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Der Daemonenfluch des Todessmaragds

Date post: 04-Jan-2017
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Henry Ghost

Der Dmonenfluch des Todessmaragds

OccuBand Nr. 09

Version 1.0Dezember 2010Das Parapsychologic Department der Interpol

Das Parapsychologic Department der InterpolDas Parapsychologic Department ist eine von der Interpol gegrndete Spezialabteilung zur Klrung und Erforschung von Kriminalfllen, die in das Gebiet der Parapsychologie reichen. Rtselhafte und sensitive Menschen, berirdische Zeichen, okkulte Phnomene und transzendentale Erscheinungen zhlen zur Alltagsarbeit dieses speziell ausgebildeten Parapsychologen. Hauptsitz des Parapsychologic Department ist Paris.

Joe Baxter 37 Jahre alt, schlank, hochgewachsen, muskuls, blondes gewelltes Haar, stahlblaue Augen. Ein Mann mit Intelligenz, Kraft, Ausdauer und enormer okkulter Begabung. Er ist Hauptkommissar des Parapsychologic Department und Hauptfigur der OCCU-Serie. Er kann in Sekunden als Medium fungieren und arbeitet bei Seancen mit dem modernen Psycho-Disc, einem Gert, mit dem er Stimmen aus dem Jenseits auf Tonband aufnehmen kann. Er trgt niemals eine Waffe bei sich und besiegt seine Gegner nur mit medialen Krften.

Olga Dussowa 26 Jahre alt, schlank, vollbusig, langes schwarzes Haar, Russin, direkte Nachkomme der Familie des russischen Magiers Rasputin, sehr okkult begabt, kann bse Geister bannen und als Medium weit ins Jenseits vorstoen. Sie ist Mitarbeiterin von Hauptkommissar Baxter und begleitet ihn auf allen Reisen.

Viola Oggi 29 Jahre alt, superblond, gertenschlank, ehemaliges Mannequin aus Rom, das durch eine Vision ihre mediale Begabung erkannte, versteht sich auf Kontaktnahme zum Hexen-Reich und auf geheimnisvolle rmische Zaubersprche gegen Lebensgefahr und Krankheiten. Spezial-Agentin und Mitarbeiterin von Hauptkommissar Joe Baxter.

Dr. Leon Duvaleux Leitender Direktor des Parapsychologic Department der Interpol, 48 Jahre, graumeliert, Sohn einer Pariser Wahrsagerin, entstanden aus deren transzendentalen Verbindung mit dem Propheten Nostradamus. Beherrscht die Kunst der telepathischen Nachrichtenbermittlung mit seinem Hauptkommissar.

Madame Therese Duvaleux Pariser Wahrsagerin und Kartenlegerin, weihaarig, 72 Jahre alt, Mutter des Direktors des Parapsychologic Department, springt oft ein und steht dem Team mit ihren magischen Ratschlgen zur Seite.Der Dmonenfluch des Todessmaragds

Sie hatte eben geduscht. Jetzt stand sie vor dem groen Spiegel im Badezimmer des Appartements 707 im Hilton Oteli und betrachtete ihren makellosen Krper. Sie hatte mit ihrem Mann im Hotelrestaurant zu Abend gegessen und sich dann auf ihr Zimmer zurckgezogen. Ihr Mann hatte in der Bar noch mit Geschftsfreunden zu reden.Quendolin seufzte. Er konnte seinen Beruf als Textilkaufmann nicht einmal auf der Hochzeitsreise vergessen. Dabei hatten sie erst vor drei Tagen geheiratet. Doch sie hatte Verstndnis dafr. Sie war ohnehin mde und beschlo, sich bis zur Rckkehr ihres Mannes etwas auszuruhen.Quendolin Margie schlpfte in den Frotteemantel, lie sich auf dem Bett nieder, angelte sich das Telefon und whlte die Nummer der Hotelbar. Als der Barkeeper abhob, meldete sie sich und bat: Kann ich bitte meinen Mann Mr. John Margie sprechen? Sekunden spter meldete er sich: Was gibt's, mein Liebling? Langweilst du dich da oben? Es wird bei mir nicht mehr lange dauern, und dann verspreche ich dir, da ich den ganzen Urlaub keine einzige geschftliche Besprechung mehr einschalten werde.

Ist gut, ich freue mich auf dich! flsterte Quendolin Margie in die Sprechmuschel, sandte ihrem frischvermhlten Ehemann ein Kchen und legte auf.Sie erhob sich und blickte sich gelangweilt im Zimmer um. Dann leuchteten ihre Augen auf. Endlich hatte sie Zeit, sich den wunderbaren Smaragdring anzusehen, den ihr John zur Hochzeit geschenkt hatte. Der Stein dieses Ringes war traumhaft schn und schimmerte in einem magischen Grn.Quendolin Margie holte sich den Ring aus ihrem Reisekoffer. Dann warf sie sich auf das breite Doppelbett, hielt das kostbare Schmuckstck hoch und betrachtete es ganz verzaubert.Ob sie wollte oder nicht: Sie mute den grnen Stein des Ringes anstarren. Sie konnte pltzlich keinen Blick mehr davon wenden.Und dann merkte sie, da dieser Stein eine Anziehungskraft besonderer Art auf sie ausbte. Sie lag wie gelhmt auf dem Bett, die Augen starr auf den Ring gerichtet. Der Stein in ihrer Hand schien sich zu drehen. Grnes Feuer sprhte um sie herum.Der Kopf begann Quendolin zu schmerzen. Sie versprte ein heies Stechen in ihren Augen. Verzweifelt versuchte sie, sich vom Bett zu erheben. Aber sie war dazu nicht mehr fhig. Krampfhaft umklammerte sie den Ring mit dem Smaragd. Aus dem Inneren des Steines schienen seltsame Dmpfe zu steigen.Aus den Dampfschwaden formten sich grausige Mnnergesichter und Frauenleiber. Sie schwebten um Quendolin herum, bekamen spinnenartige, lange Arme und monstrse Hnde. Sie begannen, nach der blonden Englnderin zu greifen.Endlich fand Quendolin in ihrer Angst die Kraft, sich vom Bett zu erheben. Sie taumelte zum Toilettentisch und blickte in den Spiegel. Ihr Gesicht war aschgrau. Die sonst so lockigen Haare hingen in klebrigen Strhnen auf ihre Schultern herab.Ich habe Angst, flsterte Quendolin und erkannte im Spiegel hinter sich viele unheimliche Gesichter, die schwere und traurige Melodien sangen.Die Britin griff sich an den Kopf, drehte sich um und kreischte: Lat mich in Ruhe und verschwindet!Hhnisches Gelchter drang an ihr Ohr. Sie prete die Augen zusammen und drckte sich mit beiden Hnden den Smaragdring gegen die Stirn. Die fremden Stimmen und Laute um sie herum wurden immer greller und unheimlicher.Dazu stellten sich unertrgliche Schmerzen in der Brust und im Rcken ein.Mit rotumrandeten Augen starrte Quendolin Margie verzweifelt um sich.Sie bekam keine Luft mehr. Ihre Lippen waren ganz trocken, die Zunge war wie gelhmt, und die Beine versagten ihren Dienst.Quendolin strzte der Lnge nach hin, schrie auf, wollte sich wieder aufrichten und fiel erneut zu Boden.Ein heier Schmerz durchzuckte sie. Ringsum ertnte ein Singen, Musizieren und Lachen. Quendolin wute: Das waren die unheimlichen Geistergestalten.Oder waren sie alle nur Einbildung, die Folge der unsagbaren Schmerzen?Einen Arzt, bitte, schnell einen Arzt, flsterte die Englnderin. Dann kroch sie zum Telefon.Aber sie hatte nicht mehr die Kraft, abzuheben und die Zentrale des Hotels zu whlen. Ohnmchtig sank sie in sich zusammen. Die entsetzlichen Schmerzen im ganzen Krper hatten ihr die Sinne geraubt

*

Eine schwle Sommernacht lag ber Istanbul.Im Hilton Oteli herrschte Hochbetrieb. Der kleine, dicke Trke mit dem roten Fes auf dem Kopf hatte alle Hnde voll zu tun. Eben war eine Reisegruppe mit vier Bussen angekommen.Wie aus dem Boden gewachsen stand pltzlich eine langhaarige Blondine vor ihm. Ihre hellblauen Augen strahlten ihn freundlich an. Sie legte ihre schnen Hnde auf den Tresen und sagte:Ich bin noch nicht mde und habe beschlossen, noch auszugehen.Dann drehte sie sich um und steuerte dem Ausgang des Hotels zu. Als sie bereits auf der Strae war, hastete der Trke an der Rezeption hinter seinem Pult hervor und eilte ihr nach. Laut rief er: Einen Augenblick, bitte! Sie haben vergessen, mir den Appartementschlssel zu geben Ein Page rannte hinter dem Chef der Rezeption her. Das ist die Dame von 707. Ich habe sie sofort erkannt. Sie heit Quendolin Margie und ist die Frau des englischen Kaufmanns, der gestern angekommen ist.Ja, ich kenne sie, pustete der kleine Trke. Ich mu hinter ihr her. Sie hat ihren Schlssel mitgenommen. Ihr Mann sitzt mit Geschftsfreunden noch in der Bar. Er kann sonst nicht ins Zimmer.Vielleicht hat sie ihm den Schlssel gegeben, warf der Page ein und eilte ein Stck neben dem Chef der Rezeption her.Der nickte. Das mu ich sie eben fragen.Der Page blieb zurck.Der kleine Trke hastete auf dem Brgersteig hinter der bildschnen Blondine her, die mit raschen Schritten einer Straenkreuzung zustrebte.Mrs. Margie! rief der Trke.Aber sie wandte sich nicht um.Und pltzlich war sie spurlos verschwunden wie vom Erdboden verschluckt. Der Trke hatte sie beinahe zum Greifen nahe vor sich gehabt, aber jetzt konnte er sie weit und breit nicht mehr erblicken.Er schttelte den Kopf, drehte sich um und ging zum Hotel zurck. Irgend etwas kam ihm an der Geschichte seltsam vor

*

Der Londoner Textilkaufmann John Margie fhlte sich etwas brummig im Kopf, als er sich in der Bar des Hilton Oteli von seinen beiden trkischen Geschftsfreunden verabschiedete. Er war mde, qulte sich zu einem hflichen Lcheln und sagte: Jetzt mssen Sie mich aber entschuldigen. Meine Frau wartet. Als Jungverheirateter Ehemann hat man immerhin seine Verpflichtungen.Er erhob sich, verneigte sich und schritt durch die Bar hinaus auf den Korridor. In der Empfangshalle steuerte er direkt auf die Rezeption zu.Der kleine Trke hatte im Augenblick nicht allzuviel zu tun und verneigte sich.John Margie trat an ihn heran: Wenn jemand noch nach mir fragen sollte, so sagen Sie, da ich wieder auf meinem Appartement bei meiner Frau bin. Aber am liebsten wre mir, wenn ich nicht mehr gestrt werden wrde.Schon drehte sich der Englnder um und ging zum Lift.Etwas atemlos stand sofort der Trke an seiner Seite. Er blickte verlegen vor sich hin und stammelte dann: Ja, Mr. Margie. Da ist so eine Sache! Sie wissen von Ihrer Frau ?Was soll ich denn von Ihr wissen, fragte der Brite erstaunt.Wieder stotterte der Trke herum. Nun ja, Sie werden nicht in Ihr Appartement knnen. Sie hat den Schlssel mitgenommen.John Margie starrte den Chef der Rezeption entgeistert an. Sie hat den Schlssel mitgenommen? Ja, wohin denn?Mr. Margie, Ihre Frau ist vorhin weggegangen.Weggegangen? Das ist doch unmglich. Wann ist sie denn aus dem Hotel?Es wird eine halbe Stunde her sein.John Margie schttelte den Kopf. Sie mssen sich geirrt haben. Das ist unmglich. Zu dieser Zeit war sie erst ein paar Minuten auf dem Zimmer. Ich habe ja viel spter noch mit ihr von der Bar aus telefoniert.Der Trke berlegte: Vielleicht hat Sie von anderswo angerufen.Mitrauisch murmelte Margie: Das kann ich mir nicht gut vorstellen. Wo ist sie denn hingegangen? Hat sie etwas gesagt?Der Chef der Rezeption schttelte den Kopf. Bedaure, Mr. Margie. Sie hat nichts gesagt. Ich wei nicht einmal, in welche Richtung sie gegangen ist. Ich lief ihr noch nach, um sie um den Schlssel zu bitten, aber sie verschwand vor meinen Augen spurlos.Rasch fragte der Englnder: War es wirklich meine Frau? Vielleicht liegt eine Verwechslung vor. Wie sah die Dame aus?Blonde, lange Haare, eine schne Figur, blaue Augen, lange Finger Eine weie Bluse und einen schwarzen Rock?, erkundigte sich der Ehemann.Der Trke nickt.Ich mu sofort in unser Zimmer, stammelte John Margie. Da mu irgend etwas Unvorhergesehenes geschehen sein. Vielleicht ein unangenehmer Telefonanruf, eine Drohung. Vielleicht wurde sie auch in eine Falle gelockt, und man will mich erpressen. Bitte, schlieen Sie mir das Appartement auf. Vielleicht hat Quendolin eine Nachricht hinterlassen.Der Trke schlo auf.John Margie drngte ihn aufgeregt zur Seite, um nach einem Zettel oder einem Brief von seiner Frau zu suchen.Schlielich blickte er auch ins Schlafzimmer.Ein erstickter Schrei entrang sich seiner Brust.John taumelte zurck und griff sich ans Herz. Seine Augen starrten geweitet zu Boden, dorthin, wo ganz in der Nhe auf dem Nachttisch das Telefon stand.Seine Frau Quendolin lag verkrampft auf dem Teppich. Ihre rechte Hand umklammerte den Ring mit dem Smaragd. Die weitaufgerissenen Augen der schnen Blondine waren gegen die Zimmerdecke gerichtet.Das Gesicht spiegelte Schrecken und panische Angst.Quendolin Margie war tot

*

Inspektor Azim Karahan von der Kriminalpolizei in Istanbul, Abteilung Mordkommission, reichte John Margie mit ernstem Gesicht die rechte Hand: Mein aufrichtiges Beileid zum Tod Ihrer Frau!Das Gesicht des Briten war bla, als er sich rusperte und fragte: Woran ist sie gestorben? Sie hatte keine Leiden und war kerngesund.Inspektor Azim Karahan schritt im Appartement 707 des Hilton Oteli auf und ab. Dann lehnte er sich an den Trrahmen zum Schlafraum und fragte den Polizeiarzt, der sich gerade ber die Leiche beugte: Knnen Sie schon etwas Konkretes sagen?Dr. Djemal blickte auf. Ich sehe nicht das geringste Anzeichen einer gewaltsamen Einwirkung. Noch darf man nicht von Mord sprechen. Wir mssen unbedingt obduzieren. Vielleicht ist die Frau vergiftet worden.Und wie erklren Sie sich Ihr erschrecktes Totengesicht? wollte der Inspektor wissen.Der Arzt zuckte mit den Schultern: Vielleicht wurde sie gezwungen, Gift einzunehmen oder aber !So reden Sie schon, Doktor!Nun ja, die Frau knnte auch von berirdischen Erscheinungen bedroht und gettet worden sein.Inspektor Karahan fluchte und machte eine verchtliche Handbewegung. Oh, Allah, jetzt kommen Sie schon wieder mit Ihren Gespenstergeschichten. Dr. Djemal, Sie wissen, da ich davon nichts halte. Also bitte, benehmen Sie sich wie ein Polizeiarzt und nicht wie ein Mrchenerzhler.John Margie taumelte zurck und mute sich setzen. Er verdeckte mit beiden Hnden sein Gesicht und begann, haltlos zu schluchzen.Was ist denn pltzlich mit Ihnen los, fragte der Inspektor.John Margie blickte hoch. Aus trnennassen Augen schaute er Azim Karahan an und flsterte: Himmel! Ich hatte nicht daran gedacht! Der Todessmaragd! Natrlich, die Katastrophe kann nur mit dem Todessmaragd zusammenhngen.Was fr ein Todessmaragd? erkundigte sich der Inspektor unwillig.Versteinert starrte der englische Kaufmann auf die rechte Hand seiner Frau.Dort, der Ring. Er trgt den berhmten Todessmaragd des indischen Maharadschas Mohini III .!Allah ist mchtig und gro. Er beschtze uns vor dem Fluch des Steines, sprudelte der Polizeiarzt hervor und verneigte sein Haupt vor dem Ring.Inspektor Karahan beugte sich herab und nahm der Toten den Ring mit dem grnen Stein aus der Hand. Dann hielt er das Schmuckstck hoch und fragte lauernd: Und das soll ein gefhrlicher Stein sein?Der englische Kaufmann nickte: Jetzt wei ich, da er gefhrlich ist. Ich wollte es ja auch nicht glauben, als mich alle davor warnten. Aber meiner Frau gefiel der Smaragd sosehr. Darum kaufte ich ihn vor drei Tagen hier in Istanbul bei einem Antiquittenhndler. Alle warnten mich und betonten, es wre der Todessmaragd !Spttisch fragte der Inspektor: Mr. Margie, Sie sind doch Europer und ein vernnftiger Mann. Sie werden doch solche Hirngespinste nicht glauben.Der Kaufmann nickte nachdenklich: Ich habe schallend gelacht, als mir jemand sagte: Der Smaragd des Maharadschas Mohini III. bringt dem Besitzer den Tod. Wenn du ihn deiner Frau schenkst, dann wird sie nicht mehr lange leben. Jeder, der den Stein bisher besa, starb einen schrecklichen Tod. Ich konnte es nicht glauben. Jetzt wei ich, da diesem Schmuckstck tatschlich ein Fluch anhaftet, der jeden Menschen vernichtet, der den Ring besitzt oder trgt.Dr. Djemal schlo seine Arzttasche. Er winkte den Trgern und sagte: Sie knnen die Tote wegbringen. Ich werde noch heute die Obduktion vornehmen.Dann wandte er sich an den Inspektor: Wenn ich auch keine inneren Spuren einer Gewaltanwendung feststellen kann und wenn kein Gift im Spiel war und keine natrlichen Todesursachen zu erkennen sind, dann waren hier Geister oder Dmonen am Werk, die durch den Smaragd freigeworden sind.Der Inspektor wurde bla vor Zorn. Er erklrte: Ihr macht es euch aber sehr einfach. So kann man keinen Kriminalfall klren. So ein Bldsinn! Geister, Gespenster, die aus einem Ring kommen und tten! Von einem britischen Kaufmann htte ich derartige Albernheiten nicht erwartet!Da fuhr John Margie den Inspektor an: Versetzen Sie sich in meine Lage. Ich habe meine Frau geliebt und war mit ihr glcklich. Sie hat sich den Smaragd des Maharadschas Mohini III. gewnscht. Ich habe ihn ihr trotz Warnungen anderer gekauft und geschenkt. Und jetzt stirbt sie diesen mysterisen Tod. Ich bin von der Wirkung des sagenhaften Fluchs voll und ganz berzeugt. Ich bedaure es nur zutiefst, da meine Erkenntnis zu spt kommt. Mein Leben ist bereits zerstrt Er brach schluchzend ab und prete sein Gesicht gegen die Zimmerwand.Der Polizeiarzt trat an den Inspektor heran und klrte ihn mit leiser Stimme auf: Es stimmt, Karahan. Ich kenne die Zeitungsmeldungen. Jeder, der bisher im Besitz des Smaragds war, mute sterben. Auf dem Stein liegt ein uralter Fluch mit geheimnisvollen zerstrerischen Krften.Quatsch! rief Inspektor Karahan aus.Er hielt den Ring mit dem Smaragd hoch und erklrte dem Briten: Mr. John Margie. Ich mu dieses Schmuckstck leider im Interesse der polizeilichen Ermittlungen beschlagnahmen. Ich nehme ihn vorbergehend in Gewahrsam. Sie bekommen ihn wieder, wenn der Tod Ihrer Frau einwandfrei geklrt ist.John Margie nickte und wischte sich mit einem Taschentuch die Trnen aus den Augen.Dr. Djemals Augen blitzten streitschtig, als er auf den Inspektor zutrat: Es freut mich, da Sie in diesem Fall den Smaragd-Ring nicht ganz auer acht lassen. Darf ich Sie jedoch fragen, ob Sie sich seit der Beschlagnahme auch als Besitzer des Ringes fhlen?Von mir aus, lchelte Inspektor Karahan. Wenn Ihnen damit leichter ist. Sie wollen mit der Frage ja nur testen, ob ich Angst vor dem Fluch des Steines habe. Und darauf gebe ich Ihnen klipp und klar die Antwort: Ich habe keine Angst. Nicht die geringste. Der Glaube an diesen angeblichen Todesfluch ist reinste Idiotie!Damit verneigte sich der Inspektor und verlie mit raschen Schritten das Appartement. Er strebte dem Lift zu und stieg in eine offene Kabine. Dr. Djemal kam knapp hinter ihm und rief: Ich mchte auch noch mitfahren Zu spt. Die Lifttr schlo sich bereits. Die Kabine surrte abwrts.Dr. Djemal drckte den Knopf fr den Lift daneben und wartete.Die beiden Trger des gerichtsmedizinischen Instituts kamen gerade mit der Leiche im Metallsarg an ihm vorbei.Pltzlich blieben sie jh stehen und lieen den Sarg fallen. Doktor Djemal zuckte zusammen.Ein gellender Schrei jagte den Liftschacht zu ihm herauf und brach sich an den Wnden des Hotels. Unmittelbar darauf folgte ein Heulen und Bersten, ein Krachen und Donnern. Es hrte sich wie eine Explosion an.Das ganze Hotel erzitterte.Was ist geschehen?John Margie kam aus seinem Appartement geeilt und starrte den Polizeiarzt an.Dr. Djemal schluckte und leckte sich mit seiner Zunge ber die trockenen Lippen. Auer Atem antwortete er: Ich wei es nicht. Aber ich glaube, im Liftschacht ist eine Katastrophe geschehen.Dann eilten die Mnner, so schnell sie konnten, die Treppen hinunter. Ein Stockwerk nach dem anderen.Im Parterre drngten sich vor der Lifttr die neugierigen Menschen. Zwei Bedienstete des Hotels hatten die Lifttr gewaltsam aufgebrochen.Dr. Djemal drngte sich vor und starrte in den Schacht. Einige Meter unter ihm waren die Trmmer der Liftkabine zu sehen. Sie war whrend der Abwrtsfahrt aus ihrer Verankerung geraten und abgestrzt.Inmitten der Metallteile und zerrissenen Kabelfetzen lag mit blicklosen Augen Inspektor Azim Karahan.Dr. Djemal erschrak, als er nach der rechten Hand des Inspektors suchte. Er erkannte an einem Finger den Ring mit dem Smaragd. Inspektor Karahan hatte das Schicksal herausgefordert und sich das Schmuckstck demonstrativ angesteckt.Der kleine Trke von der Rezeption schlug die Hnde ber dem Kopf zusammen. So ein Unglck. Vermutlich war es ein Erdbeben, das den Lift abstrzen lie. So ein schlimmes Unheil Dr. Djemal sah den Mann ernst und mit durchdringenden Augen an: Lieber Freund, das darf man nicht Unglck nennen. Das war der Fluch des Todessmaragds. Hier ist nicht Allah am Werk, sondern es sind bse Geister und Dmonen.Zwei Polizisten drngten sich an den Polizeiarzt heran. Sie blickten ratlos drein. Dann fragte einer: Was ist zu tun, Doktor?Dr. Djemal antwortete gefat: Fahren Sie ins Prsidium und melden Sie den Tod von Mrs. Margie und das Ableben von Inspektor Karahan. Alles weitere werde ich dann mit den zustndigen Herren aushandeln. Ich habe nmlich das bestimmte Gefhl, da es hier nur eine einzige richtige Entscheidung gibt. Der Fall ist nichts fr die trkische Polizei in Istanbul. Es ist besser, es schaltet sich das Parapsychologic Department der Interpol ein !

*

Ein schriller Schrei gellte durch den groen Saal der Universittsbibliothek von Istanbul.Viola Oggi taumelte gegen die Wand. Um sie drehte sich alles in schillernden Farben. Ein jher Schmerz jagte ihr bis in den Kopf.Besorgt standen Joe Baxter und Olga Dussowa sofort neben ihr.Was ist passiert? erkundigte sich Hauptkommissar Baxter vom Parapsychologic Department der Interpol.Viola Oggi verdrehte die Augen und krhte: Das kommt davon, wenn Polizeibeamte der Interpol zu Bcherwrmern und Leseratten umfunktioniert werden !Was war? wollte nun auch Olga Dussowa wissen.Gar nichts, konterte Viola Oggi und deutete auf den Boden, wo ein dickes, uraltes Buch lag.Dieser Wlzer ist mir auf den Fu gefallen. Mann, der hat vielleicht ein Gewicht.Und wir dachten schon, du wirst von einer unsichtbaren Macht bedroht, atmete Joe Baxter auf. Er hob das Buch auf und schleppte es zu einem der Tische.Joe Baxter, Viola Oggi und Olga Dussowa setzten sich.Viola Oggi rieb sich mit den Fingern die Zehen ihres Fues und brummte unwillig: Einen Aufenthalt in Istanbul hatte ich mir eigentlich anders vorgestellt. Ich dachte, ich wrde etwas von der Stadt zu sehen bekommen: das Goldene Horn, den Bosporus, das Topkapi, die Fatith Cami mit dem Mausoleum Sultan Mehmets II. Aber nein, wir vergraben uns hier seit zwei Tagen in der Universittsbibliothek!Joe Baxter lehnte sich lchelnd in seinem Sessel zurck und trommelte mit den Fingern der rechten Hand auf den Tisch. Ist aber sehr wichtig. Ihr wit, da wir offiziell von der trkischen Polizei im Todesfall Quendolin Margie und in der Affre Inspektor Azim Karahan noch nicht um Mithilfe gebeten worden sind. Doch das steht unmittelbar bevor. Wenn Inspektor Karahan noch leben wrde, wre es allerdings anders. Er htte uns lngst aus dem Land geworfen. Er glaubte nicht an parapsychologische Phnomene.Olga Dussowa lachte. Ich wei. Dem konnten die Gespenster auf der Nase herumtanzen, und er schwor darauf, da es sie nicht gibt!Viola Oggi hatte sich einigermaen beruhigt und versprte im Fu keinen Schmerz mehr. Sie seufzte: Jetzt habe ich aber ein Recht zu erfahren, was uns hier in Istanbul eigentlich erwartet. Vor allem nach meinem Arbeitsunfall in der Bibliothek.Joe Baxter schmunzelte: Die Sache ist ziemlich klar. Ein britischer Kaufmann, der in Istanbul lebt, heiratet eine schne junge Englnderin. Sie wnscht sich einen ganz besonders wertvollen Schmuck, und er bekommt bei einem Antiquittenhndler in der Stadt etwas Exquisites angeboten: einen Ring mit einem riesigen Smaragd. Die Bekannten und Freunde warnen ihn. Es ist nmlich ein Todessmaragd, der mit einem Fluch belastet ist. Wer ihn besitzt, mu sterben!Und warum wlzen wir seit Stunden alte Bcher aus der Universitt?Meines Erachtens finden wir hier den Anhaltspunkt fr die beiden rtselhaften Todesflle im Hilton Oteli. Wir wissen nicht viel ber diesen Smaragd. Angeblich handelt es sich um jenen Todessmaragd, den seinerzeit Maharadscha Mohini III. besessen hat. Er steckte den Ring seiner Frau an, und sie starb. Daraufhin verschenkte er den Stein an einen Sklaven. Der starb ebenfalls bald darauf. Auf rtselhafte Weise gelangte der Stein dann in den Besitz des persischen Adeligen Hradscha Said. Der schenkte ihn der Reihe nach sieben Frauen. Alle starben auf rtselhafte Weise. Darum ging der Stein eigentlich auch als Todessmaragd des Hradscha Said in die Geschichte ein.Alles gut und schn, meinte Viola Oggi. Aber wenn du das ohnehin alles weit, warum mssen wir uns dann alte Bcher auf die Zehen fallen lassen?Ich kenne nicht die Ursache fr die Todesflle im Zusammenhang mit dem Stein. Ich mchte wissen, ob ein Fluch eines Toten daran hngt oder ob die Macht von Dmonen in ihm wohnen. Beides ist mglich. Ehe wir aber die unheimliche Macht des Steins bekmpfen, um weitere Todesflle zu verhindern, mssen wir genau informiert sein. Am ehesten kann man Details aus alten Aufzeichnungen erfahren.Olga Dussowa bltterte in einem dicken Werk. Pltzlich jubelte sie laut auf und legte den Finger ins Inhaltsverzeichnis ihres vergilbten Bandes: Ich hab's, Freunde, ich bin die Grte. Olga Dussowa hat euch wieder alle geschlagen.Joe Baxter und Viola Oggi schauten ihrer Kollegin ber die Schultern.Olga Dussowa las laut: Der verfluchte Smaragd des Maharadscha Mohini III., auch Todessmaragd des Hradscha Said genannt Seite 356!Hastig bltterte die Russin in dem dicken Buch. Endlich hatte sie die gesuchte Seite aufgeschlagen.Erstaunt sahen sich Joe Baxter, Viola Oggi und Olga an.Die Seite war vllig leer. Kein einziger Buchstabe, keine Zeichnung, nichts. Es sah aus, als wre diese Seite niemals bedruckt gewesen.Joe Baxter pfiff leise durch seine Zhne. Das ist ja ein Ding. Da war jemand vor uns da und hat mit einigem chemischen Knnen die wunderschne Geschichte vom Todessmaragd ausradiert, damit keiner Einzelheiten und vor allem Namen von Besitzern und Toten erfahren kann.Ich glaube nicht, da es so war, erklrte Viola Oggi. Sie sprte ein seltsames Vibrieren und Kribbeln in den Hnden. Sie merkte, da sie heute besonders sensitiv war.Rasch setzte sie sich in aufrechter Haltung vor das Buch, legte die Handflchen auf die leeren Seiten und schlo die Augen.Olga Dussowa wollte etwas sagen. Aber Joe Baxter deutete ihr, ruhig zu sein und nicht zu reden. Es war ganz still in der Bibliothek.Viola Oggi flsterte ganz leise immer wieder dieselben Worte: Du, leeres Stck Papier, verrate mir, wer die wertvollen Worte auf dir vernichtet hat.Dreimal sagte Viola ihren Spruch auf.Nichts rhrte sich. Dann aber setzte ber dem Kopf Violas ein Brausen ein. Leise Musik erklang. Dann war es wieder still. Viola sprte fremde Gedanken.Und diese Gedanken aus einer anderen Welt verrieten ihr: Die weien Seiten sind das Werk bersinnlicher Krfte. Doch auch Menschenhnde wollten an diesen Seiten des Buches ein hnliches Werk vollbringen. Der Mensch aber kam zu spt.Joe Baxter und Olga Dussowa muten warten, bis Viola Oggi wieder aus ihrer Trance erwacht war. Sie erzhlte sofort, was sie erlebt hatte. Und Baxter meinte daraufhin: Jetzt ist es erst recht unsere Aufgabe, ganz genau die Geschichte des Smaragdes herauszubekommen. Es mu einen Weg geben Baxter sah verwirrt vor sich hin. Gedankenblitze peilten ihn an.Was ist, Joe, fhlst du dich nicht wohl? fragte Olga Dussowa.Joe Baxter schttelte den Kopf. Nein, alles okay. Der Chef will mich telepathisch aus Paris sprechen.Baxter sttzte seinen Kopf in beide Hnde und schlo die Augen. Pltzlich waren die Gedanken in Form von Telepathie-Worten ganz genau da und klangen in Baxters Ohren.Hallo, Mr. Baxter!Hallo, Chef, gibt's was Neues?Baxter, die Sache luft nun offiziell. Die trkische Polizei in Istanbul hat uns ersucht, den Fall Quendolin Margie zu bernehmen. Die Herren haben nun selbst Angst vor dem Todessmaragd. Sie finden, da das nicht mehr unter ihre Kompetenz fllt.Joe Baxter nickte. Wie vernnftig Polizisten werden knnen, wenn einer von ihnen ins Gras beien mu.Dr. Duvaleux forderte seinen Hauptkommissar auf: Melden Sie sich so rasch wie mglich im Prsidium in Istanbul und beginnen Sie mit der Arbeit. Haben Sie schon etwas entdeckt?Nicht allzuviel. Irgendwelche Wesenheiten pfuschen uns da ganz schn ins Handwerk. Sie wollen uns daran hindern, hinter das Geheimnis des Todessmaragdes zu gelangen.Ein entsetzliches Drhnen ri Baxter aus seiner telepathischen Konzentration. Er blickte auf und wurde kreidebleich.Dr. Duvaleux in Paris merkte sofort, da etwas nicht stimmte.Baxter! Joe Baxter! Was ist los? Da ist doch jetzt bei Ihnen irgend etwas passiert. So sagen Sie schon, was los ist!Joe Baxter versuchte, seine Gedanken mit aller Konzentration zusammenzuhalten, und antwortete seinem Chef: Herr Direktor es ist entsetzlich. Ich wei nicht, ob wir berleben werden Himmel, was geht denn bei euch in Istanbul vor? Mit verzweifelten Gedanken bombardierte Dr. Duvaleux das Gehirn seines Mitarbeiters.Joe Baxter war aufgesprungen. Er sandte nur noch Teile von Informationen nach Paris: Decke die ganze Decke der Universitt schwere Steine Marmor bricht ein und strzt auf uns herab Es gibt kein Entrinnen. Wir sehen dem Tod ins Auge!

*

Olga Dussowa und Viola Oggi drckten sich mit verzerrten Gesichtern an die Bcherregale. Sie starrten atemlos zur Decke des groen Bibliotheksraums. Eine geheimnisvolle Kraft zermalmte die wunderbare Decke mit den herrlichen Fresken und den farbenprchtigen Malereien.Die Risse und Sprnge wurden immer breiter. Mauerwerk brckelte heraus, und die Wnde begannen zu wackeln. Die Bcherregale schwankten. Die ersten Bnde strzten bereits herab. Ein Knirschen und chzen erfllte den ganzen Saal.In eine Ecke, schnell in eine Ecke, sonst werden wir alle drei von den Trmmern erschlagen ! schrie Olga Dussowa. Sie wollte Viola mit in eine Nische zerren.Joe Baxter hielt sie zurck. Es hat keinen Sinn. Seht euch die Risse in der Decke an. Sie wird so herabfallen, da jeder Millimeter der Bibliothek getroffen wird. Es gibt keinen Ausweg.Ein Rollen und Drhnen kam von der Decke her.Jetzt strzten die ersten Trmmer erbarmungslos herab. Joe Baxter fate einen verzweifelten Gedanken.Er ri seine beiden Mitarbeiterinnen an sich, umklammerte krampfhaft deren Arme und schrie fast hysterisch: Entmaterialisieren!Die beiden verstanden. Sie erkannten, da es um Sekunden ging. Wenn jetzt nicht jeder sofort sein Bestes gab, waren sie endgltig verloren. In solchen Situationen muten Mitarbeiter des Parapsychologic Departments zeigen, was sie in den vielen Jahren ihrer Ausbildung gelernt hatten.Joe Baxter, Viola Oggi und Olga Dussowa umarmten einander und konzentrierten sich ganz auf sich selbst. Sie begannen, mit ihren sensitiven Krften Geist und Krper voneinander zu trennen.Als letztes harrte Baxters Bewutsein ohne Krper aus. Joe nahm noch wahr, wie die gesamte Reliefdecke der Bibliothek herabdonnerte und alles unter sich begrub. Eine weigraue stinkende Staubwolke hllte das ganze Stadtviertel ein.In diesem Augenblick fanden sich die Krper von Joe Baxter, Viola Oggi und Olga Dussowa auf dem Rasen im Universittspark wieder. Sie standen da und hielten einander noch fest.Viola Oggi entrang sich ein Lcheln. Das war knapp, Joe. Wenn du nicht gewesen wrst, htten wir den richtigen Moment fr eine PSI-Rettung verpat.Sie blickten zum zweiten Stock hoch.Joe Baxter murmelte: Die Staubwolke vom Einsturz hat sich verzogen. Kommt, wir wollen nachschauen, ob jemand vom Bibliothekspersonal verletzt oder gettet wurde. Vielleicht knnen wir helfen!Sie eilten vom Rasen auf den breiten Kiesweg und hasteten zum Haupteingang der Bibliothek.Erstaunt sah Joe Baxter den Portier an, der seelenruhig in seiner Zeitung las. Der hatte vermutlich von der Katastrophe gar nichts mitbekommen. Baxter und seine beiden Mitarbeiterinnen liefen an dem erstaunten Mann vorbei und erreichten die Brorume der Bibliothek.Baxter brllte in die sichtlich gut gelaunte Runde: Ist jemand verletzt?Die Frauen und Mnner schauten die drei an, als wrden sie von einem anderen Stern kommen.Wer sollte denn verletzt sein, meine Herrschaften, fragte eine Garderobiere.Und einer der Saalordner fragte gedehnt: Wie kommen Sie da herunter? Ich habe Sie doch vorhin mit den beiden Damen oben im Lesesaal gesehen!Mann, rief Joe Baxter ihm zu. Haben Sie denn die Riesendetonation nicht gehrt? Die ganze Decke der Bibliothek ist eingestrzt?Die Angestellten wurden kreidebleich.Joe Baxter schrie: Kommen Sie mit!Die anderen eilten hinter ihm her. Sie hasteten die Treppe hoch. Baxter stie mit dem Ellenbogen die Tr zum Lesesaal auf und erwartete, ein Chaos vorzufinden.Er schluckte vor Erregung.Fragend schauten ihn die Bibliotheksangestellten an.Olga stie einen spitzen Schrei aus, und Viola Oggi bekreuzigte sich.Der Saal lag ruhig und friedlich wie immer da. Die Decke war ganz. Es gab keinen Sprung, keinen Ri, kein Trmmerfeld.Joe Baxter fehlten die Worte. An eine solche Situation im Laufe seiner beruflichen Ttigkeit konnte er sich einfach nicht erinnern.Was soll der Unsinn? Warum wollen Sie uns hochnehmen? knurrte einer der Archivare.Baxter sagte leise: Es tut mit leid! Aber vorhin, als wir hier in diesem Raum waren, strzte die Decke auf uns, und wir konnten uns nur noch in letzter Sekunde retten.Spttisch lchelnd blickten alle zu der Decke mit den herrlichen Fresken und Reliefs empor. Sie hielten Baxter und seine Damen fr verrckt.Joe Baxter lie seine Augen kritisch durch den Bibliothekssaal wandern.Endlich hellte sich sein Blick auf.Mit raschen Schritten befand er sich an einer Sule des Saals, bckte sich und griff nach einem Dachziegel, der dort auf dem Spannteppich lag.Was ist das? fragte er lchelnd den Bibliothekar.Der nahm den Ziegelstein in die Hand und murmelte: Donnerwetter, wie kommt der in den Saal hier? Das ist einer jener Dachziegel, mit denen die Bibliothek gedeckt ist.Beruhigt murmelte Joe Baxter: Ich bin glcklich, da ich diesen Ziegelstein gefunden habe.Der Archivar lachte. Na, das ist doch noch lange kein Beweis, da die Decke eingestrzt ist. Ich sehe jedenfalls nichts davon!Joe Baxter sagte langsam, aber bedeutungsvoll: Der Einsturz der Decke wurde allein fr mich und meine Mitarbeiterinnen von berirdischen Mchten inszeniert. Ich selbst bin darauf hereingefallen. Es ist wirklich passiert. Doch nur wir drei konnten es wahrnehmen. Dann wurde alles wieder in Ordnung gebracht. Aber auch geheimnisvolle Mchte aus einer anderen Welt knnen kleine Fehler machen. Und dieser eine Ziegelstein ist so ein Fehler!Olga Dussowa stie Joe Baxter in die Seite und rief staunend: Da, sieh mal, Joe. Ich glaube, ich trume!Sie deutete mit der rechten Hand in den groen Saal der Bibliothek.An einem Tisch sa ber ein Buch gebeugt Mr. John Margie, der Kaufmann aus London.Mit wenigen Schritten stand Joe Baxter vor ihm.Erstaunt und unsicher erhob sich der Englnder und begrte den Hauptkommissar des Parapsychologic Departments. Er hatte ihn einen Tag zuvor im Prsidium kennengelernt, als sich Baxter ber den Tod von Quendolin Margie erkundigt hatte.Was machen denn Sie hier in der Bibliothek, fragte Joe Baxter scharf. Er fand den Zusammenhang zwischen der Anwesenheit des Englnders und den seltsamen Vorfllen verdchtig.Ich suche etwas, murmelte der Kaufmann zgernd.Darf ich fragen, was? drang Baxter in ihn.Ich versuche, das Geheimnis des Todessmaragdes zu ergrnden, an das ich zuerst nicht glauben wollte.Da kommen Sie zu spt, lieber Freund, sagte Joe Baxter leichthin. Auch wir kamen zu spt. Fremde Mchte haben die Geschichte ber den Todessmaragd aus einem der Bcher herausgelst.Der Kaufmann wurde bla und stotterte: Jemand hat bereits die Seiten vor mir herausgerissen ?Baxter schmunzelte. Wollten Sie das vielleicht auch tun? Aber keine Sorge: Die Seiten wurden nicht herausgerissen. Die Schrift wurde einfach unsichtbar gemacht.John Margie mute sich setzen. Die Sache nahm ihn sehr mit.Joe lie den Englnder allein und kam zu Viola und Olga zurck. Pltzlich aber drehte er sich wieder zu dem Kaufmann um und fragte ihn scharf:Sagen Sie, Mr. Margie, eine ehrliche und offene Frage, auf die ich eine ebensolche Antwort erwarte: Haben Sie Ihre Frau wirklich geliebt?Sir! Entrstet blickte ihn John Margie an.Baxter ging darauf nicht ein und fragte weiter: Bedauern Sie den Tod ihrer jungen Frau tatschlich? Ist Ihnen ihr Ableben aufrichtig zu Herzen gegangen?Nun schrie John Margie entrstet: Was sollen diese geschmacklosen Fragen, Mr. Baxter?Joe verneigte sich leicht. Schade, Mr. Margie, da Sie mir keine spontane Antwort auf meine Fragen gegeben haben. Mir htte ein kurzes Ja oder Nein gengt. Mich htte die Wahrheit interessiert!John Margie wandte sich um und weinte wieder. Wie beim Anblick seiner toten Frau im Hilton Oteli

*

Der Kaffee im Nachtclub Binbir war stark.John Margie go fast einen Liter in sich hinein. Er merkte bald, wie schlecht das seinem Herzen bekam. Es begann, rasend zu schlagen. Der britische Kaufmann bestellte daraufhin Mineralwasser in rauhen Mengen und lie es in die Kehle flieen. Schwei trat ihm auf die Stirn. Er war mit den Nerven vollkommen fertig. Die letzten Tage hatten ihn sehr mitgenommen: der geheimnisvolle Mord an seiner Frau Quendolin, der rtselhafte Tod des trkischen Inspektors und die Begegnung mit Hauptkommissar Baxter in der Universittsbibliothek.Mit zitternden Fingern zndete sich John Margie eine Zigarette an.Pltzlich stand ein junges Mdchen vor ihm und lchelte ihn freundlich an. John Margie war gar nicht nach einem Flirt zumute. Aber da ihm das junge Ding das erste freundliche Gesicht prsentierte, das er seit Tagen sah, lchelte er zurck und nickte.Sie lie sich an seinem Tisch nieder.Ihre Stimme war ganz leise, als sie sagte: Man sieht es Ihnen an: Sie haben den Kopf voller Sorgen. Das ist ungesund und kann einen Menschen vollkommen ruinieren. Sie sollten einfach alles fr ein paar Stunden vergessen Verwirrt musterte der Kaufmann das Mdchen. Was wissen Sie ber mich? Wer sind Sie? Warum machen Sie so seltsame Andeutungen?Sie schttelte den Kopf. Seien Sie nicht albern. Ich bin ein Mdchen, das sich in Istanbul unterhalten will. Nicht mehr und nicht weniger. Mnner wie Sie, denen die Sorgen ins Gesicht geschrieben stehen, gibt's viele.Er war beruhigt. Sie wute also nicht, wer er war.John Margie bestellte Sekt. Und er lud das Mdchen ein, den Abend gemeinsam mit ihm zu verbringen. Er beschlo, fr einige Stunden alles rund um sich zu vergessen.Nach dem zweiten Glas sagte sie ihm, wie sie hie: Diana.Sie kam auch aus England und arbeitete bei einer Fluggesellschaft in Istanbul.John Margie blieb mit ihr bis Mitternacht im Binbir. Dann verlieen sie das Lokal und schlenderten ber die Galata-Brcke zum Hafen. In einer dunklen Gasse nahm sie ihn an der Hand und zog ihn mit sich fort. Vor einem schmalen weigetnchten Haus blieben sie stehen. Der Kaufmann sah sich um. Am Nebengebude blinkte eine riesige Coca-Cola-Reklame.Schweigend betraten sie das Haus und stiegen in den zweiten Stock empor. Das Zimmer Dianas war bescheiden, aber gemtlich eingerichtet.Als sie die Tr hinter sich geschlossen hatte, umarmte das Mdchen den Kaufmann. Dann lste sie sich von ihm und entkleidete sich mit gekonnter Grazie. Unter ihrem Kleid kam ein bronzefarbener, erregender Krper mit wohlgeformten Gliedmaen zutage. Sie wand sich geschmeidig im dsteren Licht der Stehlampe, ging auf John Margie zu und zog ihn sanft zu dem groen breiten Bett. Dann drckte sie ihn nieder und lockerte ihm die Krawatte.Sie kte ihn, und er schlo die Augen.Als er sie wieder ffnete, erstarrte er. Ein Alptraum war Wirklichkeit geworden. Vor ihm stand mit ihrer weien Haut und den langen blonden Haaren seine Frau Quendolin.John Margie bekam einen Schreikrampf, der in einen Husten berging. Er sprang vom Bett auf und wankte zur Zimmertr. Er drckte sich an die Wand. Dicke Schweitropfen bildeten sich auf seiner Stirn.Im Licht der Lampe stand sie da und lchelte wie eine Sphinx Heiser fragte John Margie: Mrs. Diana? Wo sind Sie? Quendolin, woher kommst du? Du bist doch tot!Die Gestalt seiner verstorbenen Frau schttelte nur den Kopf, legte die Finger auf die Lippen und trat nher. John Margie verga jetzt, da sie im Hilton Oteli gestorben war. Es war alles wie vorher. Er nahm sie in die Arme, und sie sanken aufs Bett.Jh fuhr John Margie wieder hoch. Er keuchte vor Angst. Er lag engumschlungen mit einer Toten im Bett.Um ihn herum zogen im Zimmer undurchdringliche Nebelschwaden auf. Aus jeder Ecke des Zimmers grinsten ihn verzerrte Fragen an. Mnnerstimmen begannen zu singen. Disharmonische Musik drhnte in seinen Ohren.Nein, nein, nein, gurgelte John Margie und warf sich zu Boden.Da ertnten alle Stimmen auf einmal. Doch nur eine einzige verstand der Brite. Sie drohte: Der Fluch des Todessmaragdes wird dich treffen, wenn du nicht tust, was wir dir befehlen!Was soll ich tun? fragte er zitternd.Wieder war die Stimme da: Gehe zur Polizei und sage, da du Quendolin gettet hast.Ein verzweifelter Schrei entrang sich Johns Brust.Er bi sich auf die Lippen und murmelte dann: Ich bin unschuldig. Ich war es nicht. Ich bin unschuldig Er blickte empor. Da stand sie wieder: die Gestalt seiner toten Frau Quendolin.Weinend starrte er sie an. Mhsam entrangen sich die Worte seinen Lippen: Verzeih mir, da ich dir den Smaragd gekauft habe.Sie bewegte die Lippen: Beruhige dich. Es war nicht der Smaragd, der mich gettet hat.Wieder schwirrten die Stimmen durch den Raum. Er wei doch selbst, da es nicht der Smaragd war Ich war es nicht, glaubt mir. Ich war es nicht! keuchte John Margie.Er schluchzte auf und stolperte zur Tr.Da vernahm er eine andere Stimme hinter sich. Er drehte sich um. Der bronzene Krper Dianas lockte ihn. Ungeduldig sagte sie zu ihm: Also, was ist jetzt? Soll ich nett sein zu dir oder nicht?Er ri die Tr auf und rannte davon. Er hastete die Treppe hinunter, stolperte durch den Hafen und drngte sich in die nchste Telefonzelle. Mit zitternden Fingern holte er eine Mnze hervor, warf sie ein und whlte die Nummer des Polizeiprsidiums.Eine Mnnerstimme meldete sich. John Margie verlangte die Mordkommission und sprudelte sofort seine Frage heraus: Ich mchte Mr. Baxter sprechen. Ist er da?Bedaure, antwortete die Stimme des Beamten. Mr. Baxter untersteht nicht unserer Polizei. Er arbeitet nur mit uns zusammen.Aber ich mu ihn unbedingt sprechen!Sie knnen ihn mglicherweise in seinem Hotel erreichen. Rufen Sie doch dort an. Er wohnt im Hilton.Danke, seufzte John Margie und legte auf. Nervs whlte er die Nummer des Hotels und verlangte Hauptkommissar Baxter.Baxter meldete sich sofort.Mr. Baxter?Ja, wer spricht?Ich bin's, John Margie. Ich mu Sie dringend sprechen. Es ist etwas Entsetzliches geschehen.Was denn, zum Donnerwetter? Joe Baxter wurde neugierig.Eine unheimliche und geheimnisvolle Macht mchte mich verrckt machen und ins Irrenhaus bringen. Ich bin nahe daran, meinen Verstand zu verlieren. Man hat mir heute ein Mdchen in die Hnde gespielt, das mich in ein Haus am Hafen lockte. Dort verwandelte sich die Gestalt dieses Mdchens in meine verstorbene Frau Quendolin. Ich werde dieses Erlebnis niemals wieder vergessen knnen. Ich glaube aber, damit wird es noch nicht zu Ende sein. Geheimnisvolle Stimmen verlangen, da ich die Ermordung meiner Ehefrau gestehe Schnell fragte Baxter: Haben Sie sie umgebracht, Mr. Margie?Nein, nein! brllte der Englnder in die Sprechmuschel. Dann bettelte er: Helfen Sie mir, Mr. Baxter, bitte!Rasch entschied Joe Baxter: Bleiben Sie, wo Sie sind. Ich komme. Aus welcher Telefonzelle rufen Sie mich an?Der Brite beschrieb genau und unverfehlbar die Stelle und versprach zu warten.Joe Baxter verabschiedete sich von Olga Dussowa und Viola Oggi. Ich hoffe, da ich bald zurck bin. Mr. Margie braucht meine Hilfe. Aber vielleicht gibt er es auch nur vor !Baxter hatte es nicht weit. Als er mit seinem gemieteten roten Sportwagen vor der Galata-Brcke in das Hafengebiet einbog, sah er auch schon die trb beleuchtete Fernsprechzelle.John Margie ging davor in gebeugter Haltung auf und ab. Er war ein gebrochener Mann. Baxter fragte sich nur, was er wohl mit dem Tod seiner Frau zu tun haben knnte.Endlich sind Sie da, stammelte der Englnder, reichte Baxter die Hand und eilte ihm voraus. Sie passierten etliche dunkle Gassen, kamen ber erleuchtete Pltze und kurvten schlielich in eine holprige enge Strae.Wir sind gleich da, flsterte der Brite. Da vorn. Es ist das weie Haus gleich rechts neben der groen Cola-Reklame.Dann standen sie davor.Joe Baxter blickte kritisch auf John Margie. Mr. Margie. Ich habe das Gefhl, Sie wollen mich verschaukeln. Was bilden Sie sich eigentlich ein, mich mitten in der Nacht durch Istanbul zu locken?Stotternd erklrte John Margie: Mr. Baxter, ich verstehe das alles nicht. Aber es ist wahr, was ich sage. Ich habe es vorhin selbst erlebt. Ich bin nicht verrckt, glauben Sie mir doch. Ich denke mir nichts aus.Er starrte immer wieder zu der Cola-Leuchtreklame.Kopfschttelnd blickte Baxter dorthin, wo John Margie kurz vorher mit dem Mdchen Diana in das Haus gegangen sein wollte.Neben der Cola-Reklame stand berhaupt kein Haus, sondern es erstreckte sich dort nur ein hlicher Lagerplatz mit altem Eisen

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Kommissar Bykada sprang hinter seinem Schreibtisch hoch und eilte seinem Gast entgegen. Willkommen, Hauptkommissar Baxter! Ich freue mich, so einen populren Mann von Interpol kennenzulernen!Joe Baxter nickte. Auch ich freue mich, Sie einmal persnlich zu treffen, Kommissar. Ich bin eigentlich gekommen, weil mich das Obduktionsergebnis von Mrs. Quendolin Margie interessiert.Kommissar Bykada ffnete eine Schreibtischlade und zog ein Formular des gerichtsmedizinischen Institutes hervor. Er berflog den Text und sagte dann:Sie werden staunen. Wir hatten gehofft, einen Anhaltspunkt fr einen ganz realen Mrder zu finden. Wir mssen passen. Aber auch fr Sie sieht es nicht positiv aus. Sie hatten erwartet, irgendeinen Beweis fr einen Tter aus dem Jenseits oder aus einem berirdischen Bereich zu finden Baxter unterbrach ihn: So ein Beweis kann unter Umstnden schon die Tatsache sein, da keine Spuren eines menschlichen Tters vorliegen!Kommissar Bykada schttelte den Kopf. Ich meine das anders, Mr. Baxter. Wir haben uns beide im Fall Margie geirrt. Der Arzt hat nmlich einwandfrei festgestellt, da die Frau an einer pltzlichen Herzverkrampfung gestorben ist.War Mrs. Margie herzleidend?Nein, aber das tut nichts zur Sache. Solche Herzverkrampfungen mit tdlichem Ausgang knnen auch bei vllig gesunden Menschen unverhofft auftreten.Lauernd blickte der Kommissar den Gastkollegen aus Paris an: Ich denke, Mr. Baxter, es ist doch kein Fall fr das Parapsychologic Department und keiner fr meine Abteilung.Baxter beugte sich vor: Und die Sache mit dem Todessmaragd? Gibt Ihnen die nicht zu denken?Kommissar Bykadas Gesicht wurde ernst. Mr. Baxter, ich schtze Sie beraus. Doch versuchen Sie nicht, mir das einzureden. Ich glaube nicht an solche Flche. Und daher ist fr mich die Todesursache von Mrs. Margie klar. Da spielt kein Todessmaragd mit.Und der Tod Ihres Kollegen Inspektor Azim Karahan, der auch nicht daran glaubte, den Ring an sich nahm und Minuten spter tot war?Der Kommissar antwortete rasch: Zufall oder Kismet, wie Sie wollen, aber niemals der Todessmaragd. Untersuchungen haben ergeben, da der Lift einen Materialfehler hatte und seit Wochen absturzgefhrdet war.Bykada griff in seine Schreibtischschublade und holte den sagenumwobenen Smaragd hervor. Er lachte zu Baxter hinber, hielt den Ring mit dem Stein unter die Schreibtischlampe und murmelte:Ein herrliches Schmuckstck. Aber keine Zauberei. Lsen Sie sich davon, Baxter. Ich werde es Ihnen beweisen. Aber eigentlich habe ich es Ihnen ja schon bewiesen: Als Inspektor Karahan starb, habe ich den Ring an mich genommen. Ich betrachtete mich als Besitzer. Na, und? Sie sehen, da ich lebe und mich sogar sehr wohl fhle !Er beugte sich ber den Ring und staunte: Ein traumhafter Schmuck. Sehen Sie sich nur die kunstvolle Schleifarbeit des Steines an!Der Kommissar rckte die Schreibtischlampe zurecht und zerrte auch die zweite Stehlampe herzu, um besonders viel Licht zu haben. Er griff zum Schalter, um auch die neue Lichtquelle einzuschalten.Pltzlich verzerrte sich sein Gesicht. Sein Krper richtete sich steil empor, seine Augen traten aus den Hhlen. Seine Hnde verkrampften sich. Der ganze Krper vibrierte.Baxter ahnte es. Die Lampe mute einen Schaden gehabt haben. Der Kommissar war in den Stromkreis geraten. Mit einem Sprung war Joe Baxter auf den Beinen. Er sah sich nach einem Gummihandschuh oder sonst einem Material um, mit dem er ungefhrdet den Mann aus dem Stromkreis bringen konnte.Aber es war nichts da.Schnell sammelte Baxter seine PSI-Krfte. Er konzentrierte sich ganz auf seine Aufgabe und peilte den Stromkreis direkt an. Er hatte dieses Experiment bisher noch nie durchgefhrt und wute daher nicht, wie es ausgehen wrde.Doch es gelang.Der Stromkreis wurde unterbrochen. Der Krper des Kommissars sackte zu Boden. Die Hand konnte endlich den defekten Schalter loslassen.Rasch zerrte Baxter seinen trkischen Kollegen aus dem Gefahrenkreis. Dann beugte er sich ber ihn.Enttuscht seufzte er und erhob sich wieder.Kommissar Bykada konnte niemand mehr helfen, er war tot.In seiner rechten Hand glnzte der Ring mit dem Smaragd

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Viola Oggi nippte an ihrer eisgekhlten Melone. Olga Dussowa sog an einer langen Damenzigarre. Sie saen in der Bar des Hilton Oteli und hatten sich angehrt, was ihnen Joe Baxter zu erzhlen hatte.Olga Dussowa drckte ihre Zigarre im Aschenbecher aus und schaute Joe an. Ich glaube, jetzt gibt es fr uns keinen Zweifel mehr, da hier sehr wohl der Fluch des Smaragdes die Schuld trgt!Joe Baxter hob beide Schultern. So ganz genau wei ich es nicht. Irgendwo finde ich nmlich diesen Mr. Margie verdchtig, berhaupt nach den jngsten Geschehnissen.Viola Oggi prete ihre Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und kruselte ihre Lippen. Mr. Margie knnte doch ein Werkzeug einer dmonischen Wesenheit sein. Vielleicht mu er sich so geben, weil er einfach von einer unheimlichen Macht getrieben wird.Olga Dussowa hielt nicht viel von diesen Spekulationen. Wir mssen endlich Klarheit ber die Krfte haben, die den Smaragd beherrschen. Vorher werden wir keinen einzigen erfolgreichen Schritt tun knnen.Und wie willst du hinter das Geheimnis des Ringes kommen, wenn sich alles gegen uns verschwrt? Die Bcher haben leere Seiten, und die Menschen wissen nichts Genaues.Wir mssen zur Selbsthilfe schreiten, antwortete Olga.Und zwar?Ganz einfach. Wir berufen eine Material-Seance ein. Wir rufen die Geister des Steins. Und wenn sie sich nicht zeigen, dann fordern wir sie mit Hilfe von Guru Jogami heraus!Joe Baxter mischte sich jetzt in das Gesprch ein: Ich hoffe, Ihr wit beide, da eine Material-Seance immer an ganz bestimmte Orte gebunden ist, die mit dem Gegenstand der Seance in enger Verbindung stehen.Viola Oggi klatschte in die Hnde. Nichts leichter als das, Joe. Hier in Istanbul haben wir doch das Topkapi, jenes Kanonentor aus dem Jahr 1453, in dem wertvolle Schtze von mehreren Sultansgeschlechtern ausgestellt sind. Das ist ein wrdiger Rahmen.Aber Joe Baxter war noch skeptisch. Ich hoffe, ihr wit, wie gefhrlich das Experiment fr uns werden kann. Wir knnen die Kraft und Macht der Geister im Ring von vornherein nicht abschtzen.Wir werden es schaffen. Und wie gesagt: Guru Jogami ist ja mit seinen Fernkrften auch noch da, meinte Viola.Olga fragte neugierig: Wird uns denn die trkische Polizei fr die Seance den Ring mit dem Smaragd leihen?Joe Baxter machte ein spitzbbisches Gesicht, fate in die Tasche und hielt den Schmuck in die Hhe. Ich habe ihn zur Sicherheit an mich genommen, als Kommissar Bykada starb.Olga ri weit die Augen auf: Dann bist du jetzt der gegenwrtige Besitzer ! und in groer Gefahr, ergnzte Baxter. Dann wandte er sich an Viola Oggi und forderte sie auf: Lege einen Schutzbann fr uns um den Ring, damit uns nichts passieren kann. Du bist ja Meisterin in solchen Sachen.Viola nickte, schlo die Augen und bewegte die Lippen wie im Traum.Schlielich kam Viola Oggi langsam wieder aus ihrer Kurztrance zurck und meinte mit einem erleichterten Aufatmen: So, jetzt kann uns fr die nchsten vier Tage vom Smaragd her keine Gefahr mehr drohen, mgen die Geister, die ihn beherrschen, noch so gefhrlich und hinterlistig sein.Pltzlich stand der Kellner vor dem Tisch und verneigte sich. Mr. Baxter?Ja, was ist?Dieses Kuvert hat man mir vor dem Lokal fr Sie in die Hand gedrckt.Er berreichte den Umschlag dem Hauptkommissar und entfernte sich wieder.Baxter ri das Kuvert auf. Der Bogen Papier darin war leer. Doch als Baxter ihn intensiv betrachtete, wurde pltzlich eine Schrift sichtbar, die eindeutig von einer Frau stammte.Die Worte lauteten: Verehrter Mr. Baxter, ich habe erfahren, da Sie meinen Fall untersuchen. Ich mu dringend mit Ihnen reden. Gre Quendolin Margie!Joe Baxter sprang auf.Viola und Olga schauten ihn neugierig an. Was ist?Er antwortete knapp: Die tote Quendolin Margie mchte dringend mit mir sprechen Ihre Wesenheit? wollte Olga wissen.Vielleicht, nickte Baxter, vielleicht ist es auch ein Schwindel. Ich wei es noch nicht, wartet hier. Ich gehe nach drauen. Ich mchte unter allen Umstnden die Frau sprechen, die dem Kellner diesen Brief an mich gegeben hat.Mit diesen Worten hastete er davon.Viola und Olga sahen einander an.Vielleicht htten wir besser mitgehen sollen! murmelte Viola Oggi.Olga Dussowa schttelte den Kopf. Wenn er sagt, er geht allein, dann soll man ihm nicht dreinreden.Wieder stand der Kellner vor dem Tisch. Ist eine der Damen Mrs. Oggi?Ja, ich! meldete sich Viola.Der Kellner verneigte sich. Telefon fr Sie. Da vorne an der Bar!Erstaunt erhob sich Viola Oggi und eilte zum Tresen. Sie angelte sich den Hrer und fragte: Hallo, wer spricht dort!Jh prallte sie zurck. Aus dem Telefon erklang entsetzlich laute und schrille Musik, untermalt mit Schreien und Kreisen. Viola hatte Angst, es wrde ihr das Trommelfell platzen. Und dann vernahm sie eine hliche und verschwommene Stimme, die ihr ins Ohr heulte: Kehrt nach Hause, geht nach Hause! Wartet nicht auf Joe Baxter. Er wird diesen Abend nicht berleben. Und Ihr werdet ihm nicht helfen knnen. Das Schicksal nimmt bereits seinen Lauf!

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Dichter Nebel zog vom Bosporus herauf. Die Straen waren feucht und spiegelten die Leuchtreklamen wider. Als Joe Baxter aus dem Hotel in den Abend hinaustrat, mute er hsteln. Er blickte sich um. Es waren nicht viele Passanten auf dem Brgersteig. Langsam entfernte er sich vom Hotel und lie seine Blicke suchend ber die Menschen wandern, an denen er vorbeikam.Und dann blieb er mit einem jhen Ruck stehen.Neben einem alten Huserblock gab es einen offenen Platz. Und hier lehnte unter dem fahlen Licht der Straenbeleuchtung ein bildhbsches, aufreizend gekleidetes Mdchen. Baxter erkannte auf den ersten Blick: Es mute eine Dirne sein, die auf Kundschaft wartete.Ihre grellrot geschminkten Lippen lachten dem Hauptkommissar verfhrerisch entgegen. Einer inneren Stimme folgend, ging er auf sie zu.Sie musterte ihn auffordernd und hauchte: Na, kommst du mit?Baxter holte den Briefumschlag aus der Tasche und sagte: Ich will nur eines wissen: Hast du dem Kellner diesen Brief an mich gegeben?Ein erleichtertes Seufzen entrang sich ihrer Brust. Dann flsterte sie: Ich danke Ihnen, Mr. Baxter, da Sie sofort gekommen sind. Bitte folgen Sie mir. Ich habe etwas sehr Wichtiges mit Ihnen zu besprechen Moment mal, unterbrach Joe Baxter sie. Wer sind Sie denn berhaupt?Sie sah ihn aus sanften Augen an und murmelte: Es stand doch im Brief. Ich bin Quendolin Margie.Baxter war berrascht. Sie sind Quendolin Margie?Sie nickte und lchelte. Mr. Baxter, wir wollen das alles in Ruhe besprechen. Zu Ihnen spricht die Wesenheit der verstorbenen Quendolin Margie. Ich suchte in meiner transzendenten Welt vor meinem Eintritt ins jenseitige Sein nach einer Mglichkeit, mit Ihnen in Kontakt zu treten. Ich habe lange berlegt. Endlich fiel mir die Lsung ein. Ich bemchtigte mich des Krpers dieser Dirne, die ganz in der Nhe des Hotels stand, in dem Sie sich aufhielten. Das Mdchen war vollgepumpt mit Rauschgift. So konnte ich ihr gedankliches und geistiges Sein abkapseln und mich ihres Krpers bemchtigen. Nur mit Hilfe einer materiellen Existenz ist es mir mglich, mit Ihnen zu sprechen.Baxter sah sie fragend an. Was wollen Sie mir sagen?Sie begann, auf dem Brgersteig entlangzugehen. Dabei erzhlte sie: Sie mssen die genauen Umstnde meines Todes wissen. Sie mssen das Geheimnis des Todessmaragdes erfahren. Dann werden Sie die Dinge, die um Sie passieren, besser verstehen.Sie waren vor einer Absteige angekommen.Baxter meinte: Von mir aus, gehen wir hinauf. Aber warum mssen Sie so geheimnisvoll tun, wenn Sie mir Informationen geben?Zitternd erklang die Stimme aus dem Mund der Dirne: Ich mu diese Verkleidung und die Vorsichtsmanahmen whlen, weil jemand hinter mir her ist, von dem ich Ihnen erzhlen mu. Es ist eine bse und mchtige Wesenheit, die mich in meinem Stadium des Zwischenseins zwischen Diesseits und Jenseits vernichten knnte !Joe Baxter bezahlte beim Portier das Zimmer und stieg mit dem Mdchen in den ersten Stock hoch. Als sie die Tr des Zimmers erreicht hatten, wollte Quendolin anfangen zu erzhlen. Aber sie kam nicht mehr dazu.Die Tr wurde aufgerissen, ein heier Windsto fegte Baxter ins Gesicht. Er starrte in den Raum, der sich vor ihm ffnete. Es war niemand zu sehen. Pltzlich schwirrte mit unheimlicher Schnelligkeit eine glhende eiserne Stange durch die Luft und bohrte sich in den Rcken des Mdchens.Ihr Todesschrei erschtterte Joe Baxter zutiefst. Er hrte die Stimme der Sterbenden noch rufen: La mich mit ihm sprechen. Warum soll er es nicht wissen ? Dann brach sie zusammen.Baxter konzentrierte seine ganzen geistigen Krfte auf die Wesenheit der toten Quendolin Margie, die sich in dem Krper befunden hatte. Vielleicht konnte er das flchtende Sein fr einen Augenblick festhalten. Er sandte seine Gedankenstrahlen in jenseitige Sphren voraus. Und er erkannte zu spt, da er in die falsche Richtung peilte.Quendolin Margies Wesenheit wurde von einer feindlichen Macht in ganz unteren Sphrenbereichen fortgerissen Es war ihm sofort klar: Quendolin Margies Wesenheit war in den Fngen eines Dmons. War es der Dmon des Todessmaragds?Verstrt starrte Joe Baxter auf das tote Straenmdchen vor sich. Pltzlich legten sich zwei feste Mnnerhnde auf seine Schultern. Er drehte sich um und sah in die schwarzen Augen eines groen Mannes. Mit schnarrender Stimme sagte er: Du elender Hund, du hast mein bestes Mdchen ermordet!Joe Baxter drehte sich zu ihm herum: Einen Augenblick, Mann. Ich habe berhaupt niemand ermordet. Die Kleine da wurde gerade jetzt vor meinen Augen von hinten erstochen. Und zwar mit diesem Eisen, das noch immer in ihrem Krper steckt.Nein! brllte der Schwarzhaarige. Ich habe gesehen, wie du sie gettet hast.Jetzt erst sah Joe Baxter, da auf der Treppe hinter dem Trken vier Polizisten standen. Sie hatten ihre Pistolen im Anschlag.Einer der Beamten sagte: Es hat keinen Sinn. Kommen Sie mit uns. Sie sind wegen Mordes verhaftet! Joe Baxter zgerte noch, mit den Uniformierten mitzugehen. Da erhielt er einen groben Schlag auf den Hinterkopf. Alles drehte sich um ihn. Er sprte nur noch, wie er weggeschleppt und auf die Plattform eines kleinen Wagens geworfen wurde.Dann verlor er die Besinnung. Sein letzter Gedanke galt der toten Quendolin Margie. Was hatte sie ihm wohl mitteilen wollen? Und warum hatte sie sich nur so lange Zeit gelassen?

*

Aber er kann doch nicht vom Erdboden verschluckt worden sein!Viola Oggi fluchte leise vor sich hin. Sie stolperte nun mit Olga Dussowa bereits an die zwei Stunden durch das nchtliche Istanbul. Von Joe Baxter war keine Spur zu finden.Viola wute sich nicht mehr zu helfen. Sie holte einfach Baxters Foto aus der Handtasche und begann wahllos im Umkreis des Hotels die Passanten zu fragen: Haben Sie vorhin diesen Mann gesehen?Lange fragte sie vergeblich.Endlich sagte ein alter Mann: Ja, den habe ich gesehen. Der hat sich da drben mit einem leichten Mdchen verabredet und ist dann durch die schmale Gasse da vorne gegangen.Viola und Olga sahen einander fragend an. Dann strebten sie der Gasse zu. Sie erkannten schon von weitem die rote Laterne des Stundenhotels. Vor dem Haus sprachen sie wieder einige Leute an und zeigten ihnen Joe Baxters Foto.Sie hatten Glck. Eine alte Frau konnte sich an Baxter erinnern. Natrlich kenne ich den! Ich habe ihn vorhin gesehen, wie ihn vier Polizisten abgefhrt haben.Abgefhrt? Wieso denn abgefhrt? fragte Viola Oggi fassungslos.Die alte Frau sah sie aufgeregt an:Natrlich abgefhrt. Das ist doch der Mann, der vor einer halben Stunde hier im Hotel eine Dirne ermordet hat

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Olga Dussowa und Viola Oggi kamen gegen Mitternacht vor dem Polizeiprsidium an. Sie hasteten durch das Hauptportal und fuhren mit dem Lift ins Bro der Mordkommission hoch.Minuten spter saen die beiden Mitarbeiterinnen des Parapsychologic Departments Inspektor Modac gegenber.Aufgeregt sprudelte Viola Oggi hervor und nestelte dabei mit den Fingern an ihrer Handtasche herum: Das mu ein schreckliches Miverstndnis sein. Mr. Baxter ist doch kein Mrder. Ich wei nicht, was den Polizisten da eingefallen ist. Wir kennen zwar nicht die Umstnde, unter denen die Verhaftung stattfand, aber Inspektor Modac erhob sich aus seinem Sessel und gebot Viola Oggis Redeschwall Einhalt: Moment, Moment, ich verstehe kein Wort. Warum soll Baxter ein Mrder sein? Wer sagt denn von ihm so etwas. Bitte, wrden Sie mir den Grund Ihres Erscheinens genau erklren?Olga Dussowa begann mit gedmpfter Stimme: Wir haben erfahren, da Mr. Joe Baxter heute abend in einem Hotel als Mrder einer Dirne verhaftet wurde !Ein Schmunzeln glitt ber die Lippen des Inspektors: Bedaure, meine Damen. Sie mssen bel getrumt haben. Immerhin befinden Sie sich in der Zentrale der Mordkommission von Istanbul. Und heute abend ist weder ein Mord passiert, noch Mr. Baxter als vermeintlicher Mrder festgenommen worden.Olga Dussowa fragte langsam: Ist da auch kein Irrtum mglich? Mr. Baxter wurde von vier uniformierten trkischen Polizisten abgefhrt.Ausgeschlossen, wetterte der Inspektor und fgte dann hinzu: Vielleicht waren es keine echten Polizisten, die ihn abgeholt haben!Eine Falle, flsterte Olga Dussowa. Wir htten frher daran denken sollen. Vielleicht ist es jetzt bereits zu spt Der Inspektor versprach: Wir werden sofort ganz Istanbul nach Mr. Baxter durchkmmen. Ich werde Alarmstufe eins ausrufen lassen.Olga Dussowa schttelte resignierend den Kopf. Das hat wirklich keinen Zweck, Inspektor. Joe Baxter wird von keiner irdischen Macht festgehalten. Da mssen wir mit anderen Manahmen einsteigen.Viola Oggi nickte und murmelte: Meine Kollegin hat recht. Hier kann nur das Parapsychologic Department helfen. Aber auch nur dann gibt es eine Chance fr uns, wenn wir endlich wissen, welcher Dmon in dem verfluchten Todessmaragd regiert. Wenn wir die Macht kennen, dann kennen wir auch unseren direkten Feind und wissen, in wessen Gewalt sich Joe befindet

*

Die Hitze war unertrglich.Joe Baxter wunderte sich, da er keine Schweiausbrche hatte. Er wollte mit den Hnden sein Gesicht betasten, sprte aber keine Hnde. Er wollte nach ihnen sehen, fand sie aber nicht. Ein jher Gedankenblitz durchfuhr ihn: Er hatte keine menschliche Gestalt mehr. Er war nur noch Geist allein. Er wute gar nicht, wo sich im Augenblick sein Krper befand.Existierte sein Krper berhaupt noch? Oder hatte ihn die Macht, die ihn festhielt, bereits vernichtet?Joe Baxter tastete mit seinen Gedanken seine Umgebung ab. Er befand sich in einer riesigen rotierenden Kugel aus rotem Gas. Die Kugel raste mit unglaublich hoher Geschwindigkeit ber die Erde dahin. Baxter stellte fest, da sie so gro wie ein Einfamilienhaus sein mute.Rund um ihn schwebten weitere undurchsichtige Blasen, in denen er dmonische Lebewesen vermutete. Doch er konnte nicht erahnen, wie sie aussahen. Er hrte aus den Blasen nur ein unheimliches Glucksen.Wo ist mein Krper, wo ist mein Krper?Immer wieder stellte sich Joe Baxter diese Frage. Er htte zu gern gewut, wie eine fremde Macht seinen Krper von seinem geistigen Sein getrennt hatte.Wo bin ich eigentlich?Baxter sandte die Frage in alle Richtungen der glhenden roten Kugel und sprte, wie die Worte als Echo zu ihm zurckkamen.Ein gellendes Lachen erschtterte das seltsame Gefngnis.Und dann bildete sich eine weie Wolke in der Kugel. Aus den Dmpfen formte sich ein verschwommenes Gesicht mit zwei schwarzen Augen.Joe Baxter erkannte es wieder. Es erinnerte ihn an jenen Mann, der ihn des Mordes an der Dirne bezichtigt hatte.Hallo, Joe Baxter!Die Stimme war tief und klang gefhrlich.Wer bist du?, fragte Joe.Katnandu Katnandu Katnandu , kam es immer wieder auf Baxter zu.Dann setzte die Stimme mit einem drohenden Unterton fort: Ich bin der Dmon des funkelnden Smaragdes. Mein Zuhause ist zwar rot, aber mein Smaragd ist grn, hell und grn.Baxter fragte: Dann bist du also die bse Macht, die im Todessmaragd des Hradschi Said regiert, in jenem Smaragd, den erstmals Maharadscha Mohini III. in Indien besa!Du sagst es! kam die Antwort.Joe Baxter atmete auf. Er wute zwar nicht, ob er jemals wieder Gelegenheit haben wrde, sein Wissen weiterzugeben, doch er hatte etwas erreicht, was ihm sehr wichtig war: Er hatte Kontakt mit dem Dmon des Todessmaragdes.Das wollte er jetzt ausnutzen. Warum mssen die Menschen sterben, die mit deinem Smaragd in Berhrung kommen?Erregt antwortete die Stimme, und die Augen des verschwommenen Gesichtes rollten unheimlich: Nur die Besitzer des Steins mssen sterben, und auch nur dann, wenn sie von ihrem Ring zuviel verlangen und dem Leben gegenber unverschmt werden.Baxter war erstaunt. Das hatte er nicht erwartet. Er hatte gedacht, da der Dmon nur aus purer Freude am Vernichten Menschen in den Tod schickte.Und dann hrte er die Stimme in sich drhnen: Ich mu dir, denke ich, etwas erklren. Ich bin ein viele hundert Jahre alter Dmon. Ich wurde aus der Eifersucht, aus dem qulenden Schmerz des Maharadscha Mohini III. in Jaipur geformt. Der Maharadscha fand den Smaragd auf einer Jagd in den Bergen. Er brachte ihn in die Stadt, bergab ihn einem Juwelier und lie einen Ring anfertigen. Dann schenkte er das Schmuckstck seiner Lieblingsfrau Jamah. Doch sie war ihm nicht treu. Sie brach aus dem Harem aus und flchtete mit einem Kamelhndler. Der Maharadscha war zu stolz, um seine Lieblingsfrau verfolgen zu lassen, und er verfluchte den Smaragd, den sie mitgenommen hatte. So entstand ich als rchende Macht eines enttuschten Gatten. Ich hatte die Aufgabe, dieses undankbare und untreue Weib zu tten. Ich erledigte diese Aufgabe. Der Ring gelangte auf Umwegen nach Persien. Ein Bruder des damaligen Knigs kaufte und trug ihn. Aber er brannte vor Ehrgeiz, den Thron seines Bruders zu besteigen. Er lie sich zu einem Verrat hinreien. Er wollte den eigenen Bruder ermorden lassen. Das konnte ich nicht mitansehen. Ich lie ihn durch das Schwert eines kniglichen Gardeoffiziers tten. Den Ring erwarb spter ein griechischer Diplomat. Er beging Betrgereien, um reich und mchtig zu werden. Als er fr ein eintrgliches Geschft seine eigene Frau einem persischen Minister versprach, servierte ich ihm einen Giftbecher. Und so ging es immer weiter. Wer den Ring trug, reizte mich und forderte mich heraus.Ein wildes Heulen wehte durch die Kugel.Ich bin kein bser Dmon. Ich bin ein gerechtes bernatrliches Sein. Und mir stehen vier Helfer zur Seite. Du hast sie in der menschlichen Verkleidung als trkische Polizisten kennengelernt.Ein Lachen erschallte. Jetzt erkannte Baxter, da vier glucksende Blasen auf ihn zuschwebten, zusammenstieen und sich dann wieder entfernten. Das also waren die dmonischen Helfer, die ihn hier heraufgebracht hatten.Warum hast du meine Arbeit auf der Erde gestrt? Warum hast du mich hierhergebracht? Was willst du von mir, Katnandu ? fragte Baxter.Minutenlang war nur ein Rauschen und Zischen in der Kugel zu hren. Dann kam die Antwort: Ich mchte dir ein Angebot machen, Joe Baxter.Und wie lautet dieses Angebot?Du bist ein guter und mutiger Mann mit viel Verstand. Du sollst einer meiner Mitarbeiter im Kampf gegen das berma der Menschen werden. Du sollst mithelfen, den gerechten Fluch des Todessmaragds zu erfllen !Joe Baxters Gedanken drehten sich im Kreis. Er konnte dieses makabre Angebot nicht verstehen. Dann fate er sich wieder. Du weit genau, da ich dieses Angebot niemals annehmen wrde. Ich habe auf der Erde einen wichtigen Auftrag im Dienste der Menschheit. Ich kann nicht fr dich arbeiten. Ich will wieder Geist und Krper als harmonische Zweisamkeit sein. La mich frei! Ich kann dir hier nicht helfen.Ich wrde Mnner wie dich brauchen! drngte die dmonische Stimme.Wir knnten niemals gut zusammenarbeiten. Wir sind Gegner. Du hast den Tod von Quendolin Margie verursacht. Ich mu den Fall klren. Meine Aufgabe ist es, das Rtsel um dich, Katnandu, zu lsen.Ein hallendes Lachen drhnte rund um Baxter: Wenn du es einmal geklrt hast, dann wirst du erkennen, wie falsch du ber mich informiert warst.Gezielt fragte Joe Baxter jetzt: Sage es offen: War es der Fluch des Smaragdes, der Quendolin Margie ttete?Ich kann es dir nicht sagen, noch nicht.Warum nicht?Du wrdest dich in meine Arbeit einmischen. Und du wrdest meinen Plan stren. Du bist ein guter Mann, darum wollte ich dich auf meiner Seite haben. Wenn du aber mein Angebot ablehnst, dann bist du mein Feind.Der rote Ballon, in dem sie sich befanden, krampfte sich zusammen und wurde enger. Baxter wollte noch einige neue Gedanken loslassen, aber er hatte pltzlich nicht mehr die Kraft dazu. Der Dmon lhmte seine Krfte vllig.Dafr versprte Baxter die Gedanken des Dmons, der ihm zuflsterte: Eine andere bernatrliche Wesenheit htte dich jetzt gettet. Aber ich denke mir: Vielleicht brauche ich dich noch einmal. Vielleicht berlegst du es dir und arbeitest doch noch mit mir zusammen. Darum werde ich dir deinen Krper wiedergeben und dich nur so lange ausschalten, bis ich meine Mission im Fall Quendolin Margie erfllt habe.Wo sind wir, fragte Baxter mit letzter Kraft.Wir schweben in meiner Dmonenkugel um die Erde. Ich tue dies seit mehreren hundert Jahren. In dieser Kugel entstand ich. Ich verlasse sie nur, wenn ich den Fluch des Todessmaragdes erflle.Baxters geistige Existenz begann sich wie ein Wirbelwind zu drehen. Schneller, immer schneller. Die dumpfe Stimme des Dmons Katnandu wurde immer heller und ging schlielich in ein Pfeifen ber. Baxter konnte sich nicht mehr konzentrieren. Seine Gedanken verwirrten sich.Angst umfing ihn.Dann platzte die rote Kugel. Baxters Gedanken wurden freigegeben und ins Nichts hinausgeschossen

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Viola Oggi ging unruhig im Zimmer des Hilton Oteli auf und ab.Ruckartig blieb sie vor Olga stehen, die sich erschpft auf das Sofa hatte fallen lassen.Wo kann Joe nur sein? Jetzt haben wir in eiserner Konzentration siebenmal seinen Geist angepeilt. Er hat sich nicht gemeldet. Was kann das bedeuten?Olga setzte sich auf. Wre er tot und nur mehr eine Wesenheit, htten wir lngst Kontakt zu ihm. Wre er lebendig und in guter Verfassung, wre er lngst wieder hier oder htte sich mit uns in Verbindung gesetzt. Also bleibt nur eine einzige Lsung: Er ist in der Gewalt von bernatrlichen Mchten.Nachdenklich fragte Viola: Wer, frage ich mich, hat Interesse daran, ihn festzuhalten?Olga berlegte laut: Es kann nur der bse Geist des Todessmaragdes gewesen sein. Daher mssen wir auch ohne Joe heute nacht noch zum Topkapi und die Material-Seance mit dem Smaragd durchfhren.Aber Joe hat doch den Smaragd bei sich, rief Viola aus.Olga schttelte den Kopf. Keine Spur! Als du ihn fr uns mit deinen Sprchen bedacht hast, habe ich ihn eingesteckt. Wir haben alles, was wir brauchen. Wir werden die Seance auch ohne Joe schaffen. Vielleicht knnen wir ihn dadurch sogar retten!

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Der Mond stand hoch ber Istanbul.Das Topkapi ragte steil in den Nachthimmel empor. Im Museum der Sultan-Schtze war es totenstill. Viola Oggi und Olga Dussowa hatten vom Prsidium eine Ausnahmegenehmigung erhalten, die Nacht in dem uralten Bau inmitten von Vitrinen und wertwollen Ausstellungstcken zu verbringen. Die beiden Frauen waren aber nicht allein. Zwei Beamte der trkischen Polizei hatten sie begleitet.Im groen Ausstellungssaal breitete Viola Oggi einen roten Samtteppich auf der Erde aus. Darauf legte sie den Smaragdring von Quendolin Margie. Olga Dussowa bat die beiden Beamten: Treten Sie bitte in eine Ecke des Raumes. Wir brauchen vllige Ruhe fr unser Vorhaben!Die Polizisten nickten verstndnisvoll und zogen sich zurck.Olga und Viola knieten vor dem Ring nieder und legten ihre Hnde ber ihn. Gemeinsam murmelten sie Beschwrungsformeln und begannen jede fr sich mit der Selbsthypnose. Sie schlossen die Augen und waren binnen weniger Sekunden vollkommen entrckt. Fr die beiden Mitarbeiterinnen des Parapsychologic Departments existierte nur noch der Ring.Mit starrem Blick erhob sich dann Viola Oggi, legte ihrer Kollegin die Hnde auf den Kopf und sagte pathetisch: In dieser Schatzkammer wertvollster Juwelen haben wir dich eingebettet, Smaragd des Todes. Wir rufen dich und deine Geister, die in dir wohnen und herrschen. Meldet euch und ffnet uns eure Existenzebene Es war immer noch ganz still.Olga Dussowa wiegte leicht ihren Kopf hin und her. Ihre Lippen bewegten sich, doch es kam kein Ton ber sie.Wieder versuchte Viola Oggi, einen Kontakt zum Dmon des Steines herzustellen: Herrscher des Smaragdes, melde dich. Wir wollen dich kennenlernen, an dich so viele Fragen stellen Keine Antwort.Olga war ganz auf das Geheimnis des Smaragdes eingestellt. Sie schwebte bereits losgelst von ihrem Krper als sehnsuchtsvoller Geist ber sich selbst, um der dmonischen Macht die Willkommensformeln entgegenzurufen. Doch sie sprte keinen Hauch von transzendentaler Kraft. Sie fhlte sich im Wirkungsbereich des grnen Steines einsam und kam sich verloren vor.Viola Oggi gab nicht auf. Immer wieder torpedierte sie den Smaragd mit ihren Fragen.Schlielich lie sie sich erschpft auf der Erde nieder und sammelte ihre Konzentration zu einem Gedankenstrahl nach Paris.Sie brauchte Minuten, bis Dr. Duvaleux aus dem Schlaf gerissen wurde und sich jh im Bett aufsetzte.Hallo, Baxter? Sind Sie es? Was ist los?Nein, Chef, ich bin es, Viola Oggi. Ich brauche Ihre Hilfe. Baxter ist spurlos verschwunden. Nur das gelste Rtsel des Smaragdes kann uns weiterhelfen. Doch wir kommen nicht heran. Wir brauchen die geistige Kraft von Guru Jogami.Dr. Duvaleux antwortete: Er wird sich gleich bei euch melden!Der Direktor des Parapsychologic Departments fragte nicht lange. Er wute, wie ernst die Situation war. Jedes unntze Wort brachte vielleicht Joe Baxter in Gefahr.Viola und Olga knieten vor dem Ring. Ihre Gedanken waren nach Paris gerichtet.Guru Jogami schlief nicht. Er schlief nie. Er legte sich waagrecht auf die Erde und sandte den beiden Frauen seine Kraft.Ich spre Guru Jogamis Aktivwellen, flsterte Olga Dussowa. Bis in die Fingerspitzen vibrierte ihr ganzer Krper. Sie fhlte sich sensitiv wie selten. Viola Oggi ging es ebenso.Sie begannen nun das Spiel von vorne.Viola bernahm die Rolle des Mediums und berhrte den Smaragd. Olga ging um sie herum und rief die Geister des Steines an.Der Erfolg blieb wieder aus.Keine Antwort aus dem Raum. Kein Schreien, kein hhnisches Lachen, kein Heulen, nichts.Minutenlang starrten Viola Oggi und Olga Dussowa noch auf das Schmuckstck. Sie faten es nicht, da die Seance, die sie so viel Kraft gekostet hatte, ergebnislos verlaufen war.Langsam kehrten die Gedanken der beiden wieder in den Alltag zurck.Olga Dussowa lehnte sich gegen eine Vitrine und sandte ihre Gedankenblitze nach Paris zu Guru Jogami. Jogami, wir sind verzweifelt. Es hat nicht funktioniert.Was redet Ihr da? Es hat bestens funktioniert!Aber wir haben das Geheimnis des Steins nicht ergrndet. Der Geist, der ihn beherrscht, hat sich nicht zu erkennen gegeben.Guru Jogami gab zurck: Unsinn, es hat sehr gut geklappt. Ich bin zufrieden. Ihr habt das Geheimnis ergrndet.Olga Dussowa schttelte den Kopf. Ich verstehe nicht.Ihr wit jetzt, da dieser Stein kein Geheimnis birgt. Es wohnen ihm kein Geist und kein Dmon inne, antwortete Jogami.Was willst du damit sagen? erkundigte sich Olga erstaunt.Der Smaragd, dem Ihr die Material-Seance gewidmet habt, ist nicht der echte Todessmaragd des Hradschi Said. Es wohnt ihm nicht die geringste Kraft und daher auch nicht der geringste Fluch inne. Das Schmuckstck ist eine vortreffliche Kopie, mehr nicht. Das ist jetzt klar!Viola Oggi wartete, bis Olga ihr die Meldung des Gurus mitgeteilt hatte. Sie sprte, wie ihre Knie zitterten. Sie nahm den Smaragd in die Hand und flsterte atemlos: Wenn das wahr ist, so frage ich mich: Warum mute Quendolin Margie sterben? Warum mute Kommissar Bykada sterben? Und warum ist Joe spurlos verschwunden?Olga nickte und dachte mit Schaudern daran, da es jetzt keine Chance mehr gab, irgend etwas fr Joe zu tun

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Das Sanatorium fr Geisteskranke lag auerhalb von Istanbul in der Nhe des Flughafens.Viola Oggi lutete einmal, dann wurde geffnet. Eine weigekleidete Schwester fhrte die Mitarbeiterin des Parapsychologic Departements zum Chef.Dr. Yedir bat sie, Platz zu nehmen.Viola Oggi fragte: Wie geht es John Margie?Der Mediziner antwortete ernst: Schlecht, sein Geisteszustand bessert sich nicht. Trotz aller Medikamente, die wir ihm verabreichen. Er redet immerfort von seiner toten Frau, die wieder auferstanden ist und mit ihm eine Nacht verbringen will. Er beschreibt ihr Gesicht und schreit auf.Wrden Sie diesen Mann fr einen Mord fhig halten? fragte Viola schnell.Was fr einen Mord, wollte der Arzt wissen.Fr einen Gattenmord.Nach kurzem berlegen sagte Dr. Yedir: Ja, ich knnt mir vorstellen, da er sich zu so einer Tat hinreien lassen knnte.Darf ich ihn sprechen?Ja, aber nicht zu lange!Dr. Yedir erhob sich. Viola folgte ihm. Sie schritten in den Patientenpavillon hinber. Eine Schwester sperrte die Tr zur Zelle auf. Viola Oggi trat ein.John Margie erhob sich, schritt ihr entgegen und verneigte sich vor ihr.Ich bin von der Interpol, Mr. Margie. Ich brauche Ihre Hilfe, bat Viola.Sie hielt dem Englnder den Ring mit dem Smaragd entgegen.Er wich zurck, bekreuzigte sich und rief ngstlich: Geben Sie ihn weg. Es gab Zeiten, da glaubte ich nicht an seine Kraft. Jetzt frchte und hasse ich ihn, weil ich wei, da ein teuflischer Dmon in ihm wohnt.Er begann, am ganzen Krper zu zittern.Viola Oggi musterte ihn genau. Dann steckte sie den Smaragd weg und erklrte: Mr. Margie, ich wei nicht, wie ernst Ihnen diese Worte soeben waren. Aber ich kann ihnen eine Mitteilung machen, die Sie erstaunen wird. Das Parapsychologic Department hat das Geheimnis Ihres Smaragdes ergrndet.Margie wurde aschgrau im Gesicht und fragte leise: Und was haben Sie herausbekommen?Ihr Smaragd hat keine geheime Kraft und besitzt keine Macht. Auf ihm lastet kein Fluch. Er ist vllig harmlos John Margie wich ein paar Schritte zurck. Dann stotterte er: Das kann ich beim besten Willen nicht glauben berhaupt nach allem, was vorgefallen ist!Mit fester Stimme sagte Viola Oggi: Mr. Margie, damit ist die Geschichte noch nicht ausgestanden. Der Fall mu jetzt erst recht geklrt werden. Ich frage mich nmlich: Warum mute Ihre Frau sterben?Er begann wieder zu schluchzen. Ich wei es doch nicht. Warum qulen Sie mich? Glauben Sie vielleicht, ich habe es getan? Ich habe sie doch geliebt Viola Oggi nickte. Sie haben recht. Irgendeine geheime Macht spielt bei dem Fall mit. Sonst wre Joe Baxter nicht auf so rtselhafte Weise verschwunden. Eines aber wissen wir: Vom Ring geht keine Gefahr aus.Aber, stammelte der Kaufmann, es ist doch der wertvolle Todessmaragd des Hradscha Said. Ich habe ein Vermgen dafr bezahlt.Sie sind beschwindelt worden, klrte ihn Viola Oggi auf. Das ist nicht der Smaragd des Hradscha Said. Es ist eine Imitation.Er schttelte gebrochen den Kopf. Ja, aber das ist doch nicht mglich. Warum hat man mir so falsche Dinge erzhlt?Das wei ich auch nicht. Jedenfalls steckte ein bestimmter Plan dahinter. Das hngt mit dem Tod Ihrer Frau zusammen. Mr. Margie, wo haben Sie den angeblichen Todessmaragd gekauft?Der Hndler heit Hissan Ali und hat sein Geschft am Atatrk Bulvari.Viola Oggi entschied: Wir werden eine Genehmigung des Arztes besorgen. Und dann werden wir gemeinsam dorthingehen und klren, was er Ihnen da verkauft hat und warum er gelogen hat.

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Der Juwelierladen auf dem Atatrk Bulvari war klein, aber ber und ber mit Schtzen ausgestattet. Hissan Ali verneigte sich unzhlige Male, als Viola Oggi, Dr. Yedir und John Margie eintraten. Er glaubte zuerst, Kundschaft vor sich zu haben.Viola Oggi ging sofort zum eigentlichen Thema ber. Sie angelte den Ring mit dem Smaragd aus der Handtasche und reichte ihn dem Trken. Er betrachtete das Schmuckstck eingehend und fragte dann: Ein schner Ring! Was soll ich damit?Viola Oggi deutete auf John Margie. Dieser Herr hat ihn vor einigen Wochen bei Ihnen gekauft.Hissan Ali schttelte den Kopf. Ein Lcheln flog ber sein Gesicht. Bestimmt nicht, ganz bestimmt nicht. Dieser Ring mit diesem Stein hat sich noch niemals in meinem Besitz befunden. Ich mte es wissen, wenn ich ihm angeboten oder gar verkauft htte. Ich kann mich auch, mit Verlaub, an diesen Herrn nicht erinnern.Erwartungsvoll sah Viola Oggi den Briten an. Was sagen Sie dazu?John Margie antwortete unsicher: Ich habe den Trken persnlich auch nicht gesehen. Er wurde mir nur empfohlen. Ich bedauerte es sehr, da er nicht anwesend war, als ich mit meiner Frau zu seinem Laden kam.Der Trke zog die Stirn kraus. Dann sagte er mit einem erleichterten Lcheln: Dann mssen Sie in meinem Geschft gewesen sein, als meine Mutter schwerkrank war. Da hatte ich eine Aushilfe, eine junge Englnderin. Sie nannte sich Gloria. Sie wohnte gegenber in der Pension. Aber auch die kann Ihnen den Ring schwerlich verkauft haben. Ich hatte nie so ein Schmuckstck.Viola Oggi dankte dem Trken und bat Dr. Yedir: Darf ich Sie noch bitten, mit dem Patienten in die Pension gegenber zu kommen?Der Arzt war einverstanden.Sie berquerten den Atatrk Bulvari und betraten die Pension. Eine alte dicke Frau mit weien Haaren kam ihnen entgegen.Was kann ich fr Sie tun?Hat eine Britin mit dem Vornamen Gloria bei Ihnen gewohnt? fragte Viola ohne Umschweife.Die Trkin nickte: Ja, ja, die hat bei mir gewohnt. Allah sei ihr gndig !Was war mit ihr, wollte Viola Oggi wissen.Die dicke Frau sprudelte aufgeregt hervor: Sie stand eines Tages mit ihrem kleinen Koffer da. Sie sagte, sie komme aus London und htte hier im Istanbul eine wichtige Mission zu erfllen. Sie fragte mich nach dem Hilton Oteli und nach einem Juwelier. Dann zog sie bei mir ein. Sie war eine schne junge Frau. Aber sie war mir unheimlich.Hat sie Ihnen gesagt, warum sie in dem Laden gegenber als Verkuferin aushalf? fragte Viola.Die Trkin schttelte den Kopf. Sie sprach wenig mit mir. Sie hatte berhaupt ein seltsames Benehmen. Und dann trug sie immer einen Ring mit einem grnen Stein am Finger und starrte ihn immer an. Aber als sie am letzten Tag vom Juwelier zurckkam, da hatte sie den Ring nicht mehr.Viola erkundigte sich rasch: Ist sie an diesem Tag abgereist?Die dicke Frau seufzte. Wenn es nur so gewesen wre. Das wre schn gewesen. Nichts da. Sie hat mir keine Mnze bezahlt.Sie hat sich aus dem Staub gemacht?Ja, und wie! Ich glaube, sie war mit dem Teufel im Bunde. Sie hat auch immer zu ihm gebetet droben im Zimmer. Darum betrete ich es nicht und vermiete es auch nicht mehr. Sicher bringt es jedem Unheil, der darin wohnt.So sagen Sie endlich: Was ist mit dieser Mrs. Gloria passiert?Mit zitternden Lippen berichtete die Trkin: Sie hat sich in ihr Zimmer eingeschlossen, hat dort wilde Tnze und Gesnge aufgefhrt und ist dann mit einem wilden Aufheulen durch die Decke des Hauses davongeflogen.Viola Oggi wollte das nicht glauben und bat: Fhren Sie uns zu dem Zimmer des Mdchens.Zgernd dirigierte die alte Frau die Fremden in den dritten Stock der Pension. Sie schlo ein Zimmer auf und stie ein Gebet zum Himmel. Die Tr schwang auf.Viola Oggi betrat den Raum. Erstaunt blickte sie hoch. In der Zimmerdecke klaffte ein Loch mit verbrannten und ruigen Rndern. Man konnte bis ins Freie blicken.Die Trkin stammelte: Dieses Loch hat sie gerissen, als sie wie eine Hexe auf und davon fuhr.Jetzt erst blickte sich Viola Oggi genauer um. berall im Raum standen Kerzen, etwa an die hundert Stck. Und unter dem Spiegel auf dem Toilettentisch stand eine Porzellanschssel mit gestocktem Blut, daneben lag ein Federmesser. Auf dem Spiegel waren Blutspritzer zu erkennen, und auf der Erde lag eine groe Papierrolle.Viola Oggi beugte sich herab und zog sie auseinander. Sie las wie gebannt den lateinischen Text, der mit Menschenblut hingekritzelt war. Da hie es: Dies ist ein Vertrag, geschlossen am 14. August dieses Jahres zwischen Gloria Cannon und den Dmonen Nepogor und Belezar, womit Glorias Seele und ihr Seelenheil dem Reich der Dmonen berantwortet wird. Dafr stehen Nepogor und Belezar Gloria bei ihrem Vorhaben zur Seite, auf da sie siegreich daraus hervorgeht.Darunter waren geheimnisvolle Zeichen zu sehen.Ein Dmonenpakt, flsterte Viola Oggi.Neugierig trat John Margie nher und berflog den Text. Als er den Namen Gloria Cannon las, zuckte er zusammen.Viola Oggi sah ihn scharf an: Mr. Margie, Sie knnen sich nicht mehr verstellen. Geben Sie es zu. Sie kennen den Namen dieses Mdchens!Er schttelte den Kopf. Dieses Mdchen habe ich nicht gekannt. Doch der Name Cannon ist mir in die Knochen gefahren.Wieso?Cannon war der Mdchenname meiner Frau Quendolin!Viola Oggi berlegte: Und was halten Sie davon, da die Verkuferin, die ihnen den falschen Todessmaragd anbot, ebenso hie?John Margie hatte sich schnell wieder gefat. Ich denke, da es sich hier um einen komischen Zufall handelt.Viola Oggi schttelte energisch den Kopf: Dieser Ansicht bin ich ganz und gar nicht, Mr. Margie!

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Das Sthnen drang an Joe Baxters Ohr.Rund um ihn war es stockfinster.Er wollte sich bewegen und hrte das Rasseln von Ketten. Es kam von seinen Fen. Mhsam setzte er sich auf und merkte, da er nur ganz leicht bekleidet war. Es stank berall nach Schmutz und Abfall.Baxter griff sich an die Beine. Kein Zweifel: Er lag in Ketten. Langsam erinnerte er sich. Er war in das Reich des Dmons Katnandu entfhrt und zur Mitarbeit aufgefordert worden. Dann hatte er eine Reise ins Ungewisse angetreten.Er atmete auf. Wenigstens hatte sein Geist wieder in den Krper gefunden. Das war schon eine Menge wert. Jetzt mute er nur noch herausfinden, wo er sich befand.Joe Baxter wartete viele Stunden, bis es hell im Raum wurde. Der Morgen war angebrochen. Jetzt sah der Hauptkommissar, da er sich in einem tropfenden, dsteren Gewlbe befand. Neben ihm lagen fnf weitere Mnner mit ungepflegten Brten im schmutzigen Stroh und schnarchten.Baxter rttelte einen wach.Bse sah ihn der andere an und fauchte: La mich schlafen, Idiot.Dann ri er die Augen auf und fragte: Wie kommst denn du hier herein? Ich habe ja gar nicht bemerkt, wie man dich gebracht hat?Baxter knurrte: Man hat mich hereingezaubert.Der andere lachte grlend: Da hast noch Humor. Den wirst du hier bald verlieren.Wo sind wir? erkundigte sich Baxter und erntete ein hhnisches Gelchter.Mann, du machst mir Spa. Du weit nicht, wo wir sind? Natrlich im gefrchteten Mrderturm von Addis Abeba Baxter zuckte zusammen. Katnandu hatte ihn ganz schn weit von Istanbul abgeschoben. Daher galt es, sich zu beeilen, um wieder zu Viola Oggi und Olga Dussowa zu stoen.Joe Baxter legte sich zurck. Inzwischen waren auch die anderen Verbrecher erwacht. Sie wollten zahllose Fragen an den Neuen stellen.Bse brllte Baxter sie an: Haltet die Klappe!Er versuchte es mit Entmaterialisation. Anders gab es keine Chance, aus den Ketten und aus diesem Turm herauszukommen.Langsam zog sich Baxters Geist von den Strflingen zurck und berwand den eigenen Krper. Baxter schwebte jetzt als geistige Existenz ber sich selbst.Dann verlie er das Gefngnis durch eines der vergitterten Fenster.Er hrte noch die Schreckensschreie der Hftlinge, die an ein himmlisches Wunder glaubten.Seine rasante Gedankenfahrt endete schlielich im Hilton Oteli.Joe Baxter atmete schwer und schlug die Augen auf.Die Erde hatte ihn wieder

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Was kann ich fr Sie tun? erkundigte sich der uniformierte Beamte des Archivs im Polizeiprsidium von Istanbul.Viola Oggi hielt ihm einen Zettel hin. Ich habe hier einen Namen: Gloria Cannon. Es handelt sich um eine Englnderin. Knnten Sie herausbekommen, wo sie lebt, was sie arbeitet und ob sie verheiratet ist?Der Leiter des Archivars schob Viola Oggi ein riesiges Formular entgegen. Wenn Sie das bitte genau ausfllen wrden.Viola schlug die Hnde zusammen. Das kann doch nicht wahr sein. Um das auszufllen, brauche ich ja Tage. Mu denn das sein? Geht das nicht unbrokratischer?Er schttelte den Kopf. Tut mir leid, aber wir mssen unsere Anfrage offiziell an Scotland Yard in London richten.Viola Oggi zerknllte wtend den Zettel. Mit groen Augen starrte sie der Polizist an. Ja, aber dann werden Sie niemals erfahren, wer Gloria Cannon war.O doch, nickte Viola Oggi. Ich mach's auf meine Methode via Telepathie ber mein Bro in Paris!Insgeheim hoffte sie auf die Mitarbeit von Madame Therese Duvaleux

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Dicke Nebelschwaden zogen durch den Park der Nervenklinik nahe dem Flughafen. John Margie stand am Fenster und starrte in die Natur hinaus. Er mute immer wieder an den Besuch bei dem Altwarenhndler Ali denken.Er prete seine Hnde gegen die Stirn und fhlte das Pulsieren seiner Schlfen.Dann richtete er sich auf und ffnete das Fenster. Der Nebel drang in sein Zimmer. John Margie erkannte eine Mdchengestalt, die auf leichten Fen ber den Rasen gelaufen kam und ihm zuwinkte.Er beugte sich vor und blickte ihr entgegen.Und dann stand sie vor ihm, kletterte an einem Bltenstrauch hoch und stieg durchs Fenster zu ihm herein.John Margie taumelte zurck und flsterte: Quendolin, meine geliebte Quendolin. Wo kommst du her?Sie richtete sich vor ihm auf. Ihr langes blondes Haar fiel leicht auf ihre Schultern. Sie lachte strahlend und nherte sich ihm. Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und kte ihn auf die rechte Wange.Quendolin, ist es denn wahr, da du wieder da bist? War alles nur ein bser Traum? stammelte der Kaufmann aus London und zitterte am ganzen Krper.Dann schrak er zusammen.Aus dem Mund der Frau, die wie seine Quendolin aussah, drngten sich die ernchternden Worte: Ich bin nicht Quendolin. Finde dich damit endlich ab.Die Mdchengestalt schttelte den Kopf. Dann griffen ihre Hnde in die Haare und rissen die blonde Percke herab.Pltzlich sah der unerwartete Besuch anders aus.Wer bist du? Was willst du von mir? wollte John Margie wissen.Sie stand jetzt ganz dicht vor ihm. Ich bin das Mdchen, das dich ber deine schweren Schicksalsschlge trsten wird. Ich werde oft bei dir sein und vielleicht deine Frau werden.John Margie wehrte ab. Ich habe Quendolin geliebt. Fr mich bedeutet keine andere Frau mehr etwas. Ich werde niemals mehr heiraten.Ihre Augen blitzten, als sie auf ihn schaute. Du wirst mit mir vorlieb nehmen mssen, denn ich habe ein Stck von deiner Fr


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