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Der Wandel vom „gelehrten“ zum „galanten Stil“ Am … · Übergang vom Barock zur Klassik...

Date post: 17-Sep-2018
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1 Der Wandel vom „gelehrten“ zum „galanten Stil“ Am Beispiel von Johann Sebastian Bach Jahresarbeit im Fach Musik Freiherr-vom-Stein-Schule, Hess. Lichtenau Fachlehrerin: Fr.Pott Ronja Dippel, Wickersrode den 25.04.2014
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Der Wandel vom „gelehrten“ zum „galanten Stil“

Am Beispiel von Johann Sebastian Bach

Jahresarbeit im Fach Musik

Freiherr-vom-Stein-Schule, Hess. Lichtenau

Fachlehrerin: Fr.Pott

Ronja Dippel, Wickersrode den 25.04.2014

2

Inhaltsverzeichnis

1. Fachwortverzeichnis, Abkürzungsverzeichnis S.3

2. Vorwort S.4

3. Übergang vom Barock zur Frühklassik S.4

3.1. Allgemein S.4

3.2.Musikalische Entwicklung S.6

4. J.S.Bach zur Zeit des Übergangs S.7

4.1.J.S.Bach und seine letzten Jahren S.7

4.2.Der „gelehrte Stil“ / in J.S.Bachs Musik S.8

4.3.Musikalisches Opfer BWV 1079 S.9

4.3.1 Analyse des Musikbeispiels anhand der Merkmale S.9

des „gelehrten Stils“

5. Umbruchsituation um 1730 S.10

5.1.Der „galante Stil“ S.10

5.2.Merkmale des „galanten Stils“ an einem Beispiel S.11

6. Vergleich „gelehrter Stil“ – „galanter Stil“ mit Stellungnahme S.12

7. Nachwort S.13

8. Quellenverzeichnis S.15

9. Anhang S.16

3

1.Fachwortverzeichnis, Abkürzungsverzeichnis

Fachwortverzeichnis:

Terrassendynamik: plötzliche dynamische Änderung, welche auskomponiert aber auch

Interpretation sein kann.

Kontrapunkt: „Gegenstimme“ zu einer vorgegebenen Melodie

Chromatik: Erhöhen oder Erniedrigen um einen Halbton z.B. f→fis, f→fes

Mannheimer Manieren: Effekte oder Figuren der Mannheimer Schule, z.B. Seufzer oder

gebrochene Akkorde

Adagio: langsam, ruhig

Crescendo: lauter werdend

Ritenuto: plötzliche Zurücknahme des Tempos

Monothematik: nur ein Thema beinhaltend

Konsonant: harmonisch zusammenklingend

Abkürzungsverzeichnis:

Zum Beispiel: z.B.

Beziehungsweise: bzw.

4

2.Vorwort

In der Geschichte der Musik gab es schon viele sehr bedeutende Stilwechsel, doch einer

der bedeutendsten und gegensätzlichsten Umbruchsituationen war der Wandel vom

„gelehrten Stil“ zum „galanten Stil“. Dieser Umbruch hatte nicht nur eine große

Bedeutung für die Musik und somit für die Komponisten, sondern auch für die gesamte

Bevölkerung. In meiner Jahresarbeit werde ich mich mit genau diesem Wandel und der

Umbruchsituation 1730 beschäftigen und zudem die Frage beantworten wie es zu

diesem Umbruch kam und was die Bevölkerung dabei für eine Rolle spielte. Der

wichtigste Komponist und Vertreter des gelehrten Stils war Johann Sebastian Bach,

welcher den gelehrten Stil bis zu seinem Tod vertreten hat. Aus diesem Grund werde

ich das „Musikalische Opfer“, welches er kurz vor seinem Tod 1750 komponierte,

analysieren. Im Gegensatz dazu werde ich ein weiteres Stück in Bezug auf die

Merkmale des galanten Stils analysieren und diese Stücke anschließend vergleichen. Ich

bin auf dieses Thema aufmerksam geworden, da mich diese beiden Epochen und ihre

Gegensätzlichkeiten sehr interessieren und weil ich mehr über diese drastische

Änderung des Menschenbildes erfahren möchte. Ich habe mich bewusst für ein Werk

von Johann Sebastian Bach entschieden, da er der wichtigste Vertreter des Barock und

somit auch des gelehrten Stils ist. Er hat trotz seines abwechslungsreichen Lebens

immer an dem gelehrten Stil festgehalten und definiert mit seinem Tod sogar das Ende

einer Epoche. Aus diesem Grund habe ich mich in meiner Jahresarbeit mit diesem

Komponisten und seinem Handeln beschäftigt. Um den Wandel bzw. die

Umbruchsituation auch in anderen Bereichen als der Musik zu betrachten erkläre ich

zunächst den historischen Hintergrund und somit auch die Veränderung der

Gesellschaft.

3. Übergang vom Barock zur Klassik

3.1. Allgemein

Das Wort Barock lässt sich von dem portugiesischen Wort barocca ableiten und

bedeutet schiefe, unregelmäßige Perle. Der Begriff Barock wurde erst später als

Epochenbezeichnung angesehen, da er zunächst abwertend gebraucht wurde und als

Begriff für überladene und merkwürdige Musik stand. Der Barock wurde durch den

5

Einfluss von Kirche und Architektur geprägt, weshalb diese auch die größten Förderer

der barocken Künstler waren. Angestrebt wurde das Zusammenspiel von Architektur,

Malerei, Dichtung und Musik. Allerdings war der Barock eine sehr widersprüchliche

Epoche, weil die Menschen zum Einen ein sehr prunkvolles und fröhliches Leben voller

Volksfesten und schönen Kleidern führten und zum Anderen der 30-jährige Krieg

herrschte in dem viele Menschen ihr Leben verloren.

Eine andere Bezeichnung für die Epoche Barock ist Generalbasszeitalter, da die Musik

zu dieser Zeit sehr unterschiedlich war, je nach Zeit, Land und Komponist, sich jedoch

alle auf den Bass als Fundament bezogen haben.

Die Zeit der Barockmusik endete eigentlich um 1730, da sich ab diesem Jahr die Musik

in viele verschiedene Richtungen veränderte. Jedoch gab es auch nach 1730 noch viele

Komponisten die die Merkmale der Barockmusik beibehielten, weshalb das Ende der

Epoche Barock mit dem Tod Johann Sebastian Bachs definiert werden kann.

„Mit dem Tod von J. S. Bach im Jahre 1750 ist das Barockzeitalter endgültig

abgeschlossen. Seine Söhne sind die Wegbereiter für den Uebergang zur

Frühklassik.“1 Der Komponist Herbert Baumann drückt den großen Einfluss der

Familie Bach in diesem Zitat sehr gut aus.

Der Klassik ging zunächst die Vorklassik voraus, in der ein völlig neues Verständnis

für Musik und Kunst entstand. Das Menschenbild war nun von dem Streben nach

individueller und persönlicher Freiheit geprägt, welches von vielen Philosophen wie

z.B. Immanuel Kant verbreitet wurde. In der Klassik gewann das Bürgertum immer

mehr an Einfluss in der Politik und löste so den Adel von seinem Einfluss ab. Durch

den großen Einfluss des Bürgertums änderte sich vieles, so zum Beispiel auch in der

Musik und der Bildung. Das Bürgertum ermöglichte jedem Bürger die Teilnahme an

dem öffentlichen Musikleben durch Opernhäuser und Konzertsäle. Die Kunst war nun

für jeden zugänglich und konnte von jedem Liebhaber ausgeführt werden. Durch diese

musikalische Entwicklung hatte jeder Komponist einen individuellen Stil und konnte

anhand seiner Kompositionen erkannt werden. Nachdem die Natur im Barock keine

Bedeutung mehr hatte und Illusion und Fantasie eine große Rolle spielten, gewann die

Natur in der Klassik wieder an Bedeutung und prägte teilweise auch Kunst, Dichtung

und Architektur.

1 Herbert Bau mann: Die Musikalischen Epochen im Überblick

6

3.2 Musikalische Entwicklung

Im Barock setzten sich viele Struktur- und Formelemente durch, welche auch für die

Klassik von großer Bedeutung waren. Ein Strukturelement ist das Dur-/Moll-System,

welches sich mit der Zeit zu einem funktionalen System ausbildete. Außerdem wurde

die Instrumentalmusik genauso wichtig wie die vorherrschende Vokalmusik. Des

Weiteren entwickelte sich das heute gebräuchliche Taktsystem. Weitere Merkmale der

Barockmusik sind die neu entstandenen Werkformen Oper, Oratorium und die

Generalbassschrift. Das Oratorium wird im Gegensatz zur Oper nicht szenisch sondern

nur konzertant aufgeführt und handelt mehr von geistlichen Geschichten. Die

Generalbassschrift wird im Barock zum führenden Notationssystem und der

Generalbass (ital. basso continuo, kurz b.c.) wird zum harmonischen Fundament einer

jeden Komposition. Die Opern basierten zu dieser Zeit meist auf mythischen Stoffen der

griechischen Antike. Es entstand eine Figurenlehre, bei welcher zum Beispiel das

Vorzeichen # als Symbol für das Kreuz Christi und ein Kanon oder eine Fuge als

Ausdruck der Verfolgung stand. Außerdem wurde ein Melodieverlauf nach oben als der

Himmel und ein Melodieverlauf nach unten als die Hölle angesehen.

Die Affektenlehre trat ebenfalls in der Barockmusik auf, bei welcher die Freude durch

konsonante, schnelle Kompositionen in Dur und in hoher Lage ausgedrückt wurde und

die Trauer durch dissonante, langsame Kompositionen, welche in moll und in einer

tiefen Lage komponiert wurden. Die Entwicklung der Mehrchörigkeit war

Voraussetzung für das conercto grosso, bei welchem eine kleinere Gruppe einem

größeren Orchester mit dem Basso continuo gegenübersteht. Eine Folge von Tänzen

wurde als Suite bezeichnet und war zunächst von einem festen Schema abhängig, dann

aber nach und nach freier zusammengestellt.

In der Klassik wurde sich von den strengen Regeln des Barocks abgewendet und mehr

Priorität auf eine gesanglich gestaltete Melodiestimme mit einer sich sparsam

untergeordneten Begleitstimme, die einfach und harmonisch ist, gesetzt. Durch die

Betonung auf das Melodische, verschwinden die vom Generalbass bestimmten Formen

der Barockmusik. Im Laufe der Frühklassik wurden die sogenannte Mannheimer Schule

und die Söhne J.S.Bachs immer wichtiger. Carl Philipp Emanuel Bach und Johann

Christian Bach wirkten und lehrten in Deutschland und Italien. Die Mannheimer Schule

war eines der modernsten Orchesters Europas, aus welchem durch Johann Stamitz und

7

seinen Nachfolgern neue wichtige Impulse für die klassische Instrumentalmusik

gegeben wurden. Die musikalische Entwicklung beruht mehr auf Instrumentalmusik,

welche von der Sonatenhauptsatzform geprägt ist. Die Sonatenhauptsatzform besteht

aus den vier Formteilen Exposition, Durchführung, Reprise und Coda. In der Exposition

wird das thematische Material dargestellt, in der Durchführung wird das Material aus

der Exposition verarbeitet, die Reprise ist eine leichte Veränderung der Exposition und

die Coda ist der Schlussteil. Durch diese Merkmale wird eine Einfachheit und Klarheit

der Kunst angestrebt.

4. J.S.Bach zur Zeit des Übergangs

4.1 J.S.Bach und seine letzten Jahre

Johann Sebastian Bach wurde am 21.März 1685 in Eisenach in Thüringen geboren. Er

war das achte Kind der Musiker Johann Ambrosius Bach und seiner Frau Elisabeth

Lemmerhirt. Im Jahr 1695 verwaisten er und seine acht Geschwister. Erst starb seine

Mutter und kurze Zeit später nach einer erneuten Hochzeit auch sein Vater Johann

Ambrosius. Nach dem Tod der Eltern wurden die acht Kinder auf die Verwandtschaft

verteilt und J.S.Bach kam zu seinem 13 Jahre älteren Bruder Johann Christoph, der in

Ohrdruf bei Erfurt lebte und bereits verheiratet war. In Ohrdruf besuchte er die

Lateinschule in welcher er in alten Sprachen, Logik, Mathematik, Rhetorik, Theologie

und Musik gelehrt wurde. Mit 14 verließ er die Schule als zweitbester Schüler. 1700

ging er mit einem Freund nach Lüneburg um dort sein Stipendium an der Michaelis-

Klosterschule anzunehmen. Im Jahr 1703 wurde er erst als „Laquai“ (Violinist) bei

Herzog Johann Ernst von Sachsen-Weimar eingestellt, doch kurze Zeit später trat er

seine erste Stelle als Organist in Arnstadt an. Im November 1705 machte er eine

viermonatige Reise nach Lübeck, um den Organisten Dietrich Buxtehude zu besuchen.

Allerdings wurde er aufgrund dessen aus seiner Stelle als Organist in Arnstadt

entlassen. Eine neue Stelle als Organist bot sich ihm in Mühlhausen in der Hauptkirche

Divi Blasii. Im selbigen Jahr heiratete er seine Cousine Maria Barbara Bach. Der

mittlerweile 23jährige J.S.Bach brach aber auch diese Stelle nach wenigen Monaten ab

um in Weimar eine Stelle als Hoforganist und Kammermusiker bei Herzog Wilhelm

Ernst anzutreten. Im Jahr 1710 wurde sein erster Sohn Wilhelm Friedemann Bach

geboren, danach folgten in sieben Jahren sechs weiter Kinder mit Maria Barbara Bach.

8

Im selben Jahr wurde er zum Konzertmeister der Weimarer Hofkapelle ernannt. Der

Herzog Wilhelm Ernst lehnte eine Beförderung Bachs ab, weshalb er sich weigerte

weiterhin für ihn zu arbeiten. Daraufhin wurde er von Herzog Wilhelm Ernst entlassen.

J.S.Bach bewarb sich im Jahr 1717 erfolgreich als Kapellmeister bei dem Fürsten

Leopold von Anhalt-Köthen. In der folgenden Zeit war er sehr erfolgreich und es

entstanden viele seiner Instrumentalwerke wie die Brandenburgischen Konzerte,

Violinkonzerte und Orchestersuiten. Jedoch wurde dieses sehr erfolgreiche Jahr von

dem Tod seiner erst 35jährigen Ehefrau Maria Barbara Bach überschattet. Schon ein

Jahr später heiratete er die 20jährige Musikertochter Anna Magdalena Wilcke in

Köthen. Seine neue Ehefrau Anna Magdalena kümmerte sich gut um seine Kinder aus

erster Ehe und brachte selbst in den folgenden Jahren 13 Kinder zur Welt, von denen

jedoch 6 früh sterben. 1723 wird die Stelle als Thomaskantor in Leipzig frei, um welche

er sich bewarb und sie auch bekam. In seiner Zeit in Leipzig entstanden mehr als 200

Kantaten, das Weihnachts- und Osteroratorium, die Johannes- und Matthäuspassion und

die h-moll Messe. Seine letzte Komposition die „Kunst der Fuge“ konnte er wegen

seinem großen Augenleiden nie vollenden. Am 28. Juli 1750 stirbt Johann Sebastian

Bach im Alter von 65 Jahren an einem Schlaganfall. Johann Sebastian Bach hatte

anfangs sehr viele Bewunderer, welche unter anderem sagten er sei der größte

universellste Komponist aller Zeiten, ein Weltwunder, auf welches man stolz seien

solle.2

4.2 Der „gelehrte Stil“

Der gelehrte Stil wurde geprägt von dem kontrapunktischen Stil der Barocken Musik.

Der gelehrte Stil war ein hochkomplizierter und zum Teil polyphoner Stil mit sehr

strengen Regeln. Diese Musik war durch ihre Komplexität eher etwas für

„scharfsinnige Kenner“ und somit keine Musik für das gesamte Bürgertum. Des

Weiteren trat der Begriff der Terrassen-Dynamik auf, welche als „übergangsloses

Gegenüberstellen von lauten und leisen Episoden“ 3 bezeichnet werden kann. Die

Chromatik und die Monothematik, welche im italienischen Frühbarock bereits sehr

bedeutend waren, gewannen auch in Deutschland an Bedeutung und gehörten somit zu

dem „gelehrten Stil“. Die strengen Regeln des gelehrten Stils wurden nicht von allen

2 Albert Schweitzer, J.S.Bach 1908 3 Wieland Ziegenrücker, ABC Musik, Allgemeine Musiklehre. Wiesbaden: Breitkopf&Härtel 2000, S.194 f.

9

Komponisten dieser Zeit vertreten, jedoch gab es Komponisten wie z.B. Johann

Sebastian Bach welche es durch diesen Stil zu großem Erfolg brachten, obwohl sie im

Barock sehr oft kritisiert wurden. Johann Sebastian Bach war der wichtigste Vertreter

des gelehrten Stils und komponierte bis zu seinem Tod nach den strengen Regeln und

dem hochkomplizierten gelehrten Stil.

4.3 Das Musikalische Opfer BWV 1079

4.3.1 Analyse des Musikbeispiels

Das Musikalische Opfer BWV 1079 ist eine Sammlung von kontrapunktischen Sätzen,

welche Johann Sebastian Bach wenige Jahre vor seinem Tod komponierte. Der König

in Potsdam gab Johann Sebastian Bach die Aufgabe mit einem einzigen Thema ein

ganzes Stück zu komponieren. Dieses Thema verarbeitete er dann in zwei Fugen,

mehreren Kanons und einer Triosonate zu dem „Musikalischen Opfer“. J.S.Bach

nannte die zwei Fugen Ricercar, weil er die Anfangsbuchstaben des lateinischen Satzes

„Regis Jussu Cantio et Reliqua Arte Canonica Resoluta“ einbeziehen wollte. Dieser

Satz bedeutet übersetzt „Auf Geheiß des Königs die Melodie und der Rest durch

kanonische Kunst erfüllt“, welcher die Widmung an den König zusätzlich hervorhebt.

Der König, welchem das Stück gewidmet wurde, bedankte sich nicht einmal für die

Mühe von Johann Sebastian Bach, denn er fand, dass J.S.Bach Musik komponierte, die

niemand mehr hören möchte, da sie auf den gelehrten Stil basierte.

Im Folgenden werde ich mir eine der beiden Fugen beziehungsweise das Ricercar a 3

genauer anschauen und im Hinblick auf die Merkmale des „gelehrten Stils“ und der

Merkmale der Barocken Musik analysieren. Das Ricercar a 3 steht in c-moll und wird

von den drei Stimmen Violino 1, Viola (Bratsche) und dem Violoncello gespielt.

Außerdem besteht dieser Teil des Musikalischen Opfers aus 185 Takten.

Abb.1: Hauptthema des Ricercar a 3

Das Thema, welches sich das erste mal in Takt 1-9 (Takt 9 erste Zählzeit) finden lässt

wird lediglich von der Violine gespielt und beginnt mit einem Dreiklang in der Tonika

c-moll. Auf den Dreiklang folgt eine Art chromatische Tonleiter, welche einen

10

Gegensatz zu dem klaren Dreiklang in der Tonika bildet. Im weiteren Verlauf der Fuge

ist das Thema in allen Stimmen wiederzufinden und teils auch als Variation wie in den

Takten 153-161, wo das Ende eine Variation des normalen Themas ist.

Diese Fuge besteht nur aus viertel, achtel und halben Noten und hat somit einen

gleichmäßigen Rhythmus. Die ständige Wiederholung und Variation des Themas trägt

ebenfalls zu einem gleichmäßigen Rhythmus bei. Der Ambitus der Fuge reicht von h

bis d’’ und bedient sowohl hohe und fröhliche Töne als auch tiefe und traurige Töne.

Das Stück ist im Notentext nicht besonders verziert beziehungsweise ausgeschmückt,

es sind lediglich ein paar Triller zum Beispiel in Takt 17 und Triolen in zum Beispiel

Takt 38, 39, 40 und 41 vorhanden. Durch diese Zurückhaltung der Verzierungen ist es

dem Spieler selbst überlassen wo er Improvisationen wie Triller, etc. einbringen

möchte. Es gibt zwei Wechsel der Notenschlüssel in der zweiten und dritten Stimme. In

beiden Fällen wird zum Violinschlüssel gewechselt, sodass dann zwei Stimmen im

Violinschlüssel stehen. Das Ricercar a 3 ist an vielen Stellen chromatisiert, das heißt,

dass es in Halbtonschritten spielbar ist beziehungsweise gespielt wird wie zum Beispiel

in Takt 80. Aus diesem folgt, dass sich Johann Sebastian Bach nicht nur auf die Töne

von c-moll konzentriert hat, sondern auch viele weitere Tonarten eingebracht hat.

5.Umbruchsituation um 1730

5.1 Der „galante Stil“

Der „galante Stil“ entwickelte sich zwischen 1720 und 1730 also während dem

Übergang vom Barock zur Frühklassik. Der galante Stil war elegant und vornehm und

war eine Bezeichnung für die Sprache und Umgangsformen an den französischen

Höfen. Anfangs wurde der galante Stil hauptsächlich in Paris und dem süddeutschen

Raum entwickelt und angewendet, später aber auch in Deutschland. Die Musik des

galanten Stils sollte verständlich sein und setzte sich bewusst von dem

hochkomplizierten Stil ab. Aus diesem Grund war die Musik des galanten Stils für

Musikliebhaber. Im galanten Stil wurde die einfach gehaltene Melodiestimme durch

dekorative Stilistik ausgeziert und meist auch ausnotiert. Diese Verzierungen waren

zum Beispiel Triller, Vorschläge oder Schleifer. Damit die verzierte Melodiestimme

mehr zur Geltung kam, wurde die Begleitung homophon und harmonisch einfach

gehalten. Der galante Stil war leicht, elegant und natürlich und sollte ein neues

11

Publikum ansprechen. Der Komponist Georg Philipp Telemann sagte: „Musik sollte

keine Kraftleistung, keine okulte Wissenschaft oder eine Art schwarzer Magie sein…

Wer für viele schreibt, leistet bessere Arbeit als einer, der nur für wenige schreibt.“4

Dieses Zitat verdeutlicht, dass der galante Stil ein neues Publikum ansprechen wollte

und somit auch mehr Menschen als zuvor. Am Anfang des galanten Stils war die

Entwicklung des Themendualismus, welcher beinhaltet, dass zwei gleichberechtigte

Themen in einem Stück konkurrieren. Letztendlich ist der galante Stil durch

melodische und formale Eleganz und einen homophonen Satz, also einer verzierten

Melodiestimme und einer zurückhaltenden Begleitstimme, gekennzeichnet.

5.2. Merkmale des „galanten Stils“ an einem Beispiel

Der Komponist, Dirigent und Geigenvirtuose Johann Wenzel Anton Stamitz wurde am

19.06.1717 in Tschechien geboren und gilt als Begründer der Mannheimer Schule. Die

Mannheimer Manieren und die Entwicklung des Mannheimer Stils waren ein wichtiger

Grundstein für die Wiener Klassik. Johann Wenzel Anton Stamitz verstarb am

27.03.1757 in Mannheim.

Abb.2: Johann Wenzel Anton Stamitz

Ich möchte nun eines seiner Stücke in Bezug auf die Merkmale des galanten Stils

analysieren. An dem ersten Satz der Violinsonate op.6/a lassen sich diese Merkmale

sehr gut erkennen. Dieser Satz steht in G-Dur und ist langsam, ruhig und größtenteils

leise, was sich an der Überschrift Adagio und der Abkürzung p für piano erkennen

lässt. Außerdem ist dieser Satz dreistimmig und wird von einer Violino, einem

Cembalo und einem Piano gespielt. Die sehr verzierte bzw. umspielte Melodiestimme

ist eines der wichtigsten Merkmale des galanten Stils. Diese Verzierungen lassen sich

z.B. an dem Vorschlag in Takt 2 wiederfinden und dem sehr langer Triller in Takt 3.

4 Herausgeber: Robertson, Alec & Stevens Denis, Geschichte der Musik Band 3 Klassik und Romantik, 1968, S. 14

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Des Weiteren dynamisch auffällig ist z.B. das Crescendo in Takt 12 und das Ritenuto

in Takt 16. Weitere Verzierungen wie staccato- und legatotöne, sowie punktierte Noten

lassen sich ebenfalls in der Melodiestimme finden. Ein weiteres Merkmal welches sich

in diesem Satz sehen lässt ist die dezent bzw. ruhig gehaltene Begleitstimme, welche

keine Verzierungen oder Besonderheiten vorweist und somit die Melodiestimme im

Vordergrund stehen lässt. Die Begleitstimme ist eher im homophonen Stil und besteht

meist aus Akkorden in weiter oder enger Lage. Durch die wenigen Tonartenwechsel

und die Grundtonart G-Dur wirkt das Stück fröhlich, elegant und natürlich, wie es in

dem galanten Stil gewollt war.

6.Vergleich „gelehrter Stil“ – „galanter Stil“

Die Merkmale dieser beiden Stile sind sehr gegensätzlich und es gab für beide Stile

sowohl Kritiker als auch Befürworter. Einer der wichtigsten Unterschiede ist, dass die

Musik des „gelehrten Stils“ eher für scharfsinnige Kenner war und die Musik des

„galanten Stils“ vornehmlich für Musikliebhaber. Dieser Wandel trat ein, da die Musik

in der Vorklassik ein anderes Publikum ansprechen wollte als die Musik im Barock.

Die Aufklärung der Gesellschaft und die größere Einflussnahme der Bürger führten

ebenfalls zu diesem Wandel. Der galante Stil setzte sich außerdem bewusst von dem

hochkomplizierten zum teil polyphonen Stil des Barock ab um einen natürlicheren und

eleganteren Stil zu schaffen. Des Weiteren wurde der kontrapunktische Stil mit seinen

strengen Regeln von dem ungezwungeneren und freieren galanten Stil abgelöst. Georg

Philipp Telemann sagte bereits (wie auf Seite 10 erwähnt), dass nur der eine gute

Arbeit leiste, der für viele schreibt also viele Menschen mit seiner Musik anspreche.

Der Drang nach Bildung war in der Klassik viel größer als im Barock, weshalb es mehr

Musikliebhaber und weniger Musikkenner gab, die es zu beeindrucken galt. Die

Melodie des galanten Stils steht durch ihre Verzierungen wie z.B. Triller oder

Vorschläge im Vordergrund und ist nicht wie im gelehrten Stil gleichgesetzt mit der

Begleitstimme. Die Kritik am gelehrten Stil war sehr groß am meisten wurde jedoch

Johann Sebastian Bach kritisiert. Der russische Komponist Peter Iljitsch Tschaikowsky

sagte: „Ich kann wohl sagen, dass ich Bach gern spiele, weil das Spielen einer guten

Fuge unterhaltend ist, aber ich erblicke in ihm nicht ein großes Genie.“5

5 Tagebucheintragung Peter Iljitsch Tschaikowskys vom Dezember 1879, In: Teure Freundin, S.361

13

Dieses Zitat lässt sich auch mit den Meinungen vieler anderer Kritiker verbinden, z.B.

sagte Arnold Mendelssohn, dass Bach seit seinen sechs Sonaten für Violine mit Klavier

als Musiker keine Entwicklung mehr gehabt habe und er immer denselben Inhalt

betätige nur in Verbindung mit verschiedenen Formen.6 Der galante Stil war somit in

der Mitte des 18.Jahrhunderts fortschrittlicher und moderner und hat den längst

überholten, alten gelehrten Stil abgelöst. Johann Sebastian Bach war ohne Frage ein

Genie seiner Zeit, jedoch konnte er sich nicht auf neue Formen und neue Inhalte

einlassen und verlor so mit der Zeit an Ansehen. Dennoch wurde auch der galante Stil

kritisiert, so sagte Schubart über die Kompositionen des Komponisten Carlo Guiseppe

Toeschi, dass ihm die Mannigfaltigkeit fehle und das sich alle seine Symphonien gleich

anhören.7 Aus diesem Grund hatten beide Epochen und beide Stile ihre Kritiker und

Befürworter.

Die Umbruchsituation um 1730 und der Wandel dieser beiden Stile war durch den

wachsenden Drang an Bildung und somit dem Drang nach fortschrittlicher Musik

hervorzusehen. Das Unnatürliche und Pompöse des Barocks wurde durch das

Natürliche und Elegante der Klassik ersetzt, welches aus einer Änderung des

Menschenbildes und der zunehmenden Aufklärung der Gesellschaft folgte.

7.Nachwort

Nachdem ich die anfänglichen Schwierigkeiten mit der Recherche zu meinem Thema

überwunden hatte erwies sich das Thema als sehr spannend und ich konnte schnell mit

dem Schreiben beginnen. Da der „gelehrte Stil“ nicht besonders verbreitet war und

auch nur von wenigen Komponisten vertreten wurde war die Arbeit mit dieser Epoche

und diesem Stil besonders schwer, jedoch konnte ich mit den Merkmalen der gesamten

Epoche und den Meinungen von Komponisten aus anderen Epochen eine Definition

bzw. vergleichbares Material herausarbeiten. Die gesellschaftliche Veränderung und

die Aufklärung der Bürger durch Philosophen sind wichtige Gründe für die

Umbruchsituation und den Wandel der Stile.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass der Wandel vom „gelehrten Stil“ zum

„galanten Stil“ eine Folge der Veränderung des Menschenbildes und dem

zunehmenden Drang nach Bildung ist. Die Musik wurde freier, ungezwungener und

6 Arnold Mendelson: Gott, Welt und Kunst, S.16 und 20

7 Schubart, „Musik um Uns“, Schroedel, 2008, S.46

14

bezog sich wieder mehr auf die Natur als zuvor. In der Klassik bzw. dem „galanten

Stil“ entwickelten die Komponisten einen Personalstil, sodass jeder Komponist seine

eigenen Merkmale hatte und anhand seiner Werke erkannt werden konnte.

Anfangs wusste ich nicht, dass die Gesellschaft bei diesem Wandel eine so große Rolle

spielte, da sich ja hauptsächlich die Musik veränderte. Diese Umbruchsituation war

möglicherweise der Grundstein für eine zunehmend freiere Musik, durch welche auch

heute noch ein freies Komponieren möglich ist und wir uns an keine Formen oder

strenge Regeln halten müssen. Meiner Meinung nach ist die wichtigste Veränderung,

dass die Musik im „galanten Stil“ auch Musikliebhaber angesprochen hat und nicht nur

Musikkenner wie im „gelehrten Stil“. Sowohl historische als auch musikalische

Entwicklungen spielten hierbei eine Rolle und machten die Umbruchsituation um 1730

wichtig für alle Bereiche und sogar die heutige Zeit.

15

8.Quellenverzeichnis

Literatur

1. Robertson, Alec und Stevens, Denis, Hrsg: Geschichte der Musik, Band 3

Klassik und Romantik, Prestel-Verlag München, 1968

2. Blume, Friedrich: Epochen der Musikgeschichte in Einzeldarstellungen,

Bärenreiter-Verlag, 1949-1968

3. Kaiser, Karl: Basiswissen Barockmusik, Band 1: Zur Instrumentalmusik des

Hoch- und Spätbarock, Con Brio Verlagsgesellschaft, 2010

4. Marcel, Luc-André:Johann Sebastian Bach in Selbstzeugnissen und

Bilddokumenten, 1963

5. Heukäufer, Norbert: Musik Pocket Teacher Abi, Cornelsen, 2011

6. Kramer, Uwe: Komponisten über Komponisten, Heinrichshofen’s Verlag

Wilhelmshaven, 1983

7. Claude, Veilhan Jean: Die Musik des Barock und ihre Regeln (17.-18.

Jahrhundert) für alle Instrumente, Verlag: Alphonse Leduc Editions Musicales

Partitur

25.10.2013:

http://imslp.org/wiki/Musikalisches_Opfer,_BWV_1079_(Bach,_Johann_Sebastian)

28.11.2013:

http://imslp.org/wiki/6_Violin_Sonatas,_Op.6_(Stamitz,_Johann)

Abbildungsverzeichnis

Abb.1:

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/1/1c/The_Musical_Offering_t

heme.svg/768px-The_Musical_Offering_theme.svg.png, 14.04.2014

Abb.2:

http://image2.findagrave.com/photos250/photos/2012/85/87419211_133282204101.jp,

17.04.2014

Abbildung des Deckblatts : http://www.klassika.info/Komponisten/Bach/Bild.png,

07.01.2014

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9.Anhang

Internetquellen

1. 02.01.2014:http://dokumente-online.com/musik- im-wandel-der-zeit-barock-

klassik.html

2. 02.01.2014:https://www.hofenfels.de/contenido/cms/upload/Musik/Dateien/Frh

klasssik.pdf

3. 07.01.2014: http://www.bach.de/leben/index.html

4. 07.012014: http://www.bachhaus.de/

5. 07.01.2014: http://www.planet-wissen.de/kultur_medien/musik/bach/

6. 07.01.2014: http://www.klassika.info/Komponisten/Bach/lebenslauf_1.html

7. 22.03.2014: http://www.klassischemusik.eu/barockmusik.html

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Verwendete Internetseiten

http://dokumente-online.com/musik-im-wandel-der-zeit-barock-klassik.html 2.01.2014: Die Vorklassik (1730 – 1770) Zwischen den Jahren 1720 und 1760 kommt es zu einem Umbruch: die Zeit des Barock geht langsam zu Neige und es zeichnet sich ein neues Bewusstsein im musikalischen Schaffen ab. Dieser „Übergangsstil“ zwischen dem Barock und der Klassik (Wiener Klassik) wir als Vorklassik bezeichnet. Dieser ist nicht als Zustand, sondern als Entwicklung zu betrachten, die den Spätbarock zur Wiener Klassik führt. Dank der um 1750 stattfindenden Aufklärung veränderte sich das Menschenbild abermals: der Mensch strebte nun nicht mehr nach übernatürlicher, transzendenter Vollkommenheit, sondern vielmehr nach persönlichem Glück und Wohlbefinden, welches von gesellschaftlicher und individueller Freiheit hervorgerufen worden wäre. Dieser Wunsch nach Freiheit spiegelt sich ebenso in der vorklassischen Musik wider. Barocke Formen werden mit der Zeit als veraltet und unbrauchbar angesehen und von neuen, innovativen Stilformen abgelöst. Der Künstler muss sich, um jenes, von individueller Freiheit geprägtes Glück erreichen zu können, neuer Stilformen bedienen, die konträr zu den barocken wirken. Da nun die Freiheit auch im Schaffen des Komponisten vordergründig ist, legt man „alte Korsagen“ wie die Kontrapunktik ab. Diese Lehre teilt einem Thema eine Gegenstimme zu, den sog. Kontrapunkt. Der Barock (ca. 1600 – 1750) Bezüglich der Musik von 1600-1750 beschrieb dieser Begriff um 1800 die Wertminderung jener Musik, welche allgemein als absonderlich, sogar überladen galt. Die barocke Epoche ist die Epoche der Reformation sowie des Absolutismus, insofern sind der Adel und die Kirche maßgebliche Unterstützer der damaligen Künstler. Besonders die katholische Kirche verwendete die barocke Musik mit ihrer Prachtentfaltung als Mittel zur Gegenreformation. Hierbei galt es den Gläubigen mit höchstem Maße an Prunk und Glanz, was Assoziationen an ein Paradies in Gottes Anwesenheit wecken sollte, zu locken. Alle Künste (Musik, Dichtung, Malerei, Architektur sowie Gartengestaltung) sollten eine betörende Einheit bilden, die den „Betroffenen“ bei allen Sinnen berührt. Die Auseinandersetzung mit dem Tod ist zur Zeit des Barocks weit verbreitete. Jene wird durch Pest und Cholera sowie durch die Randerscheinungen des Dreißigjährigen Krieges hervorgerufen. Die Erfahrung des Todes wird somit auch Inhalt der Musik; Kantaten von J. S. Bach vertonen: „Ach, schlage doch bald, selge Stunde, den allerletzten Glocken-schlag […]“ (aus Kantate Nr. 95). Der

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ruhe- und friedebringende Tod wird ersehnt, um irdische Leiden überwinden zu können und in Gottes Reich einkehren zu dürfen. http://www.bach.de/leben/index.html 07.01.14: Leben Johann Sebastian Bach wird am 21. März 1685 in Eisenach in eine weitverzweigte Familie von Musikern geboren. 1695, nach dem frühen Tod beider Eltern nimmt ihn sein älterer Bruder Johann Christoph zu sich nach Ohrdruf. 1700, Bach ist 15 Jahre alt, erhält er ein Stipendium an der Michaelis-Klosterschule in Lüneburg. Von dort unternimmt Bach mehrere Reisen nach Hamburg. Im März 1703 wird Bach - soeben mit der Schule fertig - als Lakai und Violinist am Hofe von Herzog Johann Ernst von Sachsen-Weimar angestellt.

Bereits nach wenigen Monaten (Juli 1703) verlässt er Weimar wieder, um

in Arnstadt das Organistenamt an der Neuen Kirche zu übernehmen. Bachs berufliche

Pflichten - Kirchendienst und Ausbildung von Schülern - lassen ihm genug Zeit, um

seinen musikalischen Neigungen nachzugehen. Er schreibt seine ersten bedeutenden

Orgelkompositionen. 1705 ist eine Reise Bachs nach Lübeck verbürgt, bei der er von

einem anderen großen deutschen Orgelmeister, Dietrich Buxtehude, unterrichtet wird.

Bach gerät mehrmals in Auseinandersetzungen mit seinem Arbeitgeber und muss sich

vor dem Kirchenkonsistorium verantworten. 1707 ergreift er die Gelegenheit, Arnstadt

zu verlassen und wird Organist der St.-Blasius-Kirche in Mühlhausen. Im gleichen Jahr

heiratet er seine Cousine Maria Barbara.

Im Juni 1708 reicht der mittlerweile 23jährige Bach sein Entlassungsgesuch ein, um

sich in Weimar bei Herzog Wilhelm Ernst als Hoforganist und Kammermusiker zu

verdingen. Im Dezember des gleichen Jahres wird sein erstes Kind geboren, danach

folgen sechs weitere Kinder in sieben Jahren. 1714 steigt er zum Konzertmeister auf -

sein Ruf als Orgelvirtuose verbreitet sich rasch über die deutschen Lande. Im August

1717 wird Bach von Fürst Leopold zum Hofkapellmeister an dessen Hofe in Anhalt-

Köthen ernannt, zugleich wird dieses Jahr wird vom Tod seiner Frau Maria Barbara

überschattet - im Juli 1720 wird die erst 35jährige in Köthen begraben. Ein Jahr später

heiratet Bach zum zweiten Mal: die Musikertocher Anna Magdalene Wilcke.

Musikalisch ist die Zeit in Köthen fruchtbar, hier entstehen vor allem

Instrumentalwerke wie Violinkonzerte, Orchestersuiten, und zahlreiche Klavierstücke.

Im Jahr 1723 wird die Position des Thomaskantors in Leipzig vakant, auf die Bach sich

bewirbt. Im April wird er in dieses angesehene Amt gewählt und vereidigt. Auf seiner

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letzten Lebensstation schuf Bach seine großen Vokalwerke (Johannes- und

Matthäuspassion), sowie zahlreiche Kantaten und Motetten. Am 28. Juli 1750 stirbt

Johann Sebastian Bach 65jährig in Leipzig.

http://www.bachhaus.de/ 07.01.2014: K u r z b i o g r a f i e

1685 Eise nach

21.März 1685 Geburt in Eisenach, Eltern: Johann Ambrosius Bachs und Elisabeth

Bach, geb. Lämmerhirt

23. März 1685 Taufe in der Georgenkirche in Eisenach

1692-1695 Besuch der Lateinschule in Eisenach

3. Mai 1694 Beerdigung der Mutter Maria Elisabeth Bach

27. November 1694

Hochzeit (2. Ehe) Johann Ambrosius Bachs mit Barbara Margaretha Bartholomai, geb. Keul

20. Februar 1695 Tod des Vaters Johann Ambrosius Bach

1695 Ohrd ruf

Frühjahr/Sommer 1695

Aufnahme der verwaisten Kinder Johann Sebastian und Johann Jakob (1682-1722) beim ältesten Bruder Johann Christoph Bach in Ohrdruf

1695-1700 Besuch des Lyceums in Ohrdruf, Orgelunterricht beim Bruder

Johann Christoph

1700 Lüne burg und We imar

1700-1702 Chorschüler an St. Michaelis in Lüneburg, Besuche bei Johann Adam

Reinken in Hamburg

1701 Erste Kompositionen "Neumeister-Choräle"

1702 Schulabschluss und Rückkehr nach Thüringen

1703 "Laquai" (Violinist) bei Herzog Johann Ernst von Sachsen-Weimar

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1703 Arnstadt

Juni 1703 Erste Orgelprobe in Arnstadt

14. August 1703 Organist an den Neuen Kirche in Arnstadt

November 1705 Viermonatige Reise zu Dietrich Buxtehude nach Lübeck

1707 Mühlhausen

1. Juli 1707 - Juni 1708

Organist an der Hauptkirche Divi Blasii in Mühlhausen

17. Oktober 1707 Trauung in Dornheim mit Maria Barbara Bach, Cousine zweiten

Grades

1708 Weimar

Juni 1708 Umzug nach Weimar, Ernennung zum herzoglichen Hoforganisten

22. November 1710

Geburt des Sohnes Wilhelm Friedemann

1714 Ernennung zum Konzertmeister mit Verpflichtung zu regelmäßigen

Kantatenkompositionen

2. Dezember 1717

Entlassung in Weimar mit "angezeigter Ungnade", 4 Wochen in Arrest

1717 Köthe n

Dezember 1717 Ernennung zum fürstlich anhaltinisch-köthenischen Kapellmeister

Juli 1720 Tod der Ehefrau Maria Barbara

1721 Widmung der "Brandenburgische Konzerte" an den Markgrafen

Christian Ludwig von Brandenburg

3. Dezember 1721

Heirat mit der Sängerin Anna Magdalena Wilcke in Köthen

1722 Wohltemperiertes Klavier, Teil 1

1722 1. Klavierbüchlein für Anna Magdalena Bach

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1723 Le ipzig

22. April 1723 Wahl zum Thomaskantor in Leipzig

1724 Erstaufführung der Johannes-Passion

1727 Erstaufführung der Matthäus-Passion

1729 Übernahme des Collegium Musicum

1733 Überreichen des Kyrie und Gloria der h-Moll-Messe am Dresdner

Hof

1734/35 Erstaufführung des Weihnachtsoratoriums

1736 Ernennung zum Königlich Polnischen und Kurfürstlich Sächsischen

Hofkompositeur

1747 Besuch bei König Friedrich II. von Preußen in Potsdam,

Musikalisches Opfer

1747 Eintritt in die "Societät der Musicalischen Wissenschafften

1750 h-Moll-Messe beendet

1740-1750 Kunst der Fuge (unvollendet)

März 1750 Zwei Augenoperationen

28. Juli 1750 Tod in Leipzig

31. Juli 1750 Begräbnis auf dem Johannisfriedhof in Leipzig

1894 Le ipzig

Exhumierung

Umbettung der Gebeine in eine Gruft der neuerbaute Johanniskirche

1949 Le ipzig

Nach Kriegsschäden an der Gruft Umbettung in die Thomaskirche


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