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Das Magazin 1/2014

Date post: 17-Mar-2016
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Lesen Sie in dieser Ausgabe über die Nothilfe nach Taifun Haiyan und wie Frauen in Kaschmir sich für ihre Rechte stark machen.
32
KASCHMIR Hunger kann nur bekämpfen, wer in Frieden lebt SEITE 12 PHILIPPINEN Schnelle Hilfe nach Taifun Haiyan SEITE 6 RUN 4 WASH Für sauberes Wasser starten SEITE 19 DAS MAGAZIN 76971 Ausgabe 1|2014
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Page 1: Das Magazin 1/2014

KASCHMIR

Hunger kann nur bekämpfen, wer in Frieden lebt SEITE 12

PHILIPPINEN

Schnelle Hilfe nach Taifun Haiyan SEITE 6

RUN 4 WASH

Für sauberes Wasser starten SEITE 19

DAS MAGAZIN

76971

Ausgabe 1|2014

Page 2: Das Magazin 1/2014

DAS MAGAZIN 1 | 2014

Inhalt 2

Editorial

Aktuell

4 Kochkurs im Tropenwald

Im Millenniumsdorf Kanat Toch in Kambodscha muss niemand mehr hungern

6 Der Taifun nahm vielen alles

Nothilfeteam der Welthungerhilfe nach Sturm auf den Philippinen im Einsatz

9 Anders als geplant – trotzdem erfolgreich

Architekt Daniel R. Becker berichtet über das fertiggestellte Gemeindezentrum in Nepal

Förderpartner

10 Handwerkszeug für ein selbstbestimmtes Leben

Die Bauern von Korak sind einen Riesenschritt vorangekommen

Titelthema: Kaschmir

12 Hunger kann nur bekämpfen, wer in Frieden lebt

16 Porträt: Lernen, die Angst zu verlernen

Aktionen & Kooperationen

17 Spontan und kreativ: Hilfe für die Philippinen Schulen, Unternehmen und Künstler leisteten einen großen Beitrag

18 Philanthropie plus X: Mit Weitsicht helfen

Fragen rund um das Thema Stiften an Marc Herbeck

19 Run 4 WASH – für sauberes Wasser starten

Welthungerhilfe und Viva con Agua rufen zum großen Lauf auf

20 „Change“ – Ein Song für die Welthungerhilfe

Karin Köster textete einen Song, dessen Erlös sie spendet

20 „Party in a Box“ feiert Premiere

Das berufliche Gymnasium in Gaußig feierte einer rauschende Party und spendete den Erlös

21 Essen gegen den Hunger anderer

tischefrei.de spendet 5.000 Euro

21 Atlas Copco: 40.000 Euro für Schulen in Malawi

Mit den Spenden werden Trinkwasserstellen und Toiletten an Schulen finanziert

22 Globales Lernen begeistert junge Menschen

Die Welthungerhilfe macht sich stark, das Bewusstsein junger Menschen für weltweite Entwicklungszusammenarbeit zu fördern

24 Entwicklung auf dem Land voranbringen

Die Erbacher Stiftung feiert ihr 25-jähriges Bestehen

26 Blitzlichter

28 Die Anliegen der Frauen im Blick haben

Susana Zschocke berichtet von ihrem Praktikum in Ruanda

Panorama

30 Myanmar-DVD

30 Preis für Manfred Sestendrup

30 Die Grüne Woche

31 Tirol Cross Mountain

31 Schülerflyer

Titelfoto: Afroza ist Schatz meisterin der Selbst hilfegruppe Nergis. Hier erfährt sie auch Wichtiges über die Ziegenzucht.

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3Editorial

als im vergangenen November Wir-belsturm Haiyan ganze Landstriche auf den Philippinen verwüstete, zeichnete sich schnell ab, dass die Welthungerhilfe hier gefragt sein würde. Unsere entsandten Kollegen des Nothilfe-Teams trafen schon in

den ersten Tagen nach der Katastrophe zum Hilfseinsatz im zerstörten Gebiet ein. Lesen Sie in dieser Ausgabe, welchen Herausforderungen sie dort begegneten (S. 6). Unser Dank gilt allen, die spontan für die Opfer des Taifuns spendeten oder sich mit Aktionen für die Menschen auf den Philippinen engagier-ten (S. 17).

In unserer Titelgeschichte lesen Sie diesmal, wie die Welthun-gerhilfe und ihre indische Partnerorganisation Familien in Kaschmir beistehen (S. 10). Der seit Jahren schwelende Konflikt zwischen Indien und Pakistan verursacht in Kaschmir nicht nur dramatische wirtschaftliche, sondern auch psychologische Schäden. So verleihen Selbsthilfekurse Frauen und vor allem Jugendlichen wieder Mut, für ihre Rechte und ihre Eigenstän-digkeit einzutreten – beispielsweise aus kleinen Krediten eine Existenz aufzubauen. Sie lernen, einander zu vertrauen und einen Weg der Versöhnung einzuschlagen.

An ein friedliches Miteinander ist derzeit in Syrien nicht zu denken, und so steigt die Zahl der Flüchtlinge noch immer. Unsere Hilfe ist gerade in den harten Wintermonaten mit Schnee und Eiseskälte dringend gefragt. Wir verteilten Decken, Le-bensmittel und Matratzen. Unser lokaler Kollege Juma Mous-sa berichtet in bewegenden Worten und Bildern, was dies für eine Familie in Manbij bedeutete (S. 27).

Herzlich

Ihr

Dr. Wolfgang Jamann

Generalsekretär Vorstandsvorsitzender

Liebe Leserinnen und Leser,

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Aktuell: Kambodscha4

Kochkurs im Tropenwald Hungern muss im Millenniumsdorf Kanat Toch niemand mehr. Dank frischem Trinkwas-ser, nährstoffreichem Speiseplan und einer alternativen Reisanbaumethode haben sich die Lebensbedingungen in den letzten Jahren deutlich gebessert. Nun aber bedrohen Kautschukfirmen die erfolgreiche Projektarbeit, indem sie das Land rauben und den Wald verwüsten.

Erst nach stundenlanger Fahrt über holprige rote Lehmstraßen erreicht man Kanat Toch, eines der ersten Millenniumsdörfer der Welthungerhilfe. Die Betonung liegt auf Toch, also klein, denn es gibt auch das große Dorf Kanat-Tom. Beide bilden mit weiteren achtundzwanzig Siedlungen das Projekt-

gebiet in der Provinz Ratanakiri. Hier im Nordosten Kambodschas, nahe der Grenze zu Vietnam, leben hauptsächlich Menschen mehrerer indigener Völker. Eine Minderheit im Land, deren Rechte seit 2001 per Gesetz festgeschrieben sind – aber wie so oft nur auf dem Papier.

Sauberes Wasser für alleRund um einen zentralen Platz sind die Holzhäuser von Klein-Kanat angeordnet, ihre Bauart auf hohen Stelzen ist typisch für die an Überschwemmungen gewöhnten Kambodschaner. In der Mitte des Dorf-platzes blitzt ein Brunnen mit großer Pumpe, einer von mittlerweile über fünfzig in der Region, die seit Projektbeginn 2005 gebaut wurden. Mit beiden Hän-den betätigt eine junge Frau die Pumpe, und zwan-zig Meter weiter schießt das frische Nass aus einem Betonzylinder mit zwei Wasserhähnen. „Früher ha-ben wir das Wasser in Krügen aus dem nahen Fluss geholt, der aber in der Trockenzeit nur wenig bis gar kein Wasser führt“, erklärt der 58-jährige Sao Cheng.

Er ist hier aufgewachsen. Von seinen vier Kindern lebt nur noch eins, die anderen sind an Malaria und Durchfällen gestorben. „Das Wasser haben wir ge-sammelt, wenn es welches gab, und es aufbewahrt, bis es klar war, um es zu kochen und zu trinken.“ Cheng ist so etwas wie der Hausmeister der Gemein-schaft. Er kümmert sich um kleine Reparaturen im Dorf und betreut den reibungslosen Betrieb der Pum-pe. „Sie funktioniert gut, seit Jahren gab es keine größeren Probleme“, sagt er stolz. „Nur die Dichtung muss jährlich erneuert werden. Ich benutze dazu nicht das Gummi vom Markt, sondern von Schuh-sohlen, das viel besser geeignet ist.“ Die beiden kam-bodschanischen Projektleiter der Welthungerhilfe und ihre Kollegen von der lokalen Partnerorganisa-tion CEDAC sind im Dorf gern gesehen. Gemeinsam bespricht man einmal im Jahr intensiv den Stand und die weiteren Schritte der Projektarbeit.

Sechs Zutaten verändern allesSo schnell wie der Brunnen von den Bewohnern auch angenommen wurde, bei weiteren Neuerungen zog es sich doch gemächlicher dahin: Bei der Er-nährung und den Anbaumethoden galt es, behutsam gewohnte Muster zu ändern und auch vergessenes traditionelles Wissen neu zu beleben. In regelmäßi-gen Kochkursen lernen Frauengruppen einfache Konservierungstechniken für Kohl, Bambussprossen und Chilis sowie, Mahlzeiten nährstoffreicher zu gestalten. Im Kursraum der Welthungerhilfe und CEDAC hängen Rollbanner, auf denen jeder Arbeits-schritt in Bildern erklärt wird. Auch für den Reis-anbau gibt es Illustrationen: Statt vieler Samen in einem Loch und Flutung der Felder gilt es nach der

Gemüse und Wald­früchte – das macht nicht nur satt, sondern auch gesund.

Foto unten: Jetzt gibt es sauberes Wasser mitten im Dorf.

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Hintergrund KambodschaIn der parlamentarischen Wahlmonarchie Kambod-scha, halb so groß wie Deutschland, leben rund 14 Millionen Menschen – rund ein Drittel von ihnen unterhalb der Armutsgrenze. Steigende Preise für Grundnahrungsmittel machen es einem zunehmen-den Teil der Bevölkerung immer schwerer, sich aus-reichend zu ernähren. In der Provinz Ratanakiri weisen durchschnittlich 50 Prozent der Kinder An-zeichen von chronischer und akuter Unterernährung auf, über die Hälfte von ihnen ist un-tergewichtig und für ihr Alter zu klein. Landkonzessionen an ausländische Investoren rauben den Bauernfamili-en ihre Anbauflächen und damit ihre Lebensgrundlage. Mehr als die Hälfte der landwirtschaftlich nutzbaren Flä-che wurde in den letzten zehn Jahren an ausländische Firmen zur Nutzung verpachtet.

L ä n d e r i n f o r m a t i o n

THAILAND

VIETNAM

LAOS

Phnom Penh

Kambodscha

Pazifischer Ozean

Indischer Ozean

5Aktuell: Kambodscha

neuen Methode, nur ein bis zwei Setzlinge gezielt in klarer Anordnung zu pflanzen und nur wenig zu bewässern. Das „System zur Intensivierung des Reis-anbaus“ hat sich in vielen Ländern bewährt, es führt zu deutlich größeren Pflanzen und mindestens einer Verdoppelung der Erträge. Und dies ganz ohne Ein-satz von Pestiziden, künstlichem Dünger oder Gen-technik. Allerdings verlangt diese Methode mehr Handarbeit und regelmäßige Pflege. CEDAC-Pro-grammdirektor Sam Vitou ist froh über den Erfolg. Zu bedenken gibt er aber: „Die übliche Reisernäh-rung ist zu einseitig auf Kohlenhydrate ausgerichtet, wir werben daher für eine nährstoffreiche Abwechs-lung mit mindestens sechs Zutaten, insbesondere mehr Gemüse und Waldfrüchte.“

Gummibäume gegen MenschenrechteDoch den Wald gibt es zu großen Teilen schon nicht mehr. Seit ein paar Jahren pflegen große Kautschuk-firmen aus Kambodscha, Vietnam und China ihre korrupten Beziehungen zur autoritären Regierungs-partei und nutzen die nicht geklärten Landrechtsfra-gen aus. Sie pachten im großen Stil das fruchtbare Land, roden den Tropenwald und pflanzen Kaut-schukbäume. Wo sich vor kurzem noch ein artenrei-ches und für die animistische Religion der Dorfbe-wohner mystisches Refugium befand, ziehen sich

heute von Sicherheitskräften bewachte Monokulturen bis hin zum Horizont. „Welchen Sinn macht unsere erfolgreiche Projektarbeit noch, wenn kein Raum mehr dafür gelassen wird?“, fragt sich Christina War-ning, Regionaldirektorin der Welthungerhilfe. Doch so schnell geben sie und ihr Team nicht auf. Zusam-men mit anderen Naturschutz- und Menschenrechts-organisationen sowie den Dorfbewohnern kämpfen sie juristisch um die Anerkennung und den Schutz des Projektgebietes als Gemeinschaftsland.

Werden auch sie ihr Land verlieren? Auf Karten ist der Bestand an Wald und Feldern festgehalten.

Foto links: Größere Pflanzen und mehr Ertrag, das bietet die neue Reisanbau­methode.

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Aktuell: Philippinen 6

Der Taifun nahm vielen alles Schon viele Stürme haben die Philippiner erlebt, aber nicht einmal die Ältesten unter ihnen können sich an eine solche Naturgewalt wie am 8. November 2013 erinnern. Taifun Haiyan verwüstete ganze Landstriche, mehr als 6.100 Menschen verloren ihr Leben, über vier Millionen ihr Heim. Umgehend entsendete die Welthungerhilfe drei Mitglieder ihres Nothilfeteams. Sie verteilen Werkzeug und Materialien, damit die Menschen wieder ein Dach über dem Kopf haben, und sorgen für sauberes Trinkwasser.

Jürgen Mika steht verschwitzt vor dem kleinen Mo-ped mit Kickstarter und schaut skeptisch. Der junge Philippiner lächelt ihm aufmunternd zu: „Come on!“. Jürgen Mika schaut ihn an – und steigt auf. Eng hintereinander geklemmt brettern sie über die Insel Gigantes, ein kleines Eiland, das zu den Philippinen gehört.

Im November jagte hier der Taifun Haiyan über die Insel, zerstörte die meisten Häuser und Felder. Jür-gen Mika ist mit dem Nothilfeteam der Welthunger-hilfe vor Ort, um die schlimmste Not zu lindern. Planen, Decken, Trinkwasser, Werkzeug – die Welt-hungerhilfe hat gut geplant, was die Menschen in diesem Stadium nach der Katastrophe am dringends-

ten brauchen. Absprachen mit Regierungsstellen und anderen Hilfsorganisationen gehören dazu.

In 48 Stunden vor OrtWenn Jürgen Mika angerufen wird, dann muss es in der Regel schnell gehen – sehr schnell. „Wir versu-chen, im Katastrophenfall innerhalb von 48 Stunden mit dem ersten Team vor Ort zu sein“, erklärt And-rea Padberg, die in der Bonner Zentrale der Welt-hungerhilfe das Nothilfeteam koordiniert, „meist klappt es auch, wir sind erfahren und haben Routi-ne“. Für die fünf Mitglieder des Teams bedeutet das: ständige Bereitschaft, kein ausgeschaltetes Handy – der Koffer ist immer halb gepackt.

Das Moped knattert durch die engen Dorfstraßen der Insel. Jürgen Mika hält sich an seinem Fahrer fest. Die Arbeit im Katastrophengebiet hat manchmal

Auf riesigen Arealen sind die Felder über­schwemmt.

Elisabeth Biber und ihre lokale Kollegin prüfen die Verteilungs­liste für Hilfsgüter.

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7Aktuell: Philippinen

auch etwas Abenteuerliches. „Wir müssen flexibel sein und können oft wenig vorausplanen“, erzählt Mika. „Wir müssen mit dem klarkommen, was wir antreffen.“ Zum Beispiel ein Moped, dessen Haltbar-keitsdatum lange überschritten scheint. Während der Fahrt sieht Jürgen Mika winkende Kinder, Menschen, die versuchen ihren Alltag neu zu organisieren. Und drum herum? Zerstörung, Leid, Elend. Wie soll es hier weitergehen? Der 44-Jährige bleibt ruhig: „Eins nach dem anderen...“

Der Anfang ist gemachtGut hundert Kilometer weiter östlich sitzt Birgit Zeit-ler in einer alten Sporthalle, die zu einer Schule ge-hört. Das Dach hat ein paar Löcher, ist aber im Gro-ßen und Ganzen heil geblieben. In diesem Dorf, eine Stunde von der Stadt Roxas entfernt, verteilt die Welthungerhilfe so genannte „Family-Kits“. Es sind Plastikboxen mit Werkzeug – ein Hammer, eine Zan-ge, Nägel, Seile, eine Plane als provisorischer Dach-ersatz. Birgit Zeitler ist wie Jürgen Mika ein Nothil-fe-Profi. Unzählige Einsätze in allen Krisengebieten der Welt hat sie hinter sich. Stumpft man irgendwann ab? „Ganz und gar nicht“, sagt die Leimenerin, „nicht, wenn es um Menschen geht.“

In zwanzig Minuten soll die Verteilung der Hilfsgü-ter beginnen. Vor dem Absperrband am Schuleingang warten Frauen und Männer geduldig. Es sind Hun-derte, und die Werkzeugkisten werden sicher nicht für alle reichen. Das Nothilfeteam der Welthunger-hilfe hat mit den lokalen Behörden zusammen Listen erstellt. Familien, die am härtesten betroffen sind, werden zuerst bedacht. Danach werden sie dann an-deren helfen. „Das ist gerade in dieser Region gar

Hintergrund PhilippinenDie Republik der Philippinen besteht aus über 7.100 Inseln und wird immer wieder von tropischen Wirbelstürmen getroffen oder von Erdbeben erschüt-tert. Von schätzungsweise 105 Millionen Menschen leben trotz des allmählichen wirtschaftlichen Auf-schwungs 26 Prozent unterhalb der Armutsgrenze. Gerade die ländlichen Regionen sind besonders betroffen, da der landwirtschaftliche Sektor nur ge-ringe Erträge erwirtschaftet. Haiyan gilt als der stärkste jemals gemes-sene Taifun und zog eine 100 Kilo-meter breite Schneise der Verwüs-tung über die Inseln.

L ä n d e r i n f o r m a t i o n

Die einfachen Häuser hielten dem Taifun nicht stand.

kein Problem“, erzählt Birgit Zeitler, „die Menschen sind es gewohnt, zu teilen und sich gegenseitig zu unterstützen.“

Birgit Zeitler bleibt gelassen. Die 48-Jährige hat schon Dutzende solcher Verteilungen organisiert. Ganz an-ders Elisabeth Biber. Die junge Österreicherin ist erst seit knapp zwei Jahren bei der Welthungerhilfe, und das hier ist ihr erster Einsatz mit dem Nothilfeteam. Biber läuft zwischen dem LKW, von dem gerade die Boxen abgeladen werden, und den Schreibtischen

TAIWAN

VIETNAM

MALAYSIA

INDONESIEN

Manila

Philippinen

Pazifischer Ozean

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Aktuell: Philippinen 8

sehr viel mehr brauchen als eine Kiste mit Werkzeug, aber ein Anfang ist gemacht.

Unterdessen ist in Gigantes das Moped kurz davor, den Geist aufzugeben. Mit letzter Kraft quält sich das Zweirad einen steilen Hügel hinauf. Das Ziel ist ein kleiner Brunnen, die einzige Trinkwasserversorgung der Insel. Bis jetzt, denn das Nothilfeteam hat sechs neuartige Trinkwasserfilter mit auf die Insel gebracht. Mit den blauen Plastikbehältern, die den Namen „PAUL“ tragen, können die Bewohner mehrere Mo-nate lang täglich über 600 Liter Wasser filtern.

Eine erfüllende Arbeit Auch hier nutzt das Team ein Schulgebäude für sei-nen Einsatz. Interessiert drängen sich die Inselbe-wohner in dem vom Taifun verschonten Gebäudeteil zusammen. Eine lokale Mitarbeiterin der Welthun-gerhilfe erläutert, wie die Filter funktionieren. Etwa 2.520 Menschen erhalten auf diese Weise jeden Tag sauberes Trinkwasser und können Krankheiten durch Schmutzwasser vermeiden. Jürgen Mika erklärt: „Wir haben unseren Einsatzort bewusst hier in dieser ab-gelegenen Gegend gewählt. Die Familien sind so dankbar, dass sie nicht vergessen werden.“

Jürgen Mika sieht in seinem Job eine große Verant-wortung: „Wer der Welthungerhilfe seine Spenden anvertraut, der will auch sicher sein, dass das Geld am richtigen Ort eingesetzt wird. Und dafür sorgen wir, von Anfang an.“ Auch wenn er bei seiner Arbeit oft mit Leid und Elend konfrontiert wird, die Moti-vation und das Bewusstsein, hier wirklich helfen zu können, überwiegen.

In der Sporthalle bei Roxas sind die letzten Werk-zeugkisten verteilt. Elisabeth Biber atmet durch. Of-fensichtlich hat alles geklappt – keine Reibereien unter den Wartenden, die Freiwilligen haben alle Listen abgearbeitet. Für die junge Mitarbeiterin der Welthungerhilfe eine ganz besondere Erfahrung. „Ich glaube, heute Nacht werde ich wieder schlafen kön-nen“, sagt sie erleichtert.

Nothilfe ist oft ein harter Job, aber auch eine sehr erfüllende Arbeit. Hilfe, die schnell, direkt und un-mittelbar bei den Menschen ankommt. Das Nothil-feteam der Welthungerhilfe hofft immer, so selten wie möglich ausrücken zu müssen – aber im Falle eines Falles sind die Mitarbeiter bestens vorbereitet. Auf den Philippinen stehen nun neue Aufgaben an: Häuser und Schulen werden repariert und einfache Häuser neu gebaut. Eine Fachwerkkonstruktion wird dafür sorgen, dass die Bambushäuser künftig Stür-men besser standhalten.

hin und her. An den Tischen sitzen junge Männer und Frauen, Philippiner, die sich als Freiwillige für die Verteilung gemeldet haben. Elisabeth Biber ist nervös. „Ich habe letzte Nacht kein Auge zugetan“, erklärt sie, „hoffentlich klappt das alles.“

Die Welthungerhilfe ist eine Entwicklungsorganisa-tion mit langfristigen Projekten. Doch Not- und Ka-tastrophenhilfe gehören auch dazu. Das Nothilfeteam gibt es jetzt schon seit elf Jahren. Schnelligkeit und Effizienz sind seine wichtigsten Eigenschaften. Dass in Katastrophengebieten dann auch schon mal Din-ge schief laufen, versteht sich von selbst. Aber nicht heute. Elisabeth Biber hat einen guten Job gemacht, alle sind vorbereitet, die Listen stimmen.

Das Absperrband am Eingang wird gelöst und die Menschen gehen ruhig, aber zielstrebig zu den Ti-schen. Ein kurzes Gespräch, eine Unterschrift auf der Liste und dann ziehen sie mit ihrer Werkzeug-Kiste und der Plane davon. Serena Ramos ist eine von ihnen. Was bedeutet diese Hilfe für sie? „Damit werden wir unser Haus wieder aufbauen“, sagt die junge Frau, „alles, was wir einmal an Werkzeug hat-ten, wurde vom Taifun weggeschwemmt.“ Ihr Haus liegt 400 Meter weiter – besser gesagt die Stelle, an der ihr Haus früher gestanden hat. Hier wird es noch

Auf der Liste stehen Familien, die Werkzeug und Planen am drin­gendsten benötigen.

Foto oben: Die Kiste mit Werkzeugen ermöglicht es den Familien, ihre Häuser wieder aufzubauen.

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9Aktuell: Nepal

Anders als geplant – trotzdem erfolgreich „Und wenn es dann doch nicht ganz so geworden ist wie geplant, ist auch das Teil eines partizipatorischen Prozesses.“ So lauteten Mitte letzten Jahres die abschließenden Worte des Artikels über das neue Gemeinschaftszentrum im nepalesischen Millenniumsdorf Korak. Nun ist es fertig, und von seinen Eindrücken berichtet Architekt Daniel R. Becker:

Foto links: Daniel R. Becker und seine Kollegen beziehen auch die Kinder bei der Projektplanung ein.

Das neue Gemein­schaftszentrum haben die Familien von Korak selbst errichtet.

Im letzten Winter war ich nach Korak gereist, um mit einer nepalesischen Kollegin ein Pilotprojekt zu starten: die Planung eines Gemeinschaftszentrums mit allen Beteiligten. Wir führten Interviews mit den Anwoh-nern, machten Bestands- und Materialanalysen, be-obachteten die Korakis bei täglichen Arbeiten, wohn-ten unter ihren Dächern und aßen täglich mit ihnen das traditionelle nepalesische Essen Linsen und Reis.

Nach drei Monaten verließ ich Korak mit ausführli-chen Bauplänen, einer Kostenkalkulation sowie der Versicherung der Ingenieure von der lokalen Part-nerorganisation Rural Reconstruction Nepal (RRN), für die Umsetzung Sorge zu tragen. Zwei Tage nach meiner Ausreise erhielt ich zwei Fotos. Zu sehen waren 30 Personen, die Steine und Baumaterialien herbeischaffen und die Fundamentgräben ausheben.

Bei den Kleinsten beginnen Im Winter reiste ich für ein weiteres Pilotprojekt nach Korak: die Entwicklung von zwei „Grünen Schulen“. Zusammen mit den Friends of Nature Ne-pal arbeiten wir an Konzepten, um die Kinder in einer Grundschule und einer Gesamtschule stärker für ihre natürliche Umgebung zu sensibilisieren. Durch sogenannte junge „Green Leaders“, Natur-Clubs, Unterricht in den Wäldern, Gestaltung von Außenanlagen, Naturführungen und Lehrerfortbil-dungen werden die Schülerinnen und Schüler an die Themen herangeführt.

Bei dieser Gelegenheit fand ich das Community Cen-tre im letzten Bauabschnitt vor. Es war tatsächlich „nicht ganz so geworden wie geplant“. Ein unge-plantes drittes Gebäude ist hinzugekommen, mein Entwurf wurde um 90 Grad gedreht und die Dächer sind aus blauem Wellblech. Ein Schock zunächst, und dann kam der Stolz. In fünf Monaten, trotz drei Monaten Regenzeit, hat die Gemeinschaft von Korak ihr Zentrum errichtet. Alle Arbeiten wurden von den Farmern und Farmerinnen selbst verrichtet – so bleibt das gespendete Geld für Arbeitskosten nun übrig für andere notwendige Dinge.

Im Zentrum werden nicht nur Kurse für Organische Landwirtschaft, Bienenzucht und Businessplan-erstellung stattfinden, sondern es wird auch als Kranken- und Entbindungsstation dienen, als Ort für Gemeinschaftstreffen und zum Lagern der genos-senschaftlich erworbenen Saatgüter. Ein voller Er-folg! Das Zentrum, ebenso wie die Grünen Schulen, ist Teil eines ganzheitlichen Ansatzes in Korak. Auch landwirtschaftliche Schulungen und Ausbildungs-programme für junge „Ökopreneure“ stärken die Menschen in der Region. Integrierte, nachhaltige Land- und Forstwirtschaft soll gesunde Ernährung, Anpassung an den Klimawandel, Biodiversitäts-schutz, ausreichend Energie und ein sicheres Ein-kommen gewährleisten. (Lesen Sie mehr über das Projekt in Korak ab Seite 10.)

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Förderpartner10

Handwerkszeug für ein selbst-bestimmtes Leben Nepal ist eines der ärmsten Länder der Welt, die Hälfte der Kinder leidet an Mangelernährung. Für weniger als ein Drittel der Bevölkerung gibt es eine sichergestellte Sanitärversorgung, und 3,5 Millionen Menschen leben ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser. Bei ihrem Besuch im Millenniumsdorf Korak im vergangenen Oktober hat Welthungerhilfe-Mitarbeiterin Nora Korthals all dies selbst erfahren.

Bei meiner Ankunft zieht mich das Land sofort in seinen Bann. Selten habe ich mich in der Fremde so sicher, so willkommen und akzeptiert gefühlt. Ich begleite sieben ehrenamtliche Unterstützer des Ver-eins Viva con Agua. Sie nutzen ihre Freizeit, um Spendenaktionen wie Konzerte oder Events zu orga-nisieren. Nun investieren sie zusätzlich Urlaub und Erspartes, um sich von den Ergebnissen ihres Einsat-zes direkt vor Ort zu überzeugen. Beeindruckend.

Ganzheitliche Lösungen finden In Nepal unterstützt Viva con Agua das WASH-Projekt (Wasser, Sanitär und Hygiene) der Welthun-gerhilfe in Korak, einer abgelegenen Bergregion im Süden des Landes. Hier vermitteln Hygieneschulun-gen, wie man schwere Durchfallerkrankungen ver-meiden kann. Gemeinsam mit den Bewohnern wer-den Toiletten errichtet, ebenso eine Trinkwasserver-sorgung und auch Bewässerungskanäle für die Fel-der. Aber auch landwirtschaftliche Schulungen und Weiterbildungen stärken die Menschen in der Regi-on – es ist ein ganzheitlicher Ansatz.

Als es hieß, wir besuchen das Millenniumsdorf, stell-te ich mir eben ein Dorf vor. Vielleicht eine Schule, ein Dorfplatz mit Brunnen, ein Gemeindehaus als Zentrum und dann einige Häuser darum. In Korak erwartet mich jedoch etwas völlig anderes. Streu-siedlungen, in denen die Häuser einzeln oder zu zweit über kilometerweite Hügelketten verteilt sind. Selbst die Schule steht allein, sodass die Kinder teilweise bis zu zwei Stunden zu Fuß über die unwegsamen Hügelketten laufen müssen.

Ich erlebe selbst, was die Arbeit der Kollegen hier ausmacht: Stundenlange Wanderungen sind nötig, um die Menschen zu erreichen, die unsere Hilfe be-nötigen. Wir passieren Familien, die im Einklang mit der Natur leben, ihre Nahrungsmittel nur biologisch und saisonal anbauen. Ein Traum, könnte man den-ken. Mit Romantikidylle hat all das jedoch wenig gemein, es ist gelebte Armut. Schlechte Hygienebe-dingungen, mangelnde medizinische Versorgung, beschwerliche Wege, kaum sauberes Trinkwasser und selten ausreichend Nahrung. Es gibt keinen Strom

Foto S. 11: Früher sicherte Wurzelgemü­se aus dem Wald das Überleben zwischen den Ernten. Heute gibt es das ganze Jahr über Gemüse.

Foto rechts: Die neuen Latrinen waren erst ungewohnt, wurden aber dann schnell akzeptiert.

Die Bauern laufen weite Strecken zu ihren Feldern.

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11Förderpartner

S e r v i c e

Sie möchten mehr über Förderpartnerschaften erfahren:

Nora Korthals Förderpartnerbetreuung 0228/22 88-278 [email protected]

Sie machen es möglich! Dank Ihrer regelmäßigen Unterstützung als Förderpartner oder Förderpartne-rin können wir Familien wie der von Rabindra Tamang das Handwerkszeug für ein selbstbestimmtes Leben ohne Armut und Hunger geben. Wie in allen Projekten der Welthungerhilfe, wo es darum geht, schnell mit Überlebens-hilfe zur Stelle zu sein oder langfristige Perspektiven zu schaffen. Damit die Welt ein Stück gerechter wird. Ich danke Ihnen herzlich dafür.

F ö r d e r p a r t n e r

und keine Möglichkeit, Einkommen zu erwirtschaf-ten. Wir gelangen nach Siddhi, wo die Arbeit der Welthungerhilfe erst begonnen hat. Früher, so be-richten die Bauernfamilien, habe die Reis- und Ge-müseernte nur sechs Monate ausgereicht. Den Rest des Jahres ernährten sie sich von Wurzeln und Pilzen aus dem Wald. Seit Projektbeginn hat sich die Situ-ation stark verbessert. Gerade blühen die Bohnen, und auf den Feldern entdecken wir viele verschie-dene Gemüsesorten.

Ein Riesenschritt zu neuen Ufern Am nächsten Tag erreichen wir Korak und sehen, was die Kollegen hier schon mit den Bewohnern er-reicht haben. Blühende Felder, eine Straße, die eine Anbindung an die Märkte in der Umgebung ermög-licht, neue Toiletten sowie Bewässerungslösungen für die Felder. Eine Bauernkooperative hat sich ge-gründet, die überschüssige Erzeugnisse mit einem gemeinsam finanzierten Auto zum Markt transpor-tiert. Die Menschen sind in Bewegung.

Seit 2011 leitet Philippe Dresrüsse die Projekte in Nepal. Schon damals glaubte er fest an das große landwirtschaftliche Potenzial der Region. Es fehle den Menschen lediglich an Wissen, wie sie ihre Ernten steigern, verarbeiten und gewinnbringend vermark-ten können. Drei Jahre später berichtet er: „Heute treffen sich die örtlichen Farmer mit den Hoteliers des nahegelegenen Nationalparks, um das Marketing der biologischen Erzeugnisse zu besprechen. Ein Rie-senschritt!“ Innovative Ansätze und ganzheitliche Projektarbeit zeigen, was mit guten lokalen Partnern und bei überschaubarem Budget alles möglich ist.

Immer wieder treffe ich auf beeindruckende Men-schen. Wie den Ingenieur Rabindra Tamang. Stolz erklärt er uns eine neu errichtete Biotoilette, die durch eine Sickergrube rund 15 Jahre lang ohne Anbindung an ein Abwassersystem betrieben werden kann. Sein Wissen hat er in Schulungen der Welthungerhilfe er-worben. Er trägt es weiter an seine Nachbarn. Oder die alte Chepang Frau, die uns eifrig die sechs Schrit-te des Händewaschens vorführt, die sie von ihrer En-kelin gelernt hat. Also funktioniert der Ansatz, über die Kinder in der Schule ganze Familien zu erreichen, ganz wunderbar. Und da ist der Bauer, der auf seiner Farm Tomaten anbaut und diese mit der Kooperative vertreibt. Er hat einen Wirtschaftsplan erstellt, um seine Ein- und Ausgaben im Blick zu haben und sein Leben und das seiner Kinder zu verbessern. Diese Menschen stehen für unglaubliche Tatkraft und ich bin dankbar dafür, sie kennengelernt zu haben. Mit eigenen Augen habe ich gesehen, wie viel bereits ver-ändert wurde – und dank Ihrer Hilfe werden wir noch viel Geplantes in die Tat umsetzen können.

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Rubrik-Thama 12

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13Titelthema: Kaschmir

Hunger kann nur bekämpfen, wer in Frieden lebtViele Menschen in Kaschmir sind arm und machtlos. Doch ein Projekt der Welthungerhilfe verleiht ihnen eine Stimme – und trägt damit zur Versöhnung in einem Land bei, das seit langem unter Gewalt und Krieg leidet.

Afroza Begum ist sauer. „Unsere Kinder sind noch immer hungrig, trotz des Schulessens“, schimpft sie. Ein Raunen geht durch die Gruppe, die Frauen sitzen auf Afrozas grün gemustertem Teppich, sie nicken. Einmal pro Woche steht den rund 450 Schülern im Ort Ziegenfleisch zu. Das hat die Regierung ihren Bürgern versprochen. Doch in Trikobal, einem Dorf nicht weit von der umstrittenen Grenzlinie zwischen Indien und Pakistan, kommt seit Wochen kein Gramm davon an. „Afroza, du musst einen Protestbrief schreiben“, sagt eine der Frauen. Ja, antwortet Afroza, die Schatzmeisterin. Sie kennt ihren Auftrag. Sie weiß, was zu tun ist. Sie weiß: „Das ist unser Recht“.

Vor sieben Jahren war das noch anders. Damals ha-ben die Mütter in Trikobal hingenommen, dass die Regierung den Kindern das Schulessen verwehrt. Mehr noch: Viele wussten gar nicht, dass ihnen die-se Mahlzeit zusteht. Heute hingegen wissen sich die Mütter zu wehren. Vor sieben Jahren haben sie sich zusammengeschlossen. Sie haben der Gruppe den Namen Nagis gegeben, so heißt auch eine Blume auf ihren Feldern. „Und wie sie wachsen und blühen wir“, sagt Afroza stolz. Stolz, weil sie weiß, dass ihre Nöte heute gehört werden. Dass das Schulamt ihr eine Antwort geben und das Fleisch liefern wird – auch ohne Schmiergeld. Sie, die Frauen von Trikobal, würden sich sonst öffentlich beschweren.

60 solcher Gruppen existieren inzwischen in 50 Dör-fern im indischen Teil Kaschmirs. Sie alle liegen in den Distrikten Baramulla und Bandipora und damit im Zentrum des Konflikts um die Region. Hier sind Arbeitslosigkeit, Analphabetentum, Hoffnungslosig-keit und Gewalt extrem hoch, hier liegt die Wirtschaft besonders am Boden, agieren Armee, Polizei und Aufständische brutal und willkürlicher. Hier sind die Menschen am verletzlichsten, ist auch das Misstrau-en am größten: Den Nachbarn im Pferdekarren oder im Auto mitzunehmen oder zu sich nach Hause ein-zuladen, das passiert wegen des Konflikts vielerorts schon lange nicht mehr.

An die 600 Männer und Frauen sind in diesen Grup-pen organisiert. Auch Gemeinderäte und Jugendliche

sind eingebunden in die Projekte und Kurse, welche die Welthungerhilfe im Rahmen des Programms „So-ziale Sicherung im ländlichen Raum“ unterstützt – ein in Kaschmir völlig neues Modell. Im Vordergrund steht die Stärkung der Zivilgesellschaft. „Armut und Hunger können nur bekämpft werden, wenn die Fa-milien in einem sozial sicheren Umfeld und in Frie-den leben – und wenn sie ihre Rechte kennen und auch einfordern können“, sagt Yasir Qureshi, Direk-tor der Indo-Global Social Service Society, kurz: IGSSS, der Partnerorganisation der Welthungerhilfe. Es ist ein neuer Fokus der Armutsbekämpfung, den die Welthungerhilfe seit 2004 in Kaschmir verfolgt. Er geht über die bisherige direkte Hilfe – Essen, Schulen, Ackerbau, Saatgut – hinaus, ist der logische nächste Schritt in einem Land, dessen Böden gute Ernten liefern, das aber durch einen bislang unge-lösten internationalen Konflikt in einem Zustand der Not und Gesetzlosigkeit verharrt.

Jugendliche wollen mitgestalten Denn das Wissen und die Fähigkeiten, welche die Trainer Afroza und ihren Mitstreiterinnen in den Kursen vermitteln, stärken das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl der Frauen. Damit können sie sich entwickeln, ein besseres, gesünderes Leben füh-ren. Ihren Kindern erstmals eine Chance bieten. Mit-gestalten und Mitsprache – das fordert vor allem die junge Generation. Gerade für Jugendliche, die in einer Zeit der sozialen Unruhen aufwachsen, bedeu-

Trainerin Nusrat Ali spricht mit Webern des Dorfes über bessere Ar­beitsbedingungen und Verkaufskonditionen. Sie wird respektiert.

Foto links: Seit sich die Frauen zusammen­schließen und Kurse besuchen, wächst ihr Selbstvertrauen, etwas eigenes auf die Beine zu stellen.

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Titelthema: Kaschmir 14

tet das Projekt eine vielversprechende Perspektive. Sie organisieren sich in Jugendkomitees oder -clubs und erhalten die Möglichkeit zu einer Ausbildung. Auf Distriktebene sind selbstverwaltete Jugendzen-tren geplant.

Gesetze nicht nur auf dem Papier In Kaschmir gibt es etliche staatliche Hilfsprogram-me. Und es gibt es ein neues Gesetz, ein Recht auf Information. Das garantiert jedem Bürger innerhalb von 30 Tagen eine Antwort auf seine Anfrage – und die Workshops der Welthungerhilfe garantieren, dass das Gesetz nicht nur auf dem Papier besteht. Heute wissen die Menschen in Trikobal, dass jeder arme Haushalt 35 Kilo Reis im Monat oder jeder Bauer subventioniertes Saatgut vom Staat erhält. Dass 400 Rupien bekommt, wer sein Kind im Hospital zur Welt bringt. Seit sie sich in Selbsthilfegruppen or-ganisiert und an den Kursen teilgenommen haben, wissen sie auch, dass der Mindestlohn für einen Achtstundentag 131 Rupies – etwa 1,50 Euro – be-trägt. Dass ein Mann, der seine Frau schlägt, bestraft werden kann. Sie wissen jetzt auch, dass die Men-schen in Trikobal das Recht haben zu erfahren, wo-hin man ihre von Soldaten oder Milizen getöteten Verwandten gebracht hat. „Früher“, sagt Afroza, „hätten wir Angst gehabt, danach zu fragen“. „Frü-her“, sagt sie auch, „hätten wir gar keine Antwort bekommen. Doch jetzt haben wir den Mut nachzu-haken“. „Jetzt“, sagt Yasir Qureshi, „hat der Staat keine Ausrede mehr, jetzt darf er die Antwort nicht mehr verweigern.“

In den Kursen lernen die Frauen zudem, sich selbst zu helfen. Etwa über Mikrokredite. Von einer Bank bekäme keine von ihnen ein Darlehen, sie sind alle arm, ohne Sicherheiten. Doch als Gruppe erhalten sie 25.000 Rupien von der Staatsbank, etwa 300 Euro. Dieses Geld verleihen die Frauen der Blumen-Grup-pe nun zu einem Zins von drei Prozent an Mitglieder; eine Bank verlangt das Doppelte. Außerdem zahlt jede Frau monatlich ein paar Rupien in einen Fonds ein; auch dieses Geld verleihen sie untereinander weiter. Eine Familie hat sich mit dem Kredit ein Ge-wächshaus gebaut; die Auberginen und Tomaten, die darin wachsen, verkauft sie auf dem Markt. An-dere haben mit dem Geld einen kleinen Dorfladen finanziert, einen Wagen, Webstuhl, Medikamente und Ziegen gekauft. „Bislang“, sagt Afroza, die Schatzmeisterin, „zahlten alle ihre Schulden zurück.“

Das überzeugte Frauen im Nachbardorf, ebenfalls eine Selbsthilfegruppe zu gründen und Mikrokredite zu vergeben. Und es überzeugte die Männer. Die zeigten anfangs den größten Widerstand, befürchte-ten, dass sich moderne Ideen in den Köpfen der Frau-

„Es gibt auch einen moderaten Weg“Interview mit Yasir Qureshi, Programmchef der Indo-Global Social Service Society

Wie wirkt sich der Konflikt auf die Menschen hier aus? In einer extrem hohen Gewaltrate in Familien, zwi-schen Militärs, Polizei und Zivilisten. Und unter Ju-gendlichen. Sie wachsen in einer Gesellschaft auf, in der sowohl der Staat als auch Einzelne die Men-schenrechte immer wieder verletzen. Entsprechend explosiv ist die Stimmung. Viele der Jungen glauben, dass Gewalt nur mit Gegengewalt begegnet werden kann. Hinzu kommen die fehlenden Perspektiven: Selbst mit Schulabschluss bleiben viele arbeitslos.

Wie helfen Sie den Jugendlichen?Zusammen mit der Welthungerhilfe versucht IGSSS, die Jugendlichen zu motivieren und auszubilden. Wir haben Klubs gegründet, in denen sich junge Männer und Frauen zwischen 18 und 20 Jahren treffen. Dort lernen sie, dass es auch einen moderaten Weg gibt. Dass sie ihre Rechte einfordern können, ohne nach einer Waffe zu greifen. Sie lernen, miteinander zu diskutieren, ohne Streit, selbst bei unterschiedlicher Meinung, das haben sie früher nicht gekonnt.

Bekommen sie wirtschaftliche Hilfe?Indirekt. Die jungen Leute brauchen ein Auskommen, um sich selbst und oft auch ihre Eltern zu finanzie-ren. Das hat ganz viel mit Selbstwertgefühl zu tun und das stärken wir. Ein Beispiel: Wer ein eigenes Geschäft eröffnen möchte, kann Geld von einer Bank bekommen oder von der Regierung, es gibt Program-me für Unternehmensgründer. Wie aber tritt man gegenüber einem Banker oder einem Amtsleiter auf? Das lernen die Jugendlichen in den Kursen. Entwick-lung funktioniert nur, wenn die Leute ihre Rechte kennen und einfordern. Und wir sehen Erfolge: Die Behörden antworten unseren Teilnehmern. Sie wis-sen, wir lassen nicht locker.

I n t e r v i e w

Wie hier in Gunchipora leben die Menschen auch in den umliegen­den Dörfern unter ein­fachsten Bedingungen.

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en und Jugendlichen festsetzen. Trikobal ist ein tra-ditionelles muslimisches Dorf. „Viele Frauen durften früher nicht mal ohne Begleitung zum Brunnen ge-hen“, sagt Nazia Nabi, eine der Trainerinnen. „Plötz-lich verließen sie allein das Haus, das Dorf, machten Geschäfte, widersprachen auch mal – das gefiel nicht allen.“ Manche Männer fühlten sich bedroht, reagier-ten mit Schlägen. Nicht so Afrozas Mann. Er hat seine Frau von Anfang an unterstützt. Doch auch er, sagt Afroza, ist sich dessen bewusst, dass, „wenn er jetzt Brot kauft, er es von meinem Geld kauft“.

Gemeinsame Arbeit verbindet Viele derer, die anfangs spotteten und kritisierten, die Gruppe treibe einen Keil in die Dorfgemeinschaft, fragen heute selbst nach einem Darlehen, wollen selbst eine Gruppe gründen. „Sie haben erkannt, dass die gemeinsame Arbeit verbindet, nicht trennt“, sagt Trainerin Nazia. Denn bei den Treffen geht es nicht nur um Kredite oder Rechte. In Afrozas Haus, einem einfachen Gebäude aus Backstein und Lehm, wo sie sich meist treffen, können sich die Frauen auch aussprechen. Über Gesundheit und die Bildung der Kinder reden, über Probleme in der Familie, als Paar. Manchmal schlichten sie auch Streit zwischen Eheleuten, Verwandten, Nachbarn. In Kaschmir herrscht zwar ein Klima der Angst und des Miss-trauens, eine Folge des jahrzehntelangen Konflikts. Doch hier, auf dem grünen Teppich von Afroza, haben die Leute von Trikobal gelernt, sich wieder zu vertrauen. „Damit beginnt ein Prozess, der uns versöhnt und Kaschmir vielleicht endlich den Frie-den bringt“, sagt Yasir Qureshi.

15Titelthema: Kaschmir

L ä n d e r i n f o r m a t i o n

Weben bedeutet meist eine sichere Einnah­mequelle. Dank eines Kleinkredites können sich Frauen für den Kauf eines Webstuhls zusammenschließen.

Foto links: Traditio­nelle Teppiche werden nach aufwendigen Musterblättern gewebt.

Hintergrund KaschmirUm den Himalaya-Staat Kaschmir wird seit Jahrzehn-ten gerungen: Indien erkennt den pakistanischen Teil nicht an, Pakistan nicht den indischen. Menschen-rechte werden verletzt, die Wirtschaft liegt am Boden, entsprechend arm ist die Bevölkerung. Der Konflikt begann 1947, als die britische Kolonialmacht nach der Unabhängigkeit und Teilung des Subkontinents abzog. Denn sowohl Indien als auch das neu gegrün-dete Pakistan beanspruchten Kaschmir, eine Region so groß wie Großbritannien, in der überwiegend Mus-lime leben.

Drei Kriege wurden um Kaschmir geführt, zuletzt 1999. Unter internationaler Vermittlung beschlos-sen Indien und Pakistan 2003 erneut ein Ende der Gefechte. Doch beide Seiten verletzten das Abkom-men immer wieder. Seit Beginn des Konfliktes sind Zehntausende Menschen ums Leben gekommen.

Die Welthungerhilfe arbeitet im indi-schen Teil des Gebietes, dem Bun-desstaat Jammu und Kaschmir. Hier haben die früher so berühmte Sei-denproduktion, die Wollverarbeitung sowie der traditionelle Obstanbau unter der angespannten Sicherheits-lage schwer gelitten.

INDIEN

CHINA

PAKISTAN

AFGHANISTAN

Kaschmir

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Titelthema: Porträt16

Lernen, die Angst zu verlernenMan kann einer Frau den Mann rauben. Das Lächeln. Den Körper. Aber nicht die Würde. Nicht den Mut. Doch fast hätte Nazeena auch das verloren.

Nazeena sitzt auf dem Boden, in ihrer Hand das Foto ihres verschwundenen Mannes, und doch ist sie es, die nahezu verschwindet – so schmal und still ist die 30-Jährige. „Ich bin unsichtbar“, sagt sie und deutet mit der Hand zum Fenster, nach draußen, hin zu einer Gesellschaft, die Frauen wie sie ächtet statt sie zu achten.

Denn Nazeena ist Halb-Witwe. So nennen sie in Kaschmir die Frauen, die ihren Mann verloren ha-ben, aber keinen Leichnam vorweisen können. Es gibt viele solcher Hinterbliebener: Seit Jahrzehnten verschwinden hier Menschen. Werden Väter und Söhne von Soldaten und Polizisten inhaftiert, ge-foltert, getötet, irgendwo vergraben. Werden damit Frauen und Kinder der geschätzt 10.000 Verschwun-denen seit 1989 in noch tieferen Schmerz, in eine noch größere Armut geworfen.

Auch Nazeenas Mann verschwand. Sie erinnert sich nicht an den letzten Morgen mit ihm. Sie weiß auch nicht, wie alt sie ist. Ihre Gedanken sind flüchtig, der Tag seines Verschwindens ist wie ein dunkles Loch. Folge eines Traumas, sagen die Ärzte. Was Nazeena dann mit leiser Stimme erzählt, das weiß sie selbst nur aus Erzählungen: Dass er, ein Maler, morgens um acht Uhr das Haus verließ. Er abends

Als Halb­Witwe weiß Nazeena kaum, wie sie den Lebensunterhalt für sich und ihre Toch­ter Sazia bestreiten soll.

nicht zurückkehrte. Dass sie zwei Tage wartete. Am dritten zu suchen begann. Am vierten zum Revier ging. Die Polizisten sagten ihr, dein Mann ist ein Aufständischer, er sitzt im Gefängnis. Dort hörte sie nur: hier ist keiner mit seinem Namen.

Das war vor sechs Jahren. Nazeenas Mann kam nie zurück, er wurde nie gefunden. Sein Tod gilt damit aus Sicht der Regierung als nicht bewiesen. Das macht Frauen wie Nazeena zu Menschen ohne jede Rechte, „zu einem Nichts“, wie Nazeena sagt. Mit dem Verschwinden des Mannes verlor die junge Frau Ansehen, Heim, Einkommen, Trost. Sie bekommt als Halb-Witwe weder die 300 Rupien – umgerechnet keine vier Euro – die einer Witwe in Kaschmir pro Monat zustehen, noch kann sie das Stück Land, das ihrem Mann gehörte, bewirtschaften oder verkaufen. Die Schwiegereltern haben sie aus dem Haus ver-trieben. Auch bei ihrem Bruder war sie nicht will-kommen – „er muss seine eigene Familie ernähren“, sagt Nazeena. Sie und die achtjährige Tochter Sazia leben nun bei den Großeltern, „doch auch ihnen sind wir eine Bürde“.

Halb-Witwen leiden an einer Trauer, die nie endet, weil die Hoffnung auf die Rückkehr des Mannes bleibt. Sie leiden an einer Trauer, die niemand mit ihnen teilt. Die Ungewissheit macht sie krank, depressiv. Auch Nazeena dachte daran, sich das Leben zu neh-men, „aber dann wäre Sazia alleine“. Und sie leiden daran, dass sie zur Jagd freigegeben sind. Auch für andere Männer. Nie würde einer eine Halb-Witwe heiraten. Aber sie misshandeln, missbrauchen – die-ses Los teilen viele Halb-Witwen mit Nazeena.

Wieder Mut fassen Aber sie wehren sich. Schließen sich zusammen. Wer-den stark und sichtbar. Die Welthungerhilfe hilft ih-nen dabei. Sie finanziert Selbsthilfekurse, in denen die Halb-Witwen lernen, wieder Mut zu fassen. Sich zu wehren und eine neue Existenz zu gründen. In den Workshops erfahren die Frauen, dass sie das Recht haben, von der Regierung und Armee zu er-fahren, was mit ihren Männern passiert ist. Wo die Massengräber liegen. Nazeena traut sich heute zu fordern, dass eine unabhängige Kommission die Fäl-le untersucht. Ein Gericht die Täter bestraft. Dass, wie Nazeena sagt, „wir unsere Toten zurückbekommen“. Nazeena lernt gerade, die Angst zu verlernen.

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17Aktuell

Spontan und kreativ: Hilfe für die PhilippinenAls Taifun Haiyan auf den Philippinen eine Schneise der Verwüstung hinterließ, verloren bis zu 14 Millionen Menschen ihr Hab und Gut. Schnell wurden kleine und große Helfer aktiv, um die akute Nothilfe der Welthungerhilfe zu unterstützen. Denn die Menschen benötigten dringend Trinkwasser und Nahrung, Zelte, Decken und Medikamente. Mit bunten Spendenaktionen leisteten Schulen, Unternehmen und Künstler einen wichtigen Beitrag, um den Opfern des Taifuns einen normalen Alltag zurückzuschenken.

So waren über 40 Künstler wie Ali Zülfikar, Stefan Noss oder Barbara Rapp der Einladung von Ange-lika Ehrhardt-Marschall vom Kunsthaus Rheinlicht in Remagen gefolgt und verwandelten dieses in ein Auktionshaus für den guten Zweck. Orientalische Klänge, Chansons und die mitreißenden Worte des Künstlers Andreas Loescher-Gronau, der selbst zehn Jahre auf den Philippinen gelebt hat, untermalten die Versteigerung. 2.600 Euro kamen hier für die Welthungerhilfe zusammen. In Berlin hingegen hatte Galeristin Katja Eckelmann eine spontane Ausstellung „Wanderlust“ getauft, auf der 55 Fo-tografen ihre Sicht auf die Welt zeigten. Dank der Gäste und über acht Millionen Followern von #shareforthephillippines fließen nun 4.550 Euro in das Hilfsprojekt.

Fair Play für Taifun-Opfer „Alles ist weg. Da ist nichts mehr!“, erzählte Jenni-fer ihren Mitschülern der Graf-Salentin-Realschule in Jünkerath. Auf Initiative von Sportlehrer Herbert Ehlen hatten dort Jugendliche einen Sporttag auf die Beine gestellt. Fair Play hieß es bei Basketball, Hockey & Co. – und die Schüler glänzten mit statt-lichen 3.200 Spendeneuro. Sportlich ging es auch im Abtei-Gymnasium in Brauweiler zu: Zwei Wochen lang kneteten Schüler wie Lehrer kräftig Teig, um auf dem Weihnachtsmarkt mit Selbstgebackenem für Notleidende zu sammeln.

Nicht nur beim Heilbronner Werkzeughersteller Mar-bach, der großzügig einen 6.000 Euro-Scheck über-gab, hieß es in der Vorweihnachtszeit „Spenden statt schenken“. Das Unternehmen verzichtete auf den Versand von Weihnachtsgeschenken. Auch Reifen-spezialist Continental unterstützte den Wiederaufbau mit stolzen 200.000 Dollar. Ebenso zeigten die Mit-arbeiter der Otto-Group ihre Anteilnahme: Durch ihre Sammlung und eine Unternehmensspende kam die stattliche Summe von 37.000 Euro zustande. Das vereinte Mitmachen zeigt: Wir sind für einander da! Danke, für dieses großartige Engagement!

Angelika Erhardt­ Marschall (re.) orga­nisierte spontan eine Versteigerung.

Foto Mitte: In der Graf­Salentin­Schule Jünkerath traten die Schüler beim Hockey für die Taifun­Opfer an.

Foto unten: Peter Mar­bach, Geschäftsführer der Marbach­Gruppe, überreicht Antje Blohm, Welthungerhil­fe, den Spendenscheck.

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Aktionen & Kooperationen: Philanthropie plus X18

Mit Weitsicht helfen Zuhören und auf die Wünsche des Gegenübers eingehen, aber auch ganz klar sagen, was möglich ist und was nicht. Für Marc Herbeck, Mitglied des Teams Philanthropie plus X der Welthungerhilfe, ist dies die Grundlage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Unterstützern. Gemeinsam wird so die passende Form eines Engagements als Stifter gefunden. Zuvor werden viele Fragen geklärt. Im Gespräch mit Marc Herbeck greifen wir einige davon auf:

Welche Arten von Stiften gibt es? Stifter helfen langfristig und können zwischen ver-schiedenen Formen, sich zu engagieren, wählen. Von der Zustiftung oder dem Stiftungsfonds bis hin zur eigenen Stiftung unter unserem Dach. Stifter binden häufig ihre Familie oder Freunde mit ein. Gerne wird auch bei Familienfeiern oder Geburtstagen für die eigene Stiftung gesammelt.

Gibt es typische Stifter – bzw. Stiftertypen?Vor zehn Jahren waren unsere Stifter eher ältere Menschen. Heute engagieren sich Jung wie Alt, Ein-zelpersonen, Paare und Familien, Privatpersonen aber auch Unternehmen stifterisch. Jüngere Men-schen möchten Vorbild für ihre Kinder sein oder pflegen mit einer Stiftung das Gedenken an Eltern oder Großeltern. Aber auch ganze Familien setzen sich generationsübergreifend zusammen für eine Welt ohne Hunger und Armut ein.

Stiften ist doch immer für die Ewigkeit und bestimmt auch kompliziert?Stifterisches Engagement muss nicht ewig sein. Bei einem Stifterdarlehen kann der Unterstützer sogar das uns anvertraute Geld wieder komplett zurück-bekommen, wenn er es braucht. Und bei der Ver-brauchsstiftung wird eine Laufzeit festgelegt, inner-halb dieser auch das Kapital für die Projekte ver-wendet wird. Wir übernehmen die Formalitäten und die Verwaltung – stiften ist daher viel einfacher als oft angenommen.

Lohnt es sich eigentlich heute noch zu stiften bei den niedrigen Zinsen? Niedrige Zinsen heißt nicht auch niedrige Wirkung! Beim Stiften zählt die langfristige Hilfe. Entscheidend ist, die Wirkung für die Menschen vor Ort zu be-trachten. Mit den Erträgen aus 1.000 Euro Zustiftung kann zum Beispiel ein unterernährtes Kind in Indien Jahr für Jahr lebenswichtige Zusatznahrung bekom-men. Saatgut und Setzlinge für einen eigenen Ge-müsegarten für fünf Familien in Mosambik – dies kann mit den jährlichen Zinsen eines eigenen Stif-tungsfonds in Höhe von 5.000 Euro bewirkt werden.

S e r v i c e

Sie möchten mehr über langfristiges Stiften erfahren:

Marc Herbeck Stiftung Welthungerhilfe Tel. 0228/22 88-602 [email protected]

Wie funktioniert eigentlich Stiften?Eine Spende wird direkt für die Arbeit der Welthun-gerhilfe verwendet. Beim Stiften bleibt der zugewen-dete Betrag in der Regel unangetastet und wirkt dauerhaft über die damit erwirtschafteten Zinsen. Das heißt kurz gesagt: Einmal stiften – langfristig und kontinuierlich helfen.

Ist Stiften nur etwas für Wohlhabende?Keineswegs. Eine Zustiftung in das Kapital der Stif-tung Welthungerhilfe ist mit jedem Betrag sinnvoll möglich. Einen Mindestbetrag gibt es dafür nicht. Individueller kann man mit einem Stiftungsfonds helfen, dort können die Stifter dem Engagement ei-nen Namen geben und auch den Zweck, z. B. Ernäh-rung, Wasser oder Bildung, bestimmen, der mit den Erträgen gefördert werden soll. Dies ist bereits ab 5.000 Euro möglich.

Im persönlichen Gespräch entwickelt Marc Herbeck maßge­schneiderte Lösungen.

Stiften, wie Sie wollen Ihre Möglichkeiten, sich langfristig zu engagieren

Wer sind wir und was haben wir mit Ihnen gemeinsam?Unsere Vision und was wir (gemeinsam) wollenUnsere Vision ist eine Welt, in der alle Menschen die Chan-ce haben, das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben in Würde und Gerechtigkeit, frei von Hunger und Armut wahr-zunehmen.

Wer wir sindDie Welthungerhilfe wurde 1962 gegründet, unter dem Schirm der Welternährungs- und Landwirtschaftsorganisa-tion FAO. Sie war damals die deutsche Sektion der Free-dom from Hunger Campaign, einer der ersten weltweiten Initiativen zur Hungerbekämpfung. Heute sind wir eine der größten Hilfsorganisationen in Deutschland.

Was wir leistenWir kämpfen gegen den weltweiten Hunger und für nach-haltige Ernährungssicherheit. Dies beinhaltet die Förderung standortgerechter Landwirtschaft, den Zugang zu sauberem Wasser und zu einer modernen, umweltfreundlichen Ener-gieversorgung sowie die Verbesserung von Gesundheit und Bildung. Wir arbeiten vor allem in ländlichen Regionen.

Welthungerhilfe Philanthropie plus X − Engagement maßgeschneidertWelthungerhilfe, Friedrich-Ebert-Straße 1, 53173 Bonn, Tel. +49 (0)228 2288-600, Fax +49 (0)228 2288-605, www.welthungerhilfe.de

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Einen guten Überblick über die verschiedenen Arten, sich als Stifter zu engagieren, bietet unsere neue Stifter-broschüre, die wir Ihnen gerne kostenlos zuschicken.

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19Aktionen & Kooperationen

Run 4 WASH – für sauberes Wasser startenRaus aus dem Winterschlaf und rein in die Turnschuhe? Warum denn, wo es doch auf der Couch gerade so gemütlich ist?! Ganz klar: Für Schüler, Lehrer, Sportvereine und einzelne Sportskanonen heißt es fit machen für den großen Run 4 WASH. Noch bevor am 27. Juni der Start-schuss für die sprudelnde Laufaktion fällt, rufen die Welthungerhilfe und ihr Partner Viva con Agua schon jetzt durchs Megafon zum Mitmachen auf.

„Lauft für WASH“ lautet die Devise auf den Sport-plätzen und Laufstrecken in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dabei steht WASH für Wasser, Hy-giene und sanitäre Versorgung. Denn noch immer leben über 2,5 Milliarden Menschen unter schlech-testen hygienischen Bedingungen, noch immer fehlt weltweit rund 768 Millionen Menschen der Zugang zu sauberem Wasser – als Durstlöscher genauso wie zum Händewaschen oder Zubereiten von Mahlzeiten. Damit sich das bald ändert, arbeiten die Welthun-gerhilfe und die Hamburger Wasserinitiative Viva con Agua bei ihren WASH-Projekten Hand in Hand. Gemeinsam möchten wir in Ländern wie Indien, Ne-pal und Uganda Brunnen und Latrinen bauen, Wis-senswertes zum Thema Gesundheit weitergeben und damit die Not der Menschen lindern. Für all das brauchen wir hier Teamgeist und Unterstützung. Die kleinen und großen Läufer können beim Run 4 WASH fleißig Spenden erlaufen, die rund um den Globus jede Menge bewirken.

Jeder kann mitmachen!Beim Run 4 WASH mit von der Partie zu sein, geht ganz einfach, und der Spaß bleibt keinesfalls auf der Strecke. So gilt es zunächst, mit vereinten Kräften die Klasse, den Verein oder gar die ganze Schule zum Mitmachen zusammenzutrommeln. Mit einem bun-ten Paket an Informationen besuchen lokale Unter-stützer von Viva con Agua die Klassenzimmer und stehen Rede und Antwort, wer hinter den Organisa-toren steckt und was mit den Spenden ganz konkret auf die Beine gestellt wird. Und weil für ein großar-tiges Ergebnis nicht unbedingt das Sparschwein der Schüler geschlachtet werden soll, geht es anschlie-ßend auf die Suche nach Sponsoren für jede gelau-fene Runde. Ob Mama und Papa, die Großeltern oder der Bäcker von nebenan, die sportliche Leistung für den guten Zweck stößt bestimmt auf Begeisterung. Später auf der Rennbahn füllt sich die Laufkarte

Runde um Runde mit wasserblauen Stempeln. Bei den Sponsoren werden die-se dann gegen den versprochenen Betrag eingelöst. Und weil die erlaufene Spendensumme gefeiert wer-den will, lassen es sich die Wasserbotschafter von Viva con Agua nicht nehmen und feiern zum krö-nenden Abschluss den gemeinschaftlichen Sieg ganz offiziell mit den Sportlern. Sie kommen sogar ein paar Wochen nach der Veranstaltung zur Scheck-übergabe noch einmal an die Schule und berichten über die durchgeführten Projekte.

Sollte der 27. Juni als offizieller Run 4 WASH-Tag nicht passen: Jedes andere Datum ist willkommen! Ganz egal, wann die Puste ausgeht – jeder Lauf zählt. Denn mit nur 30 Cent pro Tag kann zum Beispiel der Durst einer fünfköpfigen Familie in Uganda ge-stillt werden. Und rund 16 Euro genügen, ihr eine menschenwürdige sanitäre Grundversorgung zu schenken. Wer nun die Turnschuhe schon so gut wie geschnürt hat, der kann im Netz eine Checkliste he-runterladen. Dort gibt es auch weitere Informationen rund um den großen Run 4 WASH. Fertig? Los! Auf www.welthungerhilfe.de/sportlich-aktiv

S e r v i c e

Sie möchten mehr über den Run 4 WASH erfahren:

Anne-Catrin Hummel Team Aktive Schule Tel. 0228/22 88-258 [email protected]

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Aktionen & Kooperationen20

„Change“ – Ein Song für die Welthungerhilfe Mit einer ganz besonders kreativen und originellen Aktion überraschte uns Karin Köster. Die leidenschaft-liche Buchautorin spendet bereits seit Jahren, doch jetzt wollte sie mehr tun und nutzte ihr Talent, Ge-danken und Gefühle in Worte zu fassen, und textete ein Lied für die Welthungerhilfe. Sänger und Gitarrist Marcus Friedeberg komponierte die Musik dazu und verbrachte mit einem Backgroundchor und einigen Musikern zwei Tage in einem professionellen Tonstu-dio. Entstanden ist ein eingängiger und gefühlvoller Popsong mit Hitpotenzial und einer klaren Botschaft: „Jeder von uns kann die Welt verändern! – Daher passt der Song ‚Change‘ perfekt zum Leitthema der Welthungerhilfe“, bringt es Karin Köster auf den Punkt. Nun hofft sie auf eine größtmögliche Verbrei-tung des Liedes: „Je mehr Menschen ‚Change’ hören und den Song auf den Musikportalen im Internet he-runterladen, desto mehr Geld kommt für die Welthun-gerhilfe zusammen, da wir die Erlöse aus dem Verkauf spenden.“ Und das ist erst der Anfang. Das Künstler-Duo aus Oldenburg plant noch weitere Aktionen für den guten Zweck. Demnächst wollen sie Fan-Artikel

wie T-Shirts mit einem „Change“-Logo auf den Markt bringen, und bald gibt es neue Songs von ihnen zu hören. Derzeit arbeiten die beiden an ihrem ersten Album, das Mitte des Jahres erscheinen soll.

Change: Karin Köster textete, Marcus Friedeberg komponierte die Musik.

Foto unten: Im Ton­studio entstand ein gefühlvoller Song.

„Party in a Box“ feiert Premiere

Das Abi 2014 naht, das muss gefeiert werden! Für Marlen Beck, Schülerin der 13. Klasse und einige andere ihres Jahrgangs des beruflichen Gymnasiums in Gaußig war klar: Wir wollen eine Party der Ex-traklasse bieten! Sie entschieden sich für eine „Par-ty in a Box“ und waren damit die Ersten, die das

neue Format der Welthungerhilfe umsetzten. Marlen Beck überzeugte es sofort: „Wir können sozial aktiv werden, indem wir einen Teil der Einnahmen für die Welthungerhilfe spenden, unser Organisationstalent unter Beweis stellen und den Klassenzusammenhalt stärken. Außerdem lieben wir es zu feiern.“ Das Mot-to der Party lautete dann „Coloursplash“. So wurden beispielsweise Neonfarben für den Körper verkauft, die im Schwarzlicht des Partyraums voll zur Geltung kamen. Nachdem die Band Surronding Eucalyptus im Gewölbe des Jugendhauses Neukirch eingeheizt hatte, sorgten später verschiedene DJ‘s am Pult für Stimmung. Nach einer ausgelassenen Partynacht konnten die Gymnasiasten 100 Euro an die Welt-hungerhilfe überreichen.

Wir danken den Beteiligten für diesen tollen Event! Für alle, die sich davon gern anstecken lassen: Be-stellung einer Box mit Flyern, Plakaten, Spendenbox, Eintrittsbändchen, Strohhalmen und Cocktail-Rezept unter: http://www.welthungerhilfe.de/mitmachen/jetzt-aktiv-werden/partybox.html

Foto rechts: Die Neon­farben kamen gut zur Geltung.

Sie organisierten die Party: Die Jahrgangs­stufe 13 des Gymna­siums in Gaußig.

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21Aktionen & Kooperationen

Essen gegen den Hunger anderer Essen gehen und damit auch andere satt machen? Die Restaurant-Reservierungs-Plattform tischefrei.de macht dies in Kooperation mit der Welthungerhilfe möglich. Für jeden Gast, der seinen Tisch online bei tischefrei.de reserviert, zahlt das Restaurant einen Betrag an die Betreiber von tischefrei.de. Von dieser Gebühr werden 0,25 Euro an die Welthungerhilfe weitergegeben. So kamen 5.000 Euro als Spende zu-sammen – beteiligt waren 20.000 reservierende Gäs-te, die gemeinsam mit den Restaurants dafür sorgen, dass Projekte gegen den Hunger unterstützt werden.

Michael Hofmann, Marketing-Vorstand Welthunger-hilfe, bedankte sich bei allen beteiligten Gästen, Re-staurants und den Organisatoren von tischefrei.de: „Auf ausreichende und gesunde Weise satt zu wer-den, ist ein Menschenrecht. Über die originelle Spen-

Michael Winterberg, Mitgründer von tische­frei.de (links) freut sich mit Michael Hofmann, Marketing­Vorstand Welthungerhilfe, über den tollen Erfolg.

Atlas Copco: 40.000 Euro für Schulen in Malawi

denaktion freuen wir uns besonders. Wir bedanken uns herzlich für das Engagement und das tolle Er-gebnis, das in vielerlei Hinsicht nachhaltig Wirkung zeigen wird.“

Für die Schulkinder im afrikanischen Malawi zeigten die Mitarbeiter von Atlas Copco tatkräftigen Einsatz. So veranstalteten sie ein Golfturnier, versteigerten Möbel oder stellten bei Firmenläufen in Essen und Köln ihre sportlichen Qualitäten unter Beweis. Zehn Euro je gelaufenen Kilometer zahlte das Unterneh-men je Teilnehmer, der hier das Ziel erreichte. Die Mühe hat sich gelohnt: 40.000 Euro für die Repara-tur und den Neubau von Trinkwasserstellen und hygienischen Toiletten an malawischen Schulen konnten die Mitarbeiter jetzt überreichen.

Das Engagement für Projekte im Bereich der Was-serversorgung hat bei Atlas Copco bereits Tradition.

Im Jahre 1984 gründeten die Mitarbeiter des schwe-dischen Mutterkonzerns die Initiative „Water for All“, vor fünf Jahren entstand der gleichnamige Verein in Deutschland, kurze Zeit später begann die Part-nerschaft mit der Welthungerhilfe. Seitdem flossen rund 140.000 Euro in Projekte auf dem afrikanischen Kontinent. Piet Leys, Geschäftsführer der Atlas Cop-co Holding GmbH und Vorsitzender von „Water for All“, ist von den Projekten und der Arbeitsweise der Welthungerhilfe vor Ort beeindruckt: „Besonders gut gefällt mir die Zusammenarbeit mit der Bevölkerung und lokalen Organisationen in den Projektländern. Diese ist wichtig, um nachhaltige Veränderungen der Lebensbedingungen zu bewirken.“

Foto links: Beim Esse­ner Firmenlauf starte­ten die Mitarbeiter für den guten Zweck.

Heinz Igel, Vorstands­mitglied von Water for All, überreicht Antje Blohm den Spenden­scheck.

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Aktionen & Kooperationen22

Globales Lernen begeistert junge Menschen Dinge, die für Erwachsene schwer verständlich sind, sind es für Kinder erst recht. Warum macht Papa sonntags ein herrliches Frühstück, während anderswo auf dem Globus Kinder hungern? Das Bewusstsein junger Menschen für die Chancen und Pro-bleme weltweiter Entwicklung zu fördern, dafür macht sich die Welthungerhilfe stark. Das Bildungskonzept Globales Lernen bietet spannende Projekte, bei denen es um Neugierde gegenüber fremden Kulturen sowie den respektvollen Umgang miteinander und mit den Naturschätzen der Erde geht.

„Unterrichten hat endlich wieder Spaß gemacht!“ Die Resonanz einer Münchener Lehrerin nach einer Projektwoche im Oktober zeigt: Komplexe Themen zu vermitteln, muss nicht trockene Theorie bedeuten. Denn viele fächerübergreifende Projektangebote der Welthungerhilfe nehmen Schüler wie Lehrer mit auf eine bunte Reise durch unsere Welt. Da gibt es den Afrika-Koffer, der allerhand entdecken lässt: Bilder, Spiele, Filme und Gegenstände, die zum Anfassen nah den Alltag auf dem Nachbarkontinent veran-schaulichen. Ärmel hoch und aktiv werden heißt es zum Beispiel bei der Initiative „FOOD RIGHT NOW“,

die sich die junge Revolution gegen den Hunger auf die Fahne geschrieben hat.

Es sind frische Ideen, zu denen Lehrer viel Wissens-wertes finden, um mitreißende Unterrichtsstunden zu gestalten. Das Team Bildung der Welthungerhil-fe hat diese praktisch aufbereitet: Newsletter schla-gen regelmäßig Schwerpunkte vor, fundierte Lern-medien warten auf der Website auf Download. Ein Konzept, das es sogar zum UN-Dekade-Projekt „Bil-dung für Nachhaltige Entwicklung“ geschafft hat, ist das WeltFrühstück der Welthungerhilfe. Den Aus-

Beim WeltFrühstück – hier in der Düssel dorfer Paulusschule – lernen Kinder unter Anleitung der Referentin Regina Riepe die Essgewohn­heiten in anderen Län­dern kennen.

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23Aktionen & Kooperationen

ruf eines Schülers einer teilnehmenden Schule aus Bielefeld –„Jetzt kann ich zeigen, was ich kann, nicht immer nur, was ich nicht kann!“ –, diesen Satz hat Angela Tamke noch immer motivierend im Ohr. Seit drei Jahrzehnten arbeitet sie bei der Welthungerhil-fe zum Thema Bildung.

Frau Tamke, wie erreicht man junge Menschen, ohne sie zu überfordern?Wir wollen nicht schocken, sondern Empathie und Verständnis für globale Zusammenhänge wecken. Globales Lernen muss altersgerecht sein, mit viel-fältigen Lehr- und Lernmethoden, die zum Mitma-chen bewegen. Dabei gibt es Aufgaben für unter-schiedliche Altersstufen entsprechend dem jeweili-gen Lehrplan. Älteren Schülern bieten wir analyti-sche Lernformen an, befassen uns mit dem Welthunger-Index oder arbeiten im Forschungsbe-reich. Wichtig sind Lernorte, mit denen die Schüler Städte und Natur unter bestimmten Aspekten erkun-den. Authentische Begegnungen machen alles erleb-bar. So erzählen Partner aus unseren Projektländern den Klassen persönlich aus ihrem Alltag.

Welche Stimmung erleben Sie in den Klassenzimmern?Eindrucksvoll war die Begegnung zwischen Oscar Sawadogo von einer Bauernorganisation in Burkina Faso und Schülern eines Französisch-Leistungskur-ses in Düsseldorf. Es war beachtlich, wie die Schüler ernsthaft über Ursachen von Armut und Hunger diskutiert haben. Gerade die Frage nach Korruption hat sie nachdenklich gestimmt. Der Impuls durch Lehrer ist also sehr wertvoll. Dadurch entscheiden sich die Schüler selbst für Mitmachaktionen. Manche sehe ich dann als Praktikanten bei uns wieder!

Was motiviert Sie, nachhaltige Bildung weiterzuentwi-ckeln?Mir liegt am Herzen, Brücken zu bauen zwischen Menschen dort und Menschen hier. Komplizierte Themen verständlich zu machen, Menschen zu be-rühren, durch Begegnungen zum Nachdenken und im Idealfall zum Handeln anzuregen. Treibende Kräf-te waren tolle Erfahrungen mit unseren Partnern, spannende Themen und die feste Überzeugung, dass meine Arbeit Sinn macht.

Wie wird die Eine Welt richtig erlebbar?Besonders lebhaft geht es bei Lernpartnerschaften zu. Gerade haben wir eine neue gestartet – zwischen Düsseldorfer Schülern und Kindern aus dem Millen-niumsdorf Korak in Nepal. Bei einem Besuch an der Grundschule Höhenstraße hatte Surenda Gautam aus Katmandu Porträts vom Leben dort im Gepäck: Völ-ker, Sprachen, traditionelle Kleidung und Essen und vor allem Berichte von den Schülern. Begeistert ha-

ben die Viertklässler ein Paket mit Informationen zum Alltag in Deutschland, Fotos und ihren Berich-ten nach Nepal geschickt. Wir sind gespannt: Viel-leicht wird es mehr als ein Voneinander-Lernen und enge Freundschaften entstehen.

Ihr Wunsch für die Zukunft?...dass Globales Lernen, der Blick über den Tellerrand, in den Curricula aller Schulformen verankert und in allen Schulfächern selbstverständlich wird. Lernpart-ner mit direktem Kontakt in die Länder des globalen Südens zu sein, sollte das Markenzeichen der Welt-hungerhilfe bleiben!

Mitmachen beim Wett bewerb!„Global und lokal denken und handeln – Die Welt beginnt vor deiner Tür!“ lautet das Motto des aktuellen Schulwettbewerbs des Bundes-präsidenten. Schüler von Klasse 1 bis 13 können jetzt Kreatives ein-reichen: Texte, Filme, Kunstwerke, Theater- oder Musikstücke, Plakate oder digitale Arbeiten – alles ist erlaubt! Einsendeschluss ist der 15. März 2014. Zu gewinnen sind Geld- und Sachpreise im Gesamtwert von über 50.000 Euro.

Foto unten: Regelmä­ßig startet die Grund­schule Höhenstraße in Düsseldorf Aktionen zum Thema Globales Lernen.

Angela Tamke (Mi.) bei einer Lehrerfortbildung der Welthungerhilfe in Bonn.

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Entwicklung auf dem Land voranbringen Die Erbacher-Stiftung aus dem unterfränkischen Kleinheubach feiert am 16. Mai ihr 25-jähriges Bestehen. Im Jubiläumsjahr stellt sie ihr langjähriges Engagement im ländlichen Raum von Entwicklungsländern vor. Die Welthungerhilfe zählt mit drei gemeinsamen Projekten zu ihren bewährten Kooperationspartnern. Beide Organisa-tionen tauschten sich kürzlich in Kleinheubach über ihre Arbeit aus

interessierte Bauern weiter. Die wiederum legen vor ihren Hütten eigene Küchengärten an, die Nachbarn ahmen diese nach und so zieht das Projekt immer größere Kreise.

Verantwortung für alle tragen Die Entwicklung des ländlichen Raums lag der Fa-milie Erbacher schon immer am Herzen. 1941 legten Joseph und Pauline Erbacher den Grundstein für ihr erfolgreiches Familienunternehmen, das heute in dritter Generation unter dem Namen „Josera“ hoch-wertige Tiernahrung und unter dem Namen „Erba-cher“ hochwertige Dinkelprodukte herstellt. 1989 gründete die Familie die Erbacher-Stiftung, um be-nachteiligten Menschen in Entwicklungsländern zu helfen. Josef Erbacher, der damalige Geschäftsführer der beiden Unternehmen und heutige Vorstand der

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Ergebnisse und Erfolge eines von der Erbacher-Stif-tung geförderten Projektes sollen auf die ganze Re-gion ausstrahlen. Das Schulprojekt der Welthunger-hilfe für Waisenkinder in dem malawischen Dorf Mbira entspricht den Auswahlkriterien der Stiftung. In Mbira erfahren die meist mangelernährten Schul-kinder nicht nur, welche Nährstoffe ihre Körper brauchen, um gesund aufzuwachsen und besser ler-nen zu können – ganz praktisch legen sie zusammen mit ihren Lehrern einen organischen Schulgarten, Hecken zum Schutz vor freilaufenden Nutz- und Wildtieren sowie Regenwassernutzungsanlagen an. Die Erträge aus dem Schulgarten kommen den be-sonders benachteiligten Waisenkindern zugute, doch Nutzen zieht die gesamte Dorfbevölkerung.

Die Trainer der lokalen Partnerorganisation RESCOPE schulen zunächst alle Lehrer im organischen Gar-tenbau. Diese lernen, wie sie Dünger produzieren, Baumschulen anlegen und die Bodenfruchtbarkeit verbessern können. Gleichzeitig erfahren sie, dass Kräuter, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte wertvol-le Proteine, Vitamine oder Spurenelemente enthal-ten und zu einer ausgewogenen Mahlzeit gehören. Dass Maisbrei alleine zwar satt macht, aber nicht zum Leben reicht, ist für die meisten Menschen in Mbira eine ganz neue Erkenntnis. Das erworbene Wissen vermitteln die Lehrer an ihre Schüler und

Mit einem Wasserspei­cher in Kenia fördert die Erbacher­Stiftung zugleich Entwicklung und Gesundheit.

Foto rechts: Genügend Wasser wird es auch durch Regenfänge an Schulen geben.

Foto unten: Frank Erbacher (Geschäfts­führung), Heidrun Zeug (Stiftungsleitung) mit Walburga Greiner und Jens Steuernagel von der Welthunger­hilfe

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Stiftung, erläutert: „Verantwortung tragen wir nicht nur für uns selbst, sondern auch für unsere Nach-kommen und für diejenigen Menschen in der Welt, die nicht in der glücklichen Lage sind, mit materi-ellen Gütern so reich gesegnet zu sein wie wir.“

Rund 500 Maßnahmen in über 30 Ländern hat die Erbacher-Stiftung seitdem weltweit unterstützt. Seit mehreren Jahren kooperiert sie mit der Welthunger-hilfe, und das erste gemeinsame Projekt zur Förde-rung von benachteiligten Bäuerinnen in Tadschiki-stan konnte bereits erfolgreich abgeschlossen wer-den. „Die Trainingsmaßnahmen haben den Frauen dort umfassende Kenntnisse vermittelt“, sagt Stif-tungsleiterin Heidrun Zeug. „Und zwar helfen diese nicht nur kurzfristig, sondern bedeuten Handwerks-zeug, um eine Zukunft in Eigenverantwortung ge-stalten zu können.“ Heute haben die Frauen an Selbstbewusstsein gewonnen und sich in Gruppen organisiert. Sie konservieren ihre selbstangebauten Nahrungsmittel und können dadurch bessere Preise erwirtschaften. Seit 2013 unterstützt die Erbacher-Stiftung zwei weitere Projekte: In Kenia fließt das Stiftungsgeld in den Bau eines lebensnotwendigen Wasserspeichers sowie in den Bau von Dachregen-fängen an einer Grundschule. Die Zusage für diese Kooperation war einfach: „Jeder Mensch sollte Zu-gang zu ausreichend sauberem Wasser haben“, be-

S e r v i c e

Sie möchten mehr über die Kooperation der Welthungerhilfe mit Stiftungen erfahren:

Walburga Greiner Sitftungskooperationen Tel. 0228/ 22 88-304 [email protected]

Hier bitte Zwischenüberschrift einfügen

Seit 1989 unterstützt die Erbacher-Stiftung weltweit Projekte in ländlichen Regionen. Das Spektrum der Maßnahmen ist breit: Maßnahmen im Bereich nachhaltige Viehwirtschaft, Pflanzenbau, Wissenstransfer, Verarbeitung und Vermarktung von Lebensmitteln und Trinkwasserversorgung werden ebenso gefördert wie Projekte im Umwelt- und Klimaschutz oder zur Anpassung an den Klimawandel. Ziel der Stiftung ist es, das Leben auf dem Land wieder le-benswert zu machen. (Im Foto: Sigrun und Josef Erbacher, Vorstand)

Informationen unter: www.erbacher-stiftung.de

V o r g e s t e l l t

gründet Stiftungsleiterin Zeug. In Malawi liegt der Schwerpunkt der Zusammenarbeit in der langfristi-gen Ernährungssicherung der Bevölkerung, insbe-sondere der vielen Waisen und Halbwaisen.

Auf erfahrene Partner bauen „Der Stiftungszweck ist eindeutig die Förderung der ländlichen Entwicklung in Schwellen- und Entwick-lungsländern“, so Heidrun Zeug. „Wir sehen hier einen hohen Bedarf, denn mehr als 1,2 Milliarden Menschen leben in extremer Armut. Viele haben weniger als einen Dollar am Tag, um eine ganze Fa-milie durchzubringen.“ Ihre Vorgängerin Birgit See-ger, geborene Erbacher, ergänzt: „Unsere Überzeu-gung ist: Leben auf dem Land ist sinnvoll, lebenswert und zukunftsfähig. Nicht immer sind die Bedingun-gen ideal – doch wir möchten Menschen Hilfe zur sinnvollen Selbsthilfe ermöglichen, denen die Mittel fehlen, ihre Situation aus eigener Kraft zu verbes-sern. Deswegen setzen wir hier an – auf dem Land, wo Zukunft möglich ist.“

Für die Umsetzung ihres Engagements baut die Er-bacher-Stiftung auf erfahrene Partner. „Die Arbeit der Welthungerhilfe überzeugt uns“, sagt Judith Er-bacher aus dem Stiftungsrat. „Als Förderer sind wir auf gute Partner angewiesen, um vor Ort Wirkung erzielen zu können. Wir sind deshalb froh, dass wir mit einer so erfahrenen Organisation kooperieren.“ Dies soll auch in Zukunft so bleiben.

Foto links: Eingemach­tes bedeutet für die Frauen in Tadschikistan einen guten Verdienst.

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Rubrik-Thama 26 B l i t z l i c h t e r26

Wann ... wird das stille Örtchen bunt?Diese Klodeckel sind fast zu schade zum Umklappen! Aber genau das ist der Clou der kreativen Kunst-Aktion von Viva con Agua. Vor drei Jahren entstand die Idee, Aufmerk-samkeit für die schlechten sanitären Verhältnisse in Entwicklungsländern zu wecken, Künstler in einem außergewöhnlichen Rahmen zu präsentieren und einen Erlös zu erzielen, der hilft, dem Problem zu Leibe zu rücken. Unter dem Motto „Sanitary Art“ haben es namhafte Streetartists auf den Punkt gebracht. „Luxusproblem“ lautet beispielsweise der Schriftzug unter einem aufgespannten Regenschirm. Und eine Horde von Bakterien- und Pilz-Piraten verdeutli-chen, worum es geht. Eine Woche lang waren Werke von Künstlern wie Malte Iwanicki oder Zeitwille in den Heidelberger Breidenbach Studios zu bestaunen, bevor sie über eBay Charity meistbietend unter den Hammer kamen. Der Erlös von rund 1.200 Euro fließt

nun in WASH-Projekte. Damit bald alle Menschen weltweit Zugang zu sauberem Wasser und menschenwürdigen sanitären Anlagen haben. Eine saubere Sache!

Wie ... verwandelt PAUL Schmutzwasser in Trinkwasser? Guten Tag, PAUL mein Name. Im Pass steht eigentlich „Portable Aqua Unit for Lifesaving“, aber ich höre auch auf den Spitznamen „Wasserrucksack“. Ich bin schon viel durch die Welt getourt, mit dem Auswärtigen Amt und mit Hilfsorganisationen. In Länder, wo Menschen nach Katastrophen meine Hilfe dringend brauchen. Ich spende nämlich sauberes Trinkwasser. Mehrere Monate lang kann ich täglich mehr als 600 Liter Wasser filtern – auch wenn ich nur 20 Kilo wiege.

Gerade bin ich mit der Welthungerhilfe auf den Philippinen unterwegs. Das Hilfswerk der Deutschen Lions hat mich und 83 meiner Geschwister gleich nach dem Taifun gespendet. In den Orten Tentay, Bato und Tadi wurden wir freudig empfangen. Am liebsten klettere ich auf den Rücken eines Mitarbeiters. Der

bringt mich zu Schulen, Krankenhäusern oder in abgelegene Dörfer, wo Trinkwasser fehlt. Mit großem Hallo umringt man mich dort und staunt über meine Fähigkeiten. Ich schlucke schmutziges Wasser aus Brunnen oder Flüssen und unten kommt es sauber wieder heraus. Damit helfe ich, dass Menschen nicht mehr an Krankheiten wie Typhus oder Cholera sterben: Die Filtermembran in meinem Bauch beseitigt 99 Prozent der Bakterien, Viren und Erreger ganz ohne Energie. Dazu brauche ich nicht mal Chemikalien!

An manchen Orten bleibe ich länger, an anderen werde ich nur kurz gebraucht. Ich bekomme viel vom Leben der Menschen mit. Auch wenn ich ab und zu gereinigt werden muss, mein Job macht mich glücklich. Ich weiß ja, dass durch mich etwa 400 Menschen gut drei Liter am Tag zu trinken bekommen.

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Welche ... Bilder nimmt Juma Moussa von seiner Arbeit mit? Auf Minusgrade waren die syrischen Familien einfach nicht ein-gerichtet. Sie mussten aus ihrer Heimat flüchten mit dem, was sie auf dem Leib trugen, und dem Wenigen, was in eine Tasche passte. Für warme Kleidung gab es da keinen Platz. Bereits im Oktober 2013 begann die Welthungerhilfe deshalb mit finanzi-eller Unterstützung des Auswärtigen Amtes, warme Kleidung, Matratzen, Decken und Lebensmittel an Flüchtlinge zu verteilen. Welthungerhilfe-Mitarbeiter Juma Moussa erzählt von bewegen-den Momenten: „Heute ist unsere Ration riesig“, höre ich einen Jungen flüstern. „Was meinst du damit?“, raunt sein Begleiter. „Diesmal sind es drei Lebensmittelpakete, zwei Matratzen und ein Paket mit anderen Dingen“, antwortet der erste. Ich werde misstrauisch und spreche sie an. „Wer seid ihr?“ „Flüchtlinge.“ „Und wo wohnt ihr?“ „In einem Haus.“ Nun will ich genau wissen, ob unsere Winterhilfe wirklich richtig ankommt, und lasse mich von den Jungen und ihren Eltern heimführen. Auf dem Weg er-fahre ich Folgendes: Der junge Jalal und seine Familie flohen vor den Kämpfen in der Stadt Homs. Als sie nach Manbij gelangten, half ihnen für kurze Zeit eine lokale Organisation. Lange sei es aber schon her, dass sie von dort Hilfe bekamen. Als die Not immer größer wurde, habe sie sich verzweifelt an eine andere Organisation gewandt, die sie aber ablehnte, weil sie ja schon anderweitig registriert seien, erzählt die Mutter unter Tränen. Seit anderthalb Jahren leben sie nun schon hier. Unterdessen starb ihr Schwiegersohn bei einem Bombenangriff in Homs. Ihre Tochter zieht die beiden Kinder nun allein groß. Ein kleiner Junge und seine Schwester – entwurzelt und traumatisiert. Nichts wird sie je dafür entschädigen können, dass ihnen eine unbeschwerte Kindheit und der Besuch einer Schule verwehrt blieben. Was ich bei der Ankunft am „Haus“ der Familie vorfinde, sagen die Fotos besser als alle Worte. Von diesem Besuch nehme ich zwei Arten von Bildern mit – die einen sind auf der Speicherkarte der Kamera verewigt, die anderen in meinem Herzen. Als eine immerwährende Erinnerung an die unmenschlichen Bedingungen, unter denen die Menschen in Syrien heute leben.

Froh transportiert die Familie ihre Winterhilfe heim. Das Badezimmer des Hauses ...

... und die Küche

Jamal, seine kleine Cousine und sein Cousin, deren Vater starb

Mit Matratzen und Decken wenigstens gegen die Kälte geschützt

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Bericht aus ...28

Zum einen beeindruckten mich die Zeichen des Auf-schwunges, die sich durch zahlreiche Bauarbeiten im ganzen Land bemerkbar machten. Besonders berührt aber hat mich die Herzlichkeit und Offenheit der Menschen, durch die ich mich stets als willkom-men oder sogar „eine von ihnen“ gefühlt habe. In-tensiv lernte ich die Arbeit der Welthungerhilfe kennen, vor allem Projekte mit den wichtigen The-men „Gleichberechtigung der Frau“ und „Sensibili-sierung für die Gefahr von HIV/Aids“. Regelmäßige Trainings führen Frauen wie auch Männer an diese Themen heran.

Das erste „Gender-Training“, das ich erlebe, bringt mich mitten in die Natur. Wir sitzen unter Bäumen auf einer Wiese in Hanglage, unter uns im Tal reiht sich Reisfeld an Reisfeld. Diese Kulisse ist typisch für Ruanda. Was angebaut wird, kann von Region zu Region variieren, aber Hügel sind überall und so nennt sich das Land selbst: „The land of a thousand hills“. Dass ein Training mitten im Grünen stattfin-det, ist nicht üblich, doch für dieses spontane Treffen im Distrikt Muhanga versammeln wir uns im Freien, was einen zwanglosen, inoffiziellen Austausch der Frauen untereinander ermöglicht.

Vermitteln gehört zum Job Bevor wir auf Gras, Moos und Erdhügeln Platz neh-men, fahren wir eine Stunde über Buckelpisten. Während der Trockenzeit wird bei solchen Fahrten so viel Staub aufgewirbelt, dass helle Kleidung (die man zum Schutz gegen Moskitos trägt) nachher un-widerruflich erdbraun ist und man noch eine Woche später das Gefühl hat, Erde einzuatmen. Aber im-merhin, man kommt ans Ziel, und ich bin erstaunt zu erfahren, dass dieses weit verzweigte und für die Region so wichtige Straßennetz mit Unterstützung der Welthungerhilfe entstanden ist.

Mitten im Wald treffen wir 40 Bäuerinnen, die mich nach ruandischer Art zur Begrüßung alle in die Arme schließen. Nach den Höflichkeiten folgen jedoch hitzige Diskussionen. Der Grund hierfür ist das Alter einer Bäuerin: Für die Bewirtschaftung der Reisfelder arbeiten jeweils fünf Frauen in einer Gruppe zusam-men. Wird die körperlich anstrengende Feldarbeit

Die Anliegen der Frauen im Blick habenGenau 20 Jahre ist es nun her, dass 1994 der Völkermord und die darauf folgende Flüchtlingskatastrophe Ruanda für einige Monate in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rückten. Seither hört man wenig von dem kleinen Land im Herzen Afrikas. Daher war Susana Zschocke als Praktikantin bei der Welthungerhilfe sehr gespannt auf das, was sie dort erwartete:

Susana Zschocke und Emmanuel Nshungu­yinka besuchen die Reisverarbeitungsan­lage in Gafunzo, an deren Bau auch die Welthungerhilfe beteiligt war.

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altersbedingt für eine Frau zu schwer, nimmt opti-maler Weise ihre Tochter ihren Platz ein, damit sie ihre Mutter im Anschluss mitversorgen kann. Eine ältere Dame weigerte sich nun, die Assoziation zu verlassen, obwohl ihr Platz schon durch ihre Tochter besetzt war. Die Gender-Beauftragte der Welthun-gerhilfe, Vénéranda Mukamuganga, hört sich auf-merksam alle Standpunkte an und schlichtet. Schließ-lich steht fest: Regel ist Regel.

Anschließend sprechen die Frauen über Probleme in ihrem Arbeitsalltag. Viele berichten, sie seien kürz-lich krank gewesen und hätten deshalb nicht arbei-ten können. So ist die gesundheitliche Basisversor-gung ein wichtiges Thema. Obwohl der Staat den Sektor stärkt, sind für die Bäuerinnen die Wege zum Arzt weit und Mobilität teuer. Dies ist auch ein Grund dafür, warum auf dem Land zum Beispiel der Zugang zu Verhütungsmitteln nach wie vor erschwert ist. In den Gesundheitszentren sind diese zwar kostenlos zu erhalten, jedoch würde es für die Frauen bedeu-ten, ihre Arbeit zu unterbrechen, um die nächste Station zu erreichen.

Ein solcher Tagesausfall könnte für die gesamte Fa-milie existenzbedrohend wirken, und so wird die Beschaffung auf den nächsten und wieder auf den nächsten Tag verschoben, bis dann die nächste Schwangerschaft einsetzt. Auch in dieser Thematik werden die Frauen von Vénéranda unterrichtet. Und zwar nicht nur sie, sondern auch ihre Männer, die sich in dieser Angelegenheit häufig der Verantwor-tung entziehen. Erfahrungsgemäß sind es die Frau-

Bericht aus ...

Foto links: Vénéranda Mukamuganga spricht mit den Frauen über Probleme und hilft bei Lösungen.

Zumeist sind Frauen verantwortlich für den Lebensunterhalt der ganzen Familie.

en, die sich um Verhütung, aber auch hauptverant-wortlich um den Lebensunterhalt der gesamten Fa-milie kümmern.

Ein weiteres wichtiges Thema ist HIV/Aids und wird in Ruanda öffentlich angesprochen. In der Stadt und an großen Landstraßen weisen Plakate auf die An-steckungsgefahr hin, und es werden kostenlose Aids-Tests zur Kontrolle empfohlen. Auch die Welthun-gerhilfe bietet in den Dörfern Kurse an. Wie wichtig solche Initiativen gerade auf dem Land sind, ist mir während meines Praktikums klar geworden. Denn was die gesundheitlich-medizinische Aufklärung betrifft, besteht ein deutliches Gefälle von der Stadt zum Land.

Bedürfnisse berücksichtigen Zum Abschied werde ich erneut von allen Frauen umarmt. Bevor wir die Rückreise antreten, muss ich noch das „stille Örtchen“ aufsuchen und bin heil-froh, dass auch in dieser Hinsicht an die Bedürf-nisse der Frauen gedacht wird. In unmittelbarer Nähe befinden sich zwei neu gebaute Toilettenhäus-chen. Ohne diese ist eine Frau in Ruanda aufge-schmissen, denn das Land ist so dicht besiedelt, dass man sich nicht einfach unbemerkt hinter einem Bäumchen verstecken kann.

Häufig denke ich noch an diese Frauen, die ich dort in Ruanda getroffen habe. So verschieden unsere Welten auch sein mögen – letztendlich haben wir doch so manches gemeinsam.

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Panorama30

Die Grüne Woche in Berlin bot vom 17. bis 26. Januar viel Sportliches und Prominenz. So spurteten schon vor der offiziellen Eröffnung rund 100 Berliner Grundschüler durch den Erlebnis-Bauernhof. Denn die Deutsche Stiftung für den Schulsport hatte versprochen, jede Runde mit einem Euro zu sponsern – für ein Projekt der Welthungerhilfe in Kenia. Gemeinsam ließen General-sekretär Dr. Wolfgang Jamann und der Geschäftsführer der FNL (Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft e.V) Dr. Anton Kraus die Startklappe zuschnappen. Schlagersängerin Claudia Jung, die sich seit vielen Jahren für den Kampf gegen Hunger und Armut engagiert, unterstützte ebenfalls die Spendenaktionen. Eine Stunde lang verkaufte sie Milchshakes zugunsten der Welt-hungerhilfe. In der Agrarheute-Show sprachen dann Claudia Jung, Dr. Wolfgang Jamann und Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), über ihre Erfahrungen aus den Projektländern der Welthungerhilfe und über die Rolle der Landwirtschaft zur Hungerbekämpfung. Am Ende der Woche freuten sich alle gleichermaßen über 45.000 Euro Spenden für

Manfred Sestendrup reichte zum ersten Mal eines seiner lyrischen Werke bei einem Wettbewerb ein – und gewann sogleich einen Preis. Das Ge-dicht „der mai ist gekommen“ überzeugte die Jury des post-poetry.NRW 2013, der von der Gesellschaft für Literatur und dem Verband deutscher Schrift-steller in Nordrhein-Westfalen bereits zum vierten Mal ausge-lobt wurde. Zusammen mit vier weiteren Preisträgern setzte sich Sestendrup in der Kategorie „Lyriker NRW“ gegen mehr als 200 Mitbewerber durch. Das Preisgeld in Höhe von 1.500 Euro investiert er in seinen neuen Gedichtband „Paul tageweise“, der im Herbst 2014 erscheint und dessen Verkaufserlöse zu 100 Prozent der Welthungerhilfe zugute kommen. Seit 1978 stellt der heute 61-Jährige sämtliche Einnahmen seines poetischen Schaffens, seiner Bücher und Lesungen für die Projektarbeit zur Verfügung.

Myanmar – ein Land im Wandel: Durch die Militärdikta-tur fast 50 Jahre lang von der Welt nahezu völlig abgeschottet, öffnet sich das asiatische Land allmählich dem Fortschritt. Für alle, die mehr über Land, Leute und unsere Arbeit vor Ort erfah-ren möchten, gewährt jetzt ein 14-minütiger Film einen kleinen Einblick. Wir stellen vier Projekte vor und erzählen die Geschich-ten von Menschen, die heute zuversichtlich in die Zukunft

schauen, wie beispielsweise die Bäuerin Htay Htay Hlaing, die sich eine neue Existenz aufbaute.

Alle Materialien können Sie kostenlos bestellen unter [email protected] oder telefonisch unter 0228/22 88-134.

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MyanmarBlick in die Zukunft

In 2008 nahm der verheerende Sturm Nargis vielen Menschen inMyanmar die Lebensgrundlage - nicht aber ihren Willen, Zukunft zugestalten. Gemeinsam mit der Welthungerhilfe und ihren Partnernkonnte sich z.B. die Bäuerin Htay Htay Hlaing eine neue Existenzaufbauen.aufbauen. Auf dieser DVD werden in vier Kurzfilmen Geschichten vonMenschen in Myanmar vorgestellt, die zuversichtlich in die Zukunftschauen.

Deutsche FassungGesamtlauflänge: ca 13 Min. Film 1 (Bogale): 3:51 Min.Film 2 (Htan Tabin): 3:07 Min.Film 3 (Htan Tabin, Schulbau): 2:53 Min.Film 4 (Eden): 3:33 Min.Film 4 (Eden): 3:33 Min.

Eine Produktion von Roland Brockmann im Auftrag der Welthungerhilfe, 2013

Welthungerhilfe, Sparkasse KölnBonn, BLZ 370 501 98, Konto 1115Friedrich-Ebert-Str. 1, D-53173 Bonn Tel. 0228 2288-0, Fax 0228 2288-333, www.welthungerhilfe.de

„Grün ist die Hilfe!“ – der höchste Spendenerlös, den es je auf dem ErlebnisBauernhof gegeben hat. Denn dazu gesellten sich weitere 45.000 Euro von Landmaschinenhersteller CASE IH. Geschäftsführer Andreas Klauser (im Foto unten) übergab den Scheck als Startschuss für eine umfassende Unternehmenskoope-ration mit der Welthungerhilfe.

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DAS MAGAZIN 1 | 2014

I m p r e s s u mHerausgeber:Deutsche Welthungerhilfe e.V.Friedrich-Ebert-Straße 1 53173 Bonn E-Mail: [email protected]

Redaktion: Stefanie Koop (Leitung) Katherin Longwe (Grafik)

Verantwortlich: Mark Ankerstein

Jens Grossmann (24) Hacky Hagemeyer (4/5), David Klammer (23), Nora Korthals (10/11), Guido Ohlenbostel (25), Daniel Pilar (24), Spotlight Media Production (20), Ralph Weihermann (6/7/8), Silke Wernet (1/12/13/14/15/16), Welthungerhilfe (9/20/21/23/26/27)

Nachdruck erwünscht mit Quellenangaben und Belegexemplar.

Lagernummer: 460-9450

2012 betrugen die Aufwendungen der Welthungerhilfe für Verwaltung, Werbung und allgemeine Öffentlichkeitsarbeit insgesamt lediglich 7,9 Prozent. Jährlich erhalten wir das DZI Spenden-Siegel – für unseren effizienten und verantwortungsvollen Umgang mit uns anvertrauten Mitteln.

31Panorama

Schülerflyer: Warum muss der zehnjährige Adeu morgens Fische fangen? Wie viel Wasser steht der elfjährigen Elisa pro Tag zur Verfügung? Antworten auf diese und auf viele weitere Fragen geben Schülerflyer, die jetzt als Lehr- und Lernmaterial für den Unterricht erschienen sind. Anschaulich und informativ regen sie zum Nachdenken und Mitmachen an.

Die Inhalte sind altersgerecht aufbereitet, die Flyer dem-entsprechend in zwei Versionen erhältlich: Während das Unterrichtsmaterial für Grundschüler spielerisch konzipiert ist, werden den Schülerinnen und Schülern ab Klasse fünf die Lerninhalte bereits vertiefend vermittelt. Anhand zahlreicher konkreter Beispiele und Aufgaben erfahren Kinder und Jugend-liche nicht nur Wissenswertes zum Thema Entwicklungszusam-menarbeit, sondern auch über die Arbeit der Welthungerhilfe, unsere Projektländer und die Menschen, die dort leben. Und wer noch mehr wissen möchte: Per QR-Code gelangen Interessierte zu spannenden zusätzlichen Informationen.

Beim Tirol Cross Mountain, einem Schlitten-hunderennen mit anschließender Hüttengaudi, machte das Spendensammeln Spaß. Zahlreiche prominente Gäste waren der Einladung des Schauspielers Till Demtrøder zum sportlichen Outdoor-Wochenende ins österreichische Kühtai gefolgt. Hoch-motiviert gingen die Gäste auf der fünf Kilometer langen Strecke mit 300 Huskys an den Start. Gedeon Burkhard gewann vor den Schauspielerkollegen Bernhard Bettermann und Eva Habermann.

Bereits zum fünften Mal richtete Demtrøder sein Charity-Event aus. Am Ende eines ereignisreichen Tages durfte der Gastge-ber eine Unternehmensspende der FineFood Enterprises über 20.222,22 Euro der Welthungerhilfe überreichen. Die Summe wurde von ARCADIA HOTELS und Vienna Hotels anschließend zu 25.000 Euro aufgerundet. Ein großartiges Ergebnis!

Autoren: Constanze Bandowski, Daniel R. Becker, Martina Hahn, Stefanie Koop, Nora Korthals, Stefan Kreuzberger, Bettina Leichtweis, Juma Moussa, Brigitte Schmitz, Laura Stillers, Ralph Weihermann

Gestaltungskonzept / Layout: MediaCompany – Agentur für Kommunikation GmbH

Fotonachweis: Atlas Copco (21), Dominique Ecken (22), Erbacher Stiftung (24/25), Thomas Grabka (30),

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WER MONATLICH SPENDET, HILFT JEDEN TAG.Konto 1115 • BLZ 370 501 98 • Tel. 0228-2288-176 • www.welthungerhilfe.de

F U R A N N I E I S T

W A S S E R E N D L I C HE I N E K L A R E S A C H E .

Verwendungszweck:

Betrag:

1 0 EU RO

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Deutsche Welthungerhilfe e.V.Friedrich-Ebert-Straße 1 53173 Bonn Tel. 0228/22 88-0 Fax 0228/22 88-203Internet: www.welthungerhilfe.de E-Mail: [email protected]

Deutsche Welthungerhilfe e.V. | Friedrich-Ebert-Straße 1 | 53173 BonnPostvertriebsstück, Deutsche Post AG, 76971, Entgelt bezahlt


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