Date post: | 05-Apr-2015 |
Category: |
Documents |
Upload: | adelheit-stommel |
View: | 105 times |
Download: | 1 times |
Der Begriff „Muttersprache(n)“ ist stärker als bisher aus der Perspektive der Mehrsprachigen zu formulieren, denn die reflektierten Antworten der
Mehrsprachigen sind religions-, länder- und kulturübergreifend und können eine Basis für eine
transnationale Identität sein.
(Hoodgarzadeh)
25.-28.05.2011 Thessaloniki 1
Sprachbegegnungen im Rahmen einer
Multiliteralitätsdidaktik Prof. Dr. Anja Wildemann
25.-28.05.2011 Thessaloniki 2
1. Mehrsprachigkeit, Medialität und Multiliteralität
2. Sprachbegegnungen im Kontext einer Multi-literalitätsdidaktik
25.-28.05.2011 Thessaloniki 3
1. Mehrsprachigkeit, Medialität und Multiliteralität
25.-28.05.2011 Thessaloniki 4
MehrsprachigkeitMehrsprachigkeit
Etwa 20% unserer Schüler/-innen wachsen mit zwei oder mehr Sprachen auf (Migrationsbericht 2008).
Laut GER sollte jeder Bürger mindestens zwei (Fremd-)Sprachen beherrschen.
Mehrsprachige Kinder bringen mehr als eine Sprache in Kinder- garten und Schule mit.
Bildungsinstitutionen sind bis heute nicht ausreichend auf den professionellen Umgang mit Mehrsprachigkeit vorbereitet.
25.-28.05.2011 Thessaloniki 5
MedialitätMedialität
81% der Grundschüler/-innen benutzen zu Hause einen Computer. (IconKidsYouth 2008: 5)
9 von 10 Familien besitzen einen Computer. (Feierabend/ Rathgeb 2007: 29)
Kinder verfügen über Erfahrungen mit Bild-Schrift-Kombinationen in Printmedien, Computerprogrammen, Filmen und im Internet. (Vach 2005: 77)
Mehr als drei Viertel der Kinder weisen Erfahrungen im Umgang mit Erfahrungen mit dem Computer auf. (KIM-Studie 2010)
25.-28.05.2011 Thessaloniki 6
25.-28.05.2011 Thessaloniki 7
Geräteausstattung im Haushalt 2010 (KIM-Studie 2010)
Medialität und Mehrsprachigkeit …Medialität und Mehrsprachigkeit …… und deren Folgen für den Sprachunterricht… und deren Folgen für den Sprachunterricht
Idee einer Pädagogik und Didaktik der Multiliteralität Multiliteralität
Multiliteralität / MulitliteracyMultiliteralität / Mulitliteracy
The New London Group What constitues appropriate literacy teaching in the context of the ever more critical factors of local diversity and global connectedness? (NLG 1996:3)
Drei Grundfragen der multiliteracies pedagogy:What? Inhalte und Kompetenzen
How? didaktische-methodische Faktoren Why? des Lernens und Lehrens
25.-28.05.2011 Thessaloniki 9
Versuch einer Annäherung an den Begriff MultiliteralitätVersuch einer Annäherung an den Begriff Multiliteralität
Multiliteralität bezeichnet die Fähigkeit, Sprache generell, auch eine fremde Sprache, kontextadäquat, ziel- und aufgabenorientiert flexibel anwenden zu können. Multiliteralität ist gekennzeichnet durch die Fähigkeit des Einzelnen zur Selbstorganisation, d.h. dazu, Informationen und Ressourcen nutzbar zu machen, dass Lernprozesse und Aufgaben mit einem Fokus auf Lösungswege und Ergebnisse selbstständig und in konstruktivem Dialog mit anderen organisiert und strukturiert werden können. Integraler Bestandteil von Multiliteralität ist der Erwerb einer multi-medialen Kompetenz in der Verwendung von Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT).
(Bach 2007: 23)
25.-28.05.2011 Thessaloniki 10
Dimensionen einer Multiliteralitätsdidaktik Dimensionen einer Multiliteralitätsdidaktik
25.-28.05.2011 Thessaloniki 11
Initiierung von Sprach-verstehen
Identitäts-entwicklung
Intercultural und Language
Awareness
Multi-mediale Erfahrungs- und Lern-kontexte
Unterstützung individueller
Mehr-sprachigkeit
Multilingua-lität als Er-
fahrungs- und Lernraum
Schriftsprach-liches Lernen
Literacy-Erfahrungen
Aufbau primären Sprach-wissens
Multi- literalitäts-
didaktik
Wildemann (2011:280)
Multilingualität als Lern- und Erfahrungsraum • gesellschaftlich gegebene Mehrsprachigkeit als
Ausgangspunkt für mehrsprachiges Lernen• Multilingualität als Basis für einen Unterricht, in
dem die Kinder ihre vielsprachigen Erfahrungen einbringen und weiterentwickeln können.
• Für monolinguale Kinder: andere Sprachen kennenlernen, Offenheit gegenüber anderen Sprachen entwickeln, Neugier auf andere Sprachen zu wecken.
25.-28.05.2011 Thessaloniki 12
Aufbau primären Sprachwissens
• sukzessiver Entwicklung primärsprachlicher Kenntnisse und Fähigkeiten im vorschulischen Erfahrungsraum
• Sprachbildungsauftrag der vorschulischen Einrichtungen
• Nicht defizitorientierte Sprachförderung, sondern ressourcenorientierte Multiliteralitätsförderung
25.-28.05.2011 Thessaloniki 13
Literacy-Erfahrungen
• Literacy als komplexes Gefüge literaler, kultureller und medialer Kompetenzen
• Funktionale und kulturelle Dimension von Literacy (Rau 2007)
• Bei mehrsprachigen Lerner/-innen: Berücksichtigung von Fähigkeiten in der Erst- und Zweit- oder gar Drittsprache
25.-28.05.2011 Thessaloniki 14
Schriftsprachliches Lernen
• Im Sinne des Literacyaspektes: primäre Erfahrungen mit Schrift
• auf diese Erfahrungen lassen sich weiter-führende literale und literarische Kenntnisse und Fähigkeiten aufbauen
25.-28.05.2011 Thessaloniki 15
Unterstützung individueller Mehrsprachigkeit• z.B. indem Lernräume mehrsprachig
ausgestattet sind (mehrsprachige Bilderbücher, Hör-CDs, Beschriftungen, Lernmaterialien)
• Lernsettings so gestaltet werden, dass die verschiedenen Sprachen thematisiert werden
• Über Sprache/n und sprachliche Phänomene philosophiert wird (vgl. dazu auch Oomen-Welke 1999).
25.-28.05.2011 Thessaloniki 16
Multimediale Erfahrungs- und Lernkontexte
• stützend auf mediale Lesekulturen• mediale Erfahrungen und Interessen der
jungen Lerner/-innen für das sprachliche Lernen nutzbar machen
• in Deutschland, z.B. Lese-Hör-Kisten (vgl. Hüttis-Graff
2007)
25.-28.05.2011 Thessaloniki 17
Intercultural and Language Awareness
• interkulturelle Kompetenz als Voraussetzung und Lernziel
• Language Awareness im Sinne des Begegnungssprachen-konzeptes
• „explicit knowledge about language, and conscious perception and sensitivity in language learning, language teaching, and language use” (ALA 2007)
• Sprachaufmerksamkeit statt (grammatikalische) Sprach-bewusstheit
25.-28.05.2011 Thessaloniki 18
Identitätsentwicklung
• Zusammenhang von individueller Identitäts-bildung und sprachlicher Bildung
• Nach Wiater (2006): „multiple sprachliche und kulturelle Identitäten“
25.-28.05.2011 Thessaloniki 19
Initiierung von Sprachverstehen• basales Lernziel des Fremdsprachenunterrichts• im Elementarbereich: Kennenlernen anderer
Sprachen, Kontakt mit anderen Sprachen, Interesse für andere Sprachen
• in der Primarstufe und Sekundarstufe: Schulung des Sprachverständnisses für gesprochene und geschriebene (Fremd-)Sprachen
25.-28.05.2011 Thessaloniki 20
…und wie kann eine solche Multiliteralitätsdidaktik konkret aussehen?
25.-28.05.2011 Thessaloniki 21
25.-28.05.2011 Thessaloniki 22
www.mu-vit.eu
MuViT©-Partner• Deutschland (Goethe Universität Frankfurt, Universität Koblenz-Landau,
Universität Bremen/ TZI)• Spanien (Universitat Pompeu Fabra)• Türkei (Istanbul Universitesi)• Russland (Pedagogical University Shuya)• Lettland (TILDE)• Oldenbourg Verlag• Schulen (Eichendorfschule Moers, Liobaschule Vechta)
Was sind multilinguale Talking Books?
computerbasierte Geschichten in fünf verschiedenen
Sprachen (Deutsch, Englisch, Türkisch, Spanisch, Russisch)
für Grundschulkinder
frei wählbare Sprachen und Sprachenwechsel
Geschichten lesen und hören (mit highlighting Funktion)
Aufgabentools in allen fünf Sprachen
25.-28.05.2011 Thessaloniki 24
25.-28.05.2011 Thessaloniki 25
Nisse has to go to the hairdresser.
Nissenin Kuaföre gitmesi lazim.
Die Arbeit mit der MuViT-Software…
• fördert die Entwicklung von Sprachensensibilität (language sensitivity)
• erweitert crosslinguale Kompetenzen (crosslinguistic awareness)
• motiviert Lerner/-innen Texte in verschiedenen Sprachen zu lesen und zu hören
• fordert die Lerner/-innen auf den Computer ziel-gerichtet zu nutzen
25.-28.05.2011 Thessaloniki 26
Weitere Informationen zu MuViT© finden Sie unter:
www.mu-vit.euwww.mu-vit.eu
25.-28.05.2011 Thessaloniki 27
Vielen Dank für Ihre AufmerksamkeitΣας ευχαριστώ για την προσοχή σας
LiteraturLiteraturAssociation for Language Awareness (ALA) (2007): Language Awareness defined. Online: http://www.lexically.net/ala/la_defined.htm
Bach, Gerhard (2007): Multiliteralität und der europäische Bildungsauftrag. In: Elsner, Daniela / Küster, Lutz / Viebrock, Britta (Hrsg.): Fremdsprachenkompetenzen für ein wachsendes Europa. Das Leitziel Multiliteralität. Frankfurt a.M.; S. 23-34.
Hoodgarzadeh, Mahzad (2011): Muttersprachen an Schulen. Funktionen von Sprachen, Kulturen, Selbstbildern. In: Elsner, Daniela/ Wildemann, Anja (Hrsg.): Sprachen lernen – Sprachen lehren. Perspektiven für die Lehrerbildung in Europa. Language Learning – Language Teaching. Prospects for Teacher Education across Europe. Frankfurt a.M.; S. 37-52.
Hüttis-Graff, Petra (2007): Vom Hören zum Lesen – Literarisches Lernen mit Lese-Hör-Kisten. In: Petra Wieler (Hg.): Medien als Erzählanlass. Wie lernen Kinder im Umgang mit alten und neuen Medien. Fillibach, S. 105 – 124.
KIM-Studie 2010: Kinder und Medien, Computer und Internet. Basisuntersuchung zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger. Hrsg. vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest. Stuttgart. Online: http://www.mpfs.de/fileadmin/KIM-pdf10/KIM2010.pdf
Küster, Lutz (2007). Multiliteralität und Europa-Identität. Zielsetzungen und Realisierungsperspektiven vor dem Hintergrund europäischer Sprach- und Bildungspolitik. In: Elsner, Daniela / Küster, Lutz / Viebrock, Britta (Hrsg.): Fremdsprachenkompetenzen für ein wachsendes Europa. Das Leitziel Multiliteralität. Frankfurt a.M.; S. 35-48.
NLG - New London Group (1996): A Pedagogy of Multiliteracies: Designing social Futures. In: Harvard Educational Review 66.1, S. 1-30. Online: http://wwwstatic.kern.org/filer/ blogWrite44ManilaWebsite/paul/articles/A_Pedagogy_of_ Multiliteracies_Designing_Social_Futures.htm
Oomen-Welke, Ingelore (1999): Sprachen in der Klasse. In: Praxis Deutsch. H. 157, S. 15-23.
Rau, Marie Luise (2007): Literacy. Vom ersten Bilderbuch zum Erzählen, Lesen und Schreiben. Haupt: Bern.
Vach, Karin (2005): Medienzentrierter Deutschunterricht in der Grundschule. Frank & Timme. Berlin.
Wiater, Werner (2006): Didaktik der Mehrsprachigkeit. In: Wiater, Werner (Hrsg.): Didaktik der Mehrsprachigkeit. Theoriegrundlage und Praxismodelle. München; S. 57-72.
Wildemann, Anja (2010): „Eigentlich spreche ich nur Kurdisch und Deutsch“. Sprachinteresse und Sprachenselbstbewusstsein mehrsprachiger Schülerinnen und Schüler. In: Merklinger, Daniela / Jantzen, Christoph (Hrsg.): Lesen und Schreiben: Lernerperspektiven und Könnenserfahrungen. Freiburg i.B.; S. 215-232.
Wildemann, Anja (2011): Multiliteralität als Ausgangspunkt und Zielperspektive auf dem Weg in die Schrift. In: Hüttis-Graff, Petra / Wieler, Petra (Hrsg.): Übergänge zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit im Vor- und Grundschulalter. Fillibach: Freiburg i.B., 273-290.
25.-28.05.2011 Thessaloniki 28