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Der deutsche Volksglaube der Gegenwartby Wuttke

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Der deutsche Volksglaube der Gegenwart by Wuttke Zeitschrift für Ethnologie, 1. Bd. (1869), pp. 188-190 Published by: Dietrich Reimer Verlag GmbH Stable URL: http://www.jstor.org/stable/23028726 . Accessed: 19/05/2014 08:19 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Dietrich Reimer Verlag GmbH is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Zeitschrift für Ethnologie. http://www.jstor.org This content downloaded from 195.78.108.165 on Mon, 19 May 2014 08:19:02 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions
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Der deutsche Volksglaube der Gegenwart by WuttkeZeitschrift für Ethnologie, 1. Bd. (1869), pp. 188-190Published by: Dietrich Reimer Verlag GmbHStable URL: http://www.jstor.org/stable/23028726 .

Accessed: 19/05/2014 08:19

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

.JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range ofcontent in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new formsof scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected].

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Dietrich Reimer Verlag GmbH is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access toZeitschrift für Ethnologie.

http://www.jstor.org

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obne System, ojine Rücksicht darauf, ob sie z.usammengehoren oder nicht, neben- und

durcheinandergestellt. *)

Kaum weniger ungleichmBssig, wie der Text, ist äber auch das Bildermaterial aus

gefallen. Als Verfertiger desselben werdenuns Angas, Damby, Wolf und Zweoker genanut,

Männer, deren geschickte Hand une nut) schoD so manclien kiinstlerischen Genuss, so

manehe wahre Belehrung, so vielfaehe Anregung versehafft hat. Einige von den Holz

sclmitten sind naeh Photographien, andere aucb nach unedirten Skizzen von Baines

ausgeführt worden. Eine Anzahl dieser Bilder erscheinen gut gezeiehnet und in

der unserem Auge so angenebmen. kernig-englisehen Manier auch ganz leidlich geschnitten. Viele dagegen sind rob, nachlässig gearbeitet. Einen wirklich ekelhaften Eindruck raaehten

aal7 uns die Darstellungen von der Westküste. Wozu wieder diese Karrikaturen

der Bewohner von Dahome, der Ama/onengarde u. s. w., welehe uns schon in R. Burton's

Werk so sehr angewidert haben? Wie ganz anders, wie ästhetisch-befriedigend und doch

wie afrikanisch-wahr sind dagegen die erschütternden Darstellungen aus der R^pin'schen

Expedition im Tour du Monde! Wir woilen den Schwarzen sicherlich nicht unnothig ver

sebönern, nieht phantastrsch zum „präehtigen Wilden" herausstaffiren, ihn aber aucb nicht

rnehr herabwiirdigen lassen, als er es in der That verdient. Mit solehen Zerrbildern von

anatomieeh-unmöglichen Afrikaner-Physiognomien schreckt man wohl kleine Kinder, amüsirt

man hfichstens Leute, welehe im Nigger gleich den Bruder Gorilla zu bewillkommnen die

Marotte haben, leistet map aber der Ethnologic keinen Dienst. Sebr anerkennenswerth

sind nun die zahlreiehen Darstellungen von Waffen und Geräthen.

Trotz dieser unserer Ausstellungen möchten wir den fleissigen Verfasser dennoch

dringend dazu ermuthigen, rüstig ein Werk fortzasetzen, welches bei eroer mehr gleich

mässigen Vertheilung des Stoffes, bei einer mebr gereehten Verwerthung der (namentlich nicht englischen) Literatur, einem wabrenBediirfniss abzuhelfen vermöehte. R. H

*) Der unangenehme Sebnitzer in Baker's Werk iiber den Mwutan -Nzige, welchen nicht einmal der deutsche Bearbeiter verbessert hat, nämlich aus dem wissenschaftlichen Namen Aedemone mirabilis Kotschy fur das Schwimmholz Ambag eine Anemone mirabilis zu maehen, ist glüeklich auoh wieder bei Wood, p. 527, einpaesiit.

Herr Otto Kistner in Leipzig hat eiiie Uebersicht der buddhistischen Literatur her

auegegeben, unter dem Titel Buddha uud His Doctrine, a Bibliobiographical Essay, Tiubner & Co., London 1869. Solche Compendien sind.,bei der zunehmenden Ausdehnung wissensebaftlicher Arbeiten unerlasslioh, um in selbststandigen Studien die nothige Sicher

heit zu gewinnen, dass die Zeit nicht nutzlos mit Wiederholung von Untersuchiingen ver

schwendet wird, die scbon friiher und von Anderen zu Ende gefiihrt sind. Der Buddhismus

bildet eins der wichtigsten Probleme in der Entwickelungsgeschichte; der Menschheit und

er iat so tief und weit mit all den verscbiedenen Cultursehichtungen Asien's verwachsen, dass es als ein unbegreiftieberXeichtsinn erscheinen muss, wonn es nocb immer gewagt

wird, einige landeslaufige Redensarten tiber denselben als eine Losung der von ibm ge stellten Aufgaben anzubieten.

Wuttke: Der deutsche Volksglaube der Gegenwart Berlin 1869. Dieses schoo in seiner erstea Auflage hochst reiebhaltige Bucb ist in einer „zweiten,

vollig neueu Bearbeitung" erscbienen, und als eiDer der wichtigsten Beitrage zur verglei ehenden Psycbologie zu betracbten. Einer solcben Materialiensammlung bedarf es auf den

verscbiedenen Gebieten, um zunachBt einen Ueberblick iiber das Vorbandene zu erbalten.

Jedem der iu mehr oder weniger eiitstellter Forpa nocb unteiy und trotz, unserer Volkabiidung

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for bestehenden Gebrauchen Iiessen sioh Dutzende vob Parallelen aus den weniger weit

rom Naturzustande entfernten Stammen (bei denen sich derselbe Grundgedanke noch reiner

erkennen lasst) zur Seite stellen. Ohne hier darauf weiter einzugehen, sei nur kurz ein

einzelnes Beispie! angedeutet Auf Seite 148 heisst es: ,,In Tirol findet in der (Wal

purgis-) Naoht ein allgemeines ,,Ausbrennen" der Hexen Statt; unter entsetzlichem Larm

rait Schellen, Glocken, Pfannen, Hunden u. dgl. m. werden Keisigbiindel von Kien, Schleh

dorn, Schierling, Koamarin u. A. m. auf hohe Stangen gesteckt und angezundet, und mit

diesen lauft man larmend siebenmal um das Hans und das Dorf und treibt so die Hexen

aus (s. Alpenburg). Anderawo (frankische Oberpfalz und Yoigtland) wird in dieser Nacht

ein Auspeitschen der Hexen vorgeuommen; die Burschen versammeln sich nach Sonnen

untergang auf einer Anhobe- besonders an Kreuzwegen, und peitschen bis Mitteruacbt

kreuzweis im Tact; so weit das Knallen gehort wird, sind alle Hexen machtio3; oft blas't

dabei im Dorfe der Hirt auf dem Horn, soweit man es hort, kommt ein Jabr lang keine

Hexe vor; vor den Hausern, in denen man Hexen vermuthet, wird besonders stark geknallt,

die Hexen fiililen die Peitschenhiebe, dalier werden starke Knoten in die Peitschen ge

macht. Die Hexen werden aucb angeblasen, indem man mit Schalmeien aus Weidenrinde

vor den verdachtigen Hausern blas't (Franken)." Dies ist dasselbe Keinigungefest, das

bei den Siamesen Jing Atana genannt wird, bei dem man die Djimone erst aus den einzelnen

Hausern hinaustreibt und dann mit Bollerschfissen durcb die Strassen jagt, bis an den Um

kreis der aussersten Ringmauer, von der man ihnen nocli einige Ladungen in den WaJd

naebschickt und dann die Stadt mit geweihten Scbniiren umzieht. Aebnliches geschieht in

Biyma. Die Fantih an der afrikanischen Goldktiste (b. Cape Coast Castle) treiben die

Teufel einmal im Jahre durch gewaltigen Larm aus ihren Hausern und zum Dcrfe binaus,

und dann werden die Schwellen der Wobnungen mit geweihtem Wasser gewaschen, so

dass sie nicht zuriickkebren konnen. Am Alt-Calabar gebt man am schlauesten zu Werke.

Man besteckt schon mehrere Tage vorher alle nach dem Meere fubrenden Strassen mit

fetiscb-artigen Popanzen, in der sicheren Aussiebt, dass die dummen Teufel unbedaehtsam

genug sein werden, in diesen Lockfallen zur Kurzweil ihren Aufentbalt. zu nehmen. Hat

man sie nun dort alle zusamrr.cn, so erhebt sich plotzlich in der Stille der Nacht ein ge

waltiges Gescbrei im Dorfe, und von dem in der Mitte gelegenen Marktplatz aus laufen

nun die Neger, Fackeln schwingend und Peitschen knallend, die Strassen zum Meer hinab,

alle die aufgestheuchten Damone vor sich hertreibend und in das Wasser sturzend. In

iihnlicher Weise verfahrt man in Polynesien (auf Tonga, den Fidschi, Tahiti u. s. w.), wo

gleichfalls diese unsichtbaren Unheilstiftcr in die See gejagt werden Herodot erzahlt von

den Kauniern, dass um ihr Land von fremden Einflussen zn befreien, „alle Erwachsenen die

Waffen anlegten und mit den Lanzen gegen die Luft fochten bis zu den Kalyndisehen

Grenzen hinj behauptend, dass sie so die anslandischen Gotter verjagten." Das entspricht

der Erzithlung Garcilasso's de la Vega von dem Siihnfest der Peruaner, bei dem vier Inca's

vori der Hauptstadt aus auf vier Strassen nach den vier Himmelsrichtungen liefen und die

Lanzen dann von anderen weiter und weiter tragen Iiessen, bis fiber die urspriinglichen

Grenzen des von ihren Abnen gegriindeten Staates hinaus. Er fahrt dann fort: La nocbe

siguiente salian con grandes haclias de paja, texida como los capachos del aeeyte, en

forma redonda ccmo bolas, llamanles paneuncu, duran mucho en quemarse. Atabanlcs

sendos cordeles de una braza en largo. Con las hachas corrian todas las calles hondeandolas

hasta salir fuera de la ciudad, como que desteraban con ellos los males nocturnos, ha

biendo desterrado con las lanzas los diurnos, y en los arroyos que por ella pasan echaban

las tiachas quemadas, y el agua en que el dia antes se babia lavada, para que los aguas

corrientes llevasen a la niar los males, que con lo y lo otro habian echado de bus casas

et de la ciudad. In Thtiriiigen stiirzt man beim Sterben die Topfe um, damit die Seele

sicli nicht in ihnen verfange oder erhalte (Seite 429). Auf den Marianneft dagegen stellte

man absichtlieb einen Topf neben den Kopf des Sterbenden, damit seine Seele forfan darin

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weile, und auf ahnliche Grundvorstellungen laset sicb die Heiliglialtung eauopischer Kriigc

(Tapaiia auf Borneo) von den InxJianern Californiens bis nachSenegambien zuruokfuhren. Dag

Fensteroffnen fur die Seele in Ostpreussen (Eindet sich it) dem B-auche der Irokesen, Ma

dagesen u. A. m. erganzt. Das Sackaustragen gebannter Geister in Hessen (S. 454) ist in

Hoch-Asien gelaufig. Ist das Grab in Oldenburg nicht tief genug, so geht der Todte um

(S, 436), und die Tschuwaschen umzaunen es daher init spitzen Pfahlen, damit niclit tiber

gestiegen werden kann, wahrend im Nordwesten Borneo's die Leiehe mit eisernen JLlam

mern am Boden festgeschlagen wird. Die Kiickkehr der Seelen am Allerseelentage (,S. 442)

ist in Chochinchina nur durch chinesiscbe Rangabstufung von der finnischeu und estbnisehen

versehieden. Docb in dieser Weise liesse sich Satz fiir Satz durchgehen.

Gerland: Altgriechische Mahrchen in der Odyssee, ein Beitrag zur ver

gleichenden Mythologie (Magdeburg 1869). Die vergleichende Mythologie, die sich auf dem indo-germanischen Sprach-Areal oder sonst auf einem historisch umschrie

benen Gebiete bewegt, mag sich mitunter herechtigt fiihlen, auf Analogien begriindete Schliisse zu ziehen (obwobl ihr Hauptwerth immer mehr in den philologischen Unter

suchungen, als in den mythologisclien liegen wird). In alien bisher wenig erforschten

Mythenkreisen dagegen, auf einem Terrain, dessen ethnologisch-anthvopologiacher Charakter

kaum erst seinen allgemeinsten Umrissen nach niederzuzeicbnen ist. darf man vorderhand

iiber die Ansammiung des Rohmaterials nicht hinansgehen, da eine vorscbnelle Anordnung desselben, ehe ein Ueberblick im Grossen und Ganzen auch nur ungefahr gegeben ist, zu verkehrten Anordnungen fiihren muss und die Arbeit somit unnothigerweise verdoppeln wiirde. In dem Bestreben Gleichartigkeiten des Cultus auf Sonnenverehrung, auf eine Yer

gotterung der Dammerungserscheinungen, der im Gewitter personnificirten Krafte und an

derer Naturphanomene zmiickzufuhren, liegt eine bedenkliche Yerwechslung der eigentlich

religiosen und der dichterischen Anschauung. Was die sogenannte vergleichende Mythologie

vorwiegend zum Gegenstande ihrer Beobachtungen macht, sind secundar-poetische An

schauungen einer spilteren Zeitepoche, als sie, nachdem der Schein des Heiligen verblasst

war, in das Gemeingut des Volkes zuriickfielen. Allerdings erscheint in den mythologisclien

Schopfungen die Ileligion im Gewande der Poesie, aber das bunte Aussenkleid iiberdeckt den dunkleren Kern des Inneren und der Mytliologe pflegt nur die poetische Seite seiner

Mythen zu sehen, unberiihrt yon dem religiosen Elemente, das darunter verborgen liegt, Der religiose und poetische Standpunkt sind urspriinglich durch eine weite Kluft getrennt, Der Geist des Dichterthums gelangt erst dann zur Geltung, wean sich eine zeitweise Har

monie init der Umgebung hergestellt hat und die elegischen Klagen fiber die Leiden des Lebens das Le'id vergessen machen und besanftigen. Innerhalb des so gewonnenen Ein

klanges iiberlasst sich der dichterische Genius dem vollen Schwunge seiner Phantasie und

sucht die Gestaltungen derselben idealisch zu verschonern, um jeden weiteren Missklang zu vermeiden und die Mangel, die sich noch fiihlbar maehen, zu mildern. Das Reich des Dichters ist bereits durch eine lange Reihe yon Mittelstufen, die vorher 311 durclilaufen

waren, von dem der friihesten Naturauffassung entfernt, und deshalb alle den unklar

mystischen Strebungen, die in jener gahrten und brausten mehr oder weniger i'remd ge worden. Im Stadium des Naturzustandes wachst das Religiose aus den Geheimnissen der Menschen-Existenz hervor. Ringsum von unverstandlichen Machten umgeben, (die seinem

geistigen Auge dunkel sind, und deshalb zunachst leicht als finstere aufgefasst werden), ringt der Naturmensch mit ihnen in qualvollen Kampfen um die Siclierung seines Daseins und ruft deshalb zunachst nur grausige Schreckbilder in Fetischen und DUmonen um sich hervor. Ist es ihm allmahlig gelungen, die dringendsten Gefahren abzusclileifen oder zu

heseitigen und einen gewissen Zustand der Wohlbehabigkeit herzustellen, dann richten sich giipstiger ausgestattete Talente leicbt wolmlich in demselben ein und foigen dem

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