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Das Magazin für Investoren und Entrepreneure Special ......powered by Private Equity • Buyouts...

Date post: 12-Feb-2021
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powered by Private Equity • Buyouts • M&A www.vc-magazin.de Das Magazin für Investoren und Entrepreneure Special September 2018 5. Jg. Special Private Equity in Mitteldeutschland In Zusammenarbeit mit
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    Private Equity • Buyouts • M&Awww.vc-magazin.de

    Das Magazin für Investoren und Entrepreneure

    Special September 2018

    5. Jg.

    SpecialPrivate Equity in Mitteldeutschland

    In Zusammenarbeit mit

  • In den letzten 15 Jahren haben wir uns als Beteiligungsgesell-schaft des Freistaates Thüringen erfolgreich an die Spitze der Landesbeteilungungsgesellschaften Deutschlands gearbeitet.

    Mit einem Fondsvolumen von 350 Mio € investieren wir in wachstumsstarke Thüringer Unternehmen und unterstützen diese weit über den eigentlichen Beteiligungsprozess hinaus.

    Belege für den Erfolg dieser Strategie sind im letzten Jahr u.a. ein Nasdaq-Börsengang sowie ein Verkauf an einen Social-Media-Giganten, die wir als Lead Investor realisieren konnten.

    Erfahren Sie mehr unter › www.bm-t.de

    #support #scale #success

    beteiligungsmanagementthüringen gmbh

    jahre

  • Benjamin Heimlich, Chefredakteur

    Liebe Leserinnen und Leser,

    oft ist es der zweite Blick, der einen etwas klar sehen lässt. Ähnlich ist es auch mit den Bundesländern Sach-sen, Sachsen-Anhalt und Thüringen – zumindest, wenn man sie durch die Gründer- und Beteiligungskapitalbril-le betrachtet. Der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesell-schaften registrierte 2017 Investi-tionen in Höhe von 117,6 Mio. EUR in Mitteldeutschland – ein Rückgang von 94 Mio. EUR gegenüber dem Vor-jahr. Ebenfalls rückläufig ist laut der KfW die Gründungstätigkeit in den drei Bundesländern. Im Gründungs-monitor der staatlichen Bank belegte Sachsen-Anhalt den 16. Platz. Nur eine Position besser lag Thüringen. Etwas erfreulicher war das Ergebnis Sachsens: Platz 10.

    Dieses wenig ermutigende Bild verän-dert sich, sobald man genauer hin-sieht. Dann kommt eine langsam, aber stetig wachsende Business Angels-Szene zum Vorschein, wie etwa Univa-tions Geschäftsführer Daniel Worch im Interview ab Seite 10 berichtet. Oder es fallen einem die erheblichen Investitionen auf, die internationale Konzerne in Mitteldeutschland täti-gen. Von ihnen und der Vielzahl der Produkte und Technologien, die aus der Region stammen und die wir täg-lich in den Händen halten, berichtet Thomas Schulz vom HighTech Start-bahn Netzwerk ab Seite 12. Kein mitteldeutschlandspezifisches Phäno-men sind Wandeldarlehen. Doch auch in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thü-ringen kommen sie bei der Finanzie-rung in der Frühphase zunehmend zum Einsatz. Die Vor- und Nachteile

    Der zweite Blick

    des Instruments und die jüngsten Entwicklungen in diesem Segment legt Dr. Steffen Fritzsche, Partner bei der Kanzlei Gruendelpartner, ab Seite 14 dar.

    Mitteldeutschland bietet sowohl für Gründer wie auch für Investoren durchaus spannende und lukrative Möglichkeiten – auch wenn diese sich möglicherweise erst auf den zweiten Blick zu erkennen geben.

    Eine spannende Lektüre wünscht

    [email protected]

    futureSAX- Investoren Roadshow am 25. September 2018 www.futureSAX.de/investoren-roadshow

    Gründerland Sachsen

    www.futureSAX.de

    Die Innovationsplattform des Freistaates Sachsen

    futureSAX ist die Klammer um das Gründungs- & Innovationsgeschehen in Sachsen. � Netzwerk aus über 7.000 Akteuren � Kernzielgruppen: innovative Gründer,

    wachstums orientierte Unternehmer

    � Zusammenführung von Ver tretern aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Investoren

    � Wettbewerbe: futureSAX-Ideenwettbewerb, Sächsischer Transfer preis, Sächsischer Staatspreis für Innovation

    � Veranstaltungen: Wissensvermittlung, Vernetzung und Impulsgebung

    futureSAX ist eine Initiative des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr.

    3Special „Private Equity in Mitteldeutschland 2018“

    Editorial

  • 3 EditorialDer zweite Blick

    Die Region

    6 Unter dem Radar?Mitteldeutschland buhlt weiter hin um Aufmerksamkeit – zu Recht!

    10 Interview mit Daniel Worch, Univations„ Wir müssen die Start-ups bei auswärtigen Investoren aufs Radar bringen“

    12 Kommentar zur Unternehmenslandschaft in MitteldeutschlandHightech für Hype-TechThomas Schulz, HighTech Startbahn

    Aus der Praxis

    14 Wandeldarlehen als Instrument der FrühphasenfinanzierungBeliebt und mit ersten StandardsDr. Steffen Fritzsche, Gruendelpartner

    16 Case Study | oncgnostics GmbH: Diagnostikunternehmen für die KrebsvorsorgeBessere Früherkennung von Krebserkrankungen bei Frauen

    17 Case Study | Coman Software GmbH: Bessere Planung und Transparenz im Anlagen- und Gebäudebau Projektfortschritte und Terminplanung visuell darstellen

    5. Jg. 2018

    „Private Equity in Mitteldeutschland“

    ein Special des VentureCapital Magazins

    Verlag: GoingPublic Media AG, Hofmannstr. 7a, 81379 München, Tel.: 089-2000339-0, Fax: 089-2000339-39, E-Mail: [email protected], Internet: www.vc-magazin.de, www.goingpublic.de

    Redaktion: Peter Willleitner (Verlags lei tung), Benjamin Heimlich (Chefredakteur), Isabella-Alessa Bauer

    Mitarbeit an dieser Ausgabe: Bernd Frank, Dr. Steffen Fritzsche, Holger Garbs, Thomas Schulz

    Lektorat: Benjamin Eder, Sabine Klug

    Gestaltung: Marie Grom

    Titelbild: © 60px, © eowyny, © Gerd Gropp, © Johannes Krey, © kentauros, © kiono, © Mapics, © Mattis Kaminer, © pico, © Sinuswelle – stock.adobe.com

    Druck: Joh. Walch GmbH & Co. KG, Augsburg

    Impressum VentureCapitalMagazin

    18 Case Study | Systema Systementwicklung Dipl.-Inf. Manfred Austen GmbH: Lösungen für die FertigungIntegrieren, automatisieren, optimieren

    Service

    19 Partner des Specials im Portrait

    Fotos v.l.n.r.: © kentauros, © Johannes Krey, © Mapics, © kiono– stock.adobe.com

    4 Special „Private Equity in Mitteldeutschland 2018“

    Inhalt

  • Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!

    Darum wagen Sie ein Probeabonnement des VentureCapital Magazins zum Vorteilspreis von nur 10 EUR und gewinnen Sie Know-How rund um Venture Capital und Private Equity!

    www.vc-magazin.de/abonnement

    Was Gründer und Unternehmer in der DACH-Region ausmacht

    Private Equity • Buyouts • M&A

    Das Magazin für Investoren und Entrepreneure

    Sonderausgabe | Juli 2018 | 14,80 EUR (D)

    www.vc-magaz in .de

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    Sonder-ausgabe

    Standorte & Regionen 2018

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  • Unter dem Radar?

    Mitteldeutschland buhlt weiter hin um Aufmerksamkeit – zu Recht!Die Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen überzeugen mit starken Technologie standorten und einer exzellenten

    Forschungs- und Entwicklungslandschaft. Und doch ist das Engagement von Wagniskapital- und Beteiligungsinvestoren weiterhin begrenzt.

    Dies sollte sich ändern.

    Fotos: © Johannes Krey, © Sinuswelle, © Mapics, © 60px, © kiono, © Gerd Gropp, © eowyny, © Mattis Kaminer, © kentauros – stock.adobe.com

    6 Special „Private Equity in Mitteldeutschland 2018“

    Die Region

  • L aut BVK-Statistik wurden im vergangenen Jahr in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen insgesamt 118 Mio. EUR Eigenkapital investiert, in insgesamt 78 Unternehmen. Vorreiter war hier der Freistaat Sachsen mit 62 Mio. EUR, welche 52 Unternehmen zugutekamen. In Thüringen wurden immerhin 52 Mio. EUR in elf Unternehmen investiert. Schlusslicht in Mitteldeutschland ist Sachsen- Anhalt (5 Mio. EUR beziehungsweise vier Unternehmen). Freilich, die Zahlen weisen „nur“ die vom BVK erfassten Investitionen auf und beinhalten auch keine Business Angels-Finanzierungen. Trotzdem hinken die Eigenkapital-finanzierungen in Mitteldeutschland zum Teil deutlich hinter anderen Regionen hinterher. Während das Finanzierungs-volumen in Sachsen und Sachsen-Anhalt im Vergleich zum Vorjahr zum Teil deutlich zurückging, konnte Thüringen sein Volumen mehr als verdoppeln. Zum Vergleich: In Nordrhein-Westfalen, wurden nach BVK-Berechnungen über 2,4 Mrd. EUR investiert. Dahinter lagen Berlin (2,1 Mrd. EUR) und Bayern (1,9 Mrd. EUR). Auch bei Venture Capital-Finanzie-rungen werden die Unterschiede deutlich: Wurden in Sachsen immerhin noch 22 Mio. EUR investiert, waren es in Thüringen nur 6 Mio. EUR, in Sachsen-Anhalt gar nur 3 Mio. EUR. Berlin kam im gleichen Zeitraum auf 490 Mio. EUR.

    Gründe zu investierenDabei gäbe es doch genügend Gründe, mehr zu investieren. Denn die Region Mitteldeutschland ist industriell gut aufgestellt und verfügt über eine beein druckende Forschungs- und Ent-wicklungslandschaft, die eine hohe Innovationskraft garantiert. „Dresden hat es als einziger deutscher Standort mit den beiden Leibniz-Instituten für Festkörper- und Werkstoffforschung sowie zwei Forschungseinrichtungen

    für Polymerforschung unter die bundesweit 18 bei inter-nationalen Wissenschaftlern beliebtesten Institute ge-schafft, und die Technische Universität Dresden ist die viertinnovativste deutsche Hochschule“, sagt Dr. Merle Fuchs vom TechnologieContor in Gera. Leipzig weist mit rund 200 Start-ups im Innenstadtbereich die zweitgrößte Start-up-Dichte nach Berlin auf und belegt laut „Dynami-kranking“ der „Wirtschafts Woche“ bundesweit Platz elf. „Selbst die ‚kleine Großstadt‘ Jena belegt beim ‚Zukunftsranking‘ der WiWo bundesweit einen beachtli-chen siebten Platz“, so Fuchs.

    Schlagkräftige landeseigene FondsFerner engagieren sich alle drei Bundesländer stark für den Technologietransfer sowie innovative Start-ups und haben dazu Beteiligungsfonds aufgelegt. Sachsen investiert daraus durchschnittlich 8 Mio. EUR pro Jahr (Platz sieben bundesweit), Sachsen-Anhalt 10 Mio. EUR (Platz fünf) und

    Thüringen 15 Mio. EUR (Platz drei). Der TGFS Technologie-gründerfonds Sachsen, wurde 2008 mit 60 Mio. EUR aufgelegt und 2016 auf über 124 Mio. EUR Fondsvolumen aufgestockt. Der Wachstumsfonds Mittelstand Sachsen (WMS), der wachstumsstarke Unternehmen mit Eigenkapital und eigen-kapitalähnlichen Mitteln unterstützt, wurde 2005 mit einem Volumen von 35 Mio. EUR aufgelegt und 2012 um weitere 40 Mio. EUR aufgestockt. Beide Fonds werden durch die SIB Innovations- und Beteiligungsgesellschaft gemanagt. Sachsen- Anhalt hat 2017 den neuen IBG Risikokapitalfonds RKF III, der durch die bmp Ventures gemanagt wird, mit einem Volu-men von 66 Mio. EUR aufgelegt. Die Vorgängerfonds haben Investments in Höhe von knapp 300 Mio. EUR getätigt. „Seit 2017 gibt es in Sachsen-Anhalt auch schnelles Beteiligungs-kapital für ‚Startup Gladiator‘: In unter sechs Wochen kann ein Start-up 350.000 EUR für eine nominale Beteiligung am Stammkapital von 10%, den Rest als Wandeldarlehen mit einer jährlichen Verzinsung von 6% fix +5% gewinnabhängig erhalten“, erklärt Fuchs. Die bm-t, 2003 als Tochter der Thüringer Aufbaubank mit einem Fondsvolumen von 95 Mio. EUR gegründet, verwaltet inzwischen 320 Mio. EUR, auf-geteilt auf acht Fonds, und ist die zweitgrößte landeseigene Beteiligungsgesellschaft Deutschlands.

    Thüringer Biotechunternehmen geht an die NASDAQ„In Thüringen stehen mit dem Thüringer Start-up-Fonds (TSF), Wachstumsbeteiligungsfonds (WBF) und Mittel-standsfonds (MFT) alleine bei der bm-t fast 100 Mio. EUR für Investments sowohl in der Früh- und Wachstumsphase eines Unternehmens als auch für Private Equity-Finanzie-rungen und Unternehmensnachfolgen zur Verfügung. Außerdem rückt Thüringen zunehmend auch in den Fokus

    Dr. Merle Fuchs,TechnologieContor

    Beteiligungskapitalinvestitionen in Mitteldeutschland

    Quelle: BVK

    68,7

    163,5

    237,5

    123,4

    86,2

    168,2

    211,6

    117,6134

    265

    133

    155134

    11695 78

    0

    50

    100

    150

    200

    250

    300

    2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

    investiertes Kapital (in Mio. EUR)Zahl der finanzierten Unternehmen

    Special „Private Equity in Mitteldeutschland 2018“ 7

  • privater, auch internationaler Investoren, die zusätzliches Kapital für Invest-ments zur Verfügung stellen“, sagt Stephan Beier von der bm-t. Allerdings: Noch ist der Anteil von Buyout- und Nachfolgefinanzierungen deutlich unter-repräsentiert. Im Gegenzug haben Investments von privaten Investoren zugenommen. „Alleine im letzten Jahr konnte die bm-t über 150 Mio. EUR an privatem Kapital für Thüringer Unter-

    nehmen einwerben“, so Beier. Davon gingen allein 120 Mio. EUR an das Jenaer Biotechunternehmen InflaRx, welches 2017 ein gelungenes IPO an der NASDAQ feiern konnte.

    Starke StandorteIndustriell ist die Region Mitteldeutschland breit aufgefächert und bietet potenziellen Investoren ein vielfältiges Betätigungs-feld. So werden etwa in Thüringen Hochtechnologien unter an-derem in den Bereichen Life Sciences, Optik, Sensorik, Elektro-nik oder neue Materialien entwickelt. „Aber auch in den Berei-chen Softwareentwicklung – vorranging B2B – und Maschinen-bau ist Thüringen stark aufgestellt“, sagt Beier. Insbesondere in der Region Jena haben sich zahlreiche Unternehmen der Optikbranche angesiedelt, die sich im Cluster Optonet organi-siert haben. Weiterhin hat sich in Jena auf dem sogenannten Beutenberg-Campus ein Cluster im Bereich Life Sciences und Biotech mit hoher internationaler Ausstrahlung entwickelt. „Ähnliches kann man an den anderen Hochschulstandorten Ilmenau, Nordhausen und Schmalkalden beobachten, wo sich fachspezifisch neue Unternehmen entwickeln“, so Beier.

    Clustern fehlen die KonzerneHerausragende Hubs oder Cluster finden sich insbesondere in den Segmenten Automotive, Chemie/Kunststoffe, Energie /Umwelt/Solarwirtschaft, Informationstechnologie oder Life Sciences. In jedem dieser Cluster vergibt die Metropolregion Mitteldeutschland jährlich den IQ-Innovationspreis sowie einen Preis im Gesamtwert von 70.000 EUR. In der länderüber-greifenden Metropolregion haben sich struk turbestimmende Unternehmen, Städte und Landkreise, Kammern und Verbände sowie Hochschulen und Forschungseinrichtungen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zusammenge-schlossen. „Gemeinsames Ziel ist die nachhaltige Entwick-lung und Vermarktung der traditions reichen Wirtschafts-, Wissenschafts- und Kulturregion Mitteldeutschland“, ergänzt Fuchs. Und doch fehlen die großen Industrieunternehmen, in deren Umfeld sich innovative Start-ups ansiedeln und die auch als Sponsor, Partner und potenzieller Exit-Kanal infrage kommen. Einen DAX-Konzern sucht man in der Region wie in gesamt Ostdeutschland bis heute vergeblich.

    Zu wenig GründerAuch die Zahl der Unternehmensgründungen hinkt weiter-hin hinterher. Dies hat, ähnlich wie in westlichen Ländern,

    vor allem mit der guten Konjunkturlage zu tun und dem Werben von Firmen und Konzernen um gut ausgebildete Fachkräfte. Zwischen 2015 und 2017 gab es laut KfW-Grün-dungsmonitor in Sachsen 112 Gründungen je 10.000 Erwerbsfähige (Sachsen-Anhalt: 60; Thüringen: 93). In Berlin lag diese Zahl bei 2.017. Die Gründe für die vergleichsweise niedrige Zahl sind aber auch regionalspezifisch oder histo-risch zu sehen. „Unternehmertum wird in den mitteldeut-schen Schulen oftmals noch immer nicht positiv belegt, häufig fehlen persönliche Vorbilder, die Familien verfügen durchschnittlich über geringere Einkommen und niedrige-ren Wohlstand als in westlichen Bundesländern, was zu einem erhöhten Sicherheitsstreben bei der Berufswahl füh-ren mag“, erläutert Fuchs. „Und Business Angels – als Inves-toren, als Netz werker und als Mentoren – sind viel zu selten und verfügen in der Regel auch über geringere Vermögen als gestandene Unternehmer aus den westlichen Bundeslän-dern.“ Zwar verfügen alle drei Bundesländer über eigene Business Angels-Netzwerke. Doch ist es weiterhin schwierig, die Anzahl und Höhe der Investments genau zu verifizieren. Dass sich im Vergleich zu anderen Bundesländern in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen immer noch

    Stephan Beier,bm-t

    Gründungsaktivität in Deutschland

    Quelle: KfW–Gründungsmonitor

    106 (-23)

    139 (-19)116 (-15)

    94 (-30)

    106 (-22)

    132 (-50)

    138 (-41)

    93 (-25)112 (-35)

    207 (-31)

    125 (+15)

    126 (-41)

    207 (-47)

    141 (-4)60 (-16)

    105 (-20)

    Durchschnittliche Anzahl von Gründern je 10.000 Erwerbsfähigeim Zeitraum 2015–2017 (Veränderung ggü. Zeitraum 2014–2016)

    Bayern

    Baden-Württemberg

    Saarland

    HessenThüringen

    Sachsen

    Berlin

    Nordrhein-Westfalen

    Schleswig-Holstein

    Bremen

    Hamburg

    Nieder-sachsen Sachsen-

    AnhaltBrandenburg

    Mecklenburg-Vorpommern

    Rheinland-Pfalz

    8 Special „Private Equity in Mitteldeutschland 2018“

    Die Region

  • vergleichsweise wenige Business Angels engagieren und die investierten Kapitalsummen geringer ausfallen, steht allerdings außer Frage.

    Standort als Nachteil?Ein weiteres Problem: die relative oder gefühlte Ferne zu den deutschen und internationalen Start-up-Zentren. Viele Venture Capital-Investoren investieren lieber wiederholt an bekannten Standorten, an denen sie sich bedingt durch vorherige Investments, Netzwerke oder Veranstaltungen häufiger aufhalten. „Dies ist bedauerlich, da insbesondere Hightech-Start-ups im mitteldeutschen Raum über heraus-ragende Technologien sowie professionelle, hoch motivierte Teams verfügen und sie in den mitteldeutschen Netzwerken sehr kurze Wege zu herausragenden Lieferanten, Entwick-lungspartnern und Kunden vorfinden“, moniert Fuchs. Außerdem könnten die Unternehmer von sehr niedrigen Lebenshaltungs-, Dienstleistungs-, Personal- und Miet-kosten profitieren und auf extrem loyale, hoch qualifizierte Mitarbeiter zugreifen.

    Hoher Kapitalbedarf stärkt Position der FinanziersUnd noch einer Besonderheit sehen sich mitteldeutsche Start-ups ausgesetzt: Aufgrund des hohen Technologie-

    schwerpunkts in den genannten Industriesegmenten und einer überdurchschnittlich langen Time to Market-Phase entsteht ein hoher Kapitalbedarf, der durch das Fehlen von klassischen oder Corporate Venture-Investoren sowie Business Angels nur schwer gedeckt werden kann. Umso bedeutender werden landeseigene Beteiligungsgesellschaf-ten, vor allem in der Frühphasenfinanzierung. „Diese markt-beherrschende Stellung ermöglicht den Landesbeteiligungs-gesellschaften eine überaus starke Verhandlungsposition bei der Gestaltung der Beteiligungsverträge, was bei den Start-ups eine sehr gute Vorbereitung der Beteiligungsver-handlungen erfordert, sofern sie sich Verhandlungsmöglich-keiten auf Augenhöhe sichern wollen“, schließt Fuchs.

    FazitSachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bringen in vielerlei Hinsicht gute Voraussetzungen für eine vitale Unternehmens-landschaft mit, doch gerade beim Thema Gründungen hapert es noch immer. Nichtsdestotrotz bieten sich in Mitteldeutschland für Investoren immer wieder interessante Beteiligungsmöglichkeiten.

    Holger Garbs

    [email protected]

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  • VC Magazin: Herr Worch, wie steht es um die Beteiligungsszene in Mitteldeutschland und im Speziellen in Sachsen-Anhalt?Worch: Wir haben hier eine extrem gut ausgeprägte Betei-ligungslandschaft, wenn es darum geht, in der frühen Unter-nehmensphase Kapital zu akquirieren. Das gilt sowohl für Mitteldeutschland allgemein als auch für Sachsen-Anhalt im Speziellen. Hier im Bundesland finden Gründer gute bis sehr gute Förderangebote. Diese reichen von eigenen Inkubatoren an den Hochschulen über landeseigene Gründerstipendien und Markteintrittsstudienförderung bis zur klassischen Venture Capital-Finanzierung. Letztere kommt von den IBG-Fonds, die von der privaten Beteiligungsgesellschaft bmp Ventures AG gemanagt werden. Die Spanne der Wagnis-kapitalfinanzierungen, die in Sachsen-Anhalt auf die Beine gestellt werden können, reicht dabei von 350.000 bis 10 Mio. EUR.

    VC Magazin: Die Zahl der in Sachsen-Anhalt ansässigen Venture Capital-Gesellschaften ist aber überschaubar. Ist das ein Nachteil für die Gründerlandschaft in der Region?Worch: Ich denke nicht, dass das ein Nachteil ist. Aus zwei Gründen: Erstens gibt es durch die landeseigenen IBG-Fonds Kapital vor Ort. Zweitens stellen die Distanzen nach Berlin oder München für Investoren in der Regel kein großes Problem dar. Von Halle aus ist man mit dem ICE in einer Stunde in Berlin und in unter drei in München. Allerdings müssen wir die tollen Start-ups, die wir in Sachsen-Anhalt haben, auch bei den auswärtigen Investoren aufs Radar bringen – hier haben wir noch Luft nach oben.

    VC Magazin: Welche Rolle können dabei Veranstaltungen wie beispielsweise der Investforum Pitch-Day spielen?Worch: Derartige Events sind durchaus wichtig. Zum einen haben die Gründer die Möglichkeit, sich untereinander kennen zulernen, zu vernetzen und damit ein – wenn auch kleines – Ökosystem bilden zu können. Zum anderen finden private Investoren wie Business Angels oder Venture Capital-

    Dass Deutschland nach wie vor kein Gründerland ist, das belegt auch in diesem Jahr wieder der Gründungsmonitor der KfW. Mit Ausnahme

    von Brandenburg ging zwischen 2015 und 2017 in allen Bundesländern die Zahl derer zurück, die den Sprung in die Selbstständigkeit

    wagten. Besonders schmerzlich ist das für Länder wie Sachsen-Anhalt, die seit Jahren mit niedrigen Gründungszahlen zu kämpfen haben.

    Interview mit Daniel Worch, Univations

    „ Wir müssen die Start-ups bei auswärtigen Investoren aufs Radar bringen“

    Gesellschaften Zugang zu potenziellen Deals. Letztere haben ja sonst eigentlich keinen Einblick in die Hochschulen des Landes, und auch der Zugang zur hiesigen Start-up-Szene ist meist nicht so ausgeprägt wie in den Hubs Berlin oder München. Auf Veranstaltungen wie dem Investforum Pitch-Day kommt man konzentriert mit der gesamten Region in Kontakt.

    VC Magazin: Geben Sie uns doch bitte einen Überblick über die Unternehmens- und Gründerszene vor Ort.Worch: Die Qualität der Gründungen nimmt stetig zu. Mein Ein-druck ist, dass wir bei diesem Aspekt deckungsgleich mit dem Bundestrend sind: professionellere Gründungen, die besser vorbereitet sind. Leider ist das Volumen nach wie vor nicht groß genug, um von einer Start-up-Welle sprechen zu können. Insgesamt ist die Szene zwar überschaubar, aber der Größe des Landes und der Zahl der Hochschulen auch angemessen.VC Magazin: Stichwort „Hochschulen“: Sehen Sie Stell-schrauben, an denen gedreht werden könnte, um noch mehr Gründungen aus den Universitäten heraus anzuregen?

    Daniel Worch

    ist Geschäftsführer der Univations GmbH sowie Projektleiter

    des Investforum Startup-Service.

    10 Special „Private Equity in Mitteldeutschland 2018“

    Die Region

  • Worch: Solche Stellschrauben gibt es natürlich immer. Insbe-sondere an den Hochschulen beginnt das schon mit der Sensibilisierung für das Thema „Gründung“. Hinzu kommt, dass aufgrund der guten wirtschaftlichen Lage viele Absol-venten – platt gesagt – bereits einen Job in der Tasche haben, bevor sie überhaupt über eine Gründung nachdenken können. Gleichzeitig würde es natürlich sehr helfen, wenn der bürokratische Aufwand einer Gründung und der Prototypen entwicklung reduziert würde. Finanzierungs-seitig sehe ich Sachsen-Anhalt gut aufgestellt, auch wenn wir im Bereich der Business Angels nach wie vor eine kleine Lücke haben, die sich aber in den letzten Jahren mehr und mehr schließt.

    VC Magazin: Welche Rolle spielen Programme wie der Invest – Zuschuss für Wagniskapital, wenn es darum geht, mehr Busi-ness Angels für Investitionen in Start-ups zu motivieren?Worch: Der Invest – Zuschuss für Wagniskapital ist sicherlich ein wichtiges Tool, um mehr Business Angels zu aktivieren, das bekommen wir immer wieder aus der Privatinvestoren-szene gesagt. Dazu kommt – insbesondere in Ostdeutschland –, dass es mittlerweile auch eine ganze Reihe von Unternehmern gibt, die gut laufende Betriebe aufgebaut oder vielleicht sogar schon verkauft haben. Sie verfügen jetzt über die Mittel und

    auch die zeitlichen Kapazitäten, um sich mit dem Thema Start-ups und Investments in diese zu befassen.

    VC Magazin: Welchen Stellenwert hat das Thema Gründungen bei der sachsen-anhaltinischen Landes- und Wirtschafts politik?Worch: Das Thema genießt einen großen Stellenwert. Das Landeswirtschaftsministerium hat beispielsweise im vergan-genen Jahr einen Mittelstands- und Gründerfonds mit einem Volumen von insgesamt rund 112,5 Mio. EUR aufgelegt. Im Wissenschaftsbereich des Ministeriums wird derzeit an der Novelle des Hochschulgesetzes gearbeitet, das beispielsweise die Rahmenbedingungen für Unternehmensgründungen bzw. -beteiligungen verbessern soll. Die hiesige Wirtschaft ist sehr kleinteilig. Es gibt keinen DAX-Konzern in der Region und auch, dass sich große Unternehmen in naher Zukunft hier ansiedeln werden, ist eher fraglich. Diese und eine ganze Reihe weiterer Gründe sorgen dafür, dass viel Hoffnung auf den Start-ups vor Ort liegt. Das führt natürlich auch dazu, dass sie mehr Aufmerksamkeit erhalten und gute Ansätze wirtschaftspolitisch mit viel Kraft gefördert werden.

    VC Magazin: Vielen Dank für das Interview, Herr Worch.

    [email protected]

    LEIPZIG������Mädler-Passage - Aufgang B, Grimmaische Str. 2-4, 04109 Leipzig�JENA������Leutragraben 2-4, 07743 Jena�����·�����BERLIN������Am Zirkus 3a, 10117 Berlin

    Wir können nicht alles,�wir machen nicht alles.Aber was wir machen,��können wir auch.

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  • Kommentar zur Unternehmenslandschaft in Mitteldeutschland

    Hightech für Hype-Tech

    A lle 30 Unternehmen des DAX haben zusammengenom-men eine Marktkapitalisierung von rund 1,3 Bio. USD – je nach Aktienkurs. Wirft man nun noch einen Blick auf die Marktkapitalisierung der deutschen Start-up-Landschaft, seit und inklusive SAP, kommt man auf knapp 400 Mrd. USD. Ein Grund für diesen massiven Rückstand ist eine Knappheit an Venture Capital, insbesondere in der Wachstumsphase. Angesichts des internationalen Wettbewerbs schwächt dies die Innovationskraft der europäischen Wirtschaft massiv und behindert deren Wachstum deutlich. Die Investmentvolumina in Europa haben sich seit 2012 fast vervierfacht, ein auf den ersten Blick tolles Ergebnis. Doch liegt Europa bei 15,6 Mrd. EUR und die USA bei 63,8 Mrd. EUR. Nicht weit davon entfernt liegt auch Asien mit 62,8 Mrd. EUR an investiertem Venture Capital im Jahr 2017. Noch 2012 war Asien mit 4 Mrd. EUR investiertem Kapital nahezu gleichauf mit Europa.

    Erster zaghafter Trendwechsel erkennbarIm Mittel erhält ein deutsches Wachstumsunternehmen nur knapp 3,3 Mio. EUR Venture Capital. In der Later Stage erhält ein amerikanisches Unternehmen im Mittel fast 10 Mio. EUR mehr Wagniskapital als ein europäisches. Doch dieser unfaire Wettbewerb müsste nicht so unfair sein. Um den Venture Capital-Rückstand Europas auf die USA in Höhe von rund 48 Mrd. EUR auszugleichen, wäre eine Lösung, die Pensions-kassen und Versorgungswerke Europas heranzuziehen. Allein die 1.000 größten verwalten ein Vermögen von ca. 7 Bio. EUR, wovon weniger als 1% reichen würde, um diese Lücke zu schließen. Dieser Ansatz soll in Deutschland mit dem Dachfonds „Innovationsfonds Deutschland“ umgesetzt werden. Doch auch privatwirtschaftliche Fonds sehen den Handlungsbedarf und legen große Fonds auf. Lakestar plant einen 800-Mio.-USD-Fonds, Highland Europe kündigte einen neuen Fonds mit knapp 540 Mio. USD an, und Eight Roads Venture, verfügt über rund 375 Mio. USD. Ein erster, schüch-terner Trend ist also zu sehen. Es bleibt zu hoffen, dass die-sem Beispiel weitere Player folgen, damit gute europäische Gründer nicht weiterhin von amerikanischen und asiati-schen Wettbewerbern überholt werden, weil das Geld fehlt.

    Unbekannter Standort MitteldeutschlandWas braucht man neben Kapital noch für ein erfolgreiches Unternehmen? Kluge Köpfe und eine gute Idee oder Techno-logie, die im besten Fall ein echtes Problem löst. Ideen und

    Apple hat die magische Marktkapitalisierungsschwelle von 1 Bio. USD überschritten, als erstes privatwirtschaftliches Unternehmen in der

    Geschichte. Eine wahnsinnige Zahl: 1.000 Mrd. USD. Betrachtet man die derzeit zehn wertvollsten Unternehmen der Welt, findet man

    unter ihnen acht amerikanische und zwei chinesische Unternehmen – kein Unternehmen aus Deutschland, nicht einmal aus Europa!

    Kreativität sind mit Sicherheit vorhanden, und das vor allem in Mitteldeutschland. Hypethemen, oder besser gesagt: Zukunftsthemen, wie 5G Blockchain und Kryptowährungen, IoT, Leichtbau, Biotechnologie und Medizintechnik, flexible Elektronik und neuste Technologien in der Energiewirt-schaft sind in aller Munde und in Mitteldeutschland zu Hause – was leider noch immer weitestgehend unbekannt ist. Oder wusstet Ihr, dass zehn Universitäten, 30 Hochschulen und Fachhochschulen, 27 Standorte der Fraunhofer Gesell-schaft, 13 Max-Planck- Institute, 20 Standorte der Leibniz- Gemeinschaft, 18 Forschungszentren der Helmholtz- Gemeinschaft plus eine Vielzahl von Instituten und innovati-ven Forschungszentren die Wissenschaftslandschaft in Mitteldeutschland prägen?

    Jeden Tag in der HandWenn Ihr Euer Smartphone, in dem sehr wahrscheinlich säch-sische Chips stecken, in die Hand nehmt und das Zeichen für LTE auf dem Display seht, an dessen Stelle bald 5G stehen wird, was beides maßgeblich in Dresden entwickelt wurde, und Eure Crypto Trading-App öffnet, in die sehr wahrscheinlich Block-chain-Know-how aus Mittweida eingeflossen ist, oder Ihr Euren e-Golf oder auch Porsche öffnet, habt Ihr ein Stück Mittel-deutschland täglich in der Hand. Es gibt in Mitteldeutschland kein DAX-Unternehmen. Und leider kommen von hier auch nicht die Produkte, die jeder kennt. Aber ich bin sicher, Ihr habt jeden Tag etwas aus Mitteldeutschland in der Hand: ein Hightech-Glas oder eine Optik aus Thüringen, Sensoren und Mikroelektronik aus Sachsen, Güter, in denen Chemikalien oder Wirkstoffe aus Sachsen-Anhalt enthalten sind.

    Investments aus aller WeltUnd die Wirtschaft in Mitteldeutschland wächst. Doch ein Problem bleibt: Die Firmen sind vergleichsweise klein, meist haben sie nur zehn bis zwanzig Mitarbeiter. Es wird viel und sehr erfolgreich geforscht – auch mit Hochschulen, was zu starken Investitionen in Mitteldeutschland geführt hat. Bosch investiert 1 Mrd. EUR in Sachsen, Phillip Morris 320 Mio. EUR, Chipfabriken investieren in erheblichem Ausmaß, Schaeffler und Isopan investieren in Halle, Automobilher-steller investieren und verlegen ihre Elektromobilitätssparten nach Mitteldeutschland. Auch Asiaten haben in Mittel-deutschland viel vor. So investiert der chinesische Hersteller CATL 100 Mio. EUR in den Bau einer Fabrik für Batteriezellen

    12 Special „Private Equity in Mitteldeutschland 2018“

    Die Region | Kommentar

  • für Elektroautos in Erfurt. Der erste große Kunde ist BMW. Und AT&M kündigte an, in den kommenden drei bis fünf Jahren 80 Mio. EUR in den Mittweidaer Airbus-Zulieferer Cotesa zu investieren.

    Knackpunkt FachkräfteDoch durch das Wachstum und die Investitionen wird es bei einer Ressource bald knapp, den Mitarbeitern. Schätzungen ergeben, dass allein durch die Investitionen der letzten beiden Jahre in Mitteldeutschland ca. 20.000 Fach- und Füh-rungskräfte benötigt werden. Insgesamt konnte allein im letzten Jahr ca. jede dritte Fachkraftstelle im Mitteldeutsch-land nicht besetzt werden. Besonders schwierig ist die Situa-tion für Kleinstbetriebe. In diesen Unternehmen konnte nahezu die Hälfte der angebotenen Stellen für Fachkräfte nicht besetzt werden, obwohl Universitäten und Hochschulen in der Region zahlreiche Spezialisten ausbilden. Eine Analyse der Online-Jobplattform StepStone zeigt aber auch, dass Fachkräfte in den östlichen Bundesländern auf jeden Fall eine deutlich verbesserte Situation auf dem Arbeitsmarkt vorfinden. So hat sich die Anzahl der veröffentlichten Stel-lenausschreibungen in Sachsen und Sachsen-Anhalt in den vergangenen fünf Jahren fast verdoppelt. Während es auf Bundesebene zwischen Juni 2013 und Juni 2018 eine Steige-rung um rund 74% gab, verzeichnet Sachsen-Anhalt eine

    Steigerung um 107%, Sachsen um 105%, wobei die beschriebe-nen Investitionen noch nicht einmal abgeschlossen wurden.

    FazitEs wird also in der nächsten Zeit für Start-ups nicht leichter zu wachsen, doch wir stellen uns dieser Herausforderung mit großer Verve. Ob mit Formaten wie den Hightech Venture Days, Plattformen wie Startup-Mitteldeutschland.de, dem IQ-Innovationspreis Mitteldeutschland oder der bionection. Ich lade Euch ein: Kommt vorbei, überzeugt Euch von dem innovativen Ökosystem, den hoch motivierten und sehr gut ausgebildeten Gründern und dem beein-druckenden Know-how in der Region.

    Thomas Schulz

    ist seit 2012 Head of Operations beim

    HighTech Startbahn Netzwerk. Der

    selbstständige Unternehmensberater war

    zuvor Gründer und Geschäftsführer von

    drei Start-ups, von denen zwei erfolgreich

    verkauft wurden.

    Vom WMS begleitete Unternehmen (Auszug)

    Eigenkapital und Know-how für Sachsens wachstums-orientierten Mittelstand

    www.wachstumsfonds-sachsen.de

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  • Wandeldarlehen als Instrument der Frühphasenfinanzierung

    Beliebt und mit ersten Standards

    G rundlage dieser Finanzierungsform ist zunächst ein unbesichertes Darlehen mit einem festen Zins-satz, langer Laufzeit, Endfälligkeit von Darlehens-betrag und Stundung der Zinszahlungen für einen langen Zeitraum. Hinzu kam das Recht, dieses Darlehen bzw. die entsprechenden Ansprüche aus dem Nachrangdarlehens-vertrag in Eigenkapital der Gesellschaft gegen Gewährung von Unternehmensanteilen zu „wandeln“. Im Ergebnis sollte das Nachrangdarlehen dazu dienen, bei zukünftigen Finanzie-rungsrunden des Start-ups das bereits investierte Darlehen in tatsächliche Unternehmensanteile zu wandeln. Dabei ist insbesondere die Bewertung der Eigenkapitalinvestoren für die Bestimmung der zu übernehmenden Unternehmens-anteile durch den Darlehensgeber maßgeblich. Zusätzlich gab es beim High-Tech Gründerfonds (und auch anderen staatlichen Investoren) eine 10%ige bis 15%ige Beteiligung am Start-up gegen Zahlung des Nominalbetrages. Diese sollte über das Wandlungsrecht auch in Folgefinanzierungs-runden gehalten werden können.

    Anstieg der Investitionen über WandeldarlehenIm Zuge der steigenden Investitionstätigkeit von privaten Kapitalgebern wurde über die letzten Jahre das Wandel-darlehen vermehrt für die erste Finanzierung von Start-ups vor der eigentlichen Finanzierungsrunde mit Eigenkapital-investoren eingesetzt. Die Vorteile liegen auf der Hand. Die Bewertung des Start-ups muss in der ganz frühen Phase nicht unter Berücksichtigung von viel Fantasie und Plan-zahlen „künstlich“ bestimmt werden. Zudem bedarf es – abgesehen von Fällen, in denen gleichzeitig Geschäftsanteile an einer GmbH übernommen werden – keiner Beurkundung. Das spart Kosten und Zeit. Die Laufzeit beträgt regelmäßig fünf bis sechs Jahre, der Zins liegt bei etwa 5%. Auf die Bewertung der späteren Finanzierungsrunde, in der das Darlehen gewandelt werden kann, gibt es einen Discount von 10% bis 25%. Andererseits bedarf es neben der bloßen Standardformulierungen einiger Regelungen, die die spätere Beteiligung des Darlehensgebers am Start-up im Rahmen

    Lange Zeit war der High-Tech Gründerfonds einer der wenigen Investoren in Deutschland, die eine Erstrundenfinanzierung über ein

    Nachrangdarlehen mit Wandlungsoption (Wandeldarlehen) umgesetzt haben.

    der späteren Finanzierungsrunde antizipieren. Anderenfalls droht Streit in einer Situation, in der das Start-up die drin-gend notwendige Finanzierung braucht. In der Beratungs-praxis mit Business Angels und Start-ups wird immer wieder deutlich, dass die fehlende Erfahrung mit Nachrang- dar lehen und Wandlungen eine Herausforderung ist. Hier bedarf es eines erhöhten Beratungsaufwandes.

    StandardwandeldarlehensvertragGlücklicherweise haben sich zumindest in kürzerer Zeit Standards herausgebildet, die die Finanzierung über Wandel-darlehen vereinheitlichen und transparenter machen. Hier kommt dem Business Angel Netzwerk Deutschland ein besonderer Verdienst zu. Es hat über mehrere Monate in einer Expertengruppe einen Standardwandeldarlehens-vertrag erarbeitet, der als Grundlage insbesondere von Angel-Investments dienen soll. Es wird sich zeigen, ob dieser Vorschlag angenommen wird. Zumindest aber ist dies ein Schritt in Richtung einer schnellen und effizienten Erstrundenfinanzierung vor der eigentlichen Investitions-runde mit Eigenkapitalinvestoren. Auch wenn der Stan-dardwandeldarlehensvertrag eine gute Grundlage bietet, so erfordern die Situationen, in denen Wandeldarlehen gewährt werden, stets eine individuelle Betrachtung. Nicht nur, dass Wandeldarlehen auch ein beliebtes Instrument für kurzfristige Zwischenfinanzierungen sind. Wandeldar-lehen werden teilweise auch für spätere Finanzierungsrun-den genutzt, in denen die Frage nach der Notwendigkeit einer weiteren Eigenkapitalrunde noch offen ist. Zudem verwenden auch staatliche Investmentgesellschaften Wandeldarlehen mit den damit einhergehenden regulatori-schen Anforderungen.

    Invest – ZuschussDem steigenden Interesse von Start-ups und Kapitalgebern an einer ersten Finanzierung durch Wandeldarlehen ist auch die Bundesregierung durch Überarbeitung des Invest – Zuschuss für Wagniskapital gefolgt. Seit dem 01.01.2017

    14 Special „Private Equity in Mitteldeutschland 2018“

    Aus der Praxis

  • gilt neben den bekannten Erwerbszuschüssen für direkte Investitionen in Höhe von 20% des Investmentbetrages (max. 100.000 EUR Zuschuss) auch eine Bezuschussung von Wandeldarlehen in gleicher Höhe. Dies gilt jedoch nur, wenn die Wandlung innerhalb von 15 Monaten nach Aus-stellung des Bewilligungsbescheides vollzogen wird. Dies dürfte jedoch ohnehin dem typischen Zeitrahmen für die Vorbereitung der Finanzierungsrunde entsprechen. Hier-durch haben die Frühphaseninvestoren nunmehr die Mög-lichkeit, ihr Investment in der für sie und das Start-up sinnvollsten Weise zu strukturieren, ohne auf den Zuschuss verzichten zu müssen.

    Vor- und NachteileNeben den genannten Vorteilen wird oft auch angeführt, dass der Investor bereits eine Mindestrendite vereinbaren würde. Die wenigsten Wandeldarlehen dürften jedoch jemals zurückgezahlt werden. Erfolgt keine Wandlung, so ist die Alternative oftmals die Insolvenz, sodass sich die Mindestrendite nicht materialisiert. Von der Risikostruktur gleichen sich direkte Investments und Wandeldarlehen in der Frühphase. Der Unterschied besteht in den deutlich

    Dr. Steffen Fritzsche

    ist Rechtsanwalt und Partner bei Gruen-

    delpartner und berät Start-ups und mittel-

    ständische Unternehmen umfassend bei

    Finanzierungen und Unternehmens-

    käufen.

    begrenzteren Einflussmöglichkeiten des Darlehensgebers im Vergleich zum Gesellschafter. Nicht zuletzt deshalb gibt es viele, die ein Erstinvestment in das Eigenkapital mit einem schlanken Gesellschaftsvertrag als vorzugswürdig erachten. In zeitlicher Hinsicht lassen sich beide Invest-mentformen annähernd gleich schnell umsetzen. Will man dem Darlehensgeber zumindest rudimentäre Einflussmög-lichkeiten auf die Gesellschaft gewähren, bedarf es eines ähnlichen Gestaltungsaufwandes wie der Vereinbarung von Investorensonderrechten in einem Gesellschaftsvertrag.

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  • oncgnostics GmbH: Diagnostikunternehmen für die Krebsvorsorge

    Bessere Früherkennung von Krebserkrankungen bei Frauen

    B asierend auf epigenetischen Biomarkern, will oncgnostics die Diagnosequalität erhöhen. „Wir forschen in verschiedenen Nischen – unsere Haupt-richtung ist zurzeit eine verbesserte Diagnostik bei Gebär-mutterhalskrebs“, sagt Dr. Martina Schmitz, Mitgründerin und – neben Dr. Alfred Hansel – Geschäftsführerin. Denn neben einer frühen Erkennung von Krebs wolle oncgnostics mit ihrem Test vor allem die Übertherapie hierzulande redu-zieren. Aber auch zur Entscheidung für eine Chemotherapie oder nach einer Operation will man mit eigenen Verfahren frühzeitig und zuverlässig den Erfolg der Therapie bzw. des Eingriffs bewerten.

    Exist-Mittel und HTGF-NachrangdarlehenOncgnostics ist eine Ausgründung der Universitäts- Frauenklinik in Jena. Die ursprüngliche Idee entstand bereits 2008; Hauptinitiator: Prof. Matthias Dürst. Zur Finanzierung hatte man zunächst Fördermittel aus dem Exist-Programm erhalten. In der Gründungsphase stiegen dann die Stiftung für Technologie, Innovation und For-schung Thüringen (STIFT) sowie der High-Tech Gründer-fonds (HTGF) ein. „Wir hatten das Team schon 2011 kennengelernt“, sagt Dr. Bernd Goergen, Investmentmanager beim HTGF. Es war eines der ersten Investments des HTGF-Fonds II – ein Nachrangdarlehen über 500.000 EUR. Im Februar 2014 investierte der HTGF in gleicher Form noch mal 200.000 EUR. Ende 2014 kamen drei neue Investoren hinzu: beteiligungsmanagement thüringen, Sparkasse Jena und eine Privatinvestorin. Außerdem gab es 2016 und Ende 2017 noch je eine Crowd-Finanzierung.

    „Hoher klinischer Wert“„Wir schätzten das Team aufgrund seiner wissenschaft-lichen Kompetenz und unternehmerischen Lernfähigkeit“, so Goergen. „Und die Diagnose zum Gebärmutterhalskrebs ist ein robustes Laborverfahren. Es versprach einen hohen klinischen Wert, was sich inzwischen mit den vorliegenden Daten bestätigt hat.“ Es bringe Vorteile für Ärzte, Labore und Patientinnen. „Zudem waren die Lizenzierungsbedingungen,

    Krebserkrankungen rechtzeitig erkennen und so die Therapiechancen verbessern: Das ist das Ziel vieler Forscher und Medizinunternehmen.

    Auch das 2012 gegründete Diagnoseunternehmen oncgnostics hat sich dies auf die Fahnen geschrieben und sich dabei auf bestimmte

    Krebserkrankungen bei Frauen spezialisiert.

    die die Uniklinik dem Unternehmen damals gewährte, sehr investorenkompatibel. Wenn oncgnostics sich wie erwartet weiter gut entwickelt, wollen wir auch an künftigen Finanzie-rungsrunden teilhaben.“

    Lizenzvereinbarung in ChinaGeschäftsführerin Schmitz ist sehr zufrieden mit der Zusam-menarbeit mit dem HTGF. Der HTGF unterstütze durch sein Netzwerk, durch wichtige Kontakte zu Investoren und anderen Unternehmern. Zurzeit führt oncgnostics weitere Studien zur klinischen Nutzung der Diagnostik bei Gebärmutterhals-krebs durch. „In Deutschland sprechen wir Krankenkassen an, um Pilotprojekte zu vereinbaren“, so Schmitz. Prinzipiell die USA und China wegen ihrer Größe seien die attraktive-ren Märkte. Europa sei mit den vielen unterschiedlichen Gesundheits- und Krankenkassensystemen schwieriger zu bearbeiten. „Wir suchen in den USA und China Partner mit bestehenden Netzwerken – das ist ein-facher, als selbst einen Vertrieb dort aufzubauen.“ Der größte Fortschritt bislang sei eine Lizenzvereinbarung 2017 mit einer Tochtergesellschaft des chinesischen Pharmakonzerns Sino-pharm, der den Test für den Gebärmut-terhalskrebs nun auf dem chinesischen Markt zulassen wird. Die Summe der „Upfront-Zahlung“ durch die Chinesen liegt im siebenstelligen Bereich.

    AusblickDas Diagnostikunternehmen aus Jena ist momentan dabei, mit einem Partner in den USA eine Strategie für den dortigen Markt zu entwickeln. Darüber hinaus gedacht: Als Exit-Option – auf Sicht von etwa zwei bis drei Jahren – steht vor-rangig der Verkauf an Investoren bzw. an ein größeres Diagnostikunternehmen im Raum.

    Bernd Frank

    [email protected]

    Dr. Martina Schmitz,oncgnostics

    16 Special „Private Equity in Mitteldeutschland 2018“

    Aus der Praxis | Case Study

  • Mit visualisierter Terminplanung bis in die untersten Projektebenen die Planungsqualität bei Großprojekten erhöhen: Das hat sich die Coman

    Software GmbH zum Ziel gesetzt. Das Start-up ist eine Ausgründung aus der inpro, hinter der Daimler, VW, Siemens, Sabic und Thyssen-

    krupp stecken.

    Coman Software GmbH: Bessere Planung und Transparenz im Anlagen- und Gebäudebau

    Projektfortschritte und Terminplanung visuell darstellen

    W ie kann bei größeren Projekten „der Stand der Dinge“ transparent erfasst und dargestellt wer-den? Wie können alle am Projekt Beteiligten – von der Führungsebene bis zu den Mitarbeitern der beauf-tragten Firmen – auf dem Laufenden gehalten werden, welche Projektabschnitte fertiggestellt sind und welche Termine anstehen oder überzogen sind? Leitender Gedanke ist die Erhöhung des Terminplandetailgrades, ohne den Verlust der Übersicht. Die im Februar 2018 gegründete Coman Soft-ware hat eine Projektmanagement-Software entwickelt, über die Fahrzeughersteller, Maschinen- und Anlagenbauer oder Unternehmen aus dem Immobiliensektor den Fortgang des Projekts überwachen und Termine planen. Mitarbeiter eines jeden Gewerks können per App eingeben, wie weit sie sind – und das visualisiert.

    Spin-off aus der inproComan ist ein Spin-off der bereits seit den 80er-Jahren bestehenden inpro Innovationsgesellschaft für fortgeschrit-tene Produktionssysteme in der Fahrzeugindustrie mbH. Zunächst wurde Coman zur Organisation und Planung von Anlagenbauprojekten aufgesetzt, und zwar nach den Erfor-dernissen der inpro-Gesellschafter Daimler, Siemens, Sabic, Thyssenkrupp und Volkswagen. Nun ist sie aber dabei, sich eigenständig am Markt zu etablieren, und kann dabei auf der Kundenbasis der vier Gesellschafterkonzerne aufbauen. Es geht um ein Software-Tool mit einer umfassenden Daten-erfassung über Stand und Änderungen auf Baustellen – und dies so zu visualisieren, dass die Abstimmung und Termin-planung der Projektbeteiligten verbessert wird.

    Vom Anlagen- bis zum Flughafenbau„Es ist eine Software für visuelles Projektmanagement“, sagt Sven Kägebein, neben Timur Ripke einer der beiden Geschäftsführer. Neben den Gesellschafterkunden habe man auch bereits externe Kunden gewonnen, wie den Walz-werkhersteller Achenbach. „Wir kommen zwar aus dem Karosseriebau, aber unsere Software kann auch in anderen Branchen eingesetzt werden, so beispielsweise im Gebäude-, Kraftwerks- oder auch im Flughafenbau.“ Hauptzielrichtung

    sei aber der Maschinen- und Anlagen-bau. „Grundsätzlich aber ist der welt-weite Markt für uns interessant“, sagt Ripke. Die Software werde ja auch bereits weltweit eingesetzt. „Die Soft-ware schafft mehr Transparenz auf allen Projektebenen; die Terminpla-nung wird durch die visuelle Darstel-lung übersichtlicher auch im Detail“, so Kägebein. Diese Sichtbarkeit verbes-sere die Abstimmung und führe so auch zu Kosteneinsparungen.

    bmp Ventures ist mit dabeiBeteiligt an Coman ist mit 1,2 Mio. EUR der IBG Risikokapital-fonds III. „Uns haben die Software und ihre Einsatzmöglich-keiten ebenso überzeugt wie die vereinbarten Auslizen-zierungsbedingungen, die ein wichtiges Thema in den Verhandlungen mit der inpro und ihren Gesellschaftern waren“, erklärt Dr. Jan Alberti, Managing Part-ner der bmp Ventures AG, die die IBG-Fonds verwaltet. Er sieht für das junge Unternehmen großes Wachstumspo-tenzial. Interessant findet er insbeson-dere den Spin-off-Charakter des Start-ups: „Im deutschen Mittelstand und bei Konzernen gibt es – ähnlich dem Beispiel Coman – viele gute Projekte, die sich je nach Strukturierung auch für ein Venture Capital-Investment eignen.“

    AusblickDas Unternehmen will im Laufe dieses Jahres weitere Mit-arbeiter einstellen, um mehr Kundenanfragen bearbeiten zu können. Zudem will man bis Jahresende verstärkt in den chinesischen Markt hineingehen, wo ein großes Kunden-potenzial wartet.

    Bernd Frank

    [email protected]

    Timur Ripke,Coman Software

    Dr. Jan Alberti,Coman Software

    Special „Private Equity in Mitteldeutschland 2018“ 17

    Aus der Praxis | Case Study

  • K urz nach der Wiedervereinigung sind Manfred Austen und Inge Schöll-Austen zum ersten Mal in Dresden. Austen setzt zu diesem Zeitpunkt mit seiner jungen Firma Systema für Siemens ein Projekt in der Fertigungsautomatisierung um. Der Münchner Konzern baut ein Werk in Sachsen. Austen hat die Option, sich anzu-schließen. Der Haken an der Sache: Die Eheleute aus Regensburg müssten umziehen – nach Dresden. Schöll- Austens Begeisterung hält sich in Grenzen. Da gehe sie niemals hin, bescheidet sie ihrem Mann. Heute ist das Paar froh, den Schritt doch gewagt zu haben.

    Industrie 4.0 verlangt nach vollautomatisierter Fertigung1993 gründet Austen die Systema. Der erste Auftrag kommt von Siemens: Betriebsdatenerfassung. 1997 verlegt der Grün-der den Hauptsitz des Unternehmens nach Dresden. Das dor-tige Siemenswerk eröffnet neue Möglichkeiten im Osten. Sys-tema unterstützt Unternehmen bei der Systemintegration und Automatisierung ihrer Produktion. Aufträge kommen aus den Hightechbranchen: Halbleiter, Automobilzulieferung, Maschi-nenherstellung, Biotechno logie, medizinische Geräte. Syste-ma bietet individuelle und Standardlösungen für Computer In-tegrated Manufacturing an und organisiert die Anbindung des Manufacturing Execution- Systems an das Enterprise Resource Planning-System sowie die Maschinen in der Fertigung. Im Zuge der Digitalisierung wird auch die vollautomatisierte Ferti-gung ein immer größeres Geschäftsfeld: Industrie 4.0. Systema war einer der ersten SAP-Partner in diesem Bereich. 2009 gründet Austen eine Tochterfirma in den USA. Vor vier Jahren folgt eine weitere in Malaysia. „Unsere Kunden sind große Konzerne wie Bosch, Infineon oder Hewlett Packard. Sie verle-gen ihre Werke zunehmend nach Südostasien, da müssen wir ebenfalls präsent sein.“ 170 Mitarbeiter hat die Systema heute. Standorte in Indien, Israel und Südamerika sind im Aufbau.

    Mittleres Management schaffenZwei Themen treiben Austen um: die Organisation der Expansion und die Regelung der eigenen Nachfolge. „Ich will sicherstellen, dass die Arbeitsplätze, die wir aufgebaut

    In diesem Jahr feiert die Systema Systementwicklung Dipl.-Inf. Manfred Austen GmbH (Systema) ihren 25. Geburtstag. Die Firma entwickelt

    Lösungen für Systemintegration und Vollautomatisierung in der Fertigung. Systema setzt Projekte für Kunden wie Bosch oder Infineon um

    und will in den nächsten Jahren weiter international wachsen. Der Wachstumsfonds Mittelstand Sachsen (WMS) unterstützt bei der

    Expansion. Gemeinsam mit dem Investor will Gründer und Geschäftsführer Manfred Austen die drängende Nachfolgeregelung angehen.

    Systema Systementwicklung Dipl.-Inf. Manfred Austen GmbH: Lösungen für die Fertigung

    Integrieren, automatisieren, optimieren

    haben, erhalten bleiben.“ Austen hat sich Unterstützung ins Haus geholt: Der WMS hat Anfang 2018 25,1% der Systema übernommen. Die CFH Management GmbH verwaltet den Fonds, Thomas Tettenborn ist zustän-diger Investmentmanager. Die Partner wollen die neuen Standorte vorantrei-ben und weitere Tochterfirmen aufbau-en. Strukturen sollen optimiert und eine breitere Leitungsbasis geschaffen werden. Tettenborn: „Mit dem Aufbau eines mittleren Managements sind nach Manfred Austens Austritt mehrere Schultern da, die das Unternehmen im bisherigen Sinne weiterführen können.“

    AusblickIn fünf bis sieben Jahren will sich Austen in den wohlver-dienten Ruhestand verabschieden. Die Systema könnte im Rahmen eines MBO übernommen werden. Der Geschäfts-führer glaubt eher an einen strategischen Käufer: „Ich denke vor allem an die vielen großen Beratungsfirmen, die sich im Bereich Fertigung ausbreiten wollen.“ Auch nach dem Ver-kauf will Austen in Dresden bleiben – die Zustimmung seiner Frau ist sicher. In Regensburg liegen die Wurzeln, der Osten aber ist die neue Heimat: „Bayern und Sachsen sind sich nicht unähnlich. Wenn man Arbeitswillen bewiesen hat, kann man sich auf Unterstützung verlassen und erlebt posi-tive Überraschungen. Wir sind heute hier zu Hause.“

    [email protected]

    Thomas Tettenborn,CFH Management

    Inge Schöll-Austen und Manfred Austen: Ihre Systema hat heuer 25. Geburtstag gefeiert.

    18 Special „Private Equity in Mitteldeutschland 2018“

    Aus der Praxis | Case Study

  • Mitteldeutschland entwickelt sich stark, doch Fortschritt erfordert stets neue Ideen und Lösungen. Auch eine solide Kapitalbasis ist dabei essenziell für den Erfolg.

    Vor diesem Hintergrund wurde in Sachsen von der CFH Management GmbH gemeinsam mit den Beteiligungsgesell-schaften der Sparkassen Chemnitz, Dresden und Leipzig in Zusammenarbeit mit dem Freistaat in 2004 die Idee geboren, Mittelstands- und Venture Capital-Fonds aufzulegen, um Unter-nehmen in Sachsen mit Eigenkapital und/oder Mezzanine zu unterstützen. Daraus entstand eine Erfolgsgeschichte mit inzwischen vier Fonds: zwei für den Mittelstand (75 Mio. EUR)

    und zwei für technologieorientierte Start-ups (124 Mio. EUR). Weitere Partner bei diesen Fonds sind inzwischen die Spar-kasse Vogtland im WMS Plus und die MBG Sachsen im TGFS. Über 25 Mittelständler und über 50 junge Unternehmen wur-den durch den WMS und den TGFS bereits finanziert.

    Unternehmen, wie z.B. SYSTEMA, Dr. Födisch oder fabma-tics, konnten mit diesen Mitteln wachsen. Zahlreiche Start-ups, wie z.B. Qoniac, Pendix, Webdata Solutions und Data Virtuality, haben den Markteintritt erfolgreich gemeistert.

    www.wachstumsfonds-sachsen.de | www.tgfs.de | www.cfh.de

    Der Investforum Startup-Service richtet sich mit seinen Leis-tungen und Angeboten an innovative Startups, die auf ihrem Weg zum erfolgreichen Unternehmen begleitet werden. Neben individuell abgestimmten Coachings werden auf Matching-veranstaltungen wie dem Investforum Pitch-Day die richtigen Ansprechpartner miteinander in Kontakt gebracht. Der Invest-forum Startup-Service ist Bindeglied zwischen Startups und Investoren sowie Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft. Durch die enge Zusammenarbeit zwischen diesen Zielgrup-pen erhalten Investoren frühzeitig Zugang zu Startups und deren anwendbaren Innovationen sind für Unternehmen eine Möglichkeit zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit.

    Der Investforum Startup-Service wird durch das Minis-terium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes Sachsen-Anhalt gefördert und durch die Univations GmbH Institut für Wissens- und Technologietransfer an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg koordiniert.

    Kontakt: Christian StrebeE-Mail: [email protected].: 0345/13142707www.investforum.de

    Die bm|t ist eine der ersten Adressen für Beteiligungen in Thüringen. Uns anvertrautes Kapital investieren wir ge-winnbringend in Gründerteams und Unternehmen im Frei-staat. So finanzieren wir Innovationen und wirtschaftliches Wachstum in Thüringen.

    Die bm|t verwaltet aktuell acht Fonds mit einem Gesamt-volumen von über 320 Mio. EUR und investiert in innovative

    Unternehmen nahezu aller Branchen und in allen Phasen der Unternehmensentwicklung – sowohl in der Gründungs- als auch in der Wachstumsphase oder in Unternehmensnach-folgesituationen.

    www.bm-t.de

    Special „Private Equity in Mitteldeutschland 2018“ 19

    Service | Partner des Specials im Portrait

  • 13. September 2018M

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