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DasTMagUazin füRr NatSur unPd UmIweElt amGNiedeErrheLin A · Vo r angf lä chei z D uts d s ind eG...

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ISSN 1619 -7046 4/2015 · Heft 99 Oktober – Dezember Einzelpreis 3 Euro Naturschutzgebiet Brachter Wald 30 Jahre NABU-Naturschutzhof Neue NABU-Heimat Hof Emschermündung Xantener Dom ist fledermausfreundlich Zwergschnäpper im Kreis Viersen Naturschutzgebiet Brachter Wald – Foto: Hans-Georg Wende N ATURSPIEGEL Das Magazin für Natur und Umwelt am Niederrhein
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Page 1: DasTMagUazin füRr NatSur unPd UmIweElt amGNiedeErrheLin A · Vo r angf lä chei z D uts d s ind eG b tj z B a l d es og nat„N i l Natu r eb s“. Zaun soll bleiben 2011 wurde im

ISSN 1619-70464/2015 · Heft 99Oktober – DezemberEinzelpreis 3 Euro

� Naturschutzgebiet Brachter Wald� 30 Jahre NABU-Naturschutzhof� Neue NABU-Heimat Hof Emschermündung� Xantener Dom ist fledermausfreundlich� Zwergschnäpper im Kreis Viersen

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NATURSPIEGELDas Magazin für Natur und Umwelt am Niederrhein

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NATURSPIEGEL 4 /2015 5

Nachrichten aus der Region

4 NATURSPIEGEL 4 /2015

Nachrichten aus der Region

Das sind großräumige Landschafts-ausschnitte, die für die Bewahrung dermitteleuropäischen Artenvielfalt inihren angestammten Lebensräumenbesonders wichtig sind. Das Natio-nale Naturerbe umfasst unter ande-rem sämtliche deutsche National-parke, viele weitere Großnaturschutz-gebiete, den ehemaligen innerdeut-schen Grenzstreifen und zahlreicheehemalige Militärgebiete. Auch amlinken Niederrhein gibt es ein sol-ches Erbstück – den Brachter Wald.

� Brachter WaldFrühere Niederwaldnutzung undBeweidung ließen die ursprünglichvon Eichen und Birken bewachsenenSandböden im Brachter Wald zu einertypischen Heide werden. Schafhal-tung und Plaggenhieb, Holz- undStreuentnahme, Torfabbau und Im-kerei waren über Jahrhunderte fastdie einzigen Nutzungen. Bereits vor1890 wurde das Gebiet mit Kiefernaufgeforstet. In Teilen blieben aberHeide, Borstgras- und Sandrasen so-

wie anderes Magergrünland erhal-ten. Als die Briten 1948 begannen, dasGelände einzuzäunen und zum größ-ten Munitionsdepot Westeuropas aus-zubauen, erweiterten sie die offenenLebensräume aus Sicherheitsgründen.Bis zu 45.000 Tonnen konventionel-ler Munition lagerten hier in speziel-len Hallen – abgeschirmt durch Split-terschutzwälle und breite Brand-schutzschneisen, streng bewacht undumzäunt wie in einem Hochsicher-heitstrakt. Diese Infrastruktur ist derGrund, weshalb der Brachter Wald bisheute rein optisch nicht dem klassi-schen Heide-Idyll entspricht. 20 Kilo-meter Zäune, eine dreistellige Zahlvon Lagerhallen, dazu 15 KilometerGleisanlagen, vier Verladebahnhöfe,Strom- und Telefonleitungen hinter-ließen ihre Spuren, auch wenn dergrößte Teil der militärischen Infra-struktur längst abgebaut ist. Nur dasrechtwinklige Muster aus Wegen undBrandschutzstreifen erinnert noch andie 50-jährige Zeitspanne unter bri-tischer Flagge.

� Einmalige ArtenvielfaltNachdem die Militärs das 12,5 Qua-dratkilometer große Gelände in den1990er Jahren geräumt hatten, wurde

es nicht privatisiert, sondern 1997größtenteils von der NRW-Stiftunggekauft. Und jetzt begann auch einegründliche Bestandsaufnahme derPflanzen-, Pilz- und Tierarten. DieUntersuchungen bestätigten denaußergewöhnlichen Artenreichtum:So fanden allein die Pilzkundler in denMagerrasen, Heiden und Wäldern inwenigen Jahren weit über 1.000 Pilz-arten, von denen mehr als hundertlandesweit sehr selten oder gefährdetsind. Für die Vielfalt waren nämlichnicht in erster Linie Zaun und Stachel-draht verantwortlich, sondern eherder dauerhafte Ausschluss landwirt-schaftlicher Düngung. Auf den leichterwärmbaren Sandböden tummelnsich zudem Wildbienen, Ameisen,Heuschrecken und Laufkäfer, undder Reichtum an nachtaktiven Schmet-terlingen kommt dem Ziegenmelkerzugute, von dem nirgendwo im Rhein-land so viele Brutpaare leben wie hier.Sein schnurrender Gesang ertönt abEnde Mai aus den von großen Lich-tungen durchsetzten Kieferforsten.Weitere Charaktervögel des Gebietssind Heidelerche, Baumpieper undGartenrotschwanz. Seit dem Jahr2000 steht der Brachter Wald nununter Naturschutz.

� TierischeLandschafspfleger

Mit dem Erwerb dieses Gebietes fürZwecke des Naturschutzes und dergeglückten Konversion allein war esaber nicht getan. Denn für eine dauer-hafte Erhaltung offener Lebensräumemüssen diese regelmäßig beweidetund aufwachsendes Gehölz immerwieder beseitigt werden. Eine unge-lenkte Wildnisentwicklung, die an-dernorts ein sinnvolles Naturschutz-ziel sein kann, wäre für die Heidedas Todesurteil. Aus diesem Grundzieht eine große Herde Moorschnu-cken über die Freiflächen. WeitereLandschaftspfleger sind urige Gallo-

way-Rinder, Konik-Pferde und einekopfstarke Damwild-Population.Hinsichtlich ihrer Nahrungspflanzenund der bevorzugten Aufenthalte ha-ben alle diese Huftiere unterschiedli-che Vorlieben, in der Summe bildensie damit eine starke Koalition gegenBirken, Kiefern und Co. Damit das sobleibt, koordiniert die BiologischeStation Krickenbecker Seen e.V. fach-kundig sämtliche Pflegemaßnahmenund dokumentiert die Erfolge. Da-neben informieren die Mitarbeiterinteressierte Besucher und führen Ex-kursionen. Heute steht ein insgesamt32 Kilometer langes Netz von Wan-der- und Radwegen den Naturfreun-den und Erholungssuchenden zurVerfügung. Die ausgewiesenen Wegeführen entlang der typischen Heide-Lebensräume und erlauben vielfäl-tige Naturbeobachtungen, ohne dassbesonders sensible Tiere und Pflanzengestört oder gefährdet würden. Zu-sätzlich wurden Infotafeln, Aussichts-plattformen und ein Bohlenweg in-stalliert. Indem die Besucher dasWegegebot einhalten, können sie

wesentlich dafür sorgen, dass sichSchutz und Genuss der Natur ver-tragen.

DR. GÜNTER MATZKE-HAJEK n

Seit dem Jahre 2002 wird der NABU-Naturschutzhof von der Arbeiter-wohlfahrt (AWO) Kreis Viersen un-terstützt. Zweimal wöchentlich hilftHerr Han (Ergotherapeut) mit rundsechs Bewohnern des Otto-Pötsch-Hauses einem Wohnheim für psy-chisch erkrankte Erwachsene in Net-tetal-Kaldenkirchen bei der Pflege un-seres mittlerweile zwei Hektar großen

Außengeländes. Ob es das Fegen desHofes, der Rückschnitt von Sträu-chern oder das Abharken der Wiesen-flächen ist, wir freuen uns sehr überdie langjährige Unterstützung undbieten den Helfern wiederum dieMöglichkeit, sich an der frischen Luftsinnvoll zu betätigen.

Herzlichen Dank für Ihre Mithilfe!WIEBKE ESMANN n

Helfende Händeder AWO

Der Ziegen-melker benötigt

lichte Wald-ränder mit Heide

zum Leben.

Ein 100 Meter langerBohlensteg bietet einenweiten Ausblick überdie Landschaft.Fotos: Hans-GeorgWende

Leserbrief zu„Vogelhighlights3/2015“

„Frauenfeindlich“Erstaunlich: Selbst einesimple Liste von Vogel-arten kann noch mitdumm-frauenfeindlichenSprüchen „aufgewertet“werden! (zur Bartmeise,Anm. der Red.) VielenDank dafür!Eine neue Ex-Leserin

Vom Munitionsdepot zum Naturerbe:

Der Brachter WaldIm Frühjahr 2015 wechselten viergrößere Liegenschaften, darunterdie Steinheide bei Kerpen und dieDrover Heide bei Düren, aus demEigentum der Bundesrepublik in dasder NRW-Stiftung. Zusammen mitzahlreichen anderen Naturschutz-Vorrangflächen in ganz Deutschlandsind diese Gebiete jetzt Bestandteiledes so genannten „NationalenNaturerbes“.

Zaun soll bleiben2011 wurde im Auftrag des Um-weltministeriums vom Landesamtfür Naturschutz, Wildforschungs-stelle NRW und Biologischer Sta-tion ein Fachgutachten erarbei-tet. Es kam zum Schluss, dass dasDamwild eine wesentliche Rollezur Erhaltung der wertvollen Hei-den und lichten Wälder und somitauch der Artenvielfalt im BrachterWald spielt, und dass daher auchder Außenzaun dauerhaft erhal-ten werden sollte.

In einem Feldversuch bis 2017lässt nun das Umweltministeriumermitteln, ob diese effektive Be-weidung auch ohne Damwild, al-so nur mit Haustieren (Rinder,Pferde, Schafe) möglich ist.

Die Helfer und Helferinnender AWO ViersenFoto: Wiebke Esmann

Typisch für denBrachter Waldist das Mosaikaus Wäldern,

Heiden undoffenen Sand-

magerrasen.

Wichtig zurErhaltung derLebensräume isteine effektiveBeweidung.


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