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DeutScHeS Wärmejournal 5 | 19 · Technologie- und Energie-Forum, das der BDH gemeinsam mit der...

Date post: 06-Sep-2019
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„Jetzt die Weichen für die Klimaziele 2030 stellen.“ Der deutsche Heizungsmarkt hat 2018 zugelegt. Gewinnt die Wärmewende jetzt an Fahrt? Nach Jahren der Stagnation und Schrumpfung stei- gen die Absatzzahlen seit zwei Jahren wieder leicht. Das ist sehr erfreulich, aber allein auf die verstärkte Neubautätigkeit zurückzuführen. In die Bestandssa- nierung gingen 2018 nur 600.000 Geräte - und das bei circa 13 Millionen veralteten Anlagen. Die Moder- nisierung läuft also weiterhin viel zu langsam. Dabei haben wir die technischen Lösungen in der Hand. Das hat die Heizungsindustrie bei der diesjährigen ISH in Frankfurt wieder gezeigt. Was augenscheinlich fehlt, ist der politische Wille, jetzt die richtigen Rahmenbe- dingungen zu schaffen. Was schlagen Sie konkret vor? Seit 2011 diskutieren wir über steuerliche Anreize für die Gebäudesanierung und Heizungsmodernisierung. Obwohl im Koalitionsvertrag verankert, sieht der Haus- haltsplan 2020 dieses zentrale Instrument nicht vor. Ohne Steueranreize aber ist die Wärmewende nicht zu schaffen. Schon ab 2020 drohen Deutschland Strafzahlungen in Millionenhöhe, weil wir unsere verbindlichen Klimaschutzziele krachend verfehlen. Wir sollten also alles daran setzen, die Ziele für 2030 zu erreichen und uns jetzt auf wirksame Klimaschutzmaßnahmen konzentrieren, die zugleich Investitionen und Wachstum nach sich ziehen. Warum sollte die Wärmewende mit Steueranreizen besser gelingen? Die bisherigen Förderprogramme sind schwer durchschaubar und erreichen die Einfamilienhausbesitzer deshalb kaum. Dagegen ist der psychologische Effekt des Steuersparens ein unvergleichlich starker Hebel. Wir begrüßen es deshalb, dass sich BDI, ZDH, DGB und BDEW im April an das Klimakabinett gewandt und noch einmal unser Modell für die steuerliche Förderung erläutert haben. Basis des Modells sind Attraktivität, Einfachheit und Technologieoffenheit. Es fokussiert gezielt auf die selbstnutzenden Immobilienbesitzer, weil hier die größten ungehobenen CO2-Ein- sparpotenziale liegen. Deutschland wird die Klimaschutz- ziele für 2020 aller Voraussicht nach deutlich verfehlen. Die Ziele für 2030 sind nur durch verstärkte Kraftanstrengungen erreichbar. BDH-Präsident Uwe Glock appel- liert deshalb an die Politik, end- lich wirksame Anreize zu setzen. Diese sollten das reichlich vor- handene private Kapital für den Tausch ineffizienter Heizungsan- lagen mobilisieren, so Glock. Uwe Glock , Präsident des BDH DEUTSCHES WäRMEJOURNAL 5 | 19 Kennzahlen im Wärmemarkt 2018 Gesamtmarkt Wärmeerzeuger + 3 % Gas-Brennwerttechnik + 4 % Öl-Brennwerttechnik - 3 % Gas-NT-Technik - 3 % Öl-NT-Technik + 2 % Biomasse - 9 % Wärmepumpen + 8 % Solarwärme - 8 % Mikro-KWK + 6%
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Page 1: DeutScHeS Wärmejournal 5 | 19 · Technologie- und Energie-Forum, das der BDH gemeinsam mit der Messe Frankfurt und 14 weiteren Verbänden bereits zum achten Mal organisierte. Erstmals

„Jetzt die Weichen für die Klimaziele 2030 stellen.“

Der deutsche Heizungsmarkt hat 2018 zugelegt. Gewinnt die Wärmewende jetzt an Fahrt?Nach Jahren der Stagnation und Schrumpfung stei-gen die Absatzzahlen seit zwei Jahren wieder leicht. Das ist sehr erfreulich, aber allein auf die verstärkte Neubautätigkeit zurückzuführen. In die Bestandssa-nierung gingen 2018 nur 600.000 Geräte - und das bei circa 13 Millionen veralteten Anlagen. Die Moder-nisierung läuft also weiterhin viel zu langsam. Dabei haben wir die technischen Lösungen in der Hand. Das hat die Heizungsindustrie bei der diesjährigen ISH in Frankfurt wieder gezeigt. Was augenscheinlich fehlt, ist der politische Wille, jetzt die richtigen Rahmenbe-dingungen zu schaffen.

Was schlagen Sie konkret vor?Seit 2011 diskutieren wir über steuerliche Anreize für die Gebäudesanierung und Heizungsmodernisierung. Obwohl im Koalitionsvertrag verankert, sieht der Haus-haltsplan 2020 dieses zentrale Instrument nicht vor. Ohne Steueranreize aber ist die Wärmewende nicht zu schaffen. Schon ab 2020 drohen Deutschland Strafzahlungen in Millionenhöhe, weil wir unsere verbindlichen Klimaschutzziele krachend verfehlen. Wir sollten also alles daran setzen, die Ziele für 2030 zu erreichen und uns jetzt auf wirksame Klimaschutzmaßnahmen konzentrieren, die zugleich Investitionen und Wachstum nach sich ziehen.

Warum sollte die Wärmewende mit Steueranreizen besser gelingen?Die bisherigen Förderprogramme sind schwer durchschaubar und erreichen die Ein familienhausbesitzer deshalb kaum. Dagegen ist der psychologische Effekt des Steuer sparens ein unvergleichlich starker Hebel. Wir begrüßen es deshalb, dass sich BDI, ZDH, DGB und BDEW im April an das Klimakabinett gewandt und noch einmal unser Modell für die steuerliche Förderung erläutert haben. Basis des Modells sind Attraktivität, Einfachheit und Technologieoffenheit. Es fokussiert gezielt auf die selbstnutzenden Immobilienbesitzer, weil hier die größten ungehobenen CO2-Ein-sparpotenziale liegen.

Deutschland wird die Klimaschutz - ziele für 2020 aller Voraussicht nach deutlich verfehlen. Die Ziele für 2030 sind nur durch verstärkte Kraftanstrengungen erreichbar. BDH-Präsident Uwe Glock appel-liert deshalb an die Politik, end-lich wirksame Anreize zu setzen. Diese sollten das reichlich vor-handene private Kapital für den Tausch ineffizienter Heizungsan-lagen mobilisieren, so Glock. Uwe Glock , Präsident des BDH

DeutScHeS Wärmejournal 5 | 19

Kennzahlen im Wärmemarkt 2018

Gesamtmarkt Wärmeerzeuger + 3 %

Gas-Brennwerttechnik + 4 %

Öl-Brennwerttechnik - 3 %

Gas-NT-Technik - 3 %

Öl-NT-Technik + 2 %

Biomasse - 9 %

Wärmepumpen + 8 %

Solarwärme - 8 %

Mikro-KWK + 6%

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ISH 2019: Leistungsschau der deutschen Heizungsindustrie

DEUTSCHES WäRMEJOURNAL | MAI 2019

Die ISH 2019, Weltleitmesse für zukunftsweisende und effizien-te Heizungs- und Klimatechnik, zeigte Innovationen, Trends und Produktneuheiten. Im Mit-telpunkt: Digitale Lösungen, die Sektoren, Systeme und Gewerke immer stärker mitein-ander vernetzen.

Rund 190.000 Besucher aus 161 Ländern infor-mierten sich bei der diesjährigen ISH über neue Lösungen und innovative Produkte. Wie kaum eine andere Messe steht die Weltleitmesse ISH für zukunftsweisende Themen wie die Schonung der Ressourcen und den Einsatz von erneuerbaren Energi-en. Fünf Tage lang zeigten die insgesamt 2.532 Aussteller aus 57 Ländern ihre Produktneuheiten. Die ISH wurde noch internationaler. 66 Prozent der Aussteller und 48 Prozent der Besucher kamen aus dem Ausland. Die besucherstärksten Län-der waren China, Italien, die Niederlande, Frankreich, Schweiz, Großbritannien, Polen, Belgien, Österreich und die Tschechische Republik. Industrie und Handwerk stellten die größten Besu-chergruppen.

Digitalisierung wichtiges treiberthema

Ein zentrales Thema der ISH war die Digitalisierung – auch beim Technologie- und Energie-Forum, das der BDH gemeinsam mit der Messe Frankfurt und 14 weiteren Verbänden bereits zum achten Mal organisierte. Erstmals fand das Technologie- und Energie-Forum auf einer Fläche von 500 qm am neuen Standort in Halle 11.1 statt. Die Schirmherrschaft übernahm Wirtschafts-minister Peter Altmaier. Wie die Vernetzung von Gewerken und Systemen in der Praxis funktioniert, zeigte das Exponat „Digital Star“ eindrucksvoll. Die einzelnen Komponenten verbindet ein intelligentes Home Energy Management System (HEMS). Das HEMS steuert das Zusammenspiel von Erzeugern und Verbrau-

chern im Gebäude

und schließt dabei Heiztechnik, Speicher und

E-Mobilität ein. Die Digitalisierung hat große Potenziale, denn digital vernetzte

Systeme erhöhen nicht nur die Energie effizienz und binden erneuerbare Energien optimal ein. Sie schaffen

auch für den Nutzer erhebliche Bedien- und Komfortvorteile. Vor allem aber dienen sie durch ein intelligentes Lastmanage-ment der Netzstabilität. Denn Lastspitzen im Netz können durch die Teilautarkie des Gebäudes reduziert werden.

Brennstoffe aus regenerativen Quellen

Status Quo und Perspektiven des Energiemixes waren weitere wichtige Themen des Technologie- und Energie-Forums. So waren Green Fuels und Green Gases, Power-to-x-Lösungen, die Potenziale von Wasserstoff sowie erneuerbare Energien, wie Holz, Gegenstand zahlreicher Fachvorträge und Publikationen. Green Gases und Green Fuels wurden als wichtige Bausteine der Energiewende diskutiert. Denn: Erneuerbare Energien würden damit nicht nur im Strommix, sondern auch im Gasnetz und bei flüssigen Brennstoffen an Bedeutung gewinnen. Ein breites Spektrum von Technologien und Energien könne auf diese Wei-se zu einem System verknüpft werden.

Die Vorträge und Videos zur ISH unter: www-bdh-koeln.de/ish

Der Wärmemarkt benötigt eine Strategie, in der neben erneuer barem Strom auch Green Gases und Green Fuels eine zentrale Rolle spielen.

thorsten Herdan, abteilungsleiter energiepolitik im Bundes wirtschafts ministerium

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iDEUTSCHES WäRMEJOURNAL | MAI 2019 DEUTSCHES WäRMEJOURNAL | MAI 2019

Die Partnerverbände des Technologie- und Energie-Forums:

n Allianz für Gebäude-Energie-Effizienz (geea)

n BDI-Initiative „Energieeffiziente Gebäude“n Bundesverband Solarwirtschaft (BSW)n Bundesverband Wärmepumpe (BWP)n Deutscher Energieholz- und Pellet-

Verband e.V. (DEPV)n DIN-Normenausschuss Heiz- und

Raumlufttechnik sowie deren Sicherheit (NHRS)

n Deutscher Verein des Gas- und Wasser-faches e.V. (DVGW)

n EEBus Initiative e.V.n Fachverband Gebäude-Klima e.V. (FGK)n Fachgemeinschaft für effiziente Energie-

anwendung e.V. (HEA)n Industrieverband Haus-, Heiz- Und Kü-

chentechnik e.V. (HKI)n Institut für Wärme und Oeltechnik e. V.

(IWO)n Wirtschaftsinitiative Smart Livingn Zukunft Erdgas e.V.

Wärmeerzeuger wurden im ver-gangenen Jahr in Deutschland

verkauft, drei Prozent mehr als im Vorjahr. Das Wachstum geht allerdings allein auf den verstärkten Neubau zurück.

Die Heizungsmodernisierung kommt nicht voran.

732.000

ISH-Partnerland Frankreich

Beide Länder nehmen die Herausforderungen der Energiewende aktiv an“, hob Phil-ippe Méon vom französischen Verband Uniklima hervor. Aufgrund ihrer technologi-schen Führungsrolle sah BDH-Präsident Uwe Glock die deutsche und die französische Heizungsindustrie in einer besonderen Pflicht, gemeinsam an der Umsetzung der Pariser Klimaschutzziele zu arbeiten. In drei Foren diskutierten hochrangige Vertrete-rinnen und Vertreter aus beiden Ländern Strategien der Wärmewende in Frankreich und Deutschland. Der französische PEP Ecopassport, ein Zertifizierungssystem für nachhaltiges Bauen, müsse dringend auf europäische Beine gestellt werden, kam das Forum zum Schluss. Denn EU-weit harmonisierte Zertifizierungssysteme seien für die Industrie essentiell. Um die geringen Austauschquoten in beiden Ländern anzukurbeln, mahnten die Dis-kutanten steuerliche Anreize an. Attraktive Anreizsysteme seien deutlich wirksamer als Verbote. Im Energiesystem der Zukunft seien zudem grüne Brennstoffe unverzicht-bar. Dies habe dena-Leitstudie zur integrierten Energiewende deutlich gemacht.

Das erste deutsch-französische Kolloquium gab den Auftakt für eine gemeinsame Symposienreihe der Verbände BDH, Uniklima und Profluid. Schon bei der nächsten Interklima, die im kommenden November in Paris stattfinden wird, veranstalten sie das nächste gemeinsame Kolloquium.

Filmberichte zum deutsch-französischen Kolloquium sowie zum Wärmemarkt 2050 und weiteren Themen finden sich unter www.bdh-koeln.de/ish

„Die deutsch-französische Partnerschaft ist der Motor Europas.“ Mit diesen Worten eröffnete BDH-Hauptgeschäftsführer Andreas Lücke das deutsch-französische Kolloquium auf der ISH Energy 2019.

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BDH lEgT nEuEs BroscHürEnProgramm auF

anlässlich der IsH hat der BDH sein Informationsangebot aktua-lisiert und erweitert. über siebzig Publikationen informieren sHK-

Fachhandwerker, Planer und archi-tekten zu allen Themen des Wär-memarktes. so hat der BDH neue

Broschüren über die Potenziale der Brennstoffzellenheizung oder über aktuelle Förderprogramme für mo-derne Heiztechnik herausgegeben.

auch die technischen Informati-onsblätter wurden überarbeitet.

www.bdh-koeln.de

Impressum Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie e.V. (BDH), Frankfurter straße 720 – 726, 51145 Köln,

e-mail: [email protected] | redaktion: Frederic Leers (V.i.s.d.p.) | Text: Verlag und medienservice

energie, ute Czylwik | Layout: Haberkern Design | Fotos: BDH; istock– frankix

www.bdh-koeln.de

DEUTSCHES WäRMEJOURNAL | MAI 2019

BDH BEI DEn BErlInEr EnErgIETagEn WärmeWenDe: TeCHnIK VorHanDen. poLITIsCHe WeICHen gesTeLLT?

Deutschland will bis 2030 die CO2-Emissionen um mindestens 55 Prozent reduzieren. Die Technologien, um das zu erreichen, sind vorhanden. Und trotzdem herrscht seit Jahren ein Modernisie-rungsstau in deutschen Heizungskellern. Sind also die politischen Weichen richtig gestellt? Das diskutieren Prof. Dr. Bert Oschatz, Institut für Technische Gebäu-deausrüstung Dresden, Prof. Dr. Andreas Holm, Forschungsinstitut für Wärme-

schutz e.V. mit Peter Rathert, Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI). Impulsstatements halten BDH-Präsident Uwe Glock und Ulrich Benterbusch, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.BerlIner enerGIetaGe 2019, 21. mai 2019, 13:30 – 16:30Anmeldung: www.energietage.de

DIgITaLe BIm-DaTen Für pLaner unD arCHITeKTenFür Planer und Architekten hat der BDH das Online- Angebot digitaler Produktdaten für Building Information Modeling (BIM) auf Basis der VDI 3805 bzw. der ISO 16757 deutlich ausgebaut. Das in Englisch, Französisch, Italienisch und Russisch verfügbare Angebot umfasst 15 Produktgruppen mit weit über 1 Mio. Artikeln. Die digitalen Herstellerdaten sind markt- bzw. landesspezifisch verfügbar. Anwender können damit effizient Planungs- und Berechnungsarbeiten durchführen. Mittlerweile beteiligen sich 18 Heiztechnikhersteller an dem Projekt. www.bim4hvac.com


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