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Der positive und negative Einfluss von Geschwistern auf den Gymnasialübergang; The positive and...

Date post: 23-Dec-2016
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ABHANDLUNGEN Zusammenfassung: Geschwister werden in der soziologischen Bildungsforschung fast aus- schließlich als negativer Faktor für den Bildungserfolg gesehen. In diesem Beitrag wird mit den Daten des Mikrozensus 2008 für Deutschland gezeigt, dass die Geschwisterkonstellation zwar einen starken Zusammenhang mit dem Gymnasialübergang aufweist, jedoch keinen ausschließ- lich negativen. So sinkt die Chance für den Gymnasialübergang zwar deutlich, wenn ein älteres Geschwisterkind im Haushalt lebt, welches kein Gymnasium besucht und keine Hochschulreife hat. Umgekehrt steigt die Chance für den Gymnasialübergang aber mit einem älteren Geschwis- terkind im Haushalt, welches das Gymnasium besucht oder die Hochschulreife erworben hat. Zu- dem wird gezeigt, dass der positive Einfluss eines älteren Geschwisterkindes, welches das Gym- nasium besucht, auf den Gymnasialübergang in jenen Bundesländern stärker ist, in denen es keine bindende Empfehlung der Grundschule für die weiterführenden Schulen gibt. Die potenziellen Mechanismen, die den aufgezeigten Zusammenhängen zugrunde liegen, werden angesprochen, können aber nicht alle empirisch geprüft werden. Schlüsselwörter: Geschwisterkonstellation · Gymnasialübergang · Institutionelle Regelung am Grundschulübergang The positive and negative influence of siblings on transition to upper secondary school Abstract: Within sociology of education living with siblings is almost exclusively considered as having a negative impact on educational success. Drawing on the German Microcensus 2008, the analysis reveals that although sibling constellation is strongly associated with transition to high school, this association is not solely negative. The probability to enter higher secondary school (Gymnasium) is sharply lowered by living in a household with an older sibling that nei- ther attends the Gymnasium nor has a higher education entrance qualification. Vice versa living in a household with an older sibling that attends Gymnasium or has a higher education entrance qualification enhances the probability of transition to upper secondary school. Furthermore it is shown that the positive influence on entering Gymnasium that originates from an older sibling that attends Gymnasium is stronger in federal states (Bundesländer) in which the recommenda- tion of elementary school for secondary school is not binding. What remains unanswered is the Köln Z Soziol (2013) 65:623–644 DOI 10.1007/s11577-013-0237-2 © Springer Fachmedien Wiesbaden 2013 M. Helbig () Berlin (Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung), Reichpietschufer 50, 10785 Berlin, Deutschland E-Mail: [email protected] Der positive und negative Einfluss von Geschwistern auf den Gymnasialübergang Marcel Helbig
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Page 1: Der positive und negative Einfluss von Geschwistern auf den Gymnasialübergang; The positive and negative influence of siblings on transition to upper secondary school;

AbhAndlungen

Zusammenfassung: Geschwister werden in der soziologischen Bildungsforschung fast aus-schließlich als negativer Faktor für den Bildungserfolg gesehen. In diesem Beitrag wird mit den Daten des Mikrozensus 2008 für Deutschland gezeigt, dass die Geschwisterkonstellation zwar einen starken Zusammenhang mit dem Gymnasialübergang aufweist, jedoch keinen ausschließ-lich negativen. So sinkt die Chance für den Gymnasialübergang zwar deutlich, wenn ein älteres Geschwisterkind im Haushalt lebt, welches kein Gymnasium besucht und keine Hochschulreife hat. Umgekehrt steigt die Chance für den Gymnasialübergang aber mit einem älteren Geschwis-terkind im Haushalt, welches das Gymnasium besucht oder die Hochschulreife erworben hat. Zu-dem wird gezeigt, dass der positive Einfluss eines älteren Geschwisterkindes, welches das Gym-nasium besucht, auf den Gymnasialübergang in jenen Bundesländern stärker ist, in denen es keine bindende Empfehlung der Grundschule für die weiterführenden Schulen gibt. Die potenziellen Mechanismen, die den aufgezeigten Zusammenhängen zugrunde liegen, werden angesprochen, können aber nicht alle empirisch geprüft werden.

Schlüsselwörter: Geschwisterkonstellation · Gymnasialübergang · Institutionelle Regelung am Grundschulübergang

The positive and negative influence of siblings on transition to upper secondary school

Abstract: Within sociology of education living with siblings is almost exclusively considered as having a negative impact on educational success. Drawing on the German Microcensus 2008, the analysis reveals that although sibling constellation is strongly associated with transition to high school, this association is not solely negative. The probability to enter higher secondary school (Gymnasium) is sharply lowered by living in a household with an older sibling that nei-ther attends the Gymnasium nor has a higher education entrance qualification. Vice versa living in a household with an older sibling that attends Gymnasium or has a higher education entrance qualification enhances the probability of transition to upper secondary school. Furthermore it is shown that the positive influence on entering Gymnasium that originates from an older sibling that attends Gymnasium is stronger in federal states (Bundesländer) in which the recommenda-tion of elementary school for secondary school is not binding. What remains unanswered is the

Köln Z Soziol (2013) 65:623–644DOI 10.1007/s11577-013-0237-2

© Springer Fachmedien Wiesbaden 2013

M. Helbig ()Berlin (Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung), Reichpietschufer 50, 10785 Berlin, DeutschlandE-Mail: [email protected]

Der positive und negative Einfluss von Geschwistern auf den Gymnasialübergang

Marcel Helbig

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question of the mechanisms that underlie these demonstrated associations. However, some of the potential mechanisms can be proved empirically.

Keywords: Sibling constellation · Transition to high school · Institutional arrangements regarding transition from elementary school

1 Einleitung

Bereits Arsène Dumont bemerkte 1890, dass das Vorhandensein von Geschwistern den Bildungserfolg von Kindern entscheidend negativ beeinflusst (zit. in Steelmann et al. 2002). Inzwischen gibt es sehr differenzierte Forschungsergebnisse zur Frage, welchen Effekt Geschwister auf den Bildungserfolg haben. Bauer und Gang (2001) haben deren Einfluss auf die Anzahl der im Bildungssystem verbrachten Jahre untersucht; bei Jacob (2010) stand der Zusammenhang mit dem Zugang zur Hochschule im Fokus. Abgesehen davon gibt es jedoch keine aktuellen Studien zum Einfluss verschiedener Geschwisterkon-stellationen auf den Erfolg im deutschen Bildungssystem1. Allerdings stellt das deutsche Schulsystem mit seinem im internationalen Vergleich sehr frühen ersten Bildungsüber-gang (nach der 4. oder 6. Klasse) einen Fall dar, in dem die Effekte der Geschwister-konstellation besonders gut messbar sein sollten. Im deutschen Fall kann man über den besuchten Schultyp älterer Geschwister auch deren Bildungserfolg abbilden. In spät tren-nenden Schulsystemen könnte dies nur über schulische Kompetenzmessungen älterer Geschwisterkinder abgebildet werden.

In der zumeist US-amerikanischen Forschung wird häufig der Einfluss der Geschwis-terkonstellation auf die Entwicklung von Intelligenz oder kognitiven Kompetenzen betrachtet. Hierbei wird die Begrenzung von verfügbarem ökonomischen und sozialen Kapital der Eltern in den Vordergrund gestellt, die mit jedem zusätzlichen Kind in der Familie einhergeht. Der Mangel von sozialem und ökonomischem Kapital sollte sich jedoch auch in besonderem Maße auf Bildungsübergänge auswirken.

In diesem Beitrag wird im Gegensatz zur bisherigen Forschung auch von einem posi-tiven Einfluss der Geschwisterkinder ausgegangen, der sich durch verschiedene Mecha-nismen ergibt. Zusammengefasst könnten dies die Informations- und Lehrfunktion (oder Unterstützungsfunktion) des älteren Geschwisterkindes, das Rollenmodell des älteren Geschwisterkindes und die positive Diskriminierung des jüngeren Geschwisterkindes durch die Lehrkräfte sein.

1 Die Studien von de Graaf und Huinink (1992), Sieben (2001), Sieben und de Graaf (2001, 2003), Sieben et al. (2001) sowie Härkönen und Mayer (2008) untersuchen anhand von Geschwister-paaren, wie hoch der Einfluss der Individual- und der Familienebene auf den Bildungserfolg ist. Einige Studien bedienen sich hierbei eines latenten Strukturgleichungsmodells, in dem sie einen „Familienfaktor“ identifizieren. Die anderen Studien nutzen Mehrebenenmodelle, um den Anteil der Varianz für die Individualebene und die Familienebene auf den Bildungserfolg zu berechnen. Dabei werden auch deutsche Daten verwendet (Lebensverlaufstudie des MPI für Bildungsfor-schung); das Forschungsinteresse ist jedoch ein völlig anderes als im vorliegenden Beitrag, wes-halb diese Studien hier nur der Vollständigkeit halber aufgeführt werden.

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Es wird untersucht, inwieweit die Geschwisterkonstellation im Haushalt den Gym-nasialübergang beeinflusst. Neben dem Effekt der Geschwisterzahl soll auch untersucht werden, inwieweit ältere Geschwister den Gymnasialübergang beeinflussen. Das heißt, es wird analysiert, ob die besuchte Schule oder der erworbene Abschluss der älteren Geschwister mit dem Gymnasialübergang in Verbindung steht. Zudem wird in einem letzten Schritt analysiert, ob der Zusammenhang von Geschwisterkonstellation und Gym-nasialübergang je nach institutioneller Strukturierung des Gymnasialübergangs in den Bundesländern variiert. Das Augenmerk liegt hierbei auf der Frage, ob der sogenannte „freie Elternwille“ die Assoziation von Geschwisterkonstellation und Gymnasialüber-gang tangiert.

Zunächst wird im folgenden Abschnitt darauf eingegangen, welche Mechanismen theo-retisch dazu führen können, dass die Geschwisterkonstellation mit dem Gymnasialüber-gang zusammenhängt. Es wird auch der bisherige Stand der Forschung berücksichtigt.

2 Theorie und Stand der Forschung

Die Geschwisterkonstellation kann theoretisch verschiedene Bildungsergebnisse beein-flussen. Studien zeigen, dass sie sowohl einen Effekt auf Intelligenz (Zajonc und Markus 1975) und kognitive Kompetenzen (Jaeger 2007) als auch auf Bildungsübergänge hat (Jacob 2010). Der Bildungsübergang stellt ein Resultat aus kognitiven Kompetenzen oder Noten (primäre Effekte) und den Bildungsaspirationen der Eltern (sekundäre Effekte) dar (Becker 2000; Breen und Golthorpe 1997).

Die Ressourcen-Allokationstheorie geht davon aus, dass mit steigender Anzahl der Kinder im Haushalt die elterlichen Ressourcen für das einzelne Kind abnehmen (Anastasi 1956; Blake 1985; Downey 1995; Keddi et al. 2010). Das heißt: Mit jedem zusätzlichen Kind im Haushalt steht weniger soziales, ökonomisches und kulturelles Kapital seitens der Eltern für das einzelne Kind zur Verfügung (Blake 1981; Downey 1995).

Soziales Kapital in der Familie, welches den Kindern Zugang zum kulturellen Kapital der Eltern ermöglicht, beruht neben der physischen Anwesenheit der Eltern auch auf der Aufmerksamkeit, die den Kindern vonseiten der Eltern zuteil wird (Coleman 1988, S. 111). Ein familienstrukturelles Merkmal, welches nach Coleman zu einem Rückgang der elter-lichen Aufmerksamkeit für jedes Kind im Haushalt führt, ist die Anzahl der Geschwister. Den Eltern bleibt mit jedem weiteren Kind weniger Zeit für erzieherische Eingriffe bei Fehlverhalten und bei der Hilfe für schulische Aufgaben für das einzelne Kind (Blake 1981; Downey 1995). So kann auch mit jedem zusätzlichen Kind in der Familie das kultu-relle Kapital der Eltern in geringerem Maße auf die Kinder übertragen werden.

Des Weiteren wird angenommen, dass mit jedem weiteren Geschwisterkind der Zugang zu kulturellen Gütern erschwert wird (Zeitungen, Bücher, Bilder, usw.) (Downey 1995). Ferner können Familien mit steigender Kinderzahl in geringerem Maße für (kultu-rell bereichernde) Aktivitäten außerhalb des Haushalts aufkommen (Blake 1981). Dow-ney (1995) konnte entsprechend dieser Annahmen empirisch Folgendes zeigen: Je mehr Kinder im Haushalt leben, desto weniger unterhalten die Eltern sich mit jedem einzelnen Kind, desto niedriger sind die Bildungsaspirationen der Eltern für jedes einzelne Kind, desto seltener kennen sie die Freunde ihrer Kinder und die Eltern der Freunde, desto

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seltener ist ein Computer im Haushalt, desto weniger sind kulturelle Güter im Haushalt vorhanden, desto weniger Geld haben die Eltern für das College der Kinder gespart und desto seltener nimmt jedes einzelne Kind an kulturellen Aktivitäten teil. Diese Variablen erklären zudem vollständig den negativen Effekt der Geschwisteranzahl auf kognitive Kompetenzen in Mathematik und deren Durchschnittsnoten und fast vollständig den negativen Effekt der Geschwisteranzahl auf kognitive Kompetenzen im Bereich Lesen (Downey 1995).

Gemäß der Ressourcen-Allokationstheorie sollten zudem die kognitiven Kompetenzen von älteren Geschwistern höher sein als die von jüngeren Geschwistern (Coleman 1988). Das erste Kind muss sich die Aufmerksamkeit der Eltern noch mit keinem anderen Kind teilen und kann seine kognitiven Kompetenzen voll entfalten. Das zweite Kind erhält jedoch nicht mehr die uneingeschränkte Aufmerksamkeit der Eltern. Dadurch sollte es geringere kognitive Kompetenzen entwickeln als das erste Kind oder ein Einzelkind in einer anderen vergleichbaren Familie.

Dass mit steigender Anzahl der Geschwister auch der Bildungserfolg sinkt, wurde in verschiedenen Studien empirisch belegt (Blake 1985; Blau und Duncan 1967; Coleman 1988; Featherman und Hauser 1978; Jaeger 2007). Des Weiteren konnten einige Untersu-chungen zeigen, dass besonders mit der Anzahl der Brüder der Bildungserfolg von Jungen und Mädchen zurückgeht (Conley 2000; Parish und Willis 1993; Powell und Steelman 1990). Black et al. (2005) fanden hingegen keinen negativen Effekt der Geschwister-anzahl unter Kontrolle auf ältere Geschwister. Ein negativer Einfluss auf den Bildungs-erfolg ging einzig vom älteren Geschwisterkind aus. Conley und Glauber (2005) konnten ebenfalls einen nachteiligen Effekt älterer Geschwister, nicht aber der Geschwisterzahl nachweisen.

Diese teils überraschenden Ergebnisse könnten darauf zurückzuführen sein, dass die ökonomische Theorie beim Zusammenhang von Geschwisterkonstellation und Bildungs-erfolg nur eine begrenzte Reichweite aufweist. In der Ressourcen-Allokationstheorie wer-den Geschwister ausschließlich als negativ für den Bildungserfolg angesehen. Es werden aber sowohl innerfamiliäre Sozialisationsprozesse als auch innerinstitutionelle und außer-institutionelle Kontextprozesse nicht berücksichtigt, die den Bildungserfolg beeinflussen. Der positive Einfluss vor allem von älteren Geschwistern wird völlig ausgeblendet.

In Abb. 1 ist schematisch festgehalten, wie der Bildungsprozess mit Geschwistern zusammenhängt oder zusammenhängen könnte. Das jüngere Geschwisterkind, das in diesem Modell von zentraler Bedeutung ist, wird beim Gymnasialübergang durch die Eltern, das ältere Geschwisterkind und die Grundschule beeinflusst. Das ältere Geschwis-terkind wurde seinerseits beim Übergang auf die weiterführende Schule durch die Eltern und die Grundschule geprägt. Deshalb liegt diesem Modell auch das empirische Problem zugrunde, jene Einflüsse, denen beide Geschwisterkinder unterlagen (Selektionsbias), von jenen Einflüssen zu unterscheiden, denen nur das jüngere Geschwisterkind unterlag.

Beide Geschwister unterliegen beim Gymnasialübergang dem Einfluss beobachteter und unbeobachteter Merkmale der Eltern. Mit höherem Bildungsstand, sozialem Sta-tus und Einkommen wird der Gymnasialübergang für beide Geschwister wahrschein-licher. Kinder mit Migrationshintergrund oder aus Haushalten mit alleinerziehendem Elternteil gehen seltener auf das Gymnasium über (beobachtete Merkmale). Es gibt aber darüber hinaus unbeobachtete Merkmale der Eltern, die den Gymnasialübergang beider

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Geschwisterkinder beeinflussen, wie den Habitus der Eltern, objektiviertes und inkor-poriertes kulturelles Kapital (Bourdieu 1983), die Eltern-Kind-Beziehung und die Bil-dungsaspirationen der Eltern. Zusammen führen diese Merkmale der Eltern dazu, dass die Chancen der Geschwister für den Gymnasialübergang miteinander zusammenhängen. Sieben et al. (2001) bezeichnen diesen Zusammenhang in ihrem latenten Strukturglei-chungsmodell als Familienfaktor. In gleicher Weise sollte sich aber auch die Grundschule beider Geschwister auf ihren Gymnasialübergang auswirken. Wenn beide Geschwister die gleiche Grundschule besuchen, was häufig vorkommen dürfte, dann sollten sich auch die Merkmale der Grundschule, wenn auch zeitversetzt, für beide Geschwisterkinder ähneln. Gemeint sind damit beispielsweise die Qualität des Unterrichts, die Häufigkeit von Unterrichtsausfall, didaktische Konzepte, aber auch der Anteil sozial benachteilig-ter Schüler. Dies könnte dazu führen, dass beide Geschwisterkinder ähnliche kognitive Kompetenzen erlangen, die für den Gymnasialübergang wichtig sind.

Durch das Aufwachsen im gleichen Elternhaus und den Besuch der gleichen Grund-schule sollte sich die Wahrscheinlichkeit für den Gymnasialübergang erhöhen, wenn ein älteres Geschwisterkind im Haushalt lebt, das entweder selbst das Gymnasium besucht oder bereits die Hochschulreife erlangt hat. Dabei ist ein Teil des beobachteten Zusam-menhangs auf sozioökonomische Charakteristika der Eltern (Bildung, beruflicher Status, Familienäquivalenzeinkommen) zurückzuführen.

Bis hierhin kann der postulierte Zusammenhang allein auf die „Selektion“ der Geschwister in das gleiche Elternhaus und die gleiche Grundschule zurückgeführt wer-den. Es gibt aber mindestens fünf weitere Gründe dafür, anzunehmen, dass das ältere Geschwisterkind den Gymnasialübergang des jüngeren Geschwisterkindes positiv beein-flusst (unabhängig von der Selektion in ein Elternhaus und in eine Grundschule).

Erstens könnte es dadurch, dass die Lehrer der Grundschule das ältere Geschwis-terkind kennen und für gymnasialtauglich hielten, einen Vertrauensvorschuss für das

Abb. 1: Geschwisterkonstellation und Bildungserfolg. (Quelle: Eigene Darstellung)

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jüngere Geschwisterkind geben. Dadurch besteht die Möglichkeit, dass es für das jüngere Geschwisterkind sowohl bei der Notengebung als auch bei der Gymnasialempfehlung zu einer positiven Diskriminierung kommt, was den Gymnasialübergang wahrscheinlicher werden lässt.

Zweitens ist denkbar, dass durch das ältere Geschwisterkind Informationen über gym-nasiale Bildung an die Eltern weitergegeben werden. Dies könnte wiederum dazu führen, dass die Entscheidung für einen Gymnasialbesuch auch für das jüngere Geschwisterkind weniger risikoreich im Sinne der Rational-Choice-Theorie erscheint. In der Folge erhö-hen sich die Bildungsaspirationen der Eltern für das jüngere Geschwisterkind über das Maß hinaus, das noch für das ältere Geschwisterkind festzustellen war.

Drittens sind sogar pragmatische Gründe für das elterliche Handeln vorstellbar, die zu höheren Bildungsaspirationen für das jüngere Geschwisterkind führen, wenn das ältere bereits auf dem Gymnasium ist. Wenn beide (oder mehrere) Kinder in dieselbe Schule gehen, müssen die Eltern gegebenenfalls nur eine Schule anfahren, um die Kinder zum Unterricht zu bringen. Die Eltern müssen sich in diesem Fall auch nur mit einem Lehrer-kollegium auseinandersetzen. Und die Eltern wenden nur einmal Zeit für die Teilnahme an schulischen Veranstaltungen auf, da sich beide oder mehrere Kinder auf derselben Schule befinden. Im Sinne der Rational-Choice-Theorie sollten solche Beweggründe zu einer Reduktion der eingeschätzten Kosten für die gymnasiale Bildung führen. Umge-kehrt würde die Entscheidung gegen das Gymnasium ebenso wahrscheinlicher, wenn das ältere Geschwisterkind nicht auf das Gymnasium geht.

Viertens stellt das ältere Geschwisterkind in Bezug auf die Weitergabe von kulturellem Kapital eine wichtige Ressource dar. Ältere Geschwister haben bereits kognitive Kom-petenzen in der Schule erworben, die sich auch das jüngere Geschwisterkind aneignen muss, um in der Schule erfolgreich zu sein. Diese könnten in der Interaktion vom älte-ren zum jüngeren Geschwisterkind weitergegeben werden. Das ältere Geschwisterkind würde gewissermaßen als Lehrer des jüngeren Geschwisterkindes auftreten, was zu höhe-ren Kompetenzen bei letzterem führt.

Nehmen wir an, dass in Alleinerziehendenhaushalten mit älterem Geschwisterkind zwei Personen (Mutter oder Vater und älteres Geschwisterkind) an der Weitergabe von kulturellem Kapital an das jüngere Geschwisterkind beteiligt sind, und in Kernfamilien (beide Elternteile vorhanden) mit älterem Geschwisterkind drei Personen (Mutter, Vater und älteres Geschwisterkind), und in beiden Haushaltstypen alle Personen in etwa die gleiche Zeit aufwenden, um mit dem jüngeren Geschwisterkind in Interaktion zu treten, dann ist die relative Bedeutung des älteren Geschwisterkindes für die Weitergabe von kulturellem Kapital in Alleinerziehendenhaushalten größer als in Kernfamilien.

Fünftens stellen ältere Brüder und Schwestern ein Rollenmodell dar, an dem sich jün-gere Geschwister orientieren können. Besucht das ältere Geschwisterkind das Gymna-sium, so könnte die höhere Bildung auch für das jüngere Kind erstrebenswert sein. Da sich entsprechend entwicklungspsychologischer Theorien Jungen und Mädchen stärker an gleichgeschlechtlichen Vorbildern oder Rollenmodellen orientieren (Chambers 1984; Hannover 2008; Kohlberg 1966; Santrock und Warshak 1987; Trautner 1997), sollte sich der positive Effekt eines älteren Geschwisterkindes, das das Gymnasium besucht oder die Hochschulreife erworben hat, auf den Gymnasialübergang in stärkerem Maße auf das jeweils gleichgeschlechtliche jüngere Geschwisterkind auswirken. Hierbei könnte sich

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am ehesten ein positiver Effekt des Gymnasialbesuchs des älteren Geschwisterkindes auf Anstrengungsbereitschaft, Motivation und Bildungsaspirationen des jüngeren Kindes zeigen. Dies sollte sich dann wiederum positiv auf die übergangsrelevanten Noten aus-wirken. Die aufgestellten Annahmen, wonach ältere Geschwisterkinder den Bildungs-erfolg positiv beeinflussen, sind bisher empirisch nicht geprüft.

Wenn es einen positiven Zusammenhang zwischen dem Gymnasialbesuch des älte-ren Geschwisterkindes und dem Gymnasialbesuch des jüngeren Geschwisterkindes gibt, könnte dies auch auf die Bildungsaspirationen der Eltern zurückzuführen sein. An dieser Stelle offenbart die vorliegende Untersuchung eine bildungspolitische Dimension. Bil-dungsaspirationen der Eltern für ihre Kinder können nur in dem Maße umgesetzt werden, wie dies der bildungspolitische Kontext zulässt (Abb. 1). Haben Eltern bei der Entschei-dung für oder gegen das Gymnasium die freie Wahl, werden sie ihre höheren Bildungs-aspirationen eher durchsetzen können. Dementsprechend müsste der positive Effekt von älteren Geschwistern, die auf das Gymnasium gehen, auf den Gymnasialübergang des jüngeren Geschwisterkindes in jenen Bundesländern stärker ausgeprägt sein, in denen die Grundschulempfehlung für die weiterführende Schule nicht bindend ist. Denn in diesen Bundesländern werden sich Eltern mit Bildungsaspirationen für das Gymnasium eher über eine Empfehlung für die Realschule hinwegsetzen können. In Bundesländern mit bindender Empfehlung ist es für die Eltern dagegen deutlich schwieriger, ihre höheren Bildungsaspirationen umzusetzen, wenn ihr Kind keine Gymnasialempfehlung bekom-men hat.

In Bezug auf die Bildungsaspirationen der Eltern stellt sich eine theoretisch-metho-dische Frage, die an dieser Stelle diskutiert werden muss. Man könnte einwenden, dass die Kinderzahl mit den Bildungsaspirationen der Eltern variiert. Das heißt, es ist denk-bar, dass Eltern mit höheren Bildungsaspirationen eher weniger Kinder bekommen und umgekehrt. Immerhin ist die Umsetzung höherer Bildungsaspirationen auch mit höheren Kosten verknüpft. Je mehr Kinder im Haushalt leben, desto teurer wird es damit auch, höhere Bildungsaspirationen für alle Kinder umzusetzen. So ist es möglich, dass Eltern mit hohen Bildungsaspirationen für ihre Kinder tendenziell weniger Kinder bekommen, um das Risiko zu vermeiden, die Bildungsaspirationen nicht umzusetzen zu können. Dadurch würden sowohl die Zahl der Kinder als auch das Vorhandensein älterer Geschwisterkin-der tangiert. Es gibt aber zum einen keine Studie, die zeigt, dass die Bildungsaspirationen der Eltern ihre Kinderzahl beeinflussen. Zum Zweiten halte ich spätestens bei der Frage der Kinderzahl die Werterwartungstheorie für fernab der sozialen Wirklichkeit. Bei der Frage, wie viele Kinder ein Paar bekommt, ist es unwahrscheinlich, dass dessen Bil-dungsaspirationen für das Kind oder die Kinder eine Rolle spielen. Von daher halte ich das angesprochene Endogenitätsproblem in diesen Beitrag für vernachlässigbar gering, so es denn überhaupt eines gibt.

Aus den theoretischen Ausführungen ergeben sich sechs Hypothesen, die in diesem Beitrag empirisch geprüft werden sollen:

H1: Je mehr Geschwister im Haushalt leben, desto unwahrscheinlicher ist der Gymnasialübergang.

H2: Die Chancen für den Gymnasialübergang sind niedriger, wenn ein älteres Geschwis-terkind im Haushalt lebt.

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H3: Die Wahrscheinlichkeit für den Gymnasialübergang erhöht sich, wenn ein älteres Geschwisterkind im Haushalt lebt, das entweder selbst das Gymnasium besucht oder bereits eine Hochschulreife erlangt hat.

H4: Der positive Einfluss eines älteren Geschwisterkindes, welches das Gymnasium besucht oder die Hochschulreife erworben hat, auf den Gymnasialübergang, zeigt sich in Alleinerziehendenfamilien in stärkerem Maße als in Kernfamilien.

H5: Der positive Effekt eines älteren Geschwisterkindes, welches das Gymnasium besucht oder die Hochschulreife erworben hat, wirkt sich stärker auf den Gymna-sialübergang des jeweils gleichgeschlechtlichen jüngeren Geschwisterkindes aus.

H6: Der positive Effekt von älteren Geschwistern, die auf das Gymnasium gehen, auf den Gymnasialübergang des jüngeren Geschwisterkindes, ist in jenen Bundeslän-dern stärker ausgeprägt, in denen die Empfehlung der Grundschule für die weiter-führenden Schulen nicht bindend ist.

3 Daten und Methode

Abhängige Variable. Zur Prüfung der aufgestellten Hypothesen wurde der Mikrozensus 2008 verwendet. Mit diesem ist es erstmals seit dem Mikrozensus 1989 wieder mög-lich, den Übergang von der Grundschule auf die weiterführenden Schulen zu untersuchen oder auf welcher Schulform sich die Kinder direkt nach dem Verlassen der Grundschule befinden. Die vorliegende Studie wird sich auf den Übergang auf das Gymnasium kon-zentrieren. Durch die große Anzahl von Bundesländern, die nach der Grundschule neben dem Gymnasium nur noch eine andere weiterführende Schule anbieten, ist eine weitere Aufgliederung in Haupt- und Realschulen nicht sinnvoll.

Der Mikrozensus 2008 bietet jedoch keine Informationen über die besuchte Klassen-stufe nach der Grundschule. Deshalb wurden für den Gymnasialübergang in allen Bun-desländern mit vierjähriger Grundschule 11- und 12-jährige Schüler verwendet. In Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, jenen Bundesländern also, in denen die Schüler erst nach der sechsten Klasse auf die weiterführenden Schulen aufgeteilt wer-den, wurden die 13- und 14-jährigen Schüler verwendet. Befanden sich diese Schüler auf dem Gymnasium, wurde für sie ein erfolgreicher Gymnasialübergang codiert. Besuchten sie nicht das Gymnasium, wurde für sie kein erfolgreicher Gymnasialübergang codiert. In der betrachteten Stichprobe gehörten zu diesen beiden Altersgruppen nur noch 3,9 % der Schüler auf der Grundschule und 0,4 % auf „von der Schulart unabhängigen Orien-tierungsstufen“. Schüler, die sich noch in der Grundschule oder der Orientierungsstufe befinden, wurden nicht mit in die Betrachtung einbezogen. Insgesamt kann so für 7674 Jugendliche der Gymnasialübergang operationalisiert werden. Dabei befindet sich in 7174 Haushalten jeweils ein Jugendlicher im betreffenden Alter, in 244 Haushalten zwei Jugendliche im betreffenden Alter und in 12 Haushalten drei Jugendliche im betreffen-den Alter. Weil die Beobachtungen in den Haushalten mit zwei und drei Jugendlichen im Haushalt nicht unabhängig voneinander sind, wurden die berechneten linearen Wahr-scheinlichkeitsmodelle nach der jeweiligen Familie geclustert. Bei der Analyse der Bun-desländerunterschiede (H6) wurde ein lineares Mehrebenenmodell mit der Familie auf der zweiten und dem Bundesland auf der dritten Ebene berechnet.

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Unabhängige Variablen. Die zentralen unabhängigen Variablen beziehen sich auf die Geschwisterkonstellationen im Haushalt. Brüder und Schwestern wurden getrennt codiert, weil von unterschiedlichen Effekten beider Geschlechter ausgegangen wird. Die Anzahl der Brüder und die Anzahl der Schwestern wurde metrisch erfasst. Zudem wurde auch nach Schwestern und Brüdern getrennt codiert, ob ein älteres Geschwisterkind im Haushalt lebt. Für alle betrachteten Kinder im Haushalt wurde eine „1“ vergeben, wenn eine ältere Schwester oder ein älterer Bruder im Haushalt lebt. Um zu überprüfen, ob das ältere Geschwisterkind eine Vorbildwirkung für das jüngere Kind hat, wurde zudem erfasst, ob eine ältere Schwester oder ein älterer Bruder auf dem Gymnasium ist oder bereits eine Hochschulzugangsberechtigung erlangt hat.

Im Mikrozensus sind aufgrund der Haushaltsbefragung nur jene Geschwister enthal-ten, die noch im Haushalt leben. Der Median, wann Kinder 2005 in Deutschland die elter-liche Wohnung verließen, lag für Frauen bei gut 21 und bei Männern bei fast 24 Jahren (EC 2008). Der Geburtenabstand betrug 2010 im Durchschnitt 4,1 Jahre. Innerhalb von fünf Jahren wurden 74 % aller zweiten Kinder geboren. Der durchschnittliche Geburten-abstand vom ersten zum dritten Kind betrug 4,9 Jahre. Innerhalb von fünf Jahren nach dem ersten Kind wurden 62,7 % aller dritten Kinder geboren (StBa 2012). Dementspre-chend sollten bei den untersuchten 11- und 12-Jährigen nur wenige ältere Geschwister bereits aus dem Haushalt ausgezogen sein und dadurch aus der Betrachtung herausfallen. Bei den 13- und 14-Jährigen aus Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern dürfte dies schon in größerem Ausmaß der Fall sein. Deshalb wurden alle Berechnungen auch ohne die Befragten dieser drei Bundesländer durchgeführt. Dabei zeigten sich nur marginale Unterschiede.

Zur Untersuchung von Hypothese 4 (H4) wurde die „Familienkonstellation“ codiert. Hierfür wurden alle Familien als Kernfamilien definiert, in denen sowohl eine Bezugs-person als auch ein Lebenspartner in der Familie vorhanden sind (zum Familienkonzept des Mikrozensus siehe: Lengerer et al. 2007). Als Alleinerziehendenhaushalte sind dem-entsprechend jene Familien gekennzeichnet worden, in denen sich kein Lebenspartner in der Familie befindet.

Auf Ebene der Bundesländer wurde zudem für das Schuljahr 2007/2008 operationa-lisiert, in welchem Bundesland die Gymnasialempfehlung bindend war und in welchem nicht. Bindende Gymnasialempfehlungen wurden in Baden-Württemberg, Bayern, Bran-denburg, Nordrhein-Westfalen, dem Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ausgesprochen. Dementsprechend wurden in den anderen acht Bundesländern keine bin-denden Empfehlungen gegeben.2

Kontrollvariablen. Da sowohl die Wahrscheinlichkeit des Gymnasialübergangs als auch die Anzahl der Geschwister mit verschiedenen anderen Hintergrundvariablen der Familie variieren, wurden verschiedene Kontrollvariablen berücksichtigt. Die Bildung des Elternteils oder der Eltern wurde über den höchsten Schulabschluss eines Elternteils

2 Die Informationen über die Gymnasialübergangsregelungen entstammen einer noch unveröf-fentlichten Indikatorik zur Schulpolitik der deutschen Bundesländer von 1949 bis 2009, die von Marcel Helbig, Rita Nikolai und Kollegen am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung erhoben wurde. Diese Indikatorik beruht auf der standardisierten Codierung verschiedener Schulgesetze, Verordnungen und Verwaltungsvorschriften.

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codiert. Hierbei wird in „höchstens Hauptschulabschluss“, „Realschulabschluss“ und „Abitur“ unterschieden. Zudem wurde die Kategorie „Hochschulabschluss“ zusätzlich aufgenommen, wenn mindestens ein Elternteil ein abgeschlossenes Hochschulstudium aufweist.

Der berufliche Status des Elternteils oder der Eltern wurde über den höchsten ISEI-Indexwert (International Socio-Economic Index of Occupational Status) eines Elternteils abgebildet. Hierfür gibt es eine Routine von Frietsch und Wirth (2001), die auf den Seiten von GESIS (Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften) abrufbar ist. Die ISEI-Indexwerte wurden in fünf Quantile aufgegliedert. Dies ist sinnvoll, da es Familien gibt, in denen kein Elternteil erwerbstätig ist und es somit auch keine Berufsinformationen gibt. Für den Fall, dass beide Elternteile oder der alleinerziehende Elternteil nicht erwerbstätig sind, wurde eine sechste Kategorie „nicht erwerbstätig“ codiert.

Für das Einkommen der Familie wurde das Familiennettoeinkommen herangezogen. Dieses wurde im Mikrozensus 2008 kategorial erhoben. Zunächst wurden die Kategorien in metrische Werte umgewandelt, indem der jeweilige Mittelwert der Kategorie heran-gezogen wurde. Beispielsweise wurde die Kategorie „900 bis 1100 €“ in „1000 €“ umge-wandelt. Dies kann zwar zu leichten Abweichungen von den realen Werten führen, ist jedoch unerlässlich zur Berechnung des Familienäquivalenzeinkommens. Um die Ein-kommen in verschiedenen Familiengrößen vergleichbar zu codieren, wurde gemäß der Berechnung des Haushaltsäquivalenzeinkommens eine Gewichtung der Familienmit-glieder erstellt. Dabei bekommt die Familienbezugsperson den Wert 1 zugewiesen, jede weitere Person in der Familie ab 14 Jahren den Wert 0,5 und jede weitere Person in der Familie unter 14 Jahren den Wert 0,3 (neue Bedarfsgewichtung der OECD). Diese Werte wurden für jede Familie addiert. Zur Berechnung des Familienäquivalenzeinkommens wurde das Familiennettoeinkommen durch die „Familiengewichtung“ dividiert. Auch das Einkommen wurde in fünf Quantile aufgegliedert, weil ein linearer Effekt auf den Gym-nasialübergang zu erwarten ist (Schneider 2004).

Da sich die Anzahl der Kinder sowohl zwischen neuen und alten Bundesländern als auch nach Gemeindegröße unterscheidet, wurden beide Variablen mit aufgenommen. Für die Gemeindegröße bietet der Scientific-Use-File des Mikrozensus allerdings sich überschneidende Kategorien für die verschiedenen Bundesländer an, sodass die Gemein-degröße nur in drei Größenklassen sauber codiert werden kann: „unter 20 000“, „20 000-500 000“ und „über 500 000“ Einwohner.

Zudem wurde der Migrationshintergrund als Kontrollvariable aufgenommen. Hierfür ist im Mikrozensus 2008 ein Konstrukt vorhanden, mit dem man den Migrationshinter-grund der Befragten abbilden kann (Variablenname im Mikrozensus 2008: mig). Für die vorliegende Studie wurde nur in „ohne Migrationshintergrund“ und „mit Migrationshin-tergrund“ unterschieden.

Auch das Alter der Mutter bei Geburt des Kindes wurde als Kontrollvariable berück-sichtigt. Zum einen zeigt sich, dass jüngere Mütter öfters aus sozioökonomisch ungünsti-gen Verhältnissen stammen (Keddi et al. 2010). Zum anderen haben Frauen, die besonders früh ein Kind bekommen, auch durchschnittlich eine höhere Anzahl von Kindern. Das Alter der Mutter bei Geburt des Kindes wurde kategorial in die analytischen Modelle auf-genommen: „20 und jünger“, „21 bis 25“‚ „26 bis 30“‚ „31 bis 35“‚ und „36 und älter“.

Page 11: Der positive und negative Einfluss von Geschwistern auf den Gymnasialübergang; The positive and negative influence of siblings on transition to upper secondary school;

633Der positive und negative Einfluss von Geschwistern auf den Gymnasialübergang

Zudem wurde die Kategorie „keine Mutter im Haushalt“ mit aufgenommen, wenn das Kind nur mit dem Vater zusammen lebt.

4 Ergebnisse

Wie sich die einzelnen Merkmale nach Anzahl der Kinder im Haushalt verteilen, ist in Tab. 1 dargestellt. Es fällt auf, dass fast alle Kontrollvariablen mit der Kinderzahl zusammenhängen.

Wie wirkt sich nun die Geschwisterkonstellation auf den Gymnasialübergang aus? In Tab. 2 sind zur Beantwortung dieser Frage lineare Wahrscheinlichkeitsmodelle, geclus-tert nach der Familiennummer, für den Übergang auf das Gymnasium berechnet worden. Eine logistische Regression ist an dieser Stelle nicht angebracht, da sich die Koeffizienten in stufenweise aufgebauten Modellen unter bestimmten Umständen nicht miteinander vergleichen lassen (siehe dazu: Mood 2010).

Man sieht zunächst (M1 in Tab. 2), dass die Anzahl der Geschwister negativ mit dem Gymnasialübergang zusammenhängt. Mit jedem Geschwisterkind im Haushalt sinkt die Gymnasialübergangswahrscheinlichkeit um 1,8 %.

Bis zu diesem Punkt könnte Hypothese 1 (H1), laut der sich die Anzahl der Geschwis-ter negativ auf den Gymnasialübergang auswirken sollte, bestätigt werden. Im Spiegel der Modelle 2 und 3 müssen die Ergebnisse jedoch anders interpretiert werden. Denn wenn man darauf kontrolliert, ob ein älterer Bruder oder eine ältere Schwester im Haushalt lebt, dann ist kein Effekt der Geschwisteranzahl mehr festzustellen (M2). Dafür zeigt sich, dass die Wahrscheinlichkeit für den Gymnasialübergang mit einem älteren Geschwister-kind um 4,3 % niedriger ist. Kontrolliert man darauf, ob das ältere Geschwisterkind im Haushalt das Gymnasium besucht oder bereits die Hochschulreife erworben hat, so zeigt sich ein völlig anderes Bild (M3). Die Wahrscheinlichkeit für den Gymnasialübergang ist für Kinder, die ein älteres Geschwisterkind auf dem Gymnasium haben, um 14,1 % höher als bei Kindern, die keine älteren Geschwister auf dem Gymnasium haben. Gleich-zeitig haben Kinder mit älteren Geschwisterkindern, die nicht das Gymnasium besuchen und keine Hochschulreife haben, eine deutlich niedrigere Wahrscheinlichkeit, auf das Gymnasium überzugehen. Im Vergleich zu Kindern ohne älteres Geschwisterkind haben Kinder mit älterem Geschwisterkind, das nicht auf dem Gymnasium ist, eine um 16,5 % niedrigere Chance, auf das Gymnasium zu gehen.

Der Grund dafür, dass ältere Geschwister einen negativen Einfluss auf den Gymnasial-übergang haben (M2), ist nicht, dass jüngeren Geschwisterkindern weniger Ressourcen zur Verfügung stehen. Dadurch, dass sich im Sample 2083 Kinder befinden, deren ältere Geschwister kein Gymnasium besuchen, aber nur 1415 Kinder, deren ältere Geschwis-ter ein Gymnasium besuchen, hat es den Anschein, als würden sich ältere Geschwister negativ auf den Gymnasialübergang auswirken. Kontrolliert man jedoch auf den Gym-nasialbesuch oder die Bildung der älteren Geschwister, zeigt sich ein differenzierterer Zusammenhang, der so auch in Hypothese 3 (H3) angenommen wurde. Die Wahrschein-lichkeit eines Übergangs auf das Gymnasium steigt an, wenn ein älteres Geschwisterkind bereits das Gymnasium besucht, und sinkt deutlich, wenn ein älteres Geschwisterkind vorhanden ist, das nicht das Gymnasium besucht. Es zeigt sich in Modell 4, dass der

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634 M. Helbig

Fallzahl 1 Kind in der Familie

2 Kinder in der Familie

3 Kinder in der Familie

Mehr als 3 Kinder in der Familie

Fallzahl 7674 1705 3879 1526 564Prozent 22,22 50,55 19,89 7,35Gymnasialübergang 2967 21,54 49,12 20,74 8,60Kein Gymnasialübergang 4707 23,29 52,81 18,54 5,36Mädchen 3717 21,85 29,02 21,23 7,91Jungen 3957 22,57 51,98 18,63 6,82Neue Bundesländer 1113 31,36 47,17 14,56 16,92Alte Bundesländer 6561 20,67 51,12 20,79 7,42GemeindegrößeUnter 20 000 2917 21,22 51,29 19,78 7,71Zwischen 20 000 und 500 000 3360 21,99 50,6 20,30 7,11Über 500 000 1397 24,84 48,89 19,11 7,16Kein Migrationshintergrund 5750 24,09 53,11 17,57 5,23Migrationshintergrund 1924 16,63 42,88 26,82 13,67Bildung der ElternHöchstens Hauptschulabschluss 1856 19,94 44,29 24,14 11,64Mittlere Reife 2913 24,48 53,93 16,68 4,91Abitur 1051 23,03 51,28 19,70 5,99Hochschulabschluss 1854 20,50 51,08 20,77 7,66Höchster beruflicher Status (ISEI)Beide Eltern nicht erwerbstätig 599 25,38 36,89 21,87 15,86Erstes Quantil (16 bis 32) 1276 18,89 43,50 25,78 11,83Zweites Quantil (33 bis 39) 1530 23,40 52,48 17,65 6,47Drittes Quantil (40 bis 51) 1433 21,77 55,76 17,86 4,61Viertes Quantil (52 bis 67) 1433 26,59 52,27 17,10 4,05Fünftes Quantil (68 bis 86) 1403 18,60 53,60 21,03 6,77FamilienäquivalenzeinkommenErstes Quantil (unter 804,4 €) 1357 19,23 41,05 24,69 15,03Zweites Quantil (808 bis 1066 €) 1513 14,81 51,02 24,72 9,45Drittes Quantil (1066,5 bis 1327 €) 1545 19,42 54,76 19,61 6,21Viertes Quantil (1328 bis 1809,5 €) 1693 25,04 52,63 17,60 4,73Fünftes Quantil (über 1810 €) 1566 31,67 51,92 13,79 2,62Kernfamilie 5944 17,18 52,27 22,38 8,18Alleinerziehend 1720 39,54 44,62 11,33 4,51Alter der Mutter bei Geburt des KindesKeine Mutter im Haushalt 165 51,52 37,58 7,27 3,6420 und jünger 299 19,40 45,82 23,75 11,0421 bis 25 1422 17,93 48,24 24,61 9,2126 bis 30 2895 19,55 53,64 20,10 6,7031 bis 35 2166 22,30 52,26 18,51 6,9336 und älter 727 35,49 42,50 15,13 6,88

Tab. 1: Verteilung der Variablen nach Anzahl der Kinder im Haushalt. (Quelle: Mikrozensus 2008, eigene Berechnungen. Angaben außer Fallzahlen in Prozent)

Page 13: Der positive und negative Einfluss von Geschwistern auf den Gymnasialübergang; The positive and negative influence of siblings on transition to upper secondary school;

635Der positive und negative Einfluss von Geschwistern auf den Gymnasialübergang

Einfluss der älteren Geschwister auf den Gymnasialbesuch ohne Kontrolle der sozioöko-nomischen Charakteristika der Eltern deutlich ausgeprägter ist. Dies belegt, dass ein Teil des Effekts der älteren Geschwister auf den Gymnasialübergang (positiv wie negativ) auf beobachtete Merkmale der Eltern (also auf Selektion) zurückzuführen ist (siehe Abb. 1). Allerdings bleibt auch nach Kontrolle auf solche Merkmale ein substanzieller Einfluss der älteren Geschwister auf den Gymnasialübergang bestehen.

In den Modellen 5, 6 und 7 wurde deshalb analysiert, ob es Anhaltspunkte dafür gibt, dass das ältere Geschwisterkind einen eigenständigen Einfluss auf den Gymnasialüber-gang des jüngeren Geschwisterkindes hat. In Modell 5 wurde mittels Interaktionster-men untersucht, ob in Alleinerziehendenhaushalten das ältere Geschwisterkind auf dem Gymnasium einen stärker positiven Einfluss auf den Gymnasialübergang hat als in Kern-familien. Es zeigt sich, dass der positive Effekt des älteren Geschwisterkindes in Allein-erziehendenhaushalten um 8,2 % höher ist als in Kernfamilien. Dies spricht zunächst für Hypothese 4 (H4). In ihr wurde angenommen, dass dem älteren Geschwisterkind eine Lehrfunktion zukommt, die sich in Alleinerziehendenhaushalten stärker auswirken sollte. Nicht den Erwartungen entspricht der Befund, dass die Wirkung älterer Geschwisterkin-der, die nicht das Gymnasium besuchen, in Alleinerziehendenhaushalten weniger negativ ist als in Kernfamilien. Dies spricht zwar nicht unbedingt gegen die angenommene Lehr-funktion des älteren Geschwisterkindes3. Es weist aber darauf hin, dass dem älteren Kind (ob nun auf dem Gymnasium oder nicht) in Alleinerziehendenhaushalten generell eine Unterstützungsfunktion zukommt, die den Gymnasialübergang des jüngeren Geschwis-terkindes positiv beeinflusst.

In den Modellen 6 und 7 wird entsprechend Hypothese 5 (H5) darauf eingegangen, ob sich das Vorhandensein gleichgeschlechtlicher älterer Geschwister auf dem Gymna-sium günstiger auf den Gymnasialübergang auswirkt als das Vorhandensein gegenge-schlechtlicher Geschwister. Dafür wurden die gezeigten Ergebnisse zunächst getrennt nach Geschlecht berechnet (M6). Hierbei ergeben sich keine substanziellen Unterschiede nach dem Geschlecht des älteren Geschwisterkindes. Aus den jeweiligen Interaktions-effekten mit dem Geschlecht des jüngeren Kindes (M7) lässt sich zudem ablesen, dass es keinen nach Geschlecht differenzierten Zusammenhang zwischen Geschwisterkons-tellation und der Übergangswahrscheinlichkeit auf das Gymnasium gibt. Mädchen und Jungen profitieren nicht in stärkerem Maße davon, wenn sie ein älteres gleichgeschlecht-liches Geschwisterkind auf dem Gymnasium haben. Einzig eine ältere Schwester auf dem Gymnasium wirkt sich tendenziell stärker (nicht statistisch signifikant: t = 1,31) auf den Gymnasialübergang der jüngeren Schwester als des jüngeren Bruders aus.

In Modell 8 ist analog zu Modell 3 nochmals festgehalten, wie sich der besuchte oder abgeschlossene Bildungsgang des älteren Geschwisterkindes auf den Gymnasialüber-gang auswirkt. Einzelkinder wurden hier aus der Berechnung ausgeschlossen. Immerhin gehören diese zur Referenzkategorie jener Kinder, die keine älteren Geschwister haben. Die Analyse ohne Einzelkinder ist somit eine Validierung der bisher gefundenen Zusam-

3 Immerhin könnte sich das ältere Geschwisterkind außerhalb des Gymnasiums mittlerweile (im Schulverlauf nach dem Gymnasialübergang) Kompetenzen angeeignet haben, deren Weitergabe (Lehrfunktion) an das jüngere Geschwisterkind dessen Kompetenzen erhöhen könnte und den Gymnasialübergang wahrscheinlicher macht.

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637Der positive und negative Einfluss von Geschwistern auf den Gymnasialübergang

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638 M. Helbig

menhänge. Es zeigt sich, dass die bislang gezeigten Ergebnisse auch ohne Berücksichti-gung der Einzelkinder bestätigt werden können.

Eine Erklärung für die beobachteten Effekte sind die Bildungsaspirationen der Eltern für ihr Kind. Geht man davon aus, dass Eltern in jenen Bundesländern, die keine bindende Gymnasialempfehlung am Ende der Grundschulzeit aussprechen, höhere Bildungsaspira-tionen in stärkerem Maße umsetzen können als in Bundesländern, in denen die Empfeh-lung bindend ist, dann müsste der Einfluss von älteren Geschwistern, die das Gymnasium besuchen, in der erstgenannten Gruppe von Bundesländern höher sein. Zur Prüfung die-ser Hypothese wurde ein lineares Mehrebenenmodell berechnet, dessen Ergebnisse in Tab. 3 dargestellt sind. Die Familie und die Bundesländer befinden sich auf den beiden höheren Ebenen. Es wird zunächst deutlich (M1), dass sich die Wahrscheinlichkeit eines Übergangs auf das Gymnasium in Bundesländern mit bindender und nicht bindender Schulempfehlung nicht unterscheidet. Der Interaktionsterm zwischen bindender Empfeh-lung und einem älteren Geschwisterkind auf dem Gymnasium zeigt jedoch entsprechend Hypothese 6 (H6), dass der Einfluss des älteren Kindes auf dem Gymnasium in jenen Bundesländern mit verbindlicher Empfehlung schwächer ist. In Bundesländern, in denen die Eltern nicht an die Empfehlung der Grundschule gebunden sind, ist die Chance eines Übergangs auf das Gymnasium für Kinder mit einem älteren Geschwisterkind im Haus-halt, das diese Schulform besucht, 20,0 % höher als ohne ein älteres Geschwisterkind im Haushalt. In Bundesländern mit bindender Empfehlung beträgt der Unterschied bei der Übergangswahrscheinlichkeit zwischen diesen beiden Gruppen 11,1 %.

Damit wird deutlich: Eine Erklärung für den Zusammenhang zwischen älteren Geschwistern auf dem Gymnasium und dem Gymnasialübergang sind die für beide Geschwister höheren Bildungsaspirationen der Eltern. Ferner deutet dieses Ergebnis dar-auf hin, dass in Bundesländern, die keine bindende Gymnasialempfehlung aussprechen, Kinder aus besonders bildungsorientierten Familien (mit höheren Bildungsaspirationen) systematisch beim Gymnasialübergang begünstigt sind. Die Folge können größere soziale Ungleichheiten beim Gymnasialübergang in solchen Bundesländern sein. Denn in Fami-lien mit höherer Bildung oder höherem beruflichen Status sind auch höhere Bildungsas-pirationen festzustellen, die in diesen Bundesländern einfacher in Gymnasialübergänge umgesetzt werden können und das unabhängig von der Geschwisterkonstellation.

5 Fazit

In diesem Beitrag wurde analysiert, inwieweit sich die Geschwisterkonstellation im Haushalt auf den Gymnasialübergang von Kindern auswirkt. Hierfür wurde zunächst untersucht, ob die Geschwisterzahl (H1) und/oder das Vorhandensein eines älteren Geschwisterkindes (H2) im Sinne der Ressourcen-Allokationstheorie den Gymnasial-übergang negativ beeinflusst. Es konnte gezeigt werden, dass die Anzahl der Geschwister nur einen Einfluss auf den Gymnasialübergang ausübt, wenn man nicht auf die älteren Geschwisterkinder kontrolliert. Vor allem diese haben einen negativen Einfluss auf den Gymnasialübergang, allerdings nicht im Sinne der Ressourcen-Allokationstheorie. Zwar gehen Kinder mit einem älteren Geschwisterkind seltener auf das Gymnasium über. Dies gilt aber nur, wenn das Geschwisterkind sich nicht auf dem Gymnasium befindet. Besucht

Page 17: Der positive und negative Einfluss von Geschwistern auf den Gymnasialübergang; The positive and negative influence of siblings on transition to upper secondary school;

639Der positive und negative Einfluss von Geschwistern auf den Gymnasialübergang

ein älteres Geschwisterkind hingegen das Gymnasium oder besitzt bereits die Hochschul-reife, so gehen die jüngeren Geschwister deutlich häufiger auf das Gymnasium über (H3). Ein Teil des Effekts des älteren Geschwisterkindes (positiv wie negativ) ist auf sozioöko-nomische Merkmale der Eltern zurückzuführen.

Um zu klären, ob der Effekt älterer Geschwister auf den Gymnasialübergang auf unbe-obachtete Merkmale der Eltern, der Grundschule oder direkt auf das ältere Geschwister-kind zurückzuführen ist, wurden zwei weitere Hypothesen aufgestellt. Diese sollten es ermöglichen, einen eigenständigen Effekt des älteren Geschwisterkindes nachzuweisen. Zum einen wurde getestet, ob der positive Einfluss älterer Geschwister, die sich auf dem Gymnasium befinden, mit der Haushaltskonstellation (alleinerziehend vs. Kernfamilie) variiert (H4). Dies konnte bestätigt werden: In Haushalten von Alleinerziehenden zeigte der Gymnasialbesuch eines älteren Geschwisterkindes eine positivere Wirkung auf den Gymnasialübergang als in Kernfamilien. Da aber auch der Effekt älterer Geschwisterkin-der, die nicht das Gymnasium besuchen, weniger negativ war als in Kernfamilien, kann man davon ausgehen, dass dem älteren Geschwisterkind nicht nur eine Lehrfunktion für das jüngere Geschwisterkind zukommt. Die gefundenen Ergebnisse weisen insgesamt auf eine breitere Unterstützungsfunktion des älteren Geschwisterkindes in Alleinerzie-hendenhaushalten hin.

Weiterhin wurde untersucht, ob die gefundenen Zusammenhänge unter gleichge-schlechtlichen Geschwisterpaaren stärker sind als unter gegengeschlechtlichen (H5). Hierfür konnten keine eindeutigen Belege gefunden werden. Dies widerspricht der ent-

Tab. 3: Einfluss der bindenden Gymnasialempfehlung auf den Effekt älterer Geschwister beim Gym-nasialübergang (lineares Mehrebenenmodell). (Quelle: Mikrozensus 2008, eigene Berechnungen)

M1 M2Älteres Geschwisterkind, Ref.: kein älteres Geschwisterkind im HaushaltÄlteres Geschwisterkind geht nicht auf das Gymnasium und hat keine Hochschulreife

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wicklungspsychologischen Theorie, die davon ausgeht, dass sich Jungen und Mädchen stär-ker an gleichgeschlechtlichen Vorbildern orientieren sollen als an gegengeschlechtlichen.

Abschließend konnte gezeigt werden, dass die Wirkung des älteren Geschwisterkindes, das auf dem Gymnasium ist, auf den Gymnasialübergang des jüngeren Geschwisterkindes in jenen Bundesländern ausgeprägter ist, in denen die Eltern frei über den Gymnasial-übergang entscheiden können. Dies weist darauf hin, dass Eltern in diesen Bundesländern ihre Bildungsaspirationen für das Gymnasium in stärkerem Maße durchsetzen können. Das gilt nicht nur für das jüngere, sondern vermutlich bereits für das ältere Geschwis-terkind. Dieses Ergebnis hat bildungspolitische Relevanz. In Bundesländern, in denen der Elternwille beim Gymnasialzugang frei ist, können Eltern ihre Bildungsaspirationen eher durchsetzen als in Bundesländern ohne freien Elternwillen. Das heißt auch, dass in Bundesländern mit freiem Elternwillen einige Kinder das Gymnasium besuchen können, die dies in Bundesländern ohne freie Wahl der Eltern nicht könnten. Mit der schulischen Leistung der Kinder steht dies nicht in Zusammenhang. Das konnte auch von Gresch et al. (2009) nachgewiesen werden, die ebenfalls einen ungleichheitsverstärkenden Effekt (nach beruflichem Status) des Elternwillens beim Übergang auf die weiterfüh-renden Schulen feststellen. Der Elternwille produziert somit ungleiche Zugangschancen zum Gymnasium und wirkt sich im Weiteren, durch die Undurchlässigkeit des deutschen Schulsystems, ungleichheitsverstärkend aus. Damit führt der Elternwille zu ungleichen, nicht meritokratisch begründeten Bildungschancen zwischen den Bundesländern. Mit anderen Worten: auch der Wohnort entscheidet über die Bildungschancen (siehe hierzu auch Helbig 2009). Dies mag zunächst trivial klingen. Dadurch, dass sich die Bundes-länder vergleichenden Analysen entziehen, bilden die Studie von Gresch et al. (2009) und dieser Beitrag die einzigen empirisch validen Belege dafür, dass die unterschiedlichen Bildungspolitiken der Bundesländer zu ungleichen Bildungschancen führen.

Dieser Beitrag weist einige Beschränkungen auf. Wie im Theorieteil bereits diskutiert, kann in der vorliegenden Studie die Frage nicht beantwortet werden, ob und in welchem Ausmaß bei dem gefunden Effekt des älteren Geschwisterkindes auf den Gymnasial-übergang Selektionseffekte vorliegen. Wie in Abb. 1 beschrieben, gibt es unbeobachtete Merkmale der Eltern und der Grundschule, die hier nicht kontrolliert werden konnten, aber den Gymnasialübergang des älteren und des jüngeren Geschwisterkindes beeinflus-sen können. Für den Zusammenhang zwischen Bildung des älteren Geschwisterkindes und dem Gymnasialübergang des jüngeren Kindes können diese Selektionsprozesse aber eine entscheidende Rolle spielen.

Von den anderen angenommenen Mechanismen, die nicht auf Selektion beruhen, konnten nur zwei einem empirischen Test unterzogen werden. So konnte nicht geprüft werden, ob das ältere Geschwisterkind Informationen über gymnasiale Bildungsanforde-rungen hat, die die Bildungsaspirationen der Eltern beeinflussen. Weiterhin war nicht zu klären, ob es zu einer stärker positiven Bewertung des jüngeren Geschwisterkindes durch die Grundschullehrer kommt, die das ältere Geschwisterkind bereits kennen und dieses für gymnasialtauglich hielten.

Allerdings konnte annäherungsweise geprüft werden, ob das ältere Geschwisterkind als „Lehrer“ des jüngeren Kindes agiert und so dessen Kompetenzen steigert. Hierzu wurde der Geschwistereffekt für ressourcenärmere Haushaltsformen (Alleinerziehenden-haushalte) berechnet und von stärkeren Geschwistereffekten in diesen Haushalten aus-

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gegangen. Diese Annahme konnte bestätigt werden. Allerdings wiesen die Ergebnisse ergänzend zur Lehrfunktion auf eine allgemeine Unterstützungsfunktion des älteren Geschwisterkindes in Alleinerziehendenhaushalten hin.

Untersucht werden konnte ebenfalls, ob das ältere Geschwisterkind ein Rollenvorbild für das jüngere Kind darstellt. Wenn dem so ist, müsste der Zusammenhang zwischen Bil-dung des älteren Geschwisterkindes und dem Gymnasialübergang für gleichgeschlecht-liche Geschwisterpaare größer sein als für gegengeschlechtliche. Hierfür fand sich kein empirischer Nachweis.

Auch wenn ein Mechanismus hinter den gefundenen (positiven wie negativen) Geschwistereffekten nachgewiesen werden konnte, bleibt offen, in welchem Ausmaß diese auf Selektion und auf Informationen der Eltern, Lehrer und Unterstützer (durch das ältere Geschwisterkind) oder positive Diskriminierung (durch die Lehrer) zurückzufüh-ren sind. Da die Chance für den Gymnasialbesuch für ein Kind, dessen älteres Geschwis-terkind auf dem Gymnasium ist, um 30,8 % (M3 in Tab. 2) höher ist als für eines, dessen älteres Geschwisterkind sich nicht auf dem Gymnasium befindet, ist dies keine triviale Frage. Allein die Zusammenhangsstärke sollte zukünftige Forschung dazu anregen, zu untersuchen, wie viele der gezeigten Effekte auf Selektion und wie viele auf die theore-tisch angenommenen Mechanismen zurückzuführen sind.

Eine weitere Beschränkung dieses Beitrages ist, dass nur die Geschwister betrach-tet werden konnten, die noch im Haushalt leben. Dadurch könnten systematisch ältere Geschwister nicht mit in die Analysen eingeflossen sein. Dies bedeutet, dass der Effekt der Geschwisteranzahl unterschätzt worden sein könnte, weil auch Geschwister, die bereits ausgezogen sind, einen negativen Effekt auf die kognitiven Kompetenzen der jün-geren Geschwister vor dem Gymnasialübergang gehabt haben können (Coleman 1988; Zajonc und Markus 1975). Gleichzeitig könnte aber sowohl der nachteilige Einfluss älterer Geschwister, die nicht das Gymnasium besuchen oder keine Hochschulreife besit-zen, als auch der positive Effekt älterer Geschwister, die ein Gymnasium besuchen oder eine Hochschulreife haben, unterschätzt worden sein, denn auch diese Geschwister könn-ten bereits aus dem elterlichen Haushalt ausgezogen sein. Es ist also möglich, dass der Effekt der Geschwisterkonstellation auf den Gymnasialübergang in diesem Beitrag sogar noch unterschätzt wurde. Allerdings sollte, wie anhand der Daten des Statistischen Bun-desamtes (2012) und der Europäischen Kommission (2008) dargestellt wurde, der Anteil bereits ausgezogener Geschwister niedrig sein.

Auch wenn die Frage nach den möglichen Mechanismen des beobachteten Zusammen-hangs in großen Teilen offen bleiben muss, sollte eines klar geworden sein: Die Geschwis-terkonstellation hat einen entscheidenden Einfluss auf den Bildungserfolg eines Kindes. Die bisherige Sicht auf die Geschwister als ausschließlich negativer Einflussfaktor auf den Bildungserfolg muss angesichts der hier vorgelegten Ergebnisse überdacht werden. Ohne nähere Informationen über die (älteren) Geschwister kann man zudem keine Aus-sagen über ihren Einfluss auf den Bildungserfolg treffen. So sind auch die Ergebnisse von Jacob (2010) im Lichte dieses Beitrages neu zu bewerten. Sie kam zu dem Ergebnis, dass Mädchen seltener ein Hochschulstudium abschließen, wenn sie einen älteren Bru-der haben. Hier wurde jedoch gezeigt, dass sich die Anwesenheit eines älteren Bruders ohne Kontrolle auf dessen Bildung negativ auf den Bildungsabschluss auswirkt, solange es nicht prozentual mehr Brüder gibt, die diesen Bildungsabschluss besitzen (siehe M2

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und M3 in Tab. 2). Da es in Deutschland viel weniger Personen und damit auch weniger ältere Brüder gibt, die einen Hochschulabschluss haben, als Personen, die über keinen Hochschulabschluss verfügen, könnte der negative Einfluss des älteren Bruders auf diese Ungleichheit zurückgeführt werden.

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Marcel Helbig, 1980, Dr. phil., wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) in der Projektgruppe der Präsidentin. Forschungsgebiete: Bildungs-soziologie, Geschlechterungleichheit, Schulsysteme und deutsche Schulpolitik. Veröffentlichun-gen: Sind Mädchen besser? Der Wandel geschlechtsspezifischen Bildungserfolgs in Deutschland, Frankfurt 2012.


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