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Deutscher Städtebaupreis 2014 · alien ordnen sich in diesen Kanon ein, Stadt-...

Date post: 14-Mar-2020
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Sonderpreis »Neue Wege in der Stadt« Erfurt | Neugestaltung des Fischmarkts Der Fischmarkt in Erfurt ist Teil des mittelalter- lichen Stadtgefüges von Erfurt und einer der historisch wertvollsten Räume der Stadt. Auf diesem Platz befindet sich eine von drei Linien angefahrene hochfrequentierte Straßenbahn- haltestelle, die barrierefrei umgebaut werden sollte. In konstruktiver Zusammenarbeit zwi- schen Stadtverwaltung, Behindertenverbänden, Erfurter Verkehrsbetrieben und dem Stadt- planungsbüro Dr. Wilke wurden in beispielge- bender Könnerschaft nicht nur die Herausforde- rungen gemeistert, die mit der barrierefreien Integration von Straßenbahnsystemen in sensible historische Stadträume verbunden sind: Das Projekt wurde mit einer umfassenden und subtilen Neugestaltung des gesamten, für die Geschichte und das heutige Selbstverständnis der Landeshauptstadt Erfurt bedeutenden Platz- raum genutzt. Vor der Umgestaltung fanden viel- schichtige Funktionen ihre mehr oder weniger geglückten räumlichen Entsprechungen. Anliefer- zonen und Außengastronomie, Straßenbahn- schienen, Bodenbeläge und Höhenprofilierung, Stadtmöblierung und Beleuchtung: Vieles war gewachsen, in Kompromissen arrangiert, in seiner gestalterischen Qualität beliebig, an eini- gen Stellen hilflos und unsensibel gegenüber dem historischen Kontext. Ein umfassender Planungs- und Diskussionspro- zess wurde für eine ganzheitliche Neugestaltung des Platzes genutzt. Eine grundlegende Neu- profilierung des gesamten Platzes bindet die Rampen der Bahnsteige und die Gleistrasse mit Selbstverständlichkeit ein, gibt dem zentralen Platzraum großzügige Ruhe, hebt die Kolonna- den des Rathauses aus der Fläche heraus und schafft auch hier barrierefreien Zugang. Die Übergänge in die einmündenden Straßen und Gassen werden subtil eingepasst. In Erfurt sorgt ein Stadtbodenkonzept für eine allgemein wohltuende Ruhe und Geschlossen- heit in der Gestaltung der Straßen- und Platz- räume. Die am Fischmarkt verwendeten Materi- alien ordnen sich in diesen Kanon ein, Stadt- möblierungselemente aus dem Standard der Stadt und Beleuchtungselemente werden dabei nicht »ausgestellt«, sondern behutsam so integ- riert, dass sie in der Wahrnehmung des Gesamt- ensembles zurücktreten. Die Qualität der Gestaltung überzeugt durch lückenlos durchdachte und zugleich nobel zu- rückhaltende Ausführungsdetails. Historischen Elementen wie dem Umfeld der Römersäule, den Anschlüssen der Platzflächen an Rathaus oder Ständehaus wird dabei genauso viel Auf- merksamkeit und Sorgfalt zuteil wie den taktilen Elementen an den barrierefreien Haltestellen. Sitzgelegenheiten, die Neuordnung von Außen- bestuhlungsflächen und Feuerwehrtrassen, tech- nische Infrastrukturen oder touristische Infor- mationssysteme – für jede Funktion wird eine mindestens selbstverständliche, häufig darüber hinaus das Ensemble bereichernde Lösung ent- wickelt. Insbesondere bei der Detailgestaltung der Straßenbahnhaltestellen und der Schienen- trasse gelang eine mit Straßenbahnbetrieb und Behindertenverbänden erarbeitete auszeich- nungswürdige Lösung: Barrierefreiheit ist mög- lich ohne ästhetische Kompromisse. Das Beispiel zeigt, selbst starr schienengebundene Systeme lassen sich in sensible Stadträume integrieren, ohne diesen gestalterisch einen »Stempel auf- zudrücken«. Dies nachgewiesen zu haben, ist das ermutigende Verdienst der Neugestaltung des Fischmarktes in Erfurt. Planer/in Stadtplanungsbüro Wilke Dr. Uwe Wilke/Ulrike Holz IST Ingenieurgesellschaft mbH Dietmar Schröter Lichtraum3 Torsten Müller Emch + Berger Peter Gonsior Bauherr/in Stadt Erfurt Bildnachweis Stadtplanungsbüro Wilke 01–06, 10–11 Rena Wandel-Hoefer 07–09 Deutscher Städtebaupreis 2014 01 Fischmarkt Erfurt bei Nacht 02 Luftbild 05 Verkehrsknotenpunkt Fischmarkt 09 Pflasterdetail 07 Blindenleitplatten 08 Haltestellenbord 03 Gestaltplan 04 Gastronomie auf dem Fischmarkt 06 Neugeschaffene barrierefreie Haltestellen 10 Rathausarkade bei Nacht 11 Rathausarkade bei Nacht Der Deutsche Städtebaupreis 2014 wird ausgelobt von der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung und gefördert von der Wüstenrot Stiftung Druckträger Rauch Pop-Up 310M B1, Schwerentflammbar gem. DIN 4102 (B1). Gestaltung www.polynox.de
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Sonderpreis »Neue Wege in der Stadt« Erfurt | Neugestaltung des Fischmarkts

Der Fischmarkt in Erfurt ist Teil des mittelalter-lichen Stadtgefüges von Erfurt und einer der historisch wertvollsten Räume der Stadt. Auf diesem Platz befindet sich eine von drei Linien angefahrene hochfrequentierte Straßenbahn-haltestelle, die barrierefrei umgebaut werden sollte. In konstruktiver Zusammenarbeit zwi-schen Stadtverwaltung, Behindertenverbänden, Erfurter Verkehrsbetrieben und dem Stadt-planungsbüro Dr. Wilke wurden in beispielge-bender Könnerschaft nicht nur die Herausforde-rungen gemeistert, die mit der barrierefreien Integration von Straßenbahnsystemen in sensible historische Stadträume verbunden sind: Das Projekt wurde mit einer umfassenden und subtilen Neugestaltung des gesamten, für die Geschichte und das heutige Selbstverständnis der Landeshauptstadt Erfurt bedeutenden Platz-raum genutzt. Vor der Umgestaltung fanden viel-schichtige Funktionen ihre mehr oder weniger geglückten räumlichen Entsprechungen. Anliefer-zonen und Außengastronomie, Straßenbahn-schienen, Bodenbeläge und Höhenprofilierung, Stadtmöblierung und Beleuchtung: Vieles war gewachsen, in Kompromissen arrangiert, in seiner gestalterischen Qualität beliebig, an eini-gen Stellen hilflos und unsensibel gegenüber dem historischen Kontext.

Ein umfassender Planungs- und Diskussionspro-zess wurde für eine ganzheitliche Neugestaltung des Platzes genutzt. Eine grundlegende Neu-profilierung des gesamten Platzes bindet die Rampen der Bahnsteige und die Gleistrasse mit Selbstverständlichkeit ein, gibt dem zentralen Platzraum großzügige Ruhe, hebt die Kolonna-den des Rathauses aus der Fläche heraus und schafft auch hier barrierefreien Zugang. Die Übergänge in die einmündenden Straßen und Gassen werden subtil eingepasst. In Erfurt sorgt ein Stadtbodenkonzept für eine allgemein wohltuende Ruhe und Geschlossen-heit in der Gestaltung der Straßen- und Platz-räume. Die am Fischmarkt verwendeten Materi-alien ordnen sich in diesen Kanon ein, Stadt- möblierungselemente aus dem Standard der Stadt und Beleuchtungselemente werden dabei nicht »ausgestellt«, sondern behutsam so integ-riert, dass sie in der Wahrnehmung des Gesamt-ensembles zurücktreten. Die Qualität der Gestaltung überzeugt durch lückenlos durchdachte und zugleich nobel zu-rückhaltende Ausführungsdetails. Historischen Elementen wie dem Umfeld der Römersäule, den Anschlüssen der Platzflächen an Rathaus oder Ständehaus wird dabei genauso viel Auf-merksamkeit und Sorgfalt zuteil wie den taktilen Elementen an den barrierefreien Haltestellen. Sitzgelegenheiten, die Neuordnung von Außen-bestuhlungsflächen und Feuerwehrtrassen, tech-nische Infrastrukturen oder touristische Infor-mationssysteme – für jede Funktion wird eine mindestens selbstverständliche, häufig darüber hinaus das Ensemble bereichernde Lösung ent-wickelt. Insbesondere bei der Detailgestaltung der Straßenbahnhaltestellen und der Schienen-trasse gelang eine mit Straßenbahnbetrieb und Behindertenverbänden erarbeitete auszeich-nungswürdige Lösung: Barrierefreiheit ist mög-lich ohne ästhetische Kompromisse. Das Beispiel zeigt, selbst starr schienengebundene Systeme lassen sich in sensible Stadträume integrieren, ohne diesen gestalterisch einen »Stempel auf-zudrücken«. Dies nachgewiesen zu haben, ist das ermutigende Verdienst der Neugestaltung des Fischmarktes in Erfurt.

Planer/in

Stadtplanungsbüro Wilke Dr. Uwe Wilke/Ulrike Holz

IST Ingenieurgesellschaft mbH Dietmar Schröter

Lichtraum3 Torsten Müller

Emch + Berger Peter Gonsior

Bauherr/in

Stadt Erfurt

Bildnachweis

Stadtplanungsbüro Wilke 01–06, 10–11

Rena Wandel-Hoefer 07–09

DeutscherStädtebaupreis2014

01 Fischmarkt Erfurt bei Nacht

02 Luftbild

05 Verkehrsknotenpunkt Fischmarkt

09 Pflasterdetail

07 Blindenleitplatten 08 Haltestellenbord

03 Gestaltplan 04 Gastronomie auf dem Fischmarkt

06 Neugeschaffene barrierefreie Haltestellen

10 Rathausarkade bei Nacht 11 Rathausarkade bei Nacht

Der Deutsche Städtebaupreis 2014 wird ausgelobt von derDeutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung

und gefördert von derWüstenrot Stiftung

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