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Der Ratgeber Osteoporose

Date post: 09-Mar-2016
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Mit diesem Patientenratgeber möchte der Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.V. (BfO) über Entstehung, Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten bei den verschiedenen Formen der Osteoporose informieren. Darüber hinaus regt er den Patienten durch sinnvolle Vorschläge zu Bewegung und Ernährung an, besser mit der Krankheit umzugehen. Auf diese Weise kann die Behandlung des Arztes unterstützt werden. Dieser Ratgeber bietet aber auch Hilfe zur Vorbeugung von Osteoporose oder kann in ihrem Frühstadium zur Verhinderung von Knochenbrüchen beitragen. Erfreulicherweise ist es heute in jedem Stadium und in jedem Alter möglich, eine Besserung der Beschwerden zu erreichen.
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Der Ratgeber Osteoporose Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.V. (BfO) Dachverband der Osteoporose Selbsthilfegruppen 1
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Page 1: Der Ratgeber Osteoporose

Der Ratgeber

OsteoporoseBundesselbsthilfeverbandfür Osteoporose e.V. (BfO)

Dachverband der Osteoporose Selbsthilfegruppen

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Page 2: Der Ratgeber Osteoporose

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Page 3: Der Ratgeber Osteoporose

Herausgeber Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.V.Dachverband der Osteoporose SelbsthilfegruppenKirchfeldstrasse 14940215 DüsseldorfTelefon 0211 - 319165Telefax 0211 - 332202www.bfo-aktuell.de

Redaktion Sabine HabichtPR ServiceDreierstrasse 388131 LindauTelefon 08382 - 275056Telefax 08382 - 275057www.habicht.de

Hildegard KaltenstadlerHelmuth-Zimmerer Strasse 4497076 WürzburgTelefon / Telefax 0931 - 271636

Verlag / Layout m-e-d-i-a verlag Ingo TitscherUnterer Schrannenplatz 788131 LindauTelefon 08382 - 409234Telefax 08382 - [email protected]

Druck Holzer Druck u. Mediengedruckt auf chlorfrei hergestelltem Papier

ISBN 3-00-012072-6

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Impressum

Page 4: Der Ratgeber Osteoporose

Grußworte Hildegard KaltenstadlerRosi Mittermaier

Osteoporose EinführungDer KnochenKnochenstoffwechsel

Diagnostik und Therapie BasisinformationenBausteine des KnochensRisikofaktorenKlinik / DiagnostikTherapieOperative MaßnahmenOsteoporose beim Mann

Bewegung Osteoporose und FunktionstrainingPraktische ÜbungenSturzprophylaxe

Ernährung BasisinformationenErnährungstabellenWissenswertes über MineralwasserRezepttipps

Rehabilitation Vom Antrag bis zur DurchführungMögliche Maßnahmen

Selbsthilfe Stellenwert der aktiven SelbsthilfeBundesselbsthilfeverband für OsteoporoseLeistungsspektrum des BfO

Osteoporose von A - Z Glossar - Erläuterung von Fachbegriffen BuchtippsInteressante Internetseiten

Bildnachweise

Inhaltsverzeichnis

4

0506

0708 - 1011 - 12

1314 - 1718 - 2122 - 2930 - 4849 - 5152 - 53

54 - 5556 - 6364 - 68

69 - 7879 - 85

8586 - 93

94 - 9596 - 99

100 - 101102 - 103104 - 106

107 - 116117118

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Page 5: Der Ratgeber Osteoporose

Liebe Leserinnen und Leser,

Osteoporose ist eine Erkrankung des Knochenstoffwechsels. Nach derBewertung der Weltgesundheitsorganisation WHO gehört dieseVolkskrankheit zu den zehn häufigsten Erkrankungen weltweit. ImGegensatz zu vielen anderen chronischen Krankheiten ist die Osteoporoseein Leiden, das einerseits oftmals verhinderbar, andererseits aber auchbehandelbar ist.

Wir wissen, dass Osteoporose eine Krankheit ist, die oft schon in derKindheit angelegt wird, und dass sie nicht nur Frauen in den Wechseljahrenbefallen kann - sondern uns alle.

Mit diesem Patientenratgeber möchte der Bundesselbsthilfeverband fürOsteoporose e.V. (BfO) über Entstehung, Diagnose- undBehandlungsmöglichkeiten bei den verschiedenen Formen der Osteoporoseinformieren. Darüber hinaus regt er den Patienten durch sinnvolleVorschläge zu Bewegung und Ernährung an, besser mit der Krankheitumzugehen. Auf diese Weise kann die Behandlung des Arztes unterstütztwerden.

Dieser Ratgeber bietet aber auch Hilfe zur Vorbeugung von Osteoporoseoder kann in ihrem Frühstadium zur Verhinderung von Knochenbrüchenbeitragen. Erfreulicherweise ist es heute in jedem Stadium und in jedemAlter möglich, eine Besserung der Beschwerden zu erreichen.

Wir sind der Überzeugung, dass der Ratgeber sehr hilfreich ist. Wir wün-schen ihm die notwendige Beachtung und den erhofften Erfolg bei Ärztenund Patienten. Denn vorbeugen ist besser als heilen.

Ihre

Hildegard KaltenstadlerPräsidentin des Bundesselbsthilfeverbandes für Osteoporose e.V.

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Grusswort

Page 6: Der Ratgeber Osteoporose

Liebe Leserinnen und Leser,

Innere Stärke schützt unsere Seele und hält unser Knochengerüst stabil. Beivielen Menschen, insbesondere bei Frauen, gerät dieses Gleichgewicht insWanken. Sie leiden unter Knochenschwund, einer der am weitesten verbrei-teten Krankheiten in Deutschland. Diese Krankheit wird oft erst nach demersten Bruch erkannt. Aus meiner aktiven Zeit als Skifahrerin weiß ich, wieschmerzhaft Knochenbrüche sind. Deshalb möchte ich allen Frauen - undnatürlich auch Männern - Hoffnung machen. Denn Knochenschwund istkeine unvermeidliche Begleiterscheinung des Alters, sondern kann mit einermodernen Arzneimitteltherapie, Calcium-reicher ausgewogener Ernährungund Bewegung behandelt werden.

Ein gesundes, aktives und erfülltes Leben ist nicht nur eine Frage starkerKnochen. Die innere, mentale Stabilität ist genauso wichtig. VonKnochenschwund Betroffene brauchen eine positive Einstellung. DennGlück und Zuversicht haben hohe therapeutische Wirkung.

Üben Sie sich in Zuversicht und stärken Sie Ihr Vertrauen in die eigenenFähigkeiten. Ruhe und Geduld sind dabei die besten Ratgeber. Oft fällt nurder Anfang schwer. Verlangen Sie daher nicht zu viel von sich und begin-nen Sie langsam, mit ganz kleinen Schritten.

Eine gute Gelegenheit, Anregungen für "Ihre" ersten kleinen Schritte imKampf gegen Osteoporose und für Ihre Innere Stärke zu erhalten, ist dieserPatientenratgeber. Nutzen Sie die vielfältigen Informationen.

Alles Gute

wünscht Ihnen Ihre

Rosi Mittermaier

Grusswort

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Osteoporose ist eine Erkrankung desKnochenstoffwech-sels. Nach Bewertung derWeltgesundheitsorganisation WHO gehört dieseVolkskrankheit zu den zehn häufigsten Erkrankungenweltweit. Der "Bericht der Europäischen Gemeinschaft1998" bezeichnet die Osteoporose als "SchleichendeErkrankung", denn ihr Beginn verursacht wederSchmerzen noch Beschwerden.

Eine Frühdiagnose abzugeben, ist meist schwierig. Erstwenn sich starke Schmerzen einstellen oder die erstenBrüche auftreten, wird die Krankheit in ihrem vollenUmfang erkannt. Das hat Folgen für dieBehandlungskosten. Rund zwei Milliarden Euro müs-sen jährlich für die Therapie von Osteoporose-Patienten aufgewendet werden. Dabei könnte einGroßteil der Kosten eingespart werden, wennPräventivmaßnahmen besser beachtet würden.

Denn Osteoporose wird nicht nur durch genetischeVeranlagung, sondern auch durch Kalziummangel,Bewegungs- und Hormonmangel verursacht. Aberauch eine langjährige Einnahme von Cortison oderanderen Medikationen oder ein Mangel anGeschlechtshormonen können der Krankheit Vorschubleisten.

So schleichend wie sich die Krankheit einstellt, soschleichend verläuft auch der Besserungsprozess. Dieärztliche Behandlung bildet hierfür das Fundament,doch raten Mediziner den Patienten, sich einer der vie-len vor Ort existierenden Selbsthilfegruppen anzusch-ließen. Denn wichtig ist es, den Mut nicht zu verlierenund regelmäßig die unbedingt notwendigen gymnasti-schen Übungen auszuführen. Es ist effektiv und moti-

Einführung

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Nach Bewertung derWHO gehört Osteo-porose zu den zehnhäufigsten Erkran-

kungen weltweit.

Page 8: Der Ratgeber Osteoporose

"Knochenhart" - das ist der Inbegriff für Festigkeitund Stabilität. Dieses Bild ist jedoch falsch.

Die Knochen sind keineswegs stahlhart und massiv. Sieverändern sich im Laufe des Lebens, sie wachsen, pas-sen sich Belastungen an - oder verkümmern, wenn siezu wenig beansprucht werden.

Lexikon: Osteo = Knochenporosus = durchlässig, löcherig

Das Skelett insgesamt ist Stützgerüst für unserenKörper und gleichzeitig Schutzschild für lebens-wichtige Organe, z.B. die Wirbelsäule für dasRückenmark, Rippen und Brustkorb für Herz und

L u n g e .

Ein besonderes Merkmal des Menschen ist der aufrech-te Gang. Der aufrechte Gang wird erst durch denStütz- und Bewegungsapparat möglich, in den dieKnochen eingebunden sind, ebenso wie Sehnen undBänder - zur Verspannung des Knochengerüstes -,Bandscheiben als Stoßdämpfer zwischen denWirbelkörpern, Nervenkör-perchen als Meldestellenund Muskeln zum Halten und Heben.

Die Zusammenhänge zwischen Muskel- und Knochen-funktion rücken in den letzten Jahren immer mehr inwissenschaftliche Beachtung - auch im Hinblick auf dieOsteoporose. Durch zunehmende Muskelkraft und -leis-tung wird der Knochen wieder stärker gefestigt.

Das menschliche Skelett besteht aus 220 Knochen. Dieeinzelnen Knochen sind unterschiedlich konstruiert.

Der Knochen

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Knochen, Muskeln,Sehnen, Bänderarbeiten zusammen

Sehne

Knochen

Muskel

Bänder

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Die langen Knochen der Extremitäten (Arme / Beine)sind zum Beispiel hohl und entsprechen dem Prinzipder tragenden Röhre - vergleichbar mit dem Bau einesFernsehturms.

Die Knochen der Wirbelsäule und der Hüfte weisendagegen ein völlig anderes Bauprinzip auf. So verbirgtdie dünne Knochenrinde (Kortikalis) ein schwammarti-ges Netzwerk von Knochenbälkchen (Spongiosa) - ver-gleichbar mit den Streben eines Krans.

Aufbau des Knochens - von aussen nach innen

8 Knochenhaut - Periost8 Massive und feste Rinde - Kortikalis

bzw. Kompakta8 Schwammknochen - Spongiosa (aus einem

Geflecht von Knochenbälkchen)8 Knochenmark oder Markhöhle

Der Knochen

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Durch die belastungsabhängige Zusammensetzung vonKnochenrinde und Knochenbälkchen erreicht derKnochen eine hohe Belastbarkeit und Elastizität.

Wie jedes andere Bauwerk auch, so besteht derKnochen nicht nur aus einem einzigen Material, son-dern aus einem Verbund verschiedener Stoffe: vor-nehmlich anorganische (mineralische) Stoffe und orga-nische (Eiweiß-) Komponenten.Das Gewebe besteht chemisch betrachtet aus winzigenKalziumphosphatkristallen, die in ein Geflecht von mit-einander verbundenen Eiweißfäden (sogenanntesKollagen) eingebettet sind.

Hinweis:99 % des Kalziums im menschlichen Körper befindet sich im Knochen.Das restliche 1 % ist wichtig für alle

Lebensprozesse.Ohne Kalzium kann der Muskel nicht kontrahieren,somit das Herz nicht schlagen und das Blut nicht gerinnen.

Die Kristalle geben dem Knochen die Härte undFestigkeit. Die Kollagenfäden sorgen für dieBiegsamkeit und bilden das Gerüst für den sich neubildenden Knochen.

Die Festigkeit des Knochens hängt darüber hinaus auchvon der "Bauweise" und nicht nur von der Menge derKristalle ab.

Der Knochen

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Geflecht vonKnochenbälkchen

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Im Laufe des Lebens wächst der Knochen. Er verformtsich in Abhängigkeit von Belastungen (Zug und Druck)und er ist sogar in der Lage, bei Knochenbrüchen oderRissen sich selbst zu reparieren, indem neuesKnochengewebe die "verletzten" Stellen verbindet.

Am Knochen findet ein ständiger "Umbauprozess"statt. Knochen wird abgebaut und wieder neu gebildet.Durch diesen Prozess hat der Mensch eine sich immerwieder verändernde Knochenmasse.

Merke:Osteoklasten = bauen Knochen abOsteoblasten = bilden neuen KnochenOsteozyten = entstehen aus Osteoblasten und

beeinflussen sowohl die Tätigkeit der Osteoblasten wie Osteoklasten

Knochenumbauvorgänge: von links nach rechts Abbau,N e u a u f b a u

Im Alter zwischen 25 bis 35 Jahren hat der Menschseine optimalste Knochenmasse erreicht. Danachnimmt mit fortschreitendem Alter langsam dieKnochenmasse ab - durchschnittlich 1 %Knochenverlust pro Jahr, unabhängig vom Geschlecht.Dies ist jedoch normal und geht einher mit vielenanderen Körperfunktionen, die ebenfalls im Alter etwasnachlassen.

Ist der Umbauprozess jedoch gestört und nimmt diegesamte Knochenmasse in erheblichem Maße ab, so

Knochenstoffwechsel

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Kontinuierlich laufen im Körper

immer wiederKnochenabbau-

sowie -aufbaupro-zesse ab.

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Gemäß wissenschaftlicher Definition ist Osteoporoseeine systemische Erkrankung des Skelettsystems mitVerringerung der Knochenmasse und Verschlechterungder Mikroarchitektur.Dies bedeutet, dass eine erhöhte Wahrscheinlichkeit fürdas Auftreten von Knochenbrüchen vorliegt, wennPatienten eine gewisse Knochendichte unterschreiten.

Hierfür benötigt man den sogenannten T-Wert, wel-cher der normalen Knochendichte eines 30-jährigenMenschen - getrennt nach Frau oder Mann - ent-spricht. Liegt dieser Wert nun unter einer bestimmtenGrenze, so liegt eine erhöhte Wahrscheinlichkeit fürdas Auftreten von Knochenbrüchen vor.

Hormone

Zwei Kommunikationssysteme wirken auf den mensch-lichen Organismus ein, um die Lebensfunktionen anzu-regen oder zu hemmen - das Nerven- und dasHormonsystem.

Die Regulation des Knochenstoffwechsels übernimmtein hochsensibles Hormonsystem. Drei Hormone spie-len eine entscheidende Rolle:

8 das Parathormon (Nebenschilddrüsenhormon)8 Vitamin-D8 Kalzitonin

Weitere Informationen hierzu siehe unter Diagnoseund Therapie sowie unter dem Kapitel Ernährung.

Knochenstoffwechsel

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Normale (oben)Knochenbälkchenund osteoporoti-sche Knochen-bälkchen (unten).

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Diagnostik und Therapie

Prof. Dr. Dr. med. E. Keck, Wiesbaden

Basisinformationen

Die Bedeutung der Osteoporose hat in den letztenJahren stark zu genommen. Sie werden von der WHOzu den zehn wichtigsten Erkrankungen der Menschheitgezählt. Die Ursachen für diese Entwicklung liegendarin, dass immer mehrMenschen ein Altererreichen, in dem eineOsteoporose entstehenkann. Des weiterenkönnen wir durch dieq u a n t i t a t i v eBestimmung der Kno-chenmasse sowie durchRöntgenuntersuchungund Laborparameterdie Diagnose einerOsteo-porose frühzeitigstellen. Durch die zunehmende Überalterung derBevölkerung müssen erhebliche Mittel pro Jahr aufge-wendet werden, um die Folgekosten der Osteoporosenabzudecken. Somit ist es bereits allein aus wirtschaftli-chen Gründen erforderlich, eine frühzeitige Präventionder Osteoporose einzuleiten. Eine solche Präventionbesteht in einer ausgeglichenen, calciumreichenErnährung sowie einer sinnvollen, körperlichenAktivität, damit die genetisch determinierte maximaleKnochenmasse erreicht und möglichst lange erhaltenwerden kann.

Basisinformationen

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Altersaufbau 2001 Altersaufbau 2050

600 300 0 300 600tausend

600 300 0 300 600tausend

Page 14: Der Ratgeber Osteoporose

CCaallcciiuumm

Calcium wird für die Mineralisation des Knochensunbedingt gebraucht, da nur durch eine ausreichendeCalciumkonzentration am Ort der Biomineralisationdiese eingeleitet wird. Eine aktuelle Metaanalyse vonannähernd 140 Untersuchungen der letzten 25 Jahrezum Zusammenhang von Calciumaufnahme undKnochengesundheit bestätigt die knochenprotektiveWirkung einer ausreichenden Calciumzufuhr. Der abso-lute Calciumbedarf ist in den unterschiedlichenLebensabschnitten deutlich verschieden und steigt vonetwa 400 mg im Neugeborenenalter bis auf 1500 mgim Jugendlichen- und Erwachsenenalter. Den höchstenCalciumbedarf haben stillende Frauen mit etwa 2300mg Calcium, da über die Muttemilch sehr viel Calciumabgegeben wird. Im höheren Alter liegt derTagesbedarf bei 1500 mg pro Tag, da dieCalciumabsorption mit zunehmendem Alter deutlichabfällt. Durchschnittlich kann eine täglicheCalciumzufuhr von 1000 bis 1200 mg empfohlen wer-den. Diese Anforderungen werden jedoch im wirklichen

Leben nicht erreicht, da died u r c h s c h n i t t l i c h eCalciumzufuhr in Deutschlandpro Tag bei etwa 580 mgliegt, und insbesondere imZeitraum bis zum etwa 35.Lebensjahr, in dem derKnochen aufgebaut wird, oft-mals ein absoluter

Calciummangel besteht.Die für den Einzelnen wirklich notwendigeCalciummenge ergibt sich aus der individuellenCalciumbilanz und kann durch dieCalciumausscheidung im 24-Stunden-Urin ermittelt

Bausteine des Knochens

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CCaallcciiuummbbeeddaarrff

Neugeborene 400 mgJugendliche 1.500 mgErwachsene 1.200 mgStillende Frauen 2.300 mgÄltere Menschen (ab 55) 1.500 mg

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Regel leicht zu erreichen. Die wichtigstenCalciumliefe-ranten sind in unserem normalenTagesangebot Milch und Milchprodukte. DieseLebensmittel sind insofern günstig, da sie Calcium undPhosphat im Verhältnis 1:1 enthalten und wir diesebeiden Elemente in diesem Verhältnis für eine optima-le Biomineralisation benötigen. Außerdem ist dieBioverfügbarkeit von Calcium aus Milch undMilchprodukten wegen der resorptionsförderndenInhaltsstoffe Lactose und Vitamin D höher als die ausanderen Lebensmitteln. Der Calciumgehalt der Milch istübrigens praktisch unabhängig von ihrem Fettgehalt.Auch einige Gemüsesorten wie Grünkohl, Broccoli,Fenchel und Lauch enthalten relativ viel Calcium. Trotzgeringerer Bioverfügbarkeit können sie dazu beitragen,die empfohlene Calciumzufuhr zu realisieren. Einenweiteren Beitrag zur Calciumversorgung leisten calci-umreiche Mineralwässer (ab 150 mg/l). BeiLaktoseintoleranz aufgrund eines Lactasemangels istdie Calciumzufuhr über die Milch nicht immer möglich.Hier kann auf Hart-, Schnitt- und Weichkäse ausgewi-chen werden, die praktisch lactosefrei sind. AuchJoghurt, Dickmilch und Kefir werden meist gut vertra-gen. (siehe auch Kapitel Ernährung)

Die Wichtigkeit der Calciumzufuhr für die erreichbareKnochenmasse zeigt eine Untersuchung von Frau Dr. J.Semler aus Berlin aus dem Jahre 1990. Sie hat dreiBevölkerungsgruppen untersucht; die erste nahm proTag weniger als 800 mg Calcium auf, die zweite 800 -1200 mg und die dritte über 1200 mg. DerKnochenmineral-gehalt stieg in diesen drei Gruppenkontinuierlich an und zeigte noch mal die Wichtigkeiteiner ausreichenden Calciumzufuhr, um eine möglichsthohe Knochenmasse zu erreichen.

Bausteine des Knochens

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Beachte:Calcium undPhosphat im

Verhältnis 1 : 1

Page 16: Der Ratgeber Osteoporose

VViittaammiinn DD 33::

Das Vitamin D 3 wird hauptsächlich durchSonnenbestrahlung in der Haut synthetisiert.Nur etwa 30 % werden aus der Nahrung,sowohl als Vitamin D 3 als auch als Vitamin D2 aufgenommen. Die Verstoffwechselung desVitamin D 2 erfolgt analog der des Vitamin D

3. Zum Vitamin D-Mangel können also sowohleine inadäquate Sonnenbestrahlung als auch eine

nicht ausreichende Zufuhr über die Nahrung beitra-gen.

Einer der Hauptangriffspunkte des Hormon D ist derKnochenstoffwechsel. Ein Mangel an Hormon D führtinsbesondere bei Kindern zu Rachitis und bei denErwachsenen zu Osteomalazie (erhöhte Weichheit und

Verbiegungstendenz der Knochendurch mangelhaften Einbau vonMineralstoffen), während im höherenAlter ein geringer ausgeprägter VitaminD-Mangel zu einer erhöhtenKnochenresorption und damit zu einerOsteoporose beitragen kann.

Ein weiteres Zielorgan für das aktiveHormon D ist der Muskel. Wie Studien ergeben haben,scheint Hormon D in die Regulation desCalciumstoffwechsels des Muskels einzugreifen undseine Kontraktion und Relaxation zu beeinflussen. DurchMuskelfunktionstests konnte die Wirksamkeit der akti-ven Vitamin-D-Metabolite auch beiOsteoporosepatienten nachgewiesen werden. So stiegzum Beispiel die ventrale Rumpfmuskulaturkraft nach 8-wöchiger Gabe von Calcium und Vitamin D von 21,3 auf31,8 kg an; des weiteren konnte durch die Beseitigungdes Vitamin-D-Mangels eine deutliche Verbesserung der

Bausteine des Knochens

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Als Nahrungsquelle für unserenVitamin-D-3-Bedarf dienenhauptsächlich fettreiche Fischewie Heringe, Lachs, Heilbuttsowie Eigelb, Kalbfleisch,Steinpilze, Pfifferlinge undChampignons (siehe auch Kapitel

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MMaaggnneessiiuumm::

Der Bedarf an Magnesium ist von Alter, Ernährungsartund Geschlecht abhängig. Durchschnittlich beträgt derTagesbedarf eines erwachsenen Mannes etwa 350 mgMagnesium, der einer erwachsenen Frau etwa 300 mg.Für Kinder und Jugendliche werden je nach Alter zwi-schen 200 und 330 mg, für Jugendliche im Wachstumzwischen 300 und 400 mg und für schwangere undstillende Frauen etwa 400 bis 450 mg pro Tag emp-

fohlen.

Magnesium wird hauptsächlich im Dünndarm absor-biert, allerdings führt eine gesteigerte Zufuhr nicht zueiner linear höheren Absorptionsrate. BeiMagnesiummangel wird deutlich mehr und bei Über-schuß deutlich weniger aus der Nahrung absorbiert.Ein Magnesiumspeicher wie zum Beispiel der Knochenfür das Calcium existiert nicht. Ein weitererUnterschied zum Calciumstoffwechsel besteht darin,daß der Magnesiumstoffwechsel nicht so exakt hormo-nell kontrolliert wird. Etwa 50 % des angebotenenMagnesiums werden im Darm absorbiert und gelangtin den freien Magnesiumpool, der mit den Knochenund Weichteilen in einem homöostatischen Austauschsteht. Die Ausscheidung erfolgt hauptsächlich über die

Bausteine des Knochens

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MMaaggnneessiiuummbbeeddaarrff

Erwachsene Frau 300 mgErwachsener Mann 350 mgKinder / Jugendliche 200 - 330 mgKinder im Wachstum 300 - 400 mgSchwangere und Stillende Frauen 400 - 450 mg

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Anstiege der Serummagnesiumkonzentration zu ver-meiden. Die rasche Ausscheidung ist auch dieErklärung dafür, dass es relativ lange dauert, bis einMagnesiummangel behoben ist.

Etwa 60 bis 70 % des zugeführten Magnesiums wer-den mit dem Kot ausgeschieden. Diese Ausscheidungnimmt zu bei Durchfällen oder auch bei erhöhter neu-romuskulärer Erregbarkeit der glatten Muskulatur imDarm und führt zu einem intrazellulärenMagnesiummangel. Magnesium findet sich in vielenLebensmitteln. Besonders reich sind Getreideproduktewie Steinmetzbrot, Vollkornbrot oder Haferflocken.Brombeeren, Himbeeren und Erdbeeren sind magnesi-umreiche heimische Obstsorten. Von denGemüsesorten sind beispielsweise Grünkohl, Spinat,Erbsen, Bohnen, oder rote Rüben guteMagnesiumlieferanten.

RRiissiikkooffaakkttoorreenn::

Ein geringes Körpergewicht, insbesondereUntergewicht infolge einer zu niedrigen Energie- undProteinzufuhr, kann das Osteoporose-Risiko erhöhen.

Eine erhöhte Zufuhr von isolierten Ballaststoffen (z.B.Kleie aus therapeutischen Gründen) führt u.a. zu einerverminderten Absorption von Calcium. Dagegen habendie mit der üblichen Mischkost zugeführtenBallaststoffe für die Calciumabsorption keine prakti-sche Bedeutung.

Eine zu hohe Koffeinzufuhr kann ungünstig für dasSkelettsystem sein, da über den Darm Calcium verlorengeht. Dies konnte am Beispiel von 5 TassenBohnenkaffee nachgewiesen werden. Wahrscheinlich

Risikofaktoren

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ÜbermäßigenKaffeegenuss vermeiden

Page 19: Der Ratgeber Osteoporose

diesen Verlust auszugleichen. Auch ein hoherZigarettenkonsum führt zu einer ungünstigenSituation: Es konnte nachgewiesen werden, dass beieinem Genuss von 15 Zigaretten pro Tag dieKonzentrationen weiblicher Sexualhormone erniedrigtwerden und die Menopause zwei Jahre vorverlegt wird- eine ungünstige Situation, da hier der Östrogen-schutz verloren geht.

Es ist bekannt, dass in den westlichen Ländern dieOsteoporose und osteoporosebedingten Brüche wieSchenkelhalsbrüche mit zunehmendem Alter ansteigenund häufiger bei Frauen als bei Männern auftreten.

Neben dem Eintritt der Frau in die Menopause muss esweitere Ursachen geben, die zur Postmenopause-osteoporose und anderen Osteoporosen beitragen, daalle Frauen in die Menopause kommen, jedoch nuretwa 25 % dieser Frauen eine Osteoporose entwickeln.Aus diesem Grund kann der Abfall der weiblichenHormone nicht der einzige Grund einerPostmenopauseosteoporose sein.

Weitere Risiken für die Entwicklung dieser Krankheitsind genetische Faktoren, wie das weibliche Geschlechtallgemein, sowie das Angehören zu einer europäischenoder asiatischen Bevölkerungsgruppe, ein grazilerHabitus sowie eine positive Familienanamnese. Zu denhormonellen Faktoren gehören der Mangel an weibli-chen Hormonen, falls die erste Blutung spät und dieletzte Blutung früh auftreten, der Verlust derEierstöcke sowie die sekundäre Amenorrhoe. Auch dieKinderlosigkeit wird heutzutage als ein Risikofaktorangesehen. Zu den äußeren Faktoren rechnet maneinen Bewegungsmangel, eine geringeSonnenexposition (Vitamin-D-Mangel), ein zu hoher

Risikofaktoren

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Page 20: Der Ratgeber Osteoporose

Eine Gabe von weiblichen Hormonen bei Frauen,denen frühzeitig die Eierstöcke entfernt worden sind,schützt in den meisten Fällen vor einem Verlust anKnochenmasse. Wird die Therapie abgebrochen, trittein ähnlicher Verlust an Knochenmasse auf wie beiFrauen in der Menopause, denen keine Östrogene ver-abreicht werden.

Während der Schwangerschaft führen die erhöhtenweiblichen Hormone zu einer besseren Calciumverwer-tung aus der angebotenen Nahrung und damit gleich-zeitig zu einem besseren Knochenschutz. Jedoch kannlänger andauerndes Stillen diese positiven Effekte wie-der zunichte machen, da über die Muttermilch ver-mehrt Calcium an das Kind abgegeben wird.

Bei Zigarettenraucherinnen, die mehr als 15 Zigarettenam Tag rauchen, wurden erniedrigte weiblicheHormon-werte gefunden. Zusätzlich trat bei diesenFrauen die Menopause etwa 2 Jahre früher ein. Diesebeiden Auswirkungen des Rauchens sind für denKnochen unerwünscht.

Ebenso unerwünscht ist übermäßiger Alkoholgenuss.Wird Alkohol über lange Zeit in hohen Mengen konsu-miert, führt dies auf Dauer zu Störungen desSkelettsystems. Sämtliche alkoholhaltigen Getränkesind Calcium- und Vitamin-D-arm, so dass es bei nichtausreichendem Ausgleich zu Calcium- und Vitamin-D-Mangel kommt. Auf der anderen Seite führt Alkohol zueinem deutlichen Magnesiumverlust über die Niere.Des weiteren stimuliert er in der Leber das Cytochrom-P-450-Oxidasesystem, so dass das 25-HydroxyvitaminD zu höher hydroxilierten, jedoch biologisch ineffekti-ven Vitamin-D-Metaboliten metabolisiert wird - wasmit einem Vitamin-D-Mangel gleichgesetzt werdenkann.

Risikofaktoren

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ÜbermäßigenAlkoholgenuss meiden

Page 21: Der Ratgeber Osteoporose

Zusätzlich greift Alkohol, in größeren Mengen überlange Zeit zugeführt, in den hormonellen Haushalt ein,so dass für den Knochenschutz nicht mehr ausreichendfreies Testosteron und 5-alpha-Dihydrotestosteron zurVerfügung stehen. Das männliche Hormon schützt denKnochen eines Mannes vor dem Abbau ebenso, wie dasweibliche Hormon den Abbau des Knochens bei derFrau verhindert.

Bekannt ist weiter, dass bei länger bestehenderBewegungsarmut ein verstärkter Knochenmasseverlustauftritt. Vermehrte körperliche Aktivität, insbesonderebei jungen Sportlern, führt dagegen zu einer höherenKnochenmasse.

Trennen muss man zwischen den Risiken, die zu einerOsteoporose führen und denjenigen, die zu vermehrtenStürzen und damit zu Brüchen führen.

Hierzu gehören Medikamente, die auf das zentraleNervensystem einwirken. Auch ein eingeschränkterGesichtssinn, eine verminderte Hirnleistung, einSchlaganfall, eine Parkinson'sche Erkrankung oder einBluthochdruck können Ursache von Stürzen sein.

Cortison führt bei etwa 60 % der Patienten, insbeson-dere bei bestehendem Zweitrisiko, zu einerOsteoporose. Dieses Risiko kann durch verschiedeneMöglichkeiten gemindert werden. Ungefährlich sindkurzfristige Stoßtherapien, Cortison in Dosierungenvon etwa 5 mg/Tag und weniger, sowie alleCortisonabkömmlinge, die inhaliert werden. Auch dieSpritze in ein Gelenk führt praktisch zu keinerOsteoporose. Cortison sollte, wenn irgend möglich, nurmorgens, vor dem Frühstück, vor 8:30 Uhr eingenom-men werden, um die Biorhythmik der eigenenCortisolproduktion möglichst nicht zu stören.

Risikofaktoren

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Langzeit- einnahmen vonCortison führen

bei etwa 60 % derPatienten zu einer

Osteoporose

Page 22: Der Ratgeber Osteoporose

Spezifische Symptome für eine Osteoporose gibt esn i c h t .

Es lassen sich jedoch drei Faktorengruppen gegenein-ander abgrenzen, welche Anlass geben sollten an dasVorliegen einer Osteoporose zu denken.

Der Zufallsbefund eines Knochenverlustes beiRöntgenuntersuchungen aus unterschiedlichenGründen, ohne dass schon spontan oder auch aufBefragung hin auf eine Osteoporose hinweisendeBeschwerden angegeben werden können.Wenn im Röntgenbild erkennbare Befunde auf eineKnochenarmut hindeuten, müssen schon etwa 30 %bis 35 % des Knochenmineralgehaltes abgebaut wor-den sein, d.h. das Krankheitsbild ist schon relativ weitfortgeschritten: Es bedarf dann sicher einer weiterenA b k l ä r u n g .

Das chronische Schmerzsyndrom tritt anfangs vorallem beim Wechsel von Ruhe zu Bewegung flüchtigauf und wird häufig als rheumatoider Rückenschmerzfehlgedeutet. Später zeigt es Dauercharakter und istauch unter statischen Bedingungen, bei längeremSitzen und Stehen, aber auch im Liegen vorhanden.Die Schmerzen sind meistens nicht genau lokalisierbar,auch nicht beim systematischen Abklopfen derWirbelsäule. Die Schmerzen sind in erster Linie Folgender zunehmenden Wirbelsäulenverformung und damitder veränderten Statik und strahlen nicht in die Beineaus.

Der akute Schmerz als Zeichen einer Spontanfraktur,vor allem der unteren Brustwirbelsäule und derLendenwirbelsäule, weniger der oberenBrustwirbelsäule, ist häufig das erste, den Patienten

Klinik

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Akute Schmerzenkönnen Zeicheneiner Fraktur sein

Page 23: Der Ratgeber Osteoporose

wöhnliche Belastung wie das Verfehlen einerTreppenstufe, das Stolpern oder das Auf- undAbspringen bei Bus- oder Straßenbahnen.

Der Primärschmerz ist oft ausserordentlich heftig,strahlt gürtelförmig in die Brust, und die Atmung istinfolgedessen stark eingeschränkt. Selbst geringsteBewegung kann die Schmerzintensität bis zurUnerträglichkeit steigern. Die Schmerzen werden durchkleine Blutungen unter der Knochenhaut und durchSchädigung des Bandapparates sowie durchVerdrehung und Verschiebung zweier durch Gelenkeverbundener Knochenenden aus ihrer Normalstellungheraus hervorgerufen.

Mit zunehmender Verformung der Brustwirbelsäulekann es durch mechanische Kompression zu zuneh-menden Herz- und Lungenbeschwerden kommen, diezur Kurzatmigkeit und zu geringerer Belastbarkeitführen.

Am Ende der Osteoporose-Entwicklung steht einquälendes Dauerleiden mit ständigen Schmerzen,erzwungener Bewegungsarmut, weiterer Herabsetzungder Belastbar-keit und schließlich die Immobilisationmit all ihren Folgen für Kreislauf undAtmungsfunktionen.

Die Diagnostik einer Osteoporose beginnt immer mitder Anamnese. Hier sollten die Risikofaktoren, die eineOsteoporose begünstigen können abgefragt werden,wie eine familiäre Belastung, ein vorzeitiger Östrogen-mangel oder eine Fraktur, die ohne ausreichendenGrund aufgetreten ist. Ebenso ist eineMedikamentenanamnese, bei der unbedingt nach

Klinik

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Normale und verformte

Wirbelsäule

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Der nächste Schritt der Diagnose besteht in der kör-perlichen Untersuchung. Diese ergibt jedoch nur in denfortgeschrittenen Stadien der Osteoporose verwertbareBefunde. Hierzu gehören die Abnahme der Körperlängeim Vergleich zur Spannweite bzw. zur doppeltenUnterlänge, die Verkürzung der Oberlänge gegenüberder Unterlänge, eine ausgeprägte Kyphosebildung(Verkrümmung) im Bereich der Brustwirbelsäule, dieüberlang erscheinenden Arme, die aufgehobeneLendenkrümmung, die Hautfalten, die von derWirbelsäule zu den Flanken ziehen (der osteoporoti-sche Tannenbaum), sowie eine schmerz-zu-vermeiden-suchende Bewegungshemmung mit größterAufmerksamkeit beim Treppensteigen, Aufstehen oderHinsetzen.

Zu den bildgebenden Verfahren bei derOsteoporosediag-nostik gehören eineRöntgenaufnahme BWS und LWS ap (von vorne nachhinten) und seitlich, die das Erkennen vonWirbelkörperfrakturen ermöglichen, und dieBeurteilung der Bogenwurzelovale, die bei einerOsteoporose immer erhalten sind und bei bösartigenErkrankungen, wie zum Beispiel dem Plasmozytom,nicht mehr erkennbar sein können.

Als nächstes erfolgt die Messung der Knochendichteam besten mit einer DXA Methode bzw. einem quanti-tativen Computertomogramm.

Diagnostik

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Eine ausführlicheDiagnostik istnotwendig

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Die Knochendichtemessung ist nicht nur erforderlichzur Diagnostik der Osteoporose, sondern insbesondereauch zur Therapieüberwachung.

Die Laborparameter ermöglichen schließlich dieAbgrenzung von anderen Krankheiten, die zu einerOsteopenie führen können, und dienen zurUnterscheidung von primären und sekundären undletztendlich auch von sogenannten high- und low-tur-nover Osteoporosen.

Erst dieses gesamte Spektrum an Maßnahmen ermög-licht die Diagnose einer Osteoporose und nicht einealleinige Messung der Knochendichte irgendeinesKnochens.

MMaaßßnnaahhmmeenn zzuurr DDiiaaggnnoossttiikk

AnamneseUntersuchung des körperlichen ZustandesRöntgenKnochendichtemessungUntersuchung der Laborparameter

Diagnostik

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Knochendichte-messung (DXA)

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Ist eine Osteoporose gesichert, sollte zurUnterscheidung von einer high- oder low-turnoverOsteoporose im Serum das knochenspezifischeIsoenzym der alkalischen Phosphatase und imMorgenurin das Deoxypiridinolin alsKollagenabbauparameter bestimmt werden.

Eine Knochenbiopsie wird heutzutage deutlich seltenerdurchgeführt als früher, da wir durch die Bestimmungder knochenspezifischen Umbauparameter in der Lagesind, den Knochen ausreichend gut zu beurteilen.Gefordert wird eine Knochenbiopsie jedoch bei dennephrogenen Osteopathien, da der Knochen in einersolchen Situation recht unterschiedlich reagieren kann.Des weiteren sollten Knochenbiopsien bei jungenPatienten durchgeführt werden, bei denen die bisheri-gen Maßnahmen nicht mit ausreichender Sicherheit zueiner Diagnose geführt haben, und bei solchen, dietrotz der Diagnostik und Therapie an Knochenmasseverlieren. Bei bereits röntgenologisch dokumentierterosteoporosebedingter Fraktur trägt dieKnochendichtemessung zur Diagnose selbst nichtsmehr bei, sondern nur noch zur Beurteilung desSchweregrades und insbesondere der Verlaufskontrolle.

Röntgenaufnahmen sind zur frühen Diagnostik einerOsteoporose nicht geeignet, sichern jedoch eine bereitsbestehende Osteoporose, wenn Wirbelkörperfrakturenvorliegen. Im Gegensatz zu der Röntgenaufnahmeerlauben die Messungen der Knochendichte eine quan-titative Aussage. Da sie empfindlich sind, ist mit diesenMessungen die frühe Diagnostik einer Osteopenie mög-lich. Kontrollmessungen sollten dann spätestens nacheinem Jahr erfolgen. Nur die Kombination aus quanti-tativer Knochendichtemessung und Röntgenbild undden oben erwähnten Laborparametern sowie in beson-

Diagnostik

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Röntgenaufnahmensind zur frühenDiagnostik einerOsteoporose nichtgeeignet

Page 27: Der Ratgeber Osteoporose

Fällen der Beckenkammbiopsie (Entnahme vonKnochen-gewebe) läßt eine exakte Diagnosestellungder Osteoporose zu.

KKnnoocchheennddiicchhtteemmeessssuunngg

Für die Messung des Knochenmineralgehaltes ergeben sich 3 generelle klinische Indikationen:

1. Die Beurteilung asymptomatischer (ohneKrankheits- erscheinungen) Patienten, insbe-sondere solcher mit e r h ö h t e mOsteoporoserisiko, und postmenopausaler Frauen zur Frage einer Osteoporoseprophylaxe oder

Therapie auf der Basis eines erhöhten Frakturrisikos;

2. Diagnostik der Osteoporose bzw. Osteopenie beiasymp- tomatischen Patienten mit Verdacht aufOsteoporose oder eine andersartigeOsteopathie, sowie zur Diagnosesicherung bei röntgenologischem Verdacht

auf eine niedrige Knochenmasse;

Diagnostik

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Diagnostik

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Augenblicklich kommen hauptsächlich 3Messmethoden zur Anwendung. Die quantitativeComputertomografie (QCT) im Bereich der Wirbelsäule,die eine selektive Messung des Spongiosa-Mineralgehaltes der Wirbelkörper erlaubt, die periphe-re quantitative Computertomografie (PQCT) sowie dieEnergie-Röntgenabsorptiometrie (DXA), die neben derWirbelsäule auch Messungen des Oberschenkelhalseserlaubt. Jede dieser Methoden bietet spezifische Vor-und Nachteile, die jeweils im Einzelfall gegeneinanderabgewogen werden müssen.

Die Ultraschalluntersuchungen und insbesondere Mes-sungen der Hautdicke können im Augenblick nichtempfohlen werden.

Die Knochendichtewerte liegen sofort nach derMessung als Dokument vor und werden in Gramm proQuadratzentimeter ausgedrückt. Die Weltgesundheits-organisation (WHO) hat diagnostische Kriterien festge-legt, um die Dichtewerte der gemessenen Person mitdenen eines normalen jungen Erwachsenen (maximaleKnochendichte) zu vergleichen.

Dieser Vergleich beruht auf der Standardabweichung(SD), ein statistischer Wert, der besagt, wie viel einPatient unter dem Medianwert liegt. Dieser Wert wirdvon Experten auch als T-Score bezeichnet.

T-Score = Messwert (DXA), der die Knochendichte des Patienten mit einemgesunden 30-jährigen vergleicht. Dieser Wert ist für die Diagnosestellung der Osteoporose notwendig.

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Diagnostik

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Im Allgemeinen entspricht eine Abnahme der Knochen-dichte von 10 bis 15 Prozent gegenüber einem norma-len jungen Erwachsenen ungefähr 1Standardabweichung (SD).

Diagnostik- Ausdruck einer DXA-Messung

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Evidence Based Medicine (EBM):

Da es in den letzten Jahren zu einer deutlichenVerknappung der Ressourcen insbesondere auch imGesundheitswesen gekommen ist, musste manKriterien aufstellen, durch die man Veröffentlichungennach ihrer Aussagekraft und Güte beurteilen kann.Insbesondere können nach diesen KriterienMedikamente, die neu auf den Markt gekommen sind,in ihrer Wirksamkeit beurteilt werden, sie haben aller-dings den Nachteil, dass ältere Medikamente, die schonlange auf dem Markt sind, nicht nach diesen Kriterienbeurteilt werden können, da bei der Zulassung dieserMedikamente diese Kriterien noch nicht existierten.Aus diesem Grunde können eigentlich nurMedikamente, die neu zugelassen werden, an diesenMaßstäben gemessen werden. Insgesamt wurden vierKlassen gebildet, die man zur Bewertung einerSubstanz heranzieht. Die Klassen I und II wurden noch

Therapie

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Klasse I A beinhaltet Metaanalysen randomisierter kontrollierter Studien, die in systematischen Übersichtsarbeiten zu den gleichen Ergebnissen kommen.

Klasse I B beinhaltet mindestens eine genügend große randomisierte kontrollierte Studie.,

Klasse II A mindestens eine gut angelegte, kontrollierte Studie ohne Randomisierung

Klasse II B mindestens eine gut angelegte quasi experimentelle Studie

Klasse III beinhaltet gut angelegte, nicht experimentelle descriptive Studien wiezum Beispiel Fallkontrollstudien.

Klasse IV beinhaltet die Expertenmeinung bzw. Konsensuskonferenzen und / oder klinische Erfahrung von Experten ohne transparenten Beleg.

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Die auf dem Markt befindlichen Substanzen wurdenvon Pfeifer nach den EBM-Kriterien in die Gruppen A,B und C eingeteilt, die im Prinzip den Klassen I, II undIII entsprechen. Hier wurden in die Gruppe AAlendronat, Risedronat und Raloxifen eingeordnet, indie Gruppe B Etidronat, Fluoride und Calcitonine sowiein die Gruppe C Östrogene und Gestagene sowiePamidronat und Ibandronat. Werden diese Substanzeneingesetzt, wird EBM-konform therapiert.

Therapie

Da die Ursachen der Osteoporose letztlich nichtbekannt sind, hat sich bisher keine einheitlicheTherapie der Osteoporose durchsetzen können.

Es werden heute unterschiedliche Therapiemaßnahmenangeboten, die alle mehr oder weniger zu einerErhöhung der Knochenmasse führen. Eine sinnvolleOsteoporosetherapie muss sich jedoch an die augen-blickliche Situation des Patienten anpassen, d.h. esmuss zunächst unterschieden werden, ob eine primäreoder sekundäre Osteoporose vorliegt, da hier jeweils andie Grundkrankheit angepasste Therapien einzusetzensind. Weiterhin muss sicher sein, ob es sich um eineOsteoporose mit hohem oder niedrigemKnochenumsatz handelt, da im ersteren Fall zunächstder Knochenumbau gestoppt werden muss, währendim 2. Fall eine Knochen aufbauende Therapie einzu-setzen ist.

Zusätzlich muss sich eine sinnvolleOsteoporosetherapie an zwei Standards messen lassen.Sie muss auf der einen Seite die Knochenmasseerhöhen und auf der anderen Seite zu einer erniedrig-ten Frakturrate führen. Sinnvoll scheint bei einer beste-

Therapie

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Knochenumsatz eine Therapie zu sein, die denKnochenaufbau stimuliert, das gebildete Osteoid mine-ralisiert und den Abbau bremst.

Voraussetzung für eine solche Therapie ist die genaueDiagnosesicherung sowie der Ausschluss sämtlicheranderer Ursachen, die zu einer Osteoporose führen,also aller sekundären Osteoporosen. Erst dann kanneine auf den Patienten zugeschnittene medikamentöseTherapie erfolgen.

Knochenumsatz berücksichtigen

Die Aktivierungsfrequenz der BMU's wird durch unter-schiedliche Faktoren wie in der perimenopausalenSituation durch den Östrogenabfall oder im höherenAlter durch die fehlende Muskelmasse erhöht.

Treten also pro Zeiteinheit mehr Resorptionslakunenauf, geht in dieser Situation vermehrt Knochen verlo-ren. Zusätzlich wird durch den Östrogenverlust dieOsteoklastenaktivität nicht mehr gebremst, so dass tie-fere Resorptionslakunen entstehen, und der trabekulä-re Knochen eher bricht. Eine solche Situation mit einererhöhten Aktivierungsfrequenz der BMU's nennt maneine high-turnover-Situation. Laborchemisch kanndiese Situation durch ein erhöhtes Deoxypyridinolin imMorgenurin als erhöhtem Resorptionsmarker unddurch ein erhöhtes knochenspezifisches Isoenzym deralkali-

Therapie

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BMU´s = bone remodelling units ("Baueinheiten" des Knochens)Für den Umbauprozess des Knochens (remodelling) stehen 2 - 5Millionen Baueinheiten (BMU´s) bereit. Diese Selbstreparaturdes Knochens ist von entscheidender Bedeutung für dieEntstehung der Osteoporose.

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schen Phosphatase als Marker für die gleichzeitigerhöhte Osteoblastenfunktion diagnostiziert werden.Die Häufigkeit von high-turnover-Situationen liegt beietwa 20 % aller Frauen mit einer Osteoporose, wobeisie in höherem Alter deutlich zunimmt, und bei etwa 6% der Männer.

In den übrigen Fällen mit normalem Knochenumsatz (normalem Deoxypyridinolin und normalem kno-chenspezifischen Isoenzym der alkalischen Phosphatase)spricht man von low-turnover-Situationen. EineUnterscheidung zwischen high- und low-turnover-Situationen ist sinnvoll, da der therapeutischeAnsatzpunkt unterschiedlich ist.

Am häufigsten findet man high-turnover-Situationenim Alter zwischen dem 60. und 80. Lebensjahr.Wahrschein-lich beruht diese Situation auf einer zugeringen Muskelmasse, so dass der Knochen nichtmehr ausreichend biomechanisch belastet werdenkann.

Von 332 Patientinnen mit einer postmenopausalenOsteoporose hatten 12,6 % ein erhöhtesDeoxypyridino-lin als Zeichen für einen erhöhtenKnochenumbau. Nach vierwöchiger Therapie miteinem Bisphosphonat oder Raloxifen findet man in denmeisten Fällen eine Normalisierung desKnochenabbaus bei gleichzeitig weiter erhöhtemKnochenaufbau. Bei etwa 20 % der Patienten mußteeine längere Therapie mit einem Osteoklastenhemmerdurchgeführt werden. Der knochenabbauhemmendeEffekt einer solchen kurzfristigen Therapie mit einemOsteoklastenhemmer dauert unterschiedlich an undreicht von etwa drei Monaten bis zu zweieinhalbJahren. Ist der erhöhte Knochenabbau gebremst beiweiter bestehendem, erhöhtem Knochenaufbau, kann

Therapie

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Die Therapie einer postmenopausalen low-turnover-Osteoporose sollte darauf gerichtet sein, die Syntheseder Knochenmatrix zu stimulieren, das gebildeteOsteoid zu mineralisieren, den Knochenabbau zubremsen und die Frakturrate zu senken. Um dieses Zielzu erreichen, sind unterschiedliche Vorgehensweisenmöglich. Die Entscheidung für eine bestimmteTherapie wird sich immer nach der individuellenSituation des Patienten, nach seinem Alter, nachBegleiterkrankungen und dem Ausmaß derOsteoporose richten.

Knochen aufbauende (Osteoanabole) Therapie

FFlluuoorriiddee

Die einzigen osteoanabolen Substanzen, die imAugenblick auf dem Markt sind, sind Natriummonoflu-orphosphat und Natriumfluorid. Der osteoanaboleEffekt dieser Substanzen hält über Jahre an, und eskommt zu einem kontinuierlichen Zugewinn an neuemKnochen sowohl an der Wirbelsäule als auch amSchenkelhals, hier allerdings weniger ausgeprägt. DaFluoride auf der Osteoblastenseite eingreifen und dieMatrixsynthese stimulieren, ist dieser Effekt erklärlich;allerdings bleibt die Aktivierungsfrequenz der BMU'sund die Tiefe der Resorptionslakunen unbeeinflusst, sodass es unter einer Monotherapie mit Fluoriden häufigin den ersten Jahren zu weiteren Frakturen kommt.

Der Therapiebeginn mit Fluoriden sollte möglichstfrühzeitig einsetzen, bevor die Mikroarchitektur desKnochens zu stark geschädigt ist, da nur die vorhan-denen Trabekel verstärkt und nur selten neue trabe-kuläre Vernetzungen hergestellt werden können. DasWirkfenster für Fluoridionen liegt etwa zwischen 15

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ionen pro Tag. Um diese Konzentration zu erreichen,muss die Bioverfügbarkeit des verwendetenFluoridsalzes beachtet werden. Natriumfluorid undCalcium sollte nicht zusammen eingenommen werden,dagegen wird die Absorptionsrate vonNatriummonofluorphosphat durch Calcium nichtbeeinflusst.

EBM-konforme Langzeitdaten zur Sicherheit und zurfraktursenkenden Wirkung der Fluoride liegen aller-dings in nicht ausreichendem Maß vor. Es gibt abereine Reihe von Studien, die diesen Kriterien sehr nahekommen. Aus diesen Studien folgt, dass Fluoride nichtnur die Knochenmasse vermehren, sondern auch dievertebralen Frakturraten eindeutig senken können.

Der Fluoridtherapie wird immer unterstellt, dass siezwar die Knochenmasse, aber nicht dieKnochenqualität bessert. Diese Aussage ist seit vielenJahren durch Studien widerlegt. Die Autoren konntennachweisen, dass sich bei den fluortherapiertenPatienten eine intakte Mineralisation des Knochensfand und auch eine weiterhin erhaltene und verbesser-te Situation der Knochen-bälkchen.

WWoorraauuff iisstt bbeeii FFlluuoorriiddeenn zzuu aacchhtteenn ??

Bei einer Fluoridtherapie muss darauf geachtet werden,dass ausreichend Calcium und Vitamin D zurMineralisation des gebildeten Osteoids vorhanden ist.Nach sechs- bis achtwöchiger Therapie mit einemFluoridpräparat, aber auch während der gesamtenTherapiedauer, kann es zu Schmerzen in den belaste-ten, großen Gelenken kommen; ein Zeichen dafür, dasses zu einer Untermineralisierung des neu gebildetenOsteoids gekommen ist. In einer solchen Situation soll-

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Fluoridtherapie für vier bis sechs Wochen pausiert wer-denVitamin D und Calcium müssen weiter gegeben wer-den, um zu einer ausreichenden Mineralisierung zukommen. Nach Abklingen der Schmerzen sollte mit derHälfte der Fluoriddosis weiter therapiert werden. EineFluorose tritt unter den niedrig dosiertenFluoridtherapien, die heute durchgeführt werden, prak-tisch nicht mehr auf und ist ein Zeichen für eineschlechte Überwachung des Patienten.

PPaarraatthhoorrmmoonn

Das Zielorgan des Parathormons im Knochen ist derOsteoblast und nicht der Osteoklast, so dassParathormon primär knochenaufbauend wirkt. Nur beilangdauernder Erhöhung des Parathormons überwiegtder osteoklastische (knochenabbauende) Effekt. Aus die-sem Grunde ist es nicht verwunderlich, dassParathormon als osteoanaboles Medikament auch in derTherapie der Osteoporose eingesetzt wurde, das sowohldie vertebrale, die femorale und dieGesamtknochenmasse erhöht und das Risiko vertebralerund nicht-vertebraler Frakturen vermindert. DasParathormon ist seit Ende 2002 in den USA als osteoan-aboles Medikament zugelassen. Die Zulassung fürDeutschland wird höchstwahrscheinlich in diesem Jahr2002 erfolgen. Es gibt mehrere Studien, in denen derpositive Einfluss von Parathormon auf verschiedeneOsteoporose-formen untersucht worden ist. In die größ-te, vorliegende Studie wurden 1.637 postmenopausaleFrauen mit vorwiegend vertebralen Frakturen einge-schlossen. Die Reduktion des Risikos neuer vertebralerFrakturen lag zwischen 65 - 69 %. Die Reduktion desRisikos von mittelschweren bis schweren vertebralenFrakturen betrug bis zu 90 %, nicht-vertebrale Frakturen

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zwischen 10 und 14 %, im Oberschenkelhalsbereich zwi-schen 3 und 5 %. Weiterhin konnten dieRückenschmerzen deutlich gelindert und derGrößenverlust aufgehalten werden. In einer weiteren Studie wurde Parathormon beiMännern mit idiopathischer (ohne erkennbaren Grundentstanden) Osteoporose eingesetzt. Hier betrug derKnochenmineral-zuwachs nach 18 Monaten zwischen12 und 15 %. Dieser Effekt hielt auch nach Absetzen desParathormones etwa noch ein Jahr an.

CCaallcciiuumm uunndd VViittaammiinn DD33

Die Calcium- und Vitamin D3-Gaben richten sich immernach der individuellen Calciumbilanz des einzelnenPatienten. Die generalisierte Aussage, dass jeder Patientmit einer Osteoporose 1 g Calcium und 1000 E VitaminD3 bekommen soll, ist in sich nicht schlüssig. BeiOsteoporosen aufgrund einer idiopathischenHyperkalzurie (erhöhter Kalziumanteil im Urin) darfweder Kalzium noch Vitamin D eingesetzt werden, dasich die Hyperkalzurie verstärken würde und die Gefahrvon Nierensteinen droht.

Insgesamt zeigen die Daten sämtlicher Studien, dasseine Anhebung der Vitamin-D- undCalciumsubstitution eine deutliche Senkung derFrakturrate bewirken kann, da die normaleCalciumzufuhr über die Nahrung in Europa nur bei550 bis 600 mg liegt.

Im Normalfall genügt die Gabe von etwa 1000 mgCalcium und 1000 E Vitamin D3, um den täglichenCalcium- und Vitamin-D-Bedarf zu decken. Hierzugibt es eine Reihe von Calcium- und Vitamin-D-Präparaten; auch Kombipräparate sind auf dem Markt

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ben werden. Die zur Verfügung stehenden Calcium-präparate unterscheiden sich oft durch das jeweiligeAnion, so dass hier eine individuelle Therapie durchge-führt werden kann. Werden zum Beispiel Lactat oderGluconat nicht vertragen, kann auf das Carbonat aus-gewichen werden. Falls Calciumcarbonat zu einerStuhlproblematik führt, kann ein Präparat, das Lactatoder Gluconat enthält, zusätzlich oder an Stelle desCarbonats gegeben werden. Geachtet werden sollteimmer darauf, dass das Calcium, das als Brausetabletteeingenommen wird, schlückchenweise über drei bis vierStunden verteilt einzunehmen ist. Das Vitamin D3 gibtes auch als aktiviertes Vitamin D, d.h. entweder als 1alpha-Hydroxyvitamin-D3 oder als 25 OH-Vitamin-D3auf dem Markt. Das 1 alpha-Hydroxyvitamin-D3 solltedann eingesetzt werden, wenn der Ort der 1 alpha-Hydroxylierung, nämlich die Niere, ausgefallen ist, d.h.bei Niereninsuffizienz oder bei Parathormonmangel.Weitere mögliche Indikationen für das aktivierteVitamin D3 sind das höhere Alter und hoheCorticoiddosen.

Ein zweites Zielorgan des Hormons D ist neben demCalciumstoffwechsel der Muskel: hier greift es in dieRegulation des Caliumstoffwechsels und damit in dieKontraktion und Relaxation ein. DurchMuskelfunktions-tests konnte auch die Wirksamkeitder aktiven Vitamin-D-Metabolite beiOsteoporosepatienten nachgewiesen werden. Nachachtwöchiger Gabe von Calcium und Vitamin D steigtdie ventrale Rumpfmuskelkraft deutlich an und esgreift positiv in die kognitiven Fähigkeiten ein undführt so zu einer deutlichen Verbesserung derLebensqualität und einer geringeren Sturzneigung.

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Knochen abbauende (Osteoklastenhemmmende) Therapie

ÖÖssttrrooggeennee

Noch bis vor kurzem galt die Hormonersatztherapieunbestritten als die einzige gut etablierte, prophylakti-sche Maßnahme zur Vermeidung von osteoporosebe-dingten Frakturen. Prospektive, kontrollierte Studienüber einen Zeitraum bis zu zehn Jahren zeigen, dassdie kontinuierliche Hormonsubstitutionstherapie dieperi- und postmenopausalen Knochenverluste imBereich der Wirbelsäule verhindern. Ebenso kann derK n o c h e n -mineralverlust im Bereich des Schenkelhalses und imRadius verringert werden. Große randomisierte, prospek-tive und Doppelblinduntersuchungen für den Nutzender Östrogene-Gestagenensubstitutionstherapie stehenallerdings noch aus. Empfohlen werden für dieHormonersatztherapie 1 bis 2 mg 17-beta-Östradioloder 0,6 bis 1,25 mg konjugierter Östrogene pro Tagund gleichzeitige Gabe von Gestagenen bei vorhande-ner Gebärmutter (Uterus).

An unerwünschten Wirkungen muss zu Beginn derTherapie auf Thromboembolierisiken geachtet werden,und bei langfristiger Anwendung (< 5 Jahre) kann dasRisiko für ein Mammakarzinom zunehmen. Aus diesemGrunde muss nach fünfjähriger Östrogentherapieerneut über Vor- und Nachteile einerHormonersatztherapie entschieden werden.

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Bisphosphonate

Auf der Basis hochwertiger Studien haben dieBisphosphonate heute einen gesicherten Platz in derosteoklastenhemmenden Therapie einer Osteoporose.Sämtliche Bisphosphonate hemmen denKnochenabbau durch Hemmung der Aktivierung derKnochenumbau-einheiten und derOsteoklastenaktivität als auch der Anzahl derOsteoklasten. Ob Bisphosphonate den Knochenaufbaustimulieren können, ist im Augenblick noch umstritten.Aber auch ohne deutlichen Zuwachs an Knochenmassekönnen Bisphosphonate durch Verminderung der Tiefeder Resorptionslakunen im trabekulären BereichFrakturraten deutlich senken, so dass ein qualitativhochwertiger Knochen restiert. Ein Problem ist diegeringe Resorption, so dass der Bisphosphonatein-nahme keine Nahrungsaufnahme erfolgen darf; auchMineralwässer sind in diesem Zeitraum verboten. Desweiteren darf sich der Patient nach Einnahme vonAlendronat und Risedronat nicht flach hinlegen, umein Zurücktreten der Tablette in die Speiseröhre zu ver-meiden. Bei Niereninsuffizienz und akuten gastroin-testinalen Entzündungen sollten Bisphosphonate ver-mieden werden.

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Etidronat (Bisphosphonat)

Der Nutzen einer Etidronattherapie wurde bisher annur einer randomisierten Studie untersucht. 429Frauen mit bis zu vier vorbestehendenWirbelkörperfrakturen wurden in die auf zwei Jahreangelegte Studie eingeschlossen. Das Etidronat wurdezyklisch (16 Tage) im Wechsel mit Calcium (76 Tage)gegeben. Ein signifikanter Unterschied hinsichtlich derneu aufgetretenen Wirbelkörperfrakturen ergab sichnur für eine Subgruppe von Frauen mit besondersniedriger Knochenmasse. In dieser Gruppe sank dasRisiko von 21 auf 6 %. Die im Nachhinein verlängerteStudie ergab dann auch in einer nachträglich definier-ten Risikogruppe einen signifikanten Unterschied hin-sichtlich der Wirbelkörperfrakturen.

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Alendronat (Bisphosphonat)

In zwei prospektiven randomisierten, plazebokontrol-lierten Doppelblindstudien wurde die Wirkung vonAlendronat unter gleichzeitiger Gabe von Calcium undVitamin D auf Knochenbrüche untersucht. Bei Frauenmit niedriger Knochendichte ohne klinisch manifesteOsteoporose führte die Einnahme von Alendronatinnerhalb von vier Jahren zu einer Reduktion der kli-nisch unauffälligen Wirbelkörperfrakturen von 3,8 auf2,1 %. Bei extravertebralen Frakturen nahm das Risikovon Handgelenksfrakturen in der ersten Substudie (Fit-Studie) von 4,1 auf 2,2 % ab und beiOberschenkelhals-frakturen von 2,2 auf 1,1 %.

Bei steroidinduzierten Osteoporosen bei postmenopau-salen Frauen, die mindestens 7,5 mgPrednisonäquivalent pro Tag einnahmen, konnte eben-falls durch Alendronat ein signifikanter Effekt auf dieWirbelkörperfrakturen nachgewiesen werden.Allerdings liegt in Deutschland keine Zulassung fürdiese Indikation vor. In der Therapiegruppe sank dieRate der Wirbelkörperfrakturen auf 4,4 % im Vergleichzur Plazebogruppe mit 13 %.

Des weiteren wurde der Effekt von Alendronat bei derBehandlung der Osteoporose des Mannes (n=241)nachgewiesen. Sämtliche Studienteilnehmer erhielten

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Calcium und Vitamin D. Die Therapiegruppe erhieltzusätzlich 10 mg Alendronat. In dieser Gruppe stiegder durchschnittliche Knochenmineralgehalt im Bereichder LWS um 7,1 %, im Bereich des Oberschenkels um2,5 % und im Gesamtkörper um etwa 2,0 %. In derPlazebogruppe stieg der Knochenmineralgehalt imBereich der LWS um 1,8 %, während im Bereich desSchenkelhalses und im Gesamtkörpermineralgehaltkeine signifikante Änderung gefunden werden konnte.Die Rate der Wirbelkörperfrakturen lag unterAlendronat bei 0,8 vs. 7,1 % unter Plazebo.

Als Problem bei der Einnahme von Bisphosphonatenkann sich die Compliance des Patienten erweisen auf-grund der etwas schwierigen Einnahmemodalität. Umhier eine Verbesserung zu erreichen, wurde eineDarreichungsform zur einmal wöchentlichen Einnahmevon 70 mg entwickelt. Der Knochenmineralzuwachs imBereich der LWS unterscheidet sich dabei nicht vondem täglichen Einnahmeregime. Es wurden allerdingsweniger schwere, unerwünschte Wirkungen im Bereichdes oberen Gastrointestenaltraktes bei der einmalwöchentlichen Einnahme gefunden und ein Trend zuweniger unerwünschten Wirkungen im Bereich derSpeiseröhre (Ösophagus).

Risedronat (Bisphosphonat)

Für den Wirkungsnachweis von Risedronat wurdenzwei randomisierte, plazebokontrollierte und prospek-tive Blindstudien durchgeführt. In der amerikanischenStudie erhielten alle 2439 Patienten Calcium undVitamin D und die Verumgruppe 5 mg Risedronat proTag für drei Jahre. Die kumulative Inzidenz von neuenWirbelkörperfraktu-ren konnte um 41 % und von nichtvertebralen Frakturen

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um 39 % gesenkt werden. Nach dem ersten Jahr wurdeeine Abnahme der Frakturen um 65 % festgestellt. DieKnochenmineraldichte nahm im Bereich der LWS um5,4 vs. 1,1 % in der Kontrollgruppe, im Bereich desSchenkelhalses um 1,6 vs. - 1,2 % und imTrochanterbereich um 3,3 vs. - 0,7 %. In der europäi-schen Untersuchung (n=1226) fanden sich ähnlichesignifikante Ergebnisse. Die unerwünschten, gastroin-testinalen Beschwerden waren vergleichbar mit Plazebo(30% unter Risedronat und mit 27 % unter Plazebo).

Raloxifen (SERM)

Der Wirkungsnachweis der SERMs Raloxifen erfolgte ineiner multicentrischen, plazebokontrolliertenDoppelblindstudie an der 7705 postmenopausaleFrauen im Alter bis 80 Jahren mit und ohne vorbeste-hende Wirbelkörperfrakturen und einem T-Score imBereich der LWS von kleiner als - 2,5 teilnahmen.

Primärer Zielpunkt waren neu aufgetretene Wirbelkör-perfrakturen und der Knochenmineralgehalt.Sekundäre Endprodukte waren nicht-vertebraleFrakturen, kardiovaskuläre Endpunkte, Brustkrebs,Wirkung auf den Uterus, Lebensqualität und kognitiveFunktionen. Der Rückgang der symptomatischenWirbelkörperfrakturen betrug insgesamt 60 % und dervon multiplen Frakturen bei Frauen ohne vorbestehendeWirbelkörperfrakturen 82% und bei Frauen mit vorbeste-henden Wirbelkörperfrakturen 50 %. Auf nicht-vertebraleFrakturen hatte Raloxifen keinen

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SERMs = selecitve estrogen receptor modulators = Östrogen-Rezeptor-Agonisten/Antagonisten.Es handelt sich hierbei um östrogenartige Substanzen, die nocheinige Wirkungen des Östrogens haben, nicht aber dessenNebenwirkungen verursachen.

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signifikanten Einfluss. An unerwünschten Wirkungentraten bei 1 % der Frauen thromboembolischeEreignisse auf, eine Rate, die in gleicher Höhe bei derHormonersatztherapie gefunden wurde. Weiter tratenHitzewallungen und gelegentliche Krämpfe in derMuskulatur auf. Vorzuheben ist jedoch der Effekt aufdas Östrogenrezeptorpositive Mammakarzinom. Hierfanden sich in der Plazebogruppe nach dreijährigerStudiendauer 27 Frauen (1,05%) mit einemMammakarzinom, während es in der mit Raloxifenbehandelten Gruppe nur 13 Frauen waren (0,25%). Einweiterer Vorteil der Raloxifeneinnahme ist insbesonde-re bei älteren Frauen das Vermeiden von Brustspannenund von einer fehlenden Stimulation desEndometriums (Gebärmutter-schleimhaut). Zusätzlichvermag Raloxifen das Gesamtcholesterin zu senken,insbesondere das LDL-Cholesterin bei gleichzeitigerErhöhung des HDL-Cholesterins.

Kombinierte Therapien

Nach dem bisher Gesagten ergibt sich aus einempathophysiologischen Therapiekonzept derOsteoporosen sinnvollerweise eine kombinierteTherapie, die bestehen sollte aus einem knochenauf-bauenden (osteoanabolen) Medikament wie einemFluorid. Die so gebildete Matrix sollte mineralisiertwerden durch Calcium und Vitamin D und dessenMetaboliten (siehe auch Kapitel Vitamin D). Zusätzlichsollte der Knochenabbau gebremst werden. Hierzu ste-hen die oben genannten osteklastenhemmendenMedikamente zur Verfügung. Ein solches Konzept wirdvon unserer Gruppe seit Jahren durchgeführt mit gutenErgebnissen hinsichtlich der Zunahme derKnochendichte, die zwischen 10 und 15 % pro Jahrbeträgt, bei gleichzeitiger Reduktion der Frakturraten

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einer Größenordnung von etwa 80 %. Fazit: EineKombinationstherapie scheint zu einer deutlich besse-ren Knochenmineralzuwachsrate zu führen als eineMonotherapie, was auch von der Pathophysiologie derOsteoporoseentstehung her zu erklären ist, allerdingsfehlen im Augenblick noch weitere Studien, insbeson-dere auch Daten zu Frakturraten.

Bewegungstherapeutische Aspekte

Für den sinnvollen Einsatz einer körperlichenBelastung bei Trainingsprogrammen zur Prävention derOsteoporose sind besondere Aspekte zu berücksichti-gen (Petra Platen 1997)

Trainingsreize sollten insbesondere dort wirksam wer-den, wo Knochenmasse aufgebaut werden muss, alsoin den Bereichen, die am stärksten durch Frakturengefährdet sind wie Femur, Wirbelsäule und distalerUnterarm. Weiterhin müssen die Trainingsreize mög-lichst kontinuierlich gesteigert werden, um einen kno-chenwirksamen Effekt zu erzielen und sollten aus die-sem Grunde die Alltagsbelastungen deutlich überstei-gen. Falls ein solches Bewegungsprogramm unterbro-chen wird, gehen die bisher erzielten positivenErgebnisse verloren, so dass ein dauerhafter Nutzennur durch eine langfristige Bewegungstherapie erzieltwerden kann.

Ein Bewegungsprogramm hat bei niedrigerAusgangslage der Knochenmasse einen besseren Effektals bei höherer. Überträgt man die im Tiermodellgewonnenen Ergebnisse auf den Menschen, sollten dieBelastungen möglichst dynamischer Natur sein, mit

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Intensität durchgeführt werden und möglichst vielsei-tige Übungen enthalten. Hieraus folgt, dass nichtunbedingt die Dauer, sondern vielmehr die Häufigkeitder Übungen und deren Intensität die knochenanabo-le Potenz bestimmt. Kurze, intensive Belastungen sinddaher güns-tiger als langandauernde, weniger intensi-ve. So haben Langstreckenläufer mehr Knochenmasseals Nichtsportler und Sportstudenten und insbesonde-re Spielsportler wiederum mehr als Langstreckenläufer.Die besten Knochenmassewerte fanden sich jedoch beiKraftsportlern. Diese Ergebnisse sind auch verständlich,da sich die Knochenmasse immer an die vorhandeneMuskelmasse angleicht. Umgekehrt fand man in zahl-reichen Studien, dass Immobilisation nicht nur zu einerMuskelatrophie, sondern auch zu einer erheblichenAbnahme des Knochenmineralgehaltes führt. Diesesgilt sowohl für die Ruhigstellung einzelnerSkelettabschnitte als auch für das gesamte Skelettdurch längere Bettlägerigkeit oder Aufenthalt in derSchwerelosigkeit. Schon etwa 14 Tage nachGipsruhigstellung können Zeichen eines erhöhtenKnochenabbaus im Urin nachgewiesen werden. Auchwährend der Weltraumflüge wurden deutlicheKnochenmineralverluste beim Menschen beobachtet,die bis zu 5 % pro Monat betragen können und damiteiner high-turnover Situation mit erheblichemKnochenmineralverlust entsprechen.

Bei Frauen in der postmenopausalen Situation tretengehäuft Frakturen auf. Eine Ursache hierfür ist dererhöhte Knochenabbau durch den fehlenden Östro-genschutz.

Mit zunehmendem Alter nimmt die Sturzgefahr zuaufgrund einer geringeren Muskelkraft,Gleichgewichts-störungen sowie der schlechtenKoordination und der fehlenden Flexibilität der

Therapie

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vermindert werden. Dieses kann durch ein regelmäßi-ges körperliches Training erreicht werden, das zu einerverbesserten Koordination und Flexibilität sowie einemverbesserten Gleichgewichtsgefühl und damit zu einererhöhten Muskelkraft und Ausdauer führt. NachErreichung einer ausreichenden Bewegungssicherheitkann zu einer kraftbetonten Gymnastik und einemdosierten, gezielten Krafttraining an Geräten überge-gangen werden. Weiterhin können alle Übungsformendurchgeführt werden, die die Koordination undFlexibilität schulen. Dabei sollten jedoch Sportartenmit erhöhtem Sturzrisiko wie z.B. Radfahren, In-line-Skaten und Reiten bei fehlender Übung nicht mehrbetrieben werden.

Weitere Informationen zu diesem Thema entnehmenSie bitte dem ausführlichen Kapitel Bewegung.

Therapie

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Operative Maßnahmen

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Operative MaßnahmenIn manchen Fällen muss bei Osteoporose auch eineOperation in Erwägung gezogen werden, wie zumBeispiel das Einsetzen von künstlichen Gelenken inKnie oder Hüfte.

Bis heute hat sich nicht beweisen lassen, dass künstli-che Gelenke bei Patienten mit Osteoporose schlechtereinheilen und sich früher lockern als bei Patienten, dienicht an Osteoporose erkrankt sind.

Im Falle eines Oberschenkelhalsbruchs besteht diebewährte operative Maßnahme darin, den gebrochenenKnochen zu nageln oder ein künstliches Gelenk zuimplantieren.

Kyphoplastie / Vertebroplastie

Erleiden gesunde Menschen bei einem UnfallWirbelbrüche, verhindern operative Maßnahmen, dassals Unfallfolge das Rückenmark verletzt wird undLähmungserscheinungen auftreten. Treten hingegenWirbelbrüche bei Patienten mit Osteoprose auf, bedro-hen diese das Rückenmark in der Regel nicht. Ein ein-zelner osteoporotischer Wirbelbruch oder evtl. mehrerebewirken sehr starke Schmerzen. Darüber hinaus kannes langfristig zu einer Verformung der Wirbelsäulekommen. Es gibt jedoch neuerdings ein Verfahren, beidem mittels Kanüle Knochenzement in denWirbelkörper eingespritzt wird.

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Operative Maßnahmen

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Unter einer Kyphoplastie versteht man dieStabilisierung eines schmerzhaft eingebrochenenWirbelkörpers mit einem Knochenzement, wobei derKnochenzement entweder aus einem Kunststoff oderaus einem sogenannten Biozement bestehen kann. Eswerden 2 Arbeitskanülen durch die Haut in den einge-brochenen Wirbelkörper vorgeschoben und durch dieseArbeitskanülen jeweils ein Ballonkatheter in denWirbelkörper eingebracht. Die Ballons werden unterRöntgenkontrolle mit einer röntgendichten Flüssigkeitunter Druck aufgefüllt und schaffen dadurch in demeingebrochenen Wirbelkörper einen Hohlraum.

Dann werden die Ballons wieder entfernt, die geschaf-fenen beiden Hohlräume bleiben wegen der Lagerungdes in Vollnarkose liegenden Patienten auf dem Bauchbestehen. In diese Hohlräume wird dann das visköseZementmaterial mit geringem Druck eingefüllt.Dadurch wird der geschaffene Hohlraum gefüllt. DerZement erstarrt in wenigen Minuten und wenigeStunden nach dem Eingriff kann der Patienten wiederaufstehen. Das Verfahren darf nicht mit derVertebroplastie verwechselt werden, wobei nurKanülen in die eingebrochenen Wirbelkörper eingesto-chen werden und dann unter recht hohem Druck einsehr dünnflüssiger Kunststoffzement in

SchematischeDarstellung einerKyphoplastie

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Operative Maßnahmen

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den Wirbelkörper gespritzt wird. Der hohe Druck isterforderlich, damit überhaupt der noch dünnflüssigeKunststoff in den zusammengebrochenen Wirbelkörpereingebracht werden kann. Da sich der Zement unkon-trolliert in dem Wirbelkörper verteilt, gibt es bei derVertebroplastie auch mehr Komplikationen, in demZement aus dem Wirbelkörper austritt, was natürlichnicht gewünscht ist.

Eine Kyphoplastie kann sowohl bei frischen als auchbei älteren Wirbelkörperfrakturen durchgeführt werdenund erfolgreich im Sinne einer Schmerzlinderung sein.

Hinweis:Kyphoplastie ist ein neues chirurgisches Verfahren. Eswerden derzeit in Deutschland auf fünf Jahre angeleg-te Studien durchgeführt.

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Osteoporose beim Mann

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Osteoporose beim Mann

Professor Dr. med. Thomas von Holst, Heidelberg

Noch vor wenigen Jahren waren Männer regelrechtschockiert, wenn bei ihnen eine Osteoporose festge-stellt wurde. Sie lebten in dem Glauben, dass dies eineKrankheit sei, die nur alte Frauen betrifft. Manche

junge Männer, bei denen eine Osteoporose auf-trat, fühlten sich geradezu beleidigt. Es war mitihrem Weltbild nicht vereinbar, dass sie trotz ihrerjugendlich-männlichen, dynamischenLebensführung an einer Krankheit leiden sollten,die als "Alte-Weiber-Krankheit" verschrien war.

Inzwischen ist bekannt, dass etwa 25 % allerPatienten mit Osteoporose männlich sind. Es istmehr und mehr wahrzunehmen, dass auch die imAlter gehäuft auftretendenOberschenkelhalsbrüche bei einem großen Teil derbetroffenen Männer durch Osteoporose mitverur-sacht werden. Früher galt der

Oberschenkelhalsbruch des alten Mannes als schicksal-haft entstanden - heute weiß man, dass sich dahintereine Osteoporose verbirgt.

Natürlich ist die Anzahl der Männer, die in das Alterkommen, in dem sich eine Osteoporose entwickelt,geringer als die der Frauen. Dies liegt alleine schon ander kürzeren Lebenserwartung der Männer, wasanhand der bundesdeutschen Bevölkerungsstatistikdeutlich wird: Wenn Frauen älter als 70 sind, lebenmehr als 50 Prozent von ihnen als Witwen. Sie lebendurchschnittlich sieben bis zehn Jahre länger als

25 % allerOsteoporose-patienten sindMänner

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Osteoporose beim Mann

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Ursachen

Bei der einen Hälfte aller an Osteoporose erkranktenMänner lässt sich zum Zeitpunkt desKrankheitseintrittes die Ursache nicht mehr feststellen.Auch bei Frauen ist der Anteil derer sehr groß, beidenen beim ersten osteoporotischen Knochenbruch dieGründe für den Knochenschwund im einzelnen nichtmehr nachgewiesen werden können. Theoretisch sindzwar viele Ursachen bekannt, die zum Verlust anKnochensubstanz geführt haben können. Wenn esaber erst einmal zu Knochenbrüchen gekommen ist,sind diese häufig nicht mehr erkennbar.

Bei der anderen Hälfte aller Männer werden auch imhohen Alter Ursachen für die festzustellendeOsteoporose gefunden. Hier gibt es eine Vielfalt vonFaktoren, die beim Mann zur Entstehung dieserKrankheit beitragen können: der schleichende Mangelam Sexualhormon Testosteron sowie Rauchen und einhoher Alkoholkonsum sind unter anderemRisikofaktoren, die zur Entstehung der Osteoporosebeitragen. Dies darf jedoch nicht zu der Annahme ver-leiten, jeder an Osteoporose leidende Mensch trageMitschuld am Ausbruch seiner Krankheit.

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Funktionstraining

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Funktionstraining ist beiOsteoporose unerlässlich !

Osteoporose Funktionstraining desBundesselbsthilfeverbandes für Osteoporose e.V. bedeutet:

· gezieltes Training für Osteoporose-Betroffene - auch im Wasser

· Einsatz von sportlichen Hilfsmitteln

· Qualität des Angebotes durch geschulte ÜbungsleiterInnen

· individuelle Betreuung durch ständige Kontrolleder Übungen

· Verringerung von Schmerzen

· Förderung der Beweglichkeit

· Gleichgewichtstraining

· Vermeidung von Stürzen

· mehr Spaß am Training durch die Gruppe

Page 55: Der Ratgeber Osteoporose

Gymnastik ist genauso wichtig, wie die Einnahmevon Medikamenten - was wissenschaftlich erwiesenist.

Ständige fachliche Kontrolle der Übungen - was beiÜbungen ausschließlich zu Hause nicht sicher gestelltwerden kann - ist unbedingt notwendig. DieVermeidung von Sturzgefahr - lebensnotwendig fürOsteoporose-Patienten - wird im Funktionstrainingpraktiziert. Ebenso sind die gezielten, individuell abge-stimmten Osteopo-roseübungen gemäß dem persönli-chen Krankheitsstatus wichtig, was imFunktionstraining gewährleistet wird.

Und nicht zuletzt sind die fachlich ausgebildetenOsteoporose-Übungsleiter notwendig, die kontinuier-lich durch den Bundesselbsthilfeverband fürOsteoporose geschult werden.

Die Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe bietet in der Regel1 x wöchentlich Funktionstraining an. Falls die regio-nalen Möglichkeiten es zulassen, wird zusätzlichW a s s e r -gymnastik angeboten.

D i e

Adresse sowie Ansprechpartner der Ihnen nächstgele-genen Selbsthilfegruppe erfahren Sie in der Geschäfts-stelle des

Funktionstraining

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Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.V.Kirchfeldstr. 14940215 DüsseldorfTelefon 0211 - 319165Telefax 0211 - [email protected]

Page 56: Der Ratgeber Osteoporose

Praktische ÜbungenEinige Übungen, die Sie auch zu Hause durchführenkönnen, möchten wir Ihnen nachfolgend aufzeigen. Wir empfehlen, diese Übungen mit Ihrem Übungsleiteroder Therapeuten vorab zu besprechen.

Schmerzlinderung

1. Stufenbettlagerung

Die Beine auf einen Schaumstoffblock, Sessel odereine leere Getränkekiste legen. Kopf mit einem Kissenunterstützen.

Dauer: etwa 15 - 20MinutenZiel: Entlastung der

Lendenwirbelsäule

Achtung: Die Beine nur so hoch legen, dass keine Schmerzen entstehen.

Variante: Keilkissen oder gefaltete Decke unter das Gesäß legen.

Funktionstraining

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Page 57: Der Ratgeber Osteoporose

2. Lockerungsübung

Möglichst in zügigem Tempo abwechselnd den rech-ten und linken Fuß nach unten herausschieben.

Dauer: etwa eine MinuteZiel: Lockerung der

Wirbelsäule

Variante:Die Beine anstellen, dann dieBeckenkämme abwechselndnach unten schieben.

3. Lockerungsübung

Die Knie werden abwechselnd nach rechts und linksgekippt, erst ist die Bewegung klein, dann wird sielangsam größer.

Dauer: eine bis mehrere Minuten

Ziel: Lockerung und Entspannung des Rückens

Achtung:Handtuchrolle quer unter dieLendenwirbelsäule legen. DieKnie müssen nicht den Boden berühren.

Funktionstraining

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Page 58: Der Ratgeber Osteoporose

Muskeldehnung

1. Untere Rückenmuskeldehnung

Die Beine nacheinander anstellen und dann RichtungBauch ziehen.

Dauer: 10 - 30 Sekundenpro Übung, 3 x wiederho-lenZiel: Dehnung der unte-ren Rückenmuskulatur

Achtung:Schmerzgrenze beachten, derKopf bleibt liegen.

2. Hintere Oberschenkelmuskeldehnung

Mit beiden Händen (oder zusätzlich mit einemHandtuch) das nachMöglichkeit gestreckte Bein,Richtung Bauch ziehen.

Dauer: 10 - 30 Sekundenpro Übung, jede Seite 3x wiederholenZiel: Dehnung derMuskeln auf derOberschenkel-rückseite (dort ver-läuft auch der

Ischiasnerv)

Funktionstraining

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Page 59: Der Ratgeber Osteoporose

3. Vordere Oberschenkelmuskeldehnung

Mit Hand (Handtuch) den Knöchel umfassen, dieFerse wird Richtung Gesäß gezogen.

Dauer: 10 - 30 Sekunden pro Übung, jede Seite 3 x wiederho-lenZiel: Dehnung der vorderen Oberschen-

kelmuskulatur

Achtung:Mit der anderen Hand an der Wand fest-halten. Bei Beschwerden in der Lendenwirbelsäule die Bauchmuskelnanspannen.

4. Wadenmuskeldehnung

Mit dem Gesicht zur Wand, inSchrittstellung das vordere Knie beugen,das hintere Knie strecken. Das Gewichtauf das fordere Knie verlagern, mit denHänden an der Wand abstützen.

Dauer: 10 - 30 Sekunden pro Übung,jede Seite 3 x wiederholenZiel: Dehnung des Wadenmuskels

Achtung: Die Ferse des hinteren gestreckten Beinesbleibt immer am Boden.

Funktionstraining

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Page 60: Der Ratgeber Osteoporose

5. Brustmuskeldehnung

In Seitenlage beide Knie Rich-tung Bauch ziehen. Dann wirdder obere Arm langsam nachhinten oben gestreckt, bis Sieeine Dehnung spüren.

Dauer: 10 - 30 Sekunden pro Übung, jede

Seite 3 x wiederholen

Ziel: Dehnung desgroßen Brustmuskels, der bei gebeugter Haltung schnell zur Verkür-

zung neigt

6. Seitliche Nackenmuskeldehnung

Der Kopf wird zu einer Seite geneigt,zum Beispiel nach links. Der rechte Armzieht gestreckt Richtung Boden, evtl.kann der rechte Handrücken hochgezo-gen werden.

Dauer: 10 - 30 Sekunden pro Übung, jede Seite 3 x wiederho-

lenZiel: Dehnung der seitlichen

Nackenmuskulatur, wichtig bei Beschwerden im Schulter- und Nackenbereich

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Funktionstraining

Page 61: Der Ratgeber Osteoporose

Muskelkräftigung

1. Rückenmuskelkräftigung

Das Gesäß und den Rückenlangsam in Höhe der Schulter-blätter heben, Kopf und Halsstrecken, Arme nach außengedreht fest in die Unterlagedrücken. Langsam wiederWirbel für Wirbel absenken.

Dauer: 5 - 12 x wiederholenZiel: Kräftigung der hinteren

Bein- undRückenmus- k e l n ,einschließlich der

Gesäßmuskulatur

Achtung: Die Lendenwirbelsäule sanft ein und wieder abrollen. BeiSchmerzen pausieren.

2. SchrägeBauchmuskelkräftigung

Rückenlage, Hand und Knie derGegenseite, zum Beispiel linkeHand und rechtes Knie, versu-chen sich gegenseitig wegzu-schieben. Das andere Bein bleibtlang gestreckt und der Armstreckt sich nach hinten auf denBoden.

Dauer: 5 - 10 Sekunden pro Übung, jede Seite 5 x wiederholen

Funktionstraining

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Page 62: Der Ratgeber Osteoporose

3. Beinmuskelkräftigung

Auf einem Bein stehend, den Igelball mit dem ande-ren Fuß rollen (kreisen, Zahlen schreibenetc.)

Dauer: 1 - 2 Minuten pro Seite, 3 x wiederholen

Ziel: Kräftigung der Beinmuskulatursowie Schulung des Gleichgewichtes

Muskelentspannung

1. Eigenmassage in verspanntenBereichen

Mit dem Igelball können schmer-zende Muskelabschnitte mit krei-senden Bewegungen in Längs- undQuerrichtung massiert werden.

Dauer: je nach EmpfindungZiel: Durchblutungsförderung,

Muskelentspannung

Funktionstraining

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Page 63: Der Ratgeber Osteoporose

Sitzhaltung

1. Passive und aktive Sitzhaltung

1a. Bei der passiven Haltung lässt man sich hängen, das führt zur

Verkürzungbestimmter Muskelgruppen und

erhöhter Druckbelastung der Wirbelsäule.

1b. Bei der aktiven Sitzhaltung werdendie Lendenwirbelsäule und der Nacken

gestreckt, der Brustkorb aufgerichtet.Beine leicht spreizen und

Oberschenkel leicht nach untenabfal- lend aufstellen. Sitzhilfenwie zum Beispiel Keilkissenund Ballkissen benutzen.

Dauer:Die aktive Sitzhaltung sollte mehrmals amTag bewusst für einige Minuten einge-nommen werden.

Funktionstraining

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Page 64: Der Ratgeber Osteoporose

Sturzprophylaxe

Jeder Sturz ist eine Gefahr

Geben Sie Stoperfallen keine Chance !

Laut Statistik nimmt das Sturzrisiko jenseits des 75.Lebensjahres stark zu. Jeder Sturz birgt die Gefahreines Knochenbruchs. Sie sollten sich darauf einstellenund wo die Möglichkeit besteht, Gefahrenquellen ver-meiden bzw. beseitigen.

Die Gefahr von Knochenbrüchen steigt fürOsteoporose-Betroffene stark an. Rund 80.000Oberschenkelhals-brüche treten jedes Jahr auf, undwer um die mögliche Lebensbedrohlichkeit einer sol-chen Verletzung weiß, sollte alles unternehmen, sol-chen Brüche so gut es geht vorzubeugen.

Idealerweise sollte man Stürze vermeiden, was natür-lich ein frommer Wunsch ist und leider nie ausge-schlossen werden kann. Aber unter Umständen kannman das Vermeiden von Stürzen trainieren. AberSturzvermeidung bei Osteoporose hat nichts mitStürzen zu tun. Man bringt den Betroffenen nicht, wiees der Name vermuten ließe, das richte Hinfallen bei.Dieses Vorgehen wäre auch nicht ratsam, da dasFrakturrisiko viel zu hoch ist.

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Sturzprophylaxe

Page 65: Der Ratgeber Osteoporose

Das Sturzvermeidungstraining soll dazu dienen, diebestehenden Körperfunktionen so zu trainieren, dassman im entscheidenden Moment richtig und rechtzei-tig auf die Gefahren eines Sturzes reagieren und einemHinfallen adäquat begegnen und evtl. entgehen kann.

Um "richtig" üben zu können, muss man sich zuersteinmal bewusst werden, welche körperlichen Aktionenund Funktionen angesprochen werden, wenn es zueiner Sturzsituation kommt.

Im folgenden sollen die drei wichtigsten Faktorengenannt werden.

Sturzprophylaxe

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Page 66: Der Ratgeber Osteoporose

1. Schulung der Koordination

Ein Ausrutschen oder Stolpern bedeutet, kurzzeitig dieKontrolle über die Bewegung zu verlieren.Gleichgewicht, Raumorientierung und dieBewegungskoppelung, also die geordnete Abfolge desBewegungsablaufs, gehen verloren. Durch schnellesReagieren und gezielte Gegen-bewegungen kann ver-sucht werden, den Sturz zu verhindern oder ihn kon-trolliert abzufangen.Grundsätzlich handelt es sich hierbei um koordinativeFähigkeiten, die den Verlauf eines Sturzes beeinflussen,also das gezielte Zusammenspiel des Nerven-Muskelsystems. Hier spielen unter anderem folgendeKomponenten der Koordination eine tragende Rolle:

• Gleichgewichtsfähigkeit• Reaktionsfähigkeit• Orientierungsfähigkeit

2. Schulung der Flexibilität (Beweglichkeit)

Die Flexibilität ist ebenfalls eine wichtige Größe in derSturzvermeidung. Eine gute Beweglichkeit von Mus-kulatur und Gelenken hat präventiven Charakter, dennwer beweglich ist läuft nicht Gefahr, sich durch plum-pe, unbeholfene Aktionen oder Reaktionen zu verlet-zen. Denn leider passiert es allzu oft, dass bei Stürzenoder Ausrutschern Muskeln oder Gelenke zu weitbewegt oder durchgestreckt und in der Folge über-dehnt werden. Muskelzerrungen oder -risse undKapsel-/Bandverlet-zungen bleiben dann nicht aus.

Sturzprophylaxe

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Page 67: Der Ratgeber Osteoporose

3. Training der Kraft

Der letzte wichtige Faktor - die Kraft - kann einenSturz zwar nicht unbedingt vermeiden, die Folgeneines Sturzes können aber sinnvoll verringert werden.Durch gezieltes Krafttraining wird der muskulärePanzer (Polsterung) gestärkt und die Knochen werdenwieder etwas stabiler. Damit kann erreicht werden, dasssie nicht beim kleinsten Trauma zu brechen drohen.Diese Aufgabe liegt zwar überwiegend in einem Anti-Osteoporosetraining, einzelne Inhalte sollten aber auchin einem Sturzvermei-dungstraining auftauchen.

Da nun bekannt ist, welche Fähigkeiten wir als wir-kungsvolles Sturzvermeidungstraining üben müssen,fehlen nur noch die Übungen selbst.

Das vorstehende kleine Übungsprogramm kann alsGrundlage zum täglichen Heimtraining dienen.

Allgemeine Hinweise:

1. Machen Sie nur die Übungen, die Ihnen guttun.

2. Überfordern Sie sich nicht bei der ersten Übungseinheit

3. Üben Sie am besten täglich.

Sturzprophylaxe

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Page 68: Der Ratgeber Osteoporose

Tipps zur Vermeidung von Gefahrenquellen im Alltag

è Befestigen Sie Fußmatten, lose Teppiche und Brücken

è Sichern Sie Telefonkabel, Verlängerungsschnüre,Stehlampen

è Benutzen Sie rutschfeste Matten für Bad und Dusche

è Tragen Sie festes Schuhwerk

è Benutzen Sie bei Schnee und Glatteis Schneeketten unter den Schuhen

è Verbessern Sie Seh- und Hörkraft mit der richti-gen Brille oder einem Hörgerät

è Optimieren Sie Ihre Blutdruckeinstellung

è Vermeiden Sie Schlaf- und Beruhigungsmittel

è Trainieren Sie Ihren Kreislauf und Ihr Gleichgewicht

Sturzprophylaxe

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Page 69: Der Ratgeber Osteoporose

Ernährung

Ist Kalziummangel für die Entstehung einer Osteoporose verantwortlich ?Wie kann der Osteoporose vorgebeugt werden ?Wie sollte man sich ernähren ?

Kalziumstoffwechsel

Kalzium ist im menschlichen Körper der mengenmäßighäufigste Mineralstoff. 99 Prozent (entspricht ca.einem Kilogramm) des Kalziumbestandes werden in dieKnochen eingelagert.Der Kalziumbestand in den Knochen beträgt beiFrauen 800 Gramm und Bei Männern 1000 Gramm.

Kalzium ist für die Knochenfestigkeit verantwortlichund dient der Aufrechterhaltung der Nerven- undMuskel-erregbarkeit.

Da die Reizleitung von Nerven und Muskeln für denOrganismus lebenswichtig ist, greift der Körper beiunzureichender Kalziumzufuhr über die Nahrung aufdie Knochenreserven zurück. Der Kalziumgehalt imBlut wird in engen Grenzen reguliert.

Kalzium wird mit der Nahrung, hauptsächlich überMilch und Milchprodukte, zugeführt und imDünndarm aufgenommen. Vielfältige Faktoren fördernoder hemmen die Kalziumaufnahme aus dem Darm insBlut. Das aufgenommene Kalzium wird nie hundert-prozentig ins Blut überführt. Nur 20 bis 40 Prozent desaufgenommenen Kalziums gelangen tatsächlich insBlut. Der Rest wird mit Stuhl und Urin ausgeschieden.

Basisinformationen

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Sven-David Müller1. Vorsitzender Vereinzur Förderung dergesunden Ernährungund Diätetik (VFED)e.V. Morillenkamp 2752074 AachenTelefon 0241 - 507300Telefax 0241 - 507311

Page 70: Der Ratgeber Osteoporose

Der Körper hat zwei Möglichkeiten, Kalzium in dasBlut aufzunehmen. Ernähren wir uns kalziumreich,wird das Kalzium auf einfachem Wege aufgenommen.Bei kalziumarmer Ernährung ist die Aufnahmehauptsächlich über komplizierte Transport-Mechanismen möglich. Nach der Aufnahme ins Blutwird Kalzium zum Bedarfsort transportiert.

Liegt die Kalziumzufuhr über dem Kalziumbedarf, wirdder Überschuss über die Nieren und den Darm ausge-schieden. Wer sehr viel Eiweiß, Alkohol oder Koffein aufnimmt,scheidet auch viel Kalzium mit dem Urin aus.

Knochenstoffwechsel

Das menschliche Skelett ist ein lebendiges Gewebe, dassich natürlicherweise in ständigem Auf- und Abbaubefindet.Es gibt zwei Arten von Knochenzellen, die Osteoklastenund die Osteblasten. Während die OsteoklastenKnochengewebe fressen, siedeln sich die Osteoblastenan den zuvor gefressenen Bereichen an und ersetzendas fehlende Knochengewebe. Die größtmöglicheKnochenmasse ist mit etwa 30 Jahren erreicht. Dahersollte insbesondere im Kindesalter, in der Jugend undim frühen Erwachsenenalter reichlich Kalzium aufge-nommen werden. Im Alter überwiegt derKnochenabbau durch Osteoklasten. Damit werdenauch mehr Mineralien (insbesondere Kalzium) aus denKnochen freigesetzt.Fluoride aktivieren die Osteoblasten und steigerndadurch die Knochenmasse. Verwenden Sie ausschließ-lich Salz mit Fluorid (z. B. fluoridiertes Jodsalz).

Basisinformationen

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Page 71: Der Ratgeber Osteoporose

Hormonelle Regulation des Kalziumstoffwechsels

Drei Hormone greifen in den Knochenstoffwechsel ein. Das Parathormon wird freigesetzt, wenn der Kalzium-spiegel im Blut zu niedrig ist. Parathormon aktiviert dieOsteoklasten und setzt so Kalzium aus den Knochenfrei. Parathormon sorgt dafür, das dieKalziumausscheidung über die Nieren gedrosselt wird.Calcitonin ist der Gegenspieler des Parathormons. Eswird ausgeschüttet, wenn der Blutkalziumspiegel zuhoch ist. Calcitonin hemmt die Osteoklasten und damitdie Kalziumzufuhr aus den Knochen in das Blut.Calcitonin sorgt zeitgleich auch dafür, das einKaliumüberschuss über die Nieren ausgeschieden wird.

Vitamin-D wird in der Leber und den Nieren in seineHormonform umgewandelt. Es sorgt wie dasParathormon für eine Erhöhung desBlutkalziumspiegels. Vitamin-D steigert dieKalziumaufnahme aus dem Darm.

Regelkreis des Kalzium-HaushaltesParathormon erhöht die Kalziumfreisetzung aus denKnochen. Aktives Vitamin-D erhöht dieKalziumaufnahme aus dem Darm. Beide Hormoneerhöhen das Blutkalzium.Calcitonin hemmt die Kalziumfreisetzung aus demKnochen. Calcitonin erniedrigt das Blutkalzium.

Kalzium

Eine kalziumreiche Ernährung ist Grundlageder optimalen Knochenbildung und dientdamit auch gleichzeitig derOsteoporoseprophylaxe. Mit Kalzium kannder Osteoporose vorgebeugt werden.

Eine Behandlung der Osteoporose allein mit

Basisinformationen

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Page 72: Der Ratgeber Osteoporose

Kalziumaufnahme

Das mit der Nahrung in den Darm gelangendeKalzium wird nicht vollständig in das Blut aufgenom-men. Es gibt viele Faktoren, die die Kalziumaufnahmepositiv oder negativ beeinflussen können.

Zur Kalziumbedarfsdeckung kann jedwede Quelle her-angezogen werden.

Es ist völlig unerheblich, ob das aufgenommeneKalzium aus natürlichen Lebensmitteln oder Tablettenstammt. Die industriell gefertigten Produkte nutzendie aufnahmefördernden Effekte bestimmter Stoffe.

Förderung der Kalziumaufnahme

Vitamin-D-reiche Nahrungsmittel sind selten.Besonders viel Vitamin-D enthalten:

Butter, Margarine, Hühnereier (insbesondereEigelb), Seefisch (insbesondere Hering) undLachs.

Die wichtigste Quelle des Vitamin D ist des-sen Bildung in unserer Haut, die aber nur

unter der Einwirkung von Sonnenlichterfolgt. Der Körper ist in der Lage, aktives Vitamin-Daus körpereigenen Vorstufen (Cholesterin) herzustel-len.

Basisinformationen

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Kalziumaufnahmefördernd

Vitamin DVitamin CVitamin KMilchzucker

Kalziumaufnahme hemmend

PhosphorPhytinOxalsäureisolierte

BallaststoffeKalziumausscheidung fördernd

KochsalzEiweiß

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Basisinformationen

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Für die Umwandlung dieser Vorstufen sind die UV-Strahlen des Sonnenlichtes notwendig. Daher solltezur Osteoporoseprophylaxe die täglicheSonnenbestrahlung der Haut gewährleistet sein.

Bei vorliegender Osteoporose oder bei Vitamin-D-Mangel werden häufig Vitamin-D-Präparate vomArzt verordnet. Bei Kleinkindern wird eineVitamin-D-Prophylaxe obligatorisch durch-geführt, um Rachitis (Knochenerweichung)zu vermeiden.

Säuren, z.B. aus Fruchtsäften, Vitamin C(Ascorbinsäure) oder Sauermilchprodukte, för-dern die Kalziumaufnahme aus dem Darm insBlut. Kalzium aus gesäuerten Milchprodukten (zumBeispiel Joghurt, Dickmilch oder Kefir) und Käse wirdin der Regel besser aufgenommen als aus Trinkmilch.Der Milchzucker in Milchprodukten erhöht zusätzlichdie Kalziumaufnahme. Ein ähnlicher Effekt lässt sichauch mit Vitamin C erreichen. Es ist sinnvoll, zu kalzi-umreichen Mahlzeiten zum Beispiel ein Glas Orangen-oder Johannisbeersaft zu trinken, da dieser reichlichVitamin C enthält. Die zusätzliche Einnahme vonVitamin C-Präparaten ist nicht erforderlich.Kalziumangerei-cherte Fruchtsäfte liefern demKörper bestens verfügbares Kalzium und sinddeshalb empfehlenswert.

Vitamin K hemmt die Kalziumausscheidungüber die Nieren und hilft so, den Kalziumbestanddes Körpers zu erhalten. Wer täglich Obst undGemüse isst, nimmt ausreichend Vitamin K auf.

Besonders viel Vitamin K ist in Sauerkraut, Blumenkohlund Rosenkohl enthalten. Eine Einnahme von Vitamin-K-Präparaten ist bei einer ausreichenden Zufuhr vonObst und Gemüse in der Regel nicht notwendig.

Page 74: Der Ratgeber Osteoporose

Basisinformationen

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Hemmung der Kalziumaufnahme

Phosphor bzw. Phosphat hemmt durch einen kompli-zierten Mechanismus die Kalziumaufnahme aus demDarm. Extrem phosphorreiche Nahrungsmittel (sieheTabelle) sollten nicht zu oft und in großen Mengengegessen werden.

Die Verwertbarkeit von Kalzium für den Körper wirdauch von dem Verhältnis von Phosphor und Kalzium inder Nahrung beeinflusst. Das Verhältnis Kalzium zuPhosphor im Knochen beträgt 1 zu 2.

Phosphorreiche Nahrungsmittel

SchmelzkäseFleischInnereienSojaprodukteFertiggerichte mit PhosphatzusätzenKochkäseWurstwaren mit Phosphat als ZusatzstoffWürstchenColagetränkeHülsenfrüchte

Für die Zusammensetzung der Nahrung wird einVerhältnis von mindestens 1 zu 1 angestrebt.

Sauermilchkäse (zum Beispiel Harzer Käse), Quark,Frischkäse und Hüttenkäse eignen sich aufgrund ihresungünstigen Phosphor-Kalzium-Verhältnisses wenigerfür eine kalziumoptimierte Ernährung.

Bitte beachten Sie: Quark ist zur alleinigen Kalziumbedarfsdeckung nicht geeignet !

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Phytin

Phytin ist ein pflanzlicher Stoff, der vor allem in faser-stoffreichen (ballaststoffreichen) Nahrungsmitteln,zum Beispiel Getreide, vorkommt. Die Randschichten(zum Beispiel Kleie) von Getreidekörnern sind extremphytinreich. Roggen enthält mehr Phytin als andereGersten-sorten.

Phytin hemmt die Kalziumaufnahme, indem es mitKalzium eine unlösliche Verbindung eingeht. Phytinreiche Lebensmittel sind aus frischem Getreidezubereitete Müslis und Frischkornbreie.

Im Gegensatz zu Frischkornbrei oder Frischkornmüslisind Haferflocken keine "Kalziumfänger". Wird dasGetreide aus Brot verarbeitet, wird der Phytin-Kalzium-Komplex dagegen wieder gelöst. Das Kalzium ist dannfür den Körper wieder verwertbar. Phytin wird prinzipi-ell durch Erhitzung inaktiviert.

Oxalsäure

Ähnliches passiert bei der zeitgleichen Aufnahme vonKalzium und Oxalsäure. Oxalsäure bindet das Kalziumfest an sich, sodass es vom Körper nicht aufgenom-men werden kann. Osteoporose Patienten sollten oxal-säurehaltige Lebensmittel (siehe Tabelle) nicht zu häu-fig essen.

Oxalsäurehaltige Nahrungsmittel

KakaoSchokoladeRhabarberMangoldSpinatRote Rüben

Basisinformationen

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Page 76: Der Ratgeber Osteoporose

Weitere Störfaktoren

Da Koffein die Kalziumausscheidung über die Nierenfördert, sollten täglich nicht mehr als vier TassenKaffee getrunken werden.

Die Einnahme von Eiweißkonzentraten, wie sie insbe-sondere in Fitnessstudios empfohlen werden, sorgt füreinen verstärkten Kalziumverlust über die Nieren.

Achtung: Fast-Food ist Gift für die Knochen

Der tägliche Genuss (?) von Fast-Food, Fertiggerichtenund Softdrinks hemmt durch massive Anlieferung vonPhosphat und anderen "Kalziumräubern" die Kalzium-aufnahme aus dem Darm in das Blut.

Heute wird in der Regel der Body-Mass-Index (BMI)zur Bewertung des Körpergewichtes herangezogen. Erberechnet sich aus dem Körpergewicht, das durch dieKörperlänge in Metern zum Quadrat geteilt wird. DasErgebnis ist der BMI, der zwischen 19 und 28 normalist. Unter 19 liegt Untergewicht und über 28 Überge-

wicht vor.

Basisinformationen

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ÜbergewichtÜbergewicht trainiert die Knochen, belastet aber die Gelenke und hatandere Risiken (Bluthochdruck, Diabetes mellitus usw.). Übergewichtigesollten aus diesen Gründen ihr Gewicht reduzieren. Das Körpergewicht soll-te dem so genannten Normalgewicht angenähert werden.

Normalgewichtsberechnung:Körpergröße in ZentimeterMinus 100 = Normalgewicht in Kilogramm

Körpergewicht: Körperlänge in Metern = BMI

Page 77: Der Ratgeber Osteoporose

Die Gewichtsabnahme sollte langsam erfolgen. Auchbei einer Kalorienzufuhr von 1.600 Kilokalorien (siehePlan) ist es möglich, ausreichend Kalzium aufzuneh-men, da beispielsweise magerer Käse mehr Kalziumenthält als fetter Käse. Zur Erhaltung der Muskulaturund der Knochenstruktur ist regelmäßige Bewegungangezeigt. Die mechanische Bewegung bei sportlicherAktivität regt den Knochenstoffwechsel und damit dieKnochenneu-bildung an.

Milchzuckerunverträglichkeit

Circa 5 bis 10 Prozent der deutschen Bevölkerung ver-tragen keine Milch und Milchprodukte. Grund für dieseUnverträglichkeit ist, dass der in Milchprodukten ent-haltene Milchzucker (Laktose) nicht aufgespalten wer-den kann. Dies liegt in einem Enzymmangel(Laktosemangel) begründet. Betroffene leiden nach"Milchgenuß" unter Bauchschmerzen, Blähungen undDurchfällen.

Die wirkungsvollste Therapie ist die Meidung von Milchund Milchprodukten. Gesäuerte Milchprodukte werdenhäufig vertragen, da sie weniger Milchzucker enthal-ten. Patienten mit Milchzuckerunverträglichkeit sindauf die Gabe von Kalzium in Form von Tabletten oderangereicherten Säften angewiesen.

Eine Broschüre zum Thema "Milchzuckerunverträglich-keit" gibt der VFED e.V. heraus und kann gegen eineGebühr von EUR 1,50 in Briefmarken angefordert wer-den:

VFED e.V.Morillenkamp 2752074 Aachen

Basisinformationen

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Page 78: Der Ratgeber Osteoporose

Milcheiweißallergie

Weit seltener als die Milchzuckerunverträglichkeit istdie Milcheiweißallergie. Bei der Milcheiweißallergiemüssen lebenslang alle milcheiweißhaltigenLebensmittel strengstens gemieden werden.

In diesem Fall müssen zur Sicherung derKalziumversor-gung Alternativen ausgewiesen werden,wie beispielsweise Kalzium zusätzlich in kalziumreichenMineralwäs-sern, Fruchtsäften, in Tablettenform o.ä.zu sich zu nehmen.

Kann man auch durch eine kalziumbewussteErnährung zuviel Kalzium aufnehmen ?

Nein. Eine Verkalkung der Blutgefäße (Arteriosklerose)ist niemals auf eine kalziumreiche Ernährung zurück-zuführen.

Basisinformationen

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Page 79: Der Ratgeber Osteoporose

Kalzium- und Phosphat-Gehalt ausgewählterLebensmittel

Das Verhältnis von Kalzium zu Phosphat sollte 1 : 1,höchstens 1 : 1,5 betragen.

Der tägliche Kalziumbedarf bei Osteoporose -Patienten sollte mindestens 1200 mg betragen.

Lebensmittel (bezogen auf 100 g)

Milch- und Milchprodukte Vollmilch 120 100(fettarme und entrahmte Milch)Dickmilch und Kefir 130 100Buttermilch 110 80Schlagsahne 90 70Saure Sahne 110 90Schmand 24 % Fettgehalt 100 80Joghurt (fettarm) 20 100

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Ernährungstabellen

Kalz

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g)

Phos

phat

Page 80: Der Ratgeber Osteoporose

Lebensmittel (bezogen auf 100 g)

KäseParmesan 45 % Fett i.Tr. 1400 950Emmentaler 45 % Fett i.Tr. 1200 850Edamer 30 % Fett i.Tr. 900 600Edamer 40 % Fett i. Tr. 800 600

Tilsiter 30 % Fett i.Tr. 900 600Tilsiter 50 % Fett i. Tr. 700 500Gouda 30 % Fett i.Tr. 900 600Gouda 40 % Fett i. Tr. 800 600

Butterkäse 30 % Fett i. Tr. 900 600Butterkäse 45 % Fett i. Tr. 700 400

Chester 45 % Fett i. Tr. 800 500Raclettkäse 48 % Fett i. Tr. 700 500Räucherkäse 50 % Fett i. Tr. 700 500Romadur 20 % Fett i. Tr. 700 400Romadur 30 % Fett i. Tr. 600 400Limburger 20 % Fett i. Tr. 700 500Limburger 40 % Fett i. Tr. 500 300Edelpilzkäse 50 % Fett i. Tr. 700 500

Münsterkäse 45 % Fett i. Tr. 500 500Camembert 30 % Fett i. Tr. 500 500Camembert 45 % Fett i. Tr. 400 400

Brie 45 % Fett i. Tr. 400 400Kochkäse / Magerkäse 10 % Fett i. Tr. 400 400

Schmelzkäse (Scheibletten) 20 % Fett i. Tr.10001200Schmelzkäse (Scheibletten) 40 % Fett i. Tr.600 800Schmelzkäse streichfähig 20 % Fett i. Tr. 900 1100Schmelzkäse streichfähig 40 % Fett i. Tr. 500 700Hüttenkäse 20 % Fett i. Tr. 100 170Quark 20 % Fett i. Tr. 90 190Quark 40 % Fett i. Tr. 90 160

Ernährungstabellen

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Kalz

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Page 81: Der Ratgeber Osteoporose

Ernährungstabellen

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Kalz

ium

(m

g)

Phos

phat

Lebensmittel (bezogen auf 100 g)

FleischSchweineschnitzel 2 190Rinderrouladen 9 140Hackfleisch, halb und halb 8 135Schweineleber 9 335

FleischwarenGekochter Schinken 10 155Fleischwurst 9 165Blutwurst 9 100

GeflügelBrathähnchen 9 150Pute 19 185Suppenhuhn 14 200

FischMatjesfilet 50 150Rotbarschfilet 20 200Forelle 9 130Thunfisch in Öl 7 295

Ei1 Hühnerei ca. 57 g 30 110

FetteButter 13 20Margarine 10 10Mayonnaise 19 60

Page 82: Der Ratgeber Osteoporose

Lebensmittel (bezogen auf 100 g)

GetreideerzeugnisseReis, poliert 6 120Nudeln 55 290Haferflocken 65 405Cornflakes 13 60Mehl, Type 405 15 90Roggenmehl, Type 1150 20 235Roggenvollkornbrot 45 220Pumpernickel 55 145Brötchen 25 110Mischbrot 20 145Knäckebrot 55 320

GemüseBlumenkohl 13 35

Bohnen 45 35Brokkoli 100 80Dicke Bohnen 150 460Erbsen, grün, frisch 10 50Fenchel 100 50

Grünkohl 210 90Kohlrabi 50 35

Möhren 30 25Porree (Lauch) 80 40Sellerie 50 45

Sauerkraut 50 45Tomatenmark 60 35

Tomatensaft 15 15

Ernährungstabellen

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Kalz

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g)

Phos

phat

Page 83: Der Ratgeber Osteoporose

Lebensmittel (bezogen auf 100 g)

KartoffelnPellkartoffeln 10 45Geschälte Kartoffeln 13 60Kartoffelchips 40 140Pommes frites 9 85

NüsseErdnüsse 65 410Haselnüsse 225 330Mandeln 250 455Walnüsse 70 430Marzipan 120 220

ObstApfel 7 10Apfelsine 30 15Banane 6 20Erdbeeren 25 30Weintrauben 20 25Pflaumen, getrocknet 35 60Feigen 190 105

Alkoholfreie GetränkeApfelsaft 7 7Orangensaft 11 15Traubensaft 13 15

Alkoholische GetränkeBier 4 30Rotwein 7 10Weißwein 10 15

Ernährungstabellen

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Kalz

ium

(m

g)

Phos

phat

Page 84: Der Ratgeber Osteoporose

Ernährungstabellen

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Vitamin-C-Gehalt ausgewählterLebensmittel

Empfohlene Tagesmenge eines Erwachsenen; 75 mg

Lebensmittel (bezogen auf 100 g)

ObstHagebutte 1250

Sanddornbeere 450Apfel / Birne (je nach Sorte) ca. 150 - 250Johannisbeere, schwarz 177Papaya 80Erdbeeren 63Zitrone 51Apfelsine 49Kiwi 46Limone, Limette, Grapefruit 44

GemüsePaprikaschote121Meerrettich 114Rosenkohl 112Grünkohl 105Brokkoli 100

Blumenkohl 67Kohlrabi 63

Rotkohl 57Spinat 51

Wirsingkohl 49Weißkohl 48

Vita

min

C (

mg)

Page 85: Der Ratgeber Osteoporose

KräuterPetersilie 161Brunnenkresse 96Gartenkresse 59

SäfteSanddornbeersaft 266Zitronensaft, frisch gepresst 53Orangensaft, frisch gepresst 49Orangensaft, Handelsware 43Grapefruitsaft, frisch gepresst 43Johannisbeernektar, schwarz 30

Ernährungstabellen

Vita

min

C (

mg)

Wissenswertes über Mineralwasser

Bei Mineralwässern schwanken die Natriumgehalte oft beträchtlich. Hierbeisollte der Verbraucher berücksichtigen, dass es sich nicht umNatriumchlorid sondern um Natriumcarbonat handelt. Natriumchlorid soll-te im Hinblick auf seine blutdruckerhöhende Wirkung nur sparsam ver-wendet werden.

Der Verbraucher sollte bei der Auswahl eines Mineralwassers immer dieAnalyse prüfen. Sie gibt Aufschluss darüber in welcher Verbindung dasNatrium vorliegt.

Es gibt kalziumreiche Mineralwässer, die zwischen 300 und 600 mg (gleich0,3 und 0,6 g) Kalzium pro Liter Wasser enthalten. Auch kalziumreicheFruchtsäfte werden im Handel angeboten, die teilweise den

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Page 86: Der Ratgeber Osteoporose

Tofu-Gemüse-Lasagne

für 2 Portionen

Zutaten ½ Packung Lasagneblätter (eif-rei)

Margarine für die Form50 g geriebener Parmesan

Gemüsesauce 150 g Tofu1 Zwiebel½ Stange Lauch½ Paprikaschote2 Stangen Bleichsellerie100 g Brokkoli 1 TL Sojaöl200 g Tomaten½ KnoblauchzeheSalz, Pfeffer, Oregano

Béchamelsauce 15 g Margarine15 g Mehl½ l Milch (1,5 % Fett)Salz, Pfeffer, Muskatnuss

Zubereitung

Für die Gemüsesauce den Tofu im Mixer grob pürieren.Die Zwiebel würfeln. Paprikaschote in Streifen, Lauchund Sellerie in Scheiben schneiden, den Brokkoli inRöschen zerteilen.

Rezepttipps

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Page 87: Der Ratgeber Osteoporose

Das Öl erhitzen und darin das Tofupüree und dieZwiebelwürfel andünsten. Das vorbereitete Gemüse,die Tomaten mit der Flüssigkeit und die kleingeschnit-tene Knoblauchzehe zugeben und alles bissfest garen.Die Sauce mit Salz, Pfeffer und Oregano abschmecken.

Für die Béchamelsauce die Margarine zerlassen, dasMehl hinzufügen und ohne Bräunung anschwitzen.Mit der Milch unter Rühren ablöschen und unterWeiterrühren 5 Minuten köcheln lassen. Die Sauce mitSalz, Pfeffer und Muskat abschmecken

Die Lasagneblätter in Salzwasser garen und aufTüchern einzeln auslegen.

Den Ofen auf 200° C vorheizen, bei Gas Stufe 3 - 4.

In eine mit Margarine gefettete Auflaufform eine LageLasagne schichten, darüber je 2 Esslöffel Gemüse- undBéchamelsauce, dann wieder eine Lage Lasagne usw.,bis die Auflaufform gefüllt ist. Den Abschluss bildet dieBéchamelsauce. Diese mit Parmesan bestreuen. ImOfen ca. 30 Minuten backen.

Kalzium Pro Portion ca. 575 mg Kalzium

Rezepttipps

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Page 88: Der Ratgeber Osteoporose

Paprikaschiffchen

für 2 Portionen

Zutaten 2 Paprikaschoten150 g Mozzarella250 g Tomanten4 Blätter frisches Basilikum70 g geriebener Parmesan50 g Joghurt (3,5 % Fett)Salz, Pfeffer

Zubereitung Paprikaschoten längs hal-bieren, entkernen, waschen.

Mozzarella und Tomaten würfeln. Basilikum waschenund fein schneiden. Mit geriebenem Parmesan undJoghurt vermischen, mit Salz und Pfeffer würzen.

Die Masse in die Paprikahälften füllen.

15 Minuten bei 200° C oder Gas Stufe 3 - 4 über-backen.

Kalzium Pro Portion ca. 770 mg Kalzium

Rezepttipps

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Page 89: Der Ratgeber Osteoporose

Couscous-Brokkoli-Auflauf

für 2 Personen

Zutaten 125 g Couscous200 g Brokkoli½ Zweig Minze1 Chili1 EL Rosinen (10g)½ TL Cumin75 g Creme fraiche, 30% Fett3 EL Sonnenblumenkerne (30g)1 Prise Salz50 g Schafskäse

Zubereitung Zunächst den Couscous nach Packungs-anweisung im Wasser garen.

Währenddessen den Brokkoli säubern und in Röschenteilen. Die Stiele in Stifte schneiden. Brokkolistifteund-röschen 5 Minuten in Salzwasser blanchieren.

Rezepttipps

89

Die Minze waschen, trockentupfen und klein hacken. Mit Couscous, Chili,Rosinen, Cumin, Creme fraiche, der Hälfte der Sonnenblumenkerne undSalz vermischen. Anschließend abschmecken.

Den Brokkoli und die Couscous-Mischung in eine Auflaufform schichten.Zum Schluss den Schafskäse darüber bröseln und die restlichenSonnenblumen-kerne darüberstreuen.

Den Auflauf bei 200° C, Gas Stufe 3 - 4, 10 Minuten lang überbacken

Tipp: Zum Couscous-Brokkoli-Auflauf passt neutraler Rahmjoghurt.

Kalzium Pro Portion 283 mg Kalzium

Page 90: Der Ratgeber Osteoporose

Pilzrisotto

für 2 Portionen

Zutaten 2 Zwiebeln (80 g)2 Knoblauchzehen200 g frische Champignons2 TL Öl (10 g)80 g Vollkornreisca. 200 ml Gemüsebrühe40 g Parmesan2 TL Butter oder Margarine (10 g)Salz, Pfeffer

Zubereitung Die Zwiebeln und den Knoblauch abzie-hen und klein hacken. Die

Champignons waschen und in Scheibenschneiden.

Das Gemüse im Öl andünsten, dann den Reis zugebenund ebenfalls andünsten.

Den Reis mit der heißen Gemüsebrühe ablöschen undunter Rühren 20 Minuten garen. Eventuell noch Brüheergänzen - das Risotto sollte dickflüssig sein.

Zum Schluss den Parmesankäse und die Butter oderMargarine unter das Pilzrisotto rühren und das Gerichtabschmecken.

Tipp: Dazu passt Endiviensalat mit einer Joghurt-Zitronen-Soße.

Kalzium Pro Portion 292 mg Kalzium

Rezepttipps

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Page 91: Der Ratgeber Osteoporose

Trink-Müsli für 4 Portionen

Zutaten 2 Äpfel125 g Joghurt 1,5 % Fett1/2 Liter Milch 1,5 % Fett3 EL Vollkorn-Haferflocken1 - 2 EL Zucker

Zubereitung Äpfel waschen, schälen und vierteln.Das Kerngehäuse entfernen und die Äpfel in

kleine Stücke schneiden. 4 Stückals Garnitur zurücklegen.Apfelstücken im Mixer pürierenund Joghurt dazugeben. Anschließend die Milch, Haferflocken

dazugeben und mit Zucker abschmecken. In 4 Gläser füllen und mit den Apfelstücken garnieren.

Kalzium Pro Portion 110 mg Kalzium

Beeren-Milch für 4 Portionen

Zutaten 300 g Himbeeren (frisch oder tiefgekühlt)500 ml Buttermilch2 EL Zucker

Zubereitung Himbeeren waschen und erst mal mitder Hälfte der Buttermilch pürieren.Restliche Buttermilch hinzufügen undmit Zucker abschmecken.

Kalzium Pro Portion 168 mg Kalzium

Milchshakes

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Page 92: Der Ratgeber Osteoporose

Apfelshake "Adams Versuchung"

für 4 Portionen

Zutaten 4 große Äpfel6 EL Zitronensaft600 ml Buttermilch160 g Dickmilch4 TL HonigZimtKrokant als Garnitur

Zubereitung Die Äpfel aushöhlen und grob mixenoder raspeln. Zitronensaft, Buttermilch und

Dickmilch dazugeben und mixen. Mit Honig und Zimt abschmecken.

In ein Glas füllen und mit Krokant garnie-ren.

Kalzium Pro Portion 57 mg Kalzium

Milchshakes

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Page 93: Der Ratgeber Osteoporose

Praktische Tipps zur "knochenfreundlichen"Ernährung

è Nutzen Sie Parmesan als Gewürz für Suppen,Saucen und Gemüse

è Überbacken Sie die Beilagenzu Fleisch und Fisch mit Käseoder füllen Sie Fleischgerichtemit Käse.

è Richten Sie Rohkost mit Käse-würfeln an und wählen Sieöfter statt eines Essig-Öl-

Dres- sings ein Joghurt-Dressing.

è Nachspeisen, Salat, Müsli und Gebäck schmecken sehr gut mit kalziumreichen Sesamsamen. Wenn

Sie die Sesamsamen vorher anrösten, erhal-ten diese einen besonders intensi-ven nussigen Geschmack.

è Milchmixgetränke ersetzen eine kleine Zwischenmahlzeit.

è Salzen Sie sparsam und verwenden Sie vorwiegendfrische Kräuter.

è Reichern Sie Suppen, Saucen und Desserts mit Magermilchpulver an - 1 Teelöffel enthält 60

mg Kalzium.

Praktische Tipps

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Page 94: Der Ratgeber Osteoporose

Rehabiliation

Vom Antrag bis zur Durchführung

Grundsätzlich kann man sich im Falle einer Erkrankungan die sogenannte Rehabilitationsberatung wenden.Betroffene, die schon während ihres Berufslebens anOsteoporose leiden, finden Reha-Berater bei derBundesanstalt für Angestellte (BfA) sowie den Landes-versicherungsanstalten (LVA).

Auch Selbsthilfegruppen können wertvolleInformations-träger sein.

In aller Regel kann von den Möglichkeiten rehabilitati-ver Maßnahmen bei der Therapie der OsteoporoseGebrauch gemacht werden.

Betroffene, die im Erwerbsleben stehen und diejenigen,die eine Rente beziehen, können Kuren beantragen.Für die Beantragung einer Kur ist die jeweiligeKrankenkasse zuständig. Dazu ist eine sogenanntemedizinische Indikation notwendig, das heißt, derbehandelnde Arzt bestätigt, dass die Notwendigkeiteiner Kur vorliegt.

Es kann alle drei Jahre bei den Rentenversicherungs-trägern eine Kur beantragt werden, sofern die medizi-nische Notwendigkeit besteht. Die Kur dauert zirka dreiWochen.

Rehabiliation

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Page 95: Der Ratgeber Osteoporose

Der Weg (Stand 2003)

1. Am Anfang steht das Gespräch mit Ihrer Ärztin / Ihrem Arzt

• Kurantrag bei der Krankenkasse oder Rentenversicherung einreichen

• Bewilligung oder zunächst Medizinischer Dienst

Ambulante Kur / Kompaktkur

• Die Patientin/der Patient wählt den Kurort,die Kureinrichtung und Unterkunft

• Terminwahl durch den Patienten• Der Patient erhält eine Kostenübernahme

durch die Krankenkasse. Die Kasse bezahltdas Badearzthonorar, 100% desGesundheitspro- gramms, 85% derKurmittelkosten und

EUR 13,-- je Tag für Unterkunft und Verpflegung.

2a. Stationäre RehabilitationEigenleistung: EUR 10,-- / Tag für maximal 28

Tage pro Jahr

2b. Sonderform AR (Anschlussrehabilitation) und AHB (Anschlussheilbehandlung)

Diese Sonderformen werden vom behandelnden Krankenhaus aus veranlasst. Meist keine

Zuzahlung.

Rehabiliation

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Page 96: Der Ratgeber Osteoporose

Mögliche Maßnahmen

• Rehabilitation (Wiedergewinn der Beweglichkeitund Verringerung der Schmerzen)• Die Krankheit kennen und Verhalten ändern.

Die beiden Maßnahmen Rehabilitation - alsoWiedergewinnung der Beweglichkeit und Verringerungder Schmerzen und die Krankheit kennen undVerhalten ändern - sind von entscheidender

Bedeutung.

Während des Aufenthaltes in einerRehabilitati-onseinrichtung erfahren Sie durchIhren behandelnden Arzt, denPhysiotherapeuten, Psycholo-gen undErnährungsberater viele wichtige Infor-matio-nen und Therapiemöglichkeiten zugeschnitten

auf Ihre individuelle Situation.

"Sie lernen Ihre Krankheit kennen und wissen, wie Siedamit umgehen können."

Mit diesem Wissen kehren Sie gestärkt in den Alltagzurück, so dass Sie die notwendigenVerhaltensänderun-gen auch dort kontinuierlich fort-führen können.

Physikalische Therapie

Die physikalische Therapie spielt eine wichtige Rolle inder Behandlung der Osteoporose, da das Hauptziel inder Rehabilitation eine schnelle und lang anhaltendeLinderung Ihrer Beschwerden ermöglichen soll.

Rehabiliation

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Wiedergewinnungder Beweglichkeitund Verringerungder Schmerzen

Page 97: Der Ratgeber Osteoporose

Neben einem umfassenden Schmerzbewältigungstrai-ning, Tiefenmuskelentspannung haben sich die aktivenund passiven physiotherapeutischen Maßnahmenbewährt. Dazu gehören insbesondere

• Wärmeanwendungen• klassische Massage• Segmentmassage• Unterwassermassage• elektrogalvanische Bäder• Kryotherapie (Kältetherapie)

Krankengymnastik

Ziel der Krankengymnastik ist es, die Muskulatur anden Knochen wieder aufzubauen. Hier wird in derRegel angeboten:

• Osteoporose-Einzel- und Gruppentherapien imTrockenen und im Bewegungsbad

• Atemgymnastik• manuelle Therapie• Brügger, Schlingentisch, Cyriax,

Bobath• Schrothbehandlung• stabilisierende und mobilisierende

Wirbelsäulengymnastik• Geh- und Rückenschule• medizinische Trainingstherapie

Ergotherapie

In der Ergotherapie haben Sie die Möglichkeit, diedurch das physikalische Therapiekonzept und insbe-sondere durch die Krankengymnastik erworbenenneuen Bewegungsmuster in den Alltag zu übertragen.

Rehabiliation

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Page 98: Der Ratgeber Osteoporose

Rehabiliation

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Sporttherapie

Die Sporttherapie zeigt Ihnen ein spezielles Programmzur Steigerung der Knochendichte und verhilft zu einerbesseren Koordination.Folgende Sporttherapie wird häufig angeboten:

• Ergometertraining• rückengerechtes Schwimmen• Joggen• Aqua-Jogging• Tai Chi

Ernährungsberatung

Neben der medikamentösen Therapie und demBewegungstraining ist die Ernährung die dritte Säulein der Behandlung der Osteoporose.

Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass eineniedrige Zufuhr von Calcium zu einer erhöhtenKnochenbruchrate führt. Außerdem ist ein aus-gewogener Vitamin-D-Haushalt gleichermaßenwichtig. Ebenso weiß man heute, dassPhosphate in der Nahrung zwar"Kalziumräuber" sind, sie aber trotzdem in derErnährung wichtig sind.

Daher beginnt die Ernährungsberatung in der Rehabili-tation bereits mit den täglichen Mahlzeiten.

Für Ihre persönliche Beratung und Fragen stehen Ihnenerfahrene Diätassistentinnen zur Seite. Sie geben Ihnenauch Hinweise und Anregungen, wie Sie Ihre individu-elle Kostform zu Hause unkompliziert zubereiten kön-nen. Innerhalb der Patientenschulungsprogrammeerlernen Sie sowohl die theoretischen wie praktischen

Theoretische undpraktischePatientenschulung

Page 99: Der Ratgeber Osteoporose

Zu beachten ist bei dem Faktor Ernährung auch, dassnicht jeder Patient alles Calcium aus der Nahrung auf-nimmt. Ein großer Teil wird durch Darm und Nierenwieder ungenutzt ausgeschieden.

Ein weiterer Punkt sind Nahrungsmittelallergien wiezum Beispiel eine Laktoseallergie, die die Aufnahmevon Milchprodukten unmöglich macht.

Auf diese Problemfelder wird während der Reha indivi-duell eingegangen, Analysen erstellt und entsprechen-de Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt.

Rehabiliation

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Page 100: Der Ratgeber Osteoporose

Stellenwert von Selbsthilfegruppen

Die Osteoporose hat aufgrund der Schmerzen und derdurch die Osteoporose verursachten Knochenbrücheganz erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualitätder Betroffenen. Um Knochenbrüche zu vermeidenund auch um die Lebensqualität zu verbessern, isteinerseits aktives ärztliches Handeln notwendig, ande-rerseits aber ebenso die Mithilfe und Eigeninitiative derBetroffenen.

Somit stellt sich schnell für den Patienten die Frage:Wer, wenn nicht der Betroffene selbst, kann besser wis-sen, was Hilfe und Erleichterung schafft ?

Dies ist einer der wichtigsten Gründe, warum immermehr Selbsthilfegruppen entstehen.

Wissenschaftler prognostizieren, dass der Selbsthilfe-gedanke einer der wichtigsten Methoden der Gesund-heitsfürsorge im neuen Jahrtausend sein wird.

Für dieses Phänomen werden folgende Gründe angege-ben:

1. die oberflächliche Schädigung traditioneller Familienstrukturen reduziert die Verfügbarkeit

sozia- ler Unterstützung;

2. der dramatische Fortschritt der medizinischen Wissenschaft erhöht den Anteil alter und damit häu-

fig chronisch kranker Menschen;

Selbsthilfe

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Page 101: Der Ratgeber Osteoporose

3. das Vertrauen in die medizinische Institution hat -mitbedingt durch die Laienpresse - nachgelas-

sen und viele Menschen wollen eine persönlicheKontrolle über ihr Gesundheitssystem;

4. die schlechte Verfügbarkeit von psychologischen Diensten im Bereich des "geistigen

Gesundheitsser- vice"; die Suche nachalternativen Behandlungsmodellen und neuen Strategien zur

Gesundheitserhaltung;

5. die größere Akzeptanz von sozialer Unterstützungzur Gesundheitserhaltung und

6. der Versuch, die Kosten im Gesundheitsweseneinzu- dämmen.

Mitglieder von Selbsthilfegruppen haben meistens diepassive Phase überwunden und können aus eigenerErfahrung wertvolle Tipps und Ratschläge weitergeben,die auch Ihnen helfen werden.

Betroffene fühlen sich durch die Zugehörigkeit in einerSelbsthilfegruppe nicht mehr alleingelassen, sie werdenaus ihrer Isolation herausgeholt. Insgesamt wird dasLeben wieder vielseitiger, die Krankheit erträglicher.

Die regelmäßige Gymnastik in einer Selbsthilfegruppeunter fachlicher Anleitung macht allen Beteiligten vielFreude - sie hilft die Schmerzen zu lindern und gibtden Betroffenen mehr Sicherheit, so dass auch denStürzen vorgebeugt werden kann.

Selbsthilfe

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Page 102: Der Ratgeber Osteoporose

Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.V. (BfO)Dachverband für Osteoporose Selbsthilfegruppen

Unterstützen, informieren und motivieren

Mit zahlreichen örtlichen Selbsthilfegruppen und einerbundesweit organisierten Lobbyarbeit ist derBundesselbsthilfeverband für Osteoporose gefragterAnsprechpartner für die von der Krankheit Betroffenen,behandelnde Ärzte, Therapeuten und Wissenschaftler.

Im August 1987 haben Betroffene und Ärzte denBundesselbsthilfeverband für Osteoporose gegründet.Gründervater des BfO ist Professor Dr. Dr. Elmar Keckaus Wiesbaden. Er ermunterte Patienten, eine eigeneSelbsthilfeorganisation zu gründen und Hilfe zurSelbst-hilfe im Kampf gegen Osteoporose zu leisten.

Die Geschäftsstelle des BfO wurde bereits 1987 inDüsseldorf eingerichtet, wo sie sich bis heute befindet.Die ersten Selbsthilfegruppen wurden in Stolberg,Aachen, Düsseldorf und Krefeld gegründet.

Seitdem entstanden im BfO über 350Selbsthilfegruppen mit derzeit (Anfang 2003) insge-samt rund 17.000 Mitgliedern. Damit ist der Verbandein bundesweit präsenter Ansprechpartner fürOsteoporose-Betroffene und hilft ihnen, Hilfe zurSelbsthilfe zu praktizieren. Der Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose istInteressenvertreter der Betroffenen.

Selbsthilfe

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Page 103: Der Ratgeber Osteoporose

In den Gruppen können sich die Patienten austau-schen, ihre Probleme diskutieren und durch ihre eigeneAktivität einen entscheidenden Beitrag zurVerbesserung ihres Zustandes leisten. Viele der örtli-chen Gruppen organisieren darüber hinausVortragsveranstaltungen, äußern sich zuErnährungsfragen und veranstalten Aktionswochen,um in der gesamten Breite auf Möglichkeiten derVorbeugung aufmerksam zu machen.

Der Bundesverband stellt für die Aktivitäten der einzel-nen Gruppen Arbeits- und Informationsmaterial bereit,schult und berät die ehrenamtlichen Helfer, gewährtfinanzielle Unterstützung. Gleichzeitig sorgt er mitdiversen Fortbildungsveranstaltungen für ein anhal-tend hohes Niveau in der therapeutischen Behandlung.Und nicht nur dort. Durch zahlreiche Seminare fürÄrzte und massive Unterstützung vonForschungsvorhaben trägt er dazu bei, dass dieOsteoporose-Patienten zunehmend besser betreut wer-den können.

Selbsthilfe

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Page 104: Der Ratgeber Osteoporose

Selbsthilfe

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Leistungsspektrum des BfO

Helfen Sie sich und anderen Osteoporose-Kranken

Die Krankheit "Osteoporose" kennen viele Menschennicht. Doch wer die Krankheit nicht kennt, kann auchnicht vorbeugen.

• Deshalb informieren wir die Öffentlichkeit überOsteoporose und ihre Folgen. Dabei arbeiten wir mit öffentlichen und privaten, kirchlichen und wissenschaftlichen Organisationen und Instituten zum Wohl der Kranken.

• Wir vertreten die Interessen Erkrankter gegen-über Krankenkassen, Politikern, Ärzten.

• Der Bundesselbsthilfeverband hilft beim Aufbauvon örtlichen Selbsthilfegruppen, koordiniert die Arbeit und führt mit den Gruppen Erfahrungsaustausch durch.

• Selbsthilfegruppen auf Landesebene werden gefördert.

• Wir fördern außerdem Vorhaben, die der wis-senschaftlichen Erforschung des Knochenstoff-wechsels und seiner Erkrankung dienen.

Sie sehen, unsere Arbeit kommt direkt oder indirektauch Ihnen zugute. Da wir als Selbsthilfeverband nichtöffentlich gefördert werden, brauchen wir Ihre Mithilfe.Werden Sie Mitglied bei uns !

Page 105: Der Ratgeber Osteoporose

Selbsthilfe

Leistungen der örtlichen Selbsthilfegruppe

8 Hilfe durch gezielte Aufklärungsarbeit und Erfahrungsaustausch "Vorbeugen ist besser als heilen".

8 Regelmäßige Gruppentreffen und Gesprächsrunden

8 Gemeinsame AktivitätenFunktionstraining, Trocken- / Wasser-Gymnastik

unter fachkundiger Anleitung

8 Vorträge und Gespräche mit Experten.

8 Pflege und Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Arzt und Patient.

Informationsmaterial, dass Sie anfordern können:

8 Osteoporose Risikotest8 Broschüre "Osteoporose - was nun ?"8 Broschüre "Osteoporose beim Mann"8 Klinikverzeichnis8 Faltblätter8 Zeitschrift "Osteoporose aktuell", Abo EUR 8,--

pro Jahr. Auflage: 17.000, 4 x jährlich

Nutzen Sie auch unsere

8 Ärzte Hotline (Termine hierzu finden Sie im Internet, der Zeitschrift oder über die Geschäftsstelle)

8 den jährlich stattfindenden Patientenkongress Osteoporose - anlässlich des Welt-Osteoporose-Tages (jeweils im Oktober - Ort und Datum können

Sie über die Geschäftsstelle des BfO erfra-gen) 8 Homepage www.bfo-aktuell.de8 Wanderausstellung "Knochenschule" - siehe auch

www.knochenschule.de105

Page 106: Der Ratgeber Osteoporose

Mitgliedserklärung (MUSTER)

Bitte in Blockschrift oder mit Schreibmaschine ausfüllen !Ja, ich möchte Mitglied des Bundesselbsthilfeverbandes für Osteoporose e.V. werden unddamit die Ziele und die Arbeit unterstützen. Hiermit erkläre ich meinen Beitritt:

ab:

c als Normalmitglied (EUR 28,-- pro Jahr)

c als Fördermitglied (unbegrenzter Förderbeitrag)Mein Förderbeitrag soll EUR _____ betragen

Name / Vorname ____________________________________________

Straße ____________________________________________

PLZ / Wohnort ____________________________________________

Telefon ____________________________________________

Geburtsdatum ____________________________________________

Beruf ____________________________________________

Krankenkasse ____________________________________________

Ich habe davon Kenntnis genommen, dass ich die Mitgliedschaft schriftlich mit dreimonatiger Frist zum Jahresende kündigen kann.

Datum: ____________________________________________

Unterschrift: ____________________________________________

Den Mitgliedsbeitrag

c habe ich auf Ihr Konto überwiesen.

c habe ich als Verrechnungsscheck beigefügt.

c Ich beteilige mich in der

Selbsthilfegruppe....................................................

Selbsthilfe

106

Bundesselbsthilfeverban

d für Osteoporose e.V.

Kirchfeldstraße 149 40215 Düsseldorf

Telefon: 0211 - 319165

www.bfo-aktuell.de

Page 107: Der Ratgeber Osteoporose

Erläuterung von Fachbegriffen

A

Aequivalent gleichwertiger Ersatz, Gegenwertalkalisch chemische ReaktionAbsorption das In-sich-Aufnehmen von etwasAkromegalie abnorme Vergrößerungen endender Körperteilewie Nase, Kinn und FingerAmenorrhoe Ausbleiben der MonatsblutungAminobisphosphonat extrem wirksame Bisphosphonate der neuesten

Generation, die in einer Seitenkette des Molekülseine Amino-(=Stickstoff-)Gruppe

enthaltenAnabolika chemische Verbindung, die den Eiweißaufbau,

besonders den Muskelaufbau fördernAbkömmlinge von männlichen Hormonen

Analgetika Medikamente zur SchmerzbehandlungAnamnese KrankheitsvorgeschichteAndrogene männliche HormoneAndropause männliches Klimakterium, Wechseljahre beim

MannAnorexia Nervosa MagersuchtAntikonvulsivtherapie Therapie gegen epileptische AnfälleAntirheumatika, nichtsteroidale (NSAR) Medikamente, die in der Behandlung degenera-tiver

Gelenkerkrankungen eingesetzt werden und keinKortison (=Steroide) enthalten

asymptomatisch ohne klinische Erscheinungenautochtone Muskulatur Muskelkraft

Glossar

107

Page 108: Der Ratgeber Osteoporose

B

basal auf der Grundfläche eines Organs befindlichBiopsie Entnahme einer Gewebeprobe (z.B. aus dem

Knochen) mit Hilfe einer dünnen Punktionskanüle oder einer kleinen Stanze zum Zweck der

feinge- weblichen UntersuchungBisphosphonate Substanzgruppe, die im Molekül zwei

Phosphatgruppen enthält, in den Knochen einge-baut wird und vor allem den Knochenabbau gezielth e m m tBMD = Bone Mineral Density - Knochenmineraldichte

C

Compliance Bereitschaft eines Patienten zur Mitarbeit bei diag-nostischen oder therapeutischen Maßnahmen

Computertomographie Bild-gebende Röntgenuntersuchung, bei der die untersuchte Körperregion schichtweise darge-

stellt wirdCross-link-Telopeptide beim Knochenabbau werden auch Kollagenbruch-

stücke frei, die im Urin oder Blutserum nach-zuwei- sen sindCushing-Syndrom klinische Folgen einer chronisch erhöhten

Kortisonproduktion oder einerLangzeitbehandlung mit hohen Kortisondosen.

D

Defektheilung SchadensheilungDexamethason Synthetischer Kortisonabkömmling

Glossar

108

Page 109: Der Ratgeber Osteoporose

differential-diagnostisch ausschlussdiagnostischdreidimensional hier: Kombination aus Beugen - Strecken -Seitneige - rechts und links, Dehnung rechts und links

D

DXA-Knochendichte = DEXA - Dual Energy X-ray Absorptiometry - messung Zweienergie-Röntgenstrahlenabsorptions-messgerät. Diese Röntgenmethode misst die Absorption eines feinen Röntgenstrahls in ver-

schie- denen Skelettbereichen und berechnet darausdie KnochendichteDysbalance Fehlfunktion

E

Endometrium GebärmutterschleimhautEpiphyse Ende der Röhrenknochenexogen außerhalb

G

Gastrointestinal Magen und Darm betreffendGelbkörperhormon = Progesteron - ein weibliches Hormongeneralisierte Osteoporose fast sämtlicher KnochenOsteoporosegenetisch erblich bedingtGenistein ist in Sojabohnen enthalten und gehört zurGruppe der Isoflavone. Es verhindert als Antioxidansdie Entstehung von Tumorzellen.Gestagene Bezeichnung für eine Gruppe weiblicherKeimdrüsen- hormone, die der Vorbereitung und Erhaltungder Schwangerschaft dienen grazil zartgliedrig, zierlich

Glossar

109

Page 110: Der Ratgeber Osteoporose

H

Habitus KörperbeschaffenheitHäufigkeitsmaxima Höchstvorkommen an Häufigkeit histologisch wissenschaftliche Lehre das Körpergewebe betref-

fendHomöostase Konstanz (Aufrechterhaltung) des sog. Inneren

Milieus des Körpers mit Hilfe von Regelsystemenmit dem Hypothalamus als übergeordnetem ZentrumHormonspiegel im Blut Hormongehalt im BlutHormonsubstitution HormonersatztherapieHumanspezifisch charakteristisch für den MenschenHyperkalziurie zu hohe Kalziumausscheidung im UrinHyperparathyreodismus Überfunktion der NebenschilddrüsenHyperprolactinämie zuviel an ProlactinHyperthyreose zuviel an SchilddrüsenhormonenHypogonadismus zuwenig an GeschlechtshormonenHypotalamus übergeordnetes Zentrum für die wichtigsten

Regulationsvorgänge des Organismus

I

imponieren sich geltend macheninduzieren auslöseninterdisziplinär hier: Zusammenarbeit mehrerer BerufsgruppenIsoflavone Diese Substanzgruppe (z. B. in der Sojabohne)wird in Phytoöstrogene umgewandelt, die ähnliche

Wirkungen wie das Östrogen aufweisen.isometrische Übungen Muskelanspannung ohne Bewegungsanschlag

Glossar

110

Page 111: Der Ratgeber Osteoporose

K

Kalzidiol in der Leber wird Vitamin D in Kalzidiol umgewan-deltKalzitonin in der Schilddrüse gebildetes Hormon, bremst den

KnochenabbauKalziumbilanz KalziumhaushaltKlimakterium Wechseljahre der Frau, in denen die Eierstöcke die

Östrogen- und Gestagenproduktion allmählich einstellen. Das Klimakterium gliedert sich in: Prämenopause, Menopause und

PostmenopauseKollagen ein Protein; die organische Substanz des Knochens

besteht zu 6% aus KollagenKompression Zusammendruckkonsekutiv aufeinander-, nachfolgendkontinuierlich fortdauernd, stetigKontraindikation Umstand, der die Anwendung einer therapeuti-schen Maßnahme verbietet

L

Laborparameter LaborwerteLeptin Dieses Hormon hemmt die Aktivität der knochen-auf- bauenden Zellen und fördert damit dieOsteoporose.Lordose Hohlausbiegung der Wirbelsäule

M

maligne bösartig

Glossar

111

Page 112: Der Ratgeber Osteoporose

Malignom ungenaue Bezeichnung für eine bösartige Geschwulst

Menarche erste Monatsregel im Leben einer Frau

M

Menopause Zeitraum, der das erste Jahr nach der letzten Menstruation umfasst; auch Bezeichnung für den

Zeitpunkt der letzten Monatsregel (meist ungefähr um das 50. Lebensjahr)

Menstruation MonatsregelMetabolite für den Stoffwechsel wirksame und deshalb unent-

behrliche SubstanzenMikroarchitektur FeinstrukturMikrofraktur Bruch der Knochenbälkchenmobilisieren beweglich machenmorphologisch Gestalt und Aufbau des Organismus betreffendmuskulöse Dysbalancen Muskelfehlfunktionen

N

Neurologisch die Nerven betreffendNikotinabusus Nikotinmissbrauch

O

Oesophagus SpeiseröhreOpioid starke Schmerzmittel, die sich vom Opium ableiten

und eine Suchtgefahr bergen könnenÖstrogene Weibliches GeschlechtshormonOsteoblasten knochenaufbauende Zellen

Glossar

112

Page 113: Der Ratgeber Osteoporose

Osteoklasten knochenabbauende ZellenOsteopenie leichte Verminderung der Knochendichte (weniger

als Osteoporose)

O

Osteozyten Zellen, die zum Gleichgewicht des Mineralstoff-wechsels in den Knochen beitragen

Ovarialfunktion Funktion der EierstöckeOvulation Eisprung

P

Parathormon "Knochenhormon", das in den Nebenschilddrüsen gebildet wird. Reguliert die

Kalziumkonzentration im Blut, indem es den Knochenabbauanregt und die Kalziumaufnahme aus dem Darm för-dertPathoätiologie Ursache einer KrankheitPathophysiologie Fehlfunktion eines normalen AblaufsPeak Bone Mass maximal erreichbare Knochenmasseperipher am Rande befindlichPezziball großer Übungsballphasisch zur Abschwächung neigendPhosphate Salze der PhosphorsäurePhysiologie Lehre von den hormonalen StoffwechselvorgängenPostmenopause Zeitraum von etwa sechs Jahren im Anschluss andie MenopausePrämenopause Wechseljahrphase, die etwa sechs Jahre vor der

Menopause beginntPrednison Kortisonabkömmling, der vor allem in der

Glossar

113

Page 114: Der Ratgeber Osteoporose

Behandlung entzündlicher und bösartiger Krankheiten eingesetzt wird.

Progesteron weibliches Geschlechtshormon, das zu den Gestagenen gehört (Gelbkörperhormon)

prophylaktisch vorbeugend

Q

quantitativ mengenmässig

R

Radiusfraktur Fraktur am Unterarm (bei Fraktur am unterenDrittel - Handgelenksfraktur)Reflektorisch durch einen Reflex bedingtRezeptor Empfangsorgan zur Aufnahme von Reizen

S

Screening-Methode eine einfache und preiswerte Methode, die im großen Umfang eingesetzt werden kann, um Krankheiten erstmals zu entdecken

sekundär zweitrangigselektieren auswählenSenium GreisenalterSERMS selektive Östrogen-Rezeptor-Modulatoren (auch

Antiöstrogene genannt): Medikamente, diechemisch nicht mit den Östrogenen verwandt sind, aber

sowohl östrogenähnlich als auch dem Östrogenent- gegengesetzt wirken können. Diese Präparatehem- men den Knochenabbau.Skoliose Wirbelsäulenverbiegung

Glossar

114

Page 115: Der Ratgeber Osteoporose

spezifisch kennzeichnendSpongiosa schwammartige Struktur im inneren Teil des

Knochensstabilisieren festigenStandard Richtlinie

S

statisch Gleichgewicht der Kräfte an ruhendem Körper stimulieren anregenSturzprophylaxe Sturzvorbeugungsubkutan unter der Haut befindlichSynthese auf einer chemischen Verbindung aus einfachen

Stoffensystemisch ein oder mehrere Organsysteme betreffend

T

Testosteron männliches GeschlechtshormonThyroxin Schilddrüsenhormontonisch zur Verkürzung neigendtoxisch giftig, auf einer Vergiftung beruhendtrabekulär bälkchenartigT-Score Messwert (DXA), der die Knochendichte des

Patienten mit einem gesunden 30-jährigen ver-gleicht. Dieser Wert ist für die Diagnosestellung

der Osteoporose notwendigTrochanterregion bestimmte Region des Oberschenkelknochens nahe

der Hüfte, die als Muskelansatz dient

U

Ultraschall-Knochen- Bei dieser Methode wird die Absorption,

Glossar

115

Page 116: Der Ratgeber Osteoporose

Ablenkung dichtemessung oder Geschwindigkeitsveränderung vonSchallwellen

im bzw. am Knochen gemessen und so auf dieKnochendichte geschlossen - Hinweis: diese Methode ist nicht ausreichend für eine

Osteoporose- Diagnostik

V

Varikosis KrampfaderleidenVisualisierung Vorstellungskraft

W

Wardsches Dreieck Skelettareal nahe des Oberschenkelhalses, das besonders häufig eine niedrige Knochendichte auf-weist

Wirbel einzelnes Knochensegment der WirbelsäuleJeder Wirbel hat einen zentralen Teil

(Wirbelkörper) einen knochigen Bogen, der das Rückenmark umschließt, sowie mehrere Ausleger (zur

Befestigung der Muskeln). Ein durch Osteoporose verursachter Wirbelbruch

betrifft stets nur den Wirbelkörper und nichtdie anderen Teile.Wirbelkörperfraktur Knochenbruch der Wirbelkörper

Z

Z-Score Messwert, der die Knochendichte des Patientenmit normalen Personen gleichen Alters und

Glossar

116

Page 117: Der Ratgeber Osteoporose

117

BuchtippsOsteoporose - Erfolgreich vorbeugen und gezieltbehandelnProf. Dr. Reiner BartlSüdwest Verlag, ISBN 3-51706630-3

Osteoporose - Fragen & AntwortenProf. Dr. Helmut W. Minne / Prof. Dr. Thomas von HolstKilian Verlag, ISBN 3-932091-58-2

Ärztlicher Ratgeber Osteoporose - Die Knochen stabilerhaltenDr. med. Jutta SemlerWort & Bild Verlag, ISBN 698012305

Osteoporose - Prävention - Diagnostik - TherapieProf. Dr. Reiner BartlThieme Verlag, ISBN 3-13-105751-3

Buchtipps

Page 118: Der Ratgeber Osteoporose

118

IInntteerrnneett

www.bfo-aktuell.de Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.V.Die Anschriften der dort platzierten Selbsthilfe-gruppen werden kontinuierlich aktualisiert.

www.uni-duesseldorf.de/AWMF/fg/dgosteo Deutsche Gesellschaft für Osteologie e.V.

www.bergmannsheil.de/leitlinien-dvo Dachverband Osteologie e.V. (DVO)Dachverband Deutschsprachiger Wissen-schaftlicher Gesellschaften für OsteologieEvidenz-basierte Konsenus-Leitlinien für Osteoporose

Internettipps

HinweisDas vorliegende Buch ist sorgfältig erarbeitet worden. Dennoch erfolgen alleAngaben ohne Gewähr. Weder Autoren noch Verlag können für eventuelleNachteile oder Schäden, die aus den im Buch gemachten praktischenHinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

Nachdruck2003 m-e-d-i-a verlag ingo titscher / Bundesselbsthilfeverband für Osteoporosee . V .Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck - auch auszugsweise - nur mitGenehmigung des Verlages / Herausgebers.

BildnachweiseWir danken für die freundliche Unterstützung hinsichtlich des zur Verfügunggestellten Bildmaterials: APS Pharma, Weßling; Aventis Pharma DeutschlandGmbH, Bad Soden am Taunus; GE Medical Systems, Belgien; Ingo Titscher, m-e-d-i-a Verlag, Lindau; MSD Sharp & Dohme GmbH, Haar; Ilse Neuhaus,Göttingen; PD Dr. Peyman Hadji, Klinikum der Philipps Universität, Zentrumfür Frauenheilkunde, Marburg; PD Dr. Dr. Chr. Kasperk, Sektion Osteologieund Endokrinologische Ambulanz der Medizinischen Universitätsklinik,Heidelberg; Procter & Gamble Pharmaceuticals, Weiterstadt; RheumazentrumOberammergau der Waldburg-Zeil Kliniken, Isny; Sanofi-Synthelabo GmbH,

Page 119: Der Ratgeber Osteoporose

Notizen

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Notizen

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