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Der ,,Freunde Klosters Fürstenfeld ,,Man verlernt · Goppe} Ich glaube nicht daran, aber ich lese...

Date post: 04-Sep-2020
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LANDKREI S FURS TENIFELDB RU CK Der Verein ,,Freunde des Klosters Fürstenfeld" feieft die Rekonstruktion des Kudürstensaals ,,Man darf das Träumen nicht verlernt haben" Fürstenfeldbruck - Gegen den erhebli- chen Widerstand des Finanzministe- riums als Eigenttirner, von Denkmal- schützern und der Polizei-fachhochschu- le als Nutzer hat der Verei¡ der ,,FYeunde des Klosters Fitstenfeld" 16 Jah¡enzä- her Arbeit erreicht, dass der KurfüLrsten- saal im ehemaligen Kloster Ftirstenfeld rekonstruiert wird. An diesem Sonntag, 1?. Oktober, wird er mit einem Festakt eingeweiht. Der Gründungsvorsitzende des Förderverei¡s, FDP-Stadt- u¡d Kreisrat Klaus Wollenberg, und sein Nachfolger, der CSU-Landtagsabgeord- nete und Wissenschaftsminister a. D. Thomas Goppel, erzählen im Interview mit Gerhard Eisenkolb, wie aus ihrem Ziel Wirklichkeit wurde. Die passende Darstellung dazu ist das wiederentdeck- te Asam-Flesko im Barocksaal vom Kampf des David gegen Goliath. Sie høben etwas geschøffi, was es sonst nur im Mdrchen gibt. Glnuben Si,e an Mrir- chen? Goppe} Ich glaube nicht daran, aber ich lese sie gerne. Wollenberg: Nein, es ist kein Märchen, sondern Realität, wie haben unser Ziel er- reicht. Wic uerrùclct muss tnøn sein, um für so einProjekt zukämpfen? Goppel: Man darf das Tläumen nicht verlernt haben. Man muss sich sicher sein, dass man andere ftir so eine Idee ge- winnen kann. Und man mrrss überzeugt sein, dass man nicht allein übrig ist, wenn es schwierig wird. Meine FÌau hat gesagt, als es darum ging, initiativ zu wer- den rmd fast zwei Millionen Eu¡o zu be- schaffen: Du spinnst. \ilollenberg: Ich habe es von Beginn unserer Aktivität an nicht so gesehen, dass wi¡ verrückt sind, sondern war vom Erbe der barocken Pracht und Erschei- nung der Ausgestaltung des Kurftirsten- trakts im Kloster F\iLrstenfeld fasziniert. Was høt Si.e dnzu bewegt, einen aus d.em Gedächtnß uerschwundenen Bø- rocltsqøl neu entstehen zu lassen? Goppeh Mich hat der Kürrstler, der ihn geschaffen hat, gereizt. Der Hans Georg Asam ist es. Fi.ir Asam mussten wir das tun. Samstag/Sonntag, 16./17 . Oktober 2010 PFF Süddeutsche Zeitung 1{r, 240 / Seite Fi lj Was wør d,ic schwierigste Prüfung? Goppel Einmal der Den}¡nalschutz, der einfach nicht wollte, dass Altes wo- möglich ergåinzt wi¡d. Wirklicher Glücks- fall wa¡ da der Vorsitzende des Verei¡s als lffissenschaftsminister, der für den Denknalschu¡" r*¡¿¡¿ì i g ist. ørbeit. Vor allem die Führungen im zer- stüclcelten Kurfii.rstensaal wurden do ch ein Selbstkiufer. Wollenberg: Ja, viele wichtige Leute haben sich interessiert. Bei meinen tr'rih- rungen ist dann der Funke ùbergesprun- gen. Die Leute waren so begeistert, dass viel gespendet wr¡rde und Bêsucher dem Verein beigetreten sind. Goppel: Ein Jahr hatten wir keinen Ausweg zur Lösung unseres Finanzpro- blems gefunden. Dann kam die Ztsage über 535 000 Euro von Propter Homines. Ermöglicht hat das der ehemalige Bun- desi¡nenminister Fri.ed¡ich Zimmer- mann als Mitglied des Stiftungsrates. tionierte wie ein Netzwerk - und er war sehr zäh. Oh¡e ihn wäre das Vorhaben auf der Strecke ,,verhungert". Wollenberg: Mit der breiten Basis des Vereins wares möglich, die Geschich- te von Ftirstenfeld im stâdtischen Leben zu verankern und das Interesse an den un- zugänglichen Klostergebáuclen zu we- cken. rj noch so manches zum Besseren wenden lassen. In der Polizeßchule schlummern si- cher noch einige Schritze. Wollenberg: Die Polizeischule hat ihre Bibliothek aus dem Kapitelsaal herausge- nommen, dessen schwerer Barockstuck noch vollständig erhalten ist. Es wäre wü¡rschenswert, diesen von del Farbtùn- | .-l unten) hatten d,en fertigen herrschøftIichen Søøl tsorher noch ni.cht gesehen. Di.e Mehrheit der Brucker kennt d.en ehemaligen Klostertrakt (rechts, oben) nur uon au!3en. Fotos: Reger, Simon (2)
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Page 1: Der ,,Freunde Klosters Fürstenfeld ,,Man verlernt · Goppe} Ich glaube nicht daran, aber ich lese sie gerne. Wollenberg: Nein, es ist kein Märchen, sondern Realität, wie haben

LANDKREI S FURS TENIFELDB RU CK

Der Verein ,,Freunde des Klosters Fürstenfeld" feieft die Rekonstruktion des Kudürstensaals

,,Man darf das Träumen nicht verlernt haben"

Fürstenfeldbruck - Gegen den erhebli-chen Widerstand des Finanzministe-riums als Eigenttirner, von Denkmal-schützern und der Polizei-fachhochschu-le als Nutzer hat der Verei¡ der ,,FYeundedes Klosters Fitstenfeld" i¡ 16 Jah¡enzä-her Arbeit erreicht, dass der KurfüLrsten-saal im ehemaligen Kloster Ftirstenfeldrekonstruiert wird. An diesem Sonntag,1?. Oktober, wird er mit einem Festakteingeweiht. Der Gründungsvorsitzendedes Förderverei¡s, FDP-Stadt- u¡dKreisrat Klaus Wollenberg, und seinNachfolger, der CSU-Landtagsabgeord-nete und Wissenschaftsminister a. D.Thomas Goppel, erzählen im Interviewmit Gerhard Eisenkolb, wie aus ihremZiel Wirklichkeit wurde. Die passendeDarstellung dazu ist das wiederentdeck-te Asam-Flesko im Barocksaal vomKampf des David gegen Goliath.

Sie høben etwas geschøffi, was es sonstnur im Mdrchen gibt. Glnuben Si,e an Mrir-chen?

Goppe} Ich glaube nicht daran, aberich lese sie gerne.

Wollenberg: Nein, es ist kein Märchen,sondern Realität, wie haben unser Ziel er-reicht.

Wic uerrùclct muss tnøn sein, um für soeinProjekt zukämpfen?

Goppel: Man darf das Tläumen nichtverlernt haben. Man muss sich sichersein, dass man andere ftir so eine Idee ge-winnen kann. Und man mrrss überzeugtsein, dass man nicht allein übrig ist,wenn es schwierig wird. Meine FÌau hatgesagt, als es darum ging, initiativ zu wer-den rmd fast zwei Millionen Eu¡o zu be-schaffen: Du spinnst.

\ilollenberg: Ich habe es von Beginnunserer Aktivität an nicht so gesehen,dass wi¡ verrückt sind, sondern war vomErbe der barocken Pracht und Erschei-nung der Ausgestaltung des Kurftirsten-trakts im Kloster F\iLrstenfeld fasziniert.

Was høt Si.e dnzu bewegt, einen ausd.em Gedächtnß uerschwundenen Bø-rocltsqøl neu entstehen zu lassen?

Goppeh Mich hat der Kürrstler, der ihngeschaffen hat, gereizt. Der Hans GeorgAsam ist es. Fi.ir Asam mussten wir dastun.

Samstag/Sonntag, 16./17 . Oktober 2010 PFF Süddeutsche Zeitung 1{r, 240 / Seite Fi lj

Was wør d,ic schwierigste Prüfung?Goppel Einmal der Den}¡nalschutz,

der einfach nicht wollte, dass Altes wo-möglich ergåinzt wi¡d. Wirklicher Glücks-fall wa¡ da der Vorsitzende des Verei¡sals lffissenschaftsminister, der für denDenknalschu¡" r*¡¿¡¿ì i g ist.

ørbeit. Vor allem die Führungen im zer-stüclcelten Kurfii.rstensaal wurden do chein Selbstkiufer.

Wollenberg: Ja, viele wichtige Leutehaben sich interessiert. Bei meinen tr'rih-rungen ist dann der Funke ùbergesprun-gen. Die Leute waren so begeistert, dassviel gespendet wr¡rde und Bêsucher demVerein beigetreten sind.

Goppel: Ein Jahr hatten wir keinenAusweg zur Lösung unseres Finanzpro-blems gefunden. Dann kam die Ztsageüber 535 000 Euro von Propter Homines.Ermöglicht hat das der ehemalige Bun-desi¡nenminister Fri.ed¡ich Zimmer-mann als Mitglied des Stiftungsrates.

tionierte wie ein Netzwerk - und er warsehr zäh. Oh¡e ihn wäre das Vorhabenauf der Strecke ,,verhungert".

Wollenberg: Mit der breiten Basisdes Vereins wares möglich, die Geschich-te von Ftirstenfeld im stâdtischen Lebenzu verankern und das Interesse an den un-zugänglichen Klostergebáuclen zu we-cken.

rj

noch so manches zum Besseren wendenlassen.

In der Polizeßchule schlummern si-cher noch einige Schritze.

Wollenberg: Die Polizeischule hat ihreBibliothek aus dem Kapitelsaal herausge-nommen, dessen schwerer Barockstucknoch vollständig erhalten ist. Es wärewü¡rschenswert, diesen von del Farbtùn-

| .-l

unten) hatten d,en fertigen herrschøftIichen Søøl tsorher noch ni.cht gesehen. Di.e Mehrheit der Brucker kennt d.en ehemaligen Klostertrakt (rechts, oben) nur uon au!3en. Fotos: Reger, Simon (2)

Page 2: Der ,,Freunde Klosters Fürstenfeld ,,Man verlernt · Goppe} Ich glaube nicht daran, aber ich lese sie gerne. Wollenberg: Nein, es ist kein Märchen, sondern Realität, wie haben

I{ollenberg: Dem stimme ich zu - derVater Asam stand bislang sehr im Schat-ten der berühmten Söhne, völlig zu Un-recht, wie man in Fürstenfeld sehen underleben kann.

Was war Ihre Rolle? Die d,es nøiuenTors, d,ie dcs Künstlers, die iles Zaube-rers?

Goppel: Man könnte sagen, mit Niko-laus Turnerhabe ich die Hausmeisterrol-Ie übernommen. Er war der glänzend be-setzte Organisator. Als Vorsitzender undAbgeordneter war ichgefragt, weil über-geordnete staatliche Stellen in derPflicht standen und stehen.

Iilollenberg: Es galt zunächst in Formdes Vereins eine Organisation zu schaf-fen, in dem Vorstandsmitglieder und je-des gewonnene Vereinsmitglied zumwichtigen Multiplikator des Projektswurden. Ich war gemeinsam mit HerrnGoppel einer von rund 20, die den Vereingegründet haben.

Gøb es øuch Bösan¡ichte?Goppel: Gar nicht. Nur eine mit der

Zeit schrumpfende Riege, die sich mitgroßem GäÌ¡nen und Tuschel¡ über dieSpinner mokierte, war anfänglich zugroß. Jetzt im Erfolg wollen sich viele son-nen. Er hat mehrere Väter - wie immer.

Wollenberg: Viele haben uns zu Be-ginn unseres Vorhabens belächelt oderzynisch konrmentiert - wir wussten es

besser, wie sich jetzt zeigl.

t)(rÍa,r¿ nøoen Þ7e @te uerLttrf¿crlPJ'Leger uL

d.ie P f licht g etu o tnrn en.Goppel: Nein. Aber: Die Experten mö-

gen nicht, wenn etwas rekonstruiertwird. Ohne Ergänzungen hätten wi¡ denSaaI aber nicht attraktiv geliriegt. Diejetzt realis'ierte Mischung mit Maß ist derDenlanalpflege (und der Polizei auf deranderen Seite) abgetrotzt.

Sirher høtten Sie auch Schlüssel.erleb-n isse.

Wollenberg: Al.s der Gesamtvorstandmit einer Riesenportion Idealismus im Fi-nanzrninisterium sein Anliegen vorstell-te, bekamen wir von einer Obemegie-rungsrätin eine Antwort zu dem Vor-schlag, einen TeiI der Kosten zu überneh-men, die ich nie vergessen werde. Sie sag-te: ,,Der Staat lässt sich nichts schen-ken." Ich glaube, man wollte u¡s ein-schüchtern, aber dem haben wir wider-standen,

GoppeL Zum Glück haben wir unsnicht einschüchtern lassen.

Wie groB woren d,ie Vorbehølte?Wollenberg: Die Stadt Fürstenfeld-

bruck hatte Angst, dass man iì¡ bei denPlänen fär das Kr¡Itunentrum Fiirsten-feld in die Quere kommt.

Goppel: Von der Polizeischule beka-men wir immer wieder zu hören: Daswird nichts.

D øg eg en s etzten S ie auf eine n achhnlti-ge Aufulärungs- und Überzeugungs-

Was brøchte d.en Durchbrucl¿?Goppel: Der Besuch des Finanzminis-

ters Kurt Faltlhauser im Kurfürstensaalim Jah¡ 2004. Da versprach er uns ,,Nä-gel rait Köpfen", wenn wi.r den denlsnal-pflegerischen Mehraufwand finanzie¡en,Das waren fiir uns ?50 000 Euro.

TYollenberg: Dazu kamen GoppelsKontakte zur Stiftung in Liechtenstein.Das war der zweite Glücksfall.

wxe ulcntxg 'LDaT øeT vereLn rleuTlcredes Klo ster s Für stenfeld?

Goppel: Der Verein erst sorgte mit sei-nen Mitgliedern und Mitstreitern frir dieKontinuität. Johanna Neumeier sicherteuns dabei den Zusammenhalt.

Was høtte d.er Verei.n den staatlichenSteILen oorøus?

Goppel: Dass er unkonventionell den-ken durfte. Er konnte auf jede neue Er-kenntnis neu reagieren. Der Verein funk-

Was war das für ein Gel'üthl, den ferti-gen Saal zum ersten Mql zu sehen?

Goppel: Das Schönste am Saal ist seinIns-Licht-gestellt-Sein. Diese Flut vonLicht von beiden offenen Fensterseiten.Es ist wr¡nderbar hell, licht und offen ge-worden.

Wollenberg: Es war ein innerlich ganzIanggezogenes Oh. Die wunderbaren Pro-portionen, die der Raum aufweist, die er-schlagende lVirkung habe ich mir so

nicht vorgestellt. Es ist ein unglaublichästhetisches Meisterwerk.

Welches Fresko hat es Ihnenbesond,ersangetan?

TVollenberg: Das Bild mit dem kleinenDavid, der Goliath mit dem Schwert denKopf abschlägt. Der Kampf des Klei¡engegen den Großen steht fi.iLr unseren Ver-ein, der die Ministerien besiegte, indemer überzeugte,

Stören d.ie Kompromßse, d,ie Sie mitden B etei,ligten ei.ng eh,en mus sten?

Goppel: Die sind zu verkraften, wennman dafü¡ einen so prächtigen Festsaalerhält. Ich habe mir andere Lampen vor-gestellt, auch der Boden hat sicher fri.iheranders ausgesehen.

YVollenberg: Durch die Zugeständnis-se haben wir erreicht, dass der Schloss-trakt des Klosters Stück frir Stück sicht-barwird.

Goppel Mit der Zeit wird sich sicher

wünschenswert, diesen von der Farbtün-che zu befreien, ebenso im Refektorium(Barocksaal). Und die Freilegung des Sec-cobildes in der Sommerabtei im erstenStockwerk steht ebenfalls auf der Tages-ordnung.

Goppel: Ich bin überzeugt, den Innen-minister überreden zu können, das wir inden nächsten Jahrennoch einiges mitein-ander komplettieren.

Die öffentliche Nutzung des Kurfürs-tensaals ist noch wei,tgehend ungeklärt.

Goppel: Mit der Rekonstruktion desSaals hat sich das gesamte Denkmal ver-ändert. Die Polizei und die kulturelle Ge-meinschaftsnutzung mùssen sich jetzterst miteinander anfrer¡nden. Eine Tages-miete von 1360 Euro halte ich fü,r unzu-mutbar und nicht sachgerecht.

Was uar der Grwnd für den Nied.er-g øng d,es Kurfürstens øøls?

T9ollenberg: Die Funktionalität derNutzung galt als wichtiger als der Werteines historischen Gebäudes. Es ist ausheutiger Sicht unvorstellbar und barba-risch, aus einem Asam-Fresko eine Ti.rreherauszuschlagen,

Wie kann møn uerhi,ndem, dass so et-uas wi.eder geschàeht?

Goppel: Indem wir einen Vertrag mitjährlichen Präsenzzeiten schließen unddie Öffentiichkeit in das kiiurltige Saalle-ben mit einbeziehen.

Zwei, Vereinsoorsitzende rnit Durchsetzungskrøft: Thomas Goppel Qi.nks) undKIøus Wollenberg Fotos: Schunk, Scheider


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