Die Lokalisierung des Klimawandels auf den Philippinen
Thomas Friedrich
Die Lokalisierung des Klimawandels auf den PhilippinenRezeption, Reproduktion und Kommunikation des Klimawandeldiskurses auf Palawan
Thomas FriedrichKöln, Deutschland
ISBN 978-3-658-18231-1 ISBN 978-3-658-18232-8 (eBook)DOI 10.1007/978-3-658-18232-8
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National-bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2017Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa-tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral.
Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier
Springer VS ist Teil von Springer Nature Die eingetragene Gesellschaft ist Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany
den Bewohnern Palawans gewidmet
Danksagung
Das Entstehen dieses Buches wäre niemals ohne die Unterstützung zahl-reicher Personen und Institutionen möglich gewesen, denen ich hiermit herzlich danken möchte. Zunächst gilt mein Dank all jenen Bewohnern von Puerto Princesa City, die durch ihre Offenheit, Herzlichkeit, Hilfsbereitschaft, Gastfreund-schaft, Geduld sowie ihr Vertrauen und Verständnis meinen Forschungs-aufenthalt auf Palawan so angenehm, unkompliziert und unvergesslich gemacht haben. Hervorheben möchte ich insbesondere Nonoy Lanzanas, der mir stets eine unerschöpfliche Quelle der Information und Inspiration gewesen ist, Jeck und Omai Lanzanas, bei denen ich mich immer wohl und bestens unterhalten gefühlt habe, Jovenee Sangun, deren Tür immer für mich offen stand und deren kluge Ratschläge und Hinweise ich sehr zu schätzen wusste, Cherry de Dios, die mir bereitwillig so viele Stunden ihrer wertvollen Zeit und hilfreiches Material zur Verfügung gestellt hat, sowie Edilberto Magpayo, ohne den viele wichtige Kontakte gar nicht zustande gekommen wären. Darüber hinaus danke ich Jessa Garibay und Arphil Ballarta für die freundliche und kompetente Assistenz bei der Erhebung der Interview-, Pilesort- und Surveydaten sowie deren und weitere Übersetzungen. Für die Betreuung meiner Dissertation spreche ich Michael Schnegg und Anita Engels großen Dank aus, deren Anregungen und kritische Fragen zum Erfolg dieser Studie beigetragen haben. Dasselbe gilt auch für Annette Eschenbach, die den Vorsitz des gemeinsamen Advisory Panels innehatte. Für den großzügigen Druckkostenzuschuss danke ich recht herzlich dem Hamburger Exzellenzcluster „Integrated Climate System Analysis and Prediction“ (CliSAP), seiner Graduiertenschule „School of Integrated Climate System Sciences“ (SICSS) sowie Michael Schnegg vom Institut für Ethnologie der Universität Hamburg, die mir darüber hinaus das ideale Arbeitsumfeld mit einer hervorragenden Infrastruktur zur Ver-
viii
fügung gestellt haben, um mein Forschungsvorhaben mit allen dafür
benötigten Ressourcen selbstbestimmt umsetzen zu können.
Dass ich überhaupt den Weg der Promotion eingeschlagen habe, ist auch
ein Verdienst von Thomas Widlok, Andrea Bender und Sieghard Beller.
Als Stipendiat der internationalen Forschergruppe „The Cultural Consti-
tution of Causal Cognition“ gaben sie mir am „Zentrum für Interdis-
ziplinäre Forschung“ (ZiF) in Bielefeld die einmalige Chance, mich
inhaltlich und methodisch zu orientieren und meine Forschungsidee unter
optimalen Bedingungen zu entwickeln. John Gatewood, der ebenfalls
Mitglied der Gruppe gewesen ist, danke ich für die exzellente Fortbildung
in den Methoden der kognitiven Ethnologie.
Neben den bisher namentlich Erwähnten gibt es auch viele Informant-
innen und Informanten, Kolleginnen und Kollegen, Freundinnen und
Freunde, die in unzähligen Gesprächen, Diskussionen, Workshops, Kon-
ferenzen und Korrospondenzen durch positive Resonanz, konstruktive
Kritik, kreative Anregung und hilfreiche Tipps ebenfalls einen wichtigen
Beitrag zu diesem Buch geleistet haben. In ganz besonderem Maße gilt
dies auch für jene, die mir zusätzlich zur intellektuellen Zuarbeit stets viel
Zuspruch, Vertrauen, Anerkennung, Aufmunterung, Motivation und Lob
haben zukommen lassen. Ein außerordentlicher Dank für die konstante
Unterstützung auf so vielen Ebenen geht daher zu guter Letzt an
Alexander Friedrich, Nicole Claudine Abarrientos, Elvira Friedrich und
Ingrid Nestler.
Köln, 13. März 2017
Thomas Friedrich
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis xi Tabellenverzeichnis xiii Abkürzungsverzeichnis und Glossar xv 1. Einleitung 1 2. Theoretische Grundlagen und Begriffsdefinition 9
2.1. Mensch-Umwelt-Beziehungen 9 2.1.1. Die lokale Perspektive der Umweltethnologie 10 2.1.2. Die globale Perspektive der politischen Ökologie 19 2.1.3. Die Ethnologie des Klimawandels 27
2.2. Epistemologie, Diskurs und die Formen des Wissens 35 2.2.1. Der wissenschaftliche Klimawandeldiskurs 40 2.2.2. Globales und lokales Wissen 50 2.2.3. Cultural models 59
3. Ethnographischer Bezugsrahmen 69
3.1. National: Der Klimawandel und andere Gefahren 71 3.1.1. Die Verletzlichkeit der Philippinen 71 3.1.2. Nationale Umweltdiskurse 77
3.2. Regional: Warum Palawan anders ist 86 3.2.1. Historie und Bevölkerungsstruktur 86 3.2.2. Die biogeographische Sonderstellung 89 3.2.3. Die außergewöhnliche Rechtslage 94
3.3. Lokal: Umweltschutz in Puerto Princesa City 98 3.3.1. Akteure des Umweltschutzes 101
3.3.1.1. Regierungsorganisationen 102 3.3.1.2. Zivilgesellschaft 104 3.3.1.3. Individuelle Persönlichkeiten 108 3.3.1.4. Die Kunstszene 118
3.3.2. Lokale Umweltdiskurse 125 3.3.2.1. Natur- und Umweltkatastrophen 126 3.3.2.2. Umweltschutz 130 3.3.2.3. Nachhaltige Entwicklung 134 3.3.2.4. Klimawandel 143
4. Methodik 151 4.1. Wie man dem Klimawandeldiskurs folgt 151
4.1.1. Wie Wissen über den Klimawandel produziert wird 155 4.1.2. Wie Wissen über den Klimawandel verbreitet wird 160 4.1.3. Wie Wissen über den Klimawandel rezipiert wird 166
4.2. Datenerhebung 168 4.2.1. Datenüberblick und Sampling 169 4.2.2. Freelists 179 4.2.3. Pilesorts 196 4.2.4. Survey 201 4.2.5. Leitfadeninterviews 209 4.2.6. Teilnehmende Beobachtung 213
4.3. Herausforderungen im Feld und kritische Betrachtung 215 5. Die Lokalisierung globalen Wissens 231
5.1. Die Kommunikation wissenschaftlichen Klimawandel- wissens auf den Philippinen
231
5.2. Inhalte und Organisation des Wissens auf lokaler Ebene 238 5.2.1. Assoziationsfelder 243 5.2.2. Struktur 263 5.2.3. Bedeutung 272 5.2.4. Modelle 295 5.2.5. Konsens 317 5.2.6. Varianz 325 5.2.7. Synthese 333
5.3. Praxisbeispiele: Anwendungsfelder sozialer Aushandlung 337 5.3.1. Yolanda 339 5.3.2. Palawan Conservation Corps 352 5.3.3. Die NO TO COAL Bewegung 386 5.3.4. Pista und Love Affair 410
6. Schlussbetrachtung und Ausblick 433 Quellenverzeichnis 451
x
Abbildungsverzeichnis Abb. 1: die vier „myths of nature“ nach Douglas .................................... 30 Abb. 2: gegenüber dem Klimawandel besonders verletzliche
Regionen in Südostasien ............................................................ 76 Abb. 3: Flächenverlust bei Primär- und Sekundärwald ........................... 81 Abb. 4: Hauptinsel Palawan im Südwesten der Philippinen ................... 88 Abb. 5: Vergleich Artenvorkommnis Palawan – Philippinen ................. 91 Abb. 6: Plattentektonik in Südostasien .................................................... 92 Abb. 7: Lage Puerto Princesas und seine barangays ............................. 100 Abb. 8: Collage aus zahlreichen Schildern ............................................ 128 Abb. 9: wirtschaftliche Risikoanalyse der Standorte Puerto
Princesa und Tacloban im Vergleich ........................................ 149 Abb. 10: der ideale Verlauf des Klimawandeldiskurses ........................ 152 Abb. 11: Untersuchung der Stadien des Diskurses und
Zusammenführung der Datenformate .................................... 154 Abb. 12: Erstellung eines IPCC-Sachstandsberichts ............................. 157 Abb. 13: Verbreitungswege des wissenschaftlichen Wissens
über den Klimawandel ........................................................... 165 Abb. 14: Wortwolke von Teilliste 1 ...................................................... 185 Abb. 15: Häufigkeit der bereinigten Items aus Teilliste 1 .................... 187 Abb. 16: Häufigkeit der genannten Kategorien und niedrigster
Durchschnittsrang .................................................................. 194 Abb. 17: Clusteranalyse der Pilesorts in vier Cluster ........................... 265 Abb. 18: Clusteranalyse der Pilesorts in acht Cluster ............................ 268 Abb. 19: Der carbon oxygen cycle ........................................................ 302 Abb. 20: Prozess der Lokalisierung des globalen
Klimawandeldiskurses auf Palawan ....................................... 336 Abb. 21: Zugbahn des Supertaifuns Haiyan/Yolanda 2013 .................. 341 Abb. 22: Kategorisierung von Desastern ............................................... 356 Abb. 23: Aufführung des Stückes „Balanseng Pamumuhay” ................ 371 Abb. 24: Protestflyer gegen geplantes Kohlekraftwerk ......................... 390
xii
Abb. 25: NO TO COAL Protestanten.................................................... 395 Abb. 26: NO TO COAL Protestanten mit Transparent ......................... 397 Abb. 27: Anzeigen zum Pista aus der Palawan Times .......................... 414 Abb. 28: Offizielle der Stadt pflanzen Setzlinge. .................................. 420 Abb. 29: Polizei beim Love Affair with Nature Festival ....................... 429
Tabellenverzeichnis Tab. 1: Seitenumfang der IPCC-Sachstandsberichte ............................. 159 Tab. 2: Gesamtüberblick des Samples ................................................... 172 Tab. 3: Strukturierung des Samples ....................................................... 174 Tab. 4: weitere Strukturierung des Samples .......................................... 177 Tab. 5: Verarbeitungsprozess der Items ................................................ 192 Tab. 6: In den Pilesorts verwendete Items ............................................. 198 Tab. 7: Übersicht der 61 Survey-Aussagen ........................................... 208 Tab. 8: dominante Kategorien aller Freelists ......................................... 247 Tab. 9: jeweiliger Konsens nach Aussagenblock .................................. 322
Abkürzungsverzeichnis und Glossar ADB………….……..………………………….Asian Development Bank
AR .............................. Assessment Reports - Sachstandsberichte des IPCC AR4 ............................................................. 4. Sachstandsbericht des IPCC AR5 ............................................................. 5. Sachstandsbericht des IPCC
barangay ......................... kleinste Verwaltungseinheit auf den Philippinen
BEK ................................................................. basic ecological knowledge
CCA ............................................................................ Climate Change Act
CM ........................................................................................ cultural model COP .....................................................................Conference of the Parties
DepEd .................................................................. Department of Education ECAN ......................................... Environmentally Critical Areas Network
ELAC ................................... Environmental Legal Assistance Center, Inc.
ID ............................................................................ Identifikationsnummer
IPCC ..................................... Intergovernmental Panel on Climate Change
kaingin ..................................................... Tagalog, Brandrohdungsfeldbau LCCAP ................................................ Local Climate Change Action Plan
LGU .......................................................................... local government unit
MDS ................................................................... multi dimensional scaling NCCAP ........................................... National Climate Change Action Plan
NFSCC ......................... National Framework Strategy on Climate Change NRO ............................................................. Nicht-Regierungsorganisation
oplan linis ................................................ Tagalog, "Operation Sauberkeit"
OSY ........................................................................... Out-of-School Youth
xvi
PAGASA ..................................................... Philippinische Wetterbehörde
PCC ................................................................ Palawan Conservation Corps PCSD ................................ Palawan Council for Sustainable Development PIADP ................................ Palawan Integrated Area Development Project PIADPO ................................................................................ PIADP Office PMCJ ......................................... Philippine Movement for Climate Justice PPUR .................................................. Puerto Princesa Underground River PSU ...................................................................... Palawan State University PSWS ............................................................ Public Storm Warning Signal PUS .......................................................... Public Understanding of Science
RTNMC ........................................... Rio Tuba Nickel Mining Corporation SEP ........................................... Strategic Environmental Plan for Palawan
SPM ................................................................. Summary for Policymakers SPSS ........................................ Statistical Package for the Social Sciences
TEK ......................................................... traditional ecological knowledge UN ....................................................................................... United Nations
UNEP ................................................................. UN Environment Program UNFCCC ........................ UN Framework Convention on Climate Change UNESCO .................. UN Educational, Scientific & Cultural Organization
V20 .................................................................... Vulnerable Twenty Group
VAP ................................................................................. Visual Anthropac
WMO ................................................. World Meteorological Organization
WOIB ................................................................ web of interrelated beliefs