+ All Categories
Home > Documents > der Ohren und Pfotenverletzung - pflegi-dickie.depflegi-dickie.de/downloads/tetanus.pdf · -5 Tage...

der Ohren und Pfotenverletzung - pflegi-dickie.depflegi-dickie.de/downloads/tetanus.pdf · -5 Tage...

Date post: 30-Oct-2019
Category:
Upload: others
View: 0 times
Download: 0 times
Share this document with a friend
5
22 Abb. 1: Dt. Schäferhund (Falll ) mit Engerstellung der Ohren und Pfotenverletzung u. Klaffer und F. Gutbrod ZUSAMMENFASSUNG: In der Zeit vom 24.2.90 bis 02.09.95 wurden 3 Hunde und 2 Katzen gegen Tetanus behandelt. 5 Hunde und 1 Katze überlebten die Erkrankung. Bei einer Katze gelang es, das Tetanospasmin nachzuweisen. Die Fälle, die Therapie und die Prophylaxe werden beschrieben. ZNS wo es die Freisetzung inhibitorischer Überträger- stoffe hemmt (9). Dadurch kommt es zur gleichzeitigen maximalen Kontraktion der Beuge- und Streckmuskeln (9). Eine hämatogene oder lymphogene Verbreitung des Erregers in Milz und Leber ist ebenfalls möglich, wobei es zur idiopathischen Verlaufsform kommt. Häufig lassen sich dabei keine Verletzungen mehr nachweisen. Beim lokalen Tetanus bleibt die Erkrankung meist nur auf die nähere Umgebung des Erregereintritts beschränkt (8). Die Inkubationszeit beträgt einige Tage bis Wochen (10). Die ersten Muskelspasmen treten an Kopf, Hals und Rumpf auf. Die Extremitäten werden erst später betroffen. Im fortgeschrittenen Stadium werden die Atmungs- und Kreislauforgane befallen. Häufig führen Komplikationen zum Tode. Der Krankheitsverlauf kann bis zu einigen Wochen betragen (12). In den letzten fünf Jahren wurden von uns 10 Fälle von Tetanus beobachtet. Auch andere Autoren berichteten über dieses Ereignis (1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 11, 13, 14, 15,16, 17). EINLEITUNG Tetanus ist eine bei Hund und Katze selten auftretende, akut oder subakut verlaufende, allgemeine Intoxikations- krankheit. Der Erreger Clostridium tetani (Cl. tetani) ist ein grampositives, anaerobes, sporenbildendes, beweg- liches Stäbchen, das in unterschiedlicher Häufigkeit weltweit verbreitet ist (9, 12). Die Sporen sind gegen chemische und physikalische Umwelteinflüsse sehr widerstandsfähig. Die üblichen Sterilisationsverfahren zeigen wenig Wirkung. Nur 30minütiges Autoklavieren bei 120° C und 1 atü bringt eine befriedigende Abtötung der Erreger (9). Unsachgemäß vorbereitetes Operations- instrumentarium kann deshalb eine Infektionsquelle darstellen. Hund und Katze besitzen eine hohe natürliche Resistenz gegen die Toxine von CI. tetani, wobei die Katze deutlich weniger erkrankt (6, 7). Die Sporen des Erregers 'dringen meist über Wunden (2, 6, 13, 15, 17) oder opera- tive Eingriffe (14) in den Körper ein und vermehren sich in anaerober Umgebung, wobei zwei Exotoxine gebildet werden. Tetanolysin führt zur Auflösung der Erythro- zyten und Tetanospasmin verursacht die bekannten Krämpfe. Das Tetanospasmin wandert intraaxonal zum FALLBESCHREIBUNG 1. Fall: Deutscher Schäferhund, erwachsen, männlich Vorbericht: Pfotenverletzung, bereits wieder verheilt Befunde: engergestellte Ohren, Stirnfältelung, steifer Gang Diagnose: Tetanus Therapie: -Revision der alten Wunde und Wasserstoffsuperoxid- verband -6 Tage lang jeweils 40000 IE/kg KGW Penicillin G -5 Tage lang jeweils 250 IE/kg KGW Tetanusantiserum s.c. -Diazepam bei Bedarf -2 Tage lang Infusion von Ringer-lactat -stationäre Unterbringung im abgedunkelten Raum für 18 Tage Verlauf: 1. -6. Tag: unveränderte Krampfbereitschaft, Nahrungs- aufnahme möglich 7. -18. Tag: Zustand normalisiert sich Entlassung am 18. Tag 2. Fall: Rottweiler, männlich, erwachsen Vorbericht: vor 15 Tagen Krallenverletzung
Transcript
Page 1: der Ohren und Pfotenverletzung - pflegi-dickie.depflegi-dickie.de/downloads/tetanus.pdf · -5 Tage Infusionen mit Ringer-lactat-3. -5. Tag Methocarbamol 10 mg/kg KGW in DTI bei Bedarf-3.

22

Abb. 1: Dt. Schäferhund (Falll ) mit Engerstellung

der Ohren und Pfotenverletzung

u. Klaffer und F. Gutbrod

ZUSAMMENFASSUNG:

In der Zeit vom 24.2.90 bis 02.09.95 wurden 3 Hundeund 2 Katzen gegen Tetanus behandelt. 5 Hunde und1 Katze überlebten die Erkrankung. Bei einer Katzegelang es, das Tetanospasmin nachzuweisen. Die Fälle,die Therapie und die Prophylaxe werden beschrieben.

ZNS wo es die Freisetzung inhibitorischer Überträger-stoffe hemmt (9). Dadurch kommt es zur gleichzeitigenmaximalen Kontraktion der Beuge- und Streckmuskeln(9). Eine hämatogene oder lymphogene Verbreitung desErregers in Milz und Leber ist ebenfalls möglich, wobeies zur idiopathischen Verlaufsform kommt. Häufig lassensich dabei keine Verletzungen mehr nachweisen. Beimlokalen Tetanus bleibt die Erkrankung meist nur auf dienähere Umgebung des Erregereintritts beschränkt (8).

Die Inkubationszeit beträgt einige Tage bis Wochen(10). Die ersten Muskelspasmen treten an Kopf, Hals undRumpf auf. Die Extremitäten werden erst später betroffen.Im fortgeschrittenen Stadium werden die Atmungs- undKreislauforgane befallen. Häufig führen Komplikationenzum Tode. Der Krankheitsverlauf kann bis zu einigenWochen betragen (12).

In den letzten fünf Jahren wurden von uns 10 Fälle vonTetanus beobachtet. Auch andere Autoren berichtetenüber dieses Ereignis (1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 11, 13, 14, 15,16, 17).

EINLEITUNG

Tetanus ist eine bei Hund und Katze selten auftretende,akut oder subakut verlaufende, allgemeine Intoxikations-krankheit. Der Erreger Clostridium tetani (Cl. tetani) istein grampositives, anaerobes, sporenbildendes, beweg-liches Stäbchen, das in unterschiedlicher Häufigkeitweltweit verbreitet ist (9, 12). Die Sporen sind gegenchemische und physikalische Umwelteinflüsse sehrwiderstandsfähig. Die üblichen Sterilisationsverfahrenzeigen wenig Wirkung. Nur 30minütiges Autoklavierenbei 120° C und 1 atü bringt eine befriedigende Abtötungder Erreger (9). Unsachgemäß vorbereitetes Operations-instrumentarium kann deshalb eine Infektionsquelledarstellen. Hund und Katze besitzen eine hohe natürlicheResistenz gegen die Toxine von CI. tetani, wobei die Katzedeutlich weniger erkrankt (6, 7). Die Sporen des Erregers

'dringen meist über Wunden (2, 6, 13, 15, 17) oder opera-tive Eingriffe (14) in den Körper ein und vermehren sichin anaerober Umgebung, wobei zwei Exotoxine gebildetwerden. Tetanolysin führt zur Auflösung der Erythro-zyten und Tetanospasmin verursacht die bekanntenKrämpfe. Das Tetanospasmin wandert intraaxonal zum

FALLBESCHREIBUNG

1. Fall: Deutscher Schäferhund, erwachsen, männlichVorbericht: Pfotenverletzung, bereits wieder verheiltBefunde: engergestellte Ohren, Stirnfältelung, steifer

GangDiagnose: Tetanus

Therapie:-Revision der alten Wunde und Wasserstoffsuperoxid-

verband-6 Tage lang jeweils 40000 IE/kg KGW Penicillin G-5 Tage lang jeweils 250 IE/kg KGW Tetanusantiserum s.c.-Diazepam bei Bedarf-2 Tage lang Infusion von Ringer-lactat-stationäre Unterbringung im abgedunkelten Raum

für 18 TageVerlauf:1. -6. Tag: unveränderte Krampfbereitschaft, Nahrungs-aufnahme möglich7. -18. Tag: Zustand normalisiert sichEntlassung am 18. Tag

2. Fall: Rottweiler, männlich, erwachsen

Vorbericht: vor 15 Tagen Krallenverletzung

Page 2: der Ohren und Pfotenverletzung - pflegi-dickie.depflegi-dickie.de/downloads/tetanus.pdf · -5 Tage Infusionen mit Ringer-lactat-3. -5. Tag Methocarbamol 10 mg/kg KGW in DTI bei Bedarf-3.

FACHSPIEGEL 23

Tierklinik Dres.F. Gutbrod, W. Kaspar und J. Lechner,90451 Nürnberg, Wertachstraße 1

Verlauf:trotz intensiver Behandlung keine Besserung des Allge-meinbefindens, Krämpfe, Seitenlage, Futteraufnahmewar dauernd möglich, nach 4 Tagen verschärfte bron-chiale Atemgeräusche, am 5. Tag verstorben

Befunde: angebrochene und abgehobene Kralle, ver-schmutzte eitrige Krallenbettentzündung, enggestellteOhren, gefältelte KopfhautDiagnose: Tetanus

Therapie:-Nagelentfernung, Wundreinigung, Wasserstoffsuper-

oxidverband-7 Tage lang jeweils 20 mg/kg KGW Amoxicillin-am 1. Tag 250 IE/kg KGW Tetanusantiserum s. c.-ambulante BehandlungVerlauf:nach 7 Tagen war der Patient beschwerdefrei

Abb. 2: Krallenverletlun!l bei einem Rattweiler (Fall 2)

5. Fall: Husky, 6 Jahre, weiblichVorbericht: Schluckbeschwerden, steifer GangBefunde: Trismus, enggestellte Ohren, gefältelte Kopf-haut, verengte Lidspalte, Speichelfluß, schluckbeschwer-den, steifer Gang, Seitenlage, keine Verletzungen fest-stellbarDiagnose: Tetanus

Therapie:-9 Tage lang jeweils 20 mg/kg KGW Amoxicillin-9 Tage lang jeweils 250 IE/kg KGW Tetanusantiserum s.c.-vom 2. -5. Tag Infusionen mit Ringer-Lactat-Diazepam nach Bedarf-am 3., 6.-9. Tag jeweils 10 mg/kg KGW Methocarba-

mol (ortoton R) in DTI zur zentralen Muskelrelaxation-stationäre Aufnahme für 9 TageVerlauf:Trotz intensiver Behandlung keine Besserung, Futterauf-nahme nicht möglich, am 9. Tag verstorben.

3. Fall: Boxer, erwachsenVorbericht: vor 2 Wochen BallenverletzungBefunde: entzündete, alte Verlet~ung zwischen denZehenballen, enggestellte Ohren, Kopfhautfältelung,Nickhautvorfall, Dyspnoe, erhöhte ErregbarkeitDiagnose: Tetanus

Therapie:-Wundrevision-7 Tage lang jeweils 30000 IE/kg KGW Penicillin G-7 Tage lang jeweils 250 IE/kg KGW Tetanusantiserum-Diazepam bei Bedarf-stationäre Aufnahme für 7 TageVerlauf:schneller gesundheitlicher Aufschwung verleitet denBesitzer 2 Tage nach der Entlassung mit dem Hund zuspielen, Patient bekommt Pharynxkrämpfe und stirbt.

6. Fall: Rauhhaardackel, 2 Jahre, weiblichVorbericht: mit ZNS-Störungen eingeliefertBefunde: Trismus, Strabismus, Exophthalmus, enggestellteOhren, gefältelte Kopfhaut, steife Skelettmuskulatur,Dyspnoe, Borreliose- Titer neg., keine Verletzung sichtbarDiagnose: Tetanus

Therapie:-8 Tage lang jeweils 20 mg/kg KGW Amoxicillin-am 1. Tag 250 IE/kg KGW Tetanusantiserum-die ersten 5 Tage Ringer-lactat-Infusionen-Diazepam bei Bedarf-5.-7. Tag: täglich jeweils 10 mg/kg KGW Methocarba-

moloral, bei Bedarf-8 Tage stationärer AufenthaltVerlauf:über 9 Tage hinweg täglich leichte Besserung, 5 TageKrämpfe, Nahrungsaufnahme war ab dem 3. Tag möglich,Kotabsatz in den ersten 5 Tagen nur durch mechanischeEntfernung möglich, nach 2 Wochen symptomfrei

7. Fall: Labradormischlingshund, 6 MonateVorbericht: frißt nicht, FieberBefunde: Milchcanius oben rechts abgebrochen, Pulpamit Erde verschmutzt, um den Bereich des abgebroche-nen Zahnes deutliche Gingivaschwellung, 2-3 Tage nachAmoxicillingabe Krämpfe und Engerstellung der OhrenDiagnose: Tetanus

4. Fall: Mischling, 1 Jahr, weiblichVorbericht: seit 2 Tagen Durchfall und ErbrechenBefunde: Schluckbeschwerden, Trismus, Speicheln,Erbrechen, enggestellte Ohren, Kopfhautfältelung, Nick-hautvorfall, erhöhte Krampfanfälligkeit, keine Verlet-zungen feststellbarDiagnose: TetanusTherapie:-5 Tage lang täglich jeweils 20 mg/kg KGW Amoxicillin-am 1. Tag 250 IE/kg KGW Tetanusantiserum s.c.-stationäre Aufnahme für 5 Tage

Weitere Informationen unter 110vete,;nä, .p;egel t/96

Page 3: der Ohren und Pfotenverletzung - pflegi-dickie.depflegi-dickie.de/downloads/tetanus.pdf · -5 Tage Infusionen mit Ringer-lactat-3. -5. Tag Methocarbamol 10 mg/kg KGW in DTI bei Bedarf-3.

FACHSPIEGEL24

Abb. 3: labradormischling (Fall 7) mit

Stirnföltelung

Befunde: ungetrübtes Bewußtsein, steif abgespreizteGliedmaßen, Seitenlage, alte Operationsnaht am Bauch,Fäden noch sichtbarRöntgenologische Untersuchung: verschmutzte Bauch-wundeMyelographie: ohne besonderen BefundTetanustoxinnachweis: im Tierversuch positivDiagnose: TetanusTherapie: 1. u. 2. Tag:-20 mg/kg KGW Amoxicillin-am 1. Tag 250 IE/kg KGW Tetanusantitoxin s. c.-Diazepam nach Bedarf

-Ringer-lactat-Infusionenab 3. Tag Weiterbehandlung durch überweisenden Tier-arzt-3. -11. Tag: jeweils 5 mg/kg KGW Clindamycin oralVerlauf:tägliche Besserung, nach 12 Tagen beschwerdefrei

Therapie:-Zahnextraktion-Spülung der Wundhöhle mit Wasserstoffsuperoxid-8 Tage lang jeweils 20 mg/kg KGW Amoxicillin-die ersten 3 Tage jeweils 250 IE/kg KGW Tetanusanti-

serum-Infusionen mit Ringer-lactat und Glukose-Diazepam bei Bedarf-stationäre Aufnahme für 7 TageVerlauf:1. und 2. Tag: keine Nahrungsaufnahme, Krämpfe undSeitenlage, ab dem 3. Tag Nahrungsaufnahme wiedermöglich, nach 7 Tagen Genesung und anschließende Ent-

lassung

10. Fall: Katze, erwachsen, männlichVorbericht: vor 10 Tagen nach Unfall Plattenosteo-synthese einer stark mit Erde verschmutzten Unterschen-kelfrakturBefunde: Streckkrämpfe, SeitenlageDiagnose: Tetanus

Therapie:-Eröffnung der Operationswunde-5 Tage lang Wundspülung mit Wasserstoffsuperoxid-5 Tage lang jeweils 20 mg/kg KGW Amoxicillin-Diazepam nach Bedarf-5 Tage Infusionen mit Ringer-lactat-3. -5. Tag Methocarbamol 10 mg/kg KGW in DTI bei

Bedarf-3. -5. Tag Narcoren bei Bedarf-5 Tage stationärer AufenthaltVerlauf:trotz intensiver stationärer Behandlung stetige ver-schlechterung, Seitenlage, am 5. Tag verstorben.

DISKUSSION

Tetanus kommt bei der Katze seltener vor als beimHund (7). Der Grund dafür dürfte in dem höheren natür-lichen Tetanustoxin-Antikörperspiegel der Katze liegen(10). Auch bei den von uns beobachteten Fällen konnteeine auffallende Häufung beim' Hund beobachtetwerden.

Die Diagnose des Tetanus erfolgt meist nach demklinischen Erscheinungsbild, da die Erreger oder derenToxine oft nicht aufspürbar sind. Bei allen von uns beob-achteten Fällen traten beim Hund schon relativ früh dieals pathognomonisch zu bezeichnende Engerstellungder Ohren und die Stirnhautfältelung auf. Trismus, Nick-hautvorfall und durch Verkrampfungen der Schlundmus-kulatur ausgelöste Schluckbeschwerden waren ebenfallsanzutreffen-

Bei leichten Fällen von Wundstarrkrampf bleiben dieSymptome meist auf den Kopf beschränkt (Fall 2).

Die Hälfte der von uns behandelten Patienten wieseine milde generalisierte Tetanusform auf. Die Muskel-spasmen hatten sich vom Kopf und Nacken auf denRumpf ausgebreitet. Die Skelettmuskulatur warschmerzhaft verspannt und die Tiere konnten sich nursteif bewegen. Der Schluckakt war noch möglich (Fälle 1,3, 6, 8). Bei den schweren Fällen hatten sich die Muskel-spasmen so verschlimmert, daß die Tiere nicht mehrstehen konnten und sich in Seitenlage befanden (Fälle 4,5, 7, 9, 10). Komplikationen (Respirationsstörungen,

8. Fall: Mischlingshund, 3 Jahre, männlichVorbericht: seit mehreren Tagen Röcheln und Husten,läßt sich nicht ins Maul schauenBefunde: 1. Tag: eitriger Caninus, verdickte lefzen, mas-sive Entzündung von Rachen, Kehlkopf und Trachea

3. Tag: keine Besserung, jetzt Stehvermögen gestört,Skelettmuskelkrämpfe, Trismus, enggestellte Ohren,gefältelte KopfhautDiagnose: Tetanus

Therapie:1. -3. Tag: ambulante symptomatische Behandlung aufViruslaryngitis, Antibiose4.-16. Tag:-am 4. Tag Caninusextraktion-10 Tage lang jeweils 20 mg/kg KGW Amoxicillin-6 Tage lang jeweils 250 IE/kg KGW Tetanusantitoxin-8 Tage lang Infusionen mit Ringer-lactat und Glukose-8 Tage stationärer AufenthaltVerlauf:1. -3. Tag: stetige Verschlechterung4. -12. Tag: trotz Muskelkrämpfen war Nahrungsauf-nahme möglich13:-16. Tag: schnelle Besserung innerhalb von 3 Tagen,

Entlassung

9. Fall: Katze, erwachsen, weiblichVorbericht: vor einigen Tagen Bauchverletzung, Ver-dacht auf Wirbelsäulenverletzung

veterina, sp;egell196

Page 4: der Ohren und Pfotenverletzung - pflegi-dickie.depflegi-dickie.de/downloads/tetanus.pdf · -5 Tage Infusionen mit Ringer-lactat-3. -5. Tag Methocarbamol 10 mg/kg KGW in DTI bei Bedarf-3.

FACHSPIEGEL 25

Harn- und Kotabsatzprobleme) erschwerten den Krank-heitsverlauf .

Interessante, aber bei uns nicht aufgetretene Kompli-kationen stellen der durch eine intraabdominaleDruckerhöhung provozierte Megaösophagus und dieHiatus-Hernie dar (2, 17). Hyperfunktionen des sympa-thischen und v. a. des parasympathischen Nervensystemslösen tödliche Kreislaufinsuffizienz, Bradykardie undHerzrhythmusstörungen aus (10).

Die lokalisierte Form des Tetanus spielt beim Hund nureine untergeordnete Rolle und wird oft nicht erkannt.Aufgrund einer zu geringen Tetanospasminkonzentrationbleiben die Krämpfe meist auf eine Gliedmaße be-schränkt (1, 8). Es kann jedoch auch eine isolierte Blasen-

lähmung auftreten (4).Bei den von uns untersuchten Katzen konnte eine

extrem mit Erde verschmutzte Wunde festgestelltwerden.

In der Anfangsphase der Erkrankung (Fälle 4, 5, 9),wenn die pathognomischen Symptome fehlen, ist eineDiagnose oft nicht sofort zu stellen.

Die hohe Resistenz der Sporen gegen physikalischeund chemische Umwelteinflüsse birgt die Gefahr eineroperativen Wundinfektion in sich (6, 14). Ein 2-3stündi-ges Kochen der Instrumente, um die Sporenaktivität zureduzieren, reicht oft nicht aus. Erst ein 30minütigesAutoklavieren bei 120° C und 1 atü bringt hinreichende

Sicherheit (9).In 7 von 10 Fällen konnte eine vollständige Genesung

der Patienten erzielt werden.

Abb. 4: Katze (Fall 9) mit verschmutzter Bauchwunde

Die Prognose ist bei leichten Fällen von Tetanus, beidenen die Symptome nur auf den Kopf beschränkt sind(Fall 2) und bei milden generalisierten Formen (keineLähmung der Atmungsmuskulatur, erhaltener Schluck-akt, erhaltenes Stehvermögen) (Fälle 1, 3, 6, 8, 9) relativgünstig. Werden die ersten 10 Tage überlebt und kom-men keine Komplikationen (Pneumonie, Cystitis) hinzu,sind die Chancen der vollständigen Genesung gut (7).Die Krankheitsdauer unserer Tetanuspatienten betrugeineinhalb bis drei Wochen. Die Prognose bei schweren,schnellverlaufenden Tetanusfällen (Fälle 4, 5, 9) istvorsichtig bis ungünstig zu stellen. Bei den von uns be-obachteten Todesfällen lag die Krankheitsdauer zwischen5 und 9 Tagen. Es besteht auch ein enger Zusammen-hang zwischen der Inkubationszeit und dem Krankheits-verlauf. Je schneller die Krankheit nach der Infektionauftritt, desto schlechter ist die Prognose (14). Oft läßtsich allerdings die Inkubationszeit nicht eruieren.

Die Behandlung der Krankheit ist sehr zeitaufwendig.Eine allmähliche Besserung tritt erst nach 8 -10 Tagen ein.

Wesentlich sind die Eliminierung des Erregerherdes,die Bindung des Tetanustoxins, die Kontrolle der vitalenFunktionen und die Minderung der sehr schmerzhaftentetanischen Krämpfe.

,eterinär spiegel 1/96

Page 5: der Ohren und Pfotenverletzung - pflegi-dickie.depflegi-dickie.de/downloads/tetanus.pdf · -5 Tage Infusionen mit Ringer-lactat-3. -5. Tag Methocarbamol 10 mg/kg KGW in DTI bei Bedarf-3.

FACHSPIEGEL26

Die zentrale Muskelrelaxation mit Methocarbamolbringt eine über Stunden anhaltende Krampflinderungund hat wenig Einfluß auf das Atemzentrum. In Kom-bination mit Narcotica kann die Wirkung verstärktwerden.5. Unterbringung in einem abgedunkelten ruhigen

Raum zur Reduzierung der Krampfanfälligkeit undder Larynxspasmen.

6. Parenterale Zufuhr von Nährstoffen und Elektrolyten.7. Künstliche Beatmung bei schweren Krämpfen der

Atmungsmuskulatur.8. Manuelle Entleerung von Blase und Darm bei Bedarf.

Weil Tetanusfälle häufiger auftreten, als in der Litera-tur angegeben wird, die Behandlung aufwendig und dieLetalitätsrate relativ hoch ist, empfehlen wir prophylak-tische Maßnahmen. In der Literatur werden dazu ver-schiedene Wege aufgezeigt (9):

-SimultanimpfungBesonders schwere, verschmutzte Pfoten- und Glied-

maßenverletzungen schließen die sich im Erdreich be-findlichen Erreger in der Tiefe ein. Ein Aufspüren des Infek-tionsherdes ist dann meistens nur noch schwer möglich.Es kommt nach einigen Tagen zum Narbentetanus (9).

Bei der Impfung, die einige Stunden nach der Verlet-zung erfolgen soll, werden gleichzeitig Tetanus-Immun-serum und Tetanusimpfstoff räumlich voneinandergetrennt appliziert. Die Serumdosis beträgt 1000-2000IE/verletztem Tier, die Impfstoffmenge 150 IE/Tier. Nach 4Wochen kann dann mit Tetanusimpfstoff nachgeimpftwerden. Der Impfschutz verstärkt sich dadurch und wirdauf 1 Jahr verlängert.

Die nachfolgend genannten Therapievorschläge solltenbis zum Abklingen der Tetanussymptome durchgeführtwerden:1. Die operative Freilegung und Exzision der Erreger-

eintrifftspforte zur Herstellung eines aeroben Wund-milieus. Zusätzliche Spülungen mit Wasserstoffsuperoxidhemmen die Vermehrung der anaeroben Keime.

2. Die Bekämpfung der vegetativen CI. tetani Formenmit Penicillin.Das Antibiotikum sollte über mehrere Tage in hohen

Dosen von 15000-30000 IE/kg 3 x täglich intramuskulärappliziert werden (12).

Tetracyclin, Clindamycin oder Chloramphenicol sindebenfalls gut wirksam (14).3. Heilbehandlung mit Tetanus-Immunserum.

100-1000 IE/kg KGW, jedoch max. 30000 lEITierwerden s.c. verabreicht (9). Eine i.v. Applikation haltenwir wegen der allergenen Nebenwirkungen für zugefährlich. Tetanustoxin neutralisiert jedoch nur dasfreie, nicht an die Nervenzellen gebundene Tetanospas-min. Bei fortgeschrittenen Fällen sind daher nur geringeErfolge zu erwarten.4. Kontinuierliche Ruhigstellung des Patienten mit Tran-

quilizern, Neuroleptika oder Muskelrelaxantien.Folgende Dosierungen werden empfohlen (12):

-Diazepam (Valium): alle 2-3 h, 1-2 mg/kg KGW, nachWirkung, gute Wirkung, aber kurze Dauer, 1 -4 h

-Pentobarbital, Phenobarbital: 3 -14 mg/kg KGW, alle4-6 h i.v.

-Propionylpromazin (Combelen): 0,2-0,3 mg/kg KGW-Chlorpromazin: 2 mg/kg KGW i. m. 2 x tägl.-Methocarbamol (Ortoton@), 10 mg/kg KGW i.v. in 100

ml DTI. alle 6-8 h (14) -Aktive ImmunisierungWährend bei der Katze wegen des erhöhten Tetanus-

toxinantikörperspiegels die Simultanimpfung im begrÜn-deten Einzelfall ausreicht, empfehlen wir beim Hundgenerell eine regelmäßige aktive Immunisierung. 150 IETetanustoxinimpfstoff werden im Abstand von 4 Wocheni. m. oder s. c. appliziert. Auffrischungsinjektionen erfolgenim jährlichen Abstand. Da diese Vaccinierung weder mithohen Kosten, noch mit erheblichen gesundheitlichenNebenwirkungen verbunden ist, sollte sie dem Hunde-besitzer ebenso wie die jährlichen Schutzimpfungenangeraten werden.

Literatur

1. Bader, F.. Über drei Fälle van Tetanus beim Hund, Schweiz. Arch. Thkde.102, SSI (1960).

2. Dieringer, T.M., A.M. Walf: Esaphageal hiatiil hernia and megaesaphaguscamplicating tetanus in twa dags, JAVMA 199, B7-B9 (1991).

3. Engels, J., N. Albrecht, D. Hagenbeck und B. Struckmann: Tetanus beimHund, Kleintierpraxis 40, 707-715 (1995).

4. Gafner, F.: Ein atypisch verlaufender Fall van Tetanus beim Hund, Schweiz.Arch;Tierheilk. 129, 271-276 (19B7).

5. Hansan, c.J.: Tetanus in a dag: A case repart, Vet. Rec. 110, 336-337(19B2).

6. Hertle, A., K. Kellinghusen und M. Kack: Tetanus beim Hund -Ein Berichtaus der Praxis, Kleintierpraxis 30, IB9-196 (19B5).

7. Laeffler, K., L. Hensel und H.-J. Ehrlein: Tetanus bei Hund und Katze,Dtsch. Tierärztl. Wschr. 69, 476-479 (1962).

B. Malik, R.. D.B. Church, J.E. Maddisan und E.R. Farraw: Three cases af lacaltetanus, J. Small. Anim. Pract. 30, 469-473 (19B9).

9. Mayr, A.. G. Eissner und D. Mayr-Bibrack: Handbuch der Schutzimpfungenin der Tiermedizin, Berlin, Paul Parey Verlag, B53-B62 (19B4).

10. Merrett, D.J.: Canine tetanus, Veterinary Annual 33, 209-291.11. Miesel, G.. Erfalgreiche Tetanusbehandlung bei einem Jagdhund,

Tierärztl. Prax. 5, 375-377 (1977).12. Niemand, H.G.. P. F. Suter. Praktikum der Hundeklinik, Hamburg, Paul

Parey Verlag, 234-236 (1989).13. Ratcliffe, J.: Tetanus in a dag, Vet. Rac. 124, 666.14. Rubin, S.R.. T. Faulkner und G.E. Ward: Tetanus fallawing Ovariahysterec-

tamy in a dag: A cae repart and review, J. Amer. Anim. Hasp. Assac. 19,293-298 (1983).

15. Ryer, K.A.: Tetanus in a dag, Small Anim. Clin.. 830-833 (1979).16. Stalley-Wirth und S. Krieger-Huber: Tetanus beim Hund -ein seltener Fall

in der Praxis, Prakt. Tierarzt 74, 455-456 (1993).17. Van Hamm, C. und H. Van Bree. Canservative treatment af tetanus assa-

ciated with hiatus hernia and gastraaesaphageal reflux, J. Small. Anim.Pract. 33, 289-294 (1992).

Weitere Informationen unter 112

ve.e,in.r spiegei 1196


Recommended