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Die Land- und Nahrungsgüterwirtschaft des Kreises Anklam ... · bis 1990 zur Auswertung zur...

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Die Land- und Nahrungsgüterwirtschaft des Kreises Anklam 1945 bis 1990 Eine kurzgefasste Betrachtung Lothar Kohls
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Die Land- und Nahrungsgüterwirtschaft

des Kreises Anklam 1945 bis 1990

Eine kurzgefasste Betrachtung

Lothar Kohls

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Trotz größter Sorgfalt sind Fehler nicht auszuschließen. Autor kann weder eine juristische Verantwortung noch irgendeine Haftung übernehmen. Alle Fotoaufnahmen ohne Quellennachweis sind vom Autor.

Autor: Lothar K o h l s Klosterstraße 10, 17389 Anklam

© Eigendruck / L. Kohls

Anklam 2007 1. Auflage

Einbandgestaltung und Bindung Druckerei Steffen GmbH 17098 Friedland

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Vorwort 5 Der Krieg, sein Ende und der Beginn der Aufbauarbeit 7 Die Bodenreform, ihr Ziel und ihre Auswirkungen 9 Zur Kreisfläche, deren Struktur sowie geologische und meteorologische Daten 14 Die Landwirtschaft bis 1952 16 Die politische und staatliche Leitung von 1945 bis 1963 23 Die Entstehung der ersten LPG 32 Erfassung und Aufkauf landwirtschaftlicher Produkte 37 Die Landwirtschaft von 1953 bis 1962 40 Zur Politik gegenüber den Großbauern 43 Die Situation um den 17. Juni 1953 45 Örtliche Landwirtschaftsbetriebe und freie Flächen 46 Die Entwicklung der LPG bis Ende 1960 49 MAS und MTS 56 Staatsgüter und ihre Entwicklung 60 Zu Betrieben und Flächen der Kirche 62 Die VdgB, eine Massenorganisation der Bauern und Kleinproduzenten 63 Schlösser, Gutshäuser, Parkanlagen und Wirtschaftsgebäude der ehemaligen Güter 65 Nahrungsgüterwirtschaft, Versorgungseinrichtungen und Aufkaufbetriebe bis Anfang der sechziger Jahre 66 Das Investitionsgeschehen bis Anfang der sechziger Jahre 68 Die landwirtschaftliche Erschließung der „Friedländer Großen Wiese“ 71 Der Landwirtschaftsrat als neues Staatsorgan des Kreises 73

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Zur Bedeutung und Rolle der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft im Wirtschaftssystem der DDR 76 Die Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion 78 Wissenschaftlich-technischer Fortschritt als ein bedeutender Intensivierungsfaktor 83 Der Umgang mit dem landwirtschaftlichen Bodenfonds 86 Arbeitsvermögen und Beschäftigung 86 Bewegte Zeiten in der gesellschaftlichen Organisation der landwirtschaftlichen Produktion 91 Die Pflanzenproduktion und ihre Technologie 94 Saat- und Pflanzgutvermehrung 99 Gemüse, Obst und Zierpflanzen 102 Die Tierproduktion und ihre Technologie 104 Die Futterwirtschaft, das verbindende Element zwischen der Pflanzen- und Tierproduktion 109 Veterinärwesen 112 Die Nahrungsgüterwirtschaft und Aufkaufbetriebe landwirtschaftlicher Erzeugnisse seit den sechziger Jahren 113 Agrochemische Dienstleistungen 117 Pflanzenschutz 120 Technisierung der Landwirtschaft und die Organisation der Instandhaltung 121

Aufbau von industriemäßigen Produktionsanlagen 123 Komplex der Meliorationen 127 Der Peene-Süd-Kanal 130 Das Bauwesen 132 Die Ökonomie und das Finanzgeschehen der Betriebe 134 Subventionen, Kredite und Abgaben 140 Rechnungsführung, Statistik und Kontrolle 144 Einige Betriebe in der Agrar-Industrie-Vereinigung 146

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Die Rolle des Staates und der SED im Leitungsprozess 147 Die Gemeinden 149 Zum Wettbewerb unter den Bedingungen der DDR 149 Die Rolle der Frauen in der Landwirtschaft 151 Zur Entwicklung der Dörfer 153 Arbeits- und Lebensbedingungen auf dem Lande 156 Kultur, Sport und Traditionen 157 Die Jagd 160 Die Rolle der Agrarwissenschaftlichen Gesellschaft im Prozess der gesellschaftlichen Entwicklung 163 Ausstellungen, Messen und andere Veranstaltungen 163 Die Zeit der politischen Wende im Jahre 1990 164

Die Landwirtschaft nach dem Zusammenbruch der DDR 167 Quellennachweis 173 Abkürzungsverzeichnis 181 Übersicht über die Anlagen 183 Anlagen 185

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Vorwort

Die heranwachsende Generation stellt vielfach Fragen nach den gesellschaftlichen, wirtschaft-lichen, sozialen und kulturellen Prozessen von 1945 bis 1990 im ehemaligen Landkreis An-klam und dem Leben der Menschen in dieser Zeit. Seit 1946 wohne ich in diesem Landstrich und war bis Ende 1990 beruflich mit der Landwirt-schaft verbunden. Deshalb möchte ich das Leben der Menschen auf den Dörfern in diesem Zeitraum, die Arbeitsergebnisse sowie die gesellschaftlichen Umstände und Zusammenhänge, wie ich sie empfunden habe, unter Verwendung mir vorliegender Aufzeichnungen aus Ar-chiven darstellen. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges teilten die Siegermächte Deutschland in Besat-zungsbereiche auf. Das Potsdamer Abkommen vom 2. August 1945 legte die Aufgaben der Besatzungsherrschaft fest. Der Staat, die Deutsche Demokratische Republik (DDR), entstand im Oktober 1949 und existierte 40 Jahre. Er war Mitglied der Organisation der Vereinten Nationen (UNO) und unterhielt 1980 zu 129 Staaten diplomatische Beziehungen. Die Bildung dieses Staates sowie seine Gestaltung lag nicht in der Entscheidung der hier wohnenden Menschen, sie wurde insbesondere von der Sowjetunion angewiesen. Es sollte eine sozialistische Gesellschaftsordnung mit dem Endziel einer klassenlosen Gesellschaft nach den Ideen von Marx, Engels und Lenin entstehen. Ein Experiment, das keine Basis hat-te. Auf die DDR wurde die Herrschaftsform des „Stalinismus“ übertragen. Die SED war zunächst der verlängerte Arm der Besatzungsmacht, der demokratische Zentralismus das Leitungsprinzip. Zum anderen hatte der Ausgang des 2. Weltkrieges sowie der Kalte Krieg in Deutschland eine erhebliche Auswirkung auf die gesellschaftlichen Prozesse. Nach der gesellschaftlichen Wende wurden und werden die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Ergebnisse der Arbeit kritisch bewertet und Vergleiche mit der Demokratie der Bun-desrepublik Deutschland angestellt. Grundsätzlich sind solche Betrachtungen gut. Sie machen die unterschiedlichen Ergebnisse in der wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Entwick-lung sowie Nutzung der Freiheit durch die Menschen deutlich. Jedoch sollte das Wirken und der Fleiß der Bevölkerung dieses Gebietes sowie die erreichten Ergebnisse unter den konkre-ten historischen Gegebenheiten, wie sie nach dem 2. Weltkrieg für Ostdeutschland vorherr-schend waren, differenziert und sachlich betrachtet werden. Die Menschen in der DDR gestalteten ihr Leben unter den Bedingungen der Partei- und Staatsdiktatur, der Freiraum für eigene Entscheidungen war begrenzt. Die Ideologien der SED weckten bei der Bevölkerung Hoffnung auf einen hohen Wohlstand, der jedoch keine ausreichende materielle Basis hatte und ein Traum blieb. Menschen, die bewusst den 2. Weltkrieg erlebten, betrachten die Geschichte und Erlebnisse in der DDR gelassener. Viele nutzten in der DDR die Chancen des beruflichen Aufstiegs und sahen damit einen Sinn ihres Lebens. Schwachstellen des DDR-Alltags sind in Erinnerung geblieben wie Materialmangel, fehlender Wohnraum oder der schwer erfüllbare Wunsch vom Besitz eines modernen Autos. Die Versuche, eine sozialistische Gesellschaft zu schaffen, bestanden jedoch nicht nur aus Fehlern und Mängeln, es gab auch prägende positive Elemente. Einige davon waren: jeder Arbeitswillige fand eine Beschäftigung, Förderung der beruflichen Bildung, weitgehende sozi-ale Absicherung, wenn auch auf niedrigem Niveau und anderes mehr.

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Alltag, Kunst, Schule, Arbeit und Teile der Freizeit, alles war in einem bestimmten Umfang politisch geprägt und wurde durch die SED beeinflusst. Das Erziehungsziel war eine brave SED-konforme „sozialistische Persönlichkeit“. Einige Erklärungen und Beispiele wurden der Zeitgeschichte entnommen, um einen besseren Zusammenhang zu den sozialen, politischen, ökonomischen und kulturellen Verhältnissen darstellen zu können. Das Archiv des Landkreises Ostvorpommern stellte zahlreiche Unterlagen aus der Zeit 1945 bis 1990 zur Auswertung zur Verfügung, die die Aussagekraft dieser Arbeit erhöhen. Geringfügige Zahlenabweichungen zwischen Tabellen und Anlagen waren wegen verschiede-ner Quellen nicht zu vermeiden. Zur Bestätigung einiger Informationen fand mit Zeitzeugen ein Gedankenaustausch statt. Die Politisierung spiegelt sich auch in der Sprache wider. Es wurden in der DDR einige Be-griffe verwendet, die nicht mehr gebräuchlich sind. Der Verfasser war bemüht, sie verständ-lich zu erklären oder die heute üblichen Redewendungen zu wählen, was jedoch möglicher-weise nicht immer gelang. Den gesamten Bereich der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft in einem geschlossenen Komplex darzustellen beabsichtigte ich mit meinen Darlegungen nicht, da sie sonst zu um-fangreich geworden wären. Anlagen und Bilder sollen dem Leser die Möglichkeit geben, selbst Vergleiche anzustellen. Da ich weder Journalist noch Schriftsteller bin, möge der interessierte Leser über eventuelle „Satzunebenheiten“ hinwegsehen und diese tolerieren. Anklam, im Juli 2007

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Der Krieg, sein Ende und der Beginn der Aufbauarbeit Am 08.05.1945 endete in Europa der zweite Weltkrieg, dessen tödliche Bilanz sich jeglicher Vorstellungskraft entzieht. Er hinterließ katastrophale Verhältnisse, riesige Zerstörungen, Hungersnot, Krankheiten und Seuchen. Auch im Kreis Anklam war diese Bilanz stark zu spüren. Dazu kam infolge Flucht und Vertreibung aus den Gebieten östlich der Oder und Neiße der Einwohnerzuwachs. Die sowjetischen Truppen besetzten im Zeitraum 28. und 29. April 1945 den Kreis. Beim Einmarsch kam es nicht zu größeren Kampfhandlungen. 76 Soldaten der Roten Armee und 82 Deutsche sind nach vorliegenden Informationen bei Kämpfen auf dem Territorium des Kreises Anklam gefallen.1 Es gab viele Repressalien gegenüber Menschen. Sie wurden beraubt, Frauen und Mädchen vergewaltigt und auch erschossen. Besonders brutal verhielten sich die Sowjets den Gutsbe-sitzern und Funktionsträgern der NSDAP gegenüber. Renate Meinhof berichtete in ihrem Buch „Das Tagebuch der Maria Meinhof“2, dass sich zahlreiche Menschen in Ducherow in dieser Zeit das Leben nahmen. Auch in anderen Orten des Kreises wählten sie den Freitod. Eine große Anzahl der Bauern, Gutsbesitzer und Landarbeiter war geflüchtet. Die meisten kamen in den darauffolgenden Wochen zu ihren Höfen bzw. Wohnungen zurück. Diese wa-ren vielfach ausgeraubt oder zerstört, nicht in jedem Fall von Soldaten der Roten Armee. Ein Teil der Gutsbesitzer und Funktionsträger der NSDAP flüchtete nach Westdeutschland. Von der Besatzungsmacht wurden größere Kuhbestände nach Russland abgetrieben und Vieh geschlachtet, um die kämpfende Front und danach die Besatzer zu versorgen. Pferde, Trakto-ren und LKW wurden von der kämpfenden Front mitgenommen. Im Vergleich zu anderen Kreisen Pommerns östlich der Oder war die Dezimierung der Viehbestände nicht zu groß. Einige Schlösser und Wirtschaftsgebäude wurden eingeäschert. Hierbei handelte es sich viel-fach um Racheakte, die nicht im Zusammenhang mit den Kampfhandlungen standen. Als Beispiel ist das Schloss Schwerinsburg zu nennen. Viele Betriebe der Nahrungsgüterwirt-schaft und Dienstleistungen in der Stadt waren durch Luftangriffe zerstört oder die Technik wurde von der sowjetischen Besatzungsmacht demontiert. Beispiele sind die Zucker- und Flockenfabrik, der Getreidespeicher am Hafen sowie die Bahngleise. Die Betriebsstruktur der Landwirtschaft blieb nach dem Einmarsch der Sowjets zunächst unverändert. Es gab zu diesem Zeitpunkt 71 Güter, die 61,52 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche umfassten sowie ca. 850 Bauernwirtschaften mit einer Größe von 5 bis 100 ha. Da von 85 % der Güter die Eigentümer nicht zurückkehrten, übernahmen Inspektoren, Statthalter oder andere Personen die Leitung der Betriebe. Viele Bauernhöfe bewirtschafteten Frauen, da die Ehepartner im Krieg gefallen oder durch Russen verschleppt bzw. sich noch in Gefangenschaft befanden. Die Anzahl der Einwohner hatte sich im Kreis durch die Flüchtlinge und Vertriebenen ge-genüber 1939 um ca. 30 % erhöht. Am 31.07.1946 wurden 51 989 Einwohner, darunter 21535 Flüchtlinge und Vertriebene, gezählt3. Die Hauptbelastung der Erhöhung lag in den Dörfern mit 86 % zum Stand von 1939. Die Flüchtlinge und Vertriebenen mussten Unterkunft und Arbeit haben. Leere Schlösser, Gutshäuser und Schnitterkasernen wurden zu Wohnungen umfunktioniert. Viele Dorfbe-wohner hatten Zimmer für die eingewiesenen Familien bereitzustellen. Das geschah vielfach nicht auf freiwilliger Basis sondern durch Weisung der Besatzungsmacht oder des Bürger-meisters. Die Bevölkerungsstruktur veränderte sich zum Vorkriegsstand, der Anteil weiblicher Ein-wohner betrug ca. 55 %.

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Durch das Fehlen der Männer und den geringen technischen Stand in der Landwirtschaft fanden die Flüchtlinge und Vertriebenen Arbeit. Nach Beendigung der Kriegshandlungen und Besetzung durch die sowjetischen Truppen erfolgte die Frühjahrsbestellung auf den Gütern, Staatsdomänen und Bauernwirtschaften. Feldarbeiten konnten nicht in der optimalen Bestellzeit realisiert werden. Was nicht mit Hilfe der Technik bewältigt wurde, schafften besonders die Frauen mit den Händen. Viele Maschinen waren in den Kriegsjahren stark verschlissen und ein Ersatz dringend not-wendig. Da Ersatzteile für Landtechnik, Traktoren und Transportfahrzeuge fehlten wurde improvisiert. Eine größere Anzahl von Flüchtlingsfamilien waren mit Pferden in den Kreis gekommen, diese standen für die Durchführung der landwirtschaftlichen Arbeiten zur Verfü-gung. Es blieben keine größeren unbestellten Flächen übrig. Auf Grund des durch die Kriegsfolgen dezimierten Viehbestandes, wurde besonders bei Milchkühen und Zuchtschweinen sofort mit der Vermehrung begonnen. Die sowjetische Besatzungsmacht richtete nach der Einnahme des Kreises ihre Kommandan-tur in Anklam ein, von der die Befehlsgewalt ausging. Auf Landesebene Mecklenburg-Vorpommern gab es in Schwerin die Sowjetische Militärische Administration (SMAD). Diese Befehlsstelle übertrug schrittweise die Macht des Vollzugs auf Ortsansässige wie Bür-germeister und andere Personen. In Anklam wurde aus örtlichen Kräften eine Polizeistelle eingerichtet, die im Auftrag der sowjetischen Kommandantur für Ordnung zu sorgen hatte. Leitungsaufgaben übernahmen weitgehend Personen, die vor 1933 Kommunisten oder Sozi-aldemokraten waren oder sich in der Zeit des Faschismus neutral verhielten. Wenn der Krieg auch zu Ende war, so konnte nicht von einer Friedenssituation gesprochen werden. Es herrschte die Kriegsdiktatur. Zwangsmittel waren Befehle; Haft und Verschleppung gab es in größerer Anzahl. Die kreislichen Leitungsaufgaben wurden vorübergehend bis zur Arbeitsaufnahme des Land-ratsamtes vom Bürgermeister der Stadt Anklam wahrgenommen. Bereits am 13.05.1945 ordnete der amtierende Bürgermeister der Stadt an, Stehlen und Plün-dern unter Strafe zu stellen, was auch für das Entwenden von Hausrat aus den verlassenen Wohnungen galt.4 Zuwiderhandlungen wurden gerichtlich bestraft. Zu einem etwas späteren Zeitpunkt wurde diese Anordnung, die für das gesamte Kreisgebiet galt, wiederholt. Die Stra-fen waren sehr hoch, Haft von mehreren Jahren keine Seltenheit. In den Dörfern herrschten zwischen Vertretern der kommunistischen Ideologie, dem Bürger-tum und den ehemaligen Funktionsträgern der NSDAP große Kontroversen. Im Sommer 1945 musste die Ernte mit der wenigen einsatzfähigen Technik eingebracht wer-den. So wurde im Befehl Nr. 2 vom 19.07.1945 von der SMAD für das Land Mecklenburg gefordert, die gesamte arbeitsfähige Land- und Stadtbevölkerung, landwirtschaftliches Inven-tar, Zugvieh, Trecker- und Autopark durch die staatliche territoriale Verwaltung zwangsweise zur Bergung der Ernte heranzuziehen. Die Stadtbevölkerung war auf die Höfe und Güter aufzuteilen, auf denen Arbeitskräfte fehlten. Personen, die sich gegen den Ernteeinsatz stell-ten, wurden die Lebensmittelkarten entzogen. Die Gesetze des Krieges kamen von der sowje-tischen Seite zur Anwendung.5 Ende Juni 1945 wurde von der SMAD zur Sicherung der Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsgütern die Verordnung erlassen, je ha Getreidefläche 13 dt Getreide und je ha Kar-toffelfläche 60 dt Kartoffeln abzuliefern. Die Bezahlung erfolgte auf der Preisbasis 1944 6. Die Erträge im Jahr 1945 fielen niedrig aus. Das hing mit der nicht zeitgerechten Bestellung und Pflege der Flächen sowie Mangel an mineralischen Düngemitteln zusammen. Auch die Leistung der Tierbestände wurde durch die Kriegswirren negativ beeinflusst. Be-sonders auf den Gütern waren die Kühe Ende April/Anfang Mai über mehrere Tage nicht

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gemolken worden, so dass durch nachfolgende Euterentzündungen die Milchleistung erheb-lich zurückging. Die Produktions- und Lebensbedingungen der Bevölkerung wurden durch Stromabschaltun-gen und begrenzter Bereitstellung von Treibstoff für Traktoren erschwert. In der sowjetisch besetzten Besatzungszone Deutschlands erfolgte bis September 1945 die Beibehaltung der Totalablieferung pflanzlicher und tierischer Produkte, wie sie vor 1945 im faschistischen Deutschland praktiziert wurde. Ab Herbst 1945 erfolgte eine Umstellung des Ablieferungssystems. Die Landesregierung gab später die entsprechenden gesetzlichen Bestimmungen zur Pflicht- ablieferung heraus. Die Arbeiter in den Betrieben der Nahrungsgüterwirtschaft, Reparaturwerkstätten, Dienstleis-tungen und anderer Bereiche, die ihren Anteil für den Reproduktionsprozess zu leisten hat-ten, nahmen nach dem Einmarsch der sowjetischen Truppen ihre Arbeit auf. So zum Beispiel hatte Hermann Heitmann in der Zuckerfabrik Arbeiter um sich gescharrt,7 die mit dem Wie-deraufbau des Betriebes begannen, Paul Kielmann organisierte die Herstellung der Einsatzfä-higkeit der Flockenfabrik,8 der Bürgermeister Rudolf Klüß veranlasste die schnelle Inbetrieb-nahme der Wasserversorgung in Anklam.9 Erschwert wurde der Neubeginn in der Wirtschaft und Versorgung der Bevölkerung durch den kalten Winter 1945/46 mit viel Schnee und tiefen Temperaturen. Es war eine sehr schwe-re Zeit in der Stadt und auf dem Land.

Die Bodenreform, ihr Ziel und ihre Auswirkungen Die sowjetische Besatzungsmacht enteignete ab September 1945 entschädigungslos die Großgrundbesitzer über 100 ha Land (außer regionale Kirchenflächen und Gemeindeeigen-tum), Staatswälder, Bodenfonds der Siedlungsgesellschaften sowie Betriebe von Kriegsver-brechern und höheren Funktionsträgern der National-Sozialistischen Deutschen Arbeiterpar-tei (NSDAP). Bei dieser Entscheidung berief sie sich auf die Beschlüsse der Alliierten in Potsdam vom Sommer 1945. Die Grenze, ab 100 ha Betriebsgröße zu enteignen, wurde von der Sowjetischen Militäradmi-nistration willkürlich festgelegt, um viel Land für die Bodenreform zu erhalten.10 Die politischen Parteien hatten über den Weg der Bodenreform unterschiedliche Vorstellun-gen. Die KPD forderte die Zerschlagung der Gutswirtschaften und eine entschädigungslose Enteignung, während bürgerliche Parteien (CDU und LDP) die Siedlungspolitik der Weima-rer Republik mit einer Entschädigung der Eigentümer anstrebten. Wer als Kriegsverbrecher oder höherer Funktionsträger der Partei galt, entschied nicht das Gericht sondern eine Kommission des Kreises. Dieses Entscheidungsgremium war von der Kommandantur der Besatzungsmacht berufen worden und setzte sich aus Vertretern der sowjetischen Kommandantur, Kommunistischen Partei Deutschlands, Kreisverwaltung und anderen Personen zusammen. 10 Eigentümer landwirtschaftlicher Betriebe mit einer Gesamtfläche von 595 ha fielen im Kreis unter diese Entscheidung.11 Sie hatten keine Möglichkeit, eine gerichtliche Prüfung durchführen zu lassen. Die noch anwesenden Eigentümer der Betriebe hatten nach Bekanntgabe der Beschlagnah-mung ihres Eigentums den Heimatort zu verlassen und durften nur in begrenztem Umfang Hausrat mitnehmen. Der neue Wohnort musste mindestens 25 km vom bisherigen entfernt

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sein. Vielfach erfolgte eine spätere Umsiedlung nach Thüringen. Dieser Ortswechsel wurde damit begründet, die alten Verbindungen zwischen Enteigneten und Landarbeitern zu unter-binden. Mehrfach gingen enteignete Gutseigentümer und Bauern in den westlichen Teil Deutschlands. Die Enteignung wurde von der Bevölkerung sehr unterschiedlich bewertet. Flüchtlinge und Vertriebene vertraten den Standpunkt, dass der Krieg auch ihr Eigentum nahm und sie eine Teilentschädigung durch die Neubauernwirtschaft haben möchten. Landarbeiter sahen sich durch die Nichtrückkehr ihres Gutsbesitzers verlassen und unter-stützten den Weg der Aufsiedlung. Auch die im letzten Jahrhundert versprochene Bodenre-form zur Schaffung von Bauernhöfen wurde erneut von landarmen Bauern eingefordert. Die Mehrheit der Mittel- und Großbauern verhielt sich zur Enteignung der Gutsbesitzer abwar-tend. Die von der Enteignung Betroffenen sahen diese Maßnahmen als Verbrechen der Kommu-nistischen Partei Deutschlands und der Besatzungsmacht an. Bereits Mitte Juni 1945 veröffentlichten Tageszeitungen und Rundfunk den Aufruf der Kommunistischen Partei Deutschlands vom 11. Juni zur Enteignung der Großgrundbesitzer und Kriegsverbrecher unter der Losung „Junkerland in Bauernhand“. Den Auftakt für die Bodenreform gab Wilhelm Pieck am 02.09.1945 auf der Kreisbauernkon-ferenz in Kyritz12, wo er die Ziele und Aufgaben darlegte. Am 05.09.1945 beschloss die Landesregierung Mecklenburg die Verordnung über die Durch-führung der Bodenreform. Dabei sei erwähnt, dass es sich um ein Gremium handelte, das nicht vom Volk gewählt sondern von der sowjetischen Besatzungsmacht eingesetzt war. Die Bodenreform hatte politische, soziale und wirtschaftliche Aufgaben zu lösen. Eine Auf-gabe sah die KPD von Mecklenburg-Vorpommern darin, die ökonomische und politische Macht der Großgrundbesitzer zu beseitigen. An ihrer Stelle trat die Diktatur der kommunistischen Partei, später die der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Die soziale Aufgabe wurde in der Bereitstellung von Land für Flüchtlinge und Vertriebene sowie für Landarbeiter der Güter gesehen. Auch im Kreis hielten sich über 20 000 Flüchtlinge und Vertriebene auf, darunter viele Bauern und Landarbeiter. Sie hatten Hab und Gut verlo-ren und warteten auf die Hilfe des Staates. Die Bodenreform stellte in diesem Zusammenhang einen wichtigen sozialen Faktor dar. Da-mit erhielten viele Menschen aus dem Osten eine neue Lebensaufgabe und sozialen Neube-ginn. Sie bekamen Land, vielfach Vieh und Gebäude, hatten Arbeit und konnten sich davon ernähren. Sie wurden sesshaft und die Koffer konnten ausgepackt werden. Politisch stärkte diese Maßnahme die sowjetische Besatzungsmacht, offene Forderungen auf Rückgabe der Ostgebiete galt es einzuschränken. Eine große wirtschaftliche Aufgabe bestand in der Sicherstellung der Ernährung der Bevölke-rung und schrittweisen Aufbau der durch den Krieg stark geschädigten Wirtschaft. Es herrschte zu dieser Zeit Hunger, der durch die wachsende landwirtschaftliche Produktion beseitigt werden musste. Die herrenlosen Ländereien galt es zu bewirtschaften. Auch wenn den politischen Organisa-toren klar war, dass eines Tages die Kollektivierung der Landwirtschaft auf der Tagesordnung stehen würde, so bestand 1945 hierzu nicht die materielle Basis. Die Landarbeiter, Flüchtlinge und Vertriebenen waren bereit, mit viel Elan zur schnellen Er-höhung der landwirtschaftlichen Produktion mit den nach dem Krieg verbliebenen Arbeits-mitteln beizutragen. Eine größere Anzahl der Frauen, die im Krieg ihren Mann verloren hat-ten oder dieser sich noch in Gefangenschaft befand, übernahmen ebenfalls eine Neubau-ernstelle.

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Der Landrat Hövelman bildete eine Kreiskommission zur Durchführung der Bodenreform. Mitarbeiter dieser Kommission waren unter anderem Karl Lawonn, Meta Suckow, Franz Darga und Berthold Geißler.13 Die Beschlüsse der Bodenreformkommission hatten Gesetzes-kraft. Die KPD entschied unter der Schirmherrschaft der Besatzungsmacht. In den Orten kam es zur Bildung von Bodenkommissionen, insgesamt waren es 58 mit 317 Mitgliedern, darunter 214 Landarbeiter sowie 80 Flüchtlinge und Vertriebene.11 Der Ortskommission gehörten 5 bis 7 Personen an, die in Versammlungen gewählt wurden. Diese waren gut besucht, was aus dem starken Informationsbedürfnis der Einwohner resul-tierte. Die Zusammensetzung der Kommissionen wurde durch die Kreisverwaltung bestätigt. Es versteht sich von selbst, dass bei ihrer Bildung einige kreisliche Vorgaben vorausgingen. So durften Personen der ehemaligen Nazipartei und frühere Gutsinspektoren nicht der Kommis-sion angehören. Zu erwähnen wäre die politische Zusammensetzung mit ca. 200 KPD- und SPD- später SED-Mitgliedern.11 Entsprechend der Verordnung der Landesregierung Mecklenburg, Artikel IV, bereiteten die-se Kommissionen in den Dörfern die Aufsiedlung der Güter und weiterer Landwirtschaftsbe-triebe vor. Sie führten in den Versammlungen die Verteilung des Bodens durch. Die Praxis war in der Regel so, dass alle, die Land haben wollten, es vorher der Ortskommission bekannt gaben. Bei der Bodenreform spielte weder Familienstand des Landbewerbers noch politische Partei oder Massenorganisation eine Rolle. Er musste lediglich das 18. Lebensjahr erreicht haben. Auch ehemalige Mitglieder der NSDAP erhielten Land. Das Gut Annenhof wurde als erstes aufgesiedelt, danach Spantekow und dann die weiteren. Hans Jürgen von der Decken, Eigentümer von Annenhof, legte im Februar 1946 beim Land-rat gegen die Enteignung mit der Begründung, dass er kein Nazi, Offizier oder Junker gewe-sen wäre, erfolglos Beschwerde ein.14

Die Aufteilung der Güter und Übergabe der Besitzurkunde erfolgte vielfach in feierlicher Form. Die Acker- und Grünlandfläche für eine Neubauernsiedlung bewegte sich in einer Größen-ordnung bis zu 10 ha. Durch die Auslosung der Parzellen sollte vermieden werden, dass sich ortskundige oder einflussreiche Personen die besten Flächen aussuchten. Dieser Bodenvertei-lung ging eine vorläufige Landvermessung mit großem Zirkel voraus. Einzelne Parzellen wur-den mit Pfählen abgesteckt und erhielten Nummern, die bei der Verlosung Bedeutung hatten. Zu einem späteren Zeitpunkt erfolgte die Feinvermessung der Ländereien. Die genaue Be-triebsgröße war für die Eintragung in das Grundbuch und die Pflichtablieferung von Bedeu-tung. Als nächstes erfolgte die Vergabe der Grundstücke und Bauflächen. Für jede Bodenreform-wirtschaft wurde über das Los eine bebaute oder unbebaute Fläche im Dorf oder deren Nä-he vergeben. Die Größe dieser Parzelle bewegte sich zwischen 0,20 bis 0,35 ha. Bei bebauten Flächen handelte es sich um einen Teil von Betriebsgebäuden oder ein Landarbeiterhaus. Im weiteren Verlauf der Ortsversammlung kam es zur Aufteilung der Tierbestände und klei-neren Technik. Auch hier erfolgte die Verteilung über das Los. Manch angehender Bauer hatte Glück beim Erwerb von Gebäude und Vieh, andere mussten mit Wenigem zufrieden sein. Die Großtechnik wie Traktoren, Dresch-, Drill-, Mähmaschinen und anderes ging an die Komitees der gegenseitigen Bauernhilfe zum Aufbau von Ausleihstationen für Traktoren und landwirtschaftliche Maschinen. Die Bauern erhielten vom Präsidenten des Landes Mecklenburg und dem Landrat des Kreises eine Urkunde über das Grundstück einschließlich Wald.

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In dieser Urkunde hieß es, dass das zugeteilte Grundstück als persönliches, vererbbares Ei-gentum schuldenfrei übergeben und in das Grundbuch eingetragen wird. Bei näherer Betrachtung des Bodenreformgesetzes der Landesregierung Mecklenburg zeigte sich, dass das Land bei späterer Abgabe der Neubauernwirtschaft dem Bodenfonds des Staa-tes kostenlos zurückzuführen war. Es galt nicht als persönliches Eigentum, das verkauft wer-den konnte. Auch bestand nicht die Möglichkeit, dieses Land zu verpachten oder mit Hypo-theken zu belasten. Eine Vererbung an leibliche Nachkommen war zugesichert. Bei der Landübernahme durch die Neubauern wurde auf diese Aussage des Bodenreformge-setzes wenig geachtet. Im juristischen Sinn galt das bei der Bodenreform aufgeteilte Land als Staatseigentum. Hier finden wir eine Parallele zur Besiedlungspolitik des 13. und 14. Jahrhun-derts, Land als Lehen. In den Veröffentlichungen zur Bodenreform wurde von kostenloser Übergabe von Land, Vieh und Immobilien gesprochen. In Wahrheit traf dieses jedoch nicht voll zu. Für den durch die Bodenreform zugeteilten Boden war an den Staat ein Betrag im Werte ei-ner Roggenernte zu zahlen. Als Hektarertrag wurden 10 bis 15 dt Roggen mit dem Preis von 19,30 RM/dt (Preisbasis September 1945) zu Grunde gelegt. Diese sogenannte Bodenrente wurde nach der Qualität des Ackerlandes gestaffelt, - leichter Boden (Kartoffelacker) 190 RM/ha - besserer Boden (Haferanbau möglich) 220 RM/ha - mittelschwerer Boden (für Klee und Zuckerrüben) 250 RM/ha - schwerer Boden (Weizenanbau möglich) 280 RM/ha15 Für den Wald wurde ca. die Hälfte des Ackerpreises, also 100 bis 200 RM /ha festgelegt.15 In Krien und Stammersfelde bewegte sich dieser Betrag je ha Fläche von 186 bis 230 RM/ha.15 Die Unterschreitung des niedrigsten Betrages von 190 RM steht im Zusammen-hang mit der Waldbewertung. Es wurde ein Schuldschein ausgestellt. Die landarmen Bauern und Kleinpächter hatten in zehn, Landarbeiter und Flüchtlinge in zwanzig Jahresraten den ermittelten Betrag an den Staat zu zahlen. Die erste Rate betrug allgemein 10 % der Rente, es konnte ein Aufschub der Zahlung bis zu drei Jahren beantragt werden. Für die Landarbeiter und Flüchtlinge lag bei einer Wirtschaft von 9 ha Land mittlerer Qualität und 1 ha Wald die jährliche Bodenrente bei 90 bis 130 Reichsmark. Dieser Betrag erscheint aus heutiger Sicht gering, war aber damals eine Belastung, die manch ein Neubauer nicht so-fort aufbringen konnte. Eine kurzzeitige Begleichung der Forderung des Staates war möglich. Bei einer Wirtschaftsaufgabe zu Gunsten des Bodenfonds des Staates wurde diese Bodenren-te nicht erstattet. Nach 1950 verlangte der Staat von den Personen, die Land übernahmen, nicht mehr die Zahlung einer Bodenrente. Ende 1945 fand im Kreis Anklam die Aufteilung von Land, Gebäuden, Maschinen und Vieh bis auf 10 Gütern ihren Abschluss. Die Stadtgüter Gellendin und Pelsin wurden 1946 aufgesiedelt, weitere wie Zinzow, Löwitz, Putzar, Müggenburg und das Klostergut Neuenkirchen im Herbst 1947. Es verblieben die Landesgüter Dennin, Stolpe und Stretense mit einer Gesamtgröße von ca. 2640 ha sowie der Staatswald mit 969 ha und 1145 ha Flächen für die Gemeinden. In Zeitungsartikeln und der Literatur existieren unterschiedliche Angaben zur Gesamtfläche, die zur Aufsiedlung kam. Das resultiert daraus, dass der Kreis Ende 1945 von der Peene und dem Landgraben begrenzt wurde und durch die Kreisreform im September 1952 auch Gebie-te nördlich der Peene zugeordnet erhielt. Der Leiter des Kreisarchivs hat 1959 die exakten Zahlen über die Enteignungen und Bodenreform für das neue Kreisgebiet erarbeitet, die auch in dieser Betrachtung verwendet werden.

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Bei der Bodenreform wurden im Kreis insgesamt 49 393 ha aufgeteilt. Dieses Land erhielten 1553 Landarbeiter, 810 landar-me Bauern, 43 Kleinpächter, 1452 Flüchtlinge und Vertrie-bene sowie 309 Arbeiter und Angestellte, zum Teil erhielten sie auch Gebäude, Maschinen, Geräte und Vieh.11 Damit ent-standen 4167 Bauernwirtschaf-ten. Weiterhin kamen 540 Wohnge-bäude, 1975 Viehställe, 124 Scheunen und 59 sonstige Ge-bäude zu Verteilung.11

Ein Teil des Gutskuhstalles wurde als Wohnhaus und Stall umgebaut Im Nachgang stellte sich vielfach die Frage, ob über den Weg der Bodenreform eine Bauern-schaft entstehen konnte, die eine gute ökonomische und soziale Basis besaß. Einerseits wurde für die ersten Jahre nach dem 2. Weltkrieg für viele ehemalige Landarbeiter, landarme Bauern, Flüchtlinge und Vertriebene eine Existenz geschaffen, von der sie sich und ihre Familie er-nähren konnten und den Eindruck gewannen, „Freier Bauer“ zu sein. Im weiteren Verlauf zeigte sich jedoch, dass ein landwirtschaftlicher Betrieb von ca. 10 ha nicht konkurrenzfähig, also nicht wettbewerbsfähig war. Es entstand in diesem Zusammenhang eine neue gesell-schaftliche Gruppe, die Neubauern. Eine Neubauernwirtschaft verfügte über 6 bis 8 ha Ackerland, 1,5 bis 2 ha Grünland, 1 bis 1,5 ha Wald sowie über 0,20 bis 0,35 ha Hof-, Gebäude- und Gartenfläche. Die landwirt-schaftlich genutzte Fläche lag bei 8 bis 10 ha. Der Viehbestand setzte sich hauptsächlich aus einem Arbeitspferd, 4 bis 6 Rindern, davon 2 bis 3 Kühen, 10 bis 16 Schweinen, darunter eine Zuchtsau, 3 bis 5 Schafen sowie 15 bis 40 Legehennen zusammen. In den Jahren 1946/48 erhielten viele Betriebe über das Programm „Viehausgleich“ beson-ders Rinder zugeteilt, die aus Thüringen und Sachsen kamen. Auch gab es Düngemittel, Saat-gut, Kleintechnik und Kredite, insbesondere Bestellkredite. Es handelte sich um eine kleine Hilfe, sie aktivierte jedoch die wirtschaftliche Tätigkeit. Von der ideologischen Seite wurde sie als eine gute wirtschaftliche Unterstützung des Staates hervorgehoben. Es muss beachtet werden, dass durch den Krieg die wirtschaftliche Basis der Landwirtschaft stark dezimiert war. Die im Herbst 1945 in den Dörfern gebildeten Komitees der gegenseitigen Bauernhilfe sorg-ten für eine rationelle Nutzung der landwirtschaftlichen Großgeräte und organisierten die

gegenseitige Hilfe der Neubauern. Im Februar des darauffolgenden Jahres fanden die Wahlen für die Ortsaus-schüsse der Vereinigung der gegenseiti-gen Bauernhilfe (VdgB) statt. Auf der Grundlage des Befehls 209 des SMAD vom 09.09.1947 wurden im Kreis zahlreiche Neubauerngehöfte gebaut. Am 01.11.1947 erließ die Kreis-kommission für Bodenreform eine Durchführungsanordnung über die Errichtung von 470 Neubauerngehöf-

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ten.16 Der Abschnitt „Das Investitionsgeschehen bis Anfang der sechziger Jahre“ enthält weitere Einzelheiten dazu. Zur Kreisfläche, deren Struktur sowie geologische und meteoro-

logische Daten Im Altkreis Anklam gab es im Mai 1945 zwischen der Peene und dem Landgraben 1359 landwirtschaftliche Betriebe, darunter 71 Güter und Vorwerke mit ca. 65100 ha Gesamtflä-che. Zum Zeitpunkt 01.10.1952, nach der Kreisreform, umfasste der Kreis Anklam ca. 73 700 ha Gesamtfläche, darunter ca. 56 500 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, die von ca. 5200 land-wirtschaftlichen Betrieben und öffentlichen Einrichtungen bewirtschaftet wurden (siehe An-lage 2 und 3). Mit dem Stand per 15.06.1960 wurden für den Kreis folgende Wirtschaftsflächen und Nut-zungsarten ausgewiesen:17

ha % zur Wirt-schaftsfläche

Wirtschaftsfläche 75.959 100

Landwirtschaftliche Nutzfläche 57.181 75,28 Ackerland 41.119 54,13 Grünland 15.398 20,27 Forsten 9.004 11,85

Zu diesem Zeitpunkt betrug der Anteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche zur Republikflä-che 0,89 % und zum Bezirk Neubrandenburg 8,43 %. Die Veränderungen der Kreisgrenzen im Zeitraum 1952 bis 1990 waren unbedeutend. Die Flächenstruktur unterlag im Verlaufe der Jahre schwacher Schwankungen, jedoch in einem solchen Bereich, dass Vergleiche bis 1990 verwendbar sind. Auf die landwirtschaftliche Nutzung der Flächen wird in einem der nächsten Abschnitte ein-gegangen. Der Waldanteil, gemessen an der Gesamtkreisfläche mit 11,5 %, war im Vergleich zum heuti-gen Land Mecklenburg-Vorpommern und der DDR niedrig. Die Peene als Schifffahrtsweg durchfließt den Kreis mit ca. 28 km. Der Haffanteil beträgt 1758 ha. Weitere Gewässer sind der Putzarer See (293 ha), Pelsiner See (21 ha), Großer See bei Pin-now (41 ha) und der Küchensee (Gemarkung Murchin) (12 ha)18 sowie der Peene-Südkanal mit einer Länge von 26,5 km. Der Kreis ist eine weite flache Ebene mit nur wenigen Erhebungen und liegt im wesentlichen auf einer Grundmoräne, die im Osten in das Aufschüttungsgebiet der eiszeitlichen Rückzugs-staffeln hineinreicht.19

Einige Flächen liegen bis 0,70 m unter dem Meeresspiegel, allgemein zwischen 2 bis 40 m über NN. Die höchste Erhebung ist der Hellberg mit 54 m im Wald zwischen Drewelow und Boldekow. Die langjährige durchschnittliche Jahresniederschlagsmenge beträgt 550 bis 575 mm. Höhere Niederschlagsmengen fallen im nördlichen Teil des Kreises. Die Lufttemperatur liegt im lang-jährigen Mittel bei 8,1 Grad Celsius und die Zahl der frostfreien Tage zwischen 170 bis 185

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im Jahr. Die Übergänge vom Winter zum Frühjahr und vom Herbst zum Winter sind allmäh-lich, so dass im Kreis ein ziemlich ausgeglichenes Klima herrscht.18 Die Ackerflächen sind vorwiegend diluvialer Herkunft. In den Flusstälern der Peene und des Landgrabens gibt es Niederungsmoore, die als Grünland genutzt werden. Das Ackerland be-steht meist aus leichteren und mittleren Böden. 0,6 % der Gesamtackerfläche ist schwerer Lehm oder Ton und liegt vorwiegend im Raum Auerose bis Rosenhagen. 24 % der Ackerflä-che ist Sand. Diese ertragsschwachen Flächen befinden sich besonders im Raum Ducherow, Rathebur, Schmuggerow, Kalkstein, Rossin, Sarnow, Wusseken, Drewelow, Rebelow, Pa-mitz, Lentschow, Bömitz und Görke. 53,4 % der Ackerflächen sind lehmiger Sand bis sandiger Lehm. Die durchschnittliche Ackerzahl des Kreises beträgt 36 und die Grünlandzahl 37.20 Der Kreis liegt bei den natürli-chen Standortbedingungen im Mittel des Bezirkes Neubrandenburg, wobei sich die Nähe zur Ostsee (höhere Luftfeuchtigkeit) positiv auf das Pflanzenwachstum auswirkt. Erwähnenswert ist, dass in einigen Gebieten des Kreises das Ackerland stark mit Steinen durchsetzt ist. Das trifft besonders für den Raum Sarnow, Drewelow, Rossin, Steinmocker, Blesewitz, Görke, Pamitz, Rebelow, Dersewitz und Boldekow zu. Ursache hierfür ist der Geschiebemörgel aus der Eiszeit. Die Steine stellten besonders in den zurückliegenden Jahr-hunderten Baumaterial dar. Bei der Gesamtnutzfläche gibt es 26 % Grünland, das zum Teil meliorationsbedürftig war. Ein Teil dieser Grünlandflächen, besonders in der Peeneniederung, liegt unter dem Meeres-spiegel und ist hochwassergefährdet, nicht nur im Winter. Weitgehend ist dieses Gebiet ein-gedeicht. Infolge der Bodenreform musste eine Konkretisierung der von der Reichsbodenschätzung des Jahres 1934 ermittelten Acker- und Grünlandzahl für alle Flächen und Betriebe erfolgen. Waren diese Werte vor 1945 besonders für die Besteuerung der Landwirtschaftsbetriebe von Bedeutung, so spielten sie jetzt auch bei der Festlegung der Pflichtablieferung eine große Rol-le. In Abhängigkeit von der Bodeneigenschaft, dem Klima und der Geländeform musste die Ertragsfähigkeit des Ackers und Grünlandes festgestellt werden. Dazu erfolgte im Zeitraum 1947/48 durch Bodenschätzer eine Bewertung aller Flächen im Kreis. Es gab einen Acker- und Grünlandschätzungsrahmen, nach dem die Einstufung erfolgte. Diese Ergebnisse lagen für eine begrenzte Zeit beim Bürgermeister zur Einsicht aus. Bei erheblichen Veränderungen des Flächenzustandes erfolgten im Laufe der Jahre Berichtigungen. Ab 1956 wurde schrittweise das Ackerland nach natürlichen Standorteinheiten geordnet. Un-ter diesem Begriff ist die Zusammenfassung bestimmter natürlicher Produktionsbedingungen zu verstehen, die hinsichtlich der Anbaumöglichkeiten und Produktionsleistungen unter dem gegenwärtigen Entwicklungsstand der Produktivkräfte in annähernd gleichem Maße wirksam werden.21 Die Gruppierung bewegt sich zwischen den Zahlen 1 (sehr ungünstig) bis 6 (sehr gut) in den vier hauptsächlichsten Bodenentstehungsarten. Im Kreis sind vorherrschend die Standorteinheiten D III und D IV (D = diluvialer Entstehung) zu begegnen. In der Kreis-verwaltung lag die zusammenfassende Übersicht der Acker- und Grünlandzahlen sowie die natürlichen Standorteinheiten der Betriebe und Gemeinden vor (die Anlage 6 gibt dazu weite-re Auskünfte). Diese Bewertung wird auch in den Anlagen dieser Darlegungen verwendet. Der Kreis hatte eine durchschnittliche natürliche Standorteinheit D IV.

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Die Landwirtschaft bis 1952 Ab 1946 zog in vielen Landwirtschaftsbetrieben ein normaler Betriebsablauf ein, jedoch un-terlag er der Diktatur der sowjetischen Militäradministration und deutschen Behörden. Diese stellten den Landwirten die Aufgabe, die Produktion von pflanzlichen und tierischen Produkten schnell zu erhöhen, um die Versorgung der Bevölkerung weitgehend aus eigenem Aufkommen zu sichern. Die Erzeugung von hochwertigem Saat- und Pflanzgut sowie Zucht- und Nutzvieh stand auf der Tagesordnung. Größere Probleme bei der landwirtschaftlichen Produktion zeigten sich bei den Neubauern. Die Fruchtfolge musste gestaltet werden, Zucht- und Nutzviehbestände waren schrittweise aufzubauen, Ställe für Tierbestände zu errichten und Landtechnik anzuschaffen. Eine wichtige Rolle bei der Durchführung der Bestell-, Pflege- und Erntearbeiten spielten die Komitees der gegenseitigen Bauernhilfe. In diesen waren neben Landwirten auch politische Funktionäre vertreten, die darauf achteten, dass die Ziele der Bodenreform zur Verwirkli-chung kamen. Sie hatten die gegenseitige wirtschaftliche Hilfe der Bauern untereinander zu organisieren. Viele Arbeiter, Angestellte, Flüchtlinge und Vertriebene mit wenig oder keinen landwirt-schaftlichen Kenntnissen besaßen eine Bauernwirtschaft. Wohl musste das Ablieferungssoll erfüllt werden, meistens blieb aber etwas übrig. Auch wenn die produzierte Menge nicht zur Erfüllung des Ablieferungssolls reichte, kam manch Neubauer doch einige Jahre weiter, bis sich etwas Besseres bot und er die Neubauernwirtschaft in den staatlichen Bodenfonds zu-rück geben konnte. Zur fachlichen Befähigung der Neubauern, besonders für die nicht berufsmäßigen Landwirte, führten die Komitees der gegenseitigen Bauernhilfe in den Dörfern landwirtschaftliche Bil-dungsveranstaltungen durch. Vorwiegend traten Lehrer der Landwirtschaftlichen Berufsschu-le und Fachschule für Landwirtschaft Anklam auf. Die technische Basis der Bauernwirtschaften war unzureichend und veraltert. Dazu ein Bei-spiel aus der Gemeinde Groß Bünzow (Mischgemeinde), wo 79 Landwirtschaftsbetriebe En-de 1950 1222 ha landwirtschaftliche Nutzfläche bewirtschafteten22: Traktoren 4 Drillmaschinen 42 Düngerstreuer 15 Grasmäher 45 Mähbinder 44 Ableger 15 Dreschmaschinen 39 Strohpressen 32 Kartoffelroder 46 Rübenroder 4 Kartoffelsortieranlagen 15 Wagen eisenbereift 144 Pferdewagen luftbereift 8 Ausleihstellen für Traktoren und Landtechnik entstanden im Februar 1947 im Kreis in Form von vier Maschinenhöfen der VdgB, die den Neubauern technische Hilfe bei der Bestellung und Aberntung ihrer Felder gaben. Handwerker und kleine Maschineninstandsetzungsbetriebe begannen im Laufe des Jahres 1945 mit der Arbeit. Bis Ende 1945 gab es 5 Reparaturwerkstätten für landwirtschaftliche Maschinen mit 58 Arbeitern, 3 Reparaturwerkstätten für Kraftfahrzeuge mit 72 Arbeitskräf-ten sowie eine unbekannte Zahl Handwerker für Reparaturen und Neuanfertigungen land-wirtschaftlicher Technik und Transportmittel.23 Auch ehemalige Gutsschmieden führten Reparaturen durch und stellten neue Pflüge, Eggen und Schleppen her. Der Sensenschmied Bröcker in Spantekow war sehr gefragt, er fertigte handwerklich Sensen an. Bei der Landwirtschaftsausrüstung bestand das Problem darin, dass die in der sowjetischen Besatzungszone existierenden Betriebe des Landmaschinen- und Traktorenbaus, soweit sie

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nicht durch den Krieg zerstört waren, zum Teil ab August 1945 zur Begleichung der Repara-tionsleistungen demontiert wurden. Damit war die Basis für eine schnelle Versorgung der Landwirtschaft mit Technik vernichtet. Nachdem die Betriebe ab Mitte 1946 einen volksei-genen Status besaßen, begann die Produktion von Landmaschinen und Traktoren. Engpässe traten besonders beim Material auf, da es im Besatzungsgebiet nur wenig Schwerindustrie gab. Zur Sicherung der landwirtschaftlichen Produktion leitete die Besatzungsmacht und staatliche Leitung einige Maßnahmen zur Unterstützung der Bauern ein. So bestand die Möglichkeit, in den Jahren 1946 bis 1949 Saatgut und Pflanzkartoffeln auszuleihen, es musste im Herbst zusätzlich zum Ablieferungssoll zurückgegeben werden. Die Zuckerfabrik stellte das Saatgut für den Rübenanbau auf der Grundlage des erteilten An-bauplanes zur Verfügung. Neubauern, die finanziell nicht in der Lage waren die Produktionskosten vor der Ernte zu bezahlen, erhielten von der BHG oder Bauernbank einen Bestellkredit, den sie nach dem Verkauf ihrer Produkte abzuzahlen hatten. Düngemittel wurden über geringe Bezugskontingente bereitgestellt. Es bestand zum Beispiel 1947 die Möglichkeit, über den Verkauf von 2 dt Brot- oder 3 dt Futtergetreide die Bezugsbe-rechtigung für 1 dt Stickstoff zu erwerben.24 Zu dieser Zeit wurde in der Regel schwefelsau-rer Ammoniak mit 16 % Stickstoffanteil bereitgestellt. Im Sommer 1949 entstanden volkseigene Betriebe (VEAB), die den Aufkauf landwirtschaft-licher Erzeugnisse zu festen Preisen durchführten. Damit ging die Tätigkeit der privaten Händler zurück. Beim Anbau der Kulturen gaben die Bürgermeister jedem Betrieb die Ablieferungsmengen vor. Das Anbauprogramm war bunt und reichhaltig, was im nachstehenden Beispiel für das Jahr 1949 aus der Gemeinde Spantekow dargestellt wird25: M E A. L. E. H. O. Sp. W. B. Land. Nutzfläche ha 9,12 9,06 36,46 29,10 Ackerland ha 7,29 7,27 23,69 21,88 Getreide insg. ha 3,86 3,71 14,19 13,44 Ölfrüchte ha 0,47 0,35 1,88 1,28 Speisehülsenfrüchte ha - 0,25 0,26 - Kartoffeln ha 1,50 1,62 3,56 3,18 Zuckerrüben ha 0,73 0,73 2,29 1,95 Futterhackfrüchte ha 0,43 0,30 0,44 0,95 Feldfutter ha 0,10 0,09 0,49 0,48 Gemüse ha 0,10 0,12 0,33 0,35 Technische Kulturen ha 0,10 0,10 0,25 0,25

Die vorgenannten Kulturen teilten sich weiter auf (Getreide, Ölfrüchte, Gemüse und techni-sche Kulturen). So musste neben Winterraps Mohn angebaut werden, bei den technischen Kulturen Faserlein Hanf, Tabak u.a.m. Diese Art der Anbauvorgabe war auch in allen ande-ren Gemeinden zu finden. Die Aufschlüsselung der Kreisvorgabe auf alle Betriebe erfolgte vielfach schematisch. Gegenüber den siebziger Jahren war der Winterroggenanbau ausgeprägt, Wintergerste dage-gen gering. Grün- und Silomais wurde wenig angebaut, dagegen mehr Futterhülsenfrüchte und Kohlrüben. Über den Weg der Planvorgaben musste Flachs, Hanf, Mohn, Senf, Som-merraps, Tabak und Gemüse in das Anbauprogramm der Betriebe aufgenommen werden.

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Ablieferungssoll und realisierbarer Ertrag von der vorgegebenen Fläche stimmten oft nicht überein, besonders bei Ölfrüchten, Zuckerrüben oder Gemüse. Die Sollvorgabe errechnete der Bürgermeister auf der Grundlage kreislicher Vorgaben. Die Bürgermeister trugen Verantwortung dafür, dass Bauern den Anbau der Kulturen ent-sprechend der Vorgaben durchführten. Im Frühjahr fanden Feldkontrollen statt. Kürzte der Bauer bei einer Kultur die Anbaufläche, gab es Streit wegen Verletzung der Plandisziplin. In den ersten Jahren nach 1945 wurde in diesen Fragen auch der sowjetische Kreis- und Stadtkommandant aktiv. So verfügte er am 13.07.1946 die Bestrafung mehrerer Bäuerinnen und Bauern des Kreises (Kosenow, Steinmocker und Iven) wegen Vernachlässigung der Zu-ckerrübenpflege. Die Geldstrafe bewegte sich zwischen 100 bis 2000 RM und war innerhalb von 12 Tagen beim Landratsamt einzuzahlen. Die Bürgermeister und Agronome der Groß-gemeinden Ducherow und Krien erhielten je eine Geldstrafe von 200 RM wegen vernachläs-sigter Aufsichtspflicht.26 Erfüllte ein Bauer nach der Ernte den Ablieferungsplan nicht mengen- und zeitgerecht, so drohte der Landrat in Einzelfällen dem Bürgermeister eine persönliche Strafe an oder sprach sie aus.27 Da die Landwirtschaftsbetriebe seit 1940 nur wenig Technik für die Feld- und Viehwirtschaft kauften und durch den Krieg, besonders bei der Transporttechnik, Verluste eintraten, wurden viele Arbeitsprozesse nach der Technologie des 19-Jahrhunderts durchgeführt. Hinzu kam die Umstellung von landwirtschaftlicher Großproduktion zur kleinen Warenproduktion, die

Felder waren klein, es fehl-ten leistungsfähige Zugkräf-te u.a.m. Besaßen die Mittel- und Großbauern noch weitge-hend ihre Technik aus der Zeit vor 1945, so war die Situation der Neubauern, die 1946 45 % der kreislichen landwirtschaftlichen Nutz-fläche bewirtschafteten, eine andere.

Das Getreide musste in Hocken nachreifen und getrocknet werden Viele hatten keine Pferde oder Zugochsen und waren auf die Hilfe anderer Bauern angewie-sen. Das traf gleichermaßen für die Technik wie Ackerwagen, Pflüge, Eggen, Drillmaschinen u.a.m. zu. Sie spannten ihre erworbene Milchkuh vor Wagen, Pflug oder Egge, um die anfal-lenden Arbeiten zu bewältigen. Diesen Weg propagierte auch die Partei- und Staatsführung und förderte ihn sogar. Zum Bei-spiel wurden 1946 in Schlatkow, damals noch Kreis Greifswald, sechs Kuh-Gespann-Gehöfte errichtet, der Gedanke kam vom Kuratorium für Landwirtschaft. Diese Bauern mussten sich verpflichten, ihre Feld- und Transportarbeiten mit Kühen durchzuführen. Das Höhen- und Fleckvieh aus Thüringen wurde speziell für dieses Experiment bereitgestellt28. Noch 1952 arbeiteten einige Bauern mit diesen Kühen. Das Vieh musste zunächst in vorhandene Ställe der ehemaligen Güter untergebracht werden. Es entstanden auch Schuppen und Stallungen aus Abbruchmaterial. Eine größere Anzahl der Neu- und Kleinbauern bildeten Gemeinschaften, um besser alle Arbeiten erledigen zu können. Bauern ohne eine Zugkraft bemühten sich um die Hilfe des Nachbarn. Die Familienmitglie-der schufen über die Handarbeit den ökonomischen Ausgleich. Zu erwähnen wäre, dass Ende der vierziger Jahre die geleistete Arbeit in der Gemeinschaft nicht exakt nach Mark und Pfen-

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nig aufgerechnet wurde. Die Solidarität war unter den Einwohnern stärker ausgeprägt als heu-te. Das Pflügen erfolgte ein- oder zweispännig mit einem einfachen Pflug. Neubauern, die bei der Aufsiedlung des Gutes einen Karrenpflug gelost hatten, waren technisch besser ausge-stattet, mussten aber zwei Pferde vor diesen Pflug spannen und gebrauchten einen Partner. Die wenigen Traktoren im Kreis kamen über die VdgB-Maschinengemeinschaften zum Pflü-gen besonders bei den Bauern, die keine Zugtiere besaßen, zum Einsatz. Als Eggen standen schwere und leichte Schotten aus der Gutszeit zur Verfügung. Die Dorf-schmieden fertigten weitere an. Ackerschleppen wurden vielfach vom Dorfschmied aus drei bis fünf eisernen Reifen eines Ackerwagens, verbunden mit Ketten, angefertigt und Kastenschleppen aus Brettern mit einer Metallschiene gebaut. Die Düngung des Ackers, der Wiesen und Weiden erfolgte weitgehend mit der Hand. Anfän-ger streuten den Dünger recht ungleich aus, das war besonders beim Einsatz von Stickstoff zu erkennen. Bei der geringen Stickstoffauf-wandmenge je Flächeneinheit waren die Auswirkungen als Lagerge-treide kaum erkennbar. Ausleihstellen für Traktoren und Landtechnik der VdgB halfen in einigen Fällen mit Düngerstreuern aus. Da nur eine geringe Auswahl an Düngemittelarten zur Verfügung stand, musste auch Kalkstickstoff, Kanit und gebrannter Kalk ein-gesetzt werden. Bei den Stickstoffdüngemitteln überwog der Einsatz von schwefelsaurem Ammoniak. Kalkstickstoff galt bei fachgerech-tem Einsatz als gutes Unkrautvernichtungsmittel, war aber sehr unangenehm beim Ausstreu-en und führte zu starken Hautverätzungen sowie Augenschäden. Kalkamonsalpeter stand in den ersten Jahren nach 1945 nur in sehr geringen Mengen zur Verfügung. Die Aussaat des Getreides, der Erbsen, Ölfrüchte, Rüben und Runkeln erfolgte vorwiegend mit der Drillmaschine, die von der Ausleihstelle für Traktoren und Landtechnik oder den Altbauern aus der Nachbarschaft geliehen wurde. 1947 konnten die ersten Drillmaschinen gekauft werden. Das Säen mit der Hand wurde wenig praktiziert, den meisten Neubauern fehlten hierzu die Fertigkeiten. Bei Untersaaten und Zwischenfrüchten kam es öfter zum Ver-such, die Aussaat mit der Hand durchzuführen. Auf einigen Kleinflächen kam die Dippelma-schine zum Einsatz. Die staatliche Leitung forderte, nur gebeiztes Saatgut zu verwenden. Beim Pflanzen und der Pflege von Kartoffeln standen zum Teil Kartoffelvielfachgeräte ehe-maliger Güter oder die mehrreihigen Häufelpflüge zur Verfügung. Außerdem wurde, beson-ders bei den nachfolgenden Pflegearbeiten, der einspännige Hack- und Häufelpflug einge-setzt. Ab 1948 trat im Kreis der Kartoffelkäfer auf. Die staatliche Leitung ordnete daraufhin die Kontrolle der Kartoffelschläge an. Der Käfer verbreitete sich in den Folgejahren, seine Be-kämpfung lag im Absammeln der Käfer und auch der Larven. Dazu kamen Schulklassen häufig zum Einsatz. Die Pflege von Zuckerrüben und Runkeln erfolgte verstärkt mit der Handhacke. Soweit die Möglichkeit bestand, kamen auch Hackmaschinen aus der Gutszeit, die der Maschinenhof der VdgB verlieh, zum Einsatz. Das Mähen der Wiesen geschah mit Grasmaschinen oder mit der Sense. Es war eine schwere Arbeit und setzte einige Fertigkeiten voraus. Mancher Neubauer zerbrach einen Sensenbaum oder die Sense. Ca 0,25 bis 0,35 ha betrug die Tagesleistung für einen Mann.

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Das Gras musste mit der Handharke mehrmals gewendet werden, Heuwender standen nur wenige zur Verfügung. Nach ca. einer Woche war es trocken, wurde mit einem Pferderechen in Wälle zusammen geharkt und kam als Heu in die Miete, vielfach auf der Wiese oder den Stallboden. Ende der vierziger und in den fünfziger Jahren kam die Erzeugung von Grassilage selten vor. Das Verfahren Anwelksilage war nicht bekannt, für die Frischgrünsilierung fehlten chemische Mittel als Silierhilfe. Als nächster Schwerpunkt in der Pflanzenproduktion galt die Ölfrucht- und Getreideernte. Für die Rapsernte wurde allgemein Hilfe des Maschinenhofes der VdgB in Anspruch ge-nommen. Das Binden der Rapsgarben mit der Hand war schlecht vorstellbar. Der Traktor mit einem Zapfwellenbinder mähte den Winterraps. Danach wurden die Garben in Hocken zum Trocknen aufgestellt, nach einer Woche waren sie trocken und druschfähig.

Auf einem gemeinsamen Platz des Dorfes fand in den frühen Morgenstunden nach vorheriger Terminabstimmung der Bauern der Drusch statt. In der Regel stand hierfür der Dreschkasten des VdgB-Maschinenhofes zur Verfügung. Um einen optima-len Ablauf zu sichern, benötigte man 8 bis 12 Arbeitskräfte. Hinzu kamen Leute für die An-fuhr des Erntegutes wie Körner und Stroh.

Auch für die Getreideernte kamen Mähbinder der VdgB Maschinenhöfe zum Einsatz, wobei diese Technikkapazität nicht ausreichte. Viele Bauern mussten einen Teil ihres Getreides mit der Sense mähen, besonders die kleineren Flächeneinheiten. In einer Reihe von Betrieben kam der Schwad- oder Grasmäher mit Schwadablage zum Einsatz. Sowohl beim Mähen mit der Sense als auch mit dem Schwad- oder Grasmäher war das Binden der Garben erforder-lich. Mähdrescher gab es Ende der vierziger Jahre nicht. Nach der Mahd wurden die Garben, jeweils 10 Paar, in Hocken gestellt. Nach 5 bis 7 Tagen begann das Einfahren auf einen zentralen Mietenplatz im Ort, wo mehrere Bauern ihr Ge-treide lagerten. Vom Brandschutz gab es eine Begrenzung über die Anzahl der Mieten sowie deren Abstand. Der Drusch erfolgte ab Ende August, die Behörden drängten auf eine kurzfristige Erfüllung des Getreidesolls. Hierfür kam der ehemalige Gutsdreschkasten zum Einsatz, der dem Ma-schinenhof der VdgB zugeordnet war. Wie bei der Rapsernte hatten sich auch hier mehrere Bauern zu einer Druschgemeinschaft zusammengefunden. Die Bezahlung des Dreschkasteneinsatzes erfolgte nach Arbeitsstunden, eine hohe Auslastung war sinnvoll. Bei Nutzung der Elektroenergie für den Drusch galt es Stromsperrzeiten zu beachten. So zum Beispiel sah die Verordnung vom 29.03.1951 zur Regelung der Energieversorgung im Sommerhalbjahr 1951 folgende Bezugszeiten zum Dreschen vor29: Täglich von 22 bis 6 Uhr, werktags von 9 bis ½ Stunde vor Sonnenuntergang und Sonntags von 6 bis 10.30, weiter 13 bis 22 Uhr. Außerdem war die Stromabnahme kontingentiert, so dass der Bürgermeister entscheiden musste, wer dieses Tageskontingent erhielt. Es gab des-halb in den Gemeinden Druschordnungen, die alle Landwirtschaftsbetriebe erfassten.

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Das gebundene Stroh wurde zum weiteren Verbrauch in eine Miete gestapelt. Das Getreide für die Pflichtablieferung kam sofort zur Aufkaufstelle, für den Eigenverbrauch musste es jeder Bauer bei sich einlagern. Manche Bauern nutzten dafür ein Zimmer ihrer Wohnung. Die Ernte der Kartoffeln erfolgte mit dem Schleuderradroder oder der Hacke. Das Roden mit der Hacke war sehr aufwendig und anstrengend. Oft befand sich die ganze Familie für gut vier Wochen im Ernteeinsatz. Siebkettenroder für die Vorratsrodung waren wenig verbreitet. Für die Kartoffeln gab es einen breit gefächerten Verwendungszweck. Ein großer Teil der Betriebe hatte Speisekartoffeln abzuliefern, andere mussten für den Verkauf im Frühjahr Pflanzkartoffeln einlagern, wieder andere stellten sie für Brennereien oder der Stärkeindustrie bereit. Für eine dt Stärkekartoffeln gab es 5,50 bis 6,00 Mark, die Brennereien zahlten weni-ger. Nach Erfüllung des Ablieferungssolls lagerten die Bauern Futterkartoffeln für die Schweinemast ein. Die Abfuhr erfolgte mit Pferdewagen. Ein Einspännerwagen fasste ca. 10 dt, ein Zweispän-nerwagen 20 bis 25 dt. Soweit eine Sortierung sich als notwendig erwies, erfolgte sie mit der Kartoffelauslesema-schine, besonders mit der Trommelsortieranlage. Bei kleineren Mengen war sie manuell. Die Kartoffeln kamen in Erdmieten mit einer Breite von 1,5 m und einer Höhe von 1,20 m. Großmieten gab es zu dieser Zeit nicht. Die Ernte der Zuckerrüben war nicht weniger aufwendig. Sie begann in vielen Betrieben erst Mitte Oktober, es gab wenig leistungsfähige Technik. Das Blatt wurde vorwiegend mit einem Stecheisen von der Rübe gestoßen, kam in Haufen, wurde zur Miete abtransportiert und als Winterviehfutter siliert. Die Altbauern nutzten fahr-bare ein- bis dreireihige Köpfschlitten. Das Auspflügen der Rüben erfolgte mit einem Rübenpflug oder Hakenpflug, vielfach handel-te es sich um einen Einscharpflug, von dem das Streichblech entfernt worden war. Sie wur-den auf Haufen geworfen und mit Pferdewagen zur Zuckerfabrik gebracht. Das Beladen des Wagens geschah mit der Rübenforke, Krantechnik gab es nicht. In einigen Neubauernwirtschaften erfolgte die Ernte mit der Rübengabel, eine sehr aufwendi-ge und anstrengende Arbeit. Dieses Verfahren war von den Gütern bekannt und wurde von einigen ehemaligen Landarbeitern noch mehrere Jahre beibehalten. Diese Erntemethode war verlustarm. Bei Anfuhr zur Zuckerfabrik ermittelten diese über eine Fuhrwerkswaage das Brutto- und Nettogewicht der Rübenfuhre. Jedem Transport entnahm man ca. 15 bis 25 kg Rübenmasse, um von dieser Probe den Schmutzanteil und Zuckergehalt zu ermitteln. Das Ernten der Futterrüben erfolgte grundsätzlich mit der Hand. Sie wurden aus dem Boden gezogen, das Blatt abgeköpft, auf kleine Haufen geworfen und in Mieten gelagert. Das Blatt wurde weitgehend frisch an die Rinder verfüttert. Der Futteranbau war durch eine Direktive des Landrates30 im Flächenumfang begrenzt. So wurden im Anbauplan je Großvieheinheit (Rinder, Schafe) bis 0,12 ha Futterhackfrüchte und bis 0,55 ha Grünland zugrunde gelegt. Der Stoppelsturz, die Herbstbestellung und das Ziehen der Winterfurche erfolgte nach ähnli-chem Prinzip wie die Frühjahrsarbeiten. In den ersten Jahren kamen nur wenig Sommer- und Winterzwischenfrüchte zum Anbau. Es wurde weniger Viehfutter benötigt, weiterhin sollte Geld für Saatgut und die Bestellung ge-spart werden. Die Pflege des Grünlandes beschränkte sich auf das Abschleppen im Frühjahr zur Beseiti-gung der Erdhügel, auf das Walzen und die Grunddüngung. Die Ausbringung von Stickstoff erfolgte in einem sehr begrenzten Umfang, da er vorrangig auf dem Acker zum Einsatz kam.

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Mit Zuführung neuer Technik zu den Maschinenhöfen und späteren MAS änderten sich die technologischen Verfahren. Auch die Neubauern kauften Maschinen, Transportmittel und andere Geräte, sie flossen in die Arbeitsprozesse ein. Ab 1947 war dieser Zukauf vielfach mit Bezugsberechtigung des Landratsamtes möglich. Ackerwagen fertigten Stellmacher und Tischler des Kreises unter Einbeziehung einer Schmiede an. Nach einigen Jahren gestalteten sich viele Arbeitsprozesse einfacher, leichter und eine höhere Arbeitsproduktivität konnte erreicht werden. Äußerste Bescheidenheit war jedoch angesagt. Die Bauern kauften begrenzt Dünge- und Pflanzenschutzmittel sowie Saat- und Pflanzgut in besserer Qualität. Analog zur Pflanzenproduktion stand auch die Tierproduktion vor großen Problemen. Die Viehbestände und deren Produktivität waren allgemein niedrig. Viele Neubauern besaßen kein Pferd, keine Kuh und wenig Schweine. Die sowjetische Besatzungsmacht und die deutsche staatliche Leitung organisierten deshalb einen Viehbestandsausgleich. Auf der Grundlage des „Viehausgleichsgesetzes“ des Landes Mecklenburg wurden die Viehbestände der Betriebe ermittelt und auf deren Grundlage Um-setzungen veranlasst. Als Richtwert galten 5 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche je Kuh. Hö-here Bestände wurden über den Verkaufsweg an Neubauern, die keine Kühe hatten, umge-setzt. Hatte zum Beispiel ein Bauer mit 13 ha Fläche 4 Kühe musste er eine abgeben.31 Diese Regelung traf auch für die Landesgüter zu. Das Gut Zinzow musste zum Beispiel im Okto-ber 1946 15 Kühe und 4 Pferde an Neubauern des Kreises abgeben.32 Weiterhin wurden dem Kreis aus Sachsen und Thüringen Kühe, Färsen und Zuchtkälber zum Aufbau der Rinderbestände zugeführt. Als Gegenleistung waren je Rind 5 bis 8 dt Heu und 15 bis 20 dt Stroh zu liefern.33 Vielfach kamen über diesen Weg Hochlandrinder in unser Ge-biet, die eine niedrige Jahresmilchleistung brachten. Das Melken der Kühe geschah mit der Hand, nur einige größere Bauernwirtschaften besaßen Kannenmelkanlagen. Die Melkanlagen der ehemaligen Güter konnten nicht eingesetzt wer-den, sie stellten ein geschlossenes System dar. Futter wurde mit der Schubkarre oder Forke auf die Futterkrippe gebracht. In größeren Be-trieben gab es Futtertennen oder eine Futterküche, wo es für mehrere Tage lagerte und zur Verfütterung vorbereitet werden konnte. Diese Voraussetzung hatten die Neubauern meis-tens nicht. Dung wurde mit der Schubkarre aus dem Stall zum Dunghaufen gebracht und dort gestapelt. Jauche floß über eine Rinne zur geschlossenen Grube. Mit der Abfuhr aus den gemeinsamen Jauchegruben gab es oft Probleme. Vielfach floß sie auf die Dorfstraße zum nächsten Regen-wasserabfluss, manchmal in den Dorfteich. Die Abfuhr des Stalldungs erfolgte im Winter und Frühjahr mit sofortigem Unterpflügen. Im Sommer befanden sich die Kühe auf der Weide, wurden dort gemolken und manchmal . kalbten sie hier auch. In den meisten Neubauerndörfern erfolgte die Rinderhaltung in Gemeinschaftskoppeln. Erst in den fünfziger Jahren gab es eine Reihe von Dörfern mit individueller Koppelhaltung. Die Arbeiten im Schweinestall mussten manuell durchgeführt werden. Vorrangig handelte es sich um Tätigkeiten wie Futter mischen, Futter mit dem Eimer in die Krippe füllen, Dung in die Schubkarre werfen und zum Dunghaufen fahren. Die Buchten der Zuchtsauen besaßen vielfach eine Abgrenzung für Ferkel. Wärmeanlagen gab es nicht, das Strohlager erfüllte diese Aufgabe. Die Schafhaltung erfolgte unter primitiven Verhältnissen in einer Stallecke oder im Schuppen. In einigen Dörfern gab es Gemeinschaftsherden mit Nutzung der Schafställe aus der Guts-zeit.

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Die Bauern und Landarbeiter des Kreises, unterstützt von volkseigenen Betrieben und weite-ren gesellschaftlichen Kräften, erhöhten trotz fehlender Düngemittel, fehlendem hochwerti-gem Saatgut, Vieh und unzureichend vorhandenen landwirtschaftlichen Maschinen die Pro-duktion von pflanzlichen Erzeugnissen. 1948 konnte bereits mehr als in den vorangegange-nen drei Jahren produziert werden. Die Fleischerzeugung lag noch unter dem Niveau von 1947, konnte jedoch schrittweise erhöht werden. Ab 1946 verlangte die sowjetische Besatzungsmacht auch Holz als Reparationsleistungen. Neben der Produktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse mussten die Bauern, da nicht ausrei-chend gewerbliche Transportunternehmen existierten, Leistungen beim Holztransport erbrin-gen. So zum Beispiel erhielt der Landrat des Kreis im Jahre 1947 von der Landesregierung die Anweisung zu sichern, dass 4500 fm Holz zu den Sägewerken und 21 000 fm zu den Bahnhö-fen transportiert werden.34 Es handelte sich hierbei um Lang- und Grubenholz. Auch in den Sommermonaten hatten Bauern die Holzabfuhr trotz schlechter Ausrüstung mit Hebewerk-zeugen durchzuführen. Pro fm Holzabfuhr gab es eine Bezugsberechtigung für 1 kg Hafer oder 3 kg Heu. Der Zweijahrplan für den Zeitraum 1948/49 stellte der Landwirtschaft des Besatzungsgebie-tes die Aufgabe, im Jahre 1949 gegenüber dem Jahr 1947 die Erträge von Getreide und Hül-senfrüchte um 23 % , den Rinderbestand um 25 % und Schweinebestand um 66 % zu erhö-hen.35 Zur Erfüllung dieser Zielstellung gab es für die Bauern des Kreises einige Probleme, besonders bei der Erhöhung des Rinder- und Schweinebestandes. Insgesamt wurde jedoch in der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft ein Produktionszuwachs erreicht und damit ein Bei-trag zur Verbesserung der Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln geleistet. Im Zusammenhang mit der Erhöhung der Produktion pflanzlicher Erzeugnisse stand die Erweiterung der Anbaufläche. Ab 1947 wurden den Bauern über den Leitungsweg Landrats-amt - Bürgermeister Auflagen zur Neulandgewinnung erteilt. Hierbei ging es um die Um-wandlung von Öd- und Grünland zu Acker. Inwieweit sich Flächen hierzu eigneten, wurde nicht in jedem Falle beachtet. Viele Wiesen und Weiden waren vernässt und als Ackerland ungeeignet. Die Ackerfläche wurde in den Folgejahren statistisch erweitert. In einigen Ge-meinden wie Sarnow, Wussentin, Krien, Steinmocker und Medow mussten auch Weiden, die sich auf Mineralboden befanden, aber stark mit Steinen durchsetzt waren, umgebrochen wer-den.

Die politische und staatliche Leitung von 1945 bis 1963

Nach der militärischen Einnahme des Kreises durch die sowjetischen Streitkräfte wurde in der Stadt eine Kommandantur eingerichtet, die erstmals die wirtschaftliche Leitung übernahm und für Ordnung sorgte. Sie begann mit dem Aufbau der kreislichen und städtischen Verwal-tung und besetzte sie mit deutschen Personen. Am 05.05.1945 wurde Heribert Hövelman, 27-jährig, Mitglied des Nationalkomitees „Freies Deutschland“, als Bürgermeister der Stadt Anklam und Landrat des Kreises eingesetzt.36 Am 26.07.1945 erfolgte die leitungsmäßige Trennung der Stadt- und Kreisverwaltung. Heri-bert Hövelman (KPD) erfüllte nur noch die Aufgaben des Landrates37 und Rudolf Klühs (KPD), der bereits seit dem 18. Mai in der Stadtverwaltung tätig war, wurde als Bürgermeister berufen.38 Die Kreisverwaltung arbeitete als selbständige kommunale Verwaltung. Bis zur-Wahl im Oktober 1946 übten der Landrat und die Bürgermeister ihre Tätigkeit im Auftrage der sowjetischen Militärbehörde und Landesregierung aus.

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Die sowjetische Militäradministration verfügte über eine Verwaltung, die horizontal und ver-tikal untergliedert war. In Schwerin waren die zentralen Leitungskräfte für das Land Meck-lenburg-Vorpommern stationiert. Befehle wurden an die Kommandanturen und kreislichen Verwaltungen in schriftlicher oder mündlicher Form herausgegeben, sie galten als oberstes Gesetz. Am 27.07.1945 ordnete die SMAD die Bildung der Deutschen Zentralverwaltung (DZV) an, dazu gehörte auch der Wirtschaftszweig Land- und Forstwirtschaft. Dieses Organ besaß zu-nächst keine Verordnungsbefugnisse, es war für die Koordinierung der Leitungs- und Kon-trolltätigkeit zuständig. Später wurden ihre Befugnisse durch die SMAD erweitert. Die Landesverwaltung Mecklenburg-Vorpommern erhielt am 22.10.1945 von der SMAD das Recht, Gesetze und Verordnungen mit Gesetzeskraft zu erlassen.39

Neben dem kommissarischen Einsatz des Bürgermeisters für die Stadt und des Landrates für den Kreis setzte die sowjetische Kommandantur in den Gemeinden Bürgermeister ein. Aus der Verwaltung des Kreises und der Stadt wurden schrittweise ehemalige Mitglieder der NSDAP entlassen. Die Besetzung der Sachgebiete und Funktionen erfolgte mit Personen, die der neuen politischen Linie dienten. Führungsfunktionen wurden mit Kommunisten oder Sozialdemokraten besetzt. Bei der Polizei kamen Personen zum Einsatz, die für Ordnung sorgten. Sie unterstanden dem Landrat, in der Stadt dem Bürgermeister. Die Besatzungsmacht war bis zur Gründung der DDR die bestimmende politische und wirt-schaftliche Macht. Eine der größten Herausforderungen für die kreisliche Leitung bestand in der Sicherung der Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln. Es fehlte an Brot, Kartoffeln, Salz, Milch, Brennmaterial u.a.m. Ab Sommer 1945 wurden von zwei Volksküchen der Stadt täg-lich ca. 1800 warme Essenportionen herausgegeben.40 Zu der unzureichenden Ernährung kam der kalte Winter. Die Sterblichkeit war hoch. Vom Mai 1945 bis Juni 1946 gab es 1634 Sterbefälle40, das entsprach 3,25 % der Einwohner des Kreises.

Im Mai 1945 bestand der Kreis aus neun Großgemeinden und der Stadt Anklam. Jede dieser Gemeinden besaß einen Bürgermeister, dem in landwirtschaftlichen Fragen ein Agronom zur Seite stand. Zum 01.10.1946 erfolgte die Auflösung der Großgemeinden, es entstanden 59 kleinere Ge-meinden. Als Zwischenverbindung zur Kreisverwaltung und den Gemeinden waren drei Be-zirksbürgermeister (Anklam, Ducherow und Spantekow) eingesetzt, die vorwiegend eine Kontrollfunktion ausübten. Diese Bürgermeisterstellen wurden am 28.05.1947 aufgelöst. Da-nach gab es in Anklam, Ducherow, Krien und Spantekow noch für einige Jahre Außenstellen des Landrates.41 Auch für den Bereich nördlich der Peene, der später zum Kreis kam, gab es eine ähnliche Lösung. Die Außenstelle für die Kreisverwaltung Greifswald befand sich in Ziethen. Mit dem zentralen Befehl Nr. 2 gab Marschall Schukow und Generaloberst Kurasow den Weg zur Gründung bzw. Wiedergründung deutscher Parteien frei, die unter der Kontrolle des SMAD tätig sein durften.42 Im Zeitraum 11. Juni bis Ende Juli 1945 nahmen auf zentraler Ebene die KPD, SPD, CDU und die LDP ihre Arbeit auf. Sehr bald entstanden im Kreis die ersten Parteigruppen. So am 25. Juli in Anklam die der KPD, zwei Tage später die der SPD.43

Die Parteien gründeten im Laufe der Zeit in einzelnen Gemeinden und der Stadt weitere Ortsgruppen. Im Juli 1945 wurde mit Initiative der KPD auf zentraler Ebene für den sowjetischen Besat-zungsbereich der „Antifaschistisch-demokratische Block“ gebildet, dem alle Parteien ange-hörten. Später kamen Massenorganisationen dazu. Diese Ausschüsse formierten sich auch auf Länder-, Kreis-, Stadt- und Gemeindeebene. Das Gremium stimmte die wichtigsten Maß-nahmen auf politischem, wirtschaftlichem, kulturellem und sozialem Bereich ab, um ein ein-

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heitliches Handeln zur Bewältigung der Aufgaben zu sichern. Der Hintergedanke war, über diesen Weg die führende Rolle der KPD, später SED, zu erreichen. Am 20.10.1946 wählte die Bevölkerung den Kreistag. Ihm gehörten 46 Abgeordnete an, der Hauptausschuss des Kreises zählte 11 Mitglieder. Als Landrat wurde Heribert Hövelman (SED), der diesen Ausschuss leitete, gewählt.44 Er übte diese Funktion bis Januar 1948 aus. Danach übernahm Herr Kreimann (CDU) die Aufgabe. Er wurde 1951, bei der Neuformie-rung der Kreises, durch Paul Kielmann (SED) abgelöst. Als Kreisrat für Landwirtschaft wurde 1946 Herr Zimmermann (SED) eingesetzt, der später diese Funktion an Karl-Heinz Hagemann (DBD) übergab, der bis 1953 tätig war. Der Kreis-rat war zugleich Dezernatsleiter. Dieser Leitungsbereich setzte sich aus den Abteilungen Land- und Forstwirtschaft, Erfassung und Aufkauf sowie Handel- und Versorgung zusam-men. Die Abteilung Land- und Forstwirtschaft umfasste die Leitungsbereiche Planung, Boden-recht, Materialversorgung, Ackerbau, Viehzucht sowie Forstwirtschaft und zählte ca. 22 Mit-arbeiter. Das Veterinärwesen war dem Landrat direkt untergeordnet. Die Wahl der Gemeindevertretungen und Stadtverordnetenversammlung fand im Oktober 1946 statt. Jede Gemeinde und die Stadt besaßen einen hauptamtlichen Bürgermeister, der gegenüber der gewählten Gemeindevertretung bzw. Stadtverordnetenversammlung Rechenschaft abzu-legen hatte. Er war zugleich dem Landrat, später dem Vorsitzenden des Rates des Kreises, unterstellt. Es handelte sich um eine Doppelunterstellung, die in der praktischen Arbeit zu Problemen führte. Die staatliche Leitungslinie ging von der Landesregierung Mecklenburg über die Kreisverwal-tung an die Bürgermeister. In den ersten Jahren wurde vielfach mit Befehlen der sowjeti-schen Kommandantur und SMAD Berlin gearbeitet, danach mit Weisungen der jeweiligen Verwaltung. Dazu ergingen an die Bürgermeister Rundschreiben oder telefonische Mitteilun-gen. Die Betriebe erhielten Vorgaben für den Anbau der Kulturen, den Viehbestand, die Abliefe-rung pflanzlicher und tierischer Produkte und anderes mehr. Danach erfolgten statistische Erhebungen. So musste jeder Landwirtschaftsbetrieb für den Zeitraum 1945 bis 1947 eine „Betriebskarte“ führen, die Auskunft zum Eigentümer, Flächenstruktur, Arbeitskräfte, Vieh-bestände, Kulturartenanbau, Maschinenbestand und technische Nebenbetriebe gab.45 Diese war beim Bürgermeister hinterlegt. Mehrmals wöchentlich mussten die Bürgermeister der Abteilung Landwirtschaft den Stand der Bestellung, Pflege der Kulturen, Ernte und Ziehen der Herbstfurche melden. Diese gab die kreisliche Zusammenfassung an die Landesregierung weiter. Damit besaß die staatliche Leitung auf Kreis- und Landesebene einen Überblick über die sich vollziehenden betrieblichen Prozesse. Die Kreisverwaltung bzw. Bürgermeister gaben Bezugsberechtigungen über Düngemittel, Treibstoffe, Saat- und Pflanzgut u.a.m. an die landwirtschaftlichen Betriebe aus. Sie waren auch für die Überwachung der Rentenzahlung für übernommenes Bodenreform-land und einen ordentlich verlaufenden Besitzwechsel von Bodenreformwirtschaften zustän-dig. Im Büro kleinerer Gemeinden arbeitete neben dem Bürgermeister eine Sekretärin, die alle schriftlichen Aufgaben erledigte. In größeren Gemeinden wie Ducherow, Krien, Ziethen und Spantekow gab es mehrere Angestellte.

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Durch die Besatzungsmacht kam es im Kreis auch zu politischen und wirtschaftlichen Drang-salierungen. 1945 bis 1947 führte der sowjetische Geheimdienst Verhaftungen von Personen mit der Begründung durch, dass sie in faschistischen oder militärischen Organisationen tätig waren oder Kriegsverbrechen begangen hätten. Vielen Jugendlichen wurde unterstellt, dem „Werwolf“ (eine faschistische Untergrundorganisation) angehört zu haben. Ohne gerichtliche Entscheidung erfolgte die Verschleppung in Speziallager der Sowjetunion nach Fünfeichen bei Neubrandenburg oder zum Arbeitseinsatz in die Sowjetunion. Viele Inhaftierte sind ver-storben. Im Sommer 1948 gab es die ersten Entlassungen, die Speziallager wurden im Jahre 1950 aufgelöst. Viele der dort Inhaftierten kamen dann in DDR-Gefängnisse. Auch im wirtschaftlichen Bereich agierte die sowjetische Besatzungsmacht mit aggressiven Mitteln. Wohl stand die Sicherung der Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln u.a.m. an erster Stelle, vielfach war jedoch die Verhältnismäßigkeit nicht gewahrt und es kam zu Willkürmaßnahmen. Diese richteten sich in der Mehrzahl gegen Personen, die der Besat-zungsmacht oder Politik der SED kritisch gegenüberstanden und gegen Großbauern. Nachdem aus der Sicht von SMAD und SED der von der CDU und LDP eingeschlagene politische Weg im Besatzungsgebiet nicht ausreichende Unterstützung fand, wurde im Jahre 1948 die Gründung der Demokratischen Bauernpartei Deutschlands (DBD) und der Natio-nal-Demokratischen Partei Deutschlands (NDPD) gefördert. Mitglieder der SED gingen als Funktionäre zu diesen Parteien über. So zum Beispiel war bekannt, dass der erste Kreissekre-tär der DBD, Franz Darga, zuvor der kommunistischen Partei angehörte. Am 29.04.1948 bildete sich die DBD. Sie war eine Partei der Bauern, Landarbeiter und Men-schen, die mit der Landwirtschaft verbunden waren. Die Gründung der NDPD erfolgte am 25.05.1948, sie fand ihre Anhänger besonders in bür-gerlichen Kreisen und bei ehemaligen Offizieren. Das Ziel der SED bestand darin, ihre Politik über nichtsozialistische Parteien gemeinsam mit den Massenorganisationen unter die Menschen des Landes zu tragen. Sie sollten über diesen Weg in den Prozess der Lenkung und Leitung der Gesellschaft einbezogen und zugleich für die von der SED gesetzten Ziele mobilisiert und aktiviert werden. Mit der Währungsreform im Juni 1948 fand die Trennung Deutschlands in zwei Währungs-gebiete statt. Danach liefen von den Siegermächten die Bestrebungen auf eine baldige Staa-tenbildung hinaus. Am 07.10.1949 erklärte sich der Deutsche Volksrat in der sowjetisch besetzten Zone zur pro-visorischen Volkskammer der DDR und bestätigte die vorläufige Verfassung. Damit war die DDR gegründet. Am 11. Oktober wurde Wilhelm Pieck durch die Volkskammer als Präsi-dent und am 12. Oktober Otto Grotewohl als Ministerpräsident gewählt. Der Spielraum der gegründeten Regierung blieb stark eingeschränkt. Sie war von der Siegermacht abhängig. Wohl wurde 1949 die SMAD aufgelöst, dafür aber die Sowjetische Kontrollkommission (SKK) eingerichtet, die deren politische Funktion übernahm. Die DDR unterlag dem Willen der Besatzungsmacht. Infolge des kalten Krieges besaß die SED keine andere Wahl, als der politischen Linie der Sowjetunion und damit der Verwirkli-chung des Stalinismus zu folgen. Die Eingliederung der DDR in den sozialistischen Ostblock schaffte weitere Verbindlichkeiten bei der Durchsetzung sowjetischer Politik. Die SED übernahm nach dem Vorbild der Sowjetunion die wichtigsten Machtpositionen. Wenn auch zu dieser Zeit Minister anderer Parteien wie CDU, DBD, NDPD und LDP in der Regierung vertreten waren, so hatten sie den Willen der SED zu realisieren. Bei einer Be-schlussfassung waren sie in der Regierung und im Parlament der SED unterlegen. Die Besetzung der Schlüsselfunktionen in der Verwaltung erfolgte mit Personen, die der Partei ergeben waren und die Sicherheit boten, dass der Wille der SED im praktischen Han-deln umgesetzt wurde. Der größte Teil kam aus der Arbeiterschaft. Ungeeignete oder unzu-

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verlässige Personen erhielten sehr bald eine nicht so bedeutende politische Aufgabe übertra-gen. Die Verfassung der DDR erklärte die Volksvertretung zum höchsten Machtorgan, dem alle anderen gegenüber untergeordnet, verantwortlich und rechenschaftspflichtig waren. Auch die Rechtsprechung war dem gesetzgebenden Organ untergeordnet. Eine Zweiteilung, wie wir sie heute zwischen dem Bundestag und Obersten Gericht kennen, gab es nicht. Zur Vertretung der Länder legte sie die Bildung einer Länderkammer fest, deren Abgeordnete von den Landtagen gewählt wurden. Im Jahre 1958 erfolgte die Auflösung. Wenn in der Verfassung der DDR im Artikel 5 Absatz 3 gesagt wurde, dass zu keiner Zeit und unter keinen Umständen andere als die verfassungsmäßig vorgesehenen Organe staatli-che Macht ausüben können,46 so sah die Praxis anders aus. Auf Kreisebene bestimmte das Sekretariat der Kreisleitung die Politik und das Wirtschaftsgeschehen. Es verpflichtete den Rat des Kreises, entsprechende Beschlüsse zu fassen. Ermöglicht wurde dieses über den Weg des Ratsvorsitzenden, der in jedem Falle Mitglied des Sekretariats der Kreisleitung war. Die Gründung der DDR führte auf kreislicher Ebene zur Erhöhung der Verantwortung deutscher Leitungspersonen, jedoch nicht zur Veränderung der bisherigen politischen Linie. Es gab zu dieser Zeit auf Gemeinde- oder Kreisebene keine Befehlsgeber oder Kontrolleure der Besatzungsmacht, sie übten ihren Einfluss auf zentraler oder Landesebene zur Durchset-zung ihres Willens aus. In der Zeit von 1945 bis Stalins Tod 1953 standen die Vorbildwirkung der Sowjetunion und die Person Stalin sehr stark im Vordergrund. Es gab eine Losung, die da hieß: „Von der Sow-jetunion lernen heißt siegen lernen“. Alles, was in der Sowjetunion gemacht wurde, galt als richtig. Nach Gründung der DDR reisten viele Delegationen in die Sowjetunion, um die Arbeitsme-thoden und den Aufbau der Wirtschaft zu studieren. Es gab viele Schriften und Bücher, die im Land verbreitet wurden und eine Anleitung zum Handeln darstellen sollten. Bis 1950 bestanden die Grenzen des Altkreises vom Jahr 1944, also zwischen Peene und Landgraben. 1950 kamen auf Beschluss der Landesregierung aus dem Raum nördlich der Peene die Gemeinden Ziethen, Murchin, Pinnow, Wahlendow, Rubkow, Salchow, Lassan, Wehrland, Pulow und Buggenhagen zum Kreis.47 Die Beweggründe für diese Zuordnung lagen vorwiegend in einer Verkürzung der Wege zur Kreisstadt. Im September 1952 erfolgte nach Entscheidung der II. Parteikonferenz der SED vom Juli 1952 die große Verwaltungsreform. Am 23.07.1952 beschloss die Volkskammer der DDR das „ Gesetz über die weitere Demokratisierung, den Aufbau und die Arbeitsweise der staatlichen Organe“. Die fünf Länder in der DDR wurden aufgelöst, es entstanden 15 Bezirke. Der Kreis Anklam kam zum Bezirk Neubrandenburg. Neben der Reorganisation des Staats- und Parteiapparates ging eine personelle Säuberung einher. Personen, die den Eindruck erweckten, nicht ausreichend der SED zu dienen, wurden durch andere ersetzt. Diese Verwaltungsreform veränderte die Zuordnung der Gemeinden zum Kreis. Die Ge-meinden Lübs, Neuendorf A, Altwigshagen, Leopoldshagen, Wietstock, Lassan, Pulow, Wehrland und Buggenhagen wurden ausgegliedert. Aus dem Kreis Greifswald kamen Groß Polzin, Quilow, Pätschow, Schmatzin, Groß Jasedow und Klein Bünzow zum Kreis Anklam. (Kreisstruktur ab September 1952 - siehe Anlage 1) Im Programm der SED war als Aufgabe der Partei festgelegt, die gesellschaftliche Entwick-lung der DDR auf der Grundlage einer wissenschaftlich fundierten Strategie und Taktik poli-tisch zu leiten.48 Daraus ging das Alleinvertretungsrecht eindeutig hervor. Auf der Grundlage der Beschlüsse der Parteitage der SED erließ die Volkskammer der DDR Gesetze für die Republik. Der Ministerrat der DDR, die Bezirkstage, Kreistage, Stadtverord-

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netenversammlungen und Gemeindevertretungen waren verpflichtet, auf dieser Grundlage unter Konkretisierung für den Verantwortungsbereich weitere Beschlüsse und Durchfüh-rungsbestimmungen zu erlassen. In einer Anweisung des SED-Politbüros vom 17.10.1949 war festgelegt, Gesetze und Ver-ordnungen vor Verabschiedung durch die Volkskammer oder Regierung dem Politbüro oder Sekretariat des Politbüros zur Beschlussfassung vorzulegen. Für weitere wichtige Verwal-tungsmaßnahmen war vor der Durchführung die Entscheidung der zuständigen Abteilung des Parteivorstandes, später Zentralkomitee, einzuholen.49 Dieser Grundsatz in abgewandelter Form galt auch auf Kreisebene. Das Organisations- und Leitungsprinzip der staatlichen Leitung bestand im demokratischen Zentralismus. Darunter war die feste Einheit von zentraler Leitung und Planung, verbunden mit den Initiativen der Werktätigen, in der Wählbarkeit der Organe der Volksvertretungen, zu verstehen. Bei Erläuterungen dieses Prinzips stand die Betonung der Mitwirkungshandlung arbeitender Menschen sowie Rechenschaftslegung gewählter staatlicher Organe im Vorder-grund, ohne jedoch Abstriche der zentralen Diktatur zuzulassen. Der zentrale Standpunkt beinhaltete in der Regel auch die übertragene Forderung der sowjetischen Führung. Mit der Machtkonzentration beim Zentralkomitee und den Spitzenfunktionären der SED wurden Befehlsentscheidungen von oben nach unten durchgesetzt. Diese zentrale Steuerung hatte ihre positiven und negativen Seiten, auf die in weiteren Abschnitten noch eingegangen wird. Zur politischen Willensbildung nutzte die SED LPG-Konferenzen, Bauernkongresse, Bau-ernkonferenzen und andere Veranstaltungen. Sie war bemüht, über Parteien und Massenor-ganisationen ein gemeinsames Handeln aller gesellschaftlichen Kräfte herzustellen. In den beschlussfassenden Organen waren in der Regel über 50 % der Mandatsträger Mitglied der SED. Veröffentlichte Statistiken über die politische Zusammensetzung des Gremiums lassen dieses nicht erkennen, weil auch gesellschaftliche Organisationen wie Gewerkschaft, VdgB, Kulturbund u.a.m. Abgeordnete stellten, von denen eine größere Zahl SED-Mitglieder waren. Dazu eine statistische Übersicht aus dem Jahre 1960 über die politische Zusammensetzung des Kreistages, der Stadtverordnetenversammlung und Gemeindevertre-tungen50:

Kreistag Stadt- und Gemeindever-tretungen

Abgeordnete % Abgeordnete % SED 22 30,6 318 28,2

Übrige Parteien 25 34,7 203 18,0 Massenorganisationen 25 34,7 518 46,0 Parteilos / Unabhängig 88 7,8 Abgeordnete insgesamt: 72 100 1127 100

Aus der kreislichen Übersicht ist nicht erkennbar, dass es jedoch auch Gemeinden gab, in denen der Anteil von SED-Mitgliedern im Parlament unter 50 % lag. So war es durchaus möglich, dass es bei Umsetzung der zentralen Parteilinie zu größeren Komplikationen und Auseinandersetzungen kam, die jedoch nicht an die Öffentlichkeit drangen. Vielfach nahmen an diesen Sitzungen Ratsmitglieder oder leitende Mitarbeiter der Kreisverwaltung teil, die die notwendige Überzeugungsarbeit zur Herbeiführung der Beschlüsse leisteten. Ein wichtiges Instrument im Prozess der Leitung war die Planung. Sie sollte eine wissen-schaftliche Voraussicht der gesellschaftlichen Entwicklung, bewussten Ausnutzung ökonomi-scher Gesetze und Steuerung des Handelns werktätiger Menschen sein.

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Es gab kurz-, mittel- und langfristige Pläne, die kurzfristigen umfassten den Zeitraum bis zu einem Jahr. Dazu gehörte der Volkswirtschafts- und Betriebsplan. Kein staatliches Organ, Betrieb oder Einrichtung kam ohne ihn aus, er stand immer im Mit-telpunkt der Arbeit und deren Bewertung. Viele Betriebe und Einrichtungen erhielten vom Staat geldliche Zuschüsse oder von der Bank Kredite. Diese wurden nur dann ausgereicht, wenn ein von der staatlichen Leitung bestätigter Betriebsplan vorlag. Die Planung gehörte zum ökonomischen Bereich der Leitung des Betriebes. Für den Zeitraum 1949/1950 fand die Ausschreibung des Zweijahresplanes statt (mittelfris-tige Planung). Prinzip war die zentrale Vorgabe von Planzielen und Pflichtablieferungsaufga-ben, aufgeschlüsselt bis in die Kreise. Sie gingen im Wesentlichen in den Jahresplan des Be-triebes ein und wurden später abgerechnet. Für den Zeitraum 1951 bis 1955 gab es den ersten Fünfjahrplan, der auch die Eckziele bis in die Kreise, Städte und Gemeinden vorgab. Die LPG erhielten keine Vorgaben. Die nachfolgenden Erläuterungen sollen die Verwaltungsstruktur des Kreises aufzeigen. Der Aufbau der Verwaltungsstruktur des Bezirkes ähnelte dem der Landesregierung, nur die Bezeichnung „Rat des Bezirkes Neubrandenburg” war neu. Der vorläufige Verwaltungssitz befand sich bis Mitte der sechziger Jahre in Neustrelitz und konnte bei einer Entfernung von 75 km bis zur Kreisstadt Anklam schneller erreicht werden als Schwerin, dem Sitz der Lan-desregierung. Zu damaliger Zeit standen wenige Pkw als Dienstfahrzeuge zur Verfügung. Zum Einsatz kamen der „ F 8“ und „BMW“ mit einer aus heutigen Sicht geringen Leistungsfähigkeit. Als wichtiges Verkehrsmittel galt das Motorrad, besonders die „Awo“ und „Ifa 125“. Einige Mitarbeiter der Landesregierung arbeiteten in der neuen Verwaltung für Landwirt-schaft in Neustrelitz, die zum Rat des Bezirkes gehörte. Mit der Errichtung einer Bezirksver-waltung gestaltete sich der Kontakt zur Kreisverwaltung enger und entgegenkommender, die straffe Leitung blieb jedoch erhalten. Die bisherige Kreisverwaltung mit dem Landrat an der Spitze wurde als „Rat des Kreises“ umbenannt. Der Landrat, zu dieser Zeit Herr Kreimann (CDU), führte zukünftig die Be-zeichnung „Vorsitzender des Rates des Kreises“. Der Kreistag als beschlussfassendes Organ, von der Bevölkerung nach damaligen Gepflo-genheiten gewählt, blieb bestehen. Der „Rat des Kreises“ verkörperte das Exekutivgremium des Kreistages, in dem die einzel-nen Fachbereiche vertreten waren. Das Ratsmitglied für die Bereiche „Land- und Forstwirt-schaft“ sowie „Erfassung und Aufkauf“ war zugleich „Stellvertreter des Vorsitzenden des Rates des Kreises“. Auf Kreisebene stellte der Kreistag mit 60 bis 75 Abgeordneten das höchste Leitungsgremi-um, die Legislative. So gehörten ihm im Jahr 1960 72 Abgeordnete, darunter 13 Frauen an, 30,6 % der Abgeordneten hatten das Mandat der SED, 34,7 % der anderen 4 Parteien und 34,7 % von gesellschaftlichen Organisationen und Vereinen.50 Der Rat des Kreises setzte sich aus zehn bis fünfzehn, vorwiegend hauptamtlich tätigen Ratsmitgliedern zusammen, die für bestimmte Wirtschaftsbereiche zuständig waren. Er wurde durch den Kreistag eingesetzt, die Mitglieder des Rates konnten durch ihn abberufen werden. Nicht alle Ratsmitglieder waren Kreistagsabgeordnete, einige wurden durch Beschluss des Kreistages kooptiert. Ihm gehörten auch Mitglieder anderer Parteien an, der Anteil von SED-Mitgliedern lag über 50 %.

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Der Rat des Kreises verfügte über einen Verwaltungsapparat, der die Gesetze des Staates und Beschlüsse des Kreistages sowie Wei-sungen der übergeordneten Leitung in die Tat umzusetzen hatte. Der Sitz der kreislichen Verwaltung war in der Demminerstraße 71/73 in An-klam (siehe Bild). Es wurden Räume des ehemaligen Landratsamtes und Bara-cken, einige stammten aus der Zeit vor 1945, genutzt. Sie befanden sich viel-fach in schlechtem Bauzustand und hatten eine geringe Wärmedämmung. Auch die technische Ausrüstung der Verwaltung lag auf einem sehr niedri-gen Niveau. Der größere Teil der me-chanischen Schreib- und Rechenma-schinen stammte aus der Zeit vor 1945. Nicht jeder Mitarbeiter verfügte über einen Schreibtisch, er musste an einem einfachen Tisch seine Verwaltungsarbei-ten erledigen.

Die Kreisverwaltung, später der Rat des Kreises, verfügte nicht über genügend Geld, um normale Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter zu schaffen. Auch die technische Entwicklung von Arbeits-mitteln für die Verwaltung vollzog sich in der DDR sehr langsam, Bau-material zur Schaffung von Verwal-tungsgebäuden fehlte grundsätzlich. Der Aufbau von Produktionsstätten und Wohnungen hatte Vorrang.

Eine Verwaltungsbaracke der Kreisverwaltung Für die Landwirtschaft waren besonders zwei Abteilungen zuständig, die „Abteilung Land-wirtschaft“ sowie die „Abteilung Erfassung und Aufkauf“. Beide besaßen jeweils einen Ab-teilungsleiter. Ihm übergeordnet war der „Stellvertreter des Vorsitzenden des Rates des Krei-ses“, der außerdem in seinem Verantwortungsbereich die Abteilung „Handel und Versor-gung“ leitete. Der Kreistag erhielt besonders bei der Vorbereitung von Beschlüssen Unterstützung von Kommissionen, in denen Abgeordnete, Fachspezialisten der Praxis, Wirtschaft und staatli-chen Leitung arbeiteten. Geleitet wurden sie von Kreistagsabgeordneten. Zum Beispiel gab es im Jahr 1960 11 Ständige Kommissionen des Kreistages, bedeutungsvoll war hierbei die „Ständige Kommission für Landwirtschaft“.50 Entscheidungen wie Vorgabe der Anbauflächen, Viehbestände oder Pflichtablieferungshöhe der Gemeinden wurden in der Regel von der jeweiligen Fachabteilung vorbereitet und dem Rat des Kreises als Gremium zur Beschlussfassung vorgelegt. Die Abteilung Landwirtschaft bestand 1953 aus folgenden Sachgebieten und Referaten: Pflanzen- und Tierproduktion, Planung und Information, Bodenrecht und Bodenordnung, Finanzhaushalt sowie die Unterabteilung LPG. Als nachgeordnete Einrichtung existierten das Pflanzenschutzamt mit mehreren Mitarbeitern.

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Bis 1952 erhielten die Gemeinden Vorgaben für Anbauflächen, Viehbestände, Pflichtabliefe-rung pflanzlicher und tierischer Produkte sowie Sauenbedeckungen. Sie verteilten diese Zah-len auf die Landwirtschaftsbetriebe und gaben verbindliche Bescheide heraus. Einsprüche oder Beschwerden waren bei der zuständigen Fachabteilung geltend zu machen. Die Möglichkeit einer gerichtlichen Überprüfung der Entscheidungen seitens der staatlichen Leitung gab es nicht. Mit der Gründung von LPG galt die Regelung, dass sie und die ÖLB ihre Bescheide von den zuständigen Fachabteilungen des Kreises erhielten. Für Einzelbauern liefen bis 1960 die Vor-gaben über die Räte der Gemeinden und den Rat der Stadt weiter. Die staatlichen Leitungen des Kreises, der Gemeinden und der Stadt führten die Kontrollen über den Produktionsablauf, besonders in der Pflanzen- und Tierproduktion, durch. Die Gemeinden, später auch die LPG und ÖLB, hatten zu bestimmten Terminen telefonisch der Abteilung Landwirtschaft über den Verlauf der Frühjahrsbestellung, Ernte der Halm- und Hackfrüchte sowie Herbstbestellung zu berichten. Diese musste bis zum Mittag das Kreiser-gebnis dem Ministerium für Land- und Forstwirtschaft der Landesregierung Mecklenburg und später, ab September 1952, der Abteilung Landwirtschaft des Rates des Bezirkes weiter melden. Außerdem hatten sie schriftliche Berichte einzureichen wie Aufschlüsselung der Anbauflä-chen, Pflichtablieferung, Plan über die Viehbestände u.a.m. An einigen Stellen wurde bereits über die Anwendung stalinistischer Methoden durch die Partei- und Staatsführung berichtet. Dazu ein weiteres Beispiel: Der Vorsitzende des Rates des Kreises und der Abteilungsleiter Landwirtschaft wurden 1958 verhaftet und kamen zu Vernehmungen nach Neustrelitz. Als pauschale Begründung für diesen politischen Akt gab man Wirtschaftsvergehen und Nichtdurchführung der Parteibeschlüsse an. Der Abteilungslei-ter verstarb nach wenigen Tagen in Neustrelitz. Der Ratsvorsitzende wurde gerichtlich zu mehreren Jahren Haft verurteilt.51 Was wirklich geschah und wer diesen Willkürakt auslöste, hat keiner in der Öffentlichkeit erfahren. Aus heutiger Sicht betrachtet könnte die Staatssicherheit der DDR hierbei aktiv tätig gewesen sein. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Kreis- und Bezirksleitung der SED ihren Anteil hierzu leistete. Obwohl Stalin nicht mehr lebte, existierten Züge des Stalinismus. Einige Ratsmitglieder und Abteilungsleiter der Kreisverwaltung wurden für mehrere Jahre in die Produktion geschickt mit der Maßgabe der Bewährung. 1958 trat eine Veränderung in der Leitungsstruktur ein. Der Ministerrat der DDR traf die Entscheidung, zur Sicherung einer besseren Koordinierung der einzelnen Volkswirtschafts-zweige die Planung als gesonderten Fachbereich in einzelne Leitungsebenen zusammenzufas-sen. Die Planungsaufgaben wurden aus den Fachabteilungen ausgegliedert und der Plan-kommission auf Kreis- und Bezirksebene zugeordnet. Damit entstand unter anderem eine Abteilung Plankoordinierung, die für alle Volkswirtschaftsbereiche des Kreises zuständig war. Die Fachabteilung Landwirtschaft hatte die Umsetzung der Planziele und –aufgaben zu si-chern und nur begrenzt die Möglichkeit, Einfluss auf die Planfestlegung auszuüben. Anfang 1963 kam bei der SED-Führung die Einsicht, dass diese Trennung nicht zur höheren Produk-tion führte, vielmehr zum Rückgang, sie änderte mit der Bildung des Landwirtschaftsrates und seiner Produktionsleitung wiederum die Leitungsstruktur.

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Die Entstehung der ersten LPG Auf der II. Parteikonferenz der SED, die im Juli 1952 in Berlin stattfand, rief der General-sekretär des ZK der SED zum planmäßigen Aufbau des Sozialismus in der DDR auf. In die-sem Zusammenhang beschloss die Konferenz die Gründung „Landwirtschaftlicher Produkti-onsgenossenschaften“ (LPG). Aus späteren Medieninformationen war zu entnehmen, dass bereits vor der Parteikonferenz in ausgewählten Orten der DDR wie Merxleben, Worin, Jahna, Gräfenstein und Brüsewitz von der Partei ideologische und organisatorische Voraussetzungen für die Bildung landwirt-schaftlicher Genossenschaften geschaffen wurden.52 Hier hatten sich Bauern zu landwirt-schaftlichen Produktionsgenossenschaften zusammengeschlossen und stellten an das ZK der SED und den Minister für Land-, Forst- und Wasserwirtschaft den Antrag auf Unterstützung bei der Bildung einer LPG. Die Bildung von LPG vor der II. Parteikonferenz widersprach den deutschlandpolitischen Bestrebungen der Sowjetunion. Erst im April 1952 gab Stalin die Zustimmung hierfür. Am 04.06.1952 wurden alle Kreissekretäre der SED in Berlin von der Möglichkeit der Bildung landwirtschaftlicher Genossenschaften informiert53 Dabei wurde eine absolute Freiwilligkeit der Bauern für diesen Schritt vereinbart. Als Vorbild galten die Kolchosen in der Sowjetunion unter Beachtung einiger Besonderheiten in der DDR. Dazu gehörten zum Beispiel, dass der Grund und Boden, den die Bauern ein-brachten, sich vorwiegend in Privateigentum oder als Bodenreformbesitz, befand. Weiterhin sollte die Genossenschaftsentwicklung beispielgebend für die Bauern in der Bundesrepublik Deutschlands sein. Der Ministerrat der DDR beschloss am 24.07.1952 eine Reihe von Gesetzen für die zu bil-denden LPG, so unter anderem Musterstatute für LPG und eine Musterbetriebsordnung. Dieser Aufruf zur Bildung von LPG blieb im Kreis nicht ungehört. Am 08.08.1952 fand in Menzlin eine Einwohnerversammlung statt, an der 32 Personen teilnahmen. Auch der Erste Kreissekretär der SED und einige Funktionäre des Rates des Kreises waren anwesend, um die Bildung einer landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft zu erläutern. Zuvor hatte die kreisliche SED-Organisation erste Gespräche geführt, vermutlich auf der Grundlage zentraler Informationen vom 04.06.1952. Daher waren die Bauern informiert und die Bildung einer LPG stellte keine Überraschung für sie dar. Am 31.08.1952 gründeten in Menzlin 7 Neubauern und 4 Landarbeiter die LPG Typ I mit dem Namen „Friedrich Engels“. Sie beschlossen das Statut und die Betriebsordnung. Als ihren Vorsitzenden wählten sie Werner Gentz, einen 39-jährigen Meisterbauern. Am 12.01.1953 hatten sich von 46 Bauern des Ortes 43 für den genossenschaftlichen Weg entschlossen und bildeten die bisherige LPG zum Typ III um. Jeder Neubauer brachte von seiner Wirtschaft 1 Pferd, 3 Kühe und fünf Schweine in die LPG ein.54 Nach Gründung der LPG Menzlin führten die Kreisleitung der SED und der Rat des Kreises in vielen Dörfern Versammlungen zur Bildung landwirtschaftlicher Produktionsgenossen-schaften durch. Der Vorsitzende aus Menzlin und weitere Teilnehmer der II. Parteikonferenz nahm daran teil, um Überzeugungsarbeit zu leisten. Auch über die Zeitungen „Freie Erde“, „Freier Bauer“ und „Neues Deutschland“ wurden reichliche Argumentationen zur Bildung von LPG verbreitet. Viel wurde von Prinzipien des Leninschen Genossenschaftsplanes und den reichen Erfah-rungen der Sowjetunion beim Aufbau von Kollektivwirtschaften gesprochen. In Wahrheit gibt es kein Werk von Lenin mit dem Titel „Leninscher Genossenschaftsplan“, wohl aber schriftliche Darlegungen in verschiedenen Werken Lenins zur Organisation von Kolchosen und Sowchosen.

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Viele ökonomische und soziale Vergünstigungen des Staates waren für Genossenschaftsbau-ern ansprechend. Hinzu kam, dass einige Neubauern mit dem Eintritt in die LPG ihre wirtschaftlichen und sozialen Probleme besser lösen und unter Anleitung erfahrener Landwirte weiter in der Landwirtschaft tätig sein konnten. Bauern und Arbeiter, die sich in ersten Genossenschaften zusammen fanden, stießen bei einer Reihe von Berufskollegen auf Vorbehalte und lösten Feindseligkeiten aus. Zum einen, da sie Schrittmacher bei der Bildung von LPG waren, zum anderen zusätzliche staatliche Vergünsti-gungen erhielten. Später veränderte sich diese Einstellung der Genossenschaftsgegner. Bis Ende 1952 hatten sich im Kreis 17 LPG gebildet, die insgesamt 1471 ha landwirtschaftli-che Nutzfläche bewirtschafteten.55 Die Gründungsversammlungen der LPG wurden von den beteiligten Mitgliedern weitgehend festlich mit Musik und Essen begangen. Eine Reihe der Bauern und deren Familienangehöri-ge betrachteten diesen Schritt zur gemeinsamen Tätigkeit sehr positiv und gingen mit viel Optimismus und Elan an die weitere Arbeit. Das Prinzip der Freiwilligkeit für den Zusammenschluss zu einer LPG wurde 1952 gewahrt. In dieser Phase der Genossenschaftsgründung kann von einer Zwangskollektivierung nicht gesprochen werden. Ende 1952 fand die erste Konferenz der Vorsitzenden der LPG auf zentraler Ebene statt, auf der besonders das ZK der SED und der Ministerrat der DDR die bisherigen Genossen-schaftsbewegungen politisch bewerteten. Im Ergebnis dieser Konferenz wurden weitere un-terstützende Gesetze durch die Volkskammer und den Ministerrat erlassen. In der Folgezeit fanden jährlich Konferenzen statt. Auch auf Kreisebene gab es derartige Veranstaltungen unter der Regie der Kreisleitung der SED und des Rates des Kreises. Nachstehend möchte ich einige Erläuterungen zur Struktur und zum Aufbau der Genossen-schaften geben. Unter der „LPG Typ I“ ist eine Genossenschaft zu verstehen, die vorrangig das Ackerland genossenschaftlich bewirtschaftete, in Einzelfällen auch Wiesen und Weiden. Vieh und Wirt-schaftsgebäude brachten die Bauern nicht ein. In die „LPG Typ II“ waren Acker- und Grünland, Landtechnik sowie Zugtiere zur allgemei-nen Nutzung einzubringen. Bei der „LPG Typ III“ wurde das gesamte Land, außer der individuell genutzten Fläche, das Vieh, die Technik und Wirtschaftsgebäude eingebracht. In der Regel lag die individuell ge-nutzte Fläche je Mitglied bei 0,25 ha einschließlich Gartenland. Genossenschaftsmitglied konnte jede Person nach Vollendung des 16. Lebensjahr werden. Das eingebrachte Land blieb Eigentum des Mitgliedes. Veränderungen im Grundbuch gab es nicht. Die Grenzsteine und Feldraine wurden beseitigt. Die LPG führte ein Bodenbuch, in dem Ländereien und Eigentümer eingetragen wurden. Auf der Grundlage des § 10 des Gesetzes über die landwirtschaftlichen Produktionsgenossen-schaften56 bestand die Möglichkeit der Veränderung des Nutzungsrechtes. Die LPG konnte auf Eigentumsflächen der Mitglieder genossenschaftliche Gebäude errichten, Bodenbestand-teile gewinnen u.a.m. Die LPG selbst verfügte in der Regel über kein Eigentumsland sondern nutzte Privat- und Volkseigentum. Beim Austritt aus der LPG, was juristisch möglich war, wurde dem Bauern am äußeren Rande der LPG Land entsprechend der Größe und Güte des eingebrachten Bodens zur weiteren Bewirtschaftung zur Verfügung gestellt.

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Der Inventarbeitrag war nach einheitlichen Hektarsätzen einzubringen, er betrug vorwiegend 500 Mark je ha eingebrachten Bodens. Darunter fielen Viehbestände, Zugtiere, Maschinen und Geräte sowie Saat- und Pflanzgut. Die Bewertung befand sich allgemein auf einem nied-rigen Niveau. So betrug dieser bei einer Milchkuh 400 - 1200, einem Pferd mittleren Alters 700 - 1300, einer Zuchtsau 210 - 300 oder einem Schaf 30 - 50 Mark. Der Marktpreis war jedoch höher. Die zuständige Kommission der LPG schätzte in den fünfziger Jahren in Zu-sammenarbeit mit dem Volkseigenen Handelskontor für Zucht- und Nutzvieh auf der Grundlage der Richtpreise der Viehhandelsordnung vom 18.09.1947 die eingebrachten Tier-bestände ein.57

Gebäude, soweit sie für die LPG von Bedeutung waren, wurden allgemein gesondert als Überinventarbeitrag eingebracht. Dieses Geld kam im Laufe der Jahre an das Genossen-schaftsmitglied zur Auszahlung, soweit sich die LPG dazu finanziell in der Lage befand. Die Genossenschaft bildete zu ihrer Entwicklung die im Statut festgelegten Fonds wie den unteilbaren Grundmittelfonds, dessen Höhe 8 bis 20 % des Bruttogewinns betragen musste. Dieser wurde beim Ausscheiden aus der LPG nicht an das Mitglied ausgezahlt, er war unteil-bar. Weiterhin gab es den Umlaufmittelfonds, der zum genossenschaftlich unteilbaren Vermögen gehörte. Dazu zählten zum Beispiel die Viehbestände, das Saatgut sowie Düngemittel. Bei LPG des Typ III wurden mindestens 80 % der zur Verteilung kommenden Geld- und Naturaleinnahmen auf die Anzahl der geleisteten Arbeitseinheiten berechnet, der Rest auf das eingebrachte Land. Später fand eine Veränderung dieses Verteilungsverhältnis zu Gunsten der geleisteten Arbeitseinheiten statt. Das höchste bestimmende Organ der Genossenschaft stellte die Mitgliederversammlung dar. Entsprechend dem Statut war sie besonders für folgende Entscheidungen zuständig: - Bestätigung und Änderung des Statuts, der Betriebs- und Arbeitsordnung - Wahl und Abberufung der Organe der LPG einschl. Revisionskommission - Wahl des Vorsitzenden der LPG - Bestätigung des Rechenschaftsberichtes des Vorstandes und der Revisionskommission - Bestätigung des vom Vorstand vorgeschlagenen Leitungspersonals wie Abteilungsleiter,

Hauptbuchhalter u.a.m. - Aufnahme und Ausschluss von Mitgliedern - Bestätigung der Betriebs-, Finanz- und Perspektivpläne - Bestätigung von Bauvorhaben und deren Standorte - Bestätigung der Arbeitsnormen und deren Bewertung - Bestätigung des Jahresarbeitsvertrages mit der MTS/RTS - Festlegung der Höhe des Inventarbeitrages und die Bestätigung der Übernahmeprotokolle - Verteilung der Einkünfte und Verwendung des Hilfsfonds - Beteiligung an überbetrieblichen Einrichtungen - Zusammenschluss mit einer weiteren LPG Der Vorstand hatte die Mitgliederversammlung in der Regel monatlich einmal einzuberufen, was in den ersten Jahren auch weitgehend Beachtung fand. Später waren die Versammlungs-abstände größer, vielfach nur noch zwei- bis dreimal jährlich. Das hing von der LPG-Größe und Entfernung zum Versammlungsort ab. Viele LPG verfügten nicht über Versammlungs-räume, in denen alle Mitglieder unterkamen. Einige beschlossen über die Vollversammlung eine zeitliche Rhythmusveränderung, andere machten es stillschweigend. Die Versammlung galt als beschlussfähig, wenn die Teilnehmerzahl mindestens zwei Drittel betrug. Beschlüsse wurden mit einfacher Stimmenmehrheit gefasst. Es bestand die Möglich-keit, Vorschläge des Vorstandes oder Empfehlungen der staatlichen Leitung abzulehnen, was in der Praxis selten vorkam. Hatte die Mitgliederversammlung einen Beschluss gefasst, der

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gegen die staatlichen Gesetze verstieß, bestand für die Mitglieder oder für die Revisionskom-mission der LPG die Möglichkeit, die übergeordnete Dienststelle um Prüfung und Entschei-dung zu bitten. Das traf besonders bei Schadenersatzansprüchen gegenüber Mitgliedern zu. Der LPG-Vorstand war ausführendes Organ der Mitgliederversammlung und ihr gegenüber auch rechenschaftspflichtig. Dieses Gremium ist von der rechtlichen Stellung her vergleich-bar mit dem Vorstand der heutigen Agrargenossenschaft. Es vertrat die LPG gerichtlich und außergerichtlich. Die Mitglieder des Vorstandes wurden für die Dauer von zwei Jahren ge-wählt. Entsprechend dem Statut sollte einmal wöchentlich die Vorstandssitzung stattfinden. Diese Anforderung verflachte im Laufe der Jahre und beschränkte sich auf einmal monatlich. Der Vorstand hatte mindestens einmal jährlich vor der Mitgliederversammlung Rechenschaft abzulegen, was auch geschah. Der staatlichen kreislichen Leitung gegenüber war er für die Einhaltung der Gesetze und Verpflichtungen verantwortlich. Der LPG-Vorsitzende hatte auf der Grundlage von Beschlüssen und Plänen sowie staatli-chen Gesetzen den täglichen Wirtschaftsablauf zu sichern. Gegenüber dem Leitungspersonal und den Mitgliedern besaß er Weisungsrecht. Ihm standen die entsprechenden Fachkräfte zur Verfügung. Die durch die Mitgliederversammlung gewählte Revisionskommission übte Kontrollen aus und informierte die Versammlung bei festgestellten Mängeln. Bei korrekter Arbeit nach dem Statut der LPG existierte eine für DDR-Verhältnisse gute ge-nossenschaftliche Demokratie. Der Vorsitzende der LPG unterbreitete der Mitgliederversammlung den Standpunkt des Vor-standes zum jeweiligen Problem oder Vorhaben. Die Versammlung hatte nach der Diskussi-on, die eine unterschiedliche Breite einnahm, die Entscheidung zu treffen. Nicht in jedem Falle gab es Übereinstimmung zum Vorschlag des Vorstandes. Danach musste weiter geprüft werden, welche Lösung die richtige war. Es gab auch Fälle, wo die LPG über längere Zeit ohne einen bestätigten Betriebsplan wirtschaftete, sie konnte dann jedoch von der Bauern-bank keine weiteren Kredite erhalten. Einige LPG-Vorsitzende kümmerten sich wenig um die genossenschaftliche Demokratie und praktizierten in der LPG eine Diktatur. Solange die Finanzen in der Genossenschaft stimmten und ein gutes Einkommen für die Mitglieder gesichert war, kamen wenig Klagen. Bei einem finanziellen Einbruch gab es umfangreiche Diskussionen, in Einzelfällen auch persönliche Konsequenzen. Zum Schluss konnte an die Mitglieder nur das verteilt werden, was an Roh-gewinn erarbeitet wurde. Im Unterschied zu volkseigenen Betrieben setzte der genossenschaftliche Charakter der LPG den staatlichen Organen bestimmte Grenzen hinsichtlich der Diktatur. Wurden die Planauf-gaben und Pflichten entsprechend dem Statut und LPG-Gesetz beachtet, so hatte die LPG einen breiteren Spielraum in der Realisierung ihrer Selbständigkeit und Eigenverantwortlich-keit. Gesetzliche Grundlagen wie Musterstatute, Musterbetriebsordnungen, Empfehlungen für die Arbeit der Revisionskommissionen und eine Arbeitsordnung für Buchhalter erschienen im 2. Halbjahr 1952 im Gesetzblatt der DDR. Auch Gesetze mit Vergünstigungen wie Entschul-dung der Klein- und Mittelbauern, steuerliche Vergünstigungen für LPG und deren Mitglie-der wurden der Öffentlichkeit bekannt gemacht. Diese Beispiele zeigen, welche ideologi-schen, organisatorischen und juristischen Mittel von staatlicher Seite zum Einsatz kamen, um den Weg zur Vergenossenschaftlichung der Landwirtschaft zu ebnen. Um die gesellschaftliche Stellung der LPG besser zu verdeutlichen und die Beziehungen über die im Statut und der inneren Betriebsordnung festgelegten Grundsätze zu regeln, wurde

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durch die Volkskammer der DDR am 03.06.1959 das „Gesetz über die landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften“ 56 erlassen. Es klärte insbesondere folgende Fragen: - Die vom Ministerrat der DDR bestätigten Musterstatuten gelten allgemein als verbindli-

che Rechtsnormen. - Mit der Registrierung des beschlossenen Statuts durch den Rat des Kreises erhielt die

LPG Rechtsfähigkeit. - Der in die LPG eingebrachte Boden bleibt Eigentum der Mitglieder. - Die LPG erhält über den eingebrachten Boden volles genossenschaftliches Nutzungs-

recht. - Mehrere LPG können sich zu einer zusammenschließen. - Mehrere LPG können Nebenbetriebe und Einrichtungen gemeinsam betreiben. - Beim Tode eines Mitgliedes hat die LPG mit den Erben eine gegenseitige Abrechnung

durchzuführen. - Hypotheken und andere Rechte an eingebrachtem Boden sowie Altenteile bleiben beim

Eintritt in die LPG bestehen. Mit dem Ministerratsbeschluss vom 09.04.1959 wurden die Musterstatute für die LPG und am 06.08.1959 die Musterbetriebsordnungen aktualisiert. Eine Reihe praktischer Erkenntnisse aus zurückliegender Arbeit fanden darin ihren Niederschlag. Für die Leitung der Prozesse zur Bildung und wirtschaftlichen Entwicklung der LPG bildete der Rat des Kreises am 22.01.1953 den LPG-Beirat, bestehend aus 14 Personen. Ihm gehör-ten Leitungskader von LPG, Leitungspersonal des Rates des Kreises und der Kreisleitung der SED an. Leiter war der Vorsitzende des Rates des Kreises. Der Beirat wurde durch den Rat des Kreises berufen. Die Beschlüsse hatten gegenüber den LPG empfehlenden Charakter. Wie erwähnt, bildete die Abteilung Landwirtschaft der Kreisverwaltung eine Unterabteilung LPG, die dem Stellvertreter des Ratsvorsitzenden des Kreises für Landwirtschaft direkt unter-stand. Sie beschäftigte mehrere Mitarbeiter, die in spezifischen Fragen Anleitung und Hilfe gaben und weitere Genossenschaftsbildungen organisierten. Die einzelnen Fachbereiche und Abteilungen der Kreisverwaltung mussten ihre Arbeit auf die LPG einstellen. Es kam viel Neues hinzu, wirtschaftliche und organisatorische Entscheidun-gen waren zu treffen, die auch in andere Wirtschaftszweige eingriffen. Beschäftigte anderer Fachbereiche erhielten vom Ratsvorsitzenden den Auftrag, der LPG an Ort und Stelle organi-satorische Hilfe zu geben. Alle LPG wurden nach ihrer Gründung in das Genossenschaftsregister, von der Abteilung Landwirtschaft geführt, eingetragen. Dazu musste das von der Mitgliederversammlung be-schlossene Statut und die Liste der gewählten Vorstandsmitglieder eingereicht werden. Späte-re Änderungen am Statut oder bei der Neuwahl des Vorstandes waren zur Registrierung ein-zureichen. Das Genossenschaftsregister entsprach rechtlich dem heutigen Handelsregister beim Amtsgericht. Insgesamt betrachtet bildeten die Genossenschaften die Basis für eine weitere Entfaltung der Produktivkräfte. Es entstanden große Flächen-, Stall- und Betriebseinheiten, die den Einsatz hochleistungsfähiger Technik ermöglichten. Die Produktion konnte besser spezialisiert und konzentriert werden, es kamen Fachkräfte zum Einsatz. Die Bauern verloren jedoch mit die-sem Schritt die individuelle Verfügungsgewalt über ihren Boden und ihr Vieh.

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Erfassung und Aufkauf landwirtschaftlicher Produkte Ab Oktober 1945 erfolgte die differenzierte Teilablieferung landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Dazu übergaben die Bürgermeister den Landwirtschaftsbetrieben Vorgaben zur Ablieferung pflanzlicher und tierischer Produkte. Die Veranlagung für tierische Erzeugnisse erfolgte nach Stückzahl der gehaltenen Tiere, so dass eine unterschiedliche Höhe je Flächeneinheit heraus kam. Die Pflichtablieferung bestand für folgende Produkte: Getreide, Speisehülsenfrüchte, Ölsaaten, Kartoffeln, Zuckerrüben, Gemüse, Obst, Tabak, Heu, Getreidestroh, Faserpflanzen, Heil-, Duft- und Gewürzpflanzen, Schlachtvieh ( Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen), Schlachtgeflügel, Milch, Eier, Wolle, Lederrohhäute und -felle sowie andere tierische Rohstoffe. Ab 1950 erfolgte die Pflichtablieferung pflanzlicher und tierischer Produkte auf der Grundla-ge der landwirtschaftlichen Nutzfläche, Bodenqualität und Betriebsgröße. In den ersten Jahren gab die Regierung jährlich Ablieferungsnormen heraus. So zum Beispiel waren die durchschnittlichen Ablieferungsnormen des Jahres 1952 gegenüber den von 1951 wie folgt erhöht58 : Schlachtvieh 29 kg / ha LN, Milch 36 kg/ ha LN Eier 29 Stück / ha LN Ölsaaten 1,8 dt / ha Anbaufläche. Die Abteilung „Erfassung und Aufkauf“ beim Rat des Kreises gab im Auftrag des Landrates, später Vorsitzenden des Rates des Kreises, die Pflichtablieferungsnormen für pflanzliche und tierische Produkte an die Gemeinden heraus und überwachte ihre Erfüllung. In dieser Abtei-lung waren 8 bis 10 Mitarbeiter tätig, darunter 3 bis 4 Erfassungskontrolleure. Sie legten differenzierte Normen für die einzelnen Betriebsgruppen der Gemeinden fest. So wurden zum Beispiel folgende Normen an die Gemeinde Neu Kosenow für das Jahr 1953 (vor dem 17.06.1953) herausgegeben:59

Erzeugnis ME / Bezugsbasis

Betriebsgrößen nach ha LN 5 – 10 10 – 15 15 – 20 20 – 35 35 – 50 > 50

Getreide dt / ha Anbau 9,3 11,3 14,6 17,9 18,4 18,5 Kartoffeln dt / ha Anbau 61 75 98 115 117 118 Raps dt / ha Anbau 9,3 10,8 11,1 12,0 12,2 12,4 Lebendvieh kg / ha LN 101 111 118 124 125 126 Milch (3,5 % Fett) kg / ha LN 420 441 454 458 460 462 Eier Stück /ha LN 128 134 137 138 139 140

Die Ablieferungsnormen dieser Gemeinde bewegten sich um den Kreisdurchschnitt, weitge-hend unter Beachtung natürlicher Produktionsbedingungen, so dass sie für eine weitere Be-trachtung verwendbar sind. Diese differenzierten Normen wurden von der Partei- und Staatsführung mit der Wirkung der Differenzialrente 2 begründet. Die größeren Bauernwirtschaften sollten nach ihrer Auf-fassung gegenüber den Neubauern keinen Extragewinn erzielen. In Wahrheit bestand die Absicht, mit dieser höheren Veranlagung eine stärkere Gewinnab-schöpfung durchzuführen bzw. keinen Betriebsgewinn entstehen zu lassen. Im Ergebnis der Unruhen um den 17. Juni 1953 erließ die Regierung der DDR die „Verord-nung über die Erleichterung der Pflichtablieferung und weitere Entwicklung bäuerlicher Wirt-schaften“,60 die eine Absenkung der Ablieferungsnormen vorsah. Hierzu einige ausgewählte Zahlen der Gemeinde Neu Kosenow. Für Betriebe über 50 ha landwirtschaftlicher Nutzflä-che wurde die Norm bei Getreide um 13,5 % oder Schlachtvieh um 20,6 % gesenkt. Bei Be-

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trieben unter 20 ha Größe bewegte sich die Normreduzierung zwischen 4 bis 14 %.59 Diese neu festgelegten Ablieferungsnormen blieben für die Folgejahre im wesentlichen bestehen. Auf leichten Standorten des Kreises erfüllten eine Reihe größerer Landwirtschaftsbetriebe nicht ihr Ablieferungssoll, besonders in tierischen Produkten. Das resultierte aus niedrigen Erträgen der Kulturen, da Mineraldünger fehlten und infolge geringer Tierbestände auch wenig Dung anfiel. Besonders aus Betrieben über 20 ha Größe, die ihr Ablieferungssoll nicht erfüllten, holten Erfassungskontrolleure der Kreisverwaltung untergewichtige Schweine und Rinder sowie Milchkühe zur Erfüllung der staatlichen Auflagen aus dem Stall. Es blieb in der Folgezeit noch mehr Fleisch und Milch zum Ablieferungssoll fehlen. Das Gesetz über die Verbesserung der Versorgung der Bevölkerung und Pflichtablieferung vom 22.02.195061 ermöglichte bei Ablieferungsrückständen den Austausch ablieferungspflich-tiger Produkte im Rahmen zentral festgelegter Äquivalenzsätze. So ersetzten 40 kg Raps oder 15 kg Rindfleisch 100 kg Getreide, was zur Folge haben konnte, dass das letzte Futtergetreide vom Speicher geholt wurde. Von der Pflichtablieferung waren Arbeiter, Angestellte und Handwerker befreit, deren Besitz 1 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche nicht überschritt. Weiterhin bestand für Neulandflä-chen, also Acker oder Grünland, das bisher nicht als solches beim Liegenschaftsdienst geführt wurde, für zwei Jahre eine Ablieferungsbefreiung. In LPG aller drei Typen wurde bei pflanzlichen Erzeugnissen die Veranlagung nach Normen für die Betriebsgruppe 5 bis 10 ha durchgeführt. Außerdem erhielten die LPG Typ I und II eine Ermäßigung von 10 %, Typ III von 15%. Bei tierischen Produkten erfolgte die Veranlagung für LPG des Typ III nach Normen der Betriebsgruppe 5 bis 10 ha, sie erhielten eine Sollermäßigung von 20%. LPG-Mitgliedern des Typ I und II erhielten bei tierischen Produkten eine 10 %-ige Soller-mäßigung. Für persönliche Hauswirtschaften der Mitglieder von Typ III bestand eine Ablieferungsbe-freiung, ebenso für die von Typ I und II für pflanzliche Erzeugnisse. Alle landwirtschaftlichen Betriebe erhielten vom Bürgermeister einen Ablieferungsbescheid. Auf dieser Grundlage schlossen Aufkaufbetriebe den Vertrag für das Jahr ab. Kam es nicht zum Vertragsabschluss, so galt der Bescheid des staatlichen Organs. Ab 1948 wurde für die über das Soll gelieferte Menge ein höherer Preis gezahlt, genannt „Freie Spitzen”. Diese Form des Aufkaufs förderte der Staat. Es ging darum, Anreize zur schnellen Erhöhung der landwirtschaftlichen Produktion zu geben. Es bestand weiterhin die Möglichkeit, die nach Erfüllung der Pflichtablieferung überschüssi-gen Produkte auf den Bauernmärkten zu verkaufen. In Anklam boten die Bauern Eier, Ge-flügel, Mehl, Kartoffeln, Gemüse und Obst an. Dieser Markt war für die Verkäufer mit ho-hem Aufwand verbunden und nach einigen Jahren nicht mehr anzutreffen. Der Verkauf an Aufkaufbetriebe brachte die gleichen Erlöse. Die Preise für „Freie Spitzen“ waren höher als für Produkte der Pflichtablieferung. Dazu nachstehende Übersicht62 :

Produkt Erfassungspreis Mark/dt

Aufkaufpreis Mark/dt

1955 1963 1955 1963 Weizen 21,92 22,50 43,02 49,50 Roggen 20,72 24,00 82,87 53,50 Braugerste 27,95 36,50 66,95 87,00 Raps 57,88 80,00 225,00 120,00 Zuckerrüben 4,00 6,10 6,00 9,00

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Produkt Erfassungspreis Mark/dt

Aufkaufpreis Mark/dt

1955 1963 1955 1963 Milch ( 3,5 % Fett) 20,00 27,00 80,00 68,00 Schlachtrinder 87,00 127,00 273,00 241,00 Schlachtschweine 145,00 200,00 616,00 515,00 Eier je 100 Stück 10,00 23,42 40,00 37,05

Preiszuschläge gab es außerdem für ausgewählte Qualität und Lieferzeiträume. So wurden zum Beispiel im Jahre 1956 für den Verkauf von 100 kg Schlachtschweinen in der Gewichts-klasse 125 bis 134,5 kg im III. Quartal 40 Mark und im November nur noch 10 Mark gezahlt. Man wollte damit erreichen, dass in den Monaten November/Dezember nicht zuviel Schlachtschweine zum Verkauf angeboten wurden. Bis zur Aufhebung der Pflichtablieferung gab es mehrere Preisreformen sowohl für Erzeug-nisse der Pflichtablieferung wie auch der „Freien Spitzen“. Die Regierung nutzte bereits den Preis zur Stimulierung der Produktionsentwicklung. Die Pflichtablieferungspreise erbrachten für die Landwirtschaftsbetriebe vielfach keine Kos-tendeckung. Erst der Verkauf von „Freien Spitzen“ brachte dem Betrieb einen Gewinn. Die-se doppelte Erzeugerpreisgestaltung erfüllte eine wirtschaftspolitische Funktion und beein-flußte die Einkommensentwicklung. Zum anderen war eine höhere Gewinnspanne bei Pro-dukten der Tierproduktion im Preis enthalten, um eine größere Veredlung von pflanzlichen in tierische Erzeugnisse zu erreichen. Nicht zuletzt sollte es eine indirekte finanzielle Unterstüt-zung der Klein- und Mittelbauern darstellen. Auskunft zur Relation der Pflichtablieferung, den freien Aufkauf im Jahr 1955 und Erfüllung des Ablieferungssolls im Kreis gibt nachstehende Übersicht:63

Erzeugnis ME Pflichtab- lieferung

Soll

Pflichtab- lieferung

Ist

Freier Aufkauf

Ist

Aufkauf % zu Insg.

Rind- u. Schaffleisch t 1 329,8 1 251,7 202,4 13,9 Schweinefleisch t 3 186,7 2 953,6 2 414,2 45,0 Milch t 17 507,3 16 389,6 13 892,6 45,9 Eier T-Stück 5 021,6 4 738,7 4 601,3 49,3 Getreide t 19 432,0 18 686,2 366,3 1,9 Hülsenfrüchte t 290,5 180,6 4,2 2,3 Ölsaaten t 1271,8 1 265,5 825,8 39,4 Kartoffeln t 45 351,4 35 042,0 x Gemüse t 1 694,1 1 640,6 488,3 22,9

Der Ablieferungsrückstand des Jahres wurde im Folgejahr zum Jahressoll vorgetragen. Ab 01.06.1964 gab es für pflanzliche Erzeugnisse einheitliche Preise. Für Wolle und Schlachtgeflügel wurde 1966, für alle weiteren tierischen Erzeugnisse 1969 ein einheitlicher Preis eingeführt. Seit diesem Zeitpunkt entfiel der Pflichtablieferungsbescheid. Die neuen Preise bewegten sich zwischen dem bisherigen Pflichtablieferungs- und Aufkaufpreis. Im Abschnitt „Die Ökonomie und das Finanzgeschehen der Betriebe“ wird näher darauf einge-gangen. Den LPG, VEG und Kooperationen wurde durch die zuständige staatliche Leitung im Rah-men des jährlichen Volkswirtschaftsplanes die Höhe der Ablieferungsmenge als „Planauflage“ mitgeteilt. Sie stellte beim Vertragsabschluss die Mindestmenge dar, die zum Verkauf kom-men musste.

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Der VEAB galt im Wesentlichen als Aufkäufer. Zuckerrüben, Saat- und Pflanzgut, Tabak, Fabrikkartoffeln sowie Heil-, Duft- und Gewürzpflanzen waren hiervon ausgeschlossen. Bei Nichterfüllung des Ablieferungsplanes drohten in einigen Fällen Bestrafungen. So wurde am 27.11.1946 ein Neubauer aus Ducherow wegen Nichterfüllung des Getreideablieferungs-solls zu 4 Monaten Gefängnis verurteilt.64 Im Jahre 1955 erhielten mehrere Bauern aus Bren-kenhof und Kagenow eine Ordnungsstrafe, die sich zwischen 150 und 500 M bewegte.65

Bauern erhielten die Lebensmittelkarte für Selbstversorger, sie durften Tiere für die Eigenver-sorgung schlachten. Genehmigungen hierzu erteilten die Bürgermeister, sie waren von der Pflichtablieferungserfüllung tierischer Erzeugnisse abhängig. Im Jahre 1955 kamen zum Bei-spiel 228 Rinder, 1796 Kälber, 8913 Schweine, 548 Schafe und 52 Ziegen zur Schlachtung.66

Die Landwirtschaft von 1953 bis 1962 In den fünfziger Jahren stellte die SED-Führung der Landwirtschaft die Erhöhung der Er-träge auf den Feldern sowie Produktivität der Viehbestände zur Hauptaufgabe. Es galt, die Bevölkerung besser mit Lebensmitteln und die Industrie mit Rohstoffen aus eigener Produk-tion zu versorgen. Die praktische Seite war jedoch, dass durch die Bildung von LPG und der damit verbunde-nen strukturellen Veränderung der Produktionsbasis die Ziele des Fünfjahrplanes nicht erfüllt wurden. Für den zweiten Fünfjahrplan gab die 3. Parteikonferenz der SED im März 1956 die Direkti-ve zur Entwicklung der Volkswirtschaft 1956 bis 1960 heraus.67 Sie bildete die Grundlage für die weitere Gestaltung der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft. Im Sommer 1956 bildete sich im Auftrag des Ministeriums für Land- und Forstwirtschaft eine Arbeitsgruppe des Instituts für Acker- und Pflanzenbau Müncheberg. Sie erarbeitete gemeinsam mit der Abteilung Landwirtschaft des Rates des Kreises bis zum Jahresende die Grundsätze zur Gestaltung einer besseren Standortverteilung der landwirtschaftlichen Pro-duktion und den Entwurf zum „Perspektivplan der Landwirtschaft des Kreises 1956 – 1960“. Durch die direkte Einflussnahme des Ministers Hans Reichelt gab es nicht nur einen Entwurf des kreislichen Perspektivplanes sondern auch einen Musterrahmen für langfristige Pläne als Beispiel für alle Landkreise der ehemaligen DDR. Er legte die Produktionsziele bis 1960 sowie Maßnahmen zu deren Erreichung fest. Nachste-hend einige Vergleichszahlen:

Marktproduktion Kreis insg.

ME Ist 195668

Ziel 196069

Lebendvieh insg. t 7.296 9.373 dar. Rinder und Schafe t 1.414 2.630 dar. Schweine t 5.824 6.660 dar. Geflügel t 58 83 Milch ( 3,5 % Fett ) t 33.642 44.094 Eier T-Stück 13.135 16.000 Getreide t 18.094 19.500 Ölfrüchte t 1.796 2.730 Kartoffeln t 39.505 45.000 Zuckerrüben t 87.500 90.000

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Der Kreistag erklärte den Perspektivplan für verbindlich. Er stellte eine Richtschnur für die weitere Produktionsentwicklung dar, galt jedoch nicht als Planauflage. Seitdem trat eine stärkere Spezialisierung der landwirtschaft-lichen Produktion ein. Die Abrechnung der Ziele per 31.12.1960 erbrachte neben guten Ergebnissen auch negative Aussagen. Trotz vieler Probleme in der gesellschaftlichen Entwicklung erreichten die Landwirte eine Erhöhung der Erträge, Vieh-bestände und Marktproduktion. Die Forderung zur Errei-chung der Vorkriegserträge wurde mit Ausnahme von Zu-ckerrüben und Milchleistung je Kuh realisiert, konnte aber insgesamt die Produktionsentwicklung, gemessen an dem Aufwand, nicht befriedigen.

Dazu einige Zahlen70 :

Erträge im Kreisdurchschnitt

ME 1926/ 1935

1955/ 1959

1961/ 1965

Getreide dt/ha 19,44 25,70 27,20

Winterölfrüchte dt/ha 15,32 13,40 18,30 Kartoffeln dt/ha 159,92 164,00 186.70 Zuckerrüben dt/ha 253,60 260,40 234,90

Auch die Viehbestände erhöhten sich, siehe dazu nachstehende Übersicht71 :

Viehbestände je 100 ha LN

ME 1936 1952 1960

Rinder insg. Stück 50,1 48,8 69,4

dar. Kühe Stück 24,6 24,6 32,2 Schweine Stück 75,9 124,6 127,1 Schafe Stück 42,0 25,1 32,5

Noch nicht ausreichend war die Produktivität der Viehbestände. Wurden 1936 je Kuh 3588 kg Milch im Jahr ermolken, so waren es 1960 erst 2845,72 davon 2456 kg marktwirksam72. Die Umstellung von kleinbäuerlicher Produktion auf genossenschaftliche brachte sehr viele Probleme in der Pflanzen- und Tierproduktion mit sich. Es konnte nicht davon ausgegangen werden, dass mit dem Zusammenlegen der Felder und Zusammenstellen der Tiere eine höhe-re Produktion gesichert war. Die Schlagvergrößerungen und Fruchtfolgeumstellungen wirkten sich negativ auf die Hek-tarerträge aus. Vieh, das zu den LPG kam, musste sich auf eine veränderte Technologie bei der Fütterung, dem Melken, Entmisten u.a.m. einstellen. Vorhandene Ställe entsprachen nicht den Anforderungen für eine hohe Produktivität. Viele dieser Veränderungen rückten nach der Entscheidung über den Perspektivplan in den Hin-tergrund. In den Zeitabschnitt des Perspektivplanes fielen auch Maßnahmen der Regierung, die sich nicht bewährten. Hier sei besonders der Bau von Rinderoffenställen genannt.

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Der Mais hielt in unserem Landstrich seinen Einzug. Es wurde der Versuch unternommen, Körnermais aus sow-jetischer Herkunft anzubauen mit dem Ziel, höhere Flächenerträge als bei Getreide zu erreichen. Erträge in der Ukraine und USA standen zum Vergleich, ohne das Klima dieser Länder zu beachten. Sehr schnell war der Anbau von Körnermais nicht mehr aktuell.

Silomaisanbau zeigte bei richtiger Sortenwahl Erfolge. Diese Kultur fand schnell in allen LPG und VEG in der Fruchtfolge ihren Platz. Wurden 1958 1441 ha Grün- und Silomais angebaut, so waren es 1960 bereits 3973 ha.73 Die Erträge und Futterqualitäten erhöhten sich. Erwähnenswert ist, dass im Perspektivzeitraum 1956 – 1960 weitere saat- und pflanzgutpro-duzierenden Betriebe entstanden. Bis dahin beschäftigten sich mit der intensiveren Saat- und Pflanzgutproduktion außer VEG nur die LPG Groß Polzin und Menzlin. Weitere LPG wie Zinzow, Boldekow, Krien, Spantekow und Klein Bünzow kamen dazu. Bald stellten diese Betriebe fest, dass die Vermehrungsproduktion mehr Reingewinn erbrachte. Die Bedeutung des Grünlandes rückte in den Mittelpunkt der Arbeit und fand Beachtung. Immerhin bestanden ca. 25 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche des Kreises in Wiesen und Weiden, leider oft nicht in gutem Bewirtschaftungszustand. Besonders bereitete der Wasser-haushalt auf vielen Grünländereien Probleme. So befanden sich zum Beispiel 1946 zwischen

Anklam und Pinnow ca. 1000 ha Wiesen und Weiden in keinem guten Zustand, die Eigentümer bewirtschafteten sie aber. 10 Jahre später konnten größere Gebiete nicht mehr betreten werden, die Gräben waren zugewachsen, auf den Flächen standen Weidensträu-cher (siehe Bild). Heute ist dieses Gebiet mit Sträuchern bewachsen und ein Reservat für Vögel, Insek-ten und Wild. Der Perspektivplan enthielt eine Reihe von wasserwirtschaftlichen

und meliorativen Maßnahmen, so auch Forderungen an die Landwirtschaftsbetriebe mit dem Hinweis, der Grünlandbewirtschaftung mehr Bedeutung beizumessen. In der Viehwirtschaft hielten auch eine Reihe neuer Maßnahmen Einzug, zu denen die schnellere Einführung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts zählte. Die LPG Kosenow, Rosenhagen, Sarnow, Boldekow, Schlatkow, Menzlin, Groß Polzin, Schmatzin, Klein Bünzow, Krien, Iven, Albinshof, Japenzin, Bargischow sowie VEG Pamitz und Pelsin erhielten die Aufgabe, bis 1960 eine Rinderherdbuchzucht aufzubauen. Die Milchleistung je Kuh sollte bis 1960 auf 3200 kg mit 3,5 % Fett erhöht werden, erreicht wurden jedoch nur 2845 kg. Betriebe erhielten die Aufgabe, die Rindertuberkulose stärker zu bekämpfen mit dem Ziel, diese Seuche bis 1965 voll auszurotten. Auch die Bekämpfung der Rinderbrucellose sollte gezielter in allen befallenen Betrieben durchgeführt werden. Die künstliche Besamung der Rinder war bis 1960 auf 90 % zu erhöhen.

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Die Zielsetzung in der Schweinehaltung, in neun Monaten ein schlachtreifes Schwein zu pro-duzieren, erwies sich als unüberlegt. Es fehlten eine Reihe von Voraussetzungen wie Misch-futter in guter Qualität, entsprechende Stallräume, Zuchtvorlauf und Produktionserfahrun-gen. Ausgehend vom Schweinebestand und Jahresproduktionsausstoß lag das Lebensalter zwischen 11 bis 12 Monaten. Mehr Aufmerksamkeit galt dem Aufbau von Schweineherdbuchzuchten und Erhöhung der Sauenbestände. Der Perspektivplan legte Schritte für die Ausbildung von Landwirtschaftsfachkräften fest. LPG wie Anklam, Görke, Auerose, Neu Kosenow, Rosenhagen, Rossin, Iven, Krien, Stein-mocker, Lentschow, Schlatkow, Schmatzin, Drewelow, Spantekow, Zinzow, Boldekow, Pan-schow und Sarnow erhielten die Aufgabe, sich zu Lehrbetrieben zu entwickeln. Vorhanden waren Lehreinrichtungen mit Wohnheimen in den LPG Groß Polzin, Menzlin, Relzow und Murchin. In den Jahren 1959/61 stand der Aufbau landwirtschaftlicher Großbetriebe stärker im Mittel-punkt öffentlicher Diskussionen. Der Kreis Wismar entwickelte in dieser Richtung Aktivitäten, von denen der Kreis Anklam positive Erfahrungen übernahm. Dazu gehörte besonders die Spezialisierung und Konzentra-tion der Produktion sowie ein stärkerer Aufbau größerer Tierproduktionsanlagen. Unter Fe-derführung der Stadt- und Dorfplanung Neubrandenburg entstanden erste Konzeptionen zu Standorten landwirtschaftlicher Produktionsstätten, vieles fand in den folgenden Jahren sei-ne Verwirklichung.

Die Politik gegenüber den Großbauern Großbauern mit einer Betriebsfläche unter 100 ha wurden von der kommunistischen Partei, danach SED, und den staatlichen Behörden über politische, ökonomische und soziale Maß-nahmen drangsaliert mit der Begründung, dass sie zur Mehrung ihres Reichtums Menschen ausbeuten würden. Ende 1946 gab es etwa 320 Bauernwirtschaften mit einer Betriebsgröße von 20 bis 100 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche. Ab 1950 trat ein Rückgang großbäuerlicher Betriebe ein. Per 16. Juni 1956 wurden in der kreislichen Statistik nur noch 149 Wirtschaften über 20 ha aus-gewiesen.74 Einige Bauern mit dieser Betriebsgröße waren im Zeitraum 1954 bis 1956 Mit-glied einer LPG geworden, weitere Betriebe devastiert (wirtschaftlich geschädigt/verwildert), vom Eigentümer verlassen oder in den Konkurs gegangen. Auf der II. Parteikonferenz der SED (1952) definierte der Vorsitzende des ZK eindeutig, was die Partei unter einem Großbauern verstand. Dazu zählte ein Landwirtschaftsbetrieb, der mehr als 20 ha Boden mittlerer Qualität (einschließlich Pachtland) besaß und Lohnarbeiter beschäftigte.75 In der Praxis sah es bei der Klassifizierung der Bauernschaft jedoch so aus, dass auch Betriebe über 20 ha, die keine Lohnarbeiter beschäftigten und ihre Arbeiten mit Familienangehörigen erledigten, politisch als Großbauern eingestuft wurden. Nachfolgend möchte ich einige Erläuterungen geben, in welcher Form sich die diskriminie-renden Maßnahmen von Partei und Staat zeigten. Ab 1950 wurden die Pflichtablieferungsnormen für pflanzliche und tierische Erzeugnisse nach Betriebsgrößen gestaffelt. Die höchsten Abgabesätze besaßen Betriebe über 20 ha land-wirtschaftlicher Nutzfläche. Der Abschnitt „Erfassung und Aufkauf landwirtschaftlicher Pro-dukte“ enthält Aussagen hierzu. Damit war der Produktanteil, der als „Freie Spitzen“ zu ei-nem höheren Preis angeboten werden konnte, gering oder gar nicht vorhanden. Da Groß-

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bauern, verglichen zu Kleinbetrieben, mehr Getreide und Kartoffeln je ha Anbaufläche ablie-fern mussten, fehlte Futter für die Viehbestände. So zum Beispiel erhielt ein Bauer mit der Betriebsgröße von 40 ha in der Gemeinde Kosenow für das Jahr 1953 ein Ablieferungssoll von 18,4 dt Getreide/ha. Bei einem Ertrag von 25 dt/ha wurden über den Weg der Pflichtab-lieferung 73,6 % abgeschöpft. Mit der Restmenge sollte dieser Bauer die Neuaussaat, Fütte-rung der Pferde und Viehbestände zur Pflichtablieferung sowie seine Eigenversorgung sicherstellen. Ihm fehlten bei dieser Rechnung über 20 % Getreide. Die Pflichtablieferung war von Beginn an so angelegt, dass die Großbauern weitmöglichst in einen Ablieferungs-rückstand gerieten, der für die staatlichen Behörden eine Rechtfertigung der Drangsalierung darstellte. Flächenerträge über 30 dt Getreide/ha und mehr waren Anfang der fünfziger Jah-re infolge geringer Düngemittelmengen und Stand des wissenschaftlich-technischen Fort-schritts nicht möglich. Eine größere Zahl der Großbauern besaß Land minderer Qualität wie in Drewelow, Kalkstein, Sarnow, Pamitz, Schmuggerow, Kosenow, Rubenow, Ducherow oder Görke und konnten keine überdurchschnittlichen Erträge erreichen. Sie mussten infolge dieser Zwangsmaßnahmen die Wirtschaft aufgeben oder illegal ihre Heimat verlassen. Bei Nichterfüllung der Ablieferungsnormen erfolgten von staatlicher Seite sehr aggressive Maßnahmen zu deren Durchsetzung. So wurden zum Beispiel Milchkühe als Schlachtvieh aus dem Stall geholt. Das stellte nicht eine Erscheinung übereifriger Staatsmitarbeiter dar sondern die Forderung vom Vorsitzenden des ZK der SED auf der 1. LPG-Konferenz im Dezember 1952 in Leipzig. Er verlangte die Erzwingung der Erfüllung großbäuerlicher Verpflichtungen und lehnte den Erlass von Soll- und Finanzrückständen kategorisch ab.76 Wenn Großbauern technische Hilfe von der MTS oder später RTS in Anspruch nahmen, mussten sie diese Leistungen nach einem höheren Tarif bezahlen. Vielfach waren sie in der Reihenfolge Letzter, was sich negativ auf die Erträge und Verluste auswirkte. Ab 1953 waren einige Tarifsätze für Großbauern über die Selbstkosten der MTS gesetzt. Zum Beispiel sah der MTS-Tarif ab 01.01.1953 für 1 ha Pflügen (21 – 25 cm Tiefe = 1 hm) für die Tarifgruppe IV 73 Mark vor, während die LPG und VEG nur 23,50 M zu zahlen hatten. Der Selbstkos-tensatz der MTS lag 1957 bei 50,01 M.77 Auch diese finanzielle Belastung trug zur Vergröße-rung des Negativergebnisses bei. Weitgehend nahmen Großbauern diese Dienstleistung trotz Verzug bei Feldarbeiten nicht in Anspruch. In den Jahren 1952/55 bestand für sie keine Möglichkeit einer Mitgliedschaft in der LPG, was sich danach änderte. Bei der Auszahlung von Bodenanteilen bestanden Einschränkun-gen. Sie wurden begrenzt und durften nicht über die Durchschnittsgröße der anderen Mit-glieder liegen. Bekamen die LPG und deren Mitglieder Steuervergünstigungen, so achtete die staatliche Lei-tung bei den Großbauern auf pünktliche Bezahlung der Steuern an die Gemeinde oder den Kreis. Sofern sie in Rückstand gerieten, erfolgte der Zwangseinzug bis hin zur Bestrafung oder Konkurseröffnung. Bei der Kranken- und Rentenversicherung erfolgte ab 01.06.1949 dahingehend eine Geset-zesänderung, dass bei Bauern unter 20 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche für Familienange-hörige unter 21 Jahren keine Pflichtversicherung bestand, während sie über 20 ha Be-triebsgröße bestehen blieb. Das Ziel dieser Maßnahme bestand darin, die Klein- und Mittel-bauern finanziell zu unterstützen. Landwirtschaftliche Genossenschaften aus dem Zeitraum vor 1945 führten ihre Arbeit weiter, zum Beispiel Molkereigenossenschaften, bäuerliche Handelsgenossenschaften, Herdbuch-zuchtgenossenschaften u.a.m. Vorstandsmitglieder waren häufig Großbauern. Die SED verdrängte schrittweise diese Personen aus den Leitungsorganen und besetzte die Stellen mit Klein- und Mittelbauern. Auch in der später gebildeten VdgB (BHG) wurden Großbauern nicht in den Vorstand aufgenommen.

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Bis 1960 konnte sich ein Großbauer nicht zur Wahl für die Gemeindevertretung, den Kreis- oder Bezirkstag stellen, es entsprach nicht der politischen Linie des Arbeiter- und Bauernstaa-tes. Nach Eintritt in eine LPG durften Genossenschaftsbauern gesellschaftliche ehrenamtli-che Aufgaben übernehmen und erfüllen. Auch Kinder dieser sozialen Gruppe durften bis Mitte der fünfziger Jahre nicht in der Kreisverwaltung oder in höhergestellten staatlichen Behörden tätig sein. Nach Vollgenossenschaftlichkeit des Kreises war die soziale Schicht des Großbauern aufge-hoben, es wurde von der Klasse der Genossenschaftsbauern gesprochen. Viele ehemalige Großbauern arbeiteten als Brigadier, Abteilungsleiter oder Produktionsleiter, sie konnten ihr Wissen und Können für die Genossenschaft oder kooperative Einrichtung einsetzen.

Die Situation um den 17. Juni 1953 Ab 1952 entwickelte sich bei der Bevölkerung eine kritische politische Situation. Die Versor-gungslage der Menschen mit Konsumgütern war schlecht und eine Verbesserung zeichnete sich nicht ab. Die Preise stiegen, besonders bei Industrieerzeugnissen, während der Reallohn fiel. Auch für landwirtschaftliche Betriebe standen nicht die dringend notwendigen Produktions-mittel zur Verfügung. Andererseits verschärften die SED und Regierung den politischen Druck zur Erhöhung der Produktion und finanziellen Abgaben. Im Lande entwickelten sich der Volkszorn und eine revolutionäre Situation. Durch die 2. Parteikonferenz der SED (1952) baute sich der staatliche Gewaltapparat weiter aus. Eine der Waffen stellte die Strafjustiz dar. Funktionäre wurden gezwungen, Parteibe-schlüsse auf allen Leitungsebenen durchzusetzen und gegen jeden Widerstand vorzugehen. Dabei verstärkte sich der physische Druck auf die Menschen, er richtete sich ebenfalls gegen Parteimitglieder. In einer Rede vor den Delegierten der 2. Parteikonferenz rief Walter Ul-bricht auf, alle parteifeindlichen Elemente unerbittlich aus den Reihen der Partei zu verja-gen.78 Es gab einflussreiche Personen, die unter diesem Gesichtspunkt ihr Geltungsbedürfnis im Umfeld verstärkten. Um der Lage Herr zu werden, erhöhten sich die Anforderungen zur Produktionssteigerung in der gesamten Wirtschaft, auch der Landwirtschaft. Hinzu kam, dass durch die Drangsalierung der Großbauern weitere Betriebe devastiert wur-den. Eine Reihe von Bauern gingen in die BRD. Der Umgangston der übergeordneten Partei- und Staatsführung mit den ihr unterstellten Lei-tern verschlechterte sich, er wurde rauer, Drohungen mit der Staatsanwaltschaft nahmen zu. Leiter von Fachabteilungen der Kreisverwaltung und von Betrieben mussten sich abends in der Kreisleitung der SED zu Rechenschaftslegungen melden. Eine sehr unrühmliche Rolle spielte der erste Kreissekretär der SED, der mit stalinistischen Methoden seinen Willen durchsetzte. Es gab Verhaftungen und Gerichtsprozesse. Für die Bevölkerung nicht erkennbar, spielte die Staatssicherheit eine große Rolle. Aus heutiger Sicht ist anzunehmen, dass eine rege Aktivität dieses Geheimorgans bestand. Bis zum Abend des 17. Juni 1953 informierten die Medien der DDR nicht über Proteste und Demonstrationen der Arbeiter. Erst am 18. Juni 1953 erfuhr die Bevölkerung über Rundfunk und Tageszeitungen von Demonstrationen am Tag zuvor und Ausschreitungen. Es erfolgten Mitteilungen, dass die Regierung sich veranlasst sah, über das Land den Ausnahmezustand zu

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verhängen. Der Rundfunk im amerikanischen Sektor (RIAS) berichtete bereits am 17. Juni umfassend über Demonstrationen in Berlin und den Bezirken. Diese unerwartete Bewegung breitete sich in wenigen Tagen zum Flächenbrand in größeren Teilen der DDR aus. Im Norden war sie nicht so ausgeprägt. Die führenden Politiker der DDR begründeten diese Volksbewegung damit, dass sie von der BRD und anderen kapitalistischen Ländern vorbereitet und geleitet wurde. Es war nicht zu übersehen, dass die westlichen Medien im Rahmen des Kalten Krieges diese Aufstandsbewe-gung ideologisch förderten. Reporter und Kamerateams befanden sich weitgehend zur rech-ten Zeit an politischen Brennpunkten. So war auch der Aufruf des Berliner Landesvorsitzen-den vom Deutschen Gewerkschaftsbund, Ernst Scharnowski, am 17. Juni über den RIAS zu verstehen. Er richtete sich an die Bevölkerung der DDR und forderte sie zum Anschluss an diese Bewegung und Demonstration auf.79 Es ist verständlich, dass die Menschen der DDR unter den bestehenden politischen Verhältnissen auf einen derartigen Aufruf reagierten. Im Kreis gab es keine größeren Protestbewegungen gegen das bestehende politische Regime. Hubertus Knabe berichtet in seinem Buch „17. Juni 1953“ davon, dass sich Bauern aus Du-cherow und Stolpe in der Kreisstadt Anklam mit streikenden Arbeitern solidarisierten.80 Es gab wohl am 18. oder 19. Juni eine kleine Demonstration in Anklam, von der wenige Ein-wohner wussten. Sowjetische Armee kam nicht zum Einsatz. Am 19. Juni und danach fanden in einigen LPG und Dörfern des Kreises Diskussionen über das weitere Bestehen der LPG statt. 311 Mitglieder erklärten ihren Austritt, zu einer LPG-Auflösung kam es nicht. In 12 LPG kündigten im Zeitraum Juni bis August 1 bis 4 Bauern ihre Mitgliedschaft. In der LPG Zinzow, gebildet am 20.05.1953, traten 20 Mitglieder, in Pinnow 255 aus.81 Zu Pinnow muss gesagt werden, dass ein ehemaliger Gutsinspektor im Mai 1953 eine LPG mit 278 Mitgliedern gründete. Alle Dorfbewohner über 16 Jahre, auch die mit der Landwirtschaft wenig verbundenen, wurden zur Mitgliedschaft veranlasst. 23 Mit-glieder im Ort bewirtschafteten ihre LPG weiter. Nach diesem Aufstand veränderte die Regierung zahlreiche Gesetze. So wurde am 25. Juni 1953 die Verordnung über Erleichterungen in der Pflichtablieferung und zur weiteren Ent-wicklung bäuerlicher Wirtschaften60 erlassen. Nachstehende Prozentpunkte weisen die Senkung der Normen aus (ausgewählte Betriebs-gruppen):

Betriebsgruppe 5 – 10 ha 15 – 20 ha 35 – 50 ha

Lebendvieh insg. 8 17 20 Milch ( 3,5 % Fett ) 5 10 10 Getreide 4 4 8 Ölfrüchte insg. 9 17 24 Kartoffeln - 7 12

Auch die Besteuerung veränderte sich zugunsten der Bauern, die Zwangserfassung von Vieh und Getreide bei Ablieferungsrückständen entfiel.

Örtliche Landwirtschaftsbetriebe und freie Flächen Ab 1950 gaben verstärkt Eigentümer ihren landwirtschaftlichen Betrieb auf. Junge Leute wählten andere Berufe, ältere Neubauern zwangen gesundheitliche Gründe zur Aufgabe. Größere Betriebe trieben staatliche Maßnahmen in den Ruin und zwangen zur Wirtschafts-aufgabe. Die Räte der Gemeinden waren verpflichtet die Bewirtschaftung der Flächen sicher-zustellen, Begriffe wie „Freie Flächen“ und „devastierte Betriebe“ entstanden.

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Sehr schnell schaffte die Regierung für die auf Gemeinden und Räte der Kreise zukommen-den Probleme rechtliche Grundlagen. Am 08.02.195182 erschien die erste Verordnung über eine Bewirtschaftung freigewordener Flächen. Diese legte fest: - Aus dem nicht verteilten Bodenfonds sind weitere Neubauernstellen zu schaffen - Freigewordene Betriebe sind kurzfristig neu zu besetzen - Neu- und Altbauern können freie Flächen übernehmen - Leichter Boden kann aufgeforstet werden Außerdem traten Ermäßigungen bei der Ablieferung pflanzlicher und tierischer Produkte in Kraft, es konnten Sonderkredite bis zur Höhe von 100 Mark je ha in Anspruch genommen werden. Die Räte der Gemeinden besetzten einige Neubauernwirtschaften neu. Es war möglich, Klein- und Mittelbauern über einen Pacht- oder Nutzungsvertrag zeitlich begrenzt Flächen zur Bewirtschaftung zu übergeben. Sie mussten an den Eigentümer eine Pachtgebühr zahlen, die mit der Ersten Durchführungsbestimmung zur Verordnung über die Bewirtschaftung freier Flächen und Schaffung von Betrieben der örtlichen Landwirtschaft vom 30.09.1953 geregelt war. Der Anteil freier Betriebe und Flächen nahm rapide zu. Die verschärften Zwangsmaßnahmen gegenüber den Großbauern führten zum Konkurs oder Verlassen der Bauernwirtschaft. Da-raufhin entzog der Rat des Kreises über einen Beschluss dem Eigentümer die weitere Wirt-schaftsführung und setzte einen Treuhänder ein, dem er das lebende und tote Inventar voll übergab. Anfang 1953 befanden sich 35 Landwirtschaftsbetriebe mit ca. 1500 ha Betriebsflä-che in kreislicher Treuhandschaft.83 Eine besondere Konzentration zeigte sich in Görke (7 Betriebe) und Drewelow (5). Eine Lösung zum Auffangen freier Bauernbetriebe und Neubauernstellen sah die Regierung in der Gründung „Örtlicher Landwirtschaftsbetriebe” (ÖLB). Dazu kam am 03.09.1953 die „Verordnung über die Bewirtschaftung freier Betriebe und Flä-chen und Schaffung von Betrieben der örtlichen Landwirtschaft”, danach die Durchfüh-rungsbestimmungen84 heraus. Auf kreislicher Ebene entstand unter Leitung von Hans Leu eine eigene Verwaltung, die dem Abteilungsleiter Landwirtschaft des Rates des Kreises unterstand und mehrere Jahre existier-te. Ende 1954 fielen ca. 5500 ha landwirtschaftliche Nutzfläche unter den Begriff „ Freie Betrie-be und Flächen“. Im Zeitraum 1952 bis 1960 waren über 13 % der Kreisfläche von den Ei-gentümern aufgegeben worden. Besonders in den Gemeinden Drewelow, Ducherow, Ko-senow, Putzar, Rosenhagen, Sarnow, Wahlendow, Zinzow, Neuenkirchen, Klein Bünzow und Löwitz lag der Anteil über 200 ha. Von juristischer Seite trat bei diesen Betrieben und Flächen der Staat als Treuhänder auf, im Grundbuch gab es keine Eintragungen. Eigentümer von Landwirtschaftsbetrieben, die von ÖLB oder LPG bewirtschaftetet wurden, schlossen mit diesem Unternehmen einen Nutzungsvertrag ab. Ein solcher Vertrag ermög-lichte die Befreiung von den öffentlichen Lasten. Höhere Nutzungsgebühren für Eigentümer im Rentneralter waren möglich. Jedoch spielte auch anderes Einkommen eine Rolle. Die Gemeinden bildeten in Zusammenarbeit mit der Kreisverwaltung selbständige Landwirt-schaftsbetriebe zur Bewirtschaftung dieser Flächen. So gab es im August 1955 13 Örtliche Landwirtschaftsbetriebe mit einem Leiter.85 Trotz Bemühungen der Betriebsleiter um Erhöhung der landwirtschaftlichen Produktion und Erfüllung der staatlichen Ablieferungsverpflichtungen führten diese vielfach nicht zum Er-folg. Die Erträge in der Pflanzenproduktion und Leistungen der Tierproduktion blieben niedrig.

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Die finanzielle Belastung des Kreishaushaltes durch freie Flächen und Betriebe war hoch. Im Zeitraum 1953 bis 1957 gab der Staat jährlich bis zu 500 Mark/ha Direktstützung an die ÖLB aus. So sah der Haushaltsplan des Kreises 1954 1,6 Mio. Mark vor, die nicht ausreichten. Benötigt wurden im Endergebnis über 2 Mio. Mark.85 Der Stützungsbetrag für 1955 ist nicht bekannt, 1956 wurden 1 Mio. Mark ausgereicht, der Haushaltsplan sah 510 345 Mark vor.86 Aus dieser Zahl kann abgeleitet werden, dass 1955 die Zuschüsse bei 1,5 Mio. Mark lagen. Die Ursache für diesen hohen finanziellen Verlust bestand vor allem im schlechten Kulturzu-stand der Flächen, im geringen Viehbestand und in der verstreuten Lage der Ländereien, die lange Transportwege auslöste. Zum Beispiel lagen die 532 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche vom ÖLB Neu Kosenow von 24 Wirtschaften in 4 Orten der Gemeinde.85 In den Jahren 1955 bis 1959 führte die staatliche Leitung eine Aktion zur Umbildung dieser Betriebe in LPG durch, ausgelöst durch einen Beschluss des Politbüros des ZK der SED vom November 1954. Dieser erhob gegenüber den Kreisleitungen der SED die Forderung, alle ÖLB bis zum 30.06.1955 den LPG anzuschließen.85

Mitarbeiter der Abteilung Landwirtschaft der Kreisverwaltung wurden zur Umbildung dieser Betriebe eingesetzt. Wesentliche Veränderungen, auch von der Vergütung her, traten nicht ein. Einige Leiter und Brigadiere äußerten Bedenken zum Erhalt ihres Postens und waren von diesem Schritt am schwersten zu überzeugen. So erfolgte die Umbildung der ÖLB zur LPG oder der Anschluss an eine bestehende LPG in folgenden Jahren:

1953 Görke, Grüttow, Krien 1954 Bargischow, Anklam, Neuendorf B 1955 Klein Bünzow, Neu Kosenow, Rosenhagen, Putzar, Sarnow, Schmuggerow,

Wussentin, Rubenow, Nerdin, Drewelow, Strippow 1956 Woserow, Neuenkirchen, Alt Teterin 1957 Gellendin, Pelsin 1958 Thurow, Liepen 1959 Butzow

Die LPG erhielten Vergünstigungen, die zum Beispiel in einer finanziellen Stützung über drei Jahre bestand. Im ersten Jahr erhielten sie 400 Mark/ha, im dritten 100 Mark /ha. Gutes Lei-tungspersonal, das vom Staat finanzielle Zuschüsse bekam, wurde zeitlich begrenzt bereitge-stellt. So erhielt ein Industriearbeiter, der eine leitende Tätigkeit in der LPG aufnahm und sich für fünf Jahre verpflichtete, neben anderen Vergünstigungen eine einmalige Beihilfe von 1000 Mark. In diesen Jahren kamen viele Arbeitskräfte, besonders aus Sachsen und Thüringen, in landwirtschaftliche Betriebe des Kreises. Die umgewandelten ÖLB rückten an das wirtschaftliche Niveau besserer LPG heran. Eini-ge hatten mehrere Jahre Probleme, so die LPG Dersewitz, Görke und Sarnow. Wenn die Frage nach einer Zwangsumwandlung gestellt wird, so ist sie nicht absolut mit „ja“ oder „nein“ zu beantworten. Die Mehrheit der in diesen Betrieben tätigen Menschen sah Vorteile im Übergang zur LPG und entschloß sich freiwillig zu diesem Schritt. Unentschlos-sene hatten die Möglichkeit, als Arbeiter in der LPG tätig zu sein.

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Die Entwicklung der LPG bis Ende 1960 Nachdem die ersten 17 LPG mit unterschiedlichen Ergebnissen das Wirtschaftsjahr 1952 beendeten, konzentrierten sich die Kreisleitung der SED und der Rat des Kreises auf weitere Bildungen. Funktionäre der SED und Demokratischen Bauernpartei Deutschlands (DBD), des Rates des Kreises, der MTS und Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe nutzten die Wintermonate für Gespräche und Versammlungen in den Dörfern zum Thema „Bildung einer LPG“. Im Endergebnis entschlossen sich 1953 weitere 943 Personen, Mitglied Landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften zu werden. Jedoch kündigten auch 311 die Mitgliedschaft. Bis zum 31.12.1953 bestanden 35 LPG, die 5282 ha landwirtschaftliche Nutzfläche bewirtschafte-ten. Auf Kündigungen der Mitgliedschaft wurde im Abschnitt „Die Situation um den 17. Juni 1953“ eingegangen. Nach Erfolgen bei Genossenschaftsgründungen im Jahre 1952 verstärkte die SED und staat-liche Leitung im ersten Halbjahr 1953 den ideologischen Druck auf die Neu- und Mittelbau-ern zur Bildung von LPG. Die Ursache hierfür bestand in der Vorstellung des ZK der SED, in kurzem Zeitraum die Kollektivierung durchzuführen. Auf dem „Kongress werktätiger Bauern“ im Februar 1953 nahm die Parteiführung die Position ein, dass sich die Bauern sehr bald zu diesem Schritt entscheiden sollten. Eine Reihe der Neu- und Mittelbauern, besonders Mitglieder der SED und DBD waren über-zeugt, dass der Großraumwirtschaft die Zukunft gehörte und traten einer LPG bei. Viele wirtschaftschwache Bauern und Unkundige des Landwirtschaftsberufes sahen darin eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen und sozialen Lage, was vielfach auch zutraf. Fachkräfte ehemaliger Güter wie Schäfer, Schweizer, Gärtner, Handwerker u. a m. erhofften für ihre berufliche Entwicklung im Rahmen der Arbeitsteilung eine neue Perspektive. In den Jahren 1953 und 1954 gab es verstärkt die LPG Typ I und II, in denen Vieh privat gehalten werden konnte. Anders war es in den Dörfern mit Mittelbauern wie Butzow, Lüskow, Sal-chow, Wussentin, Rubkow. Ihnen ging es wirtschaftlich gut, sie wollten freie Bauern bleiben und lehnten die Bildung oder den Eintritt in eine LPG ab. Die Anzahl der LPG wuchs in der Folgezeit, dazu nachstehende Übersicht87 (Stand Jahresen-de):

1952 1953 1955 1957 1959

LPG insg. Anz. 17 35 48 46 57 - Typ III Anz. 2 14 42 46 51 - Typ I + II Anz. 15 21 6 - 6 Mitglieder insg. Pers. 279 911 2.015 2.115 3.697 Landw. Nutzfläche ha 1.471 5.282 12.086 16.036 27.543 Anteil Kreisfläche % 2,6 9,4 21,4 28,0 48,9 ∅-Größe ha 87 151 252 349 483

Sehr bald erfolgte die Umbildung der LPG Typ I und II zum Typ III. Eine wesentliche Ur-sache hierfür war, dass man mit der alleinigen genossenschaftlichen Bewirtschaftung des Ackers noch nicht die angestrebte Arbeitserleichterung, besonders für Frauen, erreichte. Das Vieh musste vor und nach der Arbeit versorgt werden. Im Prozess der Gründungen schlossen sich auch LPG zusammen. Die zahlenmäßige Be-trachtung des Mitgliederzugangs und der landwirtschaftlichen Nutzfläche zum genossen-schaftlichen Bereich im Zeitraum 1953 bis 1957 macht nicht die wirkliche Entwicklung deut-lich. In diesem Zeitraum wurden die ÖLB des Kreises zu LPG umgewandelt, das entsprach

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einem Zugang von 5500 ha Fläche (9,8 % der Kreisfläche). Mithin betrug der Zugang in die-sen vier Jahren aus dem einzelbäuerlichen Bereich nur 8,8 %. Die Kontrolle über die Bildung von Genossenschaften unterlag vom Beginn an der SED und dem Staat, sie wurde gefördert und letztendlich indirekt erzwungen. Hierbei stellte die psy-chologische Einwirkung auf die Menschen einen sehr wesentlichen Faktor im Rahmen der Bewusstseinsformung dar. Die Bauern waren vor allem Objekt der Politik zur Umwandlung von einzelbäuerlicher zu genossenschaftlicher Landwirtschaft. Hinter einem freiwilligen Ent-schluss steckte oft die Angst, bei Nichteintritt von der Dorfgemeinschaft isoliert zu werden. Auch die gedanklichen Prozesse der Bauernfamilien in der Phase der Vorbereitung zum Ein-tritt in die LPG sind nicht zu unterschätzen. Über viele Jahre, vielfach über Bauerngeneratio-nen, waren sie selbständige Landwirte, trafen Entscheidungen über ihr Eigentum und die Tageseinteilung, besaßen Vieh und anderes mehr. Mit dem Eintritt in die LPG trat in vielen persönlichen Bereichen eine Wende ein. Sie hatten sich anderen Personen oder Leitungsgre-mien unterzuordnen, auch das persönliche Jahreseinkommen verringerte sich vielfach. Die Produktions- und Arbeitsorganisation in den LPG war in den ersten Jahren des Beste-hens stark von der gutswirtschaftlichen Tradition und den bisherigen Erfahrungen der volks-eigenen Güter geprägt. Wissenschaftliche Einrichtungen der Landwirtschaft und die staatliche Leitung gaben sehr bald Informationen heraus zur Bildung von Betriebsstrukturen, zu Mus-ternormenkatalogen, Musterbetriebsordnungen und anderes mehr. Sie stellten eine Hilfe für die Leiter in den LPG und bei der Vereinheitlichung der Betriebsstrukturen dar. Viele LPG entwickelten sich im Zeitraum 1953 bis 1960 wirtschaftlich positiv. Die Einkünfte der Genossenschaftsbauern basierten recht stark auf dem erreichten Gewinn. In der Erzeugung pflanzlicher Produkte erreichten die Erträge den Kreisdurchschnitt. Über eine höhere Arbeitsproduktivität konnte der Aufwand an lebender und vergegenständlichter Arbeit je Flächeneinheit gesenkt werden, das hatte einen höheren Rohgewinn zur Folge. Die Ergebnisse in der Produktion tierischer Erzeugnisse und Entwicklung der Tierbestände befriedigten in den ersten Jahren nicht. Durch Stallmangel und nicht ausreichende Erfahrung bei der Haltung größerer Tierbestände traten Leistungsverluste ein. Die Produktivität wuchs ungenügend, die Tierverluste nahmen zu, besonders bei Kälbern und Ferkeln sowie die Tierkrankheiten. Durch Experimente bei der Mast von Schweinen in Hütten und Haltung von Kühen in Offenställen gab es eine Pro-duktivitäts- und Gewinneinschränkung. Für die Arbeitsbewertung in der Pflanzen- und Tierproduktion lagen Normenkataloge vor. Das Ministerium für Land- und Forstwirtschaft erließ Richtwerte über Zeitumfang, Leis-tungsmenge, Schwere der Arbeit sowie Fähigkeitsanforderungen für einzelne Arbeiten. Die Normenkommission der jeweiligen LPG erarbeitete auf dieser Grundlage den eigenen Nor-menkatalog. Weiterhin erfolgte die Umrechnung der Leistung nach Arbeitseinheiten (AE). Hierzu zwei Beispiele: Die Tagesnorm von 8 Stunden beim Pflügen mit einer Arbeitsbreite von 85 cm und Flächen-leistung von 3,2 ha entsprach 1,3 Arbeitseinheiten. Der Traktorist pflügte 4 ha, dafür wur-den ihm 1,63 AE angerechnet. Für das Betreuen und Melken der Kühe (nach der Zeitnormative 30 Minuten je Kuh, be-rechnet nach einzelnen Arbeiten) waren 8 Arbeitsstunden für 16 Kühe notwendig, zur An-rechnung kamen 1,5 AE. Hatte ein Melker durch gute Arbeitsfertigkeiten in diesem Zeitraum 20 Kühe betreut und gemolken, so erhielt er 1,88 AE angerechnet. Traktoristen konnten im Monat 45 - 60 AE erarbeiten, die Frau als Handarbeitskraft 30 - 40 , der LPG-Vorsitzende kam auf 60 bis 80 und Melker manchmal auf über 80 AE.

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Für das Leitungs- und Verwaltungspersonal gab es gesonderte Richtwerte und Empfehlun-gen, abgeleitet von der Vergütung des LPG-Vorsitzenden. Die Vergütungssätze für das Lei-tungspersonal beschloss der Vorstand oder die Mitgliederversammlung. Eine Verteilung des betrieblichen Überschusses, des Gewinns, war über das Statut geregelt. Weitere Entscheidungen traf die Jahreshauptversammlung. Für die LPG und deren kooperative Einrichtungen bestand Buchführungspflicht. Sie mussten jährlich einen Jahresabschluss sowie eine Jahresbilanz erarbeiten und der Produktionsleitung des RLN bzw. dem Fachorgan für Landwirtschaft des Rates des Kreises zur Prüfung vorle-gen. Betriebe, die von der Bank Kredite erhielten, mussten dieser den Jahresabschluss zur Einsicht vorlegen. Wenn er sich im Rahmen des Betriebsplanes und Statuts bewegte, hatte die staatliche Leitung den Abschluss anzuerkennen. Bei negativer Planabweichung war es nicht ohne Billigung der Bank und des staatlichen Organs möglich, am Jahresende den geplanten Wert der Arbeitsein-heit zu Lasten anderer Fonds auszuzahlen oder einen höheren Kredit zu beantragen. Oberflächlich betrachtet konnte eine Geldauszahlung an die Mitglieder auch bei einem Ver-lust im Betriebsergebnis erfolgen, es gab jedoch finanzielle Grenzen. Die monatliche Vergütung erfolgte in Form der Zahlung eines Vorschusses in Höhe von 70 bis 90 % des geplanten Wertes der Arbeitseinheit. Der Geldwert einer AE (Arbeitseinheit) war in den einzelnen LPG differenziert, er bewegte sich zwischen 6,50 bis 16 Mark. Genossenschaften mit niedrigem Planwert unter 7 Mark je Arbeitseinheit erhielten die Diffe-renz bis zu 7 Mark von der Bank kreditiert, vielfach durch den Staatshaushalt über Subven-tionen ausgeglichen. Waren 12 Mark je Arbeitseinheit geplant, kamen ca. 10 Mark als Vorschuß zur Auszahlung. Die Restzahlung hing vom Jahresergebnis ab. Bei Nichterreichen des geplanten Jahresüber-schusses ging vor der Restauszahlung die planmäßige Füllung des unteilbaren Fonds sowie der Prämien-, Sozial- und Hilfsfond vorweg. Außerplanmäßige Gewinne konnten für die Akkumulation und bessere Honorierung der Ar-beit eingesetzt werden. Eine Prämienauszahlung war ansprechender als die Erhöhung des Wertes der AE. Die Summe im Prämienfonds erschien selten in veröffentlichten Statistiken. Auf diesem Gebiet gab es oft ernsthafte Streitgespräche. Es konnte nur soviel zur Auszahlung gelangen, wie im Laufe des Jahres erarbeitet wurde. Dieser Grundsatz wurde aus sozialen und politischen Erwägungen vielfach verletzt. Konkurse wegen Zahlungsunfähigkeit, wie wir es heute kennen, gab es nicht. Fehlte bei schlechter finanzieller Lage im Laufe des Jahres Geld zur Zahlung der Vorschüsse und Be-gleichung von Verbindlichkeiten, so suchten die Landwirtschaftsbank und der Rat des Krei-ses dann gemeinsam nach einer finanziellen Lösung. Betreffende LPG stellten bei der Landwirtschaftsbank den Antrag auf Gewährung eines au-ßerplanmäßigen Kredites. Die Abteilung Landwirtschaft, später Produktionsleitung des Kreis-landwirtschaftsrates, prüften und befürworteten ihn. In solchen Fällen fiel die Vergütung der Mitglieder niedriger aus. Nähere Betrachtungen der Einkünfte in LPG lassen erkennen, dass das Monatseinkommen sehr gering sein konnte. In Jahren mit niedrigen Erträgen oder größeren wirtschaftlichen Fehlern war das Nettoprodukt (Nettowertschöpfung), aus dem die Arbeit vergütet wurde, äußerst niedrig. So zum Beispiel stellte der LPG-Beirat des Kreises am 29.12.1955 fest88, dass ca. 30 LPG den Finanzplan des Jahres nicht erfüllten und damit außerplanmäßige Kredite benötigten. Er traf die Entscheidung, differenziert nach LPG den Wert der Arbeitseinheit bis zu 6 Mark über Kredite zu stützen. Real betrachtet war die Vergütung nicht hoch. So erhielt ein Traktorist 2700 - 3600 Mark, Handarbeitskraft 1800 - 2300, Melker 3300 - 4300 Mark im Jahr, abzüg-lich Sozial- und Rentenversicherung. In einigen LPG lag die Jahresvergütung noch niedriger.

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Eine Reihe von LPG konnten aber auch sehr gute wirtschaftliche Ergebnisse und relativ hohe Jahreseinkünfte aufweisen, vielfach zwischen 7 000 und 18 000 Mark je Mitglied. Die Vergütung alleine sagt nicht alles über die Basis zur Gestaltung des Lebensstandards der jeweiligen Familien aus. Produkte der individuellen Flächen und Naturalverteilung müssen beachtet werden. Es gab differenzierte Lebensverhältnisse, die verschiedene Ursachen hat-ten. Eine Reihe von Familien konnte sich eine große individuelle Viehwirtschaft aufbauen. Wenn das genossenschaftliche Statut den Umfang der Viehhaltung begrenzte, so nahmen einige LPG-Mitglieder diese Vorgaben nicht so ernst. Die staatliche Leitung mischte sich bei Abweichungen, falls nicht besondere Gesetzesverletzungen erkennbar waren, nicht ein. Ende 1960 weist die landwirtschaftliche Statistik für die LPG des Typ III 1801 ha landwirt-schaftliche Nutzfläche89 aus, die als Hauswirtschaften genutzt wurden. Außerdem ernteten viele Mitglieder Futter von Flächen wie Straßengräben, Unland u.a.m. Neben der Eigenver-sorgung kamen Schweine, Wolle, Kaninchen, Eier, Gemüse und Obst zum Verkauf. Über diesen Weg konnten weitere Einnahmen erwirtschaftet, ein größeres Auto gekauft bzw. die Wohnung besser eingerichtet werden. Einige Bauern besaßen einen Wolga, Volvo oder Tatra, sie hatten sich das Geld hierfür redlich erarbeitet. Viele Genossenschaftsbauern unternahmen Urlaubsreisen innerhalb der DDR oder in die Ostblockstaaten. Urlaub und Auslandsreisen waren nicht teuer. Ein ansprechender Urlaubsplatz kostete 120 bis 180 Mark, dazu kamen die Kosten der An- und Abfahrt. Die Bildung und Förderung der LPG lag besonders unter Aufsicht der Partei. Die Kreislei-tung der SED sowie ihr Sekretariat ließen sich in kurzen Abständen vom Rat des Kreises und seiner Fachabteilung Informationen vorlegen. Um den Parteieinfluss in den LPG zu erhöhen, erfolgte ab Mitte 1953 die Bildung erster Parteiorganisationen, die Kontakt mit der Abteilung Landwirtschaft der Kreisleitung hielten. Viele Fragen und Probleme unter Mitwirkung von Angestellten der Kreisverwaltung, Bau-ernbank und MAS gab es zu klären. Das geschah vorwiegend in Vorstandssitzungen oder Mitgliederversammlungen. In den ersten Jahren fanden Vorstandssitzungen und Vollversammlungen grundsätzlich in den Abendstunden statt, begannen vielfach gegen 19 Uhr und endeten oft um Mitternacht. Um Lücken beim Leitungspersonal in der LPG zu schließen, wurden viele Landwirte aus anderen Bereichen der Volkswirtschaft und des Staatsapparates für mehrere Jahre in die LPG delegiert. Diese Aktion lief unter dem Namen „Industriearbeiter aufs Land”. Gesetzliche Regelungen zu Delegierungsverfahren und -zeit, Vergütungsausgleich und einmalige Beihilfe lagen vor. Besonders die Stellen des Vorsitzenden, Agronomen, Zootechnikers, Brigadeleiters und Buchhalters mussten besetzt werden. Die Kreisverwaltung überzeugte 1960 und Ende 1962 eine Reihe ihrer Mitarbeiter für diese Aufgabe. Nicht der Wille des Betreffenden war entscheidend, es galt als politische Pflicht eines Mitarbeiters bei Zurückstellung eigener Belange, den LPG umfassende Hilfe zu geben. Finanziell ging später die Rechnung nicht in jedem Fall auf, was am wirtschaftlichen Ergeb-

nis der jeweiligen LPG lag. Ar-beitskräfte, die nicht Mitglied der Genossenschaft waren, erhielten die Vergütung nach dem Landar-beitertarif. Die Verwaltung der LPG war vielfach in Räumen der ehemali-gen Gutshäuser oder in Baracken

Verwaltungssitz der LPG Menzlin

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untergebracht. Auch die technische Ausrüstung der Verwaltung mit Arbeitsmitteln war unzu-reichend. Die Parteiführung stellte die LPG-Entwicklung Ende der fünfziger Jahre positiv dar und schlussfolgerte, dass alle Einzelbauern diesen Weg gehen sollten, um einen schnelleren wirt-schaftlichen Aufschwung der DDR zu erreichen. Dieser Übergang wurde als gesetzmäßiger Prozess zur Vollendung der sozialistischen Umgestaltung der Volkswirtschaft charakterisiert. Auf einer Beratung führender Mitglieder des Politbüros mit den Bezirkssekretären der SED am 27. 01. 1960 war von einer Offensive zur Bildung von LPG die Rede.90 Dabei spielte ver-mutlich die Aktivität des Kreises Eilenburg eine Rolle, der im Dezember 1959 die Vollgenos-senschaftlichkeit meldete. Daraufhin beschäftigte sich die Kreisleitung der SED Ende Januar 1960 mit der Konzeption, alle Einzelbauern von der Notwendigkeit der Mitgliedschaft in einer landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft zu überzeugen. Eine Veröffentlichung in den Massenmedien fand zunächst nicht statt, doch erschienen Stimmen in den Zeitungen „Freie Erde“ und „Neues Deutschland“, die eine schnellere Bildung weiterer LPG für richtig erachteten. Anfang Februar 1960 gingen unter der Regie der Kreisleitung der SED mehrere Arbeitsgrup-pen, die sich aus leitenden Mitarbeitern der Partei, Mitgliedern des Rates des Kreises, Direk-toren der MTS und Betriebsleitern einiger Betriebe zusammensetzten, in die Dörfer. Sie er-öffneten bei den Einzelbauern die Diskussion zum Genossenschaftseintritt. In Zusammenar-beit mit den Bürgermeistern und dortigen LPG-Vorsitzenden fanden Gespräche mit den Bauern und öffentliche Bauernversammlungen statt. Die Diskussionen waren in den meisten Fällen nicht von der Ökonomie und Technologie der künftigen Landwirtschaft bestimmt. Sie hatten das politische Ziel, einzelbäuerliche Betriebe durch eine kollektive Wirtschaftsform zu ersetzen. Die theoretische Basis für diese Diskussi-on bestand im “Leninschen Genossenschaftsplan”, den keiner kannte. Den Bauern wurde vielfach die Frage gestellt: „Bist du für die Sicherung des Friedens, dann solltest du Mitglied einer LPG werden.” Eine Antwort auf diese Frage fiel schwer, den Frie-den wollten alle. Diese Forderung auf politischer Ebene stellte eine indirekte Erpressung der Mitgliedschafts-entscheidung dar. Nach wenigen Tagen lagen in den ersten Dörfern von allen Einzelbauern und vielfach auch ihren Familienangehörigen schriftliche Anträge zum Eintritt in eine Genossenschaft vor. In den meisten Fällen konnte von einer überzeugten Einsicht für diesen entscheidenden Schritt nicht ausgegangen werden. Da sich die Masse der Einzelbauern dieser Forderung beugte, gingen weitere noch zögernde den gleichen Weg, um sich nicht aus der Dorfgemein-schaft auszuschließen. In vielen Familien sind Tränen geflossen. Die Übermacht des Staates war zu groß, der Einzelne konnte den Prozess des Übergangs zur Kollektivwirtschaft nicht stoppen. Trotz der gebotenen Vorteile ging doch die Selbständigkeit des Einzelnen verloren und Vermögensverluste traten ein. Das Vieh wurde als Inventarbeitrag sehr niedrig bewertet. Brauchbare Maschinen und Geräte sowie Wirtschaftsgebäude hatten ebenfalls einen geringen Bewertungspreis. Viele Gebäude waren für die LPG nicht nützlich und dem späteren Verfall preisgegeben. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass in einigen Jahren die Masse der Einzelbauern Mitglied der Genossenschaft geworden wäre, zum Zeitpunkt der Aussprache lag bei vielen Einzelbauern die Freiwilligkeit für diesen Schritt nicht vor. Sie standen sich wirtschaftlich gut, waren arbeitskräftemäßig und technisch zum Bewältigen aller Arbeiten in der Lage. Diese Bewegung der SED ist gesellschaftspolitisch als „Zwangskollektivierung“ einzustufen.

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Die Abteilung Landwirtschaft beim Rat des Kreises hatte nun die Aufgabe, die erklärte Be-reitschaft organisatorisch und rechtlich umzusetzen. Fachlich bewanderte Mitarbeiter der Kreisverwaltung wurden zur Bewältigung dieser Arbeit ausgewählt. Bauern, die sich für die Mitgliedschaft in einer LPG entschieden hatten, lud der Bürgermeis-ter ein, ebenso auch die LPG-Vorsitzenden der Gemeinde und Vertreter der zuständigen MTS. Im Laufe der Versammlung stand die Frage nach dem Eintritt in eine bestehende LPG oder Gründung einer eigenen. Dazu gab es oft Meinungsverschiedenheiten. Im Endergebnis traten einige Bauern in die be-stehende LPG ein, andere bildeten eine LPG Typ I. Nach Möglichkeit sollten in einem Ort nicht mehrere LPG gleichen Typs entstehen. Wenn wegen Uneinigkeit dieser Grundsatz nicht realisierbar war, wurden mehrere LPG gebildet. Später löste sich das Problem durch den Zusammenschluss eigenständig. Die Anwesenden stellten Fragen zum Statut und erhielten in der Regel korrekte Antworten. Allgemein verliefen diese Aussprachen sachlich. Bei der Abstimmung zum Statut gab die Mehrheit ihre Zustimmung durch Handzeichen. Einige Anwesende enthielten sich der Stimme. Die kreislichen Vertreter bewerteten das Abstimmungsverhalten und die Stimme-nenthaltungen nicht. Danach erfolgte die Wahl der Leitungsorgane der Genossenschaft, des Vorstandes und seines Vorsitzenden sowie der Revisionskommission. Über den gesamten Vorgang wurde ein Protokoll angefertigt, das die Abteilung Landwirt-schaft des Rates des Kreises zur Einleitung der Registrierung erhielt. Dieser juristischer Gründungsakt lief bis Ende März 1960. Am 1. März 1960 gegen 20 Uhr erfolgte vom Ersten Sekretär der Kreisleitung der SED die Meldung über die Vollgenossenschaftlichkeit des Kreises an die Bezirksleitung der SED. Zu diesem Zeitpunkt lagen alle Anträge auf Mitgliedschaft in einer LPG vor. Es war ein regel-rechtes Wetteifern der Kreise untereinander. Die Bezirkszeitung „Freie Erde“ brachte in einer Sonderausgabe am 02.03.1960 unter der Überschrift „Anklam erster genossenschaftlicher Kreis im Bezirk Neubrandenburg“ diese Meldung. Die gesamte Aktion im Bezirk endete am 12. 03.1960. Allgemein sprach man vom „Sozialistischen Frühling auf dem Lande“ und feierte diesen Erfolg. Die Frage „Wer – wen?“ war zu Gunsten der Arbeiterklasse und ihrer Verbündeten entschieden.91 Der SED-Führung ging es in diesem Prozess um die Unterbindung einer Res-tauration des Kapitalismus auf dem Lande. Nach späterer Übersicht hatten drei Einzelbauern des Kreises zum 01.03.1960 nicht ihre Mitgliedschaft in einer LPG erklärt, sie wirtschafteten in den nächsten Jahren alleine weiter. Problemreich waren die Orte Kamp und Anklamer Fähre, wo die Bauern nur Grünland ein-bringen konnten, da sie kein Ackerland besaßen. Für diese Betriebsstruktur gab es in der DDR kein Musterstatut. Für einige Zeit galt ihre Erklärung, Mitglied der Genossenschaft zu sein, nur als ein formaler Akt. Sie bewirtschafteten ihre Flächen weiterhin alleine, hatten aber einen Betriebsplan und machten pro forma den Jahresabschluss für eine Genossenschaft. Dadurch konnten sie die gesetzlichen Vorteile einer LPG nutzen. Später fanden sie zusam-men mit der staatlichen Leitung eine gangbare Lösung über den Zusammenschluss mit Nachbar-LPG. Zum Jahresende 1960 konnte die kreisliche Statistik 98 LPG, darunter 52 des Typ III mit einer Gesamtfläche von 51 929 ha ausweisen, bewirtschaftet von 7 908 Mitgliedern.92 Im Jah-re 1960 kamen 4 311 Mitglieder und 24 386 ha landwirtschaftliche Nutzflächen in die Genos-senschaften. In diesem Prozess der Zwangskollektivierung entstanden weitere 40 LPG des Typ I und II. Die Bauern dieser Genossenschaften, sie bewirtschafteten 18,6 % der genossenschaftliche

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Fläche des Kreises, konnten die Viehwirtschaft weiterhin individuell betreiben und waren politisch betrachtet Genossenschaftsbauern. Diese Entscheidung war der politischen Führung einerseits willkommen, da für die Viehbestände zur genossenschaftlichen Haltung nicht genü-gend Ställe zur Verfügung standen. Die LPG des Typ I und II schlossen sich im Laufe der Jahre den LPG Typ III an oder wan-delten sich selbst zum Typ III um. Am 30.09.1965 bestanden noch in den Dörfern Blesewitz, Bömitz, Sophienhof, Wusseken, Wahlendow, Löwitz, Alt Teterin, Lüskow, Butzow, Salchow, Ziethen, Krusenfelde, Glien, Anklamer Fähre, Brenkenhof, Bugewitz, Klein Below, Neetzow, Kamp und Lucienhof LPG des Typ I, in Krenzow, Rubkow und Konsages LPG des Typ II.93

Für eine Mehrzahl der LPG und staatlichen Leitung war es hinsichtlich der Lenkung wirt-schaftlicher Prozesse 1960 ein schweres Jahr. Produktions- und Fruchtfolgeumstellungen mussten richtig gelöst und technologische sowie organisatorische Prozesse mit dem vorhan-denen Leitungspersonal bewältigt werden. Häufig wird heute in den Medien der Standpunkt vertreten, dass mit der LPG-Bildung die Bauernschaft aufgehoben wurde. Vom Grundsatz ist diese Darstellung richtig. Nach der Definition im Lexikon ist unter dem Begriff „Bauer“ ein Landwirt oder Pächter zu verstehen, der hauptberuflich vorwiegend mit Familienangehörigen Bewirtschafter von land-wirtschaftlich genutzten Grundstücken in Verbindung mit einem Hof bis zu ca. 100 ha Be-triebsfläche ist. Darüber hinaus wird vom Großgrundbesitz mit der Bezeichnung „Gutsbesit-zer“94 gesprochen. Die Gesamtfläche für einen Bauernhof kann im Einzelfall auch höher sein, es ist eine Frage der Betrachtung. Mit der Vollgenossenschaftlichkeit des Landkreises gab es, auch wenn von Genossenschafts-bauern gesprochen wurde, außer den drei Einzelbauern keine Bauern mehr. Es waren Land-wirte in einer landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft oder anderer Einrichtungen. Bei Beantwortung der Frage nach einer Notwendigkeit der Bildung landwirtschaftlicher Ge-nossenschaften kann diese bejaht werden. Anfang 1952 gab es ca. 4 800 landwirtschaftliche Betriebe mit einer Nutzfläche von unter 12 ha, die im Verlaufe der weiteren Jahre als Haupt-erwerbsbetrieb ökonomisch nicht wirtschaftlich gewesen wären. Ursachen hierfür waren, dass viele Kinder später den Betrieb nicht übernehmen wollten, sie wählten einen anderen Beruf oder studierten. Zum anderen war der Einsatz modernerer Technik auf Kleinflächen schlecht oder gar nicht möglich. Die Produkte wurden mit einem zu hohen gesellschaftlichen Auf-wand produziert, es konnte damit auf dem Markt kein Gewinn realisiert werden. Ein neuer Weg musste bei der Organisation und Umstrukturierung der landwirtschaftlichen Produktion gesucht werden. Dieser bestand für die DDR in der Kollektivierung, wie sie in der Sowjet-union und anderen osteuropäischen Ländern vollzogen wurde. Die Form der Agrar- und Produktionsgenossenschaften war auch in Ländern der westlichen Welt zu finden. Bis 1961, dem Jahr des Mauerbaus in Berlin, hatte die SED und der Staat die Umformierung der politischen, ökonomischen und sozialen Strukturen in der DDR im Wesentlichen abge-schlossen. In der Landwirtschaft gab es überwiegend LPG und VEG. In vielen anderen Volkswirtschaftsbereichen waren die Betriebe zwischenzeitlich in Volkseigentum oder Ge-nossenschaften übergegangen. Es entwickelte sich zugleich eine neue soziale Schicht der Be-völkerung. Politische Machthaber erklärten, dass die Übergangsperiode vom Kapitalismus zum Sozialismus im Wesentlichen abgeschlossen sei. Die neue gesellschaftliche Ordnung stand mit beiden Beinen auf sozialistischem Boden.91 Diese Strukturveränderung im Land verlangte, beginnend von der zentralen Leitung bis zur unteren Ebene, eine höhere Leitungs-qualität und Einbeziehung der Menschen in diesen Prozess.

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MAS und MTS Wie im Abschnitt „Die Landwirtschaft bis 1952“ dargestellt, übernahmen die Komitees der gegenseitigen Bauernhilfe von den enteigneten Gütern die Technik. Ausleihstellen für Traktoren und Landtechnik entstanden im Februar 1947 in Form von Ma-schinenhöfen der VdgB in Ducherow, Krien, Spantekow und Blesewitz (Murchin gehörte zu dieser Zeit noch nicht zum Kreis). Zur Verfügung standen 51 Traktoren, davon 49 mit eisernen Rädern. 1949 konnte mit dieser Technik erst 12 % der Ackerfläche gepflügt und ca. 10 % des Getreides mit traktorengezo-genen Mähbindern geerntet werden.95 Der Maschinenhof des Anklamer landwirtschaftlichen Ein- und Verkaufsvereins (Raiffeisen-genossenschaft) in der heutigen Pasewalker Allee wurde im Frühjahr 1946 zu einer Trakto-ren- und Landmaschinenreparaturwerkstatt umgebaut. Bis Ende 1946 führte diese Werkstatt 386 Reparaturen an Traktoren durch. Außerdem kam es zur Instandsetzung von 47 Dresch-maschinen, 61 Bindern und 364 sonstigen Landmaschinen. Für Neubauern erfolgte in diesem Zeitraum der Bau von 175 Pflügen, 18 Eggen, drei Kreissägen und 3 Kultivatoren.23 Am 31.01.1949 kam es zur Bildung der „Kreisverwaltung der MAS“ unter Leitung von Hans Dinse aus Ducherow. Danach erfolgte die Umwandlung der „Maschinenhöfe der VdgB“ in „Maschinen-Ausleih-Stationen“ (MAS). Am 14.12.1950 erfolgte die Überführung des Vermögens dieser Höfe (bis-her VdgB und ländliche Genossenschaften) in Volkseigentum. Im Kreis bestanden 1951 die MAS Spantekow, Ducherow, Krien, Blesewitz, Murchin und Schmatzin, später kam Schwerinsburg hinzu. Der ehemalige Maschinenhof des Anklamer landwirtschaftlichen Ein- und Verkaufsvereins wurde „MAS-Leitwerkstatt Anklam“.96 Diese Unternehmen stellten die materiell-technische Basis für die künftigen LPG dar. In der ersten Phase ihres Bestehens war die Durchführung von Feldarbeiten bei Einzelbauern die wichtigste Aufgabe. Neubauern sollten über den Technikeinsatz von der ökonomischen Ab-hängigkeit der Großbauern befreit werden. Dementsprechend erfolgte die technische Ausstat-tung dieser Unternehmen. Die MAS erhielten die ersten Traktoren aus der DDR-Produktion, weitere Technik lieferte die Sowjetunion. Da Traktoristen fehlten, erging ein Aufruf an die Jugend mit der Losung „FDJler auf die Traktoren“. Viele junge Leute folgten ihm, ließen sich ausbilden und als Traktoristen einset-zen. Eine Reihe Jugendlicher fand hier ein neues Betätigungsfeld. Die Arbeitsbedingungen für die MAS und Leitwerkstatt waren allgemein unbefriedigend. Es fehlten ordentliche Werkstattgebäude und Räume zum Unterstellen der Technik. Vorhandene ehemalige Gutsgebäude wurden dazu hergerichtet. So zum Beispiel verfügte die MAS-Leitwerkstatt Anklam über eine halbzerstörte Halle als einzigen Arbeitsraum. Sie war in den Wintermonaten vollgestopft mit Landmaschinen, Trak-toren und Lokomobilen. Dazwischen arbeiteten 61 Personen, im Sommer auch im Freien.96

Ab 1948 erhielten die Technikstützpunkte die ersten Traktoren wie die „Brockenhexe” mit 22 PS aus dem Werk Nordhausen oder den „Aktivist” mit 30 PS aus dem Werk Brandenburg.97 Der Grundstein für die Ausrüstung mit moderner Technik wurde im Frühjahr 1949 durch die Lieferung von Traktoren, Lastkraftwagen, Kultivatoren, Scheibeneggen und Schälpflügen von der Sowjetunion gelegt. Alle MAS des Kreises erhielten diese Technik. 1949 begann in Zwickau die Traktorenproduktion. Als „Pionier“ sind diese Maschinen be-kannt geworden.97 Die Werke unter den Namen Traktorenwerk Brandenburg, IFA-Schlepperwerk Nordhausen und Horch-Werke Zwickau erhöhten entsprechend der Material-lage die Produktion.

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In der Anfangszeit fielen eine Reihe dieser Traktoren aus, die Werkstätten bekamen reichlich Arbeit. Eine hohe tägliche Einsatzzeit, Bedienungsfehler sowie Pflege- und Wartungsunterlas-sung waren die häufigsten Ursachen für den Ausfall.98 Traktoristen erhielten eine fachliche Weiterbildung die bewirkte, dass die Ausfallquote zurückging. Im Jahre 1953 erfolgte die Umbenennung der MAS zu Maschinen- Traktoren- Stationen (MTS). Die Arbeit wurde weiterhin auf der Grundlage des Statuts der volkseigenen Maschi-nen-Traktoren-Stationen und MTS-Lehrbetrieben von 1954 durchgeführt. Ab 1955 begann der Aufbau von Reparaturstützpunkten. Je MTS entstanden drei bis fünf derartige Basen, die später die LPG übernahmen. Diese Stützpunkte verfügten über eine klei-ne Werkstatt, Ersatzteillager, Unterstellräume für einige Traktoren und einen Sozialbereich für die Mitarbeiter. Jede MTS hatte eine Abteilung Innenmechanisierung aufgebaut, die sich besonders für die Mechanisierung der Viehwirtschaft und Vorratshaltung einsetzte. Sie war zuständig für die Instandhaltung der Technik, weitere Einführung neuer Technik sowie Aus- und Weiterbil-dung des Personals. Ein hierfür ausgebildeter Ingenieur leitete die Abteilung. Die MAS und später MTS verfügten jeweils über 2 bis 3 Agronome, die den Bauern und LPG fachliche Anleitung gaben. 1949 wollten einige Neubauern keinen Traktor auf ihrem Acker einsetzen, erhöhter Boden-druck und die Kostenfrage stand im Mittelpunkt der Diskussion. Die Agronome hatten diese fachlichen Fragen zu klären. Die praktische Arbeit der MAS warb im Laufe der Zeit für mehr Einsätze der Technik. Mit Unterstützung von Agronomen erarbeiteten die LPG ihren Jahresplan. Viele organisato-rische Fragen zur Einbringung des Ackers, Inventars und der Viehbestände galt es mit ihrer Hilfe zu klären. Der agronomische und zootechnische Beratungsdienst der MTS fand ab 1955 seine Erweite-rung. Zootechniker, Milchprüfer, Pflanzenschutzwarte und Saatgutanerkenner wurden für einige Jahre diesem Unternehmen zugeordnet. Eine zufriedenstellende Lösung zur komple-xen Betreuung der LPG bedeutete es jedoch nicht. Die SED forderte auf der III. Konferenz der Vorsitzenden und Aktivisten der LPG im De-zember 1954 von den MTS, allen LPG bei der Ertragserhöhung auf den Feldern und der Produktivität der Viehbestände größere Unterstützung zu geben. Die Arbeitsbeurteilung der MTS fand besonders nach der wirtschaftlichen Entwicklung der LPG statt. In der Tat leitete sich die Zusatzvergütung für das Leitungspersonal der MTS am Jahresende aus den ökono-mischen Ergebnissen ab. Ein guter Produktionszuwachs im Bereich der Pflanzen- und Tier-produktion brachte eine höhere Jahresendvergütung für das Leitungspersonal der MTS. Neben der Durchführung von Feldarbeiten und fachlicher Beratung bestand in der politisch-ideologischen Tätigkeit mit den Bauern ein wichtiges Betätigungsfeld auf dem Lande. Die MAS/MTS verfügte deshalb über einen Leiter für politische Arbeit (Polit-Leiter). Seine Zuständigkeit umfasste nicht nur die politische Arbeit mit den Betriebsangehörigen sondern zuallererst die Unterstützung der Parteiorganisationen der Gemeinden und LPG in ihrer Ar-beit. Sie halfen den Grundorganisationen bei der Mitgliedergewinnung, Vorbereitung ihrer Versammlungen u.a.m. Die Rolle als kulturelles Zentrum im MAS-Bereich nahm zu. Waren früher die Gutshäuser Mittelpunkt des kulturellen Lebens für ihresgleichen, so sollten es jetzt die Kulturhäuser der MAS für die Landbevölkerung werden. Es entstanden Kulturhäuser, so zum Beispiel in Murchin, Krien, Blesewitz und Spantekow. Im Abschnitt „Kultur, Sport und Traditionen“ wird darauf weiter eingegangen.

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Der Direktor trug persönlich die Verantwortung für das Unternehmen, sein Stellvertreter war der Oberagronom. Als langjährige Direktoren im Kreis wirkten: Hans Dinse MTS Ducherow Hans-Werner Mewes MTS Krien Gerhard Dachner MTS Spantekow Heinz Stoltzmann MTS Murchin Wilhelm Krautwedel MTS Schmatzin Walter Schröder MTS-Spezialwerkstatt Anklam In den weiteren zwei MTS wechselten die Direktoren mehrmals im Laufe der Jahre. Der Technikbestand der MTS/RTS entwickelte sich wie folgt99 (ausgewählte Technik): 1954 1956 1958 1960 1)

Traktoren aller Klassen 318 357 407 463 LKW aller Typen x x x 69 LKW- + Traktorenanhänger x x 172 446 Traktorenpflüge 376 377 353 383 Traktorengezogene Düngerstreuer 38 103 137 170 Traktorengezogene Drillmaschinen 43 77 129 212 Kartoffellegemaschinen 17 51 51 57 Mähdrescher 10 38 39 52 Mähbinder 137 132 129 136 Dreschmaschinen 126 122 115 144 Räum- und Sammelpressen x x 54 65 Kartoffelkombine 2 6 28 63 Rübenkombine x 15 44

1) einschließlich übergebene Technik an LPG x ) Anzahl nicht bekannt Ende 1958 verfügten die MTS des Kreises über 18 Mio. Mark bewegliche und 4 Mio. Mark feste Grundmittel.100

Bis 1954 erhielten die Betriebe für jährliche Technikkäufe und Baumassnahmen (Investitio-nen) über den Betriebsplan die Gelder zugeteilt. Ab 1955 verwaltete der Rat des Bezirkes diese Mittel und bezahlte die Investitionen. Es gab nur über den Jahresplan eine Mitteilung zum voraussichtlichen Zuführungsumfang von Technik. Die MAS/MTS rechneten die Leistungen nach dem einheitlichen Maß „ha mittleres Pflügen“ (hm) ab. Als Basis galt das Pflügen eines ha Ackers mit einer Tiefe von 21 bis 25 cm = „hm“, worauf alle anderen Arbeiten und Leistungen mit diesem Umrechnungskoeffizienten ver-gleichbar gemacht wurden. Mittels dieser Kennziffer war die wirtschaftliche Tätigkeit zu be-werten. Darauf basierten die Kennziffern der Gesamtleistungen, Kosten, des Treibstoffver-brauchs, der Auslastung der Technik und Messung der Arbeitsproduktivität. Die 7 MTS des Kreises stellten größere Arbeitgeber dar. Sie hatten am 31.12.1956 1032, am 31.12.1958 bereits 1112 Beschäftigte.101 Der Durchschnittsverdienst der in der Produktion tätigen Personen lag 1958 bei 5077 Mark im Jahr. Die MAS/MTS arbeiteten nach einem Jahresplan, den die übergeordnete staatliche Leitung bestätigte. Die Finanzierung von Aufwendungen konnte nicht aus den Erlösen gesichert werden, es erfolgte eine Subventionierung aus dem Staatshaushalt. Selbstverständlich wirkte sich eine unbefriedigende Planerfüllung negativ auf das Zahlungsverhalten aus.

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An nachstehendem Beispiel soll dieses dargestellt werden. Die sieben Betriebe rechneten fol-gende Leistungen und finanzielle Ergebnisse ab101 :

ME 1957 1958

Gesamtleistungen hm 191.295 208.626 Finanzielle Aufwendungen TM 10.630,1 11.001,7 Kosten je hm M 50,01 48,24 Gesamterlöse TM 3.959,2 4.193,7 Staatszuschuß TM 6.670,9 6.808,0

Der jährliche Zuschuss für die MAS/MTS bewegte sich im Kreis Anklam zwischen 5 bis 7,1 Millionen Mark. Monatliche Geldzuweisungen kamen vom Rat des Bezirkes, ab 1956 vom Rat des Kreises außerhalb des Kreishaushaltes. Die MTS arbeitete mit einem gestaffelten Tarif für durchgeführte Leistungen, der auch politi-sche Komponenten enthielt. So lag der Tarif für Arbeiten beim Großbauern wesentlich höher als beim Neubauern unter 10 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche. Es gab vier Gruppen: Tarif I für LPG, VEG, ÖLB Tarif II für Bauernwirtschaften bis 10 ha landw. Nutzfläche Tarif III für Bauernwirtschaften von 10 bis 20 ha landw. Nutzfläche Tarif IV für Bauernwirtschaften über 20 ha landw. Nutzfläche. Zur praktischen Anwendung einige ausgewählte Beispiele des MTS-Tarifs vom 1. Januar 1953102:

Tarifgruppe I II III IV

Pflügen 21 – 25 cm Tiefe M/ha 23,50 25,50 34,50 73,00 Kultivieren M/ha 7,00 9,00 11,00 x Getreide mähen ( Binder) M/ha 12,00 15,00 19,00 40,00 Kartoffeln roden M/ha 16,00 20,00 33,00 75,00 Rüben roden M/ha 13,00 16,00 33,00 73,00

Sie deckten die Produktionsaufwendungen der MTS wie folgt: Tarifgruppe I 15 bis 35 % Tarifgruppe II 20 bis 55 % Tarifgruppe III 25 bis 60 % Die MTS schloss mit den LPG und Bauern Jahresarbeitsverträge über durchzuführende Leis-tungen und Betreuungsaufgaben ab. Die VI. LPG-Konferenz im Februar 1959 empfahl der Regierung, Technik der MTS an fort-geschrittene LPG zu übergeben. Am 09.04.1959 erließ der Ministerrat der DDR dazu den Beschluss.103 Er legte fest, dass diese Technik auf der Grundlage eines Leihvertrages an die LPG Typ III zu übergeben sei. Ein Muster dieses Vertrages war dem Beschluss beigefügt. Für die leihweise Übernahme wurden folgende Bedingungen gestellt: - Die LPG musste 80 % und mehr der landwirtschaftlichen Nutzfläche des Dorfes bewirt-

schaften und hatte die Durchführung schwerer Feldarbeiten bei Einzelbauern zu sichern. - In der LPG waren kurzfristig Voraussetzungen für eine reibungslose Reparatur und

Durchführung der Pflegegruppen bei Traktoren zu schaffen. Die MTS waren verpflichtet, komplette Maschinensysteme für einzelne Kulturen zu überge-ben.

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Traktoristen und übrige Brigademitglieder gingen ebenfalls zur LPG, sie wurden weitgehend als Mitglieder der Genossenschaft gewonnen und konnten auf Wunsch bis zu 6 ha Boden aus dem staatlichen Bodenfonds erhalten. Die Jahresvergütung durfte nicht niedriger sein als die in der MTS. Ein fehlender Betrag fand seinen Ausgleich über staatliche Subventionen. Außerdem erhielten Mitglieder Naturalien. Die LPG hatten die Selbstkosten einschließlich Abschreibungen voll zu tragen. Sie erhielten in den ersten drei Jahren auf Antrag vom Rat des Kreises folgenden staatlichen Zuschuss: Im 1. Jahr bis zu 100 %, im 2. Jahr bis zu 70 % und im 3. Jahr bis zu 40 % der bisherigen Subventionen, die die MTS im Jahr der Technikübergabe für gleiche Leistun-gen erhalten hätte. Grundlage für die Subventionsberechnung stellte der Brigadeplan der MTS vom Übergabejahr dar. Die LPG hatten Abschreibungen für übernommene Grundmit-tel dem unteilbaren Fonds zuzuführen. Brigadestützpunkte einschließlich Werkstattausrüstung erhielten die LPG zur unentgeltlichen Nutzung. Sie waren berechtigt, den Bedarf an Maschinen bei weiterem Flächenzugang als Zuführung bei der MTS zu beantragen. LPG erhielten für Reparaturarbeiten durch die MTS einen Preisnachlass von 20 %. Eine Übergabe der Landtechnik ermöglichte es, rationeller und mit weniger Kosten zu produzieren. Der 1959 begonnene Prozess zur Vereinigung von Boden und Technik in eine Hand durch die leihweise Übergabe der Grundtechnik fand bis 1963 seinen Abschluss durch kostenlose Übergabe an LPG Typ III. Die LPG Typ I und II konnten die Technik von der MTS preis-günstig auf Kredit erwerben. Dieser gesellschaftliche Prozess besaß zwei Seiten. Zum einen erhielt die LPG die volle Ver-fügungsgewalt über die Landtechnik und konnte sie entsprechend ihrer Vorstellung im Un-ternehmen einsetzen, zum anderen gab es finanzielle Einsparungen an Subventionen von Seiten des Staates. Wohl wurden die Grundmittel den LPG Typ III kostenlos übergeben, im Kreis waren es ca. 19 Mio. Mark, andererseits betrugen die staatlichen Stützungen im Jahr 6,8 bis 7,1 Mio. Mark. Diese Überführung senkte im 2. Jahr der Technikübergabe den Subventi-onsbetrag um ca. 1,7 Mio. Mark, im 4. Jahr bereits um ca. 5,5 Mio. Mark, was eine Entlastung des Staatshaushaltes darstellte. Nach Technikübergabe an die LPG erfolgte die Umbildung der MTS zu Reparaturstationen, die vor allem für die Instandhaltung der LPG-Technik verantwortlich waren. Es entstand der Kreisbetrieb für Landtechnik. Weitere Ausführungen dazu im Abschnitt „Technisierung der Landwirtschaft und die Organisation der Instandhaltung“.

Staatsgüter und ihre Entwicklung Bei Durchführung der Bodenreform entstanden die volkseigenen Güter Dennin, Stolpe und Stretense mit einer Gesamtnutzfläche von 2 640 ha. Der Grund und Boden, die Produkti-onsmittel und erzeugten Produkte gingen in diesen Betrieben zu Volkseigentum über. Die spezielle Aufgabe der drei Güter bestand in der Produktion von hochwertigem Saat- und Pflanzgut sowie Zucht- und Nutzvieh. Laut Statut galten sie als Landesgüter und unterstanden der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern. Ab 1956 existierte die Vereinigung Volkseigener Güter (VVB) Saat- und Pflanzgut, zu der die VEG Stolpe und Stretense eingeordnet waren, die sich besonders auf die Kartoffelerhal-tungszucht im Rahmen der DDR konzentrierten.

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Das VEG Dennin unterstand der Güterdirektion des Bezirkes Neubrandenburg. Das Pro-duktionsprogramm enthielt die allgemeine Saat- und Pflanzgutvermehrung sowie die Schwei-nemast und -aufzucht. Im Zuge der ÖLB-Umbildungen entstanden 1957 die VEG Pamitz und Pelsin mit Unterstel-lung der Güterdirektion des Bezirkes Neubrandenburg. Die LPG Pelsin vereinnahmte 1965 das VEG des Ortes, die LPG Klein Bünzow das VEG Pamitz. Als Direktoren oder Leiter der Güter waren besonders folgende Namen bedeutungsvoll: VEG Dennin Gerhard Janz VEG Stretense Herr Hannemann, Klaus Jungmichel VEG Stolpe Ulrich Schade, Gerald Blayl Im Zeitraum von 1956 bis1964 nahmen die VEG folgende wirtschaftliche Entwicklung104 :

ME 1956 1960 1964

VEG Anzahl 3 5 5 Landw. Nutzfläche ha 2.574 4.080 4.063 Ackerland ha 2.122 3.267 3.103 Beschäftigte Pers. x 768 608 Rinder je 100 ha LN Stück 38,6 66,6 66,7 dar. Kühe je 100 ha LN Stück 16,6 22,2 28,4 Schweine je 100 ha LN Stück 184,8 133,8 203,6 dar Sauen je 100 ha LN Stück 18,6 18,1 17,5 Schafe je 100 ha LN Stück 94,2 62,3 61,0 Marktproduktion je 100 ha LN

Schlachtschweine kg x 148,3 214,8 Schlachtrinder + Schafe kg x 38,1 48,9 Milch ( 3,5 % Fett ) kg x 511,2 689,1

Die VEG arbeiteten in den fünfziger und sechziger Jahren beim Betriebsergebnis mit Ver-lust. Die Hauptursache bestand darin, dass der Erfassungspreis für die Landwirtschaft der Verkaufspreis für das VEG war. Er deckte in der Regel nicht die Produktionskosten. Ab 1955 erhielten die VEG einen Verkaufspreis, der zwischen dem Ablieferungs- und Freien-spitzenpreis lag, aber vielfach auch zu einem finanziellen Verlust führte. Erst mit einem ein-heitlichen Preis änderte sich das Betriebsergebnis. Weiterhin gab es eine volkseigene Schweinemastanlage in Anklam. Sie nahm am 15.02.1952 ihre Tätigkeit auf und verwertete besonders Küchenabfälle aus Haushalten und Werkküchen der Stadt. Leitungsmäßig unterstand dieser Betrieb über längere Zeit dem Rat des Kreises Anklam. Nachdem erfolgte die Umwandlung in VEG Mast mit der Schweinemastanlage Neuhof als Betriebsteil. Langjähriger erfolgreicher Leiter war Werner Reppin. Durch fleißige und zielstrebige Arbeit bei der Erfassung örtlicher Futterreserven im Stadtge-biet und deren effektive Verwertung erhöhte sich die Fleischproduktion. Konnten im 1. Pro-duktionsjahr (1952) 43,2 t Schlachtschwein dem Markt bereitgestellt werden, so waren es 1972 bereits 1125 t. Die tägliche Gewichtszunahme je Tier und Tag erhöhte sich von 388 Gramm (1952) auf 542 Gramm (1972). Aus der Verluststützung durch den Staatshaushalt im Jahre 1952 von 357 000 Mark ergab sich später ein Jahresgewinn von 1,4 Millionen Mark.105

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Am Rande der Stadt Anklam in der Friedländer Landstraße befand sich eine volkseigene Gärtnerei, die 1956 aus der Stadtgärtnerei hervor ging und zur Bezirksdirektion der Güter gehörte. Die Vergütung in den Volkseigenen Gütern mit dem Stand vom April 1957 ist aus nachfol-gender Tabelle zu entnehmen:106 Lohn- Zeitlohn Leistungsgrund- gruppe in Mark lohn in Mark Tätigkeitsmerkmale I 0,90 1,04 Einfache Arbeiten II 0,95 1,09 Arbeiten mit einfachen Geräten III 1,00 1,15 Schwere Handarbeiten IV 1,06 1,22 Schwierige Arbeiten V 1,13 1,30 Verantwortungsvolle Arbeiten VI 1,21 1,39 Bedienen, Steuern von Traktoren VII 1,37 1,58 Dreschsatzführer, Maschinist VIII 1,58 1,82 Mit besonderer Verantwortung Ähnlich sah die Lohnskala für Arbeiter in der Tierzucht aus. Dazu kamen Vergünstigungen in der Versorgung mit Lebensmitteln, die den Stundenlohn wie folgt erhöhten: Ledige 0,09 Mark Verheiratete ohne Kind 0,14 Mark Verheiratete mit einem Kind 0,19 Mark Verheiratete mit zwei Kindern 0,24 Mark. Danach konnte ein verheirateter Traktorist mit einem Kind im Monat bei 208 Arbeitsstun-den (Leistungsarbeit) 328,64 Mark der DDR [208 x (1,39 + 0,19)] verdienen, abzüglich 32,86 Mark Sozialbeiträge (10 %). Lohnsteuer fiel noch nicht an, somit eine Nettovergütung von 295,78 Mark.

Zu Betrieben und Flächen der Kirche Die Kirche verfügt im Kreis über Ländereien und landwirtschaftliche Betriebe. Die genaue Eigentumsfläche wird in den öffentlich vorliegenden Statistiken nicht ausgewiesen. Die Klostergüter Neuenkirchen und Menzlin mit einer Gesamtfläche von 1242 ha sind im Rahmen der Bodenreform aufgesiedelt worden. Sie gehörten zum „Staatlichen Kulturfonds Hannover“ und wurden von der Besatzungsmacht wie Eigentum des NS-Staates behandelt. Der Präsident der Klosterkammer Hannover legte am 17.11.1945 bei der Landesverwaltung Mecklenburg-Vorpommern Beschwerde ein mit der Begründung, dass diese Güter eine milde Stiftung für Kirchen und Schulzwecke, somit eine kirchliche Institution wären.107 Dieser Wi-derspruch wurde nicht anerkannt. Die von der Kirche an Güter verpachteten Flächen wurden vielfach im Zusammenhang mit der Enteignung dem staatlichen Bodenfonds zugeführt und aufgesiedelt. Die drei Kirchenbetriebe Ziethen (107 ha), Schlatkow (48 ha) und Gramzow (57 ha) waren dem kirchlichen Konsistorium Greifswald unterstellt. Über Plangrößen zum Anbau von Kulturen, Viehbeständen, Materialfonds und Verkauf landwirtschaftlicher Produkte erfolgten von der Kreisverwaltung Abstimmungen mit dem Konsistorium. Zwischen den Kirchenbetrieben und der Abteilung Landwirtschaft bestand ein lockerer Kontakt bei der Lösung von Produktions- und Absatzaufgaben.

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Es galten die gleichen gesetzlichen Bestimmungen für die Pflichtablieferung und Besteuerung wie für Bauern der jeweiligen Betriebsgröße. Diese und andere negative Maßnahmen führten zu wirtschaftlichen Nachteilen. Mit der Verordnung über die Pflichtablieferung und den Aufkauf landwirtschaftlicher Er-zeugnisse vom 29.10.1953108 traten Ausnahmeregelungen bei der Pflichtablieferung in Kraft. Ablieferungsnormen für tierische Erzeugnisse wurden nach der individuellen Leistungskraft des jeweiligen Betriebes festgelegt. Materielle Hilfe konnte von Unternehmen und kirchlichen Vereinen der Bundesrepublik Deutschlands angenommen werden. Auch nach Vollgenossenschaftlichkeit der Landwirtschaft blieben sie selbständig. Zum Bereich der Kirche gehörten weiterhin das Kinderheim Görke und Bugenhagenstift Ducherow. Beide verfügten über kleine Landwirtschaftsbetriebe. Materielle Fonds wie Dün-gemittel und Hilfsmaterial für Gärtnereien gab es auf Zuteilung der Kreisverwaltung. Die Einrichtungen unterlagen keiner Ablieferungspflicht pflanzlicher oder tierischer Erzeugnisse, sie setzten die erzeugten landwirtschaftlichen und gärtnerischen Produkte zur Eigenversor-gung ein. Die einzelnen Kirchengemeinden verfügten über Land, das sie weitgehend an Bauern ver-pachteten. So hat die Kirchengemeinde Krien ihre Ackerflächen mit einem Jahressatz von 40 bis 50 RM /ha an die Bauern und Kleinbetriebe verpachtet.109 Auch andere Kirchengemein-den schlossen in dieser Höhe ihre Verträge ab. Beim Eintritt der Bauern in die LPG gingen alle Pachtrechte an die LPG über. In diesen Fäl-len trat der Rat des Kreises als Pächter gegenüber der Kirche auf und zahlte aus dem Staats-haushalt die jährliche Pachtgebühr. Sie bewegte sich je ha zwischen 9 und 25 Mark.110 Bei Vereinbarung des Pachtzinses lag der Pachtpreis des Jahres 1944 zu Grunde, bestimmt durch die Bodenwertzahl. Der Rat des Kreises schloss mit der LPG, die diese Fläche bewirtschaftete, einen Nutzungs-vertrag ab. Sie zahlte nur die Grundsteuer, weitere finanzielle Belastungen traten nicht auf.

Die VdgB, eine Massenorganisation der Bauern und Kleinproduzenten

Im Zusammenhang mit der Durchführung der Bodenreform entstanden in den Dörfern Komitees der gegenseitigen Bauernhilfe. Am 09.05.1946 erfolgte im Kreis die Bildung der „Vereinigung der gegenseitigen Bauernhil-fe“ (VdgB). Danach kam es in den Dörfern zur Umbildung der Komitees in „Ortsorganisa-tionen der VdgB“. Das übergeordnete Leitungsorgan war der Kreisvorstand der VdgB. Im Februar 1947 entstanden die VdgB-Maschinenhöfe (Krien, Ducherow, Spantekow und Blesewitz), die von den Ortsorganisationen die Großtechnik übernahmen. Auf zentraler Ebene fand im November 1947 der erste Bauernkongress statt, wo sich der Verband der gegenseitigen Bauernhilfe formierte. In den ersten Jahren nach dem 2. Weltkrieg spielte in den Dörfern die VdgB eine bedeutende Rolle. Neben der Organisation der gegenseitigen Hilfe erfüllte sie Aufgaben auf dem Gebiet der ländlichen Versorgung mit Produktionsmitteln und als Bank für den Geldverkehr. Sie entwickelte sich zur VdgB-Bäuerlichen-Handels-Genossenschaft (VdgB-BHG). In jedem größeren Ort gab es dieses Unternehmen. Auch die Raiffeisen-Molkereigenossenschaften wandelten sich zu VdgB-Molkereigenossenschaften um. Klein- und Mittelbauern gehörten dem Verein an, 1958 zählte er im Kreis 4013 Mitglieder sowie 21 BHG und 4 Molkereien111. In den weiteren Jahren erfolgte ein Zusammenschluss

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vieler BHG, 1960 waren es nur noch 8 111. Auch als LPG-Angehörige blieben sie Mitglied der VdgB. Die SED sah in der Massenorganisation VdgB eine politische Kraft zur Gestaltung der ange-strebten sozialistischen Gesellschaft. Über diesen Weg erfasste sie nicht parteimäßig organi-sierte Bauern und konnte sie für das gemeinsame politische Handeln ansprechen. Auch für die örtlichen Volksvertretungen stellte die VdgB-BHG Abgeordnete, so waren 1960 in den Gemeindevertretungen und der Stadtverordnetenversammlung 200 Mitglieder mit dem Man-dat der VdgB und im Kreistag 5 vertreten112. Die Aufgaben der BHG bestanden insbesondere in folgendem:

- Versorgungseinrichtung für - Dünge- und Pflanzenschutzmittel - Futter, Saat- und Pflanzgut

- feste Brennstoffe - Baumaterialien, Kleinwerkzeug u.a.m.

- Spar- und Zahlungsverkehr für die Dorfbevölkerung - Dienstleistungseinrichtung verschiedener Art wie Ausleihe von Technik

Mit Bildung der LPG wuchsen die Anforderungen an landwirtschaftliche Dienstleistungen. Die einzelnen VdgB-BHG entwickelten den Handelsbereich für Dünge- und Pflanzen-schutzmittel, sie beschafften sich weitere Technik für den Transport und die Ausbringung der Düngemittel sowie für andere Arbeiten. 1968 baute die BHG Klein Bünzow ein Düngerlager für feste und flüssige Stoffe. 1969 ent-stand in der BHG Ducherow und 1970/71 in der BHG Anklam ein Düngerlager für feste Dünge- und Pflanzenschutzmittel. Die Unternehmen des Kreises hatten sich vermögensseitig entwickelt. Per 31.12.1971 betrug der Bruttogrundmittelbestand 14 191 TM, darunter 6 457 TM Ausrüstungen.113 Anfang 1973 wurden die Abteilungen Handel und Dienstleistungen aus den BHG ausgeglie-dert und zu drei kooperativen Einrichtungen (Anklam, Ducherow und Klein Bünzow) mit dem Namen „Agrochemisches Zentrum“ (ACZ) zusammengeführt. Die VdgB-BHG wurde umformiert. Hierzu erließen der Zentralvorstand am 20.07.1972 und das Ministerium für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft am 07.08.1972114 Direktiven. Die BHG waren in vielen Dingen nur noch für landwirtschaftliche Kleinproduzenten und die Dorfbevölkerung zuständig. Einige Handelsaufgaben wie Versorgung mit Baumaterialien, Kleintechnik, Saatgut für gärtnerische Erzeugnisse oder Arbeitsbekleidung verblieben im Un-ternehmen. In den siebziger bis Anfang der achtziger Jahre war von den politischen Aktivitäten der VdgB in den Dörfern und im Kreis wenig zu spüren. Der Kreisvorstand der VdgB beschränkte sich stark auf die wirtschaftliche Tätigkeit der BHG. Der Zusammenschluss ging weiter voran, im Endergebnis gab es nur noch die BGH Anklam mit Außenstellen. Vielfach verkannte man die Leistung der BHG. So verkaufte zum Beispiel Anklam 1984 172560 Gemüse- und Erdbeerpflanzen, 4388 Obst- und Ziergehölze, 51 747 Jungtiere ( vor allem Küken) sowie 49,6 t Pflanzkartoffeln und führte 53 000 t Transportleistungen durch.115 Die VdgB-Molkereien schlossen sich zu einem Unternehmen mit dem Standort Anklam zu-sammen. 1984 nahm die VdgB-BHG Obstmosterei Krien die Lohnmosterei auf. Im April 1986 eröffnete die BHG Anklam in der Demminer-Straße 18 eine neue Verkaufsstelle, die ca. 6000 Artikel anbot.116 Die VII. Zentrale Delegiertenkonferenz der VdgB im Juni 1984 in Schwerin aktivierte erneut die Arbeit der VdgB. Auf der Anfang Februar 1987 stattfindenden Kreiskonferenz in Anklam wurde festgestellt, dass 87,2 % aller Genossenschaftsbäuerinnen und -bauern Mitglied des

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Vereins waren und es 52 Ortsorganisationen gab.117 1986 hatten 889 Personen den Antrag auf Mitgliedschaft gestellt.117

Schlösser, Gutshäuser, Parkanlagen und Wirtschaftsgebäude der

ehemaligen Güter Ende April 1945 befanden sich im Kreis Anklam nach den Grenzen des Jahres 1953 insge-samt 44 Schlösser und Gutshäuser in allgemein gutem Zustand. Das Schloss Schwerinsburg brannte Ende April 1945 ab. Im Abschnitt „Die Bodenreform, ihr Ziel und ihre Auswirkungen“ wurde auf die Enteignung der Großgrundbesitzer im Jahre 1945 eingegangen. Auch die Schlösser, Gutshäuser, Parkan-lagen und Wirtschaftsgebäude gingen in Staatseigentum über. Für den überwiegenden Teil der Gutshäuser und Parkanlagen, die nicht zu einem Landesgut gehörten, erhielten die Räte der Gemeinden die Rechtsträgerschaft. Bei Wirtschaftsgebäuden war die Verwertung und endgültige Eigentumsüberführung breit gefächert. Einen Teil erhielt das Komitee der gegenseitigen Bauernhilfe zur Nutzung, einige Ställe, Unterstellhallen und Scheunen erhielten Neubauern zum Umbau, weitere kamen zum Abriss. Materialgewinnung galt nicht als alleiniger Grund für die Beseitigung von Wirtschaftsgebäu-den. Die Kommunistische Partei und später die SED strebten aus ideologischer Sicht an, über die Beseitigung der Gebäude das Bild des Gutes schnell verschwinden zu lassen. Wohl wurde diese Absicht den Dorfbewohnern gegenüber nicht deutlich geäußert. Die Begründung, dass der Bedarf an Baumaterial den Abriss erforderte, war einleuchtender. Die Nutzung der Schlösser und Gutshäuser erfolgte von 1945 bis 1950 vorrangig für Wohn-zwecke. Auch Gemeindebüros machten sich in mehreren Orten dort ansässig. Im Laufe der Zeit fand eine Umprofilierung der Nutzung dieser Objekte statt. Viele Menschen verließen die Dörfer oder sie schafften sich im Rahmen der Siedlungspolitik eine andere Wohnmög-

lichkeit. Konsumverkaufsstellen, Kindergär-ten, LPG-Büro u.a.m. bezogen diese Räume. Nachfolgende Beispiele zeigen die effektive wirtschaftliche Nutzung einiger Gutshäuser. Im Schloss Neetzow war das Staatliche Dorf-ensemble der DDR und später eine Einrich-tung der Landwirtschaftlichen Akademie der DDR stationiert. Die Häuser in Bömitz,

Spantekow und Ducherow Schloss Neetzow

dienten viele Jahre der Alten- und Krankenpflege. Löwitz beherbergte in den ersten Jahren die Kreisparteischule der SED, bis zum Abbruch ein Kinderheim. Die MTS Blesewitz hatte im Guts-gebäude die Verwaltung und den Kulturraum, das Gutshaus Libnow diente als Betriebsferienheim. Die Instandhaltung der Gutshäuser wurde größ-tenteils vernachlässigt. Wesentliche Ursachen hier-für bestanden darin, dass die Räte der Gemeinden und die Kreisverwaltung nicht über die nötigen

Gutshaus Dargibell

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finanziellen Mittel verfügten sowie ein Mangel an Baumaterial und Baukapazitäten in der DDR vorherrschte. Ende 1989 gab es in Menzlin, Panschow, Iven, Löwitz und Putzar keine Gutshäuser mehr. Sie wurden wegen Baufälligkeit abgerissen oder standen, wie in Putzar, als Ruine. In Müg-genburg, Busow, Dargibell oder Sophienhof war infolge baulichen Zerfalls nur noch eine teilweise wirtschaftliche Nutzung möglich. Zu jedem Schloss und Gutshaus gehörte eine Parkanlage oder ein größerer parkähnlicher Garten. In der Regel waren die Gemeinden Rechtsträger und damit zuständig für die Pflege und Unterhaltung. In den ersten Jahren nach 1945 brauchten die Menschen Brennholz, fällten Bäume und ent-fernten wertvolle Sträucher und Pflanzen. Die Gemeinden fühlten sich nicht ausreichend für

die Parks zuständig, um sie vor der Zerstörung zu schützen. Die Unterhaltung und Pflege im Laufe der Jahre gestaltete sich un-terschiedlich. Vielfach trat eine Verwilderung der Parkanlagen und ehemaligen Gutsgärten ein, dem Ort gingen wertvolle Erholungsob-jekte verloren.

Speicher und ehemalige Gutsställe in Janow In verschiedenen Abschnitten ist die Nutzung der Wirtschaftsgebäude von ehemaligen Gü-tern beschrieben, es erübrigt sich, weiter darauf einzugehen. In den Dörfern des Kreises voll-zog sich in den Folgejahren eine erhebliche Strukturveränderung. Mit dem Aufbau Landwirt-schaftlicher Produktionsgenossenschaften wären die Wirtschaftsgebäude sehr nützlich gewe-sen. Nahrungsgüterwirtschaft, Versorgungseinrichtungen und Auf-

kaufbetriebe bis Anfang der sechziger Jahre Der zweite Weltkrieg hinterließ im Kreis eine stark beschädigte Nahrungsgüterwirtschaft. Die Zuckerfabrik war durch Bombenangriffe teilweise zerstört. Die Kartoffelstärke- und Flo-ckenfabrik in der Ravelinstraße wurde zur Wiedergutmachung der Kriegsschäden demontiert. Der Schlachthof und die Molkereien waren einigermaßen betriebsfähig, Lagerhäuser für den Getreideaufkauf jedoch zerstört oder stark beschädigt. Der größte Teil der Kleinbahntrassen wurde 1945 zur Wiedergutmachung der Kriegsschuld abgebaut, so dass das Verkehrsnetz für die Landwirtschaft neu gestaltet werden musste. Mit Beseitigung der Kriegsschäden wurde allerorts begonnen, es fehlten jedoch Ersatzteile, Baumaterial und Geld. Der Wille und eine hohe Einsatzbereitschaft der Menschen zum Auf-bau und zur Inbetriebnahme der Betriebe und Anlagen waren vorhanden. Die Zuckerfabrik konnte am 05.11.1946 mit der ersten Kampagne beginnen. Das Dach vom Zuckerhaus fehlte zwar noch, aber die Produktion lief.118 In dieser Kampagne wurden 32147 t Zuckerrüben zu 4 472 t Rohzucker verarbeitet.118, 119 1948 wurde die Zuckerfabrik voll auf die Weißzuckererzeugung umgestellt, verarbeitete in dieser Kampagne 79 676 t Zu-ckerrüben, täglich 1 328 t, zu 9 170 t Weißzucker.119

Der Schlachthof führte ab 1945 die Schweine- und Rinderschlachtungen durch und versorgte über die Kreisgrenze hinaus die Fleischer mit Schlachterzeugnissen.

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Der Mechanisierungsgrad des Schlachthauses und die Kühlkapazität war in den fünfziger Jahren niedrig. Zu dieser Zeit lag die Beschäftigungszahl bei ca. 45 Personen. 1960 verkaufte das Unternehmen 1 320 t Schweine- und 610 t Rindfleisch.120 Die Molkereien Anklam, Dennin, Krien, Medow und Ducherow kauften Milch auf. Die Pri-vatmolkerei Jahn in Anklam produzierte nicht mehr. Mit steigender Milchproduktion reichte in der VdgB-Molkerei Anklam die Verarbeitungska-pazität nicht mehr aus, so dass bauliche Veränderungen und eine Modernisierung der techni-schen Ausrüstung erfolgten. Der Raiffeisen-Ein- und Verkaufsverein übernahm 1945 den Getreide- und Ölfruchthandel, schaffte Möglichkeiten zur Einlagerung in der Stadt und in einigen Dörfern. 1946 fand die Überführung des Vereins in die VdgB statt. Es entstanden die VdgB (BHG), zunächst in grö-ßerer Anzahl als selbständige Einheiten. Die BHG hatten die Aufgabe, die materiell-technische Versorgung aller Landwirtschaftsbe-triebe mit Düngemitteln, Brennstoffen, Pflanzenschutzmitteln, Kleintechnik und weiteren Produktionshilfsmitteln sicherzustellen. Die Deutsche Wirtschaftskommission (DWK) beschloss am 29.03.1949 die Bildung der Ver-einigung volkseigener Aufkaufbetriebe (VVEAB) für landwirtschaftliche Produkte wie Ge-treide, Öl- und Hülsenfrüchte, Schlachtvieh, Wolle, Eier und Bienenhonig. Sie waren Anstal-ten des öffentlichen Rechts und hatten nachgeordnete Kreiskontore121, so auch in Anklam. Diesem Unternehmen waren die Speicher- und Siloanlagen im Hafengebiet unterstellt. Weite-re Möglichkeiten zur Getreideeinlagerung bestanden im ehemaligen Wehrmachtsgefängnis und auf dem Flugplatzgelände. Der Sitz des VEAB befand sich in der Werkstraße nähe des Güterbahnhofes. Der Betrieb wurde im Laufe der Jahre mehrmals umstrukturiert. Als Leiter fungierte Herr Leibinger, spä-ter Erwin Franz und Hans Zerler. Der VEAB schloss ab 1959 mit den Landwirtschaftsbe-trieben die Jahresaufkaufverträge ab und setzte sich für die zeitgerechte Vertragserfüllung ein. Der VEAB beschäftigte das entsprechende Personal. So arbeiteten 1954 16 Beschäftigte als Erfasser, die an Ort und Stelle den Aufkauf der landwirtschaftlichen Produkte durchführten. Ein Aufkäufer war für 2 bis 3 Gemeinden zuständig.122 Für den Auf- und Verkauf von Saat- und Pflanzgut entstand die Deutsche Handelsgesell-schaft (DSG) mit dem Handelsbetrieb in Anklam. Dieser Betrieb, ansässig auf dem Aradogelände Anklam, organisierte die Saat- und Pflanzgut-produktion im Kreis, führte fachliche Beratungen durch und half bei der Versorgung. Mit Bildung der Bezirke im Jahre 1952 entstand in Neubrandenburg ein bezirklich geleiteter Handelsbetrieb für Zucht- und Nutzvieh, der Außenstellen unterhielt, so auch in Anklam in der Bluthslusterstraße. Auf dem Aradogelände befand sich das Staatliche Kreiskontor für landwirtschaftlichen Be-darf. Es versorgte Betriebe mit Kleintechnik, Düngemitteln, Bindegarn und anderes mehr. Im Jahre 1961 betrug der Gesamtumsatz ca. 7,1 Mio. Mark bei einer Beschäftigtenzahl von 13 Personen unter der Leitung von Bruno Brandt.123 Dieses Unternehmen stellte mit Bildung der ACZ und Kreisbetriebe für Landtechnik die Arbeit ein. Die vorhandenen Mühlen in der Stadt und im Kreis erhielten das Getreide von den einkau-fenden Großhandelsbetrieben zur Verarbeitung. Sie versorgten die Bäckereien mit Mehl. Windmühlen gab es nicht mehr, die Anzahl der motorgetriebenen Mühlen auf dem Lande ging zurück.

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Anfang der fünfziger Jahre beendeten die Brennereien Zinzow, Altwigshagen und Spantekow, die Kartoffeln und Melasse zu Spiritus verarbeiteten, ihre Tätigkeit. Der Kartoffelspiritus hatte 91 bis 93 % Äthanolanteil. Ab 1960 begann im Kreis der Agrarflug. Das einmotorige Flugzeug „ L 60“ brachte Dünge-mittel aus und führte die Schädlingsbekämpfung durch. Der Basisplatz für Agrarflugzeuge befand sich auf dem Flugplatz in Anklam. Im Abschnitt „Agrochemische Dienstleistungen“ wird detaillierter darauf eingegangen. Die Kleinbahn Anklam – Lassan (ALKB) fuhr nach 1945 zweimal wöchentlich, jedoch nicht über die Peenebrücke, da diese starke Beschädigungen aufwies. 1946 endete der Bahnbetrieb, die Gleise wurden aufgenommen. Die Nutzung der verbliebenen Kleinbahnstrecke Friedland - Anklam erfolgte noch bis 1969 für den Güter- und Personenverkehr. Besonders in den Nachkriegsjahren spielte die Klein-bahn für Teile des Kreises eine bedeutende Rolle. Schrittweise übernahm der volkseigene Kraftverkehr die Personenbeförderung. Der Güterverkehr wurde durch den steigenden Einsatz von LKW und Traktoren im land-wirtschaftlichen Bereich und dem Kraftverkehr von der Kleinbahn übernommen. Am 31.05.1969 fuhr im Kreis der letzte Kleinbahnzug im Personen- und Güterverkehr.

Das Investitionsgeschehen bis Anfang der sechziger Jahre Der Verschleiß von Wirtschaftsgebäuden und Landtechnik war während des 2. Weltkrieges sehr hoch, Großgrundbesitzer und Bauern konnten nur wenig neue Technik kaufen. Mit der Bodenreform wurde in der Landwirtschaft eine andere Betriebsstruktur auf die Ta-gesordnung gerufen. Diese musste erst aufgebaut und entsprechend mechanisiert werden. Über 50 % der Bauernwirtschaften galt es neu zu profilieren. Es fehlten Wohnhäuser, Ställe, Lagerräume und Kleintechnik. Viele Neubauern wohnten sehr beengt und hatten keine Un-terstellmöglichkeiten für ihr Vieh. Eine Reihe der Wirtschaftsgebäude der ehemaligen Güter mussten für die Unterbringung der Viehbestände der Neubauern eingerichtet werden. Es erfolgten zunächst einfache Baumaß-nahmen wie das Ziehen von Trennwänden, Schaffen von Eingangstüren u.a.m. Wirtschaftsgebäude, besonders Scheunen und Maschinenunterstellräume, wurden abgebro-chen, um Material für Umbauarbeiten zu gewinnen und neue kleine Ställe zu bauen. Nur über diesen Weg bestand die Möglichkeit, schnell zu Baumaterial zu kommen. Zement war schwer erhältlich, als Baukalk diente vielfach Düngekalk und Kalkabfall von Zuckerfabriken. Lehm und Feldsteine gewannen für das Baugeschehen größere Bedeutung. Im Herbst 1947 kam von der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) der Befehl 209 für das Neubauernbauprogramm. Es regelte einige Verfahrensfragen bei der Materialbereitstel-lung und Finanzierung. So wurde unter anderem festgelegt, dass in erster Linie örtlich vor-handene Baustoffe, die durch den Abbruch der Gutsgebäude anfielen und Holz aus dem Wald des Baubewerbers einzusetzen waren. Trotz der großen Materialschwierigkeiten entstanden 1948 auf dieser Grundlage im Kreis 305 Bauerngehöfte, weitere 146 befanden sich im Bau.124 In den Folgejahren fand das Bauprogramm seine Fortsetzung. Bis Ende 1956 waren 1460 Siedlungsgebäude errichtet125, darunter 200 Bauten in Naturbauweise, also mit Naturstein oder Lehm125 (vgl. Anlage 28). Vielfach stehen diese Häuser noch heute, von außen ist ihnen die Bauweise nicht anzusehen.

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Im Zusammenhang mit der LPG-Bildung erließ am 01. 06. 1953 der Minister für Land- und Forstwirtschaft eine Anweisung zur Förderung des Wohnungs- und Stallbaues für LPG-Mitglieder. Diese sagte unter anderem aus: Ein Haus mit Stall für Familien bis 5 Personen konnte eine Länge von 9,30 m und Breite von 8 m haben. Als Wohnfläche waren 2 Zimmer mit 31,27 m² und eine Wohnküche mit 14,11 m² sowie ein Stall mit 27,02 m² vorgesehen. Der Gesamtpreis durfte 12 600 Mark nicht über-schreiten. Es wurden dafür bis 8 000 Mark Kredite gewährt, Flüchtlinge und Vertriebene er-hielten davon 3 200 Mark zinsfrei. Kinderreiche Familien (6 Personen und mehr) konnten ihr Haus um 2,70 m länger mit einer Gesamtwohnfläche von 57,88 m² bauen und erhielten dafür einen Gesamtkredit bis 9 800 Mark.126 Für den Bau eines Einzelstalles im Werte von 4 500 Mark erfolgte eine Kreditbereitstellung bis 2 600 Mark.126

Im Laufe des Jahres 1954 traten höhere Baupreise in Kraft, diese lagen zwischen 18 bis 28 TM je Haus mit Stall. 15 % des Bauwertes mussten vom Bauherrn als Eigenleistung erbracht werden, für die weiteren 85 % wurden Kredite gewährt. 3 000 Mark Kredite waren zinslos, die jährliche Tilgung lag bei 1 %. Für den weiteren Kredit waren 2 % Zinsen und 1 % Tilgung an die Bank zu zahlen.127 Die Gebäude besaßen einen niedrigen Baustandard. Sie wurden im Laufe der Jahre, je nach Material- und Geldlage, modernisiert. Mitte der fünfziger Jahre ging das Bauen der Neubauernhäuser zurück. Nach 1960 begann in den Dörfern der mehrgeschossige Häuserbau. Bis 1956 wurden insgesamt 1 460 Siedlungs-gebäude errichtet.128

Nach Entstehung der ersten LPG, rückte die Errichtung von Stallan-lagen in den Vordergrund. 1954 entstand im Kreis in der LPG Typ III „Friedrich Engels“ Menzlin der erste 90-ziger Kuhstall, weitere folgten in anderen LPG. Die Forderungen nach Stallanla-gen, Bergeräumen, Güllebehältern und Siloanlagen verschärften sich. Die Konzentration der Tierbestän-de wurde durch die LPG-Bildung

Kuhstall für 90 Kühe / Baujahr 1955 immer größer. Die wenigen ehemaligen Gutsställe waren schnell überbelegt, neue Anlagen fehlten. Es mangelte an Baumaterial, Bau- und Projektie-rungskapazitäten und brauchbaren wirtschaftli-chen Projekten, die einen höheren Innenmechani-sierungsgrad ermöglichten, nicht zuletzt auch an Geld. Viele Provisorien wurden entwickelt und genutzt, auch die Haltung von Schweinen in offenen Hüt Hüttenhaltung in Zinzow ten. Dabei handelte es sich um kleine Holzhütten von ca. 8 bis 12 m² Größe mit eingezäun-tem Freiauslauf, der Futtertrog stand draußen. Diese Hütten gab es in mehreren LPG, wie z.B. in Zinzow. Für die Schweineaufzucht waren sie bedingt geeignet, für die Mast nicht brauchbar, da das Mastschwein einen zu hohen Eigenenergieverbrauch besitzt. Das Ergebnis bestand in einer täglich zu geringen Zumastleistung, die Mastschweine wurden über ein Jahr alt. Im Winter gab es bei der Sauenhaltung viele negative Seiten. Das Futter gefror in den Trögen, viele Jungtiere erkälteten sich und verendeten. Die Schweinehütten stellten eine un-wirtschaftliche Haltungsform dar.

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Von der zentralen SED-Führung kam die Aufforderung zum Bau von Offenställen für Rin-der. Im Jahr 1956 fand im Ministerium für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft in Berlin-Karlshorst eine Beratung mit Vertretern der Räte der Kreise und Bezirke zu Fragen des ländlichen Bauwesens statt. Vertreter des ZK der SED und der Ministerien für Land- und Bauwirtschaft hatten sich in der Sowjetunion in einige Kolchosen und Sowchosen Rinderoffenställe und Hühnerintensiv- anlagen angesehen. Im Ergebnis dieser Reise kamen sie zu der Erkenntnis, dass diese Anlagen auf die Landwirtschaft der DDR übertragbar seien. Zu dieser Zeit gab es eine politische Lo-sung die da hieß: „Von der Sowjetunion lernen heißt siegen lernen”. Diese Losung sollte umgesetzt werden. An dieser Beratung nahmen Funktionäre der Partei- und Staatsführung, Wissenschaft und Praxis teil, die während der Aussprache ihre Bedenken äußerten. Gerhard Grüneberg, Sekretär des ZK der SED für Landwirtschaft, machte allen Konferenz-teilnehmern klar, dass Offenställe zu bauen und die Hühnerintensivhaltungen einzuführen seien. Vertreter der Kreise und Bezirke erhielten technische Zeichnungen als Anschauungs- und Handlungsmaterial. Auf der Grundlage dieser Beratung wurden im Kreis mit ausgewählten LPG-Vorsitzenden Gespräche zum Offenstallbau geführt. Die Nachfrage nach Rinderställen war sehr groß, Er-fahrungen gab es keine. Sehr bald kamen von den LPG erste Bauanträge.

Eine Offenstallanlage bestand in der Regel aus zwei offenen Lauf-ställen mit jeweils 60-Kuhplätzen. Dazu gehörte ein Bergeraum für Stroh und Heu, Flachsilos, Dunglegen, Güllebehälter, Melk-haus mit Fischgrätenmelkstand und eine eingezäunte Auslaufflä-che. Die Entmistung war mit dem

Schiebeschild möglich. Der Kuhplatz kostete 2 000 bis 2 500 Mark, die Gesamtanlage für 120 Kühe 240 000 bis 300 000 Mark. Diese Forderungen schlugen sich, wie bereits in einem anderen Abschnitt dargelegt, im Per-spektivplan 1956 - 1960 nieder. Der Bau von Offenställen wurde, beginnend ab 1957, in vie-len Orten des Kreises durchgeführt, so in den LPG Neu-Kosenow, Görke, Rosenhagen, Groß Jasedow, Bargischow, Groß Polzin, Alt Teterin, Strippow, Wussentin, Krien, Pan-schow, Relzow, Pinnow, Zinzow und weiteren Betrieben. Hierzu spezialisierte sich im Bezirk Neubrandenburg ein Baubetrieb unter dem Namen „Volkseigenes Landbaukombinat Neubrandenburg “ (LBK Neubrandenburg). Sehr bald zeigte sich in diesen Stallanlagen eine Stagnation bzw. ein Rückgang der Milchleis-tung je Kuh bis um 50 % im Vergleich zu den Warmställen. Die klimatischen Bedingungen und der vorhandene Rindertyp für eine Freihaltung waren nicht vorhanden. Im Winter gefror das Futter auf den Krippen, der raue Wind führte zu Erkältungskrankheiten bei den Rindern und Tierpflegern. Die Bauern bauten ohne Genehmigung der staatlichen Leitung die Stallöff-nungen zu. Die Ställe blieben weiterhin ein Provisorium, da die Innentemperaturen und das Klima nicht dem Optimum für eine Milchviehhaltung entsprachen, sie waren auch sehr feucht. Neben diesen Offenstallanlagen kam es zum Umbau ehemaliger Wirtschaftsgebäude der Gü-ter zu Rinder-, Schweine- und Schafställen, versehen mit Innenmechanisierung. Hühnerintensivhaltungen und Broilermastanlagen wurden auf die Verhältnisse der Landwirt-schaft der DDR angepasst, sie fanden in begrenztem Umfang Eingang in unserem Kreis.

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Hier sei die Broilermastanlage Relzow erwähnt, die über eine Reihe von Jahren erfolgreich produzierte. Es entstanden neue Schweinemastställe, so in den LPG Sarnow, Neu Kosenow, Putzar, Ner-din, Iven, Rathebur, Ducherow, Strippow, Schmuggerow und Wussentin. In den LPG Spantekow, Zinzow, Krien, Klein Bünzow und Menzlin wurden Abferkelställe gebaut, die eine Basis für die weitere spezialisierte Aufzucht von Ferkeln und Läufern schaff-ten. Vernachlässigt wurde der Bau von Dunglegen und Güllebehältern. Diese Sparsamkeit führte zu Umweltschäden. In den Folgejahren erkannte man die Fehler und ergänzte entsprechend die Stallanlagen. Der Bedarf an landwirtschaftlichen Baumaßnahmen war in der Phase der Entwicklung land-wirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften und leistungsfähiger Staatsgüter sehr groß. Grenzen bei der Realisierung der Forderungen bestanden in der nicht ausreichenden Kapazi-tät von Baubetrieben, im Fehlen von Baumaterial und Eigenkapital der landwirtschaftlichen Betriebe sowie der Kreditbereitstellung durch die Banken. Die Gesamtinvestitionen im Jahr und der Bauumfang in Landwirtschaftsbetrieben waren Bestandteil des kreislichen Volkswirtschafts- und Betriebsplanes. Hierzu hatte der Rat des Kreises bzw. die Produktionsleitung vom Bezirk Plangrößen erhalten, wonach die Einord-

nung der Maßnahmen erfolgte. Viele LPG warteten mehrere Jahre, bevor sie ihr Bauvorhaben realisieren konnten. Der zweite große Abschnitt im Investitionsgeschehen der Landwirtschaft beinhaltete die Mechanisierung der Feld- und Viehwirtschaft. Bis Mitte der fünfziger Jahre bauten vorwiegend die MAS/MTS die materiell-technische Basis zur Mechanisie-rung der Feldwirtschaft auf. Der Abschnitt „MAS und MTS“ enthält dazu eine Reihe von Aussagen. In der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre begannen die LPG mit der Anschaffung von Großtechnik für die Pflanzenpro-duktion und der Innenmechanisierung, so auch Getreidesi-los (siehe Bild). Die Landmaschinenindustrie in der DDR und des sozialisti-

schen Lagers war jedoch nicht so leistungsfähig, um den Bedarf zu decken. Die landwirtschaftliche Erschließung der „Friedländer Großen

Wiese“ In den Zeitraum 1958 bis 1965 fiel die landwirtschaftliche Erschließung der „Friedländer Großen Wiese”. Dieses Moorgebiet von ca. 11 000 ha liegt im Dreieck Putzarer See - Galen-becker See – Ferdinandshof.129 Der größte Teil gehörte zum ehemaligen Kreis Ueckermünde, aber auch die Kreise Anklam, Neubrandenburg und Strasburg waren daran beteiligt. Dieses Moor ist nach Aussagen der Geologen durch das Zurückschmelzen der Gletscher vor etwa 20 000 Jahren entstanden. Die durchschnittliche Moortiefe lag bei 1,50 m, in der Nähe des Galenbecker Sees jedoch bei 9 m.129

In zurückliegender Zeit gab es bereits eine Reihe von Aktivitäten zur Entwässerung der Flä-chen, um eine Grünlandnutzung zu ermöglichen, leider mit wenig Erfolg. Die schlechten Wasserverhältnisse brachten geringe Graslanderträge.

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Ab 1958 begann mit finanzieller Unterstützung durch das Ministerium für Land-, Forst- und Wasserwirtschaft die Projekterarbeitung für Maßnahmen der Wasserwirtschaft, des Straßen-baus und der Landschaftsgestaltung. Sie umfasste ein Gesamtgebiet von ca. 24 600 ha. Es war nicht sinnvoll, sich nur mit dem Moor zu beschäftigen, wirtschaftliche Einheiten mussten entwickelt werden, die eine ökono-mische Nutzung des künftigen Graslandes ermöglichten. Im Kreis Anklam betrafen es die LPG Löwitz, Schwerinsburg, Putzar und Boldekow, die dieses Programm erfasste, die auch einen bestimmten Nutzen daraus ziehen konnten. Am 10.08.1958 begann die Arbeit im Moor.130 Jugendbrigaden des Bezirkes Neubrandenburg unter Regie der Freien Deutschen Jugend (FDJ) gingen mit primitiven Geräten wie Spaten, Hacken, Schaufeln, Forken und Sensen ans Werk. Es gab wenig Bagger, Planiergeräte und Meliorationsmaschinen, so dass nach der Technologie des 19.-Jahrhunderts gearbeitet wurde. Später eingesetzte Unternehmen besaßen eine bessere technische Ausrüstung. Es entstand das Wohnlager „Nicolai Ostrowski“ mit primitiven Wasch- und Sanitäranlagen. Ein Teil der Jugendlichen schlief in Zelten, sie wuschen sich unter der Wasserleitung oder in Schüsseln. Das Essen lieferten Großküchen aus Friedland und anderen Orten. In der Regel befanden sich ca. 500 Jugendliche aus allen Kreisen des Bezirkes Neubrandenburg im Lager. Trotz der mangelhaften Bedingungen arbeiteten sie mit Begeisterung jeweils 4 bis 6 Wochen. Das Institut für Agrarökonomie der Akademie der Landwirtschaftswissenschaft der DDR in Anklam (August-Bebel-Straße) erarbeitete das landwirtschaftliche Projekt, nachdem die terri-toriale und betriebswirtschaftliche Gestaltung erfolgte. Am 23.03.1962 wurde die Meliorationsgenossenschaft (MG) „Friedländer Große Wiese“ ge-gründet131, sie nahm ihre Tätigkeit in diesem Gebiet auf. In 4 Jahren entstanden zahlreiche meliorations- und wasserwirtschaftliche Anlagen. Der Wert wird mit über 100 Mio. Mark der DDR angegeben.131 Über 770 km Gräben, 85 Stauanlagen u.a.m. entstanden. Die Erschließung mit Gräben für die Ent- und Bewässerung sowie der Bau von Wirtschafts-wegen schafften Voraussetzungen zur besseren Nutzung des Moorgebietes und der Randflä-chen. Danach erfolgten der Bau von Wirtschaftsgebäuden und die Verbesserung der technischen Ausrüstung der Landwirtschaftsbetriebe, um die Geldausgaben in Milch, Fleisch und Zucht-tiere umzusetzen. Die LPG Putzar, Boldekow und Löwitz erweiterten die Stallkapazitäten für Rinder, in Putzar entstand eine Rinderoffenstallanlage. Der Viehbestand und deren Leistungen wuchsen in einzelnen LPG im Laufe der Jahre. Ein sehr bedeutendes Wirtschaftsunternehmen, die „Industrielle Rindermastanlage“, ent-stand in Ferdinandshof im Zusammenhang mit dem Objekt „Friedländer Große Wiese“, auf die hier jedoch nicht weiter eingegangen wird. Zur Erschließung der „Friedländer Großen Wiese“, die viele Millionen Mark kostete, gab es reichlich Diskussionsstoff. Es kam zur Absenkung des Grundwasserstandes, bedingt durch die wasserwirtschaftlichen Bauten. Für die Pflanzenvegetation trat, besonders in den Som-mermonaten, ein zeitweiliger Wassermangel auf, so dass es zu Vermullungen der Moorflächen kam. Durch den späteren Bau des Peene-Süd-Kanals verbesserten sich die wasserwirtschaftli-chen Verhältnisse.

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Der Landwirtschaftsrat als neues Staatsorgan des Kreises Die zentrale Führung der SED kam Anfang der sechziger Jahre zu der Auffassung, dass die Leitung der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft nach den bisherigen administrativen Me-thoden über die Leitungslinie Ministerrat - Rat des Bezirkes – Rat des Kreises nicht den er-forderlichen Produktions- und Effektivitätszuwachs brachte. In Auswertung der Vorschläge des VII. Deutschen Bauernkongresses beschloss der Minister-rat der DDR am 30.03.1962132, dass der erste Kreissekretär der SED die Koordinierungsarbeit der staatlichen Organe mit den gesellschaftlichen Organisationen einschließlich ständigen Kommissionen für Landwirtschaft des Kreistages und LPG-Beirates zu übernehmen hatte. Der Vorsitzende des Rates des Kreises wurde verpflichtet, in dieser Koordinierungsgruppe mitzuwirken. Ab 1963 fand auf Kreis-, Bezirks- und Republikebene die Bildung der Landwirtschaftsräte und Produktionsleitungen statt. Damit sollte stärker das Zweig- und Territorialprinzip bei der Leitung der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft verbunden werden. Es galt im Kreis zwei Probleme zu lösen: erstens wirtschaftsschwache LPG leitungsmäßig zu stärken, zweitens den Aufbau der Produktionsleitung des Landwirtschaftsrates durchzufüh-ren. Zur Sicherung der ersten Aufgabe fand eine Delegierung von Fachkadern aus den MTS und der Abteilung Landwirtschaft des Rates des Kreises in die LPG statt. Hierzu führten hoch-rangige Funktionäre der Kreisleitung der SED und des Rates des Kreises mit den entspre-chenden Personen kurze Gespräche. Persönlichen Problemen der Betroffenen schenkte man wenig Aufmerksamkeit. Mehrere Angestellte aus der Abteilung Landwirtschaft mussten Leitungsfunktionen in den LPG übernehmen, obgleich sie für die zu bildende Produktionsleitung gebraucht wurden. Die vielfach geäußerte Meinung, dass Wissen und Können im Wesentlichen über die Qualität der Leitungsprozesse entscheidet, war in Vergessenheit geraten. Über eine Personalauswahl für die Produktionsleitung entschieden die Kreisleitung der SED und der Vorsitzende des Rates des Kreises. Gut ausgebildete Fachkräfte mit Praxiserfahrun-gen standen von den MTS und Wirtschaftsorganen zur Verfügung. Mit der Bildung des Kreislandwirtschaftsrates erfolgte eine vollständige Umstrukturierung der MTS, es entstand der Kreisbetrieb für Landtechnik. In Vorbereitung der Bildung des Kreislandwirtschaftsrates fand im März 1963 eine Kreisbau-ernkonferenz statt. Die Delegierten wurden in Jahreshauptversammlungen der LPG, Be-triebsversammlungen von VEG sowie landwirtschaftlichen Wirtschaftsunternehmen und Dienstleistungsbetrieben ausgewählt. Ca. 200 Personen fanden sich zur Wahl des Kreisland-wirtschaftsrates, der Delegierten für die Bezirksbauernkonferenz und für den zentralen Bau-ernkongress zusammen. Ab April 1963 waren die Stellen weitgehend mit fähigen Mitarbeitern besetzt, der Kreistag beschloss am 15. 05.1963 die Bildung des Landwirtschaftsrates und seiner Produktionsleitung. Kreisbauernkonferenzen gab es in Folge jedes zweite Jahr, die Produktionsleitung legte hier Rechenschaft über ihre Arbeit ab. In diesem Rahmen fand die Wahl der Mitglieder des Landwirtschaftsrates, der Delegierten für die Bezirksbauernkonferenz und für den Bauern-kongress statt. Die Konferenz stellte einen Höhepunkt der Arbeit des Landwirtschaftsrates und seiner Produktionsleitung dar, war kritisch und arbeitsaufwendig. Im Ergebnis der Bera-tung wurde das Wirtschaftsprogramm der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft für die nächs-ten zwei Jahre beschlossen. Für die Vorbereitung der Konferenz war ein gesondertes Gremium zuständig, das unter Lei-tung eines hochrangigen Funktionärs der Kreisleitung der SED stand.

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Leitende Personen vom Bezirk und der Zentrale nahmen als kritische Betrachter teil. Sie wer-teten im Rahmen ihres Diskussionsbeitrages die zurückliegende Arbeit des Kreislandwirt-schaftsrates und seiner Produktionsleitung aus. Den Abschluss bildete der Bauernball, an dem die Ehepartner teilnahmen. Der Kreislandwirtschaftsrat arbeitete nach dem Prinzip des demokratischen Zentralismus selbständig. Es gab eine Doppelunterstellung durch den Bezirkslandwirtschaftsrat und der territorialen Volksvertretung (Kreistag). Der Rat, der sich aus Vorsitzenden von LPG, VEG-Direktoren, Betriebsleiter der Nahrungs-güterwirtschaft und Dienstleistungen, Genossenschaftsbauern und Arbeiter aus dem materiel-len Bereich zusammensetzte, kam in der Regel jeden zweiten Monat mit ca. 70 bis 90 Perso-nen zu seiner Beratung zusammen. Die von der Produktionsleitung eingebrachten Vorschlä-ge kamen zur Beratung und Entscheidung. Zur Verteilung der Aufgaben, Fonds und staatli-chen Fördermittel gab es mehr Offenheit. Über erreichte wirtschaftliche Ergebnisse berichte-ten der Vorsitzende des Kreislandwirtschaftsrates sowie Direktoren und Betriebsleiter der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft. Vielfach erhielten die LPG, VEG und deren Kooperati-onen Empfehlungen zur Durchführung der Beschlüsse und weiteren Entwicklung in der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft. Es bestand eine Form der Demokratie, die über dieses Gremium praktiziert wurde und ein wichtiges Glied im Prozess der staatlichen Willensbildung darstellte. Der Rat des Kreises besaß gegenüber dem Landwirtschaftsrat kein Weisungsrecht, nur eine Koordinierungsfunktion. Der Vorsitzende des Landwirtschaftsrates fungierte als Mitglied des Rates des Kreises und Kreistagsabgeordneter. Er hatte die Möglichkeit und Pflicht, die territoriale Koordinierung mit weiteren Bereichen des gesellschaftlichen Lebens im Kreis zu sichern. Die Meinungen der Kommunalpolitiker zu dieser Leitungsstruktur gingen auseinander. Gab es in den ersten Jahren eine Reihe von positiven ökonomischen Ergebnissen für die Land- und Nahrungsgüterwirtschaft, so stellte diese Zweigleisigkeit der Leitung auf Kreis- und Be-zirksebene für die Territorialstruktur keinen Vorteil dar. Die Reibungsverluste bei der Siche-rung territorialer Verflechtungen und in der Kommunalpolitik nahmen zu. Über die vertikale Linie waren strukturbestimmende Prozesse zur Sicherung des volkswirt-schaftlichen Bedarfs an hochwertigen Nahrungsgütern zu verwirklichen. Die horizontale Strecke diente der Realisierung einer effektiveren koordinierten Arbeitsteilung und Koopera-tion. Bisher hatte die staatliche Leitung betont die vertikale Leitung betrieben, das heißt, Be-schlüsse und Weisungen Übergeordneter wurden nach unten durchgesetzt und kontrolliert. Jetzt galt es, die Prozesse, die auf die landwirtschaftliche Produktion wirkten, im Verwaltungs-territorium zu koordinieren und zeitgerecht zu sichern. Dieses beinhaltete eine neue Aufgabe, die höhere Anforderungen an den Leitungsprozess stellte. Die Produktionsleitung hatte zum Beispiel im Jahr 1963 mit 96 LPG und 5 VEG zu arbeiten, mit der Aufgabenstellung der Si-cherung technologischer Prozesse, angefangen von der Produktion über den Absatz bis zur Verarbeitung und Endverbrauch. Zwischen der Verwaltung als Produktionsleitung und dem Kreislandwirtschaftsrat stand zu-sätzlich das beratende Gremium „Produktionsleitung“, gewählt vom Kreislandwirtschaftsrat. Ihm gehörten der Produktionsleiter, die Bereichsleiter der Produktionsleitung, Leiter der Wirtschaftsunternehmen wie VEB Getreidewirtschaft, VEB Schlachthof, VEB Saat- und Pflanzgut, VdgB-Molkereigenossenschaft, Kreisbetrieb für Landtechnik, Leiter des Agro-Chemischen-Zentrums und der Direktor der Landwirtschaftsbank an. Das Gremium konnte im Rahmen der staatlichen Gesetze und Beschlüsse des Landwirt-schaftsrates unter Beachtung der Eigenverantwortlichkeit der Genossenschaft verbindliche Entscheidungen treffen, die dann von der Verwaltung umzusetzen waren.

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Das Gremium Produktionsleitung arbeitete nach einem festen Plan und kam alle 14 Tage zur Beratung zusammen. Vorlagen und Beschlussausfertigungen dienten als Grundlage, die Ar-beitsweise glich der des Rates des Kreises. Die Berufung des Produktionsleiters sowie der Bereichsleiter erfolgte nach der Wahl durch den Vorsitzenden des Bezirkslandwirtschaftsrates, später Vorsitzenden des Rates des Kreises. Die Verwaltung „Produktionsleitung“ des Kreislandwirtschaftsrates wurde 1963 mit 53 Per-sonen gebildet. Das Verwaltungsorgan besaß folgenden Aufbau: Produktionsleiter und zugleich Vorsitzender des Landwirtschaftsrates Ökonomie, Planung und Buchhaltung Agronomie (Pflanzenproduktion und Verarbeitung) Zootechniker (Tierproduktion und Verarbeitung) Veterinärwesen Bau, Melioration und Technik Personalbereich, Aus- und Weiterbildung sowie Frauenarbeit Dem Produktionsleiter waren Stabs- und Hilfsbereiche wie Justitiar, Produktionsorganisato-ren und die allgemeine Verwaltung mit dem Fahrzeugpark untergeordnet. Vorsitzender des Landwirtschaftsrates des Kreises und Produktionsleiter wurde der bisherige Vorsitzende des Rates des Kreises Paul Meier, ausgebildeter Diplom-Agrar-Ingenieur. Der Vergütungsfonds betrug 1965 insgesamt 451 300 Mark im Jahr. Der Leiter erhielt monat-lich 1255 Mark, seine drei Stellvertreter, die als Bereichsleiter arbeiteten, je 1030 M zuzüglich 7 % Leistungsvergütung.133 Weitere Mitarbeiter, außer Kreistierarzt, erhielten unter 900 Mark im Monat. Die gesamten Verwaltungskosten der Produktionsleitung des Landwirtschaftsrates lagen 1965 bei 646 TM.133

Möbel und Technik wie Autos, Motorräder, Schreib- und Rechenmaschinen sowie vieles andere kam von den sieben MTS, so dass die materiell-technische Basis sichergestellt war. Die Kreisproduktionsleitung erhielt vom Bezirkslandwirtschaftsrat Geld zum Kauf einiger PKW. Der neuen Verwaltung standen 6 PKW, 15 Motorräder und 3 Mopeds zur Verfü-

gung.133 Es kam zum Kauf guter Alt-fahrzeuge, 5 Fahrzeuge waren mit Be-rufskraftfahrern besetzt. Der Rat des Kreises stellte der Produkti-onsleitung Verwaltungsgebäude (drei Baracken und ein einstöckiges Haus) zur Verfügung, die sich zum Teil in einem schlechten Zustand befanden. Am 12.08.1965 gegen 19 Uhr brach das Dach des Verwaltungshauses zusammen. Zwei Jahre später wurde dann ein dreistöckiges Verwaltungsgebäude für die Produkti-

onsleitung errichtet. Das oberste Geschoss belegte die Volksbildungsverwaltung. Zu den nachgeordnete Einrichtungen der Produktionsleitung gehörten:

- Kreispflanzenschutzstelle - Staatliche Tierarztpraxen - Kreisbuchungsstation - Kreislandwirtschaftsschule - Bauinvestitionsgruppe

Die damalige Arbeit der Produktionsleitung ist vom Grundsatz her mit der Tätigkeit einer Konzernleitung vergleichbar. Sie hatte wirtschaftsleitende Aufgaben zu erfüllen, wobei staatli-che Hoheitsaufgaben im geringen Umfang anfielen.

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Die Betriebe im Verantwortungsbereich waren juristisch selbständig und trafen auf der Grundlage ihres Statuts sowie bestätigter Jahrespläne und Wirtschaftsverträge eigene Ent-scheidungen. Die Steuerung der wirtschaftlichen Prozesse erfolgte vorwiegend über den Volkswirtschafts-plan des Jahres und durch Überzeugungsarbeit. Die Tätigkeit der Produktionsleitung (Verwaltung) des Kreislandwirtschaftsrates soll an nach-folgendem Beispiel dargestellt werden: Die LPG baute Winterweizen für den Verkauf zur Mehlerzeugung an. Es galt zu sichern, dass die richtige Sorte als Backweizen zum Anbau kam, zum richtigen Zeitpunkt geerntet und beim VEB Getreidewirtschaft in guter Qualität eingelagert wurde. Der Wirtschaftsvertrag zwischen dem Produzenten und Getreidehandelsbetrieb vereinbarte diese Parameter. Ungeachtet dessen wirkte die Produktionsleitung ohne Bevormundung bei den LPG auf die Erfüllung dieser Anforderungen ein. Besonders während der Mahd gab es häufig bei zu früher oder feuchter Ernte Probleme im Getreidehandelsbetrieb, der mit der Lagerung des feuchten Getreides überfordert war. In der heutigen Zeit ist es so, dass die Marktwirtschaft die Parameter für das jeweilige Pro-dukt vorgibt und der Produzent sie einzuhalten hat. Wer den Weizen nicht entsprechend den Anforderungen produziert, wird ihn auch als Backweizen nicht verkaufen können. Der Kreislandwirtschaftsrat und seine Produktionsleitung hatte die LPG-Vorstände und Mit-glieder der Genossenschaften zu befähigen, die Planung, Leitung und Organisation der Pro-duktion auf der Grundlage des höchsten Standes von Wissenschaft und Technik, bei richtiger Anwendung des Prinzips der materiellen Interessiertheit, selbständig durchzuführen. Diese Aufgabenstellung war nicht leicht erfüllbar, in den LPG fehlten vielfach die materielle Basis und der theoretischer Vorlauf. Ab 1975 erfolgte die Einordnung der Produktionsleitung in die Kreisverwaltung als Fachor-gan (heute Amt genannt). Der Produktionsleiter war Mitglied des Rates des Kreises und zu-gleich Stellvertreter des Vorsitzenden. Die Zusammenführung sicherte eine bessere komplexe Leitung der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft sowie Territorialfragen. Diese Verwaltungs-struktur bestand bis 1990. Mit der veränderten Leitungslinie endete die Arbeit des Gremiums „Produktionsleitung“, sie wurde durch die „Koordinierungsgruppen Pflanzen- und Tierproduktion“ ersetzt, die nur Beratungs- und Koordinierungsfunktionen besaßen. Zur Arbeit der Staatlichen Leitung gibt es im Abschnitt „ Die Rolle des Staates und der SED im Leitungsprozess“ weitere Ausführungen.

Zur Bedeutung und Rolle der Land- und Nahrungsgüterwirt-schaft im Wirtschaftssystem der DDR

Die DDR verfügte über eine ungünstige wirtschaftliche Ausgangslage. Nur wenige Betriebe der Schwerindustrie und Energiewirtschaft befanden sich auf ihrem Territorium. 30 % der 1944 vorhandenen Betriebe und Einrichtungen wurden für Reparationen demontiert und bis 1953 jährlich ca. 22 % des Bruttosozialproduktes der DDR entnommen. Der Kalte Krieg zwischen den Weltmächten brachte viele wirtschaftliche Sanktionen. Zum Beispiel stellte die BRD ab 1950 die Lieferung von Blechen und anderen Walzerzeugnisse ein. Im Laufe der Jahre kündigte sie weitere Verträge über wichtige Grundstofflieferungen.134 In vielen Wirt-schaftsbereichen war die DDR auf sich gestellt, ca. 50 % des Weltsortiments an Maschinen und Geräte musste sie selber produzieren134 und befand sich gegenüber der BRD in einer geschwächten Position. Auch diese Situation hatte auf die wirtschaftliche Entwicklung der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft große Auswirkungen.

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Im Prozess der politischen und staatlichen Leitung stand die Landwirtschaft als produzieren-der Bereich von zentraler Ebene bis in die Gemeinden im Mittelpunkt der Tätigkeit. Jeder Parteitag der SED beschäftigte sich mit diesen Fragen. Für die Versorgung der Bevölkerung stellte dieser Bereich einen sehr wichtigen Faktor dar. Ca. 91 % des Fonds an Nahrungs- und Genussmitteln entfielen auf Produkte und Rohstoffe aus der Landwirtschaft. Rund neun Zehntel deckte die einheimische Produktion, ein weiterer Teil waren Einfuhren aus dem Ausland wie Südfrüchte, Tee, Bohnenkaffee, Wein u.a.m.135 Die wirtschaftliche Aufgabe bestand deshalb für die Betriebe der Land- und Nahrungsgüter-wirtschaft darin, die Produktion und deren Effektivität systematisch zu erhöhen. Die Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft bot im Kreis vielen Einwohnern Arbeit. Im Jahre 1960 waren in diesem Bereich und der Wasserwirtschaft, einschließlich Lehrlinge, 10689 Personen tätig, somit 52,5 % der Gesamtbeschäftigten des Kreises.136 Wohl ging im Laufe der Jahre die Beschäftigungszahl zurück, trotzdem blieb sie ein wichtiger Arbeitgeber. Daraus kann die besondere Stellung dieses Wirtschaftszweiges für den Kreis abgeleitet werden. Mit fortschreitender Intensivierung entwickelten sich Verflechtungen vieler Volkswirtschafts-zweige über die Kreisgrenzen hinaus mit direkter oder indirekter Beteiligung an der Nah-rungsgüterproduktion. Die Proportionalität der Bereiche wurde über die Planung hergestellt, was nicht in jedem Falle möglich war, wie zum Beispiel bei Ertragsschwankungen. Die Partei legte Wert auf eine enge Verflechtung der Volkswirtschaft der DDR mit der aus der UdSSR sowie auf Übernahme von Erfahrungen der KPdSU zur Gestaltung der Agrar-wirtschaft. Die Übernahme des sowjetischen Models der Kollektivierung der Landwirtschaft wirkte sich bei der wirtschaftlichen Entwicklung der LPG und deren kooperative Einrichtun-gen jedoch negativ aus. Die LPG wurden mit staatlichen Betrieben gleichgesetzt. So erhielten sie viele Produktions-aufgaben u.a.m. durch Richtlinien und staatliche Maßnahmen reglementiert. Genossen-schaftsbauern wurden indirekt den Landarbeitern gleichgesetzt. Die Verwirklichung dieser Politik zeigte negative Auswirkungen auf die Entwicklung der Arbeitsproduktivität, Produkti-on und wirtschaftliche Effektivität. Es entwickelten sich nicht ausreichend die Triebkräfte zur Produktionserhöhung. Die Ent-scheidungsmacht der Besitzer über den Boden, die Mittel und Ergebnisse schränkte der Staat ein. Auch wenn der Genossenschaft durch das Statut eine breite Entscheidungsmöglichkeit oblag, so war diese auf unterer Ebene durch politische und ideologische Aktivitäten begrenzt. Die Frage, ob die Landwirtschaft des Kreises ihren Anteil zur Sicherung des wachsenden Bedarfs an Rohstoffen für die Versorgung der Bevölkerung im Rahmen der Republik leistete, soll am prozentualen Anteil der erzeugten Produkte zum Aufkommen der DDR beantwortet werden137:

%-Anteil des Kreises an der Republik Bezugsjahr

1960 1970 1980 1988 Landw. Nutzfläche 0,89 0,90 0,90 0,91

Ackerland 0,85 0,87 0,86 0,87 Staatliches Aufkommen Getreide 0,98 1,07 1,01 1,00 Ölfrüchte 1,38 2,11 2,82 2,05 Kartoffeln 1,08 1,32 1,16 1,21

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%-Anteil des Kreises an der Republik Bezugsjahr

1960 1970 1980 1988 Zuckerrüben 1,19 0,91 0,77 1,44 Schlachtschweine 0,90 0,93 0,83 0,74 Schlachtrinder 0,79 0,75 0,60 0,54 Milch ( 4 % Fett ) 0,93 0,75 0,75 0,79

Weitere Informationen sind aus der Anlage 25 zu entnehmen. Der Vergleich zeigt, dass der Kreis den Verkauf pflanzlicher Erzeugnisse zu Lasten tierischer Produkte schneller entwickelte. Ein zeitweiliger Rückgang des Verkaufs von Zuckerrüben resultierte aus Anbaustrukturveränderungen zu Gunsten von Stärkekartoffeln. Durch den höheren Anteil bei der Vermehrung von Feldfutter und Sonderkulturen reduzierte sich der Futteranbau. Dadurch gingen die Viehbestände im Verhältnis zu anderen Kreisen stärker zurück. Nicht zuletzt trug die Errichtung von Großviehanlagen, versorgt mit Kraftfutter aus dem staatlichen Fonds, zur unterschiedlichen Entwicklung zwischen den einzelnen Kreisen bei. Eine weitere kritische Betrachtung des Verkaufsanteils pflanzlicher und tierischer Produkte zeigt auch, dass der Kreis seine Position in der Spitzengruppe des Bezirkes Neubrandenburg verlor. Ursache hierfür könnte sein, dass wirtschaftlich schwächere Betriebe anderer Kreise, mit Unterstützung des Staates, die Produktion schneller erhöhten und sich im Laufe der Jahre damit die Verkaufsanteile verlagerten. Die kreisliche Landwirtschaft leistete auch bei der Entwicklung der Landeskultur ihren Bei-trag. Bekanntlich ist sie stärker als alle anderen Zweige der Volkswirtschaft an die natürliche Umwelt gebunden und trägt mit ihrem Pflanzenwachstum zur Erhaltung der Naturlandschaft bei. Durch den wachsenden Einsatz von chemischen Mitteln zur Ertragserhöhung und Bekämp-fung von Schaderregern, den Einsatz von Gülle und stärkeren Technikeinsatz, der nicht zu-letzt auch den Bodendruck erhöhte, mussten Verhältnisse gefunden werden, die ein Gleich-gewicht im ökologischen System herstellten. Auch dem Rückgang landwirtschaftlich nutzba-rer Flächen mussten Grenzen gesetzt werden, da für die Erweiterung der Produktionsanlagen, den Wohnungsbau und Baumaßnahmen für Erholungszwecke Land gebraucht wurde. In der DDR standen je Einwohner nur 0,37 ha landwirtschaftliche Nutzfläche zur Verfügung, die nicht erheblich eingeschränkt werden sollte.

Die Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion Ein Blick auf die Statistik des Pro-Kopf-Verbrauchs an Nahrungsmitteln in der DDR ließ folgendes Wachstum im Verbrauch erkennen138: ME 1955 1965 1975 1985 85/55 %

Fleisch- und Fleischer-zeugnisse

kg

45,0

58,7

77,8

96,2

213,8

dar. Rind kg 10,9 18,5 22,2 24,2 222,1 Schwein kg 30,7 36,2 48,0 61,9 201,6 Geflügel kg 3,4 4,0 7,6 10,2 300,0 Eier u. Eiererzeugnisse Stück 116 211 269 305 262,9 Butter kg 9,5 12,5 14,7 15,7 165,3

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ME 1955 1965 1975 1985 85/55 % Fett- u. Magerkäse kg 3,0 4,3 5,5 8,7 290,0 Tierische Fette kg 7,0 6,6 5,1 5,0 71,4 Zucker und Zuckerer-zeugnisse

kg

27,4

30,1

36,8

39,6

144,5

Speisekartoffeln kg 174,6 156,5 142,1 150,3 86,1 Gemüse insg. kg x 63,8 90,0 104,4 x Zur Sicherung dieses Verbrauchs musste die landwirtschaftliche Produktion dementspre-chend wachsen. Außerdem wurden Produkte exportiert, um Devisen zu erwerben. Die wachsende Produktion war immer weniger durch Ausdehnung der Anbauflächen und Stallkapazitäten möglich, sie musste über die Intensivierung erreicht werden. Die Schulen lehrten in diesem Zusammenhang einen theoretischen Satz von Karl Marx aus seinem Werk „Das Kapital“, der wie folgt heißt: „ ... In kürzeren oder längeren Abschnitten findet so Reproduktion statt, und zwar vom Standpunkt der Gesellschaft betrachtet – Repro-duktion auf erweiterter Stufenleiter extensiv, wenn das Produktionsfeld ausgedehnt; intensiv, wenn das Produktionsfeld wirksamer gemacht.“139 Unter Produktionsfeld verstand Marx die Arbeitsmittel, Arbeitsgegenstände und Arbeitskräfte. Dieser Lehrsatz ist auch für die heutige Gesellschaft von Bedeutung. In den 50er- und 60er- Jahren standen noch Elemente der extensiven Reproduktion auf der Tagesordnung. So erfolgte in der Pflanzenproduktion eine Veränderung der Anbaustruktur und verstärkter Einsatz von Mineraldüngern und Pflanzenschutzmitteln. In der Tierproduk-tion fanden umfangreiche Baumaßnahmen statt, die zur Erweiterung der Stallplätze für Rin-der und Schweine beitrugen. Die Pflanzenproduktion entwickelte sich bis Anfang 1970 unbefriedigend. Das Fehlen des wissenschaftlich-technischen Vorlaufs sowie von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln hatten niedrige Erträge zur Folge. Auch die Vollgenossenschaftlichkeit im Jahre 1960 und der weite-re Zusammenschluss von LPG hinterließ für einige Jahre negative Spuren, besonders durch Flächenzusammenlegungen, unterschiedliche Bodenfruchtbarkeit u.a.m. Während der Kreisdelegiertenkonferenz der SED im Frühjahr 1969 vertrat die bezirkliche Parteiführung den Standpunkt, dass die ideologische Windstille der Kreisparteiorganisation zu dieser unbefriedigenden wirtschaftlichen Lage geführt hätte. Es wurde geraten, eine klare Kampfposition mit eigenem Standpunkt und drängendem Elan einzunehmen.140 Nur über diesen Weg könne die landwirtschaftliche Produktion und Wirtschaftlichkeit der LPG erhöht werden140. Zu hemmenden Faktoren seitens der Parteizentrale und Regierung gab es keine Äußerungen. Anfang der 80er Jahre stellte die Partei- und Staatsführung zu den Aussagen von Marx Über-legungen an und formulierte die Intensivierungspolitik neu. Faktoren wie wissenschaftlich-technischer Fortschritt, komplexe Mechanisierung, Züchtung, Standortverteilung der Produk-tion, effektiverer Einsatz des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens und anderes mehr standen jetzt im Vordergrund der Leitungstätigkeit und wirtschaftlichen Betrachtung. Auch in den weiteren Jahren konnte der Produktionszuwachs nicht befriedigen. Wurden im Zeitraum 1971/75 je ha landwirtschaftlicher Nutzfläche 40,1 dt GE pflanzliche Produkte produziert, so waren es 1986/89 46,9 dt GE, ein Zuwachs von 17 %. Die jährliche Steige-rung der pflanzlichen Bruttoproduktion betrug 1,2 %, ein zu geringer Zuwachs. Weitere In-formationen über die Entwicklung der Produktion pflanzlicher Erzeugnisse sind aus den An-lagen 7 bis 9 zu entnehmen.

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Da die Pflanzenproduktion die Basis der Tierproduktion darstellte, wirkte sich dieser schwa-che Zuwachs negativ auf die Gesamtproduktion der Landwirtschaft aus, was nicht nur für den Kreis Anklam sondern für die gesamte DDR zutraf. Die Getreideproduktion des Kreises unterlag einer besonders kritischen Betrachtung. Dazu nachstehende Übersicht141:

Erntejahre

Erntefläche ∅-ha

∅-dt/ha

Gesamtertrag ∅-t

Vgl. zu 66-70

% 1966 –70 18.861 30,1 56.913 100 1971 – 75 20.614 35,7 73.658 129,4 1976 – 80 21.441 35,9 76.973 135,2 1981 – 85 21.822 39,2 85.710 150,5 1986 – 89 22.275 46,9 104.470 183,6

Die Gesamtproduktion Getreide wuchs in den 23 Jahren von 1966 bis 1989 um ca. 85 %. Der Pflichtverkauf an den Staat lag zum Beispiel 1976/80 bei 36,7 % der Erntemenge. Insge-samt betrachtet nahm der Anteil an Futtergetreide zu, reichte jedoch für eine optimale Ver-sorgung der Tierbestände mit Kraftfutter nicht aus. Nach Erhöhung der Getreidefläche von 1965 bis 1986 um ca. 20 % veränderte sich die Ar-tenstruktur. Es gab eine Einschränkung bei Sommergetreide, bei Wintergerste und Winter-weizen eine Erweiterung. Dazu nachstehende Übersicht141:

1965 1975 1986

ha % zu A. 1)

ha % zu A. 1)

ha % zu A. 1)

Getreide insg. 18.517 46,0 21.779 53,9 22.262 54,7

Winterweizen 2.937 7,3 4.746 11,7 5.264 12,9 Winterroggen 5.780 14,4 6.869 17,0 7.583 18,6 Wintergerste 2.052 5,1 3.924 9,7 5.121 12,6 Sommergetreide 7.748 19,2 6.240 15,5 4.294 10,6 dar. S.-Gerste 2.552 5,6 2.632 6,5 1.745 4,3

1) Ackerland insgesamt Die Mengenerhöhung bei Getreide war möglich über Erweiterung der Anbaufläche, Anbau ertragreicherer Sorten, zielgerichtete Düngung, Einsatz von Wachstumsstabilisatoren und Pflanzenschutzmitteln, bessere Fruchtfolge, zeitgerechten Anbau und vieles andere mehr. Getreideerträge zwischen einzelnen Landwirtschaftsbetrieben des Kreises wiesen eine größere Schwankungsbreite auf. Bei Betrieben mit leichten Ackerflächen waren die jährlichen Ertrags-schwankungen zum Teil mit dem Witterungsverlauf zu erklären. Bei LPG mit gutem Boden gab es einige Ursachen, die in das gesellschaftliche Umfeld fielen, auf die später noch einge-gangen wird. Die Kartoffelproduktion im Zeitraum 1966 bis 1989 stagnierte, siehe dazu nachstehende Übersicht141:

Erntejahre

Erntefläche ∅-ha

∅-dt/ha

Gesamtertrag ∅-t

Vgl. zu 1966-70 %

1966 –70 5.775 212,3 123.071 100 1971 – 75 5.701 201,8 115.195 93,6 1976 – 80 5.962 200,3 119.715 97,3 1981 – 85 5.281 196,5 103.412 84,0 1986 – 89 4.980 246,6 122.807 99,8

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Betriebe, die Pflanzkartoffeln produzierten, strebten nicht Masse an sondern eine Knollen-größe von 3 bis 7 cm in sehr guter Qualität. Aber auch die Speise- und Stärkekartoffelpro-duktion erbrachte unbefriedigende Mengen. Die Hauptursachen für niedrige Erträge sind nicht allein in der Erzeugung von Pflanzkartoffeln zu suchen. Ein Blick auf Erträge in der BRD bestätigt diese kritische Wertung. Die Ernte betrug dort im Landesdurchschnitt 1985/88 351 dt Kartoffeln je ha. Wohl gab es im Kreis eine Qualitäts-verbesserung, vom Intensivierungseffekt war aber nichts zu spüren. Die Zuckerrübenproduktion brachte trotz großer Anstrengungen und staatlicher Aktivitäten keine Erfolge bei der Ertragserhöhung. Siehe dazu nachstehende Übersicht141:

Erntejahre

Erntefläche ∅-ha

∅-dt/ha

Gesamtertrag ∅-t

Vgl. zu 1966-70 %

1966 –70 2.250 315,1 71.414 100 1971 – 75 2.339 277,2 65.160 91,2 1976 – 80 2.028 281,5 57.206 80,1 1981 – 85 2.115 310,6 65.601 91,9 1986 – 89 2.115 323,7 68.463 95,7

Zwischen Betrieben des Kreises lag die Schwankungsbreite der Rübenerträge bei ca. 20 %. Auch Betriebe mit gutem rübenfähigem Boden wie Medow, Spantekow und Neetzow er-reichten nicht den Kreisdurchschnitt. Der Zuckergehalt bewegte sich von 1975 bis 1989 zwischen 14,2 bis 16,75 %, in einer Reihe von Jahren unter 15%. In der Bundesrepublik Deutschlands wurden im Zeitraum 1981/85 514 dt/ha Zuckerrüben geerntet, eine Erhöhung gegenüber 1970 von 16 % . Diesen hohen Ertrag erreichte keine LPG des Kreises. Da der Boden zur Zuckerrübenerzeugung nicht so geeignet war, erreichte der Kreis auch keinen nennenswerten jährlichen Ertragszuwachs. In den achtziger Jahren standen den Pflanzenproduktionsbetrieben mehr materielle Fonds und wissenschaftliche Erkenntnisse zur Verfügung und der Einsatz moderner Rübenerntetechnik reduzierte die Ernteverluste erheb-lich. Ein Vergleich der Marktproduktion im Zeitraum 1965 bis 1980 des Kreises Anklam zum gesamten Bezirk Neubrandenburg lässt keinen negativen Entwicklungstrend erkennen. Dazu nachstehende Zahlen142: Vergleich Kreisanteil in % zum Bezirk

Jahr: 1965 1976 1980

Landw. Nutzfläche 8,41 8,42 8,46 Acker 7,90 7,86 7,93 Getreide Staatl. Aufkommen 7,93 7,70 7,82 Ölfrüchte insg. 9,59 12,18 9,14 Kartoffeln 10,98 11,98 13,35 Zuckerrüben 11,72 7,89 8,72 Schlachtvieh insg. 9,32 7,47 7,43 dar. Schweine 9,66 8,24 8,20 Milch ( 4 % Fett ) 9,60 9,25 9,28 Eier 7,77 5,46 5,46

Von den natürlichen Produktionsbedingungen ist der Kreis weitgehend mit den des gesamten Bezirkes vergleichbar. Abweichungen im Trend, außer bei Kartoffeln, Zuckerrüben,

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Schlachtvieh und Eier, sind unbedeutend. Die Erhöhung der Stärkekartoffelerzeugung schränkte die Zuckerrübenfläche ein. Die Rindermastproduktion in Ferdinandshof, Hohen Wangelin und anderen Standorten erhöhte das Fleischaufkommen für den Bezirk und macht damit einen Kreisvergleich schwieriger. Auch die Ertragsentwicklung auf den Feldern zeigte einen positiven Trend. Dazu der Ver-gleich für den Zeitraum 1971 bis 1985143:

Durchschnittliche Hektarerträge Bezirk und Kreis ∅ 1971/75 in dt/ha ∅ 1981/85 in dt/ha Bezirk Kreis % 1) Bezirk Kreis % 1)

Getreide insg. 33,7 35,7 5,93 37,3 39,2 5,09 W. Ölfrüchte 22,5 23,1 2,67 25,1 26,6 5,98 Kartoffeln 164,2 201,8 22,90 183,2 196,5 13,30 Zuckerrüben 257,2 277,2 7,78 255,1 310,6 21,76 Grün- u. Silomais 282,1 319,4 13,22 291,0 287,6 - 1,17 Grünland insg. 202,1 194,8 - 3,61 276,0 286,0 3,62 1) %-Erhöhung gegenüber dem Bezirksergebnis

Insgesamt kann festgestellt werden, dass der Kreis sich im Bezirkstrend befand. Die kreisliche Analyse dieser differenzierten Ertragsentwicklung zwischen Betrieben und Ackerschlägen zeigte Ursachen, die vom Landwirt beeinflussbar sind. So war die Boden-fruchtbarkeit auf einer Reihe von Schlägen nicht ausreichend, agrotechnische Anforderungen wie zeitgerechte Bestellung und Einhaltung von Gütemerkmalen zeigten ihre Auswirkungen. Andererseits standen den Landwirten nicht ausreichend Pflanzenschutzmittel und Wachs-tumsförderer zur Verfügung, um Schadwirkungen abzuwenden und das Wachstum gezielt zu fördern. Auch Möglichkeiten der zusätzlichen Beregnung, die technisch möglich gewesen wären, kamen nicht ausreichend zum Einsatz. Die Verwendung von Mineraldüngern, besonders bis 1975, war stark begrenzt und setzte Schranken in der Ausschöpfung des züchterischen Ertragspotentials. Erst danach stellte die Industrie jährlich wachsend mehr zur Verfügung. Aus der nachstehenden Übersicht geht die Auslieferung mineralischer Düngemittel an die Landwirtschaft der DDR in kg Reinnährstof-fen je ha Landwirtschaftlicher Nutzfläche hervor144:

Wirtschafts- Jahr

Stickstoff kg N

Phosphor kg P2O5

Kali kg K2O

Kalk kg CaO

1949/50 27,8 14,2 51,1 85,4 1954/55 31,61 19,9 61,7 104,1 1964/65 62,4 52,6 85,7 202,2 1974/75 104,0 71,6 113,2 199,2 1980/81 119,3 64,4 86,7 189,6 1986/87 118,1 56,9 93,00 230,8

Statistische Angaben über den Mineraldüngereinsatz im Kreis liegen nicht vollständig vor, deshalb die Zahlen der DDR insgesamt. Nach den vorliegenden Aussagen bewegte sich der Einsatz im Kreis mit geringen Abweichungen in der genannten Höhe. Ab 1970 konnte Kali und Kalk ohne nennenswerte Begrenzung von den Landwirtschaftsbe-trieben gekauft werden. Stickstoff und Phosphor stand ab 1975 entsprechend dem Bedarf zur Verfügung. Bis 1960 gab es begrenzt und über staatliche Bezugsberechtigungen Herbizide, Fungizide und Wachstumsstimulatoren, ab 1980 standen sie in größerem Umfang zur Verfügung.

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Im Vergleich zur Landwirtschaft der BRD kamen weniger chemische Mittel zur Gesunderhal-tung und Wachstumsförderung der Pflanzen zum Einsatz, was Auswirkungen auf die Er-tragshöhe hatte. Die Vergrößerung der Ackerschläge erforderte die Beseitigung von Feldrainen, Söllen und

Sträuchern, um die moderne Technik optimal einsetzen zu können. Im Er-gebnis vergrößerten sich die Erosions-schäden, nicht zuletzt ging damit der Niederwild- und Vogelbestand zurück. Mit schnell wachsenden Sträuchern und Bäumen wurden Windschutzstreifen geschaffen. Es ist nicht zu übersehen, dass mit den Maßnahmen zur Schaf-

fung von Großschlägen und der Intensivierung auch ökologisch negative Folgen ausgelöst wurden. Eine genaue Betrachtung ergibt, dass die Ergebnisse der Intensivierung von Pflanzen- und Tierproduktion im Kreis Anklam nicht ausreichend waren, vielfach sogar eine Stagnation der Produktion über mehrere Jahre bedeuteten. Die Entwicklung der Pflanzen- und Tierproduk-tion von 1960 bis 1989 im Bezirk Neubrandenburg zeigt eine ähnliche Tendenz. Die Kosten des Bruttoproduktes je ha Landwirtschaftlicher Nutzfläche stiegen schneller als der Brutto-umsatz, damit ergab sich ein Rückgang des Bruttogewinns. Die Ursachen für diese Entwick-lung hatten tiefere Wurzeln, waren zuallererst ein gesamtgesellschaftliches Problem. Im weite-ren Verlauf der Darlegungen wird darauf eingegangen.

Wissenschaftlich-technischer Fortschritt als ein bedeutender Intensivierungsfaktor

Im Intensivierungsprozess nahm der wissenschaftlich-technische Fortschritt (wtF) einen be-deutenden Platz ein. Je umfangreicher und besser er zum Einsatz kam, desto höher und ef-fektiver war die Produktion, ihre Qualität und die Arbeitsproduktivität. Nach dem 2. Weltkrieg musste zunächst mit den vorhandenen wissenschaftlichen Erkennt-nissen, der Technik und den materiellen Fonds die landwirtschaftliche Produktion begonnen werden. Der wtF setzte sich im Intensivierungsprozess der Landwirtschaft vor allem über folgende Richtungen, zum Teil kombiniert, durch:

- komplexe Mechanisierung - Chemisierung - Melioration - effektive Nutzung biologischer Potentiale und Erkenntnisse - Lagerung und Konservierung

In verschiedenen Abschnitten dieser Arbeit wird spezieller darauf eingegangen. Nachdem sich die Agrarforschung stabilisierte, stellte sie verstärkt ihre Erkenntnisse der praktischen Landwirtschaft zur Verfügung. Auch Landwirtschaftsbetriebe des Kreises waren in diesem Forschungsprozess einbezogen, wie zum Beispiel in der Kartoffelzüchtung. Das Wissen und Können der in der Landwirtschaft Tätigen wurde in Bildungseinrichtungen zielgerichtet auf die Anwendung des wtF entwickelt. Durch den erhöhten Zugang von Hoch-

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und Fachschulabsolventen in landwirtschaftlichen Betrieben und Einrichtungen kamen die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Einsatz. Kooperationen zwischen der Wissenschaft und Praxis entwickelten sich stärker, somit eine Verkürzung der Überführungszeiten wissenschaftlicher Erkenntnisse. Die staatliche Leitung, Kreislandwirtschaftsschule, URANIA und Agrarwissenschaftliche Gesellschaft der DDR trugen mit ihrer Tätigkeit zur Übermittlung der Forschungsergebnisse bei. In den fünfziger Jahren kamen eine Reihe von Erkenntnissen, Methoden und Verfahren sowjetischer Betriebe und wissenschaftlicher Einrichtungen in der Praxis zur Anwendung, vorwiegend auf Anweisung der Besatzungsmacht oder deutschen staatlichen Leitung. Man-che Methode brachte unter den Verhältnissen des Kreises nicht den versprochenen Erfolg, so

zum Beispiel die Offenstallhaltung für Milchkühe. Um den wissenschaftlich-technischen Fortschritt bei der Getreide- und Rapsproduktion erfolgreich anwenden zu können, wurden bei der Aussaat die Fahrspuren eingeführt (siehe Bild). In den ersten Jahren hatten einige Landwirte Bedenken, dass da-mit die Flächenleistung eingeschränkt wird. Die Praxis bestätigte jedoch höhere Erträge in einer besseren Qualität. Der Grün- und Silomaisanbau fand ab Anfang der fünfziger Jahre im Kreis seine Verbreitung. Erfolgreich verlief auch die Einführung der Techno-

logie zur Erzeugung von Grasanwelksilage. Aus zeitgerecht gemähtem Gras konnte hochwer-tiges Viehfutter erzeugt werden. Nicht unerwähnt sollte die Einführung der Kartoffelgroßmieten bleiben, sie lösten Mitte der fünfziger Jahre die Erdmieten ab. Ohne diese Mieten wäre es für die Vermehrungsbetriebe nicht möglich gewesen, Pflanzkartoffeln im Umfang von 30 000 bis 40 000 t ohne bedeuten-de Verluste zu überwintern. In der Zuckerrübenerzeugung konnten über die Kombination Technik, Chemie und Nut-zung biologischer Erkenntnisse erhebliche Fortschritte bei der Steigerung der Arbeitsproduk-tivität erreicht werden. Der Einsatz des wissenschaftlich-technischen Fortschritts wie Einzel-kornaussaat, Herbizideinsatz sowie moderne Aussaat-, Pflege- und Erntetechnik ermöglichten die Senkung des Arbeitskräfteeinsatzes auf 0,35 bis 0,50 Arbeitskräftestunden je dt Zuckerrü-be. In der Tierproduktion sind besonders die Züchtungsprogramme für Rinder und Schweine hervorzuheben. So wurde ab den sechziger Jahren das „Schwarzbunte Milchrind der DDR“ gezüchtet. Bei Schweinen konnte über die Kreuzung der Rassen „Deutsches Landschwein“ und „Deutsches Edelschwein“ ein „Hybridschwein“ mit besseren Fleischqualitäten produ-ziert werden. Die Milchgewinnung stellte Ende der vierziger Jahre in den bäuerlichen Betrieben eine sehr arbeitskräfteintensive Tätigkeit dar. 3 bis 4 Kühe wurden in der Stunde mit der Hand gemol-ken. In einem Fischgrätenmelkstand konnten in der Stunde bis 35 Kühe gemolken werden. An diesen wenigen Beispielen sollte die Wirkung des wissenschaftlich-technischen Fort-schritts als wichtige Produktivkraft deutlich gemacht werden. Der Staat wirkte über den Plan auf die Einführung des wtF ein. Seit Ende der sechziger Jahre erhielten die LPG Maßnahmen des wtF als Planaufgaben mit begrenztem Verbindlichkeits- charakter vorgegeben. Ab Mitte der siebziger Jahre erfolgte gegenüber der Kreisstelle für Sta-tistik eine jährliche Abrechnung.

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Der staatliche Plan enthielt eine Reihe von Aufgaben mit der Bezeichnung wtF, die zum normalen Produktionsprozess gehörten. Dazu zählten:

- Stickstoffspätdüngung - periodische Grünlanderneuerung - technische Grünfuttertrocknung

- Portions- und Umtriebsweidennutzung - künstliche Besamung von Sauen

Dieses führte dazu, dass die Orientierung auf bestimmte Maßnahmen, die im Intensivie-rungsprozess eine wesentliche Rolle spielten, unterbewertet wurde. Nicht zuletzt ist die Neuererbewegung zu erwähnen, die in den wtF einfloß. Die Regierung der DDR erließ am 31.07.1963 die Neuererverordnung, die ab 01.01.1972 durch die Verord-nung vom 22.12.1971145 ersetzt wurde. Vorstände der LPG und Leiter von Betrieben waren für die Neuererarbeit verantwortlich. Es galt, Neuererkollektive zu bilden und Neuererpläne als Bestandteil des Betriebsplanes zu er-arbeiten. In der Produktionsleitung des Landwirtschaftsrates war ein Mitarbeiter für die Koordinierung der Neuerertätigkeit, Anleitung der Neuererkollektive und Bearbeitung von Vorschlägen mit überbetrieblicher Bedeutung verantwortlich. In die Wertung kamen Vorschläge von Personen oder Gruppen, die zur Lösung einer wissen-schaftlich-technischen oder anderen Aufgabenstellung beitrugen und einen wirtschaftlichen oder sonstigen Vorteil für den Betrieb oder die Gesellschaft versprachen. Die Leistungen der Neuerer und Erfinder fanden entsprechend der Bedeutung des Vorschla-ges moralische und finanzielle Anerkennung. So gab es zum Beispiel für einen realisierten Neuerervorschlag mit gesellschaftlichem Jahresnutzen von 15 000 Mark vom Betrieb eine Vergütung in Höhe von 1020 Mark. Handelte es sich um ein geschütztes Wirtschaftspatent, lag die Vergütung bei 2550 Mark. In Betrieben der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft war die Erfinder- und Neuerertätigkeit differenziert zu bewerten. Da man Neuerungen und Erfindungen vielfach nicht als solche erkannte und registrierte, fehlte oft das Interesse an dieser Arbeit. Der Bericht von der Kreisneuererkonferenz am 09.12.1971146 sagt aus, dass im Kreis 93 Neuererkollektive mit 398 Mitgliedern in Betrieben der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft bestanden. 1970 wurden 131 Neuerervorschläge eingereicht, davon 114 mit einem ökonomi-schen Jahresnutzen von 1494,1 TM realisiert. Die LPG waren daran mit 19 Neuerervorschlä-gen und einem Nutzen von 621,2 TM beteiligt. Eine sehr aktive Arbeit in der Neuerertätigkeit leistete die KAP Neetzow, später LPG Pflan-zenproduktion. Der Ausbildungsleiter Salzmann bildete 1967 ein Jugendneuererkollektiv, dem 10 Jugendliche angehörten. Im Zeitraum 1969 bis 1971 hatte diese Gruppe 28 Neuerervor-schläge mit einem ökonomischen Nutzen von 941 TM eingereicht.146 Es gab Betriebe, die zahlreiche Neuerungen entwickelten, so die LPG Schmatzin, Rubkow, Groß Polzin, Krien, Spantekow, MG Anklam, der Kreisbetrieb für Landtechnik und VEB Zuckerfabrik Anklam. Der Vorsitzende der LPG Schmatzin, Herbert Schneider, hatte in Zusammenarbeit mit dem Technischen Leiter Otto Kiesewetter einige bedeutende Neuerungen entwickelt. Hierbei handelte es sich um den Umbau einer Rübeneinzelkorndrillmaschine A795/795 und einer Kartoffellegemaschine sowie um die Anbringung einer Kippmulde anstelle des Füllkastenauf-baus. Weitere bedeutende Neuerungen gab es, zum Beispiel in der MG, die 1971 ein „Zu-satzgerät zur chemischen Grabenkrautung“ 147 als Patent anmeldete. In den Jahren bis 1990 fanden in diesem Bereich weitere Aktivitäten statt, das öffentliche und staatliche Interesse verringerte sich jedoch.

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Durch die staatliche Leitung gab es, besonders auf Kreisbauernkonferenzen und Jahresveran-staltungen der Agrarwissenschaftlichen Gesellschaft, öffentliche Ehrungen mit finanzieller Auszeichnung. Um die Jugend und Schüler stärker an die Neuerertätigkeit heranzuführen, fanden auf Schul- , Kreis- und Bezirksebene Ausstellungen unter dem Titel „Messe der Meister von Morgen“ (MMM) statt. Es gab viele gute Vorschläge, die später in der Praxis zur Anwendung kamen.

Der Umgang mit dem landwirtschaftlichen Bodenfonds Der Entzug landwirtschaftlicher Nutzfläche aus der Bewirtschaftung war seit Ende der fünf-ziger Jahre genehmigungspflichtig. Es musste bei der landwirtschaftlichen Behörde des Krei-ses oder Bezirkes ein entsprechender Antrag gestellt werden. Ab 1964 regelte die DDR den Flächenentzug über eine Bodennutzungsverordnung. Für viele Entzüge war eine staatliche Bodennutzungsgebühr zu entrichten, sie betrug 100 000 bis 250 000 Mark je ha Ackerland. Landwirtschaftsbetriebe brauchten keine Gebühr an den Staat abführen, diese verblieb im Unternehmen und fand für bodenverbessernde Maßnahmen Anwendung. Unter Leitung des Vorsitzenden des Rates des Kreises gab es ab Mitte der siebziger Jahre eine Bodenkommission, die jeden Bodenentzug prüfte. Größere Entzüge mussten der landwirt-schaftlichen Verwaltung des Bezirkes zur Genehmigung vorgelegt werden. Die Statistik von 1960 weist 57 181 ha landwirtschaftliche Nutzfläche aus, 1980 waren es nur noch 56 543, also 638 ha weniger. Dieser Flächenrückgang hatte bei der Erzeugung landwirt-schaftlicher Produkte einen Ausfall zur Folge. Bezogen auf die Ergebnisse der Jahre 1986/89 betrug er 2980 t Getreideeinheiten. Ein Flächenrückgang im Betrieb fand beim Staatsplan landwirtschaftlicher Erzeugnisse wenig Beachtung, es musste sich schon um größere Veränderungen handeln. Ab 1981 kam das langfristige Programm der besseren Bodennutzung des Kreises zur Einfüh-rung mit folgenden Schwerpunkten: Analyse über natürliche und ökonomische Produktions-bedingungen, Ergebnisse und Tendenzen der Bodennutzung und -leistung, weitere Anforde-rungen an die Pflanzenproduktionsbetriebe, Aufgaben und Maßnahmen zur intensiven Bo-dennutzung sowie Steigerung der Erträge, Grundsätze und Maßnahmen der Betriebswirt-schaft, nicht zuletzt die staatlichen Leitungs- und Kontrollmaßnahmen. Pflanzenproduktionsbetriebe besaßen ähnliche langfristige Programme, abgestimmt mit dem Kreisprogramm.

Arbeitsvermögen und Beschäftigung

Der Mensch mit seinen Kenntnissen und Fertigkeiten spielt in der Land- und Nahrungsgü-terwirtschaft eine bedeutende Rolle. Vielfach war die menschliche Arbeitskraft billiger als der Zukauf moderner Technik, die es sowieso nicht in genügendem Umfang gab. Der wissenschaftlich-technische Fortschritt in der Landwirtschaft vollzog sich Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts langsamer als im Bereich der Industrie oder des Verkehrswesens. Deshalb musste diese Entwicklungstendenz durch den höheren Einsatz menschlicher Kraft überbrückt werden. Nach 1945, besonders bis 1947, waren im Kreis über 24 Arbeitskräfte je 100 ha landwirt-schaftlicher Nutzfläche tätig. Neben Einwohnern gab es viele Flüchtlinge und Vertriebene,

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die zunächst Arbeit in der Landwirtschaft suchten. In der Folgezeit ging der Arbeitskräftebe-stand schrittweise zurück. Die Landwirtschaft trat in dieser Zeit als der größte Arbeitgeber auf. Ende 1945 fanden über 60 % der arbeitsfähigen Bevölkerung des Kreises in der Land-, Forst- und Wasserwirtschaft eine Beschäftigung, für Ende 1960 weist die kreisliche Statistik 52,5 % aus.148 Dieser Anteil ging im Laufe der Jahre weiter zurück. Diese Entwicklung zeigt sich auch in der Anzahl der Wohnbevölkerung. Dazu nachstehende Übersicht149:

Personen per 31.12.56

Personen per 31.12.65

Personen per 31.12.71

Personen per 31.12.83

Kreis insg. 53.385 48.444 47.125 40.729

Stadt 19.791 19.436 21.303 21.566 Land 33.594 29.008 25.822 19.213

Da in Anklam wenige Unternehmen entstanden, gab es eine große Fluktuation zur Industrie und Bauwirtschaft in andere Städte. In vielen Dörfern des Kreises sank die Einwohnerzahl zum Jahr 1950 um 50 % und mehr. Vorhandene Arbeitskräfte in der Landwirtschaft besaßen nach 1945 zum großen Teil keine Facharbeiter- oder Meisterausbildung. Vor 1945 legten die Gutsbesitzer wenig Wert auf eine spezielle fachliche Ausbildung der Landarbeiter. Daraus resultierte nach 1945 die geringe Per-sonenzahl mit abgeschlossener landwirtschaftlicher Ausbildung. In den Folgejahren besuchte ein Teil der Bauern des Kreises die Fachschule für Landwirt-schaft in zwei Wintersemestern, später als Jahreslehrgang. Dieser Schulabschluss war einer Meisterausbildung gleichzusetzen. Nur wenige Landwirte besaßen einen landwirtschaftlichen Hochschul- oder Universitätsab-schluss, wenn, waren sie vorwiegend in Behörden oder Schulen tätig.

Der Zugang von Fach- und Hochschul-kadern war bis 1955 gering. Die Fach-schule für Landwirtschaft Anklam /Unterstufe (siehe Bild) in der August-Bebel-Straße nahm jährlich nur 50 Schü-ler auf. Ca. 50 % dieser Schüler konnten in einem dreijährigen Studium an einer anderen Fachschule den Abschluss „Staatlich geprüfter Landwirt“ erwerben. Diese Absolventen kamen als Agrono-men, Milchleistungsprüfer, Anbauberater für Saat- und Pflanzgut, BHG-Leiter und

Brigadiere in LPG oder in der staatlichen Leitung zum Einsatz. Nach der LPG-Gründung kam der Vorsitzende weitgehend aus den Reihen der Bäuerinnen und Bauern. Dabei stand nicht in jedem Falle ein Fachschulabschluss oder die Parteizugehö-rigkeit im Vordergrund. Fachliches Können und Ansehen im Ort gaben den Ausschlag. Mitt-leres Leitungspersonal wie Agronom, Zootechniker oder Buchhalter arbeitete zuvor oft in anderen Betrieben, Einrichtungen oder der MAS/MTS. Die staatliche Leitung gab Unterstüt-zung bei der Gewinnung von Fachspezialisten. Zuständig dafür war die Abteilung Landwirt-schaft, später Produktionsleitung des Landwirtschaftsrates. Hier bestand ein Fachbereich, der sich mit Personalfragen und gesellschaftlichem Arbeitsvermögen in den LPG und weiteren Landwirtschaftsunternehmen beschäftigte.

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Nach der Vollgenossenschaftlichkeit wurde bei der Auswahl des Spitzenpersonals wie Vorsit-zender der LPG oder Leiter einer kooperativen Einrichtung mehr als früher auf die Parteizu-gehörigkeit geachtet. Jedoch gab es auch parteilose LPG-Vorsitzende. Die LPG wählten aus ihrem Personalbestand Nachwuchskräfte, die sie zur Fach- oder Hochschule delegierten. Leistungsschwache Betriebe erhielten vielfach Leitungspersonal aus anderen Unternehmen über den Delegierungsweg oder durch Werbung. Ab Mitte der 50-er Jahre setzte in den Dörfern eine Fluktuation ein. Viele junge Menschen fanden in den Städten Arbeit. Die SED- und Staatsführung leitete eine Reihe von Aktivitäten zur Verbesserung der Ar-beitskräftelage in Landwirtschaftsbetrieben ein. Es gab Aktionen wie „Industriearbeiter aufs Land“, Zahlung von staatlichen Zuschüssen an Personen, die sich vertraglich verpflichteten, mehrere Jahre in der LPG zu arbeiten u.a.m. Erst ab 1972 trat eine relative Stabilität des Ar-beitskräftebestandes im Kreis ein. Statistische Angaben über die Höhe der Berufstätigen in der Landwirtschaft sind sehr unter-schiedlich, da vielfach die Landwirtschaft mit den Wirtschaftsbereichen Forst- und Wasser-wirtschaft in einer Gesamtzahl dargestellt werden. Um eine Vergleichbarkeit zu sichern, wurden deshalb in der nachstehenden Übersicht nur die Bereiche LPG, VEG und ACZ erfasst.

Jahr Berufstätige insgesamt

Berufstätige je 100 ha LN

1961 1) 8.846 15,8

1965 1) 8.542 15,3 1970 2) 6.911 12,3 1975 3) 6.203 11,1 1980 3) 5.961 10,6 1989 4) 6.209 11,1

Quellen: 1) Statistisches Taschenbuch 1967 Kreis Anklam, Seite 46 2) Zwischen VI. und VIII. Parteitag – Kreis Anklam, Seite 38 3 ) Stolze Bilanz ... nach dem X. Parteitag der SED, Seite 6 4 ) Statistik „Ausbildungsstand der ständig Berufstätigen“ per 30.09.1989 Außerdem bestand eine Differenzierung im Arbeitskräftebesatz in den LPG und VEG. Eini-gen LPG standen ausreichend Arbeitskräfte zur Verfügung, anderen zu wenig (siehe dazu Anlagen 15 und 16). Die Letztgenannten konnten vielfach die anfallenden Arbeiten nicht zeitgerecht durchführen. Hierbei zeichnete sich die Milchproduktion besonders ab. Eine Rei-he der Beschäftigten wollte keine Tätigkeit als Melker aufnehmen, trotz der sehr guten Ver-dienstmöglichkeiten in diesem Wirtschaftszweig. Der Beruf war schwer, die Arbeit begann in der Regel um 5 Uhr. Die relativ hohe Anzahl von Beschäftigten je 100 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche resultiert daraus, dass der technische Ausrüstungsstand damaliger Zeit noch nicht eine so hohe Ar-beitsproduktivität wie in Großbetrieben der BRD ermöglichte. Zum anderen waren Arbeits-kräfte in Bereichen der Verwaltung und Überwachung tätig, deren Aufgabe zusätzlich von Brigadieren und Abteilungsleitern hätte wahrgenommen werden können. Als Beispiel wäre der Sicherheitsbeauftragte oder Verlustprüfer bei der Ernte zu nennen. Durch den Ausfall von Technik im Produktionsprozess kam es zu Leerlaufzeiten, so dass eine Arbeitskräftere-serve im Bestand eingeplant wurde.

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Die Produktionsorganisation in den LPG erforderte besonders vom Leitungspersonal höhe-res fachliches Wissen. Mit der Vergrößerung der LPG nahm die Arbeitsteilung und Speziali-sierung der Produktion zu. Gesammelte praktische Erfahrungen als Neu- oder Mittelbauer reichten nicht mehr aus. Die Partei- und Staatsführung leitete deshalb ab Mitte der fünfziger Jahre Maßnahmen zur Ausbildung von landwirtschaftlichem Fachpersonal ein, die aus drei Säulen der Aus- und Weiterbildung bestand. Zum einen konnten sich die im Produktionspro-zess Beschäftigten zum Facharbeiter weiterbilden, zum zweiten die Ausbildung über den Weg der Lehre zum Facharbeiter vornehmen und zum dritten bestand die Möglichkeit der Aus-bildung besonderer Spezialisten für bestimmte Traktorentypen, Mähdrescherfahrer u.a.m. Als Ausbildungsträger fungierten im Kreis die Kreislandwirtschaftsschule, zuständig für den Facharbeiter- und Meisterabschluss sowie die landwirtschaftliche Berufsschule, zuständig für den Facharbeiterbrief im Rahmen des Lehrabschlusses. Die Ausbildung zum Erwerb eines Fachschulabschlusses erfolgte an einer Fachschule außer-halb des Kreises über den Direktbesuch oder im Fernstudium. Ab 1961 wurde die Aus- und Weiterbildung für die in der Landwirtschaft Tätigen stark for-ciert. Vom Herbst 1961 bis zum Frühjahr 1963 erhielten 1231 Facharbeiter, 197 Meister und 406 Spezialisten der Landwirtschaft eine Ausbildung. 17,1 % der in der Landwirtschaft Täti-gen waren Ende 1963 im Besitz des Facharbeiterbriefes.150 In Kreisbauernkonferenzen rückte die Aus- und Weiterbildung in den Mittelpunkt der Be-trachtung und weiteren Aufgabenstellung. Der Beschluss der Konferenz von 1968 enthielt die Aussage, dass jährlich 350 Facharbeiter und 80 Meister zur Ausbildung kommen sollten. Diese Ziele bildeten einen wesentlichen Bestandteil des Betriebsplanes der LPG oder VEG im jeweiligen Jahr. Die Kreislandwirtschaftsschule Anklam unter Leitung ihrer Direktorin Gerda Christen hatte

jährlich ein großes Arbeitspensum zu bewältigen. Facharbeiterlehrgänge fanden weitgehend in Betrieben, be-sonders in den Wintermonaten, statt. Unterstützung gaben Leitungsperso-nal der LPG, VEG, KfL, ACZ, Be-trieben der Nahrungsgüterwirtschaft sowie der landwirtschaftlichen Ver-waltung des Kreises.

Kreislandwirtschaftsschule in der Südstadt Die Ausbildung zum Meister erfolgte in der Kreislandwirtschaftsschule, in einigen Fällen auch außerhalb des Kreises an speziellen Fachschulen. Im Vergleich zur Lehrausbildung fand eine theoretische Ausbildung statt. Schwerpunkte bil-deten landwirtschaftliche Fachfächer, Mathematik und Chemie. Langjährige praktische Erfah-rungen trugen im Wesentlichen zum Bestehen der Abschlussprüfung bei. In den siebziger Jahren räumte der Gesetzgeber den LPG und VEG die Möglichkeit ein, älte-ren Frauen und Männern, die sich in der Praxis bewährt hatten, den Facharbeiterabschluss anzuerkennen. Dieses musste beim Kreislandwirtschaftsrat beantragt werden und stellte zu-gleich eine Auszeichnung dar. Betrieblich wirkte sich die Einordnung als künftiger Facharbei-ter vielfach in einer höheren Vergütung aus.

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Im Laufe der Jahre wurde folgender Ausbildungsstand erreicht (bezogen auf je 100 Beschäf-tigte in den LPG, VEG und deren kooperativen Eirichtungen)151:

1960 1965 1972 1989 Hoch- und Fachschulabschluss 0,78 2,60 4,40 7,54 Meisterabschluss 0,78 3,50 5,41 7,18 Facharbeiterabschluss 2,06 24,91 45,90 75,95 Ohne landwirtschaftl. Abschluss 96,38 68,99 44,29 9,33

Die Anlagen 15 und 16 geben weitere Auskunft über den Ausbildungsstand per 30.09.1989 der einzelnen LPG und VEG. Die Ausbildung von Spezialisten für einzelne Arbeitsprozesse, Technologien und Bedienung der Technik nahm einen breiten Umfang an. Es ist verständlich, dass das Fahren eines mo-dernen Mähdreschers oder die Bedienung eines Fischgrätenmelkstandes spezielle Fachausbil-dung erforderte und dazu ein Berechtigungsschein erworben werden musste. Die Förderung des Berufsnachwuchses galt große Beachtung. Jährlich wurden 150 bis 230 Schulabgänger als Lehrlinge für die einzelnen landwirtschaftlichen Berufe gewonnen. Diese Anzahl sicherte jedoch nicht den langjährigen Arbeitskräftebedarf für den Wirtschaftszweig. Die Ausbildung erfolgte weitgehend im eigenen Kreis. Lehrausbildungsstätten gab es in den LPG Boldekow, Albinshof, Neetzow, Görke, Butzow und im VEG Stolpe, die auch über Internate verfügten. Schulabgänger für eine landwirtschaftliche Ausbildung zu gewinnen war schwierig. Viele Ju-gendliche kannten den Beruf von ihren Eltern und wollten ihn nicht erlernen. Die Gründe lagen in der schweren Arbeit in der Tierproduktion, in den vielen Überstunden während der Arbeitskampagnen in der Pflanzenproduktion sowie in der zu niedrigen Vergütung im Ver-gleich zur Industrie und Bauwirtschaft. Bis 1957 befand sich die landwirtschaftliche Berufsschule in Anklam. Im September 1957 nahm die Betriebsberufsschule des VEG Stolpe mit zwei Klassenräumen und einem Internat ihren Lehrbetrieb auf. 26 Jugendliche waren die ersten Auszubildenden mit dem Berufsziel Acker- und Pflanzenbauer, unterrichtet von den Pädagogen Günter Krull, Franz Drockur und Walter Heuer. Der Berufsschulbetrieb in Anklam lief noch einige Jahre parallel daneben. 1974 begann der Bau einer Betriebsberufsschule mit Lehrlingswohnheim in der Nähe der Pasewalker Land-

straße. 1980 kam ein weiteres Lehrlingswohn-heim mit 150 Plätzen dazu. Diese Betriebsberufsschule bildete auch Schä-fer für mehrere Kreise aus. In der Zeit von 1957 bis 1987 beendeten in der Berufsschule fast 4000 Facharbeiter ihre Ausbildung.152

Landwirtschaftliche Berufsschule

Nicht unerwähnt sollen die Aktivitäten des „VEB Landtechnisches Instandsetzungswerk An-klam“ bleiben. 1951 baute dieses Unternehmen eine Lehrwerkstatt mit zwei Klassenräumen für 60 Lehrlinge auf. 1952 kam ein Internat mit 102 Wohnplätzen dazu und 1956 eine eigene Betriebsberufsschule, in der 6 Lehrer unterrichteten. Der Betrieb bildete bis 1968 1115 Fach-arbeiter aus153, von denen viele als Landmaschinen- und Traktorenschlosser sowie Traktoris-ten in den MTS, LPG und VEG arbeiteten. Nach 1968 kamen weitere ausgebildete Fachar-beiter aus diesem Unternehmen. Viele dieser Absolventen besuchten Fach- und Hochschulen und waren danach als Ingenieure tätig. Allgemein wurde der Aus- und Weiterbildung von Seitens der SED- und Staatsführung gro-ße Bedeutung beigemessen und viel Geld dafür investiert.

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Eine Veröffentlichung der Universität Greifswald aus dem Jahr 1983 gibt folgende Bildungs-kosten je Arbeitskraft nach Qualifikationsstufen an154:

1965 in TM

1979 in TM

Facharbeiter 18,1 26,1 Meister 22,4 31,4 Fachschulkader 30,9 45,3 Hochschulkader 57,8 85,2

Hierbei handelte es sich um Kosten, die von Ausbildungsbetrieben und der Gesellschaft ge-tragen, also von den Steuern der Bürger und den Gewinnen der volkseigenen Wirtschaft bezahlt wurden.

Bewegte Zeiten in der gesellschaftlichen Organisation der landwirtschaftlichen Produktion

Mit und nach der Bodenreform wurde der Gedanke zur Gemeinschaftsarbeit in die Bauern-schaft getragen. Es kam zur Bildung von Arbeitsgemeinschaften bei der Feldbestellung, Ernte und dem Drusch und diente der besseren Nutzung größerer Technik. Gleichzeitig bildete und festigte sich die Bereitschaft zur Zusammenarbeit der Bauern. Ab Sommer 1952 begann die Bildung landwirtschaftlicher Genossenschaften, um Vorteile der gesellschaftlichen Arbeitsteilung besser zu nutzen und die ersten Weichen für eine Speziali-sierung und Konzentration der Produktion zu stellen. Ein Problem bestand darin, dass ab 1950 viele Bauern ihren Hof verließen. Sie waren aus Alters- oder Gesundheitsgründen nicht mehr in der Lage, den Aufgaben eines Landwirtes gerecht zu werden oder gingen in die Bundesrepublik Deutschlands. Es kam zur Bildung Ört-licher Landwirtschaftsbetriebe (ÖLB). Mitte 1952 gab es im Kreis 5200 bäuerliche Betriebe. Ende 1960 bestanden 98 LPG, 5 VEG, 8 Privatgärtnereien und drei Einzelbauernhöfe. Die Partei- und Staatsführung unterstützte ab 1960 die Vergrößerung der Betriebe über Zu-sammenschlüsse von LPG. Damit sollte die Zersplitterung der Flächenbewirtschaftung auf-gehoben werden, was besonders Gemeinden mit mehreren LPG betraf. Zwischen 1952 bis 1960 bildeten sich 126 LPG. Durch Zusammenschlüsse existierten im Jahre 1970 von den vielen kleinen Genossenschaften nur noch 48 große LPG. Groß Polzin entwickelte sich zur ersten Großgenossenschaft im Kreis, hervorgerufen durch mehrerer Zusammenschlüsse in diesem Raum. Die Organisationsstruktur unterlag einer ständigen Veränderung. Waren die LPG in den fünfziger Jahren vorwiegend nach dem Territorialprinzip organisiert, so erfolgte in den sech-ziger Jahren die Organisation stärker nach Produkten (siehe dazu die Anlage 4). Es entstanden Arbeitsgruppen, die nur für bestimmte Produkte wie Futter oder Körner-früchte zuständig waren, deren Aufgabenbereiche sich über die gesamte LPG erstreckten. Diese Organisationsform bestand in größeren LPG wie Anklam, Neetzow, Krien. Als Nach-teil erwies sich die Verlängerung der Arbeits- und Transportwege. Diese Entwicklung förderte die Spezialisierung der Produktion und Arbeit in den LPG. Der „Universelle Bauer“, der alle vorkommenden Arbeiten beherrschte, gehörte damit der Ver-gangenheit an.

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Die Praxis in der gesellschaftlichen Entwicklung der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft zeigte, dass ein Zusammenschluss von LPG nicht zum Endziel großer leistungsfähiger Pro-duktionseinheiten führte. Fragen des persönlichen Landeigentums und unterschiedliche Kapi-talanhäufung in einzelnen LPG führten zu rechtlichen Problemen, die unter internationalem Gesichtspunkt nicht beantwortet werden konnten. Ab 1963 beherrschte der Begriff „Kooperation“ das politische Feld. Dazu äußerte sich bereits Karl Marx in seinem Werk „Das Kapital“ „Die Form der Arbeit vieler, die in demselben Pro-duktionsprozeß oder in verschiedenen, aber zusammenhängenden Produktionsprozessen planmäßig neben- und miteinander arbeiten, heißt Kooperation“ 155. Kooperationen sind in allen Bereichen der Wirtschaft zu begegnen, nicht nur in der Land-wirtschaft. Arbeiten Menschen in einer Arbeitsgruppe, müssen sie kooperieren, um zu einem bestimmten wirtschaftlichen Ergebnis zu kommen. Auch juristisch selbständige Betriebe müssen in einem Wirtschaftszweig kooperieren, um ein handelsfähiges Endprodukt zu sichern. Zum Beispiel benötigt der Kuhhalter Futter für seine Tiere, dazu ist der Futterproduzent notwendig, für den Milchabsatz die Molkerei, die die Milch oder Butter für den Verzehr absatzfähig aufbereitet. Im 18. Jahrhundert erledigte der Bauer die Produktion des Futters bis hin zur Butterherstellung selber. Die Kooperation ent-springt folglich im Ergebnis der gesellschaftlichen Arbeitsteilung. Vom Grundsatz her sollte zwischen den Betrieben eine gleichberechtigte, kameradschaftliche, bewusst planmäßige und schöpferische Zusammenarbeit vorhanden sein. Das Ziel bestand in einer Erhöhung der Produktion, Arbeitsproduktivität und Effektivität. Es wurde zwischen zwei Ebenen der Kooperation unterschieden. Das Zusammenwirken von LPG und VEG im einheitlichen landwirtschaftlichen Reproduktionsprozess bezeichnete man als horizontale, das Zusammenwirken von Betrieben mehrerer Produktionsstufen als vertikale Kooperation. Mitte der sechziger Jahre wurden in Abhängigkeit von konkreten örtlichen Bedingungen verschiedene Formen des kooperativen Zusammenwirkens von LPG und VEG entwickelt und weitere Schritte zur industriemäßigen Produktion eingeleitet. Dabei kam vielfach als Vor-stufe die Zusammenarbeit mehrerer LPG bei bestimmten Arbeitskampagnen wie Getreide- und Zuckerrübenernte zur Anwendung. Die Produktionsleitung gab den Betriebsleitern bei der Ausgestaltung vertraglicher Beziehungen aktive Hilfe. Auch das Institut für Landwirt-schaft des Bezirkslandwirtschaftsrates mit Sitz in Hohenzieritz unterstützte die LPG bei der Erarbeitung von Projekten zur Verbesserung der Produktionsorganisation und Zusammen-arbeit mit Nachbarbetrieben. Im Verlauf der Arbeit ging es darum, die Bauern von der Notwendigkeit einer höheren Stufe der Kooperation zu überzeugen, besonders bei der Bildung von „Kooperativen Abteilungen der Pflanzenproduktion”. In Mitgliederversammlungen der LPG sollte erreicht werden, dass die Abteilung Pflanzenproduktion ausgegliedert und eine Kooperation „Abteilung Pflanzen-produktion” gebildet wird. Diese Abteilungen, die 4000 bis 8000 ha landwirtschaftliche Nutzfläche bewirtschafteten und starke Leiter an ihrer Spitze besaßen, verloren sehr schnell die Verbindung zur juristischen Person LPG oder VEG. Das führte zu Verletzungen der genossenschaftlichen Demokratie. Besonders bei Fehlschlägen infolge ungünstiger Witterung gab es Streit hinsichtlich des finan-ziellen Verlustes und der Verantwortlichkeit. Auch die Preisbildung für Futtermittel inner-halb der Kooperation stellte häufig ein Streitobjekt dar. Bis 1970 entstanden im Raum Anklam, Görke, Krien und Neetzow „Kooperative Abtei-lungen Pflanzenproduktion" (KAP). Sie waren juristisch nicht selbständig und wurden durch ihre Mutterbetriebe vertreten. Den Leiter der KAP setzte die LPG ein, er ist mit dem Ge-schäftsführer einer heutigen GmbH vergleichbar.

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In diesem Zeitraum gab es bei einigen leitenden Personen in der Politik und Landwirtschaft Bemühungen, über den Weg der Kooperation große landwirtschaftliche Unternehmen zu bilden. Vorbild war die LPG Trinwillershagen im Kreis Grimmen. In der Kooperationsge-meinschaft Krien - Neetzow arbeiteten bereits 12 LPG und ein VEG zusammen, die Ge-samtfläche betrug 11 731 ha LN. Bestrebungen alle LPG nördlich der Peene zu einer Koope-rationsgemeinschaft zusammenzuführen, fanden nicht die Zustimmung der Genossen-schaftsbauern. Am 31.12.1970 besaß der Kreis drei Kooperative Abteilungen Pflanzenproduktion, die 13987 ha landwirtschaftliche Nutzfläche im Auftrag von 14 LPG bewirtschafteten. Weitere kamen in den Folgejahren dazu, daraus entwickelten sich später die LPG Pflanzenproduktion. Die KAP als Wirtschaftsorganisation konnte auf die Dauer nicht lebensfähig sein, es ergaben sich viele Probleme in der Leitungstätigkeit und Gestaltung kooperativer Beziehungen. Dreh- und Angelpunkt bildete hier besonders die Futtererzeugung und -verwertung. Auch Geld-fragen wie Kreditbedarf oder die Regulierung von finanziellen Verlusten lösten Probleme aus, die dann die Mutterbetriebe zu klären hatten. In der landwirtschaftlichen Produktion liegt die Zeitspanne zwischen Bestellung und Ernte weit auseinander, es wurden in der Regel kurzfristige Kredite zur Finanzierung der Arbeit und des Aufwandes benötigt. Der Ausweg bestand in der Bildung juristisch selbständiger Betriebe der Pflanzen- und Tier-produktion. Die LPG teilten das Vermögen und die Mitglieder danach ein. Die in die KAP eingebrachten Flächen wurden der LPG Pflanzenproduktion zugeordnet, Tiere, Ställe und sonstige Bereiche der LPG Tierproduktion. Dabei kam es zu weiteren Be-triebszusammenschlüssen. Baubrigaden waren bereits in den Jahren zuvor in die Zwischenbe-triebliche Bauorganisation des Kreises (ZBO Anklam) eingebracht worden. Im Jahre 1977 existierten im Kreis 3 LPG Pflanzenproduktion, 10 KAP und 5 VEG. Die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche war in dieser neuen Betriebsorganisation erfasst. Die durchschnittliche Betriebsgröße lag bei 4270 ha, die größte KAP im Raum Ducherow bewirt-schaftete 7505 ha. Das waren Betriebsgrößen, die schon die Spezialisierung und Konzen-tration der Produktion und den Einsatz moderner Technik zuließen. Sie stellten hohe Anfor-derungen an die Leiter, um die Arbeitsprozesse zu koordinieren. Sehr schnell vollzog sich der weitere Vergesellschaftungsprozess. In den achtziger Jahren gab es nur noch LPG und VEG Pflanzenproduktion, LPG und VEG Tierproduktion sowie einige kooperative Tierproduktionsbetriebe z. B. die Kooperative Schweinemastanlage Rub-kow und Kooperative Milchproduktionsanlage (KEM) Anklam. Durch das Vorhandensein von juristisch selbständigen Betrieben erhöhte sich die Verantwor-tung des Kooperationsrates der Pflanzen- und Tierproduktion. Eine wirtschaftlich vertretbare Ware - Geldbeziehung war zwischen allen beteiligten Betrieben herzustellen. Jeder Partner bemühte sich für seinen Betrieb Gewinn zu erzielen, wobei die Vereinbarungspreise für die Produkte ein entscheidendes Kriterium darstellten. Für den Verkauf an Betriebe der Nah-rungsgüterwirtschaft gab es gesetzlich geregelte Preise, für Futtermittel mussten sie festgelegt werden. Der Staat war nicht bereit, Eckpunkte bei der zwischenbetrieblichen Preisbildung zu setzen. Das Geschick und die Redekunst der einzelnen Betriebsleiter waren ausschlaggebend bei der Preisfestsetzung für Produkte und Leistungen, was in vielen Fällen zu Problemen führte. Einige Betriebe erzielten relativ hohe Gewinne, andere Betriebe gerieten in finanzielle Schwierigkeiten. Die juristische Trennung der LPG in Pflanzen- und Tierproduktionsbetriebe führte zu erheb-lichen Störungen im einheitlichen Reproduktionsprozess. Die öffentliche Meinung der Ge-nossenschaftsbauern und Landarbeiter war sehr gespalten. Arbeitsbedingungen gestalteten sich vielfach zum Nachteil im Familienleben.

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Neben der horizontalen Kooperation entwickelte sich die vertikale, die Zusammenarbeit mehrerer Produktionsstufen. So lieferte der Sauenhaltungsbetrieb die Läufer zum Mastbe-trieb, dieser verkaufte das schlachtreife Schwein an den Schlachtbetrieb, von dort ging das Fleisch an den Verarbeitungsbetrieb, also eine Produktionskette. Anfang der siebziger Jahre entstanden produktgebundene Kooperationsverbände, in deren Mittelpunkt der Endproduzent oder Händler stand. Es entwickelten sich Verbände für Ge-treide, Stärkekartoffeln, Zuckerrüben, Schlachtvieh und Milch. Sie besaßen einen Koopera-tionsrat mit begrenzten Entscheidungsbefugnissen. Die beteiligten Betriebe verfügten über ihre Selbständigkeit. In den Verbänden wurde die Produktionshöhe und zu sichernde Quali-tät abgestimmt und vertraglich vereinbart. Diese Organisationsform zeigte gute Seiten, weil sie den zeitlichen Absatz der Produktion zum vereinbarten Preis sicherte. Der Jahresvolks-wirtschaftsplan des Kreises und die Planvorgaben für Betriebe bildeten zugleich eine weitere Basis für den Vertragsabschluss. Die staatlichen Leitungen des Bezirkes und Kreises be-mühten sich, Bilanzsicherheit zu gewährleisten und extreme Überproduktion auszuschließen. Trat sie ein, so mussten von der staatlichen Leitung Lösungen für den Absatz gefunden wer-den. Die Form der Organisation, verglichen mit der heutigen Wirtschaftsstruktur, lässt Ten-denzen eines Konzerns erkennen. Ende 1989 war der Vergesellschaftungsprozess im Kreis soweit fortgeschritten, dass 12 LPG Pflanzenproduktion (siehe Anlage 5), 1 VEG Pflanzenproduktion, 22 LPG Tierproduktion, 3 VEG Tierproduktion, 1 Kooperative Einrichtung Schweinemast, 1 Agro-Chemisches-Zen-trum in Anklam, 1 Zwischenbetriebliche Bauorganisation und 1 Meliorationsgenossenschaft bestanden.

Die Pflanzenproduktion und ihre Technologie Der Kreis umfasste 1970 ca. 56 400 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, darunter 40 200 ha Acker- und 15 200 ha Grasland, das entsprach 8 % der Fläche des Bezirkes Neubrandenburg. Mit dem Stand 1977 wurden auf dem Ackerland ca. 53 % Getreide, 8,5 % Winterraps, 15,3 % Kartoffeln, 5,4 % Zuckerrüben, 6,2 % Vermehrungskulturen und 11,2 % Futterkulturen an-gebaut. Die Pflanzenproduktionsbetriebe beschäftigten zu dieser Zeit im Durchschnitt 6,1 Arbeits-kräfte je 100 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche, schwankend zwischen 4,4 bis 9,1 Arbeits-kräften. Aus heutiger Sicht betrachtet bestand ein übermäßig hoher Arbeitskräftebesatz, der zu damaliger Zeit jedoch nicht ausreichte und zeitweilig durch zusätzliche Helfer ergänzt werden musste. In Schlechtwetterzeiten erhielten die Landwirtschaftsbetriebe während der Halm- und Hack-fruchternte Unterstützung durch Studenten und Soldaten. Die Leitung der Arbeitskampagnen in der Pflanzenproduktion erfolgte durch die Betriebe und Einrichtungen der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft auf der Grundlage des kreislichen Planes. Sie erarbeiteten eine eigene Leitungskonzeption welche sie durch die Voll- oder Be-triebsversammlung beschließen ließen. Je nach Witterungsbedingungen begannen Mitte Februar die ersten Frühjahrsarbeiten. Diese bestanden in der Pflanzkartoffelsortierung und Mineraldüngung von Grünland, Raps und Ge-treide. Ende März erfolgten die Aussaaten von Klee, Futtererbsen und Hafer. Danach nah-men die Arbeiten erheblich zu mit der Zielstellung, bis Anfang April das Sommergetreide in den Boden zu bringen.

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Keinen Nutzen brachte die „ehrgeizige“ Position der kreislichen politischen Führung, mit dem Arbeitsstand im Bezirk führend sein. Der Getreideaussaat schloss sich nahtlos die Kartoffelpflanzung und Aussaat der Zucker-rüben an, die bis Anfang Mai abgeschlossen sein musste. Frühkartoffeln für Speisezwecke pflanzten die LPG Rubkow und Anklam vielfach Ende März, teilweise unter Folie. Allge-meiner Beginn der Kartoffelauspflanzung lag beim 10. April. Die Fachschule für Landwirtschaft lehrte noch 1951, erst Anfang Mai mit der Zuckerrüben-aussaat zu beginnen, da die Rübe frostempfindlich sei und deshalb erst nach den Eisheiligen aufgehen dürfe. Diese Lehre galt als überholt, das zeigten gute Erfahrungen mit der frühen Aussaat. Im Kreis traten oft zwischen dem 10. bis 25. Mai starke Sandstürme auf, die die Rübenfelder mit den kleinen Pflanzen vernichteten. Zuckerrüben, Mitte bis Ende April ausgesät, überstan-den den Sandsturm weitgehend schadlos. Die Zuckerrübe sollte mindestens 170 Wachstums-tage haben. Die Rübenpflege, besonders das Vereinzeln der Pflanzen, bereitete vielen Betrieben Sorgen, da der Aufwand an lebendiger Arbeit hoch war. Für einen ha wurden im Jahre 1960 in einem kurzen Zeitraum 195 Arbeitskräftestunden benötigt. Viele zusätzliche Helfer aus den Dörfern und der Stadt kamen zum Einsatz. Oft fehlte es an der nötigen Sorgfalt. Ende der sechziger Jahre hielt im Kreis die Einzelkornaussaat Einzug. Das Rübenkorn, vor-wiegend pelletiert, kam im Abstand von 6 bis 9 cm in die Erde. Bei nicht ausreichender Herbizidversorgung scheiterte das Einzelkornaussaatverfahren häufig daran, dass die kleinen Rüben im Unkraut untergingen und die Fläche neu bestellt werden musste. Anfang 1980 war die materieltechnische Basis soweit vorhanden, dass die Aussaat voll nach diesem arbeitskräftesparenden Prinzip erfolgen konnte. Für die handarbeitsarme Pflege muss-ten für die Rundhacke 60 bis 85 Arbeitsstunden je ha eingeplant werden. Zur Beseitigung der Spätverunkrautung machte sich ein weiterer Durchgang erforderlich. Ende der achtziger Jahre erlaubten es die Bedingungen, dass auf vielen Rübenflächen nur noch einmal Handarbeits-kräfte in der Zeitphase der früheren Rundhacke tätig waren. Als Ziel galt, jeweils 80 000 bis 100 000 Rübenpflanzen je ha gleichmäßig in den Reihen verteilt zur Ernte zu bringen. Mitte Mai begann die Herstellung von Heu oder Silage. Um Qualitätsfutter zu erzeugen, mussten innerhalb von vier Wochen ca. 9000 ha Grünland abgeerntet werden. Bis Anfang 1970 standen einfache Schwadmäher und Feldhäcksler zur Verfügung. Der Grasmäher ge-hörte zwischenzeitlich der Vergangenheit an. In den siebziger Jahren kam schrittweise der Feldhäcksler E 280 zum Einsatz, der eine höhere Tagesleistung in besserer Qualität erreichte. Diese Arbeitskampagne war für die Landwirtschaftsbetriebe recht aufwendig. Im Mai und Ende Juni organisierte die staatliche Leitung in allen Pflanzen-produktionsbetrieben Feldbegehungen. Sie standen unter der Regie der Betriebsleiter und je-weils einem Vertreter des kreislichen Staatsapparates. Zur Besichtigung kamen ausgewählte Schläge. Diese Feldbesichtigungen gaben auch dem Leiter des Betriebes Anregungen. Er nahm man-ches wahr, was beim Vorbeifahren mit dem Auto nicht ins Auge fiel. Die Halmfruchtmahd stellte für die Pflanzen-produktionsbetriebe sowie für die politische und staatliche Leitung einen besonderen Schwerpunkt dar. Ihr wurde große Aufmerksamkeit geschenkt. Sie galt als wichtiger Ernteprozess, an dem sich viele Menschen beteiligten. Da ab den siebziger Jahren mehr Stickstoff bei der Getreideerzeugung

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zum Einsatz kam, anderseits die Sorten nicht ausreichend halmstabil waren kam es zu Lager-getreide (siehe Bild auf Seite 95), das die Ernte erheblich erschwerte und zu größeren Verlus-ten führte. Die Wintergerstenernte lag zwischen dem 2. bis 21. Juli und dauerte 6 bis 9 Tage. Ein frühe-rer Erntebeginn war ein Zeichen für geringere Erträge. Nach einer kleinen Pause begann die Mahd von Winterraps, Winterroggen, Sommergerste, Winterweizen, Hafer und einer Reihe von Vermehrungskulturen. Bei normalem Verlauf ende-te die Ernte Ende August und dauerte je nach Witterungslage 42 bis 76 Tage. Aus der nach-stehenden Übersicht sind zeitliche Schwankungen beim Erntebeginn in ausgewählten Jahren ersichtlich ( Quelle: Eigene Ermittlungen des Verfassers) :

Ernte- jahr

Hauptbeginn Ab-schluss Insg.

W. Gerste

W. Raps

W. Roggen

W. Weizen

S. Gerste

Hafer

1978 11.07. 06.08. 14.08. 13.08. 15.08. 27.08. 12.09. 1980 21.07. 08.08. 15.08. 10.08. 10.08. 29.08. 17.09. 1983 07.07. 27.07. 27.07. 28.07. 09.08. 10.08. 20.08. 1987 24.07. 11.08. 21.08. 20.08. 22.08. 29.08. 30.09. 1989 02.07. 21.07. 26.07. 25.07. 26.07. 24.07. 18.08.

An einem Normalerntetag im Jahre 1975 wurden im Kreis von 120 Mähdreschern 900 bis 1100 ha Getreide und Raps gemäht. Es fielen 3600 bis 5500 t Körner an, die transportiert und eingelagert werden mussten. Beim Getreideaufkaufbetrieb kamen in den Spitzenzeiten über 3000 t Getreide an. Ein Teil dieses Korns, das über 18 % Feuchte aufwies, musste auf-bereitet und getrocknet werden. Die Trocknungskapazität lag bei 750 t täglich. Nicht alles kam in ein festes Lager, sondern auch auf Belüftungskanäle unter freiem Himmel, zeitweilig bis zu 20 000 t in Mieten von 4 m Breite und 2,50 Höhe, oft nicht mit Folie zugedeckt. Es kam vor, dass sich das eingelagerte Getreide stark erhitzte und für die Verwertung als Brot-getreide nicht mehr eignete. Es fehlten Speicher-, Trocknungs- und Aufbereitungskapazitäten. Bis Ende September wur-de das in Mieten zwischengelagerte Getreide aufbereitet und in Orte mit Speicherkapazitäten umgelagert. Trocken eingelagertes Getreide befand sich bis ins Folgejahr in einem guten Zustand ohne Qualitätsmangel. Bei dieser Art der Lagerung bewegten sich die Mengen- und Qualitätsverlus-te in vertretbaren Grenzen. Es konnte jedoch nicht übersehen werden, dass bei einigen Ge-treidepartien größere Qualitätsverluste eintraten, die zum damaligen Zeitpunkt mit der techni-schen Ausrüstung nicht zu vermeiden waren. Eine erstmalige Einlagerung im Landwirt-schaftsbetrieb hätte zu noch stärkerer Qualitätsminderung geführt, da diese Betriebe nicht über ausreichende Trocknungskapazitäten verfügten. Große Probleme bereitete die Ernte der Halmfrüchte in Regenjahren. Hier organisierte die staatliche Leitung Umsetzungen der Erntekomplexe von einem Betrieb zum anderen, was mit hohem Aufwand verbunden war. Ein Komplex bestand vorwiegend aus 5 bis 10 Mähdre-schern, 6 bis 14 Transportfahrzeugen, einem Wasserwagen, Werkstattwagen und 18 bis 35 Personen. Die Besatzung musste innerhalb kurzer Zeit 10 bis 25 km zurücklegen, wobei der An- und Abtransport sowie die Essenversorgung gesichert waren. Die Erntetechnik wurde immer moderner und leistungsfähiger. Gab es in den sechziger Jah-ren den Mähdrescher E 175, der in der Stunde 0,60 ha mähte, so kam in den siebziger Jahren der E 512 zum Einsatz, der 1,20 ha je Stunde erntete. In den achtziger Jahren kam die Zeit für den E 516, der 1,6 ha Getreide und mehr auch unter ungünstigen Witterungsbedingungen in guter Qualität mähte. Die Anzahl der Mähdrescher nahm im Kreis zu und verkürzte die Erntezeit. Waren 1960 insgesamt 57 vom Typ E 175 im Einsatz, so 1983 bereits

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139 (E 512/516). Die Ernte wurde einfacher, die Zeitspanne kürzer aber die Kostenbelastung je dt Produkt höher. Bei den Halm-früchten blieb trotzdem ein guter Roh-gewinn übrig. Die Strohräumung zog sich manchmal bis Ende September hin. Ein nicht für die Viehhaltung benötigter Teil fand in der Humuswirtschaft Verwendung, wurde breit gehäckselt und unterge-pflügt. Mähdrescher E 512/ Schneidwerk: 4,20 bzw. 5,70 m

Die Aussaat von Winterraps erfolgte bis zum 25. August. Es gab auch Jahre, in de-nen dieser Termin wegen des zu langsamen Ernteverlaufs oder starker Trockenheit nicht eingehalten werden konnte. Die Aussaat der Stoppelsaaten und Winter-zwischenfrüchte durfte nicht vergessen werden. Bestellkomplexe mussten ein um-fangreiches Programm absolvieren, sie arbeiteten neben den Erntekomplexen. Im September und Oktober erfolgte die

Große Rapsflächen im Kreisgebiet Aussaat von Wintergerste, Roggen und Weizen. Im Herbst mussten 55 bis 58 % der Acker-flächen, ohne Sommerzwischenfrüchte, neu bestellt werden. Ende August begann in den Vermehrungsbetrieben die Rodung der Pflanzkartoffeln. Von ca. 5500 ha mussten Kartoffeln gerodet werden, in normalen Jahren lag die Knollenernte bei 140000 t und mehr. Zur Krautabtötung kam ab Ende der siebziger Jahre verdünnte Schwefelsäure zum Einsatz. Zuvor angewandte chemische Mittel standen nicht ausreichend zur Verfügung. In den sechziger Jahren war die Entwicklung der Kartoffelerntetechnik unzureichend, sehr störanfällig, verursachte hohe Rodeverluste und beschädigte viele Knollen. Schrittweise er-hielten Landwirtschaftsbetriebe eine bessere Rodetechnik. Mit der Kartoffelcombine E 684 konnten höhere Leistungen in guter Qualität erreicht werden. Die Bedienung erfolgte mit 3 Arbeitskräften, die Rodung belief sich auf 0,20 ha je Stunde. Jeder größerer Kartoffelprodu-zent setzte möglichst 4 bis 7 Kombinen, auf einem Schlag ein, um die Transporttechnik und den Werkstattwagen auszulasten. Den Komplex leitete ein Brigadier. Ihm stand eine Person zur Qualitätsüberwachung zur Verfügung. Sehr schnell veränderte sich die Situation durch Beschädigung der Siebketten und Rodeschare. Verluste lagen nicht selten zwischen 10 bis 20 % vom Gesamtertrag. Kartoffeln als Rohware lager-ten in Lagerhäusern und Groß-mieten, die jährliche Menge betrug ca. 62 000 bis 75 000 t. Vielfach erfolgte eine Vor-sortierung, um Steine, Erde und schlechte Kartoffeln her-auszunehmen.

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Einige Betriebe verkauften die großen Kartoffeln an Großküchen, die sie gerne abnahmen. Die Großmieten waren in der Regel 6 m breit, 3 m hoch und 30 bis 35 m lang mit einem 1 m breiten Belüftungskanal im Kern (siehe Bild Seite 97). In einer Miete lagerten 250 bis 300 t Kartoffeln, zugedeckt mit Strohballen, darüber Folienplanen. Sie mussten täglich mehrere Stunden mit Frischluft zwangsbelüftet werden. In Frostzeiten unterblieb die Belüftung, um Schäden zu vermeiden. Selten gab es Frostschäden, eher trat Fäule wegen zu hoher Innentemperaturen ein. Ab 1980 gab es in den LPG keine Kartoffelerdmieten mehr. Speisekartoffeln dienten in der Regel zur Versorgung der Bevölkerung des Kreises, die benö-tigte Menge betrug ca. 5000 t. Durch die Sortimentszusammenstellung konnte eine ganzjähri-ge durchgängige Belieferung in guter Qualität gesichert werden. Ab Mitte Juni boten die LPG Pflanzenproduktion Rubkow, Blesewitz und Anklam Frühkartoffeln an, die zum Teil unter

Folie produziert waren. Die Menge für die Einkellerung ging im Laufe der Jahre zurück, weil die Winterlagerung in den Kellern der Neubauten Quali-tätsprobleme brachte. Die LPG Rubkow baute 1985/86 eine Lagerhalle für 3000 t Speisekartoffeln (siehe Bild) und eine Verpackungsan-lage für Beutelware. Dadurch verbes-

serte sich die Speisekartoffelversorgung für die Bevölkerung und Großverbraucher. Im Zeitraum 1978 bis 1988 erfolgte außerhalb des Staatsplanes viermal ein Speisekartoffelex-port in die damalige Sowjetunion in einer Größe von jeweils 4000 bis 8000 t gesackter Ware. Der Versand fand über Schiffe statt, die in Stralsund, Wolgast oder Lubmin angelegt hatten. Kartoffeln für Futterzwecke wurden im Herbst gedämpft und siliert oder frisch verfüttert. Ende der siebziger und Anfang der achtziger Jahre gab es Bestrebungen, Futterkartoffeln mit Zusatzstoffen wie Natriumpyrosulfit, Rapsextraktionsschrot oder Nassschnitzel roh zu kon-servieren. Es sollten über diesen Weg Brennstoffe und Arbeitszeit gespart werden. Diese Verfahren bewährten sich nicht in der Tierproduktion, die tägliche Zumast blieb zu gering. So kam das alte Verfahren weiterhin zur Anwendung, zuerst Kartoffeln dämpfen und dann silieren. Die Kartoffelsortierung begann im Februar und endete im April. Neben der Kartoffelrodung bestand die Aufgabe, von 2600 ha Grün- und Silomais zu ernten, über 100 000 t dieses Erntegutes zu transportieren und zu silieren. Gesonderte Erntekom-plexe arbeiteten rund um die Uhr in zwei Schichten, auch an den Wochenenden. Zur Erreichung eines hohen Futterwertes bei der Silage war es ratsam, die Ernte weitgehend im Stadium der Wachsreife durchzuführen. Dabei erhöhte sich die Trockensubstanz der Pflanze insgesamt auf über 24 %, eine bessere Energiekonzentration und Silierfähigkeit konnte erreicht werden. Bis zum Einsetzen der Nachtfröste zwischen dem 10. und 20. Oktober musste die Ernte möglichst beendet sein. Nach Beendigung der Kartoffelrodung ab ca. 28. September begannen mehrere Betriebe mit der Zuckerrübenrodung. Zur täglichen Verarbeitung benötigte die Fabrik ca. 2800 bis 3200 t. Bis in die siebziger Jahre kamen einfache dreireihige Rübenköpflader und Rübenrodelader bei der Ernte zum Einsatz. Diese Technik sicherte keine saubere Arbeit, Blatt- und Schmutz-anteile waren hoch. Ab Ende der siebziger Jahre kauften die Betriebe moderne Rübenernte-technik, Mitte der achtziger waren sie mit 6-ORCS und KS-6 ausgerüstet. Diese sechsreihigen selbstfahrenden Maschinen trugen dazu bei, dass die Rübenernte kein Problem mehr darstell-te.

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Im Anschluss an die Zuckerrübenernte erfolgte in allen Betrieben das Ziehen der Winter-furche, die entsprechend dem Ablaufplan bis 30. November abgeschlossen sein sollte. Diese Zielstellung wurde allgemein nicht eingehalten. In dieser Zeit mussten die Landwirte auch Dung auf den Acker bringen. Nicht unerwähnt bleiben soll die Produktion von ca. 50 t Trockentabak im Kreis. Als Hauptproduzent galt die LPG Pflanzenproduktion Anklam, Standort Dargibell, mit einer jährlichen Erzeugung von 30 bis 35 t in guter Qualität. Weitere Tabakmengen kamen von Kleinstanbauern.

Saat- und Pflanzgutvermehrung Nach 1945 musste die züchterischen Arbeit und Erhaltungszucht von Saat- und Pflanzgut wieder aktiviert werden. Sehr schnell gründeten die Besatzungsmacht und zentrale staatliche Leitung die Deutsche-Saatgut-Gesellschaft (DSG), die die Organisation der Saat- und Pflanzgutvermehrung sowie den Handel durchführte. Sie unterhielt Landesniederlassungen und Handelsbetriebe, so auch einen in Anklam auf dem Aradogelände in der Nähe des Bahnhofes. Diese zentralisierte Leitung und Organisation erwies sich als vorteilhaft, auch für die Land-wirtschaftsbetriebe. Saatgut wurde für die Vermehrung bereit gestellt, die erzeugte Rohware aufgekauft und aufbereitet. Außerdem versorgte die DSG Landwirtschaftsbetriebe mit quali-tätsgerechtem Saat- und Pflanzgut. Diese wiederum verpflichteten sich, als Gegenleistung Konsumwaren an den staatlichen Aufkaufbetrieb zu liefern. Fachpersonal gab den VEG, Bauern und LPG Hilfe und beurteilte die Qualität. Die Regierung erließ zur Saat- und Pflanzguterzeugung und -verteilung Gesetze und Verord-nungen. Zum Beispiel am 23.02.1956156 darüber, dass die Vermehrung hoher Anbaustufen (Stamm-Elite bis Super-Elite) durch Saatzuchtgüter zu erfolgen hat, die anderen Anbaustufen (Elite bis Handelssaat) durch alle weiteren Landwirtschaftsbetriebe. War die Vermehrung bisher das Betätigungsfeld der Landesgüter, Mittel- und Großbauern, so übernahm sie die LPG nach ihrer Bildung. Die in den ersten Jahren von den Bauern geäußer-ten Bedenken zur Richtigkeit des eingeschlagenen Weges und Übergabe der Saat- und Pflanz-guterzeugung verflogen im Laufe der Zeit. Anbauberater der DSG und Agronomen der MTS mussten hohe Anforderungen bewältigen, um sehr schnell die Produktionsüberführung ohne größere Verluste sicherzustellen. Im Endergebnis hatte der Kreis keine wesentlichen Ausfälle in der Erzeugung. Viele LPG bemühten sich um die Vermehrungsproduktion, sie realisierten über diesen Pro-duktionszweig höhere Erlöse je Flächeneinheit. Groß Polzin und Menzlin vermehrten als erste in größerem Umfang Getreide, Leguminosen, Klee, Gräser und Kartoffeln mit Erfolg. Die Flächenerträge waren noch niedrig. Der Ministerratsbeschluss vom 23.02.1956 zum Saatgutwesen leitete eine weitere Konzentra-tion und Spezialisierung der Saat- und Pflanzguterzeugung ein. Der erste Perspektivplan 1958/60 legte hierzu für den Kreis den Grundstein. Einige LPG erhielten die Aufforderung, neben den VEG eine umfangreichere Erzeugung in ihr Produk-tionsprogramm aufzunehmen und sie mit einer guten Qualität zu erfüllen. Betriebe dieser Art entwickelten sich im Laufe der Jahre, es traten Veränderungen in der Produktionsstruktur des Kreises ein.

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1958 entstand aus der DSG die „Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) Saat- und Pflanz-gut“ mit Sitz in Quedlinburg. Diesem Organ gehörten auch die Züchtung, Vorvermehrung und wissenschaftliche Einrichtungen der Saat- und Pflanzgutproduktion an. In den Bezirken der DDR, so auch im Bezirk Neubrandenburg, entstanden volkseigene Be-triebe (VEB) Saat- und Pflanzgut“. Der Betriebsteil Anklam des VEB Saat- und Pflanzgut Neubrandenburg hatte die fachliche Betreuung der Landwirtschaftsbetriebe durchzuführen und war für den Auf- und Verkauf von Saatgut und Pflanzkartoffeln zuständig. Auf einigen Standorten des Bezirkes Neubrandenburg, auch in Anklam, entstanden Saatgut-speicher, ausgerüstet mit entsprechender Trocknungs- und Aufbereitungskapazität. Am 16.08.1962 erschien eine Ordnung, erlassen vom Ministerrat der DDR, die die Organisa-tionsformen der Saat- und Pflanzgutproduktion näher bestimmte.157 Sie forderte die Entwick-lung spezieller Saatbaubetriebe. Die gesamte Betriebs- und Arbeitsorganisation, Fruchtfolge, Einsatz der Technik und Gestaltung der Bauten war auf die maximale Erzeugung von Saat- und Pflanzgut auszurichten. Die Vermehrungsfläche einschließlich Kartoffeln sollte etwa 25 bis 30 % der Ackerfläche betragen. Von dieser Regelung machten einige LPG des Kreises Gebrauch und bekamen dafür eine staatliche Urkunde. Am 26.10.1978 erließ die Regierung der DDR eine neue Verordnung über die Leitung und Organisation der Saat- und Pflanzgutwirtschaft.158 Sie stellte eine Zusammenfassung der bis-her erlassenen Anordnungen dar und gab zugleich weitere Arbeitsrichtungen an. Die Vermehrung von Futterhülsenfrüchten, Feldfutter und Sonderkulturen entwickelte sich von 1324 ha im Jahre 1958 auf 2589 ha im Jahre 1980 ( siehe dazu Anlage 11 ). 1979 rechneten die VEG und LPG sowie deren kooperative Einrichtungen folgende Saat- und Pflanzguterzeugung ab159: Getreide 5.023 t Winterraps 415 t Futtererbsen 712 t Lupinen 1.143 t Welsches Weidelgras 143 t Rotklee 132 t Rasenrotschwingel 270 t Pflanzkartoffeln 55.678 t Die Vermehrung von Getreide bewegte sich in den siebziger Jahren zwischen 3000 bis 5000 t. Dabei war der Saatgutwechsel für die LPG und VEG zu sichern. Zum Umfang der Vermehrungsproduktion gab es zwischen den Landwirten eine unterschied-liche Auffassung. Der Pflanzenbauer sah den höheren Erlös je Flächeneinheit mit gleichzeiti-ger Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit, der Tierproduzent dagegen eine Minderung des Futterfonds und Erlösschmälerung in der Viehwirtschaft. Zur Steigerung des Saatgutertrages bei Klee und Leguminosen kamen in der Blühphase ca. 1500 Bienenvölker zum Einsatz, woraus auch die Imker ihren Nutzen zogen. Die Pflanzkartoffelerzeugung nahm im Kreis auf Grund der geringeren Virusbelastung der Kartoffelpflanzen eine Sonderstellung ein. Ab Anfang der siebziger Jahre organisierte die VVB Saat- und Pflanzgut bei der Kartoffelvermehrung im Norden der DDR eine planmäßige Stufenproduktion. Im Bezirk Neubrandenburg ausgewählte Betriebe der Kreise Demmin, Altentreptow und Anklam führten auf ca. 4500 ha die Vorstufenproduktion und Vorvermeh-rung durch.160 Das VEG Stolpe, die LPG Pflanzenproduktion Krien, Neetzow und Medow erfüllten im Kreis Anklam diese Aufgabe. Später kamen die LPG Pflanzenproduktion Span-tekow, Sarnow, Klein Bünzow und Groß Polzin dazu. Nicht zuletzt nahmen die Zuchtgärten Stolpe und Stretense mit insgesamt 110 ha eine be-achtliche Funktion ein. Sie stellten die Basis dar für 1600 bis 2000 ha Vorstufen- und Vor-vermehrung. Damit trugen sie für ca. 18 % des Kartoffelanbaus in der DDR die Verantwor-tung. Ein ha der „Vorstufe 1“ hatte im Endergebnis für ca. 8000 ha Anbauflächen das

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Pflanzgut für den Konsumanbau zu liefern. Weitere Zuchtgärten besaßen die Kreise Alten-treptow und Demmin. Für eine größere Zahl der Kartoffelsorten waren sechs Reproduktionsstufen mit der Vorstufe 1 (V1), 2 (V2), 3 (V3), Elite (E), Hochzucht (Hz) und Nachbau (Nb) vorgesehen. Es gab auch Kartoffelsorten, von denen nur 4 oder 5 Reproduktionsstufen in der Praxis zur Umset-zung kamen. Zuchtgärten führten den Klonenaufbau mit den Stufen A-, B-, C- und D-Stämme durch. Hier erfolgte die weitere Selektion und Sortenprüfung. Der C- oder D-Stamm, der alle Prüfungen bestand, kam an den Vermehrungsbetrieb zur Erzeugung der V1 zur Auslieferung. 8 Jahre und mehr waren zur Produktion der Konsumware notwendig. Es gab Kartoffelsorten, die diese Stufe nicht erreichten. Einige Sorten wie Ackersegen, Astilla oder Adretta hielten sich in der Praxis sehr lange. Neben der Produktion einer sehr guten Speisekartoffel bestand das züchterische Ziel in der Virus- und Nematodenresistenz. Die zusätzliche Vermehrung lag in den Anbaustufen Elite, Hochzucht und Nachbau. Sie be-wegte sich jährlich zwischen 1500 bis 1700 ha, so dass von ca. 55 % der Kartoffelfläche des Kreises hochwertiges Pflanzgut bereitzustellen war. 1958 produzierten Landwirtschaftsbetriebe ca. 17 000 t Pflanzkartoffeln unter hohem Ar-beitskräfteaufwand, 1979 waren es 55 678 t 161 ( siehe dazu die Anlage 11 ). Zur Senkung des Transportaufwandes in den achtziger Jahren erfolgte die Verlegung zur Vermehrung des Nachbaus in die speise- und stärkekartoffelproduzierenden Betriebe, somit erfolgte ein Rückgang der Erzeugung im Kreis. 1989 lag das Aufkommen bei 34 900 t Pflanz-kartoffeln. Die VEG, LPG und deren kooperative Einrichtungen schafften sich schrittweise materielle Voraussetzungen für diese Produktion. Ab 1970 entstanden in Krien und Liepen Lagerhäuser mit einem jeweiligen Fassungsvermögen von 10 000 t und leistungsfähige Sortieranlagen. Es folgten die LPG Klein Bünzow, Spantekow und Medow sowie die 2 Saatzuchtstationen (Stolpe und Stretense) mit kleineren Hallen. 1977 lagerten in sieben Häusern 23 445 t Kartof-feln, weitere 37 669 t in 170 Großmieten.162 Diese Vermehrungsproduktion zeigte sich als arbeitskräfteintensiv, 5 ha Vorstufenproduk-tion benötigten jeweils eine Arbeitskraft. Neben hohem Pflege- und Ernteaufwand machte sich eine exakte Pflanzenselektion in der Phase des Wachstums erforderlich. Die Ausstattung vom Betriebsteil Anklam des VEB Saat- und Pflanzgut mit Lagerhallen und

Aufbereitungstechnik war bis Anfang der sechziger Jahre unzureichend. Dem Be-triebsteil stand nur eine Baracke zur Verfü-gung. Ein Teil des Saatgutes lagerte in Spei-chern anderer Betriebe, andernfalls verblieb es bis zur Auslieferung in den produzieren-den Betrieben. In den sechziger Jahren er-richtete das Unternehmen auf dem Aradoge-lände in Anklam einen Speicher für ca. 1500 t Saatware (siehe Bild), ausgerüstet mit einer Trocknungsanlage „Petkus-Gigant“, mit einer Tagesleistung von 50 t. Mit einem Labor ausgestattet, konnte den Landwirt-schaftsbetrieben die Qualität der angeliefer-

ten Ware attestiert werden. Während der Ernte fielen jährlich 6000 bis 8000 t Saatgut zur Aufbereitung und Einlagerung an. Einen Teil davon mussten die produzierenden Unterneh-men für längere Zeit zwischenlagern.

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Gemüse, Obst und Zierpflanzen Nach 1945 stand die Erzeugung der Grundnahrungsmittel im Vordergrund der landwirt-schaftlichen Produktion. Ehemalige Gutsgärtner, später Neubauern und private Gartenbau-betriebe beschäftigten sich mit der Gemüse-, Obst- und Zierpflanzenerzeugung. Das markt-wirksame Aufkommen war jedoch niedrig. Um die Versorgung der Bevölkerung mit Frischgemüse zu verbessern, forderte die sowjeti-sche Besatzungsmacht ein höheres Aufkommen. Entsprechend erhielten die Landesgüter und Bauern die Weisung zum Gemüseanbau. Die Anzahl der Gemüsearten war umfangreich. Geringe Anbauflächen und Unerfahrenheit der Bauern führten jedoch zu niedrigen Erträgen und hohen Produktionskosten, was folglich zur Vernachlässigung dieser Produktion führte. Auch die Treibhaus- und Frühbeetflächen waren klein, oft nur ausreichend für eine Gemüse-jungpflanzenanzucht zur Bedarfsdeckung im Territorium. Die Güter legten vor 1945 wenig Wert auf höhere Gemüse- und Zierpflanzenerzeugung und besaßen deshalb hierfür nur ge-ringe Produktionskapazitäten. Es fehlte nach 1945 über viele Jahre Material, um Glas- oder Folienflächen zu schaffen. Die Partei- und Staatsführung legte ab Ende der fünfziger Jahre Wert auf eine höhere, konti-nuierliche und bedarfsgerechte Gemüseproduktion. Für viele benötigte Gemüsearten bestan-den im Kreis ungünstige Klima- und Standortbedingungen. Rot-, Weiß- und Blumenkohl sowie Gurken für die Konservierungsindustrie fanden zualler-erst bei einigen Gemüseproduzenten größeres Interesse mit zufriedenstellenden Erträgen. Vorrangiger Abnehmer war die Konservenfabrik Tutow. Der erste Perspektivplan des Kreises, der den Zeitraum bis 1960 fixierte, ging stärker darauf ein. Besonders die LPG Menzlin, Rossin, Relzow, Görke, Zinzow, Boldekow, Groß Polzin und Neuendorf B wurden aufgefordert, die Gemüseerzeugung als Nebenbetrieb zu entwi-ckeln163. Die Erzeugung unter Glas sollten die LPG Menzlin, Rossin, Relzow und Görke durch den Aufbau von Treibhäusern in ihr Produktionsprogramm aufnehmen.163 Vieles davon fand in den Folgejahre seine Realisierung. Zur Förderung der Zierpflanzenproduktion entwickelte die staatliche Seite in den fünfziger und sechziger Jahren wenig Aktivitäten. Das Blumenangebot blieb gering, obgleich sich Pri-vatgärtner der Stadt Anklam um eine Produktionserhöhung bemühten. Wollte man ohne Vorbestellung zu besonderen Anlässen einen repräsentativen Blumenstrauß kaufen, so stieß dieses auf große Schwierigkeiten. Später fand diese Produktionsrichtung, vielfach durch Initi-ative der Gärtner, mehr Beachtung. Als bedeutender Gemüseproduzent entwickelte sich die LPG Groß Polzin, die 50 bis 90 ha Freilandgemüse anbaute und eine Gewächshausanlage mit 6300 m² Fläche errichtete. Sie pro-duzierte besonders Kohlarten für die industrielle Verarbeitung und Frischversorgung, me-chanisierte diesen Produktionszweig, verfügte über eine Beregnungsanlage und provisorische Lagerkapazitäten für die Winterversorgung. Mit der Vollgenossenschaftlichkeit der Landwirtschaft gingen die Gärtnereien in den Dörfern bei der LPG ein und stellten einen Nebenbetriebsteil dar. Die Anlage 12 gibt Auskunft über die wichtigsten Gemüseanbauer. Die Gemüseerzeugung unterlag im Laufe der Jahre größeren Schwankungen. Wohl wurde auf Tagungen der Partei- und Staatsführung von einer besseren Eigenversorgung gesprochen,

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diese Worte flossen aber nur gering in den Leitungsprozess ein. Ende der siebziger Jahre schenkte man der Gemüseproduktion mehr Beachtung, es kamen Folienzelte, auch für die Gemüse- und Zierpflanzenerzeugung, zum Einsatz. Die Erweiterung des Obstanbaus stand jedoch erst Ende der achtziger Jahre auf der Tages-ordnung. In den achtziger Jahren richtete die kreisliche Verwaltung ihre Aufmerksamkeit auf eine bes-sere Eigenversorgung der Bevölkerung mit Gemüse. Das bedeutete verkürzte Transportwege und einen höheren Frischegrad. Auf der Grundlage des eingeschätzten Bedarfs für Verbrau-cher im Territorium und des Verkaufs über die Kreisgrenze hinaus wurde die jährlich zu pro-duzierende Menge ermittelt, wonach ca. 30 Gemüsearten zum Anbau kamen. Knapp 80 % davon lieferten die LPG, VEG und Kleingärtner des Kreises. In diesem Zusammenhang entwickelten sich Direktbeziehungen zwischen den Verbrauchern und Produzenten. 1986 verfügten 42 Geschäfte, die mit Gemüse handelten, und 80 Großküchen über Vereinbarun-gen mit Produzenten.164 Diese Form des Direktbezugs verbreitete sich weiter und fand posi-tive Bewertung. Ende der achtziger Jahre betrug die mit Freilandgemüse bebaute Fläche 180 ha. Nicht zufriedenstellend war die Gemüseversorgung im Winter. Anbauer im Kreis verfügten über wenig frostsichere Einlagerungsmöglichkeiten, kleine Keller und Erdmieten dienten hierfür. Die LPG Groß Polzin baute einen Stall für die Gemüseeinlagerung aus. In anderen Betrieben wurden hierfür begrenzt Kartoffellagerhallen genutzt. Der VEB OGS war zur Ver-sorgung der Einzelhändler und Werkküchen stark auf die überkreisliche Zufuhr angewiesen. Negativ wirkte sich auf die Frühgemüse- und Zierpflanzenproduktion die begrenzte Versor-gung mit Brennstoffen, Kohle, Gas und Elektroenergie aus. In den sechziger Jahren gab es Rohbraunkohle, die einen geringen Heizwert besaß, kostenintensiv und vielfach ungeeignet für ältere Heizungsanlagen war. Insgesamt betrachtet gelang es in der DDR nicht, eine kontinuierliche, bedarfsgerechte Ge-müseversorgung zu sichern. Es fehlten die klimatischen Bedingungen und die Erzeugung unter Glas war dauerhaft zu teuer. Die Erträge bei wichtigen Gemüsearten bewegten sich im Zeitraum 1976 bis 1984 in folgen-dem Bereich165 :

1976/80 dt/ha

1981/83 dt/ha

1984 dt/ha

Weißkohl spät 374 392 351 Rotkohl spät 302 300 196 Blumenkohl 136 129 121 Möhren 211 249 361 Gurken 174 142 81 Tomaten 174 156 70 Kohlrüben 284 297 291 Spargel 10,1 9,2 6,3

Der Spargelanbau erfolgte auf einer Fläche zwischen 8 bis 12 ha und deckte nicht die Nach-frage. Für eine Erweiterung zeigten die Landwirte wenig Interesse, da der Erlös je Flächen-einheit zu gering war und zum anderen die Futterfläche einschränkte. In den siebziger Jahren erfolgte in der Tabaktrocknungsanlage Dargibell der Anbau von Pil-zen, wurde jedoch nach einigen Jahren wegen zu hohem Kostenaufwand beendet. Mitte der siebziger bis Ende der achtziger Jahre produzierten einige Gärtnereien und LPG Chicorée. Auch diese Produktion wurde wegen finanzieller Verluste aufgegeben.

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Anfang der sechziger Jahre gab es Aktivitäten zum Anlegen von Obstplantagen wie zum Bei-spiel in Zinzow oder Panschow. Diese Initiativen fanden durch die staatliche Leitung keine ausreichende Förderung. Der Anbau von Erdbeeren erfolgte begrenzt mit der Begründung, dass er zu arbeitsaufwen-dig sei. Die Erntefläche bewegte sich im Kreis Anklam zwischen 3 bis 4 ha. Davon kam nur ein Teil der Früchte in die Geschäfte der Kreisstadt. Das VEG Stolpe produzierte Erdbeer-pflanzen, die anfallenden Beeren wurden frisch verbraucht. Ende der achtziger Jahre kam bei der kreislichen staatlichen Leitung der Gedanke auf, die Obstproduktion zu aktivieren. Das VEG Anklam erhielt den Auftrag, in der Nähe der Stadt eine Süßkirschenplantage anzulegen, wobei sich Flächen südöstlich von Anklam als geeignet erwiesen. Im Frühjahr 1990 wurden auf ca. 13 ha Land 3500 Bäume gepflanzt. .

Die Tierproduktion und ihre Technologie Mit Beginn der sechziger Jahre widmete die staatliche Leitung dem Wirtschaftszweig Tierpro-duktion größere Beachtung. Es ging um die Erhöhung der Leistungen je Tier, Senkung des Aufwandes an gesellschaftlicher Arbeit je Erzeugniseinheit und Verbesserung der Arbeitsbe-dingungen für Beschäftigte in diesem Bereich. Der Landwirtschaftsrat der DDR leitete eine Reihe von Aktivitäten und gesetzgeberische Maßnahmen ein, die den Prozess der Intensivierung unterstützten. Die Entwicklung der Marktproduktion tierischer Erzeugnisse im Zeitraum 1956 bis 1989 zeigt folgendes Bild166:

ME 1956 1970 1989 Vergleich 1989/56

in % Schlachtvieh insg. t 7.346 13.540 17.244 235 Schweinefleisch t 5.886 8.816 12.294 209 Rind- u. Schaffleisch t 1.410 4.448 4.300 305 Geflügelfleisch t 50 276 649 1.298 Milch ( 3,5% Fett) t 33.642 48.946 68.919 205 Eier T-Stück 9.923 14.280 11.750 118

( Siehe auch Anlage 7 ) Wurden 1952 im Durchschnitt des Kreises 48,8 Rinder je 100 ha LN gehalten, so waren es 1960 bereits 69,4. Diese Bestandshöhe hielt sich im wesentlichen mit kleinen Schwankungen bis 1990 ( siehe Anlage 13 ). Auch der Kuhbestand wuchs von 24,6 im Jahre 1952 auf 32,2 Kühe je 100 ha LN im Jahre 1960 und blieb annähernd konstant. Ende der fünfziger Jahre begann die Spezialisierung und Arbeitsteilung sowie ein schrittwei-ser Aufbau der Stufenproduktion. Bis dahin gab es in fast allen Orten des Kreises Milchkühe. Die ersten konzeptionellen Grundlagen hierzu schaffte der kreisliche Perspektivplan für den Zeitraum 1958 bis 1960. Neben Erhöhung der Milchleistung je Kuh stand die Rindermast im Mittelpunkt der Arbeit. Probleme bereiteten der Gesundheitszustand der Kühe, fehlendes Kraftfutter sowie erhebli-che Mängel im Stallklima und im Melkprozess. Die staatliche Leitung des Bezirkes und Kreises begrenzte zur Sicherung des geplanten Kuhbestandes über Vorgaben die jährliche Anzahl der Schlachtungen, was jedoch keine Lö-

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sung darstellte. Die Zwischenabkalbezeiten verlängerten sich und eine Reihe kranker Kühe verendete. Weiterbildungsmaßnahmen der Melker, bessere Besetzung der Ställe mit Personen, die größe-res Interesse für die Viehwirtschaft zeigten, Veränderungen im Vergütungssystem sowie ein strafferes Kontrollsystem durch Leitungspersonal der Landwirtschaftsbetriebe und des Vete-rinärwesens führten zur Wende in der Milchproduktion. Bis 1960 gab es im Kreis vorherrschend die Rinderrasse „Deutsches schwarzbuntes Niede-rungsrind“. In diese Reinzucht wurde ab 1964 die engliche Rasse „Jersey“ eingekreuzt, eine feinknochige Kuh mit höherer Milch- und Fettleistung. Danach erfolgte eine weitere Einkreuzung der Rasse „Kanadisch Friesian“ oder auch „Bri-tisch Friesian“. Im Ergebnis entstand die neue Rasse „ Schwarzbuntes Milchrind der DDR“ (SMR). Bis 1983 erreichte der Kreis einen Umzüchtungsstand von 70,1 %167, der sich weiter auf 100 % bewegte. Die Einkreuzung dieser Rassen konnte durch die künstliche Besamung beschleunigt werden. Entwicklungsvergleiche der jährlichen Milchleistung bestätigten diese Einkreuzungserfolge. So war die Milchleistung je Kuh von 1960 bis 1980 um 41 % angewachsen und stieg bis 1990 kontinuierlich. Zwischen den Betrieben gab es Leistungsunterschiede. Bei der Höhe der Milchleistung nahm die LPG Milchproduktion Anklam eine führende Position ein. Dazu nachstehende Übersicht von einigen Betrieben, Zeitraum 1977/81168:

Unternehmen

Milchleistung je Kuh ( 3,5% Fett ) in kg 1977 1978 1979 1980 1981

LPG M Anklam 5.366 4.980 4.795 4.924 5.037

LPG T Klein Bünzow 4.639 4.794 4.426 4.528 4.085 LPG T Murchin 3.803 4.959 3.913 4.169 4.163 LPG T Ducherow 2.903 2.774 2.584 2.403 2.345 LPG T Spantekow 3.095 3.155 3.047 2.788 2.631

Eine größere Zahl der Landwirtschaftsbetriebe organisierte die Milchproduktion von Jahr zu Jahr besser. Auch der Kraftfuttereinsatz erhöhte sich, wobei Probleme beim Einsatz von Ei-weißfuttermitteln auftraten. Neben hoher Milchleistung ging es um eine gute Milchqualität, die über Jahre Schwierigkeiten bereitete. So wurden zum Beispiel 1971 nur 77,3 % der Milch in die Reduktasenklasse 1 ein-gestuft. 1963 waren viele Rinder tbc- und brucelloseverseucht, umfangreiche Bekämpfungs- und Sa-nierungsmaßnahmen mit Hilfe des Veterinärwesens fanden statt. 1975 betrug der Prozentsatz des brucelosenfreien Bestandes 80,6169, wenige Jahre danach gab es einen gesunden Rinder-bestand. Der Staat stellte den Landwirtschaftsbetrieben für die Durchführung der Sanierung Gelder zur Verfügung, so im Jahre 1970 insgesamt 305 000 Mark für den Kreis. In den sechziger Jahren gab es Bestrebungen zur Verbesserung der Arbeitsteilung in der Rinderhaltung. Es entwickelten sich Richtungen wie Milchproduktion, Färsenaufzucht und Rindermast. Dieser Prozess der spezialisierten Produktion vollzog sich schrittweise. Erforder-liche Ställe mussten geschaffen werden; es galt Erfahrungen zu sammeln, Fragen der Öko-nomie zu beachten und nicht zuletzt Vertragsbeziehungen über den An- und Verkauf des Stufenproduktes zu entwickeln.

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Die LPG Wussentin, Murchin, Schmuggerow und Görke bauten den Wirtschaftszweig Färsenproduktion auf. Sie erhielten von der staatlichen Leitung und der Bauernbank Unter-stützung bei der Durchführung von Baumaßnahmen und Erhöhung der Umlaufmittel. Es entstanden feste Vertragsbeziehungen zwischen Betrieben der Färsenaufzucht und Milcherzeugung über den Bezug von weiblichen Kälbern, andererseits Verträge über die Lie-ferung tragender Färsen. Die LPG Murchin verkaufte 1973 1000 Färsen an milchproduzie-rende Betriebe (LPG Medow 774, LPG Schmuggerow 280). Einige Tierproduktionsbetriebe führten die Aufzucht bis zur Milchkuh alleine durch. Hier seien zum Beispiel die LPG Neuendorf/Iven, Krien, und Klein Bünzow genannt. Bis 1990 verdoppelte sich gegenüber 1960 das Rindfleischaufkommen. In einigen LPG ent-wickelten sich Mastabteilungen. Auch die züchterische Seite schaffte hierfür Voraussetzungen. Einige LPG, die nicht Kälber für die Milchproduktion bereitstellten, kreuzten die Rasse „Charolaix“ auf das „Schwarzbunte Milchrind der DDR“ ein, mit dem Ergebnis eines Masthybriden. Der Vorteil lag besonders in höherer Tageszunahme, effektiverer Futterverwertung und ge-ringerem Fettanteil beim Fleisch. An Großmastanlagen außerhalb des Kreises erfolgte jährlich eine Lieferung von 2000 bis 3000 Stück, vorwiegend Masthybriden. Mit der Modernisierung und dem Neubau von Kuhställen mechanisierte sich der Melkprozeß. Per 31.12.1984 verfügten 25 Tierproduktionsbetriebe über folgende Melktechnik170: Kannenmelkanlagen 38 Stück Rohrmelkanlagen 80 Stück Melkkarussell 1 Stück (LPG M Anklam) Fahrbahre Weidemelkstände 50 Stück Milchkühlwannen 55 Stück Plattenwärmetauscher 1 Stück Die Milch kam in Kühlbehälter, die die jeweils zuständige Molkerei abholte und im Rücklauf Futtermilch mitbrachte. Von 1960 bis 1980 wuchs die Schweinefleischproduktion, bis 1989 bewegte sie sich zwischen 12 000 bis 13 000 t. Ging es in der ersten Phase um die allgemeine Erhöhung der Fleischpro-duktion zur Deckung des Schweinefleischbedarfs, so stand seit den siebziger Jahren die Er-höhung der Qualität im Vordergrund. Die bessere Schweinefleischqualität musste sich in einem hohen Anteil wertvoller Fleischteile, einem Fettanteil unter 20%, einer Speckdicke unter 3 cm und Kotelettmuskelfläche von 38 bis 40 cm² zeigen.171 Im Kreis gab es die zwei Schweinerassen „Deutsches Landschwein“ und „Deutsches Edel-schwein“. Beide wurden in einigen Landwirtschaftsbetrieben züchterisch bearbeitet und ver-mehrt. Hier sind besonders die LPG T Anklam, Pelsin und Schmatzin zu nennen. Mitte der sechziger Jahre führte der Kreis den Fleischschweintyp ein. Zur Sicherung der züchterischen Arbeit musste die Stufenproduktion in der Schweinehaltung beschleunigt werden. Es entstanden Schweinezucht-, Läuferliefer- und Schweinemastbetriebe. Zu Läuferlieferbe-trieben entwickelten sich die LPG Klein Bünzow, Menzlin, Rubkow, Boldekow, Zinzow, Ducherow, Krien und Spantekow sowie das VEG Dennin. Sie belieferten Mastbetriebe mit Läufern, einige auch überkreislich in einer jährlichen Größenordnung zwischen 3000 bis 6000 Stück. Als Mastbetriebe arbeiteten VEG Schweinemast Anklam, VEG Stolpe, VEG Stretense, die kooperative Schweinemastanlage Rubkow, LPG Sarnow, Neu Kosenow, Neuenkirchen und Neuendorf b .

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Der später entstandene Fleischschweinverband koordinierte die kooperativen Beziehungen. Um eine hohe Effektivität zu erreichen, erfolgte die Erhöhung der Aufzuchtergebnisse, was durch Verbesserung der Haltungsbedingungen und Senkung der Ferkelverluste geschah. Im Zeitraum 1956 bis 1989 wurde je Sau per Ende des Jahres folgende Schlachtviehmenge erreicht172: 1956 7,51 dt Schlachtvieh 1970 10,03 dt Schlachtvieh 1980 16,28 dt Schlachtvieh 1989 21,41 dt Schlachtvieh. Für die Schlachtschweinproduktion des Jahres 1989 wären 1956 2,85 Sauen notwendig gewe-sen. Die 21,41 dt Schlachtvieh im Jahr sagen aus, dass jede Sau zwischen 18 bis 24 Ferkel aufzog, was eine gute Entwicklung der Produktivität darstellte, die sich auch finanziell nieder-schlug. In den Mastbetrieben erhöhten sich die Tageszunahmen kontinuierlich und die Tierverluste sanken. Dazu ein Vergleich über die Schlachtschweinproduktion je Schweineplatz einschließ-lich Sauen und Ferkel im Jahr172: 1956 81 kg Schlachtschwein 1970 100 kg Schlachtschwein 1980 113,3 kg Schlachtschwein 1989 130,5 kg Schlachtschwein Die Tageszunahme stieg von 1989, verglichen zu 1956, um 61 % an. In einer Reihe von Mastbetrieben lag das Alter der Schweine beim Verkauf unter 9 Monate, das Fleisch wies eine sehr gute Qualität auf. Das Pferd spielte vor 1960 in der Landwirtschaft eine bedeutende Rolle und kam für Arbeits-leistungen bei der Bestellung, Aussaat und Ernte zum Einsatz. Nach 1945 erfolgte ein schrittweiser Aufbau des Bestandes. Hinzu kamen Tiere, die die Flüchtlinge mitgebracht hatten. Für das Jahr 1952 weist die Statistik einen Gesamtbestand von 6216 Pferden aus, das waren 11 Pferde je 100 ha Landwirtschaftlicher Nutzfläche, also 1,4 mehr als vor Kriegsbeginn. Auch Neubauern bemühten sich um die Pferdenachzucht. In einigen zentralen Orten stan-den im Frühjahr hierfür Hengste bereit. Mit zunehmender Technisierung der Landwirtschaft ging der Pferdebestand zurück. So exis-tierten 1960 noch 3942 Pferde ( 6,9 je 100 ha LN), 1977 nur noch 527173. Besonders der Kaltblutbestand nahm ab. Diese Pferde gingen weitgehend an Schlachtbetriebe oder wurden ins Ausland exportiert. Warmblutpferde entwickelten sich mehr zu Reitpferden. Besonders die LPG Neuen-dorf/Iven, Krien und Anklam förderten die Zucht und bauten entsprechende Bestände auf. Das Augenmerk richtete sich vor allem auf Sportpferde, die als Dressur-, Spring- und Fahr-pferde zum Einsatz kamen. Für die züchterische Entwicklung standen im Kreis 4 Hengste des volkseigenen Hengstdepots Redefin zur Verfügung. Ab 1970 zeigte sich wieder ein leichter Trend zur Bestandserhöhung, es gab aber in den achtziger Jahren Orte ohne Pferde.

Ab 1960 gingen die Schafbestände zurück, da zahlreiche Betriebe die Haltung beende-ten. Gab es 1960 noch 32,5 Schafe je 100 ha LN, so waren es 1989 nur noch 21, ein Rückgang um 6700 Stück. Leitungen der Landwirtschaftsbetriebe schenkten auch aus ökonomischen Gründen der Schafhaltung nicht die notwendige Be-achtung. Auf Grund der geringen Preise erbrachte die Wolle im Inland geringe Erlö-se, die eine kostendeckende Arbeit nicht ermöglichten. Auf dem Weltmarkt konnte

die DDR Anfang der achtziger Jahre für eine Tonne Wolle 60 t Erdöl oder 1,5 t Bohnenkaf-fee kaufen174.

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Vielfach stellten die Schafe einen Futterkonkurrenten für das Rind dar. Die zeitliche Aus-dehnung der Weidetage im Jahr war in einigen Betrieben nicht ausreichend. Probleme gab es seit der Teilung von Pflanzen- und Tierproduktion beim Nutzen der Ne-benfutterflächen. Einige Pflanzenproduktionsbetriebe übernahmen die Schafbestände, was ökonomisch sinnvoller erschien und einen besseren Einsatz der Herden ermöglichte. Es fehlten ausgebildete Schäfer, die die Haltung ökonomisch organisierten. Ende der siebzi-ger Jahre bildeten einige Landwirtschaftsbetriebe und die Betriebsberufsschule Stolpe Schäfer aus. Für den Kreis erfolgte die Ausbildung besonders im VEG Klockow und Leppin. In den fünfziger Jahren entstand in einigen LPG der Wirtschaftszweig Hühnerhaltung. Auf Grund des Kraftfutterdefizits bei der Rinder- und Schweinehaltung ging sie in den sechziger Jahren zu Ende. Das Eieraufkommen kam dann voll aus der privaten Hühnerhaltung und deckte den kreislichen Bedarf. In den sechziger Jahren begann in einigen Landwirtschaftsbetrieben der Aufbau der Enten- und Broilermast, die durch staatliche Seite Unterstützung fand. Die LPG Relzow erweiterte diesen Wirtschaftszweig und investierte in ihn, die Ökonomie war positiv. Die LPG „Friedensfahrt“ Butzow kaufte 1961 60 Nerze, begann mit der Erzeugung von Fel-len und verkaufte diese über die Leipziger Rauchwarenauktion an Pelzhändler. Nerze sind Wassermarder, die eine Länge bis 60 cm Länge erreichen. 1968 konnte die Genos-senschaft einen Zuchtbestand von 466 Tieren175 aufweisen. In 4 Ställen waren 1464 Gehege eingerichtet, dazu Arbeits-, Wirtschafts- und Kühlräume. Die Betreuung erfolgte von vier Arbeitskräften.175 Jede Fähe zog im Jahr 4 Welpen auf, die Pelzung erfolgte weitgehend nach 6 Monaten. Der Verkauf eines Felles brachte 95 bis 105 Mark, für einen Mantel wurden 100 bis 120 Pelze benötigt. Dieser Bestand erhöhte sich schnell. Mitte des Jahres 1980 betreuten 12 Mitglieder der LPG 1500 weibliche Zucht- und 6500 Jungtiere, die täglich ca. 2,5 t Fleisch und Fische verzehr-ten.176 Auch Gemüse und Eier gehörten zur Nahrung. Im Jahre 1989 sah der Plan der LPG den Verkauf von ca. 7000 Nerzfellen vor177, die Haltung bestand noch 1990. Zur Verteilung der Tierbestände auf die einzelnen Unternehmen per 31.12.1988 gibt die An-lage 14 nähere Auskünfte. Da sich geschlossene statistische Erhebungen nicht im Kreisarchiv befinden, wurden Zahlen von staatlichen Vorgaben verwertet, die weitgehend auch die reale Lage widerspiegeln. Im Zusammenhang mit der Produktivitätserhöhung wurde mehrmals die künstliche (techni-sche) Besamung von Muttertieren erwähnt. Sie nahm seit den fünfziger Jahren im Umfang zu und stellte einen wesentlichen Faktor im Zuchtgeschehen aller Tierarten dar. Um 1960 wur-den bereits 90 % der Kühe und Färsen künstlich besamt und bei Sauen und Schafe damit begonnen. Nur über diesen Weg bestand die Möglichkeit, schnell und breit eine neue Rasse einzukreuzen, damit Hybridbestände aufzubauen und eine biotechnische Steuerung der Fort-pflanzung zu sichern. Beispiele enthalten einige Abschnitte meiner Ausführungen. Auf Be-zirksebene waren Besamungsstationen zur Gewinnung von Sperma geschaffen worden. Grö-ßere Landwirtschaftsbetriebe verfügten über einen ausgebildeten Besamungstechniker, der neben den eigenen Tierbeständen auch die der benachbarten Betriebe betreute. Damit wurde die zeitgerechte Besamung der Muttertiere besser gesichert.

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Tierverluste galten besonders in der Rinder- und Schweinehaltung als ein Negativfaktor. Dazu einige Daten aus der kreislichen Statistik178:

ME 1975 1980 1985 1988

Kälberverluste Stück 2.209 2.066 849 728 Kuhverluste Stück 327 520 317 319 Ferkel- u. Läuferverluste Stück 10.949 17.750 9.846 7.900 Sauen- und Mastschweine Stück x 3.329 1.926 2.076

In den sechziger Jahren lagen die Tierverluste höher. Ursachen hierfür sind in den Haltungsbedingungen und beim Personal zu suchen. Besonders in den Wintermonaten nahmen die Ferkelverluste in vielen Ställen zu, da die Innentemperatu-ren und Luftfeuchtigkeit Erkältungskrankheiten bei den Kleintieren auslösten. Es sei in diesem Zusammenhang erwähnt, dass sich über Jahre viele Leitungen der Landwirt-schaftsbetriebe, Tierärzte und die staatliche Leitung aktiv für die Beseitigung der Ursachen einsetzten. In den ersten Jahren der genossenschaftlichen Viehhaltung stand wenig Technik für die Be-wirtschaftung der Produktionsanlagen zur Verfügung, es war eine schwere und aufwendige Arbeit. Schrittweise konnten sich die VEG und LPG Krane, Kipphänger, Viehtransporter und Multicar kaufen. So besaßen sie am 31.12.1984 folgende Technik170: Traktoren verschiedener Klassen 342 Stück Hänger für LKW und Traktoren 481 Stück Lastkraftwagen verschiedener Typen 45 Stück Krane 49 Stück Multicar 13 Stück Notstromaggregate 19 Stück. Durch die hohe Belastung der Technik kam es zu Ausfällen. Wegen Ersatzteilmangel traten häufig Probleme in der Bewirtschaftung von Tierproduktionsanlagen auf.

Die Futterwirtschaft, das verbindende Element zwischen der Pflanzen- und Tierproduktion

Ein wesentliches Aufgabengebiet der Pflanzenproduktion bestand neben dem Direktverkauf von pflanzlichen Erzeugnissen an die Nahrungsgüterindustrie und den Großhandel in der bedarfsgerechten Futterbereitstellung für die Tierbestände. 60 bis 75 % der pflanzlichen Bruttoproduktion gingen in den siebziger und achtziger Jahren in die Futterverwertung. Die Viehbestände wuchsen, Anforderungen zur Erhöhung der Produktivität vergrößerten sich und die Bereitstellung hochwertiger Konzentratfuttermittel von außerhalb war gering. Durch die betriebliche Arbeitsteilung zwischen der Pflanzen- und Tierproduktion nahmen Streitigkeiten zwischen den Partnern zu. Bis 1990 reichte die Getreidemenge, die als Futtermittel für die Tierproduktion zur Verfü-gung stand, nicht aus. Der Bedarf einzelner Betriebe wurde zwischen 40 bis 60 % gedeckt. Einen Ausweg gab es nur über die Ertragserhöhung, doch dazu fehlten zum Beispiel leis-tungsfähigere Sorten, Düngemittel und Herbizide.

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Die Qualität des Grasbestandes ließ vielfach keine hohen und nährstoffreichen Erträge zu, es mussten neue Grasarten und -sorten angebaut sowie im größerem Umfang Entwässerungs-arbeiten, Grünlandumbrüche und Neuansaaten durchgeführt werden. Ob es vom Standpunkt der Erhaltung einer gewachsenen Natur richtig war ist fraglich, je-doch stand zu diesem Zeitpunkt die schnelle Erhöhung der Futterproduktion im Vorder-grund. Die nächste vordringliche Maßnahme bestand im verlustarmen Einsatz des Graslandauf-wuchses. 42 bis 48 % standen als Weideland oder Grünfutter zur Verfügung, der Rest fand als Heu oder Silage Verwertung. Die Struktur der Grobfuttererzeugung im Zeitraum 1977 bis 1989 stellte sich im Kreis wie folgt dar179:

1977 t

1980 t

1985 t

1989 t

Grünfutter / Grünmasse 78.853 96.176 109.282 94.548 Weide / Grünmasse 159.241 158.936 199.552 207.700 Welksilage 98.483 86.121 83.674 65.687 Maissilage 51.766 47.631 48.724 40.569 Übrige Frischsilage 54.190 26.973 52.473 47.680 Trockengrün 4.992 4.207 3.212 1.640 Heu 3.182 2.002 6.434 6.385

In den sechziger und siebziger Jahren trat eine Vernachlässigung bei der Heuerzeugung ein mit der Begründung, sie sei zu teuer und könne über andere Futterstoffe wie Welksilage er-setzt werden. Ende der siebziger Jahre wuchs bei den Tierproduzenten die Erkenntnis, dass gutes Heu zur Jungrinderaufzucht und Milchproduktion unentbehrlich sei. Damit galt es, die Produktion zu erhöhen. Die Heumenge von früher mit 2600 bis 3400 t pro Jahr wuchs auf 6000 bis 8000 t an. Das Wetter in den einzelnen Jahren führte zu erheblichen Produktions-schwankungen. Eine weitere Schwachstelle bildete die mittelmäßige Qualität des Heus, was sich aber im Lau-fe der Jahre zum Positiven veränderte. Schrittweise verbesserte sich die Heubergungstechnik bestehend aus Schwadmähern, Wen-dern und Pressen. Es gab mehr Belüftungsanlagen in Lagerräumen und Mieten, zusätzliche Bergeräume in Betrieben der Tierproduktion entstanden. Die Produktion von Silage aus angewelktem Gras war in den fünfziger Jahren wenig bekannt, zehn Jahr später verbreitete sich dieses Verfahren. Bei vielen Silagen ließ der Futterwert zu wünschen übrig. Die vielfach zu späte Mahd des Graslandes sicherte einen guten Siliererfolg, ergab aber niedrige Rohprotein- und Energie-werte. Es fehlte auch die materielle Basis für eine gute Silageproduktion. Massive Silos und schlagkräftige Erntetechnik standen im Laufe der Jahre zur Verfügung.. Einen weiteren Schwerpunkt bildete die Silagemaisproduktion, die ca. 30 % der Gesamtgrün- masseproduktion ausmachte. Betriebe, die eine Zuckerrübenfrührodung durchführten, hatten die Maisernte bis Ende September abzuschließen, da die Bergungs- und Siliertechnik bei der Rübenblattsilierung einsatzfähig sein musste. Die Ernte von nicht ausgereiftem Mais erbrach-te eine unbefriedigende Silagequalität, was einen Widerspruch darstellte. Die Umstellung auf vorwiegend frühreife Sorten hatte wohl niedrigere Hektarerträge zur Folge, aber eine höhere Qualität, was im Sinne der Tierproduktion lag. Ab Anfang der sechziger Jahre führten die Zuckerfabriken Anklam, Friedland und Jarmen als Dienstleistung für Betriebe der Landwirtschaft die Grünfuttertrocknung durch. Mit Fut-

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terroggen beginnend setzte sie sich über Feldgras, Rotklee und Luzerne fort. Nach einer zeit-lichen Unterbrechung erfolgte die Trocknung des zweiten Schnitts Klee, Luzerne und Grünhafer. Das Trockengrün stellte ein hochwertiges Futter für Milchkühe dar, demzufolge bestand eine große Nachfrage nach dieser Dienstleistung. Die Kosten-Nutzen-Rechnung von Trockengrün erbrachte dem Pflanzenproduktionsbe-trieb vorwiegend ein negatives Ergebnis. Die Futterökonomie stellte einen bedeutenden Faktor in der Pflanzen- und Tierproduktion dar. Die Leistungshöhen in der Tierproduktion wurden stark dadurch bestimmt, wieviel Fut-ter in welchem Sortiment mit welcher Qualität produziert und den Tierbeständen angeboten wird. Die bis 1970 bekannten wissenschaftlichen Grundlagen wurden durch das von der Akademie der Landwirtschaftswissenschaft der DDR herausgebrachte „DDR-Futterbewertungssystem“ weiter vervollkommnet. Dieses System kam schnell und breit bei der Futterbewertung und des -einsatzes zur Anwendung. Die Futterstoffe und Futterrationen wurden mit folgenden Kennzahlen charakterisiert180: - Energetische Futtereinheit (EF) Rinder, Schafe, Pferde und Ziegen (EFr) Schweine, Kaninchen, Pelztiere (EFs) Geflügel (EFh) - Energiekonzentration (EK) - Verdaulichkeit der Energie (VE) - verdauliches Rohprotein (vRP) - Protein-Energie-Quotient (PEQ) Die EF kennzeichnet nach Tierarten differenziert den energetischen Wert der Futterstoffe und die Futterration. Die Qualitätsbestimmung übernahmen Labore auf der Grundlage von Einstufungsrahmen, die Bestandteil des Gesamtbewertungssystems darstellten. Auch für Futterbedarfsplanung, -abrechnung und -verbrauch sowie finanzielle Bewertung (Erlöse und Kosten) waren diese Normativen und Istwerte sehr bedeutungsvoll. Für die Jahresplanung spielten solche Begriffe wie futterverzehrende Großvieheinheit (fGV), die den Normbedarf an Futterenergie von 2,8 MEF beinhaltete, eine Rolle. Die Trockensub-stanz der Futterstoffe bildete die Basis bei der Darstellung von Zahlen des Futterwertes. Trotz einiger Schwächen stellte dieses Futterbewertungssystem eine gute Arbeitsgrundlage dar. Der Grundsatz „Messen-Wiegen-Rechnen“ setzte sich im Bereich der Futterwirtschaft wirk-samer durch. Alle Pflanzenproduktionsbetriebe richteten Futterkontrollstellen ein, die dem Futterökonomen unterstanden. Die Tätigkeit führte vorwiegend eine Frau aus, sie erledigte Arbeiten wie messen, wiegen, erfassen, analysieren und kontrollieren. Über die einzelnen Futterlagerstellen und Silos existierten schriftliche Aufzeichnungen, die Einrichtung machte sich sehr bald bezahlt. Zurückschauend kann festgestellt werden, dass vieles in der Futterwirtschaft erfolgreich zur Anwendung kam, auch wenn sich manches Ergebnis nicht ausreichend in positiven Zahlen widerspiegelte.

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Veterinärwesen Nach dem zweiten Weltkrieg führten ansässige Tierärzte des Kreises und der Nachbarstädte die veterinärmedizinische Betreuung der Viehbestände durch. Die Hauptlast der Arbeit lag auf den Schultern von Dr. Willi Funk (senior) in Anklam. Im Raum Ducherow war Tierarzt Robert Zips tätig. Dr. Funk schrieb in einem Bericht vom 06.03.1947 an die Landesregierung,181 dass die Tier-ärzte unter schwierigen Bedingungen ihre Aufgaben lösen mussten. Treibstoff wurde für die noch vorhandenen PKW kontingentiert und sehr begrenzt bereitgestellt, für die Pferde als Bewegungsmittel fehlte Futter, die Fahrräder besaßen keine Reifen. Auch die Medikamen-tenbereitstellung erfolgte in sehr geringem Umfang, vielfach waren diese nicht erhältlich und das Instrumentarium für die tierärztliche Arbeit konnte nicht ergänzt werden. Viele von den Flüchtlingen im Jahr 1945 eingebrachte Pferde waren an Räude erkrankt. Die Bekämpfung dieser Krankheit erfolgte mit großem Aufwand durch Begasung mit Schwefeldi-oxid. Das Gas musste mit einem holzgasbetriebenen LKW aus Bitterfeld geholt werden. Ca. 1500 Pferde wurden behandelt und geheilt.182 Auch die Beschälseuche bei Pferden erforderte bei ihrer Bekämpfung hohe Leistungen von den Tierärzten. In den ersten Jahren nach dem 2. Weltkrieg bereitete die Bekämpfung der Seuchen große Probleme. Schwachpunkte bildeten das Fehlen von Medikamenten und Fachpersonal. Mit der Bildung landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften fand eine stärkere Kon-zentration der Viehbestände statt, die zugleich die Krankheitsverbreitung verstärkte und so-mit eine intensivere veterinärmedizinische Betreuung der Tiere erforderte. Auch Maßnahmen zum Schutz gegen akute Tierseuchen galt es durchzuführen. Viele Rinder hatten Tuberkulose und waren brucelloseverseucht. Am 01.09.1955 beschloss die Regierung der DDR, in 10 Jahren die Rindertuberkulose zu tilgen. Aus dieser Aufgabenstellung ergab sich für die Tierärzte viel Arbeit. Den veränderten Produktionsverhältnissen auf dem Lande folgend, entstand 1957 in Anklam unter Leitung von Dr. Karl-August Funk die erste „Staatliche Tierarztpraxis“. Die zweite wurde 1959 in Spantekow mit dem Leiter Dr. Klaus Weber gebildet. Eine Praxis versorgte 4000 bis 5000 Großtiereinheiten (GTE). Zu dieser Zeit waren weitere 4 freiberufliche Tierärzte im Kreis tätig. Ab 1957 wurden staatlich geprüfte Veterinärtechni-ker eingestellt. Über staatliche Verordnungen der Regierung und des Rates des Bezirkes Neubrandenburg war das Veterinärwesen besonders für die Durchführung folgender Aufgaben verantwortlich: - Einleitung und Überwachung veterinärmedizinischer Maßnahmen zur Sicherung und

Erhöhung der Produktion tierischer Erzeugnisse - Tierseuchen- und Parasitenbekämpfung sowie Mitwirkung bei der Schadensfeststellung - Überwachung der Fleisch-, Milch- und Lebensmittelhygiene - Durchführung des öffentlichen Tiergesundheitsdienstes - Kontrolle der Durchführung von Tierkörperbeseitigungen Dazu gab es im Laufe der Jahre weitere ergänzende Anordnungen und Anweisungen, deren Verwirklichung kontrolliert werden musste. Hier ist besonders das Veterinärgesetz vom 20.06.1962183 zu erwähnen, das die Verantwortung und Tätigkeit im Veterinärwesen bei der Verhütung und Bekämpfung von Krankheiten und Sicherung einer planmäßigen Reproduk-tion der Viehbestände festlegte. Die Partei- und Staatsführung forderte die Leiter der Landwirtschaftsbetriebe und Tierärzte auf, sich mehr um die Senkung der Tierverluste zu bemühen. So zum Beispiel fanden im Mai 1960 in allen MTS-Bereichen Konferenzen über die Erhöhung der Viehbestände, Sicherung der Planerfüllung und Senkung der Tierverluste statt.184 Auch solche Krankheiten wie die

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Hühnerpest, Ferkelgrippe, Durchfälle bei Kälbern, Tollwut oder Parasitenbefall bei Haustie-ren traten verstärkt auf und mussten bekämpft werden. Die Maul- und Klauenseuche trat im Zeitraum 1952 bis 1982 im Kreis mehrmals auf, so 1966 (Gebiet Medow), 1976 (Gebiet Putzar) und 1982 (Gebiet Murchin/Pinnow). Das Veterinär-wesen hatte die Aufgabe, über flächendeckende Impfung der Rinder- und Schweinebestände den Ausbruch einzuschränken. Mit Beginn der sechziger Jahre kamen weitere junge Tierärzte in den Kreis, dazu zwei aus Bulgarien. 1965 waren elf Staatliche Tierarztpraxen besetzt und zwei Privatpraktiker tätig.182 Die tierärztliche Betreuung der Viehbestände in den LPG fand finanzielle Unterstützung durch den Staat. Für die Tierärzte gab es viel Arbeit, um in Zusammenarbeit mit den Tierpflegern und Leitern der Betriebe Krankheiten schrittweise zu beseitigen oder zu heilen. Es mussten eine Reihe prophylaktischer Maßnahmen durchgeführt werden, die mehr veterinärmedizinisches Perso-nal erforderten. Der Kreistag und die Bauernkonferenzen stellten dem veterinärmedizinischen Bereich ver-bindliche Aufgaben und Termine. Zur Sicherung einer effektiveren Arbeit und Arbeitsteilung kam von staatlicher Seite die An-regung zur Bildung von Gemeinschaftspraxen. Mehrere Tierarztpraxen schlossen sich zu einer Gemeinschaftspraxis zusammen, mit ihnen auch Veterinärtechniker. So konnte rund um die Uhr, auch an den Wochenenden, die veterinärmedizinische Betreuung gewährleistet und spezialisiert werden. Am 01.01.1969 entstand in Schlatkow unter Leitung von Dr. Gotthard Vogel und zwei weite-ren Tierärzten die erste Gemeinschaftspraxis. 1988 gab es im Kreis 4 Staatliche Gemeinschaftspraxen und eine Kleintierpraxis, die mit 18 Tierärzten, 11 Veterinäringenieuren und 8 Praxishilfen besetzt waren. Das Veterinärwesen beschäftigte 46 Arbeitskräfte, die mit 751 000 Mark Personalkosten zu Buche standen.185 Ein Leiter der Gemeinschaftspraxis bekam eine Monatsvergütung von ca. 2 500 Mark, der Veteri-näringenieur ca. 1250 Mark.185 Die Praxen finanzierten sich in der Regel aus den Einnahmen ihrer Tätigkeit. Die industriemäßige Milchviehanlage Anklam beschäftigte den Tierarzt Dr. Dieter Maiwald und Veterinärhelfer, die Vergütung erfolgte vom Betrieb. Veterinärrat Dr. Karl-August Funk war, nach Frau Dr. Pohle, ab 1963 als Haupttierarzt (Kreistierarzt) tätig, 1976 übernahm Dr. Lothar Mühl diese Aufgabe. Als Lebensmitteltierärzte am Schlachthof Anklam waren Dr. Fritz Beduhn, später Dr. Jürgen Polster, Dr. Werner Winkler und danach Frau Maria Kerlikowski tätig.

Die Nahrungsgüterwirtschaft und Aufkaufbetriebe landwirt-schaftlicher Erzeugnisse seit den sechziger Jahren

Der Volkseigene Erfassungs- und Aufkaufbetrieb (VEAB) war für die LPG, VEG und weite-re Betriebe, die landwirtschaftliche Produkte erzeugten, wichtigster Handelspartner. Der Ab-schnitt „Die Nahrungsgüterwirtschaft, Versorgungseinrichtungen und Aufkaufbetriebe bis Anfang der sechziger Jahre“ berichtet darüber. Im Jahr 1963 erfolgte eine Neuordnung der Aufkaufbetriebe für landwirtschaftliche Erzeug-nisse. Es entstand der VEB Getreidewirtschaft Demmin, Betriebsteil Anklam, der für den Handel mit Getreide, Ölsaaten, Hülsenfrüchte, Stroh und Heu zuständig war.

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Den Schlachtviehhandel, ohne Geflügel und Kaninchen, übernahm der VEB Schlachthof Anklam. Die Abteilung Eier- und Schlachtgeflügelaufkauf entwickelte sich zur Außenstelle des VEB Geflügelwirtschaft Neubrandenburg. Honigaufkauf oblag der VEB Bienenwirtschaft des Bezirkes Neubrandenburg ( Sitz Oertzen-hof ). Den Speisekartoffel- und Gemüsehandel übernahm der VEB Obst, Gemüse und Speisekar-toffeln. Der Aufkauf von Wolle, Häute und Haaren erfolgte vom VEB Aufbereitung tierischer Roh-stoffe Schwerin mit Sitz in Güstrow. Die bauliche und technische Ausstattung des VEB Getreidewirtschaft war mangelhaft.

Der Betriebsteil verfügte 1964 über den alten Getreidesilo am Hafen, eine Baracke auf dem Aradogelände, Räume des ehemaligen Wehr-machtsgefängnisses, Hallen in Klein Bünzow, Ducherow und auf dem Flugplatz mit einer Lagermöglich-keit von insgesamt 18 320 t Kör-nern sowie über befestigte Freila-gerflächen für ca. 8 167 t Körner.186

Getreidesilos am Hafen Im Jahr wurden ca. 40 000 t Körner aufgekauft, aufbereitet und umgeschlagen. Der Betrieb musste Fremdfreilagerflächen, die es wenig gab, in Anspruch nehmen. Landwirtschaftsbetrie-be hatten einen Teil des Getreides zwischenzulagern, vielfach unter freiem Himmel in Mieten. Auch die Trocknungskapazitäten waren gering. So standen dem Unternehmen zu dieser Zeit 4 Trockner mit einer Tagesleistung von 1 050 t (6 % Feuchtigkeitsentzug) zur Verfügung, die ca. 600 t Getreide täglich einlagerungsfähig aufbereiten konnten. Dazu kam die Zuckerfabrik Anklam mit einer Tagestrocknungsleistung von ca. 200 t. Besonders Jahre mit größeren Nie-derschlagszeiten während der Körnerernte brachten Qualitätsverluste bei der Getreideeinlage-rung. 1970 nahm ein Silo am Hafen für 10 000 t Körner seinen Betrieb auf, das Flugplatzgelände bot weiteren Lagerhallen und Getreidesilos (3 200 t) für 15 500 t Flächen an. In den achtziger Jahren kamen jährlich ca. 60 000 bis 65 000 t Getreide, Öl- und Hülsen-früchte als Bruttoware zum Aufkauf, darin enthalten das Getreide für den Futtermitteltausch mit einer Menge von 24 000 bis 28 000 t. Es standen für 43 800 t überdachte Lagerflächen

und 15 000 t Freilagerflächen zur Verfü-gung.187 Ausgehend davon, dass in eini-gen Silos noch Getreide aus dem Vorjahr als Staatsreserve lagerte, mussten ca. 27000 t bis zur Aufbereitung auf Freila-gerflächen verbleiben. Parkplätze, befes-tigte Hofflächen und das Zuckerrübenla-ger auf dem Flugplatz dienten der vo-rübergehenden Nutzung. Ca. 9 000 t Körner konnten auf diesen Flächen zwi-schengelagert werden.

Getreidesilo- und Trocknungsanlagen auf dem Flugplatz Anklam

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Durch die Erweiterung der Trocknungsanlagen bis 1975 lag die Tagesleistung bei 800 bis 1000 t /Tag, dazu die Zuckerfabrik mit 200 t. Die Statistik weist eine Tagesleistung von 1 820 t mit einem Feuchtigkeitsentzug von 6 % im Durchgang aus.187 Vielfach erfolgte ein zweima-liger Trocknungsdurchgang. Größere Getreidemengen mussten für eine längere Zeit in Mieten eingelagert werden. Die Belüftung erfolgte mit Kaltluft und die Abdeckung mit Folie, wobei Qualitätsverluste eintra-ten. Die technische Ausrüstung mit Kranen und anderen Werkzeugen zur Umsetzung der Mieten war unzureichend. Dem Unternehmen stand wenig Hebetechnik zur Verfügung, es war deshalb auf die Unterstützung durch ACZ, MG, LPG, VEG und andere Betriebe ange-wiesen. Zeitweilig kamen bis zu 8 Hebewerkzeuge von anderen Unternehmen zum Einsatz. Die Auslagerung der Körnerfrüchte erfolgte über den Wasserweg, Gleise und Straßen. Be-sonders die beiden Silos an der Peene ermöglichten eine schnelle Beladung von Schiffen und Waggons, sie waren technisch dazu hergerichtet. Der Betrieb verfügte über einen Beratungsdienst, der die Landwirtschaftsunternehmen fach-lich beriet und zugleich Vertragsabschlüsse über den Aufkauf durchführte. Als langjähriger Berater arbeitete Hugo Löck. Als Betriebsleiter waren Heinz Lange, danach Wilfried Bartelt tätig. Die Verarbeitungskapazität der Zuckerfabrik Anklam erhöhte sich in den sechziger Jahren auf 2 000 t Zuckerrüben am Tag. Sie verkaufte im Jahre 1960 26 377 t Weißzucker, 1965 bereits 35 933 t, gab 1962 443 Personen Arbeit188 und war einer der größten Exporteure des Kreises. 1960 wurde Weißzucker im Wert von 23 Mio. Mark ins Ausland verkauft.188 1965 fand die Vereinigung der Zuckerfabriken Anklam, Prenzlau, Stavenhagen, Demmin, Friedland und Jarmen zum Zuckerkombinat „Fritz Reuter“ Anklam statt. Die einzelnen Be-triebe blieben als juristische Unternehmen bestehen. Eine Reihe größerer Rekonstruktionsmaßnahmen begann im weiteren Verlauf, so der Bau eines massiven Kühlturms (1969), Aufbau eines neuen Kalkofens (1970), Erweiterung des Rübenlagerplatzes auf 28 000 t, Bau einer Rauchgasentstaubungsanlage (1986/87), Moderni-sierung des Zuckerhauses u.a.m.189 Mit diesen Maßnahmen erhöhte sich die Produktionskapa-zität, die Qualität der Erzeugnisse und die Arbeitsproduktivität. Die Umweltbelastung mit Schadstoffen verringerte sich. Um 1900 erbrachte eine Zuckerfabrik gute Leistungen, wenn sie je Arbeitskraft 3 t Zuckerrü-ben täglich verarbeitete. Im IV. Quartal 1981 wurden von 295 Produktionsarbeitern im Durchschnitt pro Tag 2840 t Zuckerrüben, das entsprach 7,2 t Zuckerrüben je Arbeitskraft, 1986 über 3000 t verarbeitet.190

Das Unternehmen verfügte über einen eigenen Beratungsdienst, der bei der Organisation und Durchführung der Zuckerrübenerzeugung mitwirkte und Wirtschaftsverträge über den Aufkauf abschloss. Jährlich von Anfang Mai bis Mitte Juli führte die Zuckerfabrik Anklam die technische Grün-futtertrocknung durch und stellte ca. 3800 t Trockengrün her. Direktoren dieses volkseigenen Unternehmens waren nach dem 2. Weltkrieg Herr Engel-mann, Schulz, Jürgen Milatz und Ingo Kuchenbrand. Im Zeitraum 1961 bis 1963 schlossen sich die VdgB-Molkereien Anklam, Dennin, Krien und Medow zu einem Betrieb zusammen. Außerdem bestand der VEB Molkerei Ducherow. Die Gebäude von Dennin, Krien und Medow dienten noch über einen längeren Zeitraum als Milchannahmestellen. Durch weitere Modernisierung und Ausdehnung der täglichen Verarbeitungszeit und den Produktionsanstieg von Milch erhöhten beide Unternehmen die Verarbeitungskapazität. Die Zahl der Beschäftigten wuchs in Anklam auf ca. 140, Ducherow beschäftigte ca. 40 Arbeits-kräfte.

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Im Jahre 1965 stellten beide Molkereien 1491,3 t Butter und 2548,4 t Trinkmilch versor-gungswirksam bereit.191 Es wurden Butter, Chesterkäse, Salzlakenkäse (Aska), Trinkvollmilch, Buttermilch, Sahne und Milchmixgetränke produziert. Die Spezialisierung auf Salzlakenkäse schritt voran. Kamen im Jahre 1977 122,4 t zum Verkauf, so waren es 1987 bereits 581,2 t. Der Aska-Käse hatte Abnehmer in 13 Bezirken der DDR.192 Herbert Meißner, Leiter der Molkerei Anklam und sein technischer Leiter Heinz Scheffler, der ab 1986 das Unternehmen übernahm, setz-ten sich besonders für die Produktion von Salzlakenkäse ein. Die Molkerei Ducherow versorgte etwa 356 Verkaufsstellen und Schulen der Kreise Anklam und Ueckermünde mit flüssigen Molkereiprodukten. Im Jahre 1987 produzierte dieser Betrieb unter anderem 7237,3 t Trinkvollmilch, 378,6 t Milchmixgetränke, 60,3 t Joghurt, 225,1 t Sahne und 756,1 t Buttermilch.192 Ab 1963 verfügte die VdgB- Molkerei Anklam über einen Beratungsdienst, zuständig für alle milchproduzierenden Betriebe des Kreises. Dieser hatte neben der Beratung zur Sicherung einer hohen Milchmenge in sehr guter Qualität auch den Vertragsabschluss zum Aufkauf und zur Bereitstellung von Futtermilch durchzuführen. In seiner Verantwortung lag die Organi-sierung des Wettbewerbs der Melkerarbeitsgruppen im Kreis sowie das Leistungsmelken. In den ersten Jahren nach dem 2. Weltkrieg veränderte sich nicht viel am Äußeren des Ge-bäudes vom VEB Schlachthof Anklam, der 1987 sein 100-jähriges Bestehen feierte. Die sech-ziger Jahre begannen mit Rekonstruktionsarbeiten im Innenbereich. Moderne Maschinen und Geräte sowie eine neuzeitliche Technologie beseitigten körperlich schwere Arbeit und verbes-serten die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten. 1965 verkaufte der Betrieb im Jahr 2379,6 t Schweinefleisch und 475,6 t Rindfleisch.191 Er spezialisierte sich auf die Schweineschlachtung. In den achtziger Jahren beschäftigte der Schlachthof Anklam im Schlachtbetrieb 196 Perso-nen. 520 bis 620 Schweine kamen täglich zur Schlachtung.193 Ab 1963 führte er eigenständig den Aufkauf der Rinder und Schweine durch, nicht nur für die eigene Schlachtung, auch für die Belieferung anderer Schlachtbetriebe und den Export. Hierzu verfügte er über eine eigene Beratungs- und Aufkaufabteilung. Diese war auch für den Nutzviehhandel von Schweinen, insbesondere von Ferkeln und Läufern, zuständig und seit den achtziger Jahren im Kooperationsverband Fleischschwein tätig. Langzeitiger Leiter des Unternehmens war Fritz Reuter. Eine Kartoffelverarbeitungsindustrie gab es im Kreis nicht. Der Verkauf von Stärkekartoffeln erfolgte besonders an die Stärkefabriken Friedland und Loitz. Das Kartoffelveredlungswerk Stavenhagen kaufte ab Ende der siebziger Jahre Speisekartof-feln zur Verarbeitung auf. Als ein weiterer landwirtschaftlicher Handelsbetrieb fungierte der „VEB Obst, Gemüse und Speisekartoffeln“ (OGS). Dieses Unternehmen hatte vorrangig die Speisekartoffel-, Gemüse- und Obstversorgung des Kreises sicherzustellen. So lag der Aufkauf zur Eigenversorgung mit Kartoffeln jährlich bei ca. 5 000 t, bei Gemüse zwischen 2 500 bis 3 200 t. Die Kleingärtner und weiteren Obstanbauer äußerten wiederholt den Wunsch nach einer Mosterei. 1984 organisierte die VdgB-BHG Anklam in der ehemaligen Milchannahmestelle Krien die Einrichtung einer Lohnmosterei. Mit einem Bau- und Ausrüstungsaufwand von 500000 Mark194 nahm dieser Betrieb unter Leitung von Dietmar Papke am 17.09.1984 seine Tätigkeit auf. Die Tageskapazität lag bei 3 t Äpfeln, damit konnten ca. 2400 Flaschen mit Most gefüllt werden.194 Von 100 kg angelieferten Äpfel kamen 56 l geklärter Saft in 80 Fla-schen zur Auslieferung. Diese Dienstleistungseinrichtung der VdgB-BHG nahm die Bevölke-rung auch überkreislich gut an.

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Agrochemische Dienstleistungen Mit Bildung der LPG wuchsen die Anforderungen an landwirtschaftlichen Dienstleistungen. Einzelne VdgB-BHG entwickelten den Handelsbereich für Dünge- und Pflanzenschutzmittel. Sie beschafften sich weitere Transporttechnik zur Ausbringung der Düngemittel und bildeten hierzu Arbeitsbrigaden. 1968 baute die BHG Klein Bünzow ein Düngerlager für feste und flüssige Stoffe. 1969 ent-stand in den BHG Ducherow und 1970/71 Anklam jeweils ein Lager für feste Dünge- und Pflanzenschutzmittel. Die BHG Klein Bünzow und Landwirte sahen in ihren Einzugsbereichen wirtschaftliche Vorteile beim Einsatz von flüssigem Ammoniak, des „NH3“ mit 82 % Stickstoffanteil. Die

Anrechnung auf das Stickstoffkontingent des Landwirtschaftsbetriebes

erfolgte nur zu 50 % und war je kg Reinstickstoff billiger. In der Nähe des Bahnhofs Klein Bünzow entstand ein Tanklager mit acht Behältern (siehe Bild) mit einem Gesamt-fassungsvermögen von 216 m³ und einer Abfüll-station im Wert von 1754

TM. Diese Form des Stickstoffs fand in vielen Jahren eine gute Nutzung. So zum Beispiel setzte das NH3 - Lager im 1. Halbjahr 1973 1137 t Ware um, davon 557 t im Kreis.195 Mit der Zeit konnten die BHG die wachsenden Aufgaben bei der Chemisierung der Pflan-zenproduktion nicht mehr bewältigten, leistungsfähigere Unternehmen mussten entstehen. Anfang 1973 gliederte der Kreislandwirtschaftsrat die Abteilungen Handel und Dienstleistun-gen der BHG aus und führte sie zu drei kooperative Einrichtungen mit dem Namen „Agro-chemische Zentren“ (ACZ) zusammen. Die ACZ Anklam, Klein Bünzow und Ducherow nahmen ihre Arbeit auf. Zum 31.12.1976 schlossen sich Anklam und Klein Bünzow zu einem Unternehmen zusammen. Mit Bildung der AIV Friedland ging ab 01.01.1977 ein Teilbereich des ACZ Ducherow zum Leitungsbereich dieser Vereinigung über. Es handelte sich um zwischenbetriebliche Einrichtungen, vergleichbar mit der heutigen Ge-sellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH). Träger waren die LPG, VEG und VdgB-BHG, Leitungsgremium der „Rat des ACZ“, der sich aus je einem Vertreter der Mitgliedsbetriebe zusammen setzte. Der Einrichtungsleiter stand diesem Unternehmen vor, seine Berufung erfolgte vom Rat, demgegenüber er auch rechenschaftspflichtig war. Die Aufgaben des Zentrums bestanden im Handel mit Dünge- und Pflanzenschutzmitteln sowie anderen Agrochemikalien, Ausbringen der Mittel, Durchführung landwirtschaftlicher Transporte und Einsatz von Agrarflugzeugen. Es verfügte über größere Düngerlager mit Eisenbahnanschluss, die Lagerung von Dünger in den LPG entfiel. Die ACZ entwickelten sich zu leistungsfähigen Unternehmen, sie erledigten umfangreiche Aufgaben für Betriebe der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft einschließlich Ernte- und Baustofftransporte. Die Ausrüstung mit moderner Technik und qualifizierten Arbeitskräften

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war unter den damaligen Bedingungen bereits gut. So zum Beispiel verfügte Anklam 1984 nach dem Zusammenschluss mit Klein Bünzow196 über 40 LKW W 50, 25 Traktoren der Typen ZT 300/303 und MTS 80, 13 Krane vorwiegend T 174, 10 Gülletankfahrzeuge ( HT 100 ), 36 LKW-Aufbaustreuer, 8 Personenkraftfahrzeuge und anderes mehr. Mobilkran T 174 In dieser Zeit beschäftigte der Betrieb ganzjährig 170 Personen.196 Im Winter kam ein Teil der Technik für den Straßenwinterdienst zum Einsatz. Die ACZ schlossen mit den LPG, VEG und deren kooperative Einrichtungen Jahresverträge über den Bezug von Düngemitteln, Pflanzenschutzmitteln, weiteren Hilfsmaterialien sowie Durchführung von Leistungen ab. Die Erzeugung von Kompost und Maßnahmen zur Verbesserung der Bodenstruktur stellten ebenfalls Bestandteile des Arbeitsprogramms dar. Zum Leistungsumfang des ACZ Anklam im Jahre 1982 geben folgende Angaben (ohne Leis-tungen des Agrarfluges) Auskunft 197: Stickstoffdüngung mit Bodengeräten 33.747 ha Grunddüngung mit Bodengeräten 33.324 ha Kalkung 9.229 ha Pflanzenschutzarbeiten 39.675 ha Transportleistungen 516.000 t Für das Jahr 1982 lag eine Versorgungsfläche von 44 000 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche zugrunde. Unter Hinzuziehung der Agrarflugleistungen ist aus dem Zahlenvergleich zu ent-nehmen, dass die Landwirtschaftsbetriebe noch mit eigener Technik Dünge- und Pflanzen-schutzarbeiten durchführten. Zum 31.12.1987 wies das ACZ Anklam in der Bilanz 5 903 TM Grundmittel (Netto) und 9830 TM Umlaufmittel aus. Die Kreditbelastung im Umlaufmittelbereich lag bei 6 333 TM.198 Das Unternehmen Anklam leitete Wolfgang Erdmann, nach seinem Tod Klaus Hobohm. Das ACZ beriet Landwirtschaftsbetriebe in agrochemischen Fragen und arbeitete selbständig mit den zuständigen wissenschaftlichen Einrichtungen und Laboren zusammen. Hierzu wä-ren besonders die Bodenuntersuchungen und jährlichen Düngeraufwandberechnungen zu nennen. Ab Mitte der achtziger Jahre erfolgte über Computer die Einsatzberechnung von Düngemitteln auf einzelnen Schlägen. Die Anwendung dieser Mittel nahm im Laufe der Jahre zu, die Leistungsfähigkeit der chemi-schen Industrie war maßgebend. Dazu eine Übersicht über den Mineraldüngereinsatz je ha landwirtschaftlicher Nutzfläche von ausgewählten Jahren199:

Wirtschaftsjahr N / kg P2O5/kg K2O/ kg CaO /kg

1959/60 40,5 31,7 85,1 85,3 1964/65 79,6 55,3 99,1 211,1 1969/70 95,0 65,5 98,4 117,5 1976/77 122,4 68,9 88,0 275,6 1989 132,0 51,0 113,0 164,0

Der Agrarflug spielte ab 1960 im Prozess der landwirtschaftlichen Produktion eine wichtige Rolle. Teile der Mineraldüngung, des Pflanzenschutzes und Maßnahmen zur Erhöhung der

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Erträge sowie deren Qualität übernahmen Flugzeuge. Die Leistungen wurden umfangreicher, was mit dem Wachsen der Kapazität der Flugzeuge und dem Stand des wissenschaftlich-technischen Fortschritts zusammenhing. Der Flugplatz Anklam verfügte seit 1960 über eine Agrarflugzeugstaffel mit 3 Maschinen vom Typ L-60 (kleineres Mehrzweckflugzeug) und 1 Maschine vom Typ AN-2 (Doppelde-cker/Antonow). Diese gehörte dem Unternehmen „Gesellschaft für internationalen Flugver-kehr GmbH“ Schönefeld (Interflug) an. Der Stützpunkt führte Flugzeugeinsätze für den Be-zirk Neubrandenburg und darüber hinaus durch. Sein Leiter war Günter Mussehl. Die Arbeit begann mit der L-60, die beim Düngerausbringen eine acht- bis zehnmal höhere Leistung als ein Bodendüngerstreuer erbrachte. Die Nutzlast lag bei ca. 600 kg, die AN-2 konnte eine Last bis zu 1300 kg befördern. Im Jahre 1963 nahm der Flugplatz Anklam einen Hangar für 14 Flugzeuge und ein Verwal-tungsgebäude in Betrieb, ein Jahr später entstand ein Ledigenheim, in dem 35 Piloten und Mechaniker Unterkunft fanden.200 Die technische Betreuung der Flugzeuge übernahm nach Errichtung der Reparaturwerft der Flugplatz. Mit Jahresbeginn 1969 wurde die L-60 durch das einmotorige Flugzeug Z-37 (Hummel), ein

Flugzeugtyp aus der damaligen CSSR, ersetzt.201 Auch dieses Landwirtschaftsflugzeug besaß eine Nutzlast bis 600 kg. Ab 1985 kamen polnische Maschi-nen des Typs „M-18 A“ (Drome-dar) zum Einsatz. Sie waren leis-tungsfähiger, ihre Nutzlast lag bei ca. 1250 kg.

Seit dem Jahr 1975 startete für Düngungs- und Pflanzenschutzmaßnahmen, besonders in den Monaten Mai/Juni, das Flugzeug AN-2 aus der Ukraine. Die Anzahl der Agrarflugzeuge hatte sich bei der Staffel Neubrandenburg von 13 im Jahre 1974 auf 24 im Jahr 1984 erhöht.202 Dieser zahlenmäßige Anstieg führte zur Erhöhung der Gesamtleistung und zeitgerechten Durchführung der Arbeiten. Jährlich kamen im Kreis Anklam 1 bis 2 Z-37 oder M-18 und 0,5 AN-2 zum Einsatz. Der Preis für eine Flugstunde der Z-37 betrug 1975 690 Mark, für die AN-2 1225 Mark. Hohe Auslastung je Flugstunde, gute Organisation und Flächengröße waren erforderlich. Ein Hektar Stickstoffdüngung kostete zwischen 10 bis 15 Mark. In der Stunde wurden 25 bis 35 ha mit Stickstoff versorgt. Die Erlöse deckten nicht den Flugstundenpreis, die Differenz subventionierte der Staatshaushalt. Bei der Schädlingsbekämpfung gingen Erlöse und Kosten einigermaßen auf. Besonders in nassen Jahren und bei der Getreidespätdüngung bestand eine große Nachfrage für den Agrarflugzeugeinsatz. Ein halber Anteil an der AN-2 sicherte ca. 6 000 bis 7 500 ha Getreidespätdüngung. Im Kreis gab es 12 Feldflugplätze, von denen Agrarflugzeuge starten und landen konnten. Die L-60 benötigte eine Start- und Landebahn von ca. 300 m, die Z-37 und M-18 A ca. 600 m auf einer Wiese oder ebenen festen Ackerfläche. Auf vier Plätzen fand in den achtziger Jah-ren eine Befestigung von 200 m Start- und Landebahn statt, sie waren im internationalen Notlandeprogramm verzeichnet. Der Leistungsumfang durch den Agrarflug nahm zu und war in den siebziger und achtziger Jahren beachtlich. Zahlen aus dem Jahr 1982 belegen das: Stickstoffdüngung 18.579 ha Grunddüngung (P K) 408 ha Pflanzenschutzmaßnahmen 18.289 ha

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1964 wurden 3 955 ha Flächen gedüngt und 1965 auf 3 166 ha die Unkraut- und Schädlings-bekämpfung durchgeführt.203

Am Rande sei erwähnt, dass die Sicherheitsbestimmungen zum Betreten der Agrarflugplätze zum Zeitpunkt der Nutzung sehr streng waren und einer polizeilichen Genehmigung bedurf-ten.

Pflanzenschutz

Bei rechtzeitig und sachgemäß durchgeführten Maßnahmen des Pflanzenschutzes konnten qualitative und quantitative Ertrags- und Lagerverluste, hervorgerufen durch das Auftreten von Krankheiten, Schädlingen und Unkräutern, verringert werden. Neben Pflanzenschutz-mitteln waren gut ausgebildete Fachkräfte erforderlich. Schon die Besatzungsmacht hatte diesen Grundsatz in der Erreichung und Sicherung pflanz-licher Erträge erkannt. Sie ordnete Maßnahmen wie Bekämpfung der Rapsschädlinge, des Kartoffelkäfers, das Beizen von Saatgut u.a.m. an. Mit unterschiedlicher Intensität und fach-lichem Niveau fanden diese Maßnahmen ihre Verwirklichung. Viele Neubauern erkannten nicht rechtzeitig die Krankheiten, Schädlinge oder Unkräuter und leiteten zu spät oder überhaupt nicht Bekämpfungsmaßnahmen ein. Hinzu kam, dass in der Nachkriegszeit Mittel und Technik zur Bekämpfung der Schaderreger fehlten. Bei der Kreisverwaltung entstand Ende der vierziger Jahre eine Pflanzenschutzstelle als nach-geordnete Einrichtung, die zugleich dem Landespflanzenschutzamt, später dem Bezirkspflan-zenschutzamt, unterstellt war. Als ihr Leiter fungierte Franz Kühlmann. Diese Einrichtung arbeitete auf der Grundlage der Befehle der SMAD. Am 25.11.1953 erließ die Volkskammer der DDR das Gesetz zum Schutz der Kultur- und Nutzpflanzen204, das auch der staatlichen Leitung und den Landwirtschaftsbetrieben Aufgaben stellte. Die wichtigsten für die Kreis-pflanzenschutzstelle waren:

- Überwachung des Gesundheitszustandes der Kulturen und eingelagerten pflanzlichen Produkte

- Schaderregerüberwachung und Ausgabe von Hinweisen zur Bekämpfung - Anleitung der Personen in Landwirtschaftsbetrieben, BHG und im ACZ, die für das

Pflanzenschutzwesen Verantwortung trugen - Erarbeitung von Vorschlägen für die Kreisverwaltung über die Verteilung der Pflanzen-

schutzmittel Im Laufe der Jahre erweiterten sich die Aufgaben der Kreispflanzenschutzstelle, der Mitarbei-terbestand erhöhte sich auf 5 Personen, die über einen Hoch- oder Fachschulabschluss ver-fügten. Mit der Entwicklung des genossenschaftlichen Bereiches und der Intensivierung der Produk-tion wuchsen die Anforderungen auf diesem Gebiet. Die zentrale staatliche Leitung erließ weitere Gesetze, Anordnungen und Verfügungen, so zum Beispiel zur Bekämpfung des Kornkäfers, der Ölfruchtschädlinge und der Kartoffelne-matode. Das Gesetz vom 25.11.1953 wurde durch die Verordnung über die Leitung, Planung und das Pflanzenschutzwesen in der DDR vom 10.08.1978205 abgelöst. Hiermit erfolgte eine Anpassung der Leitungsaufgaben für Landwirtschafts- und Dienstleitungsbetriebe sowie für staatliche Behörden. Die Wahrnehmung der direkten Aufgaben des Pflanzenschutzes oblag den Landwirtschafts-betrieben. Dabei ging es nicht nur um die Durchführung von Maßnahmen sondern auch um rechtzeitiges Erkennen der Schaderregersituation. Schrittweise entwickelte sich in den VEG und LPG die Tätigkeit des Betriebspflanzenschutz-Agronomen als Nebentätigkeit, später eine Hauptbeschäftigung. Ende der sechziger Jahre, mit dem Entstehen der KAP, danach LPG Pflanzenproduktion, war diese spezialisierte Tätigkeit nicht mehr wegzudenken. Die Mitar-

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beiter besaßen einen landwirtschaftlichen Fach- oder Hochschulabschluss, die Anleitung er-folgte über die Kreispflanzenschutzdienststelle. Die Kreislandwirtschaftsschule führte die Weiterbildung durch. Nachstehend die wichtigsten Aufgaben:

- Überwachen der Anbauflächen und Vorratslager auf Krankheiten und Schädlinge - Planung der Pflanzenschutzmaßnahmen und -mittel - Organisation und Überwachung von Maßnahmen der Pflanzenhygiene - Einweisung und Kontrolle der Brigaden des ACZ bei Maßnahmen des chemischen

Pflanzenschutzes Zu diesen Aufgaben zählten nicht nur die Schädlings- und Unkrautbekämpfung sondern auch die Erhaltung der geernteten pflanzlichen Erzeugnisse bis zur endgültigen Verwendung. Nicht zuletzt hatte die Kreispflanzenschutzstelle die Federführung bei der Organisation und fachgerechten Durchführung aller vom ACZ und Agrarflug geleisteten Maßnahmen. Technisierung der Landwirtschaft und die Organisation der In-

standhaltung Es vollzogen sich bedeutende quantitative und qualitative Veränderungen im Bestand der Technik und technischen Anlagen. Zunächst ging es um den Kauf bekannter Technik zur Durchführung der Arbeiten in der Pflanzen- und Tierproduktion, Einsparung von Arbeitskräften und Einführung eines hohen wissenschaftlichen Niveaus. Im Laufe der Zeit entwickelten sich Maschinengenerationen, die gegenüber den bisherigen eine höhere Anzahl von Werkzeugen, größere Arbeitsbreite und Ladevolumen besaßen. Sie sicherten eine höhere Arbeitsproduktivität sowie bessere Qualität der Endprodukte und verkürzten die Einsatzzeiten. Zur Entwicklung des Technikbestandes von 1960 bis 1983206 (ausgewählte Technik):

ME 1960 1970 1983

Traktoren Stück 912 1.204 1.219

Lastkraftwagen Stück 77 124 159 Anhänger für LKW u. Trakt. Stück 541 1.787 1.940 Saatgutlegemaschinen /A 697 Stück - - 14 Mähdrescher Stück 57 143 139 Räum- u. Sammelpressen Stück x 103 66 Kartoffelvollerntemaschinen Stück 68 116 74 Rübenvollerntemaschinen Stück 47 80 x Rübenköpflader Stück - - 23 Rübenrodelader / KS 6 Stück - - 15 Schwadmäher / E 301 Stück - - 69 Feldhäcksler / E 280, E 281 Stück - - 77 Krane Stück x 129 180

(Weitere Informationen in der Anlage 17) Ein Zahlenvergleich zwischen den Zeitabschnitten zeigt vielfach nicht den Mechanisierungs-grad an, weil neue Technikgenerationen mit höheren Leistungen auf den Markt kamen, die insgesamt mit geringerer Stückzahl eine höhere Arbeitsproduktivität sicherten. So können zum Beispiel die 103 Räum- und Sammelpressen des Jahres 1970 nicht mit den 66 Hoch-drucksammelpressen „K 453“ vom Jahr 1983 verglichen werden. Diese Pressen sicherten die Arbeitsvorgänge mit weniger Arbeitskräften und in kürzerer Zeit.

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In der Technik vollzog sich ein mehrfacher Generationswechsel, ein Beispiel ist der Mähdre-scher. Zuerst kamen russische S-2 und 1953 der E 175 mit einer Schnittbreite von 3 m zum Einsatz. Der E 175 war eine DDR-Entwicklung, produziert in Weimar. 1967 gab es den E 512 mit einer Arbeitsbreite von 4,2 und 5,7 m, Ende der siebziger Jahre den E 516, Ar-beitsbreite 6,7 und 7,6 m. War der E 512 schon eine leistungsfähige Maschine und beim La-gergetreide gut einsetzbar, so steigerte sich der E 516 noch. Zwischenzeitlich kam für einige Jahre der polnische Mähdrescher „Gloria“ ins Angebot. Er brachte keine zufriedenstellende Leistung und war mit dem E 512 nicht vergleichbar. Ein weiteres Beispiel aus der Zuckerrübenernte. Ab 1963 stand der dreireihige Rodelader E 765 zur Verfügung. Die Rüben wurden auf ein daneben fahrendes Fahrzeug befördert, das Rübenblatt mit dem dreireihigen Köpflader E 732 abgeräumt und auf ein Ladefahrzeug transportiert. Beide Maschinen mussten von Traktoren gezogen werden. 1975 kam die selbstfahrende sechsreihige Rübenkombine KS 6 mit einer Flächenleistung von 1 ha pro Stunde zum Einsatz. Sie rodete die geköpften Zuckerrüben und beförderte sie über Band auf ein daneben fahrendes Transportfahrzeug. Die schwerfällige Maschine besaß eine hohe Bodenbelastung. In den achtziger Jahren kam der selbstfahrende sechsreihige Köpflader 6-OCS dazu. Unser Kreis verfügte über alle Techniktypen. Auch in der Viehwirtschaft und im Transportwesen vollzog sich von 1955 bis 1990 ein mehr-facher Generationswechsel. Neues im Technikbereich brachte Leistungssteigerungen mit hö-herer Qualität. War der größte Teil von Landtechnik bis Ende der fünfziger Jahre in den Händen der MTS, so veränderte sich diese Situation mit der Übergabe an die LPG. Die Instandhaltung musste entsprechend neu reformiert werden. Da die LPG Brigadestütz-punkte der MTS und ihre Werkstätten übernahmen, standen sie für die Pflege, Wartung und Instandsetzung der Traktoren, Maschinen und Geräte zur Verfügung. Es erfolgte eine Erwei-terung und der Aufbau leistungsfähigerer Technik. Durch den schnell wachsenden Grundmit-telbestand erhöhten sich die Anforderungen. Soweit erhältlich, kam modernere Reparatur-technik zur Anschaffung. Von der Industrie konnte oft Gebrauchtes, so auch Drehbänke, zur Weiterverwertung erworben werden. Im Jahre 1963 vollzog sich eine Umbildung der MTS/RTS zum „Kreisbetrieb für Land-technik“ (KfL). Der Sitz befand sich in Anklam, Spantekower Landstraße. Werkstätten und Verwaltungsge-bäude wurden errichtet. Als Leiter fungierte Siegfried Lehnhoff. In Blesewitz entstand eine Außenstelle des „VEB Materiell-technische Versorgung“ der Landwirtschaft. Sie versorgte alle Landwirtschaftsbetriebe mit Produktions- und Hilfsmitteln, Ersatzteilen für Traktoren, Maschinen und Geräten. Ehemalige MTS-Objekte Krien, Spantekow und Ducherow entwickelten sich zu spezialisier-ten Werkstätten für Großtechnik. Ihr Einzugsbereich ging über Anklams Grenzen hinaus, sie waren besonders für die Grundinstandsetzung der Traktoren und Landmaschinen gefragt. Die einstige MTS Murchin profilierte sich zur Außenstelle des VEB Landtechnischen Anla-gebau Neubrandenburg (LTA) mit seinem Hauptsitz in Neustreliz-Tannenhof um. Ihre Zu-ständigkeit umfasste die Projektierung, Montage der Ausrüstung neuer Produktionsanlagen, Rekonstruktions- und Rationalisierungsvorhaben auf dem Gebiet der Pflanzen- und Tierpro-duktion sowie bestimmte Abschnitte des Vorleistungs- und Verarbeitungsbereiches. Die Standorte Schmatzin und Schwerinsburg erhielten keine Aufgaben im Instandhaltungsbe-reich, die Gebäude wurden von den LPG übernommen. Bei der „MTS-Spezialwerkstatt Anklam“ fand eine Umprofilierung zum „VEB Landtechni-sche Instandsetzung“ (LIW) statt. Es erfolgten Instandsetzungen von Motoren, Motoren-baugruppen und Getrieben in größerer Zahl sowie Einzelaufarbeitungen von regenerierungs-fähigen Ersatzteilen.

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Bei der Instandhaltung und Instandsetzung von Landtechnik vollzog sich eine Arbeitsteilung, die sich nach dem jeweiligen Leistungsstand in den Werkstätten der LPG und VEG richtete. Die Werkstätten der Landwirtschaftsbetriebe führten Pflege- und Wartungsarbeiten sowie

operative Instandsetzungen der Landtechnik durch. Der Winter war mit Grundin-standsetzungen an der mobi-len Technik ausgelastet. Arbeiten, die von LPG und VEG nicht fachgerecht durchgeführt oder bewältig-ten werden konnten, wurden dem KfL zugeführt.

Werkstatt der LPG Menzlin Einige Pflanzenproduktionsbetriebe des Kreises hatten diesem Betrieb die operative Tech-nikbetreuung von Bestell- und Erntekomplexen übertragen. Zur Ausrüstung der Betreuungs-gruppen gehörten Werkstattwagen mit dem erforderlichen Ersatzteilstock. Im weiteren waren die Landwirtschaftsbetriebe für die Konservierung der abgestellten Tech-nik verantwortlich. Dem Kreisbetrieb für Landtechnik oblag die einheitliche Leitung der Instandhaltungen im Kreis. Er hatte eng mit Verantwortlichen der LPG, VEG und deren kooperative Einrichtun-gen zusammenzuarbeiten. Dazu gehörte die weitere technische Befähigung dieser Personen. Probleme bereitete die Ersatzteilbeschaffung. Die Beseitigung größerer Schäden an Traktoren oder Maschinen zog sich über einen längeren Zeitraum hin, da Ersatzteile vielfach im KfL oder VEB Materiell-technische-Versorgung nicht vorhanden waren, sie mussten beim produ-zierenden Betrieb angefordert werden. Dieser wiederum war auf eine Neuproduktion ausge-richtet und hatte nur eine geringe Menge für den Ersatzteilstock. So waren zeitweise bis zu 20% der Traktoren oder Maschinen in Arbeitskampagnen nicht einsatzfähig. Diese Situation brachte ökonomische Verluste, die Arbeitskampagne verlängerte sich und es wurde mehr Technik gekauft. Seit Bestehen der DDR gab es viele kritische Hinweise von den Landwirten, Technikern, der staatlichen Leitung und auf Bauernkongressen an die SED- und Staatsführung betreffs der hohen Ausfallquote bei der Landtechnik. Eine sichtbare Veränderung trat nicht ein, vielmehr verschärfte sich diese Mangelsituation.

Aufbau von industriemäßigen Produktionsanlagen Anfang der siebziger Jahre wurden die LPG, die zur Kooperation „Pflanzenproduktion An-klam“ gehörten, von der Produktionsleitung des Kreislandwirtschaftsrates zum Aufbau einer Milchviehanlage auf kooperativer Basis befragt. Der Gedanke fiel nicht auf unfruchtbaren Boden, da Ställe für Milchkühe fehlten. In der DDR gab es zu diesem Zeitpunkt keine funktionsfähigen großen Milchviehanlagen, in Sachsen und Mecklenburg befanden sie sich erst im Aufbau. Die Bauern vertrauten den Vor-schlägen der Bauingenieure, Technologen, Wissenschaftlern und der staatlichen Leitung.

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Am 12.05.1972 bildete sich ein Arbeitsstab, dem LPG-Vorsitzende der Kreises, Ingenieure der Bauwirtschaft und Vertreter der Produktionsleitung des Kreislandwirtschaftsrates ange-hörten. Eine Gruppe von Betrieben, die am Aufbau dieser Gemeinschaftsanlage Interesse zeigte, schloss sich zusammen und ließ ihre Ansicht durch die jeweilige Vollversammlung als Koope-ration beschließen. Damit kam es zur Herstellung juristischer Verbindlichkeiten. Beteiligte waren zu dieser Zeit die LPG Anklam, Görke, Pelsin, Bargischow, Blesewitz, Ko-senow, Dargibell und Bugewitz. Im weiteren Verlauf gab es Veränderungen. Es entstanden Vorstellungen über das Bauwerk und den eventuellen Standort. Angedacht war eine 1230-er Milchviehanlage mit Fischgrätenmelkstand, als günstig erschien der Raum zwi-schen Neu Kosenow und Blesewitz. Es erfolgte eine Standortoptimierung, in der Faktoren wie Transportwege für Futter, Gülle-verwertung, tägliche Anfahrt der Arbeitskräfte, Abstand zu den Dörfern und der Stadt in Erwägung gezogen wurden. Als geeignet erschien der Standort südöstlich des Hohen Steins. Im Nachgang gab es einige negative Auffassungen zum Standort, der in der Nähe des Was-serschutzgebietes liegt, was zum Zeitpunkt der Bestimmung aber nicht bekannt war. Seit August 1972 waren Dr. agr. Wolfgang Heckel und Diplomlandwirt Horst Schmidt im Aufbaustab „Kooperative Milchviehanlage Anklam“ tätig. Im November des gleichen Jahres lag die erste betriebswirtschaftliche und bautechnische Ausarbeitung zu einer 1230-er Anlage vor. Die beteiligten LPG waren ebenfalls nicht untätig, sie hatten sich in Reichenbach /Sachsen eine im Aufbau befindliche 1230-er Anlage angese-hen. Die Meinungen zur Größe, Technologie und zu den Platzkosten gingen auseinander. Mitte 1973 entschieden sich alle Beteiligten für eine 1928-er Milchviehanlage. Den verbindlichen Bauauftrag erhielt die Zwischenbetriebliche Bauorganisation (ZBO) Anklam. Die Gesamtkos-ten einschließlich Außenanlage lagen über 17 Mio. Mark, 8800 Mark je Kuhplatz.207 Baubeginn war im IV. Quartal des Jahres 1973. Kredite stellte die Landwirtschaftsbank bereit, staatliche Subventionen gab es nicht. Die Beteiligung der landwirtschaftlichen Betriebe an dieser Anlage basierte auf Kuhplätzen. Entsprechend je übernommenem Platz mussten Eigenmittel eingebracht und Bürgschaften für Kredite übernommen werden. Aus den Vollversammlungen der beteiligten LPG kam die Zustimmung hierfür. Später erfolgte eine Gewinnaufschlüsselung auf die beteiligten Partner entsprechend ihrer Anteile. Das betriebseigene Kraftfutter war entsprechend der Zahl von übernommenen Plätzen bereitzustellen.

Kooperative Milchviehanlage Anklam / Siloanlagen und Bergeraum Die Bauzeit erstreckte sich von Ende 1973 bis 1976. Ab Mai 1976 erfolgte die Aufstallung mit Kühen und hochtragenden Färsen. Bereits ab Spätherbst 1975 wurden die hierfür vorge-sehenen Kühe in einigen Färsenaufzuchtbetrieben gesondert gehalten, um mit Beginn der Inbetriebnahme der Milchviehanlage einen ansprechenden Bestand zu besitzen. Die Füllung der Hoch- und Flachsilos mit Rohstoffen zur Erzeugung von Silage geschah schon im Sommer zuvor.

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Die Anlage setzte sich wie folgt zusammen207:

Produktionsbereich Reproduktionsbereich

28 Gruppenbuchten mit je 56 Plätzen 1568 Plätze

Trockensteher 248 Plätze

Abkalbeab-teilung 82 Plätze

Kranken-abteilung 30 Plätze

Laufstallhaltung für 1816 Kühe

Anbindestall/112 Plätze und Kälberabteil

Es gab eine strohlose Haltung mit Treibmistverfahren. Bis drei Kühe hatten einen Fressplatz. Das Melkkarussell mit Milchkühlung und Lagerung war in der Gesamtanlage unter einem Dach integriert. Es hatte 40 Melkbuchten und einen Stundendurchsatz von ca. 160 Kühen. Im Anlagenkomplex befanden sich 6 Hochsilos HS 25, mehrere Flachsilos sowie ein Berge-raum für Heu und Futterstroh. Die Dickgülle floss über ein unterirdisches Kanalsystem aus der Stallanlage zu den Güllebe-hältern. Täglich fielen 120 bis 130 m³ davon an. Ein Pump- und Rührsystem sorgte für die Umsetzung zwischen den Behältern und diente zur Sicherung der Fließfähigkeit. Die Behäl-terkapazität lag am Anfang bei 8500 m³, ausgelegt für eine Lagerung von 65 Tagen, sie galt als Nadelöhr der Anlage. Besonders in den Wintermonaten und im Zeitraum Mai bis Juli bestand nur eine begrenzte Möglichkeit der Gülleausbringung. In den Folgejahren kamen noch 7500 m³ Güllekapazität dazu. Die Entleerung der Behälter erfolgte mit Fahrzeugen. Zur Leitungs- und Arbeitskräftestruktur laut Projekt207: Leiter der Milchviehanlage Stellvertreter des Leiters und Tierzuchtleiter Produktionsbereich Reproduktion 12 AK Melkstand 24 AK Fütterung 11 AK

Veterinärbe-treuung 5 AK

Technischer Bereich 5 AK

Ökonomie 2 AK

Hilfsbereich 13 AK

Für die Gesamtanlage waren laut Konzeption 74 Arbeitskräfte vorgesehen, in der Praxis gab es bis 95 Beschäftigte einschließlich Leitungspersonal und mehr. Die Bewirtschaftung er-folgte rund um die Uhr. 11,3 % des kreislichen Kuhbestandes waren in dieser Anlage untergebracht, die das Erreichen einer hohen Milchleistung unter Beweis stellte. Zwischen 1975 bis 1980 wurden je Kuh 4900 bis 5350 kg Milch mit 3,5 % Fettgehalt erzeugt. Tragende Färsen kamen weitgehend von Färsenproduktionsbetrieben des Kreises, während weibliche Kälber an diese Betriebe zur Aufzucht gingen, männliche kauften Rindermastbe-triebe. In den achtziger Jahren, im Prozess der Bildung spezialisierter Betriebe, vollzog sich die Um-bildung der „Kooperativen Milchviehanlage Anklam“ in „LPG Milchproduktion Anklam“. An beteiligte LPG kamen die eingebrachten Anteile zur Auszahlung, dafür nahm die Anlage weitere Kredite auf. Die LPG Milchproduktion Anklam galt nun als eigenständige juristische Person. 1978 erhielt sie den Zusatznamen des ersten Kosmonauten der DDR „Siegmund Jähn“. Ihr langjähriger Leiter war Günter Krüger, unterstützt vom Produktionsleiter Siegfried Eisner. In Rubkow entstand 1971/1973 aus der bestehenden Schweinemastanlage der LPG mit 5800 Mastplätzen eine kooperative Mastanlage. Ab 01.01.1972 galt sie mit Beteiligung des VEG

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Mast Anklam als „Zwischenbetriebliche Einrichtung Schweinemast“. Es entstanden drei Stal-leinheiten mit je 1800 Mastplätzen, so dass 11200 Schweine unter einem Dach Platz fanden. Haupteigentümer dieser großen Anlage waren die LPG Rubkow und das VEG Mast Anklam. Weitere LPG beteiligten sich auf kooperativer Basis mit Platzanteilen. Die Partner hatten

Schweinemastanlage Rubkow mit 11200 Mastplätze Eigenmittel und Kredite zur Finanzierung eingebracht und waren am Gewinn beteiligt. Der Investitionsaufwand je Mastplatz lag bei 1100 Mark, dazu kamen ca. 230 Mark Umlauf-mittel. Bei 180 kg Zumast im Jahr wurde ein Gewinn von ca. 130 Mark je Mastplatz ermit-telt208, ein Erfolg für die Eigentümer der Mastanlage und ökonomischer Hebel für die Land-wirtschaftsbank zur Kreditbereitstellung. Geleitet wurde die Anlage durch den Kooperationsrat, der sich aus Partnerbetrieben zusam-mensetzte. Der langjähriger Geschäftsführer war Günter Holz (genannt Leiter der Schweine-mastanlage). Verstärkt kam wirtschaftseigenes Futter wie Kartoffeln, Futterrüben und Grünfutter zum Einsatz, auch Futter aus einem Mischfutterwerk des Kreises. Es gelangte als fließfähiges Fut-ter über ein Rohrsystem in die Tröge. Die Entmistung erfolgte über den Spaltenboden und weiter durch ein unterirdisches Kanal-system zu den Güllebehältern. Der Boden bestand aus Beton. Das erwies sich als nicht vor-teilhaft für Schweine, er war im Winter kalt und verursachte Klauenschäden. Die Kapazität der Güllebehälter stellte sich als zu klein dar und bereitete große Probleme bei der Entsorgung. Vielfach musste die Gülle in ungünstigen Zeiten ausgebracht werden, so dass Ackerstruktur- und Umweltschäden auftraten. Die Betreiber und beteiligten Landwirte besa-ßen im Interesse einer Betriebsfähigkeit der Mastanlage wenig Wahlmöglichkeiten. Ab 1980 fand auf den Standorten Lentschow und Daugzin der Bau weiterer Behälter statt. Das Ab-pumpen erfolgte über ein Rohrsystem, Güllewagen standen zum Ausbringen auf die Felder bereit. Von den kreislichen Läuferlieferbetrieben wie LPG (T) Ducherow, Menzlin, Klein Bünzow, Rubkow und VEG Dennin erfolgte die Lieferung der Mastläufer. Der Bedarf bewegte sich im Jahr zwischen 24 000 bis 27 000 Stück. Jährlich brachte die Anlage ca. 2 800 t Schlachtschweine auf den Markt, das entsprach 23 bis 25% des Kreisaufkommens. Die Masttagszunahme im Jahr 1988 belief sich auf 503 Gramm.209 Die Schweine kamen im Durchschnitt mit 113,5 kg zur Schlachtung.209 Mit dieser Tageszunahme betrug die Schweinefleischerzeugung im Jahr je Platz 176 kg, ein Umschlag von 2,2 Schweinen. Das Unternehmen erreichte ein gutes finanzielles Ergebnis und gab 37 Personen Arbeit. Große Probleme bereitete die Sicherung der Futtergrundlage. Mit der Beteiligung des VEG Mast wurde eine bessere Kraftfutterbasis geschaffen. Schwankende Erträge in den Pflanzen-produktionsbetrieben, die besonders Kraftfutterlieferanten waren, gab es immer wieder. Das führte zu Problemen bei der Sicherung einer optimalen Tagesration bei Mastschweinen. Dr. Dietrich Schülke, Vorsitzender der LPG Pflanzenproduktion Rubkow, und Werner Rep-pin, Direktor des VEG Mast Anklam, unterstützten sehr aktiv den Leiter der Mastanlage bei der Problembewältigung.

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Komplex der Meliorationen Der Kreis verfügte über eine Vielzahl von offenen und verrohrten Wasserläufen, Dränsyste-men, Stauanlagen und Seen. Sie mussten bewirtschaftet und unterhalten werden. Im Intensivierungsprozess der landwirtschaftlichen Produktion nahmen diese Maßnahmen an Bedeutung und Umfang zu. Ca. 20 % der Acker- und Grünlandflächen des Kreises benötigten Ende der fünfziger Jahre eine Entwässerung, um die zeitgerechte Bewirtschaftung und höhere Erträge zu sichern. Hierzu zählten besonders umfangreiche Moorgebiete in der Peene-, Landgraben- und Haff-niederung. Bei starken lang anhaltenden Nordostwinden entstanden Hochwasserprobleme. Im Kreis gab es ca. 100 km Deiche zum Schutz landwirtschaftlicher Nutzflächen und Gebäude. Wegen Geld- und Baukapazitätsmangel wurde deren Unterhaltung vielfach vernachlässigt.

Grünland an der Peene im Sommer Gleiche Fläche beim Hochwasser der Peene Am 28.02.1971 erreichte die Peene einen Pegelstand von 5,96 m (höchster Stand war am 31.12.1913 mit 6,20 m), was zu 8 Deichdurchbrüchen führte und 2286 ha landwirtschaftliche Nutzfläche unter Wasser setzte.210 Es entstand großer Schaden an den landwirtschaftlichen Kulturen. Aber auch starke Regenfälle überfluteten umfangreiche Flächen. So fielen Mitte Juli 1987 innerhalb von 18 Stunden 126 Liter Wasser je m2,211 das der Boden nicht zügig aufnahm. Es stand tagelang in vielen Senken und vernichtete Kulturen.

Über die Vorfluter wie zum Beispiel Stegenbach, Libnower Mühlbach, Großer Abzugsgraben und Landgra-ben wurde das Wasser aus dem Drai-nsystem der Acker- und Grünlandflä-chen abgeführt. Viele dieser Bäche münden in die Peene als Hauptvorflu-ter.

Schöpfwerk / Pumpstation Über Schöpfwerke und Pumpenstationen musste vielfach das Wasser in den Vorfluter oder in die Peene befördert werden. Die Großgrundbesitzer und Bauern des Kreises schufen sich für die Unterhaltung dieser Hydromeliorationsanlagen einschließlich Hochwasserschutz „Wasser- und Bodenverbände“, um ein abgestimmtes und fachlich richtiges Handeln zu sichern. Sie setzten nach 1945 ihre Arbeit fort, auch bei erheblicher Veränderung der Betriebsstruktur. Für diese Einzelverbände gab es in Anklam eine Koordinierungsstelle unter Leitung des Ingenieurs Köppen, danach durch seinen Stellvertreter Gerhard Pauleit. Der Staatshaushalt setzte für die Maßnahmen der Unterhaltung wasserwirtschaftlicher Anla-gen in größerem Umfang Geld ein und finanzierte eine Reihe von Investitionen. Landwirt-

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schaftliche Unternehmen erhielten ebenfalls Fördermittel, um den Wasserhaushalt auf ihren Acker- und Grünlandflächen zu verbessern. Bodenverbände wurden 1963 durch die Meliorationsgenossenschaften „Peene-Nord“ Murchin, „Peene-Haff-Moor“ Ducherow und „Großer Abzugsgraben“ Krien abgelöst. LPG und VEG des jeweiligen Einzugsbereiches traten als Träger der Meliorationsgenossenschaft (MG) auf. Aufgaben der MG waren: -Durchführung von Be- und Entwässerungsmaßnahmen zur Regulierung des Wasserhaushaltes -Instandhaltung von Wirtschaftswegen -Bau von Weideeinrichtungen -Durchführung von Sandbodenmeliorationen -Entsteinung von Acker- und Grünlandflächen -Anlegen von Windschutzhecken In einigen LPG und VEG waren Arbeitskräfte tätig, die sich mit der Instandhaltung der Me-liorationsanlagen beschäftigten und ihre Tätigkeit mit der jeweiligen MG abstimmten. Im April 1965 schlossen sich die im Kreis bestehenden MG zu einer Meliorationsgenossen-schaft zusammen. Als erste Geschäftsführerin fungierte Rosemarie Rießler, danach folgten Dieter Ganschow, später Dieter Töwe. Dieser Zusammenschluss, von den LPG und VEG weitgehend gewollt, erhöhte die Leis-tungskraft der MG. Sie konnte sich leistungsfähigere Technik kaufen, gut ausgebildete Fach-kräfte halten und die Arbeiten wirtschaftlicher durchführen. 1965 beschäftigten sie 106 Arbeiter, Angestellte und Ingenieure, die eine Jahresbauproduktion von 1,3 Mio. Mark realisierten. 1970 waren es bereits 3,4 Mio. Mark Bauproduktion und 159 Personen. In der weiteren Zeitfolge ging die Anzahl der Arbeitskräfte bis auf 110 zurück. Die Bauproduktion entwickelte sich schrittweise bis über 4 Mio. Mark. So wurde für das Jahr 1984 eine Bauproduktion von 4450 TM mit einem Selbstkosteneinsatz von 3634 TM abge-rechnet, der Nettogewinn lag bei 534 TM212. Da die meisten Instandhaltungsarbeiten arbeitskräfteintensiv waren, lag die Arbeitsprodukti-vität 1970 bei 23 500 Mark Bauleistungen. Diese Pro-Kopfleistung erhöhte sich in den weite-ren Jahren durch Einführung neuer Technologien und moderner Spezialtechnik. Die Arbeits-produktivität konnte bis 1984 gegenüber 1963 verdoppelt werden.213

Am 31.12.1984 verfügte die MG unter anderem über folgende wichtige Technik170: Traktoren verschiedener Klassen 24 Stück LKW 6 Stück LKW- und Traktorenanhänger 39 Stück Krane und Lader 10 Stück Nachfragen zur Durchführung neuer Meliorationsmaßnahmen konnten von der MG nicht ausreichend befriedigt werden, da die materielle Basis fehlte. Meliorationsinvestitionen realisierte vorwiegend der VEB Meliorationsbaukombinat Neu-brandenburg, besonders die Außenstelle Ueckermünde. Für den Zeitraum 1971 bis 1985 werden in der kreislichen Statistik die Schaffung folgender Kapazitäten durch die MG, den VEB Meliorationsbaukombinat und durch weitere Betriebe ausgewiesen214 (siehe nächste Seite):

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ME 1971 – 75 1976 – 80 1981 - 85

Bewässerung ha 2.992 2.470 6.512

Entwässerung ha 5.241 2.268 4.840 Wirtschaftswege km 25,8 29,3 54,3 Vorfluter km 60,6 43,3 58,2

Jährlich mussten im kreislichen Einzugsbereich folgende Anlagen funktionsfähig gehalten werden213:

631 km Vorfluter und Binnengräben 23.680 ha Dränanlagen 69 km Wirtschaftswege

22 Schöpfwerke 41 km Windschutzhecken

66 Stauanlagen 3 311 ha Druckrohrnetz für Beregnungsflächen Die Arbeit der MG beschränkte sich nicht nur auf die Instandhaltung der Meliorationsanla-

gen. Die MG führte auch Modernisierungen durch, war bei größeren Investitionen im Peenehaffmoor und beim Bau des Peene-Süd-Kanals beteiligt.

Viele Acker- und Grünlandflächen waren steinreich. Die MG führte ab 1974 Flächenent- steinungen durch, kaufte sich schwere Entsteinungstechnik und eine Steinbrechanlage. Auf einer Reihe von Schlägen konnten die Steine abgeräumt werden, der Straßenbau und

die Bauwirtschaft erhielten Schotter und Splitt.

Im Zusammenhang mit dem Beregnungssystem des Peene-Süd-Kanals erweiterte sich der Tätigkeitsbereich der MG. Ab Anfang der achtziger Jahre unterstützte sie landwirtschaftliche Unternehmen beim Anlegen und Betreiben zusätzlicher Beregnungs- und Stauanlagen. Die MG arbeitete mit einem Kostensatz von 85 bis 93 (bezogen auf 100) und war ein ge-winnbringender Betrieb. Im Rahmen der Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion waren die Meliorations-maßnahmen eine wichtige Komponente. Über diesen Weg wurden viele Acker- und Grün-landflächen ertragsfähiger gestaltet und bisher nicht genutzte Flächen der landwirt-

Grasland der LPG Pflanzenproduktion Anklam / Entwässerung und Windschutzstreifen schaftlichen Bewirtschaftung zu geführt. Der Kostenaufwand für die Melioration war hoch, im Ergebnis entstanden jedoch ertragsreiche große Grünlandflächen, die mit Großtechnik bewirtschaftet werden konnten und zur Erhöhung der landwirtschaftlichen Bruttoproduktion führten. Dabei veränderten sich auch Moorstrukturen und Wasserverhältnisse, in einigen Fäl-len in negativer Richtung.

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Der Peene-Süd-Kanal Im zweiten Halbjahr 1976 entstanden im Kreis Diskussionen zum Bau eines Kanals von der Peene bis zur „Großen Friedländer Wiese“. In einer Beratung am 05.10.1976 mit Leitern von Landwirtschaftsbetrieben und Bürgermeistern erläuterten Mitarbeiter des Fachorgans für Land- und Nahrungsgüterwirtschaft des Rates des Bezirkes diesen Gedanken auf breiter Ba-sis. Der Plan sah vor, den Kanal von der Peene aus dem Raum Dersewitz über Rottenkrug, Neu-enkirchen, Sarnow, Kavelpaß in den Landgraben zu leiten. Gespeist sollte er mittels eines Pumpwerkes werden. Die Konzeption sah die Beregnung von 20 000 ha Acker und Grünland des Bezirkes Neubrandenburg vor, darunter 10 230 ha im Kreis Anklam sowie Bewässerung von 13 000 ha über das Entwässerungssystem.215 Eine derartige Konzeption, jedoch ohne Beregnungssystem, soll es bereits Anfang des 20.-Jahrhunderts gegeben haben, sie fand jedoch infolge des hohen finanziellen Kostenaufwandes keine Realisierung. Die Kanallänge wurde mit 26,5 km und einer oberen Breite von 20 bis 25 m konzipiert. Der Standort der Pumpstation mit 5 Pumpen, einer Förderhöhe von 12,20 m und einer Pumpen-leistung von 11,2 m³ in der Minute, war nördlich von Dersewitz vorgesehen. Die Investitionsgröße sollte 120 bis 150 Mio. Mark betragen, davon für den Kanal 62 Mio. Mark.215 Das Interesse der Landwirte zu diesem Vorhaben war gedämpft. Besonders der Umfang der Beregnungsflächen, hoher finanzieller Aufwand für technische und bauliche Anlagen, nicht zuletzt die finanziellen Belastungen für die jährliche Bewirtschaftung gaben Anlass zur Skep-sis. Die LPG Pflanzenproduktion Anklam besaß bereits eine große Beregnungsanlage, die nicht den positiven wirtschaftlichen Beweis erbrachte. Der Kanal durchzog Gebiete, die Saat- und Pflanzgutver-mehrung betrieben. Diese Kul-turen konnten nach bisherigem Erkenntnisstand nur begrenzt beregnet werden. Hinzu kam, dass durch den Wasserrückstau bei Nordostwind mit Brack-wasser gerechnet werden musste, was sich negativ auf die Kartoffelproduktion aus-wirken könnte. Auch Wirtschaftlichkeitsrech-nungen für Landwirtschaftsbe-triebe warfen viele Fragen auf. Die Grobfutterproduktion sollte von Pflanzenproduktionsbe-trieben stärker in die Fruchtfolge aufgenommen werden, da bei diesen Kulturen durch Bereg-nung ein guter Ertragszuwachs erwartet werden konnte. Probleme traten dahingehend auf, dass die Struktur der Tierproduktion nicht auf eine hohe Grobfutterabnahme eingerichtet war. Die Saat- und Pflanzgutvermehrung brachte außerdem den betroffenen LPG und VEG mehr Gewinn je ha Anbaufläche. Da die Große Friedländer Wiese dringend bewässert werden musste, um den Prozess des Moorabbaues einzuschränken, war der Druck auf die Landwirte des Kreises von bezirklicher Seite zur Realisierung des Vorhabens groß. Im Januar 1977 beschloss der Kreistag den Bau des „Peene-Süd-Kanals“ und schuf die Grundlage für den Baubeginn.

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In der Folgezeit entstanden der Kanal, die Pumpstation bei Dersewitz zu dessen Versorgung, acht Brücken über den Wasserlauf sowie weitere 4 Pumpstationen für Beregnungsanlagen (Stolpe, Spantekow, Neuenkirchen und Sarnow). In den Landwirtschaftsbetrieben des Einzugsbereiches wurden die Bewässerungssysteme auf den neusten Stand gebracht und Beregnungsanlagen aufgebaut. Dabei mussten umfang-reiche Flurmeliorationen und Veränderungen des Vorflutsystems durchgeführt werden. Die Konzeption über den Kanalbau fand vom Grundsatz her, bis auf Abstriche beim Umfang der Beregnungsflächen, seine Verwirklichung. Mit großer Schlagkraft führten die Unternehmen VEB Meliorationsbaukombinat Neubran-denburg, VEB Tiefbaukombinat Neubrandenburg sowie die Meliorationsgenossenschaften Anklam, Ueckermünde und Friedland die Bauarbeiten durch. Mitte 1979 floss das Wasser und die ersten Beregnungsanlagen nahmen ihre Tätigkeit auf. Die

offizielle Übergabe an den Betreiber er-folgte am 09.04.1981 durch den Direktor des VEB Meliorationsbaukombinat Neu-brandenburg, Dr. Seidel. Im VEG Stolpe und in den LPG Pflanzen-produktionen Medow, Spantekow, Blese-witz, Sarnow und Boldekow wurden Roll-regner installiert, in der LPG Pflanzen-produktion Medow die sowjetische Kreis-beregnungsanlage „Fregat“ (siehe Bild). 1985 konnten insgesamt 3 330 ha Flächen beregnet werden, der größere Teil im Er-gebnis des Kanalbaus.

Photoquelle: Kleine Enzyklopädie „Land-, Forst-, NGW und Gartenbau“, Leipzig 1978, Bilderanlage, Tafel 8 Zwischen den Vorstellungen von 1976 und der Wirklichkeit, wie sie sich ab 1981 bot, gab es eine große Kluft. Die Differenzen führten zu negativen Auswirkungen auf das volkswirt-schaftliche Gesamtergebnis des Kanals. Ein großes Problem für die Umsetzung der Vorstellung von 1976 stellte die Tatsache dar, dass die Landwirtschaftsbetriebe ihre Produktionsstruktur nicht so umstellen konnten, wie die geistigen Urheber es sich dachten. Eine effektive Nutzung des Wassers durch die Landwirt-schaft bedingte eine vollständige Umstellung auf Grobfutterproduktion für die Rinderhaltung. Dazu waren große Milchvieh- und Rindermastanlagen notwendig. Den LPG fehlte jedoch das Geld und ausreichende Produktions- und Arbeitserfahrungen für diesen Wirtschaftszweig. Eine einseitige Produktion war finanziell risikovoll. Die landwirtschaftliche Produktion mit Beregnungsanlagen war sehr teuer, obgleich der Staat einen Teil der Anlagekosten zahlte und den Erschließungsaufwand trug. So zum Beispiel be-saß die LPG Pflanzenproduktion Medow eine Beregnungskapazität für 462 ha. Die jährlichen Abschreibungen für diese Anlage betrugen 59 000 Mark neben allen weiteren Kosten wie Wasser, Personal, Instandhaltung der Anlagen und Energie für die Pumpenleistungen.216 Die Zeit machte deutlich, dass der zugesagte Ertragszuwachs über die Zusatzberegnung nicht er-reicht wurde. Auch andere Landwirtschaftsbetriebe lasteten die Beregnungsanlagen nicht so aus, wie es die Projekte vorsahen. Probleme traten bei der Fruchtfolgegestaltung und Sortenwahl durch die Begrenzung des Wassereinsatzes auf.

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Das Bauwesen Vielfach stellte die niedrige Baukapazität einen Hemmschuh für die schnellere Entwicklung der landwirtschaftlichen Produktion. Die Landwirte mussten improvisieren und Notlösungen schaffen, die auch zu wirtschaftlichen Verlusten führten (siehe Schweinehütten, Rinderof-fenställe, Erdsilos, Verzicht auf Dunglegen und Jauchegruben, Getreide unter dem freien Himmel lagern). Mit dem Übergang der bäuerlichen Wirtschaften zur landwirtschaftlichen Großproduktion und Intensivierung der Produktion wuchs der Bedarf an Bauleistungen. In den fünfziger Jahren stand im Kreis eine geringe Baukapazität zur Verfügung. 1956 exis-tierten vier kreisliche Baubetriebe mit 588 Beschäftigten, die 6187 T-Mark Bauleistungen für viele Wirtschaftsbereiche realisierten. Im Bereich Landwirtschaft kamen 1231 T-Mark Bau-leistungen zum Einsatz.217 In den Folgejahren vergrößerte sich die kreisliche Bauwirtschaft. 1962 gab es 5 Baubetriebe mit 608 Beschäftigten, die 11 230 T-Mark Bauleistungen (ohne LPG-Baubrigaden) realisier-ten.218 Zu erwähnen wäre, dass um 1960 der VEB Landbaukombinat Neubrandenburg ge-gründet und im Kreis baulich tätig wurde. Ab 1955 griffen die ersten LPG zur Selbsthilfe und bildeten Baubrigaden, die sich schnell vergrößerten, nachdem talentierte Genossenschaftsbauern das Bauhandwerk erlernten. Die Kreisleitung der SED und der Rat des Kreises nahmen von der Abwerbung ausgebildeter Fachkräfte aus der Bauwirtschaft wenig Notiz. Bauingenieure unterstützten außerhalb ihrer Arbeitszeit die Brigaden bei der Erarbeitung einer Baudokumentation. Im Jahre 1958 gab es in 19 LPG Brigaden oder Arbeitsgruppen, die für 645 T-Mark Baumaß-nahmen durchführten. In einer Reihe der Genossenschaften ruhten die Bauarbeiten während der landwirtschaftlichen Arbeitsspitzen. Begrenzte Bereitstellung von Material schränkte die Bautätigkeit ein. Der Kapazitätszuwachs war Ende der fünfziger und Anfang der sechziger Jahre gering, wie einige statistische Aussagen aus dem Zeitraum 1962 bis 1966 beweisen:219

ME 1962 1963 1964 1965 1966

Kuhställe Plätze 40 120 1.417 1.196 1.352 Weitere Rinderställe Plätze 490 352 1.726 935 566 Schweinemastställe Plätze 2.020 30 3.390 4.540 1.610 Abferkelställe Boxen 180 30 236 188 28 Schafställe Plätze - - 300 - 1.050 Hühnerställe Plätze 1.000 - - - - Geflügelaufzucht Plätze 4.000 - - - - Gewächshäuser m² - - 5.087 1.932 - Werkstätten m² - - 1.503 1.830 - Körnerlagerräume t - - 604 1.434 - Unterstellräume m² - - 10.227 4.507 425

Die Bauzeit zog sich über längere Zeit hin. Die Errichtung eines Stalles von ca. 300 000 Mark dauerte vom ersten Spatenstich bis zur Inbetriebnahme ca. 15 bis 18 Monate, häufig fehlten dann noch die Siloanlagen.

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Im Zeitraum 1971 bis 1985 wurden im Kreis für die Landwirtschaft folgende Kapazitäten geschaffen214:

ME 1971 – 1975

1976 – 1980

1981 - 1985

Rinderställe Plätze 3.966 3.433 4.647

Schweineställe Plätze 6.636 4.617 14.762 Schafställe Plätze - - 1.490

Über die Errichtung weiterer Gebäude und baulicher Anlagen liegen dem Verfasser keine statistischen Angaben vor. Bekannt ist aber, dass im Zeitraum 1971 bis 1989 in größerem Umfang Stallanlagen mit Dunglegen, Güllegruben und Siloanlagen komplettiert wurden. Trotz vieler Materialschwierigkeiten führten eine Reihe von LPG und Kooperationen kleinere Baumaßnahmen durch. Der Gesetzgeber schuf mit dem § 8 der Landbauordnung die Möglichkeit, bei Vorhandensein von Geld und Material auch außerhalb des staatlichen Planes zu bauen. Vielfach war es so, dass für Planbauten Material fehlte, jedoch außerplanmäßige Bauten schnell voran gingen, wodurch sich eine Anarchie in der Bauwirtschaft entwickelte. Die LPG kamen im Laufe der Zeit zu der Erkenntnis, größere eigene Bauunternehmen auf-zubauen. Im Oktober 1962 entstand in Neu Kosenow die erste Bauorganisation. Ihr folgten weitere sechs mit jeweils 20 bis 50 Arbeitskräften. Die Aufgabe dieser zwischenbetrieblichen Einrichtungen bestand in der Instandhaltung landwirtschaftlicher Gebäude, dem Ausbau oder der Modernisierung und Durchführung baulicher Leistungen an Neubauten. Die ZBO war im staatlichen Bauplan zur Sicherstellung der Materialversorgung eingeordnet. Um die Leistungsfähigkeit der Bauorganisationen zu erhöhen, schlossen sich 1965 die sieben zwischenbetrieblichen Unternehmen zu einer „Zwischenbetrieblichen Bauorganisation“ (ZBO) mit Sitz in Anklam, Demminer-Landstraße, zusammen. Alle beteiligten Betriebe der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft des Kreises besaßen in diesem großen Unternehmen ihre Stimme. Vom rechtlichen Status her war die ZBO mit einer Aktiengesellschaft der heutigen Zeit vergleichbar. In der ein- bis zweimal jährlich stattfindenden Bevollmächtigtenversammlung wurden ent-sprechend dem Statut Grundsatzentscheidungen getroffen. Betriebsleiter war Erhard Kahlbau, ihm stand ein Bevollmächtigtenrat zur Seite, der mehr-mals im Jahr beratend tätig wurde. Zu dem Rat gehörten auch Betriebsangehörige, die die Interessen der Arbeiter, Angestellten und Ingenieure der ZBO wahrnahmen. Von der Warte der Leitung und Demokratie musste der Betriebsleiter zwei Seiten beachten, einerseits Teilhaberinteressen vertreten zum anderen die Staatsdiktatur respektieren. Nur so konnte er das Unternehmen auf der Grundlage staatlicher Pläne erfolgreich führen. Die ZBO bekam jährlich durchzuführende Baumaßnahmen und die dafür bereitstehenden Materialkontingente von der staatlichen Leitung benannt. LPG und VEG stimmten mit den planenden staatlichen Organen, dem Landwirtschaftsrat oder Rat des Kreises die Einordnung ihrer Baumaßnahmen ab. Das Unternehmen entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem schlagkräftigen, nicht mehr wegzudenkenden Baubetrieb der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft im Kreis, das belegen einige Zahlen220:

ME 1965 Ist

1970 Ist

1973 Ist

1989 Plan

Bauleistungen insg. T-Mark 6.232 9.984 9.257 11.600 Beschäftigte insg. Pers. 243 298 269 x

Neben dem Rohbau führte das Unternehmen vielseitiges Ausbaugewerbe durch, das den Baubedarf der Mitgliedsbetriebe besser erfüllen konnte. Deshalb kann die jährliche Entwick-

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lung der Bauleistungen je Arbeitskraft nicht alleine als Maßstab für ein positives Ergebnis genommen werden. Die technische Ausrüstung war unbefriedigend, was nicht am fehlenden Geld sondern am schlechten Technikangebot der Industrie lag. Per 31.12.1984 verfügte die ZBO unter ande-rem über folgende wichtige Technik170: Krane und Lader 6 Stück LKW verschiedener Typen 13 Stück Traktoren verschiedener Klassen 5 Stück LKW- und Traktorenanhänger 13 Stück Das Unternehmen arbeitete mit einem guten finanziellen Ergebnis, wobei die Materialbestän-de über zinsgünstige Kredite der Deutschen Bauernbank gesichert wurden, es war bei vielen bedeutenden Baumaßnahmen beteiligt. Zu nennen wäre die Schweinemastanlage Rubkow, mehrere Kartoffellagerhallen, 1928-er Milchviehanlage Anklam und Rekonstruktion des alten Schlachthofes in Anklam. Außerhalb der ZBO gab es in einer Reihe von LPG und VEG Reparaturbrigaden, die vor-wiegend bauliche Instandsetzungs- und Erhaltungsmaßnahmen durchführten. Neben dem freikäuflichen Material erhielten sie Material aus dem staatlich bewirtschafteten Fonds. Der Leistungsumfang wuchs schnell an und bewegte sich 1988 im kreislichen staatlichen Plan um 4,9 Mio. Mark.221 Eine Finanzierung dieser Leistungen sicherten die Betriebe aus Eigenmit-teln. Dadurch konnten mehr Erhaltungs- und Modernisierungsarbeiten durchgeführt werden.

Die Ökonomie und das Finanzgeschehen der Betriebe Über Wertkategorien übte der Staat einen wesentlichen Einfluss auf die Erschließung und Nutzung der für das Leistungswachstum in der Landwirtschaft notwendigen Triebkräfte aus. Hinzu kam, dass durch die Vielfalt und Unterschiedlichkeit natürlicher Produktionsbedingun-gen der LPG und VEG das Wertgesetz und seine Kategorien differenzierte Auswirkungen auf den Aufwand und das Ergebnis hatten. So erreichte eine LPG mit gutem Boden, wie Neetzow oder Schmatzin, einen höheren Gewinn je ha Winterweizen als die LPG Sarnow, Rathebur oder Wahlendow mit leichtem Boden beim Winterroggen. Auch die Entfernung zum Markt wirkte sich finanziell aus und brachte unterschiedliche Ge-winne. Bereits der Agrarökonom Thünen stellte diese Auswirkung Anfang des vergangenen Jahrhunderts heraus. Nicht zuletzt hatten die Arbeits- und Lebensbedingungen Einfluss auf die Entwicklung der Produktion, deren Kosten und Intensivierungsprozesse. In Orten mit schlechten Arbeits-, Wohn- und Lebensbedingungen machten sich viele junge Menschen beruflich nicht sesshaft. Im Abschnitt „Zur Entwicklung der LPG bis 1960“ ist die differenzierte finanzielle Ent-wicklung der Genossenschaften in den ersten Jahren ihres Bestehens dargelegt. Es gab LPG mit einem guten Gewinn und andere, deren Mitglieder infolge finanzieller Probleme eine sehr niedrige Vergütung erhielten. Mitte der sechziger Jahre verbesserten sich die wirtschaftlichen Ergebnisse und damit die Vergütung der Genossenschaftsbauern. Dafür gab es folgende Gründe: - Die landwirtschaftliche Produktion erhöhte sich, eine bessere Qualität der Produkte

konnte erreicht werden - Es wurde mehr auf die Senkung der Kosten je Erzeugniseinheit geachtet - Die Arbeitsteilung in den LPG vollzog sich stärker und damit die Erhöhung der Effekti-

vität der Produktion

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- Der Staat setzte ökonomische Stimulus, besonders über den Preis, zur Erhöhung der Produktion und Qualität ein

Der Gesetzgeber erließ in den sechziger Jahren weitere ökonomische Regelungen wie Preis-veränderungen und Zuschläge bei der Erfüllung bestimmter Qualitätsmerkmale. Mit Aufhebung der Pflichtablieferung wurde 1969 der Rückführungsbeitrag eingeführt. Der Erlösvorteil musste bei der Anwendung neuer einheitlicher Preise an den Staat abgeführt werden. Ab 1969 trat durch den einheitlichen Preis eine Erlöserhöhung ein, was nachstehende Über-sicht (Vergleich 1970 zu 1960) deutlich macht. Diese Tabelle zeigt die Entwicklung der Verkaufserlöse für pflanzliche und tierische Erzeug-nisse im Zeitraum 1955 bis 1989222:

Erzeugnis

ME

Verkaufserlöse in Mark 1989 zu 1960

% 1955 1960 1970 1980 1989

Weizen dt 23,37 30,65 36,80 36,47 67,27 288

Roggen dt 21,18 34,42 41,05 39,89 71,18 208

Ölfrüchte dt 115,99 101,86 109,84 110,03 166,18 163

Speisekartoffeln dt 6,44 9,55 19,29 26,06 51,65 541

Fabrikzuckerrüben dt 4,23 6,54 8,60 8,55 16,10 246

Schlachtschweine dt 397,88 341,46 494,52 507,28 787,32 231

Schlachtrinder dt 139,84 281,80 440,16 508,79 1005,49 357

Schlachtgeflügel dt 300,65 500,00 531,40 499,43 864,73 173

Milch (3,5 % F.) dt 47,28 51,76 74,56 82,94 148,74 287

Eier 100 Stück

24,46 29,29 32,90 32,62 36,84 126

Zwischen den einzelnen Betrieben gab es eine stärkere Gewinndifferenzierung, die nicht mit den unterschiedlichen natürlichen Produktionsbedingungen in Zusammenhang gebracht wer-den konnte. Fähigkeiten des Leitungspersonals und etwas Glück bei der Produktion spielten auch eine Rolle. Vorliegende Informationen der Produktionsleitung des Kreislandwirtschaftsrates Anklam über die Ergebnisse des Jahres 1971 sagen zur Ökonomie folgendes aus223: Die Aufgabe, 35,9 dt Getreideeinheiten (GE) Marktproduktion landwirtschaftlicher Erzeug-nisse je ha landwirtschaftlicher Nutzfläche des Kreises versorgungswirksam bereitzustellen, wurde nur mit 89,1 % erfüllt. Gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang um 1,37 dt GE. Niedrige Erträge der Jahre 1970 und 1971 hatten Auswirkungen auf die Entwicklung der Bruttoproduktion tierischer Erzeugnisse, es fehlte besonders Kraftfutter. Das zu kaufen war nicht möglich, da eine staatliche Kontingentierung erfolgte. Der Kostensatz des Bruttoproduktes (Erlöse des Außenumsatzes) lag 1971 bei 92,5 %. Im Ergebnis blieben nur 195 Mark je ha für die erweiterte Akkumulation übrig. 28 % der LPG konnten in dem Jahr keine Gelder akkumulieren, was sich negativ auf die Investitionstätigkeit und Kreditrückzahlung auswirkte. Der Staat gewährte 1971 den LPG des Kreises 2,3 Mio. Mark Beihilfen sowie 1,5 Mio. zinslo-se Kredite. 1,7 Mio. Mark Kredite aus zurückliegenden Jahren wurden gestrichen und 6,5 Mio. Mark zusätzliche Umlaufmittelkredite gewährt. Damit konnte im Kreisdurchschnitt eine Konsumtion von 6 224 Mark je Arbeitskraft gesichert werden. Jedoch hatte auch 1971 eine größere Zahl der Frauen und Männer nur einen Jahresverdienst von 3 500 bis 4 500 Mark.

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Die Parteiführung legte ihren Schwerpunkt auf eine schnelle Erhöhung der landwirtschaftli-chen Marktproduktion und vernachlässigte den geldlichen Aufwand bei der Produktion. Die-ses wirkte sich negativ auf die wirtschaftliche Entwicklung der Betriebe aus. So hieß es in einer Veröffentlichung der Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik, Kreisstel-le Anklam, „Zwischen dem VI. und VIII. Parteitag”224, dass sich die Marktproduktion tieri-scher und pflanzlicher Erzeugnisse in GE im Kreis Anklam von 1960 bis 1970 auf 203,7 % erhöhte. Im finanziellen Ergebnis der Genossenschaften und VEG schlugen sich diese mate-riellen Ergebnisse nicht ausreichend positiv nieder. In einer weiteren Übersicht wird das wirtschaftliche Ergebnis der Pflanzenproduktionsbetrie-be im Zeitraum 1975 bis 1979 dargestellt 1)225:

ME 1975 1977 1979

Bruttoprodukt (BP) M/ha LN 2.214 2.132 2.225 Selbstkosten des BP M/ha LN 1.803 1.884 1.935 Kostensatz % 81,46 88,39 86,96 Nettoprodukt M/ha LN 991 847 882 Gewinn (Brutto) M/ha LN 411 248 290 GE Pflanzenproduktion dt/ha 42,5 40,3 39,6

1) Ohne Pflanzenproduktionsbetriebe, die zur AIV Friedland gehörten

Wie die Zahlen zeigen, ging die Flächenleistung zurück (GE/ha). Die Selbstkosten des Brut-toproduktes hatten sich 1979 gegenüber 1975 um 7,3 % erhöht, es waren mehr materielle Fonds eingesetzt worden, die sich nicht ertragserhöhend auswirkten. Das Nettoprodukt ging um 11 % zurück und schmälerte die Akkumulation um ca. 29 %. Die Vergütung erhöhte sich im Zeitraum von 4 Jahren nur um 2 %. In einigen Betrieben waren die finanziellen Auswirkungen noch größer. So zum Beispiel ver-zeichnete ein Pflanzenproduktionsbetrieb 1978 einen Jahresverlust von 8,57 % des Brutto-produktes, zwei Betriebe lagen unter drei Prozent Gewinn vom Bruttoprodukt. Gute wirt-schaftliche Ergebnisse erreichten die LPG Pflanzenproduktion Medow, Neetzow, Krien und Groß Polzin. Noch differenzierter stellte sich das wirtschaftliche Ergebnis der Tierproduktion dar. Es lag unter dem Durchschnitt der Pflanzenproduktion. Mehrere Betriebe schlossen mit einem Ver-lust ab. Um ökonomische Unebenheiten besser ausgleichen zu können, wurden ab 1973 staatliche Abgaben in der Form des Rückführungsbetrages und produktgebundene Preiszuschläge durch weitere ökonomische Stimuli ergänzt (siehe dazu Abschnitt „Subventionen, Kredite und Abgaben“). Das Ziel bestand darin, die Auswirkungen der Differentialrente (Auswirkungen der Standort-bedingungen des landwirtschaftlichen Betriebes wie Bodenqualität, Wasserverhältnisse, Ent-fernung zum Verkaufsort u.a.m.) auf den wertmäßigen Reproduktionsprozess einzuschrän-ken. Neben der Bezugsbasis der landwirtschaftlichen Nutzfläche wurde die Konsumtion an die LPG-Mitglieder einbezogen. Die Industriepreisreform von 1975/76 hatte auf die Landwirtschaftsbetriebe keine größeren finanziellen Auswirkungen, da der Staatshaushalt sie abblockte, der 1980 hierfür ca. 8,5 Milli-arden Mark in der Republik einsetzte, was eine Subventionierung der Landwirtschaft darstell-te. Diese erhöhte sich weiter und lag 1983 bereits bei 12,1 Milliarden Mark226. 1984 wurden in der DDR je 100 Mark, die die Bevölkerung beim Nahrungsgüterkauf bezahlte, 72,30 Mark Preisstützungen aus dem Staatshaushalt eingesetzt.226

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Die Preispolitik übte keine mobilisierende Wirkung im Umgang mit Nahrungsmitteln aus. Sie verleitete dazu, Brot, Brötchen u.a.m. als Viehfutter einzusetzen, da diese Produkte erheblich billiger waren als die Futtermittel für Tiere. Die ab 1984 eingeführten neuen Agrarpreise sollten zu einer besseren Erschließung der Produktions- und Kostenreserven beitragen. Diese Preisreform ergab eine Neugestaltung der Abgaberegelung. Die LPG und VEG ermittelten die Abgabe entsprechend der Bodenstandorteinheit (NstE) pro ha, dazu kam eine gewinnbezogene Abgabe. Im nächsten Abschnitt „Subventionen, Kredite und Abgaben“ wird darauf eingegangen. Preisreformen führten zum Anstieg des Nettogewinns in der Landwirtschaft. Die LPG zahl-ten außerplanmäßig Kredite zurück und die Konsumtion erhöhte sich, das Guthaben stieg an, was seitens der LPG, Bank und kreislichen staatlichen Verwaltung eine positive Bewertung fand. In Wahrheit jedoch stellte es ein negatives volkswirtschaftliches Problem dar. Die Kaufkraft konnte nicht abgeschöpft werden, Forderungen nach einem höheren Warenange-bot vergrößerten sich, nicht zuletzt entstanden noch mehr außerplanmäßige Bauten. Mit Entstehen und Beteiligung kooperativer Einrichtungen in der Land- und Nahrungsgü-terwirtschaft standen die Vereinbarungspreise auf der Tagesordnung. Es gab sie besonders für Futtermittel, Stalldung, Gülle, Transporte, Reparaturen und Leis-tungen der ACZ. Sie sollten so festgelegt sein, um den notwendigen Aufwand zu erfassen aber auch jeden Partner anzuhalten, eine effektive Nutzung des Arbeitsvermögens und Produktionsfonds zu sichern. Die Praxis ließ bei Anwendung dieser Grundsätze Schwachstellen erkennen. Einige Vorsitzende oder Leiter versuchten hierbei ökonomische Vorteile zu Lasten des Partners herauszuschlagen. Die Erarbeitung erfolgte gemeinsam mit den Partnern auf der Grundlage betrieblicher Kos-tenkalkulationen. Vielfach standen Unterlagen aus anderen Betrieben oder Kooperationen des Kreises oder Bezirkes zum Vergleich zur Verfügung. War der Preisentwurf erarbeitet, erfolgte eine Beratung im Kooperationsrat, in vielen Fällen kam es zur Beschlussfassung durch die beteiligten Vollversammlungen. Danach erfolgte mit den Partnern die vertragliche Preisvereinbarung. Die LPG und deren Kooperationen regten den Gesetzgeber an, für überbetriebliche öko-nomische Beziehungen verbindliche Preise wie beim Aufkauf herauszugeben, was die Regie-rung jedoch ablehnte. Internationale Vergleiche, besonders zu westlichen Ländern, zeigten an nachstehenden Bei-spielen, dass die Landwirtschaft zu teuer produzierte. - Durch die Zielstellung, die Bevölkerung aus der Eigenproduktion voll zu versorgen, er-

folgte keine ausreichende standortgerechte Produktion. - Die laufende Veränderung der Organisationsformen und Produktionsstrukturen brachte

Produktionsminderungen und höhere Kosten. - Der Personal- und Verwaltungsaufwand war zu groß, die technische Ausrüstung für eine

hohe Arbeitsproduktivität fehlte. - Die ökonomischen Stimuli bei der Vergütung der Arbeitskräfte und Leitungskader waren

in den LPG und VEG nicht ausreichend auf eine hohe Produktion und Effektivität aus-gerichtet.

Diese Einschätzung wird auch mit den wirtschaftlichen Betriebsergebnissen der Pflanzenpro-duktionsbetriebe im Zeitraum 1985 bis 1989, wo Begründungen wie Ertragsminderungen durch Veränderung der Betriebsstruktur und Fruchtfolge nicht mehr galten, deutlich ge-macht.

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Dazu nachstehende Übersicht227: ME 1985 1987 1989 1989/85

% Bruttoprodukt (BP) M/ha LN 3.892 3.998 4.011 103.04 Selbstkosten des BP M/ha LN 2.985 3.221 3.490 116,92 Kostensatz % 76,70 80,57 87,03 113,47 Produktionsverbrauch M/ha LN 2.409 2.617 2.854 118,43 Nettoprodukt M/ha LN 1.483 1.381 1.157 78,04 Bruttogewinn M/ha LN 907 777 520 57,33 Staatl. Abgaben M/ha LN 377 318 179 47,48 Nettogewinn M/ha LN 460 397 277 60,30 GE je ha LN dt/ha 47,4 46,1 46,7 98,52

(Weitere Aussagen in der Anlage 21) Preisreformen und Teilung der Betriebe in Pflanzen- und Tierproduktion ermöglichen zur Darstellung einer realen ökonomischen Entwicklung keinen Zahlenvergleich über einen län-geren Zeitraum. Die Produktionskosten stiegen von 1985 bis 1989 um 16,92 %, das Bruttoprodukt aber nur um 3,04 %, damit ein Rückgang im Nettoprodukt um 21,96 %. Hier zeigt sich die unzu-reichende ertragserhöhende Wirkung der materiellen Fonds. Ab 1985 setzten die Landwirt-schaftsbetriebe gegenüber dem Zeitraum 1980/84 mehr Dünge- und Pflanzenschutzmittel je ha Nutzfläche ein, der Ertragszuwachs blieb jedoch aus. Die Ursachen hierfür sind komplexer Natur, wie nicht ausreichende Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts und weitere Entwicklung der gesellschaftlichen Triebkräfte. Die einzelnen Leiter wurden über die Vergütung nicht ausreichend gefordert, um neue Wege für eine hohe Produktion, Ar-beitsproduktivität und Qualität der Produkte zu bahnen. Wenn auch einige Kooperationen über veränderte Vereinbarungspreise eine Gewinnverschiebung zu Gunsten der Tierproduk-tionsbetriebe durchführten, so kann diese Negativentwicklung nicht damit begründet werden. Die Betriebsübersicht des Jahres 1988 (Anlage 18) zeigt besonders am Kostensatz und Netto-gewinn die differenzierte ökonomische Entwicklung. Saat- und pflanzgutvermehrende Be-triebe waren gegenüber den allgemeinproduzierenden Betrieben wie Anklam, Blesewitz, Rub-kow, Boldekow und Ducherow im Vorteil. Die Einkünfte der Mitglieder waren ausgeglichener, Negativentwicklungen widerspiegelten sich mehr bei Verbindlichkeiten gegenüber den Banken. Der Verlust beim Betriebsergebnis des VEG Pflanzenproduktion Stolpe ist nicht überzube-werten, er ist besonders eine buchtechnische Darstellung. Die zum VEG gehörende Be-triebsberufsschule erbrachte nur wenig Erlöse und verursachte hohe Kosten. Real gesehen hatte das VEG ohne die Schule einen Nettogewinn. Auch im Bereich der Tierproduktion gab es keine befriedigenden ökonomischen Ergebnisse, was folgende Übersicht zeigt227:

ME 1985 1987 1989 1989/1985 %

Bruttoprodukt (BP) M/ha LN 5.174 5.331 5.277 102,00 Selbstkosten des BP M/ha LN 4.443 4.684 4.704 105,88 Kostensatz % 85,87 87,86 89,14 103,80 Produktionsverbrauch M/ha LN 3.840 4.043 4.017 104,61 Nettoprodukt M/ha LN 1.334 1.288 1.260 94,48 Bruttogewinn M/ha LN 731 647 573 78,42 Staatl. Abgaben M/ha LN 281 249 226 80,70 Nettogewinn M/ha LN 450 398 347 77,11

(Weitere Aussagen enthält die Anlage 22)

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Die Produktionskosten sind in den vier Jahren um 5,88 % gestiegen, das Bruttoprodukt aber nur um 2 %, damit ein Rückgang im Nettoprodukt um 5,52 %. Dagegen stieg der Produkti-onsverbrauch infolge von Preiserhöhungen um 4,61 %. Der Vergütungsfonds stieg in den vier Jahren um ca. 14 %, jedoch ging der Nettogewinn um ca. 23 % zurück. Ursachen hierfür sind die gleichen, wie im Bereich der Pflanzenproduktion. Die betriebliche Übersicht für das Jahr 1988 (siehe Anlage 19) zeigt im finanziellen Ergebnis eine größere Differenziertheit. Für den Betriebsvergleich diente als Bezugsbasis die futterbe-darfsbezogene Großvieheinheit (fGV), da sie für den jeweiligen Betrieb eine höhere Aussa-gekraft besitzt als die landwirtschaftliche Nutzfläche. Mit Hilfe des Staates schafften sich LPG und deren kooperative Einrichtungen schrittweise die notwendigen Grund- und Umlaufmittelfonds. Sie begannen in der Regel mit Inventarbei-trägen, die bei 500 Mark je ha Fläche lagen. Die Genossenschaften nahmen Kredite zur Si-cherung der Produktion auf, einige Fördermittel für den Bereich des Grund- und Umlaufmit-telbereiches stellte der Staat zur Verfügung. Das Statut verpflichtete die LPG, jährlich aus dem Ergebnis der Arbeit den unteilbaren Fonds zu speisen, um schrittweise die wirtschaftli-che Basis zur Kreditrückzahlung zu schaffen. Am 31.12.1989 wies das Buchwerk der Pflanzen- und Tierproduktionsbetriebe des Kreises folgenden Wert der Grund- und Umlaufmittel aus227:

ME

Genossenschaf-ten insg.

darunter LPG Tierpro- duktion

LPG Pflanzen- produktion

Grundmittel Netto ) insg. TM 338.007 143.895 184.299

- Grundmittelkredite TM 30.687 17.994 11.868 - „ - % 9,08 12,50 6,44 Umlaufmittel Produktion

TM

281.973

203.068

69.720

- Umlaufmittelkredite TM 21.712 17.038 4.674 - „ - % 7,70 8,39 6,70 Umlaufmittel Zirkulation TM 203.839 104.169 96.242

(Zu weiteren detaillierten Aussagen siehe Anlage 20) Die Kreditbelastung im Bereich der Grund- und Umlaufmittel (Produktion) mit 984 Mark je ha war niedrig, die Verteilung auf einzelne LPG und deren kooperative Einrichtungen je-doch unterschiedlich. Auch die Umlaufmittel im Zirkulationsbereich waren zum größten Teil über das Eigenkapital gedeckt. Zum Stichtag waren im genossenschaftlichen Vermögen ca. 17 Mio. Mark Inventarbeiträge enthalten. Insgesamt betrachtet waren die LPG und deren kooperative Einrichtungen Ende der achtzi-ger Jahre finanziell gefestigt und hatten die Kraft, größere Modernisierungsmaßnahmen durchzuführen. Leider verfügte die Wirtschaft der DDR nicht über die Basis, alles in die Tat umzusetzen. Diese Situation verringerte das jährliche Produktionswachstum gemessen zu anderen Agrarländer Europas. Die Mitglieder der LPG sammelten im Laufe der Jahre ein umfangreiches unteilbares Vermö-gen an. In der Jahresbilanz per 31.12.1989 wurden für landwirtschaftliche Genossenschaften des Kreises 618 Mio. Mark Eigenmittel ausgewiesen, auf jeden Beschäftigten entfielen ca. 108 TM (heutiger Wert 27 600 EUR), was den Wert eines Eigenheimes zu DDR-Zeiten ent-sprach. Ein Vergleich der LPG untereinander zeigte im angehäuften Eigenkapital eine größe-re Schwankungsbreite.

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Subventionen, Kredite und Abgaben

Die Produktion der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft wurde durch den Staat subventio-niert, die Partei- und Staatsführung hatte dafür mehrere Gründe: - Niedrige Preise für Grundnahrungsmittel - Verwirklichung politischer Ziele über die Subventionierung - Ausgleich von Defiziten, die zwischen den Produktionskosten und dem Außenhandel

entstanden Für diese und andere Leistungen flossen den Betrieben der Land- und Nahrungsgüterwirt-schaft staatliche Mittel zu. Die Zuwendungen kamen aus verschiedenen Leitungsebenen und Banken, so dass es nicht möglich ist, hierzu eine vollständige Übersicht zu geben. Der Staatshaushalt setzte zum Beispiel 1983 im DDR-Schnitt 577 Mark je ha LN Zuschüsse für Investitionen, Meliorationen, produktgebundene Zuschläge und andere Maßnahmen ein.228 Weiterhin kamen 1 254 Mark /ha LN produktgebundene Preisstützungen für Produk-tionsmittel der Landwirtschaft zum Einsatz.228 Hier handelte es sich um Dünge- und Futter-mittel, Technik und vieles andere mehr. Dieser Stützungssatz erhöhte sich ab 1984 mit der Agrarpreisreform.

An einigen Beispielen soll die Finanzpolitik des Staates im Kreis dargestellt werden. In den ersten Jahren nach dem 2. Weltkrieg flossen in geringem Umfang Subventionen in die Betriebe der Landwirtschaft. Die finanzielle Unterstützung erfolgte vorwiegend über Ausrei-chung von Krediten. Die VdgB-BHG stellten den Neubauern auf Antrag Bestellkredite mit einem geringen Zinssatz zur Verfügung, die nach der Ernte abzuzahlen waren. Für den Kauf von Zucht- und Nutzvieh sowie Technik gab es von den BHG oder der Bauernbank bis 3000 Mark Kredite. Die Neubauern nahmen in größerem Umfang Gelder in Anspruch, da sie über wenig Eigenmittel verfügten. Einigen Kreditnehmern fiel es schwer, diese fristgemäß zurück-zuzahlen. Zur Errichtung oder zum Umbau von Wohnungen und Wirtschaftsgebäuden reichte die Bau-ernbank langfristige Kredite mit einem günstigen Zinssatz aus. Besonders das Neubauern-bauprogramm (Befehl 209) fand finanzielle Unterstützung.

Mit der Durchführung von Arbeiten durch die MAS, später MTS, flossen von Anfang an indirekt Subventionen in den landwirtschaftlichen Produktionsprozess ein. Der Abschnitt „MAS und MTS“ enthält Erläuterungen dazu. So zum Beispiel betrug 1957 der Nettostaats-zuschuss 6 671 TM101. Wenn im Haushaltsplan der Abteilung Landwirtschaft der Kreisver-waltung die Einnahmen der MAS/MTS ausgewiesen wurden, so stellte es ein finanztechni-sches Verfahren dar. Der jährliche Nettozuschuss bewegte sich zwischen 5 bis 7,5 Mio. Mark. Mit Übergabe der Technik kam noch für einige Jahre ein begrenzter, jährlich verringerter Ausgleichsbetrag an die LPG zur Auszahlung. Als Abgabe an den Staat hatten die Neubauern neben der Grundsteuer die Bodenreform-übernahmebeiträge an die Räte der Gemeinden zu zahlen. Diese bewegten sich zwischen 9 bis 11 Mark je ha Fläche. Lag in den ersten Jahren die Einnahme des Kreishaushaltes bei ca. 310 T-Mark, so fiel sie besonders durch die Bildung von LPG und freien Flächen ab und lag 1956 nur noch bei 262,72 TM.229 Die Anordnung über den Erlass der Bodenreform-Übernahmebeiträge vom 05.08.1952230 befreite die LPG-Mitgliedern von der Zahlung dieser Beiträge. Die Bewirtschaftung der freien Flächen verursachte dem Staat größere finanzielle Aufwen-dungen. So erhielten 1954 die Örtlichen Landwirtschaftsbetriebe (ÖLB) des Kreises ca. 2 Mio. Mark231 staatliche Stützungen. 1956 betrug die Höhe 1067,1 TM, hinzu kamen noch 57,1

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TM229 Zuschüsse an die LPG und Bauern, die freie Flächen bewirtschafteten. Mit der Um-bildung von ÖLB zu LPG reduzierten sich die Stützungen, einige Mittel flossen den LPG als Zuschuss zur Bewirtschaftung der Flächen zu. Insgesamt betrachtet entlastete dieser Schritt finanziell den staatlichen Haushalt. Zur Entwicklung der Kuhbestände zahlte der Staat für die Einbringung der Kühe in die LPG einen Zuschuss als Preisausgleich, der bei ca. 353 Mark/Kuh lag. In den Jahren 1959/60 flossen über diesen Weg 2 038,7 TM in den Kreis.229 Genossenschaftsbauern, die ohne eine Viehhaltung Mitglied wurden, erhielten für den Kauf der ersten Kuh 1000 bis 1250 Mark Zuschuss, im Zeitraum 1957 bis 1961 waren es jährlich ca. 140 bis 190 TM. Für die tierärztliche Betreuung genossenschaftlicher Viehbestände gab es in den ersten Jahren eine finanzielle Unterstützung durch den Staatshaushalt, später beschränkte sie sich nur auf die staatlich angeordneten Maßnahmen wie Schutz vor Seuchen und deren Bekämpfung. Staatliche Tierarztpraxen mussten sich weitgehend selbst aus den Einnahmen finanzieren. Das Finanzvolumen im Kreis bewegte sich in den achtziger Jahren zwischen 2,3 bis 3 Mio. Mark, Stützungen waren in der Regel, außer bei Seuchen, nicht notwendig. Die Seuchenbekämpfung in den Tierbeständen nahm reichlich Geld in Anspruch. Seit An-fang der sechziger Jahre wurde die Seuchensanierung (Tuberkulose und Brucelose) konzen-trierter durchgeführt und mit staatlichen Mitteln begleitet. Viele Millionen Mark sind hierfür eingesetzt worden, so zum Beispiel 1988 zur Brucelosesanierung 990 TM232. Zur Unterstützung der LPG mit Fachpersonal und weiteren Arbeitskräften gab es über die „Aktion Industriearbeiter aufs Land“, die mit der Anordnung Mitte der fünfziger Jahre aus-gelöst wurde, finanzielle Zuwendungen. Über eine Reihe von Jahren flossen der Landwirt-schaft über diesen Weg Subventionen zu, so zum Beispiel 1956 306,7 TM229. Zur Förderung der Erzeugung ausgewählter Produkte in der Pflanzen- und Tierproduktion erhielten einige LPG Produktionshilfen (Stützungen), die sich für den Kreis insgesamt zwi-schen 150 bis 800 TM, 1956 waren es 474,2 TM229, bewegten. Die Zuführung war an be-stimmte Parameter gebunden und kam am Jahresende zur Abrechnung.

Meliorationsmaßnahmen erhielten schrittweise durch den Staat eine finanzielle Förderung, was im Zusammenhang mit der Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion stand. Besonders im Bereich des Grünlandes mussten umfangreiche Ent- und Bewässerungsmaß-nahmen realisiert werden. Für die Unterhaltung der kommunalen wasserwirtschaftlichen An-lagen wie Vorfluter, Schöpfwerke und Stauanlagen flossen dem Kreis jährlich 1,5 bis 2,7 Mio. Mark aus dem Staatshaushalt zu. Außerdem wurden Gelder für den Bau und die Modernisie-rung von Deichen, Vorflutern, Schöpfwerken, Stauanlagen und Straßen, die im Verantwor-tungsbereich der Gemeinden oder des Kreises lagen, bereitgestellt. So zum Beispiel 1981 in Höhe von 3824 TM.233 Im Haushaltsplan 1956 der Landwirtschaft (Anlage 23) wird die Werterhaltung nicht angesprochen, hier bestand ein anderer Finanzierungsweg. Die Landwirtschaftsbetriebe erhielten außerdem finanzielle Zuschüsse für eigene Meliorati-onsmaßnahmen. Diese bewegten sich für den Kreis zwischen 150 bis 800 TM im Jahr und kamen neben dem Meliorationsbau beim Wirtschaftswegebau und Anlegen von Windschutz-streifen zum Einsatz.

Im Verlaufe der Jahre änderte sich die Struktur der Geldzuführung an die LPG und deren kooperative Einrichtungen. Die Anlagen 23 und 24 geben eine spezifizierte Übersicht dazu. Die Förderung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts rückte stärker in den Mittel-punkt, sei es bei der Entwicklung technischer Verbesserungen, Anwendung neuer Technolo-gien oder Förderung der Messe der Meister von Morgen (MMM).

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Durch die Übernahme von Pachtflächen durch die LPG trat der Staat für die Begleichung der anfallenden Pacht und die Miete auf. Fielen Ende der fünfziger Jahre jährlich ca. 25 bis 30 TM an, so lag dieser Betrag ab 1961 zwischen 48 bis 55 TM. Für die Berufsausbildung kamen größere Summen staatlicher Mittel zum Einsatz. So erhielt zum Beispiel das VEG Stolpe für die Betriebsberufsschule im Jahre 1988 1620 TM über den zentralen Haushalt zugeführt.234

Mit Aufhebung der Pflichtablieferung kam 1969 der Rückführungsbeitrag zur Anwendung, womit für Betriebe der Landwirtschaft die Zeit der Abführung größerer Beträge an den Staat begann. Der Beschluss des Ministerrates vom 31.07.1968 über „Maßnahmen zur weiteren Gestaltung des ökonomischen Systems des Sozialismus in der Landwirtschaft und Nahrungsgüterwirt-schaft in den Jahren 1969/1970“ 235 legte dazu die Verfahrensweise fest. Die Produktionsleitung des Landwirtschaftsrates errechnete diese Differenz auf der Grundla-ge bisheriger Pflichtablieferungsnormen und bildete im Ergebnis die abzuführende Abgabe je ha landwirtschaftlicher Nutzfläche. Dieser Betrag ergab auch für die weiteren Jahre die Abga-bengrundlage. Eine negative Beeinflussung des Nettogewinns gab es vom Grundsatz her nicht, bei einer Produktionserhöhung konnte er sogar verbessert werden. Die ökonomisch begründete Abgabe trat für alle LPG des Typ III ab 1971 in Kraft, im Laufe der Jahre kam es zur Vervollständigung unter Einbeziehung der LPG des Typ I und II sowie volkseigener Güter. Der Ministerrat der DDR erließ am 01.12.1970 den Beschluss über „Maßnahmen zur weiteren Anwendung des ökonomischen Systems des Sozialismus in der Landwirtschaft und in der Nahrungsgüterwirtschaft in den Jahren 1971/72“236. Dieser Beschluss legte fest, dass der Landwirtschaftsrat unter Beachtung der natürlichen Standorteinheiten, ausgehend von den Rückführungsbeiträgen, ökonomisch begründete Ab-führungssätze für jeden Landwirtschaftsbetrieb festzulegen hatte. Weiterhin war eine Abgabe für den Konsumtionsbetrag, der über 7 200 Mark je Arbeitskraft im Jahr lag, zu leisten. Das Ziel bestand darin, die Auswirkungen der Differentialrente auf den wertmäßigen Repro-duktionsprozess einzuschränken. Für die übersteigende Konsumtion von 7 200 Mark je Ar-beitskraft wurde nach vorgegebenen Normativen eine Abgabe berechnet. Kooperationen und dort tätige Arbeitskräfte unterlagen Sonderregelungen. Mit dieser Abgabenerhebung konnten einige Ungerechtigkeiten, die sich aus der Qualität des Bodens und Absatznähe ergaben, be-seitigt werden. Die LPG mussten auf der Grundlage vorgegebener Flächennormativen die Abführungshöhe ermitteln und jährlich danach handeln. Am 20.09.1972 beschloss der Ministerrat der DDR „Die weitere Gestaltung der ökonomi-schen Regelungen in der sozialistischen Landwirtschaft und Nahrungsgüterwirtschaft für die Jahre 1973 bis 1975“237 und damit eine Vervollständigung ökonomisch begründeter Abgaben. Ab 1973 wurden für die kreislichen Bodenstandorte keine Festbeträge als Abgaben erhoben sondern gewinnbezogene eingeführt. Vom Bruttogewinn je ha landwirtschaftlicher Nutzflä-che wurde die Abführung abgeleitet. Alle LPG Pflanzenproduktion mussten 1973 auf der Basis des erreichten Gewinns ihre Ab-gabe je ha landwirtschaftlicher Nutzfläche errechnen. Bei 200 Mark Gewinn / ha LN betrug diese 35 Mark, bei 500 Mark Gewinn 155 oder 1000 Mark Gewinn 430 Mark je ha LN.238

Tierproduktionsbetriebe leiteten ihre Berechnung vom Bruttoprodukt ab. Bis zu 55 Mark Gewinn je 1000 Mark war keine Abgabe fällig, bei 100 Mark Gewinn je 1000 Mark Brutto-produkt bereits 21,21 %, bei 350 Mark und darüber 55 % des im Jahresabschluss ausgewie-senen Bruttogewinns. Um Standorte mit ungünstigen natürlichen Produktionsbedingungen wie Rathebur, Rossin, Pamitz u.a. für die Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte zu nutzen, erhielten diese Be-

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triebe aus dem Staatshaushalt standortbezogene Zuschläge. Für den D 2 Nord lag der Zu-schlag bei ca. 350 Mark je ha. Der Beschluss vom 20.09.1972 sah ab 1973 auch eine Reihe von Preisveränderungen für pflanzliche und tierische Erzeugnisse vor. Preise wurden erhöht oder Qualitätszuschläge in den Preiskatalog aufgenommen. Andererseits traten ab 1973 eine Reihe Preisminderungen bei Produktionsmitteln für die Landwirtschaft in Kraft. Nachstehend ausgewählte Beispiele237: Erzeugnis: Abgabepreis an die Landwirtschaft / in Mark bis 1972 ab 1973 Traktor K700/701 M/Stück 155.695 100.000 Schwadmäher E301 M/Stück 47.940 35.000 Hochsilo HS 25 etwa M/Silo 600.000 420.000 Betanil 70 ( Herbizid ) M/kg 21,37 19,00 Futterharnstoff M/kg 0,74 0,39 Die Industriepreisreform von 1975/76 hatte auf Landwirtschaftsbetriebe keine größeren fi-nanziellen Auswirkungen, da sie der Staatshaushalt abblockte. Die 1984 eingeführten neuen Agrarpreise sollten zur besseren Erschließung der Produktions- und Kostenreserven beitragen. So lag der Durchschnittspreis für eine dt Getreide bei 63 Mark, für Winterraps bei 140 oder für Zuckerrüben bei 13,75 Mark. Es trat auch eine Preiser-höhung für Produktionsmittel ein. Der Traktor ZT 300 kostete 70 600 Mark, der Mähdre-scher E 516 222 000 Mark. Die Preisreform ab 1984 brachte eine weitere Vervollständigung der Abgaberegelung mit sich. Die stimulierende Wirkung dieser Form beruhte auf einer progressiven Staffelung der Abgabesätze. Je größer der Gewinn, umso höher belief sich die Abgabe an den Staatshaus-halt. Außerdem kamen zur Förderung der Produktion ausgewählter Produkte und zum Ausgleich finanzieller Ausfälle zeitweilige produktgebundene Zuschläge zur Auszahlung. Mehrere Be-triebe erhielten diese Zuschläge einige Jahre und konnten damit Unebenheiten im finanziellen Reproduktionsprozess ausgleichen. Im Zeitraum 1985 bis 1989 wurden folgende Abgaben geleistet bzw. Zuschläge gezahlt239: 1985 1987 1989 Betriebe der Pflanzenproduktion TM 19.062 16.097 9.057 Betriebe der Tierproduktion TM 14.182 12.563 11.445 Standortgebundene Zuschläge TM 1.920 1.920 1.920 Weitere Subventionen flossen der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft über Fördermittel des Staates zu. Sie wurden zum Beispiel für folgende Aufgaben und Aktivitäten gewährt: Maßnahmen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts Nutzung nicht konventioneller Energieträger Kostenstützung für den Agrarflug u.a.m. Zu der Entwicklungstendenz dieser Abgaben enthält der Abschnitt „Die Ökonomie und das Finanzgeschehen der Betriebe“ weitere Ausführungen. Sie (die Abgaben) stehen im Zusam-menhang mit der Preisbildung und Abschöpfung der Differenzialrente 2 (Auswirkungen zur Marktentfernung, Arbeitskräftebesatz und deren Ausbildung sowie anderes mehr). Wie schon erwähnt, gewährte die Bauernbank, später Bank für Land- und Nahrungsgüter-wirtschaft (BLN), kurz- und langfristige Kredite zur Finanzierung der Umlauf- und Grund-

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mittel. Bei wirtschaftlichen Ausfällen erhielten die LPG Überbrückungs- oder außerplanmä-ßige Kredite. Die LPG, VEG und deren kooperative Einrichtungen schlossen mit der Landwirtschaftsbank Kreditverträge ab, die Zweck, Höhe, Laufzeit, Tilgungsrate und Voraussetzungen enthielten. Bei Umlauf- und Grundmittelkrediten war ein Eigenmitteleinsatz notwendig. Der Grundzins-satz betrug 5 %, Zinsabschläge bis zu 1,8 % wurden gewährt. Die Genehmigung erfolgte besonders unter dem Gesichtspunkt der Einführung des wissenschaftlich-technischen Fort-schritts und der schnellen Erhöhung der Produktion. Bei Nichteinhaltung der vereinbarten Bedingungen konnte die Bank bei Umlaufmittelkrediten einen Zinszuschlag bis zu 8 %, in Ausnahmefällen (jedoch sehr selten) bis 12 %, erheben. Durch Erhöhung der Reingewinne ging im Laufe der Jahre der Kreditanteil zurück, die staatliche Einflussnahme auf die LPG über das Geld verringerte sich. Die Landwirtschaftsbank oder der Staat führten Kreditstreichungen durch, was besonders bei Überbrückungskrediten nach wirtschaftlichen Ausfällen geschah.

Insgesamt betrachtet flossen im Jahr 1956 der Landwirtschaft über den Kreishaushalt und außerplanmäßig ca. 12 Mio. Mark staatliche Subventionen zu, das entsprach ca. 215 Mark je ha landwirtschaftlicher Nutzfläche. Im Jahre 1988 waren es ca. 9,2 Mio. Mark, entsprach ca. 165 Mark/ha LN. Hinzu kamen weitere Subventionen, die über den bezirklichen und zentra-len Staatshaushalt zum Einsatz kamen. Als Beispiele wären Kreditstreichungen, Meliorati-onsbau in der Friedländer Großen Wiese oder Peene-Süd-Kanal zu nennen. Diese Rechnung beinhaltet nicht Preisstützungen, die die Industrie, das Bauwesen oder Dienstleistungsunternehmen erhielten, die sich aber positiv bei den Produktionskosten der Landwirtschaftsbetriebe auswirkten.

Rechnungsführung, Statistik und Kontrolle Im März 1952 beschloss die Regierung der DDR die Einführung der wirtschaftlichen Rech-nungsführung in volkseigenen Betrieben, später auch Genossenschaften. Dieser Beschluss hatte erstmals Bedeutung für die VEG und volkseigenen Betriebe der Nahrungsgüterwirt-schaft. Sie mussten als selbständige Unternehmen ihren betrieblichen Reproduktionsprozess darstellen und sichern. Mit Bildung der LPG galt dieses Prinzip auch für diese. Die Rechnungsführung gestaltete sich nach ähnlichen Prinzipien wie in Betrieben anderer Volkswirtschaftsbereiche. Es gab die doppelte Buchführung auf der Grundlage von Belegen und einheitlich angepassten Kontenrahmen. Der Hauptbuchhalter hatte für die ordnungs-gemäße Kontenführung und Abrechnung zu sorgen. Größere LPG beschäftigten weiterhin Finanz-, Lohn- und Materialbuchhalter sowie Brigadeabrechner. Am 18.12.1953 erließ das Ministerium für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft die Empfehlung einer Arbeitsordnung für LPG-Buchhalter, die später mit der Ordnung vom 17.12.1979 des Rates für landwirtschaftliche Produktion und Nahrungsgüterwirtschaft240 kon-kretisiert wurde. Diese legte Aufgaben, Pflichten und Rechte des Hauptbuchhalters fest. Er musste die Erfassung und Abrechnung des genossenschaftlichen Reproduktionsprozesses nach den Prinzipien des Systems von Rechnungsführung und Statistik organisieren sowie den Vorstand und die Mitgliederversammlung über die wirtschaftliche Lage informieren. In den ersten Jahren erfolgte die Buchführung manuell und war sehr aufwendig. Die LPG besaßen zu damaliger Zeit wenig Verwaltungstechnik. Die Ausrüstung bestand in mechani-schen Schreib- und Rechenmaschinen sowie Rechenschiebern.

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Ab Mitte der fünfziger Jahre ließen die meisten LPG ihre Buchungen maschinell über die Kreisbuchungsstation Anklam, geleitet von Rolf Kuchenbrandt, durchführen. Ein ordentlich geführtes Buchwerk bedeutete für die LPG eine Erleichterung, für die Bank und staatliche Leitung größere Sicherheit. Die Buchungsstation beschäftigte 1964 11 Personen241 und war mit elektronischen Buchungsmaschinen auf der Basis von Lochbändern ausgerüstet. Sie fi-nanzierte sich aus den Einnahmen ihrer Arbeit. Ab Mitte der sechziger Jahre übernahm das bezirkliche Rechenzentrum Neubrandenburg die Buchungen und betriebswirtschaftliche Auswertung der in den LPG, VEG und deren Ko-operative Einrichtungen erfassten Daten. Das Zentrum verfügte über eine elektronische Da-tenverarbeitungsanlage (EDVA) ROBOTRON 300. Die Landwirtschaftsbetriebe übergaben der Kreisbuchungsstation die Daten, diese speicherte sie auf Loch-, später Magnetbänder und gab sie zur Weiterverarbeitung an das Rechenzent-rum. Der Datenausdruck und die Auswertungsergebnisse erfolgten in Klarschrift. Seit diesem Zeitpunkt fertigte besonders das Wissenschaftlich-Technische Zentrum für Landwirtschaft des Rates des Bezirkes mit Sitz in Hohenzieritz kreisübergreifende Betriebs-auswertungen an und veröffentlichte sie. Die Hauptbuchhalter erhielten von Fachkräften der Abteilung Landwirtschaft des Rates des Kreises, später von der Kreisbuchungsstation, Anleitung. Die Buchhalter nutzten fachbezo-gene Aus- und Weiterbildungskurse, um sich schnell notwendiges Wissen anzueignen. Später verfügten sie über einen Fach- oder Hochschulabschluss auf dem Gebiet des Rechnungswe-sens oder der Ökonomie. Ein weiteres Tätigkeitsfeld der Buchhaltung bestand in der Anfertigung statistischer Infor-mationen über den materiellen und finanziellen Reproduktionsprozess und die Planerfüllung sowie in der Übermittlung dieser Informationen an die Kreisstelle für Statistik und kreisliche staatliche Leitung, um die Wirtschaftskontrolle durch den Staat sicher zu stellen. Den Jahresabschluss einschließlich finanzielle Bilanz hatten die LPG jährlich vor der Be-schlussfassung durch die Mitgliederversammlung dem Fachorgan Landwirtschaft des Kreises zur Einsicht vorzulegen. Bei höherem Kreditbedarf bedurfte es zuvor einer Klärung mit der Landwirtschaftsbank, die Otto Pulow, später Gerhard Schlinkert bzw. Hans-Jürgen Häusler leitete. Die gewählte Revisionskommission der LPG stellte das genossenschaftliche Kontrollorgan dar. Sie hatte die Einhaltung des Statuts, der Betriebsordnung, Beschlüsse der Mitgliederver-sammlung und Verpflichtungen gegenüber dem Staat zu überwachen und auf die richtige Verteilung der Einkünfte sowie den Schutz des genossenschaftlichen Eigentums zu achten. Diese Kommission ist mit dem Aufsichtsrat der heutigen Genossenschaften vergleichbar. In den LPG setzte sie sich nur aus Mitgliedern des Unternehmens zusammen. Der Ministerrat der DDR gab am 18.12.1953 Empfehlungen für die Arbeit der Revisions-kommissionen in den LPG242 heraus, die Rechte und Pflichten gesetzlich fixierten. So waren sie verpflichtet, grobe Verstöße gegen das Statut, den Betriebsplan sowie Feststellung von Veruntreuungen umgehend dem Vorstand anzuzeigen und eine außerordentliche Mitglieder-versammlung einzuberufen. Ihre Arbeit ist differenziert zu bewerten. In einigen LPG fehlte die systematische Kontrolle der wirtschaftlichen Prozesse. Bei vermuteten Unregelmäßigkeiten bestand die Möglichkeit, von der Kreisverwaltung oder Staatsanwaltschaft Hilfe zur Aufklärung in Anspruch zu nehmen, was in Einzelfällen genutzt wurde. In einigen LPG und deren kooperative Einrichtungen traten Veruntreuungen auf, die Ge-richtsprozesse nach sich zogen. Mit Haftstrafen von 2 bis 4 Jahren bei einer Unterschlagung

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von ca. 10 000 Mark musste gerechnet werden. Aus diesem Grunde traten verhältnismäßig wenig Straftaten auf. Bis Ende der sechziger Jahre bestand kein überbetriebliches Revisionsorgan, das die Richtig-keit der Nachweisführung prüfte. Die Kräfte der staatlichen Leitung für das genossenschaftli-che Rechnungswesen und die Buchungsstation unterstützten die LPG bei der Buchführung, Abrechnung und Auswertung. Die Landwirtschaftsbank führte mit ihrem Personal, in Zusammenarbeit mit der Revisions-kommission, Stichprobenprüfungen durch. Sie machten ihren Einfluss auf eine ordentliche Buchführung geltend, bei Unrechtmäßigkeiten blieb die Kreditzahlung aus. Ab Ende der sechziger Jahre entstand ein überbetriebliches Revisionsorgan als Dienstleis-tungseinrichtung, das bei der Bank für Landwirtschaft und Nahrungsgüterwirtschaft des Krei-ses stationiert war. Die LPG und deren kooperative Einrichtungen konnten es kostenpflichtig anfordern. Eine gesetzlich festgelegte turnusmäßige Prüfungspflicht gab es nicht.

Einige Betriebe in der Agrar-Industrie-Vereinigung Mitte der siebziger Jahre fand in der DDR nach den Vorbildern der Sowjetunion und Bulga-riens die Bildung der ersten Agrar-Industrie-Vereinigungen (AIV) statt. Der Bezirk Neubrandenburg wählte für dieses Experiment die Stärkefabrik Friedland und Pflanzenproduktionsbetriebe im Umfeld der Fabrik aus. Als Voraussetzung bei den kooperierenden LPG und den volkseigenen Betrieben galten ge-meinsame Ziele und Interessen sowie Technologien, Produktions- und Arbeitsprozesse, die miteinander verbunden waren. Wirtschaftsbeziehungen zur Stärkeindustrie bestanden, weitere kamen in der Folgezeit hinzu. Die AIV vereinte 6 Pflanzenproduktionsbetriebe, darunter zwei (Ducherow und Boldekow) aus dem Kreis Anklam, das AZC Friedland mit der Außenstelle Ducherow, die Meliorations-genossenschaft und der VEB Stärkefabrik Friedland. Zur Bewirtschaftung kamen 32 684 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, darunter 23 174 ha Ackerland.243 Schwerpunkt stellte der Stärkekartoffelanbau dar. Die Anbaufläche erhöhte sich von 3 056 ha im Jahre 1975 auf 4 364 ha 1977, dafür reduzierte sich der Zuckerrübenanbau um 1 195 ha.243 Die Stärkefabrik konnte weitgehend aus eigenem Aufkommen von Betrieben der AIV mit Kartoffeln versorgt werden. Die Produktion tierischer Erzeugnisse spezialisierte und er-höhte sich. Erhebliche Probleme zeichneten sich in der Territorialstruktur der drei zur AIV gehörenden Kreise ab. Sie besaßen in vielen Dingen ihre eigene Konzeption zur wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklung des Gebietes, das zur AIV gehörte. Entstehende Ungleichheiten im Territorium stießen bei den Einwohnern auf Unverständnis. Margarete Müller, Kandidatin des Politbüros des Zentralkomitees der SED, leitete die AIV, ihr standen landwirtschaftliche Fachberater zur Seite. Die Demokratie war mit vielen Problemen und Schwächen behaftet. Beteiligte LPG konnten ihren Einfluss zu Entwicklungsfragen unzureichend geltend machen, sie mussten viele Ent-scheidungen der zentralen AIV-Leitung als gegeben hinnehmen. Wenn diese Vereinigung von theoretischer Seite her als höhere Stufe der Kooperation vor-stellbar war, so gab es doch viele offene Fragen. Sie lagen bei der Einordnung in territoriale Strukturen der einzelnen Kreise und im Zusammenwirken von Betrieben der Pflanzen- und Tierproduktion. Tierproduktionsbetriebe befanden sich im Leitungsbereich des jeweiligen

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Kreises. Wirtschaftliche Beziehungen zwischen Betrieben der Pflanzen- und Tierproduktion regelten sich über den Kooperationsrat und über Verträge. Besonders die Futterwirtschaft stellte einen ständigen Streitpunkt dar. Dem Fachorgan Land- und Nahrungsgüterwirtschaft des Rates des Kreises bereitete es häufig Probleme, Übereinstimmungen zu schaffen, da sich der Bezirk ein begrenztes Mitspracherecht einräumte. Das Mitbestimmungsrecht der Unternehmenseigentümer war durch die Diktatur der AIV- Leitung übermäßig eingeschränkt, es herrschten die Prinzipien der volkseigenen Wirtschaft. In den AIV der anderen Bezirke der DDR bestanden ähnliche Probleme.

Die Rolle des Staates und der SED im Leitungsprozess Alle wichtigen Angelegenheiten der Wirtschaft, Kultur, Bildung und des sozialen Bereiches wurden vom Zentrum der SED und des Staates gesteuert und entschieden. Auf Parteitagen stand die wachsende führende Rolle der SED in allen gesellschaftlichen Be-reichen im Vordergrund. Von den Parteimitgliedern wurde verlangt, die Parteibeschlüsse des ZK und seines Politbüros einheitlich und unverfälscht umzusetzen. Die SED gab auch den Blockparteien und Massenorganisationen die politische Linie vor. Über diesen Weg waren viele Menschen des Landes für die Umsetzung der Politik erreichbar. Die Arbeit des Kreistages vollzog sich auf der Grundlage von Beschlüssen des ZK der SED, der Volkskammer, des Bezirkstages sowie Erlasse des Staatsrates. Im Zeitraum 1963 bis 1975 spielte der Landwirtschaftsrat mit seiner Produktionsleitung im Leitungsprozess der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft eine größere Rolle. Im Abschnitt „Der Landwirtschaftsrat als neues Staatsorgan des Kreises“ wurde bereits darauf eingegan-gen. Danach übte er nur noch eine beratende Funktion für den Rat des Kreises und Kreistag aus. Die nachfolgenden Ausführungen geben einen Überblick zur Arbeit der staatlichen Leitung des Kreises im landwirtschaftlichen Bereich. Vor Beginn von Arbeitskampagnen und ihrer Durchführung beschloss der Rat des Kreises auf der Grundlage des Bezirksplanes und Erfahrungen vorangegangener Arbeitskampagnen Maßnahmepläne. Über den Stand der Arbeiten hatten die Pflanzenproduktionsbetriebe von Ende März bis An-fang November täglich, außer sonntags, dem Fachorgan des Kreises telefonisch Bericht zu erstatten. Die Meldung des Kreisergebnisses erfolgte am Vormittag telefonisch an das Fachorgan des Rates des Bezirkes. An die einzelnen Leiter von staatlichen, politischen und wirtschaftlichen Organen des Kreises erging eine betriebliche Übersicht und das Kreisergebnis. Für die operative Arbeit standen dem Fachorgan Dienstfahrzeuge, Wolga oder Lada, mit ei-nem Berufskraftfahrer zur Verfügung. Die Ausrüstung der Fahrzeuge beinhaltete den Land-wirtschaftsfunk, so dass aus jedem Teil des Kreises sofort Verbindung mit der Dienststelle oder Betrieben der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft bestand. Diese Funktechnik war mit einer Wechselsprechanlage ausgestattet und besaß eine Reichweite von ca. 30 km. Der Kreis war in zwei Funkbereiche eingeteilt, eine Antenne stand in Anklam, die andere in Medow. Der Mangel im Funksystems bestand darin, dass alle weiteren Teilnehmer mithören konnten. In der Regel herrschte Funkdisziplin. Auch die wichtigsten Arbeitskollektive, zum Beispiel Erntekomplexe, besaßen Funkanlagen. Der Wirtschaftszweig Pflanzenproduktion nahm im politischen und wirtschaftlichen Leben des Kreises eine dominierende Rolle ein. Er beschäftigte ca. 3000 Personen und war der

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wichtigste und größte Primärproduzent des Kreises. Die politischen und staatlichen Lei-tungen von Kreis und Bezirk unterstützten viele Aktivitäten und gaben zur Lösung schwie-riger Aufgaben Hilfe. Negativseiten dieser Vorrangstellung zeigten sich darin, dass die Arbeit und erreichten Ergeb-nisse stark der öffentlichen Betrachtung ausgesetzt war. Monatlich fand durch den Leiter des Fachorgans eine Beratung mit den Vorsitzenden der LPG Pflanzenproduktion und Leitern der kooperativen Einrichtungen statt. Hieran nahmen führende Personen der Nahrungsgüterwirtschaft und wirtschaftsleitender Organe des pflanz-lichen Bereiches teil. Die Zusammenkünfte dienten der Sicherung einer einheitlichen Wirtschaftsführung und wa-ren von Nutzen. Die Direktoren, Vorsitzenden und Leiter waren relativ selbständig, sie konnten nicht zu be-stimmten Maßnahmen bei der Durchführung von Aufgaben gezwungen werden. Das Fachor-gan Land- und Nahrungsgüterwirtschaft besaß ihnen gegenüber kein Weisungsrecht. Im Endergebnis ging es allen Beteiligten um die Erfüllung der Gesamtaufgabe: Hohe Erträge auf den Flächen, Erfüllung der staatlichen Pläne, Sicherung der Futtergrundlage in sehr guter Qualität für die ständig wachsenden Viehbestände und hohe wirtschaftliche Effektivität. Ab 1975 führte das Fachorgan Land- und Nahrungsgüterwirtschaft des Rates des Kreises die Koordinierungsaktivitäten für Betriebe und Einrichtungen der Nahrungsgüterwirtschaft und Dienstleistungen über „Koordinierungsgruppen der Pflanzen- und Tierproduktion“ durch, die vorwiegend Sektorenleiter der Pflanzen- und Tierproduktion leiteten. Viele Aktivitäten konnten über diesen Weg besser abgestimmt werden. Der zeitliche Rhyth-mus der Zusammenkünfte bewegte sich unterschiedlich, in der Pflanzenproduktion fanden sie von April bis Oktober wöchentlich statt. Alle 6 bis 8 Wochen setzte die bezirkliche staatliche Leitung Arbeitsberatungen an. Hieran nahmen führende Personen, Direktoren und Leiter der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft sowie wirtschaftsleitenden Organe des Bezirkes teil. Gesetze, Beschlüsse, Anordnungen und bedeutende wissenschaftliche Erkenntnisse kamen zur Erläuterung. Damit wurde das kreisli-che Leitungspersonal befähigt, einheitlich diese Aufgaben im Wirkungsbereich zu realisieren. Staatliche Pläne und Direktiven beinhalteten Festlegungen, einiges musste im Ablauf der Ar-beit der jeweiligen Situation angepasst werden. Die Diktatur der Partei hatte im Prozess der Leitung der Menschen und der Stimulierung ihrer ideologischen Haltung zum gesellschaftlichen System Grenzen. Die Stimmung der Be-völkerung wurde nicht zuletzt vom Lebensstandard und den Erschwernissen in der täglichen Arbeit im Unternehmen beeinflusst. Die Bevölkerung beobachtete zunehmend stärker, dass sich die Schere im Lebensstandard zwischen Ost und West weiter öffnete. Die höhere Aus-reisewelle in den achtziger Jahren machte die Unzufriedenheit der Bevölkerung deutlich, gute Fachleute verließen den Kreis. Die SED und die staatliche Leitung versuchten über eine posi-tive Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung der DDR die Menschen zu beruhigen und sie zu höheren Leistungen zu begeistern.

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Die Gemeinden

Die Stadt Anklam und 49 Gemeinden gehörten ab Ende 1952 zum Kreis (siehe Anlage 1). Ein überwiegender Teil der Bevölkerung arbeitete in Unternehmen der Land- und Nah-rungsgüterwirtschaft. Bis zur Gründung der LPG waren die Gemeindevertretungen und gewählten Bürgermeister für ihr Territorium und der darin wohnenden Bevölkerung uneingeschränkt zuständig. Eine Änderung trat ab Ende 1952 ein. Viele Entscheidungen über Belange der LPG lagen dann beim Rat des Kreises und den Fachabteilungen Landwirtschaft, Erfassung und Aufkauf. Bis 1957 erhielten die Räte der Gemeinden Informationen über wichtige Aufgaben, die die LPG betrafen, danach kam die Zusammenarbeit zwischen den Leitungsebenen Kreis und Gemeinde zum Erliegen. Bis 1960 war die Gemeindevertretung für die Aufgaben der Bauern, die nicht einer LPG angehörten, zuständig. Ab 1961 lagen alle Landwirtschaftsfragen in der Kompetenz des Rates des Kreises bzw. Kreislandwirtschaftsrates. Die Machtverhältnisse änderten sich ebenfalls. Die LPG vereinigten die Mehrzahl der Ein-wohner. Die Vorstände und ihre Vorsitzenden verfügten über eine gewisse wirtschaftliche Macht im Territorium, was sich auf die Rolle und Tätigkeit der Gemeindevertretung ungüns-tig auswirkte. Diese Situation verschärfte sich in den siebziger Jahren mit der Bildung von Kooperationen und später LPG Pflanzen- und Tierproduktionen, die mehrere Gemeinden erfassten. Der Bürgermeister spielte in dieser Zeit eine untergeordnete Rolle, was sich in den Dörfern bei der Gestaltung des gesellschaftlichen Lebens negativ auswirkte.

Zum Wettbewerb unter den Bedingungen der DDR Der Inhalt des Wettbewerbs in der DDR ist mit dem heutigen nicht vergleichbar. Es wurde vom sozialistischen Wettbewerb gesprochen, der die Bestrebungen der Menschen zur allseiti-gen Erfüllung des Volkswirtschaftsplans und zur Steigerung der Arbeitsproduktivität mit dem Bemühen um die planmäßige Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen vereinigen sollte.244 Der Wettbewerb diente in der Landwirtschaft besonders der Erfüllung folgende Aufgaben: - Mobilisierung der Kräfte und Mittel zur Steigerung der Produktion - Senkung der Kosten und Erhöhung der Arbeitsproduktivität, Verbindung von Produkti-

on und Wissenschaft - Erziehung und Selbsterziehung der Menschen, Anwendung von Kritik und Selbstkritik - Erhöhung des Bemühens um Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen Im Bergbau wurde im Oktober 1948 nach dem Beispiel der Sowjetunion die Aktivistenbewe-gung (Henneckebewegung) ins Leben gerufen. Um auch in der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft nach ähnlichem Beispiel zu arbeiten, entstand im VEG Dennin (Kreis Anklam) im Bereich der Milchproduktion die Hermann Kunz-Bewegung, benannt nach dem Melkermeister des Gutes, der überdurchschnittliche Leistungen erbrachte. Im April 1962 riefen die LPG Krien, Albinshof und Krusenfelde als erste in der DDR zum überbetrieblichen Wettbewerb auf mit dem Ziel, eine bessere Organi-sation genossenschaftlicher Arbeit und Übererfüllung der Produktionspläne zu erreichen. In der praktischen Tätigkeit gab es eine Reihe von Wettbewerbsformen und Aktivitäten. Über Aufrufe der Regierung, Beschlüsse des Rates des Bezirkes bzw. Kreises und Betriebe der Nahrungsgüterwirtschaft als Vertragspartner entstanden viele Arten von Wettbewerbe. Als Grundlagen dienten Jahres- sowie Arbeits- und Kampagnepläne.

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Es gab folgende Arten der Anerkennung und Hervorhebung: - Öffentliche Belobigung von Betrieben, Arbeitsgruppen und Personen

- Auszeichnung von Personen, Brigaden oder Betrieben mit einer Urkunde, Geld- oder Sachprämie

- Ausgabe von Ehrenwimpeln an Arbeitsgruppen - Auszeichnung von Betrieben und Arbeitsgruppen mit Wanderfahnen oder Poka-

len - Verleihung von Ehrennamen an Arbeitsgruppen oder Betriebe - Eintragung in das kreisliche oder bezirkliche Ehrenbuch - Staatliche Auszeichnungen von Arbeitsgruppen und Einzelpersonen

An einigen Beispielen soll die Wettbewerbsführung sowie deren Anerkennung dargestellt werden.

Der Pflanzenproduktionsbetrieb mit dem höchsten Ge-treide-, Kartoffel- und Zuckerrübenertrag des Jahres erhielt eine Ehrenurkunde, gestiftet vom Vorsitzenden des Rates des Bezirkes oder Kreises, verbunden mit einer Geldprämie von 1000 bis 3000 Mark. Während der Getreideernte erhielt das beste Mähdruschkol-lektiv wöchentlich einen Wimpel, eine Urkunde und Prämie von 200 bis 400 Mark. Das geschah während der Arbeit auf dem Getreidefeld. Nach ähnlichem Prinzip erfolgte die Leis-tungsanerkennung von Erntekollektiven in der Kartoffel-, Zuckerrüben-, Silomais- und Grobfutterernte. In der Kreiszeitung erfolgte die Bekanntmachung der Wett-bewerbssieger und ihrer Leistungen.

Der Bereich Tierproduktion führte die Wettbewerbsausschreibung und Auswertung vorwie-gend periodisch durch, im Monat, Quartal oder Jahr. Auch der Rat des Bezirkes zeichnete auf seiner Leitungsebene Spitzenleistungen aus, wie „Bestes Erntekollektiv des Bezirkes“ oder „Betrieb mit der höchsten Milchproduktion“. Als ein weiterer Stimulator für hohe Leistungen in der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft galten staatliche Auszeichnungen von Betrieben, Arbeitsgruppen und Einzelpersonen durch den Landwirtschaftsrat des Kreises oder Bezirkes, Rat des Kreises, Rat des Bezirkes oder Ministerrat der DDR. Ausgewählte Auszeichnungen sollen hier genannt werden: Der Rat für Land- und Nahrungsgüterwirtschaft beim Ministerrat erließ 1972 einen Beschluss zur Verleihung von Titeln für Betriebe und Kollektive, der in der Folgezeit weiter vervoll-kommnet wurde.

Zur Vergabe standen Titel wie „Betrieb der hohen Ackerkultur“, „Kollektiv der sozialis-tischen Arbeit“, „Betrieb der sozialistischen Arbeit“, „Bestes Mähdrescherkollektiv“. An Einzelpersonen gingen Ehrungen wie „Hervorragender Genossenschaftler“, „Meisterbauer der genossenschaftlichen Produktion“, „Bester Melker“, „Bester Schäfer“, „Bester Mechanisator“. Zu besonderen Anlässen wie „1. Mai“ und „Tag der Republik“ sowie bei bedeutenden

Veranstaltungen wie Kreisbauernkonferenz oder Jahreshauptversammlung der LPG erfolgten Medaillenverleihungen. Dabei handelte es sich um solche Auszeichnungen wie „Verdienst-

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medaille der DDR“, „Medaille für ausgezeichnete Leistungen in LPG“, „Aktivist der sozialis-tischen Arbeit“, „Kollektiv der sozialistischen Arbeit“. Höhere Auszeichnungen wie „Vaterländischer Verdienstorden“ oder „Banner der Arbeit“ gab es für Genossenschaftsbauern und Landarbeiter des Kreises sehr selten, die Verleihung erfolgte auf bezirks- oder zentraler Ebene. Betriebe der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft vergaben auch für hervorragende Leistun-gen Auslandsreisen in die Sowjetunion oder andere Ostblockstaaten für die Dauer von einer Woche.

Die Rolle der Frauen in der Landwirtschaft

Im bäuerlichen Betrieb arbeiteten die Frauen als „mithelfende Familienangehörige“, weitge-hend ohne abgeschlossene Berufsausbildung und eigenem Rentenversicherungsanspruch. Ab 1949 bestand die Möglichkeit, auf privater Basis einen späteren Rentenbezug geltend zu machen. Ganz selten versicherte der Bauer seine Ehefrau, was sich bei der Altersrente negativ auswirkte. Mit der Bildung landwirtschaftlicher Genossenschaften veränderten sich die Erwerbs- und Arbeitsbedingungen der Frauen auf dem Lande. Durch die Tätigkeit in LPG verdienten sie eigenes Geld, erlernten einen Beruf und sicherten sich für das Alter eine Rente. Auf der 1. Konferenz der Vorsitzenden und Aktivisten der LPG vom 5. - 6. 12.1952 in Berlin versprach der Generalsekretär der SED den Bäuerinnen, dass sie in den LPG gleichberechtigt mitberaten und beschließen könnten.245 Entsprechend ihren Fähigkeiten sollten sie auch Füh-rungsfunktionen übertragen bekommen.245 In der Praxis entwickelte sich diese Gleichberech-tigung zwischen Mann und Frau schrittweise, wobei auch später nur wenige Frauen in geho-benen Funktionen zu finden waren. Als LPG-Vorsitzende über eine Reihe von Jahren fun-gierten Elsbeth Kummert (Charlottenhof, Panschow und Buggow), Christel Scholz (Görke), Jutta Harmel (Schwerinsburg) und Doris Kamel (Zinzow). Allgemein besetzten Männer diese Funktion. Die Tätigkeit des Hauptbuchhalters führte eine größere Zahl von Frauen aus. Im landwirtschaftlichen Bildungswesen war Gerda Christen als Direktorin der Landwirtschaftli-chen Berufsschule Anklam, später Kreislandwirtschaftsschule Anklam tätig. Viele Frauen erfüllten auf mittlerer Leitungsebene ihre Pflicht. Die staatliche Seite förderte die Gleichstellung der Frau über gesetzliche Regelungen und Empfehlungen. Ein Regierungsbeschluss besagte, dass die Betriebsleitung und Vorstände von Genossenschaften jährlich einen Frauenförderungsplan zu erarbeiten hatten. Die Delegierten der Kreisbauernkonferenzen legten in ihren Beschlüssen spezielle Aufgaben zur Förderung der Frauen in der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft fest. Der Rat für landwirtschaftliche Produktion und Nahrungsgüterwirtschaft der DDR gab am 31.03.1970 eine Empfehlung zur Tätigkeit der Frauenausschüsse heraus. Den Ausschüssen wurde die Hilfe des Vorstandes zugesichert, auch bei der Organisation von Versammlungen, in denen der Frauenförderungsplan zur Vorlage und Abrechnung kam. Veranstaltungen zum Internationalen Frauentag am 8. März waren ein guter Anlass hierfür. Es zeigte sich, dass diese Empfehlungen in der Praxis sehr unterschiedlich zur Anwendung kamen. Die am 04.08.1969 vom Rat für landwirtschaftliche Produktion und Nahrungsgüterwirtschaft der DDR herausgegebene Direktive zur Förderung der Ausbildung von Frauen an moderner Landwirtschaftstechnik kam in vielen LPG und VEG des Kreises zielgerichtet zur Anwen-dung. Die Statistik über Berufstätige in Betrieben der Pflanzenproduktion des Kreises per

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30.09.1978 sagte aus, dass von den 1618 Fahrerlaubnisinhabern 181 Frauen = 15,2 % wa-ren.246 Dieser Anteil verbesserte sich im Laufe der Jahre. Für die landwirtschaftliche Berufs-ausbildung war ein Erwerb der Fahrerlaubnis Pflicht und trug zur Erhöhung des prozentua-len Anteils bei. Die Tageszeitung „Freie Erde“247 berichtete über die große Einsatzbereitschaft der Frauen, beispielgebend war Elsbeth Kummert mit 4 Kindern. Sie kam 1945 als Flüchtling nach Char-lottenhof, übernahm eine Neubauernsiedlung, gründete 1952 mit weiteren 12 Bauern eine Genossenschaft und wurde als Vorsitzende gewählt. Um sich das notwendige Wissen für diese Funktion anzueignen, besuchte sie die Hochschule für LPG in Meißen. Danach über-nahm sie die Wahlfunktion in der LPG Panschow, später in Buggow. Über Charlotte Krüger aus Neetzow wurde berichtet248, dass sie sich 1969 zum Facharbeiter für Agrartechnik qualifizierte, gleichzeitig die Fahrerlaubnis und den Berechtigungsschein zum Fahren des E 512 erwarb. Sie fuhr den Mähdrescher während der Ernte. Käthe Zimdars aus Sophienhof leitete in Schmuggerow die zwei ha große Gärtnerei und erfüllte mit Zielstrebigkeit an der Seite ihrer Mitarbeiter die Aufgabe der Gemüse- und Blu-menerzeugung.249

Eine Reihe von Frauen strebten trotz Kindergärten, Kinderhorten und Werkküchen keine Spitzenfunktionen oder ganzjährige Vollbeschäftigung an. Sie widmeten ihre Freizeit der Familie. Es gab auch Frauen, die besonders aus Krankheitsgründen nicht der LPG beitraten. Junge Mädchen suchten sich in der Stadt leichtere Arbeit oder ließen sich zur Kindergärtne-rin, Verkäuferin u.a.m. ausbilden. Besonders die größeren Orte wie Ducherow, Spantekow, Krien oder Neetzow brauchten Fachkräfte in der Kinderbetreuung und im Dienstleistungs-bereich. Ende 1961 waren von den 7854 LPG-Mitgliedern nur 3072 Frauen und Mädchen, also 39,12 %.250 Die Beschäftigtenstatistik des Kreises für den Zeitraum 1958 bis 1965 bestätigt den geringe-ren Frauenanteil. Dazu folgender Vergleich251:

1958 1960 1965

Einwohner insg. Personen 52.056 50.811 48.444

dar. weiblich

Personen 26.303 27.554 25.786 % 50,5 54,2 53,2

LPG-Mitglieder / Berufstätige Personen 3.022 7.908 7.693 x

dar. weiblich Personen 1.153 3.019 3.140 x % 38,2 38,2 40,8

x) Für das Jahr 1965 wurden an Stelle von LPG-Mitgliedern die Berufstätigen angegeben. Der Frauenanteil lag in den einzelnen Zeitabschnitten zwischen 37 bis 41 %. Viele arbeiteten nicht ganzjährig, was in Pflanzenproduktionsbetrieben auch nicht möglich war. Um eine bessere Kinderbetreuung zu sichern, entstanden auf dem Lande verstärkt Kindergär-ten, Kinderkrippen, Schulhorte. Ebenfalls entstanden Einkaufseinrichtungen, Friseursalons und Werkküchen. Diese Einrichtungen gaben den Frauen Arbeit. 1965 besaßen erst 14 % der berufstätigen Frauen des Kreises einen landwirtschaftlichen Berufsabschluss. Die staatliche Leitung setzte verstärkt die Aus- und Weiterbildung auf die Tagesordnung der Betriebe und Bildungseinrichtungen. So richtete die Kreislandwirtschaftsschule Frauensonderklassen zum Erwerb des Facharbei-ter- und Meisterabschlusses ein. Vielfach fanden diese Lehrgänge in den LPG statt, um Fahr-wege einzusparen und den Lehrgangsbesuch zu erleichtern. Um 1975 konnten 71 % der

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Frauen in den LPG und deren kooperative Einrichtungen einen staatlich anerkannten Berufsabschluss vorzeigen, was sich bis 1988 auf ca. 90 % erhöhte. Die mit Frauen besetzten staatlichen Leitungsfunktionen blieben trotz vieler politischer Er-klärungen eine Schwachstelle. Im Kreistag waren 1966 ca. 29 % und in Gemeindevertretun-gen 25 % als Abgeordnete tätig.252 Der Kreislandwirtschaftsrat wählte 1985 23 Frauen als Mitglieder, das entsprach 25 % der Sitze im Rat. Im Laufe der Zeit entwickelte sich ein neues Frauenbild im Vergleich zu früheren Generati-onen; viele Frauen konnten sich besser und vielseitiger in das gesellschaftlichen Leben ein-bringen.

Zur Entwicklung der Dörfer Die Territorialstruktur der Dörfer befand sich nach 1945 auf einem niedrigen Niveau. Die meisten Häuser boten eine einfache Ausstattung, wenig Wohnfläche pro Person, vielfach keinen Wasserversorgungs- oder Elektroanschluss. Viele Orte konnten nur über Landwege erreicht werden. Durch die Flüchtlinge und Vertriebenen verdoppelte sich die Einwohner-

zahl. Außerdem kamen gesellschaftliche Verände-rungen hinzu, die hohe zusätzliche Anforderungen an Geld, Material und Baukapazitäten stellten. Es musste eine umfangreiche Aufbauarbeit geleistet werden. In den ersten Nachkriegsjahren stand die Schaffung von elementaren Voraussetzungen im Vordergrund. Dazu gehörten Wohnraum, Verbesserung der Trinkwasserversorgung, Weiterführung der Elektri-fizierung, Verbesserung des Wegenetzes, des Perso-

nenverkehrs zu den Städten u.a.m. Dem stand eine sehr geringe Finanzkraft und Materialde-cke gegenüber. Gutshäuser und Kasernen für ehemalige Saisonarbeitskräfte dienten zur Unterbringung von Vertriebenen und Flüchtlingen. Ab 1947 begann über das Neubauernbauprogramm die Schaffung der ersten Wohnungen. Abbruchmaterial, besonders von Scheunen, diente zum Bau von Unterkünften für das Vieh. Ende 1955 waren die letzten Ansiedlungen des Kreises an das Elektroenergieversorgungsnetz angeschlossen, so zum Beispiel erhielten die Dörfer Putzar und Glien am 04.07.1952 elektri-sches Licht253. Die letzten bewohnten Einzelhäuser im Kreis wurden erst Ende 1962 mit Elektroenergie versorgt. Schrittweise erfolgte der Anschluss der Häuser an das zentrale Wasserversorgungsnetz. Be-

stehende Anlagen in Daugzin, Zinzow, Ramitzow und Panschow wurden für die Gesamtversorgung des jeweiligen Dorfes erweitert. Die Gemeinden Rossin, Schmatzin, Krien, Spantekow und Ducherow er-hielten im Zeitraum 1954 bis 1964 eine zentrale Wasserversorgungsanlage, wei-tere Orte folgten. Jährlich kamen für den Neubau und die Erhaltung der Wasserversorgungsanlagen ca. 1500 TM staatliche Mittel zum Einsatz.254

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Das Nebenstraßennetz erhielt in den fünfziger Jahren eine schrittweise Verbesserung, aus vielen Landwegen entstanden befestigte Straßen. Nachstehende Ortsverbindungen, die befes-tigte Straßen erhielten, sind erwähnenswert: Nerdin - Thurow Boldekow - Putzar Neetzow – Klein Below Drewelow - Borntin Wegezin - Dennin, Kosenow - Dargibell Gnevezin - Anklamer Fähre Rosenhagen - Kamp Landwirtschaftsbetriebe bauten seit den siebziger Jahren mit Unterstüt-zung des Staates befestigte Wirt-schaftswege, vielfach aus Beton-platten, genutzt von der Landwirt-schaft und Bevölkerung. Das Busliniennetz hatte sich von 14 im Jahre 1958 auf 17 im Jahre 1963 erweitert. Die Anzahl des Busse erhöhte sich in diesem Zeitraum von 22 auf 28254. Fahrbahnen aus Betonplatten Mit der genossenschaftlichen Produktionsweise veränderten sich die Dörfer. Die LPG ver-körperten nicht nur Wirtschaftseinheiten sondern auch soziale Gemeinschaften. Das Le-bensniveau in einigen Orten konnte mit dem einer Kleinstadt verglichen werden. In Ducherow, Spantekow, Krien, Neetzow, Schwerinsburg, Rubkow, Murchin und Bolde-kow entstanden zahlreiche Versorgungs- und Dienstleistungseinrichtungen. Die finanzielle Beteiligung der LPG hieran nahm im Laufe der Jahre zu. Der genossenschaft-liche Wohnungsbau half, die Arbeitskräftesituation besser zu meistern. Ab 1962 finanzierte der Staat den Bau mehrstöckiger Wohnhäuser. Zwischen 1976 bis 1985 wurden auf dem Lande 799 Wohnungen gebaut bzw. modernisiert, darunter 200 Eigenheime, das betraf jede 3. Wohnung des vorhandenen Baubestandes.255 Die Baukosten einer Zweizimmerwohnung bewegten sich in den Jahren 1960/1965 um 21000 bis 25 000 Mark ohne Außenanlagen.256 Die Kaltmiete einer Neubauwohnung lag bei 0,90 M/m², mit Fernheizung und Warmwasser kamen 0,40 M/m² dazu. Aufwendungen für den Sport und die Kultur finanzierten teilweise die LPG und deren ko-operative Einrichtungen. Neben dem privaten Einzelhandel errichtete der Konsum ab 1946 Geschäfte, 1948 auch die Handelsorganisation (HO). 1947 bestanden bereits 11 Konsumverkaufsstellen (Land und Stadt).257 Ab 1960 verfügten alle größeren Dörfer über Handelseinrichtungen für den tägli-chen Bedarf. Fünf Verkaufszüge des Konsums und einer der Handelsorganisation (HO) sicherten die Ver-sorgung in Orten ohne Einkaufsmöglichkeiten. Im Laufe der Jahre besaßen die meisten Dörfer ein Geschäft mit Artikeln des täglichen Be-darfs. 1985 gab es 94 Verkaufseinrichtungen dieser Art und 14 Industriewarenläden, außer-dem 40 Gaststätten.258 Die Wirtschaftlichkeit der Einrichtungen stand für den Staat nicht im Vordergrund, es ging um die Verbesserung der Lebensbedingungen auf dem Lande. Weiterhin entstanden bis 1984 in den größeren Orten 12 Friseursalons und 20 Friseurstütz-punkte. Vor 1962 stellten Waschmaschinen Mangelware dar, aus diesem Grunde errichteten die Ge-meinden Waschstützpunkte. So weist die Statistik des Jahres 1962 für Boldekow, Krien, Neetzow, Löwitz und Rossin je einen Stützpunkt aus. Um zu sichern, dass viele Frauen einer Beschäftigung nachgehen konnten, kam es zur Ein-richtung von Kindergärten, Kinderkrippen und Kinderhorten. 1953 bestanden 20 Erntekin-

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dergärten, die sich 1963 auf 41 erhöhten und von Mai bis Oktober öffneten. Das Jahr 1963 wies 35 Kindergärten mit 761 Plätzen aus.254 1954 entstand in Relzow die erste Saisonkinderkrippe, 1955 in Schlatkow die erste Dauer-krippe, 1966 waren es bereits 8 Dauerkrippen mit 168 und 20 Saisonkrippen mit 218 Plät-zen.260 Diese Kapazitäten nahmen zu und erreichten 1980 folgenden Versorgungsgrad259: 55,6 % der krippenfähigen Kinder wurden in Kinderkrippen untergebracht 89,9 % der Kinder besuchten Kindergärten 92 % der Schüler von Klassen 1 bis 4 gingen in Kinderhorte Dieser Versorgungsstand verbesserte sich in den weiteren Jahren. Alle Frauen mit Kindern erhielten die Möglichkeit zu arbeiten. Ihr Nachwuchs wurde von ausgebildeten Kräften be-treut, außer Essengeld fielen in der Regel keine weiteren Kosten an. Auch die medizinische Versorgung der Landbevölkerung verbesserte sich schrittweise. 1952 entstand in Spantekow das erste Landambulatorium, 1963 in Krien eine zahnärztliche Staats-praxis. Groß Polzin, Krien, Rubkow, Boldekow, Spantekow und Ducherow verfügten 1972 über staatliche Arztpraxen.260 1963 bestanden zusätzlich in den Dörfern und der Stadt 21 Gemeindeschwesterstationen.254

Ab Anfang der achtziger Jahre fanden die Aktivitäten von LPG und Kooperationen finanziel-le und materielle Unterstützung beim Aus- und Aufbau kommunaler Einrichtungen durch das Ministerium für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft. Vielfach waren diese Initiativen im Programm „Das schöne Dorf“ eingeordnet. Beide Unternehmen stellten für kommunale Investitionen wie Straßen, Kindergärten, Kin-derkrippen, Kultur- und Sporteinrichtungen Eigenmittel zur Verfügung und setzten Kredite ein. Für den Nachfolgebetrieb stellt das heute eine Altlast dar. Landwirtschaftsbetriebe unter-lagen bei Neuschaffungen oder Erweiterungen des Personalbestandes nicht dem sturen Pla-nungssystem. Sie konnten mit geldlicher Bereitstellung und Baukapazitäten viele Probleme schneller lösen. Finanzielle Mittel aus dem Sozialfonds der LPG standen vielfach der Ge-meinde für bestimmte Maßnahmen zur Verfügung. Heute nennt man solche Geldbewegung „Sponsorentätigkeit“. Die Spendenfreudigkeit von Landwirtschaftsbetrieben bestimmte das Tempo und Niveau der Lebensbedingungen im Territorium. Die LPG begingen oft den Fehler, dass sie den finanziel-len Einsatz nicht in ihrem Eigentumsnachweis erfassten. Nachfolgend einige Ausführungen zum „Mach mit“- Wettbewerb. Anfang der fünfziger Jahre entstand die Bewegung „Nationales Aufbauwerk“, eine von der Parteiführung über die Nationale Front ausgelöste Aktion. Einwohner der Städte und Ge-meinden wurden angehalten, kostenlos Leistungen bei der Schaffung oder Modernisierung kommunaler Objekte oder Dorfverschönerung zu erbringen. Diese Leistungen registrierte der Bürgermeister und rechnete sie ab. So weist das Statistische Jahrbuch des Kreises 1960 für die Einwohner der Gemeinden und der Stadt eine Leistung von 502 600 Mark und 1965 790 000 Mark aus261. Diese Bewegung fand in den siebziger Jahren als Wettbewerb unter der Losung „Schöner unsere Städte und Gemeinden - mach mit“ ihre Weiterentwicklung. Außer dem Fortschritt in der Wirtschaft und im gesellschaftlichen Leben sollte auch ein schönes Dorfbild entstehen, an dem die Einwohner ihren Anteil zu erbringen hatten. Diese Forderungen gin-gen in Kreistags- und Bauernkonferenzbeschlüssen ein. Schrittweise (aber zu langsam) veränderte sich das Dorf- und Betriebsbild in eine positive Richtung, jedoch mit zahlreichen Hemmschwellen. Es fehlte Material und Baukapazität, um größere Ausbesserungen an Gebäuden und Zäunen durchzuführen. Andererseits war der Wettbewerb der Grundstückseigentümer untereinander unzureichend wirksam, um aus inne-rer Einstellung mehr zu leisten.

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In den achtziger Jahren hatten sich die Lebensbedingungen größerer Dörfer denen der Klein-städte Jarmen, Friedland oder Lassan merklich angepasst.

Arbeits- und Lebensbedingungen auf dem Lande Die Bauern und Landarbeiter mussten nach dem 2. Weltkrieg einen großen Teil ihrer schwe-ren Arbeit mit der Hand durchführen. Die Industrie bot wenig Technik an, zum anderen fehlte dem Staat das Geld, um die MAS technisch auszurüsten. Die sanitären Bedingungen waren in den vierziger und fünfziger Jahren vielerorts sehr primi-tiv. Die Leute lebten damit, weil sie es aus zurückliegender Zeit nicht anderes kannten. Mit Einführung moderner Technik kam es schrittweise zur Verbesserung der Arbeitsbedin-gungen. Seit Ende der sechziger Jahre ersetzten modernere Maschinen schwere Handarbeit. Mähdrescher führten die Mahd der Halmfrüchte durch, das Roden der Zuckerrüben mit der Hand fiel weg, Kombines rodeten Kartoffeln, Schwadmäher und Häcksler fanden Eingang bei der Grünfutterernte. Viele technologische Prozesse wurden leistungsfähiger, schneller, leichter und mit weniger Staubentwicklung durchgeführt. Auch in der Tierproduktion fanden modernere Technologien ihren Eingang. Das Melken erfolgte mit Melkanlagen, in einer Reihe von Rinderställen kam die Schleppschaufelentmis-tung zum Einsatz. In Schweinemastanlagen fand die Automatenfütterung Eingang. Erwähnenswert sind die Lebensbedingungen der Menschen auf dem Lande. Der überwie-gende Teil verfügte über ein niedriges Einkommen, was zu keinem größeren Reichtum führte. In den ersten Nachkriegsjahren erfolgte die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln über Le-bensmittelkarten. Viele auf dem Land lebende Menschen waren Selbstversorger und mussten aus der Eigenerzeugung ihres Betriebes oder der Hauswirtschaft das für sie Notwendige ent-nehmen. Das Warenangebot war begrenzt, Monatsrationen erhöhten sich im Laufe der Zeit. Ab 1949 entfiel die Rationierung von Mehl, Nährmitteln, Brot, Weißgebäck, Marmelade und Kunstho-nig sowie für Gewebe- und Zellwolleerzeugnisse.262 1958 wurden die Lebensmittelkarten ab-geschafft. Ab Oktober 1948 bot die Handelsorganisation (HO) neben der Lebensmittelkarte Lebensmit-tel und Nahrungsgüter für einen erhöhten Preis an, um über diesen Weg den Schwarzmarkt-handel einzuschränken. So kostete 1951 ein kg Zucker 12 Mark, ein kg Butter 24 Mark oder ein kg Schweinefleisch 15 Mark.263 Erst ab 1952 gingen die Preise zurück. Die Preise für Nahrungsgüter fielen nach Abschaffung der Lebensmittelkarten. Nachstehend Preise einiger ausgewählter Produkte:264 ME 1960 /1980 Mark Roggenmischbrot kg 0,52 Weizenmehl abgepackt kg 1,32 Weißzucker abgepackt kg 1,70 Tafelbutter abgepackt kg 9,60 Käse Gouda ( 30 % Fett) kg 7,20 Schweinekotelett kg 8,00 Vom Grundsatz veränderten sich die Einzelhandelspreise wenig. Die SED bemühte sich, keine Erhöhungen durchzuführen, um mit den Preisen möglichst unter denen der BRD zu bleiben. Auch die Dienstleistungen waren billig, für einen Haarschnitt bezahlten Männer 0,90 bis 1,30 Mark. Industrieerzeugnisse dagegen waren teurer. So kostete 1980 ein Fernseher ca. 2000

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Mark, der Farbfernseher Sony 6750 Mark. Für den Kleinwagen „Trabant“ mussten in den siebziger Jahren ca. 8000 Mark, 1985 bereits 10 000 Mark wegen einer besseren Ausstattung gezahlt werden. Der Preis für den Wartburg lag bei 16 000 bis 18 000 Mark. Die Mieten und Energiekosten waren niedrig, Neubauwohnungen kosteten 1962 einschl. Heizung pro 1 m² Wohnfläche ca. 1,25 Mark. Eine gesonderte Betriebskostenberechnung erfolgte nicht. Eine kWh Elektroenergie kostete 0,08 Mark zuzüglich 1,50 Mark monatliche Grundgebühr. Durch die geringen Mieten konnte keine Kostendeckung erfolgen was besonders Privatper-sonen, die Wohnungen vermieteten, zu spüren bekamen. Durch diese Preispolitik bestand kein Anreiz, Kapital in Wohnimmobilien anzulegen. Die meisten LPG und VEG verfügten über Werkküchen. Das Essen war billig und gut, der Preis lag pro Portion zwischen 0,80 bis 1,20 Mark. Die SED- und Staatsführung erkannte sehr gut die Wechselbeziehungen zwischen den Ar-beits- und Lebensbedingungen und der materiellen Produktion. Sie förderte deshalb in den Dörfern diesen Prozess. Es fehlte jedoch die materielle und finanzielle Basis, um weitrei-chende Veränderungen schnell herbeizuführen.

Kultur, Sport und Traditionen

In den Dörfern entwickelte sich nach dem Krieg schrittweise das kulturelle Leben. Die Säle der Gastwirtschaften, Schlösser und Gutshäuser boten der Jugend Gelegenheit, sich zu Tanz-veranstaltungen, vielfach bei Klaviermusik, zu treffen. Der Drang nach Geselligkeit war groß, die Ansprüche an das Niveau der Veranstaltungen bescheiden, es sollte wenig Geld kosten, da keiner etwas hatte. In einigen Dörfern entstanden Chöre und Theatergruppen. Lehrer und andere Personen för-derten diese Initiativen. Gelder standen wenig zur Verfügung, Trägerbetriebe gab es nicht. Die Beteiligten trugen die entstehenden Kosten zum Teil persönlich. Der Eintritt zum Tanz-abend lag bei 1 bis 2 Mark. Veranstalter waren Gastwirte, Vorstände der VdgB, Feuerwehr des Ortes und FDJ-Gruppen. In größeren Dörfern fanden im Quartal mehrere kulturelle Zusammenkünfte statt. Die Ju-gend wanderte zu Fuß in Nachbarorte und scheute nicht, nachts 6 km und mehr zurückzule-gen. Mit dem Entstehen des Kulturbundes und der MAS bestand für die Kulturarbeit in den Dör-fern eine bessere Basis. Obwohl der Kulturbund sich zuallererst um die Intelligenz bemühte, so führte er auch für die Allgemeinheit Vortragsveranstaltungen zu interessierenden Themen des gesellschaftlichen Lebens, der Medizin, Landwirtschaft, Natur u.a.m. durch. Dabei ka-men politische Themen nicht zu kurz. Im Laufe der Jahre ergänzten andere gesellschaftliche Einrichtungen und Vereine wie die URANIA, Deutsch-Sowjetische Freundschaft, Deutsche Agrarwissenschaftliche Gesellschaft, Freie Deutsche Jugend und Sportvereine das Wirken des Kulturbundes. Die wenigen Musikkapellen des Kreises waren sehr gefragt. Mit den Jahren bildeten sich wei-tere, 1973 stellten 14 Laienkapellen ihr Können unter Beweis, davon 8 auf dem Land.265 Der Preis für eine Kapelle mit 4 Personen bewegte sich zwischen 80 bis 200 Mark. Mit Beginn der fünfziger Jahre entwickelte die staatliche Leitung mehr Initiativen zur Förde-rung des kulturellen Lebens und der Freizeitbeschäftigung. Die MAS und später MTS waren in Zusammenarbeit mit den Bürgermeistern aktiv tätig. Sie beschäftigten Personen, die über

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die Kultur ideologisch auf die Menschen Einfluss nahmen. Es wurden Kulturhäuser, Zirkel-stuben und Bibliotheken eingerichtet.

Am 13.10.1954 fand in Murchin die Eröffnung eines MTS-Kulturhauses statt (siehe Bild), welches die Aufgabe hatte, die Freizeitgestaltung auf der Grund-lage der Einheit von Entspan-nung, Erholung und Persönlich-keitsformung durchzuführen.266 Die Errichtung war das Ergebnis einer Deutsch-Ungarischen

Freundschaft.266 Groß- und Kleinveranstaltungen, Konzerte, Tanzabende sowie Diskotheken beinhaltete das Jahresprogramm. 40 000 bis 60 000 Besucher zählte die Leitung dieses Hauses jährlich.266 1963 wurde diese Einrichtung als Kreiskulturhaus umfunktioniert. Auch Krien, Spantekow und Blesewitz besaßen kleinere Kulturhäuser der MTS. Einige LPG wie Groß Polzin, Menzlin, Sarnow, Neu Kosenow bauten einen Versammlungs-raum, in dem kulturelle Veranstaltungen stattfanden. Er diente vielfach auch als Speiseraum. Andere LPG und VEG richteten in ehemaligen Gutshäusern oder Schlössern Zimmer hierfür ein. Sehr bald fanden gut besuchte Landfilmveranstaltungen statt, in größeren Orten wöchent-lich. Die Eintrittskarte kostete 0,70 bis 1,00 Mark. Das Statistische Taschenbuch des Kreises weist für 1964 6 985 Landfilmveranstaltungen aus267, das waren täglich ca. 20 bei über 100 Dörfern. Trotz vieler russischer Filme war die Besucherzahl beachtlich, es ging um Unterhal-tung, da Fernsehen erst ab 1957 an Bedeutung zunahm. Zur Formung der Ideologie nahm das Buch eine gehobene Stellung ein. Ab 1949 richtete jede Gemeinde eine Bibliothek ein, 1965 gab es 49 Gemeindebüchereien268. Die Zahl der Leser nahm zu. Anfang der fünfziger Jahre stand die sowjetische Literatur mit Titeln „Wie der Stahl gehärtet wurde“, „Der stille Don“ oder „ Bahnbrecher“ besonders im Angebot. Für die landwirtschaftliche Ausbildung bestand Bedarf nach Fachbüchern, der Verleih er-folgte kostenlos. Ehrenamtliche Kräfte wie Gemeindeangestellte und Lehrer betreuten die Bibliotheken. Für den Bucherwerb flossen erhebliche Summen an staatlichen Geldern, so 1965 660 000 Mark.268 Ab 1960 regte die Partei- und Staatsführung in den Gemeinden die Bildung von Dorfklubs an. Hierin arbeiteten Mitglieder der LPG, VEG und deren kooperative Einrichtungen. 1963 bestanden im Kreis 44 Klubs, die mit unterschiedlicher Intensität arbeiteten. In einer Bro-schüre unter dem Titel „Seht unsere Kraft“ des Jahres 1963269 wurden zur geistig-kulturellen Tätigkeit folgende Aussagen getroffen ( einschließlich Stadt ): „Im Kreis gibt es unter anderem

9 Chöre und Gesangsgruppen mit 287 Mitgliedern, 6 Volkstanz- und Gesellschaftstanzgruppen mit 64 Mitgliedern, 4 Kabarettgruppen mit 30 Mitgliedern, 9 Instrumentalgruppen mit 93 Mitgliedern, 4 Web- und Batikzirkel mit 43 Mitgliedern, 5 Foto- und Schmalfilmzirkel mit 32 Mitgliedern, 5 Zirkel schreibender und malender Arbeiter und Bauern mit 39 Mitgliedern, 7 Laientanzkapellen mit 35 Mitgliedern.“ Eine Vorrangstellung nahm im Kreis das „Fritz-Reuter-Ensemble“ ein, das am 01.09.1973 in der Ausbildungsgemeinschaft der Landwirtschaft ins Leben gerufen wurde. Ihm gehörten 60 Jugendliche, Lehrmeister und Erzieher mit ihrem Leiter Hans Kruse an. 1983 zählte es ca.

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200 Mitglieder, trat an vielen Orten des In- und Auslandes auf und erhielt viele Auszeich-nungen.270 Über gesetzliche Regelungen und Empfehlungen wirkte die Partei- und Staatsführung mit unterschiedlicher Intensität auf die Betriebsleitungen der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft betreffs der Entfaltung des geistig- kulturellen Lebens ein. Die Musterbetriebsordnung ent-hielt die Empfehlung, in jeder LPG eine Kultur- und Sozialkommission zu bilden, was weit-gehend geschah. Mit dem Entstehen von Kooperationsräten der Pflanzen- und Tierproduktion fand auch bei diesem Gremium die Bildung einer Kommission für Kultur und Sport statt, um überbetriebli-che Aktivitäten zu entfalten und zu koordinieren. Als Schrittmacher traten die landwirt-schaftlichen Kooperationen Neetzow und Krien auf. Die Kreisbauernkonferenzen legten in ihren Entschließungen Aufgaben auf den Gebieten Kultur, Bildung und Sport fest. Die Musterbetriebsordnung aus dem Jahr 1977 für die LPG Pflanzen- und Tierproduktion ging ausführlicher auf die Förderung der kulturellen und sportlichen Betätigung ein. Sie legte einige Grundsätze für die Arbeit der Leitungsgremien auf diesem Gebiet fest. Nicht zuletzt war die finanzielle Förderung der Kultur- und Sportarbeit von Bedeutung. Die Empfehlung der Musterbetriebsordnung, bis 2 % des Nettoproduktes dem Kultur- und Prä-mienfonds bei der Jahresendverteilung zuzuführen, wurde weitgehend erfüllt. 1987 wurden ca. 10 Mark je ha Landwirtschaftlicher Nutzfläche dem Fonds für kulturelle und sportliche Aufgaben zugeführt, das entsprach ca. 1 Mio. Mark für alle LPG im Jahr. Ein Pflanzenpro-duktionsbetrieb mit 4000 ha verfügte über ca. 40 000 Mark zur Förderung der kulturellen und sportlichen Aktivitäten. Ausgehend von den damaligen Preisen konnte einiges organisiert werden. Für die kulturelle Arbeit im Kreis (einschließlich Stadt) kamen im Jahr 1962 1242 TM aus dem Staatshaushalt zum Einsatz.269 Die sowjetische Besatzungsmacht förderte den Erhalt ländlicher Traditionen in der Landwirt-schaft. So ordnete die Landesregierung Mecklenburg an, dass im Oktober 1947 in den Dör-fern Erntefeste mit Umzug, Erntekrone und gemütlichem Beisammensein mit Tanz stattfin-den sollten..271 Diese Feste wurden in der Folgezeit gemeinsam von der VdgB und dem Bür-germeister des Ortes organisiert. Mitte der fünfziger bis Anfang der achtziger Jahre unter-stützte die Partei- und Staatsführung die Tradition der Erntefeste schwach. Ab Mitte der achtziger Jahre organisierte der Kreisvorstand der VdgB Erntefeste auf Kreisebene. Im Volkshaus Anklam oder Kreiskulturhaus Murchin fand ein Bauernball statt. Hier überreichte eine Delegation von Genossenschaftsbäuerinnen dem Ersten Kreissekretär der SED und Vorsitzenden des Rates des Kreises die Erntekrone. Betriebsfeste mit immer besserer und niveauvollerer Ausgestaltung bildeten in vielen Genos-senschaften und VEG Höhepunkte des Jahres. Der Sport entwickelte sich in den Dörfern recht stark zur Freizeitgestaltung. Jeder größerer Ort verfügte über einen Sportplatz. Jugendliche spielten vorwiegend Fußball, vereinzelt auch Volleyball. Für 1964 wies das Statistische Taschenbuch des Kreises 85 Sportplätze aus.272

Eine Reihe von Dorfmannschaften wie Spantekow, Murchin, Groß Polzin, Boldekow, Sarnow, Krien, Janow/Iven, Neetzow, Ducherow, Blesewitz, Liepen und Rubkow spielten in überörtlichen Ausscheiden und Wettkämpfen. Sie gehörten der Sportorganisation der DDR (DTSB) unter dem Namen „Traktor ...“ an. Die Bildung der Sektion Pferdesport der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) im Jahre 1952 schuf in Anklam die Basis für den Reitsport. Mit drei Privatpferden wurde begonnen, sehr bald erhöhte sich diese Zahl auf 10. Bauer Herbert Mampe aus der Wördeländer Straße in Anklam war Ausbilder der Sportreiter.273 1961 ging diese Sektion in den Pferdesportver-

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band der DDR ein. Es gab Höhen und Tiefen, vermutlich fehlte eine ausreichende betriebli-che und staatliche Unterstützung, so dass sich im Zeitraum 1968 bis 1975 wenig Aktivitäten zeigten. 1975 wurde der Reitstützpunkt Anklam unter Leitung von Heinz Schmidt neu ge-gründet mit 4 Reitpferden als Anfangsbestand.273 Ab Mitte der siebziger Jahre nahm der Pfer-desport an Bedeutung zu. Anfang 1980 gab es vier Sektionen mit etwa 90 Pferdesportlern. Besonders hervorzuheben sind die Sektionen Anklam, Krien und Neuendorf/Iven. Reit- und Springturniere fanden jährlich an mehreren Orten statt. Der Sportstützpunkt An-klam gestaltete einige kleinere Turniere und beteiligte sich an Spartakiaden und Wettkämpfen bis hin zu DDR-Meisterschaften. Am 14.08.1983 fand in Krien ein kreisliches Turnier statt, an dem sich 22 Sektionen mit 105 Pferden beteiligten. Über 2000 Zuschauer konnten sich vom hohen sportlichen Niveau überzeugen.274 Die Sektion Neuendorf/Iven führte auch jährlich im Oktober eine Hubertusjagd durch.

Die Jagd

Bis 1953 führten vorwiegend Förster, Offiziere der sowjetischen Besatzungsmacht und weite-re ausgewählte Personen die Jagd durch.. Am 25.11.1953 erließ die Volkskammer der DDR das Gesetz zur Regelung des Jagdwesens275. Danach kamen eine Reihe weiterer Gesetze, Anordnungen und Verfügungen durch den Mi-nisterrat der DDR und das Ministerium für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft zur Anwendung. Am 15.06.1984 gab die Regierung erneut ein „Gesetz über das Jagdwesen der DDR“ heraus276, das im Wesentlichen eine Aktualisierung des am 25.11.1953 erlassenen Ge-setzes darstellte. Der Gesetzgeber hob hervor, dass die jagdbaren Tiere Eigentum des Volkes darstellen und ihre Bewirtschaftung dem Staat obliegt. Er beauftragte die Staatlichen Forstwirtschaftsbetrie-be und Jagdgesellschaften mit der Erfüllung dieser Aufgabe. Alle Bürger mit vollendetem 18. Lebensjahr, die sich vorbildlich am Aufbau des Sozialismus beteiligten und die Jagdprüfung mit Erfolg bestanden, konnten eine Jagdberechtigung erlan-gen. Diese Verfahrensweise trat ab 1953 in Kraft. Die Kreisverwaltung bildete eine Jagdbehörde, die der Vorsitzende des Rates des Kreises, später sein Stellvertreter für den Bereich Land- und Nahrungsgüterwirtschaft, leitete. Dieser Behörde stand ein ehrenamtlich berufener Jagdbeirat als beratendes Organ zur Seite, das wie-derum über mehrere Aktive zur Lösung bestimmter Teilaufgaben verfügte. Die Leitung der Jagd und damit verbundene Aufgaben erfolgten nach dem Prinzip des demokratischen Zent-ralismus. Die Kreisjagdbehörde teilte 1954 den Kreis in Jagdgebiete auf, es handelte sich um abge-grenzte selbständige Reviere. Die Größe bewegte sich zwischen 1000 bis 5000 ha. Die Nut-zung der Gebiete erfolgte unentgeltlich. Später stellten sie eine Jagdgesellschaft dar, der im Territorium alle Belange des Jagdwesens oblagen. Es bestanden fünf Jagdgesellschaften und zwar Boldekow, Ducherow, Krien, Murchin und Groß Polzin. Jede verfügte über bejagdbare Flächen von 10 000 bis 17 000 ha. Die Mitglieder wählten ihren Vorstand für die Dauer von zwei Jahren, die Revisionskommis-sion und den Leiter. Für die einzelnen Gebiete setzte die bezirkliche Jagdbehörde auf Vorschlag der Kreisjagdbe-hörde Jagdleiter ein, die für die Organisation und Durchführung der jagdwirtschaftlichen Aufgaben Verantwortung trugen. Die Jagdgesellschaft verfügte über ein von der Mitgliederversammlung beschlossenes Statut, das auf der Grundlage des Musterstatuts entsprechend der Anordnung zur Bildung von Jagd-

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gesellschaften vom 10.05.1962277 erarbeitet wurde. Es war eine Rechtsvorschrift und somit für alle an der Organisation und Durchführung der Jagd und Wildhege Beteiligten verbindlich. Das durch die Jagdgesellschaft beschlossene Statut gab wenig Spielraum für eigene Regelun-gen. Es wurde vom Rat des Kreises registriert und damit wirksam gemacht. Gleichzeitig re-gelte es die rechtliche Stellung der Jagdgesellschaft, Rechte und Pflichten der Mitglieder und vieles andere mehr. Die Gesellschaften finanzierten sich aus einem Anteil der Mitgliederbeiträge, Umlagen und Einnahmen von Veranstaltungen sowie dem Verkauf von Schützenanteilen des erlegten Wil-des. Personen, die die Natur liebten und Bereitschaft zeigten, den Naturreichtum Wild zu hegen, bewarben sich zum Erwerb der Jagdberechtigung und Mitgliedschaft. Neben Förstern und Landwirten gehörten leitende Mitarbeiter von Partei und Staat dazu. Gab es 1954 nur wenig aktive Jäger, so übten 1989 254 Weidmänner und 12 Weidfrauen die Jagd aus.278 Auf einen Jäger entfielen ca. 200 bis 300 ha bejagdbare Fläche. Der Mitgliedsbeitrag regelte sich nach einer Beitragsordnung und lag zwischen 10 bis 150 Mark im Jahr. Bei einem Monatseinkommen von 501 bis 1200 Mark betrug er zum Beispiel ca. 50 Mark. Der Jagdleiter erhielt eine Zahlungsbefreiung, zu werten als Aufwandsentschä-digung für seine Arbeit. Der Jagdberechtigte durfte nur in dem ihm zugewiesenen Gebiet jagen, an anderer Stelle be-durfte es einer Genehmigung der Kreisjagdbehörde. Die Besatzungszeit wirkte sich bei der Jagd noch 1989 aus. So bestand in der Jagdgesellschaft Murchin ein Sonderjagdgebiet für sowjetische Streitkräfte in der Größe von ca. 6600 ha. An-gehörige der sowjetischen Streitkräfte galten als Gastjäger oder zeitweilige Ehrenmitglieder der Jagdgesellschaft. Für den Besitz und die Aufbewahrung von Jagdwaffen gab es im Laufe der Jahre unter-schiedliche Regelungen. Nach Erlass des Jagdgesetzes erfolgte die Aufbewahrung der Waffen und Munition in der Waffenkammer des Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebes oder dem Jagdwaffenstützpunkt des Jagdleiters. In den sechziger Jahren konnten privat Jagdwaffen er-worben werden, sie waren in einem hierfür geeigneten Waffenschrank aufzubewahren. Für den Besitz und Umgang mit Jagdwaffen und -munition hatte der Gesetzgeber Sicherheitsbe-stimmungen erlassen. Eine jagdwirtschaftliche Planung und Abrechnung erfolgte über die Leitungsebenen Jagdge-sellschaft, Kreisjagdbehörde - Bezirksjagdbehörde unter Einbeziehung der Staatlichen Forst-wirtschaftsbetriebe Torgelow und Wolgast, die für die Waldbewirtschaftung zuständig waren. Jährlich entstand ein „Plan der Jagdwirtschaft“, wobei Wildzählungen die Grundlage für die Höhe des Abschussplanes bildeten. Weiterhin beinhaltete er die Hege des Wildes sowie das Errichten und die Unterhaltung der Jagdeinrichtungen. Von der Bezirksjagdbehörde erhielt der Kreis Vorgaben über die Abschusshöhe, aufgeteilt nach Wildarten. Dieser Abschussplan galt nicht nur für jagdwirtschaftliche Maßnahmen son-dern auch für die Versorgung des Landes mit Wildfleisch. Dazu einige Jagdergebnisse. 1988 wurden im Kreis 184 Stück Dam-, 225 Stück Rot-, 979 Stück Reh- und 1096 Stück Schwarzwild geschossen. Außerdem erlegten die Jäger 188 Mar-der, 63 Iltisse und 786 Füchse.278 In den fünfziger und sechziger Jahren lag der Abschuss niedriger, weil die Wilddichte geringer war. Hasen, Wildkaninchen und Rebhühner wurden zu dieser Zeit noch geschossen, in den siebzi-ger Jahren verringerte sich der Bestand. Besonders der Einsatz von chemischen Mitteln zur

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Bekämpfung von Schädlingen in der Land- und Forstwirtschaft trug zur Vernichtung von Niederwild bei. Die Wildarten verteilten sich im Kreis unterschiedlich. Die Jagdgesellschaften Murchin und Ducherow zählten einen höheren Rotwildbestand, während im Gebiet Boldekow mehr Damwild vorherrschte. Rehe und Wildschweine waren in allen Gesellschaften zu finden. Ha-sen gab es allgemein sehr wenig. Der Bestand an Füchse erhöhte sich trotz intensiver Beja-gung in allen Jagdgesellschaften. Wurden in der Jagdgesellschaft Ducherow 1980 91 Füchse geschossen oder gefangen, so waren es 1986 bereits 244279. Es bestand eine Ablieferungspflicht für Wild und jagdwirtschaftliche Rohstoffe. Erlegtes oder gefangenes Wild war den Sammelstellen beim Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb zuzuführen. Dieser wiederum tätigte die Aufbereitung und Zuführung an Spezialgeschäfte. Eine Regelung über den Anteil zur Selbstverwertung besagte, dass bis 30 % der Masse des aufgebrochenen Schwarzwildes oder 20 % des Reh- und Rotwildes als Jägeranteil behalten werden durfte, bei Wildgänsen und -enten 40%. Vor der Freigabe und Verwertung bestand die Pflicht der tier-ärztlichen Begutachtung. Trophäen waren Eigentum des Erlegers. Für den Abschuss von Haarraubwild und Katzen gab es eine Fang- oder Erlegerprämie. Schoss ein Jäger im Zeitraum 01.10. bis 30.04. einen Fuchs, so erhielt er dafür 100 Mark, für einen Marder im Zeitraum 01.10. bis 31.03. 40 Mark, für einen Iltis gab es 25 Mark. Die Aufgabe der Jäger bestand nicht nur im Abschuss von Wildschweinen, Rehen, Rot- und Damwild sondern auch die Erhaltung, Pflege und Mehrung sowie Verhütung von Wildschä-den in der Land- und Forstwirtschaft gehörte dazu. Ihr Einsatz galt auch der Förderung des Bestandes an Hasen, Rebhühnern und Fasanen, nicht zuletzt der Winterfütterung. Die Hege war somit ein wichtiger Bestandteil der Jägerpflichten. Die Jagdgesellschaften schafften sich schrittweise Einrichtungen zur Wildbeobachtung und den Ansitz. 1989 bestanden im Kreis 708 geschlossene und offene Kanzeln, 318 Leitersitze sowie 18 stationäre Futterstellen.280

Das jagdliche Brauchtum wurde gepflegt. Es gab die Weidmannssprache, Jagdkleidung und -ausrüstung, Jagdsignale sowie Bräuche nach dem Abschuss. Das Schüsseltreiben und die Jagdfeste dienten der Verbesserung des Zusammengehörigkeitsgefühls und der stärkeren Einbringung der sozialistischen Ideologien. Die fünf Jagdhornbläsergruppen des Kreises verfügten über einen guten Ruf, sie traten in Veranstaltungen und zu besonderen Anlässen auf. Den Jägern standen 1988 84 ausgebildete oder noch in Ausbildung befindliche Jagdge-brauchshunde zur Seite. Trophäenschauen, Jagdausstellungen und Hundeleistungsprüfungen gehörten zu den traditi-onellen Höhepunkten der Jagdgesellschaften, die auch viele Nichtjäger besuchten. Wildschäden ließen sich nicht vermeiden, es galt sie in Grenzen zu halten. Aktivitäten von Seiten der Jäger waren gefragt. Wildschweine, Wildgänse, Rehe und Damwild richteten be-sonders bei Kartoffeln, Mais, einigen Gemüsearten, dem Wintergetreide und Raps größere Schäden an. Eine Wildschadens-Verordnung schuf Regelungen für finanzielle Entschädigun-gen.

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Die Rolle der Agrarwissenschaftlichen Gesellschaft im Prozess

der gesellschaftlichen Entwicklung 1960 fand in Halle/Sachsen die Gründung der „Deutschen Agrarwissenschaftlichen Gesell-schaft“ ( DAG ) statt. Sie war die wissenschaftliche Gesellschaft für Hoch- und Fachschulka-der der Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft, wissenschaftliches Personal in staatlichen und wirtschaftsleitenden Organen, Instituten, Bildungseinrichtungen sowie gesellschaftlichen Organisationen. Durch die Bildung eines Kreisverbandes im Jahre 1965, vermutlich von der Kreislandwirt-schaftsschule und dem Institut für Agrarökonomie organisiert, begann ihre Tätigkeit im Kreis. Am 01.12.1967 fand in Anklam die erste Kreiskonferenz mit 139 Mitgliedern statt. Dr. Joachim Manke vom Institut für Agrarökonomie der Akademie für Landwirtschaftswissen-schaft in Neetzow wurde Vorsitzender des Kreisvorstandes, Franz Drockur, Lehrer an der Kreislandwirtschaftsschule Anklam, Sekretär. 1973 änderte die DAG ihren Nahmen und nannte sich „Agrarwissenschaftliche Gesellschaft der DDR“ (awig). Hochgestellte Wissenschaftler und führende Persönlichkeiten des Staates und der Wirtschaft traten jährlich mehrmals bei Konferenzen und Bildungsveranstaltungen auf Bezirks- und Kreisebene als Referenten auf. Bezirks- und Kreisverband gaben ein Bildungsprogramm heraus und führten auf dieser Grundlage die Veranstaltungen durch. Jährlich fanden im Kreis 3 bis 5 Konferenzen, 15 bis 25 kleinere Weiterbildungsveranstaltun-gen und 1 bis 2 Lehrgänge statt. Neben Bildungsveranstaltungen trat die Arbeit der Betriebsgruppen und awig-Mitglieder zu Maßnahmen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts (wtF) immer mehr in den Vorder-grund. Ab 1979 erteilte der Kreisvorstand an einzelne Betriebsgruppen Aufträge zur Realisie-rung von Maßnahmen des wtF, die nach ein bis drei Jahren beim Kreisvorstand abzurechnen waren. Die staatliche Leitung unterstützte diese Initiativen mit Geld und kleinen Anerken-nungen. Die Mitglieder- und Betriebsgruppenzahl wuchs im Laufe der Jahre. Ende 1989 zählte der Kreisverband 607 Mitglieder in 40 Betriebsgruppen. 95 % der landwirtschaftlich ausgebilde-ten Hoch- und Fachschulkader gehörten der Agrarwissenschaftlichen Gesellschaft an.281 Anklam gehörte zu den führenden Kreisverbänden des Bezirkes Neubrandenburg. Einen großen Verdienst daran hatten der Sekretär des Kreisvorstandes Franz Drockur und die Di-rektorin der Kreislandwirtschaftsschule Gerda Christen. Von Februar 1978 bis 1991 war Lothar Kohls Vorsitzender des Verbandes. Am 05.07.1991 fand die letzte Kreisvorstandssitzung statt, auf der einstimmig der Beschluss zur Selbstauflösung gefasst wurde.

Ausstellungen, Messen und andere Veranstaltungen Eine wichtige Informationsquelle bot die Landwirtschaftsausstellung der DDR „agra“ in Leipzig-Markleeberg. Diese zentrale Ausstellung wurde 1956 ins Leben gerufen und fand jeweils im Juni/Juli statt. In den ersten Jahren war sie mit einer Garten- und Blumenschau verbunden. Sie umfasste den gesamten Bereich der Land- und Forstwirtschaft einschließlich Technik, Wissenschaft und Versuchsflächen.

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Das Leitungspersonal von LPG und VEG unternahm eigenständig oder von der kreislichen staatlichen Leitung organisierte Exkursionsfahrten nach Leipzig. Meistens waren es Busreisen für zwei bis drei Tage. Es gab vielfach ein feststehendes Besuchsprogramm, die Unterbringung erfolgte bei Privat-personen oder in Hotels. Die private Übernachtung kostete 10 bis 18 Mark ohne Frühstück, im Hotel lag sie bei 20 bis 32 Mark. Das Mittagessen auf dem agra-Gelände kostete 3,50 bis 6 Mark. Moderne Technik der Pflanzen- und Tierproduktion konnte besichtigt werden, außerdem fanden täglich mehrere Demonstrationsschauen statt. Die Ausstellung zeigte Tiere, Technik, Technologien und Fertigprodukte, ergänzt durch Filme und Vorträge. Verträge über die Lieferung von Technik konnten Betriebe nicht abschließen. Eine weitere Ausstellung war die Internationale Gartenschau („IGA“) in Erfurt mit vielen Blumen und Ziersträuchern. Sie diente der Information, Weiterbildung und bot ein farben-prächtiges Bild. Gärtner des Kreises und Personen, die sich mit der Gemüse-, Obst- und Blumenproduktion beschäftigten, weilten hier zu Gast.

Die Zeit der politischen Wende im Jahre 1990 Die wirtschaftlichen Probleme in der DDR nahmen insbesondere in den achtziger Jahren in ihrer Gesamtheit zu. In einer Analyse vom 30.10.1989 über die ökonomische Lage der DDR für das Politbüro der SED wurde diese Situation kritisch eingeschätzt282. Daraus einige Bei-spiele: - Die Kosten der Produktion in der Wirtschaft wuchsen schneller als die Einnahmen.

Dadurch ging in der Gesamtheit der Unternehmen die Akkumulationsrate von 29 % im Jahre 1970 auf 21 % im Jahre 1989 zurück. Große Investitionsobjekte mit bedeutendem finanziellem Aufwand brachten nicht den projektierten Nutzen.

- Der Verschleißgrad der Ausrüstungen erhöhte sich in den Betrieben des produktiven Bereiches, so in der Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft von 50,2 % (1975) auf 61,3 % (1988).

- Der Ausbau der Infrastruktur im Land, besonders Straßen sowie die Instandsetzung der Gebäude, wurde infolge der zurückgehenden Akkumulationskraft vernachlässigt.

- Die Durchschnittsvergütung je Arbeitskraft wuchs schneller als die Arbeitsproduktivität. Dadurch trat eine höhere Kaufkraft ein, die nicht über den Waren- und Leistungsfonds abgeschöpft werden konnte.

- Vielfach musste infolge des nicht ausreichenden Kraftfutters für die Viehbestände Ge-treide importiert werden.

- Die jährlichen Warenimporte im Wert bewegten sich über den Export. Die Auslands-verschuldung nahm damit zu. 1989 betrugen die Verbindlichkeiten gegenüber den Staa-ten und Betrieben des nichtsozialistischen Währungsbereiches (NSW) 49 Milliarden Va-luta Mark. Ein größerer Teil der Einnahmen musste für die Kredittilgung und Zinsen eingesetzt werden.

- Auch die Verbindlichkeiten des Staatshaushaltes gegenüber den Kreditinstituten im Land erhöhten sich jährlich. Die Gesamtverschuldung lag 1988 bei 123 Milliarden Mark der DDR.

Diese negative volkswirtschaftliche Entwicklung der Republik war an vielen Orten und in den Arbeitsprozessen zu spüren. Eine Reihe von Traktoren und landwirtschaftlichen Ma-schinen konnten wegen fehlender Ersatzteile nicht zeitgerecht zum Einsatz kommen, die Versorgungslücken bei Industriewaren für die Bevölkerung wurden größer. Die Tätigkeit der Regierung geriet immer mehr in Kritik. Die zentrale Partei- und Staatsführung stellte diese Situation als zeitweilige Erscheinung dar. Die zum 40. Jahrestag der DDR-Gründung

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erschienenen Aufrufe zur ökonomischen und politischen Stärkung der Republik nahmen deshalb viele Einwohner des Landes nicht mehr ernst.

Wenige Tage nach dem 7. Oktober gab es in der Marienkirche Anklam das erste Friedensge-bet. Hier versammelten sich unter Schirmherrschaft der Kirche Personen, die mit der gegen-wärtigen Entwicklung unzufrieden waren, so auch Vertreter aus der ländlichen Bevölkerung. Bald bildete sich das „Neue Forum“, es gab Demonstrationen im Stadtgebiet. Die Forderung nach Einschränkung der Diktatur durch die SED und für mehr Rechte und Freiheiten für die Bevölkerung nahm zu. Der „Runder Tisch“ wurde ins Leben gerufen, an ihm saßen Vertreter verschiedenster Interessengruppen und politischer Richtungen. Diskussionen über den Zusammenschluss von Pflanzen- und Tierproduktionsbetrieben ver-schärften sich. Die Praxis zeigte immer mehr, dass sich eine juristische Trennung der Betriebe nicht bewährte. Auf der Jahrestagung der Agrarökonomen in Neubrandenburg am 15.11.1989 erklärte ein leitender Mitarbeiter des Ministeriums für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft, dass eigenes Wollen zur Verknüpfung von Pflanzen- und Tierproduktion nicht durch die staatli-chen Organe behindert werden dürfe, ein Zusammenschluss zweier Betriebe sei nicht abzu-lehnen. Diese Schritte sollten ordentlich vorbereitet und durchgeführt werden. Bald danach begannen die ersten LPG im Kreis mit den Vorbereitungen von Betriebszusammenführung. In der bedarfsgerechten Produktion von Nahrungsgütern in höherer Qualität bestand eine weitere Aufgabe, wobei Wirtschaftsverträge mehr in den Mittelpunkt der ökonomischen Lei-tungsbeziehungen gerückt wurden. Alle produzierten Produkte waren von den Vertragspart-nern abzunehmen, bei Überproduktion kam es zu Preisvereinbarungen. Die zentrale staatliche Leitung machte darauf aufmerksam, dass Planausfälle nicht zur Kür-zung der Vergütungsfonds in den LPG führen dürften und die genossenschaftliche Demokra-tie stärker zu aktivieren sei. Die Landbevölkerung sollte politisch beruhigt werden. In diesem Zusammenhang fiel im Dezember 1989 die Entscheidung zur Auflösung der Ag-rar-Industrie-Vereinigung Friedland ab 01.01.1990. Ihre Arbeit bewährte sich nicht. In den Betrieben der Land- und Nahrungswirtschaft, den landwirtschaftlichen Dienstleis-tungsbetrieben und der Kreisverwaltung herrschte Unsicherheit über die weitere Arbeit im Jahre 1990. Die Kreisleitung der SED zog sich ab Dezember 1989 weitgehend aus der wirt-schaftsleitenden Tätigkeit heraus, bestehen blieb nur noch die staatliche Leitungslinie Ministe-rium – Rat des Bezirkes – Rat des Kreises – Betrieb. Die Selbstverwaltung erhöhte sich. Die Betriebe erhielten mehr wirtschaftliche Freiheiten, die staatliche Tätigkeit konzentrierte sich verstärkt auf staatliche Hoheitsaufgaben. Die Volkskammer der DDR beschloss am 06. März 1990 eine Veränderung des § 1 Absatz 3 des LPG-Gesetzes vom 02. 07.1982 mit der Neufassung: „Die LPG führen ihre gesamte wirtschaftliche Tätigkeit in voller Selbständigkeit auf der Grundlage der genossenschaftlichen Demokratie in Übereinstimmung mit ihrem beschlosse-nen Statut durch. Bei der Verfügung über das Ergebnis ihres Wirtschaftens sind sie nach Er-füllung ihrer Pflichten gegenüber dem Staat und Dritten nur an Gesetz, ihr Statut und weitere Beschlüsse der Vollversammlung gebunden“ 283. Diese neue Regelung bedeutete eine Tätigkeitsumstellung beim Rat des Kreises und den Ge-meinden. Die Arbeit zeigte, dass LPG und VEG eine engere Verbindung zum Fachorgan suchten, um die neue Situation zu erfassen. Als betriebliche Aufgaben für 1990 standen nicht mehr hohe Planziele an erster Stelle, son-dern Gewinnerwirtschaftung, bedarfs- und zeitgerechte Produktion sowie ökologische Ge-sichtspunkte bei der Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte. Pflanzenschutz- und Dünge-

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mittel, landwirtschaftliche Technik sowie vieles andere mehr waren im Laufe des Jahres er-hältlich, jetzt fehlte das Geld zum Kauf. Neue Leitungsorgane für die Land- und Nahrungsgüterwirtschaft entstanden. Am 07.03.1990 kam es im Kreis zur Gründung des Bauernverbandes. Dem ersten Vorstand gehörten Klaus Jungmichel, Gerhard Rohr, Manfred Fischer, Lothar Böhlke und Hans Kalk an. Vorsitzender war Klaus Jungmichel, Geschäftsführer des Kreisverbandes Gerhard Ros-ner. Die Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB) löste sich auf. Am 13.03.1990 fand die Umwandlung der Landwirtschaftsbank in eine Genossenschaftsbank, später Raiffeisenbank, statt, Leiter wurde Hans-Jürgen Häusler. Mit dieser Umstellung traten erhebliche Veränderungen im Geldverkehr ein. Die Zinsen stiegen bei vielen Krediten, zum Beispiel beim Eigenheim von 1 % auf 4 %. Am 07.05.1990 fanden Kommunalwahlen statt. Alle zu dieser Zeit bestehenden Parteien und Bewegungen nahmen daran teil, die Wahlbeteiligung lag im Kreis bei 70,63 %. Die CDU ging mit 33,1 % als stärkste Kraft hervor, ihr folgten die PDS mit 21,84 % und die SPD mit 12,67%.284 Die CDU stellte mit Dr. Hans-Joachim Behrens den Landrat. Der Rat des Kreises setzte sich aus Mitgliedern der CDU, SPD und DBD zusammen. Leiter des Fachorgans für Landwirt-schaft wurde Ralf Fiebinger (DBD). Der bisheriger Leiter, Dr. Klaus Pietler, wechselte zum ACZ Anklam und wurde Geschäftsführer. Auf Landesebene entstand im März 1990 die Landwirtschaftskammer nach dem Beispiel der Bundesrepublik Deutschlands. Das Fachorgan Landwirtschaft bei der Kreisverwaltung wurde im Sommer in das „Amt für Landwirtschaft“ umgebildet. Die Landwirtschaftskammer setzte Eckhard Wedewardt als Lei-ter ein. Das neu gebildete Amt übernahm viele Mitarbeiter der Kreisverwaltung. Die Volkskammer der DDR änderte am 06.03.1990 das Gesetz über die Rechte der Eigen-tümer von Grundstücken aus der Bodenreform. So hieß es im § 1: „Für das Recht zum Besitz, zur Nutzung und zur Verfügung von Grundstücken aus der Bo-denreform gelten die Bestimmungen des Zivilgesetzbuches der DDR vom 19.06.1975. In Rechtsvorschriften enthaltene entgegenstehende Verfügungsbeschränkungen werden aufge-hoben“285. In diesem Zusammenhang wurde die Verordnung über den Besitzwechsel von Bodenreform-grundstücken außer Kraft gesetzt, die festlegte, dass bei einer Betriebsaufgabe das Grund-stück dem staatlichen Bodenfonds zurückzuführen war. Diese Entscheidung bestimmte denjenigen zum Eigentümer, der im Grundbuch eingetragen war. Er konnte das Land verkaufen, was als Bauland viel Geld brachte. Probleme zeichneten sich in der Folgezeit für die Erben ab, die 1990 nicht im Bereich der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft tätig waren. Sie wurden nicht als Eigentümer in das Grundbuch eingetragen, obgleich die Übergabeurkunde für die Neubauernwirtschaft die Ver-erbung zusicherte. Hier zeichnete sich ein Widerspruch ab. Die Umstellung von der Diktatur zur freien Entscheidung brachte neue wirtschaftliche Prob-leme für die Betriebe der Land- und Nahrungswirtschaft. So konnten Vermehrungsbetriebe im Frühjahr nicht mehr voll ihre erzeugten Pflanzkartoffeln verkaufen, weil einige Abnehmer die Anbaustruktur veränderten. Sie mussten als Futterkartoffeln verwertet werden, was einen hohen Geldausfall zur Folge hatte.

Ab 01.07.1990 trat die Währungsunion der Bundesrepublik Deutschlands und der DDR in Kraft. Betriebe der Land- und Nahrungswirtschaft mussten Vorbereitungen hierfür treffen, da es besonders um die Wertumstellung und Neufeststellung des Vermögens in DM ging.

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Das Fachorgan Landwirtschaft des Kreises gab den Leitern und Hauptbuchhaltern fachliche Anleitung, jedoch keine Anweisungen. Per 30.06.1990 musste jeder Betrieb seine finanzielle Schlussbilanz erarbeiten. Über eine Ge-neralinventur wurde in jeder Genossenschaft und kooperativen Einrichtung das Vermögen wie Grund- und Umlaufmittel, Geldbestand und Kredite per 30.06.1990 in Mark der DDR festgestellt. Bei Erarbeitung dieser Bilanz galt es den künftigen Wert unter den neuen wirt-schaftlichen Bedingungen einzuschätzen. Nach Möglichkeit sollten Restbuchwerte einschließ-lich Lagerbestände von nicht mehr nutzbaren Ersatzteilen kostenwirksam abgeschrieben werden, was zu erheblichen Eigenkapitalminderungen führte. Ab 01.07.1990 bestand nur noch die Möglichkeit, diese Abschreibungen zu Lasten des neu ermittelten Eigenkapitals durchzuführen. Zum 01.07.1990 entstand die Eröffnungsbilanz auf der Basis von DM. Grund- und Umlauf-mittel fanden neue Bewertung. Grundmittel, die nicht mehr für das Nachfolgeunternehmen der LPG von Bedeutung waren oder schwer veräußert werden konnten, wurden finanziell gering oder gar nicht bewertet. Die Umbewertung des finanziellen Vermögens einschließlich der Verbindlichkeiten erfolgte im Verhältnis 2 Mark der DDR = 1 DM. Hinzu kam, dass die LPG auch für die Rückzahlung von Krediten für Objekte, die dem kommunalen Bereich wie Straßen, Kindergärten u.a.m. dienten, zuständig waren. Diese Umwertung des genossenschaftlichen Vermögens brachte eine Reihe vermögensrecht-liche Probleme und Nachteile. Genossenschaften, die viele Grund- und Umlaufmittel zum 30.06.1990 abschrieben, reduzierten ihr Eigenkapital. Es blieb kein Geld zur Auszahlung der Wertschöpfung durch die Arbeit und Bodennutzung an ausscheidende Mitglieder übrig. An-dere Genossenschaften mit weniger außerplanmäßigen Abschreibungen mussten später Kon-kurs anmelden, wodurch den Bauern ihr eingebrachter Inventarbeitrag verloren ging. Bo-dennutzungsvergütung und Wertschöpfung durch die Arbeit standen hier gar nicht zur Dis-kussion. Die Abgrenzung des Vermögens nach den Eigentumsformen war besonders für LPG schwie-rig, die das Bodenbuch nicht ordnungsgemäß geführt hatten oder im Nachweis Mängel exis-tierten. Volkseigentum und das von der Treuhand verwaltete Eigentum musste abgegrenzt werden. Im Endergebnis dieser Neubewertung ging das Eigenkapital der LPG erheblich zurück. Die Eröffnungsbilanz war dem Fachorgan Landwirtschaft des Kreises zur Einsicht vorzulegen. Auch Banken, die Kredite gewährt hatten, interessierten sich besonders unter dem Gesichts-punkt der Rückzahlung dafür. Ungewollt gemachte Fehler wirkten sich später negativ auf die Landeigentümer aus.

Die Landwirtschaft nach dem Zusammenbruch der DDR

Mit dem Zusammenschluss DDR und BRD am 03. Oktober 1990 traten die Gesetze der BRD in Kraft. Wohl regelte der „Vertrag zwischen der BRD und der DDR über die Herstel-lung der Einheit Deutschlands“ (Einigungsvertrag) vom 31.08.1990 eine Reihe rechtlicher Fragen, vieles musste jedoch im Rahmen der weiteren Leitungstätigkeit organisiert werden. Das Landwirtschaftsanpassungsgesetz vom 29.06.1990, beschlossen von der Volkskammer der DDR, enthielt Regeln für den Übergang zur neuen gesellschaftlichen Organisation der Landwirtschaft wie:

- Teilung und Zusammenschluss von landwirtschaftlichen Produktionsgenossen-schaften

- Umwandlung von kooperativen Einrichtungen - Umwandlung von LPG in eingetragene Genossenschaften

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- Bildung bäuerlicher und gärtnerischer Einzelwirtschaften - Rechtsverhältnisse an genossenschaftlich genutztem Boden, der im Eigentum

Dritter stand - Verfahren zur Feststellung und Neuordnung der Eigentumsverhältnisse - Gerichtliche Verfahren in Landwirtschaftssachen

Es galt, diese Regeln und Maßnahmen unter den neuen staatlichen Bedingungen zu verwirkli-chen. Ein großes Problem stellten in diesem Prozess die landwirtschaftlichen Genossenschaften und ihre kooperativen Einrichtungen dar. Sie passten von der rechtlichen Stellung her nicht in die Rechtsstruktur der Bundesrepublik Deutschlands hinein. Im Vergleich zu Staatsbetrie-ben in der ehemaligen DDR blieben Genossenschaftsbauern „Eigentümer“ der LPG oder ihrer kooperativen Einrichtung und konnten nicht über den Zwangsweg abgewickelt werden. Einige Agrarökonomen und Politiker der BRD gingen davon aus, dass der Zusammenbruch des „real existierenden Sozialismus“ auch den Untergang der kollektiven Landwirtschaft be-deutete und wieder bäuerliche Familienbetriebe entstehen würden. Der Wendeprozess zeigte aber, dass sich diese Vorstellung nicht bewahrheitete. Viele Menschen aus diesen Unterneh-men waren nicht bereit, sich selbständig zu machen. Es mussten andere Wege zur Umwand-lung der landwirtschaftlichen Genossenschaften beschritten werden. Eine Entflechtung und Umwandlung der LPG und deren Kooperationen in Agrargenossen-schaften, Personengesellschaften, GmbH oder Aktiengesellschaften stand auf der Tagesord-nung. Die Leiter dieser Unternehmen konnten vom Fachorgan Landwirtschaft der Kreisverwaltung wenig Anleitung erhalten, da diese Problematik für die Mitarbeiter genauso neu war wie für die Landwirte. Andererseits war die übergeordnete staatliche Leitung für die Erteilung fachli-cher Ratschläge nicht zuständig. Der Kreisvorstand der Agrarwissenschaftlichen Gesellschaft der DDR organisierte zu diesem Themenkomplex gut besuchte Vorträge, gehalten von Juristen und Wissenschaftlern. Au-ßerdem bot der Buchhandel Literatur an. Jede LPG und kooperative Einrichtung versuchte, eine Variante für neue rechtliche Unternehmensformen zu finden. Einige Landwirtschaftsbetriebe erhielten Unterstützung von Personen aus den Altländern der BRD. Die Umstellung der Unternehmen musste kurzfristig erfolgen, um weiterhin rechtlich aner-kannt zu werden. Das Landwirtschaftsanpassungsgesetz legte fest, dass mit Wirkung vom 01.01.1992 das LPG-Gesetz außer Kraft trat. Die LPG wurden in eingetragene Genossen-schaften „im Aufbau“ umgewandelt. Danach hatte der Vorstand innerhalb eines halben Jah-res gesetzliche Erfordernisse zur Gründung einer eingetragenen Genossenschaft zu schaffen, andernfalls war sie aufzulösen. Die Bundesregierung propagierte die Bildung von Familienbetrieben mit finanzieller Unter-stützung des Staates. So zum Beispiel gab es eine Starthilfe von 20 000 DM und bis zu 40000 DM zinsgünstige Kredite. Nur wenige Genossenschaftsbauern des Kreises nahmen diese Empfehlung an. Sie kannten die Großraumwirtschaft und wollten nicht mit einem kleinen Landwirtschaftsbetrieb neu beginnen. Die Bodennutzungserhebung 1992 nennt 66 Betriebe unter 200 ha Größe, darun-ter 42 Betriebe unter 10 ha.286 Aus diesen Zahlen kann abgeleitet werden, dass nur ca. 5 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche aus den ehemaligen LPG in Familienbetriebe zurückgeführt wurden, vielfach als Pachtland.

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Bisherige Genossenschaftsbauern hatten sich, wenn sie nicht den Weg des bäuerlichen Fami-lienbetriebes wählten, zwischen der Agrargenossenschaft, Gesellschaft mit beschränkter Haf-tung, Aktiengesellschaft oder einer anderen Rechtsform zu entscheiden. Juristische Schritte zur Abwicklung der Vermögensverhältnisse von LPG mit Bodeneigentü-mern und Mitgliedern wurden den Leitungen der LPG, die eine Umwandlung in die neue Rechtsform durchführten, wenig oder sehr schlecht erläutert. Sie erhielten lediglich den Hin-weis auf das Landwirtschaftsanpassungsgesetz. Mit Umbildung der LPG und der kooperativen Einrichtungen vollzog sich die Schaffung neuer Betriebs- und Produktionsstrukturen, auch neuer Unternehmen. Hilfsbereiche und Produktionszweige befanden sich in Auflösung. Es galt zu entscheiden, welche gesellschaft-liche Organisationsform für die Zukunft die vorteilhafteste wäre. Die Wahl fiel auf Agrarge-nossenschaften oder GmbH. Veränderungen traten bei rechtlichen Behandlungen des Landes ein. Die Bauern hatten es zur gemeinsamen Bewirtschaftung in die LPG eingebracht und erhielten weitgehend jährlich Bodenanteile ausgezahlt. Bei der neuen Organisationsform, zum Beispiel in der GmbH, war der Landeigentümer Verpächter und erhielt eine Jahrespacht. Er war vielfach nicht in diesem Unternehmen tätig und hatte keine Entscheidungsrechte über eine weitere Nutzung. Der Pachtpreis bewegte sich zwischen 50 bis 300 DM je ha. Bisherige Genossenschaftsbauern als Teileigentümer der LPG wurden, wenn sie weiter im neuen Unternehmen arbeiteten, in den Status eines Arbeitnehmers versetzt. Sie bekamen Lohn und eventuell auch eine Gewinnausschüttung. Die Zahl der Beschäftigten war in den einzelnen landwirtschaftlichen Unternehmen kleiner als die der Landverpächter. Das Führungspersonal veränderte sich im Prozess der Umwandlung nicht zu stark. In vielen Fällen übernahm der Vorsitzende der LPG die Tätigkeit als Geschäftsführer und der Haupt-buchhalter wurde Prokurist. Eine größere Zahl des mittleren Leitungspersonals musste aus dem Arbeitsprozeß ausscheiden und ging in die Arbeitslosigkeit. Mit dieser Neuordnung ergaben sich finanzielle Konsequenzen. Der größte Teil des Vermö-gens ehemaliger Genossenschaftsbauern war als Grund- und Umlaufmittel materialisiert. So wies die Bilanz per 31.12.1989 338 Mio. Mark der DDR Grundmittel und 282 Mio. Mark Umlaufmittel im produktiven Bereich (ohne Zirkulationsmittel)287 aus. Entsprechend dem Statut der LPG war der eingebrachte Inventarbeitrag auszahlungspflichtig. Das Landwirtschaftsanpassungsgesetz legte für ausscheidende Genossenschaftsmitglieder eine Rückerstattung des anteiligen Vermögens fest. Dazu zählte:

- der eingebrachte Inventarbeitrag - die Zinsen für den Inventarbeitrag - die Bodennutzungsvergütung - der vom Mitglied erbrachte Teil an Wertschöpfung durch Arbeit - Anspruch auf anteilige Nutzung vorhandener Milchquoten

Viele Nachfolgeunternehmen der LPG verfügten nicht über das flüssige Eigenkapital, um diese Forderungen regulieren zu können. Auch die Banken stellten nicht ausreichend Kredite mit günstigen Zinsbedingungen zur Verfügung. Es kam zu großen Widersprüchen und Kontroversen zwischen ausgeschiedenen LPG-Mitgliedern und den Nachfolgeeinrichtungen. Juristen stellten später eine fehlerhafte Arbeit im Umwandlungsprozess fest. Nach der Wende kam es trotz ausreichender Futtergrundlage, guter Fachkräfte und vorhan-dener, modernisierungsfähiger Ställe schlagartig zur Reduzierung der Viehbestände mit Ein-schränkung der Produktion pflanzlicher Erzeugnisse.

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Dazu nachstehende Übersicht über die Entwicklung der Viehbestände je 100 ha landwirt-schaftlicher Nutzfläche (Jahresende)287 :

1989 Stück

1990 Stück

1992 Stück

Rückgang 1992 zu 1989

in Stück 1) in % 1) Rinder 70,9 62,2 41,4 16.802 42,1 - Kühe 29,8 24,6 15,0 8.340 49,8 Schweine 167,5 116 55,0 63.713 67,6 - Sauen 10,2 9,9 4,7 3.141 54,7 Schafe 21,1 11,9 2,3 10.552 89,0

1) Rückgang bezogen auf den jeweiligen Gesamtbestand des Jahres Dieser Tierbestandsrückgang hatte Konsequenzen für die Schlachtbetriebe, Molkereien und der Futtermittelindustrie. Der bei Relzow aufgebaute Schlachtbetrieb musste später Schweine aus entfernteren Gebieten anfahren lassen. Weitere Auswirkungen ergaben sich bei der Grund- und Umlaufmittelnutzung durch die Still-legung von Stallungen und den Verkauf von Zucht- und Nutzvieh. Auch bei der Flächennutzung gab es einschneidende Veränderungen. So wurden die Anbau-flächen 1991 gegenüber 1989 bei Kartoffeln um 65 % , Getreide 20 % und Zuckerrüben 13% eingeschränkt.288 Wurde in der DDR darauf geachtet, jeden ha landwirtschaftliche Nutzfläche effektiv zu nut-zen, so hatten die Bauern jetzt die Aufgabe, ab Herbst 1990 10 bis 15 % der Ackerflächen und mehr nicht zu bewirtschaften, also still zu legen. Dafür gab es eine Flächenstilllegungs-prämie von 500 bis 750 DM/ha. Sehr viele Unternehmen stellten beim Amt für Landwirtschaft Anträge auf Flächenstilllegung, weil sie Absatzschwierigkeiten für die produzierten Produkte sahen. Ca. 5000 ha Ackerland wurden 1990/91 für die Stilllegung für ein Jahr beantragt. Eine Verlängerung der Verträge auf mehrere Jahre erfolgte später. Für 1991 wurden 4851 ha stillgelegte Flächen für den Alt-kreis ausgewiesen.289

Weiterhin löste die staatliche Leitung Maßnahmen der Extensivierung aus. Die Bauern erhiel-ten zur Aufgabe, das Marktaufkommen bei Kartoffeln durch ein Nichternten einzuschrän-ken. Viele Kartoffelschläge kamen 1990 nicht zur Aberntung, es gab dafür je ha 530 DM Prämie. Die Vermehrungsproduktion wurde stark eingeschränkt, weil die Kartoffelsorten in dem Um-fang nicht gefragt waren. Es erfolgte eine Schließung von sehr vielen Produktionsanlagen aus unterschiedlichen Grün-den, besonders im Bereich der Tierproduktion. Diese Anlagen verrotteten im Laufe der Zeit.

1989 wies die Bilanz der Tier-produktionsbetriebe 143,9 Mio. Mark Grundmittel (Nettowert) aus, darunter 115 Mio. M aus Eigenmitteln und Inventarbei-trägen finanziert. Das waren je ha landwirtschaftlicher Nutzflä-che 2171 Mark287 ( 1086 DM ).

Der Kuhstall der LPG Menzlin im Jahre 2004 Die Wertschöpfung durch Arbeit, die hier bei einer 9 ha- Neubauernsiedlung bei 13320 DM lag, wurde durch die Nichtnutzung vernichtet. Die Wertminderungen im Umlaufmittelbereich wegen Verkauf von Zucht- und Nutzvieh als Schlachttiere erhöhten den wirtschaftlichen Verlust. Hinzu kam, dass Bauern wegen Fehlen

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ihrer Arbeitsplätze in die Arbeitslosigkeit gehen mussten. Nicht zuletzt blieben noch Ver-bindlichkeiten gegenüber der Bank für nicht vollständig bezahlte Grundmittel übrig. Ca. 70 % der landwirtschaftlichen Arbeitsplätze gingen durch diese Maßnahmen und andere Strukturveränderungen verloren. Von den ca. 6000 Beschäftigten in LPG und VEG übten Anfang 1991 nur noch ca. 3000 ihre Tätigkeit aus. In den Jahren 1991/1992 reduzierte sich diese Zahl weiter und lag unter 2000. VEG als Staatsbetriebe übernahm die Treuhandverwaltung und verpachtete sie über langfris-tige Verträge oder es erfolgte ein Verkauf. Das betraf besonders Unternehmen wie Stolpe, Dennin, Stretense und die Gärtnerei Anklam. Flächen, die sich durch Aufgabe von Bodenre-formwirtschaften im volkseigenen Bodenfond befanden, kamen zum Verkauf oder zur Ver-pachtung. Verstaatlichte bäuerliche Betriebe (außer im Jahre 1945/46 enteignete), soweit ehemalige Eigentümer oder deren Erben einen Antrag auf Eigentumsrückgabe stellten, wur-den privatisiert. Es erfolgte eine Verpachtung an das neu entstandene landwirtschaftliche Unternehmen oder Bewirtschaftung als bäuerlicher Familienbetrieb. Mit der Währungseinheit veränderte sich vieles im Bereich der Landwirtschaft. Der Aufkauf von Produkten erfolgte nach den Preisen des Europäischen Marktes. Einige waren nicht gefragt und schwer absetzbar, so zum Beispiel Roggen. Der Aufkaufpreis war niedrig und lag bei 250 DM /t. Bei anderen Produkten wie Milch oder Zuckerrüben regelte sich der Aufkauf über Quoten. Für den Zeitraum 01.07. bis 31.12.1990 sahen die Betriebspläne der landwirtschaftlichen Un-ternehmen einen Verkauf von 29 450 t Milch vor. Die erteilte Verkaufsquote lag für diesen Zeitraum bei 27 730 t Milch, also 1720 t weniger, die Quote begrenzte jetzt die Höhe des Verkaufs. Eine Überlieferung löste Sanktionen gegenüber dem landwirtschaftlichen Unter-nehmen aus. Die Steuern traten gegenüber den Unternehmen in anderer Form auf. Grundsteuern, Lohn- und Kraftfahrzeugsteuern waren auch in der DDR gangbare Begriffe. Jetzt kam die Umsatz-steuer, auch Mehrwertsteuer genannt, hinzu. 7 % bzw. 14 % betrugen die Abgabesätze, be-zogen auf verkaufte Produkte und durchgeführte Leistungen. Zur Durchführung einzelner Maßnahmen in der Landwirtschaft flossen reichlich staatliche Mittel. So gab es für die Unternehmen eine Anpassungshilfe, die im Kreis bei 10,6 Mio. DM lag. Die Gesamtsumme der Gelder, die als finanzielle Hilfe oder Ausgleich für eingeleitete wirtschaftliche Maßnahmen im Jahre 1990 flossen, ist dem Verfasser nicht bekannt, sie über-schreitet aber die 25 Mio. DM-Grenze. Im VI. Quartal 1990 liefen die Vorbereitungen zum Zusammenschluss mehrerer kreislicher Landwirtschaftsämter im Land Mecklenburg-Vorpommern, es kam zur Bildung von vier Landwirtschaftsämtern. Das Amt Anklam umfasste die Kreise Ueckermünde, Pasewalk, Wol-gast und Anklam mit vorübergehendem Sitz Anklam. Es nahm ab 01. Januar 1991 die Arbeit auf.

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Quellen und Anmerkungen 1 Krüger, Dieter: April 1945 - Tage und Stunden der Befreiung, Historisches Bezirksmuse-

um Neubrandenburg, Freie Erde 13.02.1985. 2 Meinhof, Renate: Das Tagebuch der Maria Mainhof, Verlag Hoffmann und Kamp, Ham-

burg 2005. 3 Beiträge zur Geschichte der Stadt Anklam 1264 - 1989, Buchdruckerei Rauchmann, 1989,

Seite 16. 4 Vgl. Bemowsky, Heinz: Erste Schritte zu einem neuen Leben, Freie Erde 17.08.1989. 5 Vgl. Hornfeld, Herbert: Die Lüssower, VEB Hinstorff Verlag, Rostock 1987, Seite 258. 6 Bemowsky, Heinz: Gemeinsam wird die Ernte eingebracht, Freie Erde 13.09.1989. 7 Kommission zur Erforschung der Geschichte der örtlichen Arbeiterbewegung: Beiträge

zur Geschichte der Arbeiterbewegung im Kreis Anklam, Druck 1960, Seite 33. 8 Wie 7, Seite 40. 9 Wie 7, Seite 23. 10 Schwabe, Klaus, Dr.: Das Geflecht Bodenreform, Nordkurier 03./04. 09.2005. 11 Vgl. Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 3182, Bodenreform und LPG, Übersicht vom

26.06.1959. 12 Geschichte der DDR, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1984, Seite 48. 13 Bemowsky, Heinz: Bodenreform macht Unrecht wieder gut, Freie Erde 28.09.1989. 14 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 3182, Bodenreform, Brief „Hans Jürgen von der

Decken“. 15 Vgl. Archiv des Landkreises OVP, Gemeinde Krien EA Nr. 2, Schuldscheine, 1946. 16 Vgl. Wetzel, Hans-Joachim : Von der Bodenreform bis..., Heimatkalender 1975, Seite 23. 17 Statistisches Taschenbuch des Kreises 1960, Staatliche Zentralverwaltung Kreisstelle

Anklam, Seite 74. 18 Statistisches Taschenbuch Kreis Anklam 1958, Staatliche Zentralverwaltung Kreisstelle

Anklam, Seite 4/5. 19 Vgl. Hinz, Johannes: Pommern Lexikon, Adam Kraft Verlag, 1994, Seite 33. 20 Forschungskollektiv des Rates des Kreises Anklam: Der Kreis Anklam in Vergangenheit,

Gegenwart und Zukunft, Buchdruckerei Rauchmann, Anklam 1959, Seite 96. 21 Vgl. Lehrbuch für Agraringenieurschulen, VEB Deutscher Landwirtschaftsverlag Berlin,

1975, Seite 129. 22 Vgl. Archiv des Landkreises OVP, Gemeinde Klein Bünzow, EA Nr. 44, Landmaschi-

nen- und Schlepperzählung 09.12.1950. 23 Vgl. Heimatgeschichten, Freie Erde 03.12.1985, Kreisseite. 24 Archiv des Landkreises OVP, Gemeinde Ducherow, EA Nr. 92, Brief des Landrates vom

21.10.1947. 25 Vgl. Archiv des Landkreises OVP, Gemeinde Spantekow, EA Nr. 31, Landwirtschaftli-

che Betriebszählung. 26 Archiv des Landkreises OVP, Gemeinde Spantekow, EA Nr. 39, Befehl des Militärko-

mandanten vom 13.07.1946. 27 Archiv des Landkreises OVP, Gemeinde Ducherow, EA Nr. 92, Brief des Landrates

vom 16.10.1946. 28 Vgl. Müller, Katja: Einmalige Kuhgespanne in Schlatkow, Nord Kurier 31.03.2004. 29 Vgl. Gesetzblatt Nr. 39 /1951 vom 29.03.1951, Seite 228. 30 Archiv des Landkreises OVP, Gemeinde Klein Bünzow, EA Nr. 45, Rundschreiben der

Kreisverwaltung Greifswald Nr. 38 vom 06.03.1948. 31 Archiv des Landkreises OVP, Gemeinde Klein Bünzow, EA Nr. 45, Rundschreiben der

Kreisverwaltung Greifswald Nr. 99 vom 04.05.1948. 32 Vgl. Archiv des Landkreises OVP, Gemeinde Zinzow, EA Nr. 62, Viehausgleich. 33 Vgl. Archiv des Landkreises OVP, Gemeinde Klein Bünzow, EA Nr. 45, Schreiben vom

17.09.1947 Viehaufkaufaktion.

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34 Wie 24, Brief des Landrates zur Holzabfuhr. 35 Wie 12, Seite 99. 36 Vgl. Borth, H.: Freie Erde 27.03.1985, Seite 8. 37 Vgl. Sandhagen, Herbert: Die Entwicklung der demokratischen Organe der Staatsmacht

im Kreis Anklam 1945 – 1949, Pommernarchiv Greifswald, Staatsexamenarbeit, Seite 17. 38 Vgl. Bemowsky, Heinz: Heimatgeschichte, Freie Erde 25.08.1989. 39 Vgl. wie 12, Seite 43. 40 Kreisleitung der SED: Kampf und Sieg - 15 Jahre SED, 1960, Seite 23. 41 Wie 37, Seite 48. 42 Vgl. Weber, Hermann: Geschichte der DDR, Deutscher Taschenbuchverlag GmbH &

Co. KG, München 1994, Seite 51. 43 Vgl. Bemowsky, Heinz: Heimatgeschichte, Freie Erde 05.09.1989, Seite 6. 44 Wie 37, Seite 46. 45 Archiv des Landkreises OVP, Gemeinde Klein Bünzow, EA Nr. 45, Betriebskarte

1945/1947. 46 Verfassung der DDR, 06. April 1968, Artikel 5. 47 Wie 20, Seite 6. 48 Programm der SED, Dietz Verlag, Berlin 1976, Seite 65. 49 Vgl. Judt: Geschichte in Dokumenten, Bonn 1998, Seite 77. 50 Vgl. wie 17, Seite 38/39. 51 Aus Informationen, die der Öffentlichkeit bekannt gemacht wurden. 52 Aus Presseinformationen des Jahres 1952 „Neues Deutschland“ oder „Freier Bauer“. 53 Vgl. Schöne: Agrargenossenschaften in Vergangenheit und Gegenwart, Universitätsdru-

ckerei Rostock, 2004, Seite 61/62. 54 Vgl. Beiträge zur Geschichte der Stadt Anklam 1264 - 1989, Buchdruckerei Rauchmann,

1989, Seite 75. 55 Statistisches Taschenbuch Kreis Anklam 1956, Staatliche Zentralverwaltung Kreisstelle

Anklam, Seite 4 und 14. 56 Gesetz über die landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften, Gesetzblatt Teil I Nr.

36/1959. 57 Archiv des Landkreises OVP, Gemeinde Klein Bünzow, EA Nr. 49, Schriftverkehr zu

Wirtschaftsübergaben. 58 Vgl. Gesetzblatt der DDR Nr. 21 vom 15.02.1951, Seite 107. 59 Vgl. Archiv des Landkreises OVP, Gemeinde Neu Kosenow, EA Nr. 33, Pflichtabliefe-

rung 1953 (Formblatt 6). 60 Gesetzblatt der DDR Nr. 80 vom 25.06.1953, Seite 821. 61 Gesetzblatt der DDR vom 22.02.1950, Seite 163. 62 Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1956 und 1964, Erfassungs- und Aufkaufpreise 1955

und 1963 (Seite 537/538 und 408). 63 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 3195, Erfassung und Aufkauf, Ablieferung 1955. 64 Archiv des Landkreises OVP, Gemeinde Ducherow, EA Nr. 92. 65 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 3195, Abt. Erfassung und Aufkauf, Bericht vom

05.12.1955. 66 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 3195, Abt. Erfassung und Aufkauf, Hausschlach-

tungen 1955. 67 Wie 12, Seite 179. 68 Wie 55, errechnet aus der Anlage des Kreisvergleichs. 69 Perspektivplan des Kreises bis 1960, Ausgabe Rat des Kreises Anklam, 1958, Seite 16. 70 Durchschnittserträge nach den endgültigen Jahreserträgen errechnet. 71 Viehbestände nach den Jahreszählungen dargestellt. 72 Wie 17, Seite 91. 73 Vgl. wie 17, Seite 77. 74 Vgl. wie 55, Seite 27.

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75 Vgl. Ulbricht, Walter: Gesammelte Werke Band I, Ausgabe 1961, Seite 283/298. 76 Vgl. Mayer, K.: Die Entwicklung der Großbauernschaft..., Dissertation A, Leipzig 1971. 77 Wie 18, Seite 46. 78 Vgl. Protokoll der II. Parteikonferenz der SED, 1952, Seite 130. 79 Vgl. Knabe, Hubertus: 17. Juni 1953 - Ein deutscher Aufstand, Ullstein Heyne List Verlag GmbH München, 2003, Seite 401/402. 80 Wie 79, vgl. Seite 233/236. 81 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 3183, Meldungen über die Entwicklung der LPG, Kartei 1953. 82 Gesetzblatt der DDR Nr. 16 vom 08.02.1951, Seite 75. 83 Vgl. Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 3173, Treuhandbericht 1953. 84 Gesetzblatt der DDR Nr. 99/1953, VO über die Bewirtschaftung freier Betriebe und

Flächen. 85 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 3282, Manzke, Jürgen/Juppin, Frank: Die Rolle der Kreisorganisation der SED Anklam bei der Umbildung der ÖLB in LPG 1953 bis 1957, Staatsexamenarbeit. 86 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 3241, Abrechnung ÖLB 1956. 87 Statistische Taschenbücher Kreis Anklam 1952 bis 1960, Staatliche Zentralverwaltung Kreisstelle Anklam, wichtige Kennziffern der LPG. 88 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 3030, Protokoll der LPG-Beiratssitzung 29.12.1955. 89 Statistisches Taschenbuch Kreis Anklam 1966, Staatliche Zentralverwaltung Kreisstelle Anklam, Seite 55. 90 Vgl. Prokop, S. : Entwicklungslinie und Probleme der Geschichte der DDR, Dissertation, Berlin 1978, Seite 191. 91 Vgl. wie 12, Seite 214. 92 Wie 17, Seite 65 – 67. 93 Wie 89, Seite 62. 94 Vgl. Lexikon-Institut Bertelmann: Bertelmann Universial Lexikon 1991, Seite 99. 95 Und dann wurden die MAS gebildet, Freie Erde 03.09.1985, Kreisseite. 96 Wie 3, vgl. Seite 71. 97 Aus Informationen auf der „agra“ 1966, technischer Bereich. 98 Vgl. Schröder, Walter: Ihre Wimpel zierten eine weiße „1000“, Freie Erde 23.08.1979, Seite 5. 99 Statistische Taschenbücher Kreis Anklam 1956, 1958, 1960, Staatliche Zentralverwal- tung Kreisstelle Anklam. 100 Lehnhoff, Siegfried: 40 Jahre Kreisbetrieb für Landtechnik, Heimatkalender 1990, Seite 48. 101 Statistisches Taschenbuch 1958 Kreis Anklam, Staatliche Zentralverwaltung Kreisstelle Anklam, Leistungen der MTS/RTS, Seite 42-46. 102 Gesetzblatt der DDR vom 26.01.1953, Seite 250. 103 Gesetzblatt der DDR I vom 09.04.1959, Seite 362. 104 Statistische Taschenbücher Kreis Anklam 1956, 1960 und 1967 Abschnitt VEG. 105 Reppin, Werner: Zwanzig Jahre volkseigene Schlachtviehproduktion in Anklam, An- klamer Heimatkalender 1973, Seite 88/89. 106 Wie 20, Seite 125. 107 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 3182, Brief des Präsidenten der Klosterkammer. 108 Gesetzblatt der DDR vom 29.10.1953, Nr. 116/1953, Seite 1081. 109 Archiv des Landkreises OVP, Gemeinde Krien, EA Nr. 1, Pachtverträge Kirchenge- meinde. 110 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 3113, Pachtverträge Kirche/Rat des Kreises. 111 Wie 89, Seite 36. 112 Wie 89, Seite 38/39.

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113 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 4333, Grundmittel der VdgB. 114 Verfügungen und Mitteilungen des Ministeriums für Land-, Forst- und Nahrungsgüter- Wirtschaft Nr. 8/1972, Seite 101. 115 Vgl. Schreiber: Wußten Sie schon? Freie Erde 14. 03.1985. 116 Neue Adresse der BHG, Freie Erde 15.03.1985. 117 Brötzmann, A. : Gemeinsamkeit im Dorf trägt reiche Früchte, Freie Erde 03.02.1987. 118 Vgl. Bemowsky, Heinz: Zum Wiederaufbau der Anklamer Industrie, Freie Erde 24.10.1985, Heimatgeschichten. 119 Wie 55, Seite 6. 120 Wie 89, Seite 38/39. 121 Gesetzblatt vom 29.03.1949, Seite 79. 122 Vgl. Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 3195; Bericht vom 12.11.1955 der Abteilung Erfassung und Aufkauf. 123 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 3244, Staatliches Kreiskontor, Plan 1961/62. 124 Bemowsky, Heinz: 1948/49 – Zeit des schweren Neubeginns, Freie Erde 14.03.1984. 125 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 3182, Bodenreform. 126 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 3181, Anweisung des Ministeriums für Land- und Forstwirtschaft vom 01.06.1953. 127 Wie 126, Kreditrichtlinie vom 12.05.1954. 128 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 3182, Ausarbeitungen des Leiters des Archivs vom 26.06.1959. 129 Forschungsstelle für Agrarökonomik Anklam: Ein Moor wird bezwungen. Herausgege- ben vom Rat des Bezirkes Neubrandenburg, 1959, Seite 13/14. 130 Wie 129, Seite 7. 131 Guth, Hans-Joachim: Silberhochzeit mit der Wiese, Freie Erde 24.03.1987, Seite 5. 132 Gesetzblatt der DDR Teil II, Nr. 23/ 1962, Seite 207. 133 Vgl. Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 6085, Haushaltsplan 1965. 134 Vgl.Wenzel, Siegfried: Was war die DDR wert ? Das Neue Berlin Verlagsgesellschaft mbH, 4. Auflage 2003, Seite 39 – 62. 135 Landwirtschaft der DDR. Dietz Verlag, Berlin 1989, Seite 17. 136 Statistisches Taschenbuch Kreis Anklam 1967, Staatliche Zentralverwaltung Kreisstelle Anklam, Seite 13. 137 Statistische Jahrbücher der DDR 1960 - 1988 und Statistische Taschenbücher Kreis Anklam 1960 - 1988. 138 Statistische Jahrbücher der DDR 1955 - 1985. 139 Marx, Karl: Kapital, Band II ( MEW Band 24), Seite 172. 140 Vgl. Ruht Anklam auf verblichenem Lorbeer ? Freie Erde 12.04.1969, Seite 3. 141 Aus statistischen Erhebungen der Staatliche Zentralverwaltung für Statistik Kreisstelle Anklam. 142 Vergleich auf der Grundlage statistischer Jahrbücher errechnet. 143 Errechnet aus den kreislichen und bezirklichen statistischen Angaben. 144 Statistisches Jahrbuch der DDR 1988, Seite 73. 145 Gesetzblatt der DDR Teil II, Nr. 01/ 1972, Neuererverordnung vom 22.12.1971. 146 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 5030, Referat zur Neuererkonferenz 09.12.1971. 147 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 5030, Patentanmeldung MG Anklam. 148 Wie 17, Seite 21. 149 Vergleich auf der Grundlage statistischer Taschen- und Jahrbücher des Kreises errech- net. 150 Wahlmaterial „Seht unsere Kraft“ Rat des Kreises Anklam 1963, Seite 21. 151 Entnommen aus den Jahreserhebungen der Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik Kreisstelle Anklam. 152 Littmann, Werner: In 30 Jahren fast 4000 Facharbeiter dort ausgebildet, Freie Erde 08.07.1987, Seite 8.

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153 Schröder, Walter: Ein Werk, das keinen Stillstand kennt, Heimatkalender 1985, Seite

29/35. 154 Feifer, Günter, Dr.: Warum ein Brot mit einem LKW und Kohlen mit dem

Fahrrad holen, Freie Erde 14.11.1983, Seite 5. 155 Marx, Karl: Das Kapital, Band I (MEW Band 23), Seite 344. 156 Gesetzblatt der DDR Teil I, vom 23.02.1956, Nr. 34/1956, Seite 289. 157 Gesetzblatt der DDR Teil I, vom 16.08.1962, Nr. 67/1962, Seite 567. 158 Gesetzblatt der DDR Teil I, vom 26.10.1978, Nr. 38/1978. 159 Vgl. Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 6445, Jahresabrechnung 1979. 160 Arbeitsprogramm des Ministeriums L.F. N. vom 20.11.1976, Vorstufenproduktion. 161 Aus den Jahresabrechnungen des VEB Saat- und Pflanzgut entnommen. 162 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 4334, Abschlussbericht Kartoffelproduktion. 163 Vgl. wie 69, Seite 28/29. 164 Gemüse aus eigenem Aufkommen... , Bauer Echo 08.01.1987. 165 Errechnet aus den statistischen Ertragsermittlungen der Betriebe. 166 Entnommen aus den landwirtschaftlichen Jahresabrechnungen der kreislichen staatli- chen Leitung. 167 Vgl. Manthei, S., Dr.: Zur Entwicklung der Rinderproduktion im Kreis Anklam, Heimat-Kalender 1985, Seite 37. 168 Aus der Jahresstatistik 1977/1981 der Molkereigenossenschaft Anklam. 169 Vgl. Manthei, S., Dr.: Heimatkalender 1986, Seite 19. 170 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 6770, Erhebung Technik per 31.12.1984. 171 Richtwerte für die Fleischschweinproduktion 1975. 172 Eigenerrechnung auf der Grundlage der kreislichen statistischen Daten. 173 Vgl. Bleich, G., Dr.: Die Bedeutung des Pferdes im Wandel der Zeiten, Heimatkalender 1985, Seite 87/90. 174 Vgl. Schumacher, Horst: Die BBS Stolpe bildet 120 junge Schäfer aus, Freie Erde 16.08.1984. 175 Vgl. Rudolph, Ursula: Die Felle schwimmen nicht weg, Heimatkalender 1969, Seite 51. 176 Hönke, W.: Nerzfarm Butzow, Freie Erde 19.06.1980. 177 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 6883, Kreisplan 1989. 178 Aus den Jahresstatistiken der kreislichen staatlichen Leitung über Tierverluste. 179 Eigene Berechnungen auf der Grundlage der betrieblichen Jahresabrechnungen. 180 Knabe, Otto, Prof. Dr.: Futterproduktion, VEB Deutscher Landwirtschaftsverlag, Berlin 1986, Seite 328/331. 181 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 2201, Stellungnahme Dr. Willi Funk vom 06.03.1947. 182 Funk, K.-A., Dr.: Die Entwicklung der tierärztlichen Versorgung, Heimatkalender 1966, Seite 152. 183 Gesetzblatt der DDR Teil I, Nr. 5/ 1962, Seite 55. 184 Vgl. Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 2202, Ratsbeschlüsse 21.04.1960 und 10.06.1960. 185 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 6091, Haushaltsplan 1988. 186 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 6770, Gesamtentwicklung bis 1970 (14.04.1965). 187 Daten aus Arbeitsunterlagen zur Vorbereitung der Ernte. 188 Statistische Taschenbücher Kreis Anklam, Staatliche Zentralverwaltung Kreisstelle Anklam, 1961 – 1966. 189 Milatz, Jürgen: Die Zuckerfabrik Anklam, ein ständiger Bauplatz, Heimatkalender 1988. 190 Vgl. Betriebsgeschichtskommission des VEB Zuckerkombinat: 100 Jahre Zuckerfabrik Anklam, 1983. 191 Wie 89, Seite 38/39. 192 Vgl. Sponholz, Horst: Entwicklung und Leistungen der Molkereigenossenschaft

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Anklam, Anklamer Heimatkalender 1989, Seite 26/27. 193 Brötzmann, A. : Hundert Jahre und keine Spur Altersschwäche, Freie Erde 12.08.1987, Seite 8. 194 Albrecht, Monika: Wie wäre es mit einem Anklam Most aus Krien? Freie Erde 18.09.1984, Seite 8. 195 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 4333, NH³-Lager ACZ Klein Bünzow. 196 Jahresbericht ACZ Anklam 1984. 197 Kriening, Heinz: Agrochemisches Zentrum – Stützpunkt der Arbeiterklasse auf dem Lande, Heimatkalender 1984, Seite 58. 198 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 6422, Jahresberichterstattung ACZ 1987. 199 Entnommen aus kreislichen Jahresabrechnungen über den Düngereinsatz. 200 Vgl. Schma, H.-J, Helmert, L., Müller, S.: Die ohne Fernweh fliegen, Heimatkalender 1966, Seite 123/125. 201 Fabian, Norbert: Der Agrarflug in der Geburtsstadt Otto Lilienthals, Heimatkalender 1973, Seite 90. 202 Vgl. Stopp, R./Probst, H.: Flugplatz Anklam ... Steffenverlag Friedland, 2005, Seite 101. 203 Erdmann, Wolfgang: Die Technik triumphiert in der Landwirtschaft, Heimatkalender 1966, Seite 101. 204 Gesetzblatt der DDR Teil I, 25.11.1953, Gesetz zum Schutz der Kultur- und Nutz- pflanzen. 205 Gesetzblatt der DDR Teil I, 10.08.1978, Leitung, Planung und Organisation des

Pflanzenschutzwesens. 206 Entnommen aus den Jahreserhebungen Technikbestand der Betriebe. 207 Angaben aus den Projektunterlagen der Kooperativen Milchviehanlage Anklam. 208 Aus betrieblichen Abrechnungen der zwischenbetrieblichen Schweinemastanlage Rubkow. 209 Vgl. Freie Erde Eigenbericht: SMA Rubkow produzierte die 500 000. dt, 07.03.1989, Seite 8. 210 Eigene Aufzeichnungen aus der Sitzung der Kreiskatastrophenkommission 28.02.1971. 211 Bork, H.: 126 Liter Niederschlag ..., Freie Erde 21.07.1987, Seite 8. 212 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 4247, Finanzberichterstattung 1984 der MG. 213 Vgl. Ganschow, Dieter: 20 Jahre MG Anklam, Heimatkalender 1985, Seite 33/34. 214 Kreisleitung der SED Anklam: Der Kreis Anklam in seiner Entwicklung zwischen dem X. und XI. Parteitag der SED, Ausgabe 1986, Seite 10. 215 Eigene Aufzeichnungen aus der kreislichen Beratung über den Bau des Peene-Süd-Kanals vom 5.10.1976. 216 Aus betrieblichen Unterlagen der LPG Pflanzenproduktion Medow. 217 Wie 55, Seite 23. 218 Statistisches Taschenbuch Kreis Anklam 1962, Staatliche Zentralverwaltung Kreisstelle Anklam, Seite 57. 219 Statistisches Taschenbuch Kreis Anklam 1966, Seite 46 und 1967, Seite 31. 220 Statistisches Buch Bezirk Neubrandenburg 1974, Staatliche Zentralverwaltung Bezirks- stelle Neubrandenburg, Seite 36. 221 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 6882, Planauflagen 1988. 222 Statistische Jahrbücher der DDR 1967, 1984 und 1990. 223 Jahresauswertung 1971 der Produktionsleitung des Landwirtschaftsrates. 224 Staatliche Zentralverwaltung für Statistik Kreisstelle Anklam: Zwischen VI. und VIII. Parteitag – Kreis Anklam, Seite 7. 225 Wirtschaftliche Ergebnisse der Pflanzenproduktionsbetriebe 1975/1979, eigene Aus- wertung auf der Grundlage der Jahresabschlüsse. 226 Vgl. Jahn, Wolfgang: Agrargenossenschaften ... , Universität Rostock 2004, Seite 165/166.

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227 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 6422, aus der Jahresberichterstattung 1985/1989. 228 Statistisches Jahrbuch der DDR 1984, Seite 259, eigene Umrechnung. 229 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 3253, Kreishaushalt 1956 Land- und NGW. 230 Gesetzblatt der DDR Teil I vom 05.08.1952, Seite 714. 231 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 3282, wie 85. 232 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 6091, Kreishaushaltsplan 1988 Land- und NGW. 233 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 6090, Kreishaushaltsplan 1981 Land- und NGW. 234 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 6415, Formblatt 562-11 VEG Pflanzenproduktion Stolpe. 235 Gesetzblatt der DDR Teil II vom 31.07.1968, Nr. 91/1968, Seite 711. 236 Gesetzblatt der DDR Teil II vom 01.12.1970, Nr. 103/1970, Seite 779. 237 Vgl. Gesetzblatt der DDR Teil II vom 20.09.1972, Nr. 55/1972, Seite 601. 238 Gesetzblatt der DDR vom 31.01.1983, Abgabeordnung Nr. 1111/1983. 239 Entnommen aus den Jahresabrechnungen des Kreishaushaltes, Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 6091. 240 Verfügungen und Mitteilungen des Ministeriums für Land- Forst und NGW Ordnung für Hauptbuchhalter vom 17.12.1970. 241 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 6085, Haushaltsplan 1964 der Buchungsstation. 242 Gesetzblatt der DDR vom 18.12.1953, Nr. 133 /1953, Seite 1297. 243 Aus kreislichen Unterlagen über die AIV Friedland entnommen. 244 Kleines politisches Wörterbuch, Dietz Verlag Berlin 1973, Seite 794/795. 245 Die erste Konferenz der Vorsitzenden und Aktivisten der LPG vom 05./06.1952, Rede W. Ulbricht, Ausgabe 1953, Seite 263. 246 Ermittlung auf der Grundlage der Arbeitskräfteerhebung vom 30.09.1978. 247 Krüger, Fritz: Die Träume unserer Elsbeth Kummert, Freie Erde vom 06./07.1984. 248 Rathsack, U.: Lotti Krüger hat das Steuer fest in den Händen, Freie Erde vom 26.07.1970. 249 Richard, M.: Ein Leben auf dem Land war stets ihr Wunsch, Freie Erde vom 04.08.1984. 250 Wie 218, Seite 71. 251 Wie 17, Seite 6 und 65 Wie 89, Seite 7. 252 Wie 89, Seite 128. 253 Dorfchronik Putzar. 254 Seht unsere Kraft, Herausgegeben vom Rat des Kreises Anklam 1963, Seite 36 ... 255 Wie 214, Seite 11. 256 Wie 254, Seite 7. 257 Schulz, Rudolf: Geschichte der Konsumgenossenschaft, Heimatkalender 1972, Seite 63. 258 Wie 214, Seite 14. 259 Wie 214, Seite 17 und 22. 260 Pichler, Fred, Dr.: Markante gesundheitsgeschichtliche Daten, Heimatkalender 1974. 261 Wie 17, Seite 33 bis 35. 262 Vgl. Geschichte der DDR, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1984, Seite 129. 263 Aus Preislisten der HO des Jahres 1951. 264 Statistisches Jahrbuch der DDR 1984, Seite 269/271. 265 Vgl. Musikkapellen im Kreis, Heimatkalender 1974, Seite 93. 266 Vgl. Göring, H.-J.: 20 Jahre Kulturhaus Murchin, Heimatkalender 1974, Seite 52/53. 267 Statistische Taschenbuch Kreis Anklam 1967, Staatliche Zentralverwaltung Kreisstelle Anklam, Seite 91/94. 268 Wilhelm, Ingrid: Unsere Gemeindebücherei, Heimatkalender 1966, Seite 120. 269 Rat des Kreises Anklam: Seht unsere Kraft, Druckerei Rauchmann, 1963.

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270 Hänig, Siegfried: 10 Jahre Freude am volkskünstlerischen Schaffen, Heimat- kalender 1983, Seite 70. 271 Archiv des Landkreises OVP, Gemeinde Klein Bünzow EA Nr. 45, Rundschreiben Nr. 279 vom 24.09.1947. 272 Wie 267. 273 Schmidt, Heinz: Mein Herz schlägt für den Pferdesport, Freie Erde 02.09.1986. 274 Bleich, G. Dr.: Die Bedeutung des Pferdes im Wandel der Zeiten, Heimatkalender 1985, Seite 87/90. 275 Gesetzblatt der DDR vom 25.11.1953, Seite 1175, Jagdgesetz der DDR. 276 Gesetzblatt der DDR Teil I vom 15.06.1984, Nr. 18 /1984, Seite 217. 277 Gesetzblatt der DDR Teil II vom 10.05.1962, Seite 316. 278 Vgl. Pietler, Klaus, Dr.: Das Jagdwesen im Kreis Anklam, Heimatkalender 1990, Seite 28. 279 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 7062, Wildzählung 1987, Jagdgesellschaft Ducherow. 280 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 7064, Jagdinformationen. 281 Eigene Aufzeichnungen über die Agrarwissenschaftliche Gesellschaft des Kreises. 282 Wie 134, Seite 285 – 295. 283 Gesetz zur Änderung und Ergänzung des LPG-Gesetzes, Gesetzblatt der DDR Teil I Nr. 17/1990, Seite 133. 284 Nordkurier 08.05.1990. 285 Gesetz über die Rechte der Eigentümer von Grundstücken aus der Boden- reform, Gesetzblatt der DDR Teil I Nr. 17/1990, Seite 134. 286 Statistisches Jahrbuch Mecklenburg /Vorpommern 1992, Bodennutzungs-

erhebung 1992. 287 Archiv des Landkreises OVP, EA Nr. 6422, Jahresberichterstattung 1989. 288 Errechnet auf der Grundlage des Statistischen Jahrbuches Mecklenburg/Vor-

pommern 1993. 289 Wie 286.

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Abkürzungsverzeichnis

ACZ Agro-Chemisches-Zentrum AE Arbeitseinheit agra Landwirtschaftsausstellung der DDR in Leipzig-Markleeberg AIV Agrar-Industrie-Vereinigung AK Arbeitskräfte ALB Arbeits- und Lebensbedingungen Anz. Anzahl awig Agrarwissenschaftliche Gesellschaft der DDR Awo Motorradtyp in der DDR BHG Bäuerliche Handelsgenossenschaft BMW Autotyp in der DDR BLN Bank für Landwirtschaft und Nahrungsgüterwirtschaft BU Bruttoumsatz BP Bruttoprodukt CaO Kalk (Düngemittel) CDU Christlich-Demokratische Union D Diluvialer Herkunft (Bodenstandort) DAG Deutsche Agrarwissenschaftliche Gesellschaft DBD Demokratische Bauernpartei Deutschlands DSG Deutsche Saatgutgesellschaft DTSB Deutscher Turn- und Sportbund DWK Deutsche Wirtschaftskommission DZV Deutsche Zentralverwaltung EDVA Elektronische Datenverarbeitungsanlage FDJ Freie Deutsche Jugend fGV futterverzehrende Großvieheinheit GE Getreideeinheit GM Grundmittel GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung GST Gesellschaft für Sport und Technik GTE Großtiereinheit hm Hektar mittleres Pflügen (Umrechnungsfaktor) HS Hochsilo IGA Internationale Gartenausstellung KAP Kooperative Abteilung Pflanzenproduktion KEM Kooperative Einrichtung Milchproduktion kEP kiloenergetische Futtereinheit KfL Kreisbetrieb für Landtechnik KOE Kooperative Einrichtung KOV Kooperationsverband KPD Kommunistische Partei Deutschlands K2O Kali (Düngemittel) LDP / LDPD Liberal-Demokratische Partei Deutschlands LIW Landtechnisches Instandsetzungswerk LKW Lastkraftwagen LN Landwirtschaftliche Nutzfläche LPG Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft LPG P LPG Pflanzenproduktion LPG T LPG Tierproduktion LTA Landtechnischer Anlagenbau M Mark der DDR (= 0,50 DM / 0,2556 EUR)

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MAS Maschinen-Ausleih-Station ME Mengeneinheit MG Meliorationsgenossenschaft MMM Messe „Meister von Morgen“ MTS Maschinen-Traktoren-Station N Stickstoff ( Düngemittel ) NDPD National-Demokratische Partei Deutschlands NGW Nahrungsgüterwirtschaft NSDAP National-Sozialistische Deutsche Arbeiterpartei (vor 1945) NstE natürliche Standorteinheit VEB OGS VEB Großhandel Obst, Gemüse und Speisekartoffeln OGS Großhandel Obst, Gemüse und Speisekartoffeln ÖLB Örtlicher Landwirtschaftsbetrieb OVP Kreis Ostvorpommern Pers. Personen PK Kombinierte Düngung Phosphor und Kali PSK Peene-Süd-Kanal P2O5 Phosphor ( Düngemittel ) RGV Raufutterverzehrende Großvieheinheit RLN Rat für Land- und Nahrungsgüterwirtschaft RTS Reparatur-Technische-Station RM Reichsmark SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands SMAD Sowjetische-Militär-Administration Deutschlands SKK Sowjetische Kontrollkommission SK Selbstkosten SMR Schwarzbunte Milchrind der DDR TM 1000 Mark der DDR T-Stück 1000 Stück Tbc / tbc Tuberkulose UM Umlaufmittel u.a.m. und anderes mehr URANIA Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse VbE Vollbeschäftigteneinheit VdgB Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe VEAB Volkseigener Erfassungs- und Aufkaufbetrieb VEB Volkseigener Betrieb VEG Volkseigenes Gut Vgl. Vergleich/Vergleiche VVB Vereinigung volkseigener Betriebe VVEAB Vereinigung volkseigener Erfassungs- und Aufkaufbetriebe WtF Wissenschaftlich-technischer Fortschritt WTZ Wissenschaftlich-Technisches-Zentrum x Zahl vorhanden aber unbekannt ZBE Zwischenbetriebliche Einrichtung ZBO Zwischenbetriebliche Bauorganisation ZGE Zwischengenossenschaftliche Einrichtung ZK Zentralkomitee ∅ Durchschnittlicher Wert / Durchschnittliche Größe

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Verzeichnis der Anlagen

1 Kreis Anklam, September 1952 – 1990 /Übersicht 2 Flächenstruktur des Kreises /Flächenstruktur nach Eigentumsformen 3 Betriebsstruktur der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft 4 Die Organisation einer LPG Typ III in den sechziger Jahren 5 LPG/VEG Pflanzenproduktion, Einzugsbereiche Stand 1988 6 Nutzungsarten, Standorteinheiten und Steinbesatz, Stand 1980 7 Staatliches Aufkommen /Verkauf landwirtschaftlicher Produkte 8 Hektarerträge des Kreises von 1926 bis 1989 9 Anbauflächen der Erntejahre 1960 bis 1989 /Kreis 10 Anbauverhältnis 1980 nach Betrieben – in % zur Gesamtackerfläche 11 Saat- und Pflanzguterzeugung 12 Gemüseerzeugung 13 Viehbestände des Kreises zum jeweiligen Jahresende / 1952 bis 1989 14 Tierbestände je 100 ha / LN per 31.12.1988 nach Kooperationsbereichen 15 Berufstätige in den Pflanzenproduktionsbetrieben einschl. ACZ/Stand

30.09.1989 16 Berufstätige in den Tierproduktionsbetrieben /Stand 30.09.1989 17 Maschinenbestand in der Landwirtschaft des Kreises, 1960 bis 1983 18 Wirtschaftliche Ergebnisse der Pflanzenproduktionsbetriebe 1988 19 Wirtschaftliche Ergebnisse der Tierproduktionsbetriebe 1988 20 Grund- und Umlaufmittel der LPG und deren Finanzierung, Stand 31.12.1989 21 Wirtschaftliche Ergebnisse der Pflanzenproduktionsbetriebe 22 Wirtschaftliche Ergebnisse der Tierproduktionsbetriebe 23 Staatlicher Finanzhaushalt der Landwirtschaft des Kreises 1956 24 Staatlicher Finanzhaushalt der Landwirtschaft des Kreises 1988 25 Anteile des Kreises an der Republik 26 Landtechnik im Zeitraum 1946 bis 1990, ausgewählte Technik 27 Neubauernhöfe nach Befehl 209 gebaut

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Anlage 2 Flächenstruktur des Kreises Anklam 1952 1960 1970 1980 ____________________________________________________________________ Gesamtkreisfläche ha 73.732 75.959 75.448 75.413 Landw. Nutzfläche ha 56.380 57.181 56.406 56.543 Ackerland ha 41.670 41.119 40.156 40.517 Grünland ha 14.129 15.398 15.167 14.747 Forsten und Holzungen ha 8.210 9.004 8.677 8.699 Gewässer ha x 2.300 2.360 2.356 dar. Haffgewässer x ha x 1.758 1.758 1.758 Ödland ha x 1.717 1.927 1.882 Unland ha x 1.747 1.759 1.666 Abbauland ha x 228 274 276 Sonstige Flächen ha x 3.757 4.093 3.972

Flächenstruktur nach Eigentumsformen

1952 1960 1970 ha ha ha ___________________________________________________________________ Kreis insgesamt LN 56.380 57.181 56.406 Acker 41.670 41.119 40.156 Darunter: LPG insg. LN 1.471 51.929 52.033 Acker 1.407 37.291 37.369 VEG insg. LN 2.574 4.080 3.590 Acker 2.122 3.267 2.893 Kirchengüter LN 212 212 212 Quellen:

1960 bis 1980: Kreisarchiv OVP, EA 6770, Wirtschaftsflächennachweis des jeweiligen Jahres Bodennutzungserhebungen 1970, 1980

1952: Wirtschaftsflächennachweis des Liegenschaftsdienstes

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Anlage 6 Nutzungsarten, Standorteinheiten / Stand 1980 LPG / VEG Landw. Grünland Acker- Ackeranteil in % Nutzfl. % zu LN zahl D1/D2 D3 D4 D5/D6 ______________ha_______________________________________________________ Krien 4835 20,0 41 13,2 9,3 50,1 27,4 Neetzow 3605 20,8 44 3,9 6,3 34,8 55,0 Stolpe 1714 22,9 39 0,0 24,1 55,0 20,9 Medow 4073 28,5 38 7,8 34,7 16,0 41,5 Blesewitz 3602 24,5 38 22,1 16,8 44,6 16,5 Spantekow 4232 20,3 38 18,9 33,3 23,7 24,1 Anklam 5371 38,7 37 18,7 37,9 18,6 24,8 Sarnow 3672 20,8 28 50,7 37,3 11,5 0,5 Klein Bünzow 4508 17,7 38 7,2 4,1 42,5 46,2 Groß Polzin 3848 25,0 38 3,9 24,8 38,6 32,7 Rubkow 5180 25,4 30 26,9 20,8 43,8 8,5 Boldekow 3024 31,3 33 34,3 16,8 20,8 28,1 Ducherow 7557 37,7 34 37,6 26,1 9,5 26,8 Übrige Betriebe1322 Kreis insg. 56.543 26,6 36 19,8 22,3 30,6 27,3 Steinbesatz des Ackers / in % (Anteil auf Bodenmenge) 0,6 – 2 % über 2 % Krien 20,1 6,5 Neetzow 49,8 16,3 Stolpe 46,3 18,1 Medow 25,7 1,4 Blesewitz 34,0 2,1 Spantekow 40,9 8,3 Anklam 29,7 1,5 Sarnow 30,3 31,9 Klein Bünzow 16,6 0,6 Groß Polzin 26,5 2,1 Rubkow 30,4 3,6 Boldekow 42,5 9,8 Ducherow 23,4 1,3 Übrige Betriebe Kreis insg 30,9 5,2 Quelle: Langfristiges Programm der besseren Bodennutzung des Kreises Anklam Rat des Kreises Anklam, 1981 / Anlage 1

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Anlage 7

Staatliches Aufkommen / Verkauf landwirtschaftlicher Produkte

Produkt

ME 1956/60

1) 1961/65

1) !966/70

1) 1971/75

1) Getreide insg. t 18.192 18.612 x 27.140 Ölfrüchte insg. t 1.935 3.053 x 7.562 Kartoffeln t 39.012 42.949 x 59.799 Zuckerrüben t 79.078 62.884 x 62.956 Schlachtvieh insg. t 8.128 9.799 12.985 14.850 Dar. Schlachtschweine t 5.841 6.346 8.385 10.254 Schlachtrinder + schafe t 2.204 3.289 4.416 4.224 Schlachtgeflügel t 83 164 184 372 Milch 3,5 % Fett t 39.973 43.579 50.167 51.848 Eier T-Stück 13.936 17.030 x x

Produkt

ME 1976/80 1)

1981/85 1)

1986/89 1)

Getreide insg. t 28.257 28.402 28.475 Ölfrüchte insg. t 8.841 8.925 9.205 Kartoffeln t 77.554 68.091 66.274 Dar. Speisekartoffeln t 5.619 5.248 5.800 Pflanzkartoffeln t 51.691 44.525 38.630 Stärkekartoffeln t 20.244 18.318 21.844 Zuckerrüben t 57.424 64.552 67.731 Schlachtvieh insg. t 16.538 16.564 17.434 Dar. Schlachtschweine t 11.813 12.333 12.620 Schlachtrinder + schafe t 4.373 3.823 4.217 Schlachtgeflügel t 352 408 598 Milch 3,5 % Fett t 59.909 60.463 69.694 Eier T-Stück x 13.040 10.898 Wolle t x 23,21 28,04 Erläuterungen:

1) Jahresdurchschnitt des angegebenen Zeitraumes x ) Jahresergebnisse liegen nicht vor Quellen: Statistische Taschenbücher des Kreises, Zentralverwaltung für Statistik, Kreisstelle Anklam Abrechnungen der kreislichen staatlichen Leitung

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Anlage 8

Hektarerträge des Kreises/ von 1926 bis 1989

In dt/ha 1926/35

1) 1955/59

1) 1961/65

1) 1966/70

1) Getreide insg. 19,4 25,7 27,2 30,1 Wintergerste 22,5 30,9 31,7 33,9 Winterweizen 22,9 31,1 33,4 35,1 Winterroggen 18,8 23,0 22,9 27,3 Sommergerste 20,7 26,5 29,3 x Hafer 21,7 25,3 29,8 x Winterölfrüchte 15,3 13,4 18,3 21,6 Kartoffeln 159,9 164,0 186,7 212,3 Zuckerrüben 253,6 260,4 234,9 315,1 Futterhackfrüchte x 441,1 420,2 504,8 Grün- und Silomais x x 300,1 355,4 Feldfutter/ ohne Mais x x 213,3 223,1 Grünland x x x 172,8

In dt/ha 1971/75

1) 1976/80

1) 1981/85

1) 1986/89

1) Getreide insg. 35,7 35,9 39,2 43,4 Wintergerste 41,5 39,8 42,3 48,9 Winterweizen 38,9 41,1 44,1 47,9 Winterroggen 30,1 32,9 35,9 37,7 Sommergerste x 31,5 36,8 39,3 Hafer x 35,1 37,8 40,8 Winterölfrüchte 25,2 25,8 26,6 29,5 Kartoffeln 201,8 200,3 196,5 246,6 Zuckerrüben 277,2 281,5 310,6 323,7 Futterhackfrüchte 447,9 473,4 541,9 551,7 Grün- und Silomais 319,4 303,4 287,6 383,1 Feldfutter/ ohne Mais 245,1 263,2 291,8 285,8 Grünland 194,8 254,1 278,6 293,2 Pflanzenproduktion insgesamt in GE je ha LN

40,1

40,3

42,6

46,9

1) Jeweiliger Durchschnitt der angegebenen Erntejahre in dt/ha, errechnet auf der Grundlage der amtlichen Jahresertragsschätzungen der Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik, Kreisstelle Anklam x) Jahresergebnisse liegen nicht vor

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Anlage 9 / Seite 1

Anbauflächen der Erntejahre 1960 und 1970 / Kreis Anklam

Kulturart 1960 1970 ha % zu AL. ha % zu AL__________________________________________________________________________

Getreide insgesamt 19113 46,5 18919 47,1 Wintergerste 592 1,4 2868 7,1 Winterroggen 8881 21,6 6737 16,8 Winterweizen 1377 3,4 3464 8,6 Sommerweizen 184 0,4 x Sommerroggen 131 0,3 x Sommergerste 2496 6,1 x Hafer 1692 4,1 x Sonst. Getreide 3760 9,2 x

Ölfrüchte insg. 1745 4,2 2456 6,1 Winterölfrüchte 1546 3,8 x

Speisehülsenfrüchte 304 0,7 x

Futterhülsenfrüchte 687 1,7 x

Faserpflanzen 493 1,2 x

Kartoffeln 7017 17,1 5901 14,7

Zuckerrüben 3068 7,5 2038 5,1

Futterhackfrüchte 1770 4,3 1412 3,5

Feldfutter ings. 6298 15,3 6529 16,3 mehrj. Feldfutter 603 1,5 2020 5 Grün- und Silomais 3973 9,7 2689 6,7 einj. Feldfutter x x

Weitere Saatenvermehr. x x

Gemüse 248 x

Tabak x x

Übrige Kulturen x xBrachland

Ackerland insg. 41119 100 40156 100

Grünland insg. 15398 15167 Wiesen 7908 x Weiden 6019 x Übr. GrünlandWeitere landwirtschaft-liche Nutzfläche 664 1083

Landw. Nutzfläche insg. 57181 56406

Quellen: Bodennutzungserhebung des jeweiligen Jahres

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leQ

Anlage 9 /Seite 2

Anbauflächen der Erntejahre 1980 und 1989 / Kreis Anklam

Kulturart 1980 1989 ha % zu AL ha % zu AL___________________________________________________________________

Getreide insgesamt 21651 53,4 22673 56,0 Wintergerste 5155 12,7 5366 13,2 Winterroggen 9108 22,5 6675 16,5 Winterweizen 3880 9,5 5867 14,5 Sommerweizen 0 90 0,2 Sommerroggen 282 0,7 0 0,0 Sommergerste 1810 4,5 1872 4,6 Hafer 1416 3,5 2577 6,4 Sonst. Getreide 0 226 0,6

Ölfrüchte insg. 3370 8,3 3276 8,1 Winterölfrüchte 3370 8,3 3276 8,1

Speisehülsenfrüchte 0 0

Futterhülsenfrüchte 1319 3,3 1572 3,9

Kartoffeln 5413 13,4 4545 11,2

Zuckerrüben 1929 4,8 2185 5,4

Futterhackfrüchte 214 0,5 460 1,1

Feldfutter ings. 4852 12,0 4346 10,7 mehrj. Feldfutter 1343 3,3 1193 2,9 Grün- und Silomais 2558 6,3 2401 5,9 einj. Feldfutter 951 2,4 752 1,9

Weitere Saatenvermehr. 1270 3,1 1034 2,6

Gemüse 129 0,3 183 0,4

Tabak 25 0,1 12 0,1

Übrige Kulturen 345 0,8 187 0,5

Brachland 0 0

Ackerland insg. 40517 100 40473 100

Grünland insg. 14747 14047 Wiesen 7988 6909 Weiden 5871 6955 Übr. Grünland 888 183

Weitere landwirtschaft-liche Nutzfläche 1279 1730

Landw. Nutzfläche insg. 56543 56250

Quellen: Bodennutzungserhebung des jeweiligen Jahres

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Anlage 10

Anbauverhältnis 1980 nach Betrieben in % zur Gesamtackerfläche

LPG/KAP/VEG

Acker ha 1)

Getreide Insg.

W. Weizen

W. Roggen

Öl- früchte

Kar- toffeln

Krien 3.853 43,0 10,2 16,0 6,7 13,7 Neetzow 2.854 44,2 19,3 6,1 7,0 14,6 Stolpe 1.316 39,1 4,6 11,1 4,6 14,6 Medow 2.912 51,5 6,3 22,7 5,3 14,8 Blesewitz 2.719 62,8 12,1 20,9 6,6 11,0 Spantekow 3.373 48,9 7,6 21,3 4,2 15,5 Anklam 3.203 57,8 10,3 19,2 13,3 2,1 Sarnow 2.910 57,0 5,6 28,9 5,1 14,9 Klein Bünzow 3.710 50,4 10,0 19,0 11,3 10,8 Gr. Polzin 2.884 51,4 12,2 16,0 13,9 12,6 Rubkow 3.855 59,0 8,7 30,3 6,5 10,9 Boldekow 2.079 61,9 12,1 30,3 10,8 18,3 Ducherow 4.708 61,1 5,5 37,6 11,2 20,2 Übrige Betriebe 141 x x x x x Kreis insgesamt

40.517

53,4

9,5

22,5

8,3

13,4

in % zur Gesamtackerfläche LPG/KAP/VEG

Zucker- Rüben

Vermeh- rung 2)

Acker- futter

Futter- hackf.

Gemüse Tabak

Sonst. Nutzung

Krien 5,0 14,7 15,5 0,7 0,1 0,6 Neetzow 4,5 10,8 18,4 0,2 0,0 0,3 Stolpe 0,0 19,2 18,8 0,0 0,0 3,7 Medow 4,6 6,7 15,0 0,3 0,0 1,8 Blesewitz 7,2 2,9 7,6 0,6 0,0 1,3 Spantekow 6,2 13,8 6,3 0,9 0,03 2,17 Anklam 3,6 1,2 20,8 0,4 0,8 0,0 Sarnow 5,3 12,0 5,8 0,2 0,03 0,67 Klein Bünzow 9,3 9,0 8,2 0,5 0,1 0,4 Gr. Polzin 7,9 0,0 11,2 0,5 2,3 0,2 Rubkow 5,7 0,0 16,6 0,8 0,4 0,1 Boldekow 0,0 0,0 8,5 0,5 0,0 0,0 Ducherow 0,0 0,0 5,5 0,6 0,04 1,36 Übrige Betriebe x x x x x x Kreis insgesamt

4,8

6,4

12,0

0,5

0,4

0,8

1) Anbauflächenermittlung 10.06.1980 2) Hülsenfrucht- und Feldfuttervermehrung

Quelle: Ernteflächenermittlung 1980, eigene Umrechnung

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195

Anlage 11

Saat- und Pflanzguterzeugung Saat- und Pflanzgutvermehrung in ha:

Erntejahr F. Hülsen- Früchte

ha

Feldfutter u. Sonstiges

ha

Gemüse, Erdbeeren

ha

Kartoffeln

ha 1958 595 729 x 1.197 1975 792 1.007 x 2.925 1980 1.319 1.267 3 3.245 1987 1.275 1.150 5 2.387

Saat- und Pflanzgutaufkommen (ausgewählte Kulturen) in t:

1964 1979 1989 Plan

Getreide insg. 510 5.023 4.260 Ölfrüchte insg. 20 415 x Futterhülsenfrüchte: - Futtererbsen 371 712 645 - Sommerwicken 76 0 0 - Süßlupinen 210 1.143 761 Feldfutter: - Rotklee 50 132 100 - Gräser 13 413 297 - Phacelia 0 x 0 Kartoffeln insg. 23.601 55.678 33.900 Vermehrungsanbau im Jahre 1987 / Betriebsübersicht:

Unternehmen Kartoffeln

ha

Hülsen- früchte

ha

Feldfutter u. Sonder- kulturen

ha LPG P. Krien 441 165 291 LPG P. Neetzow 350 189 97 VEG P. Stolpe 271 102 256 LPG P. Medow 242 122 80 LPG P. Blesewitz 67 0 107 LPG P. Spantekow 285 190 65 LPG P. Anklam 0 70 0 LPG P. Sarnow 202 204 138 LPG P. Klein Bünzow 296 108 121 LPG P. Gr. Polzin 143 75 0 LPG P. Rubkow 90 50 0 Insgesamt: 2.387 1.275 1.155

Quellen: Jahresberichterstattungen der Landwirtschaftsbetriebe und VEB Saat- und Pflanz-gut – Betriebsteil Anklam

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196

Anlage 12

Gemüseerzeugung

Gemüsebereitstellung für den Markt und die Verarbeitungsindustrie 1):

1976 1980 1984 1989/Plan t t t t Treibgemüse 46,2 101,1 92,6 113 - Gurken 19,9 38,8 43,4 x - Tomaten 15,5 39,0 43,4 x Freilandgemüse 2.583,9 1.987,9 3.135,8 3332 - Weißkohl 1.408,0 1.085,7 1.402,8 880 - Rotkohl 748,7 388,9 697,6 1.230 - Blumenkohl 97,6 153,8 186,1 450 - Möhren 40,7 43,0 253,6 x - Gurken 64,3 49,9 88,5 230 - Tomaten 66,8 18,1 12,0 100 - Spargel 5,0 8,9 4,8 12 - Rosenkohl 4,9 4,7 34,0 - - Porree x 11,4 18,5 60 -Zwiebeln 21,1 12,2 49,9 35

Gemüseanbauer im Jahre 1987 2):

Unternehmen

Freilandanbau ha

Unter Glas und Folie ha

LPG P Groß Polzin 77,01 0,900 LPG P Rubkow 14,00 0,220 LPG P Rubkow 7,87 0,130 LPG P Krien 7,66 0,340 LPG P Krien 6,64 0,110 LPG P Spantekow 6,00 - LPG P Blesewitz 5,57 0,060 LPG P Neetzow 5,00 - LPG P Sarnow 3,50 - LPG P Boldekow 3,12 0,010 LPG P Anklam 2,80 0,200 VEG P Stolpe 2,00 - Weitere Betriebe und Gärtner 17,00 0,520 Kleinstanbauer 19,83 x Insgesamt: 178,00 2,490

Quellen: 1) Eigene Aufzeichnungen, entnommen aus den Jahresberichterstattungen der Landwirtschaftsbetriebe und des VEB OGH Plan 1989 Kreisarchiv OVP, EA 6772, Planaufgaben 1989 Gemüse

2) Kreisarchiv OVP, EA 6770, Anbauflächenermittlung 1987

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197

Anlage 13 Seite 1

Viehbestände des Kreises zum jeweiligen Jahresende

1952 Stück

1955 Stück

1960 Stück

1965 Stück

1970 Stück

Pferde 6.216 5.859 3.942 x 955 Rinder insg. 30.159 29.713 39.707 39.719 38.428 Dar. Kühe 15.218 16.643 18.391 17.874 16.555 Schweine insg. 76.903 73.048 72.671 71.292 87.942 Dar. Sauen 6.099 6.071 7.838 6.716 8.785 Schafe 15.515 18.870 18.559 15.974 11.321 Legehennen 79.227 91.980 x x x Fortsetzung der Übersicht: 1975

Stück 1980 Stück

1985 Stück

1989 Stück

Pferde x x x x Rinder insg. 38.735 37.590 39.789 39.902 Dar. Kühe 17.001 17.205 17.012 16.740 Schweine insg. 96.247 109.165 104.452 94.213 Dar. Sauen 6.921 7.602 6.378 5.741 Schafe 10.775 9.483 10.488 11.852 Legehennen x 107.964 80.066 76.127 x ) Jahresergebnisse liegen nicht vor Quellen: Statistische Taschenbücher und Statistische Jahrbücher des Kreises

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198

Anlage 13 Seite 2

Viehbestände des Kreises je 100 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche

(zum jeweiligen Jahresende)

1952 Stück

1955 Stück

1960 Stück

1965 Stück

1970 Stück

Pferde 11,0 10,4 6,9 x 1,7 Rinder insg. 48,8 52,5 69,4 70,2 68,1 Dar. Kühe 24,6 29,4 32,2 31,6 29,3 Schweine insg. 124,6 129,3 127,1 126,1 155,9 Dar. Sauen 10,8 10,7 13,7 11,9 15,6 Schafe 25,1 33,4 32,5 28,3 20,1 Fortsetzung der Übersicht: 1975

Stück 1980 Stück

1985 Stück

1989 Stück

Pferde x x x x Rinder insg. 68,7 66,4 70,5 70,7 Dar. Kühe 30,2 30,4 30,1 29,7 Schweine insg. 170,7 192,9 185,1 166,9 Dar. Sauen 12,3 13,4 11,3 10,2 Schafe 19,1 16,8 18,6 21,0 x ) Jahresergebnisse liegen nicht vor Quellen: Statistische Taschenbücher und Statistische Jahrbücher des Kreises. Eigene Berechnungen, bezogen auf die landwirtschaftliche Nutzfläche des Jahres

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199

Anlage 14

Tierbestände je 100 ha LN per 31.12.1988 nach Kooperationsbereichen 1) Staatliche Orientierungskennziffern

Kooperation Rinder dar. Kühe Schweine dar. Sauen SchafeSchafe

Stück Stück Stück Stück StückStück_________________________________________________________________________

Krien 83 34 143 11,4 10

Neetzow 87 27 49 2,2 15

Stolpe 50 28 41 0 65

Medow 99 22 106 0 54

Blesewitz 74 34 89 1,4 8

Spantekow 64 33 223 26 14

Anklam 2) 69 56 130 8,4 24

Sarnow 47 23 125 6,3 28

Klein Bünzow 51 24 144 13,3 13

Groß Polzin 40 31 182 19,5 29

Rubkow 3) 99 18 102 11,6 2

Boldekow 65 28 190 14,4 32

Ducherow 73 28 122 11,6 8

Kreis insgesamt Plan 4) 71 30 172 11 23

Ist Ende 1988 4) 70 30 172 10 21

1) Errechnet auf der Basis der Staatlichen Orientierungskennziffern 1988, Quelle: Kreisarchiv OVP, EA 6887, Entwurf

2) ohne VEG Mast Anklam

3) ohne KoE ( Kooperative Schweinemastanlage Rubkow)

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200

Anlage 15 Seite 1 Berufstätige in den Pflanzenproduktionsbetrieben ein-schl. ACZ / Stand 30.09.1989 Unternehmen

Berufstätige

Insge- samt

dar.weib- lich

Je 100 ha

LPG Krien 287 121 5,9 LPG Neetzow 236 111 6,5 VEG Stolpe 1) 96 34 5,5 LPG Medow 182 60 4,5 LPG Blesewitz 245 81 6,8 LPG Spantekow 257 98 6,1 LPG Anklam 267 80 5,0 LPG Stretense/Sarnow 212 73 5,8 LPG Klein Bünzow 275 83 6,1 LPG Groß Polzin 242 98 6,3 LPG Rubkow 260 76 5,0 LPG Boldekow 127 36 4,2 Ducherow/Schwerinsburg 282 72 3,7 Kreis insgesamt 1) 2968 1023 5,4

In % 34,5

ACZ Anklam 173 22 BBS Stolpe 2) 217 109 Kreispflanzenschutzstelle 6 2 1) Berichtigte Zahlen / Arbeitskräfte der Berufsschule abgesetzt 2) Betriebsberufsschule Stolpe in Anklam Quelle: Kreisarchiv OVP, EA 6897, Zusammenstellung der Statistischen Jahresabrechnung der Betriebe 1989

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Anlage 15 Seite 2 Berufstätige in den Pflanzenproduktionsbetrieben einschl. ACZ / Stand 30.09.1989 Ausbildungsstand

Unternehmen

Ausbildungsstand Mit Abschluß

% Hoch- schule

Fach- schule

Meister Fach- arbeiter

LPG Krien 5 15 15 231 92,7 LPG Neetzow 5 16 15 192 96,9 VEG Stolpe 1) 2 8 12 66 91,7 LPG Medow 5 10 13 138 91,2 LPG Blesewitz 5 11 17 182 97,8 LPG Spantekow 4 14 12 207 92,2 LPG Anklam 6 21 21 196 91,4 LPG Stretense/Sarnow 7 7 12 164 89,6 LPG Klein Bünzow 3 14 15 234 96,7 LPG Groß Polzin 4 16 17 183 90,9 LPG Rubkow 5 16 14 203 91,5 LPG Boldekow 2 11 8 94 90,6 Ducherow/Schwerinsburg 6 20 9 230 94,0 Kreis insgesamt 1) 59 179 180 2320 92,3

In % 1,99 6,03 6,06 78,17

ACZ Anklam 2 15 8 135 92,5 BBS Stolpe 2) 28 22 1 135 85,7 Kreispflanzenschutzstelle 2 3 0 1 100 1) Berichtigte Zahlen / Arbeitskräfte der Berufsschule abgesetzt 2) Betriebsberufsschule Stolpe in Anklam Quelle: Kreisarchiv OVP, EA 6897, Zusammenstellung der Statistischen Jahresabrechnung der Betriebe 1989

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202

Anlage 16 Seite 1

Berufstätige in den Tierproduktionsbetrieben Stand 30.09.1989

Unternehmen

Berufstätige Mit Abschluss

% Insge- samt

dar.weib- lich

%

LPG Milchpro. Anklam 175 80 45,7 94,9 LPG T. Anklam 242 98 40,5 95,9 LPG T. Butzow 94 46 48,9 88,3 LPG T. Dersewitz 45 16 35,6 73,3 LPG T. Ducherow 225 78 34,7 82,9 LPG T. Görke 112 49 43,8 86,6 LPG T. Kl. Bünzow 207 75 36,2 98,6 LPG T. Krien 147 58 39,5 86,4 LPG T. Medow 88 35 39,8 88,6 LPG T. Menzlin 187 69 36,9 91,4 LPG T. Murchin 129 56 43,4 85,3 LPG T. Neetzow 154 44 28,6 89,6 LPG T. Nerdin 73 19 26,0 89,0 LPG T Neuendorf b 117 41 35,0 92,3 LPG T. Neuenkirchen 93 31 33,3 91,4 LPG T. Putzar 66 28 42,4 80,3 LPG T Rubkow 122 55 45,1 79,5 LPG T Sarnow 80 24 30,0 83,8 LPG T. Schmuggerow 157 64 40,8 84,7 LPG T. Spantekow 149 45 30,2 88,6 LPG T. Zinzow 123 53 43,1 84,6 VEG Anklam 1) 85 40 47,1 97,7 VEG Dennin 87 27 31,0 92,0 VEG Stretense 77 25 32,5 88,3 KoE. Mast Rubkow 2) 34 11 32,6 94,1 Betriebe insg.

3068

1167

38,0

89,1

In % 38,0 Veterinärwesen 48 22 45,8 100

1 ) VEG Mast und VEG Gartenbau 2 ) Kooperative Einrichtung Schweinemast Rubkow

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Anlage 16 / Seite 2 Berufstätige in den Tierproduktionsbetrieben

Stand 30.09.1989 Ausbildungsstand Unternehmen

Ausbildungsstand

Hoch- schule

Fach- schule

Meister Fach- arbeiter

LPG Milchpro. Anklam 3 11 22 130 LPG T. Anklam 5 13 17 197 LPG T. Butzow 2 7 9 65 LPG T. Dersewitz 1 4 1 27 LPG T. Ducherow 1 12 13 160 LPG T. Görke 1 6 10 80 LPG T. Kl. Bünzow 4 9 36 155 LPG T. Krien 3 9 13 102 LPG T. Medow 3 6 7 62 LPG T. Menzlin 1 7 16 147 LPG T. Murchin 3 5 13 89 LPG T. Neetzow 2 7 17 112 LPG T. Nerdin 0 2 6 57 LPG T Neuendorf b 1 7 8 92 LPG T. Neuenkirchen 1 7 5 72 LPG T. Putzar 1 2 5 45 LPG T Rubkow 3 7 8 79 LPG T Sarnow 2 4 6 55 LPG T. Schmuggerow 2 6 7 118 LPG T. Spantekow 2 9 12 109 LPG T. Zinzow 1 8 11 84 VEG Anklam 1) 1 7 0 75 VEG Dennin 4 3 7 66 VEG Stretense 1 4 6 57 KoE. Mast Rubkow 2) 0 3 3 26 Betriebe insg.

48

165

258

2261

In % 1,56 5,38 8,41 73,70 Veterinärwesen 20 15 0 13 1 ) VEG Mast und VEG Gartenbau 2 ) Kooperative Einrichtung Schweinemast Rubkow Quelle: Kreisarchiv OVP, EA 6897, Zusammenstellung der statistischen Jahresabrechnung „Ausbildungsstand der ständig Berufstätigen“per 30.09.1989 der Betriebe.

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Anlage 17

Maschinenbestand der Landwirtschaft des Kreises 1960 bis 1983 1) 1960 1970 1980 1983 Stück Stück Stück Stück ___________________________________________________________ Traktoren insg. 511 1.204 1.110 1.219 dar. K 700, T 150K ... 0 2 50 56 Lastkraftwagen 77 124 130 159 Anhänger für Traktoren/LKW 541 1.787 1.917 1.940 dar. Kipper 110 x x x Düngerstreuer für Stalldung 76 x x 129 Pflüge für Traktoren 410 x x 226 Kartoffellegemaschinen 62 x x 43 Mähdrescher 57 143 117 139 dar. E 512 / E 516 0 45 x 139 Kartoffelvollerntemaschinen 68 116 76 74 Kartoffelsortieranlagen K 711/716 0 0 x 16 Räum- und Sammelpressen 70 103 77 66 Maislegemaschinen 0 x x 19 Krane x 129 139 180 Feldhächsler E 066 / E 067 u.a.m. x 48 4 2 Rübenköpflader 0 66 33 23 Rübenrodelader 0 49 17 15 Schwadmäher E 301 0 x 57 69 Feldhäcksler E 280/281 35 x 64 77 Saatgutlegemaschinen / A 697 0 x 12 14 1) Ausgewählte Technik x Anzahl der Technik nicht bekannt Quelle: Maschinenbestandserhebung des Jahres / Kreiszusammenstellung

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Anlage 18

Wirtschaftliche Ergebnisse der Pflanzenproduktionsbetriebe 1988

B P 1) SK des BP 2) Kosten- Nettoprodukt satz Unternehme M/ha LN 4) M/ha LN % M/ha LN M/ VbE3) _______________________________________________________________ LPG P Krien 4.342 3.421 78,8 1.719 29.110 LPG P Neetzow 4.481 3.569 79,6 1.740 27.347 VEG P Stolpe 5) 6.993 6.287 89,9 2.074 15.053 LPG P Medow 4.045 2.974 73,5 1.738 37.391 LPG P Blesewitz 3.951 3.488 88,3 1.346 20.681 LPG P Spantekow 4.025 3.129 77,7 1.733 28.437 LPG P Anklam 3.499 3.162 90,4 1.123 20.596 LPG P Sarnow 4.155 3.432 82,6 1.532 24.775 LPG P Kl. Bünzow 4.480 3.507 78,3 1.859 29.556 LPG P Rubkow 3.491 2.931 83,9 1.297 25.019 LPG P Boldekow 3.509 3.037 86,6 1.026 24.677 LPG P Ducherow 3.237 2.914 90,0 812 22.996 Kreis insg.: 3.992 3317 83,1 1.442 25.251 Fortsetzung der Übersicht: Abgaben Nettogewinn Einkünfte Unternehme M/ha LN 4) M/ha LN 4) M/ VbE3) _______________________________________________________________ LPG P Krien 399 401 11.273 LPG P Neetzow 394 434 11.472 VEG P Stolpe 5) 0 -310 10.887 LPG P Medow 491 565 11.408 LPG P Blesewitz 150 223 10.877 LPG P Spantekow 380 491 11.493 LPG P Anklam 101 253 11.248 LPG P Sarnow 279 368 11.243 LPG P Kl. Bünzow 433 429 11.653 LPG P Rubkow 215 276 11.163 LPG P Boldekow 148 293 11.032 LPG P Ducherow 81 206 11.083 Kreis insg.: 260 327 11.221 Begriffserkärungen: 1) Bruttoprodukt = Produktionswert ohne Innenumsatz, einschl. Bestandsveränderung 2) Selbstkosten des Bruttoproduktes = Produktionskosten ohne Innenumsatz 3) VbE = Vollbeschäftigteneinheit im Jahr 4) Bezugsbasis LN = bewirtschaftete landw. Nutzfläche durch das Unternehmen 5) Berufsschule des Kreises in der Abrechnung enthalten, Staatl. Stützung 1008 M/ ha LN, dadurch nicht vergleichbar.

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Anlage 19 Seite 1 Wirtschaftliche Ergebnisse der Tierproduktionsbetriebe 1988

fGV /1) B P 2) SK des) Kosten- Nettoprodukt 4) BP 3 satz M/fGV M/VbE 5 Unternehmen insg. M/fGV) M/fGV % ______________________________________________________________ LPG T Krien 2134 5864 4606 78,5 2275 29779 LPG T Neuendorf b1430 7705 7526 97,7 1376 16392 LPG T Neetzow 2312 5695 4619 79,3 2204 30154 LPG T Dersewitz 683 5583 6069 108,7 600 8367 LPG T Medow 1283 7267 5949 81,9 2342 33764 LPG T Nerdin 827 10360 9144 88,3 2452 26684 LPG T Görke 1144 7277 6962 95,7 1544 16055 LPG T Neuenkirch. 1432 6816 6178 90,6 1706 22413 LPG T Butzow 1024 7582 6187 81,6 2484 27064 LPG T Spantekow 1803 6813 5865 86,1 2079 24664 VEG Dennin 1060 7563 6699 88,6 2243 27333 LPG T Anklam 2052 6364 8726 103 1416 12366 LPG M Anklam 2342 9270 7494 80,8 2961 38309 VEG Anklam 809 11132 9762 87,7 2884 29163 LPG T Sarnow 1160 6977 6572 94,2 1384 19585 VEG Stretense 766 7580 7379 97,3 1805 19208 LPG T Kl. Bünzow2270 7288 5586 76,7 3077 36005 LPG T Menzlin 2138 6926 5239 92,9 1687 19181 LPG T Murchin 1993 7136 6110 85,6 1922 29469 LPG T Rubkow 1277 8062 6932 86,0 2457 25298 Sch-Mast Rubkow 2418 10692 9908 92,7 1104 72162 LPG T Putzar 1082 6800 5778 85 1743 29469 LPG T Zinzow 1290 7111 6540 92 2106 20740 LPG T Schmugg. 2086 5828 4626 79,4 2101 28089 LPG T Ducherow 3 021 6848 6173 90,1 1753 23330 Kreis insg. 39836 7363 6471 87,9 2003 25589 Begriffserklärungen: 1) futterbedarfsbezogene Großvieheinheit ( entspricht dem jährlichen Energiebedarf einer Kuh mit 4000 kg Milch) 2) Produktionswert ohne Innenumsatz, einschl. Bestandsveränderungen 3) Produktionskosten ohne Innenumsatz 4) Produktionswert abzüglich der Vorleistungen und Abschreibungen 5) Eine vollbeschäftigte Arbeitskraft / Arbeitsstunden im Jahr : Nominelle Arbeitszeit im Jahr = VbE Quelle: Kreisarchiv OVP, EA 6415, Jahresabschlußbericht 1988, Formblatt 562-11

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Anlage 19 Seite 2

Wirtschaftliche Ergebnisse der Tierproduktionsbetriebe 1988 (Fortsetzung von Seite 1) Abgaben Nettogewinn Einkünfte Unternehmen M/fGV M/fGV M/fGV ________________________________________________________ LPG T Krien 642 656 11350 LPG T Neuendorf B 0 157 11300 LPG T Neetzow 586 581 11609 LPG T Dersewitz 0 -394 10939 LPG T Medow 560 631 12191 LPG T Nerdin 343 781 11986 LPG T Görke 0 185 10584 LPG T Neuenkirchen 164 425 11257 LPG T Butzow 621 686 11394 LPG T Spantekow 356 451 11474 VEG Dennin 227 869 11719 LPG T Anklam 0 - 172 11162 LPG M Anklam 780 910 12873 VEG Anklam 0 2115 11788 LPG T Sarnow 33 229 11426 VEG Stretense 0 339 13463 LPG T Kl. Bünzow 822 701 14206 LPG T Menzlin 56 346 11759 LPG T Murchin 398 639 12162 LPG T Rubkow 549 673 11637 Schweinemast Rubkow 0 1275 12270 LPG T Putzar 380 580 10985 LPG T Zinzow 71 574 11313 LPG T Schmuggerow 555 585 11711 LPG T Ducherow 46 557 10784 Kreis insg. 316 554 11725 Begriffserklärungen: 1) Futterbedarfsbezogene Großvieheinheit ( entspricht dem jährlichen Energiebedarf einer Kuh mit 4000 kg Milch) 2) Produktionswert ohne Innenumsatz, einschl. Bestandsveränderungen 3) Produktionskosten ohne Innenumsatz 4) Produktionswert abzüglich der Vorleistungen und Abschreibungen 5) Eine vollbeschäftigte Arbeitskraft / Arbeitsstunden im Jahr : Nominelle Arbeitszeit im Jahr = VbE Quelle: Kreisarchiv OVP, EA 6415, Jahresabschlußbericht 1988, Formblatt 562-11

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Anlage 20 Grund- und Umlaufmittel der LPG und deren Finanzie-

rung Kreis Anklam Stand 31.12. 1989 ME Genossen- darunter: schaften LPG Tier-. LPG Pflanzen-. Insgesamt produktion produktion Grundmittel ( Bruttowert) TM 652.903 269.187 366.681 Verschleiß TM 314.896 125.292 182.382 Grundmittel (Nettowert) TM 338.007 143.895 184.299 Finanzierung Inventarbeiträge TM 5.122 2.945 2.177 Vom Staat in Nutzung TM 12.351 10.971 1.380 Grundmittelkredite TM 30.687 17.994 11.868 Grundmittelkredite % zu insg. 9,08 12,5 6,44 Eigenmittel TM 289.847 111.985 169.874 Eigenmittel % zu insg. 85,75 77,82 91,63 Umlaufmittel Produktion TM 281.984 203.068 69.720 dar. Tierbestände TM 184.984 174.687 2.178 Finanzierung: Inventarbeiträge TM 11.912 7.795 4.117 Umlaufmittelkredite TM 21.712 17.038 4.674 Umlaufmittelkredite % zu insg. 7,7 8,39 6,7 Eigenmittel TM 248.349 178.235 60.929 Eigenmittel % zu insg. 88,08 87,77 87,39 Umlaufmittel Zirkulation TM 203.839 104.169 96.242 Verbindlichkeiten TM 37.324 21.983 15.341 Aus Staatlichen Fonds TM 57.378 9.322 42.316 LN als Bezugsbasis ha 53.236 52.965 53.507 Beschäftigte in Personen 5.725 2.81 2.872 Quelle: Archiv der Kreisverwaltung OVP, EA 6422 Jahresberichterstattung "Grund- und Umlaufmittel und deren Finanzierung 1989"

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Anlage 21 Wirtschaftliches Ergebnis der Pflanzenproduktionsbetriebe ME 1985 1987 1989 89/85 % _________________________________________________________ Bruttoumsatz ( BU ) 1) TM 240.458 247.511 246.665 102,58 Innenumsatz TM 43.735 45.415 43.960 100,51 Bruttoprodukt (BP ) 2) TM 196.723 202.096 202.705 103,04 Bruttoprodukt je ha LN M 3.892 3.998 4.011 Selbstkosten des BU 3) TM 194.617 208.238 220.368 113,23 Düngemittel TM 24.552 31.200 35.888 146,17 Saat- und Pflanzgut TM 19.856 19.774 20.734 104,42 Produktive Leistungen TM 65.067 69.454 68.282 104,94 Lebendige Arbeit 4) TM 29.111 30.549 32.198 110,60 Lebendige Arbeit ha LN M 576 604 637 Selbstkosten des BP 5) TM 150.882 162.823 176.408 116,92 Selbstkosten je ha LN M 2.985 3.221 3.490 Nettoprodukt 6) TM 74.952 69.822 58.495 78,04 Nettoprodukt je ha LN M 1.483 1.381 1.157 Kostensatz 9) % 76,70 80,57 87,03 113,46 Bruttogewinn TM 45.841 39.273 26.297 57,37 Bruttogewinn je ha LN M 907 777 520 Staatliche Abgaben 7) TM 19.062 16.097 9.057 47,51 Gewinn nach Abgaben TM 26.779 23.176 17.240 64,38 Nettogewinn 8 ) TM 23.257 20.076 14.025 60,30 Begriffserklärungen: 1) Produktionswert einschl. Innenumsatz und Bestandsveränderungen 2) Produktionswert ohne Innenumsatz, einschließlich Bestandsveränderungen 3) Gesamte Produktionskosten einschl. Innenumsatz und Abschreibungen 4) Personalkosten einschl. soziale Beiträge und Vergütung 5) Produktionskosten einschließlich Personalkosten und Abschreibungen, oh-ne Innenumsatz. 6) Produktionswert abzüglich Vorleistungen und Abschreibungen 7) Staatliche Sonderabgaben 8) Bereinigter Gewinn zur Füllung der Fonds 9) Berechnet: Selbstkosten BP zu Bruttoprodukt Quellen: Kreisarchiv OVP, EA 6422, Jahresabschlußberichterstattungen 1985- 1989Kreisstelle für Statistik Anklam

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Anlage 22 Wirtschaftliches Ergebnis der Tierproduktionsbetriebe ME 1985 1987 1989 89/85 % _____________________________________________________________ Bruttoumsatz ( BU ) 1) TM 292.281 302.697 300.390 102,77 Innenumsatz TM 30.753 33.249 33.635 109,37 Bruttoprodukt (BP ) 2) TM 261.528 269.448 266.755 102,00 Bruttoprodukt je ha LN M 5.174 5.331 5.277 Selbstkosten des BU 3) TM 255.334 269.994 271.417 106,30 Futtermittel TM 108.344 114.062 111.779 103,17 Tiereinsatz TM 67.844 68.436 68.471 100,92 Produktive Leistungen TM 17.993 20.345 19.308 107,31 Lebendige Arbeit 4) TM 30.482 32.423 34.731 113,94 Lebendige Arbeit ha LN M 603 641 687 Selbstkosten des BP 5) TM 224.581 236.745 237.782 105,88 Selbstkosten je ha LN M 4.443 4.684 4.704 Nettoprodukt 6) TM 67.429 65.126 63.704 94,48 Nettoprodukt je ha LN M 1.334 1.288 1.260 Kostensatz 9) % 85,87 87,86 89,14 103,81 Bruttogewinn TM 36.947 32.703 28.973 78,42 Bruttogewinn je ha LN M 731 647 573 Staatliche Abgaben 7) TM 14.182 12.563 11.445 80,70 Nettogewinn 8 ) TM 22.765 20.140 17.528 77,00 Begriffserklärungen: 1) Produktionswert einschl. Innenumsatz und Bestandsveränderungen 2) Produktionswert ohne Innenumsatz, einschließlichBestandsveränderungen 3) Gesamte Produktionskosten einschl. Innenumsatz und Abschreibungen 4) Personalkosten einschl. soziale Beiträge und Vergütung 5) Produktionskosten einschließlich Personalkosten und Abschreibungen, ohne Innenumsatz. 6) Produktionswert abzüglich Vorleistungen und Abschreibungen 7) Staatliche Sonderabgaben 8) Bereinigter Gewinn zur Füllung der Fonds 9) Berechnet: Selbstkosten des BP zu Bruttoprodukt Quellen: Kreisarchiv OVP, EA 6422, Jahresabschlußberichterstattungen 1985- 1989 Kreisstelle für Statistik Anklam

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Anlage 23

Staatlicher Finanzhaushalt der Landwirtschaft des Kreises 1956 1)

Planmäßig Außerplanmäßig Ein- Aus- Ein- Aus- nahmen gaben nahmen gaben TM TM TM TM ____________________________________________________________ Stützung staatl. Tierzuchtbetriebe 136,5 VEG Mast von Schlachtvieh 12,7 Stützung der ÖLB 627,2 439,9 MTS des Kreises 3.103,3 2) Maßnahmen im Acker- u. Gartenbau 0,3 1,8 Gemeinden - " - 26,0 1,7 Maßnahmen im Obstbau 2,3 Kartoffelkäferbekämpfung 39,7 Bekämpfung weiterer Schädlinge 1,5 55,9 Stützung Erntehelfereinsätze 19,6 Maßnahmen allgemeiner Tierzucht 2,8 Leistungsprüfung der Kühe 253,7 217,2 Allgemeines Veterinärwesen 26,3 28,1 Rinder Tbc-Bekämpfung 0,9 Landw. Ausstellungen u. Propaganda 3,9 Erstattung von Mieten und Pachten 23,3 Zuschuss für die Kuhhaltung 96,0 56,9 Tierärztliche Betreuung der LPG 182,8 Zootechnischer Beratungsdienst 12,5 Wettbewerbe und Tagungen 10,1 Zuschuss Industriearbeiter aufs Land 306,7 Produktionshilfe für LPG 474,2 Zuschuss Bewirtschaftung Freier Flächen 57,1 Wirtschaftsbeihilfen 15,0 Besitzwechsel Bodenreform 0,3 Sturmschäden bei Bodenreformgebäuden 4,5 Bodenreformübernahmebeiträge 262,7 Insgesamt / 3): 570,5 1.441,8 13,0 1.374,8 Erläuterungen: 1) Ist-Abrechnung des Jahres 2) Ausgaben der MTS sind nicht bekannt, sie wurden außerplanmäßig zugeführt 3) Ohne MTS Quelle: Kreisarchiv OVP, EA 3253, Abrechnung des Haushaltsplanes 1956

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Anlage 24 Staatlicher Finanzhaushalt der Landwirtschaft

des Kreises 1988 1)

Planmäßig Außerplanmäßig Ein- Aus- Ein- Aus- nahmen gaben nahmen gaben TM TM TM TM ____________________________________________________________ Staatliche Tierarztpraxen 3.120,0 2.597,1 Einrichtung Seuchenschutz 19,9 Maßnahmen Seuchenschutz 117,0 Werterhaltung landwirtschaftl. Vorfluter 2.680,0 Pachten und Mieten 49,0 Acker- u. Gartenbau, Naturschutz 11,0 Stützung der Erfassung Küchenabfällen 12,0 Agrarpropaganda 5,0 Stützung Polytechnische Ausbildung 27,0 Förderung Neuerertätigkeit und MMM 1,0 Zuschuss für Bienenwanderungen 1,0 Zivilverteidigung 1,0 Kreispflanzenschutzstelle 107,0 Kreislandwirtschaftsschule 10,0 224,8 Förderung Bildungsmaßnahmen 14,2 Staatliche Abgaben der Unternehmen 33.000,0 Standortbezogene Zuschläge 1.920,0 Zeitweilig gebundene Zuschläge 770,0 Sarnierungsbeihilfen (Tierbestände) 990,0 Wissenschaftlich-technischer Fortschritt 495,0 Zuschuss Führung Wettbewerbe 45,0 Zuschuss Meliorationsmaßnahmen 2) 540,0 Insgesamt: 3.130,0 5.867,0 33.000,0 4.760,0 Erläuterungen: 1) Plan des Jahres 1988 2) Zuschuss für die LPG, ohne staatl. Investitionen Quelle: Kreisarchiv OVP, EA 6091, Haushaltsplan 1988 Kreisarchiv OVP, EA 6422, Planvorgabe 1988 Fördermittel

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Anlage 25

Anteil des Kreises an der Republik

Bezugsjahr 1960 %

1970 %

1980 %

1985 %

1988 %

Landwirtschaftliche Nutzfläche

0,89

0,90

0,90

0,91

0,91

Ackerland

0,85

0,87

0,86

0,86

0,87

Staatliches Aufkommen:

Getreide 0,98 1,07 1,01 1,00 1,00

Ölfrüchte 1,38 2,11 2,82 2,25 2,05

Kartoffeln 1,08 1,32 1,16 1,10 1,21

Zuckerrüben 1,19 0,91 0,77 1,02 1,44

Schlachtvieh insg. 0,85 0,82 0,71 0,68 0,64

Schlachtschweine 0,90 0,93 0,83 0,80 0,74

Schlachtrinder u. –schafe 0,79 0,75 0,60 0,54 0,54

Geflügel und Kaninchen 0,55 0,30 0,19 0,27 0,24

Milch ( 4 % Fett ) 0,93 0,75 0,75 0,77 0,79

Eier 0,78 0,41 0,29 0,23 0,21

Viehbestände

Rinder insg. 1,10 0,74 0,66 0,68 0,69

dar. Kühe 1,14 0,77 0,80 0,82 0,83

Schweine 1,27 0,91 0,85 0,81 0,78

Schafe 1,71 071 0,47 0,41 0,45

Anbauflächen

Getreide insg. 0,82 0,83 0,87 0,88 0,92

Ölfrüchte insg. 1,29 2,38 2,51 2,05 2,06

Kartoffeln 0,91 0,88 1,06 1,02 1,09

Zuckerrüben 1,28 1,06 0,77 0,93 1,10

Quellen: Statistische Taschenbücher des Kreises der Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik, Kreisstelle Anklam Statistische Jahrbücher der DDR, herausgegeben von der Staatlichen Zentral- verwaltung für Statistik Vielfach eigene Berechnungen der prozentualen Anteile

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Anlage 26 Landtechnik im Zeitraum 1946 bis 1990

Ausgewählte Technik

Lanz-Bulldog mit Wiesenrädern Radtraktor „ZT 303“, 100 PS

KS 30 „Urtrak“, 63 PS K 700, PS

Mähdrescher „E 512“ Kartoffelerntemaschine E 667-2

Strohbergungstechnik: ZT 300, Hochdruckpresse „K 442“ und Anhänger „HW 80“

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Anlage 27 Neubauernhöfe nach Befehl 209 gebaut

Kombination Wohnhaus, Stall und Scheune Photo 2006 in Relzow

Wohnhaus Stallanlage Photo 2006 Relzow

Wohnhaus mit Stall, der in den siebziger Jahren zu Wohnraum umgebaut wurde Photo 2006 Menzlin

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