Date post: | 05-Apr-2015 |
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Das Makedonische
Themen:
●Territorialgeschichte & Sprachentwicklung●Balkansprachbund
●Bulgarisch & Makedonisch●Dialekt und Sprache?!
Territorialgeschichte I
● 6. Jh.: Eindringen "Mazedonischer Slaven" (Bezeichnung der byzantinische Amtssprache) Slavenapostel Kyrill und Method
● Mitte 9. Jh.: "Erstes Bulgarisches Reich" Aufnahme der aus Mähren vertriebenen
Schüler Methods (Angelarij [† ~886] in Preslav, Naum [† 910] und Kliment [~840-916] in Ohrid)
● ab 971 Vordingen von Byzanz aus dem Westen, letzte Blütezeit unter Zar Samuil (976–1014), Hauptstadt Ohrid
Territorialgeschichte II
● 11.-13. Jh.: Byzanz, Normannen, Kreuzritter
● 14. Jh. Serbien (Gebietsgewinne unter Stefan Uroš II. Milutin [1282-1321], 1346 Krönung seines Enkels Stefan Uroš IV. Dušan [1331-1355] in Skopje als "Zar der Serben und Griechen")
● 14./15.-19. Jh.: Osmanisches Reich mit der Unterbrechung 1878 "Groß-Bulgarien" (als Ergebnis des russ.-türk. Krieges) für einige Monate
Territorialgeschichte III
● 2. 8. 1903: Илинден "Eliastag" - blutig niedergeschlagener Aufstand gegen die türkische Herrschaft
● 1912/13: Vertreibung der Türken vom Balkan - Teilung Makedoniens unter Serbien, Albanien, Griechenland und Bulgarien
● 1941 Zerschlagung Jugoslawiens, Makedonien fällt an Bulgarien
Territorialgeschichte IV
● 2. 8. 1944: "Antifaschistische Rat für die Volksbefreiung Makedoniens" proklamiert das Makedonische als Amtssprache des Makedonischen Staates innerhalb der Jugoslawischen Föderation
● Rasche Kodifizierung der Makedonischen Sprache durch Blaže Koneski (Блаже Конески *19.12.1921-7.12.1993) als Linguist und Dichter
Entschließung Alphabet 3.5.1945
<http://kodeks.uni-bamberg.de/Macedonia/MakAlphabetDecree.htm>
Etappen der Sprachentwicklung
● bis Ende 11. Jh.: "Ohrider Schule" (konsequente Fortsetzung des Altkirchenslavischen)
● 12.+13. Jh.: Abweichung vom Aksl. - Vortreten der westlichen Dialektmerkmale (= makedonische Sprachmerkmale)
● 14.-16. Jh.: "Serbische Redaktion" - Spuren im Wortschatz
● 17.+18. Jh.: Eindringen der Volkssprache in das weltliche Schrifttum ("Damaskinen")
● ab Mitte 19. Jh.: Makedonische "Wiedergeburt"
Balkansprachbund I
● Makedonisch bildet mit Bulgarisch und Rumänisch, Albanisch, Griechisch und Albani-Romani den sog. "Balkansprachbund"
● thrako-illyrisches Substrat? -> nicht nachweisbar
● Der Balkansprachbund entsteht durch wechselseitige Beeinflussung der Sprachen aufgrund verschieden variiertem Sprachkontakt und lange dauernder Zweisprachigkeit (wechselnde Herrschaftssprachen, häufige Wanderbewegung der Bevölkerung)
Balkansprachbund II
Entsteht der Sprachbund durchSuperstratmerkmale
oder handelt es sich umKonvergenzmerkmale ohne genetische
Ursache?
Gegen Griechisch [lange herrschende Kultursprache] und Türkisch [lange herrschende Amtssprache] als Superstratsprache(n) spreche, dass diese Sprachen selbst nur peripher oder gar nicht die Sprachbundmerkmalen aufweisen.
Balkansprachbund III
● Zentralvokalismus (a,e,i,o,u,ə)● nachgestellter Artikel (teilw. in griech. Dialekten)● subordinierter Satz im Konjunktiv statt
Infinitivkonstruktion (griech.)● Synkretismus von Genitiv und Dativ (rum. + türk.)● analytisches Futur mit ‘wollen’● Evidentialis (Erzähltempus) (slav.)● Numeralia 11 - 19 nach dem Schema ‘X über 10’ (=
lokativischer Zähltyp, slav.)● Lexik, Idiomatik: türk. + griech. (mak. дека, оти!)
Einführung in die Balkanlinguistik:
● Fiedler, Wilfried 1998: Einführung in die Balkanphilologie. In: Rehder, Peter (Hg.): Einführung in die slavischen Sprachen. Wiesbaden, S. 347-364.
● Hinrichs, Uwe; Büttner, Uwe (Hrsg.) 1999: Handbuch der Südosteuropa-Linguistik. Wiesbaden (= Slavistische Studien, Bücher, NF 10).
● Kruse, Jörg 2000. Die Entwicklung des Begriffs "Sprachbund" in der Balkanlinguistik, Magisterarbeit Uni Göttingen. <http://sprachbund.de/titel.html>
Bulgarisch - Makedonisch
Bulgarisch und Makedonisch bilden ein Dialektkontinuum; die Unterschiede zwischen beiden Sprachen treten v.a. in der schriftlichen Standardsprache auf
Gemeinsamkeiten:● bestimmter nachgestellter Artikel● Entfall des Genetivs● Imperfekt/ Aorist vs. Perfekt (als
Erzähltempora von Augenzeugen)
Makedonische Besonderheiten I
Bildung des Perfekts3. Ps. Sg.+Pl. Perfekt + Präsens von "е" = "sein"
Makedonisch-> ohne Hilfsverb: таа прочитала, тие
прочиталеBulgarisch (+ ostmakedonische Dialekte)-> Hilfsverb obligatorisch: он е прочитал, тие се
прочитале
Makedonische Besonderheiten II
Dreifach abgestufter Artikel
книга "ein Buch"книгата "das [bestimmte] Buch [da]книгава "das Buch hier [in meiner Reichweite]книгана "das Buch dort [in unserer
Reichweite]
Makedonische Besonderheiten III
männliche Eigennamen auf Konsonant (aber auch auf -e oder -o) zeigen im Makedonischen Rest des alten Genetiv/Akkusativs in der Funktion des Akkusativs bzw. im "deklinierten" Zustand nach Präpositionen
● Зборувам со Велка "Ich spreche mit Velko"● го видов Ивана "ich sah Ivan"
Makedonische Besonderheiten IV
Vergangenheitsbildung mit има + neutrales Verbaladjektiv = Perfekt ohne Betonung des Resultativen
имам купено = сум купилимаш доjдено = си дошол
dialektal auch möglich:имав купено сум имал купенобев имал купеноби имал купено
Makedonische Besonderheiten V
satzinitiale Klitika
ги имам видено (ich habe sie gesehen)
Makedonische Besonderheiten VI
● Personalpronomen 3. Ps. Sg.Makedonisch: тоj - Bulgarisch: он● Nom. Pl. Mask.Makedonisch: -ови-оj - Bulgarisch: -ове● Synthetischer DativMakedonisch: нам - Bulgarisch: на нас● Hilfsverb "sein" 3. Ps. Pl.Makedonisch: се - Bulgarisch: са● Aorist imperfektiver VerbenMakedonisch: unmöglich - Bulgarisch: möglich
Dialekt oder Sprache?
Schwäbisch-allemannisch: /Sellər isch geschtərn net hoem kommə/
Standardhochdeutsch: Dieser ist gestern nicht nach Hause/ heim gekommen.
UNTERSCHIEDE● phonologisch: /š < st/● morphologisch: Reduktion des ehemals
perfektivierenden Präfixes *ge- am Perfektpartizip
● lexikalisch: seller (< franz. ce là)
Dialekt und Sprache!
• von einem rein auf die Grammatik konzentrierten Standpunkt aus lassen sich Sprachen nicht definieren
• soziolinguistische Bedingungen (Minderheitensprache, Verkehrssprache, Amtssprache usw.) müssen hinzutreten
• zwei sprachliche Varietäten können zugleich verwandte Dialekte und verschiedene Sprachen sein
Literatur
● Bojíć, Vera; Oschlies, Wolf 1984. Lehrbuch der mazedonischen Sprache. München (= Slavistische Beiträge 175)
● Koneski, Blaže 1965. Istorija na makedonskiot jazik. Nachdruck Skopje 1996.
● Petkov, Pavel; Wiegand, Herbert Ernst (Hrsg.). Deutsch und Bulgarisch im Kontrast. = Germanistische Linguistik 149-150 (2000).