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D a s M a g a z i n d e r W e l l p a p p e n i n d u s t r i e
Erfolgsfaktor für den E-Commerce
Versandhandel von morgen: Interview mit Sebastian Raßmann, TRENDONE
Umfragehoch: aktuelle Studie zum Versandhandel
aufgespießt
Wir packen das: mehr Kreislaufverpackungen, weniger Müll
Starke siebzig: vom CARE-Paket zur Zalando-Box
Welli Wellino
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ausgepackt
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Interview mit Sebastian Raßmann, Trendforscher und Digitalisierungsexperte
Herr Raßmann, wie verändert Technologie das Einkaufen? Viele spannende Technologien sind gerade reif für den Ein-
satz in der Praxis. Sie treiben die Digitalisierung im Handel
voran und werden für uns schon in ein paar Jahren Standard
sein. Die Erwartungen an den Handel lassen sich dabei in
drei Worte fassen: alles, einfach, jetzt.
Zu den Treibern der Entwicklung zählen die Möglichkeit,
über die Messenger-Funktion verschiedener Online-Dienste
zu bestellen, die automatische Nachbestellung mit einem
Scanvorgang zu Hause sowie das einfache Mobile Payment
am Point of Sale. Bald ist zudem nicht nur alles, was wir
online sehen, mit dem „Buy now“-Button versehen. Mit
verschiedenen digitalen Technologien wird auch die gan-
ze echte Welt in Zukunft zu einem permanenten Online-
Supermarkt.
Zunehmende Bedeutung gewinnt Sprachsteuerung mit
Amazon Echo, Google Home und Messenger-Apps in Ver-
bindung mit künstlicher Intelligenz. Diese zentralen Platt-
formen werden zu komplexen Marktsystemen für Händ-
ler, Marken und Dienstleister. Ein Zuruf genügt und die
Pizza, das Taxi oder das Abendkleid sind bestellt. Die Sys-
teme lernen dabei unsere Vorlieben und Gewohnheiten.
In den nächsten Jahren werden uns die Sprachassistenten
des Conversational Commerce an vielen weiteren Stellen
begegnen, zum Beispiel an Automaten oder Schaufenstern.
Mit der Vernetzung vieler technischer Geräte zum Internet
of Things erweitern sich die Spielräume für den Vertrieb
enorm.
Impressum
Herausgeber Verband der Wellpappen-Industrie e.V. Hilpertstraße 22 64295 Darmstadt www.wellpappen-industrie.de September 2018Fotos VDW, REWE, TRENDONE, Kantar Emnid, fotolia © contrastwerkstatt–fotolia.com, fotolia © JumalaSika ltd–fotolia.com, © iStockphoto.com/nd3000, fotolia © Syda Productions–fotolia.com, fotolia © Africa Studio–fotolia.com, fotolia © master1305–fotolia.com, © UA_RobaArchiv–www.alamy.com
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Gehen wir in 10 Jahren überhaupt noch in Geschäfte?Ja, da auch in Zukunft die Vorteile des stationären Handels
offensichtlich sein werden: die sofortige Verfügbarkeit und
das direkte Produkterlebnis. Neben dem prestigeträchtigen
Flagship-Store in der bekanntesten Shoppingstraße der
Stadt werden aber auch immer mehr Marken andere Wege
in die Retailfläche suchen. Modular Retail beispielsweise
kombiniert kreative und flexible Konzepte in einem pas-
senden Umfeld und steht für kurzfristige, aber intensive
Markenerlebnisse. Vor allem Handelsmarken, die in erster
Linie mit Online-Shops operieren, sowie kleinere Brands
experimentieren mit Pop-up- und Shop-in-Shop-Konzepten
oder mit Showrooms, die digitale Sortimente live erlebbar
machen. Als innerstädtische Logistikknotenpunkte bilden
solche Einzelhandelsmodelle auch die Grundlage für Click &
Collect sowie Verleih- und Mietkonzepte.
Welche Entwicklung erwarten Sie für Logistik und Ver-packung?Besonders großer Innovationsdruck besteht bei der letz-
ten Meile zum Kunden. Mit der stetigen Zunahme von
E-Commerce-Umsätzen tritt auch die Frage in den Vor-
dergrund, wie und wie schnell die bestellten Waren den
Kunden erreichen können. Die Innovationen reichen hier
von der Lieferung in den Kofferraum des Kunden bis hin
zur Entwicklung von autonom fahrenden Packstationen.
Ich rechne damit, dass hier das erste breite Anwendungs-
feld von autonomer Mobilität entsteht.
Die Verpackung ist das neue Marketing. Neben dem äuße-
ren Erscheinungsbild spielt das Auspackerlebnis eine wich-
tige Rolle. Ein starker Trend ist hier die Individualisierung.
In Zukunft wird die Verpackung unseren jeweiligen Be-
dürfnissen, Wünschen und Präferenzen entsprechen. Ver-
packungen lassen sich dann ganz einfach automatisiert
individualisieren, etwa durch den Einsatz von 3D-Druckern
und künstlicher Intelligenz.
Erste Menschen lassen sich Chips implantieren, um schnell und direkt mit Technik kommunizieren zu können. Der nächste Schritt sind Eingriffe ins Gehirn. Wo sind die Grenzen der Technologieentwicklung?Die Grenzen haben wir noch lange nicht erreicht. Wie weit
die Entwicklungen gehen werden, haben wir selbst in der
Hand. Hier liegt es an unserer Gesellschaft und der Politik,
das Gefahrenpotenzial, das die Digitalisierung mit sich
bringt, wie etwa das ungebremste Voranschreiten der künst-
lichen Intelligenz, zu erkennen und rechtzeitig zu unter-
binden. Momentan finden diese Gefahren noch zu wenig
Beachtung.
Der Technologieexperte betreut als Head of Center of Excellence Inspiration beim Hamburger Trend-forschungsinstitut TRENDONE Agenturen und Konzerne aus unterschiedlichsten Branchen und arbeitet gemeinsam mit ihnen an deren Fra-gestellungen zur Zukunft. Der gefragte Redner spricht auf dem diesjährigen Forum Wellpappe am 26. September zum Thema „Die Welt 2028 – Die Zukunft des E-Commerce“.
Sebastian Raßmann
Eine aktuelle Studie belegt: Versandhändler und Online-Shopper wollen Verpackungen, die einen sicheren Transport gewährleisten, umwelt-verträglich sind und Informationen liefern. Kurz, sie wollen Verpackungen aus Wellpappe
Der E-Commerce boomt,
auch dank Wellpappe.
Die Verbraucher haben
dem Online-Handel im
ersten Halbjahr 2018
ein Wachstum von
über 11 Prozent be-
schert, wie der Bun-
desverband E-Com-
merce und Versand-
handel Deutsch-
land e.V. (bevh)
berichtet. Insgesamt
erwartet der Verband für das laufende Jahr ei-
nen Zuwachs von 9,3 Prozent. Mehr Internet-Käufe
bedeuten auch mehr Zustellungen: Laut der Unter-
nehmensberatung McKinsey sollen 2025 im Durch-
schnitt etwa fünf Milliarden Pakete jährlich in
Deutschland verschickt werden. Das wären fast
doppelt so viele wie heute.
Die meisten online bestellten Waren werden in leistungs-
fähige Versandhüllen aus Wellpappe verpackt. Was macht
dieses Material so unverzichtbar für den
E-Commerce? Was er-
warten die Ver-
braucher von den
Verpackungen von
Amazon, Zalando
und Co.? Und wel-
che Anforderungen
stellen die Versand-
händler an die Verpa-
ckungen? Um Antwor-
ten auf diese Fragen zu
bekommen, führte das
Meinungsforschungs-
institut Kantar Emnid im Auftrag des Verbandes der
Wellpappen-Industrie eine repräsentative Umfrage unter
1.000 Verbrauchern und 100 Versandhändlern durch.
Die wichtigsten Erkenntnisse: Online-Shopper wünschen
sich umweltverträgliche Kisten und Schachteln, die das
bestellte Handy, Buch oder Spielzeugauto bis zur Haus-
tür wirkungsvoll schützen. Darüber hinaus sollen sie
Informationen zu Inhalt und
Verpackung bieten.
Kantar Emnid zufolge entsprechen die
eingesetzten Versandverpackungen
weitestgehend den Kunden-
wünschen –
nur beim Infor-
mationsange-
bot auf der Ver-
packung gibt es
noch Nachholbe-
darf.
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Eine aktuelle Studie belegt: Versandhändler und Online-Shopper wollen Verpackungen, die einen sicheren Transport gewährleisten, umwelt-verträglich sind und Informationen liefern. Kurz, sie wollen Verpackungen aus Wellpappe
Verpackung ist wichtigEines zeigt die Studie
ganz klar: Die Versand-
händler sind sich der
Bedeutung der Verpa-
ckung fü r i h ren Ge -
schäftserfolg sehr wohl
bewusst. Drei von vier
Befragten halten sie für
sehr wichtig oder wichtig.
„Diese Werte sind uner-
wartet hoch“, er läutert
Oliver Krieg, Senior Director
von Kan ta r Emn id .
„Immerhin haben 40
Prozent der Befragten
mit ,sehr wichtig‘ ge-
antwortet.“ Das ist
n a c h v o l l z i e h b a r,
schließlich dient die
Transportverpackung
nicht nur dem Schutz
der Ware, sondern ist
zugleich die Visiten-
karte des Online-Shops
und damit ein wich-
tiges Instrument für die Kommunikation mit dem Ver-
braucher. Zeigt die Verpackung in diesen Punkten Leis-
tung, stärkt das die Kundenzufriedenheit und das Image
des Händlers.
Dass der wirkungsvolle
Schutz der Ware ganz
oben auf dem Wunsch-
zettel der Verbraucher
steht, wenn es um Ver-
sandverpackungen geht,
ist kaum verwunderlich.
95 Prozent der Befragten
halten das für die wich-
tigste Eigenschaft der Ver-
packung. „Aber ihre Um-
weltverträglichkeit ist fast ebenso wichtig“, sagt
Studienleiter Krieg. „93 Prozent finden es wich-
tig oder sehr wichtig, dass sie gut zu recyceln
ist, und 89 Prozent verlangen eine einfache Ent-
sorgung. Fragt man die Online-Shopper nach ihrer
Einschätzung verschiedener Verpackungsmateri-
alien, bescheinigen 81 Prozent Verpackungen aus
Wellpappe gute Recyclingeigenschaften. Andere
Materialien erreichen diese Werte bei Weitem nicht.“
Wellpappe bietet also das vom Verbraucher ver-
langte ökologische Profil. 04 05
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Frage an Online-Shopper: Wie sollten Händler ihre Versandverpackungen gestalten?
47
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20
6
65Aufdruck mit Informationen zur
Recyclingfähigkeit der Verpackung
Bedruckung mit Händlerlogo
aufgedruckte Informationen zum Inhalt oder zum Online-Shop
farbige Bedruckung außen
farbige Bedruckung innen
Online-Shopper wollen aufgedruckte Informationen zur Umweltverträglichkeit der Verpackung.
Frage an Online-Händler: Wie wichtig sind für Sie folgende Eigenschaften von Versandverpackungen?
Versandhändler erwarten von Versandverpackungen vor allem Stabilität, hohen Produktschutz und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Stabilität und hoher Produktschutz
gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
leichte Handhabbarkeit beim Verpacken
gute Verfügbarkeit am Markt
gute Recyclingfähigkeit
geringes Lagervolumen
Mehrfachnutzen/Retourenfähigkeit
vielfältige Verpackungsmöglichkeiten
attraktives Aussehen
gute Bedruckungsmöglichkeiten
Wichtig oder sehr wichtig
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Frage an Online-Händler: Wie wichtig sind Versandverpackungen für Ihren Geschäftserfolg?
Drei von vier Versandhändlern finden, dass die Verpackung wichtig oder sehr wichtig für sie ist.
sehr wichtig
wichtig
40
weniger wichtig
nicht wichtig
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11
74
Alle Angaben in Prozent
Alle Angaben in Prozent
Alle Angaben in Prozent
Längst haben wir uns daran gewöhnt, dass wir mit Laptop
oder Handy die bunte Konsumwelt zu uns nach Hause
holen können – oder an jeden anderen beliebigen Ort, an
dem wir uns gerade aufhalten. Aus einem unerschöpf-
lichen Warenangebot auswählen und von einem Boten
bringen lassen – bequemer geht’s nicht. Oder doch? Fach-
leute arbeiten daran, Dinge des täglichen Gebrauchs per
3D-Druck einfach zu Hause herzustellen – auch Speisen.
Rotkohl, Kartoffeln, Sauerbraten – kommt jetzt die Lebens-
mittelfabrik ins Wohnzimmer?
Geht es nach dem niederländischen Gemüsespezialisten
DOOR, heißt die Antwort ja. DOOR verspricht, aus pü-
rierten Nahrungsmitteln neue Produkte zu kreieren. Wie
das „Fruchthandel Magazin“ berichtet, sollen damit unter
anderem „Restströme“ der Lebensmittelproduktion, die
andernfalls entsorgt würden, einer sinnvollen Nutzung zu-
geführt werden. Nach Unternehmensangaben lassen sich
bereits Schokolade und ein nicht näher definiertes „Püree
aus verschiedenen Zutaten“ drucken. Verbraucher können
das Konzept demnächst in einem Restaurant testen. Ser-
viert werden dort ausschließlich Menüs aus dem Drucker.
Steht also bald in vielen Haushalten neben dem raumfül-
lenden Hologramm-Screen und dem dienstbaren Roboter
ein 3D-Drucker, der Spielzeug, Kleidung und das Mittag-
essen ganz nach den Vorlieben der Bewohner ausspuckt?
Wem diese Vorstellung nicht behagt, der kann auch künftig
auf eine flächendeckend verfügbare Technologie setzen,
die ihre Vorteile bei der Lebensmittelversorgung der Bevöl-
kerung seit Jahrzehnten nachgewiesen hat: Versandkisten
aus Wellpappe. Die liefern bestellte Speisen und Zutaten
zuverlässig, frisch und attraktiv verpackt – auf Wunsch direkt
an den heimischen Tisch und immer öfter innerhalb weni-
ger Stunden. Klingt irgendwie leckerer.
aufgespießt
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Der Meinungsforschungsexperte ist Senior Director bei Kantar Emnid und stellt die Ergebnisse der Umfragen ausführlich auf dem Forum Wellpappe 2018 vor.
Oliver Krieg
Versandhändler wissen das. „Unsere Umfrage hat er-
geben, dass die Online-Shops den Verbraucherwunsch
nach Umweltverträglichkeit sehr genau kennen, auch
die Präferenz ökologischer Verpackungen wie Wellpap-
pe“, sagt Krieg. Der hohe Marktanteil von Wellpappe
im Versandhandel belegt, dass sie mit dem Einsatz die-
ses Materials den Bedürfnissen ihrer Kunden gerecht
werden.
Händler wollen LeistungBei den Versandhändlern stehen technische und wirt-
schaftliche Faktoren ganz oben auf der Anforderungs-
liste. 98 Prozent halten Stabilität und Produktschutz für
wichtig oder sehr wichtig; sie zeigen damit dieselbe Prio-
rität wie die Verbraucher. Es folgen ein gutes Preis-Leis-
tungs-Verhältnis (95 Prozent), die leichte Handhabbarkeit
beim Verpacken (86 Prozent) und die gute Verfügbarkeit
am Markt (86 Prozent). An fünfter Stelle setzen die On-
line-Shops die gute Recyclingfähigkeit der Verpackung:
78 Prozent halten sie für wichtig oder sehr wichtig.
In der Frage, wie die Verpackung aussehen soll, gehen
die Meinungen von Shoppern und Händlern etwas aus-
einander. Ein attraktives Aussehen halten nur 17 Prozent
der Verbraucher für wichtig oder sehr wichtig, eine
informative Bedruckung dagegen 37 Prozent. Die Ver-
sandhändler schätzen das eher umgekehrt ein: Sie glau-
ben, dass die Kunden weniger Wert auf aufgedruckte
Informationen legen (23 Prozent) und eine attraktive
äußere Hülle für wichtiger halten (34 Prozent). „Hinsicht-
lich der aufgedruckten Informationen haben die Versand-
händler die Chance, den Verbraucherwünschen weiter
entgegenzukommen“, so Krieg. „Zwei Drittel der Ver-
braucher fänden beispielsweise aufgedruckte Hinweise
zu den Umwelteigenschaften der Verpackung gut.“
Wenn es um Verpackungen geht, dann beherrscht ein
Thema gegenwärtig das Bild in den Medien: Kunststoffe,
die in die Umwelt gelangen und dauerhaften Schaden
anrichten, darunter zu einem erheblichen Teil Verpackungs-
abfälle. Zwar gelten insbesondere asiatische Anrainer-
staaten der Ozeane als Hauptverursacher des Problems –
aber Bilder von riesigen vermüllten Wasserflächen beun-
ruhigen auch hierzulande viele Menschen. Hinzu kommt,
dass auch in deutschen Gewässern und sogar in Böden
eine zunehmende Verunreinigung durch Plastikpartikel
festgestellt wird.
Entsprechend alarmiert sind verpackende Industrie und
Handel, die vermehrt auf Kreislaufverpackungen setzen
wollen. Befördert wird das neu entfachte Engagement für
recyclinggerechtes Verpacken durch neue gesetzliche Rah-
menbedingungen mit den ab Anfang kommenden Jahres
geltenden neuen Vorgaben für das Recycling. Zwei Drittel
gebrauchter Kunststoffverpackungen sollen bis 2022 stoff-
lich verwertet werden Gegenwärtig landet der größte Teil
der Joghurtbecher, Blister-Verpackungen und Plastikbeutel
noch in der Müllverbrennungsanlage.
Voraussetzung für ein umweltverträgliches Recy-
cling ist aber, dass die Abfallstoffe möglichst sor-
tenrein erfasst werden, damit sie sich leicht zu
hochwertigen Recyclingprodukten verarbeiten las-
sen. Ralf Nawarotzky, Geschäftsführer des Recy-
clingunternehmens Reconcept Peters, sieht in der
Sortenvielfalt des eingesetzten Materials ein wesent-
liches Hemmnis für steigende Quoten: „Problematisch ist
die Vielzahl unterschiedlicher Kunststoffsorten, die als Ver-
packungsmaterial verschiedene Funktionen erfüllen. Auch
Materialverbünde wie etwa Folien mit Alubeschichtung
erschweren den Recyclingprozess. Kunststoffmischungen
oder Mischungen mit anderen Materialien ergeben kein
sauber zu verarbeitendes Granulat.“
Recycling mitdenkenIn dieselbe Kerbe schlägt Umweltministerin Svenja Schulze,
die anmahnt, bei der Materialentscheidung für eine Ver-
packung die stoffliche Verwertung im Voraus einzuplanen:
„Wer eine Verpackung herstellt, die sich schlecht recyceln
lässt, wird ab 2019 stärker zur Kasse gebeten“, so die Mi-
nisterin in einem Beitrag des Handelsblatts. Nach Schulzes
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Mehr Kreislaufverpackungen bedeuten weniger Müll
Wir packen das
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Obstschälchen aus Graspapier sind eine ökologische Alternative zu Kunststoffschalen.
Überzeugung fördern hohe Kosten für nicht gut recycel-
bare Produkte die Innovationsfreudigkeit. Dabei mangelt
es auch heute schon nicht an innovativen Konzepten –
von kompostierbaren Kunststoffen über Shampoo-Fla-
schen aus an Stränden eingesammeltem „Beach-Plastik“
bis hin zu Geschirrspülmittel in Behältern aus 100 Prozent
Rezyklat.
Als Blaupause aller Recyclingbemühungen dient der Stoff-
kreislauf papierbasierter Verpackungsmaterialien wie Well-
pappe. Das Material fällt in großen Mengen sortenrein an
und wird nahezu vollständig recycelt. Mit durchschnittlich
80 Prozent ist der Anteil an Recyclingmaterialien in Well-
pappenverpackungen überragend hoch – mit Potenzial
nach oben: Neue Herstellungsverfahren machen es mög-
lich, dass altpapierbasierte Wellpappensorten inzwischen
physikalische Leistungswerte erzielen, die früher Frischfa-
serprodukten vorbehalten waren.
Auch der rohstoffliche Ursprung der Wellpappe, der in der
Verarbeitung von Bruch- und Durchforstungsholz aus nach-
haltiger Forstbewirtschaftung liegt, zahlt aufs ökologische
Punktekonto ein. Beim Baumwachstum wird Kohlendioxid
gebunden, was einen Beitrag zum Klimaschutz leistet. An-
ders als bei der Kunststoffherstellung bleiben die fossilen
und damit endlichen Rohstoffquellen auf Erdölbasis un-
angetastet. Und schließlich ist Wellpappe kompostierbar.
Eine Gewässer- und Landschaftsverunreinigung ist also
ausgeschlossen.
Wellpappenkreislauf setzt ImpulseAll das regt Ingenieure an, das Kreislaufprinzip der Well-
pappe weiterzudenken – etwa indem für Verpackungen
statt Frischfasermaterial aus Holz pflanzliche Rohstoffe
aus Gras oder aus landwirtschaftlichen Reststoffen genutzt
werden. Noch sind das Nischenkonzepte, die bislang nur
eine marginale Marktbedeutung haben. Aber sie zeigen
auf, dass der seit Jahrzehnten bewährte Papierkreislauf
immer wieder neue Impulse setzt, um die wirtschaftliche
und ökologische Effizienz papierbasierter Verpackungen
weiter zu steigern.
Das für Wellpappe charakteristische Prinzip „nachwach-
sende Rohstoffe – vollständiges Recycling“ erweist sich
jedenfalls im Licht der aktuellen Verpackungsdiskussion
als zukunftsweisend. Immer mehr Supermarktketten, Ver-
sandhändler und Hersteller weisen Verbraucher mit der
Nutzung des VDW-Öko-Signets auf diese Eigenschaften
hin. Die Botschaft dahinter: „Diese Verpackung wird nicht
zu Müll.“
Nach dem Zweiten Weltkrieg lag die deutsche Wirtschaft
am Boden und die Versorgung der Bevölkerung mit Lebens-
mitteln hatte Priorität. Über zehn Millionen amerikanische
CARE-Pakete – aus Wellpappe – erreichten zwischen 1946
und 1960 Westdeutschland. Gleichzeitig gingen die Men-
schen den Wiederaufbau an. Einen Monat bevor die D-Mark
eingeführt und damit Schwarzmarkt und Tauschhandel die
Grundlage entzogen wurde, gründeten die deutschen Well-
pappenhersteller am 25. Mai 1948 die Vereinigung der
Wellpappenfabrikanten – laut Satzung zur „Wahrnehmung
und Förderung der Interessen der Wellpappenindustrie und
Beratung seiner Mitglieder in wirtschaftlichen, technischen
und sozialen Fragen“. Vier Monate später erhielt der Ver-
band der Wellpappen-Industrie dann den Namen, den er
bis heute trägt. Seit 1968 hat er seinen Sitz in Darmstadt.
Die Erfolgsgeschichte der Wellpappe ist eng mit der Ent-
wicklung des Konsums verbunden. Neun Jahre nach Ver-
bandsgründung eröffnete Herbert Eklöh am 26. September
1957 in der Rheinlandhalle in Köln den ersten deutschen,
nach amerikanischem Vorbild konzipierten SB-Supermarkt
mit einer Verkaufsfläche von 2.000 Quadratmetern. Mit
diesem deutlichen Zeichen für die Konsumlust der Deut-
schen während des Wirtschaftswunders ergaben sich für
die Wellpappenproduzenten völlig neue Absatzmöglich-
keiten. „Was im Supermarkt gekauft wird, muss vorher
transportiert und verpackt werden“, sagt Dr. Oliver Wolfrum,
Geschäftsführer des Verbandes der Wellpappen-Industrie
(VDW). „Und zwar in Wellpappe – das war schon vor 60,
70 Jahren so.“ Fünf Jahre später eröffneten die Brüder
Albrecht die erste Aldi-Filiale; sie verkauften direkt von
der Palette und aus dem Transportkarton und gaben so
der Wellpappenindustrie weitere Wachstumsimpulse.
Dienstleister für die MitgliederDer Verband hatte bereits Ende der Vierzigerjahre wichtige
Aufgaben zu erfüllen. „Eine unabhängige Stelle musste
sich um Qualitätsbestimmungen und Normungsfragen
kümmern, die Patent- und Gebrauchsmusterüberwachung
übernehmen und für die Firmen in verschiedenen Belangen
als Ansprechpartner dienen“, sagt Wolfrum. Auch das
umfangreiche Statistikwesen, eine auch heute noch stark
nachgefragte Serviceleistung, baute der Verband damals
auf.
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Starke siebzigVom CARE-Paket zur Zalando-Box: Seit 70 Jahren gestaltet der Verband der Wellpappen-Industrie die Erfolgsgeschichte der Wellpappe mit
Anfang der 1960er Jahre in einem Hamburger Supermarkt. Konsumlaune während des Wirtschaftswunders: Die ersten Selbstbedienungsmärkte öffnen in den Fünfzigern ihre Pforten.
10 11
Etwa 2.500 Menschen arbeiteten 1950 bei den Mitglieds-
unternehmen, damals – als Folge des Krieges – noch mehr
Frauen als Männer. Zehn Jahre später waren es bereits
über 11.500 (bei unverändertem Geschlechterverhältnis),
die knapp eine Milliarde Quadratmeter Wellpappe herstell-
ten. Seit der Zeit des Wirtschaftswunders ging es mit der
Produktion stetig bergauf – bis auf über 8,3 Milliarden
Quadratmeter im Jahr 2017. Nur Mitte der Siebzigerjahre,
Anfang der Achtziger und am Ende des vergangenen Jahr-
zehnts musste die Branche Absatzrückgänge verzeichnen.
„Die Entwicklung unserer Branche ist eine echte Erfolgs-
story“, sagt Wolfrum. Die Zahl der Beschäftigten erreichte
Anfang der Neunzigerjahre mit etwa 16.000 den Stand
von heute, der auch in den Krisenjahren 2008 und 2009
gehalten werden konnte. „Dass der Absatz seit 1990 um
über 30 Prozent gestiegen ist, zeigt den enormen Zuwachs
der Nachfrage nach Wellpappenprodukten.“
Treiber des Online-ShoppingsWas die Vertriebskonzepte Supermarkt und Discounter für
die Wellpappenindustrie in den Fünfziger- und Sechziger-
jahren waren, ist im 21. Jahrhundert der E-Commerce. Die
hohen Wachstumsraten des Internet-Handels bescheren
den Wellpappenherstellern Jahr für Jahr ein Absatzplus.
„Auf der anderen Seite“, so Wolfrum, „wäre das Online-
Shopping ohne leistungsfähige Verpackungen aus Wellpap-
pe gar nicht möglich.“ In der Kommunikation der großen
Online-Shops steht die Wellpappenverpackung inzwischen
als Symbol für den Einkauf übers Internet: Werbung und
Internet-Kommunikation von Amazon und Zalando kom-
men ohne die Kisten und Schachteln aus Papier und Luft
kaum noch aus.
Heute wird das Image eines Handelsunternehmens auch von
der Attraktivität der eingesetzten Verpackung bestimmt –
nicht nur im E-Commerce. Vorbei sind die Zeiten, in denen
den Kunden in Discountmärkten nur braune Wellpappe zu
sehen bekommen. Der Anteil unbedruckter Kisten und
Schachteln hat sich seit 1988, als diese Statistik erstmals er-
hoben wurde, auf ein Viertel halbiert. Dagegen ist der Anteil
der drei- und mehrfarbig bedruckten Verpackungen von 3,3
auf durchschnittlich 23,3 Prozent im Jahr 2017 gestiegen.
Im Selbstbedienungseinzelhandel beträgt dieser Anteil schät-
zungsweise sogar rund 50 Prozent. Wolfrum: „Wellpappe
ist bereits seit Jahrzehnten ein wirkungsvolles Medium in
der Kommunikation mit den Kunden.“
Gutes ImageZu diesem Erfolg hat auch der VDW beigetragen. Heute
gehört die Arbeit am Image des Packstoffs Wellpappe zu
den wichtigsten Aufgaben des Verbandes. „Seit Anfang
der Neunzigerjahre die Verpackungsgesetzgebung ein-
setzte, haben wir einiges zur Aufklärung von Unterneh-
men, Politikern, Journalisten und der breiten Öffentlichkeit
unternommen“, berichtet Wolfrum. „Umfragen belegen,
dass Wellpappe ein hervorragendes Image hat. Und das
beruht neben dem hervorragenden Preis-Leistungs-Ver-
hältnis und ihrer guten Bedruckbarkeit vor allem auf ihren
zahlreichen ökologischen Vorteilen.“ So zählt die Bereit-
stellung des Öko-Signets zu den besonders erfolgreichen
Kommunikationsmaßnahmen des Verbandes: Mit dem
kostenfreien Aufdruck des Umweltzeichens „Verpackung
aus Wellpappe – nachwachsende Rohstoffe, vollständiges
Recycling“ können verpackende Unternehmen ihre Ab-
nehmer auf einen Blick über die Umwelteigenschaften
des Materials informieren.
Wenn Wellpappe heute als unersetzliches und zukunfts-
taugliches Verpackungsmaterial gilt, ihr eine natürliche
und sympathische Ausstrahlung zugesprochen wird und
die große Mehrheit der Konsumenten sie Verpackungen
aus Plastik vorzieht, dann ist das auch das Ergebnis der
siebzigjährigen Arbeit des VDW.
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