Der Erste Weltkrieg
Das europäische Mächtesystemvor dem Ersten WeltkriegZu Beginn des 20. Jahrhunderts
• Ende des Europäischen Gleichgewichts von 1815
neue Bündnisse entstehen
Entente-Mächte
• 1902: Abkommen zw. I und F
wechselseitige Neutralität
im Falle eines Krieges
• 1904: „Entente Cordiale“ zw. GB
und F 1907: Entstehung der
„Entente“ zw. GB, F und RUS
Mittelmächte
• 1879: „Zweibund“ zw. D und Ö-U
• Erweiterung zum „Dreibund“
durch den Beitritt Italiens
• 1881: „Dreikaiservertrag“
zw. D, Ö-U und RUS
• kurzfristiger Ausgleich der
Interessen auf dem Balkan
Bündnispolitik vor dem Ersten Weltkrieg
Europa 1914 mit den Entente-Mächten, dem Dreibund, den späteren Verbündeten und den neutralen Staaten
Wettrüsten und Friedensbemühungen
• gewaltiges Flottenbauprogramm Deutschlands Rivalität Großbritanniens
• Aufrüstungspolitik auch zu Lande
• strategische Planungen für den Kriegsfall:deutscher „Schlieffenplan“• Annahme eines Zweifrontenkrieges
• keine Rücksicht auf belgische Neutralität
Entstehen einer pazifistische Bewegung• Kundgebungen der Sozialdemokraten
in verschiedenen europäischen Ländern• Internationale Friedenskongresse in Stuttgart (1907)
und Kopenhagen (1911)• Ausrufung des internationalen Haager Schiedsgerichts• Bertha von Suttner: „Die Waffen nieder“ Friedensnobelpreis 1905
Verbreitete Kriegsbegeisterung
Stefan Zweig: Die Welt von Gestern
In jeder Station klebten die Anschläge, welche die allgemeine Mobilisation angekündigt hatten. Die Züge füllten sich mit rasch eingerückten Rekruten. Fahnen wehten, Musik dröhnte, in Wien fand ich die ganze Stadt in einem Taumel (…). Aufzüge formierten sich (…), die jungen Rekruten marschierten im Triumph dahin, und ihre Gesichter waren hell, weil man ihnen zujubelte, ihnen, den kleinen Menschen des Alltags, die sonst niemand beachtet (…). Um der Wahrheit die Ehre zu geben, muss ich bekennen, dass in diesem ersten Aufbruch der Massen etwas Großartiges (…), sogar Verführerisches lag (…). Wie nie fühlten sich (…) hunderttausende Menschen, was sie besser im Frieden hätten fühlen sollen: Dass sie zusammengehören.
Der Weg in den Ersten Weltkrieg
Weltweit entstanden Krisenzonen• Marokko: D und F
• Balkan: RUS, Ö-U, Osmanisches Reich und Italien 1. und 2. Balkankrieg
• Ermordung des österreichischen ThronfolgersFranz Ferdinand am 28. Juni 1914 in Sarajewo
• Ultimatum Österreichs an Serbien:Forderung der Beteiligung Österreichsan der Untersuchung des Attentats
• Kriegserklärung Österreichs an Serbien am 28. Juli 1914Beginn des Ersten Weltkriegs
Julikrise und Kriegsausbruch
Ziele der Kriegsteilnehmer
Mittelmächte Ziele Ziele Alliierte
Deutsches Reich
Gebietsgewinne im Westenund Osten (Siegfrieden)
Wiedergewinnung Elsass-Lothringens
Frankreich
Verständigungsfrieden(status quo)
Wiederherstellung des europäischen Gleichgewichts
England
Österreich-Ungarn
Abrechnung mit Serbien Machtausdehnung nach SüdenKriegsaustritt (1917)
Russland
Zusammenhalt des Vielvölkerstaats
schnelles Kriegsende durch militärische Unterstützung Englands und Frankreichs
USA
Der Erste Weltkrieg
Offensivkrieg Deutschlands im Westen und Osten (1914/15)
• Stellungskrieg: erstarrte Fronten (1915-18)
• „Hölle von Verdun“
• Schlacht an der Somme
• Krieg in den Kolonien• Seekrieg und Luftkrieg• neue Waffensysteme – „Industrialisierung des Tötens“
• neue Geschütze, Maschinengewehre,Schlachtschiffe, Panzer, Flugzeuge, Giftgas
• Einsatz der Zivilbevölkerung für die Kriegsproduktion(v.a. Frauen)
Das Bild des Krieges
Eintritt der USA in den Krieg (1917)
Die USA blieben zu Kriegsbeginn neutral• seit 1915 immer wieder Versenkung amerikanischer Schiffe
durch deutsche U-Boote
• 1917: „uneingeschränkter U-Bootkrieg“
• Kriegserklärung der USA an D
• Landung amerikanischer Militäreinheiten in Europa (1918)
Das Ende des Ersten Weltkriegs
Kriegsende im Osten• zwei Revolutionen in Russland (1917)
• Sonderfrieden mit den Mittelmächten in Brest-Litowsk (1918)• Abtretung Polens, der Ukraine, des Baltikums und Finnlands
• Ende des Kriegs im Osten
• militärische Niederlage der Mittelmächte
• Hoffnungen der Mittelmächte auf die 14 Punkte Präsident Wilsons
Deutschland• Ausrufung der Republik am 9. November 1918• Waffenstillstand am 11. November 1918
Österreich-Ungarn• Waffenstillstand am 3. November 1918• Ausrufung der Republik Deutsch-Österreich am 12. November 1918
Die Folgen des Ersten Weltkriegs• rund 10 Millionen Menschen verloren ihr Leben
• weitere 20 Millionen Menschen waren verwundet
• große politische, wirtschaftliche undgesellschaftliche Veränderungen
• Arbeiterparteien gewinnen in vielen europäischen Staatenan politischem Einfluss
• Ausschluss der Besiegten von den Friedensverhandlungen
Die Friedensverträge von Paris (1919)
• mit Deutschland in Versailles• mit Österreich in St. Germain und mit Ungarn in Trianon• mit Bulgarien in Neuilly• mit der Türkei in Sevres
Die Folgen des Ersten Weltkrieges
• vier europäische Großmächte zerfielen:Österreich-Ungarn, Deutschland, Russland, Osmanisches Reich
• Entstehen neuer Staaten auf dem Boden der ehemaligen Habsburgermonarchie und im Nahen Osten
• neue internationale Machtverhältnisse
• die USA stiegen zur führenden Weltmacht auf
Fluchtbewegungen und Vertreibungen
• Flucht der Turkvölker in Russland• Flüchtlinge aus Polen und Elsass-Lothringen kamen nach Deutschland• Griechen, Bulgaren und Türken konnten vielfach nicht mehr
in ihre alten Siedlungsgebiete zurück• Verfolgung von Armeniern und Kurden im Osmanischen Reich
Der Friede von Paris (1919)
Vertrag von Versaillesmit Deutschland• Abtretung von Elsass-Lothringen an
Frankreich, von Posen, Westpreußen und Oberschlesien an Polen
• Entmilitarisierung des Rheinlandes
• Völkerbundverwaltung im Saarland;die Kohlegruben fielen an Frankreich
• Abtretung der Kolonien als Mandatsgebiete an den Völkerbund
• Abrüstung auf ein Berufsheer von 100.000 Soldaten und Auslieferung des Kriegsmaterials
• Wiedergutmachung der Kriegsschäden durch Sachlieferungen; später wurden Geldzahlungen festgesetzt
Vertrag von St. Germainmit Österreich• Anerkennung der Selbstständigkeit der
„Nachfolgestaaten“
• Gebietsabtretungen, darunter deutschsprachige Gebiete:• Sudetenland
• deutschbesiedelte GebieteBöhmens und Mährens
• Südtirol
• Teile der Untersteiermark
• das Kärntner Mießtal, das Seelandund das Kanaltal
• Verbot des Anschlusses an Deutschland
• Abrüstung auf ein Berufsheer von 30.000 Soldaten
Die europäische Staatenweltvor und nach dem Ersten Weltkrieg