2000 EWM HIGHTEC WELDING GmbH 1/7 WM008900.doc; 08.00
1 Einleitung
Um dem internationalen Wettbewerbsdruck standzuhalten, sind
besonders die Hersteller schweiintensiver Produkte gezwungen,
stndig ihre Fertigungsprozesse zu optimieren und leistungsfhiger zu
gestalten.
Der Schlssel dazu ist der Einsatz neuer zukunftstrchtiger
Technologien und die Erhhung der Wirtschaftlichkeit vorhandener
Produktionsmethoden. Das HIGH- SPEED- Schweien ist ein
Verfahren, das beide Wege miteinander verbindet. Moderne
Stromquellentechnik ermglicht es, das konventionelle MAG-
Schweien weit ber seine bisher praktisch genutzte Leistungsgrenze
auszudehnen und somit zu einem interessanten
Hochleistungsverfahren zu machen.
Die Erhhung der Abschmelzleistung und der Schweigeschwindigkeit
erschlieen das HIGH- SPEED - Schweien auerdem fr vllig neue
Anwendungsgebiete, die gegenwrtig vor allem dem UP-
Schweiverfahren zugeordnet werden.
2 Leistungsmerkmale des HIGH- SPEED - Schweiens
2.1 Verfahrensprinzip
Das MAG- Hochleistungsverfahren HIGH- SPEED erlaubt,
Drahtelektroden mit Vorschubgeschwindigkeiten bis 30 m/min zu
verschweien. Der Werkstoffbergang von der Elektrode zum
Grundwerkstoff erfolgt im Sprhlichtbogenbereich. Dabei sind zwei
unterschiedliche bergangsformen charakteristisch:
Der Strmungsbergang, Bild 1 und der Rotationsbergang, Bild 2.
Der axiale Strmungsbergang bei hoher Stromstrke wird durch eine
konische Elektrodenspitze geprgt, von der die Plasmastrmung
trapezfrmig auseinanderluft. Der hohe Plasmadruck erzeugt im
Grundwerkstoff ein Einbrandprofil, das durch einen schmalen, tiefen
Kern und eine flache, muldenfrmige Randzone gekennzeichnet ist [1],
Bild 3.
Der bliche Kontaktrohrabstand betrgt etwa 15 - 20 mm.
Der Rotationsbergang entsteht dagegen bei Ausbildung langer
Flssigkeitssulen an der abschmelzenden Elektrode. Infolge sehr
hoher Stromstrke und groer freier Drahtlnge wird die Temperatur
am Tropfenansatz so gro, da der Draht bereits ohne Einwirkung des
Lichtbogens schmilzt [1].
Der Kontaktrohrabstand liegt in diesem Falle zwischen 25 und 35 mm.
Aufgrund eines starken magnetischen Lngsfeldes rotiert diese
Flssigkeitssule um ihre Symmetrieachse und weitet die
Lichtbogensule konisch auf [1]. Die Tropfen gehen radial zum
Grundwerkstoff ber und bewirken einen relativ flachen und breiten
Einbrand, Bild 3.
2.2 Drahtelektroden - Schutzgas - Kombinationen und
Arbeitsbereiche
Das HIGH- SPEED - Schweien ist fr die
Drahtelektrodendurchmesser 1,0 und 1,2 mm ausgelegt. Kleinere
Drahtdurchmesser sind aufgrund ihrer geringen Frderstabilitt bei
hohen Drahtvorschubgeschwindigkeiten weniger geeignet. Grere
Drahtdurchmesser scheiden fr den Rotationsbergang aus, da die zur
Rotation erforderliche Temperatur am Tropfenansatz bei technisch
sinnvollen freien Drahtlngen nicht erreicht wird [1]. Um einen stabilen
Schweiproze sicherzustellen, sollten die Drahtelektroden lagenweise
gespult sein und ein konstant gutes Gleitverhalten aufweisen. Die
verwendeten Draht- Schutzgas- Kombinationen setzen sich aus
Massiv- und Flldrahtelektroden und Standard-
Zweikomponentengasen zusammen. Der Anwendungsbereich umfat
die unlegierten Sthle und Feinkornsthle mit einer
Mindeststreckgrenze bis zu 500 N/mm2.
Whrend im Bereich des konventionellen Sprhlichtbogens
(Strmungsbergang) hauptschlich kohlendioxidhaltige Mischgase zur
Anwendung kommen, wird der rotierende Sprhlichtbogen
(Rotationsbergang) unter vorwiegend sauerstoffhaltigen
Gasgemischen erreicht. Der Grund dafr liegt in der Eigenschaft von
Argon- Sauerstoff- Gemischen, die im Werkstoffbergang eine lngere
Flssigkeitssule an der abschmelzenden Elektrode ausbilden [4] und
somit die Rotation begnstigen. Im Vergleich dazu erfordern Mischgase
aus Argon und Kohlendioxid grere Lichtbogenspannungen [4] und
verschieben den Arbeitsbereich des Strmungsbergangs zu hheren
Stromstrken.
Die Standardgase aus 82% Ar + 18% CO2 und 92%Ar + 8% CO2erweitern den Stabilittsbereich des konventionellen Sprhlichtbogens
[3] mit Massivdrhten des Durchmessers 1,0 mm bis zu
Drahtvorschubgeschwindigkeiten von ca. 24 m/min, des Durchmessers
1,2 mm bis etwa 23 m/min Drahtvorschub.
Rutilflldrhte und basische Flldrhte des Durchmessers 1,2 mm
knnen dagegen bis 30 m/min Drahtfrdergeschwindigkeit verschweit
werden. Hierbei tritt kein bergang zum rotierenden Sprhlichtbogen
auf [5].
Um den Arbeitsbereich des Rotationsbergangs zu nutzen, findet das
Standardgas aus 96% Ar + 4% O2 seine Anwendung. Der Einsatz
dieses Schutzgases verkleinert den bergangsbereich zwischen
konventionellem und rotierendem Sprhlichtbogen [3] und stabilisiert
diesen schon bei Drahtvorschben ab ca. 23 m/min, Bild 4.
Das -Schweien, ein zukunftsorientiertes MAG-Hochleistungsverfahren
Dipl.-Ing. D. Dzelnitzki, Mndersbach
Bild 3. Einbrandprofile des konventionellen Sprhlichtbogens (links)
und des rotierenden Sprhlichtbogens (rechts) [2]
Bild 1. Strmungsbergang [1] Bild 2. Rotationsbergang [1]
2000 EWM HIGHTEC WELDING GmbH 2/7 WM008900.doc; 08.00
Es werden Drahtvorschubgeschwindigkeiten, sowohl beim 1,0 mm als
auch beim 1,2 mm Massivdraht, bis zu 30 m/min erreicht.
2.3 Anforderungen an Stromquelle und Ausrstung
Die Stromquelle integralinverter MIG 500 HIGH- SPEED, Bild 5, ist fr das MAG-
Hochleistungsschweien als Inverterstromquelle auf 500A/60%ED
(400A/100% ED) ausgelegt.
Auerdem sind das MIG/MAG- Standard- und Impulsschweien, das
WIG- Gleichstromschweien, sowie das E- Hand- Schweien
verfgbar. Mglich wird diese Kombination der Schweiverfahren durch
ein Inverterleistungsmodul. Vorteile des Inverters sind die im Verhltnis
kleineren Bauabmessungen, der hohe Wirkungsgrad, die
Unempfindlichkeit gegenber Netzschwankungen und somit die sehr
gute Reproduzierbarkeit der Schweiparameter [6]. Die Steuerung der
Stromquelle erfolgt nach dem Einknopfsystem (Synergic). ber eine
programmierte Kennlinie wird die elektrische Leistung und die
Drahtvorschubgeschwindigkeit mit einem Bedienknopf stufenlos
eingestellt. Die Lichtbogenlnge kann zustzlich korrigiert werden. Das
System aus Inverter und Steuerung befhigt den Lichtbogen auf
verschiedene Beeinflussungen sehr schnell zu reagieren, um
Leistungsparameter, unabhngig von der Kabellnge im
Schweistromkreis, konstant zu halten [6].
Eine einfache Handhabung der Stromquelle ist mit dem Bedienmodul
PROGRESS 4, Bild 6, sichergestellt.
Es bietet dem Anwender die Mglichkeit, Schweiprogramme zu
erstellen und abzuspeichern. ber den Brennertaster knnen
unterschiedliche Arbeitspunkte abgerufen werden, die erstens mit einer
reduzierten Schweileistung sicher starten (P1), damit
Anfangsbindefehler vermeiden und zweitens am Schweinahtende eine
definierte Absenkung der Schweileistung gestatten um den Endkrater
aufzufllen (P4),Bild 7.
Auerdem kann der Anwender jederzeit whrend des Schweiens
durch Brennertasterdruck einen Arbeitspunkt niederer Leistung
aktivieren, der z.B. das Umschweien von Werkstckecken ermglicht
(P3).
Ein wichtiger Bestandteil ist die Drahtvorschubeinheit. Der
tachogeregelte 4- Rollen- Drahtvorschub mit hohem Anlaufdrehmoment
und Durchzugsvermgen garantiert stabile
Drahtvorschubgeschwindigkeiten bis 30 m/min.
Den hohen thermischen Belastungen mu der angeschlossene
Schweibrenner standhalten. Sein konstruktiver Aufbau erfordert
sowohl die Wasserkhlung des Kontaktrohres als auch der
Schutzgasdse. Ein Kontaktrohrrcksprung sichert auch bei lngerem
Kontaktrohrabstand die ausreichende Schutzgasabdeckung der
Schweinaht.
Bei manueller Anwendung werden Drahtvorschubgeschwindigkeiten bis
etwa 23 m/min im konventionellen Sprhlichtbogenbereich realisiert.
Darber hinaus ist eine Vollmechanisierung bzw. Automatisierung
anzuraten. Die Stromquelle verfgt ber beide Varianten.
Auerdem kann mit einer serienmigen Schnittstelle, jederzeit eine
Schweidatendokumentation in Verbindung mit der
Mewerterfassungs- und berwachungssoftware Q-DOC 9000
vorgenommen werden, Bild 8.
100 200 300 400 500
10
20
30
40
50
Sch
wei
sp
annu
ng [V
]
Schweistrom [A]
Drahtvorschub [m/min]2,5 6 12 20 30
KLB (MLB) K-SLB R-SLB
KLBKurzlichtbogen
MLBMischlichtbogen
K-SLBkonventionellerSprhlichtbogen
R-SLBrotierenderSprhlichtbogen
15mm 20mm 30mmKontaktrohr-abstand
Bild 4. Lichtbogenarten und ihre Leistungsbereiche [2]
Bild 5. Schweistromquelle integralinverter MIG 500 HIGH- SPEED
Bild 6. Bedienoberflche PROGRESS 4
2000 EWM HIGHTEC WELDING GmbH 3/7 WM008900.doc; 08.00
3 Schweitechnische Versuche-
Untersuchungsbericht der Schweitechnischen Lehr- und
Versuchsanstalt Mecklenburg- Vorpommern (SLV)
3.1 Versuchsdurchfhrung
Um die praktische Anwendung, besonders des rotierenden
Sprhlichtbogens zu erweitern, fhrte die SLV in Rostock im Auftrag
von EWM High- Tech Precision Schweitechnik GmbH zum Thema:
Untersuchung des Einflusses verschiedener Schutzgase unter
Vernderung der Schweiparameter beim MAG-
Hochleistungsschweien mit rotierendem Sprhlichtbogen [7] eine
Vielzahl von Schweiversuchen durch.
Ziel war es, optimale Schweiparameter und Randbedingungen fr die
Schweipraxis zu erarbeiten. Ausgegangen wurde dabei von den guten
Eigenschaften des rotierenden Sprhlichtbogens, kerbfreier bergang
zwischen Grundwerkstoff und Schweinaht und der hohen
Abschmelzleistung in Wannenposition (PA).Besonderes Augenmerk
galt den Schutzgasen, da vorwiegend ihre Kosten einen wirtschaftlichen
Praxiseinsatz bestimmen [8]. Vor diesem Hintergrund lag es nahe zwei
Standard- Zweikomponentengase, einem Drei- und
Vierkomponentengas (T.I.M.E-Gas) gegenber zu stellen.
Unter Beibehaltung der Grundeinstellungen
Schweistromquelle: integralinverter MIG 500 HIGH- SPEED vonEWM High- Tech Precision Schweitechnik GmbH
Grundwerkstoff: St 37,t = 20 mm,St 52-3, t = 12 mm
Zusatzwerkstoffe: G3Si1 (Union K 52 T), 1,0 mm und 1,2 mm
Brenneranstellwinkel: 100 stechend Schweiposition: Wanne (PA) Schweigeschwindigkeit: 0,5 m/min
t
Schweileistung
P
1.Takt 3.Takt
Gasvor-strmzeit
Schweistrom P2Schweistrom P2 Gasnachstrmzeit
Zeit
2.Takt 4.Takt
Drahtrckbrand
verminderterSchweistrom P3
Endkrater-strom P4
Start-stromP1
Bild 7. Programmablauf des PROGRESS 4- Bedienmoduls bei HIGH- SPEED
Bild 8. Grafische Darstellung der Schweiparameter beim HIGH- SPEED - Schweien
2000 EWM HIGHTEC WELDING GmbH 4/7 WM008900.doc; 08.00
standen die Schutzgase:
- T.I.M.E.- Gas
(65% Ar + 26,5% He + 8% CO2 + 0,5 O2)
- Zweikomponentengas
(96% Ar + 4% O2)
- Zweikomponentengas
(92% Ar + 8% CO2)
- Dreikomponentengas
(72% Ar + 20% He + 8% CO2)
zum Test.
Das Schweien der Kehlnhte erfolgte in Position PA (Wannenlage) bei
maschineller Brennerfhrung. Um die groe Anzahl der
Versuchsparameter systematisch zu untersuchen, ohne die Anzahl der
Versuche unntig in die Hhe zu treiben, wurde mit einem Faktorplan
gearbeitet.
Der Faktorplan der 1. Versuchsreihe hatte die Art 24.
Dabei variierten die einzustellenden Schweiparameter wie folgt:
Drahtdurchmesser 1,0 mm
US 28V / 42V
VDr 23m/min / 27m/min
Kontaktrohrabstand 28 mm / 32 mm
Schutzgasmenge 22 l/min / 28 l/min T.I.M.E.- Gas
sowie
Drahtdurchmesser 1,2 mm
US 44V / 48V
VDr 26m/min / 30m/min
Kontaktrohrabstand 29 mm / 33 mm
Schutzgasmenge 22 l/min / 28 l/min T.I.M.E.- Gas
Der Einflu der Schutzgasmenge zeigte sich in Form von
Lichtbogenauswanderungen. Diese konnten bei hherem Durchflu
minimiert werden. Da ab einer Schutzgasmenge von 25 l/min jedoch
keine erkennbare Verbesserung bei den o.g. Einstellungen auftrat,
wurde der Wert fr alle Untersuchungen bernommen. Dadurch
reduzierte sich der weitere Versuchsablauf auf einen 23 - Faktorplan.
Die folgende Variation der Schweiparameter:
Spannung Drahtvorschubgeschwindigkeit Kontaktrohrabstand
bezog sich auf jeden Drahtdurchmesser und jedes Schutzgas.
Als visuelle Bewertungskriterien der Schweiversuche dienten die
Rotation des Lichtbogens, die Prozestabilitt und das uere
Nahtaussehen (glatte Nahtoberflche, keine Einbrandkerben, flache
Naht).
Auf dieser Basis wurden die maximal erzielbaren
Schweigeschwindigkeiten (Schrittweite von 0,1 m/min) ermittelt.
Die Aufzeichnung der Schweiparameter erfolgte mit Hilfe der EWM-
Dokumentationssoftware Q- DOC 9000.
Zur Begutachtung der inneren Nahtqualitt sind von allen Proben
Makroschliffe ausgewertet worden.
Zustzliche Hrtemessungen nach Vickers ber die Schweinaht
(DIN 1043-1) fr die am besten beurteilten Schweiproben
vervollstndigen die Untersuchungen zum MAG-
Hochleistungsschweien [7].
3.2 Versuchsauswertung
Die schweitechnischen Ergebnisse dieser Untersuchungen
verdeutlichen den Einflu der verschiedenen Schutzgase auf den MAG-
Hochleistungsproze. So stellte sich vor allem das
Zweikomponentengas aus 96% Ar + 4 % O2 als optimales Schutzgas
dar. Sehr gute Schweiergebnisse sind schon bei relativ niedrigen
Spannungswerten fr den rotierenden Sprhlichtbogen erreichbar.
Die Lichtbogenrotation war im Vergleich der vier Gase eindeutig am
besten. Es wurden Schweigeschwindigkeiten bis 0,5 m/min erzielt,
ohne das es zu Auswanderungen des Lichtbogens und Einbrandkerben
kam, Bild 9 und 10.
Bei den Schweiungen mit T.I.M.E.- Gas trat der rotierende
Sprhlichtbogen nur bei hheren Spannungswerten auf. Die
Abhngigkeit vom Kontaktrohrabstand war hier am geringsten. Es
ergaben sich Schweigeschwindigkeiten bis 0,7 m/min.
Das Dreikomponentengas (72% Ar + 20% He + 8% CO2) erzielte einen
rotierenden Sprhlichtbogen beim Drahtdurchmesser 1,0 mm ebenfalls
ausschlielich bei hheren Spannungswerten.
Gute Hochleistungsschweiergebnisse erbrachte der
Drahtdurchmesser 1,2 mm, wenn auch nur im konventionellen
Sprhlichtbogenbereich. Die erreichten Schweigeschwindigkeiten
lagen bei 0,7 m/min.
Das Zweikomponentengas aus 92% Ar + 8% CO2 erwies sich fr den
Drahtdurchmesser 1,0 mm bedingt geeignet zum Schweien mit
rotierendem Sprhlichtbogen, da ein stabiler Schweiproze nur in
einem kleinen Prozefenster mglich war. In Verbindung mit dem
Drahtdurchmesser 1,2 mm konnte der rotierende Sprhlichtbogen nur
einmal bei optimalen Schweiparametern erzeugt werden. Die
Schweigeschwindigkeit betrug 0,6 m/min. Besonders im
konventionellen Sprhlichtbogenbereich stellten sich gute Ergebnisse
ein.
Fr den Kontaktrohrabstand wurde ein Bereich betrachtet, der eine
sichere Lichtbogenrotation gewhrleistet. Ab einer freien Drahtlnge
von 25 mm war diese Voraussetzung erfllt.
Vor allem bei den Zweikomponentengasen zeigte sich, da bei
zunehmender Drahtvorschubgeschwindigkeit auch ein grerer
Kontaktrohrabstand zu whlen ist, um einen stabilen Schweiproze
mit rotierendem Sprhlichtbogen zu erhalten.
Bild 9. Querschliff an Kehlnaht,
Probe 406, s. Kap. 3.2.1
Bild 10. Querschliff an Kehlnaht
Probe 302, s. Kap. 3.2.1
2000 EWM HIGHTEC WELDING GmbH 5/7 WM008900.doc; 08.00
Poren in der Schweiverbindung traten ausschlielich bei Versuchen
mit T.I.M.E.- Gas und beim Dreikomponentengas, den Gasen mit einem
Heliumanteil, auf. Eine Abhngigkeit von bestimmten Parametern wie
Kontaktrohrabstand oder Spannung war nicht zu erkennen.
Zusammenfassend ist zu bemerken, da das Schutzgas 96%Ar + 4%O2fr das MAG- Hochleistungsschweien mit rotierendem
Sprhlichtbogen von den hier untersuchten Schutzgasen als bestes
einzustufen ist. Sowohl die Stabilitt des Schweiprozesses als auch
seine Unempfindlichkeit gegenber Parameterschwankungen machen
den Einsatz dieses Schutzgases unter den Gesichtspunkten der
Verfgbarkeit des Gases und dessen Kosten interessant [7].
3.2.1 Ermittelte Schweiparameter
Die Schweiparameter , Tabelle 1, ergaben fr die jeweilige Draht-
Schutzgas- Kombination die hchstmglichen
Schweigeschwindigkeiten bei optimaler Nahtausbildung [7].
3.2.2 Hrtemessungen
Die ausgewhlten Schweiproben, Tabelle 1, wurden Hrtemessungen
unterzogen, Bild 11.
Die Werkstoffhrte wird mit dem Ziel ermittelt, die Bereiche hchster
Hrte festzustellen und ber die Hhe der Hrtezahlen Rckschlsse
auf das zu erwartende Werkstoffverhalten zu ziehen [9]. Von
entscheidender Bedeutung fr die Eigenschaften einer
Schweiverbindung ist, neben dem Schweigut (SG), die
Wrmeeinfluzone (WEZ).
Eine kritische Hrte stellt bei vielen Abnahmeorganisationen die Hrte
von 350 HV dar. Diese Hrte ergibt sich besonders unter schroffen
Abkhlbedingungen.
Durch die sehr hohen Strom- und Spannungswerte, bei vergleichsweise
geringer Schweigeschwindigkeit, wird von diesem Schweiverfahren
sehr viel Wrme in das Bauteil eingebracht, so da sich keine hohen
Hrtewerte einstellen knnen.
Alle gemessenen Hrtewerte liegen deutlich unter dem kritischen Wert
von 350 HV, Bild 12, [7].
3.2.3 Gefgeausbildung und mechanische Kennwerte
Zur komplexen Beurteilung der Gefgestruktur wurden Makro- und
Mikroschliffe von Schweigut und WEZ angefertigt.
Dazu waren Schweiungen an einem St 52-3 sowie an einem TM-
Stahl mit abgesenktem Kohlenstoffgehalt, L36TM (t=12mm),
herzustellen. Die chemische Zusammensetzung der Werkstoffe enthlt
Tabelle 2.
Die Schweiparameter der Proben 406 und 302 kamen zur
Anwendung. Sie stellten in den Untersuchungen die
Parameterkombinationen dar, mit denen ein optimaler Schweiproze
sichergestellt werden konnte.
Bild 12. Gemessener Hrteverlauf nach Vickers (HV5)
Bild 11. Aufgebrachte Hrtelinie
Gas Draht
[mm]
Us[V]
Is[A]
Vdr[m/min]
Gasflu
[l/min]
Kontaktrohrabst.
[mm]
Probe Schweigeschwindigkeit
[m/min]
1. T.I.M.E: 65%Ar + 8%CO2 +
0,5%O2 + 26,5%He
1,0 42 326 23 25 28 906 0,6
2. T.I.M.E: 65%Ar + 8%CO2 +
0,5%O2 + 26,5%He
1,2 48 500 26 25 29 206 0,7
3. 96%Ar + 4%O2 1,0 42 385 23 25 28 406 0,4
4. 96%Ar + 4%O2 1,2 48 500 26 25 33 302 0,5
5. 92%Ar + 8%CO2 1,0 42 342 27 25 32 504 0,4
6. 92%Ar + 8%CO2 1,2 48 486 26 25 33 602 0,6
7. 72%Ar + 8%CO2 + 20%He 1,0 42 334 23 25 28 806 0,5
8. 72%Ar + 8%CO2 + 20%He 1,2 48 500 26 25 29 706 0,7
Tabelle 1. Schweiparameter der Versuchsschweiungen
2000 EWM HIGHTEC WELDING GmbH 6/7 WM008900.doc; 08.00
Die Ausbildung des Mikrogefges der WEZ des St 52-3 und eine
Kalkulation der Abkhlzeit (t8/5) mit dem schweitechnischen
Beratungssystem WELDWARE ergibt eine gute bereinstimmung.
Die gemessenen Hrtewerte konvergieren mit denen von WELDWARE
ermittelten. Sie lagen bei den geschweiten Proben um 270 HV5,
WELDWARE errechnet fr Abkhlzeiten ber 10 s Hrtewerte kleiner
278 HV. Ein Abkhlzeitbereich (t8/5) von ca. 10-20 s lt mechanische
Kennwerte erwarten, die bei ausreichender Festigkeit auch eine gute
Zhigkeit erreichen, Bild 13.
Abkhlzeiten ber 10 s stellen sich bei diesen Schweiparametern mit
Schweigeschwindigkeiten um 0,4 m/min ein.
Der thermomechanisch behandelte Stahl L36TM erbringt fr den von
WELDWARE auf Basis der Schweiparameter, kalkulierten
Abkhlzeitbereich ber 10 s, Hrtewerte unter 251 HV. Diese Werte
gelten fr 3-dimensionale Wrmeableitung, d.h. beim kritischen Fall des
Schweiens massiver Bauteile.
Bei den untersuchten Schweiproben wurden Maximalhrten in der
WEZ von 178 HV5 gemessen. Die Unterschreitung der kalkulierten
Hrtewerte kann darin begrndet sein, da die Schweiproben in ihren
Dimensionen zu klein waren, und es aufgrund des hohen
Wrmeeintrages nicht zu der in massiven Bauteilen schnellen
Wrmeableitung kam.
Die Auswertung der Gefgeaufnahmen weist keine Martensitanteile auf,
ein Fakt dafr, da die Abkhlzeit ber 12 s liegen mu. Das lt auf
die in Bild 14 dargestellten mechanischen Kennwerte schlieen.
Es zeigt sich, da das HIGH- SPEED Schweien von
thermomechanisch behandelten Sthlen, die sich durch geringe
Kohlenstoffgehalte auszeichnen, problemlos durchfhrbar ist [7].
Bild 13. Mechanische Kennwerte des St 52-3 in Abhngigkeit von der Abkhlzeit t8/5
Bild 14. Mechanische Kennwerte des L36TM in Abhngigkeit von der Abkhlzeit t8/5
C Si Mn P S Cr Ni Mo V
ST 52-3 0,140 0,440 1,410 0,011 0,015 0,052 0,001 0,020 0,003
L36TM 0,090 0,430 1,400 0,011 0,0007 0,023 0,026 0,005 0,001
Tabelle 2. Chemische Zusammensetzung der Versuchswerkstoffe
2000 EWM HIGHTEC WELDING GmbH 7/7 WM008900.doc; 08.00
4 Praktische Erfahrungen und Perspektiven
Die Anwendungsgebiete des MAG- Hochleistungsverfahrens HIGH-
SPEED ergeben sich automatisch durch eine hhere
Schweigeschwindigkeit beim konventionellen
Sprhlichtbogenschweien im Bereich kleiner und mittlerer
Materialdicken.
Der rotierende Sprhlichtbogen wird vorwiegend bei mittleren bis
groen Materialdicken zum Einsatz gelangen.
Die hohe Abschmelzleistung lt sich vor allem in Wannenlage
umsetzen. Die flache Nahtform und die sichere Flankenbindung
qualifizieren diesen Schweiproze auch fr dynamisch beanspruchte
Bauteile.
Damit stellt das MAG- Hochleistungsschweien eine echte Alternative
zum Unterpulverschweien dar. berall dort, wo keine UP-
Schweianlage zur Verfgung steht, oder der notwendige Platzbedarf
aus konstruktiven Grnden nicht bereit gestellt werden kann, ist an eine
Anwendung zu denken.
Auerdem ist die Stromquelle integralinverter MIG 500 HIGH- SPEED durch
geringere Baugre und zustzliche Schweiprogramme zum
manuellen Schweien flexibler als die UP- Maschine. Ein Praxisbeispiel
aus einem Stahlbaubetrieb wird dies belegen.
Dort werden 20 mm dicke Flachprofile auf Kastenprofile der
Wandstrke 10 mm geschweit. Der Werkstoff ist ein St 52-3, die
Nahtvorbereitung der Lngsnaht ein V.
In der Vergangenheit wurde die Schweiaufgabe durch
vollmechanisiertes MAG- Schweien gelst. Die Anschaffung einer UP-
Stromquelle sollte hierbei die Wirtschaftlichkeit erhhen, denn eine
einzige Lage kann die vorherigen drei Lagen ersetzen.
Da dieses Produkt nicht stndig zu fertigen ist, mssen bei einer
Investitionsrechnung natrlich die Maschinenauslastung und die
komplette Vielfalt der zu schweienden Teile des Betriebes beachtet
werden. Die HIGH- SPEED- Maschine ist hier klar im Vorteil.
Tabelle 3 stellt das alte und das neue Schweiverfahren , bezogen
auf 1m Schweinaht, gegenber.
In diesem Fall wird eine 1,2 mm Drahtelektrode der Qualitt SG2 mit
einer Drahtvorschubgeschwindigkeit von 26 m/min unter dem
Schutzgas 96% Ar + 4%O2 im rotierenden Sprhlichtbogen
verschweit.
Die Einsparung von Schutzgas und Arbeitszeit durch eine Erhhung der
Abschmelzleistung begrndet den wirtschaftlichen Einsatz des MAG-
Hochleistungsschweiens.
Schrifttum:
[1] Schellhase, M.:
Der Schweilichtbogen - ein technologisches Werkzeug.
Fachbuchreihe Schweitechnik, Band 84, Deutscher
Verlag fr Schweitechnik
(DVS) GmbH, Dsseldorf, 1985, S.60, 141, 144-146
[2] Farwer, A.:
MAG - Hochstromschweien - Stand der Entwicklung
und zuknftige Anwendungsmglichkeiten.
DVS- Berichte, Band 176, S.4-7.
[3] Trube, S. und Ladi, Z.:
Einflu der Schutzgas- Draht- Kombination auf die Stabilitt
der Werkstoffbergnge beim
MAG- Hochleistungsschweien.
Schweien & Schneiden 47 (1995), H.12, S.990-991.
[4] Killing, R.:
Schutzgase zum Lichtbogenschweien - schweitechnische
Eigenschaften.
Der Praktiker 45 (1993), H.8, S.451-454
[5] Borner, A.:
Verarbeitung thermomechanisch gewalzter Grobbleche
mit modernen Hochleistungsschweiverfahren.
Schweien & Schneiden 47 (1995), H.10, S. 850-851
[6] Dzelnitzki, D.:
Stand der Entwicklung von
Mehrproze-Schweistromquellen
DVS-Berichte, Band 176, S.248-251
[7] Anders, B.:
Untersuchung des Einflusses verschiedener Schutzgase
unter Vernderung der Schweiparameter beim
Hochleistungsschweien mit rotierendem Lichtbogen.
Bericht der Schweitechnischen Lehr- und
Versuchsanstalt Mecklenburg-
Vorpommern (1996)
[8] Dilthey, U. u.a.:
Schutzgase zum MAGM- Hochleistungsschweien,
Schweien & Schneiden 47 (1995), H.2, S.118-123
[9] N.N.:
Hardness testing in the heat affected zone of steel welds.
Wdg. World 25 (1987),
Heft 1/2, S.2/11, S.a.Dok. IIW-893-86.
K.Mertins,
Schweien & Schneiden 40 (1988), Heft 11, S.572
Alt Neu Einsparung
Anzahl der Lagen 3 1 2
Drahtvorschub-
geschwindigkeit
10 m/min 26 m/min
Schwei-
geschwindigkeit
0,46 m/min 0,40 m/min
Gesamtschweizeit 6,5 min 2,5 min 4 min
mittlerer Gasverbrauch 15 l/min 25 l/min
Gesamtgasverbrauch 97,5 l 62,5 l 35 l
Alt Neu Steigerung
Abschmelzleistung 5,3 kg/h 13,7 kg/h 8,4 kg/h
Tabelle 3. Gegenberstellung von MAG- und HIGH- SPEED -
Schweien bezogen auf 1m Schweinaht,
Drahtdurchmesser: 1,2 mm