Dr. Matthias Gruhl
Der Einfluss von Strukturen auf die
Qualität: Antworten (nicht nur) der
Krankenhausplanung
Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz,
Freie und Hansestadt Hamburg
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Vorab:
Strukturanalyse (Stationäre Versorgung)
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Haben:
Diskriminierungsfreier Zugang zur stationären
Versorgung ohne individuelles finanzielles
Risiko
Keine Rationierung
Umfassendes Versorgungsangebot von guter
Qualität
Keine relevanten Wartezeiten
BGV / Amt G / GL
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Zweiter, kleinteiliger Vergleich
Hamburg: 281 HNO-Betten
Stockholm: unter 20 HNO-Betten
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Krankenhausbetten - vermeidbare Krankenhausaufnahmen
10 Betten mehr pro 10.000 Einwohner produzieren
•1 % potenziell vermeidbare Krankenhauseinweisungen für
chronische Herzinsuffizienz
•0,5 % für Diabetes mellitus
•0,01 % für arterielle Hypertonie
•Keine Signifikanz für Angina pectoris
Mehr Krankenhausbetten bedingen mehr vermeidbare
Einweisungen!!!
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ökonomische Lage
Vergleich der ökonomischen
Lage der Krankenhäuser
2010 zu 2011
Krankenhausrating –Reports
des RWI
Gewinne
Geringer Verlust
Relevanter Verlust
RWI 2013
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Indikationsstellung
Wirbelkörperfusionen:
• Anstieg der CM-Punkte von 2006-2008 um 25 %
• Zusatzkosten von 56 Mio. € für eine spezielle OP
• 80 Prozent sind nicht demographisch zu rechtfertigen
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Pflegeausstattung-Qualität
Ergebnisse des Forschungsprojekts RN4CAST:
Patienten je Pflegefachkraft pro Schicht (12 europäische
Länder):
– Deutschland: 9,9
– Schweden: 5,4
– Niederlande: 4,8
– Norwegen: 3,7 1) Aiken, Linda H.; Sloane, Douglas M.; Bruyneel, Luk; Van den Heede, Koen; Sermeus, Walter (2013): Nurses’ reports of working conditions and
hospital quality of care in 12 countries in Europe. In: International Journal of Nursing Studies, Jg. 50, Heft, S. 143–153.
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Zusammenhang Pflege und Qualität
.
Aiken, Linda H. et al. (2014): Nurse staffing and education and hospital mortality in nine
European countries: a retrospective observational study In: Lancet (Online-Publikation:
25.02.2014
• Ein Anstieg der von einer Pflegefachkraft pro
Schicht zu versorgenden Zahl der Patienten
um 1 Patienten erhöht das Risiko, innerhalb
von 30 Tagen nach KH-Aufnahme zu
versterben, um 7%.
• Ein Mehr von 10% wissenschaftlich
ausgebildeten Pflegkräften senkt im gleichen
Zeitraum die Sterblichkeit um 7 %.
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Strukturqualität Personal:
• Die Berufsgruppe mit dem meisten
Patientenkontakten ist am stärksten gefährdet,
Fehler zu begehen
• Es gibt eine direkte Korrelation zwischen
Quantität und Qualität von Pflege einerseits und
Mortalität bzw. Schäden andererseits
• Diese Berufsgruppe wird im Krankenhaus mit
Vorrang abgebaut
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Folgen:
die doppelte Abwärtsspirale:
1.Mehr Fälle - Abschläge
2.Billiger Arbeiten - Sinkende
Erlöse
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Fazit der Analyse:
Zu viele Häuser, Betten, Fälle
Kampf um Marktanteile - Ruinöser Wettbewerb
Zu wenig Qualitätsorientierung
Systemimmanenter Lösungsversuch : mehr
(unnötige )Fälle – weniger Pflegepersonal
Abwärtsspirale DRG
Krankenhäuser müssen aus diesem „Hamsterrad“
befreit werden
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Paradigmenwandel:
Statt Quantität die Qualität zum vorrangigen
Wettbewerbskriterium machen !
Genauer:
Dafür Sorge tragen, dass das Richtige richtig
gemacht wird und nur dieses richtig bezahlt
wird – und transparent wird.
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Qualitätsorientierung
Nachgewiesene schlechte
Qualität….
•bleibt ohne Folgen im Markt
•wird weiterhin bezahlt
•erfährt der Patient nicht
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Übersetzt:
1. Nur richtige Indikationsstellung und
2. gute Qualität garantieren dem jeweiligen
Haus
3. die Erlaubnis zur Teilnahme an der
Versorgung und eine abschlagsfreie
Bezahlung.
4. Darüber ist Transparenz herzustellen.
BGV / Amt G / GL
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Stellschrauben bisher:
1. Möglichkeit zur Zweitmeinung
2. Vorgaben des GBA
3. Qualitätsveröffentlichungen
4. Krankenhausplanung
Personalausstattung oder Bezahlung sind bisher keine
Steuerungskriterien
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Strukturstandards in der KHPl
Versorgung von akuten
Schlaganfällen •Steuerung und Zuführung der
Schlaganfälle ausschließlich in
Krankenhäuser mit Stroke Units rund
um die Uhr.
Versorgung von akuten
Herzinfarkten •Steuerung und Zuführung bei
Verdacht auf Herzinfarkte
ausschließlich in Krankenhäuser mit
Linksherzkatheter-Meßplatz (door to
balloon max. 120 Minuten)
Geburtshilfe und
neonatologische
Versorgung
(Perinatalzentren Level 1)
•Vorab Bewertung des Risikos der
Schwangerschaften und vorab
die Steuerung der Schwangeren in die
Geburtshilfen
Schaffung von Zentralen
Notaufnahmen (ZNA)
•Konzentration der Kompetenzen an einer
Stelle, strukturiertes Vorgehen
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Krankenhausplan heute
Die Prüfkriterien für die Aufnahme in den Plan orientieren sich vorrangig am Bedarf und sind richterrechtlich begründet
Bisher haben im Plan aufgeführte Krankenhäuser grundsätzlich einen „historisch bedingten“ Bestands-Anspruch
Im wesentlichen wurden Krankenhäuser und nicht Disziplinen aufgenommen
Die Qualität der im Plankrankenhaus definierten Disziplinen wurde bislang nicht gewertet
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Neue Krankenhausplanung
Die Aufnahme sowie das Verbleiben im Krankenhausplan
(und damit das Recht gegenüber der GKV abzurechnen)
wird davon abhängig gemacht, ob
die Krankenhäuser gute Qualität erbringen können und
diese dauerhaft nachweisen
Planungstiefe der
Krankenhausplanung und
Spezifizierung der
Qualitätsindikatoren
müssen deckungsgleich
werden
Andernfalls verlieren die
Häuser ihren
Versorgungsauftrag
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Neuausrichtung der Krankenhausplanung
von der heute nur nachvollziehenden
Krankenhausplanung …
….zur Planung und Gewährleistung
guter Qualitäten
Gerichtliche Entscheidungen zur
Krankenhausplanung orientieren sich heute
alleinig an der Zahl der belegten Betten und
der Trägervielfalt.
Die Qualität der Krankenhausleistungen
muss rechtlich vorrangig
festgeschrieben werden
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Neue Möglichkeiten des KOA-Vertrages
• Qualitätsorientierung der Krankenhausplanung rechtlich
ermöglichen
• Verbessertes Zweitmeinungsverfahren
• Rechtssicherheit von Mindestmengen (Cave Schnittstelle
Krankenhausplanung)
• Bezahlung bei ausgewählten Diagnosen an Qualität
knüpfen (Selektivverträge)
• Personalanhaltszahlen
• Krankenhausvergleichslisten
• Nachhaltige Datenlieferung durch das Qualitätsinstitut.
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Was können wir erreichen:
• Rechtssichere Möglichkeit, Krankenhausplanung
mit (Struktur-)Qualitätsvorgaben zu koppeln und
bei Nicht- Erfüllung auch handlungsfähig zu sein.
• Zusätzliche Indikatoren der Ergebnisqualität
nutzen: Nur gute Qualität bleibt im Markt
• PatientenInnen und ÄrztInnen eine bessere
Vergleichbarkeit für (s)eine stationäre
Behandlung zu ermöglichen
• Mengenanreize durch Qualitätsanreize zu
ersetzen
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Was fehlt?
Abbau von stationären Kapazitäten unter
Berücksichtigung der Kriterien von Qualität und der
Sicherstellung:
Vorschlag für einen 500 Mio. Strukturfond zur
Umwandlung nicht mehr benötigter stationärer
Kapazitäten in „Gesundheitszentren“
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KV Land Kassen Ambul.
Versorgung x - -
ASV
- - -
Stat.
Versorgung - x -
Rehabilita-
tion
- - (x)
Was fehlt: Sektorenübergreifende Planung
Bisherige Zuständigkeiten:
Nebeneinander
der Planungen,
keine
Koordination