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Die germanischen Sprachen 2019 Homepage/04-040-2003... · George Mackay Brown (1922-96) und die...

Date post: 05-Nov-2019
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Die germanischen Sprachen
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Die germanischen Sprachen

Skandinavische Siedlungen vor 1000

Das Danewerk

Wikingerzüge

Der Runenstein von Rök (ca. 800)Nach Vämod stehen diese Runen. Aber Varin schrieb sie, der Vater, nach dem verstorbenen Sohn. Ich sage den jungen Männern die Sage von den beiden Beutestücken, die zwölfmal genommen wurden, beide Beutestücke auf einmal, von verschiedenen Männern. Ich sage als zweites, wer vor neun Menschenaltern lebte und das Leben unter den Hreidgoten verlor. Und er starb unter ihnen wegen seiner Missetaten. Es herrschte Theoderich, der Kühne, der Fürst der Seekrieger, über den Strand des Hreidmeers. Jetzt sitzt er gerüstet auf seinem gotischen Ross, den Schild auf der Schulter, der Held der Märinge. Das sage ich als zwölftes, wo das Ross der Walküre Speise erblicken wird auf dem Schlachtfeld., Zwanzig Könige liegen da. Das sage ich als dreizehntes, welche zwanzig Könige auf Seeland saßen, vier Winter, mit vier Namen, Söhne von vier Brüdern. Fünf (mit Namen) Falk, Radulfs Söhne, fünf Hreidulfe, Ragulfs Söhne, fünf Haisle, Haruds Söhne, fünf Gunnmunde, Berns Söhne. Jetzt sagt jeder den jungen Männern … alles forschte ich nach. Ich sage den jungen Männern, wer von Ingevalds Nachkommen gebüßt wurde dank des Opfers einer Ehefrau. Ich sage den jungen Männern welchem Helden ein Nachkomme geboren ist. Vilen ist es. Er konnte einen Riesen fällen. Vilen ist es. … Ich sage den jungen Männern: Thor. Sibbe, der Hüter der Heiligtümer, zeugte neunzigjährig

Die ersten Siedler auf Island nach dem Zeugnis der Landnámabók

Snorri Sturluson und sein Sitzungs-Hotspot

Njáll Þorgeirsson (in einer Handschrift von 1698)

Hauptschauplätze der Njáls saga

Höskuldsstaðir

(Hallgerðr)

Þingvellir

Hlíðarendi (Gunnar)

Bergþórshvoll (Njáll)

Svínafell (Flosi)

Das berühmteste Zitat der Njáls

saga... fögr er hlíðin svá at

mér hefr hon alldri iafnfögr synz,

bleikir akrar ok slegin tún, ok

mun ek ríða heim aptr ok fara

huergi

‘schön ist der Berghang, wie er mir noch

nie so schön erschienen ist, die hellen

Äcker und die gemähten Wiesen, und ich

werde nach Hause reiten und nirgend-

wohin fahren’.

Snorra Edda: Gylfi = Gangleri von Hár, Jafnhár und Þriði

Eine Seite aus dem Codex Regius („Lieder-Edda“)

Eine „Bilder-Edda“ aus Gotland (8. Jh.)

Drottkvaett in Runen: Der Karlevi-Stein (Öland, um 1000)Folginn liggr hinn’s fylgðu

(flestr vissi þat) mestar

dáðir dolga þrúðar

draugr í þeimsi haugu

Mun-at reið-Viður ráða

rógstarkr í Danmörku

Endils jörmungrundar

ørgrandari landi

Übersetzung:

verborgen liegt der, dem folgten

(die meisten wissen das) die größten

Taten, der Kämpfe Thrud

Baum (bzw. Gespenst) in diesem Hügel.

(es) wird nicht der Wagen-Odin herrschen

ein Kampfstärkerer in Dänemark

des Endils des Weitweltgrundes

ein Gerechter im Land

Will sagen:

Begraben liegt der, dem die größten Taten folgten – diemeisten wissen das – der Krieger in diesem Hügel. Eswird nicht herrschen in Dänemark ein kampfstarkergerechterer Seekrieger über das Land

Skaldenkenningar: Einige Beispiele• unnar hestr ‘der Wellen Pferd’ → ‘Schiff ’

• grennir ulfa ‘Ernährer der Wölfe’ → ‘Krieger’

• stáls él ‘des Stahls Sturm’ → ‘Kampf ’ (vgl. Ernst Jünger!)

• heiþes vingameiþe ‘des Habichts Schwingbaum’ → Arm

• geirveþrs seiþs galga ‘Galgen des Fisches des Speergewitters’ → Arm (dabei: Fisch des Speergewitters = Schwert)

• hrannhyrjar brjótr ‘des Wellenfeuers Zerbrecher / Verschwender’ → König (dabei: Wellenfeuer = Gold)

• haukaklífs Hlín ‘der Habichtsklippe Hlín (eine Göttin)’ → Frau (dabei: Habichtsklippe = Arm)

• nistes norn ‘der Spange Norne (Schicksalsgöttin)’ → Frau

• simla sorgar ‘der Ochsen Mühsal’ → Acker

• lyngs fjarþölna ljósheims bör ‘Baum der Lichtwelt der Fische des Fjords des Heidekrauts’ → Mann (dabei: Fjord des Heidekrauts = Heide; Fisch der Heide = Schlange; Lichtwelt der Schlange = Gold; Baum des Goldes = Mann)

Der Skalde Rögnvaldr von den Orkneys an die

provenzalische Schöne Ermerngarde

Vist’r at frá berr flestum

Fróða meldrs, at góðu

velskúfaðra vífa

vöxtr þinn, Bil en svinna.

Skorð lætr hár á herðar

haukvallar sér falla

- átgjörnum rauðk erni

ilka – gult sem silki.

Wörtlich:

‘Das ist gewiss, dass dein Wuchs, kluge Bil des Fróði-Mehls (Fróða meldrs Bil), hervor ragt von den meisten wohlgezierten Frauen. Die Stütze des Falkenfeldes (skorð haukvallar) lässt das Haar, gelb wie Seide, sich auf die Schultern fallen. Ich habe dem futtergierigen Adler die Füße gerötet’.

George Mackay Brown (1922-96) und die Orkneyinga saga

Ermengarde of Narbonne

Your hair, lady

Is long, a bright waterfall.

You move through the warriors

Rich and tall as starlight.

What can I give

For the cup and kisses

you brought to my mouth?

Nothing.

This red hand, a death dealer

Farewell to Narbonne

A gale of beauty – like rosepetals

My breath scatterd.

Throw, voyagers, now

A lest farwell to Ermengarde.

(The cut-throats on the rowing bench

As well as Armod

Had one wild dream,

to toss and snore in her bed.)

O Heart-broken-Poet –

That gold-and-ivory forehead

Love Song

The summer mouth of Ermengarde

Commands two things –

A sea of saga-sruff, wreckage, gold,

As far as Jordan,

And later, at leaf-fall,

On patched homing wings

A sun-dark hero.

Love and War

White as snow

White as silver

The lady,

A beauty all whiteness,

A kindness

Red as wine.

Another redness, fire

About the castle

A sharp whiteness, swords.

Altnordischer Konsonantismus (1)Obstruenten (Verschluss- und Reibelaute)

Germanisch Altnordisch Kommentar / Beispiele

p, t, k (1. LV,

Fremdwörter)

p, t, k Erhalt, also z.B. djúpr ‘tief ’, tveir ‘zwei’, kinn

‘Wange’

p, t, k vor j u. w ppj, ttj, kkj bzw. kkv ähnlich westgerm. Konsonantengemina-

tion, aber keine genaue Entsprechung:

urn. lukjan > an. lykkja ‘schließen’

urn. þikwjar > an. þykkr ‘dick’

germ. leg-jan an. liggja ‘liegen’

t, k im Auslaut Spätaltisländisch im

Auslaut t > ð, k > <g>

mikit > mikið, ok >og

þ, f (1. LV) und s þ, f, s Allophone bei /þ/: Erhalt im Anlaut, sonst

zu sth. ð, also: þat ‘das’, aber bjóða ‘bieten’.

χ χ oder h (im Anlaut)

in Verbindung mit s: χs =

<x>

sonst Schwund und

Ersatzdehnung

hafa ‘haben’, hlaupa ‘laufen’,

vaxa ‘wachsen’, lax ‘Lachs’

z.B. sjá ‘sehen’ (ahd. sehan), ljá ‘leihen’ (ahd.

lîhan)

Altnordischer Konsonantismus (2)Assimilation

regressiv mp > pp an. kapp (Lehnw. lat. campus), ahd. kampf ‘Kampf ’; an. kappi

‘Kämpfer’, ahd. kempfo

nt, nd > tt an. vettr, ahd. wintar ‘Winter’; an. batt, ahd. band

nk, ng > kk an. þykkja, ahd. dunken ‘dünken’; an. sprakk, ahd. sprang

χt > tt mit Ersatzdehnung an. átta ‘acht’, ahd. aht; an. dóttir ‘Tochter’, ahd. tohter

ðl > ll an. frilla ‘Geliebte’, ahd. fridila; an. brullaup ‘Hochzeit’, ahd.

brûtlouf

progressiv lþ und nþ > ll an. Gunnar, mhd. Gunther; an. goll, gull, ahd. guld ‘Gold’

an. finna, ahd. findan ‘finden’; an. munnr, ahd. mund ‘Mund’

lR, nR, sR > ll, nn, ss an. stóll (< stólR) ‘Stuhl’, ahd. stuol; an. lítill (< lítilR) ‘klein’, ahd.

lutzil

an. steinn (< stainR) ‘Stein’, ahd. stein; an. heitinn (< haitinR)

‘geheißen’, ahd. giheiin

an. minn (< mînR) ‘mein’, ahd. mîn

Altnordischer Konsonantismus (3)

Schwund von germ. wAnlaut vor r, l an. rangr ‘schief ’ (engl. wrong), an. risi ‘Riese’

(as. wrisi); rîtan ‘schreiben’ (engl. write)

Vor gerundeten Vokalen o, ó, u,

ú, y und ý

ab. orð ‘Wort’ (ahd. wort), Óðinn ‘Wotan’ (ahd.

Wuotan), ulfr ‘Wolf ’ (ahd. wolf), yrkja ‘wirken’

(ahd. wurken); Stammformen von ‘werfen’:

verpa – varp – urpum – orpinn

nach stammschließendem g und

k, sofern Stammvokal = o oder u

syngva ‘singen’, aber sunginn ‘gesungen’

vor konsonantischen Endungen sngr ‘Gesang’ (Nom. Sg.) gegenüber sngvi

(Dat. Sg.)

im absoluten Auslaut hgg ‘Hieb’ gegenüber hggva ‘schlagen, hauen’

Altnordischer Konsonantismus (4)

Schärfung

jj > ggj tveggja Gen. Pl. von ‘zwei’ ahd. zweiio

þriggia Gen. Pl. von þrír ‘drei’ ahd. drîo

Frigg Name einer Göttin ahd. Frîa (in nhd. Freitag)

egg ‘Ei’ (engl. egg ist ein Lehnwort) ahd. ei

ww > ggw tryggr ‘treu’ ahd. triuwi

höggva ‘hauen’ ahd. houwan

hryggva ‘reuen’ ahd. hriuwan

byggva ‘wohnen’ ahd. bûwan

glggr ‘klug’ ahd. glao, Gen. glawes

Germanischer Vokalismus (1)

Germanische Kurzvokale

idg. germ. Beispiele

a

a

ahd. akkar = an. akr (vgl. lat. ager)

ahd. zam = an. tamr (vgl. lat. domus ‘Haus’)

ahd. fater = an. faðir (vgl. lat. pater)

o ahd. ahto = an. átta (vgl. lat. octo)

ahd. gast = an. gestr mit e < a (vgl. lat. hostis)

ahd. lang = an. langr (vgl. lat. longus)

e e ahd. ëan = an. eta (vgl. lat. edere)

ahd. fël = an. fell (Nf. fjall) (vgl. lat. pellis)

ahd. wërdan = an. verða (vgl. lat. vertere ‘drehen’)

i i ahd. fisk = an. fiskr (vgl. lat. piscis)

ahd. minniro ‘geringer’ = an. minni (vgl. lat. minor)

ahd. fridu = an. friðr (zu idg. *pri- ‘nahe’)

u u ahd. sun = an. sunr (Nf. sonr) (vgl. lit. sûnus)

ahd. hund = an. hundr (vgl. griech. kýôn)

ahd. (h)nu = an. hnot (vgl. lat. nux)

um siehe z.B. starke Verben Klasse 3 und 4

un

ul

ur

Germanischer Vokalismus (2)

Germanische Langvokale

idg. germ. Beispiele

ā ō ahd. muoter ‘Mutter’ = an. móðir (vgl. lat. māter)

ahd. bruoder ‘Bruder’ = an. bróðir (vgl. lat. frāter)

ahd. fuo ‘Fuß’ = an. fótr (vgl. griech. pōd-)ō

ē ē1 > ā

(west- u.

nordgerm.)

siehe z.B. st. Verben der 4. und 5. Klasse, z.B. ahd. nâmun ‘(sie)

nahmen’ = an. námu (got. nēmun), ahd. gâbun = an. gáfu ‘(sie) gaben’

(got. gēbun)

ē2 ahd. briaf ‘Brief ’ = an. bréf (aus lat. brēve), ahd. priast(er) = an. prestr

(< lat. presbyter); siehe auch die st. Verben der 7. Klasse, z.B. ahd.

lia ‘ließ’ = an. lét (got. mit Reduplikation lailōt)

ī ī ahd. swîn ‘Schwein’ = an. svín (vgl. lat. svīnus)

in Lehnwörtern wie z.B. ahd. wîn ‘Wein’ = an. vín (aus lat. vinum)

ahd. stîgan ‘steigen’ = an. stíga (vgl. griech. steicho ‘ich gehe’) und

andere st. Verben der 1. Klasse

e

ū ū ahd. mûs ‘Maus’ = an. mús (vgl. lat. mus)

ahd. hût ‘Haut’ = an. húðr (vgl. lat. cutis)

ahd. brûn ‘braun’ = an. brúnn (vgl. griech. phrynos ‘Kröte’)

Germanischer Vokalismus (3)

Germanische Diphthonge

idg. germ. Beispiele

a a ahd. gei ‘Ziege, Geiß’ = an. geit (vgl. lat. haedus ‘Bock’)

ahd. wê (mit ê < ai im Auslaut) ‘wehe!’ = an. vei (vgl. lat. vae)

ahd. ein = an. ein (vgl. altlat. oinom > lat. unum)

siehe auch die Prät.Sg.-Formen der starken Verben der 1. Klasse

o

a a ahd. ouhhôn ‘vermehren’ = an. auka (vgl. lat. augere)

ahd. ôra ‘Ohr’ (mit ahd. Monophthongierung) = an. eyra (vgl. lat. auris)

ahd. rôt ‘rot’ (mit ahd. Monophthongierung) = an. rauðr (vgl. lit. raudas)

siehe auch die Prät. Sg.-Formen der starken Verben der 2. Klasse

o

e e ahd. diot ‘Volk’ = an. þjóð (vgl. gall. Teuto- in Namen, z.B. )

siehe auch die Präs.-Formen der starken Verben der 2. Klasse

e ī siehe vorige Folie (germ. Langvokale)

Resonanten

sonantische Allophone konsonantische Allophone

i (ähnlich [j] in nhd. jeder)

u (ähnlich [w] in engl. water)

(ähnlich [] in nhd. [gēb] ‘geben’) m

(ähnlich [] in nhd. [bind] ‘binden’) n

(ähnlich [] in nhd. [vyrf] ‘Würfel’) l

(ähnlich [] in schwäb. [ham] ‘Hammer’) r

Altnordischer Vokalismus (1)germ. a

unverändert

altnordisch vgl. althochdeutsch

maðr ‘Mann’ man

gaf ‘gab’ gab

langr ‘lang’ lang

barn ‘Kind’ barn

i-Umlaut a > e

gestr ‘Gast’ (< gastiR) gast (Schwund des i vor dem Umlaut)

nefna ‘nennen’ nemnen, nennen (< namnjan)

brenna ‘anbrennen, anzünden’ brennen (< brannjan)

engill ‘Engel’ engil (< lat. angelus, vulgärlat. angilus)

g-Umlaut „Palatalumlaut“ a > e

degi ‘Tag’ (DS) taga

sleginn ‘geschlagen’ gislagan

u-Umlaut („Labialumlaut“) a >

saga ‘Geschichte’, aber Plural sgur keine Formenentsprechung

kaldr ‘kalt’ (NSM), aber kld (NSF) < kald-u < kald-ō, ebenso: langr : lng,

gamall ‘alt’ : gmul u.a.

ahd. kalt, lang ...

a > e vor R (R-Umlaut)

gler ‘Glas’ (< glaR-a-) glas

Altnordischer Vokalismus (2)germ. e

altnordisch vgl. althochdeutsch

unverändert (in leichter Silbe und nach v, l, r)

gefa ‘geben’ gëban

nema ‘nehmen’ nëman

verpa ‘werfen’ wërfan

Brechung e > ja vor a (z.T. „ungebrochene“ Nebenformen)

bjartr ‘glänzend, prächtig’ (< berχt-a-) bërht

bjarnar GS zu björn ‘Bär’ (< bern-u-) bëro

jafn ‘eben’ (< ean-a-) ëban

hjarta ‘Herz’ (< χert-a-) hërza

Brechung e > j vor u:

jkull ‘Gletscher’ (< ekul-a-) ihhil (mit i < e durch Umlaut aus ekil-a-)

jrð ‘Erde’ (< erþ-u- < erþ-ō-) ërda

bjrk ‘Birke’ (< berk-u- < berk-ō-) birihha, birka (< berk-jō-)

Hebung e > i vor Nasal + Konsonant

binda bintan ‘binden’

vindr wint ‘Wind’

blindr blint ‘blind’

villr (mit Konsonantenassimilation) wilt ‘wild’

Umlaut e > ø vor v / u

søkkva sinkan ‘sinken’

støkkva ‘zerspringen, spritzen’ stinkan ‘stinken’

Altnordischer Vokalismus (3)germ. i

altnordisch vgl. althochdeutsch

unverändert

bitr ‘bitter’ bitter

digr ‘dick’ dick

dikta ‘abfassen, dichten’ (< lat. dictare) dihtôn

fiðla ‘Fiedel’ fidula, fidala

fimm ‘fünf ’ fimf

fingr ‘Finger’ finger

risi ‘Riese’ risi, riso

i > y vor w (v)

syngva ‘singen’ singan

nykr ‘Flussungeheuer, Nix’ (< nikwir) nihhus

Hebung i > e vor assimiliertem Nasal / vor a

vetr ‘Winter’ wintar

drekka ‘trinken’ trinkan

neðan ‘von unten’, aber niðr ‘nach unten’ nidar ‘nieder’

Altnordischer Vokalismus (4)

an./urn. o (< germ. u, da kein germ. o)

unverändert

ofan ‘von oben’ (< uan-a) oban

ok ‘Joch’ (< juk-a-) joh

opt ‘oft’ (< uft-a) oft

holt ‘bewaldeter Hügel’ (< χult-a-) holz

o > vor R (R-Umlaut)

r- Präfix ‘aus-’, z.B. rorðr ‘vorlaut’ ur-

Altnordischer Vokalismus (5)

Germ. u

unverändert

duga ‘nützen, taugen’ tugan

fullr ‘voll’ full

fugl ‘Vogel’ fogal (mit o < u)

munnr ‘Mund’ munt

u > o vor –ena- im Part.II (e offen, später zu i)

sopinn ‘getrunken’ gisoffan

frosinn (Nf. frorinn) ‘gefroren’ gifroran

borginn ‘geborgen’ giborgan

u > y vor i/j (i-Umlaut)

spyrja ‘fragen’ (Prät spurði) spurien

fylla ‘füllen’ fullen

synir ‘Söhne’ suni

þykkja ‘dünken’ dunken

Altnordischer Vokalismus (6)

Germ. ā (< germ. ē1)

unverändert

láta ‘lassen’ lâan

námum ‘(wir) nahmen’ nâmum

ár ‘Jahr’ jâr

fá ‘fangen’ fâhan

háll ‘glatt, schlüpfrig’ hâli

ā > æ vor (vielfach geschwundenem) i / j

lætr ‘lässt’ (< lāt-iR) zu láta lâan

mæla ‘sprechen’ (< mahal-jan) mahalen

nær ‘nahe’ nâhi

Skræling ‘Indianer, Eskimo’ (zu *skrāl- ‘schwach’) mnd. schrâl ‘mager, trocken, schlecht’

ā > æ vor R (R-Umlaut)

tvær ‘zwei’ (NSF < twāR) zwâ, zwô

Altnordischer Vokalismus (7)

Germ. ē (= ē2)

unverändert

hét ‘hieß’ hia

lét ‘ließ’ lia

hér ‘hier’ hiar

Germ. ī

unverändert

mín ‘meine’ (Fem.) mîn

hvíla ‘Ruheplatz, Bett’ (h)wîla ‘Weile’

píla ‘Pfeil’ (< lat. pila ‘Pfeile’) pfîl

ríða ‘reiten’ rîtan

skrífa ‘schreiben’ (< lat. scribere) skrîban

ī > ý vor w

Týr (< TīwaR, ein Göttername) Zîu

blý ‘Blei’ (< blī-wa-) blîo

slý ‘Schleie’ (ein Fisch) (< slī-wa-) slîo

ýkva neben víkja ‘weichen’ (< wīkwa-) wîhhen (nicht zu weich!)

Altnordischer Vokalismus (8)

Germ. ō

unverändert

bróðir ‘Bruder’ bruoder

flóð ‘Flut’ fluot

blóð ‘Blut’ bluot

góðr ‘gut’ guot

óðr Mask. ‘Gesang, Dichtung’, Adj. ‘wütend, rasend’ wuot ‘Wut’

ō > œ von i/j (i-Umlaut)

æða (< wōðijan) ‘wüten’ zu óðr wuoten > mhd. wüeten

bœkr NP zu bók ‘Buch’ buoh (erst fnhd. Bücher)

nœtr NP zu nótt ‘Nacht’ naht (erst fnhd. Nächte)

Altnordischer Vokalismus (9)

Germ. ū

unverändert

hús ‘Haus’ hûs

mús ‘Maus’ mûs

bú ‘Bau’ bû

súpa ‘saufen’ sûfan

ū > ý vor i/j (i-Umlaut)

sýpr ‘(du) trinkst / (er) trinkt’ sûfis (> mhd. siufis > nhd. säufst)

hýsi ‘(ich) beherberge’ keine Entsprechung, erst nhd. häuten

mýss ‘Mäuse’ mûsi

hýða ‘prügeln, peitschen’ zu húð keine Entsprechung, erst nhd. häuten

ū > ý vor R (R-Umlaut)

sýr ‘Sau’ (< urn. sūR) sû

Altnordischer Vokalismus (10)

Germ. ai

ai > ei

reið ‘ritt’ reit

deila ‘teilen’ teilen

mein ‘Schaden, Leiden’ mein (in nhd. Meineid)

steinn ‘Stein’ Stein

Altnordischer Vokalismus (11)

Germ. au

unverändert

baug ‘bog’ boug

baugr ‘Ring’ boug

lauf ‘Laub’ loub

laug ‘Lauge, Bad’ louga

daufr ‘taub’ toub

au > ey vor i, j (i-Umlaut)

hleypr ‘läufst, läuft’, 2./3.Sg. zu hlaupa (h)loufit

leyfa ‘erlauben’ (< lau-jan) ir-louben

leysa ‘lösen’ (< leys-jan) lôsen

beygja ‘beugen’ (< baug-jan) bougen

au > ey vor R (R-Umlaut)

heyra ‘hören’ (< χauR-jan) hôren (Monophthongierung)

reyrr ‘Rohr’ (< rauR-a-) rôr

Altnordischer Vokalismus (12)

Germ. eu

jó (vor e, o, a der Folgesilbe)

kjósa ‘auswählen’ (< keusa-) kiosan

bjóða ‘bieten’ (< beuða-) biotan

þjóð ‘Volk’ (< þeuð-a-) diot

skjóta ‘schießen’ (< skeuta-) skioan

þjóf ‘Dieb’ (< þeu-a-) diob

jú (vor stammschließendem g, k, f, p)

sjúkr ‘siech, krank’ (< seuk-i-) sioh, siuh

djúpr ‘tief ’ (< deup-i-) tiuf

ý vor R (R-Umlaut)

skýtr ‘(du, er) schießt’ (< skeutiR) skiuit

flýgr ‘(du) fliegst, (er) fliegt’ (< fleugiR) fliugit

þýða ‘deuten, erklären’ (< þeuð-ja-) diuten

lýðr ‘Volk, Leute’ (< leuþ-i-) liut

Altnordischer Vokalismus (13)

Ersatzdehnungen (nach Assimilation und Senkung i >é, u > ó)

nátt ‘Nacht’ (< naχt-) naht

átta ‘acht’ (< aχt-a) aht

réttr ‘recht’ (< reχt-a-) recht

flétta ‘flechten’ (< fleχt-a-) flehtan

sléttr ‘eben, flach’ (< sleχt-a-) sleht

dóttir ‘Tochter’ (< duχter) tohter

dróttin ‘Herr’ (< druχtin-a-) truhtin

sótt ‘Krankheit’ (< suχt-i-) suht

fúss ‘begierig’ (< funs-a-) funs

fá ‘fangen’ (fanχ-a-) fâhan

vœttr ‘Wicht’ (mit œ < é < i nach v) wiht

Altnordischer Vokalismus (14) - Sonstiges

• Dehnung von Kurzvokalen im Auslaut von Einsilblern: got. sa ‘der, dieser’ : an. sá; got. þu ‘du’ > an. þú.

• i > ē, u > ō vor urn. R (< germ. z): an. þér ‘dir’ < þir (vgl. ahd. dir).

• Dehnung vor l, Beispiele: mjólk ‘Milch“, hjálpa ‘helfen’.

• Kürzung vor Mehrfach- und Doppelkonsonanz: mín ‘meine’ (NSF), aber minn ‘mein’ (NSM) und mitt (NSN).

• Kontraktion von Vokalen: Folgt ein unbetonter Vokal direkt auf einen betonten (was meist dann der Fall ist, wenn zwischen beiden ein Konsonant geschwunden ist), so kommt es vielfach zur Kontraktion der beiden unmittelbar benachbarten Vokale. Beispiele: voran. āar > an. ár ‘Flüsse’, voran. rōum > róm ‘wir rudern’.

• Als Kontraktion kann auch der Vorgang interpretiert werden, dass Diphthonge, deren erster Bestandteil ein ē oder ī und deren zweiter Bestandteil ein a, o oder u ist (also ea, ia, iu usw.) zu „steigenden“ Diphthongen werden, z.B. sea > sjá ‘sehen’, fīandi > fjándi ‘Feind’ (vgl. ahd. fīand). Der Name des Helden der Njáls saga, Njall, leitet sich her von Nīall (der Name ist irischer Herkunft und entspricht heutigem Neil bzw. O’Neil).

Einzelsprachliche Entwicklungen: Althochdeutsch und Altnordisch (1)

1. Klasse, germ.: ī – a – i – i (1. Klasse)

Eine Reihe 1a: î – ei – i – i

Eine Reihe 1b: î – ê – i – i

1a: rîtan (rîtu) – reit – ritum – giritan.

Ebenso z.B.: bîtan ‘warten’, skîzan ‘scheißen’, trîban ‘treiben’, swîfan ‘schweifen’, skrîtan ‘schreiten’, skînan ‘scheinen’, (h)nîgan, stîgan ‘steigen’,

Mit grammatischem Wechsel: snîðan(snîdu) – sneid – snitum – gisnitan‘schneiden’

1b: mit grammatischem Wechsel:lîhan (lîhu) – lêh – liwun – giliwan.

zîhan (zîhu) – zêh – zigum – gizigan‘zeihen, beschuldigen’

í – ei – i - i

í – é – i - i

ríða – reið – riðum – riðinn.

Ebenso z.B. bíða ‘warten’, skíta ‘scheißen’, dríta dass., drífa ‘treiben’, swífa ‘ablenken’, skríða ‘schreiten’, skína ‘scheinen’,

Grammatischer Wechsel beseitigt: sníða – sneið – sniðum – sniðinn ‘schneiden’

Mit Schwund von auslautendem g und Monophthongierung > é: hníga – hné – hnigum – hniginn ‘neigen’; ebenso z.B.: míga ‘pinkeln’, stíga ‘steigen’

Einzelsprachliche Entwicklungen: Althochdeutsch und Altnordisch (2)

2. Klasse, germ.: e / ū – a – u – u

Althochdeutsch

Eine Reihe 2a: io (iu) / û – ou – u - ô

Eine Reihe 2b: io (iu) / ô – u – o

2a: biogan (biugu) – boug – bugum – gibogan ‘biegen’. Ebenso: fliogan ‘fliegen’, triogan ‘(be)trügen’, kriochan ‘kriechen’, riochan ‘rauchen’, liochen ‘rupfen’, skioban ‘schieben’, sliofan ‘schlüpfen’, triofan ‘triefen’.

Variante Präsens mit û: sûfan (sûfu) – souf –suffum – gisoffan. Ebenso: sûgan ‘saugen’, lûhan ‘schließen’

Mit grammatischem Wechsel: ziohan (ziuhu) – zoug – zuhum – gizogan. Ebenso: fliohan ‘fliehen’.

2b: biotan (biutu) – bôt – butum – gibotan. Ebenso: gioan ‘gießen’, (ir-, bi-)drioan ‘verdrießen’, dioan ‘tosen’, nioan ‘genießen’, rioan ‘weinen’. – Mit Rhotazismus: friosan (friusu) – frôs – frurum –gifrorann. Ebenso: (fir)liosan ‘verlieren’

Variante Präsens mit jó: fljóta – flaut –flutum – flotinn. Ebenso: brjóta ‘bechen’, gjóta ‘gießen’, hljóta ‘bekommen’, hrjóta ‘schnarchen’, ljósta ‘schlagen’, njóta ‘genießen, nützen’, þjóta ‘tosen’, þrjóta ‘zu Ende gehen’, bjóða ‘bieten’, hrjóta ‘reuten’, rjóða ‘röten’, sjóða ‘sieden’, gjósa ‘sprudeln’, hnjósa ‘niesen’.

Variante Präsens mit jú (stammauslautend g, k, f, p): krjúpa – kraup – krupum – kropinn ‘kriechen’, drjúpa ‘tropfen’, kljúfa ‘spalten, zerhacken’, rjúfa ‘zerreißen’, fjúka ‘zerstie-ben’, rjúka ‘rauchen’, strjúka ‘streichen’, fljúga ‘fliegen’, ljúga ‘lügen’, smjúga ‘schmie-gen’.

Variante Präsens mit ú: súpa – saup – supum – sopinn ‘saufen’. Ebenso: súga ‘saugen’, lúka ‘verschließen’, lúta ‘sich beugen’.

Mit grammatischem Wechsel, der aber teilweise beseitigt ist: frjósa – fraus neben frera – frusum neben frerum – frosinn neben frerinn ‘frieren’. Der e-Vokalismus ist durch Analogie zur 7. Klasse verursacht (s. dort).Ähnlich kjósa ‘wählen’

Einzelsprachliche Entwicklungen: Althochdeutsch und Altnordisch (3)

3. Klasse, germ.: e – a – u – uEine Reihe 3a i – a – u – u

Eine Reihe 3b ë – a – u – o

3a (mit Hebung ë > i vor Nasalverbindung): singan (singu) – sang – sungum – gisungan. Eben-so: swimman ‘schwimmen’, klimman ‘(er)klimmen’, limpfan ‘zukommen’, rimpfan ‘rümpfen’, brinnan ‘brennen, in Flammen stehen’, biginnan ‘beginnen’, bilinnan ‘aufhören’, sinnen ‘streben’, (in-)trinnan ‘sich absondern’, winnan ‘sich mühen’, dringan ‘dringen’, dwingan ‘zwingen’, sprin-gan ‘springen, swingan ‘schwingen’, hinkan ‘hinken’, sinkan ‘sinken’, stinkan ‘stinken’, trinkan ‘trinken’, slintan ‘verschlingen’, swintan ‘schwin-den’, wintan ‘winden’.

3b (mit Umlaut u > o vor a im Part.Prät.): wër-fam (wirfu) – warf – wurfum – giworfan. Ebenso: bëllan ‘bellen’, gellen ‘gellen’, mëlkan ‘melken’, gëltan ‘(ver)gelten’, skëltan ‘schelten’, smëlzan ‘zerschmelzen’ (intr.), hëlfan ‘helfen’, skërran ‘kratzen’, wërran ‘durcheinander kommen’ (intr.), bërgan ‘bergen’, stërban ‘sterben’, wërdan ‘werden’, sërtan ‘vögeln’, ferzen ‘furzen’, bifelhan ‘befehlen’.

Mit anderem stammschließendem Konsonantismus: brëttan ‘ziehen, zücken’, brëstan ‘bersten’, drëskan ‘dreschen’, flëhtan ‘flechten’, fëhtan ‘fechten’. Spätahd./mhd. erfolgt meist Übertritt in Klasse 4.

Eine Reihe 3a mit i / y – a – u – u

Eine Reihe 3b mit ja (e) / ø (e)/ e – a – u – o

Variante Präsens mit i (vor Nasalverbindung), z.T. mit Konsonantenassimilation im Auslaut binda – batt – bundum – bundinn. Ebenso: hrinda – hratt ‘stoßen’, vinda – vatt ‘winden’, springa – sprakk ‘springen’, stinga – stakk ‘stechen’, ohne solche Assimilation, aber v-Schwund vor u: vinna – vann – unnum – unninn svimma – swamm –summum – summinn (s. auch svima Klasse 4)

Variante Präsens mit y (infolge von v nach dem stammschließenden Konsonanten): syngva – sng (mit < a vor ehemals v) – sungum – sunginn. Eben-so: slyngva ‘schleudern’, þryngva ‘dringen’

Variante Präsens mit ja (durch Brechung): bjarga (aber: 1SIPs berg) – barg – burgum – borginn. Ebenso: gjalda ‘gelten’, skjalfa ‘zittern’, skjalla ‘schellen, klatschen’.

Variante Präsens mit ø (< e vor v): støkkva (aber: 1SIPs stekk) – stkk (mit < a vor ehemals v) –stukkum – stokkinn ‘(zer)springen, spritzen’. Ebenso: søkkva ‘sinken’, hrøkkva ‘weichen’, kløkkva ‘stöhnen’.

Variante Präsens mit e („ungebrochen“ in leichter Silbe und nach v, l, r aus e oder durch Analogie mit den finiten Formen des SPs): bresta ‘bersten’ – brast –brustum – brostinn. Ebenso: detta ‘hinfallen’, gnesta ‘krachen’, snerta ‘berühren’, verpa ‘werfen’, verþa ‘werden’, svella ‘anschwellen’, serða ‘vögeln’.

Historisch-sachlicher Nachtrag zu einem starken Verb

der Klasse 3b

• Gauathere, latz mer serte

• narra er sarda gerra

• ÞORNY SARÞ HELGI

RISTI (und zwar hier)

Einzelsprachliche Entwicklungen: Althochdeutsch und Altnordisch (4)

4. Klasse, germ. e – a – ē1 – u (4. Klasse)

Auf einer frühen urgemanischen Stufe muss genau wie in Klasse 3 zweimal die Schwundstufe angesetzt werden, d.h. ē1 kann erst auf einer jüngeren Stufe eingetreten sein. West- und Nordgermanischen ē1 > ā.

Im Ahd. ist die Hauptvariante die Reihe ë – a – ā – o mit stammschließendem m, l, r, also: nëman (nimu) –nam – nāmum – ginoman. Ebenso: hëlan ‘hehlen’, stëlan ‘stehlen’, quëlan ‘quälen’, dwëlan ‘betäubt sein’, bëran ‘tragen’, twëran ‘rühren’ (dazu später mit ostmd. Lau-tung Quirl), skëran ‘scheren’, swëran ‘schwären, schmerzen’, zëran ‘zehren’, brëman ‘brummen’ (dazu Bremse), zëman ‘ziemen’, bedingt auch: quëman ‘komen’ (PPt. quëman wie in Klasse 5).

Variante mit stammschließendem hh (< germ. k): brëhhan (brihhu) – brah – brâhum – gibrohhan. Ebenso: sprëhhan ‘sprechen’, rëhhan ‘rächen’, stëhhan ‘stechen’. Mit nochmals abweichendem Konsonantismus trëffan ‘treffen’.

Die an. (got., ae.) Entsprechungen gehen nach Klasse 5. Die ahd. Zugehörigkeit ist wohl eine Sonderent-wicklung, vielleicht in Analogie zu brëhhan, das auch im Ae. und Got. zu Klasse 4 gehört (im An. gibt es keine Entsprechung).

Sonderfall kuman (kumu) – kâmum – kuman. Diese Formen sind im späteren Althochdeutschen vorherrschend und die Grundlage für nhd. kommen.

Das á < ē1 erscheint in älteren Quellen (und deshalb auch in manchen Grammatiken) als ´ oder auch als ó.

Variante Part. Prät. mit o: bera – bar – bárum – borinn. Ebenso: vefa – vaf – váfum – ofinn (v-Schwund vor o) ‘weben’. Mit grammatischem Wechsel fela – fal – fálum –folginn ‘verbergen’ (das „zugehörige“ h in den anderen Formen ist auf voraltnordi-scher Stufe geschwunden).

Variante Präs. mit o (hier Umfärbung e > o nach v): sofa – svaf – sófum / sváfum – sofinn (hier o < u). – Auch koma (hier o < u hier wegen der abweichenden Ablautstufe!) –kam – kámum – kominn

Variante Part. Prät. mit u: e – a –á –u: nema –nam – námum – numinn. Ebenso: svima (Prät.Pl. suminn) neben svimma (Klasse 3).

Ahd. bifelhan (stv. 3b) = an. fela (stv. 4) = run. FELAHAN:

Runenstein von Björketorp, ca. 675

Mit Blick nach außerhalb: UÞARABA-SBA = ‘Unheils-Prophezeiung’

Mit Blick nach innen: HAIDR-rUNO RONU // FALAH AK HAIDERrA G/INA-rUNAR ArAGEU / HAErAMA-LAUSR / UTI AR WELA-DAUDE / SAR ÞAT BArUTR = ‘Der Glanzrunen Reihe verbarg ich hier. Zauberrunen. Durch Argheit/Verwirrung rastlos draußen ist eines bösen Todes der, welcher das (hier) zerbricht’

Einzelsprachliche Entwicklungen: Althochdeutsch und Altnordisch (5)

5. Klasse, germ.: e – a – ē1 – eEine Reihe ë (i) – a – â – ë

Eine Reihe i – a – â – ë (j-Präsentien)

Zur Normalvariante ë – a – â – ë gehört z.B. gëban (gibu) – gab – gâbum – gigëban ‘geben’. Ebenso: mëan ‘messen’, pflëgan ‘pflegen’, wëgan ‘wiegen, wägen’, knëtan ‘kneten’, trëtan ‘treten’, gëan ‘erlangen’, fir-gëan ‘vergessen’, jëhan ‘sprechen, bekennen’, giskëhan ‘geschehen’. – Ebenso, nur mit grammatischem Wechsel (Rhotazismus): wësan (wisu, aber meistens bin) – was – wârum – giwësan ‘sein’, lësan ‘lesen’, ginësan ‘genesen’. Auch: quëdan (quidu) – quad – quâtum – giquëtan ‘sprechen’, sëhan – sah – sâhun – gisëwan (meist aber gisëhan).

Sonderfall ëan – â (Langvokal im Sing.Prät.) – âun – giëan. Ebenso frëan.

Die jan-Präsentien haben i im Präs. und Inf., dazu Gemination des stammauslautenden Konsonanten, z.B. bitten (bittu) – bat – bâtum – gibëtan. Entsperchend: liggen ‘liegen’, sitzen ‘sitzen’.

Eine Reihe e – a – á – e

Eine Reihe i – a – á – e

Zur Normalvariante e – a – á – e gehört z.B. gefa – gaf –gáfum – gefinn ‘geben’. In der 3. Stammform steht im älteren An. auch ´. oder ó (wie in Klasse 4). Ebenso: drepa ‘erschlagen’, freta ‘furzen’, geta ‘bekommen’, meta ‘messen, abschätzen’, leka ‘leck sein’, reka ‘treiben’, lesa ‘lesen’, kveða ‘sprechen’.

Besonderheiten: sjá (< séa mit Akzentverschiebung wie Njáll) – sá – sám (Schwund des u der Endung) – sénn(Schwund des i der Endung) ‘sehen’.

Zwei verschiedene (homonyme) Verben sind zusammengefallen in vega – vá (nach Konsonantenschwund und Ersatzdehnung im Auslaut) –vágum – veginn 1. ‘wägen, wiegen’, 2. ‘töten’. Das erste entspricht bedeutungsgleichem ahd. wëgan, das zweite ist sekundär in die Klasse gekommen und geht auf germ. wīhan mit grammatischem Wechsel h – g zurück. Die g-Formen sind analog aufs ganze Paradigma übertragen worden (vgl. auch ahd. wîgan ‘kämpfen’).

Wie ahd. ëan hat auch an. eta im Prät.Sg. langes á: át.

Die jan-Präsentien haben im Präs. den Stammvokal i: biðja – bað – báðum - beðinn ‘bitten, befehlen’. Entsprechend sitja ‘sitzen’, liggja ‘liegen’, þiggja ‘empfangen’ (beides mit j-Gemination von g).

An. bað und vann auf dem Stein von Jelling (ca. 985)

HARALTR KUNUNKR BAÞKAURUA / KUBL ÞAUSI AFT KURM FAÞUR SIN / AUK AFT ÞARUI MUÞUR SINA SA HARALTR IAS SAR UANTANMAURK ALA AUK NURUIAK / AUK TANI KARÞi KRISTNA

‘König Harald befahl (zu) errichten dieses Denkmal nach Gorm, seinem Vater, und Þyra, seine Mutter. Der Harald, der sich gewann Dänemark und Norwegen und die Dänen (zu) Christen machte’

Einzelsprachliche Entwicklungen: Althochdeutsch und Altnordisch (6)

6. Klasse, germ. a – ō – ō – aEine Reihe a – uo – uo – a

Eine Reihe e – uo – uo – a (j-Präsentien)

Zur Hauptvariante gehört z.B. faran (faru) – fuor – fuorum – gifaran. Ebenso: gangan ‘gehen’, gnagan ‘nagen’, tragan ‘tragen’, sahhan ‘streiten’, watan ‘waten’, graban ‘graben’, skaban ‘schaben’, galan ‘singen’, malan ‘mahlen’, spanan ‘verlocken’, waskan ‘waschen’, wahsan ‘wachsen’, bahhan ‘backen’, standan ‘stehen’ (neben „athematischem“ stên und stân). – Mit grammatischem Wechsel: slahan (slahu) – sluog – sluogum – gislahan (auch gislagan) ‘schlagen’. Ebenso: dwahan ‘waschen’, lahan ‘tadeln’.

Zu den j-Präsentien gehören skepfen (< skapjan) – skuof – skuofum – giskaffan ‘schöpfen, schaffen’. Entsprechend: swerien ‘schwören’, heffen ‘haben’, dieses mit grammatischem Wechsel heffen (heffu) – huob – huobum – gihaban.

Eine Reihe a – ó – ó – a / e

Eine Reihe e / ey / œ – ó – ó – a /e (j-Präsentien)

Zur Hauptvariante gehört z.B. fara – fór – fárum –farinn. Ebenso: taka ‘nehmen’, gala ‘singen’, mala ‘mahlen’, grafa ‘graben’, skafa ‘schaben’ hlaða ‘(auf)laden’, kala ‘frieren’ (ohne ahd. Entspre-chung, vgl. jedoch mhd. küel ‘kühl’), aka ‘fahren’, skaka ‘schütteln’, vaða – óð – óðum – vaðinn ‘wa-ten’. Mit entsprechenden Prät-Formen vaxa ‘wachsen’.

Stammschließendes h (im grammatischen Wech-sel mit g) ist bei gleichzeitiger Ersatzdehnung im Auslaut geschwunden: slá – sló – slógum – sleginn (mit Palatalumlaut a > e vor g) ‘schlagen’. Ebenso: þvá ‘waschen’, flá ‘schinden, (die Haut oder das Fell) abziehen’, klá ‘reiben’.

Die Reihe der j-Präsentien zeigt im An. unter-schiedliche Stammvokal im Präsens, nämlich e: hefja– hóf – hófum – hafinn ‘heben’. Ebenso: skepja ‘schaffen’, sverja ‘schwören’.

Präsens auf ey (-ey- aus -awi-): deyja – dó – dúm –dáinn, ebenso geyja ‘bellen’.

Präsens auf œ: hlœja – hló – hlógum – hleginn‘lachen’.

Einzelsprachliche Entwicklungen: Althochdeutsch und Altnordisch (7)

Germ. ablautlose, jedoch reduplizierende Reihen (7. Klasse)Die Verben, die hierher gehören, hatten ursprünglich kei-nen Ablaut, weshalb sich bei ihnen die Reduplikation vergleichs-weise lange gehalten hat. Im Althochdeutschen ist die Redup-likation nahezu völlig verschwunden. Es gibt nur noch ganz vereinzelt archaische Formen, die nur als Reflexe redupliziender Vorformen erklärt werden können, z.B. zu stôan ‘stoßen’ das Prät. steroz (< *stezot < *stestot o.ä. mit z für sth. Sibilant). Der Normalfall ist jedoch stio mit (erst sekundär eingeführtem) Ablaut.

Für das Althochdeutsche sind zwei Großgruppen zu unterschei-den, je nach „hellem“ oder „dunklem“ Präsensvokal:

Reihe mit „hellem“ Präsensvokal a /â (< e2) / ei – ia – ia - a /â (< e2) / ei. Hierzu gehören mit a: haltan (haltu) – hialt – hialtum –gihaltan ‘halten’. Ebenso salzan ‘salzen’, waltan ‘walten’, skaltan ‘stoßen’, spaltan ‘spalten’, blantan ‘mischen’, gangan ‘gehen’ (dazu jedoch die „athematischen“ Nebenformen gên und gân), bannan ‘bannen’, spannan ‘spannen’, fallan ‘fal-len’, faldan ‘falten’. Beson-derheiten weist fâhan mit sekun-därem Langvokal (aus *fanχan) und grammatischem Wech-sel auf: fâhan (fâhu) – fiang – fiangum –gifangan. Ebenso hâhan ‘hängen’.

Mit â: râtan (râtu) – riat – riatum – girâtun. Ebenso bâgan ‘streiten, kämpfen’, blâsan ‘blasen’, brâtan ‘braten’, lâan ‘lassen’, slâfan ‘schlafen’.

Mit ei: heian (heiu) – hia – hiaum – giheian ‘heißen, nen-nen’. Ebenso meian ‘schneiden’, skeidan ‘scheiden’, sweifan ‘winden’.

Reihe mit „dunklem“ Präsensvokal ou / uo / ô – io – io - ou / uo / ô. Hierzu gehören mit ou: loufan (loufu) – liof – liofum – giloufan. Ebenso houwan ‘hauen’.

Mit uo: bluoan (bluou) – blio – blioum – gibluoan ‘opfern’. Ebenso: (h)ruofan ‘rufen’, wuofan ‘schreien’, fluochan ‘fluchen’.

Mit ô: stôan (stôu) – stio – stioum – gistôan ‘stoßen’. Ebenso: skrôtan ‘schroten, zerkleinern’.

Das Altnordische hat zwar die Reduplikation ebenfalls weitgehend aufgegeben, bewahrt aber noch mehr eindeutige Reste als das Althochdeutsche. Auch hier gibt es – ja nach Präsensvokal – verschiedene Untergruppen.

Reihe ó – e – e – ó mit deutlichen Reduplikationsrelikten: róa – rera – rerum – róinn ‘rudern’. Ebenso gnúa – gnera – gnerum – gnúinn ‘reiben’, gróa ‘wachsen’, sá ‘säen’, snúa ‘drehen, wenden’.

Reihe ei – é – é – ei: heita – hét – hétum – heitinn. Ebenso leika ‘spielen’, sveipa ‘schwingen; umhüllen’ (dieses oft auch schwach flektiert).

Reihe au – jó – jó – au: hlaupa – hljóp –hljópum – hlaupinn ‘laufen’. Entsprechend auka – jók – jókum - aukinn ‘vermehren’, ausa – jós – jósum – ausinn ‘schöpfen’. Hierher letztlich auch (mit „Verschärfung und u-Umlaut) hggva – hjó – hjoggum - hggvinn ‘hauen’, auch búa – bjó – bjoggum – búinn ‘wohnen’.

Reihe a – e – e – a: falle – fell – fellum – fallinn ‘fallen’. Ebenso blanda ‘mischen’, falda ‘umbinden’, halda ‘halten’. Mit Konsonantenassimilation im Wortauslaut: ganga – gekk – genum – genginn ‘zu Fuß gehen’, hanga –hekk – hengum – hanginn, fá – fekk – fengum –fangin/fenginn

Reihe á – é – é – á: láta – lét – létum – látinn ‘lassen’. Ebenso blása ‘blasen’, gráta ‘weinen’, ráða ‘raten’.

Reihe ó – é – é – ó: blóta – blét – blétum – blótinn ‘opfern’

Formen des Dentalsuffixes

Bedingung / Form Beispiele

nach stimmlosen Konsonanten: t gleypta ‘verschluckte’ zu gleypa

reista ‘errichtete’ zu reisa ‘errichten’

nach l, d bei schwerer Stammsilbe: d sýnda ‘zeigte’ zu sýna ‘zeigen’

nach ð: d mit Assimilation fœdda ‘ernährte; gebar’ zu fœða ‘ernähren;

gebären’

sonst ð kallaða ‘rief ’ zu kalla ‘rufen’

heyrða ‘hörte’ zu heyra ‘hören’

jan-Verben (= schwache Verben, 1. Klasse)

Kurzsilbige jan-Verben (Klasse 1a)

Die kurzsilbigen jan-Verben zeigen im Infinitiv /Präsens noch das klassenspezifische j und außerdem Umlaut. Im finiten Präteritum und im Part. Prät. tritt Rückumlaut auf.

Die relevanten Formen sind Infinitiv – finites Präteritum – Part.Prät, Beispiel: telja – talða – taliðr ‘zählen’. Entsprechend: spyrja – spurða – spurðr ‘fragen’, krefja ‘verlangen’, berja ‘schlagen’, venja ‘gewöhnen’, temja ‘zähmen’, gleðja ‘erfreuen’, vekkja ‘wecken’, glepja ‘verführen, zum Narren halten’, flytja ‘wegbringen’, bysja ‘strömen’.

Langsilbige jan-Verben (Klasse 1b)

Das j im Infinitiv / Präsens nur nach k und g. Erkennbar sind die Verben aber am j-bedingten Umlaut. Kein Rückumlaut im Prät. Diese Gruppe zeigt das j im Infinitiv / Präsens nur nach g. Rückumlaut erfolgt im Prät. nicht. Die Stammformen sind demnach dœma – dœmða – dœmdr ‘(ver)urteilen’. Entsprechend: brenna ‘anzünden, verbrennen’, fylgja ‘folgen’, gleypa ‘verschlingen’, heyra ‘hören’, mæla ‘sprechen’, søkkva – søkta – søktr ‘versenken’ (< urgerm. ankvija-), fella ‘fällen’, sigla ‘segeln’, kenna ‘kennen’, nefna ‘nennen’, þýða ‘deuten’, senda ‘senden’, hvessa ‘schärfen’.

Ehemalige ô- und ai-Verben

Das germ. ō, das im Althochdeutschen noch erhalten ist, erscheint quantitativ und qualitativ verändert als kurzes a. Diese Verben zeigen im Infinitiv / Präsens kein j und meist keinen Rückumlaut in den entsprechenden Formen. Wenn ein j vorkommt, gehört es nicht zum Verbalsuffix, sondern zu dem Wortstamm, von dem das Verb abgeleitet ist. Beispiele: elska – elskaða – elskaðr ‘lieben’. Entsprechend auch Beispiele: kalla – kallaða –kallaðr ‘rufen’, stðva – stðvaða – stðvaðr ‘aufhalten’, ferner spá ‘prophezeien’, herja ‘verheeren’ (j gehört zum zugrunde liegenden Nominalstamm herr, Gen. herjar ‘Heer, Kampfschar’), byrja ‘beginnen’ (zu byrr, byrjar), dysja ‘begraben’ (zu dys, dysjar Grabhügel), eggja ‘aufreizen’ (zu egg ‘schneide’), gneggja ‘wiehern’, syfja ‘einschläfern’. Hierher auch die nicht wenigen Inchoativa auf –na wie sofna ‘einschlafen’, batna ‘besser werden’, blikna ‘erbleichen, bleich werden’.

Bei den ai-Verben (die prinzipiell den ahd. ên-Verben entsprechen) ist der klassenspezifische Vokal ist im finiten Prät. geschwunden und erscheint im Part.Prät. als a. Beispiel: lifa – lifða – lifat ‘leben’ (vgl. ahd. lëbên), trúa – trúða – trúat ‘glauben’.

Präteritopräsentia – althochdeutsch / altnordisch (1)

1. Klasse

Präsens Präteritum

Inf. 1./3.Sg.Ind. 2.Sg.Ind. 1./3.Pl.Ind. 1./3.Sg.Ind. Part.

wian wei weist wium wissa / wëssa giwian

eigum eigan

vita veit veist vitum vissa vitaðr

eiga á átt eigum átta áttr

2. Klasse

Präsens Präteritum

Inf. 1./3.Sg.Ind. 2.Sg.Ind. 1./3.Pl.Ind. 1./3.Sg.Ind. Part.

tugan toug - tugum tohta -

Die an. Entsprechung tuga ist schwaches Verb (Kl. 2)

Präteritopräsentia – althochdeutsch / altnordisch (2)

Präsens Präteritum

Inf. 1./3. Sg. 2.Sg.Ind. 1./3. Pl.Ind. 1./3.Sg. Ind. Part.

unnan ‘gönnen’ an - unnum onda -

kunnan ‘können’ kan kanst kunnum konda -

durfan ‘brauchen’

darf darft durfum dorfta -

turran ‘wagen’ gitar gitarst giturrum gitorsta -

unna ‘lieben’ ann annt unnum unna un(na)t

kunna ‘können’ kan kannt kunnum kunna kunnat

þurfa ‘brauchen’ þarf þarft þurfum þurfta þurft

Ahd. turran hat keine an. Entsprechung

3. Klasse

Präteritopräsentia – althochdeutsch / altnordisch (3)

4. Klasse

Präsens Präteritum

Inf. 1./3. Sg. 2.Sg.Ind. 1./3. Pl.Ind. 1./3.Sg. Ind. Part.

skolan ‘sollen’ skal skalt skulun skolta

ginah

‘genügt’

skulu ‘sollen’ skal skalt skulum skylda skyldr ‘schuldig’

muna ‘denken an’ man mant munum munða munaðr

munu ‘werden’ mun / man munt / mant munum munda /

mynda

munaðr

an. muna und munu haben keine ahd. Entsprechung

ahd. ginah hat keine an. Entsprechung

Präteritopräsentia – althochdeutsch / altnordisch (4)

5. Klasse

Präsens Präteritum

Inf. 1./3. Sg. Ind. 2.Sg. Ind. 1./3.Pl. Ind. 1./3.Sg. Ind. Part.

magan / mugan mag maht magun / mugan mahta /mohta

mega má mátt megum mátta mátt

6. Klasse

Präsens Präteritum

Inf. 1./3. Sg. Ind. 2.Sg. Ind. 1./3.Pl. Ind. 1./3.Sg. Ind. Part.

muoan ‘mögen’ muo muost muoun muosa -

knáttu ‘können’ kná knátt knegum knátta -

Im Ahd. keine Entsprechung zu an. knáttu, im An. keine Entsprechung zu ahd. muoan

Althochdeutsch und altnordisch ‘wollen’

Präsens

Indikativ Konjunktiv

ahd. an. ahd. an.

Sg. 1 willu / wille / wil vil welle velja

2 wili / wilt vill (ll < lR) wellēs veli

3 wili viill (ll < lR) welle veli

Pl. 1 wellemēs velim wellēn velim

2 wellet velið wellēt velið

3 wellent veli wellēn veli

Das Hilfsverb sein – Althochdeutsch und altnordisch

Indikativ Konjunktiv

ahd. an. ahd. an.

Sg. 1 bim er sī sjá

2 bis ert sīs(t) sér

3 ist er sī sé

Pl. 1 birum, -n erum sīm, -n sém

2 birut eruð sīt séð

3 sint eru sīn sé

Verbflexion althochdeutsch / altnordisch (2)

Starke Verben: Indikativ Präsens

althochdeutsch altnordisch

Sg. 1 rît-u hilf-u skiu-u ríð help skýt

2 rît-is(t) hilf-is(t) skiu-is(t) ríð-r help-r skýt-r

3 rît-it hilf-it skiu-it ríð-r help-r skýt-r

Pl. 1 rît-umês hëlf-umês skio-umēs ríð-um hjlp-um skjót-um

2 rît-et hëlf -et skiu-et ríð-ið hjálp-ið skjót-ið

3 rît-ant hëlf-ant skiu-ant ríð-a hjálp-a skjót-a

Verbflexion althochdeutsch / altnordisch (2)

Starke Verben: Konjunktiv Präsens

althochdeutsch altnordisch

Sg. 1 rît-e hëlf-e skio-e ríða helpa skýta

2 rît-ês hëlf-ês skio-ês ríð-ir help-ir skýt-ir

3 rît-e hëlf-e skio-e ríð-i help-i skýt-i

Pl. 1 rît-em(ês) hëlf-em(ês) skio-em(ēs) ríð-im hjalp-im skjót-im

2 rît-êt hëlf –êt skiu-êt ríð-ið hjálp-ið skjót-ið

3 rît-ên hëlf-ên skiu-ên ríð-i hjálp-i skjót-i

Verbflexion althochdeutsch / altnordisch (3)

Starke Verben: Indikativ Präteritum

althochdeutsch altnordisch

Sg. 1 reit half skô reið halp skaut

2 rit-i hulf-i sku-i reitt halpt skauzt

3 reit half skô reið halp skaut

Pl. 1 rit-um hulf-um sku-um riðum hulpu

m

skutum

2 rit-ut hulf-ut sku-ut riðuð hulpuð skutuð

3 rit-un hulf-un sku-un riðu hulpu skutu

Verbflexion althochdeutsch / altnordisch (4)

Starke Verben: Konjunktiv Präteritum

althochdeutsch altnordisch

Sg. 1 riti hulf-i sku-i rið-a hulp-a skut-a

2 rit-îs hulf-îs sku-îs rið-ir hulp-ir skut-ir

3 rit-i hulfi sku-i rið-i hulp-i skut-i

Pl. 1 rit-îm(ês) hulf-îmês sku-îmes rið-im hulp-im skut-im

2 rit-ît hulf-ît sku-ît rið-ið hulp-ið skut-ið

3 rit-în hulf-în sku-în rið-i hulp-i skut-i

Verbflexion althochdeutsch / altnordisch (5)

Starke Verben: Imperativ

althochdeutsch altnordisch

Sg. 2 rît hilf skiu rið hjálp skjót

Pl. 1 rit-amês hëlf-amês skio-amês rið-im hjálp-im skjót-im

2 rit-et hëlf-et skio-et rið-ið hjálp-ið skot-ið

Verbflexion althochdeutsch / altnordisch (6)

Schwache Verben: Indikativ Präsens

althochdeutsch altnordisch

I II III I II

Sg. 1 zell-u salb-ôm leb-êm tel elsk-a lif-i

2 zel-is salb-ôs leb-ês tel-r elsk-ar lif-ir

3 zel-it salb-ôt leb-êt tel-r elsk-ar lif-ir

Pl. 1 zell-emês salb-ômês leb-êmês tel-jum elsk-um lif-um

2 zell-et salb-ôt leb-êt tel-ið elsk-ið lif-ið

3 zell-ent salb-ônt leb-ênt tel-ja elsk-a lif-a

Verbflexion althochdeutsch / altnordisch (7)

Schwache Verben: Konjunktiv Präsens

althochdeutsch altnordisch

I II III I II

Sg. 1 zell-e salb-ô(e) leb-e tel-ja elsk-a lif-a

2 zell-ês salb-ô(e)s(t) leb-ês(t) tel-ir elsk-ir lif-ir

3 zell-e salb-ô(e) leb-e tel-i elsk-i lif-i

Pl. 1 zell-

êm(es)

salb-ôm(ês) leb-êm(ês) tel-im elsk-im lif-im

2 zel-êt salb-ô(e)t leb-êt tel-ið elsk-ið lif-ið

3 zel-ên salb-ô(e)n leb-ên tel-i elsk-i lif-i

Verbflexion althochdeutsch / altnordisch (8)

Schwache Verben: Indikativ Präteritum

althochdeutsch altnordisch

I II III I II III

Sg. 1 zeli-ta salbô-ta lebê-ta tal-ða elska-ða lif-ða

2 zeli-tōs(t) salbô-tôs(t) lebê-tôs(t) tal-ðir elskaðir lif-ðir

3 zeli-ta salbô-a lebê-ta tal-ði elska-ði lif-ði

Pl. 1 zeli-tum salbô-tum lebê-tum tl-ðum elsku-ðum lif-ðum

2 zeli-tut salbô-tut lebê-tut tl-ðuð elsku-ðuð lif-ðuð

3 zeli-tun salbô-tun lebê-tun tl-ðu elsku-ðu lif-ðu

Verbflexion althochdeutsch / altnordisch (9)

Schwache Verben: Konjunktiv Präteritum

althochdeutsch altnordisch

I II III I II III

Sg. 1 zeli-ti salbô- ti lebê-ti tel-ða elska-ða lif-ða

2 zeli-tîs(t) salbô- tîs(t) lebê-tîs(t) tel-ðir elskaðir lif-ðir

3 zeli-ti salbô-ti lebê-ti tel-ði elska-ði lif-ði

Pl. 1 zeli-tîm salbô-tîm lebê-tîm tl-ðum elska-ðim lif-ðim

2 zeli-tît salbô-tît lebê-tît tl-ðuð elska-ðið lif-ðið

3 zeli-tîn salbô-tîn lebê-tîn tl-ðu elsku-ði lif-ði

Verbflexion althochdeutsch / altnordisch (10)

Schwache Verben: Imperativ

althochdeutsch altnordisch

I II III I II III

Sg. 2 zeli salbô lebê tel elska lif

Pl. 1 zelle-mês salbô-mês lebê-mês tel-jum elsk-um lif-um

2 zell-et salbô-t lebê-t tel-ið elsk-ið lif-ið

Althochdeutsche und altnordische

Substantivflexion (1)Grundlagen der Stammbildung

Wurzel Thema Endung

‘Wolf ’ o-Stamm Akk.Sg.

k o m

Wurzel Endung

‘Fuß’ Akk.Sg.

pód

Althochdeutsche und altnordische

Substantivflexion (2)

Stamm Mask. Neutr. Ferm.

ahd. an. ahd. an. ahd. an

a tag ‘Tag’ dagr wort ‘Wort’ orð

ja hirti ‘Hirte’ hirðir kunni

‘Geschlecht’

ber ‘Beere’

kvæði ‘Lied’

wa snê ‘Schnee’ snjór horo ‘Dreck’ = a-Stämme

ō heiðr ‘Heide’ gëba ‘Gabe’ gjf

jō sunte(a)

‘Sünde’

ben ‘Wunde’

wō = ō St. r ‘Pfeil’

iz/az lamb ‘Lamm’

i gast ‘Gast’ gestr burg ‘Stadt’ borg

u situ ‘Sitte’ vllr ‘Feld’ fehu ‘Besitz’ fé hant ‘Hand’

Althochdeutsche und altnordische

Substantivflexion (3)

Stamm Mask. Neutr. Ferm.

ahd. an. ahd. an. ahd. an

ōn hano ‘Hahn’ hani herza ‘Herz’ hjar

ta

zunga ‘Zung’ tunga

īn hôhî ‘Höhe’ gleði

r fater ‘Vater’ faðir muoter ‘Mutter’ móðir

nt friunt

‘Freund’

athem. man ‘Mann’ maðr naht ‘Nacht’ nótt

Althochdeutsche und altnordische

Substantivflexion (3)

a-Stämme

Maskulina Neutra

ahd. an. M1 ahd. an. N1 N2

Sg N tag dag-r wort orð barn

A tag dag wort orð barn

D tag-a/-e deg-i wort-a / -e orð-i barn-i

G tag-as /-es dag-s wort-as / -es orð-s barn-s

I tag-u - wort - -

Pl. N tag-ā, tag-a dag-ar wort orð brn

A tag-ā, tag-a dag-a wort orð brn

D tag-um dg-um wort-um orð-um brn

G tag-o dag-a wort-o orð-a barn-a

Althochdeutsche und altnordische

Substantivflexion (4)

ja-Stämme

Maskulina Neutra

ahd. an. M9 ahd. an. N7 N8

Sg N hirt-i hirð-ir kunn-i ber kvæð-i

A hirt-i hirð-i kunn-i ber kvæð-i

D hirt-(i)e hirð-i kunn-(i)e ber-i kvæð-i

G hirt-es hirð-is kunn-es ber-s kvæð-is

I hirt(i)u - kunn-(i)u - -

Pl. N hirt-a /-e hirð-ar kunn-i ber kvæð-i

A hirt-a /-e hirð-a kunn-i ber kvæð-i

D hirt-um /-im hirð-um kunn-um / -im ber-jum kvæð-um

G hirt-o hirð-a kunn-(i)o ber-ja kvæð-a

Althochdeutsche und altnordische

Substantivflexion (5)

wa-Stämme

Maskulina Neutra

ahd. an. M7 ahd. an. N1

Sg N snē-o, snē snjó-r hor-o hgg

A snē-o, snē snjó hor-o hgg

D snēw-e snjóv-i horw-e hggv-i

G snēw-es snjó-s horw-es hgg-s

Pl. N snēw-ā /-a snjóv-ar hor-o hgg

A snēw-ā / -a snjóv-a hor-o hgg

D snēw-um snjó-um horw-um hgg-um

G snēw-o snjóv-a horw-o hggv-a

Althochdeutsche und altnordische

Substantivflexion (6)

ō-Stämme jō-Stämme wō-Stämme

ahd. an.

F14

ahd. an. (kurz-/langsilbig)

F5/F7

ahd. an. F6

Sg N gëb-a gjf sunt(i/e)-a ben heiðr wie ō-

Stämme

r

A gëb-a gjf sunt(i/e)-a ben heið-i r

D gëb-u gjf sunt(i/e)-u ben heið-i r

G gëb-a/-u gjaf-ar sunt(i/e)-a ben-jar heið-ar rv-ar

Pl. N gëb-â gjaf-ar sunt(i/e)-â ben-jar heið-ar rv-ar

A gëb-â gjaf-ar sunt(i/e)-â ben-jar heið-ar rv-ar

D gëb-um gjf-um sunt(i/e)-um ben-jum heið-um r-um

G gëb-ôno gjaf-a sunt(i/e)-ô ben-ja heið-a rv-a

Althochdeutsche Substantivflexion (7)

iz/az-Stämme

Sg. Nom. lamb Pl. Nom. lemb-ir

Akk. lamb Akk. lemb-ir

Dat. lamb-e Dat. lemb-irum

Gen. lamb-es Gen. lemb-iro

Instr. lamb-u

Althochdeutsche und altnordische

Substantivflexion (8)

i-Stämme

Maskulina Feminina

ahd. an. M13/M16 ahd. an. F11

Sg. Nom. gast gest-r bekk-r burg borg

Akk. gast gest bekk burg borg

Dat. gast-e gest-i bekk burgi borg

Gen. gast-es gest-s bekk-s /jar burgi borg-ar

Inst. gast-(i)u, gest(i)u - - -

Pl. Nom. gest-i gest-ir bekkir burg-i borg-ir

Akk. gest-i gest-i bekki burg-i borg-ir

Dat. gest-im gest-um bekk-jum burg-im borg-um

Gen. gest-(i)o gest-a bekk-ja burg-(i)o borg-a

Althochdeutsche und altnordische

Substantivflexion (9)

Reste der u-Stämme

Maskulina Feminina Neutra

ahd. an. M18 ahd. an. F 22 ahd. an. N2

Sg. Nom. sit-u vll-r hant hnd fihu fé

Akk. sit-u vll hant hnd fihu fé

Dat. sit-e vell-i hent-i hend-i fihe fé

Gen. sit-es vall-ar hent-i hand-ar fihe fjár

Inst. sit-(i)u - - - fih-(i)u -

Pl. Nom. sit-i vell-ir hent-i hend-ur

Akk. sit-i vll-u hent-i hend-ur

Dat. sit-im vll-um hent-im / hant-um hnd-um

Gen. sit-(i)o vall-a hent-(i)o hand-a

Althochdeutsche und altnordische

Substantivflexion (10)

n-Stämme

Maskulina (an) Feminina (ōn) Neutra (an)

ahd. an. M 1 ahd. an. F16 ahd. an. N11

Sg. Nom. han-o hani zunga tunga hërza hjarta

Akk. han-on hana zung-ûn tungu hërz-a hjarta

Dat. han-en, hen-in hana zung- ûn tungu hërz-en, hërzin hjarta

Gen. han-en, hen-in hana zung- ûn tungu hërz-en, hërzin hjarta

Pl. Nom. han-on, han-un hana zung- ûn tungur hërz-on, hërz-un hjörtu

Akk. han-on, han-un hana zung- ûn tungur hërz-on, hërz-un hjörtu

Dat. han-ôm hnum zung-ôm tungum hërz-ôm hjörtum

Gen. han-ôno hana zung-ôno tungna hërz-ôno hjartna

Althochdeutsche und altnordische

Substantivflexion (11)

īn-Stämme

ahd. an. F18

Sg. Nom. lug-î lyg-i

Akk. lug î lyg-i

Dat. lug-î lyg-i

Gen. lug-î lyg-i

Pl. Nom. lug-î lyg-ar

Akk. lug-î lyg-ar

Dat. lug-îm lyg-um

Gen. lug-îno lyg-a

Althochdeutsche und altnordische

Substantivflexion (12)

r-Stämme

Maskulina Feminina

ahd. an. ahd. an.

Sg. Nom. fater faðir muoter móðir

Akk. fater fður muoter móður

Dat. fater (-e) fður (feðr) muoter móður

Gen. fater (-es) fður muoter móður

Pl. Nom. fatera /-â feðr muoter mœðr

Akk. fatera /-â feðr muoter mœðr

Dat. fater-o feðr-um muoter-o mœðr-a

Gen. fater-um feðr-a muoter-um mœðr-um

Der Tune-Stein

Vorderseite:

ekwiwaRafter·woduri

dewitadahalaiban:worathto

Rückseite:

Rwoduride:staina:þrijoRdohtriRdalidunarbijasijosteRarbijano

Mit Worttrennung und Hervorhebung der Alliterationen:

ek wiwaR after woduride

witadahalaiban: worathto · [?]

[???]R woduride: staina:

þrijoR dohtriR dalidun

arbij asijosteR arbijano

Übersetzt: ‘Ich Wiw nach Wodurid, (meinem?)Brotwart (= ‘Ernährer’) wirkte die Runen ... demWodurid den Stein | drei Töchter bereiteten dasErbmahl, die vornehmsten der Erben.

Althochdeutsche und altnordische

Substantivflexion (13)

Partizipialstämme

ahd. an. M27

Sg. Nom. friunt frœnd-i

Akk. friunt frœnd-a

Dat. friuntes frœnd-a

Gen. friunte frœnd-a

Pl. Nom. friunt (-a/-â) frœnd-r

Akk. friunt (-a/-â) frœnd-r

Dat. friunt-um frœnd-um

Gen. friunt-o frœnd-a

Althochdeutsche und altnordische

Substantivflexion (14)

„athematische“ Stämme

Maskulina Feminina

ahd. an. M29 ahd. an. F23/22

Sg. Nom. man mað-r fót-r naht nótt rng

Akk. man mann fót naht nótt rng

Dat. man(n-e) mann-i fœt-i naht nótt rng

Gen. man(n-es) mann-s fót-ar naht nœttr rangar

Pl. Nom. man menn fœt-r naht nœttr rengr

Akk. man menn fœt-r naht nœttr rengr

Dat. mann-um mnn-um fót-um nahtum nóttum rngum

Gen. mann-o mann-a fót-a nahto nátta ranga

An. Adjektivflexion

Adjektivflexion: Stammvokal a

Adjektive auf Nom.Sg. -ll

Adjektive auf Nom.S. -all

Adjektive auf Nom.Sg. -inn

Schwache Adjektivflexion

Suppletive Komparation

Personalpronomen

Einfaches Demonstrativum

Zusammengesetztes Demonstrativum


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