Die Energiewende von unten –
mit Bürgerbeteiligung gelingt sie
15. August 2013
Dr. Gerd Stadermann
Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
Wiesenburger Kunsttage 15.8.2013
Wiesenburger Kunsttage 15.8.2013
Stromrebellin Ursula Sladek:
„Die Zukunft der Energie gehört in Bürgerhand“
Ursula Sladek wurde der Deutsche Umweltpreis verliehen: Höchster Umweltpreis Europas, den die DBU seit 1993 vergibt.
Ursula Sladek hat nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl eine Eltern-initiative gegründet, aus der die Bürgerinitiative in der südbadischen Klein-stadt Schönau entstand.
Die Energiewende ist notwendig
• Die Welt steht am Scheideweg seiner Energieversorgung
• Peak Oil 2008: Ölzeitalter geht zu Ende (trotz Fracking!)
• Peak Schiefergas 2015: USA kein Erdölnettoexporteur
• Peak Kohle und Erdgas: 2020 (Indonesien und Australien)
• Klimaproblematik - Ausstieg bald auch aus der Kohle
• Umweltkrise und weltweite radioaktive Verseuchung
• Ausstieg aus der Atomkraft
• Energiearmut überwinden nur durch erneuerbare Energien
Wir können nicht mehr zurück
Wiesenburger Kunsttage 15.8.2013
Quelle:
Wiesenburger Kunsttage 15.8.2013
Wiesenburger Kunsttage 15.8.2013
Anteile erneuerbarer Energien an der Energiebereitstellung
in Deutschland
7,8
4,3
0,9
4,53,2
11,011,0
20,3
5,5
12,5
10,0 1,2)
mind. 35,0 1)
14,0 1)
18,0 1)
0
5
10
15
20
25
30
35
40
Anteile EE am gesamtenStromverbrauch
Anteile EE an dergesamten
Wärmebereitstellung
Anteile EE am gesamtenKraftstoffverbrauch (2)
Anteile EE am gesamtenEndenergieverbrauch
(Strom, Wärme,Kraftstoffe)
Anteile EE am gesamtenPrimärenergieverbrauch (3)
An
teil
e i
n [
%] 2002 2004 2006 2007 2008
2009 2010 2011 2020
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Ziele:
1) Quellen: Ziele der Bundesregierung; Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG); Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG), EU-Richtlinie 2009/28/EG; 2) Der gesamte Verbrauch an Motorkraftstoff, ohne Flugbenzin, Militär und Binnenschifffahrt; 3) Berechnet nach Wirkungsgradmethode - Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V. (AGEB);
EE: Erneuerbare Energien; Quelle: BMU-KI III 1 nach Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik (AGEE-Stat); Hintergrundbild: BMU / Brigitte Hiss; Stand: Juli 2012; Angaben vorläufig
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EE-Bruttostromerzeugung und -verbrauch in Deutschland bis 2050
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� Für eine Industrienation rekordverdächtiger Ausbau der EE!
� Energiewende als Exportprodukt für die Industrie erkannt
� Große Versorger haben das wirtschaftliche Potenzial erkannt
� Breiter gesellschaftlicher Konsens
� Kontinuierliche Kostendegression und hohes Innovations-
tempo
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Die Stromwende ist eine Erfolgsstory!
Ziel einer globalen nachhaltigen Energieversorgung
• Stabilisierung der CO2-Konzentration bei 450 ppm (jetzt 430 ppm)
� Reduktion der energiebedingten CO2-Emissionen um 90 % bis 2050 (bezogen auf 1990)
� Pro-Kopf CO2-Emissionsrechte von ca. 1 t CO2/a in 2050 (rote Linie)
0 5 10 15
Afrika
China
Deutschland
OECD
Welt
t CO2/ Kopf, Jahr
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Energiewende ist notwendig
Quelle: FVEE
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Emissionen in D= 728 Mio. t CO22013 = 20 %, 2020 = 40 %
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Entwicklung der CO2-Emissionen in Deutschland nach Sektoren. Angaben in Mio. t CO2-Äquivalenten.
Quelle: Allianz pro Schiene auf Basis von Umweltbundesamt 2013.
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Bürgerdialog des BMBF, Juli – Nov. 2011
• 1500 Bürger aus den Telefonbüchern ausgewählt
• Themen: Energieeffizienz, Erneuerbare Energien, Speicher und Netze, Brückentechnologien, Wissenschaft und Forschung, Euro-päische und internationale Dimensionen, Bürger als Mitgestalter
• Die Bürger empfehlen: Dialog zwischen Bevölkerung, Forschen-den, Wirtschaft und Politik, um ein gemeinsames Verständnis zu erreichen mit Hilfe der Medien.
• Modellprojekte, die Institutionen in den Regionen mit einbeziehen
• Energieforschungsfahrplan, der auf einer Zeitschiene die realisier-baren Projekte darstellt und die beteiligten Akteure aufzeigt.
• Beachtung ethischer und sozialer Konflikte bei der Systemtransfor-mation
• Ausrufung eines Wettbewerbs „Bürger forschen“
Dialog bricht aber ab, weil die politischen Instrumente nicht entwickelt sind. (Angriff auf die repräsentative Demokratie)
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Bedingungen für eine Vollversorgung mit erneuerbaren Energien: E2D2
• Das neue Energiesystem orientiert sich an den Quellen: die sind dezentral und sie sind regional verschieden
• D2 = Dezentralität und Demokratie: Mitgestaltung und Mitbestim-mung durch Bürger gewährleisten und in die politischen Mecha-nismen integrieren
• E2 = Zusammenspiel von Erneuerbaren und Energieeffizienz machen die Energiewende ökologisch und ökonomisch
• Ausbau und Umstrukturierung des Stromnetzes
• Entwicklung von Energiespeichertechnologien
• Nutzung der direkten erneuerbaren Wärmeenergie: EEWärmeG
• Erhalt bzw. Modifizierung des EEG mit Vorrangregelung für EE
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Energiewende von unten• Beteiligung der Bürger durch Investition in Solaranlagen, Windparks
und Biogasanlagen
• Bürger gründen Betreibergesellschaften und werden Miteigentümer.Sie erhalten dadurch Mitbestimmungs- und Kontrollrechte. Gewinn-beteiligung aber tragen auch unternehmerisches Risiko.
• Bürger gründen Energiegenossenschaften: ca. 130.000 Bürger haben 1,2 Mrd. Euro investiert (http://www.genossenschaften.de/). Die Bürgerkraftwerke decken jährlich den Strombedarf von 160.000 Haushalten
• Sie streben gemeinsam ein System der Energieversorgung an, das dezentral, erneuerbar und demokratisch organisiert ist.
• Durch Fokussierung auf die Regionen, Städte und Gemeinden werden Potenziale vor Ort genutzt und die regionale Wertschöpfung gesteigert.
Die Energiewende finden in der Fläche statt
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Dezentrale Energiegewinnung besser als lange Leitung
• Frage: Ist das Tempo der Energiewende in Deutschland zu gering?
• Antwort: Es hat ja eigentlich noch gar nicht so richtig begonnen. Es fehlt eine langfristige Strategie auf allen Ebenen. Man hat zwar beschlossen, dass man es machen will. Aber letzten Endes fehlt die große Linie. Wir brauchen ein parteiüber- greifendes Konzept, das von Bundestagswahl-Kämpfen unberührt bleibt.
• Frage: Einigen geht der Mojib Latif
Ausbau der Windenergie zu schnell. Teilen Sie diese Einschätzung?
• Antwort: Ich halte nichts davon, den Windstrom in der Nordsee zu erzeugen und über riesige Leitungen nach Bayern zu transportieren. Wir brauchen eine dezentrale Energieversorgung. Dabei spielt Wind eine ganz wichtige Rolle. Aber es gibt auch Sonne, Erdwärme, Wasserkraft etc. Wir müssen weg vom Gedanken der zentralistischen Versorgung hin zu kleinen, standortangepassten Lösungen. Das erfordert mehr Bürgerbeteiligung.
Kieler Klimaforscher Mojib Latif, Leiter des Forschungsbereiches Ozeanzirkulation und
Klimadynamik am Kieler Helmholtz-Zentrum für OzeanforschungWiesenburger Kunsttage
15.8.2013
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Bioenergie
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Flächenvergleich:für den Energieverbrauch einer Person von 1.740 kWhwerden benötigt:
14 m2 Dachfläche Photovoltaik
42 m2 Freifläche Photovoltaik
43 m2 Windpark
218 m2 Energiepflanzen
Wiesenburger Kunsttage 15.8.2013 21 % der Ackerfläche in D
Wiesenburger Kunsttage 15.8.2013 2020: ca. 4 Mio. Hektar
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Reststoffe: ca. 50% der Biomasse
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Silphium perfoliatum) in Nordamerika beheimatete Pflanzenart aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae)
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Energiespeicherung• Batterien – Lithiumrevolution der Laptops aufs Auto
übertragen
• Pumpspeicherwerke
• Druckluftspeicher
• Die große Alternative: Erneuerbares Methan
• Biomasse – Biomethan
• Kraftstoff: Wasserstoff
• Wärmespeicher
• dezentrale Stromerzeugung und -speicherung
• Smart Grids – Lastmanagement
Bonus für den Einsatz von Energiespeichertechnologien wäre hilfreich
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Beispiel Energiespeicherung: Herstellung von Methan und anschließende Speicherung
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Bürgernahe Funktion der Stadtwerke
• Rekommunalisierung der Stadtwerke (Schönau war der Anfang)
• Dezentrale Ausgleichsoptionen - Vergleichmäßigung der Stromab-gabe
• Systemintegration: Zusammenwachsen von Strom-, Gas- und Wärmenetzen
• Ausbau von Nahwärmenetzen
• Stadtwerke können Transparenz schaffen: Bürger brauchen Informationen und Aufklärung über EE
• Sanierung von kommunalen Gebäuden – stille Beteiligung durch Bürger (in Thüringen möglich)
• Direkte Beteiligung von Bürgern an Stadtwerken durch Kauf von Anteilen
Stadtwerke sind Schlüsselakteure der Energiewende
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Beispiel Energiespeicherung: Herstellung von Methan und anschließende Speicherung
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Partizipation und Akzeptanz durch Bürger
• Seit 30 Jahren haben die Bürger die Energiewende eingeleitet
• Privathaushalte: von 2006 – 2011 ca. 27% weniger CO2 emittiert!
• Stärkung der Regionen, Wertschöpfung, Standortsicherung
• Energie in Bürgerhand - Energiewende-Charta März 2013http://www.die-buergerenergiewende.de/
• Online-Rechner für regionale Energiepotenziale: ERNEUERBAR KOMM!
• Partizipation: Einbeziehen der Bevölkerung in den Planungs- und Umsetzungsprozess
• Auswirkungen auf das Leben der Bürger: Wo sollen die Anlagen stehen? Wie viel darf Energie kosten? Wie müssen die Technologien gehandhabt werden? Wer soll sie bedienen?
Das Solarzeitalter kommt nur als Gemeinschaftswerk
Wiesenburger Kunsttage 15.8.2013
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http://www.die-buergerenergiewende.de/
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www.Erneuerbar Komm!
Wie eine Gemeinde sich mit Erneuerbaren versorgen kann
Prof. Martina Klärle
Bürgerpartizipationeine conditio sine qua non – Bedingung für eine
erfolgreiche Energiewende
• Transformation erfordert simultane Stärkung von Staat und
Bürgerschaft.
• 100 % Regionenkongress, 24 - 25 Sept. 2013 in Kassel
http://www.100-ee-kongress.de/programm/
• Bundesnetzagentur startet Bürgerdialog für den Netzausbau
• TNS Infratest: 94% der Bundesbürger halten einen verstärkten
Ausbau der Erneuerbaren für wichtig, sehr wichtig und
außerordentlich wichtig.
• Initiative des Bürgermeisters von Seattle zum
Emissionshandel
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Demonstration am 5.3.2012 vor dem Brandenurger Tor, Berlin
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Ergänzung:
Bleibt Strom bezahlbar ?
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Zusammenfassung
• Der Ausstieg aus der Atomkraft ist unumkehrbar
• Eine Vollversorgung mit erneuerbaren Energien ist notwendig, machbar
und technologisch möglich
• Bedingung für Vollversorgung: E2D2 (Eurosolar)
– Zusammenspiel von Erneuerbaren und Energieeffizienz (E2)
– Demokratie und Dezentralität (D2)
• Biomasse und Bioenergie bilden den Hauptteil der EE in Deutschland
• Die Erfolge des Umbaus des Energiesystems sind sichtbar: hohe
Wachstumsrate, wirtschaftliche Bilanz positiv, 380.000 Arbeitsplätze
• Alternative für Speicherung und Nutzung: Erneuerbares Methan
• Bürgerpartizipation ist zu einer conditio sine qua non geworden:
Engagieren Sie sich bitte
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Vortragsfolien: Energiewende von unten
http://www.ioew.de/
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