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Das Zeithirn des Mars

Date post: 06-Jan-2017
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Das Zeithirn des MarsZukunftsroman W.Brown

Scan by Kantiran 05/2010

Die Leute, die dort miteinander redeten, waren Marsmenschen. Waring konnte sie nicht verstehen. Deshalb benutzte er die Gelegenheit, sich umzusehen. Sie standen in der Eingangshalle eines riesigen Gebudes. Sulen eines blanken Metalls trugen ein Dach aus klarem Glas. In allen Richtungen ging es in andere Rume, und dauernd kamen blaue spinnenbeinige Marsleute vorbei. Das Gebude schien leise zu beben und zu brummen - es waren wohl Generatoren, die fr die hier vor sich gehenden Arbeiten gebraucht wurden. Waring bemerkte, da die beiden Marsleute ihr Gesprch beendet hatten und ihn ansahen.Wollen wir jetzt? fragte Yyrmac.Natrlich.Sie wanderten lange, glserne Korridore entlang, und die sprde wirkenden Beine der Marsmnner verursachten dabei ein knackendes und raschelndes Gerusch.Waring konnte den argwhnischen Gedanken nicht ganz unterdrcken, da Yyrmac vielleicht nicht auf seiner Seite war - ob er nicht geradewegs in eine Falle lief. Vielleicht war er auch schon drin.Und dieses Knistern der Marsmnnerbeine. Ein Alpdruck trotz des vielen Lichtes ringsum.Schlielich betraten sie den Raum, in dem das Zeithirn aufbewahrt wurde. Waring hatte es nie zuvor gesehen, kannte keine Bilder oder auch nur Beschreibungen von ihm. Und doch wute er beim ersten Blick, da er das unheimliche Gert vor sich hatte.Es war von rundlicher Form und lag wie friedlich schlafend auf einem Gestell, das an die Wand angelehnt war. Ein blankes, rundes Riesenei in einem Nest von Drhten, Isolatoren und Widerstnden, Rhren, Scheiben und Stben. Ein schlafender Marsgott. Rechts davon stand ein schwarzer Metallstuhl, ebenfalls umrankt von Drhten, Stahlruten, wummernden Rhrenreihen und anderen Kompliziertheiten. Links lungerten zwei mit vielen Gelenken versehenen Metallarme trge auf dem Boden. Sie endeten in kleinen runden Scheiben, die wie Saugnpfe aussahen. Er war ein Gott, das stimmte schon, dachte Waring - es war das alles sehende Auge, das dort tckisch blinkend wie das Symbol einer grausamen Religion auf dem Labortisch hockte. Nur Marsmenschen machten so etwas so kompliziert. Er trat nher heran und musterte es mit gerunzelter Stirn.Was ist das in Wirklichkeit? Wie arbeitet es? Wer hat es erfunden? Sie sind hierhergekommen, um es zu benutzen, nicht um Fragen zu stellen. Das stimmt schon, aber Wir knnen Ihnen leider gar nichts sagen, unterbrach ihn Yyrmac. Ich bin zwar imstande, Ihnen den Gebrauch des Gerts ausnahmsweise zu vermitteln, aber es gibt keinen Marsbewohner, der Ihnen auch nur die geringste Kleinigkeit von der Konstruktion des Apparates verraten wird. Ich zweifle aber nicht daran, da frher oder spter ein Techniker auf der Erde dieselbe Sache erfinden wird, und jemand wie Ihr Chef wird sofort die geschftlichen Mglichkeiten, die sich daraus ergeben, erkennen, so da dieses Gert im Handumdrehen auf der ganzen Erde verbreitet sein wird.Geschftliche Mglichkeiten?Natrlich. Eigentlich htten Sie als Erdenmensch doch gleich daran denken mssen. Malen Sie sich doch aus - fr einen nicht zu geringen Betrag, der im voraus zu entrichten wre, knnten Sie im Lauf von wenigen Stunden oder hchstens Tagen einen Querschnitt durch die Vergangenheit erleben. Das Zeithirn wrde einfach mit einem alten Gegenstand verbunden, und dann nhme die Reise durch die Vergangenheit ihren Lauf. Ein Stck Holz von einem Ihrer alten Segelschiffe zum Beispiel wrde Ihnen das Erlebnis einer Seereise in alter Zeit mit all ihrer Romantik verschaffen. Damit liee sich bestimmt Geld machen.Waring lchelte hflich.Wollen wir jetzt anfangen? fragte Yyrmac.Anscheinend wollen sie mich loswerden, dachte Waring. Er nickte, was blieb ihm anderes brig! Ein drckendes Angstgefhl stieg in ihm auf und umkrampfte seine Kehle. Nun wrde er miterleben, was mit Henesseys Schiff passiert war - er wrde mit ihm in die leere Schwrze strzen, immer weiter, bis dorthin, wo die drei Mnner der Besatzung jetzt nur noch ein wenig Staub im Kosmos waren. Er sah zwei Marsleute, die die Kiste in das Laboratorium schoben. Es krachte und splitterte, als sie den Holzdeckel aufstemmten. Von der Decke kam schlangengleich ein Saugarm herab, zgerte ber dem Schrottstck und packte es dann.Setzen Sie sich bitte in den Stuhl!Wie beim Zahnarzt, dachte Waring. Schlimmer wird es hoffentlich auch nicht werden. Wieder stieg die heie Angst in ihm auf und wich einer kalten, lhmenden Furcht. Dumpf brummten die Generatoren. Wie ein ZahnarztbohrerWie Sie sehen, werden die Arme mit dem Gegenstand verbunden, sagte Yyrmac. Waring beobachtete, wie der Saugarm das Metallstck zum Zeithirn hinberschaffte, wo die beiden Marsleute die Metallarme mit den vielen Gelenken daran befestigten. Dann wurden Stecker in ffnungen gesteckt und Drhte geprft.Die Marsbewohner gingen auf ihren dnnen Beinen um den Apparat herum und untersuchten dies und verbanden das.Nun setzte man Waring einen Helm auf den Kopf, der mit kreisfrmigen Elektroden ausgestattet war. Mit dem Zeithirn war der Helm durch einen Schlauch verbunden. Die Spinnenfinger der Marsleute schwirrten ihm vor dem Gesicht herum, als noch dies und jenes gendert, zurechtgeschoben und angepat wurde.Warum hatten eigentlich die Marsleute nie selber versucht, in den Weltraum auerhalb des Sonnensystems vorzustoen? dachte Waring, als er in seinem schwarzen Metallstuhl sa, den seltsamen Helm auf dem Kopf. Warum hatten sie, im Besitz solch immensen Wissens und Knnens, sich nie selber an diese verlockende Aufgabe gewagt?Das Brummen der Generatoren steigerte sich zu einem leisen Heulen. Pltzlich sah Waring einen grnlich schimmernden Leuchtkfer durch das Laboratorium fliegen. Die Marsleute zogen die Kpfe ein, als er vorbeischwirrte. Ein heiteres Zwischenspiel - selbst in diesem Laboratorium aus Stahl und Glas lie sich das Alter des Planeten nicht bersehen, es meldete sich notfalls von allein durch ein Insekt, das eine Ritze gefunden hatte.Aber pltzlich erschienen das Alter dieses Planeten, das ehrfurchtgebietende Wissen seiner Bewohner nicht mehr blo ehrfurchtheischend, sondern furchteinflend; pltzlich hatte Waring Angst vor den Marsleuten, die vor ihm standen. Und dabei fiel ihm nicht ein Grund ein, warum er Angst haben mte - nicht ein einziger, kleiner Grund.Yyrmac rusperte sich rchelnd. Das Zeithirn ist so eingestellt, da Sie in das Raumschiff versetzt werden, kurz nachdem es Ihren Planeten verlassen hat. So ist es Ihnen doch wohl recht, nicht wahr?Gewi!Ich hoffe, es ist Ihnen folgendes klar: Sie erleben zwar das Schicksal der Besatzung mit, aber Sie gehren nicht zu ihr. Es wird Ihnen nur so vorkommen. Sie sind eine Art von allwissendem Beobachter des Schiffs und knnen die Gedanken aller Besatzungsmitglieder nachdenken. Die Erlebnisse werden Ihnen so vorkommen, als nhmen sie Tage, Wochen oder gar Jahre in Anspruch, in Wirklichkeit aber sind sie viel schneller vorber. Sie sind zeitlich zusammengedrngt, aber Sie werden das nicht bemerken.Waring versuchte zu nicken, aber daran hinderte ihn der Helm. Und was ist, wenn ich in der Vergangenheit bei der Katastrophe umkomme? - Werde ich dann je wieder hierher zurckkehren knnen? Gelange ich wieder auf die Erde zurck, zu Jo und den Kindern? Er erinnerte sich, wie sie ihn an dem Abend angesehen hatte, als Wade anrief ... Sie hatte geahnt, da etwas geschehen wrde. Das Brummen der Generatoren irritierte ihn, gab ihm ungute Gedanken ein. Warum waren diese Marsleute so selbstzufrieden bei der ganzen Sache, so erhaben und ungerhrt? Warum hatten sie selber denn nie versucht, in den Weltraum vorzudringen, in das Reich hinter der Bahn des letzten Sonnenplaneten? Sie hatten doch vorzgliche Raumschiffe, und es hie sogar, da der Superantrieb, den Henessey benutzte, nichts weiter als eine Abwandlung einer technischen Idee war, die auf dem Mars schon benutzt wurde, als die Menschen auf der Erde noch auf Bumen wohnten. Wenn sich das alles aber so verhielt, warum hatten die Marsbewohner selber nichts damit versucht?Der Helm drckte auf seinen Schdel. Er schluckte und bewegte seine trockene Zunge im Mund. Und nun? fragte er.Yyrmac lchelte ihn schmerzlich an. Fertig? fragte er.FertigtDnne Finger zogen zwei Klappen vom Helm herunter auf seine Augen. Er hrte ein Knacken und Knistern, und die Generatoren jaulten auf. Vor seinen Augen lag Finsternis. Verzweifelt versuchte er, Herr seiner Gedanken zu werden, sie abzudrngen von der panikartigen Furcht, in der sie zu versinken schienen. Bilder von Jo und von seinen Kindern tanzten vor seinem Gesicht wie flatternde Insekten, die immer wieder auf ihn zustieen. Dann drhnte ihm pltzlich Wades Stimme in den Ohren, wie er damals im Bro des Newscreen gesprochen hatte: Was kann daran schuld sein, da dieses Schiff nicht aus dem Weltraum zurckkehrte?Und dann fing es in der Dunkelheit zu glhen an, und das Schwarz wurde rot, wurde zu Feuer, und das Heulen der Generatoren schnitt ihm wie mit Messern durch Gehirn, grlich, unertrglich, und alle Bilder, Gefhle und Gedanken zerstoben aus der Gegenwart, whrend Waring hintenber strzte, in eine Finsternis, in die Vergangenheit.Im Zeithirn pulsierten Strme. Die blaue Indikatorscheibe wurde rtlich violett und vernderte sich zu einem glhenden Tiefrot. Die Generatoren kreischten. Yyrmac lchelte.Der andere Marsbewohner sah ihn an. Warum hast du das gemacht?Irgendeiner mu es ja mal erleben.Aber warum gerade jetzt?Es liegt in unserem Interesse, diesem Erdenmenschen Wade einen Gefallen zu tun. Er kann uns weitaus mehr helfen, als du glaubst. Auf der Erde ist er eine wichtige, einflureiche Persnlichkeit.Der andere machte ungeduldige Bewegungen. Ja, ja, ich wei. Aber diese Sache!Na, auf jeden Fall werden wir bald wissen, wie erwachsen dieser Erdenmensch ist.Glaubst du denn, da diese anderen schon so weit sind, das zu ertragen? Wieder lchelte Yyrmac.Ich wei es nicht, sagte er. Ich habe keine Ahnung. Und dann sahen sie wieder schweigend zu, wie das Zeithirn pulsierte, schimmerte und strahlte.Zehntausend Sterne zerbarsten um Warings Kopf. Er wurde aus seinem Sessel gerissen und flog in eine sehr groe Hhe hinauf, in eine rubinrote Leere, weit, weit hinter dem Mars ...Es war pltzlich, als she er auf sich selbst herab. Er war in zwei Teile zerfallen - der eine sa in einem schwarzen Metallsessel in einem Mars-Laboratorium, der andere flog davon, weit weg, in eine rote Dmmerung hinein und in schwarze Nchte, wo Zeit nicht mehr Zeit war und der Raum eine Ewigkeit und doch nur einer der abermillionsten Rume, die es gab.Eine Wolke zog an dem Teil von ihm vorbei, der durch den Weltraum flog. Aber dann war es gar keine Wolke, sondern Yyrmacs Gesicht blau, sehr blau und verrunzelt. Und Yyrmac sprach mit seiner wispernden Stimme: Es ist Ihnen doch klar: Sie erleben zwar das Schicksal der Besatzung mit, aber Sie gehren nicht zu ihr. Es wird Ihnen nur so vorkommen... Sie knnen die Gedanken aller Besatzungsmitglieder nachdenken... Es wird Ihnen so vorkommen, als datiere alles Tage, Wochen oder gar Jahre, in Wirklichkeit aber ist alles viel schneller vorber. Die Wolke wurde grer, viel grer, und dann war es auf einmal gar nicht mehr Yyrmacs Gesicht, sondern das von Jo, und sie stand mit ihm in der Diele der Wohnung in London, auf der Erde, und sie sagte: Es ist irgendwas los. Er ruft dich doch jetzt schon lange nicht mehr so an, wenn nicht etwas wirklich Wichtiges passiert ist. Ich hab schon den ganzen Abend so ein ungutes Gefhl gehabt. Es ist was passiert, oder es wird was passieren. Ich wei das genau!Jetzt wurde die Wolke rund und fest wie das Zeithirn, das da inmitten von Millionen von Sternen schwebte. Aber das Zeithirn war auch ein Gesicht, ein groes rundes Gesicht, von einem sthlernen Fensterrahmen umgeben. Wades Gesicht, und es sagte drhnend: Stellen Sie sich das vor, Waring - malen Sie sich die Geschichte aus, die hinter all dem stecken mu. Das Raumschiff hatte alles, was dazu gehrt, um unbeirrt und zielsicher an seinen Bestimmungsort zu gelangen. Es besa den Superantrieb, an Bord waren die besten, Gehirne der Erde Was aber ist geschehen?Doch der Superantrieb war ja angeblich aus einer alten Marserfindung entwickelt worden. Warum hatten die Marsleute nie versucht, Fixsterne zu erreichen? Oder hatten sie es versucht - und wenn sie es versucht hatten, was war dann geschehen?Wieder schienen Sterne um ihn herum zu zerplatzen. Ein zerfressener Mond segelte an ihm vorbei. Aus dem Geheul und Gekreisch, das ihn aus der Ferne verfolgte, wurde Orgelklang, der ihn mit mchtigen, schrecklich ergreifenden Lautsten umbebte. Und die explodierenden Sterne explodierten nicht mehr, sondern waren wirklich Sterne, die an ihm vorbeizuziehen schienen, whrend er selbst in den Weltraum hinausflog.Der andere Teil von Waring sa im Marslaboratorium, mit einem sonderbaren Helm auf dem Kopf. Doch die Erinnerung an diesen anderen Teil seiner Person schwand immer mehr aus den Gedanken des Teils von Waring, der den Weltraum durcheilte...Dann kamen das Schwarze und das Rote wieder und verschlangen die Bilder, verhllten die Visionen. Schwarz und rot quoll es von dort ihm nach, wo die Sterne zerborsten waren, es zerflo und waberte, wie ein grlicher polypenhafter Nebel. Das Gefhl, wie ein Pfeil durch den Raum zu fliegen, verschwand, und Waring schien nun zu fallen, sacht wie eine Flaumfeder, wie in einem Traum. Er konnte nichts sehen auer der Schwrze und dem dunklen Rot um ihn herum und deshalb konnte er nicht genau sagen, ob er wirklich fiel oder ob es alles nur Einbildung war. Die Schwrze bedrngte ihn, jetzt legte sie sich um ihn herum, grub sich in die Augen, langte wie mit glitschigen, feuchtwarmen Fingern in seine Gehrgnge, in seine Nase, drang zwischen den zusammengepreten Zhnen in seinen Mund - sie kroch in seine Kehle und in seine Brust und wand sich dort, krempelte sich um.Mit einem Male merkte Waring, da die Schwrze verschwand. An ihrer Stelle war etwas anderes Schwarzes, die ganz gewhnliche Dunkelheit, die er kannte, die Dunkelheit eines Raumes ohne Licht. Und er bemerkte, da berall Sterne glitzerten, nichts anders als die, Sterne, die er hatte glitzern sehen, wenn er mit einem Raumschiff von einem Planeten zum anderen reiste. Freilich war er jetzt in keinem Raumschiff, sondern stand auf einer Ebene aus schwarzem Fels, deren Dimensionen seltsam verschoben oder verschroben erschienen. Was nahe war, schien zugleich fern, und die Ferne fiel ihm beinahe auf den Kopf, von oben herunter. Er fuhr sich mit fiebriger Hand ber die eiskalte Stirn und sah nochmal hin. Irgend etwas bewegte sich dort auf der Ebene, schattenhaft zwar, doch vorhanden, eine geisterhafte Gestalt, wie ein tanzender Staubwirbel auf nachtdunkler Strae. Was es auch sein mochte, was er da mehr ahnte als sah - es war etwas zum Frchten, etwas Fremdes, etwas Feindliches. Nher kam es jetzt, schwebte ber die dunkle Ebene auf ihn zu, und Waring htte um keinen Preis der Welt sagen knnen, was es war oder wie gro es war. Dann schmolzen alle Sterne zusammen zu einem groen Feuerball, und die Glutkugel kam von oben herab zu ihm herunter und zerteilte sich und tanzte um seinen Kopf. Und dann kam wieder die Schwrze ber ihn, und er sah nichts mehr.Was wird deiner Ansicht nach geschehen, wenn er alles wei? fragte der andere Marsbewohner.Yyrmac zuckte die Achseln. Ich habe keine Ahnung.Aber du mut doch einmal darber nachgedacht haben?Vielleicht habe ich es getan.Und- was ist dir eingefallen?Ich wei wirklich nicht, was geschehen wird. Das wird wahrscheinlich auch nicht unsere Sorge sein mssen, sondern Wades Sorge.Glaubst du, die Regierung htte erlaubt, da Erdenmenschen das Zeithirn benutzen, wenn sie gewut htten, was die Erdenmenschen damit herausbekommen wollen? Glaubst du auch nur einen Augenblick lang, sie htten zugestimmt?Yyrmac gab einen Augenblick lang keine Antwort.Ich glaube es auch nicht, gab er zu. Aber das kann uns ja auch gleichgltig sein, denn ich bin berzeugt, da Wade niemandem etwas erzhlen wird, wenn er erfhrt, was Waring herausgefunden hat.Der andere hob die Schultern. Und warum nicht?Erdenmenschen sind keine Marsleute, das ist der Grund. Die Erdenmenschen sind junge Geschpfe, hysterisch und nervs. Wenn das, was Waring entdeckt, ihnen mit dem Newscreen bekanntgemacht wird, werden sie es wahrscheinlich gar nicht ertragen knnen - es sei denn, sie ziehen es vor, nichts von alledem zu glauben. Aber wie ich schon sagte, ich glaube nicht, da Wade es berhaupt riskieren wird.Der andere Marsbewohner zuckte unglubig die Achseln.Die Generatoren brummten eintnig ihr Lied.An der Wand pulsierte mit rotem Blinken das Zeithirn.Das Raumschiff hatte eine unglaubliche Geschwindigkeit. Waring wute das. Er wute freilich nicht genau, wie es kam, da er berhaupt etwas wute - aber er hatte auch keinen Zweifel an seiner Kenntnis. Er war in dem Schiff und war doch nicht darin; er konnte die Dinge berhren und konnte es doch wieder nicht.Zuerst war er ein Teil des Schiffes selbst gewesen, als dieses durch den Raum geflogen, durch Scharen von Sternen und Meteoren und groe, schwarze Leere. Dann hatte er gemerkt, da er sich bewegen knnte, und er hatte sich bewegt - in das Schiffsinnere hinein. Jetzt war er im Steuerraum, inmitten der Instrumentenwnde, der Schalter, Skalen und schimmernden Sehschirme. Er war in Henesseys Schiff.Die Stimmen schienen zuerst fern zu sein, sehr weit weg. Aber es wurde ihm klar, da nur das Gerusch des Antriebs sie bertnte.Als Henesseys Schiff die erste Fahrt unternahm, hatten die meisten Leute, Wissenschaftler wie Laien, einmtig erklrt, da Henesseys Idee ein Hirngespinst sei und da jedes Raumschiff, das mit Henesseys Superantrieb versehen war, Schiffbruch erleiden werde. Nur eine kleine Gruppe von den Menschen, die auerhalb der gewohnten Bahnen zu denken vermochten, hatte geglaubt, da Henessey recht hatte. Waring erinnerte sich undeutlich der Artikel Henesseys im Journal der Astronautischen Gesellschaft - es waren darin einige der Grundprinzipien erlutert, auf denen der Superantrieb beruhte, und zur Erklrung wurde die marsianische Fyyric-Mathematik benutzt, die ohnehin als unverstndlich fr das Menschenhirn galt. Damals begannen dann auch Gerchte zu kursieren, da Henessey mehr, als er zugab, den Wissenschaftlern des Mars verdankte.Und nun schwebte er, Kenneth Waring, Reporter des Newscreen (oder zumindest ein Teil von ihm) wie ein Gespenst im ersten auerplanetarischen Raumschiff, das zudem vor Jahren seinen Untergang gefunden hatte. Er bemerkte, wie seine Gedanken zu wandern begannen - das war wohl das Ende seiner Verwandlungsperiode. Er war kaum noch Kenneth Waring oder auch blo ein Teil von ihm oder von dem, was Kenneth Waring dachte oder fhlte - er war nur noch ein Fernsehauge und ein Mikrophon, ein Instrument, das aufnahm und speicherte, nichts weiter als ein Instrument.Henessey durchkreiste den Steuerraum, wie eine Biene einen Blumengarten durcheilt; seine weien Hnde bettigten sekundenlang diesen oder jenen Knopf, diesen oder jenen Hebel oder Schalter. In einer Hngematte schlief McOrdle. Rumbold spielte mit dem Elektronen-Spieler Schach. Nolan starrte auf den Schirm des Suchgertes und betrachtete unbewegt die Sterne.Nur die vier waren da. Drei von ihnen taten eigentlich nichts weiter, als darauf zu warten, da Henessey den Superantrieb einschaltete, und sie frchteten sich vor dem, was geschehen mochte, wenn er es tat. Denn bis jetzt wurde das Schiff noch immer von dem blichen Raumschiff antrieb vorwrtsgetrieben. Doch sie wuten, nun war es bald soweit.Rumbold zndete eine Zigarette an. Dieser Schachspieler ist erstaunlich, sagte er.Erstaunlich? Ach, Unsinn.Ich meine nicht, er sei erstaunlich, weil er Schach spielen kann. Ich meine erstaunlich, weil diese Maschine inkonsequent spielt. Sie spielt jedesmal anders.Henessey drehte sich gereizt um. Natrlich ist der Elektronenspieler inkonsequent. Denn wenn er konsequent wre, knnte jedes vernunftsbegabte Geschpf ihn dauernd schlagen. Es brauchte ja blo die Reihenfolge der Bewegungen zu lernen, die er macht.Rumbold zuckte die Achseln. Ich wei ja. Es war blo ein schchterner Versuch, ein Gesprch in Gang zu bringen.Nolan auf seinem Sitz in der Ecke lachte. Den Weltraum nicht ganz gewhnt, Rumbold?Zumindest nicht diese Art von Weltraum.Nach und nach gewhnt man sich aber dran.Ich meine auch nicht den Weltraum an sich.Was dann? Ja, fhlt ihr denn das nicht? Henessey sah von seinen Gerten auf.Was sollen wir fhlen? Rumbold stand auf und ging durch den Steuerraum.Versucht doch, es zu fhlen. Ihr werdet es schon merken. Was es ist, wei ich auch nicht.Henesseys Finger begannen ungeduldig auf einer Tischpatte zu trommeln. Wovon reden Sie eigentlich, Rumbold?Ich wei es nicht. Ich sag ja; ich wei es nicht. Ich wei nur, da etwas anders ist, als es sein sollte. Ich kann es spren. Irgend etwas stellt sich meinem Verstand entgegen.In der Hngematte rhrte sich etwas. Dann sagte McOrdle mit verschlafener Stimme: Dieses Gefhl habe ich auch seit gut einer Viertelstunde.Die vier Mnner sahen sich an. McOrdle sttzte sich auf einen Ellenbogen, seine Augen starrten unter den zerzausten Haaren zu den anderen drei Mnnern hinber.Das ist ja alles Einbildung, knurrte Henessey. Wir haben keine Zeit, hysterisch zu werden. Der Superantrieb ist in fnfzehn Minuten fllig; es wird Zeit, da ihr euch vorbereitet.Rumbold ging zum Suchgert. Die Sterne auf dem Schirm waren winzige, zwinkernde Pnktchen. Er zndete sich eine neue Zigarette an.Sieh einer an! Sieh das einer an! Kein Wunder, da wir eigenartige Gefhle haben!Henessey sagte streng: Wollen Sie sich bitte erinnern, da nur zwei von Ihnen solche Empfindungen haben. Ich selber habe keine Halluzinationen, Rumbold.Aber ich habe welche, sagte Nolan leise.Henessey fuhr herum und starrte ihn an. Ich dachte, Sie seien ein alter Raumfahrer, Nolan. Als ich Sie aussuchte, nahm ich Sie, weil es hie, Sie htten eiserne Nerven und wten vom Weltraum alles, was es zu wissen gibt.Nolan zuckte die Achseln. Man gewhnt sich an Raumfahrten, man lernt alles kennen. Vielleicht ein bichen zu gut. Nach einer Weile fhlt man sich ganz zu Hause darin. Und deshalb wei man natrlich, wenn mal irgendwas anders damit ist.Anders, anders? Wovon reden Sie denn? Es ist nichts anders als sonst. Ein paar Kleinigkeiten sind uns schiefgegangen, aber das war eigentlich zu erwarten. Ich htte nie gedacht, Sie wrden so etwas sagen, Nolan. Rumbold vielleicht, der hat noch nicht viel praktische Erfahrungen in der Raumfahrt.Werden Sie nicht so persnlich, sagte Rumbold gekrnkt. Dann wandte er sich an Nolan: Was meinen Sie denn dazu?Ich wei gar nichts. Es gibt noch viele Dinge im Weltraum, von denen wir nichts ahnen. Vielleicht ist das so eine Sache. Es ist ein Gefhl, wie Sie es beschrieben haben - als ob sich mir etwas entgegenstemmt, eine Art von psychischer Kraft.Und Sie nennen sich einen erfahrenen Raumfahrer? hhnte Henessey. Ich bin nicht so kindisch, mir einzubilden, im ganzen Universum so gut Bescheid zu wissen wie in meiner Hosentasche. Falls Sie es so gemeint haben sollten.Das meine ich nicht, und Sie wissen das auch ganz genau.Dann herrschte Stille im Schiff, auer dem Gerusch des Antriebs und dem Ticken der Instrumente.Das Schiff flog weiter auf seiner Bahn.Es vergingen Minuten, ohne da einer sprach. Dann sagte Henessey: McOrdle - kmmern Sie sich um das da!McOrdle lie sich aus seiner Hngematte gleiten und kam herbeigeeilt. Um was, bitte?Diese Skala!McOrdle warf einen Blick darauf und seufzte tief. Sind wahrscheinlich die Generatoren.Ach wo. Der Generatorraum ist mit einem Netz von Kontrollstrahlen berzogen. Wenn dort irgendwas schiefgegangen wre, htten lngst die Alarmvorrichtungen Lrm gemacht.Es knnte ja etwas sein, das den Strahlen entgangen ist.Das bezweifle ich.Aber was denn sonst?Das wei ich doch nicht. Ich frage doch Sie! Sie sind dafr zustndig.Ich sehs mirs an! Er drehte sich um und ging zur Schleuse. Auerhalb der Steuerkabine gab es keine knstliche Schwerkraft, und deshalb sagte er, ehe er sich in die Schleuse begab:Wenn ihr da unten was herumrudern hrt, das bin nur ich. Dann verschwand er. Rumbold schlenderte dort hinber, wo Henessey wieder vor den Skalen und Knpfen hin und her ging. Pltzlich stie er einen Laut aus.Was ist los? fragte Henessey.Skala zeigt falsch an.Was besagt das?Wei ich nicht. Und McOrdle ist noch unten bei den Generatoren. He, die da auch! Rumbold suchte weiter. Noch eine! Irgendwo ein Kraftabfall!Das kann doch aber nicht sein! sagte Henessey. Hallo, Nolan, kommen Sie doch mal her. Sagt Ihnen das etwas?Nolan kam herber und berflog die Skalentafel. Da, wieder eine. Temporegler. Aber wenn wir uns verlangsamt htten, dann htten wir das am Dsengerusch gemerkt.Ein Schweigen berlief sie, und jeder sprte die Drohung von etwas Unbekanntem, Unvorhergesehenem.Gefllt mir nicht, sagte Rumbold. Gefllt mir absolut nicht. Auf dem Suchgert sahen sie einen Meteoritenschwarm vorbeiziehen. Ich zgere, den Superantrieb einzusetzen, ehe wir wissen, was hier los ist, sagte Henessey merklich gedmpft.Hier ist gar nichts los, sagte Rumbold. Wie meinen Sie das - gar nichts los?Da drauen, da ist was nicht in Ordnung. Und dabei deutete Rumbold auf den Suchschirm. Hinter einigen Sternen lag eine tintendunkle Schwrze.Aber nun hren Sie doch endlich mit Ihren dsteren Phantasien auf! Was auch fr uns in dieser Richtung bereitliegen mag, wenn wir berhaupt einen bewohnbaren Planeten finden, so ist er auf jeden Fall noch viele Lichtjahre entfernt! McOrdle tauchte aus der Schleuse auf.Unten ist nichts kaputt, soweit ich sehe, sagte er. Und dann sah er die drei Mnner verblfft an. Was ist denn nun los? Noch mehr falsche Anzeigen.Oh, warum mute ich unsere Mutter Erde verlassen! sthnte McOrdle, als er nherkam.Sind Sie vollkommen sicher, da Sie alles geprft haben?Ich habe alles geprft, was den Kontrollstrahlen entgangen sein knnte, und einiges, was ihnen bestimmt nicht entgangen ist. Ich habe auch die Strahlen selbst geprft. Alles arbeitet einwandfrei.Nolan kratzte sich nachdenklich am Kinn. Hat irgend jemand von Ihnen sonst noch was bemerkt? fragte er.Niemand sagte etwas, niemand rhrte sich.Was? fragte Henessey dann. Es wird hier drin dunkler.Einbildung!Ich sage Ihnen, es wird dunkler! Sehen Sie sich die Lampen an. Da sahen sie es auch. Vier Augenpaare beobachteten wie die Leuchtstbe, die sich durch den Steuerraum zogen, in ihrer Leuchtkraft nachlieen. Nolan hat recht, sagte McOrdle.Das Licht nahm ganz langsam ab, es lie sich nicht leugnen.McOrdle, kmmern Sie sich um die Beleuchtung, sagte Henessey.Und so kmmerte sich McOrdle um die Beleuchtung.Keine Strung, sagte er dann. Nichts zu finden.Danach standen sie dann nur herum und machten ihre Beobachtungen an den Skalen der Instrumente, an den Lampen. Sie sahen die ganze Einrichtung des Raumes, die Sthle, die Hngematten, die groen, aufgehngten Kapseln, die auf sie warteten, wenn der Superantrieb eingesetzt wurde. Alles sahen sie, und jeder wute, da mit ihrem Schiff etwas Bedrohliches geschah.Zurck knnen wir nicht mehr, sagte McOrdle mit einem zaghaften Lcheln.Es ist wie ein Traum, flsterte Rumbold.Nolan sah ihn an. Was fr ein Traum? fragte er.Rumbold sah auf den Leuchtschirm des Suchgertes. Oh - ich dachte an keinen bestimmten Traum, oder habe ich das behauptet?Das nicht! Aber Sie haben vielleicht einen bestimmten Traum gemeint?Rumbold sah auf. Sie haben ihn wohl auch getrumt?Nolan nickte.Und wie ist es mit Ihnen, McOrdle? Haben auch Sie in der letzten Nacht einen merkwrdigen Traum gehabt?McOrdle nickte.Auch ich habe was merkwrdiges getrumt, rief Henessey. Was hat das aber damit zu tun, da unsere Instrumente verrckt spielen?Rumbold zuckte die Achseln. Kann sein, da es gar nichts damit zu tun hat. Auffllig ist aber, da wir alle solche Trume hatten. Mir sind die merkwrdigen Blicke und der gespannte Zug um den Mund deutlich aufgefallen. Was ich jetzt gehrt habe, besttigt nur meinen Verdacht. Mein Traum war eine deutliche Warnung. Wie war es in Ihren Trumen?Genauso, sagten die beiden anderen beklommen, whrend Henessey schwieg.Rumbold nickte. Kollektivhalluzination im Traum.Aber warum? fragte Nolan.Das ist etwas, was ich nicht wei. Es scheint, da wir alle im Unterbewutsein merkten, wir nherten uns irgendeiner Gefahr und da diese Trume Auswirkungen unserer ganz natrlichen Schutzinstinkte waren. Oder aber...Oder was?Oder aber die Trume wurden uns mit Absicht suggeriert.Henessey lachte. Du lieber Himmel! Ich habe mir nie erhofft, einen Psychologen wie einen Irren reden zu hren. Er schlo den Mund mit einem hrbaren Zusammenschlagen seiner Kiefer. Hren Sie zu, Mensch: Wir befinden uns in einem sehr hochentwickelten Typ von Weltraumschiff in einer sehr fortschrittlichen Zeit. Wir alle sind intelligente Menschen. Wenn man Sie aber reden hrt, denkt man, man sei im finstersten Mittelalter.Die Leuchtstbe wurden immer dunkler.Skalenbeleuchtungen flackerten, Zeiger zitterten unentschlossen und taten manches was Zeiger auf Skalen nicht tun sollten.Ein bedrckendes Gefhl der Dunkelheit kam in den Steuerraum. Es war nicht blo das Nachlassen der Beleuchtung. Es war auerdem noch etwas anderes.Jedenfalls knnen wir keine Zeit mit Trnen verschwenden, sagte Henessey nervs. Wenn irgendwas die Energie unserer Generatoren von uns abzieht, dann ist es etwas Psychisches. Dinge, die sich auf geistiger Ebene abspielen, knnen nicht unsere Lampen verdunkeln.Was werden Sie tun? fragte Nolan.Ich werde die Generatoren auf Touren bringen, sagte Henessey. Wenn die Lampen dunkler werden, ist es genau das, was sie wieder heller machen wird. Er ri einen Hebel herunter und legte einen Schalter um.Das Brummen ging in ein gedmpftes Kreischen ber. Die Leuchtstbe aber wurden immer dunkler. Auf Henesseys Gesicht erschienen nun Schweitropfen. Es ist was mit den Generatoren, murmelte er und blickte auf die Schalttafel. Oder irgend etwas verbraucht die Energie.Keiner rhrte sich. Pltzlich schien es keinen Sinn mehr zu haben, etwas zu tun. Nichts hatte mehr einen SinnHenessey fuhr herum. Steht doch nicht da wie die lgtzen! Nolan, kommen Sie her und behalten Sie diese Skalen im Auge; McOrdle, steigen Sie nochmal zu den Generatoren hinab. Und Sie, Rumbold, hren Sie endlich auf, so verzweifelt in die Gegend zu starren. Setzen Sie sich irgendwo hin.Aber keiner rhrte sich.Was ist denn blo mit euch los? schrie Henessey.Finsternis drang in den Raum. Nicht weil die Lampen zu verlschen schienen, sondern weil etwas Greifbares an Dunkelheit Vorhanden war. Es war etwas, das das Licht der Lampen verschluckte, ehe es die Rhren verlassen konnte. Es war die schwarze Faust des Weltraums selbst, die suchend in das Schiff eindrang. Und es war etwas sehr Fremdes und Unheimliches.Schweigend muten es die vier Mnner erdulden, sie waren mit kaltem Schwei bedeckt. Rumbold netzte seine dicken Lippen mit halb trockener Zunge. Er sprte den Salzgeschmack der Verzweiflung und des Todes in seinem Munde. Es gab Worte, die er aussprechen wollte, Worte ber seinen Traum und die Warnung, die in ihm lag. Er wollte wissen, ob sie alle genau den gleichen Traum getrumt hatten - einen Traum von einer unbekannten, schwarzen Ebene, deren Horizont nicht ferner schien, als man mit der Hand reichen konnte, und wo, in der Dunkelheit fast nicht erkennbar, etwas wie ein Staubwirbel auf nchtlicher Strae auf einen zukam, und wo man wute, da man nun so weit gekommen war, wie man jemals kommen wrde und wo man nun wute, da es auch kein Zurck gab.Da begann Henessey, sie anzuschreien.Nehmt euch zusammen! Steigt in eure Sitze! Ich mache diesem Zustand ein Ende. In vier Minuten setze ich den Superantrieb in Gang!Sie bewegten sich endlich. Langsam zwar, aber sie bewegten sich. Schweigend ffneten sie die schwebenden Kapseln, jeder mit seinen Gedanken beschftigt und rtselnd, was beim Einsetzen des Superantriebs geschehen werde - aber rtselnd noch mehr ber die anderen Dinge.Rumbold fingerte am Magnetverschlu seiner Sitzkapsel. Was wrde geschehen? Der Superantrieb konnte doch gewi nicht benutzt werden, wenn nicht einmal der normale Antrieb funktionierte. Andererseits; es wrde bestimmt auch etwas passieren, wenn der richtige, genau auskalkulierte Augenblick, in dem das Einsetzen des Superantriebs vorgesehen war, versumt wurde. Henessey und McOrdle hatten sieben Monate allein dazu gebracht, diesen kritischen Zeitpunkt zu bestimmen. Ihn auch nur um einen Sekundenbruchteil zu versumen, konnte den Tod bringen. Aber obwohl Rumbold all das dachte, dachte er es nur mit einer Hlfte seines Geistes. Die andere wute ganz genau, da es vollkommen gleichgltig war, was sie berhaupt taten oder unterlieen. Er begann zu zittern. Wir sind sehr weit von zu Hause weg, sagte er, ohne damit einen bestimmten der Mnner anzusprechen.Nolan stand neben seiner Kapsel, deren Tr offen war. Er betrachtete noch den Suchgerteschirm und starrte unbeweglich darauf nieder. Dabei sah er eigentlich nichts, sondern dachte an das, was er bei frheren Fahrten in den Weltraum alles gesehen hatte. Die Meteoritenschwrme die Planeten - Venus mit ihren Sandbecken und den unterirdischen Stdten, in denen man wie ein Riese unter den Venuspygmen wandeln konnte. Und er dachte an all die Raumschiffhfen, in denen er gewesen war, in denen er sich hinter eine Theke geklemmt und mit anderen von der gleichen Branche von den mglichen Wundern der Sterne geschwrmt hatte, die noch keiner von ihnen gesehen hatte.Er betrachtete den Suchschirm, als gbe es gar nichts anderes zu sehen. Dabei war dort nur ein Bild dessen, das er kannte - des Weltraums. Im Steuerraum aber, rings um ihn herum, da war etwas, das kannte er nicht, das war fremd, und es gefiel ihm nicht.Steigt in die Kapseln, sagte Henessey mit heiserer Stimme. Noch eine Minute. Eine Minute. Eine Minute aus sechzig winzigen Sekunden.McOrdle stieg in seine Kapsel. Seine Gedanken waren sehr weit weg - in einem kleinen Haus, das auf einem Hgel stand, umgeben von einem Garten und Kastanienbumen, weiter hinten standen ein paar Birken. Er sah Kinder einen schmalen Gartenweg entlang zur Schule gehen. Und er sah von seinem Schlafzimmerfenster aus, wie die Sonne unterging. Aber das war eine Million Jahre her, und vielleicht war es alles nie gewesen.Die Tren der drei Kapseln schlossen sich. Henessey selbst stieg in eine grere, in der sich einige Bedienungseinrichtungen und Kontrollgerte befanden. Ehe er die Tr hinter sich schlo, hatte er noch einen letzten Blick auf den Schirm des Suchgertes geworfen. Und der hatte sehr merkwrdig ausgesehen. Er war dunkel - wie nicht anders zu erwarten. Aber er war vollkommen dunkel, keine Sterne, keine Meteore. Nichts als Finsternis. Dann griff Henessey in seiner Kapsel nach einem Schalter.Aus dem Raum heraus langte es nach ihnen und ergriff sie, wie ein Krake nach einem kleinen Fisch langt.Es gab dabei nicht etwa ein Gefhl, gepackt worden zu sein. Auch nicht das Gefhl der zu jhen Bremsung. Die Krper der Mnner in den Kapseln wurde nicht zerrissen. Nur ihr Geist berstand es nicht.Sie hatten alle das gleiche Gefhl. Eine Art von Zerren, nichts weiter. Ein einmaliges, pltzliches Gefhl einer inneren Zerrung, dann war alles vorbei.Hinterher fhlten sie sich kein bichen anders - auer, da sie wuten, da irgend was geschehen war. Was - das freilich wten sie nicht. Wie halten sie es auch wissen sollen?Die Tren der vier Kapseln schlugen auf. Die Mnner stiegen heraus.Nolan zeigte schweigend mit dem Finger nach vorn und sie folgten mit ihren Blicken.Die Haupttr der Luftschleuse war offen, und auch die uere Tr. Wir sind gelandet, flsterte McOrdle.Auf der Tafel mit den Kontrollinstrumenten zeigten Skalen eine Geschwindigkeit von vielen Tausend Kilometern pro Sekunde, und zitternde Nadeln zeigten technische Vorgnge an wie die ganze Zeit bisher.Und jeder wute trotzdem, da das Schiff gelandet war. Oder gelandet worden war.Wir mten an sich tot sein, sagte Rumbold. Wir knnen ja gar nicht atmen, wenn die Schleuse offen ist. Wir muten tot sein.Dann gingen die vier Mnner zur offenen Tr und sahen hinaus. Drauen war eine schwarze Ebene, die eigentlich gar nicht htte sein drfen.Seht mal, die Instrumente!Welche Instrumente?Alle.Sie warfen einen Blick auf die Skalen.Das ist doch nicht mglich! Das kann doch nicht sein.Ist aber, oder nicht?Es stimmte schon. Sie standen in einem Raumschiff, und sie konnten sehen, da es sich auf dem Boden eines unbekannten, schwarzen Gestirns befand. Aber jedes Instrument, jede Skala, jede zitternde Nadel sagte ihnen, da sie noch immer fuhren - wie bisher.Na, wenn unsere Instrumente in dieser Weise verrckt spielen, ist es ja ganz gut, da wir diesen Stern getroffen haben, sagte Rumbold nun trocken.Nolan sah ihn mit einem Blick an, in dem all die Erfahrung seiner langen Berufszeit lag. Aber nein, wir sind ja gar nicht gelandet! Das ist ganz ausgeschlossen. Eine solche Bremsung htte uns zerschmettert.Wie meinen Sie das - wir seien nicht gelandet? Wo sind wir denn jetzt, wenn nicht auf irgendeinem Gestirn?Ich wei es nicht, sagte Nolan einfach. Die anderen sahen ihn verzagt an.Henessey wies mit dem Finger auf den Boden. Das ist festes Land, Nolan, daran ist nicht zu tippen. Vielleicht verlief die Bremsung unserer Fahrt ganz allmhlich, und wir haben nur nicht gemerkt, wie lange sie dauerte. Vielleicht waren wir in den Kapseln alle ohnmchtig? Oder es hat mit dem Superantrieb insofern nicht geklappt, als es zwar wirkte, aber bremsend, statt beschleunigend.Nolan sah Henessey an. Vielleicht, vielleicht, sagte er tonlos. Vieles ist mglich. Trotzdem glaube ich nicht, da wir bei der Geschwindigkeit, die wir schon ohne Superantrieb hatten, ohne unser Zutun bremsen, unsere Richtung umkehren und auf unseren Dsen auf einem planetenhnlichen Himmelskrper landen konnten, von dessen Existenz wir bis dahin nichts wuten.Henessey zuckte die Achseln. Steigen wir doch mal aus und sehen uns das an, sagte McOrdle.Viel besser wre es, unseren Antrieb zu untersuchen. Auch wenn sich dieses Gestirn als ungewhnlich reizvoll erweisen sollte, gedenke ich nicht, den Rest meines Lebens hier zu verbringen, sagte Henessey.Die vier Mnner sahen sich schweigend in dieser schwarzen Welt um. Sie fuhren sich nervs mit der Zungenspitze ber die trockenen Lippen und wagten keinen Schritt. Rumbold zndete sich eine Zigarette an.Los doch, wir mssen endlich was unternehmen, sagte McOrdle mde.Sie warfen wieder einen Blick auf die Instrumente, die ihnen die Geschwindigkeit zeigten, mit der sie fuhren, den augenblicklichen Brennstoffverbrauch, die Entfernung von der Erde und so weiter. Dann begannen sie, die lange Leiter hinabzusteigen, die bis auf den schwarzen Boden unter ihnen hinabreichte.Als sie unten waren, schien jeder Angst zu haben, sich zu weit von den anderen zu entfernen. Es war, als brauchten sie zu ihrer Sicherheit die Nhe der anderen.Die schwarze Ebene erstreckte sich in die Ferne. Doch sie war merkwrdig verkrzt, und der Horizont schien kaum ein paar Meter entfernt. Die Schwrze leuchtete eigentmlich - so erschien es ihnen wenigstens, denn obwohl keine Sonne schien und es kein Licht auer dem der Sterne gab, konnten sie einander ganz gut sehen.Merkwrdig, da uns das Suchgert nicht anzeigte, da wir uns einem Gestirn nherten, sagte McOrdle.Mit Suchgerten ist so etwas wohl nicht zu erkennen, meinte Rumbold wie zu sich selbst.Sie wuten, was er meinte, aber keiner sagte etwas. Jeder starrte die Ebene an und die fremden Sternkonfigurationen ber ihnen. Dann sagte Nolan. Ich frage mich vergebens, was das fr ein Material ist, auf dem wir stehen. Es scheint Felsen zu sein, aber...Henessey richtete seine Taschenlampe auf den Boden. Der Lichtstrahl schien in die Oberflche der Ebene einzudringen. Als er die Lampe hob und die Birne ansah, war sie nur noch ganz schwach rtlich. Nur noch eine Spur von einem Schimmer.Batterie verbraucht? fragte Rumbold.Das ist doch nicht gut mglich! Ich habe neue eingesetzt, ehe wir abfuhren. Und seither habe ich die Lampe nur ein oder zweimal gebraucht.Na, jedenfalls ist der Strom praktisch alle.Ja.Fast als htte der Boden ihn aufgesaugt.Lachthaft, sagte Henessey.Alles ist hier lachhaft, entgegnete Rumbold.Nun seht euch das an! rief McOrdle.Sie drehten sich nach ihm um.McOrdle hatte sich gebckt, um einen Stein aufzuheben, der kaum grer war als seine Faust, aber er konnte den Stein nicht einmal bewegen.Er ist in keiner erkennbaren Weise am Boden befestigt, aber er gibt nicht einen Millimeter nach. Was hlt ihn blo fest?Sie sahen zu, wie er mit aller Kraft an dem Stein ri und zerrte. Schlielich gab er es erschpft auf. Nun versuchten auch die anderen Steine aufzuheben, aber keiner hatte Erfolg. Jeder Stein, so klein er auch sein mochte, war ein fester Bestandteil des Bodens, auf dem sie standen. Und jeder Stein blieb fest liegen, wo er war.Was bedeutet das? Warum knnen wir nicht einen dieser Steine bewegen?Rumbold zuckte auf McOrdles Frage die Achseln. Vielleicht, weil wir gar nicht hier sind. Oder vielleicht, weil dieses Gestein gar nicht existiert.Henessey sah ihn rasch an. Was fr einem Hirngespinst jagen Sie denn jetzt nach?Rumbold folgte mit seinem Blick dem sich emporkruselnden Rauch seiner Zigarette und dachte wieder an seinen Traum. Das war der Ort, von dem er getrumt hatte. Das war die seltsame schwarze Ebene, die er im Schlaf gesehen hatte - die sie vielleicht alle angesehen hatten, ohne es zuzugeben. Sagen Sie mal, Nolan, fragte er, kam in Ihrem Traum so etwas, vor? Er machte eine Geste in die Runde.So ungefhr. Diese schwarze Ebene habe ich im Traum gesehen, aber ich war allein dort. Wenigstens zu Anfang war ich allein.Und dann, als der Traum weiterging - was war dann?Da kam eine irgendwie gespenstische Gestalt hinzu, glaube ich. Ja - es war so etwas wie...Wie ein Gespenst, nicht wahr? sagte Henessey zornig. Ja. Ja, richtig - ein Gespenst.Na, und ist jetzt ein Gespenst hier, wie? Sehen Sie sichs um! Ist ein Gespenst zu sehen? Sehen Sie eins? Sehen sie auch dorthin - und dort - und dorthin! Er wies mit erregten Bewegungen in alle Richtungen. Nichts, kein Gespenst. Und nun hren Sie zu. Ganz egal, wo wir sind, und ganz egal, was wir getrumt haben; wir sind immer noch eine Gruppe von Forschern, die eine Aufgabe hat. Wir sind keine alten Weiber, die Gespenster sehen. Vergessen Sie das geflligst nicht! Ich habe auch was getrumt, ich leugne das nicht. Aber ich habe nicht die geringste Absicht, mir einzubilden, wir seien irgendwoanders als auf einem Asteroid, den wir sobald wie mglich wieder verlassen werden, wenn wir die Antriebseinrichtungen berprft und notfalls repariert haben, wenn sie nicht in Ordnung sind.Es ist nicht das Schiff, das nicht in Ordnung ist, sagte Rumbold. Der Ort, an dem wir sind, ist nicht in Ordnung! Er ist auerordentlich - etwas, auf dem zu landen wir nie die Absicht hatten.So standen sie herum, wuten nicht, was sie tun oder sagen sollten. Pltzlich wurde ihnen allen klar, da weder der gesunde Menschenverstand noch alle Logik und Wissenschaft erklren konnte, was ihnen widerfahren war. Pltzlich, wie schon einmal im Schiff, war alles vollkommen gleichgltig.Los, sehen wir uns etwas um! sagte Nolan, um das Schweigen zu brechen.Sie gingen auf der schwarzen Ebene umher.Schwrze war um sie herum, ber ihnen und unter ihnen. Die Schwrze war nicht einfach ein Mangel an Licht, sondern selbst eine Substanz, die jeden der Mnner wie mit einer Hlle umgab und ihn mit seinen Gedanken isolierte, ihm den Antrieb nahm, und mit dem anderen von den kleinen Schrecken und von dem groen Entsetzen zu sprechen, die auf sie einstrmten. Denn diese Schwrze hatte etwas an sich von dem Schrecken des Kosmos, grauenvoller, als sie es je erlebt hatten.Nolan war der erste, der etwas sagte.Haben Sie bemerkt, da die Sterne nicht zwinkern?Sie sahen auf, alle vier. Die Sterne waren feste, unbewegte Lichtpunkte, ohne das von der Erde vertraute Zwinkern ihres Scheins.Machen Sie sich nichts daraus, sagte Henessey gereizt.Ich mache mir aber doch was daraus, meinte Rumbold. Ich habe es brigens schon frher gesehen; ich habe nur nichts gesagt.Auch ich hatte es bemerkt, sagte McOrdle.Theoretisch atmen wir gar nicht, sagte Rumbold mit einer Stimme, die wie eine Mischung von Krchzen und Wispern klang. Die anderen wuten, da er kaum sprechen konnte, ohne herauszuschreien. Denn wenn die Sterne nicht zwinkern, kann es keine Atmosphre auf diesem verfluchten Gestirn geben, und Menschen knnen ohne eine Atmosphre atembarer Luft nicht leben. Wenn nun dieser Asteroid zu klein ist, um eine Atmosphre zu haben, dann mu seine Gravitationskraft sehr gering sein, das Schwergefhl ist aber das gleiche wie auf der Erde. Warum, warum? Wie reimt sich das alles zusammen?Keiner wute eine Antwort darauf, und deshalb sagte keiner etwas. Henessey hatte es aufgegeben, die anderen zur Ordnung zu rufen, denn obwohl er noch so beherrscht und vernnftig tat, empfand er im Grunde die gleiche Furcht wie sie. Unter seinem Fu befand sich Gestein, das hier nichts zu suchen hatte, und vier Mnner gingen darauf herum und atmeten und redeten, ohne da sie von Raumanzgen vor der schrecklichen Klte geschtzt wurden, die hier herrschen mute, ohne Sauerstoffgert, das sie am Leben erhielt, und ohne Funksprechgerte, die der Rede die Entfernung vom Mund zum Ohr berbrcken halfen, da die Atmosphre zur Schalleitung fehlte. Er gab den Versuch auf es zu vorstehen.Er war der letzte, der aufgab. Die anderen hatten es schon getan als sie das Schiff verlieen. Sie wuten ja, zu welchem Schlu ihr logisches Denken sie unerbittlich fhrte - da sie auf einem Asteroid, einem kleinen Brocken Gestein im Weltall, viele Millionen Kilometer von der nchsten Sonne entfernt, nicht leben konnten. Doch da waren sie ja und lebten - was freilich einige von ihnen bezweifelten.Ich mchte wissen, ob wir tot sind, dachte Nolan und kniff sich in den Arm, um sicher zu gehen. Es schmerzte. Wenn ich tot bin, dann besagt das, da tote Menschen Empfindungen haben knnen. Es ist auch nicht wie ein Traum, obwohlVielleicht doch? Ein Traum? Es knnte sein. Er knnte begonnen haben, als sie in die Kapsel stiegen. Oder vielleicht schon eher. Es konnte auch einfach die Fortsetzung des ersten Traumes sein, in dem die schwarze Ebene vorkam. Aber wenn das zutraf, dann wrde er doch wissen, da alles blo ein Traum war. Und davon wute er nichts. Er war blo dabei, sich einzureden, da alles nur ein Traum sei - um nicht den Verstand zu verlieren. Etwas anderes blieb ihm ja nicht brig.Rumbold sah sich nach dem Schiff um. Es schien fast mit der Schwrze der Ebene in eins verschmolzen. Er brauchte ein paar Sekunden, bis sich seine Augen daran gewhnt hatten und das Schiff erkennen konnten. Fast als zerbrche nun das letzte Glied, das sie noch mit der Erde verband. Bald wrde dann keins mehr existieren. Bald wrden nur sie auf dieser Ebene sein, nur sie selbst, ohne Vergangenheit, ohne Schiff, ohne Erde. Ob es noch lange dauern wrde bis dahin? Vielleicht nur eine Sekunde. - Vielleicht war es die letzte, in der er lebte und atmete und dachte. Aber nein eine Sekunde war lngst vorbei, und er konnte sich erinnern, das hie: Es war noch nicht geschehen. Aber passieren wrde es natrlich, ziemlich bald. Und dann - was kam dann? Was geschieht mit uns, wenn unsere Vergangenheit vergessen ist? Liegt vor uns so etwas wie ein Zukunft? Ist das das Leben nach dem Tode? Sind wir Tote, die sich gegen die Vorstellung wehren, tot zu sein? Ist es das, nichts weiter als das? Soviel Fragen - und all die Fragen huschten in seinem Kopf herum wie die dnnen langbeinigen Spinnen in einem finsteren Keller.Die vier gingen ein paar Schritte. Sie warfen keine Schatten, denn es gab keine Sonne, keinen Mond, kein Licht. Sie konnten sich aber auf irgendeine Weise sehen, und auch die Ebene war deutlich sichtbar. Sie schwiegen. Nicht ein Wort fiel, nicht ein einziges Wort. Schweigend wanderten sie wie Tote, glaubten vielleicht selbst, tot zu sein, waren dessen aber nicht ganz sicher. Manchmal drehte sich der eine oder andere von ihnen um und sah nach dem Schiff - ob es noch da war. Blo vergewissern, da nicht alle Glieder zur Erde schon zerbrochen waren...Dann sagte einer etwas. Es war Henessy.Hrt mal - ich wei, wir denken alle dasselbe. Ich wei, wir haben keine Ahnnung, was los ist - wir denken, wir sind vielleicht schon tot oder sowas. Aber das Rumlaufen hilft uns nicht weiter. Es fhrt uns nirgend wohin. Wir knnen dadurch gar nichts ber dieses Gestirn ermitteln: Wir entfernen uns immer mehr von dem Schiff - und ich mu sagen; wenigstens ich selber mchte irgendwann wieder fort.Ganz gute Leistung. Rumbold und McOrdle betrachteten Henessey, den brbeiigen kleinen Mathematiker, und fragten sich innerlich, ob er wirklich glaubte, was er sagte, oder ob er nur redete, um die Fassung zu bewahren.Nolan ging ein wenig hinter den anderen. Seine Stimme klang ganz mild, als sie zu den anderen vordrang. Habe ich richtig gehrt: Sie sagten etwas ber das Schiff, nicht wahr, Henessey ...?Stimmt. Ich sagte, wir gingen immer weiter von ihm fort, whrend wir dort sein und uns darum kmmern sollten, ob Reparaturen ntig sind.Nolan lachte, aber als sie sich umdrehten, sahen sie, da seine Augen ernst geblieben waren. Seht euch mal nach dem Schiff um, sagte er. Sie taten es.Und erblickten eine schwarze Ebene, die fast, aber nicht ganz, mit dem schwarzen Himmel verschmolz. Ein Raumschiff war nirgends zu sehen.Entsetzt starrten sie in die Richtung der Stelle, auf der ihr Schiff gestanden hatte. Minutenlang sagte keiner etwas.Dann Henessey: Sieh mal an, sagte er. - Was, glaubt ihr, ist geschehen, und wo sind wir eurer Meinung nach?Rumbold zuckte die Achseln. Kommt es darauf an? Hier bleiben wir jedenfalls, das scheint sicher. Wir haben Zeit, alles herauszufinden.McOrdle zupfte sich am Ohr und verzog den Mund. Haben Sie jemals daran gedacht, da der Superantrieb etwas Ungeahntes htte bewirken knnen? Mathematisch betrachtet verleiht er eine Geschwindigkeit, die grer ist als die Lichtgeschwindigkeit. Aber nehmen wir mal an, der Superantrieb wirke sich auf die Geschwindigkeit in einer anderen Richtung aus!Nolan litt sichtlich, und er ergriff begierig die Gelegenheit zu reden. Wie meinen Sie das, McOrdle? In einer anderen Richtung?Erinnern Sie sich an die Arbeit Stillwaters ber die Zusammenhnge zwischen Zeit, Geschwindigkeit und der vierten Dimension? Stillwater hat sein ganzes Leben damit zugebracht, zu beweisen, da die Masse im Verhltnis zu der berlichtgeschwindigkeit zunimmt, aber sie nimmt auerhalb der mit normalen menschlichen Sinnen wahrnehmbaren drei Dimensionen zu und geht dabei in die vierte Dimension. Vielleicht ist so etwas mit uns geschehen?Aber es wrde nicht erklren, was mit unserem Schiff geschah, ehe der Superantrieb eingeschaltet wurde, warf Rumbold ein.Sie meinen das Verlschen der Beleuchtung und das Ausfallen verschiedener Instrumente ohne erkennbaren Grund?Ja. Und auch die Trume werden durch die Sache mit Stillwaters Gedankengngen nicht erklrt.Nun, sagte Nolan, Sie sind doch Psychologe. Trume schlagen doch in Ihr Fach!Rumbold runzelte die Stirn. Als ich anfing, von den Trumen zu sprechen, hie es, ich sei verrckt. Ich mchte nicht, da sich das wiederholt.Lassen Sie das doch ruhen. Sagen Sie mir, was Sie von Ihrem Traum halten? War er so hnlich wie das, was wir hier erleben?Ja, das war er. Genau wie Ihr Traum. Die schwarze Ebene, die gespenstische Gestalt - alles ...Und sonst noch etwas?Rumbold gab sich Mhe, sich zu erinnern. Ja, ich glaube. Es war so eine Art von Gebude hinter der Gestalt. Aber genau wei ich es nicht.Auch in meinem Traum war es so. Irgendein Bauwerk.Rumbold nickte. Das dachte ich mir. Wir haben alle das gleiche getrumt - oder nicht? Er sah erst Henessey an, dann McOrdle.Sie nickten gleichzeitig.Und was soll daraus hervorgehen?Es geht daraus hervor, da alles, was mit uns geschehen ist, schon begann, ehe der Superantrieb eingeschaltet wurde. Und demzufolge ist McOrdles Theorie ber Geschwindigkeit und vierte Dimension nicht anwendbar. Nein - all das hat mit Physik nichts zu tun, dessen bin ich sicher.Wieder die Gespenster, Rumbold, was? sagte Henessey ironisch.Nicht unbedingt Gespenster, nein, keineswegs. Ich meine folgendes: Wir trumten doch, und es war bei allen der gleiche Traum, nicht wahr?Richtig.Wenn Sie einen Fachausdruck dafr haben wollen; er lautet kollektive Halluzinationstrume. Wichtiger als all das ist, da es prophetische Trume waren. Was wir trumten, hat sich auch eingestellt. Hier stehen wir auf der schwarzen Ebene, die uns im Traum erschien. Natrlich knnen Sie immer noch sagen, da die Trume blo Vorahnungen waren, weil wir uns im Unterbewutsein im klaren waren, was uns passieren wrde. In diesem Fall knnten Sie sich der Theorie McOrdles beziehungsweise Stillwaters bedienen. Aber ich glaube nicht, da das gerechtfertigt wre.Nolan hatte in die Ferne gesehen. - Er wandte sich um und fragte: Und wie lautet dann Ihre Theorie, Rumbold?Ich glaube, da wir uns auf jeden Fall hier wiedergefunden htten, mit oder ohne Benutzung des Superantriebs. Wahrscheinlich sind wir in der vierten Dimension oder jedenfalls in einer anderen Daseinsebene. Ich meine, es war auf jeden Fall vorgesehen, da wir uns in einem bestimmten Zeitpunkt hier befinden sollten, mit oder ohne Superantrieb.Vorgesehen? Das war Henessey.Ja - vorgesehen. Irgendwer oder irgendwas plante das mit ganz bestimmter Absicht.Und diese Absicht wre? fragte Henessy.Ich wei es nicht, erwiderte Rumbold.Sehen Sie - da! rief Nolan aus.In der Ferne, wohin er wies, war, mit dem Himmel verschmelzend, aber dennoch erkennbar, ein Gebude zu sehen.Ein Laboratorium, sagte Nolan.Eine Kathedrale, erwiderte Rumbold.Ein Palast, meinte McOrdle.Wo denn, wo - wovon redet ihr denn? erkundigte sich Henessey aufgebracht und starrte wild dorthin, wohin die anderen starrten, weit vorgebeugt, als knne er dadurch besser sehen.Das Gebude, das Gebude dort. Dort drben! Rumbold hatte Henesseys Arm gepackt und wies in die Richtung.Aber Henessey sah nichts.Die anderen freilich sahen es klar und deutlich.Nolan erschien es als ein mchtiges Gebude - ein Laboratorium aus schwarzem Beton und schimmerndem Glas. Er hatte das Gefhl, es msse ein Laboratorium sein. Es war sehr gro, und Nolan wunderte sich, da er es bei seiner Gre nicht schon viel frher bemerkt hatte. ber die Front zogen sich ganze Reihen von Fenstern, es war von Beobachtungstrmen berragt, und es besa lange Rampen, auf denen Raumschiffe starten und landen konnten. Ein imponierendes Bauwerk! Er fragte sich, was fr eine Sorte von Geschpfen so etwas bauen wrde und malte sich aus, wie sie aussehen muten.Ein ganz anderer Typ von Lebewesen - furchterregend anders.So sah es Nolan.Fr Rumbold sah es anders aus. Das Gebude erschien ihm als gloriose Kathedrale, die ihre Trme hoch in den Himmel schickte - in die Schwrze hinauf. Die Kathedrale war ein Denkmal der Macht und der Majestt, mit riesigen Fenstern, funkelnd in allen Farben, und durch die Mauern brachen die Tne einer mchtigen Orgel. Das Gebude glich fast den alten Domen auf der Erde, als sie noch standen und nicht, wie jetzt, nach zwei Atomkriegen in Schutt und Asche lagen.McOrdle sah das Bauwerk als Palast. Ein Palast wie im Mrchen, mit vielen spitzen Trmen und groen Treppen, die hher und hher und immer hher fhrten...Diese drei Mnner waren nun fast berzeugt davon, da sie tot waren.Und fr Henessey stand berhaupt nichts dort.Ihr seid verrckt, ihr seid verrckt! tobte er. Ihr seid alle verrckt! Es ist berhaupt nichts dort. Es ist nur die schwarze Ebene da. Sonst nichts - gar nichts!Fr Sie ist vielleicht nichts da, sagte Rumbold. Wie meinen Sie das?Wie ich es sagte. Wenn wir in der vierten Dimension sind und wenn das alles absichtlich so eingerichtet wurde, dann sieht jeder von uns nur das, was er zu sehen erwartet. Fr jeden von uns ist das Bauwerk anders. Ich sehe eine Kathedrale, Nolan sieht ein Laboratorium und so weiter. Weil Sie sich noch an die Logik und an Ihren sogenannten nchternen Verstand klammern, sehen Sie gar nichts.Dann bin ich der einzige Vernnftige hier. Sie haben alle eine Halluzination. Das ist es! Ihr zerbrecht! Ihr zerfallt! Ihr lst euch auf! Er hrte erst auf, als er merkte da er schrie.Die vier Mnner gingen weiter ber die Ebene - zum Laboratorium, zur Kathedrale, zum Palast - und der vierte dem Nichts entgegen.

*

Es waren etwas dreiig Stunden vergangen, nachdem Waring seine Reise in die Vergangenheit angetreten hatte. Yyrmac stand neben dem Zeithirn, der andere Marsbewohner in seiner Nhe.Yyrmac war nachdenklich und strich sich gedankenverloren ber das Kinn.Es war so schnell gegangen, da er kaum Zeit gehabt hatten sich vorher alles genau zu berlegen. Jetzt freilich hatte er Zeit. Wie merkwrdig alles gewesen war. Merkwrdig genug, um argwhnisch zu werden.Schon da NNgar in sein Bro kam, NNgar, eines der Mitglieder der Zentralregierung. Er kam in einem Privatflugzeug und machte einen Privatbesuch, wie er immer wieder betonte. Schon das war sehr ungewhnlich.Sie sind mit dem Erdmenschen Charles Talbot Wade befreundet? Allerdings.Er wird sich vielleicht mit dem Anliegen, an Sie wenden, das Zeithirn benutzen zu drfen. Wahrscheinlich schon sehr bald, womglich heute schon. Wir schtzen Wade sehr, wie Sie wissen. Er ist ein bekannter und geachteter Mann auf der Erde. Wegen unseres Interesses am freien Handel zwischen Mars und Erde und aus - nun, sagen wir; aus noch anderen Grnden, wrden wir ihm gern jeden Gefallen tun, um den er uns bittet - selbst wenn es unseren normalen Gepflogenheiten bei der Verwendung des Zeithirns zuwiderluft.Aber der Forschungsrat - der wird doch nie zustimmen.Ich kann mich leider zur offiziellen Haltung des Forschungsrates nicht uern. Aber da sich Wade voraussichtlich an Sie wenden wird, weil er persnlich mit Ihnen bekannt ist, teile ich Ihnen mit, da ich ermchtigt bin, Ihnen vollkommene Handlungsfreiheit zu gewhren, damit Sie ihm helfen knnen.Und ich darf mich auf Sie berufen und ihm auch sagen, da ich durch Sie ermchtigt worden bin?Unter gar keinen Umstnden! Wade wird glauben, da er einen guten Einfall gehabt hat und Ihre Hilfe bentigt, um ihn in die Tat umzusetzen - whrend, unter uns gesagt, ihm die Idee suggeriert worden ist. Er mu aber unbedingt weiter daran glauben, da es seine ureigenste Idee ist, und Sie mssen ihm den Eindruck vermitteln, da ihm unsere Hilfe unter der Hand, ganz unoffiziell, gewhrt wird. Auf keinen Fall darf er selber oder irgendjemand, der mit der Sache zu tun hat, herausbekommen, da die Regierung etwas davon wei. Wahrscheinlich wird jemand von der Erde kommen und das Zeithirn benutzen, Sie mssen den Erdleuten erzhlen, da Sie ihnen einen rein persnlichen Gefallen tun, weil Sie hoffen, da als Gegenleistung, Wade Ihnen bei Ihrer Kampagne fr den Freihandel helfen wird. Oder etwas hnliches - Hauptsache, es wirkt berzeugend.Yyrmac hatte dazu genickt. Ja, natrlich. brigens - wissen Sie schon, was Wade fragen wird? Ich meine, abgesehen davon, ob er das Zeithirn benutzen darf. Was soll ihnen das Zeithirn verraten? NNgar hatte Yyrmac starr angesehen.Die Erdleute haben einen Teil ihres Raumschiffs im Weltraum wiedergefunden - des Raumschiffs, das die Fixsterne erreichen sollte. Sie wollen wissen, was mit dem Schiff geschehen ist. Es ist notwendig, da sie das alles selbst ermitteln.AberEs gibt kein Aber. Der Befehl der Regierung lautet, da wir ihnen helfen sollen, all das festzustellen, was sie wissen mchten - aber wir sollen ihnen nur dadurch helfen, da wir ihnen erlauben und ermglichen, das Zeithirn zu benutzen. Sie drfen nicht wissen, da uns bekannt ist, was mit ihrem Schiff geschah. Sie mssen es alles direkt aus eigener Ermittlungen erfahren.Damit war die Unterredung beendet. - Wade setzte sich tatschlich noch am gleichen Abend mit Yyrmac in Verbindung. Es geschah alles, wie es NNgar vorausgesagt hatte; der Chefredakteur des Newscreen wollte einen seiner Reporter mit dem Bruchstck von dem Weltraumschiff herberschicken. Er hatte seine Hilfe zugesagt und Waring, den Reporter, abgeholt, wie es verabredet worden war.Von da an war alles ganz einfach gewesen, sehr einfach sogar. Und jetzt hatte er Mue, darber nachzudenken. Was hatte das alles zu bedeuten? Warum hatte NNgar gesagt, er sei ermchtigt worden? Hie das, da die Anordnung vom Zentralrat oder gar vom Prsidenten selbst kam? Und warum erlaubte die Regierung den Erdmenschen fr einen solchen Zweck die Benutzung des Zeithirns - hatte sie eine bestimmte Absicht, wenn sie die Erdmenschen herausfinden lie, was es mit den Fixsternen auf sich hatte,- welche Geheimnisse sich dort verbargen?Yyrmac betrachtete gedankenversunken das Zeithirn. Er stellte sich vor, da er selbst an Warings Stelle sa und die erste Fahrt der Erdmenschen zu den Fixsternen miterlebte. Dabei berlief Yyrmacs dnnen blauen Leib ein nichtendenwollender Schauder.Charles Talbot Wade stand an dem riesigen Glasfenster seines Bros und sah die Raketen rote Streifen in den dunklen Himmel brennen.Wenn er es recht bedachte, jetzt, hinterher, war alles reichlich fragwrdig und mehr als seltsam. Es schien alles falsch und unglaubwrdig. Schon das unwahrscheinliche Glck, einen Trmmer von Henesseys Schiff im riesigen Raum wiederzufinden. Dadurch war er auf die Idee gekommen, das Zeithirn auf dem Mars zu benutzen, und er hatte Yyrmac gebeten, ihm das zu vermitteln. Und es hatte gleich geklappt - viel zu leicht, es war ganz unerhrt. Dann war Waring fort. Sein Argwohn setzte ein, nachdem er wieder zur Ruhe gekommen war.Er hatte van Carlsberg unter die Lupe nehmen lassen, und dabei hatte sich ergeben, da er in den letzten sechs Monaten nicht in die Nhe des Titan gekommen war, aber gerade dort, so hatte er behauptet, hatte er das Bruchstck von Henesseys Schiff geunden In Wirklichkeit war van Carlsberg direkt vom Mars gekommen, mit einem Marsschiff, das sofort, nachdem es van Carlsberg abgesetzt hatte, zurckgeflogen war. Vermutlich hatte er das Wrackstck vom Mars mitgebracht; das aber hie, da die Marsleute etwas ber das Schicksal des verunglckten Schiffes wuten. Vielleicht hatten sie das Bruchstck aufgefischt.Und warum denn in aller Welt diese Heimlichtuerei? Was hatten die Marsleute im Sinn? Er vertraute natrlich Yyrmac als seinem Freund, aber er wute, wie straff die Marsregierung und der Mars-Forschungsrat ihre Mitglieder an der Leine hatten.Das Newscreen-Gebude erzitterte, als das groe Schiff zur Venus startete. Wade sah, da die Nacht sich blitzartig erhellte und wieder verdunkelte. Er rhrte gedankenabwesend in seinem Kaffee und go ihn in einem Zuge hinunter. Tausend Sorgen druchschwirrten seinen Schdel wie bsartige, hartnckige Brummer, die sich setzten und im nchsten Augenblick alle wieder wie aufgescheucht umherstoben. Welche Rolle spielte van Carlsberg in dieser Sache? Verschaffte er sich dadurch irgendwelche Vorteile? Bezahlten ihn die Marsleute dafr? Das schien am wahrscheinlichsten. Das Naheliegendste war natrlich, was er mit der Sache zu tun hatte - mit dieser - dieser Verschwrung! Aber war es tatschlich eine Verschwrung? Nun, wenn nicht, dann doch zumindest ein bestimmter Plan. Aber gegen wen richtete er sich? Gegen die Erde? Oder gegen den Newscreen, gegen ihn, Wade, selbst?Er bohrte ein Loch in das Ende einer Zigarre und steckte sie an. Es lt sich nicht leugnen, dachte er bitter, da man keinem richtig trauen kann. Nicht mal so einem alten Weltraumritter wie van Carlsberg. - aber halt - wenn van Carlsberg gelogen hatte, warum hatte das denn der Lgendoktor im Schreibtisch nicht angezeigt?Aber dieses Sinnieren fhrte ja zu nichts. Entweder mute er warten, bis Waring vom Mars zurckkehrte, oder er mute die Untersuchungen gleich jetzt beginnen.Er tigerte in seinem Bro auf und ab, blaue Rauchschwaden hinter sich herziehend. Die Stille im Gebude schien ihm pltzlich furchtbar bedrckend. Er hatte das Gefhl, da etwas vor sich ging, das er unbedingt erfahren mute - etwas Groes, etwas sehr Wichtiges.Er dachte ber Waring nach, der seines Wissens jetzt am Zeithirn hing und mit Henessey durch den Weltraum reiste. Und der Gedanke daran bedrckte ihn noch mehr.Er hielt inne. Entweder einen groen Whisky oderMit zwei langen Schritten war er am Fernsehsprecher. Das Robotermdchen lchelte mechanisch.Raumhafen, bellte er sie an.Interplanet, meldete sich eine mde Stimme.Charles Wade. Ich brauche mein Schiff in einer halben Stunde.Die Antwort klang wesentlich munterer, und der Sprecher gab sich Mhe, beflissen und gescheit auszusehen, als er sagte: Wohin, Mr. Wade?Mars, sagte Wade und schaltete ab. Der Sehschirm erlosch.Sie gingen schweigend auf das Gebude zu. Nicht, da sie nicht sprechen konnten - es schien ihnen nur ganz unntig, zu reden.Wartend harrte ihrer das Gebude - das Gebude, das eine Kathedrale war, ein Palast, ein Laboratorium, das Gebude, das nicht existierte. Vielleicht steht es schon seit Millionen von Jahren, dachte Rumbold. Oder vielleicht war es in einer Minute, in einer Stunde oder in einem Tag errichtet worden - oder vielleicht war es nur da, weil sie es erwarteten?Es sieht so alt aus! sagte McOrdle.Nolan sah ihn fast gekrnkt an. Aber es wirkt doch fast neu, sagte er.Es ist beides - oder nichts, meinte Rumbold.Henessey schwieg.Die Kathedrale stand auf einem hohen Sockel, bemerkte Rumbold. Eine breite Treppe fhrte zu ihr hinauf, und vom Gebude selbst schien Musik auszugehen. Sie klang wie Orgelmusik. Er begann, die Stufen emporzusteigen, die anderen dicht hinter sich. Zu beiden Seiten des mchtigen Portals stiegen die steinernen Trme hoch zum Firmament. Die Kathedrale war riesig, so gro, wie Rumbold nie ein Bauwerk gesehen hatte. Sie sah alt aus, so unglaublich alt wie die Zeit selbst. Aber das wollte hier natrlich gar nichts heien, hier, wo die Zeit nichts galt, wo sich alles in einer offenbar ewigen Nacht verbarg. Nein - Zeit schien es auf diesem Gestirn nicht zu geben, keine Zeit und keinen Grund fr sie. Auch die Kathedrale war vllig zeitlos.ber der Tr starrte das groe Zyklopenauge der Fensterrose in die Ferne. Rumbold mute lcheln, als er merkte, da er darber nachsann, was die anderen anstelle des groen runden Fensters sahen. Und wrde auch Henessey irgendwann etwas sehen?Nolan ging dicht hinter dem Psychologen und wunderte sich, was fr komische Schritte dieser mchte. Es war fast, als stiege er im Geiste eine Treppe hoch! Er zuckte die Achseln. Es gab so viele Dinge hier, die er nicht verstand. Viel zu viele, und er hatte es schon aufgegeben, sie verstehen zu wollen. Das Laboratorium war eins davon. Wer hatte es gebaut und zu welchem Zweck? - Und wie konnte berhaupt ein Laboratorium dort gebaut werden, wo sie zu sein glaubten - in der vierten Dimension? Und noch dazu in dieser Gre. Groe Flchen aus schwarzem Stein und viele blanke Fenster, aber nicht ein Zeichen, da jemand darin war und arbeitete. Angenommen, es war jemand drin - wie wrde dieses Wesen aussehen? Vielleicht hatten die Geschpfe in diesem Laboratorium dreiig Kpfe und tausend metallene Hnde? Oder wrden sie den graugrnen, pflanzenhnlichen Geschpfen der Hhlen der Venus gleichen, oder den zwerghaften Venusbewohnern selbst? Sie konnten natrlich auch drr und blau sein wie die Marsleute. Oder auch, warum nicht, genau so aussehen wie Menschen.McOrdle schnffelte. Er glaufte den Duft von Weihrauch oder gewrzhaft riechenden Pflanzen wahrzunehmen, whrend er auf dem gewundenen Pfad hinter Rumbold und Nolan ging. Ja, da war es wieder! Ein zarter Geruch, ein kstlicher Duft! Er versprach Palste und Knige und Mrchen und fremde Lnder hinter weiten Meeren. Es war der Geruch uralter und ewiger Dinge, die die Jahrhunderte in einem fernen, dunklen Winkel des Universums berdauerten. Das war es also! Himmel, Hlle, vierte Dimension - kam es auf den Namen an? Das war ES, damit wute er alles. Das Ende des Weges, der Schnitt durch den Faden. Er hatte Lust, zu lachen, aber er wute, was die anderen von ihm denken wrden, wenn er dem Verlangen nachgab. Aber was gingen ihn die Anderen an. Darauf kam es doch nicht mehr an, nicht wahr?Er lachte.Nolan drehte sich um. Was ist denn los mit Ihnen?Ich mute lachen.Das habe ich gehrt. Worber denn?Ach, ber so - verschiedenes.ber was denn? Ich sehe hier nichts, was lachhaft wre.Ich habe nicht ber etwas hier gelacht. Beileibe nicht. Ich habe gelacht, weil ich an verschiedenes auf der Erde denken mute. brigens - wieweit weg ist das?Was soll das heien?McOrdle lchelte schlau. Sehen Sie - Sie wissen es nicht. Sie wissen nicht, wie weit weg die Erde ist. Keiner von uns wei es. Sie kann hundert Millionen Kilometer weit weg sein, aber vielleicht ist sie auch direkt hier. Er hob die Hand und griff in die Luft. Wenn wir in einer vierten Dimension sind, knnten wir auch auf der Erde sein, das wrde sich nicht gegenseitig ausschlieen! Wir knnten genau so gut in diesem Augenblick beim Chef in Newscreen sitzen oder ber die Fifth Avenue spazieren oder meinetwegen oben auf der Chinesischen Mauer. Alle Orte knnen mit einem anderen Ort in einer anderen Dimension koexistieren. Und weiter; hat Zeit eine Bedeutung in der vierten Dimension? Und was ist, wenn sie keine hat? Dann knnte in diesem Augenblick ein Dinosaurus dort wandeln, wo in einigen Millionen Jahren Erdenzeit jemand an einen Kiosk auf dem Trafalgar-Platz seinen Becher Kaffee trinkt.Henessey zog seine Taschenlampe aus der Tasche. Sehen Sie her, McOrdle. Das ist eine Lampe, Sie kennen sie ja. Ich drcke auf einen Knopf, und es erscheint Licht. Es ist nicht mehr viel, zeigt aber, was ich meine.Nmlich?Nehmen wir an, das wre ein Revolver gewesen, und ich htte, als ich auf den Knopf drckte, auf meinen Kopf gezielt. Wre ich dann tot? Kann man in der vierten Dimension sterben?Vielleicht sind wir schon tot.Henessey berhrte es. Wenn es vier Dimensionen gibt, - und wenn wir in die vierte versetzt worden sind auf irgendeine Weise, was ist dann mit dem Tod? Knnen wir gettet werden oder nicht?Meine Herren, sagte eine Stimme.Wer sagt das? schrie Henessey und fuhr herum.Die anderen sahen auf etwas, das sich zwischen ihnen und dem Gebude befand. Eine gespenstische Gestalt, ja, fast ein Gespenst.Rumbold, Nolan, McOrdle - auf was starrt ihr da?Genau wie im Traum, flsterte Nolan.Genau wie im Traum, stimmten die andern beiden ein.Die schattenhafte Gestalt stand leise schwankend auf den Stufen der Kathedrale, der Auffahrt zum Palast, dem Platz vor dem Laboratorium. Sie wand sich, zerflo und erstand von neuem wie eine Gestalt, die man im Rauch eines Feuers zu erblicken vermeint. In diesem Augenblick schien sie schwach zu leuchten, im nchsten war sie schwarz wie alles hier.Langsam nahm sie festere Gestalt an.Nolan erblickte eine Mischung von Mars- und Venusbewohner und Mensch.Rumbold erschien sie wie ein Priester.Und McOrdle sah einen groen, wrdevollen Mann in einem goldenen Gewand.Henessey sah gar nichts und begann zu zittern.Folgen Sie mir, bitte, sagte der Priester, der Knig, der Fremde - und der leere Raum. Die vier Mnner betraten das Gebude.Als er hinter den anderen herging, begann Henessey zu glauben. Bis zu diesem Augenblick hatte er sich immer wieder versichert, da sich alles, so seltsam es auch sein mochte, vernnftig erklren lie. Die Stimme allerdings - sie war mehr, als er verarbeiten konnte. Sie brachte ihn innerlich zum Zittern; es war wie ein innerliches Prickeln und leises Schumen, als fresse eine scharfe Sure an seinen Gebeinen und in seinen Organen, als fre sie immer mehr weg. Allmhlich begann fr ihn die Stimme einen Leib zu bekommen, aus Materie, die aus den Klften seines Unterbewutseins emporquoll genau wie die Vision der anderen, Rumbold, Nolan und McOrdle. Ja, der Krper formte sich. Er sah genau hin, sein Mund stand offen, er wute es nicht. Die Gestalt war ein groer, krftiger Mann in einem weien Gewand. Und als sich die Umrisse der Gestalt mit Substanz fllten, als der Krper aus Rauch und Nebel erstand, schien es in der Luft zu zittern und zu summen, als sie sich verfestigte, bewegte, zurechtschob und zuletzt als feste Mauern, Fenster und Tren erschien.Henessey stand mit den drei anderen Mnnern und dem Fremden in einem langen, schmalen Raum. Der Raum hatte viele Tren, und in jeder war ein kleiner Durchblick, der mit einem Gitter verschlossen war. Gitter - ein Mann in weiem Gewand - Gitter; ein Irrenhaus Henessey stie einen schrillen Schrei aus und raste davon. Seine Schuhe klapperten ber den metallenen Fuboden. Am Ende des Raumes fhrte eine Tr in einen anderen Teil des Gebudes. Henessey strzte hindurch, von den Rufen der anderen, die ihn zurckhalten wollten, wie von Furienschreien verfolgt. Nein - er kehrte nicht um! Er mute aus diesem Hause hinaus - irgendwohin, nur fort von diesem Schrecken.Der Korridor teilte sich, und er hielt einen Augenblick unentschlossen inne. Es war nichts zu hren, er wurde nicht verfolgt, die Rufe seiner Begleiter waren verstummt. - Nirgends rhrte sich etwas. Es war absolut nichts zu hren.Wohin jetzt - in welche Richtung? Er sphte unentschlossen die beiden Korridore entlang, auf dem Sprunge, beim geringsten Gerusch wieder zu laufen.Der linke Korridor schien mit Gummi belegt zu sein, und er hielt es fr mglich, da dieser es war, der vom Eingang ins Innere des Gebudes fhrte. Der Boden des anderen Ganges dagegen bestand aus Metallplatten - wahrscheinlich endete er an einem Hinterausgang. Er schlich sich leise durch den rechten Korridor und hielt immer wieder inne, um zu lauschen. Aber er schien unbehelligt zu bleiben.Die Angst flatterte in seinem Magen wie eine in einer Hhle aufgestrte Fledermaus. Sie kroch berallhin in seinem Krper, in seine Arme, da sie zitterten, in seine Beine, da sein Gang unsicher wurde. Er sprte die Angst auch im Kopf, und er wute, da sie nie wieder von ihm weichen wrde.Und dann fiel von ihm ab, was ihn bisher schweigen gemacht hatte. Seine Schreie tobten ihm von den Wnden neben ihm, vom fernen Ende des Ganges vor ihm entgegen. Sie sprangen ihn wie rasend an und hallten in seinem Kopf wieder und zerrissen ihm alles Denken und berlegen, bis er glaubte, sein Kopf werde zerspringen in tausend Fetzen und Splitter.Durch diesen Gang floh er, dann durch jenen, strzte sich durch diesen Bogen und rannte durch jene Tr und lief von einem Raum in den anderen. Von berallher kamen seine Schreie zurck, sie warfen sich ihm entgegen und hetzten ihn weiter.Manchmal glaubte er zu fhlen, da sein Schreien schon im nchsten Raum auf ihn wartete, noch ehe er die Tr aufgerissen hatte. Die Wnde wurden zu Mulern, die ihn anschrien und ihm Wahnsinn und Angst entgegentobten. Wenn er zurckschrak und sich umdrehte und davor ausri, war es, als zgen die Muler Grimassen und hhnten hinter ihm her, hinter vorgehaltenen Hnden, die die sich schlieenden Tren waren.Zwanzig, dreiig - ein halbes Hundert Rume hrten seine Schreie, das Geklapper seiner Schritte auf dem Metall.Da sah er einen kleinen Durchblick in einer der Tren in einem Korridor. Er hrte auf zu rennen und sank nach Atem ringend, zu Tode erschpft, an die Wand. Der Durchblick befand sich in knapp zwei Meter Hhe. Er konnte ihn leicht erreichen.Er ging in die Knie und sprang dann hoch wie ein Frosch. Seine Finger krallten sich in den Rahmen des Durchblicks, und seine Fuspitzen kratzten an der Tr, um noch etwas hinaufzukommen. Die Durchblickffnung war mit einem Laden versehen. Er fand einen Knopf und drckte ihn, und der Lden gab den Durchblick frei.Auf der anderen Seite der Tr lag ein anderer Korridor, genau wie alle Korridore bisher.Trnen stiegen ihm brennend in die Augen, liefen ber seine Wangen, schmeckten salzig, als sie seinen Mund erreichten.Er zwngte sich durch die kleine ffnung und lies sich auf der anderen Seite auf den Boden fallen. Dann lief er wieder, unaufhrlich, von einem Korridor und von einem Raum zum anderen, ohne Ahnung, in welcher Richtung er rannte. Aber irgendwo mute doch einmal ein Ausgang zu finden sein!Er vermied absichtlich, zu berlegen, was er tun wollte, wenn er einen Ausgang fand. Wrde das Raumschiff noch da sein? Und wenn es da war, wrde er versuchen, allein damit fortzukommen, oder wrde er versuchen, seine Freunde mitzunehmen? Jeden Gedanken dieser Art, der in ihm auftauchte, zertrat er haerfllt mit seinen Schritten.War das ein Gerusch? Er hielt inne, einen Fu erhoben wie ein Storch. Sein Krper bebte in einem versteckten inneren Zittern. Ein Zittern und Flattern befiel ihn, wie er es noch nie erlebt hatte, es schttelte ihn , wie der Wind die Bltter eines Baumes zaust, durch dessen Krone er fhrt. Dann war es vorbei. Stille.Er hatte zu schreien aufgehrt, aber ohne es zu wissen. Er verhielt, um tief Luft zu holen. Fliehe, fliehe, schienen Millionen von Stimmen aus den Wnden zu flstern, aus dem Boden, aus den Tren, aus dem Schweigen des Gebudes.Am Ende des Ganges war wieder eine Tr. Vielleicht fhrte sie nach drauen. Sie schien grer zu sein als alle, durch die er bisher gekommen war. Es war vielleicht mglich, da Er schlich leise, ganz leise auf die Tr zu. Sie war grau und glatt und schien freundlich zu lcheln, wie er meinte. Er langte nach dem Griff, hielt inne und drckte sie auf.Ich htte Ihnen gleich sagen sollen, da Ausreien keinen Zweck hat, sagte der Mann im weien Gewand.Rumbold, McOrdle und Nolan starrten ihn mitleidig an.Henessey sank zusammen wie eine leere Hlle. Er war aber nicht bewutlos. Er lag mit offenen Augen auf dem Boden, sein Mund zuckte hilflos. Sein Kopf war merkwrdig schief gedreht, und er sah die anderen mit leeren Blicken an.Pltzlich kam er auf einen Gedanken.Wie lange war ich weg? fragte er krchzend.Wieso? fragte Nolan zurck. Sie sind durch eine Tr rausgegangen und durch die andere wieder hereingekommen. Weiter nichts. Sie sind gar nicht weggewesen.Eine Sekunde lang vielleicht, sagte Rumbold.berhaupt nicht. Raus und rein wie der Blitz, brummte McOrdle.Fr sie bin ich nicht weggewesen, dachte Henessey innerlich sthnend. Aber ich selbst - o, mein Gott!Der Mann im weien Gewand sah ihn bedauernd an. Zeit ist schlielich nur eine Illusion, nicht wahr, sagte er beruhigend.Dann sind wir in einer anderen Dimension? fragte Nolan.Ja - in einer anderen Ebene.Aber warum denn? Aus welchem Grunde behalten Sie uns hier? Wie sind wir denn berhaupt hierhergekommen? Und die Trume, die wir alle hatten Das fremde Wesen machte eine ausweichende Bewegung mit der Hand. Das ist alles eine sehr lange und komplizierte Geschichte, sagte es. Sie sind hier, weil Sie nicht weiterkommen. Wenn Sie behaupten wollen, Sie seien in der vierten Dimension - warum nicht. Sie knnten vieles tun, was dmmer ist, als die Sache so aufzufassen. Was die Trume anbetrifft; um Ihnen diese erklren zu knnen, mten Sie den spezifischen Charakter der Daseinsebene, in der Sie sich jetzt befinden, verstehen. Sie wissen ja wohl, da das Unterbewutsein gegen psychische Dinge weit aufgeschlossener ist als das Bewutsein? Als Sie schliefen, bereitete ich Ihre Ergreifung vor... In Ihren Trumen waren Sie fr meine Absichten empfnglich, und deshalb sahen Sie ganz automatisch das, was Sie im Traum erlebt haben. Ihre Visionen haben Sie nicht gengend entmutigt, um Ihr Schiff umzudrehen und zur Erde zurckzukehren. Nein, Sie setzten Ihre Fahrt fort. Deshalb mute Ihre Reise beendet werden.Rumbold sah den Priester wie hynotisiert an. Vor diesem Wesen empfand er eine uneingeschrnkte Ehrfurcht. Er wollte sprechen, wollte tausend Fragen stellen, aber die Worte verhedderten sich, ehe er sie uern konnte. Schlielich sagte er: Aber aus welchem Grunde wollen Sie uns hierbehalten?Sie mssen daran gehindert werden, weiterzufahren.Warum denn? Warum?Das werde ich Ihnen sagen, wenn es soweit ist.Dann dieser Ort hier, sagte Rumbold und machte eine umfassende Armbewegung. War er immer hier? Ist er alt oder neu oder ist er zeitlos?Der Priester sah ihn besonders freundlich an.Sie werden es kaum verstehen, wenn ich Ihnen sage, da der Ort, an dem wir uns befinden, materiell gar nicht existiert. Er ist gar nicht da.Aber ich kann ihn doch sehen! Ich kann ihn fhlen! Sehen Sie doch! Und Rumbold berhrte den Boden der Kathedrale, schlug mit der Faust gegen den alten Stein. Ich rieche auch den Weihrauch! Er holte tief Luft, und die Schwaden des Weihrauchs fllten s seine Nstern.Der Priester wies auf Henessey. Er glaubt jetzt, da dieser Ort wirklich ist, aber er hat es nicht immer geglaubt. Das Gebude entstand um ihn, sobald er an seine Existenz zu glauben begann. Beweist das nicht, was ich Ihnen begreifen zu machen versuche?Dann haben Sie dieses Bauwerk geschaffen?Ich habe Ihnen nur die Idee des Gebudes in den Kopf gesetzt. Es waren Ihre eigenen Gedanken, die aus der Grundidee machten, was Sie nun sehen. All das ist wirklich nicht mehr als eine Art von Schatten, dem von Ihrem Glauben und Denken Substanz verliehen wird. Sie selber sehen es als Kathedrale. Die anderen sehen es anders.Dann aber, sagte Rumbold, kann ich die Augen schlieen und mich weigern, seine Existenz anzuerkennen. Dann lst es sich in nichts auf. Ich kann es einfach wegwnschen.Der Priester schttelte den Kopf. Sie glauben schon daran. Sie knnen nicht einfach aus Ihrem Geist etwas verbannen, das schon einmal Gestalt und Substanz fr Sie hatte.McOrdle sah zu dem Mann im Knigsgewand auf. Was ich nicht verstehe, sagte er, ist, warum wir hier sind. Wenn Sie sagen, Sie brachten uns her, weil wir unsere Fahrt zu den Fixsternen nicht weiter fortsetzen durften, dann heit das doch, da Sie sowieso alle Macht ber uns haben. Warum diese Umstnde mit der vierten Dimension. Warum haben Sie uns nicht einfach vernichtet oder unser Schiff in eine falsche Bahn gelenkt, so da wir unser Ziel um ein paar Millionen Kilometer verfehlten?Das goldene Gewand rauschte. Ich habe Ihren Kurs nur aus einem Grunde nicht gendert. Wenn Sie mit Ihrem Superantrieb weiter den Weltraum durchfahren htten, wrden Sie doch einmal ein anderes System erreicht haben. Ihre Krper wren inzwischen vielleicht lngst zu Staub zerfallen gewesen, nicht aber das Schiff. Es wre weitergeflogen, und es htte die Mglichkeit bestanden, da es entdeckt wird.Entdeckt? Trotz seines Gefhls, da alles gleichgltig und vorbei sei, sprte Mc-Ordle doch, wie ihn dieses Wort traf. Das heit also, da es da oben Leben gibt? Der Mann im Goldgewand lchelte. Ja, es gibt dort Leben, sagte er. Leben in Millionen von verschiedenen Formen, von denen keine euch Erdmenschen bekannt ist.Aber wenn es dort Leben gibt, warum drfen wir es nicht sehen? fragte Rumbolk. Da wir doch den Superantrieb hatten, wre es uns sicher gelungen, die Fixsterne zu erreichen. Wir htten doch vielleicht die Lebensformen, von denen Sie sprechen, entdecken knnen.Vollkommen richtig. Sie htten sie sogar bestimmt entdeckt.Nolan wandte sich an das fremde Wesen.Ihrem Ton entnehme ich, da wir unseren Plan nicht weiter ausfhren drfen?Das ist leider der Fall.Und wer oder was sind Sie? Welches Recht haben Sie, uns von dem abzuhalten, was wir uns vorgenommen haben? Warum haben Sie das getan?Ja, warum? fragten auch die anderen.Und dann verriet ihnen in dem dunklen Gebude, das eine Kathedrale, ein Laboratorium, ein Palast und ein Irrenhaus war, ein Wesen, das einem Priester glich, einem Knig, einem Irrenwrter und einem fremdartigen Geschpf, das Geheimnis der Sterne.Das Wesen sah sie der Reihe nach an. Sein Blick sagte ihnen, da es ihnen nicht gefallen werde, was sie zu hren bekommen wrden.Seine Stimme erreichte sie wie aus groer Ferne.Sie fragen mich, warum Sie nicht weiter zu den Sternen fahren knnen... Die Antwort darauf ist nicht angenehm fr Sie. Fr eine so fortschrittliche Art von Lebewesen wie fr die Ihrige ist sie sogar sehr unangenehm. Aber Sie sind hier, um sie zu hren, und deshalb mu ich es Ihnen sagen.Mit Ihrem Superantrieb knnen Sie die groen Entfernungen im Weltraum berwinden und andere Systeme von Gestirnen, andere Welten erreichen. Aber obwohl Sie imstande sind, die technischen Schwierigkeiten zu berwinden, sind Sie nicht fhig, die Ordnung in Ihrem eigenen Reich, die Ordnung auf der Erde aufrecht zu erhalten.Vor einigen Jahren drohte ein Krieg zwischen Erde und Mars. Auch heute noch wird in politischen Kreisen der Erde noch immer die Auffassung vertreten, da der Krieg mit dem Mars unvermeidbar und an sich sogar wnschenswert sei. Welcher Gedanke drngt sich Ihnen angesichts dieser Tatsache unvermeidlich auf?Rumbold putzte sich verlegen die Nase. Die andere sahen zu Boden. Keiner versuchte, zu antworten, denn eine Antwort schien es nicht zu geben. Das unbekannte Wesen hatte recht mit dem, was es sagte - viel zu recht.Sie antworten mir nicht, weil Sie wissen, da das, was ich sage, zwar unangenehm ist, aber vollkommen richtig. Sie auf der Erde haben seit Ihrem neunzehnten Jahrhundert recht erstaunliche Fortschritte in der technischen Entwicklung gemacht - aber Ihre Fortschritte, so rasch sie auch waren, fhrten leider immer nur in einer Richtung. Sie sind in Ihrer Gesamtheit einem migebildeten Riesen hnlich, der drei Meter gro wird und merkt, da ihn seine dnnen Beine nicht tragen knnen Ihre technischen Fhigkeiten haben sich hnlich entwickelt - nur diese, und nicht auch Ihre anderen Qualitten. Die Menschheit ist nur teilweise entwickelt, sie ist noch nicht erwachsen, und einem Halbwchsigen gibt man keine Atombombe in die Hand. McOrrlle sah verwirrt aus. Was Sie sagen, mag ja stimmen, aber...Es stimmt!Vielleicht. Es sagt uns aber noch nicht, warum wir daran gehindert werden, die Sterne zu erreichen Wir fahren doch nicht mit einer Schffsladung Atombomben oder radioaktivem Kampfstoff dorthin! Als wir zum Mars und zur Venus fuhren, waren wir Forscher und Wissenschaftler, keine Soldaten und Mrder!Das goldene Gewand rauschte, als sich das Wesen McOrdle lchelnd entgegen neigte. Was geschah denn auf der Venus? Die Menschen errichteten Atomfen, Laboratorien fr kosmische Strahlung, Speicher fr radioaktiven Kampfstoff. Die Atomfen explodierten - wenigstens einer davon - und es wurde fast die ganze Bevlkerung von Venuszwergen ausgerottet, weil sie noch nicht wuten, da Schutzschirme, die Erdmenschen vor kosmischer Strahlung schtzen, fr Venuspygmen nicht gengen, weil diese viel empfindlicher sind.Ja, aber sehen Sie mal, auf dem Mars. Die Marsbewohner gestatten immer nur einer kleinen Zahl von Erdbewohnern, sich auf dem Mars aufzuhalten. Die Marsbewohner sind vernnftige und vorsichtige Leute.Henessey hatte sich schon vor lngerer Zeit erhoben und starrte seitdem das Wesen mit glasigen Augen an. Ihrer Meinung nach sind wir also dumme Tiere? fragte er kaum hrbar mit zuckenden Lippen.Durchaus nicht. Ich sage nur, da die Menschheit, noch nicht ganz erwachsen ist, noch unreif. Im groen Durchschnitt mssen Sie sich noch viel weiter entwickeln.Ehe was?Ehe man Ihnen gestatten kann zu den Fixsternen und den anderen Welten zu reisen.Henesseys Augen waren ganz gro und schimmerten feucht in einem Licht, das von nirgendwo kam und auf unerklrliche Weise den Raum erhellte, den es gar nicht htte geben drfen. Und Sie sagen, es gibt dort oben, bei den anderen Welten, wirkliches Leben?Haben Sie je einen Tropfen Wasser aus einem Teich unter dem Mikroskop gesehen? Haben Sie darin die Myriaden von Lebewesen betrachtet, die hin und her schwimmen, durcheinanderwirbeln und ber- und untereinander wegtauchen? Oh ja, dort gibt es Leben, in allen Arten - manche Geschpfe mit mehr oder weniger Verstand begabt, andere nicht, viele gute und bse, und sogar manche, die auch nicht ganz erwachsen sindUnd wir drfen nicht dorthin? Wir drfen nicht weiterfahren, es nicht mit eigenen Augen sehen?Nein, Sie drfen es nicht.Henessey schlug die Hnde vors Gesicht. Die anderen hrten ein ersticktes, kindliches Schluchzen. Sie empfanden fast ebenso wie Henessey. Der Gedanke, so nahe schon am Ziel gewesen zu sein, so nahe... Es gab also Leben dort! Nicht blo de, leere Planeten, die endlos um funkelnde Sonnen kreisten. Aber sie wrden nichts davon sehen. Alle Trume waren zerronnen...Und wer sind Sie, da Sie uns aufhalten? fragte McOrdle - es war eine Frage, die sie alle bewegte.Nur ein Wchter.Wchter wessen?Der Gestirne, der Wesen, die auf anderen Planeten leben, aber auch der Menschen auf der Erde.Sind Sie wirklich - ich meine; sind Sie echt, sind Sie materiell greifbar?Das Wesen lchelte. So echt, wie Sie selbst mich geschaffen haben.Nolan sah das Wesen scharf an. Gibt es mehr von Ihrer Art, oder sind Sie der einzige?Hier bin ich der einzige. Es wurde nicht angenommen, da mehr als einer ntig sein wrde.Rumbold hob den Zeigefinger und wies auf das Wesen.Sie sagten: Es wurde nicht angenommen - das heit dann also, da es tatschlich mehr als ein Wesen gibt!Der Priester nickte langsam. Es gibt noch andere. Freilich nicht solche, wie ich es bin. Ich bin nur die Personifizierung einer Kraft.Mit anderen Worten: Sie sind nur eine Waffe, die von anderen Lebewesen gegen uns verwendet wird?So knnten Sie es sagen.Und was sind das fr Lebewesen - wohnen sie auf den Sternen, die wir zu erreichen versucht haben?Der Priester schttelte den Kopf. Nein, nicht so, wie Sie es meinen. Es sind die Planer, die Wchter, die Meister.Was verstehen Sie darunter? Was wollen Sie damit sagen?Sind Sie denn nie auf die Idee gekommen, da das Leben mehr als Zufallsdasein ist, das Sie sich darunter vorstellen? Haben Sie sich denn nie gefragt, ob Ihrem Sein nicht ein Plan zugrunde liegt, ein tieferer Sinn und Grund? Frher hat die Menschheit mal an was geglaubt Der Wahrheit war sie damals wenigstens etwas nher als heute. Jetzt ist aus ihrer Religion eine Gewohnheit geworden, ein, leeres Ritual, ein paar Zeremonien und Gebruche. Der Glaube existiert nicht mehr. Aber frher meinten die Planer, die Menschheit sei wenigstens auf dem rechten Wege.Was sind denn diese Planer?Es sind Wesen.Aber was denn fr Wesen - wo leben sie, wie sehen sie aus?Schon eine Million Jahrhunderte, ehe Ihre Welt, das System, zu dem die Erde gehrt, entstand, hatten sie geplant, wie sich das Leben auf der Erde entwickeln sollte. So mchtig sind sie. Wo sie leben? Sie leben im Weltraum, wenn Sie es so ausdrcken wollen. Sie leben, um im Universum wachsam zu sein, um zu planen, zu beobachten, zu schtzen, zu ndern, zu versuchen. Aber das ist nicht alles - manchmal mssen sie auch zerstren und vernichten.Warum?Sie lassen zwar die Entwicklungen so verlaufen, wie es geschieht - aber manchmal ist es unmglich, das zu tun. Lassen Sie mich von einem Fall berichten. Auf einem bestimmten Planeten am Rande des Krebs-Nebels entwickelte sich eine Art von Lebewesen, ziemlich langsam allerdings. Die Planer hatten das so eingerichtet und beobachteten es. Diese Lebewesen waren von Ihrer Art so verschieden, da ich nicht erst versuche, sie Ihnen zu beschreiben. Sie entwickelten s


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