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Die deutsche Literatur im französischen Staatsexamen

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Die deutsche Literatur im französischen Staatsexamen Source: Monatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik, Vol. 9, No. 6 (Jun., 1908), pp. 174- 175 Published by: University of Wisconsin Press Stable URL: http://www.jstor.org/stable/30166905 . Accessed: 15/05/2014 16:25 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Monatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik. http://www.jstor.org This content downloaded from 194.29.185.127 on Thu, 15 May 2014 16:25:51 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions
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Page 1: Die deutsche Literatur im französischen Staatsexamen

Die deutsche Literatur im französischen StaatsexamenSource: Monatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik, Vol. 9, No. 6 (Jun., 1908), pp. 174-175Published by: University of Wisconsin PressStable URL: http://www.jstor.org/stable/30166905 .

Accessed: 15/05/2014 16:25

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

.JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range ofcontent in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new formsof scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected].

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Monatshefte fiir deutsche Sprache und Pidagogik.

zige Pfiitzen bildet, da ist der Mensch fiir jene Stufe des Lebens noch nicht reif. Fiir ihn ist eine verniinftige Betiitigung der Sinnlichkeit geboten.

In dem kleinen Artikel kinnen wir diese grossen Probleme nur an- deutungsweise behandeln. Jedenfalls aber ist es nicht nStig, dass wir un- sere Erziehungsideale aus Riicksicht auf den Entwicklungsgedanken um- gestalten. Die Entwicklung und Vererbung sind obendrein so wunder- lich. Von grossen Miinnern haben wir selten grosse Sohne erhalten. Und sehr grosse Geister verk6rperten sich mitunter in kleinen, schwichlichen Kbrpern. Man denke an Newton und Kant, ja selbst an iiberragende Tat- menschen wie Friedrich den Grossen und Napoleon I.

Nein, die ganze Materie ist noch viel zu wenig durchsichtig, als dass wir unsere alten Erziehungsideale ihr zuliebe aufgeben miissten. Das soil uns aber nicht abhalten, auf diese geistigen Stramungen acht zu ge- ben, das in ihnen vorhandene Gute uns nutzbar zu machen und uns vor ihren tfbertreibungen zu hiiten.

Die deutsche Literatur im franzgsischen Staatsexamen. Einem in der ,,Allgemeinen Deutschen Lehrerzeitung" ver6ffentlichten Schreiben von Professor H. Loiseau in Toulouse, einem Mitgliede des Pariser Prii- fungsrates fiir das franzosische Staatsexamen, die sogenannte ,,Agrega- tion", * entnehmen wir die Priifungen, denen sich die Kandidaten bei dem im letzten Jahre abgehaltenen Examen zu unterwerfen hatten.

Die schriftliche Priifung bestand in folgenden Klausurarbeiten - ohne jedes Hilfsmittel:

1. Eine tibersetzung aus dem Franzosischen ins Deutsche (4 Stun- den).

2. Desgl. aus dem Deutschen ins Franzosiche (4 Stunden). Das vorgeschlagene Stuck war diesmal ein wunderschnes Gedicht von G. Falke.

3. Eine deutsche schriftliche Arbeit (7 Stunden). Thema: Die Kunstanschauungen der Nazarener.

4. Eine franz6sische Arbeit iiber deutsche Literatur. Das Thema lautete ungefiihr: ,,Man erkliire das Wort des Gregorovius iiber den ,Wil- helm Meister': ,Wilhelm Meister ist das hohe Lied der Arbeit'."

* Eingehende Aufklirung fiber diese Prtifung und fiber die durch Ablegung derselben erworbene Berechtigung enthlt der in den Heften 1 und 2 des Jahr- ganges 1907 unserer Zeitschrift erschienene Aufsatz von Professor Ernest Tonnelat in Cain fiber den ,,fremdsprachlichen Unterricht in Frankreich". Wir nehmen Gelegenheit, auf diesen Artikel hinzuweisen, besonders auch deshalb, weil er dartut, wie grindlich die Sprachlehrer der Schulen Frankreichs vorgebildet werden und wie fortschrittlich die Methode des fremdsprachlichen Unterrichts daselbst ist. D. R.

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Lasst die Kinder sprechen.

Nachdem von den 96 Kandidaten 72 ausgeachieden worden waren, wurden die iibrigen einer miindlichen Priifung unterzogen, die folgende Aufgaben enthielt:

1. Eine sehr schwierige Stelle aus einem zeitgenassischen franziisi- schen Schriftsteller vom Blatte weg ins Deutsche iibersetzen.

2. Eine Stelle aus dem Mittelhochdeutschen (dem Eckenlied) ins Neuhochdeutsche iibertragen und philosophisch erkliiren.

3. Eine Stelle aus einem deutschen modernen prosaiischen Schrift- steller ins Franzisische iibersetzen und grammatikalisch und literarioh erkliren.

4. Desgl. aus einem Dichter. 5. Einen deutschen Vortrag halten, nach fiinfstiindiger Vorberei-

tung, iiber ein gegebenes Thema. 6. Einen franzasischen Vortrag ilher ein Thema aus der deutschen

Literatur- und Kulturgeschichte.

Lesst die Kinder sprechen. Die Schwierigkeit, ein gutes Nacherziih- len zu erzielen, liegt meistens nicht beim Kinde. Wenn unsere Lern- anfiinger zur Schule kommen, so vermagen sie sich iiber alle Ereignissu des tiiglichen hiiuslichen Lebens zu unterhalten. Nun miisste man glau- ben, dass sie mit zunehmender Sprechfertigkeit, mit einem griisseren Wortschatz audch anderes geliufiger erzli.hlen kiinnten. Das trifft aber nur fiir den Spielplatz zu; im Unterricht merkt man erhebliche Fort- schritte darin nicht. Woher diese Erscheinung? Vielleicht reden wir Lehrer zu viel in der Klasse, so dass die Schiiler weniger dazu kommen; vielleicht fehlt manchem die Gabe einer guten Erzihlkunst, die Gabe, mit den Kindern zu sprechen. Wie bahnen wir eine gute miindliche Wieder- gabe der Unterrichtsergebnisse der Schiiler an? Lassen wir zunichst dio Kleinen einmal frei reden. Wohl in jedem Lehrplan findet sich fiir die ersten vier bis sechs Schulwochen kein Stoff verzeichnet. Da haben wir fiir unseren Zweck Zeit genug! Lassen wir die Kleinen redcn; sie wer- den uns schon von ihren kleinen Leiden und Freuden erziihlen, und da- durch werden sie iiberhaupt Mut bekommen, in der Schule nunter zu reden. Dadurch tauen die Kinder in der ihnen fremden Umgebung erst auf. Hier darf die rechte Lehrkunst aber nichts Aufkeimendes durch wiederholtes Dazwischenfahren zerstdren; bei der Besprechung eine Bildes werden die Kinder gem erzihlen, was sie gesehen haben. Auf die Erzilhlung der Kinder wirkt das Vorerziihlen von Miirchen ganz beson- ders. Gerne werden das die kleinen Schiiler wieder erziihlen. Lasst sie nur reden! Sind die Schliler Jilter geworden, dann lasat sie erst recht reden.

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