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Deutsches oder schwedisches Turnen

Date post: 11-Jan-2017
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Deutsches oder schwedisches Turnen Source: Monatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik, Vol. 9, No. 2 (Feb., 1908), pp. 50-51 Published by: University of Wisconsin Press Stable URL: http://www.jstor.org/stable/30166849 . Accessed: 22/05/2014 04:47 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Monatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik. http://www.jstor.org This content downloaded from 194.29.185.31 on Thu, 22 May 2014 04:47:22 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions
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Page 1: Deutsches oder schwedisches Turnen

Deutsches oder schwedisches TurnenSource: Monatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik, Vol. 9, No. 2 (Feb., 1908), pp. 50-51Published by: University of Wisconsin PressStable URL: http://www.jstor.org/stable/30166849 .

Accessed: 22/05/2014 04:47

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

.JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range ofcontent in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new formsof scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected].

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University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access toMonatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik.

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Monatshefte fiir deutsche Sprache und Padagogic.

Ohne solches Verhalten kann Einheitlichkeit und Klarheit des Geistes- lebens schwer in den Kinderkopf kommen; ein Verstindnis fiir das

geistige Leben der Gesamtheit aber kann nur so angebahnt werden. Das Angedeutete ist nicht etwa nur eins unter den Augenblicks-

mitteln, die an der Scbule von heute einzelnes bessern wollen. Nein, wir glauben: als ein Grundsatz muss dieses: Lehrt, was ihr nicht wisst! in jede verniinftige Geisteserziehung aufgenommen werden. Sucht nicht das Hachste und Letzte, denn nur auf dieses bezieht sich der obige Grundsatz, zu erkliren, indem ihr's ,,verstindlich macht", sondern geht den Weg bis ans Ende, wo die Krlifte nicht mehr weiter tragen und ge- steht dann euere Ohnmacht ein. Dann wird die tberwertung des Ver- standesmissigen, die unserer Sahule mit Recht vorgeworfen wird, schwer- lich forthestehen kdnneD, und die an solche Gedankenglinge Gewbhnten werden auch leichter als andere den Weg zu den ewigen Quellen finden, aus denen Labung fiir den ganzen Menschen fliesst.

(K. Aus der Freien Schulzeitung.)

Deutsches oder schwedisches Turnen. Lehrer F. Dehmlow in Gel- senkirchen behandelt im Januarheft der ,,Piidagogischen Warte" dieses Thema in objektiver und eingehender Weise. Was er am Schluss seiner Ausffihrungen iiber die Erfolge beider Turnmethoden sagt, sollte auch bierzulande manchen die Augen 5ffnen, die immer noch mit dem schwe- dischen Turnen liebiugen und die Vorteile des deutschen Turnens zu verkleinern suchen. Der Verfasser schliesst mit folgenden Worten:

Bei seiner Informationsreise vernahm E. Fischer-Hamburg den Ruf: ,,Wie langweilig !" und dieser Vorwurf der Einfbrmigkeit und Langeweile, der dem schwedischen Turnen gemacht wird, ist ein ganz besonders schwerwiegender, da er eigenes Streben und selbstindiges Ar- beiten verhindert" (Kessler). Daher kommt es auch, dass es in Schwe- den trotz der rationellen Methode nicht vorwirts will. Ist die Schulzeit beendet, so wird das Turnen nicht mehr gepflegt; in ganz Schweden gibt es nur 35 Turnvereine mit 2200 Turnern, und diese benutzen oft zur Farderung von Mut und Entschlossenheit Barren und Reck. Und nun in Deutschland! Der Turnvater Jahn sagte: ,,Das Turnen, aus kleiner Quelle entsprungen, wallt jetzt als freudiger Strom durch Deutschlands Gauen. Es wird kiinftig eine verbindende See werden, ein gewaltiges Meer, was schirmend die heilige Grenzmark des Vaterlandes umwogt" und was der ,,Alte im Barte" mit prophetischem Auge erblickte, ist erfiillt. Das deutsche Turnen ist zur Volkssache geworden; heute eilt ein mchtiger Strom, die deutsche Turnerschaft, durch die ganze Welt. Sie zihlte am 1. Januar 1907 7787 (+ 249) Vereine mit (772,134) 808,525 Mitgliedern und noch 48 Vereine im Auslande, 1093 Vereine haben Frauenabteilungen (39,765 Mitgliederinnen), 800 Vereine pflegen

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Zur Psychologie der Priigelns.

das Turnen schulpflichtiger Kinder. Die deutsche Turnerschaft ist be- strebt, mitzuhelfen, dass unsere deutsche Jugend zu gesunden, mutigen, selbstindigen Jiinglingen und Jungfrauen erzogen wird. ,,Kraft und Mut sollen sie erwerben in ,,Herz und in Hand". ,,Das deutsche Turnen muss ein Sauerteig fur die gesamte Schularbeit werden; das deutsche Turnen muss die enterbte Leiblichkeit des Kindes in ihre verlorenen Rechte wieder einsetzen; das deutsche Turnen muss bei der Erziehung die richtige Reihenfolge wieder herstellen, erst der Leib und dann die Seele!" (Adolf Diesterweg). Mochte daher jeder bedenken, was der grosse Schlachtendenker 1870/71 sagte: ,,Nur in der eigenen Kraft ruht das Schicksal der Nation." Die deutsche Turnerschaft wird stets be- strebt sein, das deutsche Turnen weiter zu fordern und zu pflegen und dabei sich nach dem Grundsatze richten:

,,Priifet alles, aber das beste behaltet !"

Zur Psychologie des Priigelns. Im Mirzheft der ,,Zeitschrift fiir

Kinderforschung" veriffentlicht Dr. O. Kiefer-Stuttgart unter obigem Titel einen h6chst interessanten Artikel, der zunichst behauptet, dass Naturv6lker nicht priigeln, dieses Zuchtmittel vielmehr erst bei einer ge- wissen Kulturh6he, die bestimmte Anforderungen der Geschicklichkeit und Arbeitsleistung an den einzelnen stellen, zur Anwendung komme, um dann in rascher Folge sowohl Erwachsenen als Kindern gegeniiber die entsetzlichsten Auswiichse zu zeitigen; sobald eine wirklich hhere, edlere Kultur beginne, trete naturgemass eine Reaktion ein, die die Neigung habe, bald radikal auch bei schweren sittlichen Verfehlungen die korper- liche Ziichtigung zu verwerfen. Zum Schlusse aber heisst es - und um dieser Schlusssitze willen nehmen wir von dem Artikel iiberhaupt Notiz: ,,Die Stunde naht, der Siinder wird abgefiihrt, iibergelegt, geziichtigt. In diesen Momenten wird der k6rperliche Schmerz alle anderen Empfin- dungen unterdriicken. Manche behaupten, das Kind hasse seinen Zucht- meister in diesen schmerzvollen Momenten; ich bestreite das unbedingt, und aus den abwehrenden Handlungen, die temperamentvolle Kinder wihrend der Ziichtigung vornehmen, folgt gar nichts; denn das sind ein- fache Reflexbewegungen. Selbstverstindlich wird der Fall selten sein, dass ein Kind freiwillig kommt und sagt: haue mich, lieber Vater, ich hab's verdient; aber dass ein ,,Hass" zwischen Vater und Kind entsteht durch ein Tracht Hiebe, halte ich fiir noch seltener und meist nur in Ro- manen vorkommend. Wenn das Kind gerechterweise, auch noch so streng, gestraft wird, wird es die Strafe leicht verwinden, und es werden bald Augenblicke kommen, in denen es sich sagt: Mein Vater hat mich doch noch lieb, denn er hat mich noch nie ungerecht bestraft. Darauf kommt aber auch alles an. Jedes Kind ist von Natur aus geradezu ein Pedant der

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