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DAS LANDSCHAFTSRELIEF - bergmodelle.de · Landschaft, ohne jegliche Präzision und Charakteristik...

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DAS LANDSCHAFTSRELIEF Anachronismus oder stets aktuelles Objekt der Landschaftsbetrachtung? 

1.  Begriffsdefinition Plastische Darstellungen  von Objekten  der Geographie, Geologie,  Technik    oder Architektur werden meistens »Modelle« genannt. Da es sich dabei um grundverschiedene Elemente handeln kann, ist es sinnvoll, einen klaren Begriff  für  die  dreidimensionale  Darstellung  von  Landschaften  zu  verwenden.  Dieser    heißt  im  folgenden »Landschaftsrelief« und sollte nur bei plastischen Landschaftsdarstellungen angewandt werden, die bestimmten Qualitätsanforderungen genügen. Als  »Landschaftsrelief«  bezeichnen  wir  die  gegenständliche,  dreidimensionale,  naturgetreue  Darstellung  eines Landschaftsausschnittes, der in 

•  Maßstab, 

•  Gestaltung der Morphologie 

•  geographisch­inhaltlicher Ergänzung der Natur entspricht oder die geologische Situation beinhaltet. 

2.  Bastelarbeit oder geographisch­wissenschaftliches Kunsthandwerk Was zeichnet ein echtes Landschaftsrelief aus? 

Als  Qualitätsmaßstab  im  seriösen  Reliefbau  sollten  die  Reliefs  der  alten Meister  wie  XAVER  IMFELD,  CARL MEILI  und  EDUARD  IMHOF  maßgebend  sein.  Nur  ein  Landschaftsbild,  welches  diese  Forderungen  erfüllt, verdient  den  Namen  Landschaftsrelief.  Im  Detail  wird  später  auf  die  verschiedenen  wichtigen  Belange eingegangen. Es darf nicht sein, dass einfache Treppenstufenreliefs oder grob übergipste Exemplare davon die Bezeichnung  <Landschaftsrelief>  führen  dürfen.  Der  Weg  vom  Treppenstufenmodell  zum  fertigen Landschaftsrelief  ist  zu  aufwändig,  zu  anspruchsvoll  und  zu  inhaltsreich,  um  es  unter  die  echten  Reliefs einzureihen. Leider gibt es eine Vielzahl  von dilettantisch gefertigten Reliefs.  Der Betrachter sollte sich die Mühe geben,  kritisch  qualitativ  hochstehende  Arbeiten  von  Pfusch  zu  unterscheiden.  Doch  dies  ist  bei  fehlender Beobachtungsgabe,  oberflächlicher  Betrachtung  der  Natur  oder  blinder  Technikgläubigkeit  des  modernen Menschen nicht leicht zu erreichen. Im Zeitalter des Computers entwickelte sich sehr rasch die Ansicht, dass mit Hilfe dieses neuen Werkzeugs die Darstellung  der  Landschaft  bis  ins  letzte  Detail  dreidimensional  im    Modell  möglich  sei.  Das  traditionell handgefertigte  Relief  wurde  als  überholt  und  reif  für  den  Abtransport  in  den  Museumskeller  angesehen.  Der Reliefbauer habe ohnehin nicht die Fähigkeiten, so genau wie der Computer zu arbeiten,  ist  immer wieder zu hören. Doch dies ist ein fataler Irrtum. Nicht dem Reliefbauer, sondern dem Computer fehlen neben einer Menge von  Informationen,  die  nur  aus Stereobildern  erhältlich  sind,    vor  allem das Sensorium  für  feinste Details  und Nuancen,  die  allein  das  perfekte  Relief  ausmachen.  Ähnlich  verhält  es  sich  in  der  Produktion  von Musikinstrumenten. Noch heute werden wertvolle Geigen und Flügel nur von Hand gefertigt wie vor 100 Jahren, und nur die Massenware ist maschinell produziert. Im Schweizerischen Alpinen Museum  in Bern generierte während  der Gedenkausstellung  für XAVER  IMFELD eine  computergesteuerte  Maschine  kleine  Reliefs  vom  Eiger.  Ein  oberflächlich  recherchierender  Journalist schrieb begeistert darüber in der Presse: „… mit nicht zu überbietender Präzision!“ Stellt man jedoch dieses moderne Produkt neben den Eiger gleichen Maßstabs, den XAVER IMFELD vor über 100 Jahren modellierte, dann wird man eines besseren belehrt. Das Computerrelief  ist ein  fahler Abklatsch der Landschaft, ohne jegliche Präzision und Charakteristik der Morphologie des berühmten Berges, die aber IMFELD in seiner unübertroffenen Art elegant und präzise darzustellen imstande war. In  den  USA  gibt  es  ein  paar  Unternehmen,  welche  maschinell,  computerunterstützt    Reliefs  in  großem  Stil produzieren.  Deren  Morphologie  ist  dilettantisch  vereinfacht,  stark  überhöht,  ihre  Bemalung  kartenmäßig  und völlig    unnatürlich,  sie  wirken  aber  großartig  für  das  einheimische  Publikum,  das  nicht  gerade  bekannt  ist  für seine Liebe zur und Wissen über Natur. Als ein amerikanischer Journalist einen Blogg mit meinen Arbeiten  ins

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Internet stellte, bekam  ich Hunderte von Kommentaren, warum meine Bergwiesen braun seien. Gras sei doch grün.  Ich solle die Farben von Google Earth berücksichtigen, die  jedoch für den Reliefbauer völlig unbrauchbar sind. 

Oben: Eiger handgefertigt v. T. MAIR  Fotos Toni Mair 2006 

Unten: Eiger mit computergesteuertem Stereolithographieverfahren produziert. 

Man vergleiche die eingekreisten Partien der Nordwand, die vom Computer fehlerhaft generalisierte Stufenpartie und  basaltsäulenartige  Struktur  der  Kalkfelsen  im  oberen  Teil  der    Wand  und  die  völlig  fehlenden morphologischen Formen unten. Ein Reliefbauer dürfte nie eine so schlampige Arbeit präsentieren. Wenn es der Computer  macht,  dann  ist  die  Welt  zufrieden.    Das  Urteilsvermögen  des  Menschen  nimmt  mit  der    blinden Technikgläubigkeit ab. Äußert sich der Reliefbauer über die Schwächen der computergenerierten Modelle, dann erhält er immer wieder die Belehrung, das System werde laufend verfeinert und die Darstellung optimiert. Nun, dies hört man schon seit 40  Jahren.  Bisher  ist  aber  keine  merkliche  Verbesserung  eingetreten.  Die  Computerreliefs  sind  immer  noch leblose Landschaftsabbildungen nicht nur im morphologischen Bereich, sondern auch in der Bemalung und in der inhaltlichen  Gestaltung.  Auch  in  dieser  letzten  Phase  der  Reliefherstellung  ist  der  Mensch  der  Maschine überlegen.

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„Das gute Landschaftsrelief unterscheidet sich vom schlechten vor allem im Detail und   in den feinsten Nuancen.“  Diesen Ausspruch von Prof. EDUARD IMHOF sollte sich jeder Reliefbauer zu Herzen nehmen. Der  Morphologie  muss  besonderes  Augenmerk  geschenkt  werden,  vor  allem  bei  der  Felszeichnung,  bei Kontaktstellen der verschiedenen Oberflächenformen wie die Nahtstelle vom Felsfuß zur Schutthalde oder vom Hügel zur Ebene. Der Schuttkegel am Fuß einer Felswand beginnt schon in der Steinschlagrinne.    Granitische Gesteine weisen völlig andere Formen auf als sedimentäre. Türme von steilgestellten Kalkschichten sollte man auf dem Relief von kristallinen Pyramiden unterscheiden können. Gletscher  zeichnen  sich    in  der  Natur    durch  ihre    lebendigen    Fließformen  und  Spaltensysteme  aus.    Die Gletscherspalten weisen unzählige Varianten auf, die der Reliefbauer  ebenso  lebendig darzustellen hat, will er nicht  eine  tote  Hochgebirgslandschaft  produzieren.  Gletscher  zeigen  jahreszeitlich  eine  völlig  verschiedene Oberfläche. Sie nur anhand einer guten Karte zu präsentieren würde an der Realität vorbeigehen. Da hilft nur ein gutes Luftbild. Dieses zeigt den echten Zustand des Gletschers, ob das Eis sauber oder moränenbedeckt ist und wie die Spalten wirklich verlaufen. Gletscher sind nicht weiß wie auf der Karte. In höheren Lagen können sie weiß sein,  in  tieferen Regionen überwiegt der Moränenschutt auf der Oberfläche, so dass zum Teil das Eis gar nicht mehr sichtbar ist. Diese Information erhält man nur mit den entsprechenden Luftbildern. Der Computer bekommt seine Information durch trockene GIS – Daten, die solche  entscheidenden Details nicht aufzeigen. Die    Seitenmoränen  eines  Gletschers  ziehen  schwungvoll  talwärts,  ihr  dachgiebelartiger  Querschnitt  hat  eine messerscharfe Oberkante und die Flanken weisen meistens zum Gletscher hin Erosionsrinnen auf. Auch bei der Bemalung  und  bei der geografisch ­ inhaltlichen Gestaltung des Reliefs zählen die Nuancen: Will man dem Grundsatz  treu bleiben, dass ein Landschaftsrelief eine  lebendige Abbildung der Natur  ist, dann kommt man zur Einsicht, dass z.B.   Fels nicht einfach grau ist. Die Verwitterung gibt  ihm diverse Farbtöne. Sie kann ihn ausbleichen, mit Flechten, schwarzem Mangan­ oder rötlichen Eisenoxid überziehen. Wiesen  haben  die  verschiedensten Grüntöne,  denn  es  kann  sich  um  Trockenwiesen,  Feuchtwiesen, moorige oder  Hochgebirgswiesen  handeln,  die  im  Spätsommer  nicht mehr  grün,  sondern  braun  sind.  Seen  sind  nicht landkartenblau sondern variieren je nach Wassertiefe, Mineral­  oder Schwebstoffgehalt. Dies lässt sich nicht mit einer  Farbspraydose  in  einem  Durchgang  realisieren,  sondern  man  muss  beim  Bemalen  mit  ultraleichten, verschiedenen  Farbtönen  mehrmals  den  Fels  oder  die  Wasserfläche  bearbeiten,  bis  die  natürlichen  Farben widergegeben werden. Die    Forderung  „naturgetreu“  bedeutet  für  mich,  dass  jedem  meiner  Reliefs  ein  Motto  zugrunde  liegt, beispielsweise die Landschaft  im Herbst darzustellen. Dies verlangt dann konsequenterweise beim Wald, dass man  einerseits  unterscheidet  zwischen  Laub­  und  Nadelwald,  anderseits  dem  Wald  auch  die  Herbstfärbung verleiht. Siedlungen nur als rote Flecken darzustellen anstatt plastisch, degradiert jedes Relief zu einem billigen Produkt. Da muss man sich schon die Mühe nehmen, die Gebäude maßstabsgetreu  plastisch abzubilden  und erst noch planmäßig zu setzen. 

3.  Motivation des Reliefbauers In  der  Vergangenheit  waren  die  großen  Meister  des  Reliefbaus  stets  im  Bereich  der  Geographie,  Geologie, Topographie oder Kartographie tätig, mit einer Ausnahme: CARL MEILI war Zeichenlehrer und Stickereidesigner, ging aber bei XAVER IMFELD  in die Schule.  IMHOF schrieb über  ihn:  “.Nie hatte ein Lehrling einen besseren Meister. Nie hatte ein Meister einen besseren Lehrling.“ MEILI schuf  in der Folgezeit den Säntis 1: 5‘000, das wohl  schönste  und  detaillierteste  Relief,  das  fälschlicherweise    immer  dem  ETH  Professor  Albert  Heim zugeschrieben wird. Diesen Meistern der Hochblüte des Reliefbaus war die Landschaft ein Anliegen, sie hatten sie zu beobachten, zu analysieren und darzustellen. Sie waren bestrebt, die Landschaft sehr genau zu vermessen, um sie präzise auf die Karte zu bannen. Daher war ihr Wunsch, sie auch dreidimensional dazu­ stellen, naheliegend. Wer achtlos an den Schönheiten der Landschaft vorbeigeht, wird nie Reliefbauer. Man muss die Landschaft  lieben, sie  intensiv betrachten, in Bewunderung verinnerlichen, um sie später wiedergeben zu können. Kenntnisse der Morphologie und Geologie, der Kartenkunde, die Fähigkeit, Luftbilder zu  interpretieren, ferner kunsthandwerkliches Geschick

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und eine gute Portion Ausdauer sind Vorbedingungen  für die erfolgreiche Tätigkeit des Reliefbauers. Während der Fertigung eines Reliefs aus vielen Teilstücken über eine längere  Zeitspanne kann es vorkommen, dass beim Vergleich der ersten Teile mit den letzten ein deutlicher Qualitätsunterschied zu sehen ist. Am Anfang war man mit  der  geleisteten Arbeit    zufrieden,  im  Laufe  der  Zeit wurde man  immer  kritischer  und  genauer.   Da gibt  es nichts  anderes  als  nochmals  die  ersten  Stücke  zu  bearbeiten,  um  sie  auf  den  Qualitätslevel  der  letzten  zu bringen, auch wenn es noch so mühsam ist. 

4.  Rückblick in die Geschichte des Reliefbaus Als vor über 200 Jahren die ersten Reliefs geschaffen wurden, waren die Methoden der Kartografie noch etwas ungenau, die Hilfsmittel äußerst bescheiden und die Ergebnisse entsprechend fragwürdig. FRANZ  LUDWIG  von  PFYFFER,  ein  General  des  18.  Jahrhunderts  versuchte  ein  Relief  der  Innerschweiz  zu fertigen.  Leider  hatte  er  weder    die  nötigen  kunsthandwerklichen  Fähigkeiten,  noch  die  Kenntnisse  in Morphologie, um eine echte Landschaftsdarstellung zu erreichen. Auch seine Materialwahl war  dilettantisch. Er verwendete  in  der  Zeit  des  Rokoko,  in  der  die  Verwendung  von  Gips  für  figürliche  Darstellungen  an  der Tagesordnung war, statt Gips nur  Ziegelschrot, Holzkohle und anderes ungeeignetes Material.  IMHOF urteilte über das Werk mit den Worten: ..“holperig gestaltete Details und altertümliche Primitivität.“ Einzig JOACHIM EUGEN MÜLLER aus Engelberg im Kanton Obwalden, ein Zeitgenosse PFYFFERS, verstand es, Reliefs von solcher Qualität zu modellieren, dass nach ihnen sogar Karten für den ersten Atlas der Schweiz produziert werden konnten. Seit  der  Einführung  von  Höhenlinien  auf  topgraphischen  Karten  machte  die  Kunst  des  Reliefbaus  einen gewaltigen  Schritt  nach  vorn.  Die  Morphologie  ließ  sich  dadurch  präziser  verwirklichen,  die  Höhen  wurden problemlos bestimmbar, was bei den Schraffen der früheren Karten nicht möglich war. Dies schlägt sich nieder in einer Reihe von bedeutenden Arbeiten am Ende des 19. Jahrhunderts. Allen voran schufen XAVER IMFELD und CARL MEILI Landschaftsreliefs von höchster Qualität 

•  X. IMFELD:  Eiger, Mönch und Jungfrau  1: 2500  (25 m2) Innerschweiz  1: 25‘000 Matterhorn  1: 5‘000 Berner Oberland  1: 25‘000 

•  C. MEILISäntis  1: 5‘000 Säntisgipfel  1: 2‘500 Lenzerheide  1: 25‘000 Grimsel  1: 25‘000

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Matterhorn von X. IMFELD  Foto Toni Mair 2006 

Säntis von C. MEILI, 1: 5‘000  Foto Toni Mair 2006

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Um die Jahrhundertwende modellierten  die Topographen SIMON SIMON  und JOSEPF REICHLIN  das 25 m2 große Relief des Berner Oberlandes im Maßstab 1: 10‘000. 

SIMON SIMON/ JOSEPH REICHLIN:  Relief des Berner Oberlandes, 1: 10‘000  Foto Toni Mair 2006 

Ferner machte  sich  LEO ÄGERTER einen Namen mit  seinen Reliefs  vom Dachstein  und  der Palagruppe  der Dolomiten, beide 1: 5‘000. 

LEO ÄGERTER: Palagruppe  1: 5‘000  (1945 zerstört)  Foto Alpines Museum München

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In der Folgezeit herrschte Stille auf diesem Gebiet, bis Prof. EDUARD  IMHOF, der Begründer des  Instituts  für Kartographie  an  der  ETH  Zürich  den  Auftrag  bekam,  für  die  Schweizerische  Landesausstellung  1939  zwei Grossreliefs  im Maßstab  1:  2‘000  zu  schaffen.  Die  „Große Windgälle“  und  das  „Bietschhorn“  gehören  zu  den absolut  besten  Meisterwerken,  die  je  geschaffen  wurden.  Sein  Buch  <Gelände  und  Karte>  sollte  für  jeden Reliefbauer Pflichtlektüre sein. 

E. IMHOF: Große Windgälle, 1: 2‘000  Foto Toni Mair 2006 

E. IMHOF: Bietschhorn 1. 2‘000  Foto Stefan Räber ETH ZH

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IMHOF  war  nicht  nur  ein  bedeutender  Kartograph  und  Reliefbauer,  sondern  auch  ein  begnadeter Landschaftsmaler. Seine Aquarelle, die sich  fast nur  in Privatbesitz befinden, zeigen, mit welch offenen Augen Imhof  die  Landschaft  erfasste  und  wiedergab.  Immer  und  immer  wieder  bis  ins  hohe  Alter  malte  er Gebirgslandschaften in den verschiedensten Stimmungen. Nach  IMHOFS Schöpfungen  schien  der  Reliefbau  sein  Ende  gefunden  zu  haben.  Es  entstanden  zwar  in  der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts viele Objekte von Hobbybastlern, aber auch von bekannten Topographen, z. B.  von  FRITZ  EBSTER,  die  aber  in  keiner  Weise  nur  annähernd  an  die  Werke  früherer  Meister  anknüpfen konnten wegen ihrer höchst oberflächlichen, geradezu lieblosen Behandlung der Landschaft, wovon  EBSTERS großes Relief von Tirol Bände spricht. IMHOF  fürchtete,  dass  die Kenntnisse  des Reliefbaus    verloren  gehen  könnten und  schrieb  in  seinem Buch  „ Bildhauer  der  Berge“, ….Ob  uns  nicht  dereinst  auch  aus  Kreisen  der  Lehrerschaft  ein  neuer  Joachim  Eugen Müller oder Xaver Imfeld erblühen könnte? Diesen Satz meines verehrten Lehrmeisters empfand ich  beinahe als Auftrag, ans Werk zu gehen. Als Geograph habe  ich eine enge Beziehung zur Landschaft, und die Geologie hat mich schon  im Studium  in ihren Bann gezogen.  Zum Reliefbau kam ich zufällig durch ein Problem, das ich als Student am Geographischen Institut der Universität Zürich hatte. Bei der morphologischen Bearbeitung einer Landschaft im Zürcher Unterland kam  ich mit  den Feinformen  der    fast  flachen  Landschaft  nicht  klar. Daher  versuchte  ich  ein  Relief  davon  zu machen.  Ich  hatte  noch  keine  Ahnung  vom  richtigen  Reliefbau.  So  machte  ich  dabei  den  wohl  schlimmsten Fehler,  nämlich  eine  starke Überhöhung,  damit  auch  die  unscheinbarsten Formen  deutlich würden. Ein  relativ sanfter Berg erhielt dadurch eine Ähnlichkeit mit dem schroffen Matterhorn.  Ich wurde mitleidig vom Professor belächelt. Doch  diese Arbeit  ließ mich  nicht mehr  los.  In  der  Folgezeit war mir das Glück  beschieden,  von E. IMHOF    im  Reliefbau  instruiert  zu  werden.    Der  alte  Meister  zeigte  mir,  worauf  es  wirklich  ankommt,  den Unterschied von einem mittelmäßigen und einem Meisterwerk. Seine lehrreichen Informationen animierten mich, die  großen Reliefbauer als Vorbilder zu wählen und  keine Mühe zu scheuen, die Landschaft so zu gestalten, wie sie es wert ist. 

Relief Berninagruppe, Südflanke, 1: 4‘000,     mein erster Erfolg nach 15 Jahren  Lehrzeit.  Foto Toni Mair 2009

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Von der Karte zum naturgetreuen Landschaftsrelief 

Von diesem Vormodell wird mit Silikonkautschuk ein Negativ erstellt. Damit der weiche  Kautschuk die Form behält, braucht er eine Stütze aus Gips. Das Treppenstufenmodell wird entsorgt . 

Vom Negativ wird ein homogenes Gipsmodell gegossen. Es ist in der Form identisch mit dem Treppenstufenmodell und muss weiterbearbeitet werden. 

Nach Luftbild und Karte wird nun die exakte Morphologie aus dem rohen Gipsmodell geschnitzt. Bei Bedarf muss mit einer Spachtelmasse nachmodelliert werden. 

Vom fertigen Gipsmodell kann mit Silikonkautschuk eine Kopie ergestellt werden für spätere Abgüsse. Der elasti h sche Gummi 

bildet die feinsten Details getreu ab. 

Das Gipsmodell wird grundiert. Es werden geographische Daten wie Strassenzüge, Gewässer, Waldflächen, Parzellie­ rung, Gebäude etc. Markiert. 

Das Relief wird naturgetreu oder geologisch bemalt, der Wald mit Hilfe von eingefärbtem Sand gestaltet, die Siedlungen nach Plan ausgeführt. Nun kann von einem Landschaftsrelief gespro­ chen werden. 

Die Grundlage jeden Reliefs ist ein gute topographische Karte mit exakten Höhenlinien. Vom Kartenoriginal werden mehrere Kopien angefertigt. 

Wie ein Relief entsteht 

Auf dünnen Sperrholzplatten, Stärke vom Massstab anhängig, werden die Kopien aufgeklebt, ausgewählte Höhenlinien mar­ kiert, ausgesägt und zu einem Treppenstufenmodell aufgebaut. 

Fotos Toni Mair 2008

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5.  Die technische  Seite des Reliefbaus Seit X. IMFELDS Zeiten hat sich im wissenschaftlichen Reliefbau nichts Wesentliches verändert. Die Herstellung erfolgt  stets  nach  dem  gleichen  Ablauf,  wie  er  in  der  obigen  Darstellung  ersichtlich  ist.  Es  gab  zwar  einige Versuche, Reliefs maschinell herzustellen z. B. das WENSCHOW ­Verfahren, aber dies setzte sich nicht durch. 

•  Die  Fertigung  eines  Treppenstufenreliefs  kann  in  zwei  Varianten  erfolgen.  Entweder  man  fertigt  ein positives Stufenrelief, das man dann via Kautschuknegativ  in ein Gipsmodell umgießt. Oder man baut das  Stufenrelief  negativ  auf  und  gießt  den Gipsbrei  direkt  ins  Negativ  und  erspart  sich  dadurch  den Arbeitsgang über die teure Kautschukform. Die  laienhafte Methode,  Treppenstufenmodelle  aus Karton  einfach mit Spachtelmasse  zu  überziehen ergibt unbefriedigende Ergebnisse, weil sich auf einem solchen Modell keine präzisen morphologischen Formen gestalten lassen, was sich im Gips optimal erreichen lässt. 

•  Das morphologisch fertige Modell wird dann geographisch ­ inhaltlich vollendet. 

•  Es  wird  immer  wieder  versucht,  den Modellgips  durch  Kunststoffe  zu  ersetzen,  vor  allem wegen  der Gewichtseinsparung. Doch für den seriösen Reliefbauer gibt es bis heute keinen  tauglichen Ersatz  für Gips. Dieser erlaubt erstens eine höchst präzise Gestaltung der Morphologie bis in die letzen Details der Landschaft,  lässt sich bestens bemalen, während ein Kunststoffrelief nur durch Abguss zu fertigen  ist, wobei die  feinen Details wie Kanten, Grate, Gletscherspalten etc. stark abgeschwächt wiedergegeben werden. Das Bemalen  auf Kunststoff  ist  eine  heikle,  unangenehme Angelegenheit. Außerdem gibt  es zahlreiche  solcher  hohlen  Objekte,  die  eingefallen  sind  und  die  Landschaft  nicht  mehr  getreu widergeben. 

•  Ein detaillierter Beschrieb über die Herstellung von Landschaftsreliefs kann im neu erschienenen Buch < Das  Landschaftsrelief  –  Symbiose  von  Wissenschaft  und  Kunsthandwerk>  von  TONI  MAIR/ SUSANNE GRIEDER 2006, Verlag hier und jetzt, Baden, nachgelesen werden. 

TONI MAIR,  Relief <Dent  Blanche> 1: 5‘000  Foto Toni Mair 2006

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TONI MAIR, Relief Semien Nationalpark,  Äthiopien, Detail, 1: 10‘000 

TONI MAIR, 2 Details vom Relief <Engelberg> 1: 10‘000  Fotos Toni Mair 2008

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6.  Die Zukunft des Reliefbaus 

Vor  einigen  Jahrzehnten  war  das  Interesse  an  Reliefs  in  Museen  und  Instituten  sehr  bescheiden  und  der Reliefbauer wurde als altmodischer,  rückständiger Bastler angesehen. Heute hat sich dies stark geändert. Die Faszination  der  dreidimensionalen  Miniatur  ist  auch  im  digitalen  Zeitalter  vorhanden.  Es  liegt  möglicherweise daran,  dass  fast  jedermann  tagtäglich  am  Bildschirm  arbeitet  und  zu  Hause  zusätzlich  am  Fernseher  Zeit verbringt.  Soll  er  im  Museum  die  Landschaft  auch  nur  am  Bildschirm  sehen,  wo  sie  ihm  nur pseudodreidimensional gezeigt wird? Betrachtet er sie nicht lieber am echten Relief? Die Gefahr, dass die Kunst des Reliefbaus aussterben könnte, liegt unter anderem an der Lebensphilosophie des modernen Menschen. Seine Ausbildung entfernt sich immer mehr von echter kreativer Arbeit. Wenn die Jugend darin erzogen wird, dass das Klicken mit der Computermaus höher zu schätzen ist als die Arbeit mit Zeichenstift, Pinsel oder Werkzeug, dass elektronische Spiele lehrreicher sind als echte, dann muss man sich nicht wundern, wenn die Kreativität des Menschen auf der Strecke bleibt. Erlebte der frühere Geographiestudent die Landschaft im Felde bei jedem Wetter, arbeitet der heutige praktisch nur noch am Bildschirm. Will ein Topograph Detailaufnahmen im Gelände machen, kriegt er zu hören, dies könne er auch am Arbeitsplatz mit Hilfe von Satellitentechnik lösen. Dass darunter mit der Zeit die Qualität leiden wird, ist vorprogrammiert. Der berühmte Architekt Calatrava lässt für die Konstruktion seiner Gebäude Modelle mit einer Genauigkeit bis ins letzte Detail herstellen, er will die Wirkung der Fassade plastisch sehen. Ihm genügt das Resultat am Bildschirm keineswegs. Dem Menschen  wird  heute  vorgegeben,  er  dürfe  nicht mehr  nur  genüsslich  wandern,    er  brauche  unbedingt Stöcke und Pulsmesser, er erreiche damit die bessere Leistung. Er konzentriert sich auf Stöcke und Pulsmesser, er benutzt zwar die Landschaft, aber das Erleben der Landschaft bleibt aus. Wie soll jemand, der mit dieser Mentalität in die Natur geht, animiert werden, Landschaften zu gestalten? In der Schule haben Lehrer, vor allem Geographen die Pflicht, den Schülern den Lebensraum des Menschen als ein großartiges, unverzichtbares Gut näher zu bringen, an deren Schönheit sie sich erfreuen sollten, zu der sie Sorge tragen müssen, die ihnen Erholungsraum bietet, ein Gut das sie kennen und schätzen lernen sollten. Vor allem die Liebe  zur Landschaft und deren Wertschätzung geht durch Achtlosigkeit des Menschen verloren. Man redet dauernd von Landschaftsschutz, man schützt aber nur das, was man schätzt und nicht das,  was man nicht sieht, woran man achtlos vorbeigeht. Seit Jahren versuche ich, junge Leute zu dieser sinnvollen Arbeit zu animieren. Leider war für alle Aspiranten die Arbeit zu streng, sie waren nicht bereit durchzuhalten, bis sie einen ersten Erfolg hätten erleben können. Doch man soll die Hoffnung nicht aufgeben. Es gab früher nur einzelne, welche gute Reliefs fertigten, es werden in der Zukunft auch wieder nur einzelne sein. 

Toni Mair dipl. Geograph Geomodelia Reliefbau Atelier GmbH CH – 6314 Unterägeri [email protected] www.mair­relief.ch


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