Scamachy zu erreichen.

Auch in nüchternen Reisebeschreibungen wird die Verzweiflung angesichts

bestimmter Phänomene deutlich. Man hatte vor allem mit Kälte und Eis, Sturm,

Nebel, Strömungen, Gezeiten und Regen zu kämpfen. Bei den Expeditionen

Richtung Norden hatte die Mannschaft mit Eisbrocken zu kämpfen, deren Größe

van Linschoten mit der eines Schiffes oder einer Insel verglich und die er als

extrem angsteinflößend empfand. Umso größer war dann allerdings die

Überraschung der Mannschaft, als die Eisschollen binnen zweier Tage schmolzen.

Van Linschoten erscheint dies wegen der Nähe des Nordpols wie ein Mysterium,

später sagt er sogar, man solle Gott ehren für dieses unbegreifliche Werk. Nebenbei

merkt er an, dass vom 17. bis 23. Juni die Sonne nicht untergegangen ist. Nach

Durchquerung der Eisfelder – die Mannschaft „laviert“ sich durch die Eisschollen

hindurch – erklärt Van Linschoten den erhöhten Wellengang so, dass vorher die

Eisschollen das Meer in Schach gehalten haben.

Auch auf der Magellan-Straße hatte man mit Eis und Kälte zu kämpfen, wie van

Noort berichtet. Dort war noch im Hochsommer auf dem Grund des Meeres eine

dicke Eisschicht zu finden. Um dem Wetter nicht hilflos ausgeliefert zu sein,

wandte man die unterschiedlichsten Strategien an: Man versuchte bei starken

Stürmen ohne Segel zu treiben, Windschatten hinter Inseln zu finden, Stürme zu

umfahren oder die Ladung von Bord zu werfen, um das Kentern des Schiffes zu

verhindern. Eine noch größere Gefahr stellte der Nebel dar, ein Naturphänomen,

das einem einen eiskalten Schauer den Rücken herunter jagte. Nicht nur die Stille,

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sondern auch die Beeinträchtigung der Sicht und somit der Orientierung und

Navigation, machte der Besatzung Angst. Auch sehr gefürchtet waren Strömungen

oder der Umgang mit den Gezeiten. In der Magellan-Straße sprudelte das Wasser,

als ob dort überall Trockenheit wäre, aber mittels des Tiefenlotes ließ sich kein

Grund finden. Ebbe und Flut wurden zur Ein- und Ausfahrt der Meerengen genutzt,

allerdings bestand auch die Gefahr, bei Ebbe auf Grund zu laufen oder ganz vom

Kurs abzukommen. Die Gezeiten verursachten durch große Wellen an Riffen eine

gewaltige Brandung, die unter dem Segel als sehr beängstigend empfunden wurde.

Struys wiederum berichtet von einem Erdbeben, das die persische Stadt Scamachy

1667 verwüstete und circa 80.000 Männer in den Tod trieb. Während Struys als

Sklave die Häuser mit aufbauen sollte, erlebte er dort selbst ein schweres

Erdbeben. In den kälteren Gegenden wurde er unterwegs massiv von Mücken

geplagt. Überhaupt war die bittere Kälte eine Qual, zumal er als Sklave durch vier

bis fünf Fuß hohe Schneeschichten wandern musste. Auch beschreibt er das Klima

als sehr ungesund wegen der Abwinde zwischen den Bergen.

Wie hat man Flora und Fauna wahrgenommen?

Besonders in exotischen Ländern waren die Mannschaften oft überwältigt von der

Fruchtbarkeit des Landes und der variantenreichen Tierwelt. Nicht selten stand

aber die schlichte Not bei der Erkundung einer fremden Vegetation im

Vordergrund, und daher sahen die Mannschaften in der Tier- und Pflanzenwelt oft

nicht mehr als die so dringend benötigte Nahrung.

Van Noort betont häufig die Notwendigkeit von Früchten, damit man wieder zu

Kräften kam. Sehr gelegen kam ihm da die Entdeckung von Pflaumen auf Sankt

Clara, die den Vitaminmangel bei Skorbut kompensierten und kranke Seeleute

heilten. Auch Petersilie galt als Medizin. Allerdings stellte sich die gefundene

Nahrung nicht immer als heilsam oder nahrhaft heraus: Als die Mannschaft

unbekannte Kräuter verzehrte, wirkten sie wie ein Aufputschmittel.

Eine weniger facettenreiche Flora erlebte van Linschoten in der Nähe von

Russland: Inseln wie Kildin waren bedeckt von bizarren Landschaften mit wenig

Page 21: Die niederländische Sicht auf die Welt im Goldenen Zeitalter

Pflanzen und einem Kieselstrand. In seiner Beschreibung von Afrika und Asien

beschreibt van Linschoten sehr eingehend heute längst bekannte Früchte wie

Ananas, Bananen und Kokosnüsse. Auch er beschreibt die Wirkung einer Droge,

das „Gefühlskraut“, das die Frauen ihren Männern verabreichten, damit diese

schliefen und sie mit anderen Männern Geschlechtsverkehr haben konnten.

Struys hingegen machte bei seiner Reise nach Persien eine Entdeckung, die eng mit

der Tradition des Landes verknüpft war: Dem Überfluss an Obstbäumen lag ein

Glaube zugrunde, nachdem man erst heiraten durfte, wenn man mindestens 100

Obstbäume gepflanzt hatte, womit man deshalb bereits als Kind anfing.

Abb. 5: Ein Gürteltier. Wenn es gelingt ihn zu fangen,

lässt er sich sogar domestizieren (De Laet, 1630)

Nicht minder vielfältig als die Pflanzenwelt nahm sich die Tierwelt der fremden

Länder aus. Van Noort schienen es besonders die Pinguine angetan zu haben:

Vögel, die nicht fliegen können, mit kleinen Flügeln an der Seite, die wie

Lederlappen herunterhängen. Was die Seeleute jedoch noch mehr interessierte, war

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ihr Nährwert. Sie brachten auch Seerobben und Straußeneier als Proviant an Bord.

Van Noort entdeckte die als Nutztier verwendeten Lamas, die er als große Schafe

mit langen Hälsen und Wolle, die fast bis zum Boden herunterhängt, beschreibt

und die als außerordentlich stur galten.

Nutztiere fand auch van Linschoten in der Nähe von Lappland: Da ihm die dort

genutzten Rentiere nicht bekannt waren, vergleicht er sie in seinem Bericht mit

Hirschen. Neben Füchsen, Seerobben und allerhand Wasservögeln entdeckte er

auch Walrosse, die ihn an Elefanten erinnerten, weshalb er vorschlägt, sie „See-

Elefanten“ zu nennen. Die Faszination der Seeleute für diese Tiere schlug sich

darin nieder, dass sie einen Walrossschädel mit auf ihr Schiff nahmen, um ihn als

Trophäe oder Andenken zu Hause zu zeigen. Van Linschoten schenkte ihn Dr.

Paludanus (Enkhuizen), zusammen mit einem hölzernen Götzenbild, für seine

exotische Sammlung.

In seinem Itinerario betonte van Linschoten, dass man sich über die Kuriositäten

von denen er berichtet, sehr oft wundern würde beziehungsweise, dass Gott uns

viele Wunder der Natur darstellt. Hinter dem bloßen Interesse für neue Tierarten

stand der Nutzen der Tiere nicht zurück. Der Mannschaft von van Linschoten

gelang es, mit Harpunen einen Wal zu töten, den sie anschließend zerteilten und zu

nahrhaftem Lebertran verarbeiteten. Auch bei seiner Reise nach Indien gibt van

Linschoten stets an, wie er den Nutzen der Tiere einschätzte und gleichzeitig den

Schaden, den sie verursachen können. Dabei hatte es ihm besonders die

Nützlichkeit der Elefanten in China angetan, im Gegensatz zu den Ratten und

Mäusen, die eine große Plage darstellten.

Struys näherte sich der Tierwelt auf eine ganz andere Weise. An den Füchsen und

Wölfen in den Wäldern nahe Moskau fällt ihm vor allem auf, dass sie erstaunlich

dünn, abgemagert und schreckhaft sind. Ebenso aufmerksam berichtet er darüber,

wie er sich vor fingerlangen schwarzen Skorpionen und zwei Daumen langen

braunen Spinnen in Acht nehmen musste. Auch wunderte er sich darüber, dass

Einheimische in Flüssen schwammen, in denen sich Krokodile herumtrieben, auch

wenn den Menschen einem Aberglauben zufolge dann alle Sünden verziehen

wurden.

Siedlungen, Festungen, Städte, Verkehrswege

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Van Noort beschreibt die Suche nach Philippstadt in Feuerland, sie ist eine der

versteckten Städte und Niederlassungen der Spanier, von der er weiß, dass sie

unbewohnt sein muss. Die Magellan-Straße ist dort vier Meilen breit und an den

Ufern von hohen, schneebedeckten Bergen gesäumt. Man ging davon aus, dass die

Spanier auf Dauer dort nicht überleben konnten und die Stadt deshalb nicht mehr

wirklich existierte. Spanische Siedlungen gingen auch zugrunde, nachdem sie von

Indianern überfallen worden waren. Die Indianer lebten in Dörfern mit fünfzig bis

sechzig Häusern, die aus Stroh gebaut waren. Auf die seefahrenden Männer wirkte

der Anblick von einer gut bebauten Siedlung, wo die Eingeborenen auf Pferden

ritten und Versammlungen abhielten, wie eine Utopie; man könnte fast meinen,

eine Art von Sehnsucht nach solchen Verhältnissen aus der Beschreibung

herauszuhören. Dichtbevölkerte Städte mit vielen Häusern und Höfen entdeckte

man auch im Sumpf, in dem man nur in Booten von Haus zu Haus fahren konnte.

Man segelte auch auf Rinnen, die jedoch überall sehr steinig waren. Entlang der

goldreichen Küsten fand man viele spanische ummauerte Städte, die von van Noort

detailliert beschrieben werden.

De Laet berichtete 1623 von vier Forts, eins von ihnen auf dem südlichen Punkt

der Insel Manhattan, wo der Ost- und der Westarm des Flusses zusammenfließen.

Dieses Fort, über das Neu-Amsterdam das Stapelrecht ausübte, zwang Kaufleute

zum Lagern und Feilbieten ihrer Waren in dieser Stadt. Die Forts waren immer

bemannt. Sie dienten dazu, die umliegenden Gebiete und Flüsse gegen alle in- und

ausländischen Nationen zu verteidigen (Abb.6).

Van Linschoten sah auf Kildin mit Erde bedeckte Holzhäuser, in die die Bewohner

hineinkrochen und darin „wie die Schweine“ übereinanderlagen. Erst als die

Mannschaft auf Vardöhus beweisen kann, dass sie im Auftrag der niederländischen

Obrigkeit unterwegs ist, wird ihr der Zoll für Handelsschiffe erlassen. Ankergeld in

Höhe von vier Reichstalern wird dennoch erhoben. Außer einem ziemlich

unbefestigten Schloss aus Steinen und halb verrotteten Holzplanken, findet man

dort Häuser aus Planken und Masten beziehungsweise circa 300 Häuser in

nordischer Bauart vor: Manche etwas über dem Boden, manche halb über und halb

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unter der Erde, mit Erde bedeckt und mit einem Zwischenraum zwischen Boden

und Haus, wo Fisch und anderes Gut aufbewahrt werden.

Abb. 6: Die Entdeckung von Manhattan 1609 wurde 2009 in New York groß

gefeiert (Beschrijvinghe van Virginia, Hartgers, 1651)

Die Siedlung ist meist das ganze Jahr von Norwegern und Dänen bewohnt, im

Gegensatz zur Nachbarinsel Waigatsj, obschon dort der Boden fruchtbarer scheint.

In Mosambik und Malabar berichtet van Linschoten über Forts, Kirchen und Häfen

der Portugiesen in den besten Gebäuden „Indiens“, während die Eingeborenen in

drei bis vierhundert Strohhäusern lebten. Über China kommt er aus dem Staunen

nicht heraus. Dort sollte es eine Mauer von 500 Meilen Länge geben, die zwischen

hohen Bergen verlief und als Schutz gegen die plündernden Tartaren, Feinde der

Chinesen, errichtet wurde. Ansonsten waren alle Städte von Mauern umgeben, die

von vielen bewaffneten Soldaten, gekleidet in knielange Gewänder, bewacht

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wurden. In den 15 Provinzen gab es 591 wichtige Städte, alle zwecks Handels-

zugänge am Wasser erbaut, was die unglaublich vielen Schiffe bewiesen. Ihre

Zugänge bestanden aus kostbaren Bauwerken mit drei oder vier Toren, alle mit

Eisen beschlagen. Wege und Straßen in den Städten waren ebenfalls gerade

angelegt, gepflastert und mit beschilderten Läden.

Struys schließlich berichtet vor allem über Armut. Städte wie Pletskov zeigten von

außen eine wuchtige Brüstung aus Pfeilern, Türmen und Kirchen, aber sogar die

Reichsten wohnten in einfachen Holzhäusern. In Moskau faszinierte Struys der

prächtige Zarenpalast, aber vor allem die in etwa 1700 Kirchen und Klöstern. Bei

Tauwetter verwandelten sich die Straßen in Schlammpfützen, die mit Planken

abgedeckt wurden. In Isfahan wohnten beim Kaiserlichen Palast Juweliere in

winzigen Unterkünften. Besonders fiel Struys der königliche Garten auf, wohin

jeder, der eine Untat begangen hatte, sich flüchtete, weil er dort sicher vor der

Strafe des Kaisers war. In Ardebil in Persien sah er eine Brücke, über die zwischen

März und April über 100.000 Schafe getrieben wurden, für die pro Stück

viereinhalb Stuiver (5 Pfennige) bezahlt wurden. In Persepolis besuchte Struys das

verfallene Schloss des Königs Darius, „das Haus der vierzig Marmorsäulen“, von

denen nur noch achtzehn übrig waren. Dennoch versetzte ihn alles, was er dort sah,

in Erstaunen: Bilder von den Olympischen Spielen sowie Schlachten,

Tierskulpturen und verfallene Marmortreppen. In Derbent bemerkte Struys, dass

die Stadtmauern so breit waren, dass man mit einem Pferdewagen darauf fahren

könnte.

Verwertbare Rohstoffe

Für eine Flotte waren rohstoffreiche Länder entweder lukrativ für den Handel oder

nützlich hinsichtlich der eigenen Verpflegung oder der Reparatur der Schiffe. Van

Noort erwähnt Fett zum Schutz der Schiffshaut ebenso wie Eisen, das zum Bau von

Waffen verwendet wurde. Aber ein Ziel seiner Reise war das Kapern von

spanischen Schiffen, die an den Küsten von Chile und Peru Gold und Silber holten,

das sie im Hafen von Acapulco umluden. Van Linschoten charakterisiert Malabar

als ein Gebiet mit vielen Zimtbäumen und Gewürzen. Ceylon sei die fruchtbarste

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Insel, die kostbare Gesteine, Gold, Silber und Eisen lieferte. China war als

wasserreiches Land ganzjährig für den Reisbau geeignet. Perlen, Gold- und

Silberminen gab es hier auch, nur erlaubte der König den Handel nicht. Ansonsten

gab es dort viele unbekannte Früchte, wie beispielsweise Litschis. Auch Japan

verfügte über Silberminen und handelte ebenso wie Persien mit Seide. Mosambik

beschreibt er als eher ungesund, weil dort Seeleute durch die große Hitze und den

Mangel an sauberem Trinkwasser starben. Auf den Kanaren baute man Schwefel

im vulkanischen Gebiet ab. Während seiner Nordreise erzählte van Linschoten,

dass die Bewohner auf Vardöhus von einem holländischen Schiffer gelernt haben,

wie aus moosiger und mooriger Erde Torf hergestellt werden konnte, das wie

Brennholz zum Heizen geeignet war.

Obwohl Struys Novogorod als stark verfallen beschreibt, existierte noch ein

weitverbreiteter Handel mit Getreide, Leinen- und Rapssaat, Pelz, Hanf und Flachs.

Während seiner Sklavenzeit traf er auf Händler, die den Seidenhandel expandieren

wollten. Die Handelsroute über Smyrna und Gibraltar nach Amsterdam wurde

jedoch zunehmend gefährlich durch Fälle von Piraterie in Algerien und Tunis.

Deshalb fragte man Struys, ob er eine neue Route über Astrakan und die Wolga

zum weißen Meer etablieren würde.

De Laet beschreibt Landschaften immer im Hinblick auf ihre Nutzbarkeit durch

Rohstoffvorkommen. Pragmatisch wie er ist, beurteilt er, wer schon ein Auge auf

Rohstoffe hat und welche Möglichkeiten sich zum Bau von Häfen und Siedlungen

bieten. Auch denkt er schon an etwaige Schwerindustrie im Hinblick auf bestimmte

Steinarten. Zwischen Sowocatuck und Cape Cod befinden sich Steinarten, um

Schmieden und Schmelzen zu bauen und auch um Glas und Eisen herzustellen.

Auf den 200 Inseln vor der Küste, von Penobscot bis Sagadahock, wachsen

verschiedene Bäume zum Bau von Schiffen, Häusern und Häfen.

Die Länder werden in den Berichten eher in Bezug auf den möglichen Handel oder

als zukünftiger Siedlungsort als auf ihre mögliche wirtschaftliche Ausbeutung

betrachtet. Van Noorts Reise war in erster Linie eine Erkundungsfahrt nach

Neuland und eine Kaperfahrt. Die Reisenden waren allerdings auf den Handel

angewiesen, da sie frische Nahrung benötigten. Sie kamen mit Friedensfahne,

Geschenken oder Tauschgütern an Land, worauf die Einheimischen unterschiedlich

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reagierten. Trinkwasser musste an Bord geladen werden, oftmals mit Gewalt, weil

Bewohner der jeweiligen Länder sich dagegen wehrten. Es kam auch vor, dass man

auf Abstand zum Land gehalten wurde, woraufhin man Geiseln nahm, um Nahrung

zu erpressen und sich den Weg zu frischer Nahrung weisen zu lassen. Ging man

mit Beilen und Messern an Land, um zu handeln, reagierten Inselbewohner

begeistert und wollten für jedes Beil ein Schaf und für jedes Messer ein Huhn

tauschen.

Dass die Spanier die Eingeborenen ausbeuteten, vermerkt van Noort schon, als er

von den Inselgruppen in Südostasien berichtet. Die Völker dort wurden unterdrückt

und trugen nur noch sehr schlechte Kleidung. In manchen Gebieten besaßen die

Einwohner selbst kaum etwas und konnten nur von den Gaben und dem Handel mit

den Chinesen leben.

Van Linschoten stellt einige Überlegungen zum wirtschaftlichen Nutzen der

bereisten Länder an: Indem man die Einfuhr von Waren durch die Niederländer

und die Bundesgenossenschaft mit den Finnen und Lappländern ausnutzte, würde

das Leben auf Waigatsj viel angenehmer werden. Außerdem schlug er vor, eine

Befestigungsanlage vor der „Straße von Nassau“ anzulegen, damit diese nicht ohne

Zustimmung der Besatzer durchfahren wurde. Hier wird schon deutlich, welchen

Nutzen man sich vom Erforschen neuer Länder versprach. Dabei vertraute Van

Linschoten jedoch nicht auf die militärische Stärke der Niederländer, sondern

wollte den Handelsgewinn mit Gottvertrauen und Erfahrung in der nötigen Zeit

erreichen. Van Linschoten bemerkt, dass man mit den Samojeden sicherlich gute

Handelsbeziehungen aufbauen könnte. Allerdings meint er loyalen Beziehungen,

denn allein der Handel würde die Unkosten nicht decken können, weil es sich bei

den Samojeden um ein sehr armes Volk handelte.

Bildliche Darstellungen wie Kupferstiche und Karten

In den hier besprochenen Werken findet man Karten von Städten, Ländern und

Küsten, Ausschnitte der Routen und Reisestationen. Oft bieten Karten neben

geographischen Informationen kurze Angaben durch Zeichnungen von Tieren und

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Bewohnern oder durch gestrichelte Linien, die die Routen der Schiffe zeigen, um

so die Aufmerksamkeit des Lesers auf sich zu ziehen.

Abb. 7: Die Fahrt zu Nova Zembla (van Linschoten, folge Punktlinie)

Die Kupferstiche zeigen bizarre Landschaften, exotische Orte (imposante Tempel),

Einheimische (Tartaren), unbekannte Tierarten (Riesenschildkröte, Abb. 8), aber

auch penible Situationen (Schiffe, die im Eis festgefroren sind oder Begegnungen

mit Einwohnern wie beispielsweise Stenko Radzin, der eine persische Prinzessin

über Bord in die Wolga wirft).

Den Weltumseglern und Entdeckungsreisenden zur Ehre wurden auch ihre Porträts

zusammen mit Karten, auf denen die alten und neu entdeckten Weltteile

eingezeichnet waren, dargestellt. Auch die Wissenschaft selbst, die eine Erkundung

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von neuen Gebieten durch die Weiterentwicklung in der Seefahrt (Karten,

Navigation, usw.) erst ermöglicht hat, wurde in Bildern gefasst. Manchmal sind die

Kupferstiche aus den Originalen verschwunden (der barbarische Tod einer Sklavin

durch Verbrennung bei lebendigem Leibe oder Aufhängung an der Haut;

gewaltsame Begegnungen mit Indianern).

Abb. 8: Entdeckung exotischer Tiere (van Linschoten)

Verenigde Oostindische Compagnie (VOC 1602-1798)

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Die Reisen in den hier besprochen Büchern, fanden alle relativ früh statt. Die

wirtschaftliche Stärke der VOC, deren Handelsmonopol die Gewürzroute war,

beweisen die nahezu 4700 Schiffsreisen, die von ihr organisiert wurden. Nicht nur

von diesen Reisen, sondern auch von den Aufenthalten und der Siedlungspolitik

wurden Berichte angefertigt. Die VOC sicherte den Warenverkehr zwischen der

Republik und dem Gebiet östlich des Kaps der Guten Hoffnung und westlich der

Magellan-Straße. Der schnelle Aufschwung der Kompanie und die faktische

Realisierung der Monopole war der Finanzkraft der Organisation zuzuschreiben.

Hierdurch war es möglich, umfangreiche militärische Operationen im asiatischen

Raum zu finanzieren, die das Monopol vor allem im Gewürzhandel auch faktisch

sicherten. Es handelte sich um Produkte wie Pfeffer, Muskat und ihre Blüte, Zimt,

Nelken, Kaffee, Tee, aber auch um Textilien, Opium und Porzellan sowie Gold und

Silber.

Die VOC erhielt vom niederländischen Staat Hoheitsrechte in den

Handelsmonopolen, in der Kriegsführung, im Festungsbau und im Landerwerb. Als

Unternehmen hatte sie das Recht, Gebiete zu besetzen und internationale Verträge

zu schließen. Zur Sicherung der Handelswege wurde 1619 die befestigte Stadt

Batavia (Djakarta) als Hauptquartier der Handelsschifffahrt gegründet. Hier hatten

auch die Regierung und der Gouverneur-General als Bevollmächtigter der VOC

ihren Sitz. Handelsniederlassungen und Plantagen gab es in Persien (Iran),

Bengalen (Bangladesh), Indien, Ceylon (Sri Lanka), Formosa (Taiwan) und

Kapstadt (1652). Auf Dauer auch im heutigen Jemen, Irak, Oman und Pakistan, die

mit Perlen, Rosenöl, Seide, Gummiarabikum und Weihrauch („rijke stinkerds“)

handelten. Eine spezielle Handelsbeziehung führte die VOC von 1641 bis 1853 mit

Japan, weil man hier noch günstiger als aus Europa Silber erwerben konnte.

Bald begann ein Drittel der VOC-Schiffe mit dem „Indischen Außenhandel“, eine

neue innerasiatische Einkommensquelle der Kompanie. Um zu verhindern, dass

man Gold und Silber aus Europa als Zahlungsmittel holen musste, erzielte man

hohe Gewinne mit dem Auf- und Weiterverkauf von in Asien günstigen Produkten

wie Baumwolle, Seide, Elefanten und Opium. Die in Asien tätigen Händler zahlten

hier mit Textilien und Gewürzen, die durch zwei Drittel der VOC-Schiffe nach

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Europa gebracht wurden. Hierin unterschied sich die VOC von Ländern wie

Portugal, England oder Frankreich. Batavia fungierte als Stapelmarkt.

1772 Schiffe unter Segel, wovon 629 verschwanden, transportierten während der

4700 Reisen insgesamt circa eine Million Menschen. Der Handelswert der nach

Europa transportierten Waren betrug im ersten Jahrhundert 577 Millionen Gulden

und im zweiten 1,6 Milliarden. 1753 hatte die VOC 25000 Mitarbeiter.

Im 18. Jahrhundert wurden neue, wichtige Handelswaren veräußert, allerdings mit

weniger Gewinn, weil es sich um billigere Massenwaren handelte und die

Konkurrenz mit England und Frankreich zunahm. Die VOC begann in Java, Kaffee

in Plantagen anzupflanzen, der nun neben dem Kaffee aus Arabia gehandelt

werden konnte. Hinzu kamen Tee aus China und Textilien aus Indien. Kritisch

wurde die Gewinnsituation der Kompanie durch die außenpolitischen Ereignisse.

Sie überstand drei Seekriege, die die Republik mit England führte: 1652-1654,

1665-1667 und 1672-1674, begann aber unter dem vierten (1780-1784) deutlich zu

leiden: Die Retour-Flotten aus Asien konnten ihre europäischen Heimathäfen nicht

mehr anlaufen, entsprechend fanden keine Warenauktionen mehr statt.

Die Ursachen für das Ende der VOC sind ein beliebtes Forschungsthema. Laut

Chris Nierstrasz (Leiden, 2008) führte die Korruption nicht zum Ende des

Unternehmens, sondern zu seiner längeren Existenz. Das Wachstum anderer

Länder, der Verlust des gewinnbringenden Opiumhandels, der Mangel an

erfahrenen Kaufleuten die erneut investierten, sowie der Mangel an soliden

buchhalterischen Systemen werden als Ursachen für das Ende gesehen. Die VOC

kämpfte mit einem Mangel an liquiden Mitteln. Durch den Verlust der

Kreditwürdigkeit zusammen mit den Risiken des Überseehandels und den

Verwaltungskosten entstanden Verluste, die aus den finanziellen Rücklagen der

Kompanie gedeckt werden mussten. Man konnte keine Gewinnanteile mehr

ausbezahlen, weshalb der Staat einspringen musste. Das Schicksal der VOC wurde

aber erst mit dem Einmarsch der Franzosen in die Niederlande besiegelt. Kurz vor

ihrem zweihundertjährigen Bestehen wurde die VOC aufgelöst. Ihre verbliebenen

Besitztümer wurden der Nation übertragen und die Schulden für Nationalschulden

erklärt. In ihrem Kampf gegen England trat die französische Republik viele der

niederländischen Handelskolonien an England ab.

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Das Bedürfnis nach Reisebeschreibungen, die über diesen wirtschaftlichen

Werdegang, aber vor allem über exotische und wunderliche Phänomen berichteten,

stieg weiter an. Durch die Zunahme an Informationen über fremde Völker und ihre

Sprachen, seltsame Tierarten oder unerklärliche Naturerscheinungen, die letztlich

nicht so rätselhaft waren, kamen zum ersten Mal Zweifel an der Autorität der

Heiligen Schrift hoch. Die Entwicklungen auf dem Gebiet der Philosophie und der

Naturwissenschaften, in einer Zeit, die von Glaubenskriegen und Interesse an den

Klassikern geprägt war, sind nicht zuletzt dieser Reiseliteratur zu danken. Sie

stellte manche Gegebenheit in der Bibel in Frage und konnte die Gemüter heftig

aufwühlen. In dieser Hinsicht stellt die Reiseliteratur als Forschungsobjekt einen

relevanten Faktor dar, wenn es um die Bedeutung von Kenntnistransfer in der

frühneuzeitlichen Literatur geht.3

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3 Ich danke den Studierenden Stephanie Lange, Kay Hörster, Katharina Krug, Nadja Laube, Frauke Oberländer, Maurice Sippel, Julia Werneke und Sabine Wiemann für ihre interessanten Anregungen aus ihren Beiträgen am Seminar Receptie en vertaling in het Duits van Nederlandse reisliteratuur uit de Gouden Eeuw. 4 Mit * gekennzeichnete Bücher sind digitalisiert und online.

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Dieser Artikel ist erschienen in: Johannes Hofmeister (Hrsg.): Stadt, Land, Fluss. Landes-, Orts- und Reisebeschreibungen aus historischer und geographischer Perspektive. Verlag Books on Demand, Norderstedt. ISBN: 9783839162132. www.histogeo.de.

Ciao!

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