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ded - BtE - Bildung trifft Entwicklung · ded Deutscher Entwicklungsdienst Globales Lernen...

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ded Deutscher Entwicklungsdienst Globales Lernen Arbeitsblätter für die entwicklungspolitische Bildungsarbeit 2. überarbeitete Auflage 2 0 1 5 1
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dedDeutscher Entwicklungsdienst

Globales LernenArbeitsblätter für die entwicklungspolitische Bildungsarbeit

2. überarbeitete Auflage 2 0 1 5

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Liste der Arbeitsbögen

Vorwort: Entwicklungspolitische Bildungsarbeit des DED

Globalisierungstendenzen und ihre Auswirkungen

Globales Lernen und Lehren

Zum Umgang mit den Arbeitsbögen

Arbeitsbögen

A. Vorbereitung

B. Einstiegsübungen

C. Anregungen zur Erarbeitung

D. Auswertung

E. Hilfestellungen

Impressum

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Der Inhalt

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A1234

B123456789

101112131415

C123456789

101112131415

D12345

E1234

VorbereitungLeitfaden für entwicklungspolitische BildungsarbeitMein AngebotskatalogVorbereitungCheckliste für Veranstaltungen

EinstiegsübungenSich Kennen lernenKarussellBedeutung der NamenBewegung im RaumNeugier wecken Scrabble – ein WortspielEin Puzzle legenPro und ContraMind mappingFragespiel zum KaffeePantomime mit Begriffsassoziationen zum GastlandGegenstände aus der Kultur des GastlandesGeschichten erfinden lassen zu eigenen Bildern / DiasBilderauswahlAuf der Bank (Karikatur)

Anregungen zur Erarbeitung„Ziegenfutter“ – Entwicklungszusammenarbeit im SahelFallbeispielePerspektivenwechsel: ein Entwicklungshelfer in DeutschlandSprichwörter als kultureller AusdruckZeitung des PartnerlandesProdukte aus aller Welt in unserem AlltagUnsere Kleidung und die WeltWir spielen WeltBei Familie Torres u.a. – ein RollenspielZukunftsfähigkeitZukunftswerkstattBegrüßung in einer multikulturellen GesellschaftDer Film „Parallelen“Ratespiel mit Begriffen zur MigrantenthematikBilder im Kopf

AuswertungBlitzlichtFeed back mit SatzanfängenFeed back mit RückmeldebogenStellung beziehenUnd nun?

HilfestellungenNützliche InternetseitenAktionen und KampagnenEntwicklungspolitische InstitutionenWeiterführende Literatur

Liste der Arbeitsbögen

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Vorwortzur zweiten

überarbeitetenAuflage

„Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten.“ Alan Kay

Ob es uns gefällt oder nicht – fortschreitende Globalisierung ist Realität. Unsere Weltwächst mehr und mehr zusammen. Globalisierung bringt technischen Fortschritt mit sich,weltumspannende Handels- und Verkehrsstrukturen, rasante Verbreitung von Informatio-nen und globale Integration von Finanzen und Wirtschaft. Das hat gute Seiten. Viele Men-schen aber fühlen sich auch durch die erhöhte Komplexität der Welt ausgeliefert, ohnmäch-tig und bedroht, sie leiden an Zukunftsangst. Da wir die Globalisierung weder aufhaltenkönnen noch wollen, sollten wir lernen, sie zu verstehen und zu gestalten.

Das Globale Lernen hilft hierbei, indem es den negativen Emotionen Wissen entgegensetzt.Es versteht sich als pädagogische Antwort auf die globalen Herausforderungen unserer Zeitund ist dabei inhaltliches Konzept, Prinzip und Methode zugleich. Inhaltlich stehen global relevante Themen wie Welthandel, Armut und Nachhaltigkeit imMittelpunkt. Die Methoden des Globalen Lernens ermöglichen es, eine globale Perspektiveanzunehmen und Sachlagen und Probleme in einem weltweiten und ganzheitlichen Zusam-menhang zu betrachten. Perspektivenwechsel soll dabei zu einer Reflexion der eigenenIdentität und zu einem Überdenken des eigenen Lebensstils führen. Menschen aller Altersstufen sollen lernen, in der zusammenwachsenden Welt als mündigeWeltbürgerinnen und Weltbürger Orientierung zu gewinnen, Handlungskompetenz zuerwerben und Verantwortung wahrzunehmen.

Als Organisation der Entwicklungszusammenarbeit, die über ihre Fachkräfte mit einemgroßen Teil der Welt in Kontakt steht, tritt der Deutsche Entwicklungsdienst (DED) für eineglobal nachhaltige Entwicklung ein. In Deutschland ist sein Ziel, das Bewusstsein der Men-schen für Änderungen im Denken und Verhalten zu schärfen. Von Vorurteilen geprägte Bil-der über Entwicklungsländer sollen korrigiert und globale Zusammenhänge zwischen Ent-wicklungs- und Industrieländern aufgezeigt werden. Darüber hinaus sollen konkrete per-sönliche Handlungsmöglichkeiten erarbeitet werden. Und all dies soll im Einklang mit einernachhaltigen, zukunftsfähigen Entwicklung stehen. Es geht um die Vermittlung einer Pers-pektive, aus der heraus Themen in einen ganzheitlichen und weltweiten Zusammenhanggestellt werden.

Mit der Initiative „Bildung trifft Entwicklung“ hat die Bildungsarbeit des DED seit 2003stark an Bedeutung gewonnen. Über vier regionale Bildungsstellen und das Schulpro-gramm Berlin werden zurückgekehrte DED-Fachkräfte als Referenten für Bildungsveranstal-tungen vermittelt. In Erwachsenenbildung, Schule und außerschulischer Jugendarbeitunterstützen sie Menschen als „Globale Lehrerinnen und Lehrer“ beim Blick über denTellerrand, beim Ablegen der lokalen, regionalen oder nationalen Befangenheit und bei derWahrnehmung der Lebenswelten von Menschen in anderen Regionen der Welt. Es kannwohl kaum jemand entwicklungspolitische Themen anschaulicher, authentischer undglaubwürdiger vermitteln als Menschen, die selbst in anderen Kulturen gearbeitet habenund vielfältige Facetten der Einen Welt kennen. Als Entwicklungshelferinnen und Entwick-lungshelfer haben sie gelernt, sich auf fremde Situationen einzulassen, dass einfacheLösungen selten sind, dass es nötig ist, sich Konflikten zu stellen und sie konstruktiv aufzu-greifen und manchmal auch unauflösbare Widersprüche auszuhalten.

Vor Ihnen liegt nun die zweite Auflage unserer Arbeitsmappe „Globales Lernen – Arbeits-blätter für die entwicklungspolitische Bildungsarbeit“. Sie stellt eine inhaltliche, methodi-sche und organisatorische Unterstützung der Referentinnen und Referenten dar, indem sienicht nur einen inhaltlichen Einstieg, sondern auch Arbeitsbögen zur Vorbereitung, Durch-führung und Auswertung einer Veranstaltung bereitstellt. Als zusätzliche Hilfestellung ent-

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Entwicklungspolitische Bildungsarbeit des DED

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hält sie nützliche Internetadressen sowie Hinweise zu verwandten Aktionen, Kampagnenund weiterführender Literatur zum Thema. Wie schon die erste Auflage ist auch diese kon-zipiert für Schule, außerschulische Bildung und Erwachsenenbildung. Die vorgeschlagenenMethoden wurden verbessert und die zu Grunde gelegten Daten aktualisiert.

Wir hoffen, dass wir Sie mit dieser Mappe unterstützen können und wünschen Ihnen kreati-ve, informative und nachhaltig wirksame Veranstaltungen im Sinne des Globalen Lernens.

Dr. Otti SteinLeitung der Inlandsarbeit des DED

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Entwicklungspolitische Bildungsarbeit des DED

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Unter Globalisierung versteht man Prozesse einer zunehmenden internationalen Verflech-tung verschiedenster Bereiche (Wirtschaft, Politik, Kultur, Umwelt, Kommunikation, etc.).Sie betrifft alle Ebenen unseres Lebens: einzelne Menschen, Gesellschaften, Institutionenund Staaten. Insbesondere das letzte Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts ist geprägt durch dierasant zunehmende Globalisierung der Märkte. Die verstärkte Liberalisierung der Wirt-schaft, neue Kommunikations- und Informationstechnologien und schnellere und günstige-re Transportmöglichkeiten haben diese Entwicklung beschleunigt. Wegen der universellenVerfügbarkeit von Waren und Dienstleistungen, von Kapital und Arbeitskräften, von Unter-nehmen und Informationen unterscheidet sich die aktuelle Entwicklung von allen bisheri-gen Globalisierungsschüben der Weltwirtschaft. Früher waren lediglich Währungen pro-blemlos weltweit austauschbar, heute gilt das Gleiche für Produktionsstätten und Arbeits-kräfte. Spekulative Finanztransaktionen lassen teilweise mehr Gewinne zu als Warenpro-duktion und Handel, so koppeln sie sich immer mehr von diesen ab.

Neben den positiven Auswirkungen wie der raschen Verfügbarkeit von Informationen undWaren in allen selbst den entlegensten Teilen der Welt und der im internationalen Wettbe-werb kostengünstigen Produktion stehen auch negative. Globalisierung weckt Hoffnungenund löst zugleich Ängste aus.National und global verstärkt sich die Kluft zwischen Gewinnern und Verlierern. Trotz welt-umspannender Produktions- und Warenströme konzentriert sich die wirtschaftliche Dyna-mik auf wenige Regionen und Bevölkerungsgruppen. Die Abkopplung der Rohstoffländerschreitet voran.

Den globalen Marktmechanismen stehen keine globalen demokratischen Kontrollinstru-mente gegenüber. Neue transnationale politische und wirtschaftliche Machtkonstellationenbilden sich heraus. Der Ruf nach Global Governance wird gerade angesichts von internatio-nalen Konfliktherden immer größer, scheitert aber weitgehend an nationalstaatlichen Inter-essen und geringen Einflussmöglichkeiten. Nationale Steuerungselemente verlieren immermehr an Bedeutung. Nationalstaatliche Eingriffe durch Zölle und Handelsbeschränkungen,ökologische Produktionsauflagen, soziale Abfederungsmaßnahmen und dergleichen verlie-ren an Bedeutung. Wirtschaftswachstum geht meist mit dem Abbau von Arbeitsplätzen ein-her (jobless growth). Transnationale wirtschaftliche Unternehmen bestimmen die Produk-tion und entziehen den Nationalstaaten auf verschiedene Weise Steuereinnahmen. Diesführt zu einer starken Einengung einzelstaatlicher Handlungsspielräume. Ohne ausrei-chendes Steueraufkommen sind die teuren europäischen Lebensformen nicht bezahlbar.

Bis in den individuellen Bereich hinein werden Denk- und Entscheidungsräume erheblichdurch globale Prozesse beeinflusst. Das komplexe Netz von Interdependenzen ist für eineneinzelnen kaum durchschaubar, betrifft aber durch eine immer raschere zeitliche Dynamikvon Veränderungen und durch soziale Nähe seine Alltagswelt. Gegen das Heranrücken„fremder“ Lebenswelten und die Anforderung, bisher Gewohntes aufzugeben, kann mansich nicht mehr wehren, ist aber selten darauf vorbereitet. Der Arbeitnehmer beispielsweisemuss in einem hohen Maße mobil sein, wenn er seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt nichtbedroht sehen will. Gleichzeitig aber gibt es neue Informations- und Reisemöglichkeiten,von denen man früher kaum zu träumen wagte.

Solche Ambivalenzen charakterisieren die aktuellen Globalisierungsprozesse und machensie für den Einzelnen undurchschaubar und schwer zu bewerten. Zwei Beispiele sollen diesverdeutlichen:Der Fülle an Informationen und Möglichkeiten für eine weltweite Vernetzung steht eineOrientierungslosigkeit gegenüber, wie mit der Informationsflut umzugehen ist. Als Folgewächst das Gefühl von Heimatlosigkeit und Entwurzelung. Dem Wunsch nach klaren Werte-vorgaben und ungestörter Harmonie entspricht eine unübersehbare Fülle von „Heilsbrin-gern“. Frauen in den Weltmarktfabriken Südostasiens oder Mittelamerikas gelten einerseits

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Globalisierungstendenzen und ihre Auswirkungen

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als Gewinnerinnen der Globalisierung, denn durch ihren bescheidenen Verdienst könnensie zum Familieneinkommen beitragen und sich einen größeren persönlichen Handlungs-spielraum schaffen, der ihr Selbstwertgefühl stärkt. Andererseits beruht diese Chance aufextrem harten, monotonen, Kräfte verschleißenden und oft gesundheitsgefährdendenArbeiten. Die Stundenlöhne sind – auch gemessen an den Standards ihrer Länder – unterdem Existenzminimum. Wenn Arbeitsrechte eingefordert werden, lauert jederzeit dieGefahr der Kündigung, aufgrund von Produktionsverlagerung in noch billigere Anbieterlän-der oder wegen technologischer Rationalisierungen. Und im soziokulturellen Bereich for-mieren sich konservative bis restaurative Strömungen, die Frauen als Bewahrerinnen derTradition und „als Faustpfand gegen die kulturelle Desintegration“ (Wichterich 1997, S. 189) verpflichten wollen. Ihre individuellere Lebensweise stößt bei den Hütern der Tradi-tion auf Kritik.

Solche Beispiele lassen sich beliebig ergänzen. Sie zeigen, dass wir uns in einem Strudelvon Veränderungen befinden, die Prozesse in anderen Teilen der Welt hautnah mit unseremLeben verknüpfen. Gerade im Umweltbereich – aber nicht nur hier – ist zu erkennen, dasses keine lokal isolierten Lösungen geben kann. In den letzten Jahren ist durch die globalenHerausforderungen deutlich geworden, dass es zur Erhaltung der ökologischen Existenz-grundlagen für künftige Generationen eines fundamentalen Umdenkens gerade in denIndustrieländern bedarf. Sämtliche gesellschaftliche Kräfte müssen sich hierfür öffnen.Unser Denken und Handeln nimmt im Lokalen seinen Ausgangspunkt. Hier sind Gegenstra-tegien und Modelle zukunftsfähiger Lebensformen auf den verschiedenen Ebenen zu ent-wickeln und zu erproben – sei es z.B. durch bewusst ökologisch orientierte Ernährung mitfair gehandelten Produkten, Müllvermeidung, Reduzierung des privaten Kfz-Verkehrs, Grün-dung von „Tauschringen“, die Waren und Dienstleistungen am Markt vorbei organisieren,oder durch Mitarbeit in Initiativen zur Begegnung mit und zur Unterstützung von Migran-ten. Die Möglichkeiten für solche zivilgesellschaftlichen Aktivitäten sind zahlreich. Es bildensich neue, ethisch orientierte gesellschaftliche Kräfte, deren Umorientierung auf sozialeGerechtigkeit einhergeht mit Fragen nach der eigenen Lebensqualität. Hier wird Demokratieneu gefordert und entwickelt. „Was als Ende und Verfall erscheint, muss umgemünzt wer-den in eine Gründerzeit für neue Ideen und Modelle, die Staat, Wirtschaft und Gesellschaftfür das 21. Jahrhundert öffnen.“ (Beck 1996, S. 142).

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Globalisierungstendenzen und ihre Auswirkungen

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Globales Lernen beschäftigt sich damit, wie Erziehung und Bildung den weltweiten Prozes-sen begegnen und Einsicht in die komplexen Zusammenhänge gewährleisten können, ohnedie Menschen zu überfordern. Es geht darum, wie der einzelne sein Leben als Teil des Welt-geschehens begreifen, seinen Platz darin finden und ihn in Verantwortung für sich und dieGemeinschaft ausfüllen kann.

Information und reine Wissensvermittlung reichen dafür nicht aus. Das Individuum mußbereit und in der Lage sein, Ambivalenzen auszuhalten, Entscheidungsfindungen alternativanzugehen, sich in andere Sichtweisen hineinzudenken, selbstreflexiv sein Tun zu beden-ken, sich anderen mitzuteilen und Veränderungen in Angriff zu nehmen. Solche Bewußt-heit, Verantwortung und Dialogfähigkeit sind wesentliche Voraussetzungen sowohl füreinen gesellschaftlichen Neuanfang wie für einen positiven persönlichen Umgang mitimmer mehr Fremdheit und mit biographischen Brüchen, die sich aus der globalen Dimen-sion unserer Existenz ergeben können. Andernfalls wird die Suche nach einfachen Lösun-gen durch den Aufbau von Feindbildern, durch Fundamentalismus, Rassismus oder anderetotalitäre Ideologien zunehmen. Globales Lernen bezieht sich also nicht auf eine wertfreieBildung, sondern wird als Beitrag zum globalen Überleben der Menschheit verstanden.

Rückkehrer sind Mittlerinnen und Mittler mit besonderem Erfahrungshintergrund. Siehaben eine Weile ihres Lebens im südlichen Ausland gelebt und sich in einer, wenn auchprivilegierten Minderheitenposition befunden. Sie hatten die Chance, in der Fremde dieeigenen kulturellen Wurzeln zu reflektieren, andere kulturelle Denk- und Lebensweisenkennenzulernen sowie weltwirtschaftliche Bedingungen sozusagen „von der anderenSeite“ konkret erleben zu können. Dies alles ermöglicht ihnen:

� das Bild der „Dritten Welt“ zu differenzieren� Hintergründe der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) darzustellen� Strukturen der Weltwirtschaft als komplexes System in einigen Beispielen mit seinen

Auswirkungen vorzuführen� Menschen des Südens als kreativ und schöpferisch näherzubringen� Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Denken und Handeln verschiedener Völker

aufzuzeigen bzw. mit unserem zu vergleichen� eigene transkulturelle Erfahrungen zu beschreiben und nachvollziehbar zu machen� unsere Gesellschaft mit anderen Augen anschauen zu helfen� die Entwicklungsbedürftigkeit unserer Gesellschaft festzustellen bzw.

an Beispielen zu konkretisieren und Leitlinien aufzustellen� gemeinsam über notwendige Veränderungen im individuellen und kommunalen Bereich

nachzudenken und diese als Beitrag zur zukunftsfähigen Entwicklung anzupacken

Um solche u.ä. Ziele „rüberzubringen“, sollte man – des eigenen Potentials gewiss – sich inden Veranstaltungen stets um einen vielseitigen Ansatz bemühen, indem man gleichzeitigauthentisch, an den Teilnehmern orientiert und um inhaltliche Konkretion bemüht ist.Authentisch sein bedeutet, sich mit seinem eigenen Lernprozess darzustellen, nicht alsBesserwisser aufzutreten, sondern das eigene langsame Eindringen in die komplexen welt-wirtschaftlichen und historischen Zusammenhänge an Beispielen nachvollziehbar zumachen. Dabei dürfen auch Schwierigkeiten benannt und ambivalente Haltungen darge-stellt werden. Den Kontakt zu den Teilnehmern suchen bedeutet, sie „dort abzuholen, wosie stehen“, d.h. bei ihren Fragen, dem Bezug zu ihrem Leben und ihrer Sachkompetenz; es bedeutet gleichzeitig mit der Wissensvermittlung oder -erarbeitung auch ein StückIdentitätsförderung. Der Referent oder die Referentin sollte nicht immer als Agierender imMittelpunkt stehen, sondern die Teilnehmer auch miteinander aktiv und kreativ sein lassen,um die Vielfalt an Kenntnissen zu verdeutlichen und Kommunikation zu üben.

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Globales Lernen und Lehren

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Ein Ansprechen mit möglichst vielen Sinnen, gestalterische oder spielerische Momentesowie Appellieren oder Heranführen an die Visionen der Teilnehmer spricht verschiedeneLernpotentiale an, ist lebendig und fördert die kraftgebende Einsicht in eigene Fähigkeitenund Wünsche. Perspektivenwechsel als wichtiges Lernprinzip und als Methode führt zurRelativierung der eigenen Sichtweise, befähigt zu Dialog und Begegnung und nimmt Alter-nativen in den Blick. Inhaltlich sind hier aus einer Reihe möglicher Themenbereiche fünfausgewählt, die wir in diesem Zusammenhang für besonders relevant halten, nämlich:

� Alltag eines Entwicklungshelfers, Hintergründe eines Projekts, Entwicklungszusammenarbeit

� Das Gastland: sozio-ökonomische Situation, Rolle der Frau, Kultur� Strukturen der Weltwirtschaft, Verantwortung von Nord und Süd� Umwelt und Entwicklung, Agenda 21, Zukunftsfähigkeit� interkulturelles Lernen, Fremdes und Eigenes

Wenn auch jede Veranstaltung sich in dem Dreiecks-Spannungsfeld der eigenen Person,der Teilnehmer und des Themas bewegt, also nie einseitige Kommunikation bedeuten soll-te, können durchaus auch reine Informationsinputs, z.B. in Form von Kurzreferaten oderFilmauschnitten, angebracht sein. Sie brauchen nur ihre rechte Form und den geeignetenZeitpunkt. Das beschriebene Grundprinzip sollte bereits in der Vorbereitung von Veranstal-tungen seinen Niederschlag finden, indem man einerseits seine eigenen Erfahrungendurchdenkt und in Bildungsangeboten verdichtet sowie andererseits, falls möglich, ein Vor-gespräch mit den Teilnehmern sucht bzw. der Anfangsphase als Kontaktgrundlage großesGewicht beimisst. Am Ende sollte man die Teilnehmer auch an der Auswertung beteiligen,weil es wichtig für den eigenen Lernprozess ist, aber auch, weil es für die Teilnehmer dieZusammenfassung ihres Lernzuwachses und eine Abrundung bedeutet. Im idealen Fall wirdman dann über weitere Schritte gemeinsam nachdenken und Folgeveranstaltungen oderProjekte verabreden.

Das Oberziel solcher Veranstaltungen könnte als zivilgesellschaftliche Einmischung für einezukunftsfähige Entwicklung beschrieben werden. Zur globalen Zukunftssicherung gehörtsowohl der (selbst-) reflexive Beitrag jedes einzelnen – etwa durch Hinterfragen desLebensstils und Aufspüren von Dominanzdenken – als auch die Stärkung von Kommunika-tion und von (interkultureller) Begegnung sowie das Einüben von gemeinsamem Handelnzu Leitideen für ein zukunftsfähiges Deutschland. Dies ist ganz im Sinne der völkerrecht-lichen Verpflichtung zu einer nachhaltigen Entwicklung als globale Zukunftsvorsorge, dieDeutschland 1992 auf der UNO-Konferenz zu „Umwelt und Entwicklung“ in Rio unterzeich-net hat. Die Vorschläge sind in einem Aktionsprogramm für das 21. Jahrhundert konkreti-siert („Agenda 21“), an dem sich bereits zahlreiche kommunale und überregionale Aktions-kreise in Deutschland orientieren. Der DED mit seinen Veranstaltungsangeboten verstehtsich als Teil dieser Bewegung.

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Globales Lernen und Lehren

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Die Arbeitsbögen geben inhaltliche und methodische Anregungen für Veranstaltungen bzw.Seminare oder Seminarreihen zum Globalen Lernen. Sie wenden sich vor allem an Rückkeh-rer-Referenten des Deutschen Entwicklungsdienstes oder andere in der entwicklungsbezo-genen Bildungsarbeit Engagierte. Es wird zwar oft Bezug auf eigene Auslandserfahrungengenommen; diese sind aber nicht in jedem Fall Voraussetzung für die Anwendung der hiervorgelegten Anregungen.

Alle Ansätze sind praxiserprobt und eignen sich für verschiedene, auch erwachsene Ziel-gruppen. Es kommt u.E. gerade darauf an, bei den Ansätzen Globalen Lernens die Teilneh-merinnen und Teilnehmer aktiv mit einzubeziehen und so die Relevanz globaler Fragen fürden einzelnen aufzuschließen. Falls Sie Anweisungen unklar finden, probieren Sie mitFreunden oder Verwandten eine Variante aus und verändern Sie dann die Vorschläge ent-sprechend Ihrer persönlichen Erfahrung und Ihrer Zugangsweise. Ohnehin werden Sie ent-decken, daß jede Veranstaltung immer wieder neu und anders wird, wenn man sich auf dieTeilnehmer einlässt. Auf diese Weise werden Sie ein Fingerspitzengefühl für den Umgangmit Gruppen entwickeln und schließlich die passenden Methoden intuitiv anwenden. DieZeitangaben auf den Arbeitsbögen können entsprechend immer nur Richtwerte sein, weildie exakte Dauer der Übung von Ihrer Planung und der Bereitschaft der Teilnehmer, sicheinzulassen, abhängt.

Die Bögen sind nach dem folgenden Schema geordnet:A. VorbereitungB. EinstiegsübungenC. Anregungen zur ErarbeitungD. AuswertungE. Hilfestellungen

Im Block A geht es zunächst um die Vergewisserung der eigenen Angebotspalette, bevorman sich damit direkt an potentiell Interessierte wendet. Mit jeder Gruppe sollten nachMöglichkeit im Vorgespräch die Teilnehmerwünsche geklärt und der eigene Ansatz präzi-siert werden.

Wegen der Bedeutung der Teilnehmerorientierung ist der Komplex B besonders zu beach-ten, denn es geht darum, an das Vorwissen, die Motivation und Erwartungen anzuknüpfenbzw. mögliche Ängste abzubauen, die Teilnehmer zu aktivieren und miteinander in Kontaktzu bringen, um gemeinsam neue Schritte zu gehen. Die erste Phase ist häufig entscheidendfür den gesamten Verlauf.

Im Block C sind aus der Fülle möglicher Themen nur einige wenige herausgesucht. Wichtigist die Kombination bestimmter Inhalte mit passenden Methoden, um den oben formulier-ten Ansprüchen Globalen Lernens zu genügen. Beispielsweise sollte über Partizipation inder Entwicklungszusammenarbeit nicht in autoritärem Stil geredet werden. Inhalt und Formmüssen sich entsprechen. Der eigenen Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt: Mankann die hier vorgestellten Ansätze beliebig ergänzen, verändern oder auf andere Themenumarbeiten. Die einzelnen Bögen folgen in ihrem Aufbau zwar jeweils demselben Schema,sind aber in sich höchst unterschiedlich: Manche geben Anregungen; andere stellen aus-führlich einen möglichen Beginn dar, der dann aus dem jeweils eigenen Erfahrungs-hintergrund und Interesse heraus aufzufüllen oder fortzusetzen ist; wieder andere führenden gesamten Verlauf einer Veranstaltung vor, inklusive Arbeitsbögen für Untergruppenund Abschlussimpulsen. Die Vielfalt gerade auch an spielerischen Methoden soll Sie anre-gen, mit der Teilnehmerorientierung zu experimentieren und verschiedene aktivierendeZugänge auszuprobieren.

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Zum Umgang mit den Arbeitsbögen

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Im Block D werden Vorschläge zur Auswertung und Ergebnissicherung gegeben, die demeinzelnen seinen Lernertrag bewußt machen und für den Alltag aktiv werden lassenkönnen. Aber es können sich durchaus auch weitere gemeinsame Vorhaben anschließen.Hierbei kann es sich zum Beispiel um interkulturelle Begegnungen handeln oder um eineVeranstaltungsreihe kultureller Natur. Dazu müssen Koalitionspartner gesucht, Geld, Mate-rial und Referenten besorgt, die Öffentlichkeit informiert und gegebenenfalls eingeladen,die Presse einbezogen oder Persönlichkeiten aus Politik, Kirche, Gesellschaft und Show-Business angesprochen werden. Je nach Inhalt und Intention wird man als Form Seminar,Tagung, Lesung, Ausstellung, Kino, Musik, Tanz, Theater, Kulinarisches, Infostand auföffentlichen Plätzen o.a. anvisieren (vgl. Noisser/ Weidner mit vielen nützlichen Adressen).

Block E enthält Hilfestellungen in Form von pädagogischen Materialien und ihren regio-nalen Ausleihadressen, die auch jeweils regionale Zentren der entwicklungspolitischen Bil-dungsarbeit sind bzw. eine (unvollständige) Übersicht über aktuelle öffentlichkeitswirksa-me Aktionen und Kampagnen, denen man sich anschließen oder die man weitergebenkann, wenn es um weitere Informations- und Handlungsmöglichkeiten geht. Schließlichfinden sich hier auch die Adressen überregional arbeitender entwicklungspolitischer Insti-tutionen, die Materialien sowie gegebenenfalls Referenten und andere Unterstützunganbieten.

Rückmeldungen zum Einsatz dieser Arbeitsmappe sowie Ergänzungen und Korrekturen sindsehr erwünscht.

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Zum Umgang mit den Arbeitsbögen

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Wenn Sie Lust haben, nach der Rückkehr über Ihre Erfahrungen zu sprechen und sieanderen in Deutschland zur Verfügung zu stellen, so empfehlen wir folgende Schritte:

� Sprechen Sie mit dem Rückkehrerbereich des DED, damit Sie in die Referentendateiaufgenommen werden und Hilfestellungen erhalten.

� Nehmen Sie Kontakt mit den regionalen Bildungsstellen des DED bzw. mit dem Schul-programm auf, hier können Sie Ihre Ideen einbringen und werden fachkundig beraten.

� Stellen Sie sich mögliche Themen zusammen (vgl. A 2), die an Ihre Erfahrungenanknüpfen und für Menschen hier von Interesse sein könnten (vgl. Einleitung „GlobalesLernen und Lehren“).

� Überlegen Sie zu jedem Thema die Art von Gruppe, mit der Sie am liebsten arbeitenwürden, z.B. (Berufs-) Schüler, Arbeitskollegen, Volkshochschule, Jugendgruppen, Kirchen-gemeinden, Studenten (allgemein oder fachbezogen), Kindergarten etc.

� Überlegen Sie sich ein oder mehrere mögliche Ziele, die Sie bei den Veranstaltungenverwirklichen wollen (vgl. A 2), z.B. „Einblick geben in das Leben eines Weißen in einerwestafrikanischen Kleinstadt“ oder: „Die fachlichen Anforderungen an einen Schreiner in ...erläutern – und wie ich damit fertiggeworden bin.“ oder: „Darstellen, was ich in ... überZusammenhänge meines Partnerlandes mit Deutschland bzw. anderen Industrienationenlernte“ ...

� Legen Sie sich einen Ordner zu jedem Thema an (bzw. ein Berichtsheft) und suchen Sieentsprechende Materialien (Zeitungsartikel, DED-Briefe, eigene Aufzeichnungen usw.) und Medien (Dias, Karikaturen, Filmprospekte, gegebenenfalls Videos – vgl. E 1).

� Knüpfen Sie Kontakte an Ihrem Wohnort zu– anderen Rückkehrerinnen und Rückkehrern– Eine-Welt- und Migranten-Institutionen sowie themenverwandten Initiativen

(Umwelt- oder Menschenrechtsgruppen)– Kirchengemeinden (mit ihren Untergruppen für Alte, Jugend, Kinder usw.)– Schulen (Schüler, Lehrerinnen und Lehrer)– Jugendgruppen (Nachbarschaftsheim, Schularbeitsgemeinschaften u.ä.)– Volkshochschulen u.a.

� Erkundigen Sie sich nach dem Interesse und machen Sie Vorschläge fürentwicklungspolitische oder interkulturelle Programmteile entsprechend Ihrem „Angebots-katalog“ (s. A 2.1).

� Machen Sie Termine für Vorgespräche, Veranstaltung und Nachbereitung aus (vgl. A 3).

� Entwerfen Sie in Kooperation mit geeigneten Partnern eigene Projekte, wie z.B. Eine-Welt-Feste, Filmtage, Konzerte, Ausstellungen u.ä. – jeweils mit Bildungsangeboten, undmachen Sie gemeinsam einen Kosten- und Finanzierungsplan sowie eine Aufteilung derVerantwortungsbereiche (Akteure, Anträge, Materialbestellung, Werbung, Pressearbeitusw.).

� Machen Sie eine kurze Auswertung Ihrer Erfahrungen (auf dem entsprechenden Formu-lar des DED bzw. in ein eigenes Berichtsheft. Überlegen Sie auch, ob und wie Sie die Erfah-rungen weitergeben können (DED-Brief, lokale Presse, Rückkehrer-Seminar u.ä.).

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Leitfaden für entwicklungspolitische Bildungsarbeit A 1

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Thema

Inhalte/Intention

Zielgruppe

Material/Medien

Thema

Inhalte/Intention

Zielgruppe

Material/Medien

Thema

Inhalte/Intention

Zielgruppe

Material/Medien

Thema

Inhalte/Intention

Zielgruppe

Material/Medien

Thema

Inhalte/Intention

Zielgruppe

Material/Medien

Hier sind beispielhaft Themen und Lernziele aufgeführt, die Sie auf Ihre spezifischeSituation zuschneiden können (s. Leerbogen A 2.1). Nehmen Sie auch die Hinweise zurMedienarbeit des DED zu Hilfe, um Ihr Schema aufzufüllen.

Mein Alltag als Entwicklungshelfer/in in ...

als Deutsche/r in einer fremden Kultur / Alltagssorgen meiner Nachbarn / den BegriffEntwicklungshelfer hinterfragen

Volkshochschule

Dias / Erfahrungsberichte

Entwicklungszusammenarbeit am Beispiel ...

Bilder in den Köpfen über die „Dritte Welt“ ansprechen / „Hilfe zur Selbsthilfe“ erläutern

Nachbarschaftsgruppe

Zeitungsartikel (Bezug zu aktuellen Medienereignissen)

Die Frauen von ...

Respekt vor ihrer Kraft und Kreativität / ihre Sorgen und ihre Träume

kirchliche Frauengruppe / Oberstufenkurs Erdkunde, Politische Weltkunde

Dias: Frauen bei ihren alltäglichen Arbeiten / Selbstzeugnis, Interview / Gegenstände ihresAlltags

Wie sich Juan Carlos einen Job verschaffte (zur Arbeitslosigkeit in ...)

wie ich Juan kennen lernte und was er mir aus seinem Leben erzählte / gemeinsamüberlegen, was man von ihm lernen kann / eigene Arbeitsmotivation und Chancen auf demArbeitsmarkt ansprechen / Verlust von Arbeitsplätzen als globales Strukturmerkmalerkennen

Jugendgruppen

Ähnlichkeiten und Unterschiede durch freies Gespräch oder Fallbeispiele bzw. durch Diasoder Film / Sportschuhproduktion als Beispiel der Verlagerung von Teilproduktionen

Erfahrungen mit Fremdsein – hier und dort

wie ich mich in Deutschland fremd fühlte / Gastfreundschaft hier und dort / Grenzeninterkultureller Verständigung / eigene Fremdheitserfahrungen

Auslandsreisende / mit Migranten arbeitende Sozialarbeiter / Polizisten

Fallbeispiele oder Spiele zur interkulturellen Kommunikation / Filmausschnitte

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Mein Angebotskatalog A 2

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Thema

Inhalte/Intention

Zielgruppe

Material/Medien(vorhandene/benötigte)

Thema

Inhalte/Intention

Zielgruppe

Material/Medien(vorhandene/benötigte)

Thema

Inhalte/Intention

Zielgruppe

Material/Medien(vorhandene/benötigte)

Thema

Inhalte/Intention

Zielgruppe

Material/Medien(vorhandene/benötigte)

Thema

Inhalte/Intention

Zielgruppe

Material/Medien(vorhandene/benötigte)

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Mein Angebotskatalog A 2.1

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1.11.1

1.2

1.3

1.4

1.5

2.12.1

2.2

VorgesprächGegenseitige Vorstellung� Entwicklungshelfer/in als Person, Aufgaben und Erfahrungen im Partnerland (eventuellauch mehreren), aktuelle Beschäftigung� Ansprechpartner/in der Gruppe mit Intentionen

Inhaltliche Rahmenbedingungen� Gesamtprogramm� Einbettung der Veranstaltung in Themen vorher/nachher

Voraussetzungen der Teilnehmer� Vorwissen� Interessen� Erwartungen

Organisatorisches � Raumgröße und -ausstattung (Mobiliar, Teppichboden ...)� technische Geräte� Verdunklungsmöglichkeit� Sonstiges

Konkrete Absprache zur Veranstaltung� Ziele� Inhalte� Medien� Zeitraum� Material

VorbereitungInhaltliche Planung� Thema� Ziele� Methoden / Medien� Aufbau: Kontakt, Einstimmung aufs Thema, Vorwissen und Erwartungen abfragen,

Informationsinput, thematische Bearbeitung mit ganzheitlichem Ansatz oder erlebnisorientiert, Abschluß, Feed back, Weiterarbeit

Checkliste

� Beamer � Notebook � Dias � Dia-Projektor � Bilder, Plakate, Karikaturen

� Video � Folien � Texte � CDs � CD-Player � Schere, Stifte, Pinnadeln

� Stellwände � Kleber, Tesakrepp � Papier, Karten, Karton

� Rezept und Kochutensilien

� Gegenstände:

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Vorbereitung A 3

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Vereinbarungen

Termin

Ort

Gruppe

Ansprech-partner/in

Telefon/Fax

1. Vorgesprächam:

2. Vorgesprächam:

Thema

Zusammen-setzung, Inter-essen, Vorwis-

sen

Methodisches

Technisches

Termin fürNachgespräch

weitere Aktionen

16

Checkliste für eine Veranstaltung A 4

Bemerkungen

� Teilnehmer-Zahl:

� Anlass der Veranstaltung:

� Wunsch der Gruppe � Eigeninitiative

� Wunsch des Leiters � Vermittlung

� bisherige Themen und Methoden:

� An Geräten sind vorhanden:

� Beamer � Diaprojektor � Video u. Fernseher � CD-Player � Kassetten-Recorder � Tafel u. Kreide

� Overhead-Projektor � Stellwände � Stifte, Karten, Papier � Kleber, Tesakrepp, Pinnadeln

� .......................................................................................................................................................................

� Raum eignet sich für:TN-Zahl: ........... � Verdunklung � Plakatbefestigung � Bewegungsspiele � Stuhlkreis

� Kochgelegenheit � auf dem Boden sitzen � Arbeitsgruppen

� es gibt weitere Räume zur Nutzung � .......................................................................................................

� .......................................................................................................................................................................

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Ziel:

Zeitbedarf:

Gruppe:

Vorbereitung:

Räumlichkeit:

Anleitung:

Fortführung:

Bemerkungen:

Zusammensetzung der TN kennen lernenAnfangsatmosphäre auflockernMeinungen / Vorerfahrungen erkunden

5–10 Minuten

beliebig große TN-Zahl

CD und CD-Player

Stehkreis

„Zum Kennen lernen möchte ich Ihnen vorschlagen, dass immer die in den Kreis treten, für die die folgenden Merkmale zutreffen, z.B.: – die heute mehr als eine halbe Stunde Anfahrtsweg hatten – die schon einmal im nicht-europäischen Ausland gewesen sind – die die deutsche Küche mögen – die jemanden aus einem anderen Land persönlich kennen – die sich schon beschäftigt haben mit dem Thema: , ... ‘ etc.

Es können auch von Ihnen selbst Merkmale angegeben werden: „Was wüßten Sie gern von den anderen?“

Intensiviert wird dieses Kennenlernspiel, wenn Sie leise Musik aus dem Gastland laufen lassen.

Die Fragen können sowohl auflockernder Natur sein als auch unmittelbar mit dem Themazusammenhängen, das Sie danach bearbeiten wollen.

17

Sich Kennen lernen B 1

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Ziel:

Zeitbedarf:

Gruppe:

Vorbereitung:

Räumlichkeit:

Anleitung:

Fortführung:

Bemerkungen:

Beispiel:

Miteinander vertraut werdensich Fremden und Fremdem öffnen

Zeitbedarf: ca. 30 Minuten

Großgruppe (ab 20 TN)

Stühle anordnen in Innen- und Außenkreisen, je zwei TN gegenüber Fragenkatalog zusammenstellen (s. Beispiel) und in ausreichender Zahl kopierenevtl. bei Sprachschwierigkeiten die Fragen vorher gemeinsam besprechen oder gar die Fragen selbst miteinander entwickeln lassen

Bestuhlung im obigen Sinne muß möglich sein.

„Um uns zunächst besser kennen zu lernen, möchte ich Sie bitten, in diesen beiden Krei-sen, einem Innen- und Außenkreis, einem Partner gegenüber Platz zu nehmen. Aus demFragenkatalog, den jeder von Ihnen in Händen hält, darf nun jede/r im Innenkreis seinemGegenüber bis zu drei Fragen stellen und sich mit ihm darüber unterhalten. Der Partnerdarf auch eine Antwort verweigern. Nach dem Klatschen rückt jede/r im Innenkreis einenStuhl nach rechts weiter, und nun beginnt der/die im Außenkreis Sitzende mit seinen/ihrenFragen ...“

Mit der „Erlaubnis“, sich auch intime Fragen zu stellen, wird oft das Eis gebrochen, umdann sehr persönlich weiterarbeiten zu können (z.B. zu Erfahrungen mit Fremdsein und Dis-kriminierung).

Diese Übung eignet sich auch für multikulturell zusammengesetzte Gruppen, in denen sichdie TN kaum kennen und evtl. weder die deutsche Sprache voll beherrschen noch genauwissen, was man am Anfang eines Kontakts fragen darf.

� Fragenkatalog:1. Was war heute morgen nach dem Aufstehen Ihr erster Gedanke?2.Was würden Sie für ein Jahr auf eine Insel mitnehmen?3.Lieben Sie Ihren Beruf/Ihre Beschäftigung?4.Haben Sie Familie?5.Was sind Ihre Hobbies?6.Was möchten Sie am Ende dieser Veranstaltung mit nach Hause nehmen?7.Von welchem Beruf haben Sie als Kind geträumt?8.Wo würden Sie gerne leben?9.Haben Sie sich schon mal „fremd“ gefühlt?

10.Was sind Ihre Träume für die Zukunft?

18

Karussell B 2

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Ziel:

Zeitbedarf:

Gruppe:

Vorbereitung:

Räumlichkeit:

Anleitung:

Fortführung:

Bemerkungen:

Gesamtatmosphäre positiv beeinflussenjedem TN das Gefühl geben, wichtig zu seineinführen in die Kultur des Gastlandes

15–30 Minuten

bis zu 20 TN

Tesakrepp, Cd und CD-Player, evtuell Tee o.ä.

Stühle im Kreis, so dass jeder jeden sehen kann

„Namen haben in anderen Gesellschaften oft eine größere Bedeutung als bei uns.� Beispiele:Mahoma (Malawi): Stark wie ein LöweNtemoyok (Kamerun): Mein Freund, hast Du gehört? Ein Junge ohne Haare wurde geboren.(Dies gilt als Zeichen von Klugheit.)Kofi (Ghana): Ein Junge, der am Freitag geboren wurde.

Aber auch bei uns sind Namen wichtig. Zum besseren Kennen lernen bitte ich Sie nun, unszu erzählen: In welcher Beziehung stehen Sie zu Ihrem Namen? Was haben Sie fürangenehme oder unangenehme Erfahrungen mit ihm gemacht? Wie geht es Ihnen heutemit ihm? Haben Sie einen Spitznamen?“

Sie können charakteristische Namen aus Ihrem Gastland und ihre Bedeutung vorstellen(s.o.). Intensiviert wird die Einführung in die Kultur des Gastlandes, wenn Sie den Anwesen-den z.B. Tee oder ein anderes typisches Getränk anbieten und/oder leise Musik in dieserersten Runde laufen lassen.Günstig ist, die Anfangsphase mit dem Folgenden in Verbindung zu bringen, z.B. über dieKultur des Gastlandes zu sprechen (vgl. B 12, C 4).

Diese Übung führt in der Regel dazu, dass hinterher die Namen der TN allen bekannt sindund dass eine sehr persönliche Atmosphäre herrscht.

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Bedeutung der Namen B 3

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Ziel:

Zeitbedarf:

Gruppe:

Vorbereitung:

Räumlichkeit:

Anleitung:

Fortführung:

Bemerkungen:

TN mit sich, den anderen und dem Raum vertraut machenTN ganzheitlich ansprechenTN sensibel machen für ihr Umfeld

15 Minuten

beliebig viele TN, die sich bereits gut untereinander kennen sollten. In jedem Fall müssen sie die Bereitschaft mitbringen, sich zu öffnen.

alle Stühle und Tische an die Seite rücken, eventuell passende (leise) Musik

großer leerer Raum

„Lassen Sie uns zu Anfang still durch den Raum gehen – jede und jeder zunächst ganz fürsich, in sich versunken, an das denkend, was Sie auf dem Weg hierher erlebt haben.Dann kommen Sie allmählich hier in diesem Raum an: Lassen Sie den Blick durch denRaum schweifen, loten die Ecken aus, die Größe des Raumes, ertasten den Untergrund.Stellen Sie ihn sich beim Weitergehen als steinig, sandig, als Asphalt (...) vor. Verweilen Sie eventuell an einem Lieblingsplatz. Nun nehmen Sie allmählich Kontakt mit anderen auf: Zunächst gehen Sie vorsichtig mitgeschlossenen Augen durch den Raum und erspüren und ertasten die Gegenwart anderer.Dann öffnen Sie die Augen und nehmen Blickkontakt auf; schließlich denken Sie sichBegrüßungsarten aus, um den anderen (immer noch ohne Worte) respektvoll, kumpelhaft,distanziert, herzlich (...) zu begrüßen.Ohne Worte suchen Sie sich nun eine Partnerin oder einen Partner, um sich über dieseÜbung miteinander auszutauschen.“

Wenn man in der Phantasie weitergehen möchte, kann man bei der Bewegungsübung auchverschiedene Räume assoziieren lassen, wie z.B.: Wald, Stadt, Wüste usw.

Lassen Sie bei der Anleitung viel Zeit für Zwischenpausen. Bei (...): Erfinden Sie weitere Sequenzen hinzu.Diese Übung setzt einiges voraus an (Selbst-) Vertrauen und an Bereitschaft, sicheinzulassen, so daß sie sich gut eignet als Vorbereitung auf sensible Fragen von Zukunft,von Fremderfahrungen, von Vorurteilen o.ä. (vgl. C 11, C 13, C 15).

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Bewegung im Raum B 4

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Ziel:

Zeitbedarf:

Gruppe:

Vorbereitung:

Räumlichkeit:

Anleitung:

Fortführung:

Alternative:

Bemerkungen:

Beispiele:

Anfangshemmungen der TN überwindenTN für neue Informationen öffnenTN miteinander in Beziehung bringen

mindestens 15 Minuten

nicht über 20 TN

Karteikarten, Weltkarte, Plakate, eigene Bildvergrößerungen, Statistiken, Zitate (s.u.) oderdgl. besorgen (vgl. auch Materialverzeichnis) bzw. schreiben und im Raum befestigen

Können Weltkarte, Plakate usw. an der Wand befestigt werden? (falls nicht: Auslegen aufTischen!) Stuhlkreise für Kleingruppen (s. Alternative) und Plenum

„In diesem Raum finden Sie allerlei aufgehängt: Karten, Bilder, Begriffe und Sprichwörter.Nehmen Sie sich von den Karteikarten maximal vier, gehen Sie ein paar Minuten umher undnotieren Sie Fragen (je eine pro Karte), die sich für Sie aus dem Material ergeben.

Nun setzen wir uns in den Kreis, hören und beantworten diese Fragen reihum: Eine/r fängtmit einer seiner/ihrer Fragen an, der nächste versucht, die Frage zu beantworten bzw. Ver-mutungen oder Meinungen zu äußern. Wenn der Fragende nicht zufrieden ist, legt er seineKarte offen in die Mitte. Der Antwortende stellt sodann eine seiner eigenen Fragen. Wermöchte beginnen?“

Am Ende sollen die Fragen geordnet werden, deren Beantwortung unbefriedigend oderunklar war oder die der weiteren Bearbeitung bedürfen. Dazu ist es sinnvoll, Oberbegriffezu suchen, denen sie zugeordnet werden können.

Wenn die Gruppe größer ist oder sehr viele Fragen hat, kann man auch die anfangsgesuchten Fragen in Kleingruppen zu dritt besprechen, ordnen und dann im Plenumvortragen lassen.

Das ausgelegte Material sollte Provokationen/ Irritationen enthalten.

„Wenn Du einem Hungernden einen Fisch gibst, wird er einen Tag lang satt. Lehrst Du ihn fischen, so wird er nie mehr hungern.“ (chinesisches Sprichwort)

„Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle die Männer nicht zusammen, um Holz zubeschaffen, Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen,sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer.“ (Antoine de Saint-Exupéry) (vgl. auch B 8)

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Neugier wecken B 5

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Ziel:

Zeitbedarf:

Gruppe:

Vorbereitung:

Räumlichkeit:

Anleitung:

Fortführung:

Bemerkungen:

Beispiel:

Phantasie der TN anregenBegriffe in größeren Zusammenhang stellenTN am thematischen Schwerpunkt beteiligen

ca. 30 Minuten

beliebige TN-Zahl

ein zentrales Wort aus dem aktuellen Themenbereich der Veranstaltung aussuchen, aufPapiere schreiben und kopieren; Tafel und Kreide bzw. Flipchart (Papierbögen), Stifte

Kleingruppen sollten jeweils einen Tisch haben.

„Als Einstieg habe ich Ihnen einen Begriff (z.B. „Entwicklung“) aufgeschrieben, zu dem Siein Dreiergruppen Wortassoziationen wie in einer Art Kreuzworträtsel suchen sollen: Wasgehört für Sie zu jenem Begriff? Sie haben dazu 10 Minuten Zeit.“

„Tragen wir mal zusammen, was Sie gefunden haben. Wir wollen sehen, ob es Gemeinsam-keiten und was für Unterschiede es gibt.“

Achten Sie darauf, wo sich Streitgespräche anregen lassen, um Gegensätze herauszuarbei-ten. Beteiligen Sie die TN an der Lösungssuche: „Was müssten wir für Informationenhaben, um gewisse Widersprüche aufzuhellen?“„Wie ist es Ihnen in der Gruppe ergangen? Ist jede/r zum Zuge gekommen oder gab esdominante Personen in Ihrer Gruppe?“

Eventuell müssen Sie am Anfang ein bißchen nachhelfen, damit die Aufgabe verständlichwird. Wählen Sie kein zu kurzes Wort, damit es Spaß macht und eine Herausforderungdarstellt, z.B. „Zukunftsfähigkeit“

M E N SCH E NWÜR DEG E M E I N SA MA R B E I TWE LT W I RTSCHAF T

F R I E DE NFO RTS C H R ITT

K OST E NG E L D

I N D U STR I EE N E RG I E

G E S U N DH E IT

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Scrabble – ein Wortspiel B 6

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Ziel:

Zeitbedarf:

Gruppe:

Vorbereitung:

Räumlichkeit:

Anleitung:

Fortführung:

Alternative:

Bemerkungen:

Gemeinschaft herstellenassoziative Einführung in ein Thema

ca. 15 Minuten

nicht mehr als 20 TN

Wählen Sie ein Plakat oder vergrößern Sie eines Ihrer Bilder, kleben Sie es auf eine dicke Pappe oder Sperrholzplatte und beziehen Sie das Bild mit Folie. Zerschneiden oderzersägen Sie das Bild zu einem Puzzle mit mindestens 24 Teilen.

Der Raum soll das Legen des Puzzles ermöglichen, z.B. in der Mitte eines Stuhlkreises.

„Lassen Sie uns zunächst als Einführung eine gemeinsame Aufgabe lösen, nämlich diesesPuzzle zusammenlegen!“ Danach Bildbetrachtung: „Was sagt uns dieses Bild?“ Assoziationen zulassen – zu IhremThema überleiten

Orientieren Sie Ihre weiteren Ausführungen an den Äußerungen der TN bzw. beziehen Siediese aktiv in den weiteren Verlauf mit ein.

Wenn Sie mehr über das Vorwissen und die Interessen der TN herausfinden wollen: Auf derRückseite jedes Puzzle-Teils kleben Sie Aufkleber mit je einem Stichwort zu Ihrem Thema,z.B. zum Thema „Entwicklungszusammenarbeit“: Selbsthilfe – entwickeln – Fortschritt –allein lassen – gemeinsam – wachsen – draußen – helfen – drinnen – anpacken – unterent-wickelt – Projekt – Bedürfnisse – oben – unten – Familie – Einkommen schaffen – Lebensstil– Ressource – Fortschritt – Zukunft – gleich ... etc.

„Wählen Sie nun jede/r ein Puzzle-Teil aus, drehen Sie es um und sagen Sie der Reihe nachIhre Assoziationen zum Begriff auf der Rückseite.“ Ähnlich können Sie zu anderen Themenarbeiten, z.B. zu „Zukunft“.

Man kann auch eine Weltkarte als Ausgangsmaterial benutzen (Bezug beim BMZ – s. E 3).Bei mehr TN können Untergruppen zu Erdteilen gebildet werden, die diesen Nachrichten,Begriffe, Bilder oder Gegenstände zuordnen.

Quelle: Idee von Elisabeth Mars/Arbeitsstelle Weltbilder, Münstervgl. auch Dritte-Welt-Haus Bielefeld (Hg.): Von Ampelspiel bis Zukunftswerkstatt. Ein Dritte-Welt-Werkbuch.Wuppertal 1990, S. 173 f. (Weltkartenpuzzle)

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Ein Puzzle legen B 7von Elisabeth Mars

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Ziel:

Zeitbedarf:

Gruppe:

Vorbereitung:

Räumlichkeit:

Anleitung:

Fortführung:

Bemerkungen:

Beispiele:

Meinungen erfragenTN miteinander in Kontakt bringen, aktivierenoffene Fragen definieren

mindestens 15 Minuten

unbegrenzte Zahl

Schnur oder Kreide; zwei oder drei geeignete Thesen (vielleicht mit Freunden vorheraustesten); evtl. Papier, auf das die Thesen mit Filzer notiert sind

freier Raum in der Mitte, durch den eine Linie per Schnur oder Tesakrepp gezogen werdenkann

„Zur Einführung ins Thema möchte ich Ihnen eine These vorlesen. Stellen Sie sich bitteentlang dieser Linie danach auf, ob Sie der These voll zustimmen (der eine Endpunkt derLinie), ihr absolut widersprechen (der andere Endpunkt) oder wo Sie sich dazwischen mitIhrer Meinung einordnen.“ Dann lesen Sie die These vor.„Also: Nehmen Sie Ihre Position ein!“Jetzt tippen Sie mal den einen, mal den anderen auf der Linie an: „Warum stehen Sie hier?Erläutern und begründen Sie Ihren Standort! Tauschen Sie Pro- und Contra-Argumente mit-einander aus! Welche Informationen brauchen Sie zur weiteren Beurteilung?“

Unterstützen Sie Streitgespräche oder notieren Sie auf einer Wandzeitung oder Tafel Pro-und Contra-Argumente. Lassen Sie ein Meinungsbild erstellen und überlegen, welche Inter-essenkonflikte sich äußern.Sie können mehrere Thesen hintereinander in dieser Weise bearbeiten lassen, aber nicht zuviele, damit es nicht zu einem leeren Spiel wird.

Wenn Sie mehrere Thesen bearbeiten lassen, überraschen Sie die TN durchverschiedenartige, nicht zu simple Thesen, die verschiedene Meinungen zulassen, damit Spannung entsteht.Diese Übung eignet sich auch zur Auflockerung zwischendurch oder zu abschließendemRückblick, um zu wissen, ob man die TN mit seinen Ausführungen hat erreichen können.

� „Wir sitzen alle in dem selben Boot.“ (Ex-Bundesminister C.-D. Spranger)� „Man kann Menschen nicht entwickeln, sie können sich nur selbst entwickeln.“

(Julius Nyerere, ehemaliger Präsident Tansanias)� „Entwicklungshilfe ist keine Einbahnstraße.“ (Mike Fungati/Simbabwe)� „Unsere Wohltäter sind mehr als unsere Feinde die Verkleinerer unseres Wertes

und Willens.“ (Friedrich Nietzsche)� „Globalisierung nutzt uns allen.“� „Umdenken geht nicht ohne Verzicht.“

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Pro und Contra B 8

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Ziel:

Zeitbedarf:

Gruppe:

Vorbereitung:

Räumlichkeit:

Anleitung:

Fortführung:

Bemerkungen:

Vorwissen und Interesse abklärenassoziative und kommunikative StoffsammlungZusammenhänge sichtbar machenoffene Fragen definierenDynamik in der Gruppe anregen

mindestens 30 Minuten

maximal 12 TN mit gewissem Vorwissen

großes weißes Papier; dicke Filzer (je TN einer); Klebepunkte

großer Extra-Tisch, auf dem das Papier und die Stifte zurechtgelegt werden können

„Ich gebe Ihnen einen für die heutige Veranstaltung zentralen Begriff vor und Sie sollen um diesen Tisch herumgehen und entlang verschiedener Linien Assoziationen dazuaufschreiben bzw. die Begriffe der anderen TN ergänzen oder kommentieren.“Sie schreiben den Begriff in die Mitte des Papiers und ziehen einige Linien von dort aus(vgl. Schema B 9.1).

Rückfragen zum Prozess: Individuelle oder gemeinsame Arbeit? Wie haben sich eigeneGedankengänge mit jenen der anderen verkoppelt? Wo gab es Berührungspunkte miteigenen Erfahrungen? Was fehlt (Weglassungen/Defizite)? Welche Schwerpunkte habensich ergeben (Clustern durch Suchen von Oberbegriffen)? Wo liegen die aktuellen Interes-sen der TN? Jede/r bekommt etwa fünf Punkte und kann diese dorthin kleben, wo die fürsie/ihn wichtigsten Themen genannt sind. Dadurch bekommt man einen Überblick über dieInteressen und Fragen der TN.

Man sollte eine solch thematisch offene Vorgehensweise nur dann beginnen, wenn mansich auch sicher genug fühlt, auf ganz unterschiedliche Themen eingehen zu können. Sonstsollte man auf eigene Schwerpunktsetzung der TN verzichten und in der entstandenenÜbersicht das weitere Thema selbst markieren. Gerade bei ökologischen Themen eignet sich diese Herangehensweise, um auf dievielfältige Vernetzung von Phänomenen und auf die Komplexität eines Themas hinzuweisenund monokausale Ursachenketten auszuschließen.

Literatur: Lipp, Ulrich: Mind mapping in der Schule. Gedanken-Landkarten als visuelle Lernhilfe. In: Pädagogik Nr. 10 / 1994, S. 22–26Kneip, Winfried/ Neumann, Brigitte: Mind Mapping. Ein Arbeitsbuch. Mülheim 1997

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Mind mapping B 9

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Beispiel für ein Mind mapping zum globalen Lernen B 9.1aus einem Rückkehrer-Seminar

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Ziel:

Zeitbedarf:

Gruppe:

Vorbereitung:

Räumlichkeit:

Anleitung:

Fortführung:

Bemerkungen:

lebendige Einführung in das Thema „Kaffee“Vorwissen erfragenFragehaltung stärkenAuflockerung

ca. 15 Minuten

unbegrenzte TN-Zahl

Antwortblatt für jeden TN kopieren, Frageblatt nur für Spielleiter und evtl. Schiedsrichter(bei großen Gruppen)

beliebig

„Ich habe ein Gruppenwettspiel für Sie mitgebracht zum Thema Kaffee. Teilen Sie sich bittein vier Gruppen. Jeder TN erhält einen Antwortbogen, auf dem bunt gemischt die in Fragekommenden Antworten notiert sind. Die Gruppe, die die richtige Antwort zuerst sagt,bekommt einen Punkt. Sagt jemand die Antwort, bevor die Frage zu Ende gelesen wurde,so wird der entsprechenden Gruppe ein Punkt abgezogen. Also los!“ Bei Gruppen über 15TN könnten außer dem Spielleiter noch ein oder mehrere Schiedsrichter nötig sein.

Nach dem Spiel können Sie die Fragen noch einmal herausgreifen, die überraschend oderunklar für die TN waren. Es könnte sich nun ein Diavortrag anschließen über eigene Erfahrungen in einer Kaffeeregi-on mit Kaffeebauernfamilien, eine weitere Erörterung von Welthandelspreisen oder Infor-mationen über fair gehandelten Kaffee.

Sie können natürlich auch ohne Punktevergabe spielen, die Antworten den Fragenindividuell zuordnen und später gemeinsam diskutieren lassen.

Quelle: Inge Ruth Marcus: Fragespiel zum Kaffee-Projekt. In: Marcus, I.R./ Schulze-Vogel, T./Schulze, H.: Globa-les Lernen. Projekte – Prozesse – Perspektiven. München 1995, S. 191–193

Literatur: Misereor: Plakatserie zu Kaffee von TRANSFAIR. Aachen 1996 (vgl. E1 und E2)Budde-Dreßen, Ingrid u.a.: Colonialwaren. Materialien für Projektwochen in der Sekundarstufe I und II und fürdie außerschulische Bildungsarbeit. Hg.: Misereor. Aachen 1995

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Fragespiel zum Kaffee B 10von Inge Ruth Marcus

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Was ist Kaffee? Die Kerne der Kaffeekirsche

Warum wird in Deutschland kein Kaffee angebaut? Weil es dafür zu kalt ist

Wie heißen die Produzenten von Kaffee? Kaffeebauern

Wie lange dauert die Reifung der Kaffeefrucht von der Blüte bis zur Ernte? 12 Monate

Wie lang ist die Erntezeit? zwei bis vier Monate

Aus welchem Land stammen die Eigentümer der größten Kaffeeplantagen in Mexiko? Deutschland

Welcher Herkunft sind die meisten Kaffeebauern in Mexiko? indianisch

Woher stammt der Kaffee ursprünglich? Äthiopien

Wer waren die ersten Kaffee-Exporteure? Araber

Wie viel Liter Kaffee trinken die Deutschen pro Kopf pro Jahr? 158 Liter

Welcher Anteil des deutschen Kaffee-Verkaufs läuft über die zehn größten Ladenketten? zweidrittel

Wie viel verdiente ein Kaffebauer im Jahr 2003 durchschnittlich an einer 500-Gramm-Kaffeepackung, die bei uns im laden verkauft wurde? 0,07 Euro

Was ist die „Pulpe“? Das Fleisch der Kaffeekirsche

Warum kann man Kaffee nicht maschinell ernten? Weil die Kaffeekirschen nicht gleichzeitig reifen

Der Rohkaffee ist eine Medizin. Gegen welche Krankheit hat sie sich u.a. bewährt? Diabetes

An welcher Stelle steht Deutschland in der Welt als Kaffeekonsument? An zweiter Stelle

Welches Land steht an erster Stelle als Kaffeekonsument der Welt? USA

An welcher Stelle steht Mexiko als kaffeexportierendes Land in der Welt? An dritter Stelle

Welche zwei kaffeeproduzierenden Länder stehen vor Mexiko auf dem Weltmarkt? Brasilien, Kolumbien

Welche Beschwerden kann dauerhafter Kaffeegenuß auslösen?Schlaflosigkeit, Herz-, Kreislauf- und Verdauungsbeschwerden, Nierenreizung

Finnland hat weltweit den höchsten pro Kopf Verbrauch anKaffee, wie viel? 11,26 Kg

Um wie viel Prozent sind die Kaffee-Erlöse der ICO-Exportländer von 1997 bis 2002 zurückgegangen? 60 Prozent

(von 12,88 auf 5,26 Milliarden US-Dollar)

Wie hoch ist der Anteil des biologischen, umweltfreundlichen und fair gehandelten Kaffees am Weltverbrauch?ein Prozent

Wie viel kostete durchschnittlich eine 500-Gramm-Kaffeepackung im jahr 2003? 3,00 Euro

Warum gingen die Einnahmen der Kaffeeproduzenten in den letzten Jahren zurück, obwohl der Verbrauch

anstieg? (Hier muß selbst nach einer Antwort gesucht werden!) Wegen des Preisverfalls beim Kaffee

Quelle: www.kaffeeverband de

Bearbeitung: Lisa Fuchs, 8/2004

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Frageblatt B 10.1

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Bitte entnehmen Siedie Antworten

zu den vorgelesenen

Fragen aus dieser

buntenMischung: Weil es dafür zu kalt ist

Deutschland

158 Liter

USA

60 Prozent

Äthiopien

Brasilien, Kolumbien

0,07 Euro

Die Kerne der Kaffeekirschen

zwei bis vier Monate

An dritter Stelle

3,00 Euro

ein Prozent

12 Monate

wegen des Preisverfalls beim Kaffee

Kaffeebauern

Das Fleisch der Kaffeekirsche

Diabetes

Araber

Indianisch

Schlaflosigkeit, Herz-, Kreislauf- und Verdauungsbeschwerden, Nierenreizung

11,26 Kg

An zweiter Stelle

zweidrittel

Weil die Kaffeekirschen nicht gleichzeitig reifen

29

Antwortensalat B 10.2

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Ziel:

Zeitbedarf:

Gruppe:

Vorbereitung:

Räumlichkeit:

Anleitung:

Fortführung:

Alternativen:

Vorstellungen zum Gastland kennen lernenTN mit dem Thema in Berührung bringenTN aktivieren durch Phantasie und Bewegung

mindestens 30 Minuten

beliebig; die TN sollten sich untereinander bereits etwas kennen und Lust zum Spielenhaben.

genügende Anzahl von Karten besorgen (evtl. zwei verschiedene Farben – s.u.)

variable Raumgestaltung bzw. weitere Räume in der Nähe

„Ich habe einige Zeit in ... gelebt. Bevor ich Ihnen darüber berichte, möchte ich gernwissen, was Sie von diesem Land/dieser Region und den Menschen, die dort leben, wissenoder vermuten. Bitte schreiben Sie das auf, was Ihnen zu meinem Gastland einfällt – undzwar jeweils einen Begriff oder ein Stichwort auf eine Karte!“„Nun legen wir alle Karten umgedreht in die Mitte und mischen sie. Bilden Sie jetzt Klein-gruppen zu dritt und nehmen Sie sich jeweils 3–6 Karten aus der Mitte. Mit diesen ziehenSie sich zurück und bereiten eine pantomimische Darstellung zu mindestens einem dieserBegriffe vor. Sie haben dazu 15 Minuten Zeit.“

Nach dem Vorspielen müssen die anderen TN erraten, welche Begriffe dargestellt wurden.

Die genannten Begriffe können auf ihren Ursprung (Vorurteile, Medien, Reisen usw.)untersucht werden. Sie sollten sie aufnehmen in Ihrem weiteren Bericht über das Leben imGastland.

Man kann auch auf verschiedenfarbige Karten Begriffe zum Deutsch-Sein aufschreibenlassen und dann in arbeitsteiligen Gruppen das Gastland und Deutschlandgegenüberstellen lassen. Dies hat den Vorteil, daß die Projektionen über das Eigene unddas Fremde stärker herauskommen können, weil es möglicherweise in der Diskussion aufBild und Gegenbild hinauslaufen wird.

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Pantomime mit Begriffsassoziationen zum Gastland B 11

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Ziel:

Zeitbedarf:

Gruppe:

Vorbereitung:

Räumlichkeit:

Anleitung:

Fortführung:

Bemerkung:

ganzheitliches, lebendiges Lernenkonkrete Anschauung des AlltagslebensEinbeziehung aller TN

mindestens 15 Minuten (je nach TN-Zahl)

beliebige TN-Zahl – je nach Anzahl der Gegenstände (möglichst einer pro TN, bei größererAnzahl auch ein Gegenstand für mehrere Personen)

Gegenstände aus dem Gastland – möglichst mit Bezug zu dem vereinbarten Thema (also z.B. Recycling-Kultur, wenn man über informellen Sektor, Berufsbildung oder Müllver-meidung reden möchte; oder: Haushaltsgegenstände, Feldprodukte und Kunsthandwerk,wenn die Arbeit der Frauen Thema sein soll)

möglichst Stuhlkreis, in dessen Mitte die Gegenstände ausgebreitet werden

„Ich habe Ihnen ein paar Gegenstände aus meiner Entwicklungshelfer-Zeit (zu unseremheutigen Thema , ... ‘) mitgebracht. Nehmen Sie sich doch mal jede/r einen Gegenstandaus der Mitte und stellen Sie Vermutungen an, um was es sich hierbei handelt, woraus ergemacht ist und wozu er dienen mag.“

Die Gegenstände können im weiteren Verlauf wieder vorkommen, z.B. in Dias oder zur Illu-stration von Geschichten (z.B.: „Die Frau, die diesen Korb geflochten hat, ...“ oder: „Beimtäglichen Gemüsekauf auf dem städtischen Markt traf ich ...“). Bei Rollenspielen könnenmitgebrachte Stoffe zur Verkleidung herangezogen oder als Beispiele für eigene Stoffbema-lung benutzt werden. Recycling-Produkte können zu eigenen Kreationen aus Abfallstoffenauch bei uns anregen usw.

Achten Sie darauf, dass Sie nicht nur Gegenstände aus Naturmaterialien wählen, damitnicht der Eindruck eines nur traditionsgebundenen Landes entsteht!Beachten Sie die vielfältigen pädagogischen Anregungen, wie sie in Lernkisten und Akti-onskoffern zusammengestellt wurden (s. E 1), und lassen Sie sich dadurch anregen!

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Gegenstände aus der Kultur des Gastlandes B 12

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Ziel:

Zeitbedarf:

Gruppe:

Vorbereitung:

Räumlichkeit:

Anleitung:

Fortführung:

Bemerkung:

Vorwissen klärenNeugier auf den späteren Bericht weckenPhantasie und Empathie der TN fördernInteressen der TN einbeziehen

ca. 30–40 Minuten

nicht mehr als 30 TN

eine Auswahl von maximal acht Bildern treffen; von diesen so viele Abzüge machen lassen,daß man Gruppen von drei bis vier TN bilden kann, die jeweils den gleichen Satz von Bil-dern bekommen (also z.B. bei 15–20 TN je 5 Abzüge). Ist jeweils ein Bildsatz auf einen ein-farbigen Karton geklebt, so bekommt jede Gruppe alle Karten einer Farbe.Zusätzlich braucht man Stifte und leere Karten (2–3 pro Farbe).

Der Raum sollte variabel gestaltbar sein mit Ecken für die Gruppen sowie einem Platz in derMitte (Tisch oder Fußboden) zum Ausbreiten der Gruppenergebnisse.

„Bitte bilden Sie Gruppen zu dritt oder viert. Jede Gruppe erhält denselben Satz von Bildernohne Kommentar. Sie dürfen nun aus diesen Bildern eine fortlaufende Geschichte machen,indem Sie die Reihenfolge der Fotos bestimmen und sich dazu eine möglichst lebendigeGeschichte ausdenken; Sie können Ihren Hauptfiguren auch Namen geben. Falls Ihnen einBild zu fehlen scheint, skizzieren Sie das auf einer leeren Karte. Denken Sie sich am Endeeine Überschrift aus und schreiben diese deutlich lesbar auf eine weitere leere Karte. Mal sehen, was jede Gruppe aus diesen Bildern macht. Es gibt kein ,richtig‘ oder ,falsch‘;es kommt auf Ihre Phantasie und Ihre Vorstellungen an!“

Nach dem Vortrag der einzelnen Gruppen mit Auslegen der Bilderreihen sollte zunächst das Gespräch nach Unterschieden und Gemeinsamkeiten gesucht bzw. deren Ursachenergründet werden, bevor Sie daran anknüpfend anhand derselben Bilder (Dias) von IhrenErfahrungen berichten.

Sie können auch gleich zu Anfang sagen, daß es Bilder aus Ihrer Entwicklungshelfer-tätigkeit oder aus Ihrem Einsatzort oder dgl. sind und daß Sie nachher Unverständlichesaufklären werden.

Die Auswahl erbringt vor allem dann lebendige Ergebnisse, wenn Menschen in unter-schiedlichen Tätigkeiten dargestellt werden (Die Identifizierung muß möglich sein!).Günstig ist es, wenn eine Person (=Hauptperson) öfter vorkommt. Aber natürlich ist dieseMethode auch zur fachlichen Diskussion geeignet (beispielsweise: Landschaft vor, währendund nach Erosionsschutzmaßnahmen o.ä.).

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Geschichten erfinden lassen zu eigenen Bildern/Dias B 13

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Ziel:

Zeitbedarf:

Gruppe:

Vorbereitung:

Räumlichkeit:

Anleitung:

Fortführung:

Alternative:

Bildassoziationen zum Thema weckenTN mit ihren eigenen Bildern konfrontierendurch Identifikation Empathie fördernTN einbeziehen in die thematische SchwerpunktsetzungErwartungshaltung für das Thema stärken

ca. 25 Minuten

nicht über 18 TN (falls mehr, beachten Sie die Alternative!)

Aus einer selbst angelegten Bildkartei (eigene Fotos, Ausschnitte aus Zeitschriften u. dgl.)zum Thema passende Bilder aussuchen – und zwar etwa 25 % mehr als TN, damit ihnen dieWahl bleibt. Die Bilder bleiben geschützt, wenn sie auf Pappe aufgeklebt und in eine Klar-sichthülle gesteckt werden.Entsprechende Anzahl von Karten und Filzstiften

Möglichst Stuhlkreis oder eine große TischflächePinwand mit Nadeln oder großen Papierbogen mit Klebestift in die Mitte legen oder an dieWand kleben

„Ich habe Ihnen heute eine Auswahl Bilder zu unserem Thema ,...‘ mitgebracht.“ Bilder in die Mitte legen, mischen/streuen. „Wählen Sie bitte eines aus – sei es spontan, sei es nach gründlicher Durchsicht –, um dann den anderen Ihrenpersönlichen Bezug zum Thema und Ihre Erwartungen an die heutige Veranstaltung zuerläutern. Schreiben Sie zuvor spontan einige Stichworte zu Ihrem Bild auf.“

Sie verteilen Karteikarten.

Mit den aufgeschriebenen Stichworten kann man nach der ersten Runde einengemeinsamen Überblick über Bildassoziationen und Vorurteile gewinnen und diese zur Dis-kussion stellen bzw. den Erwartungen gegenüberstellen.Bei einer experimentierfreudigen Gruppe kann man auch mit einer Identifikationweiterarbeiten: „Suchen Sie sich eine Person auf dem Bild, das Sie sich gewählt haben, aus und identifizieren Sie sich mit ihr. Wer sind Sie? Was haben Sie gerade gemacht? Wo leben Sie – mit wem? Was werden Sie als nächstes tun? Was wünschen Sie sich für dieZukunft?“ (vgl. B15).

Bei größerer TN-Zahl muss auf die individuelle Bilderwahl verzichtet werden, weil sonst zuviel Zeit für deren Vorstellung verloren geht. Dann empfiehlt sich die Auswahl von wenigenBildern, die in den Ecken oder im Raum verstreut ausgelegt werden. Anleitung: „Bittegehen Sie umher, schauen Sie sich die ausliegenden Bilder an und bleiben Sie bei dem-jenigen stehen, über das Sie mit anderen sprechen möchten. Es liegen Karten und Stiftebereit, um Stichworte oder Fragen zu notieren für das anschließende Plenum.“Beispiel: Beim Thema „Wasser“ könnten zu Bildern Assoziationen geäußert werden zumeigenen Wasserverbrauch, zur Gewinnung von Trinkwasser in anderen Ländern, zum Bade-urlaub, zum Regen o.ä.

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Bilderauswahl B 14

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Ziel:

Zeitbedarf:

Gruppe:

Vorbereitung:

Räumlichkeit:

Anleitung:

Fortführung:

Bemerkung:

lustvolle Einführung per KarikaturTN entwickeln EmpathieTN entwickeln Phantasie über weiteren Verlauf des Kontakts

ca. 20 Minuten

nicht mehr als 15 TN

Karikatur in entsprechender Anzahl kopieren

keine besonderen Bedingungen

„Ich habe eine Karikatur verteilt, die Sie jetzt bitte anschauen, ohne miteinander zusprechen. Wenn Sie alle Details wahrgenommen haben, legen Sie sie bitte auf denTisch/Boden. Schließen Sie nun die Augen und versetzen Sie sich in die Rolle desSchwarzen: Wer sind Sie? Wo kommen Sie gerade her, als Sie sich der Bank nähern? Was sind Ihre ersten Worte? Wie nehmen Sie die Reaktion der Banknachbarn wahr? Wieempfinden Sie diese Reaktion? Was würden Sie am liebsten tun? Wie reagieren Sietatsächlich? Wie geht die Situation weiter? Was tun die anderen?“ (mit Zwischenpausen!)

In der Auswertung soll der Bedeutung der verschiedenen Rollenzuschreibungen (z.B. Stu-dent, Bettler, Gelehrter, Asylbewerber, Afro-Deutscher, Tourist) sowie der Haltung undReaktion der Weißen nachgegangen werden. Wäre die Reaktion oder Interpretation anders,wenn ein Weißer/eine schwarze Frau/ein Obdachloser/ ... gekommen wäre oder wenn esan einem anderen Ort/in einem anderen Land stattgefunden hätte? Gibt es Erfahrungensolcher Art unter den TN? Wie würde man sich selbst in einer solchen Situation verhalten(Rollenspiel mit verschiedenen Fortsetzungen spielen lassen)?

Die Arbeit mit dieser Karikatur kann eine ganze Veranstaltung bestimmen.

Quelle: Karikatur von Dorsi Germann. Aus: Führing, Gisela: Begegnung als Irritation. Münster-New York 1996, S. 194

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Auf der Bank (Karikatur) B 15

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Ziel:

Zeitbedarf:

Gruppe:

Vorbereitung:

Räumlichkeit:

Anleitung:

Alternative:

Bemerkungen:

Entwicklungszusammenarbeit differenziert betrachten Perspektive der Betroffenen einbeziehenTN durch ein Fallbeispiel motivieren und mit ins Geschehen ziehenin Kontakt kommen zu den TN-Vorstellungen von EntwicklungszusammenarbeitEmpathie und Phantasie der TN ansprechen

mindestens 60 Minuten

beliebige TN-Zahl

Papier und Stifte, Welt- oder Afrikakarte (Sahel), evtl. Utensilien für Rollenspiel und Dia-Projektor (vgl. Alternative und Fortführung)

Tische und Stühle – evtl. Raum für Rollenspiele

„Ich werde Ihnen eine Geschichte vorlesen – eine fiktive Kurzgeschichte aus einem Landdes Sahel. Sie sollen nur zuhören und dort, wo ich abbreche, die Geschichte fortschreiben,so wie Sie denken, dass es weitergehen würde.“ Fortführung: Nachdem einige Beiträge oder die Spielszenen vorgestellt worden sind, wirdnach weiteren Möglichkeiten gesucht: „Hat jemand noch eine ganz andere Lösung, die wirbisher noch nicht bedacht haben? Welche Varianten stehen sich also hier gegenüber? Auswelchem Blickwinkel (z.B. Entwicklungshelfer, Projektleiter, Mogwa, Dorfältester, Dorfbe-völkerung, Junge) wurde jeweils weitergedacht?

Würde die Geschichte eine andere Wendung nehmen, wenn man einen Perspektivenwech-sel vornehmen, also aus einer anderen als der gewählten Perspektive weiterdenkenwürde?“ Hier bietet sich zur Vertiefung ein Rollenspiel, z.B. aus der Sicht des Dorfältesten,an. Schließlich wird die Geschichte in der Version der Autorin weitergelesen und diskutiert,ohne dass dadurch andere Lösungen als ,falsch‘ deklariert werden.Günstig wäre schließlich die Fortsetzung mit Dias oder eigenen Berichten über Erfahrungenim Bereich Aufforstung/Ressourcenschutz des Sahel bzw. über die Entstehung von Projek-ten und Interessen der verschiedenen Beteiligten.

„Bilden Sie Gruppen zu dritt und bereiten Sie eine Fortsetzungsvariante vor, die Sie unsdann vorspielen. Sie haben dafür 15 Minuten Zeit.“

Bei größeren Gruppen kann statt Einzel- lieber die alternative Gruppenarbeit, beimehrtägigen Veranstaltungen die Fortsetzung auch als eine Art „Hausaufgabe“ gegebenwerden (vgl. auch C 2).

Quelle: Führing, Gisela: Ziegenfutter. Kritischer Zugang zum Thema Entwicklungshilfe in der Sahelzone. In:Schmitt, R. (Hg.): Eine Welt in der Schule. Frankfurt/M. 1997, S. 267–273

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„Ziegenfutter“ – Entwicklungszusammenarbeit im Sahel C 1

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Lieber Michael,wie versprochen, schreibe ich Dir gleich nach meiner Ankunft. Wenn ich sage, ich bin heilangekommen, ist das nur die halbe Wahrheit. Natürlich bin ich gesund, aber als ich gesternhier aus dem Landrover stieg, spürte ich mich selbst eigentlich nicht mehr: Nach zwölfStunden Flug und dann noch acht Stunden im Landrover über Sandpisten, die eher Eisen-bahntrassen ähneln als Straßen. Und dann die Hitze! Der Projektleiter, Herr Meier, holtemich am Flughafen ab und übergab mich Mogwa, der hier offensichtlich Mädchen für allesist: Fahrer, Vorarbeiter, Dolmetscher und Einkäufer.Meier gab mir auch die Anweisungen der Landesregierung für den Dorfältesten. Sie sindnatürlich in der Landessprache geschrieben, und ich finde es schon etwas komisch, etwaszu überbringen, was ich selber nicht lesen kann. Mogwa spricht ganz gut Englisch und hatmir das Wichtigste übersetzt.Die Station besteht aus einem kleinen Bürohaus und meinem Wohnhaus. Außer der Funk-anlage und dem Landrover habe ich keinen Kontakt zur Außenwelt, und wann ich diesenBrief auf den Weg bringen kann, weiß ich auch noch nicht. Aber er ist geschrieben und liegtfür alle Fälle bereit. Alles Gute für Euch alle, Euer Rainer.

Rainer Busch faltete den Brief zusammen und steckte ihn in einen Umschlag, als Mogwahereinkam. „Rainer, wir müssen fahren, Tsipu, der Dorfälteste, erwartet Sie.“ Busch nahmdie Akte mit den Vollmachten und Anweisungen der Regierung, griff nach seinem Hut undfolgte Mogwa zum Auto. Der Weg durch die nur spärlich von Dornkakteen bewachseneSteppe war eintönig. Hier und da sah er ein paar Kinder mit Ziegen. „Viel Futter finden dieauch nicht“, dachte er.In der Nähe des Dorfes bemühten sich einige Frauen, den kärglichen Boden für die Hirse-saat zu bereiten. Das Dorf selbst schien wie ausgestorben. Kein Laut drang aus den Häu-sern. Der Wagen hielt, dann führte Mogwa ihn zum Haus des Dorfältesten. Im Schatteneines etwas größeren Daches saßen etwa 20 Männer auf alten Bettgestellen, leeren Kanis-tern oder einfach auf dem Boden. Mogwa sprach einen der Männer an und seine Haltungverriet dabei die Macht des Ältesten mehr als die Worte, die Busch ohnehin nicht verstand.Tsipu winkte ihm, sich zu setzen und da er zögerte, weil er nicht wußte, wohin, wiederholteMogwa die Aufforderung in englisch. Busch brauchte trotzdem noch einige Sekunden, biser sich entschließen konnte, sich auf den Boden zu setzen.Mogwa führte das Gespräch mit dem Ältesten. Buschs Versuche, ihn als Dolmetschereinzusetzen, blieben relativ erfolglos. Immerhin erreichte er endlich, daß Mogwa dem Dorf-ältesten übersetzte, daß er, Rainer Busch, von der Regierung beauftragt sei, das Auffors-tungsprogramm durchzuführen. Rainer übergab Tsipu die Papiere. Es dauerte eine Ewigkeit,bis Tsipu sie studiert hatte. Das unaufhörliche Gemurmel um ihn her, in einer Sprache, dieer nicht verstand, wirkte einschläfernd. Endlich nickte ihm Tsipu freundlich zu und Mogwasagte, sie könnten gehen.

Lieber Michael,unsere Arbeit geht zügig voran. Wir haben die ersten fünf Hektar gepflanzt und haben vielArbeit mit dem Bewässern, aber es sieht so aus, als ob die Pflanzen angehen. Ich bin sehrstolz, wenn ich die Fläche mit den kleinen grünen Stellen darin sehe. Bevor ich die nächsteFläche angehe, will ich erst einmal abwarten, wie die Akazien hier gedeihen, so daß meineHauptaufgabe im Augenblick ist, die Bewässerung zu überwachen. Die Abende sind oftsehr lang.

Rainer legte den Kuli weg. Er beschloß, lieber noch mal nach den Pflanzen zu sehen, derBrief würde ohnehin erst Ende nächster Woche, wenn der Projektleiter kam, mit in dieHauptstadt genommen werden.

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Ziegenfutter C 1.1Gudrun Rumpf

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Die Aufforstungsfläche lag hinter dem nächsten Hügel und so ging er langsam durch dasLicht der schon tiefstehenden Sonne. Als er auf die Spitze des Hügels kam, traute er seinenAugen nicht. Eine Herde Ziegen stand verstreut in der Akazienschonung. Von einem Groß-teil der Pflanzen war nichts mehr zu sehen. Rainer schrie und rannte, wild mit den Armenfuchtelnd, los. Er versuchte, die Ziegen aus der Pflanzung zu vertreiben, mußte aber balddie Sinnlosigkeit seines Bemühens einsehen. Er rannte zurück zur Station. Mogwa bereite-te gerade das Abendessen. Rainer schrie ihn an, in seinem Zorn auf deutsch. Erst das rat-lose Gesicht Mogwas brachte ihn zur Besinnung.„Komm zu Tsipu, schnell.“ Mogwa schüttelte den Kopf.„Wir können unmöglich zur Essenszeit ungeladen beim Dorfältesten erscheinen.“„Essen oder nicht, ich muß sofort zu ihm.“Endlich ließ Mogwa sich überreden.Es war inzwischen fast dunkel geworden, als der Landrover ins Dorf fuhr.„Such den Ältesten.“ Mogwa war sichtlich unschlüssig, aber ein Blick in das Gesicht vonRainer Busch ließ ihn gehorchen. Rainer durchmaß den freien Platz zwischen den Häusern,hin und her, hin und her.Endlich erschien Mogwa. „Er kommt gleich zum großen Versammlungsplatz“, sagte er.Sie warteten. Der Platz füllte sich langsam mit Männern. Die Kinder kamen mit den Ziegenzurück. Das Gemurmel schien Rainer unerträglich und steigerte seinen Ärger.Als Tsipu sich endlich gesetzt hatte, blieb Rainer vor ihm stehen. „Die Kinder haben die Zie-gen auf die Aufforstungsflächen getrieben.“Tsipu nickte. „Die Regierung hat geschrieben, das gibt Futter für die Ziegen“, antwortete er.„Aber die Bäume müssen doch erst wachsen.“„Die Ziegen haben Hunger und die Kinder brauchen Milch.“„In zwei Jahren geben die Bäume genügend Futter.“„Bis dahin sind sie in der Hitze verdorrt.“„Aber so ist das doch nutzlos, die Pflanzen sind kaputt und die Tiere haben nichts davon.“„Die Tiere sind heute satt und geben morgen gute Milch für die Kinder.“„Mogwa scheint nicht richtig zu übersetzen“, dachte Rainer, „er muß doch verstehen, daßdie Bäume erstmal wachsen müssen. Er muß doch begreifen, daß ...“ Rainers Blick fiel aufeinen kleinen Jungen, der abseits stand und ihn anstarrte. Der Knabe hatte ihn sicher nichtverstanden, aber er staunte über den Ton, in dem er, Rainer, vor dem Ältesten sprach.Ohne ein weiteres Wort zu sagen, ging Rainer Busch zwischen den murmelnden Männernhindurch zum Auto.Der Brief an seinen Bruder blieb unbeendet.

... ?...

Projektleiter Hubert Meier war außer sich. „Vier Monate Arbeit umsonst. Wir müssenWachen aufstellen. Einen Zaun können wir nicht ziehen, das wird zu teuer. Wie ist so etwasnur möglich. Die ganzen Pflanzen abgefessen, Busch, was wollen Sie denn jetzt tun?“Rainer Busch zuckte die Schultern. „Ich habe schon neu angefangen.“„Wieso? Es ist doch keine Fläche vorbereitet, Sie haben keine Pflanzen mehr, wirbekommen vorläufig auch kein Geld. Womit haben Sie also angefangen?“„Ich lerne Dschibili.“„Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Was hat das mit der Aufforstung zu tun?“Jetzt fuhr der Landrover zwischen den Wellblechhütten am Rande der Hauptstadt hindurch.Rainer Busch hatte bestimmte Ziele. Er wusste, daß die Universität ein kleines biologischesInstitut hatte, und er hoffte, dort zu finden, was er suchte.

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Ziegenfutter C 1.1

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Eine Woche später war er wieder an der Station. Im Landrover standen drei Kästen mitPflanzen.Mogwa half beim Abladen. „Was ist das?“ ,, fragte er, auf die Kästen zeigend.„Paranüsse, Cashewnüsse und Walnüsse. Wir werden sie in der Nähe des Hauses pflanzenund abwarten, wie wie sich entwickeln. Und dann sehen wir weiter.“

Lieber Michael,entschuldige, dass ich so lange nichts habe von mir hören lassen, aber die Nußplantagensind sehr arbeitsaufwendig, und ich muß jetzt ja fast alles allein machen. Durch den Rein-fall mit den Akazien ist unser Programm erst einmal ausgesetzt, so daß ich auch keineArbeitskräfte zur Verfügung habe. Aber die Cashew gedeihen hervorragend, ich glaube, ichhabe die richtigen Pflanzen gefunden. Wenn sie groß genug sind, werden sie Nahrung fürdie Menschen liefern, mit ihrem Laub Futter für die Ziegen und auf die Dauer sogar Holz fürdie Herdfeuer.Dschibili zu lernen erfordert viel Zeit für mich. Die Sprache ist bildhaft und fast völlig freivon jeder Art Abstraktion. Es gibt zum Beispiel kein „grün“: es gibt das Grün der frischenBlätter und das Grün einer Schlange, die sich unter Blättern versteckt; das Grün im Wassereines Flusses, in dem Krokodile leben ist wieder ein anderes Wort. Seitdem ich einiger-maßen mit der Sprache zurechtkomme und Mogwa nicht mehr ständig als Dolmetscherbrauche, gehe ich oft ins Dorf zum Palaver und in der vergangenen Woche hat Tsipu michsogar hier besucht. Er hat den ganzen Nachmittag mit sichtlicher Freude im Schatten derCashewbüsche gesessen und mich schließlich gefragt, ob ich so was nicht in der Nähe desDorfes auch machen könnte. Natürlich, meinte er, müsste man die Ziegen wohl fernhalten,bis die Büsche groß genug sind ...

aus: Manfred H. Oblände, H. Schulz. A. Skarmeta (Hrsg.): Zeit der Dürre, Zeit des Regens.Peter Hammer Verlag, Wuppertal 1983, S. 84ff.

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Ziegenfutter C 1.1

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Ziel:

Zeitbedarf:

Gruppe:

Vorbereitung:

Räumlichkeit:

Anleitung:

Fortführung:

Bemerkungen:

die TN in die Situation im Gastland einbeziehendie TN für den eigenen Erlebnisbericht aufgeschlossen machenden TN den Gehalt und die Bedeutung kultureller Grenzen aufzeigendas Bewusstsein für kulturelle Prägungen stärken

ca. 30 Minuten

beliebig

Fallbeispiele ausschneiden, ergänzen, in entsprechender Zahl kopieren

Untergruppen zu dritt müssen möglich sein.

„Ich möchte Sie heute mitnehmen in möglicherweise unangenehme oder kritische Situatio-nen, wie sie Entwicklungshelferinnen oder -helfern in ihrem Gastland passieren können.Stellen Sie sich also vor, Sie würden in einem fremden Land leben und arbeiten und folgen-de Situation erleben.“

Sie teilen ein bis zwei Fallbeispiele (s. C 2.1) pro Dreiergruppe aus und geben folgendeAnweisungen zur Bearbeitung:„Bearbeiten Sie bitte diese Fallbeispiele in drei Schritten:� Tauschen Sie sich über Ihre spontane Reaktion aus, wenn Ihnen das im Beispiel

Erzählte passieren würde.� Überlegen Sie viele mögliche Gründe für das Verhalten des anderen.� Überlegen Sie, wie Sie sich in der Situation verhalten bzw. das Problem lösen würden.“

Nach der Gruppenarbeit gehen Sie gemeinsam die einzelnen Beispiele durch (vgl. C 2.2)und lassen vor allem die im zweiten Schritt aufgestellten Hypothesen diskutieren. Dies gibtIhnen Gelegenheit, von Ihren eigenen Erlebnissen zu berichten und auf unterschiedlichekulturelle Prägungen aufmerksam zu machen. Gegebenenfalls können Sie Ihre Erfahrungenkategorisieren, indem Sie auf diverse Ebenen verweisen, die im interkulturellen KontaktProbleme verursachen können, z.B.: Höflichkeit, Nähe/Distanz, Familie, Rollenvorstellun-gen/Autorität, Geben/Nehmen usw (vgl. C12.1). Vielleicht werden die TN dadurch auch aneigene Erfahrungen erinnert, die für sie bisher unerklärlich waren oder Anlaß für Mißver-ständnisse boten. Dabei mag es auch sein, dass gewisse Erfahrungen nicht alsinterkulturell, sondern als historische oder sozio-ökonomisch bedingte analysiert werden.Es kommt nicht darauf an, gewisse Verhaltensweisen als z.B. „typisch afrikanisch“ zuqualifizieren und dadurch starr festzuschreiben, sondern das Bewusstsein fürunterschiedliche kulturelle Prägungen zu schärfen.

Achten Sie darauf, dass die TN nicht den zweiten Schritt überspringen. Man ist oft schnellbei sogenannten Lösungen, bevor man die Situation von verschiedenen potentiellen Sicht-weisen aus betrachtet hat! Fordern Sie sie also auf, so viele Gründe wie möglich zu finden,auch wenn sie uns zunächst irrational erscheinen mögen.

Quelle: Gisela Führing: Begegnung mit dem Fremden. DED Berlin 1993 (Block B und D, mit Hintergrundinformationen über mögliche ,Lösungen‘)zu Nr. 6: Traven, B.: Der Großindustrielle. In: Führing, G./Mané, A.M. (Hg.): Leben in anderen Kulturen. PLIB-Heft Nr. 17. Ludwigsfelde 1993, S. 19–22

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Fallbeispiele C 2

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Anmerkung:

1. Sie sind zum Essen bei einem Projektmitarbeiter eingeladen. Obwohl Sie höflich danken,wird Ihnen ein Nachschlag auf den von Ihnen geleerten Teller gegeben.

2. Immer wieder passiert es, dass Menschen aus der Nachbarschaft Sie in Ihrer Mittag-pause besuchen: sie erkundigen sich nach Ihrem Wohlergehen, setzen sich ins Wohn-zimmer, blättern in herumliegenden Zeitschriften und gehen nach einer Weile wieder.

3. Sie sitzen in einem Restaurant und essen zu Abend. Am Nachbartisch bekommt ein Junge, der von Tisch zu Tisch geht, die Knochen vom Teller eines anderen Gastes. Nun kommt er zu Ihnen.

4. Sie haben sich dazu entschlossen, einen Hausangestellten einzustellen, der auf dem Gelände Ihres Hauses lebt. Binnen drei Wochen ist dessen Familie von drei auf neun Personen angewachsen.

5. Bei einer Fahrt im vollbesetzten Buschtaxi hat ein Mensch sich breit gemacht und zwei Plätze belegt, während sich die anderen ungeheuer drängeln müssen – Sie eingeschlossen.

6. Ein US-Amerikaner sieht in einem mexikanischen Dorf einen Indio, der besonders hübsche Körbe flicht und einmal die Woche auf dem Markt verkauft. Er erfährt den Stückpreis, nämlich 50 Centavos, erfragt dann zunächst den Preis für 10 und 100 Stück (45 bzw. 40 Centavos) und schließlich den für 1000 und 10 000 Stück, weil er ein großes Geschäft wittert. Die Antwort: „Zwei Pesos das Stück bei tausend bzw. vier Pesos bei zehntausend Körbchen!“

7. Innerhalb von vier Wochen will ein Mitarbeiter zweimal freinehmen, um zum Begräbnis seines Vaters in seine Heimatregion zu gehen.

Die Situationen sollen jeweils so verstanden werden, dass man der einzige Europäer in derSituation ist. Sie können in der Regel in beliebigen Ländern spielen.

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Fallbeispiele C 2.1

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Alle hier gegebenen Erklärungen sollen einen Anlass zur Diskussion bieten. Sie stellen nureinen kleinen Ausschnitt aus vielen möglichen Antworten der TN dar, die ausdrücklich auchbedacht werden sollten. Je nach Kontext ergeben sich auch völlig andere als die genanntenKonstellationen.

1. Aus Höflichkeit wird in Deutschland oft der Teller leer gegessen, während ein leerer Tellerin anderen Kulturen ein unausgesprochener Hinweis auf noch bestehenden Appetit sein kann, dem aus Gastfreundschaft mehr Gewicht beigemessen wird als dem Hunger der eigenen (evtl. noch wartenden) Familienmitglieder.

2. Nachbarschaft wird in vielen Ländern des Südens (aber auch z.B. in dörflichen Regionen in Deutschland!) als unbegrenzte Nähe aufgefasst, die unangemeldeten Besuch und gegenseitiges Sich-Kümmern einschließt. Verständnis für Rückzug und den Wunsch, allein sein zu wollen, mag man dabei vermissen.

3. Die Konfrontation mit Armut ist eine der größten Herausforderungen beim Leben in einem Entwicklungsland. Manche Entwicklungshelfer wagen nicht, etwas zu geben aus Angst, nicht allen helfen zu können oder ausgenommen zu werden oder auch aus der Erfahrung von ,Undankbarkeit‘. Andere meinen, dass Geben für Sie überhaupt kein Problem darstelle und sie immer bereit dazu seien. In welchen Situationen haben Sie gegeben? Welche Haltung haben Sie bei Einheimischen gegenüber Bedürftigen erlebt? Wie hat sich der Begriff „Armut“ für Sie verändert durch Ihren Aufenthalt? Wie verhalten Sie sich in Deutschland gegenüber Marginalisierten?

4. Wenn einer aus der Großfamilie Arbeit hat, so ist oft damit die Verpflichtung gegeben, andere Familienmitglieder zu unterstützen, zumal diese oft bereits das gleiche getan haben. Allerdings verschwindet diese Gewohnheit immer mehr angesichts der zunehmenden existentiellen Belastungen.

5. Manchen Menschen wird Autorität zugeschrieben, die sich in einem solchen Verhalten äußern kann, ohne daß jemand protestiert, oder er maßt sich selbst Privilegien an. Gedrängt sitzen ist andererseits für die meisten Menschen nichts Ungewöhnliches; man ist ohnehin mehr körperliche Nähe gewöhnt. Und schließlich weiß man nicht, ob nicht noch jemand zusteigen wird, für den ein Platz freigehalten wird.

6. In diesem Beispiel von Bernd Traven gibt der korbflechtende Indio genau die Gründe an, weshalb er keinen Mengenrabatt, sondern im Gegenteil einen relativ höheren Stückpreisverlangen muß: Er könnte bei einer solchen Massenproduktion nicht mehr sein Feld bestellen und müßte Nahrungsmittel kaufen, ebenso wie die Verwandten, die für ihn arbeiten würden.

7. Vielleicht hat er gelogen, weil er irgendeinen Vorwand für Sonderurlaub braucht. Wahrscheinlicher aber ist, daß es sich entweder um verschiedene Begräbnisrituale in bestimmten Abständen oder um den Tod eines anderen „Vaters“ (= Bruder des eigenen Vaters) handelt. Verwandtenbezeichnungen haben eine andere Konnotation als in Deutschland.

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Hinweise C 2.2zu dem möglicherweise befremdenden Verhalten

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Ziel:

Zeitbedarf:

Gruppe:

Vorbereitung:

Räumlichkeit:

Anleitung:

Fortführung:

Alternative:

den Begriff „Entwicklung“ auch einmal von der anderen Seite anschauenkreative Phantasie zur gesellschaftlichen Veränderung aktivierenZiele der Entwicklungszusammenarbeit auf Deutschland anwenden

mindestens 45 Minuten (jeder Teil ca. 15 Minuten)

beliebige TN-Zahl

(Mal-) Papier, Kärtchen und (Bunt-) Stifte; evtl. Bilder aus der Ausstellung des Weltfriedens-dienstes „Mythos Entwicklung“; Klebestifte, Papierbögen (Flipchart) oder Tafel

Tische und Stühle – eventuell auch für Kleingruppenarbeit

„Stellen wir uns vor, daß wir Besuch aus einem anderen Kontinent, z.B. aus Westafrika,bekommen: Was könnte er bei uns für entwicklungsbedürftig halten?“ Nach spontanemNotieren auf kleine Kärtchen folgt ein kurzer Gedankenaustausch. Dann bitten Sie die TN, die Augen zu schließen und bei der folgenden Lesung mit denAugen Mamadous zu ,schauen‘. Sie selbst lesen den Artikel „Gedanken eines Entwick-lungshelfers“ (s. C 3.1) ganz oder in Auszügen vor. „Malen Sie bitte, wie Sie sich das deutsche Dorf/den Deutschen nach Mamadous Aussagevorstellen!“ – Danach Austausch über die Ergebnisse.

„Dieser Artikel stammt von einer ehemaligen Entwicklungshelferin, die die Perspektiveneinfach mal umgedreht hat. Welche Erfahrungen mit Deutschen in Westafrika kommen hierzum Ausdruck? Wie könnte man sich eine optimale Partnerschaft oder Entwicklungs-zusammenarbeit vorstellen? Welche der Anregungen Mamadous können bei uns umgesetztwerden? Wie können wir vom Süden lernen?“

Nehmen Sie jeweils zu dritt die Plakate der Ausstellung „Mythos Entwicklung – Heiligen-schein oder Scheinheiligkeit?“ des WFD in die Hand: Beschreiben und analysieren Sie denAussagegehalt!

Quelle: Karin Hammerschmidt: Gedanken eines Entwicklungshelfers. Mamadou, der Experte für ländliche Ent-wicklung, in einem deutschen Dorf. WFD-Querbrief Nr. 2/91, S. 20Weltfriedensdienst (Hg.): Mythos Entwicklung – Heiligenschein oder Scheinheiligkeit? Berlin 1995 (vgl. E 3)

Literatur: Dritte Welt Haus Bielefeld/ BUND/ Misereor (Hg.): Entwicklungsland Deutschland. Umkehr zu einer global zukunftsfähigen Entwicklung. Ein Schaubilderbuch. Wuppertal 1997

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Perspektivenwechsel: C 3Ein Entwicklungshelfer in Deutschland

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In den ersten Monaten nur schauen, beobachten, aufnehmen, fragen, nicht werten, sohatte man ihm während der dreimonatigen Vorbereitungszeit gesagt. Mit diesen Gedankenim Kopf ging Mamadou, der Experte für ländliche Entwicklung, durchs Dorf. Menschenwaren nicht zu sehen, nicht einmal Kinderstimmen zu hören. Wie anders war es da bei ihm.Dort war Leben im Dorf. Morgens und abends hörte man die Frauen beim Stampfen derHirse oder des Reises, die Schreie der Esel und das Blöken der durstigen Schafe am Brun-nen.

Aber dieses Dorf schien ausgestorben zu sein. Ein kleines Stück Grasland zwischen denHäusern war zu einem Teil mit Plastikfolie und Autoreifen bedeckt, halb hinter einem Hausversteckte sich ein riesiger überdimensionaler schwarzer Brunnenring mit einer Leiter biszum oberen Rand. Je mehr er sich dem Haus näherte, umso stärker wurde der stechendeGestank. An der Tür in einem ca. 100 m langen, fensterlosen Gebäude las er das Schild„Betreten des Stalles verboten“. Die Tiere hier reagierten hoch sensibel auf Fremdeinflüsseund hatten höchstens noch das Aussehen mit ihren freilebenden Artgenossen bei ihm zuHause gemein.

„Verbesserung der Ernährungssituation der Bevölkerung“ hieß eines der entwicklungs-politischen Ziele. Ihre gewohnheitsmäßige Ernährung war zu kalorienhaltig, enthielt zuwenig Ballaststoffe und war zu eiweißreich. Die Menschen litten unter Bluthochdruck,Krebs, Herzinfarkt und Zuckerkrankheit. Aber offensichtlich war ihnen der Zusammenhangzwischen Krankheit und falscher Ernährung nicht klar, denn trotz Bekanntmachung in denMedien veränderten nur wenige ihre Gewohnheiten.

„Befriedigung der Grundbedürfnisse“ war noch so ein entwicklungspolitisches Stichwort.Hier wurde die Natur nicht als Existenzgrundlage betrachtet, die man respektierte und mitder man vorsichtig umging, sondern sie wurde bis zur völligen Erschöpfung ausgebeutet. Inseinem Land gingen die Frauen, die traditionellerweise die Landwirtschaft besorgten, oftbarfuß auf das Feld, um so wenig wie möglich zu zerstören und möglichst „hautnahen“Kontakt zur Erde zu haben. Den Menschen hier fehlte das Denken in Zusammenhängen. Siemachten sich nicht klar, daß Stickstoff, Pestizide, Herbizide und andere chemische Rück-stände auf Umwegen, aber unausweichlich zu den Menschen zurückgelangen.Er kam an einer kleinen Weide vorbei, auf der er zwischen 40 und 50 Kühe zählte. DieMilchquote war auch so ein Schuss in den Ofen. Durch weniger Kühe, die weniger Futterfressen, weniger Gülle produzieren, werden die Milchseen nicht verkleinert, wenn denKühen ein spezielles Hormon verabreicht werden soll, das die Milchproduktion erheblichsteigert. Merkten die Bauern nicht, daß es immer auch Gewinner bei dieser Art Politik gab?

300 000 Bauern hatten in den letzten zwei Jahrzehnten aufgegeben, und jedes Jahr kamen12 000 bis 15 000 dazu. Was blieb den Bauern, als in die Stadt zu gehen und als ungelernteArbeiter Arbeit zu suchen? Ohne die Frauen wäre so mancher Betrieb hier nicht mehrexistenzfähig. Trotzdem wurden sie nicht als selbständige Bäuerinnen behandelt wie beiihm, sondern nur als familieninterne Hilfskräfte.

Die emotionale und finanzielle Abhängigkeit der Frauen von den Männern war auffallend.Anders als bei ihm war es hier üblich, dass Ehepaare ein gemeinsames Konto hatten unddass die Frauen bei der Heirat ihren Namen ablegen und den des Mannes annehmen. –Aber um die Frauen sollte sich Fatou kümmern, das war ihr Ressort.

Mamadou schaute zu, wie ein riesiger Traktor, dessen Räder um einiges höher waren als erselbst, ein Spritzgerät anhängte, die teleskopartigen Spritzarme ausklappte undausprobierte. Sie funktionierten. Toll, dass diese große Maschine nur von einer Person

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Gedanken eines Entwicklungshelfers C 3.1Mamadou, der Experte für ländliche Entwicklung, in einem deutschen Dorf

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bedient wurde. Wofür aber war dieser hohe finanzielle und chemische Input notwendig,wenn Überschüsse verschenkt oder zu Dumpingpreisen auf dem Weltmarkt verkauftwurden?

„Selbsthilfeansätze der Bauern gilt es zu unterstützen.“ – Direktvermarktung gab es schon,allerdings nur in kleinen Nischen des sogenannten ökologischen Landbaus, einer Form derLandwirtschaft, die in seinem Land schon seit Urzeiten praktiziert wurde. Zaghafte Versu-che mit einer artgerechten Tierhaltung mit dem Ziel, weniger, aber gesundes Fleisch zugesunden Preisen zu produzieren, existierten. Das Fleisch, das er hier gegessen hatte, warfade und wässrig und überhaupt nicht mit dem zu vergleichen, das er von zu Hause kannte.

Aber alle diese Maßnahmen waren nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Das, wasgemacht werden müsste, durfte Mamadou nicht tun, weil es eine Einmischung in diepolitischen Verhältnisse des Gastlandes wäre. Aber wie sollte es anders gehen? Allesandere wäre nur Makulatur, kurieren an den Symptomen. Die Bauern wurden immer nochsprichwörtlich als die Dummen verkauft.

Wo sollte er hier beginnen? Hatte das Ganze überhaupt Aussicht auf Erfolg? Und das beieinem Entwicklungshelfervertrag von drei Jahren.

Karin Hammerschmidt

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Gedanken eines Entwicklungshelfers C 3.1Mamadou, der Experte für ländliche Entwicklung, in einem deutschen Dorf

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Ziel:

Zeitbedarf:

Gruppe:

Vorbereitung:

Räumlichkeit:

Anleitung:

Fortführung:

Bemerkungen:

Alternative:

Erfahren von einem anderen Menschenbild und von anderen LebenseinstellungenErspüren von anderen Normen und Werten

ca. 40 Minuten (15 Minuten Gruppenarbeit, 25 Minuten Auswertung)

beliebige TN-Zahl

Je vier Sprichwörter auseinander schneiden und kopieren; Karikatur für alle kopieren

Tische und Stühle für Kleingruppen; Stuhlkreis fürs Plenum

„Es ist nicht leicht, sich einer anderen Kultur so zu nähern, dass wir etwas von ihrer anders-artigen Spiritualität erfahren. Wir wollen hier nur einen kleinen Schritt in diese Richtungwagen. Es gibt dazu verschiedene Wege – etwa Begrüßung (vgl. C 12), Feste, Übergangs-riten wie Geburt, Initiation, Tod oder den Umgang mit der Natur. Hier soll der Zugang überSprichwörter gesucht werden: Ich verteile jeweils vier Sprichwörter aus dem afrikanischenKontext. Bilden Sie bitte Gruppen von drei bis fünf Personen und versuchen Sie, die Sprich-wörter zu ergründen. Vielleicht finden Sie entweder ähnliche deutsche Redewendungenund Sprichwörter oder Sie benennen die Unterschiedlichkeit zu unserem Denken – beidesauch anhand von Beispielen.“

Nach der Gruppenarbeit werden die einzelnen Ergebnisse vorgestellt und verglichen. Die Karikatur wird verteilt: „Wie interpretieren Sie den Aussagegehalt der Karikatur? Wel-cher unterschiedliche Lebens-/ Problemlösungsansatz der beiden Protagonisten kommthier zum Ausdruck?“ Die Beispiele regen auch zu einem Erfahrungsaustausch an, bei dem Sie aus dem Leben imGastland erzählen können.

Falls Sie mehr TN haben als die entsprechende Anzahl der Sprichwörter, so könnenunterschiedliche Gruppen dieselben Sprichwörter interpretieren und kommen vielleicht zu unterschiedlichen Ergebnissen, was die Diskussion belebt.

Sie können die Gruppen auch bitten, aus den Sprichwörtern eines auszuwählen und diesesals Pantomime vorzustellen und erraten zu lassen.

Quelle: Dritte Welt Haus Bielefeld (Hg.): Von Ampelspiel bis Zukunftswerkstatt. Ein Dritte-Welt-Werkbuch.Wuppertal 1990, S. 151–153Margrit Kirchner: Afrika – was geht das denn uns an? In: Calig AV-Medien Religion: Afrika – und wir. Hildesheim 1993, S. 27

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Sprichwörter als kultureller Ausdruck C 4

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Wenn die Maus ins Feuer rennt, dann steckt eine Macht dahinter, die stärker ist als Feuer.

Arbeit ist gut, vorausgesetzt, dass du nicht zu leben vergisst.

Wer von einer Schlange gebissen wurde, läuft auch vor einem Regenwurm davon.

Bäume können sich nicht treffen, aber Menschen.

Ich bin, weil wir sind, und weil wir sind, bin ich.

Ein Freund gilt mehr als der Ertrag eines Arbeitstages.

Man kann das Herz nicht beugen wie das Knie.

Nur einer gräbt den Brunnen, aber viele kommen, daraus zu trinken.

Nur eine vorwitzige Ziege grüßt die Hyäne.

Auch schwarze Kühe geben weiße Milch.

Der einfache Bauer ist die Nahrung der Macht.

Wer seinen Hund liebt, muß auch Läuse lieben.

Wer zu viel Arbeit hat, fängt am besten mit dem Essen an.

Wer andere besucht, soll seine Augen öffnen, nicht seinen Mund.

Die Macht isst keinen Hirsebrei ohne Fleischsoße.

Der Mund eines Greises mag stinken, aber nicht seine Worte.

Man kann Weinenden nicht die Tränen abwischen, ohne sich die Hände nass zu machen.

Der Bauer ist wie ein „Kalgo-Busch“: Wenn seine Äste ein Stück gewachsen sind, werden sie beim Roden abgeschnitten.

Das Herz gibt, nicht die Hand.

Ein fauler Zahn lässt alle anderen stinken.

Lieber von einem Verwandten gebissen als von einem Fremden geleckt.

Auch wenn die Hyäne nicht gesund ist, frisst sie den Hund.

Das Krokodil ist nur stark, wenn es im Wasser ist.

Klein ist das Eichhörnchen, aber es ist kein Sklave des Elefanten.

Es regnet auf alle Dächer.

Wer Kinder hat, hat auch Segen.

Gesundheit des Körpers ist Reichtum.

Ein alter Besen fegt besser als ein neuer.

Schau dem Wanderer nicht ins Gesicht, sondern in den Magen.

Die Sonne geht nie auf dieselbe Weise auf, wie sie untergeht.

Der Elefant stirbt an einem winzigen Pfeil.

Wer klug ist, schweigt.

Ein Bruder ist wie eine Schulter.

Sei nicht hochfahrend gegen Deinen Nächsten.

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Sprichwörter aus Afrika C 4.1

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Quelle: DED-Informationen Berlin 1989, S. 10 - 11

47

Wie löst man Probleme? C 4.2

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Ziel:

Zeitbedarf:

Gruppe:

Vorbereitung:

Räumlichkeit:

Anleitung:

Fortführung:

Alternative:

Bemerkungen:

Wahrnehmung und kritische Analyse von ZeitungsmeldungenAussagen über Typisches und Untypisches des PartnerlandesInteressen der TN anregen

ca. 45 Minuten

beliebige TN-Zahl; Sprachvoraussetzungen müssen gegeben sein

Zeitungen aus dem Partnerland besorgen

Kleingruppenarbeit in einem Raum oder mehreren Räumen muss möglich sein.

„Ich habe Ihnen Zeitungen aus meinem Partnerland mitgebracht. Bitte teilen Sie sich inGruppen von zwei oder drei auf. Schauen Sie die Zeitungen gemeinsam an und entscheidenSie, welche Nachrichten Ihnen typisch für dieses Land/diese Region erscheinen und welcheauch für uns gelten könnten.“ „Wählen Sie sodann einen Artikel der ersten Rubrik aus und berichten Sie der Gruppe vonIhren Einsichten.“

Nach Vorstellung und Diskussion der Gruppenarbeit kann man thematische Interessenabfragen und an diesen entlang weiterarbeiten.

Man kann die dortige Berichterstattung über Weltereignisse mit der hiesigen (Dritt-)Welt-Berichterstattung vergleichen oder die deutsche Presse mit den Augen eines Ausländerslesen.

Diese Übung eignet sich auch für fremdsprachliche Veranstaltungen.Wenn Sie eine spezifische Thematik verfolgen wollen, können Sie selbst hierfür geeigneteArtikel auswählen.

48

Zeitung des Partnerlandes C 5

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Ziel:

Zeitbedarf:

Gruppe:

Vorbereitung:

Räumlichkeit:

Anleitung:

Fortführung:

Alternative:

Literatur/Beispiele:

Informationen vermitteln über die Herkunft alltäglicher Produkteglobale Zusammenhänge im Alltag erkennen und hinterfragenTN ganzheitlich ansprechen

45–90 Minuten (Programm ist auch länger auszudehnen!)

möglichst nicht über 15 TN: je kleiner die Gruppe, desto intensiver!

Zu einem Produkt (z.B. Kokos, Kakao, Tropenholz) Gegenstände sammeln, in denen das Ausgangsprodukt enthalten ist oder die aus ihm gemacht sind; Informationen über dieHerstellung, Verarbeitung und Vermarktung sammeln, Einzelfallbeispiele von Produzentenbeifügen; ebenso ein Rezept, Musik o.ä. zur weiteren Bearbeitung bzw. für eingemeinsames Erlebnis (Kochen, Schmecken, Hören, Tanzen, ...) besorgen

CD und CD-Player; Möglichkeit zum Kochen und Essen o.ä.

„An einem Produkt wollen wir die vielfältige Verflechtung unseres Lebens mit jenem vonMenschen und Ländern der sog. ,Dritten Welt‘ verdeutlichen. Raten Sie mal, um welchesProdukt es sich hier handelt.“Anhand von Geschichten, Selbstzeugnissen der Produzenten (evtl. aus der Umgebung IhresEinsatzortes) und einem eigenen Kochexperiment sollen verschiedene Zugänge zu diesemProdukt erprobt und auch die eigene Beteiligung im globalen Gefüge reflektiert werden(vgl. C 7).

Veranschaulichen Sie aus eigener Erfahrung und nehmen Sie z.B. Dias zu Hilfe. Es eignensich zur Vertiefung der Einsichten auch Materialien über Kakaobauern, Teepflückerinnen,Teppichknüpfkinder o.a. (vgl. E1 und E 2).Diese Übung kann ausgeweitet werden zu einer Diskussion über die Terms of trade, überunsere Rohstoffabhängigkeit, unsere übermäßige Ressourcennutzung, den Welthandel unddie Agenda 21 (vgl. C 8, C 10).

Man kann auch anhand beliebiger Gegenstände aus dem täglichen Leben (z.B. Seil, Kupfer-draht, T-Shirt, Sportschuhe, Bounty, Rum, Motorrad, Glühbirne, Zucker, Früchte, Teetasse,Alu-Folie etc.) die Zusammensetzung aus Importartikeln erraten lassen. Dazu sollte maneine Liste ihrer Bestandteile machen (erstellen lassen), Atlanten oder Rohstofflisten vonExportländern bereitlegen sowie Informationen über die Produktionsbedingungen.

� Zur Unterstützung gibt es vielerlei Hilfsmittel, z.B.:� Video „In Unschuld waschen“: Philippinische Kokosbauern u.a. hinterfragen

umweltverträgliches Waschen.� Video „Blumenfrauen“ und „Tod im Blumenfeld“, über Anbaubedingungen in der

Blumenproduktion Kolumbiens für den europäischen Markt; beide erhältlich in Medienzentralen/ Landesbildstellen.

� Kisten und Koffer zu Gewürzen, Kaffee, Kakao, Kokos u.a. helfen bei der ganzheitlichen Ausgestaltung lebendiger Veranstaltungen (s. E 1).

� vielfältiges Material für die Bildungsarbeit: bei Organisationen (s. E 3).

49

Produkte aus aller Welt in unserem Alltag C 6

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Ziel:

Zeitbedarf:

Gruppe:

Vorbereitung:

Räumlichkeit:

Anleitung:

Fortführung:

Alternative:

globale Hintergründe hinter alltäglichen Gegenständen entdeckenEinsicht in Strukturen globaler Warenproduktion und -ströme gewinneneigenen Konsumstil bewusst machen und hinterfragenHandlungsalternativen im persönlichen und politischen Bereich erörtern

mindestens 90 bis 120 Minuten

beliebig groß

Bilder zusammenstellen (vgl. B 14); alte Zeitschriften zum Ausschneiden besorgen; MaterialC 7.1.2, 7.1.3 kopieren, Comic in C 7.3.1 vergrößern, kopieren, auf Karton kleben und zueinem Puzzle zerschneiden; Filzstifte, Kärtchen, große Papierbögen (Flipchart), Klebestifte

möglichst drei angrenzende Räume für die Gruppenarbeit (mit einer zusätzlichen Möglich-keit zur Filmbetrachtung)

1. Teil: „Zu unserem heutigen Thema ,Kleidung‘ habe ich Ihnen ein paar Bilder aus aller Welt mitgebracht. Schauen Sie sie in Ruhe an und greifen Sie eines heraus, anhand dessen Sie uns etwas über Ihren eigenen Umgang mit Kleidung sagen möchten.“ Sie breiten die Bilder auf dem Boden oder auf einem großen Tisch aus; die TN wählen aus und stellen ihre Überlegungen vor.

2. Teil: „Wir können nun die verschiedenen Bilder zu Oberbegriffen ordnen. Welche Kriterien sollen wir zugrunde legen?“ Die TN versuchen verschiedene Ordnungssysteme (z.B. nach Kontinenten, nach Tradition und Moderne, nach Zweckbestimmung, Anlass usw.).

3. Teil: Sie lassen in Untergruppen an verschiedenen Themen selbständig arbeiten (oder bearbeiten sie als Seminarreihe nacheinander): a) „Kleidung – Ausdruck der Persönlichkeit oder Konsumabhängigkeit?“ (Collage

aus alten Zeitschriften).b) „Weltreise einer Jeans“ (C 7.1).c) „Sportschuhe – Was steckt in ihrem Preis?“ (C 7.2).d) „Altkleider – Was haben sie mit Afrika zu tun?“(C 7.3).

4. Teil: Die Gruppen stellen im Plenum ihre Ergebnisse vor. Im Abschlussplenum können Sie die Frage nach Konsequenzen stellen: „Was nun?“ (vgl. C 7.4). Dazu eignet sich auch die Konfrontation mit dem Leitbild „Gut leben statt viel haben“ aus der Studie „Zukunftsfähiges Deutschland“ (vgl. C 10) oder eine Diskussion über den Slogan „Politik mit dem Einkaufskorb“.

5. Man kann einen Filmausschnitt des Videos „Oburoni Wawu – Die Kleider der toten Weißen“ (EZEF) mit dem Plenum oder der Gruppe d) anschauen. Der Film vertieft die Altkleiderproblematik und spricht Alternativen an.

Sie können auch andere Themen aus Ihrer Auslandstätigkeit mit „Kleidung“ verbinden: z.B.Baumwollproduktion und -vermarktung, Frauenarbeit im Kunsthandwerk, (historische)Erfahrungen mit Manufakturbetrieben/Textilindustrie, Bedeutung von traditionellen Orna-menten usw.

Literatur s. C7.5

50

Unsere Kleidung und die Welt C 7

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Arbeits-vorschläge:

� Tragen Sie die Weltreise einer Jeans durch Pfeile in die Weltkarte (C 7.1.3) ein!� Gibt es Zentren für Rohstoff-Verarbeitung, -Veredelung , -Verkauf, -Verbleib?

Überlegen Sie geeignete graphische Darstellungen auf der Weltkarte.� Wieviele Kilometer könnte eine derart produzierte Jeans zurückgelegt haben?� Unter welchen Arbeitsbedingungen arbeiten Frauen in den Weltmarktfabriken?

Lesen Sie dazu die unten angegebenen Informationen und die Meditation C 7.1.2 � Wie wehren die Frauen sich?

Wie können wir sie dabei unterstützen?

Wußten Sie schon, daß ...... 70–80 Prozent der Beschäftigten in der Welttextilherstellung Frauen sind – meist im Altervon 14 bis 25 Jahren?... in Dhaka, Bangladesch, am 28. August 2000 zwölf Frauen in einer Textilfabrikverbrannten, weil Notausgänge und Feuerlöschgeräte fehlten?... die Arbeiterinnen nur einen halben Liter täglich trinken (bei über 30 Grad) und nurzweimal zur Toilette gehen dürfen und deshalb Blasenentzündungen bekommen?... die Arbeiterinnen sexuellen Übergriffen von Vorarbeitern ausgesetzt sind?... sie auch geschlagen werden, wenn sie das Soll nicht erfüllen?…wenn es saisonbedingt keine Aufträge mehr gibt viele ArbeiterInnen ohne Entschädigungentlassen werden.(Quelle: www.saubere-kleidung.de, 2003)

Arbeitskampf und EigeninitiativeIm Oktober 2002 war der Zulieferbetrieb „Bad and Bath“ in Thailand, der für Adidas undandere große Firmen produziert, plötzlich geschlossen. Die nicht informierten ArbeiterIn-nen erhielten weder ihre Löhne noch die gesetzlich verankerte Entschädigung. Die Arbeite-rInnnen schlossen sich zusammen und demonstrierten beim thailändischen Arbeitsministe-rium. Die Regierung zahlte daraufhin eine Entschädigung an die streikenden. Rund 60 derehemals 350-köpfigen Belegschaft wollen jetzt in Zusammenarbeit mit Fair Trade Shopseine eigene Fabrik gründen.(Quelle: [email protected])

Der Weltverband der Sportartikel-Industrie (WFSGI) fördert KodizesWFSGI besteht aus 50 Mitgliedern großer internationaler und nationaler Hersteller vonSportartikeln. 1997 entwickelte der WFSGI-Ausschuss für Ethik und Fairen Handel (CEFT)einen Modell-Verhaltenskodex. Nach Diskussionen mit Arbeiter- und Kinderrechts-organisationen 2000, sind diese Verhaltenskodizes noch ein Mal ergänzt worden. Die Kodi-zes beinhalten u. a., dass Kinder erst ab 15 und nach dem landesüblichen Schulpflichtaltereingestellt werden dürfen; die wöchentliche Arbeitszeit darf, mit Überstunden, 60 Stundennicht überschreiten; der Lohn soll mindestens dem landesüblichen Mindestlohn entspre-chen. Weitere Punkte der Kodizes sind: Überstundenregelung, Vereinigungsfreiheit, Belästi-gung und Misshandlungen, Urlaubsregelung, Verbot von Zwangsarbeit und Diskriminierungund Umweltstandards.Die Mitgliedsfirmen überwachen die Einhaltung der Kodizes durch interne und externeMonitoren. Die Arbeitsbedingungen haben sich seit der Einführung der Kodizes in vielenZulieferbetrieben kaum oder nicht verändert. Einige Mitglieder halten sich nur pro formaoder überhaupt nicht an die Kodizes, oder Zulieferbetriebe spielen den Monitoren einfalsches Bild vor. Nach Berichten wird den Mitarbeitern u.a. mit Rauswurf gedroht, falls siedie Monitoren über Missstände aufklären sollten. (Quelle: epd-Dokumentation 45/2002, S. 47)

Bearbeitung: Jan Münzer, 06/2004

51

Arbeitsgruppe „Weltreise einer Jeans“ C 7.1

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Was?

Baumwollanbau

Herstellung von Polyester

Spinnen

Färben

Weben

Nähen

Endverarbeitung

Verkauf

getragen

entsorgt als Altkleider-Spende

Sortieren

Verkauf

Wo?

Kasachstan, Indien, Westafrika,Ägypten, USA

Deutschland

China oder Türkei

Philippinen

Polen oder Südkorea

Philippinen, El Salvador (im Auftrag einer südkoreanischen Firma)

Griechenland

Deutschland

Kenia

Deutschland

Holland

Burkina Faso, Ghana, Tansania,Simbabwe ...

Wie?

behandelt mit Pestiziden aus Deutsch-landper Hand oder – in den USA – mit Maschinen geerntet

mit Erdöl aus Nigeria

mit Schweizer Ringspinnmaschinen „veredelt“ mit chemischen Stoffen aus Deutschland

chemische Indigofarbe aus Deutschland

mit deutschen Webmaschinen unter Ver-wendung chemischer Zusatzstoffe aus Deutschland

nach einem Design aus den USA undSchnittmustern aus Italien mit Innenfutter und Washing label aus Frankreichmit Knöpfen und Nieten aus Italien

mit Bimsstein

bei einer Urlaubsreise

an karitative Organisation

durch kommerzielle Unternehmen

... zum Verdruß dortiger Schneiderinnenund Schneider bzw. Textilarbeiter

Diese Angaben sind nur beispielhaft, nicht umfas-send; zusammengestellt nach verschiedenen Quel-len, u.a.: Vamos, S. 10f., Landesinstitut ..., S. 219; CIR 1997, S. 4; Dritte Welt Haus ..., S. 52 – s. Literaturverzeichnis in C 7.5

52

Weltreise einer Jeans C 7.1.1

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Uwe Seidel, Köln-Klettenberg

Meine weiße Weste Genäht von Frauen aus Nicaragua,zugeschnitten und gedruckt.Sie kämpfen„für Saubere Kleidung“,weil sie die schmutzigen Geschäftein den freien „Weltmarktfabriken“ nicht mehr ertragen können.

Ich trage die weiße Weste, weil ich mit ihnen einig bin:Menschenrechte und Menschenwürde dürfenan den Toren der Ausbeutungsfabrikennicht enden;denn allein in El Salvador gibt es 200dieser Fabriken mit über 60 000 Beschäftigten.Von außen sehen sie aus wie Kasernen –mit Gittern und bewaffneten Wächtern vor den Toren, die nur zur Mittagspause und zum Feierabend geöffnet werden.Kaufen können die Arbeiterinnen von den angefertigten Produkten nichts.

Zehn bis zwölf Stunden täglich sitzen die Frauenzu Hunderten in Zweierreihen auf Holzbänken ohne Lehnen.Aufstehen dürfen sie nicht.Wer zur Toilette muss, braucht eine Erlaubnis,und die bekommt sie nur zweimal am Tag.Wer aus der Reihe tanzt, wird bestraft mit Prügeloder wird in den Kühlraum gesperrt.

Wer sich gewerkschaftlich engagiert,wird auf die Straße gesetzt.Beiträge für Krankenkasse und Sozialversicherungwerden zwar vom Lohn abgezogen,aber nicht weitergeleitet.Wer krank ist, wird entlassen.

Ich trage die weiße Weste,weil ich ihre Ohnmacht nicht ertrage;denn Menschenrechte und Menschenwürde dürfen an den Toren der Ausbeutungsfabriken nicht enden.Die Näherinnen dürfen nicht essen und nicht sprechen,sich nicht bewegen und ihren Aufsehern nie widersprechen.Sie werden gehalten wie Sklavinnen inklusive der sexuellen Gefälligkeiten.Sie nähen im Akkordjede ein paar Nähte:einen Kragen, einen Ärmel, zwei Jeansnähte,immer unter Tempokontrolle.

53

Meine weiße Weste C 7.1.2Meditation zur „Kampagne für Saubere Kleidung“

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100 bis 180 DM erhalten die Frauen pro Monat.Zwischen 18 und 28 Jahren sind sie alt,manchmal auch jünger.Sie müssen leistungsstark und kräftig sein,um die hohen Arbeitsbelastungen auszuhalten.

Fast jede und jeder von uns trägt ein Kleidungsstück aus diesen Fabriken:eine Jeans, ein T-Shirt, ein Hemd.Ich trage die weiße Weste,weil ich „für Saubere Kleidung“ eintreteund den wichtigen Managern entgegentrete:„Sorgt für menschenwürdige Arbeitsbedingungen,einen vernünftigen Lohn und schafft die Sklaverei ab!“Wir wollen „Saubere Kleidung“und keine schmutzigen Geschäfte;denn

„Das könnte den Herren der Welt ja so passen,wenn erst nach dem Tod Gerechtigkeit käme,erst dann die Herrschaft der Herren,erst dann die Knechtschaft der Knechtevergessen wäre für immer.

Das könnte den Herren der Welt ja so passen,wenn hier auf der Erde stets alles so bliebe,wenn hier die Herrschaft der Herren,wenn hier die Knechtschaft der Knechteso weiterginge wie immer.

DOCH ist der Befreier vom Tod auferstanden,ist schon auferstanden und ruft uns jetzt allezur Auferstehung auf Erden, zum Aufstand gegen die Herren,die mit dem Tod uns regieren.“

Kurt Marti, schon 1970 geschrieben

Darum trage ichmeine weiße Weste

Ich zeige nach außen,was ich in mir empfinde.

Die weiße Weste wurde von der Nähkooperative Julia de Pomares in Nicaragua „Con Dignidad“ (mit Würde) her-gestellt. Sie besteht aus naturbelassenem Baumwollstoff, kann beidseitig getragen werden und ist auf einer derbeiden Westentaschen dezent mit dem Logo der „Kampagne für Saubere Kleidung“ versehen. Leider mußte die Nähkooperative 1997 ihre Produktion einstellen. Mit billiger, in den Weltmarktfabriken in ElSalvador oder der Dominikanischen Republik hergestellter Kleidung oder den Altkleidern aus den USA undEuropa kann die Nähkooperative nicht konkurrieren.

54

Meine weiße Weste C 7.1.2Meditation zur „Kampagne für Saubere Kleidung“

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Weltkarte C 7.1.3zum Eintragen der Weltreisen von Jeans und Sportschuhen

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� Arbeitsvorschläge:� Tragen Sie die Weltreise eines Sportschuhs durch Pfeile in die Weltkarte (C 7.1.3) ein!� Wieviele Kilometer könnte ein derart produzierter Schuh zurückgelegt haben?� Unter welchen Bedingungen wird in den Produktionsstätten gearbeitet?� Wie wehren sich die Arbeiterinnen und Arbeiter? � Wie könnten wir sie dabei unterstützen?� Könnte sich ein Arbeiter diesen Schuh leisten, bzw. wie lange müsste er dafür arbeiten

bei einem Monatslohn von ca. 90 Euro?

� WeltreiseSportschuhe von Nike, Adidas, Reebok, Puma, Asics usw. bekommen z.B. in den USA ihr Design, werden in Zulieferbetrieben in Taiwan und Südkorea entwickelt, im Auftrage dieser Firmen in China, Indonesien, Thailand oder Vietnam produziert und in den USA (60 Prozent), Europa (30 Prozent) und Asien (5 Prozent) verkauft.

(Quelle: www.cleanclothes.at)

Bearbeitung: Jan Münzer, 06/2004

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Arbeitsgruppe „Sportschuhe – C 7.2Was steckt in ihrem Preis?“

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Ethik-TestLaufschuhe

Verhaltenskodex

… die Firma Adidas 2002 ca. 15 000 Mitarbeiter beschäftigte und einen Umsatz von 6,5 Mrd. Euro erzielte?... 200 000 Angestellte als Arbeiter in Zulieferfirmen für die Firma Nike arbeiten?... ein/e Arbeiter/in in China, die Sportschuhe herstellt, durchschnittlich 77 Stunden proWoche arbeitet für einen Monatslohn von 35 bis 120 Euro (in der Hochsaison)?... die Firma Nike das Gehalt aller Arbeiterinnen und Arbeiter in den Nike-Schuhe produzie-renden Fabriken in China und Indonesien verdoppeln könnte, wenn sie das Budget fürWerbung und Promotion um 3,5 Prozent senken würde?... in den Fabrikationsbetrieben von Sportschuhen (durch den Einsatz giftiger Substanzen,wegen Körperstrafen, Entlassung bei Streik u.a.) harte Arbeitsbedingungen herrschen?

(Quelle: epd-Dokumentation 45/2002)

Die Ergebnisse aus dem „Report Stock and Stake“, der belgischen Organisation Ethibel,geben kein gutes Bild über die sozialen, ökologischen und politischen Produktionsbedin-gungen der Sportschuhindustrie ab. Adidas ist hier nicht der Sieger, sondern hat die Kriterien „am wenigsten schlecht“ erfüllt. Der Kauf von No-Name-Produk-ten ist keine echte Alternative, da diese Firmen nicht in der Öffentlichkeit stehen wie Mar-kenartikelfirmen und sich daher nicht um Produktionsbedingungen scheren.

Adidas Nike Puma New Balance Reebook Asics Fila1.TransparenzKooperation 2 0 2 2 0 0 0Informationsoffenheit 2 1 1 1 1 0 0Dialogbereitschaft 1 1 1 0 1 0 NR 0

2.UmweltpolitikPolicy, EMS 2 2 1 1 1 1 0 NRSchadstoffe in Produkten 1 1 1 1 1 1 0 NR

3. SozialpolitikArbeitnehmerInnenrechte 1 1 1 0 1 1 0 NRLangfristige Verträge 2 1 0 1 1 0 NR 0 NRKontrollinstanzen 1,5 1 1 1 1 0 NR 0 NR

Summe 12,5 8 8 7 7 3 0

Die Punktevergabe: 2 – gute / komplette Erfüllung der Kriterien1 – beschränkte / geringe Erfüllung der Kriterien0 – schlechte / keine Erfüllung der KriterienNR – Das Unternehmen verweigerte hier die Information

(Quelle: www.cleanclothes.at )

Bearbeitung: Jan Münzer, 06/2004

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Wussten Sie schon, dass ... C 7.2.1

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� Arbeitsvorschläge:� Verfolgen Sie den Weg unserer Altkleider und versuchen Sie, die Fragen zu beantworten.� Wie ist die Wirkung von Altkleiderimporten in afrikanischen Ländern (vgl. Comic-Puzzle)?� Informieren Sie sich in Ihrem Wohnort/der benachbarten Stadt, wohin Altkleider

wandern, mit welchem Teil Einnahmen durch Verkauf gemacht werden und welcher Teil in Kleiderkammern o.ä. an hiesige Bedürftige gegeben wird (manchmal als Selbsthilfeprojekt).

� Organisieren Sie Kleidertausch unter Ihren Bekannten und sprechen Sie mit ihnen über die Hintergründe.

� Wussten Sie schon, daß ...... die Bundesrepublik Deutschland mit ca. 15 kg pro Kopf pro Jahr an 4. Stelle im Welt-Ver-brauch von textilen Rohstoffen steht (weltweiter Durchschnitt: 7,3 kg)?... in Deutschland jährlich rund 500 000 bis 600 000 Tonnen Altkleidung gesammelt werden?… die so genannte Creme-Ware, etwa 3–4 Prozent, in Secondhand-Läden landet, 40–47 Pro-zent in Entwicklungsländer exportiert werden, 2–5 Prozent Abfall sind, 22–27 Prozent überRecycling zu Fasern verarbeitet werden und 25–35 Prozent als Putzlappen Verwertung fin-den? …die Deutschen im Jahr 2003 durchschnittlich 870 Euro für Kleidung ausgegeben habenund damit auf Platz Eins in der Welt stehen?... in manchen afrikanischen Ländern der Import von Altkleidern zum Schutz des einheimischen Textilgewerbes verboten ist?

(Quelle: www.fairwertung.de)

58

Arbeitsgruppe „Altkleider – C 7.3Was haben sie mit Afrika zu tun?“

Der Weg der Kleider

� Ihr Altkleidersack �

kommerzieller Sammler � � karitativer Sammler

Sortierer im Ausland � � deutscher Sortierer

� Second-Hand Läden � Second-Hand Läden karitative

� Rohstoffverwerter � Rohstoffverwerter� Organisationen

� Abfalldeponien � Abfalldeponien

� Export � Export

Resteuropa Resteuropa Bedürftige in Deutschland

Afrika Afrika Katastrophenhilfe

Asien Asien Verkauf in Deutschlandund im Ausland

Südamerika Südamerika zur Finanzierung von Projekten

(Quelle: epd-Dritte-Welt-Informationen 13/94)

Bearbeitung: Jan Münzer

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� Arbeitsvorschläge:� Schauen Sie, ob das Zusammenlegen dieser Teile für Sie einen Sinn ergibt.� Erfinden Sie eine passende Geschichte mit Überschrift bzw. formulieren Sie Fragen

oder Thesen daraus!

Quelle: Welternährung Nr. 3/96, Deutsche Welt-hungerhilfe

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Comic-Puzzle C 7.3.1

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Tatsache ist:

Deshalb:

Darf ich mir keine Jeans mehr kaufen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben?

� Wir kaufen jede Menge Textilien – im Jahr durchschnittlich 23 kg pro Kopf.� Wir bevorzugen häufig Billigangebote, die aber mit hoher Schadstoffbelastung für die

Umwelt – und auch für unsere Haut – verbunden sind.� Viele dieser Billigtextilien werden von Frauen in der Dritten Welt zu Hungerlöhnen

produziert.

Saubere Kleidung erkennt man daran, daß sie auch ökologisch verträglich hergestellt wird.Chic ist ein Kleidungsstück dann, wenn auch die Produktionsbedingungen okay sind.

� Selbstbewusst kaufen: Wieviel Kleidungsstücke brauche ich wirklich für mich?� Kritischer auswählen: Qualitativ bessere Kleidung ist meist auch ökologisch

verträglicher hergestellt und hält länger als die Superbilligangebote.

„Wir brauchen eine andere zukunftsfähige Entwicklung.“

Quelle: Wir brauchen eine andere zukunftsfähige Entwicklung. Plakatserie des Dritte-Welt-Hauses Bielefeld 1997

60

Darf ich mir keine Jeans mehr kaufen ...? C 7.4

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Bühler, M. / Fuchs, E.: Mode, Marken, Märkte. Globalisierung konkret.Stiftung Bildung und Entwicklung, CH. Bern 2002, h.e.p. Verlag.

Eine Welt in der Schule: Jacke wie Hose …, Heft 3/September 2001

GRIPS-Theater: Der Ball ist rund. Ein Globalisierungskrimi von Thomas Ahrens.Materialien zum Stück, Berlin 2004

Karpinski, Dorothea / Mönning, Petra: Baumwolle. Eine Aktivmappe.Mühlheim 2001, Verlag an der Ruhr.

Menschenrechte für die Frau, Heft 1/2001: Jung, Irene: Textilkampagne: Verhaltenskodizes in der Praxis

Misereor Lehrerforum Nr. 33: Heiße Klamotten- Eiskalte Geschäfte, Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie.Misereor e.V. 1999

Mönter, Burkhard: Kleider, Kleider, Kleider. Luzern 1999, Kinderbuch-Verlag.

Südwind – Institut für Ökonomie und Ökumene: Das Kreuz mit dem Faden.Südwind e.V. (Hg.), Siegburg 2000

TERRE DES FEMMES: Musiolek, Bettina (Hg.): Gezähmte Modemultis.Verhaltenskodizes: Ein Modell zur Durchsetzung von Arbeitsrechten, Frankfurt 1999

TERRE DES FEMMES: Musiolek, Bettina: Made in … Osteuropa.Die neuen „fashion Kolonien“. Berlin 2002

Verein Partnerschaft Dritte Welt: Kleider machen Leute (Foliensatz), Gießen 2001Verein „Partnerschaft Dritte Welt e.V.“, Bismarckstraße 9, 35390 Gießen, Telefon: 0641/791064

Werkmappe Weltkirche Heft 120/2001: Mode, Märkte, Menschen. Die Clean-Clothes-Kampagne. missio (Hg.)

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Kleidung – ausgewählte Materialien C 7.5

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Ziel:

Zeitbedarf:

Gruppe:

Vorbereitung:

Räumlichkeit:

Anleitung:

Fortführung:

Bemerkungen:

Konfrontation mit eigenen Einschätzungen über Weltbevölkerung, Welteinkommen undEnergieverbrauchStatistik erlebbar machenTN emotional ansprechen und zu Kooperation anregenungleiche Verteilung der Güter dieser Erde veranschaulichen

ca. 40 Minuten

12–50 TN, auch für Einsteiger geeignet

Luftballons entsprechend der Anzahl der TN besorgen, Stühle entsprechend der Anzahl derTN abzählen; Schilder anfertigen zu den Kontinenten Nordamerika, Südamerika, Europaund Russische Förderation, Afrika, Asien.

genügend freier Platz

„Heute spielen wir Welt – dargestellt durch diese fünf Kontinente (Schilder mit den Namender Kontinente sind im Raum verteilt). Sie stellen die Weltbevölkerung dar. Verteilen Siesich bitte so auf diese Kontinente, wie es ihrer Meinung nach der Verteilung der Welt-bevölkerung entspricht.“ Nachdem die TN sich aufgeteilt haben, geben Sie die richtige Ver-teilung anhand des Verteilungsschlüssels (siehe C 8.1) bekannt und korrigieren ggf. In der Regel stehen bei Afrika zu viele TN. Stellen Sie zur Diskussion, warum Afrika alsüberbevölkert angesehen wird, obwohl es bei vergleichbarer Bevölkerungszahl wie Europaund Russischer Föderation mehr als dreimal so viel Fläche hat (siehe C8.1 untere Statistik).

„Nun nehmen Sie bitte die Anzahl der Stühle und ordnen Sie diese den Kontinenten zuentsprechend der Verteilung des Welteinkommens.“ Wieder wird anhand des Verteilungs-schlüssels korrigiert; die TN werden aufgefordert, entsprechend Platz zu nehmen.

„Die Luftballons stellen den Welt-Energieverbrauch dar. Verteilen Sie sie entsprechend aufdie Kontinnte.“ Nach Korrektur entsprechend C 8.1 werden diese nun aufgeblasen – für dieIndustrienationen ein ordentliches Stück Arbeit. (Eventuell sind Verhandlungen mit Men-schen anderer Kontinente aufzunehmen, die die ,Reichen‘ unterstützen ...).

In der Auswertung sollen spontane Äußerungen zu den festgestellten und selbst erlebtenUngleichheiten in der Verteilung des Welteinkommens und Weltenergieverbrauchs zumAusdruck gebracht und Alternativen angedacht werden. Nun ist nach Ursachen und Konse-quenzen zu fragen. Weiterarbeit zu Weltbevölkerungsfragen, internationalen Handelsstrukturen oderungleicher Ressourcennutzung – getragen von Ihren persönlichen Erfahrungen im Partner-land – lässt sich anschließen. Mit der Frage nach Wegen zu einer gleichberechtigten Weltwerden globale Zukunftsbewältigung und eigener Lebensstil angesprochen.

Dieses Spiel gibt es in vielen Varianten (z.B. mit Apfel- oder Kuchenstücken als Alternative);die hier vorgestellte Variante läßt die Vertreterinnen und Vertreter der Industrieländer nichtnur ihre Privilegien (Stühle) genießen. Sie brauchen auch viel Energie zum Aufblasen ihrerBallons und sind dafür möglicherweise auf die anderen angewiesen.

62

Wir spielen Welt C 8

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� Weltbevölkerung

Kontinente gesamt in Mio. bei 10 TN bei 15 TN bei 20 TN bei 25 TN bei 30 TN

Europa undRussische Föderation 729,264 / 11,9 % 1 2 2 3 4

Nordamerika 316,460 / 5,2 % 1 1 1 2 2

Lateinamerika 519,980 / 8,5 % 1 1 2 2 2

Asien 3 681,678 / 60,1 % 6 9 12 15 18

Afrika 800,370 / 13,1 % 1 2 3 3 4

Australien und Ozeanien 29,1 / 0,05 % 0 0 0 0 0

**99,1 %

WELT 6 130,101 / 100 %

� Welteinkommen (BSP)

Kontinente gesamt in Mio. US-$ bei 10 TN bei 15 TN bei 20 TN bei 25 TN bei 30 TN

Europa undRussische Föderation 9 383 461 / 30,2 % 3 5 6 8 9

Nordamerika 10 760 840 / 34,6 % 3 5 7 9 10

Lateinamerika 1 782 368 / 5,7 % 1 1 1 1 2

Asien 8 019 193 / 25,8 % 3 4 5 6 8

Afrika 819 395 / 2,6 % 0 0 0 1 1

Australien und Ozeanien 439 134 / 1,4 % 0 0 0 0 0

**100,3 %

WELT 31 121 440 / 100 %

� Weltenergieverbrauch

Kontinente gesamt in Mrd. kWh bei 10 TN bei 15 TN bei 20 TN bei 25 TN bei 30 TN

Europa undRussische Föderation 3 773,953 / 28,3 % 3 4 6 7 8

Nordamerika 4 044,120 / 30,3 % 3 5 6 7 9

Latein- und Mittelamerika 872,040 / 6,5 % 1 1 1 2 2

Asien 4 072,861 / 30,5 % 3 5 6 8 9

Afrika 383,658 / 2,9 % 0 0 1 1 1

Australien und Ozeanien 226,495 / 1,7 % 0 0 0 0 1

**100,3 %

WELT 13 339,100 / 100 %

� Geographische Oberfläche (Quadratkilometer in Mio.)

Europa u. Russische Föder. Nordamerika Latein- u. Mittelamerika Asien Afrika Australien u. Ozean. WELT10,5 23,0 18,3 44,4 33,3 7,7 148,67 % 16 % 12 % 30 % 22 % 5 % 100 %

* berechnet nach Weltbank World Development Indicators Database 2003, CIA Faktbook 2002/2003 online und Microsoft Encarta 2002

** Da die Quellen voneinander abweichen und die Bezugszahlen (Welt-Zahlenwerte) der Weltbank entnommen sind, ergibt die Summe der Prozentzahlen keine 100 Prozent.

Bearbeitung: Leonie Dix, Juni 2003

63

*Zahlen zum Weltspiel C 8.1

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Ziel:

Zeitbedarf:

Gruppe:

Vorbereitung:

Räumlichkeit:

Anleitung:

Fortführung:

Alternative:

Bemerkungen:

in lateinamerikanische Familiensituationen hinein versetzenSensibilität für alltägliche Besorgungen und Preise erhöhenFragen globaler Gerechtigkeit erörtern eigenen Lebensstil hinterfragen

60–90 Minuten (mindestens 30 Minuten für die Gruppenarbeit!)

mindestens 20 TN (also 4–5 TN je Familie)

pro Familie eine Situationsbeschreibung (C 9.1 auseinanderschneiden) und eine Preisliste(C 9.2); großes Papier und Filzstifte oder Tafel und Kreide, einen Taschenrechner proGruppe, ggf. Küchenwaage, Bananen, Kartoffeln u.a.

Plenum und Gruppen im selben Raum oder in angrenzenden Räumen

„Es handelt sich hier um alltägliche Familiensituationen (Beschreibung und Preise ausPeru), die uns anregen sollen, miteinander die Einkaufssituation durchzuspielen. Durch Abzählen bilden wir fünf Gruppen/Familien. Denken Sie sich in die Situation hinein,die da kurz beschrieben ist und identifizieren Sie sich mit einer der genannten Personen.Stellen Sie gemeinsam einen Wirtschafts- und Einkaufsplan für einen Monat auf; schreibenSie diesen auf einen großen Bogen oder an die Tafel und diskutieren Sie die beschriebenenFamilienangelegenheiten. Berechnen Sie auch die Nahrung pro Kopf.“

Für die Auswertung ist nicht nur das Ergebnis, die Einkaufsliste, wichtig, sondern der Ent-scheidungsprozeß in der Familie: Wie ist vorgegangen worden? Welche Schwierigkeitenwaren zu überwinden? Was haben sich für Diskussionen ,am Rande‘ ergeben? Was bringtder Vergleich der verschiedenen Familien? Sind Vergleiche zur Situation in Deutschlandangestellt worden – in welcher Weise?

Gegebenenfalls kann die Spielleitung nach gewisser Zeit auf den Spielverlauf Einflussnehmen, indem die Inflation ins Spiel gebracht wird: „Hier eine aktuelle Nachricht aus demRadio: Wegen der Inflation steigt alles, was nicht in den nächsten fünf Minuten gekauftwird, um 10 Prozent im Preis.“ – oder: „Die Regierung hat beschlossen, daß Reis nur nochin Verbindung mit Streichhölzern verkauft wird!“ Dies kann eine latente Wut über dieunlösbaren Probleme verstärken, aber auch emotionale Solidaritätseffekte hervorrufen ...

Möglicherweise ergeben sich hieraus mehr Diskussionen um eigene Verbrauchsgewohnhei-ten und um den eigenen Lebensstil als um die Lösung der lateinamerikanischen Probleme;dies ist durchaus mit intendiert.Verändern Sie die Informationen entsprechend denen Ihres Partnerlandes!

Quelle: Trudi und Heinz Schulze: Das Ferne näherholen. „Einkaufsspiel“. In: Marcus, I.R./ Schulze-Vogel, T./Schulze, H.: Globales Lernen. Projekte – Prozesse – Perspektiven. München 1995, S. 274–277

64

Bei Familie Torres u.a. – C 9ein Rollenspiel von Trudi und Heinz Schulze

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Familie Torres

Familie Lopez

Familie Perez

Familie Zevallos

Familie Vargas

Ihr seid die Familie Torres. Herr Torres arbeitet seit fünf Jahren als Grundschullehrer in derHauptstadt Lima. Er verdient monatlich (nach Abzug der Sozialversicherungsbeiträge)50 000 Intis. Für die einfache Wohnung bezahlt er 28 000 Intis, für Strom und Wasserver-brauch monatlich 3 000 Intis. Im gleichen Haushalt leben noch sein Vater, seine Frau unddie drei Kinder. Sein Vater bekommt eine Rente von 5 000 Intis. Zum Lehrergehalt verdientsich Herr Torres noch 5 000 Intis monatlich als Taxifahrer dazu. Herr Torres hat einige „Sonderwünsche“. Er kauft gern Fachliteratur, pro Buch muß er min-destens 600 Intis ausgeben; will jemand aus der Familie zum Friseur, kommt eine Nachba-rin und schneidet für 50 Intis die Haare, eine Tageszeitung kostet 50 Intis.

Ihr seid die Familie Lopez. Im Haushalt leben Frau und Herr Lopez und fünf Kinder. Ihr ver-fügt über den Lohn des Vaters als Lastenträger. Im Tagesdurchschnitt 400 Intis, im Monatalso 12 000 Intis. Die Kinder tragen als Schuhputzer und Autowäscher insgesamt 6 000 Intiszum Monatsbudget bei, die Mutter als Gelegenheitsbüglerin 2 000 Intis. Ihr kocht mit Kero-sin, ihr kauft das Wasser vom Tanklastwagen. Ihr müßt durchschnittlich drei Busfahrtentäglich zahlen, also 90 Fahrten im Monat. In diesem Monat wird der Kauf einer Schuluni-form nötig. Das ist Vorschrift, da sonst kein Schulbesuch möglich ist. Da ihr selbst näht,muß nur der Stoff bezahlt werden: 2 000 Intis.

Ihr seid die Familie Perez. Nach einer halbjährigen Ausbildung ist Herr Perez (21) National-polizist. Er hat eine Frau und einen Säugling. Er verdient monatlich 80 000 Intis. Dabei sindsowohl Lohnabgaben als auch Vergünstigungen, die ihm als Nationalpolizist zustehen,schon berücksichtigt. Die Familie Perez wohnt in einem Arbeiterviertel zur Miete, sie zahltmonatlich für Miete, Strom und Wasser 20 000 Intis. Für die Mindestversorgung des Säug-lings werden derzeit 4 000 Intis eingeplant.

Ihr seid die Familie Zevallos. Herr Zevallos verdient als Busfahrer den Mindestlohn vonmonatlich 42 000 Intis, seine Frau als Wäscherin 5 000 Intis. Außer ihnen leben ihre sechsKinder im Alter von 8 bis 22 Jahren im Haushalt. Der älteste Sohn (22) lebt mit seiner Frauund zwei Kleinkindern ebenfalls im Haushalt, weil er arbeitslos ist, seit das Bergwerkgeschlossen wurde, in dem er bis vor einem Jahr als Bergarbeiter gearbeitet hatte. AlsGelegenheitsarbeiter bringt er normalerweise 9 000 Intis mit in die Haushaltskasse ein; dieälteren Kinder der Familie steuern mit verschiedenen Tätigkeiten wie Schuheputzen insge-samt 5 000 Intis bei. Den 11 Personen im Haushalt stehen also monatlich 61 000 Intis zurVerfügung. Wenn Ihr in diesem Monat die Tuberkulosebehandlung von Maria fortsetzenwollt, müsst Ihr 20 000 Intis aufbringen. Ihr kocht mit Kerosin. Ihr kauft das Wasser vomTanklastwagen; wegen der Choleragefahr müßt Ihr das Wasser abkochen.

Ihr seid die Familie Vargas, fünf Kinder und die Eltern. Ihr verfügt über den Lohn des Vatersals Arbeiter bei der Firma Bayer in Lima. Da er wegen des Streiks bei Bayer nur eine Wochearbeiten wird, bringt er nur einen Wochenlohn nach Hause, d.h. 12 000 Intis. Während derStreikwochen verkauft seine Frau selbst zubereitetes Essen auf der Straße. Der Gewinnbeträgt 12 000 Intis. Die Kinder tragen als Schuhputzer, Autowäscher und ambulante Händ-ler insgesamt 6 000 Intis zum Monatsbudget bei. Wenn die Kinder in die Schule wollen,müssen sie mit dem Bus fahren, d.h. es muss täglich mit drei Busfahrten, also 90 proMonat gerechnet werden. In diesem Monat würde der Kauf einer Schuluniform für ein wei-teres Kind anstehen, das in die Schule kommen soll. Wenn die Mutter die Uniform selbstnäht, muss nur der Stoff bezahlt werden, 2000 Intis, wenn die Schuluniform gekauft wird,kostet sie 3 500 Intis.

65

Die Rollen C 9.1

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Einheit Artikel Preis (Intis)

� Lebensmittel

1 Kilo billigster Reis zu 350ist nicht erhältlich;für den teureren Reis gilt:Abgabe pro Einkauf 1 Pfund 550

1 Kilo Zucker 315

1 Brötchen / Semmel 50

1 Kilo Nudeln 1170

1 Liter Pflanzenöl 1385

250 g billigste Margarine (schmeckt miserabel) 1000

1 Kilo Fischfilet 2000

1 Kilo Rindfleisch 4200

1 Kilo Knochen vom Rind 1800

1 Kilo Hühnerköpfe und -füße 1200

1 ganzes Huhn 1800

1 Ei 90

1 Kilo Zwiebeln 450

1 Kilo Erbsen 700

1 Kilo Tomaten 590

1 Kilo Bohnen 780

1 Kilo Pfirsiche 1200

1 Kilo Trauben 800

1 Kilo Bananen 250

1 Kilo Mais 500

12 Stück Zitronen 280

1 Bund Suppengrün 150

1 Kilo Kartoffeln 360

220 g Dosenmilch 260

1 Liter Milch (Mischung Milchpulver/Wasser) 700

1 Flasche Coca Cola (1 Liter) 400

1 Flasche Bier (0,75 Liter) 1200

250 g Salz 88

1 Kilo Mehl 880

Einheit Artikel Preis (Intis)

� Sonstiges

1 Packung Zigaretten 800

1 Stück Kernseife 20

1 Liter Kerosin zum Kochen (pro Tag 2–3 Liter) 85

1 Stück Kerze 20

1 Schachtel Streichhölzer 10

5 Liter Benzin 2600

1 Zylinder Wasser (200 Liter) 200

1 Päckchen Waschmittel (250 g) 80

1 Schreibblock (100 Blatt) 250

1 Schulbuch 180

1 Tageszeitung 50

1 Kinokarte 150

1 ärztliche Konsultation(ohne Medikamente) 1600

1 Geburtsschein 100

1 Busfahrschein (pro Fahrt, ohne Umsteigen) 20

1 Schülerbusfahrschein (einfach) 7

� Kleidung

1 Rock 3800

1 Paar Schuhe für Erwachsene (billige Art) 4500

1 Herrenhose 3200

1 Kinderhose 1800

1 Oberhemd oder Bluse 7000

66

Preisliste C 9.2Preise am 1. des Monats

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Ziel:

Zeitbedarf:

Gruppe:

Vorbereitung:

Räumlichkeit:

Anleitung:

Fortführung:

Bemerkungen:

Alternative:

die eigene Beteiligung am Weltgeschehen bewusst machensich mit den Leitideen einer nachhaltigen Entwicklung auseinander setzenlernen, sich für weltweite Gerechtigkeit einzusetzenVerbesserung der eigenen Lebensqualität als Ziel ernst nehmen

ca. 90 Minuten

beliebig große TN-Zahl

evtl. lokale Agenda 21 und zum Thema passende Zeitungsmeldungen auslegen; Fragebogen C 10.2 vergrößern auf Wandzeitung; Stifte, Klebepunkte

keine Einschränkungen

„Seit ich für ein paar Jahre im Ausland gelebt habe, habe ich einen neuen Blick auf meineHerkunftsgesellschaft in Deutschland bekommen; z.B. frage ich mich, warum wir eigentlichmehr Güter dieser Welt für uns beanspruchen als andere und mit welchem Recht wir aufKosten anderer leben. Viele tolle Menschen in der Dritten Welt habe ich kennengelernt, diesich kreativ und würdevoll für ihre Existenz einsetzten, ohne dabei staatliche Unterstützungin Anspruch nehmen zu können. Arm und Reich haben für mich dadurch eine neue Bedeu-tung bekommen. Darüber möchte ich mich heute mit Ihnen unterhalten.“

Sie können die Arbeitsvorschläge so bearbeiten lassen, wie vorgegeben oder jeweilseigene Erfahrungen einflechten und solche der TN anregen (vgl. C 2, C 8 und C 10). Wichtigsind auch Perspektivenwechsel durch Erzählen der Standpunkte z.B. Ihrer einheimischenNachbarn im Gastland (Fragen und Wünsche, politische Meinungen, Zukunfts-vorstellungen).

Bringen Sie sich dabei nicht als „Supermensch“ ein, der angeblich moralisch besser ist,sondern schaffen Sie einen Akzeptanzraum, wo man über die Schwierigkeiten – aber ebenauch über kleine positive Schritte – des gesellschaftlichen Umbaus miteinander redenkann.Achten Sie darauf, dass Veränderungen nicht nur als abhängig vom Verhalten des ,kleinen Mannes‘ charakterisiert werden, sondern sprechen Sie auch die politischen undökonomischen Ebenen an.

Solche Gespräche sind auch gut mit Vertretern anderer Kulturen zu führen, da sie ausihrem Hintergrund alternative Erfahrungen mitbringen.

Literatur: BMZ: Rio-Konferenz Umwelt und Entwicklung – Fünf Jahre danach. BMZ-Aktuell Nr. 80. Bonn 1997

BUND/ Misereor (Hg.): Zukunftsfähiges Deutschland. Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung. Basel 1996

Dritte Welt Haus Bielefeld/ BUND/ Misereor (Hg.): Entwicklungsland Deutschland. Umkehr zu einer global zukunftsfähigen Entwicklung. Ein Schaubilderbuch. Wuppertal 1997

Menzel, Peter: So lebt der Mensch. Familien in aller Welt zeigen, was sie haben. GEO-Buch. Hamburg 1995

67

Zukunftsfähigkeit C 10

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Modell Deutschland?Welt Deutschland

Energieverbrauch 64 GJ 174 GJpro Einwohner pro Jahr

Treibhausgas CO2 4 t 11,6 tjährliche Produktion pro Einwohner

Autobestand 12 2Einwohner pro Pkw

Fleischverbrauch 18,6 kg 94,4 kgpro Einwohner pro Jahr

Quelle: Dritte Welt Haus Bielefeld u.a., S. 18

Quelle: Dritte Welt Haus Bielefeld u.a., S. 14

Quelle: BUND/Misereor, S. 15

� Arbeitsvorschläge:� Welche Gefühle gehen Ihnen durch den Kopf, wenn Sie Informationen über den übermäßigen Rohstoff-

und Energieverbrauch Deutschlands sowie seine Umweltverschmutzung zur Kenntnis nehmen?� Welche Veränderungen müssten in unserer Gesellschaft passieren, wenn sie umgebaut werden sollte zu einer

sozial- und umweltgerechten Gesellschaft, die Menschen anderer Kulturen und auch zukünftigen Generationen dasselbe Recht auf Entwicklung zugesteht, das man für sich selbst in Anspruch nimmt und das die ökologischen Grundlagen schützt?

� Welche individuellen und gesellschaftlichen Interessen stehen dem entgegen?� Studieren Sie an sich selbst, was Sie benötigen, um Ihr eigenes Verhalten zu ändern (s. C 10.2).

Denken Sie an Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit: Was hat Sie dazu bewogen, etwas Neues auszuprobieren? Nehmen Sie das Brecht-Gedicht (s. C 11.2) zu Hilfe.

� Wie stellen Sie sich den Umbau unserer Gesellschaft vor, dass Sie auch persönlich etwas davon haben? Diskutieren Sie in diesem Zusammenhang aus der Studie „Zukunftsfähiges Deutschland“ die Leitidee: „Gut leben statt viel haben.“

� Stellen Sie die Verbindung der vorgeschlagenen Maßnahmen mit dem Ziel einer nachhaltigen Entwicklung her, indem Sie die andere Denkperspektive benennen (vgl. C 10.2).

� Sammeln Sie Meinungen von Verwandten, Freunden und Nachbarn zum Thema „Umbau zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft“ und stellen Sie diese den anderen vor.

68

Zukunftsfähig? C 10.1

GeburtsanzeigeGestern

wurde inDeutschland

ein Kind geboren

Im Laufe seines Lebens wird dieser Mensch

13.o72 Gigajoule Energie verbrauchen;das entspricht dem Energieverbrauch von 174 Men-schen in Tansania

695.248 Kilometer Auto fahren;das entspricht einer Strecke von gut 17 Erdumrun-dungen

879 Tonnen Kohlendioxid in die Erdatmosphäreausstoßen;das entspricht der Verbrennung von über 370.000Litern Benzin

977 Tonnen Sand, Kies, Steine und Kohle in Bewe-gung bringen;das entspricht einer Anzahl von fast 50 Lastwagen

In verhaltener Freude: Die Erde

Deutsche, Argentinier, Filipinos und Ägypter1000 Menschen belasten in in einemdie Umwelt jährlich durch Deutschland Entwicklungsland

Energieverbrauch (TJ) 158 22*

Treibhausgas (t) 13 700 1 300*

Ozonschichtkiller (kg) 450 16**

Straßen (km) 8 0,7*

Gütertransporte (tkm) 4.391 000 776 000*

Personentransporte 9.126 000 904 000*

PKW 443 6**

Aluminiumverbrauch (t) 28 2***

Zementverbrauch (t) 413 56*

Stahlverbrauch (t) 655 5*

Hausmüll (t) 400 ca. 120****

Sondermüll (t) 187 ca. 2****

*Ägypten **Philippinen ***Argentinien ****Durchschnitt (1995)

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Alter und neuerWohlstand

� Womit ich morgen anfange – oder was ich schon tue:

� Altpapier sammeln

� fair gehandelte Produkte (z.B. in Eine-Welt-Läden) kaufen

� Fleischkonsum einschränken

� saisonale Früchte/Gemüse essen

� Fertiggerichte reduzieren

� Ökoprodukte bevorzugen

� Duschen statt Baden

� haltbare statt billige Kleidung kaufen

� weniger und bewusster Kleidung kaufen

� Kleidungstausch mit Bekannten organisieren

� die Heizung zuhause um einen Grad runterstellen

� Stand-by-Geräte bei Nichtnutzung abschalten

� mir mehr Zeit für mich selbst und die Familie nehmen

� bewusster mit Zeit umgehen, mich nicht hetzen lassen

� mich über globale Zusammenhänge informieren

� in einer Öko-, Eine-Welt-, Menschenrechtsgruppe mitarbeiten

� mich mit anderen austauschen über „Lebensqualität“

� mich für eine lebenswerte Umgebung in meinem Wohnort einsetzen

� mich kommunal an der Agenda 21 beteiligen

� das Auto öfter stehen lassen (vor allem für kurze Strecken)

� öfter das Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel benutzen

� Fernreisen vermeiden

� nichts von alledem, sondern: .............................................................................................

zusammengestellt nach Dritte Welt Haus Bielefeld u.a., S. 140, 142, 158, 170, 182

alter Wohlstand neuer Wohlstand

Anzahl der Güter maximale Anhäufung Genügsamkeit und Auswahlwichtiges Kaufkriterium Preis Natur- und SozialverträglichkeitHerkunft der Güter Weltmarkt möglichst regionale VersorgungBeschaffenheit der Güter kurzlebig langlebig und reparaturfreundlichZielorientierung viel haben gut, aber maßvoll leben

Quelle: Dritte Welt Haus Bielefeld u.a., S. 138

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Umbau der Gesellschaft – und des eigenen Lebens C 10.2

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Ziel:

Zeitbedarf:

Gruppe:

Vorbereitung:

Räumlichkeit:

Anleitung:

Fortführung:

Bemerkungen:

Zukunft nicht nur als bedrängend erlebengegen Ohnmachts- und Überforderungsgefühle angehenökonomisches, ökologisches und politisches Leben verknüpfenProbleme, Wünsche und Interessen aller TN einbeziehenemotionales und analytisches Lernen verbindenHandlungsbereitschaft der TN entlang von Leitideen aktivieren konkrete Schritte für Zukunftsfähigkeit (Agenda 21) anpeilen

mindestens 45 Minuten pro Phase (Manche nehmen mindestens drei Tage)

beliebige TN-Zahl; besonders geeignet für Gruppen, die auch danach weiterarbeiten

inhaltliche Abstimmung mit den Interessen der TN (konkretes Thema), Vorbereitung derRäume (Flipchart, Stifte, Karten)

Kleingruppen müssen möglich sein

Die Methode der Zukunftswerkstatt umfaßt drei Phasen (Bsp.: C 11.1 und C 11.2):– Kritikphase (Sammeln, Sortieren und Bewerten von Kritikpunkten,

Bestimmung von Schwerpunkten)– Phantasiephase (positive Umformulierung der Kritikpunkte, Vorschläge zur Lösung

ohne irgendeine Begrenzung, Vorschläge gewichten und bewerten, Entwurf eines konkreten utopischen Entwurfs)

– Verwirklichungsphase (Entwicklung von Durchsetzungsstrategien an bestimmten Projekten bzw. Planung einer Aktion)

Die Zukunftsentwürfe müssen in der dritten Phase mit der Gegenwart verknüpft werden, damit sie nicht nur Kopfspielerei sind, und sollten möglichst in eine konkreteAktion münden.

Die Arbeitsphasen wechseln zwischen Kleingruppen- und Plenumsarbeit.Vielfältige zukunftsfähige Leitbilder und Wendeszenarien finden sich in der BUND-/ Misere-or-Studie „Zukunftsfähiges Deutschland“ (s.u.); einbezogen werden sollte die Agenda 21aus der Rio-Deklaration (vgl. C 3 u. C 10)

Literatur: Burow, O.A./Neumann-Schönwetter, M. (Hg.): Zukunftswerkstatt in Schule und Unterricht. Hamburg 1995 BUND/ Misereor (Hg.): Zukunftsfähiges Deutschland. Basel – Boston – Berlin 1996

70

Zukunftswerkstatt C 11

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Kritikphase

Phantasiephase

Verwirklichungs-phase

Am Beispiel „Unsere Zukunft“ sollen hier die Schritte der Zukunftswerkstatt erläutert werden.

„Stellen Sie sich einmal vor, wir könnten Deutschland, unsere eigene Gesellschaft, soentwickeln, wie wir es uns wünschen! Was würden Sie ändern? Notieren Sie spontan aufKarteikarten solche Bereiche, in denen Ihnen unsere Gesellschaft veränderungsbedürftigerscheint. Nun wählen Sie Bereiche aus, und erläutern Sie Ihre Ideen mit Stichpunkten(wieder auf Karten) näher.“

Nachdem die TN ca. 10–15 Minuten lang Gelegenheit hatten, ihre Gedanken zu sortieren,legen Sie eine Rückmelderunde ein und befestigen die Karten zu den Oberbegriffen an derTafel/auf der Wandzeitung. Falls es mehr als 15 TN sind, empfehlen sich Kleingruppen àfünf bis acht Personen, deren Ergebnisse verglichen werden.

„Aus welchen Bereichen gibt es welche Art von Entwicklungsvorstellungen? Reichen dieStichpunkte zum Verständnis aus oder sind Erläuterungen nötig? Fallen Ihnen noch weiterewichtige ein?“Schließlich werden thesenartige Überschriften zur Problembeschreibung gesucht undnotiert, ohne daß die Differenzierung wegfällt (Beispiel s. C 11.2).

„Bewerten Sie nun durch Aufkleben von Punkten (jeder hat maximal drei), welche Aus-sagen Ihnen besonders wichtig sind.“

Diese Phase fällt uns häufig am schwersten, weil wir zu realistisch (geworden) sind. Hier sollen wir aber ,spinnen‘, positive Visionen entwickeln, indem wir die Problemthesenins Gegenteil verkehren. Zu allen Kritikpunkten – egal, ob auf der persönlichen oder gesellschaftlichen Ebene – sollen positive Leitideen/Utopien formuliert und als Plakate,Collagen, Sketche oder Gedichte dem Plenum vorgeführt werden.

„Wir nehmen wiederum Klebepunkte zu Hilfe (s.o.), um uns darüber klar zu werden: Wo scheint die Realisierung am ehesten möglich?“ Die TN setzen Schwerpunkte undarbeiten am besten dann in Untergruppen an diesen Themen weiter.

„Sind unsere Entwürfe wirklich so utopisch? Wie könnten wir sie durchsetzen? WelcheSchritte auf dem Wege der Leitideen lassen sich denken? Welche Bündnispartner wären anzusprechen? Wie ist die Öffentlichkeit einzubeziehen?“ Wichtig in dieser Phase ist, dassman von der Zielvorstellung herunter auf die Handlungsebene kommt und Meilensteinedefiniert auf dem langen Wege – auch um die kleinen Erfolge unterwegs leichter messen zu können.

Konkrete Vorhaben sind in Angriff zu nehmen: „Was werde ich ab morgen ändern?“ (vgl. C 10.2) Projekte können auch in der Gruppe verabredet werden, wenn sie nach dieserVeranstaltung zusammenbleibt. Man sollte konkret mit den Betreffenden ,Verträge‘abschließen, die in kleinen handhabbaren Schritten Neues erproben lassen, wobeiReflexionsphasen und Kurskorrekturen eingeplant werden sollten.

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„Unsere Zukunft“ C 11.1als Thema einer Zukunftswerkstatt

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� Anregung für die Phantasiephase

Tu kam zu Meti und sagte: „Ich will am Kampf der Klassen teilnehmen, lehre mich.“ Meti sagte: „Setz Dich!“Tu setzte sich und sagte: „Wie soll ich kämpfen?“Meti lachte und fragte: „Sitzt Du gut?“„Ich weiß es nicht“, sagte Tu erstaunt, „wie soll ich denn anders sitzen?“ Meti erklärte es ihm.

„Aber“, sagte Tu ungeduldig, „ich bin nicht gekommen, sitzen zu lernen.“„Ich weiß, Du willst kämpfen lernen“, sagte Meti geduldig, „aber dazu musst Du gut sitzen, da wir eben jetzt sitzen und sitzen lernen wollen.

Tu sagte: „Wenn man immer danach strebt, die beste Lage einzunehmen,aus dem Bestehenden das beste herauszuholen,kurz, wenn man nach Genuss strebt,wie soll man da kämpfen?“

Meti sagte: „Wenn man nicht nach Genuss strebt, nicht das Beste aus dem Bestehenden herausholen will,und nicht die beste Lage einnehmen will, warum soll man dann kämpfen?“

Bertolt Brecht: Meti, Buch der Wendungen

72

„Unsere Zukunft“ C 11.2Beispiel aus der Kritikphase

Angst vor der eigenen Zukunft

Angst vor Umweltzerstörung

Politische und soziale Ungerechtigkeit

Es fallen immerwelche durchdas soziale Netz

Politiker sind zu alt

Viele Menschenmachen die Augen zu

Man müsste dieUmwelttechnikweiterentwickeln

Wie kann man dieganze Menschheiternähren?

Man hört nur vonKatastrophen

Welche Chancen werden uns gelassen?

Die Natur ist zerstört

Familienzerbrechen

Ich will meineFreunde nichtverlieren, nichtallein sein

Ich brauche mehrAnerkennungIch fühle mich

oft ohnmächtig

Werden wir alleverarmen?

Ich habe Angst,arbeitslos zu werden

Wo soll man sich engagieren?Wir haben nicht alle

gleiche ChancenWarum habenwir viel undandere nichts?

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Ziel:

Zeitbedarf:

Gruppe:

Vorbereitung:

Räumlichkeit:

Anleitung:

TN lernen unterschiedliche Begrüßungsriten kennen TN versetzen sich in eine Person anderer HerkunftIdentifikation ermöglicht Empathie, Sensibilität und neue EinsichtenTN reflektieren die Gültigkeit von Normen und WertenTN lernen, kulturelle Grenzen wahrzunehmen und zu achten

60 bis 120 Minuten (mindestens 15 Minuten Vorbereitung, ca. 30 Minuten Spiel, 30–45 Minuten Nachbesprechung und Auswertung)

10–30 TN

Kulturkarten C 12.2 in entsprechender Anzahl kopieren; so verteilen, daß jede Kultur mög-lichst mindestens zweimal vertreten ist – am besten mit unterschiedlichen Geschlechtern;jeder TN erhält zusätzlich einen Personenzettel, auf dem Herkunft und Geschlecht ( �+ �� )notiert ist – je eine Farbe pro Nation; Tesakrepp o.ä. zum Anheften

genug Bewegungsspielraum

„Die Idee dieses Angebotes ist, einmal die Möglichkeit zu haben, sich probeweise inkulturspezifisch unterschiedliche Sitten und Bräuche hineinzuversetzen, um etwas vondem anderen Umgang mit verbaler und nonverbaler Kommunikation, von unterschiedlichenBewertungen und Verhaltensweisen zu erfahren, die begrenzte Gültigkeit der eigenenGewohnheiten zu erleben, aber auch Anregungen durch andere Erfahrungen zu gewinnen.Einschränkend ist zu bemerken, daß die Beschreibung der Riten zwar aus authentischenQuellen stammt, aber sehr vereinfacht ist, z.B. sind sie auf Menschen aus den sozialenMittelschichten und auf bestimmte Regionen beschränkt.“

Nun verteilen Sie die Rollenkarten C 12.2 oder reagieren durch Zuruf auf die Wünsche derTN. „Jede und jeder von Ihnen soll sich nun in eine andere kulturelle Identität versetzen.Nehmen Sie die Information auf der Karte für Ihre eigene Einstimmung. Eine Vorrunde mitanderen Vertretern Ihrer Kultur wird Ihnen das Einüben der Rolle erleichtern. Sie identifizieren sich bitte soweit wie möglich mit den beschriebenen Bräuchen und derdahinterstehenden Philosophie der jeweiligen Kultur. Aber bitte sprechen Sie nicht mitFremden über Ihre Bräuche! Lassen Sie die anderen nur durch Ihr Verhalten, nicht aberdurch Erklärungen Ihre Person entdecken. Wo Sie herkommen, dürfen Sie natürlich sagen!“ Nun lassen Sie 5 Minuten zum Lesen sowie 10 Minuten zur internen Vorbesprechung undEinübung der jeweiligen Kulturen.

„Meine Damen und Herren, wir befinden uns hier in internationaler Gesellschaft. Heutehaben wir zunächst bei einem Fest Gelegenheit, uns näher kennenzulernen und evtl.weitere Vorhaben zu planen. Also: Herzlich willkommen!“Die TN gehen nun durch den Raum und begrüßen sich in ihrer spezifischen Weise, was z.T.zu irritierenden Situationen führt. Achten Sie darauf, daß selbst in witzigen Situationen derernste Charakter der Simulation erhalten bleibt. Die TN können über alles sprechen, waszur Situation oder ihren Gewohnheiten paßt und laden sich gegenseitig zu einer Veranstal-tung in ihrer Region ein. Gelegentlich können Sie als Spielleiter eingreifen und z.B. durchKlatschen neue Dialog-Konstellationen herbeirufen, so daß etwa jeder mit jedem malKontakt gehabt hat.

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Begrüßung in einer multikulturellen Gesellschaft C 12nach Inge Marcus

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Fortführung:

Bemerkungen:

Die Auswertung ist ein wichtiger Teil; denn für fast alle gab es bei dieser Übung Irritatio-nen, also Überschreitungen von Normen oder Schamgrenzen bzw. Ablehnungen durch dieandere Bedeutung von Worten und Verhalten. Zunächst jedoch werden die persönlichenErfahrungen und Wahrnehmungen voneinander zur Sprache gebracht: „Wie wurden die einzelnen wahrgenommen? Wie haben Sie sich in Ihrer Rolle gefühlt? Was war Ihnen vertraut/fremd, auch an den eigenen Reaktionen? Was drückt sich in den(nun offenzulegenden) Regeln an Menschenbild, Religiösität, Höflichkeit, sozialem Bezie-hungsnetz usw. aus? Kennen Sie andere Beispiele – auch aus Ihrer eigenen Erfahrung? Wiesind Sie mit Grenzerfahrungen umgegangen? Kennen Sie solche und andere Reaktionenaus dem eigenen Leben? Wie bewerten Sie sie aus dem jetzigen Blickwinkel?“

Was erwarten wir in Deutschland von „Fremden“? Welche Erfahrungen haben Sie selbst imGastland gemacht? Durch Zitate und Beispiele (s. C 12.1) können Sie die Diskussionerweitern und differenzieren. Wichtig ist, daß es kein „richtig“ und „falsch“ gibt, sondernmehr oder weniger große persönliche Kompetenz (Authentizität, Menschlichkeit, Sensibi-lität für die Situation, Flexibilität bzgl. der eigenen Gewohnheiten im Denken, Fühlen undHandeln), die ihren Ausdruck in der jeweiligen Situation findet. Durch dieses Spiel kann die Sensibilität der TN für kulturelle Wahrnehmung geschärftwerden, so daß Ihre Berichte über interkulturelles Lernen im Gastland besonders offenaufgenommen werden.

Der Spielleiter muß die Dynamik des Ganzen während des Spiels im Auge behalten, um zuverhindern, daß einzelne sich frustriert ausklinken. Eine gute Verteilung der dynamischenund zurückhaltenden Charaktere ist wichtig für das Gesamtgeschehen.Gegebenenfalls ergänzen Sie die Informationen auf den Karten durch eigene Erfahrungenoder „erfinden“ andere Nationen hinzu.

Quelle: Inge Marcus, Ergänzungen durch Gisela Führing

Literatur: Watzlawick, Paul/ Beavin, Janet H./ Jackson, Don D.: Menschliche Kommunikation. Formen, Störun-gen, Paradoxien. Bern 1969 (1996 9. Aufl.)

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Begrüßung in einer multikulturellen Gesellschaft C 12

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Ausschlaggebend an der Art des Grüßens sind viele Faktoren: religiöse undweltanschauliche Elemente, Verhaltensnormen bezüglich Nähe und Distanz und sozialeHierarchien. Es ist festgestellt worden, daß in fast allen Kulturen die Grundbotschaft desGrüßens lautet: Ich will mit Dir in Frieden sein bzw. auskommen. In Indonesien grüßen sichFreunde morgens auch mit der Frage: „Hast Du schon geduscht?“

Immer spielt auch die Wahrung des Gesichtes, und zwar des eigenen wie des Gegenüberseine Rolle. Die Inhalte, an denen das festgemacht wird, sind allerdings von Kultur zu Kulturverschieden (z.B. in den USA: keine Redelücke; bei den Hindus: keine Berührung; bei denVietnamesen: keine „aggressive“, d.h. direkte Aussage etc.)

Hinzu kommt, daß die Riten in den unterschiedlichen Regionen unterschiedlich ausgeprägtsind, d.h. dogmatischer oder lockerer angewandt werden. So sind die Sitten und Bräuchein Vietnam von Dorf zu Dorf verschieden. Dazu gibt es noch die individuellen Unterschiedejeder einzelnen Person in jeder Kultur. Die folgenden Beispiele sind jeweils kleine Aus-schnitte aus großen Kulturkreisen.

� In arabischen Ländern ist es unhöflich, jemanden etwas zu fragen, wenn man nicht sicher ist, daß er die Antwort weiß. Man darf nicht riskieren, daß der andere sein Gesicht verliert.

� In Asien (Japan) ist es extrem unhöflich, auf eine Frage mit einem direkten „Nein“ (Einladung) zu antworten, sogar das Ja wird manchmal umschrieben. Es gilt als taktlos, dem anderen nicht alles sehr höflich zu erklären und so nahezubringen, daß er sich sogar mit einer ihm widersprechenden Lösung einverstanden erklären kann (wenn es nicht anders geht) und nie in die Lage kommt, unsicher zu werden.

� In Lateinamerika sind Gesprächswendungen üblich, die für uns verbindlich oder einladend klingen, aber nicht so gemeint sind: Que haces? – wörtlich: Was machst Du ? Die Bedeutung davon ist lediglich: Wie geht es Dir ? Erwartet wird eine Antwort wie: gut bzw. schlecht.

� Maori sind höfliche Menschen. Selbst ihr Wort für Feind bedeutet ,ärgerlicher Freund‘. Und beim Rugby grüßen sich auch erbitterte Gegner noch traditionell: Nase an Nase, Stirn an Stirn – nicht reiben, nur pressen.

� Ein US-Manager sollte einen Vertrag über ein großes Wirtschaftsabkommen in Java abschließen. Er hatte sich intensiv vorbereitet, sprach sogar die Landessprache, aber er kannte die Sitten und Gewohnheiten nicht. Der Javaner blieb in einer bestimmten Distanz zu ihm, er aber rückte gewohnheitsmäßig immer wieder auf. So verfolgte er den Javaner durch den ganzen Raum, bis dieser sich zu seinem Erstaunen höflich verabschiedete. Der Vertrag kam nicht zustande.

� Nähe und Distanz: „Erstaunlich sind die nationalen Unterschiede: Wenn Amerikaner in einem Café in Gainesville, Florida, mit einem Freund oder einer Freundin plaudern, berühren sie sich gegenseitig etwa zweimal pro Stunde. Befreundete Engländer in einer Londoner Coffee-Bar kämen nur im Fall der Notbeatmung auf die Idee, ihr Gegenüber anzurühren. Französische Freunde dagegen, die sich in einem Pariser Café unterhalten, fassen sich 110mal pro Stunde an. Puertoricaner in einem Café in San Juan sogar 180mal. Preisfrage: Wie verhalten sich zwei Freunde, von denen einer aus einer ,kontaktfreudigen Kultur‘ (Araber und mediterrane Kulturen, Franzosen inklusive) und einer aus einer ,kontaktfeindlichen Kultur‘ (Nordeuropäer und die meisten Nordamerikaner) kommt?“

Quelle: Die Sprache des Körpers. Was wir schon immer über uns wissen wollten. Zeit-Magazin Nr. 9, 26.2.1993, S. 16

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Kommunikationsgewohnheiten C 12.1anderer Völker

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� Ein Beispiel aus der Kommunikationsforschung:

Die Kommunikationstheoretiker um Paul Watzlawick geben in ihren Büchern vieleanschauliche Beispiele für Kommunikationsstörungen aufgrund kultureller Unterschiedewieder – darunter die Verwirrungen zwischen jungen Engländerinnen und US-Soldaten umdie Bedeutung des Küssens: Im Zusammenhang mit und nach dem Zweiten Weltkrieggingen in England die US-Soldaten gerne mit jungen Engländerinnen aus. Das führte oft zukulturell vorprogrammierten Pannen, und das kam so: Während der Kuß bei den US-Bür-gern auf Platz 5 der gewohnten Annäherungsschritte an das andere Geschlecht steht,befindet sich derselbe in der englischen Gesellschaft auf Platz 25. Zwangsläufig hielten dieEngländerinnen die US-Soldaten nach ihrem harmlosen Begrüßungskuß für Draufgänger.Sie waren verunsichert und nahmen entweder Distanz oder entschieden sich, mutigmitzuhalten. Im letzteren Fall waren wiederum die US-Soldaten verwirrt und hielten dieEngländerinnen für Draufgängerinnen, denn diese erwarteten mehr – ein Verwirrspiel, weilbeide Seiten aufgrund fehlender oder nicht ernst genommener „interkultureller“ Informati-on und Erfahrung von der Ausschließlichkeit ihrer eigenen sozialen Spielregeln ausgingen.

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Kommunikationsgewohnheiten C 12.1anderer Völker

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Übung:

Latein-amerikaner

(Mittelschicht)

Übung:

Indischer Hindu(Mittelschicht)

Ausgangssituation ist die Begegnung mit Menschen aus verschiedenen Kulturen mit unter-schiedlichen Bräuchen, Gewohnheiten und Riten auf einer internationalen Veranstaltung.Es geht darum, sie zu begrüßen und zu einer Veranstaltung im eigenen Land einzuladen.

Bei der Begrüßung gehen Latinos tendenziell sehr nah an den anderen heran, fast auf Tuch-fühlung, sie haben u.U. eine bestimmte Art, sich die Hand zu geben. Männer umarmen ein-ander (bei Unbekannten weniger, bei Bekannten mehr, bei Freunden freudig), Frauen hau-chen sich gegenseitig einen oder zwei Küsse auf die Wange(n). Sie sprechen den anderenschon sehr früh mit dem Vornamen an bzw. mit dessen Verkleinerungsform, die es für fastjeden Namen gibt (z.B. Francisco – Paco oder Pancho). Spitznamen bezeichnen denGesprächspartner nach seinen charakteristischen Besonderheiten. So wird eine schöneFrau „Schöne“ (guapa, bella), dickere Menschen werden „Dicke/r“ (gordo/a, gordito/a),Kahlköpfige „Glatze“ (pelón), Dunkelhäutige „Dunkle/r“ (moreno/a, morenita/o), Hellhäuti-ge „Helle/r“ (Guera/o), ein Hinkender „Hinkefuß“ genannt usw. Bei Latinos ist das eine lie-bevolle Anerkennung der Person als Individuum mit ihren Besonderheiten – und zwar alsgleichberechtigter Mensch, wie immer sie/er ist. Bleibt man umgekehrt nur bei den „offizi-ellen“ Namen, ist das ein Zeichen von betonter Wahrung der Distanz und kann irritierenoder beleidigend wirken.

Sie gehen auf jede Einladung und Bitte ein, bieten selbst Hilfe an, versprechen wortreichalles, stellen alle Ihre Kontakte zur Verfügung; das ist aber nicht wörtlich gemeint und hatnicht den in Deutschland üblichen Verbindlichkeitscharakter. Latinos drücken Verbindlich-keit anders aus. Es geht darum, das Gespräch nett und zuvorkommend zu gestalten, es sollkein Schatten darauf fallen.

Ausgangssituation ist die Begegnung mit Menschen aus verschiedenen Kulturen mit unter-schiedlichen Bräuchen, Gewohnheiten und Riten auf einer internationalen Veranstaltung.Es geht darum, sie zu begrüßen und zu einer Veranstaltung im eigenen Land einzuladen.

Beim hinduistischen Gruß berührt man sich nicht, sondern bleibt in einer Distanz vonmindestens einem halben Meter, verneigt sich höflich in Distanz vom Gesprächspartner,wobei die Hände vor der Brust zusammengelegt werden. Damit werden zwei religiösePflichten erfüllt: 1) Die berührungslose Wahrung der Distanz entspricht quasi der Wahrung der eigenenrituellen Reinheit und der des Gegenüber. Diese Reinheit, die von großer religiöser Bedeu-tung ist, kann durch Berührung verlorengehen, was eine Schmach wäre.2) Mit dem Gruß „Ich grüße Gott in Dir“ wird das Göttliche im Gegenüber anerkannt undverehrt, das nach ihrem Glauben allen Wesen eigen ist.

Jeder Körperkontakt wird vermieden, besonders von Frauen, die auch von ihren männlichenLandsleuten „übersehen“ werden. Gesprächsinhalte bei Frauen sind Familie und Kinder, vorallem die Söhne, bei Männern geschäftliche Themen.Besondere Irritation kann die Gewohnheit vieler Inder bei uns auslösen, im Falle eines „Ja“mit dem Kopf zu wackeln (in Richtung beider Schultern), was so ähnlich aussieht wie unserKopfschütteln beim Nein (Kopfdrehung). Das „Ich“ und „Du“ kommt im sprachlichen Umgang so gut wie nie vor und ist äußerstunhöflich. Ein klares „Ja“ oder „Nein“ in unserem Sinne gilt als grob und unhöflich.

Spielanweisungen für die Nationen C 12.2

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Übung:

Nordamerikaner(Mittelschicht)

Übung:

Nordeuropäer(Mittelschicht)

Ausgangssituation ist die Begegnung mit Menschen aus verschiedenen Kulturen mit unter-schiedlichen Bräuchen, Gewohnheiten und Riten auf einer internationalen Veranstaltung.Es geht darum, sie zu begrüßen und zu einer Veranstaltung im eigenen Land einzuladen.

Beim Kennenlernen gehen Nordamerikaner auf Unbekannte, mit denen sie ins Gesprächkommen wollen, direkt und freudig los, verwickeln sie spontan in ein persönlichesGespräch (Familienstand, Geschäftsfragen, Haus, Sorgen etc.), das Anteilnahme, Interesseund Aufmerksamkeit für den anderen ausdrücken soll. Das ist nicht sehr verbindlichgemeint, sondern gehört zu ihrem Höflichkeitsbegriff. Im übrigen wird zunächst die Kulturdes Small talk geübt, die dem Bestreben entspringt, den Redefluß freundlich und heiter amLaufen zu halten. Die Begegnung soll angenehm sein. Wenn jemand nicht mehr weiterweiß, bedeutet das eine Art Gesichtsverlust. Es geht also auch darum, dieser Peinlichkeitfür sich und den anderen vorzubeugen. Daher ist es wichtig, immer weiterzureden, z.B.über Zeitungsthemen. Gute Unterhalter sind gesellschaftlich anerkannt; vor allem sindHumor und Schlagfertigkeit geschätzt.

Was die nonverbale Kommunikation angeht, klopfen Männer dem männlichen Gegenübergern auf die Schulter. Den anderen am Arm zu berühren oder einer Frau einen leichten Kußauf die Wange zu geben, ist sehr üblich.

Nordamerikaner haben eine bestimmte Art, Verbindlichkeit bzw. Unverbindlichkeitauszudrücken. Wenn sie z.B. den anderen intensiv einladen, sie zu Hause zu besuchen undetwas Gemeinsames zu unternehmen, dann drängen sie, wenn sie es ernst meinen, aufeine Zusage zu einem bestimmten Termin. Sagen sie aber „You can come anytime“, soheißt das, sie sind an einem weiteren Treffen nicht interessiert.

Ausgangssituation ist die Begegnung mit Menschen aus verschiedenen Kulturen mit unter-schiedlichen Bräuchen, Gewohnheiten und Riten auf einer internationalen Veranstaltung.Es geht darum, sie zu begrüßen und zu einer Veranstaltung im eigenen Land einzuladen.

Nordeuropäer geben sich tendenziell bei der ersten Begegnung auf einem Empfang odereiner Feier freundlich die Hand. Der Abstand voneinander, der dabei traditionell gewahrtwird, ist ca. ein halber Meter. Der Gruß signalisiert eine höfliche Distanz, die in demMoment Gleichberechtigung und Achtung voreinander symbolisiert. Soziale Distanz istcharakteristisch für die nordeuropäischen Gesellschaften. Das Gespräch beinhaltetzunächst keine persönlichen Themen, sondern dreht sich um allgemein interessierendeDinge wie die augenblickliche jahreszeitliche Situation (Wetter ist besonders in England„Pflicht“), die Verkehrslage, anknüpfend an den eigenen Herweg, dann sportliche,kulturelle oder politische Ereignisse. Dadurch lernt man den anderen ein wenig in seinenGewohnheiten, Interessen, Wünschen, Haltungen und Einstellungen kennen und entnimmtdaraus, ob der Gesprächspartner für einen selbst von weitergehendem Interesse sein kann.Erst wenn sich das bestätigt, geht man im weiteren Gespräch auf persönlichere Inhalte ein,wobei man sich daran orientiert, ob der andere darauf eingeht oder nicht.

Spielanweisungen für die Nationen C 12.2

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Übung:

Vietnamesen(Mittelschicht)

Übung:

MittelasiatischeTurkvölker

(Kasachstanu.a.)

Ausgangssituation ist die Begegnung mit Menschen aus verschiedenen Kulturen mit unter-schiedlichen Bräuchen, Gewohnheiten und Riten auf einer internationalen Veranstaltung.Es geht darum, sie zu begrüßen und zu einer Veranstaltung im eigenen Land einzuladen.

Die Begrüßung erfolgt ohne Handschlag. Männer begrüßen Männer freundlich lächelnd undübergehen Frauen völlig. Das ist ein Zeichen der Hochachtung für die Frau, die auf dieseWeise nicht durch direkte Betrachtung entwertet wird, da das ein Begehren der Frausignalisieren könnte. Das „Ich“ und „Du“ kommt im sprachlichen Umgang miteinander sogut wie nie vor und ist äußerst unhöflich. Ein klares „Ja“ oder „Nein“ in unserem Sinne giltals grob und unhöflich.Da Vietnamesen zu Personen unterschiedlichen Standes, Alters und je nach Familiensituati-on unterschiedliche Haltungen einnehmen und unterschiedliche Anredeformen benutzen,ist es üblich, gleich zu Beginn eines Treffens unbekannte Personen nach ihrem Alter, Fami-lienstand, der Anzahl der Kinder etc. zu fragen, um einschätzen zu können, welche Haltungman ihnen gegenüber einnehmen muß. Die Anrede besteht aus einer Art Familienrang:„jüngere Schwester“, „Alter“, „Onkel mütterlicherseits“, „ältester Geschäftspartner“,„stellvertretender Geschäftsleiter“, „jüngerer Kollege“, und dem Rufnamen, da die Auswahlder Familiennamen klein ist.Beim Sprechen, besonders mit vertrauten Personen, halten Vietnamesen und Vietnamesin-nen eine geringe Körperdistanz zu ihren Gesprächspartnern und Gesprächspartnerinnen.Kommt es zu einem guten Verständnis, unterstreichen sie dies beim Sitzen dadurch, daßsie den Gesprächspartnern und -partnerinnen die Hand auf Oberschenkel oder Arm legen.Beim Gehen werden sie auch an der Hand genommen, ein Zeichen dafür, daß man ihnenungeteilte Aufmerksamkeit zukommen läßt. Liebespaare und enge Verwandte gehen dem-gegenüber nicht Hand in Hand.

Ausgangssituation ist die Begegnung mit Menschen aus verschiedenen Kulturen mit unter-schiedlichen Bräuchen, Gewohnheiten und Riten auf einer internationalen Veranstaltung.Es geht darum, sie zu begrüßen und zu einer Veranstaltung im eigenen Land einzuladen.

Bei islamischen Völkern darf die Frau dem Mann nicht in die Augen sehen, um dieangemessene Distanz der Geschlechter zu wahren und ihn nicht sexuell zu erregen. Beim Kennenlernen sind die Themen zunächst Fragen bezüglich der Gesundheit der Familiegewidmet. Probleme werden nicht preisgegeben, vielmehr spricht man über Dinge, die dieFamilien mit Stolz erfüllen (Haus, Kind, Auto, Ernte etc.). In ersten Gesprächen sind keineverbindlichen Antworten auf Fragen oder Angebote üblich, und Fragen werden nichtverneint. Die Antworten werden in dieser Phase sehr allgemein gehalten, denn der einzelneist Teil seiner Sippe und kann nicht stellvertretend für sie handeln. Die Fragen oder Ange-bote werden der Sippe überbracht, die dafür die für sie gültigen Antworten erarbeitet.Wenn die Sippe es für erforderlich hält, führt sie zur Sache Recherchen durch. Erst wennsich die Fragen bzw. Angebote als seriös herausstellen, wird eine konkrete Antwortgegeben, die verbindlich ist. Einladungen, besonders zum Essen, müssen stets angenommen werden, da eine Ableh-nung einer Beleidigung gleichkäme. Auch muß die Frau im Falle eines abgelehnten Essensvon ihrem Mann Sanktionen erwarten; er wird die Schuld dafür ihr anlasten.

Spielanweisungen für die Nationen C 12.2

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Übung:

Westafrikaner

Übung:

Japaner

Ausgangssituation ist die Begegnung mit Menschen aus verschiedenen Kulturen mit unter-schiedlichen Bräuchen, Gewohnheiten und Riten auf einer internationalen Veranstaltung.Es geht darum, sie zu begrüßen und zu einer Veranstaltung im eigenen Land einzuladen.

Westafrikaner begrüßen sich beim Kennenlernen mit dem islamischen Gruß Salam Aleikum,die Antwort lautet: Maalekum Salam. Es ist der gegenseitige Wunsch: „Friede sei mit Dir“,der mit einem Handgeben oder einer leichten Verbeugung aus der Entfernung begleitet ist.Es gibt keine Sie-Form. Das Gespräch beginnt mit Fragen nach dem Familiennamen (Namedes Vaters, denn die Abstammung ist zur gegenseitigen sozialen Einschätzung wichtig) unddem Herkunftsort. Erfolgt das nicht, gilt das als Desinteresse an der eigenen Person, unddas Gespräch wird rasch und höflich beendet. Im positiven Fall folgt eine detailliertegegenseitige Befragung nach dem allgemeinen Wohlbefinden (z.B. „Hast du gutgeschlafen?“ „Bist du gut aufgestanden?“ „Wie geht es dir gesundheitlich?“). Sodann wirddasselbe Fragemuster auf die anderen Familienmitglieder angewandt. Die Antwortendarauf sind üblicherweise: „Dank Gottes Gnade: gut!“ Danach richtet sich die Aufmerksam-keit auf den Anlaß des Treffens, ohne es direkt anzusprechen, etwa: „Freuen Sie sich dar-auf, hier eine angenehme Zeit zu verbringen?“ Die Antwort ist üblicherweise: „Dank GottesGnade wird es so sein.“ Danach fragt man indirekt nach dem sozialen Kontext des anderen,um sein Beziehungsnetz im Zusammenhang mit der Veranstaltung kennenzulernen – etwa:„Haben Sie Verwandte/Mitarbeiter hier?“Das alles gilt für das Gespräch unter Gleichaltrigen, Männern wie Frauen. Ältere Personenwerden aus Respekt nicht direkt angeschaut und auch nicht befragt. Sie stellen ihrerseitsFragen. Frauen müssen vor älteren Männern oder Frauen zur Begrüßung knien.

Ausgangssituation ist die Begegnung mit Menschen aus verschiedenen Kulturen mit unter-schiedlichen Bräuchen, Gewohnheiten und Riten auf einer internationalen Veranstaltung.Es geht darum, sie zu begrüßen und zu einer Veranstaltung im eigenen Land einzuladen.

Sowohl bei der ersten Begrüßung als auch bei weiteren Begegnungen gibt es keinen Kör-perkontakt. Man verbeugt sich voreinander, die Hände hängen dabei lose herunter. Für Gespräche gibt es zahlreiche feststehende Riten. So wird am Anfang des Gesprächs vonbeiden (allen) Gesprächspartnern folgender Satz gesagt: „Es freut mich, Siekennenzulernen.“ Danach folgt der Austausch von Daten, zunächst der Firma, der Organi-sation etc., in der man arbeitet, dann der eigene Name und Status in der Firma/Organisati-on und in der Familie. Oft werden Visitenkarten ausgetauscht. Japaner benötigen dieseKenntnisse voneinander, weil jeder soziale Status mit unterschiedlichen Anreden, Höflich-keitsformeln und Verhaltensweisen verbunden ist. Dazu gehört, wer geduzt bzw. beim Vor-namen genannt wird (Dozent/Student, Lehrer/Schüler etc.). Anschließend geht dasGespräch über zu Fragen der Familie, des Wohnortes etc. und mündet schließlich in denAnlaß des Treffens (Veranstaltung), vor allem aus welchen Gründen der jeweils anderedaran teilnimmt. Die erste Kennenlernphase wird üblicherweise durch unterschiedliche Ein-ladungen oder Hilfsangebote abgeschlossen, die keinerlei Verbindlichkeit haben. „KommenSie mich doch einmal besuchen!“ Die Bedeutung ist lediglich die einer netten Geste. Darauffolgen wieder Verbeugungen mit den Worten Dozo yoroshiku („Bitte, gut“), die keine weite-re Bedeutung haben. Beim ersten Kennenlernen dieser Art bleibt gewöhnlich alles imUnverbindlichen.

Spielanweisungen für die Nationen C 12.2

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Ziel:

Zeitbedarf:

Gruppe:

Vorbereitung:

Räumlichkeit:

Anleitung:

Fortführung:

Alternative:

Bemerkungen:

bewusste und kritische MedienbetrachtungAnreiz zur Wahrnehmung von eigenen ProjektionenKonfrontation mit dem Phänomen „Feindbild“

6 Minuten Film, ca. 20 Minuten Auswertung

beliebig große TN-Zahl

Film besorgen (s.u.); Video-Rekorder vorhanden?

Video-Vorführung möglich?

„Wir haben es hier mit Fremdheitserfahrungen in Deutschland zu tun. Ein junger kurdischerFilmemacher hat in diesem seinem Erstlingswerk seine Eindrücke geschildert. Achten Siebei diesem Film, der auf Sprache verzichtet, auf die stark symbolische Bildsprache.“

Nach dem Film sollte zunächst geklärt werden, was hier wirklich geschehen ist und welchegestalterischen Mittel der Filmemacher verwendet hat. Sodann wird sich die Frage nachden „Parallelen“ zwischen dem gehbehinderten Alten und dem Asylbewerber stellen: Woringleichen/unterscheiden sich die beiden Protagonisten? Was will der Autor uns sagen? Ken-nen Sie ähnliche Beispiele? Wie funktionieren Feindbilder? Welche kennen Sie aus IhrerUmgebung? Wie und mit welchen Konsequenzen könnten sie abgebaut werden?

Man könnte hier auch am Ende der Bankszene unterbrechen, um – wie bei C 1 – eigeneFortsetzungen erfinden zu lassen, aber dies ist auch nachher noch möglich: „Wie hätte esnoch weitergehen können?“

Dieser Film eignet sich hervorragend zum Einstieg in die Diskussion eigener Fremd-heitserfahrungen (nicht nur im Ausland) sowie zur Entstehung von Projektionen und Feind-bildern. Die Kürze des Filmes entspricht dem Grundsatz, dass in der Bildungsarbeit ein-gesetzte AV-Medien möglichst kurz sein sollten, um die bewusste Wahrnehmung zu unter-stützen.

Quelle: „Parallelen“ von Sawat Ghaleb, BRD 1995, 6 Min., s/w, VHS-Video EZEF-Arbeitshilfe Nr. 117 (G. Führing);Evangelisches Zentrum für entwicklungsbezogene Filmarbeit/EZEF – s. E 3

Literatur: van den Broek, L.: Am Ende der Weißheit. Vorurteile überwinden. Ein Handbuch. Berlin 1988

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Der Film „Parallelen“ C 13Fremdheitserfahrungen in Deutschland

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Inhalt:

Zum Film:

Eigentlich passiert gar nicht viel. In einem Park, wo Familien spazieren gehen, sitzen sichzwei einsame Menschen gegenüber: ein älterer Herr mit Hund – wie sich später herausstelltetwas gehbehindert – und ein schwarzhaariger junger Mann. Sie scheinen sich zubeobachten und werden plötzlich in eine gewisse Spannung versetzt. In ihrer Phantasiestellen sie sich jeweils das Gegenüber als extrem aggressiv vor. Der ältere Herr sieht denjungen Mann den Hals seiner Bierflasche abschlagen und auf sich zustürzen. Der jungeMann erfährt den Hund als auf sich gehetzt mit bleckenden Zähnen. Und dann ist alles soplötzlich vorüber, wie’s entstand: Zuerst steht der Ältere auf und humpelt davon. Er geht inseine kleine Sozialbauwohnung. Dann steht der Jüngere auf und geht über die Gleise durcheine Absperrung in ein Wohnheim mit Mehrbettzimmer. Beide schalten bei sich den Fern-seher an und schauen leicht lächelnd dasselbe Programm, den Comicfilm „Tom und Jerry“.

Dieser Kurzfilm, mit dem der kurdische Filmemacher Sawat Ghaleb seine Zulassung zurFilmakademie erhalten hat und in der er selber eine der Hauptrollen spielt, kommt völligohne Dialog aus. Durch den Verzicht auf Sprache bleibt uns allein die filmische Gestaltungmit seiner packenden und überaus starken symbolischen Bildsprache für unsere Interpreta-tion. Auf der Suche nach dem Sinngehalt und den Hintergründen ergeben sich mit denZuschauern verschiedenste Gesprächsanlässe.

Auf der durch den Titel vorgegebenen Suche nach Ähnlichkeiten und Unterschiedenzwischen den Männern entdeckt man, daß sie beide Außenseiter der Gesellschaft sind: dereine als gehbehinderter Alter, der andere offensichtlich als Asylbewerber in einer Massen-unterkunft hinterm Schlagbaum an den Gleisen. Es verbindet sie ihre Einsamkeit in dieserGesellschaft, die sie mehr mit ihren Projektionen als mit der Realität in Verbindung seinläßt. Bei all solchen Überlegungen aber bleibt der Zuschauer auf seine aufmerksame Beob-achtung angewiesen, wodurch es auch zu unterschiedlichen Wahrnehmungen und Interpre-tationen kommen kann. Manche mögen z.B. die Projektionen der Aggression des einenüber den anderen in der Parksituation zunächst für real halten. Da hilft es, auf die bildli-chen Mittel hinzuweisen, mit denen der Filmemacher die zwei Realitätsebenen darstellt:Konzentration auf den verkniffenen Blick, Bildüberlappungen, andere Kleidung (weißesHemd beim einen, Hut beim anderen).

Wie nun kommen diese beiden Personen, die sich nicht kennen und nichts anderesmiteinander zu tun haben als sich zufällig zur gleichen Zeit auf zwei Parkbänken gegen-überzusitzen – wie kommen diese beiden dazu, solche Phantasien zu entwickeln? Beidescheinen Außenseiter der Gesellschaft zu sein, wahrscheinlich selbst ausgegrenzt unddiskriminiert und damit auch verunsichert, kontaktarm und vereinsamt. Ihre eigenen Erfah-rungen projizieren sie durch Angstphantasien auf andere, als ob dadurch ihre eigenen Ver-letzungen hinfällig würden oder gerächt wären. Feindbilder brauchen keine reale Grundla-ge, sondern reflektieren vor allem die Probleme der eigenen Situation, die eigenen Ängste.So scheinen sich auch beide über denselben TV-Film zu amüsieren, wo es wiederum umBrutalität und Unterdrückung geht – hier in Form eines Katz-und-Maus-Spiels mit gewitztenEinlagen des Kleinen gegen den Großen. Als Zuschauer fragt man sich, ob dies ihre einzige,positive‘ Kommunikation dieses Tages gewesen ist.

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Parallelen C 13.1von Sawat Ghaleb, BRD 1995

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Ziel:

Zeitbedarf:

Gruppe:

Vorbereitung:

Räumlichkeit:

Anleitung:

Fortführung:

Alternative:

Bemerkungen:

Begriffe sammeln, reflektieren, ordnen, diskutieren, präzisierenunterschiedliche Vorstellungen der TN verbindenTN miteinander und zum Thema ins Gespräch bringen

ca. 90 Minuten (1. Teil: ca. 30 Minuten; 2.Teil: ca. 60 Minuten)

maximal 20 TN

Kärtchen mit Begriffen und großen Bogen Papier (Tafel) mit Oberbegriffen (s. C 14.1)vorbereiten; Tesakrepp und Klebestift zum Befestigen der Begriffskärtchen auf Kleidungund Papier; Definitionen (s. C 14.2) für jede Untergruppe auseinander schneiden und fürjeden TN einmal insgesamt kopieren

Wandbefestigung, große freie Fläche; später Gruppenarbeit mit Tischen

„Es geht heute um die Migrantenthematik. Jede und jeder von Ihnen bekommt ein Kärtchenmit einem zu erratenden Begriff auf den Rücken geheftet. Sie ,sind‘ dieser Begriff, kennensich aber selbst nicht und müssen ihn durch Befragen von anderen herausbekommen. DieAntworten dürfen nur ,Ja‘ und ,Nein‘ sein.“ Sie befestigen die Kärtchen auf den Rücken.„Gehen Sie also jetzt im Raum umher und suchen Sie sich Gesprächspartnerinnen oder -partner!“

„Wenn Sie Ihren Begriff gefunden haben, suchen Sie sich unter den hier angegebenenOberbegriffen zusammen, diskutieren Ihre Begriffe und überlegen sich eine Definition –evtl. mit Hilfe der ausgeteilten Erläuterungen. Bereiten Sie dann die Präsentation imPlenum vor.“

Nachdem alle Gruppen ihre Begriffe im Plenum vorgestellt und unter den entsprechendenOberbegriffen angeklebt haben, verteilen Sie an jeden TN eine Kopie mit allen Begriffs-definitionen.Bei der Auswertung kann zu folgenden Fragen nachgedacht und diskutiert werden: Wie istes mir während des ersten Teils ergangen? Wie haben wir in der Gruppe unsere Begriffs-definitionen erarbeitet? Wie war die Teamarbeit, gab es Kooperation/Dominanz/Unter-ordnung? Was hat die Übung mir/uns gebracht ?

Die Präsentation im Plenum kann auch nicht nur verbal, sondern als Sketch, Comic, Vers,Nachrichtensendung oder Karikatur geschehen.

Sie können die Begriffsuche im ersten Teil beschleunigen, indem Sie auf die dann bereitsaufgehängten Oberbegriffe verweisen.Das Spiel kann thematisch beliebig variiert werden.

Quelle: Inge Ruth Marcus: Wenn ein Wort das andere gibt. Arbeit mit Begriffen am Beispiel der Ausländer-thematik. Berlin 1997 (Manuskript)

Literatur: Amt für multikulturelle Angelegenheiten der Stadt Frankfurt a. M.(Hg.): Begegnen – Verstehen –Handeln. Handbuch für interkulturelles Kommunikationstraining. IKO-Verlag Frankfurt a.M. 1993

Arbeitsgruppe SOS-Rassismus NRW (Hg.): Rassismus begreifen. Was ich immer schon über Rassismus undGewalt wissen wollte. Villigst 1997

Gugel, G.: Ausländer, Aussiedler, Übersiedler. Tübingen 1994

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Ratespiel mit Begriffen zur Migrantenthematik C 14von Inge Ruth Marcus

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Die Unterbegriffe auf kleine Karten – jeweils in derselben Farbe – schreiben und mit Tesakrepp o.ä. auf demRücken der TN befestigen; die Oberbegriffe auf den großen Bogen schreiben und während des ersten Teils desSpiels an die Wand hängen/auf die Tafel schreiben

� Wir-Formen, � Bewegungs- � Verirrungen � gefährliche � Umgangsformen Zugehörigkeitsgefühle Formen “-ismen“ mit Migranten

Volk Emigration Fremdenfeindlichkeit Egoismus Integration

Nation Immigration Ausländerfeindlichkeit Nationalismus Assimilation

Ethnie Binnenwanderung Rassismus Eurozentrismus Isolation

Kultur Völkerwanderung Ethnozentrismus Chauvinismus Ghettoisierung

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Begriffe zu Ausländerfragen C 14.1

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Emigration: Auswanderung, nach verbreitetem Verständnis: Verlassen eines Staates, um ineinem anderen Staat seinen Wohnsitz und eine Erwerbstätigkeit zu suchen. Auswanderungist u.U. mit der Aufgabe einer Staatsangehörigkeit und der Annahme einer anderenverbunden.

Immigration: Einwanderung, nach allgemeinem Verständnis: die Einwanderung in einenStaat, ein Land, um dort einen neuen Wohnsitz und Erwerbstätigkeit zu suchen. Die legaleFormalisierung der Immigration ist in den meisten Ländern mit der Aufgabe der vorherigenStaatsangehörigkeit verbunden.

Binnenwanderung: Migration innerhalb der Grenzen einer Region, eines Landes, Staatesoder einer Staatengemeinschaft (EU). So ist z.B. die Migration von Italien nach Deutschlandfür Italien eine Aus-, für die BRD eine Einwanderung, für die EU eine Binnenwanderung.

Völkerwanderung: Migration des überwiegenden Teils einer Bevölkerung(sgruppe), sei esaus politischen, ökonomischen, sozialen, religiösen oder kulturellen Gründen.

Von Rückwanderung spricht man, wenn Emigrierte aus dem Land ihrer letztenstaatsbürgerlichen Zugehörigkeit wieder in das Land zurückwandern, aus dem sie(ursprünglich) kamen.

Volk: Alle Staatsbürger eines Staates, Wir-Form bzw. Zugehörigkeitsgefühl aufgrund vonStaatsangehörigkeit.

Ethnie: Wir-Form bzw. Zugehörigkeitsgefühl aufgrund von Abstammungsgemeinschaft,tatsächliche oder fiktive Gemeinsamkeiten von Personengruppen, Gemeinschaftsglaube.Als Kriterien für diese Gemeinschaftszugehörigkeit werden meist Abstammung, Sprache,Kultur, Geschichte, Sitten herangezogen. In ethnischen Gruppen wird Homogenitätunterstellt und Konformität erwartet. Die Sozialwissenschaften (Ethnologie, Soziologie,Anthropologie) sind sich im wesentlichen einig, daß heute ethnische Zuordnungensubjektiv sind, also keinen objektiven Kriterien unterliegen und nur in der Abgrenzung zuanderen Gruppen existieren. Gefahr: Ethnozentrismus.

Nation: Eine Gruppe von Personen, die in einem Nationalstaat organisiert ist oder diesesanstrebt. Wir-Form bzw. Zugehörigkeitsgefühl aufgrund von gleicher Nationalität.

Kultur: Wir-Form bzw. Zugehörigkeitsgefühl aufgrund von Orientierungssystemen vonGesellschaften in den Bereichen Sprache, Rituale, Lebens- und Wohnstile, Symbolik, Werte-und Normensysteme und somit auch in den Kommunikations-, Repräsentations- und Inter-aktionsformen sowie Interpretations- und Deutungsmustern.

Fremdenfeindlichkeit: Feindseligkeit gegen bestimmte Zuwanderer oder Ausländer, dienicht an deren Staatsbürgerschaft, sondern an äußeren Merkmalen (Hautfarbe, Haarform,Kleidung etc.) und kultureller oder religiöser Zugehörigkeit orientiert ist. Auch: Xenophobie.

Ausländerfeindlichkeit: Feindseligkeit gegenüber bestimmten Gruppen von Ausländern, diein erster Linie auf ökonomischen und sozialen Ängsten beruht, etwa: den eigenen Lebens-standard, die eigenen Arbeitsplätze bedroht zu sehen; aber auch Feindseligkeit, die auf offenem Nationalismus beruhen kann.

Rassismus: Die Wahrnehmung unveränderlicher Körpermerkmale bzw. einer Glaubenszu-gehörigkeit als Differenz zu sich selbst, wobei diese Differenz beim anderen als Zeichen derMinderwertigkeit gedeutet wird, während man sich selbst höherwertig fühlt.

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Kurzdefinitionen C 14.2

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Ethnozentrismus: Überbewertung der ethnischen Interessen und Bedeutung der eigenenEthnie mit entsprechender Abwertung anderer (ethnischer) Gruppen. Die Wahrnehmunganderer Gruppen erfolgt aus einer Haltung heraus, die sich selbst in den Mittelpunkt stellt.Die anderen werden dabei systematisch abgewertet bis hin zur offenen Feindschaft. Man nennt die anfängliche „normale“ Neugier am fremden Anderen „primären Ethnozen-trismus“ und die bewusste Ablehnung anderer Seins-, Verhaltens- und Sichtweisen „sekun-dären Ethnozentrismus“. Eine aggressive Form des Ethnozentrismus sind „ethnischeSäuberungen“.

Egoismus: Selbstbezogenheit: Alles auf sich beziehen, sich selbst im Zentrum der Welt undder Betrachtung aller Dinge sehen, sich mehr Rechte als anderen zugestehen, mit zweierleiMaß messen und dabei das günstigere immer für sich beanspruchen.

Nationalismus: Nationaler Egoismus, Überbetonung der Interessen und Bedeutung deseigenen Volkes. Dazu gehört auch das Bestreben, Angehörige anderer Völker zu Mitglie-dern der eigenen Ethnie zu machen (Germanisierung, Russifizierung, Amerikanisierung)und ihnen ethnische Eigenständigkeit zu verweigern.

Eurozentrismus: „Euroegoismus“, Überbetonung der Interessen Europas, Betrachtung deranderen Kontinente und Länder aus dem Blickwinkel des Zentrums, in das Europa gestelltwird. Dadurch geschieht eine Überbewertung der Bedeutung Europas.

Chauvinismus: Gesteigerter Nationalismus, Vaterlandsstolz, Verengung der Wahrnehmungund des Bewusstseins auf die eigene Nation mit gesteigerter Entwertung und Ablehnunganderer Nationalitäten. Gefahr: Kultivierung von Feindlichkeiten und Hass bis zur Krieg-streiberei.

Integration: Im Zusammenhang mit Zuwanderung: Politische und soziale Bemühung, Ab-und Ausgrenzungen zwischen den zugewanderten Minderheiten und der einheimischenMehrheit zu überwinden. Die Minderheit soll dabei dauerhaft sozial, kulturell und politischals gleichwertig anerkannt werden. Voraussetzung: Gesellschaftlicher Pluralismus. Gegen-satz: Segregation.

Assimilation: Freiwillige oder geforderte Aufgabe der eigenen kulturellen bzw. religiösenIdentität. Integration geschieht unter Aufgabe der ursprünglichen kulturellen, religiösen,weltanschaulichen Charakteristiken und Besonderheiten. Gefahr: GesellschaftlicheUniformität und Verlust von kultureller Identität sowie von Kulturgütern.

Isolation: Im Zusammenhang mit Zuwanderung: Ab- und Ausgrenzung von Minderheiten,auch Segregation genannt. Die Isolierung von Gruppen kann von beiden Seiten ausgehenoder einseitig sein und hat den Charakter der bewussten Distanzierung. Dies kann ausverschiedenen Gründen geschehen, z.B. ökonomischen wie bei deutschen „Kolonien“ inEntwicklungsländern.

Ghettoisierung: Isolierung von Minderheiten auf einem bestimmten begrenzten Raum.Diese Abgrenzung kann von beiden Seiten ausgehen oder von beiden Seiten gewollt sein.Die Ghettoisierung kann menschenrechtswidrig sein (Extremfall: Judenghettos) oder einenin die Gesamtgesellschaft integrierten ethnischen Inselcharakter aufweisen (Chinatown).

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Kurzdefinitionen C 14.2

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Ziel:

Zeitbedarf:

Gruppe:

Vorbereitung:

Räumlichkeit:

Anleitung:

Fortführung:

Bemerkungen:

verdeutlichen, wie schnell und wie stark sich Bilder im Kopf festsetzenKooperationsbereitschaft erprobenBedeutung der Kommunikation zur Klärung von Situationen erläutern

ca. 45 Minuten mit Auswertung

gerade TN-Zahl

Malpapier und verschiedenfarbige Stifte für Paargruppen; Nadeln oder Klebeband zum Auf-hängen; möglichst zwei Gruppenleiter

groß genug, um Zweiergruppen zum Malen zu bilden, ohne sich gegenseitig zu stören;Möglichkeit zum Aufhängen der Bilder

„In dieser Übung geht es darum, anhand von Bildern Prägungen festzustellen, die wir unsin unserem Kopf mehr oder weniger bewusst machen und die wir behalten. Stellen Sie sichbitte dafür paarweise gegenüber und drehen sich dann mit dem Rücken zueinander. Jederder beiden Reihen wird ein Bild gezeigt, das Sie dann mit Ihrem Partner zusammen malensollen. Sie dürfen dabei nicht reden.“Die zwei Leiter zeigen gleichzeitig eine Minute lang– der einen Reihe das Bild von der Maus (C 15.1)– der anderen Reihe das Bild vom Kopf (C 15.2)Dann werden die Bilder verdeckt weggelegt. Vor den Reihen stehend wird nun kurz für alle das Bild mit der Synthese von Maus und Kopf (C 15.3) hochgehalten: „Malen Sie bitte jetzt dieses Bild gemeinsammit Ihrem Partner aus der anderen Reihe, ohne zu sprechen!“

Nach Beendigung der Bilder sollen diese für alle sichtbar aufgehängt werden. Dann läßtman nacheinander die Bilder und den Malprozeß erläutern, z.B. durch Beantwortung derfolgenden Fragen:Wie ging es Ihnen bei der Übung?Wer von Ihnen hat angefangen?Wie lief die Zusammenarbeit?Sind Sie mit dem Endprodukt zufrieden?Was hätte anders sein können?Die anschließende Diskussion kann die unterschiedlichen Prägungen an anderen Beispie-len und das Beharrungsvermögen von Bildern thematisieren. Gleichzeitig ist es sinnvoll,auf die Bedeutung von Kommunikation hinzuweisen, da sie uns die Verständigung über dieVielfalt von Vorstellungen ermöglicht. Man kann dabei auf die Übung zurückgreifen undnach der Art nonverbaler Kommunikation fragen, die die Partner eventuell angewandt bzw.verweigert haben.

Es ist wichtig, darauf zu achten, daß die ersten Bilder nur jeweils von einer Hälfte der TNgesehen werden! Die Partner sollen verschiedenfarbige Stifte benutzen, so dass später dieEntstehungsgeschichte des Bildes und die einzelnen Beiträge nachvollzogen werdenkönnen.

Quelle: Kantharos/Amsterdam, eingebracht von Helga Reichow/Trainingsoffensive e.V. Berlin

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Bilder im Kopf C 15

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Maus C 15.1

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Kopf C 15.2

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Synthese C 15.3

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Ziel:

Zeitbedarf:

Gruppe:

Vorbereitung:

Anleitung:

Alternative:

Bemerkungen:

Rückmeldung der TN über die Veranstaltungalle TN zu Wort kommen lassen

2 Minuten pro TN

nicht über 25 TN

keine

„Am Ende möchte ich gern von Ihnen reihum eine Rückmeldung darüber, wie es Ihnen nachder heutigen Veranstaltung geht: Sie haben jede und jeder zwei Minuten Zeit, um in einemkurzen ,Blitzlicht‘ abschließend zu sagen, was Sie beeindruckt oder zum Weiterdenken ver-anlasst hat bzw. welche Fragen offen geblieben sind.“ Oder: „Jeder möge mitteilen, waser/sie aus dieser Veranstaltung mit nach Hause nimmt.“

Bei Zeitmangel lassen Sie sich Stichworte auf Zettel schreiben und werten sie zu Hauseaus.Falls die Gruppe größer ist, können Sie in kleinen Gruppen von drei Personen den Aus-tausch anregen – und gemeinsam Stichworte auf Zettel notieren lassen.

Wichtig ist, daß Sie keine Diskussion über die Bemerkungen zulassen und auch selbstnicht kommentieren. Sie bedanken sich für die Rückmeldung, gerade auch wenn eskritische Punkte gibt, und geben selbst Ihren Eindruck von den TN und dem Verlauf der Ver-anstaltung wieder.

91

Blitzlicht D 1

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Ziel:

Zeitbedarf:

Gruppe:

Vorbereitung:

Räumlichkeit:

Anleitung:

Fortführung:

Beispiele:

strukturierte Rückmeldung der TN entlang von Leitsätzenalle TN bekommen Gelegenheit zur Kommentierunggemeinsame Endauswertung

mindestens 15 Minuten

nicht über 20 TN

Papierbögen (Flipchart) und entsprechende Anzahl von Filzern besorgen; je einen Satz-anfang oben auf einen Bogen schreiben, der am Ende der Veranstaltung aufgehängt wird

Möglichkeit zum Befestigen der Papierbögen

„Am Ende möchte ich Sie auffordern, die vorbereiteten Satzanfänge zu vervollständigen,um eine Rückmeldung zur heutigen Veranstaltung zu geben.“

Nachdem alle TN, die wollen, jeweils auf den Papierbögen ihre Meinung ausgedrückthaben, kann man abschließend gemeinsame Trends feststellen und damit schließen odereine Fortsetzung vereinbaren.

„Mir hat gefallen, dass ...“„Mich hat betroffen gemacht, dass ...“„Für mich war neu, dass ...“„Mich hat besonders interessiert, wie ...“„Ich wüsste gern noch mehr über ...“

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Feed Back mit Satzanfängen D 2

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Ziel:

Zeitbedarf:

Gruppe:

Anleitung:

Bemerkung:

Beispiele:

differenzierte Rückmeldung der TN entlang von Leitfragenindividuelle Auswertung

10 Minuten

Fragebögen vorbereiten und in entsprechender Anzahl kopieren

„Am Ende möchte ich Sie bitten, die vorbereiteten Fragebögen auszufüllen, um mir eineRückmeldung über die heutige Veranstaltung zu geben. Danke!“

Der Fragebogen kann a) Antworten zum Ankreuzen enthalten (das macht die Auswertung am einfachsten) b) offene Fragen stellen, auf die frei geantwortet wird oder c) Skalen enthalten, die eine Gewichtung ermöglichen.

a)� Das Thema war neu für mich.

� Ich werde meinen Freunden davon berichten...

b)Mich hat besonders beeindruckt: ...........................................................................................

Was mich weiter interessieren würde: .......................................................................................

c) 1 2 3 4 5 6 7Mir hat die Veranstaltung gefallen: sehr ______________nicht besonders

Ich fand den Medieneinsatz: anregend ______________langweilig

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Feed Back mit Rückmeldebogen D 3

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Ziel:

Zeitbedarf:

Vorbereitung:

Anleitung:

Beispiel:

aktive lebendige Rückmeldung der TNalle TN kommen in Bewegung

ca. 10 Minuten

mit Tesakrepp, Faden oder Kreide ein Kreuz auf den Boden malen (s.u.)

„Am Ende möchte ich Sie bitten, sich im Raum innerhalb dieses Kreuz-Diagrammsaufzustellen, je nachdem, wie Sie die Veranstaltung einschätzen.“

methodisch anregend

viel Neues gelernt wenig Neues gelernt

eher langweilig

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Stellung beziehen D 4

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Ziel:

Zeitbedarf:

Gruppe:

Vorbereitung:

Räumlichkeit:

Anleitung:

Alternative:

Fortführung:

Bemerkungen:

Zusammenfassung wesentlicher persönlich bedeutsamer ImpulseAnwendungsmöglichkeiten im eigenen Umfeld ergründenBesprechung weiteren Vorgehens

15–20 Minuten

Bereitschaft zum Weiterdenken

Karteikarten/Zettel

Kleingruppenarbeit muss möglich sein.

„Zum Abschluss möchte ich Sie bitten, in Stichworten aufzuschreiben, was für Siepersönlich bedeutsam war in der heutigen Veranstaltung.

Dann finden Sie sich bitte in Dreiergruppen zusammen, tauschen Sie sich über die Punkteaus, über die Sie sprechen möchten und erörtern Sie mögliche Konsequenzen, z.B. Hand-lungsvorschläge, offene Fragen u.a.“

„Überlegen Sie, welchen Zusammenhang es mit unserer aktuellen kommunalen Situationgeben könnte und tauschen Sie sich in Dreiergruppen über mögliche Folgerungen, Forde-rungen und konkrete Vorschläge aus.“

Beispiele von Konsequenzen aus dem Gruppengespräch sollten als Anregung im Plenumvorgestellt werden. Außerdem können konkrete weitere Schritte verabredet werden (z.B. im Sinne einer kommunalen Agenda 21).

Das Aufschreiben dient in erster Linie der eigenen Besinnung der TN auf die Frage. Man könnte auch einfach zwei Minuten Bedenkzeit geben, bevor man in Gruppen geht. Die Kleingruppen sind notwendig, weil man in großer Runde – zumal mit Fremden – nichtunbedingt über persönlich Bedeutsames reden mag.

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Und nun? D 5

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Eingangsportal zu vielen entwicklungspolitischen Seiten:http://www.eine-welt-netz.de

Datenbank mit entwicklungspolitischen Unterrichtsmaterialien (mit Bestell- Service):http://www.eine-welt-unterrichtsmaterialien.de

Was ist Globales Lernen?http://www.global-lernen.dehttp://www.globaleducation.ch

Unterrichtspraktische Beispiele zum Globalen Lernen:http://www.bildung.hessen.de/globales-lernenhttp://www.welthaus.dehttp://www.globales-lernen.de/MatProjektehttp://www.bildungsserver.de/db/listen.html?fach=4970

Datenbank über entwicklungspolitische Fachliteratur:http://star-www.inwent.org

Landeskundliche Information über „Dritte-Welt-Länder“:http://www.inwent.org/v-ez/lk/laender.htm http://www.globlern21.de/Afrikalinks.html http://www.globlern21.de/latamerika.html http://www.globlern21.de/Indienlinks.html http://www.worldbank.org/data/countrydata/countrydata.html http://www.epo.de/index.php?option=com_content&task=blogsection&id14Itemid=68

Hinweise auf entwicklungspolitische Organisationen:http://wusgermany.de/index.php?id=22&L=http://www.epo.de

Hinweise auf Schulpartnerschaftsnetze:http://partnerschulen.nibis.dehttp://www.globales-lernen.de/boerse

Hinweise auf entwicklungspolitische Fernsehsendung (Newsletter abonnieren):http://www.misereor.de/index.php?id=1574

Lernkisten und Projektkoffer:http://www.welthaus.de/bildung/projektkisten.htm

(Quelle: Eine Welt im Unterricht (SEK.I/II), Materialien, Medien, Adressen, Ausgabe 2003/2004, Hg. Welthaus Bielefeld, 2003)

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Nützliche Internetseiten für den Unterricht E 1

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� Aktionsbündnis gegen AIDS

AIDS-Kampagnenbüro Postfach 11307 72003 Tübingen Telefon: (07071) 2 06-504 Fax: (07071) 2 06-510 E-Mail: [email protected] Internet: www.aids-kampagne.de

� BUKO Kampagne „Stoppt die Rüstungsexporte“

BUKO Kampagne „Stoppt die Rüstungsexporte“ Buchtstraße 14–15 28195 Bremen Telefon: (0421) 32 60 45 Fax: (0421) 3 37 81 77 E-Mail: [email protected] Internet: www.buko.info/stopruest/selbstdarstellung.html

� Briefe gegen das Vergessen

amnesty international wählt jeden Monat drei Gefangene aus. Damit diese wieder frei kommen, werden weltweit Briefe an die betreffenden Regierungen geschrieben.

� amnesty international

amnesty international Heerstraße 178 53111 Bonn Telefon: (0228) 98 37 30 Fax: (0228) 63 00 36 E-Mail: [email protected] Internet: www.amnesty.de

� erlassjahr.de – Entwicklung braucht Entschuldung

Postfach 32052040420 DüsseldorfTelefon: (0211) 4693-196 Fax: (0211) 4693-197E-Mail: [email protected] Internet: www.erlassjahr.de

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Aktionen und Kampagnen E 2eine Auswahl

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� FIAN Blumenkampagne(FoodFirst Informations- & Aktions-Netzwerk) koordiniert eine Blumen-Kampagne, in der auch Brot für die Welt und terre des hommes sowie zahlreiche internationale Organisationen und Gewerkschaften mitwirken. Die Kampagne richtet sich gegen miserable Löhne, unsichere Arbeitsverträge, Unterdrückung freier Gewerkschaften und Gesundheits-gefahren durch massiven Pestizideinsatz.

FIAN Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V. Düppelstraße 9–1150679 KölnTelefon: (0221) 7 02 00-72Fax: (0221) 7 02 00-73E-Mail: [email protected]: www.fian.de/blumen

� Fair Play-Fair spielt Gegen die Verletzung von Rechten durch die Spielzeugindustrie.

Aktion fair spieltc/o Werkstatt ÖkonomieObere Seegasse 1869124 HeidelbergTelefon: (06221) 4 33 36-11Fax: (06221) 4 33 36-29Internet: www.woek-web.de/conchilli-mx/cms/front_content.php?idcat=34

� FairWertunghat das Ziel, umwelt- und sozialverträgliche Konzepte für den Umgang mit Altkleidern und Schuhen zu entwickeln, entwicklungspolitisch schädliche Exporte zu reduzieren und die Vermarktungswege transparent zu machen.

FairWertung e.V.Hüttmannstraße 52, 45143 Essen Telefon: (0201) 62 10 67Fax: (0201) 6 46 25 69E-Mail: [email protected]: www.fairwertung.de

� Kampagne für „saubere Kleidung“Für den Handel mit Kleidung ist eine Sozialcharta erstellt worden, die einen Verhaltens-kodex für alle Unternehmen des Bekleidungshandels vorsieht. Die Charta ist in den Niederlanden im Rahmen der Clean Clothes Campagne entwickelt worden.

Kampagne für saubere Kleidung c/o VEMRudolfstraße 13142285 WuppertalTelefon: (0202) 8 90 04-316Fax: (0202) 8 90 04-79E-Mail: [email protected]: www.saubere-kleidung.de

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Aktionen und Kampagnen E 2eine Auswahl

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� Kinderrechts KampagnenDas entwicklungspolitische Kinderhilfswerk terre des hommes beteiligt sich zur Zeit an den folgenden internationalen Kampagnen, um Kinderrechte durchzusetzen: – Stoppt Kinderhandel - Internationale Kampagne gegen Kinderhandel– Kinder haben Rechte– Kinder in bewaffneten Konflikten

terre des hommes Deutschland e.V. Hilfe für Kinder in Not Ruppenkampstraße 11a Postfach 4126 49031 Osnabrück Telefon: (0541) 71 01 -0 Fax: (0541) 70 72 33 E-Mail: [email protected]: www.tdh.de

� LandminenkampagneDie Landminenkampagne setzt sich für ein Verbot von Entwicklung, Produktion, Export und den Einsatz aller Formen von Landminen sowie für die Vernichtung aller existierender Minen in der BRD und fordert umfassende Unterstützung bei der Minenräumung.

medico international e.V. Burgstraße 10660389 Frankfurt am Main Telefon: (069) 9 44 38-0 Fax: (069) 43 60 02 E-Mail: [email protected] Internet: www.medico.de

� TransFair- KampagneVerein zur Förderung des fairen Handels mit der „Dritten Welt“ e.V.

TransFair Remigiusstraße 21 50937 Köln Telefon: (0221) 9 42 04 00 Fax: (0221) 94 20 40 40 E-Mail: [email protected] Internet: www.transfair.org

(Quelle: www.eine-welt-netz.de)

Bearbeitung: Jan Münzer (2004)

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Aktionen und Kampagnen E 2eine Auswahl

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AGEH- Arbeitsgemeinschaft für EntwicklungshilfeRipuarenstraße 8 50679 Köln Telefon: (0221) 8 89 60 Fax: (0221) 8 89 61 00 E- Mail: [email protected] Internet: www.ageh.de

Bengo – Beratungsstelle für private Träger in der EZAVillichgasse 7 53132 Bonn Telefon: (0228) 83 00 01-0 Fax: (0228) 83 00 01-20 E-Mail: [email protected] Internet: www.paritaet.org/bengo

BfdW – Brot für die WeltStafflenbergstraße 76 70184 Stuttgart Telefon: (0711) 21 59-0 Fax: (0711) 21 59-2 88 E-Mail: [email protected]: www.brot-fuer-die-welt.de

BMZ – Bundesministerium für wirtschaftliche Zusam-menarbeit und Entwicklung Adenauerallee 139–14153113 Bonn Telefon: (01888) 5 35-0 Fax: (01888) 5 35-35 00 E-Mail: [email protected] Internet: www.bmz.de

Christliche Initiative RomeroFrauenstraße 3–748143 Münster Telefon: (0251) 8 95 03 Fax: 0251/ 8 25 41 E-Mail: [email protected]: www.ci-romero.de

ComeniusinstitutSchreiberstraße 12 48149 Münster Telefon: (0251) 21 59-0 Fax: (0251) 21 59-50 E-Mail: [email protected] Internet: www.ci-muenster.de

Deutsche WelthungerhilfeFriedrich-Ebert-Straße 153173 Bonn Telefon: (0228) 22 88-0 Fax: 0228/ 22 07 10 E-Mail: [email protected] Internet: www.welthungerhilfe.de

DED – Deutscher EntwicklungsdienstTulpenfeld 753113 BonnTelefon: (0228) 24 34-0Fax: (0228) 24 34-111E-Mail: [email protected]: www.ded.de

DVV – Deutscher Volkshochschul VerbandObere Wilhelmstraße 32 53225 Bonn Telefon: (0228) 9 75 69 20 Fax: (0228) 9 75 69 30 [email protected] Internet: http://dvv.vhs-bildungsnetz.de

Europäische Akademie Nordrhein-Westfalen Weberstraße 11853113 Bonn Telefon: (0228) 94 93 01-0 Fax: (0228) 94 93 01-29 E-Mail: [email protected]: www.eanrw.eu

Eine Welt in der SchulePostfach 33 04 40 28334 Bremen Telefon: (0421) 2 18-29 63 Fax: (0421) 2 18-49 19 E-Mail: [email protected] Internet: www.weltinderschule.uni-bremen.de

EED – Evangelischer EntwicklungsdienstUllrich-von-Hassel-Straße 76 53123 Bonn Telefon: (0228) 8 10 10 Fax: (0228) 8 10 11 60 E-Mail: [email protected] Internet: www.eed.de

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Entwicklungspolitische Institutionen E 3Hilfestellungen und Materialien

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GERMANWATCH e.V. Kaiserstraße 201 53113 Bonn Telefon: (0228) 60 49 2-0 Fax: (0228) 60 49 2-19 E-Mail: [email protected] Internet: www.germanwatch.org

GTZ – Deutsche Gesellschaft für technische Zusammenarbeit GmbHDag-Hammarskjöld-Weg 1–565760 EschbornTelefon: (06196) 7 90Fax: (06196) 79 11 15Internet: www.gtz.de

INTERKOM – Gesellschaft für Internationale Kommunikation und KulturPostfach 12 05 19 53847 Bonn Telefon: (02241) 97 83-97 Fax: (02241) 97 83-98 E-Mail: [email protected]: www.interkom-ev.de

INWENT – Internationale Weiterbildung und EntwicklungPostfach 12 06 2353048 BonnTelefon: (0228) 24 34-5Fax: (0228) 24 34-766E-Mail: [email protected]: www.inwent.org

KNH – Kindernothilfe e.V.Düsseldorfer Landstraße 180 47241 Duisburg Telefon: (0203) 77 89-0 Fax: (0203) 77 89-118 E-Mail: [email protected] Internet: www.kindernothilfe.de

MisereorMozartstraße 9 52064 Aachen Telefon: (0241) 4 42-0 Fax: (0241) 4 42-188 E-Mail: [email protected] Internet: www.misereor.de

RAA – Brandenburg Friedrich-Engels-Straße 1 14473 Potsdam Telefon: (0331) 74 78 00 Fax: (0331) 7 47 80 20 [email protected] www.raa-brandenburg.de

Schulprojektstelle Globales LernenCorrensstraße 12 72076 Tübingen Telefon: (07071) 92 05 10 Fax: (07071) 9 20 51 11E-Mail: [email protected] Intenet: www.global-lernen.de

SüdwindLindenstraße 58-60 53721 Siegburg Telefon: (02241) 5 36 17 Fax: (02241) 5 13 08 E-Mail: [email protected] Internet: www.suedwind-institut.de

tdh – Terre des hommes Deutschland e.V.Ruppenkampstraße 11a 49084 Osnabrück Telefon: (0541) 71 01-0 Fax: (0541) 70 72 33 E-Mail: [email protected]: www.tdh.de

UNESCO-ProjektschulenLangwartweg 7253129 BonnTelefon: (0228) 24 25 7-06Fax: (0228) 24 25 7-07E-Mail: [email protected]: www.ups-schulen.de

UNICEF – Deutsches KomiteeHöninger Weg 104 50969 Köln Telefon: (0221) 9 36 50-0 Fax: (0221) 9 36 50-2 79 E-Mail: [email protected] Internet: www.unicef.de

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Entwicklungspolitische Institutionen E 3Hilfestellungen und Materialien

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VENRO – Verband Entwicklungspolitischer Nichtregie-rungsorganisationen Kaiserstraße 201 53113 Bonn Telefon: (0228) 9 46 77-0 Fax: (0228) 9 46 77-99 E-Mail: [email protected] Internet: www.venro.org

WFD – Weltfriedensdienst e.V.Hedemannstraße 14 10969 Berlin Telefon: (030) 25 39 90-0 Fax: (030) 25 11 88-7 E-Mail: [email protected] Internet: www.wfd.de

WEED – Weltwirtschaft, Ökologie und Entwicklung Torstraße 15410115 BerlinTelefon: (030) 27 58 21 63Fax: (030) 27 59 69 28E-Mail: [email protected] Internet: www.weed-online.org

Welthaus Bielefeld August-Bebel-Straße 62 33602 Bielefeld Telefon: (0521) 9 86 48-0 Fax: (0521) 6 37 89 E-Mail: [email protected] Internet: www.welthaus.de

WUS – World University Service Goebenstraße 35 65195 Wiesbaden Telefon: (0611) 44 66 48 Fax: (0611) 44 64 89 E-Mail: [email protected] Internet: www.wusgermany.de

ZKE – Zentrum für kommunale Entwicklungs-Zusammenarbeit Im Gustav-Stresemann-Institut Langer Grabenweg 68 53175 Bonn Telefon: (0228) 81 07-0 Fax: (0228) 81 07-198 E-Mail: [email protected] Internet: www.gsi-bonn.de

Bearbeitung: Jan Münzer, 06/2004

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Entwicklungspolitische Institutionen E 3Hilfestellungen und Materialien

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Brot für die WeltGut leben statt viel habenStuttgart 1996, 68 Seiten (Unterrichtsmaterialien; Sekundarstufe I und II )

Comenius-Institut (Hg.), Führing, GiselaGlobales Lernen und Schulentwicklung2000, 140 Seiten

Fountain, SusanLeben in Einer WeltBraunschweig 1996, Westermann, 222 Seiten (Unterrichtsmaterialien; Orientierungsstufe,Klassen 3–6)

Führing, GiselaBegegnung als IrritationMünster / New York 1996, Waxmann, 197 Seiten

Führing, GiselaLernen in weltweitem Horizont Münster 1998, Waxmann, 218 Seiten

Führing, Gisela / Mane Albert, MartinaGlobales Lernen im SchulalltagMünster, NewYork 2001, Waxmann, 205 Seiten

Koordinierungsstelle BLK-Programm 21 (Hg.)Globales Lernen (Zeitschrift 21)2001; ökom-Verlag, 66 Seiten

Lang-Wojtasik, Gregor / Lohrenscheit ClaudiaEntwicklungspädagogik – Globales Lernen – Internationale BildungsforschungFrankfurt am Main 2003, IKO – Verlag für Interkulturelle Kommunikation, 255 Seiten

Meier, PeterGlobal! Egal? Globales Lernen und Agenda 21Mülheim an der Ruhr 1998, Verlag an der Ruhr, 69 Seiten

Overwien, BerndLernen und Handeln im globalen KontextFrankfurt am Main, 2000, IKO – Verlag für Interkulturelle Kommunikation, 568 Seiten

Poenicke, AnkeAfrika in deutschen Medien und SchulbüchernSt. Augustin 2001, 59 Seiten

Sachs, WolfgangNach uns die ZukunftFrankfurt am Main 2002, Brandes & Apsel / Südwind, 216 Seiten

Weiterführende Literatur E 4

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Scheunpflug, AnnetteGlobalisierung als Herausforderung für die PädagogikFrankfurt am Main 2000, IKO – Verlag für Interkulturelle Kommunikation, 196 Seiten

Scheunpflug, Annette/ Schröck, N.Globales Lernen2000, 34 Seiten

Schmitt, RudolfAusleih ServiceBremen 2003, 192 Seiten (Kataloge/Verzeichnisse)

Seitz, KlausBildung in der WeltgesellschaftFrankfurt am Main 2002, Brandes & Apsel / Südwind, 192 Seiten

Solidarisch leben lernen (Hg.)Praxisbuch Globales LernenFrankfurt am Main 2002, Brandes & Apsel / Südwind, 184 Seiten (Unterrichtsmaterialien)

VENRO (Hg.)„Globales Lernen“ als Aufgabe und Handlungsfeld entwicklungspolitischer Nicht-Regierungsorganisationen,2000, 17 Seiten

VENRO e.V.Bildung 21 – Lernen für eine gerechte und zukunftsfähige Entwicklung2000, 8 Seiten

Welthaus Bielefeld u.a. (Hg.)Eine Welt im Unterricht (Sekundarstufe I und II)Bielefeld 2003, 71 Seiten

World University ServiceKooperation und Vernetzung für globales LernenWiesbaden 2003, 113 Seiten

Weiterführende Literatur E 4

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ded Globales LernenArbeitsblätter für die entwicklungspolitische Bildungsarbeit2. überarbeitete AuflageHerausgegeben vom Deutschen Entwicklungsdienstgemeinnützige GmbHTulpenfeld 7D-53113 Bonn

Telefon: (02 28) 24 34-0Fax: (02 28) 24 34-111Email: [email protected]: www.ded.de

Text: Dr. Gisela FühringRedaktion: Mechthild Lensing, Jutta HeckelGestaltung: Dietmar SilberDruck: SZ Druck, DED

Bonn 2006

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