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Das Land Sibir

Date post: 09-Jan-2017
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Aus ihnen spricht die Freude des Lesers an der kleinen Schriftenreihe der Lux-Lesebogen, die aus Natur und Technik plaudernd berichten und große Ereignisse und Gestalten aus dem Leben der Völker, aus der Kunstgeschichte und Literatur lebendig werden lassen. — Aus der großen Zahl der Zuschriften:

„Ihre natur- und kulturkundlichen Hefte sind unserer Zeit wahrhaft auf den Leib zugemessen Wie weit ist die Welt, die Sie mit Ihren kleinen Heften auftun! Ich selbst habe immer ein oder zwei Hefte in meinem Notiz­buch stecken, das ich täglich bei mir trage." K. G., Landshut

„Ich wüßte keine Lektüre, die geeig­neter wäre, die Bildungslücken zu schließen, als gerade Ihre ansprechen­den Hefte." Th. M., Lentesheim

„Ihre Lesebogen bringen einen gro­ßen Kreis von Menschen, alt und jung, an oft bis ins Tiefste packende Dinge heran."

Studienrat H. Seh., Bebra

„Die Heftchen sind ganz entzückend. Ich muß Sie — fast nicht ohne Neid — zu der guten verlegerischen Idee beglückwünschen. Ich lese die Hefte als „alter Hase" selber mit viel Ver­gnügen."

Verleger G. W., Braunschweig

„Das, finde ich, ist eine der stärk­sten Seiten der Lux-Lesebogen, daß sie in einer dem völlig unbelasteten Laien verständlichen Sprache Dinge erzählen, die mitunter den ausge­kochtesten Fachmann überraschen."

H. W., Bad Harzburg

„Die Lesebogen sind geradezu un­übertrefflich gut."

Kultusminister Dr. G., Hannover

„Beste Autoren haben mitgeholfen, dem Leser das Beste zu schenken."

Bayer. Lehrerverein „Die leichtverständliche Form Ihrer Lesebogen ist am besten geeignet, Laien einen Begriff von bestimmten wissenschaftlichen Gebieten zu ge­ben." Astron. Arbeitsgem. Nordwest

„Wir sind erstaunt darüber, daß es Ihnen möglich ist. für 20 Pfg. etwas so Wertvolles und Gediegenes zu bieten." Rektor W. B., Thiede „Der frische Stil gefällt, in dem hier an sich schwere Stoffe faßlich dar­geboten werden."

Nordwestd. Rundfunk ;• „Auch die älteren Pfadfinder smdM von den Heften begeistert. Im letzten Herbstlager haben wir manchen . Regentag mit Hilfe Ihrer Lesebogen ausgestaltet." L. S., Burbach

„Ich schließe mich dem Urteil eines Schulleiters aus dem Rheinland an, daß Ihre Heftchen wohl das einzig wirklich nutzbringende und lehrreiche Schrifttum für die Jugend sind."

E. FI., Herrschnrg

„Mit Ihren Lesebogen erziele ich als Klassenlektüre schöne Erfolge. Sie regen meine Schüler zum Lesen und Lernen an und helfen mit, einen lebendigen Unterricht zu gestalten."

E. H., Rapperzeil

„Mit Ihren Lesebogen haben Sie einen überaus glücklichen Vorstoß in jenes Gebiet guter Literatur unternommen, in dem noch immer eine fühlbare Lücke klafft."

G. P., Zool. Institut d. Univ. Kiel

„Ich möchte Ihnen danken dafür, daß Sie diese Reihe herausgeben. Wir taten noch keinen Mißgriff."

W. G., Steinkirchen

„Die Lesebogen sind inhaltlich wert­voll und gut durchgearbeitete Hefte."

„Denkendes Volk", Braunschweig

„Die Lux-Lesebogen sind eine in jeder Hinsicht einzigartige Leistung."

DT. G Oberursel

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K L E I N E B I B L I O T H E K D E S W I S S E N S

L U X - L E S E B O G E N N A T U R - U N D K U L T U R K U N D L I C H E H E F T E

VON

OTTO ZIERER

I N H A L T

D E S H E F T E S 7 1

Iwan Kolzo — Mitja und Jurjew Jer-mak Timoiejewitsch — Das große Abenteuer — Blutige Spuren — Der neue Herr Sibiriens — Der Panzer des Zaren — Das Tor ist aufgestoßen

VERLAG SEBASTIAN LUX • MURNAU, MÜNCHEN

2006 digitalisiert by Manni Hesse

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das war damals eine Zeit voller Abenteuer und Aufregungen — gar nicht zum Ausdenken!

Man schrieb Anno 1579 nach der Geburt unseres Erlösers, | und wenn man die Überlieferungen und alten Chroniken betrachtet, so sieht man gleich, daß sich unser Erdteil Europa wieder einmal in Eifersucht und in den gewohnten Strei­tereien über Fürstenmeinung und Vormacht der Mächte er­ging. Am verwickeltsten war das Spiel natürlich im Römischen Reich Deutscher Nation. Hier trieb alles einer Aufspaltung in eine Liga und eine Union entgegen; denn es war ja noch kein Menschenalter her, seit man sich in Dingen des Glau­bens bitter entzweit hatte. In den Nieder landen begann sich das spanische Kriegselend auszubreiten. Die sieben nördlichen Provinzen hat ten eben das Utrechter Bündnis geschlossen und wollten fürderhin als Generals taaten von Holland selb­ständig sein. Zu Madrid, ihr Freunde, da brütete der König Philipp in seinem Schlosse Escorial und sann neuen Krieg aus; den Franzosen ging es nicht besser. Nach dem furcht­baren Blutbad der Bartholomäusnacht hat ten sie nun den Krieg der Heiligen Ligue auszufechten. Im Londoner Tower saß — o Schmach! — die schöne Maria Stuart als Gefangene der mächtigen Königin Elisabeth, und was den Rest des Erd­teils anbelangt, der im Osten lag, so balgten sich Litauer, Polen, Schweden und Russen um das Baltische Meer. Papst Gregor in Rom aber errechnete einen neuen Kalender und suchte die durcheinandergeratene Zeit wieder ins Lot zu »bringen.

Was wir da zu hören bekommen, war nun alles nichts Be­sonderes; denn die Europäer ha t ten seit vielen Jahrzehnten die Angewohnheit , sich gegenseit ig um schäbige Beute zu raufen, einander die Städte anzuzünden und die Gehöfte zu plündern.

Aber wofür denn, fragt ein aufgeklärtes Brüderchen, wozu diese Narrheit , Gott im Himmel?

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Ja, sie wußten es selber oft nicht genau, und meist ge­schah es auch nur, weil es irgend ein Fürst so befohlen hatte.

Nein, Europa, das war nicht das rechte Land! Das Abenteuer und der Morgenwind, die wohnten frisch und lockend weit im Osten. Dort, wo es größere Maßstäbe gibt als im Winkel­werk der deutschen Reichsverwirrung, wo die Ströme gewal­tiger, die Flächen unendlich und die Menschen unverbrauch­ter waren!

Im heiligen Mütterchen Rußland, auf seiner gesegneten Erde, gab es noch Freiheit und ein Feld für Männer.

Iwan Kolzo Trieben sich also da in einem Stückchen Steppe — etwa

so groß wie ein mittleres europäisches Königreich — ein paar Kosaken herum und schauten ein wenig um sich, ob es vielleicht eine Kleinigkeit zu erbeuten gäbe: nur so ein Kaufmannswagen, der von Samarkand, der Wunderstadt, oder von den Türkenhäfen am Schwarzen Meer nach Kasan oder Moskau unterwegs war. (siehe die Karte auf Seite 11)

Iwan Kolzo hieß der Hetman, der Anführer der Kosaken­schar.

Ein gefährlicher Bursch, dieser Iwan Kolzo ! Kaum einen gab's der so toll war wie er. Die Händler aus der Don- und Wolgasteppe wissen es alle; denn er hat viele von ihnen geplündert, und einige, die allzu widerspenstig waren, muß­ten auch sterben. Ein- oder zweihundert Reiter hat Kolzo um sich versammelt-, latiter Jungens im besten Alter, baum­lang und unverzagt, die sich nichts daraus machen, den einen oder anderen über die Klinge springen zu lassen.

In diesem Punkte, meine Freunde, denken sie genau wie die Europäer — nur tun sie es nicht etwa für Fürstenruhm oder irgendein Glaubensbekenntnis, das ihnen der Landes­herr aufzwingt, sondern sie unternehmen alles sozusagen nur zur eigenen Belustigung und aus reinem Übermut. Denn die Donkosaken bis hinab zur Steppe der Nogaiertataren sind fröhliche Räuber.

Iwan Kolzo, der Hetman, hatte den Einfall, mit den Schif­fen wolgaabwärts zu fahren und die Mohammedaner zu besuchen; denn — nicht wahr, — man sagt, sie hätten Schatz­häuser und wunderschöne Moscheen. Ich sage euch, Brüder-

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chen, nie gab es einen besseren Spaß! Nicht zu zählen war die Beute an goldenen Ketten, an Perlen und seidenen Tüchern aus China, an Teppichen aus Persien und kunst­vollen arabischen Waffen! — Zweihundert fette Rinder nah­men die Kosaken nach Norden mit.

Aber, o weh! Als sie heimkehren, ist just der Teufel los. Da sind die

Boten des Moskauer Zaren Iwan, den sie den Schrecklichen nennen, da gewesen und haben ganz mörderlich auf Iwan Kolzo und seine fröhlichen Räuber geflucht. Sie kämen wieder, haben sie hinterlassen.

Iwan Kolzo kratzt sich hinterm Ohr und blickt seine Kum­pane verlegen an. Zum Teufel, das mußte gerade ihm pas­sieren. Man hat ihn schon vor J a h r e n einmal in Moskau zum Tode verurteilt , und er war nur knapp . dem Henker entronnen. Dieser Zar Iwan Wassiljewitsch war doch ein gar zu strenger Herr!

Hat te man nicht selber gesehen, damals im Sommer, wie die Wolga hinab die Flöße mit den gehenkten und gevier­teilten Kosaken getr ieben kamen, mit denen Iwan wegen läppischer Vergehen ins Gericht gegangen war. Das war ein nachdenklicher Anblick gewesen.

Zum Teufel — Gott verzeih die Sünde! — es wird besser sein, wenn Iwan Kolzo und die Seinen für einige Zeit in die Wälder gehen, auch dort läßt sich leben; vielleicht kom­men Kaufleute vorbei, und zur Not gibt es die Bauern, bei denen man vorsprechen kann.

Ilit.ja und J u r j e w

Ein. Leben war das an Wolga und Don! Wenn die reichbeladenen Schleppschiffe von Astrachan

oder Asow heraufkamen — welch ein Anblick! An den Ufern gingen zehn oder auch fünfzig Schlepper unter den Seilen und sangen ihr monotones Eh uchjem

Und auf den Kähnen saßen behäbig die bunten Tataren­fürsten, die reichen Khane und fetten Türken! Persische Tänzerinnen drehten sich zum Gedudel der Flöten und Klari­net ten. Und man weiß ja, was so ein Schiff in seinem Bauch verbirgt! Reichtümer, sage ich euch, ihr Brüder, wovon die, gekrönten Schelme in Europa nur t räumen!

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Aber da stehen am Ufer Mitja Britoussow, der baumlange und bärenstarke Kosak, und sein Freundchen Jurjew, der beinahe noch größer ist, und sie halten in jeder Hand ein geladenes Pistol. Hei! Da kann man die Schiff Schlepper lau­fen sehen; sie lassen die Stricke fahren und schlagen sich ins Gesträuch. Drüben an Bord aber ist alles zu Tode erschrocken, und man jammert in allen Sprachen des Ostens, denn die Wegelagerer haben klüglich gerade d i e Stelle herausgesucht, wo die Wolga sich in gefährlichen Stromschnellen staut.

Mitja und Jurjew fassen noch rechtzeitig die Seile, schlin­gen sie um die Uferbäume und rufen durch die höhle Hand. Wenn die Leute da drüben vernünftig sind, geschieht ihnen nichts; sie brauchen sich nur mit den Kähnen oder schwim­mend davonzumachen — andernfalls freilich! Mirja wie auch Jurjew haben die Pistolen erhoben, die Gewehre liegen schußbereit auf den Auflagegabeln; die beiden sind als treff­sichere Schützen gefürchtet. Eigentlich brauchten sie jetzt nur die Taue loszulassen; alles andere besorgte dann der Strom.

So nehmen sie die ganze Schiffsladung fort, ein paar brave Burschen helfen ihnen dabei, und es ist ein munteres und vergnügliches Geschäft.

Nur diese Eisenreiter des Moskauers, diese neugeqründete Opritschnik — Iwans hartherzige Polizei — die machen dem Mitja und Jurjew das Leben schwer.

Und eines Tages müssen auch sie von der breiten Mut­ter Wolga so ein kleines Endchen, in dem man in Europa zehn Fürstentümer unterbringen könnte, nach Nordosten aus­weichen, dorthin, wo die großen Waldungen sich gegen Perm und den Ural hinziehen. Da stoßen sie durch Zufall auf Iwan Kolzo und die Seinen und tun sich mit ihnen zu­sammen.

Jermak Vom Litauischen Kriege, kehrt samt seiner Sotnie Kosaken

der kühne Hetman Jermak Timofejewitsch heim. Brüderchen, laßt euch sagen, was das für ein Kerl war!

Ihr habt so etwas noch nicht erlebt. Einem der gepanzerten Schwedenritter hat er doch buchstäblich im Zorn den Schädel mit der bloßen Faust eingehauen und gar nicht darauf geach­tet, daß der Mann noch seinen eisernen Helm aufhatte.

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Jermak gehört eigentlich gar nicht an den Don, sein Vater war Fuhrmann in den Murom-Wäldern (das ist ein Wald­stückchen, etwa wie die Niederlande so groß). Die Beamten wollten nicht dulden, daß der biedere Alte manchmal die Rei­senden samt den Frachtwagen verschwinden ließ. Aber Jer­mak-Vater entkam glücklich aus dem Gefängnis und ging zu den Kosaken.

Auf diese Weise wurde Jermak-Sohn an der Tschusso-waja geboren, und es gab keinen Jungen, der ihn im Faust­kampf oder mit irgend einer Waffe geschlagen hätte. Wie nun also der Litauische Krieg zu Ende ist, suchen sich Jermak und seine Brüder eine „Beschäftigung" an der Tatarengrenze und gegen den Türken.

Aber der Zar im fernen Moskau meint, man könne nicht wegen dieses Jermak und seiner Kumpane einen Krieg mit den Nachbarn anfangen, und so läßt er es ihm verbieten,, bei Leibes- und Lebensstrafe.

Also reiten auch diese lieben Söhne in die Wälder von Perm, sitzen dort als Verbannte und schlagen die Gusla. Sie singen vor lauter Sehnsucht vom w.ehenden Reihergras der südlichen Steppe, von den funkelnden Minaretts türkischer Städte und dem schweren Gang des Mütterchens Wolga,

In den Wäldern gibt es Preißelbeeren und Pilze, genug Wild ist auch da und sehr viel Bäume — zwei-, dreihundert Jahre sind die Fichten und Tannen alt. Jermaks Leute leben bescheiden, bauen sich Hütten, aber sie finden, daß es an Don und Wolga viel fröhlicher war. Die Wälder sind dunkel und ohne Sonne.

Da kommt eben der Kurier zurecht, um die Verbannten aus Stumpfsinn und Langeweile zu erlösen. Man schreibt den 6. April des Jahres 1579, als der Bote ein Schreiben an Jer­mak bringt. Es trägt Siegel und Namenszug der Stroganoffs.

* Diese Stroganoffs sind alteingesessene Kaufleute im Permer

Land. Eine Zarenurkunde hat ihnen Rechte, Handelsvorteile und Gebiete geschenkt, so groß, daß man diese Handels­herren im alten Europa Könige nennen würde.

Hier drüben, im Wilden Osten sind sie nur Händler. Frei­lich unterhalten sie ein kleines Heer von Beamten, Solda­ten und Fuhrleuten. Sie gründen Städte, legen Wege an und sammeln die Schätze Asiens und des unerschlossenen,

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fernen Kontinents in ihren Depots — jenes Erdteils Sibirien, der sich vorläufig noch hinter dem gebirgigen Wal l des Urals der Sicht der Völker entzieht.

Die Stroganoffs bieten dem Helden Jermak ein prachtvolles Geschäft an. Je rmak und seine Kosaken über legen nicht lange; was sie verlockt, ist der Hauch von Wundern und Wei te : Chinas ferne Seidenstraßen und klingende Pagoden, Persiens Teppiche und ziseliertes Gegitter; schlanke Minaret ts und lange Karawanen mit Spezereien, Gewürzen, Geschmeiden und der schneeweißen Baumwolle des Ostens. Das große Abenteuer ruft, das alte Räuberleben und der Sprung ins Unerhörte.

Rasch fliegt die Kunde vom Auftrag der Stroganoffs durch die Wälder entlang der Wolga.

Iwan Kolzo vernimmt ihn, und jene Zeiten kommen ihm in Erinnerung, als er zu Asow als Gefangener der Türken in einer Grube unter dem Weidengeflecht gesessen und das Gemurmel der Koranbeter mit anhören mußte, bis sich das Blatt gewendet hat te und plötzlich die Türken in der Grube saßen, während Kolzo mit seiner Beute draußen im Strome schwamm. Der Bär Mitja t räumt mit einem Male wieder von der Stadt des Khans und wie er sich dort beinahe in einem Weinfaß ersäuft hät te . Der kühne Jurjew erzählt zum hun­dertsten Male am Lagerfeuer von jenem persischen Gesand­ten, den er ausgeplündert , noch ehe der Zar den erlauch­ten Herrn überhaupt zu Gesicht bekommen hatte.

Alles ist wiedererwacht: In diesen Nächten schwirren die Wälder vom Geklimper der Balalaikas, steigen die schwer­mütigen Lieder der Kosaken, die vom Mütterchen Wolga und dem freien, stillen Don schwärmen, zu den Sternen.

Die drei Horden Kolzos, Je rmaks und Mitjas vereinigen sich und wählen einen gemeinsamen Hetman.

Die einen wollen den riesigen Mitja; doch Jermaks Freund Kolzo nennt ihn einen Dummkopf. Als Mitja das Messer zieht, streckt Jermak Timofejewitsch ihn jählings im Faust-kampf nieder. Da schreien alle, Jermak, der in Livland die Kosaken geführt, müsse Hetman sein. Und sie schwören ihm Treue.

Je rmak nimmt das Angebot der Permer Kaufleute an. Mit knapp vierhundert Räubern trifft er am 20. Juni 1579 im Lager der Stroganoffs ein. Er verpflichtet sich, für sie zu reiten.

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Das große Abenteuer Jene an Entdeckungen reiche Zeit schickte ihre Wellen

erst spät an den östlichen Strand; aber sie hatten noch nichts von ihrer ursprünglichen Kraft verloren, als sie den Osten Europas erreichten.

Vor einem Menschenalter haben die Spanier ihre Conquista-dores — die Eroberer — nach den Goldländern Amerikas ausgesandt. Cortez hat mit wenigen hundert Mann das hochkultivierte und riesengroße Reich der Azteken überrannt; Pizarro war den Inkas ins Haus gefallen, und Dutzende klei­nerer Glücksritter waren in kühnen Entdeckerfahrten durch die Räume der größer gewordenen Welt gezogen.

Die Geographie war eine Wissenschaft der Abenteurer und Haudegen geworden!

Auch in Europa selbst liebt man die mächtigen Gestalten in Harnisch und Eisenfaust, die Condottieri und Mietgeneräle, die zu jedem Unternehmen bereit sind, wenn es nur Geld, Eroberung und Aufstieg verspricht. Diese dunkle Kraft der Renaissance hat nun auch den halbbarbarischen Osten erfaßt. ,

Jermak Timofejewitsch wird zum Condottiere Rußlands — zum Conquistador des unerforschten Sibiriens!

* Und jetzt hört zu, Brüderchen! Wir müssen ein wenig

zurückgreifen: In jenen Jahren, als Luther gestorben und der Augsburger

Reichstag zusammengetreten war, hatte Iwan Grosnyj, der Schreckliche, den Thron der Woiwoden zu Moskau bestiegen. Sogleich hatte er zugepackt. Zuerst duckten sich Kasan und Nowgorod unter seinem Griff, dann zwang er den Tataren­khan in seine „Freundschaft". Zehn Jahre danach setzte der Moskauer Zar den Anika Stroganoff als geforsteten Kauf­mann über das verwilderte Grenzland Perm.

Dieses Perm liegt an der Kama, wo der nördliche und süd­liche Teil des Uralgebirges sich einander in flachen Hügeln nähern und eine Senke lassen für die Handelswege zum unerschlossenen Reich Sibir. Hier wandern die Karawanen über die breiten Paßwege und schleppen Bündel kostbarer Pelze — Zobel, Schwarzfuchs und Eichhörnchen — aber auch Waren aus Buchara und China ins russische Land.

Perm ist der russische Schlüssel zum Tor der Wunder.

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Alte Paßstraße über den Ural

Jenseits des Ural ziehen Straßen zum Tura und Tobol und an die Ufer des Stromes Irtysch; hinein in jene Unendlichkeit von Ländern, deren Namen die Kauffahrer meist mit Grausen nennen: Sibir und Magaseya, Mongolei, Tibet und Man-dschuria.

Die Europäer hinter ihren altererbten Öfen haben ganz falsche Vorstellungen vom Reiche Sibir.

Wir groß ist doch dieses Land! Doppelt so groß wie das alte Europa. Es ist dort nicht nur sehr kalt; sommerüber ver­sengt die Sonne oft genug das Gras der Steppen. Man fährt dort nicht nur in Rentierschlitten, man reitet auch auf Kame­len, und nicht nur Eisbären treiben sich dort herum, sondern auch Tiger. Alles bietet das Land Sibir. Nur die Menschen fehlen, das Land schreit nach Menschen, die sich seiner Reich­tümer annehmen.

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Es ist also begreiflich, daß die weitschauenden Herren Stroganoff, die vom Zaren an die Pforte dieses Wunderlandes gesetzt sind, nicht nur hie und da ein paar Proben des sibiri­schen Reichtums kosten möchten. Die Handelswege nach In­dien und China kreuzen sich jenseits des Ural an Irtysch und Ob. Das allein lohnt schon die Ausgaben für Anwerbung und Ausrüstung einer Söldnerschar, das Land in Besitz zu nehmen.

Da drüben hält ein Nachkomme des Welteroberers Dschin-ghis-Khan, der Schwarze Zar Kutschum, die Zügel der Gewalt in der Hand. Noch immer sind diese Mongolen nicht ruhiger geworden, als sie es in jenen Tagen waren, ida sie ihre Pferde in Donau und Elbe tränkten und ihre zahllosen Hor­den die Reiche und Völker des Abendlandes ins Wanken brachten.

Darum also haben die Stroganoffs den Räuber Jermak aus den Wäldern gerufen; denn sie wünschen den seinerzeitigen Besuch der Tataren bewaffnet zu erwidern. Jermak Timofe-jewitsch soll der Führer der „Gesandtschaft" sein.

* Arn 21. Juni 1579 findet die entscheidende Unterredung der

beiden Stroganoffs mit dem Hetman statt. Es sind Maxim Stroganoff, der Sohn des großen Anika, und sein Oheim Semjon.

Ach, ihr Brüderchen! Was soll ich davon erzählen? Niemals vorher hatte Jermak mehr Wodka zu trinken be­

kommen, nie gab es großzügigere Männer als diesen Maxim und diesen Semjon! Es war ein Fest, ein Fest sage ich euch, wie es seinesgleichen sucht! Höchstens damals in der golde­nen Stadt Saraitschik, als die Jungens die Moscheen und Schlösser des Tatarenkhans plünderten, war es noch um eine Kleinigkeit fröhlicher.

Und anderntags erst! Da beginnt man doch wahrhaftig Geld auszugeben und die

frommen Brüderchen von Wolga und Don neu auszurüsten! Sogar Gewehre bekommen etliche von ihnen, schöne neue Flinten mit Pfanne und Luntenzündung, auch Pulver und Blei dazu, wie es sein muß. Man sieht richtig, daß es ernst werden soll.

Die Knechte der Stroganoffs karren herbei, was brave Soldaten haben müssen: für jeden Mann 3 Pud Roggenmehl, 1 Pud Zwieback und Salz, 2 Pud Buchweizen und etliche

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Das Reich der Stroganofls und das Land Sibir

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Krüge starken Wodka. Dazu gute Stiefel, Mäntel, Pelze, wie es das Herz nur verlangt.

Dieser Jermak Timofejewitsch ist doch ein großartiger Bursche! Gott sei Dank, daß man keinen andern zum Het-man gewählt hat! Er bringt etwas zuwege.

Während die Stroganoffs auf Jermaks Geheiß hin große Lastkähne auf der Tschussowaja heranschaffen lassen, damit man das Gepäck nicht zum Gebirge tragen muß, vergrößert der Hetman seine Armee und macht reichlich Gebrauch von dem guten Gelde der Stroganoffs.

Man hört, daß es an die 20 000 Goldrubelchen ausmacht, was Maxim und Semjon hergegeben haben.

Und so kommen noch ein paar Gesellen dazu, die den Honigtopf gerochen haben. Muntere Knaben fürwahr, das muß man sagen! Da gab es etliche, mit denen die Polizei des Zaren ein Hühnchen zu rupfen hatte — Russen und Tataren; auch ein paar von denen waren dabei, die von nichts als von guter Beute zu träumen pflegen, und sogar ein Dutzend Litauer — entlaufene Gefangene aus dem letzten Krieg.

Und nun, ihr Freunde, was glaubt ihr, wer sich dazu-gesellt?

Ja, das Heer Jermaks soll doch auch seine Zauberer haben: denn natürlich sind auch in diesem entlegenen Winkel der Welt einige Deutsche anzutreffen, die manche Kunststücke verstehen: Büchsen machen, Pülverchen mischen und aller­hand ähnliches Teufelswerk, daß einem beinahe der Verstand stille steht!

Ein hübscher Trupp kommt zusammen, und wie sie jetzt nachzählen, sind ihrer fast 800 Mann geworden.

Aber Jermak Timofejewitsch hat auch seine Sorgen mit diesem Völkchen! Weil es ihnen ein wenig langweilig wurde, immer nur das Stroganoffsche Buchweizenbrot zu essen und den Wodka zu trinken, zogen ein paar von ihnen auf die Dörfer, erschlugen einige Bauern, plünderten und holten sich auch dieses oder jenes Stück Vieh aus den Ställen.

Hätte man es für möglich gehalten: Dieser Jermak wollte das nicht dulden!

Die Plünderer starben noch am gleichen Tage eines sehr eiligen Todes: ja ein paar wurden sogar öffentlich und vor aller Augen gewaschen. Das war eine große Schmach — von der Qual ganz zu schweigen.

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Aber da war ein riesiger Kosak — Meschtscherjak hieß er — ein Kerl stärker als ein Bär und ohne Furcht vor Gott und den Menschen. Dieser Meschtscherjak machte sich zum Sprecher der Unzufriedenen und sagte offen, was er von Jermak dachte.

War das noch Kosakenart, die braven Jungen wegen eines kleinen Scherzes aufzuhängen oder gar öffentlich zu waschen? Und je mehr Meschtscherjak starken Wodka in seine Kehle goß, um so besser wurde seine Rede; man mußte ihm laut Beifall zollen, ob man wollte oder nicht. Das Lagerfeuer glomm, und die roten Flammen zuckten über die verwegenen Gestalten. Viele hatten sich die Haarschöpfe ausrasieren las­sen und trugen spiegelblanke Glatzen mit einer einzigen Locke, andere waren stolz auf die hängenden Barte, Mescht­scherjak selber, dem man bei einem Streit die Nase platt geschlagen hatte, war gar nicht einmal der Häßlichste mit all seinen blutig roten Narben. Jermak Timofejewitsch saß dabei und hörte sich alles ruhig an. Nur seine schwarzen Augen funkelten zornig.

Als Metschtscherjak endlich die Heiligen zu lästern begann und alle Vorfahren des Hetmans beschimpfte, erhob sich Jermak,

„Bist du fertig, Meschtscherjak?" fragte er höflich. Der Kosak sprang auf. Und wie er vor Jermak stand, überragte er ihn um Haupteslänge.

„Du kannst kommen, Jermak!" sprach er und spielte mit seinem langen Messer.

Aber der Hetman setzte ihm die Faust so rasch unters Kinn, daß der arme Kosak wie ein Klotz umfiel und um ein Haar ins Feuer getaumelt wäre.

Dann ließ Jermak dem Meuterer die Kleider mit Sand auffüllen und setzte ihn für einen geschlagenen Tag bis zum Halse in die eiskalte Tschussowaja. Das kühlte nicht nur Meschtscherjak ab. v

Von da ab fanden es auch die anderen Jungens besser zu gehorchen, die Bauern der Stroganoffs hatten fürderhin Ruhe, und jedermann trat aus dem Wege, wenn Jermak vor­überging.

Die Töchter der Stroganoffs waren rührend: Als die Truppe gegen Ende September fertig zum Ausmarsch war, brachten

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sie in feierlichem. Aufzuge wahrhaft ige Fahnen mit aufgenäh­ten Heiligenbildern daher, auf daß kein böser Zauber den Tapferen e twas antun möge.

Es gab einen freundlichen Abschied, und die Schar, die stromauf zum Ural gezogen werden sollte, schiffte sich auf den Lastkähnen ein; das heißt — um bei der Wahrhei t zu bleiben — die meisten von Je rmaks Leuten mußten wohl schleppen. Jermak und Iwan Kolzo, Meschtscherjew, Pritous-sow und Jurjew fuhren jedenfalls.

Auch sangen sie dazu von Mütterchen Wolga und der Raubfahrt ins Nogaierland, die Guslas klimperten weit durch die Wälder. Als sie auf dem Fluß nicht mehr weiterkamen, luden sie die Fracht auf die Pferde und ließen die Schiffe zurück.

Im Uralgebirge mußten sie allesamt marschieren; denn mit den Pferden war hier nichts zu machen, es gab zu viel Fels­gestein, und der Urwald war keine Steppe.

Nun, sie legten eine Strecke zurück, wie etwa der Kauf­mann, wenn er seine W a r e von München nach Köln fährt.

Und als sie auf diese Weise die niederen Hügel des mitt­leren Ural hinter sich hatten, schäumte ein hübscher Fluß aus den Tälern hervor . Der aber wies schon nach Osten; man hat te also die Wasserscheide überwunden und war im Reiche des Schwarzen Zaren Kutschum. Der Flaß hieß Tura.

Sie bauten sich neue Schiffe und Flöße.

Blutige Spuren Jetzt wurde es wieder lustig. Das Geschleppe mit dem

Gepäck und den schweren Musketen hat te ein Ende, die Zeit der Balaleikas war wieder da. Sie saßen auf den Flößen und Kähnen, streckten die Beine von sich und sangen schal­lende Choräle.

Alles üb r ige besorgte die Tura. Sie trug das Heer auf ihren grüngrauen Wellen munter

flußab — immer weiter in Zar Kutschums Reich Sibir. Am Ufer sahen sie manchmal eine kleine Siedlung, so ein

Dorf aus Laubhütten und Fellzelten, wo die geschmückten Stangen spitiz hervorragten und grelle Zeichnungen auf die Decken gemalt waren. In den Bäumen sah man die eingenäh-

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ten Körper der Verstorbenen, und hie und da hüpften Schamanen­zauberer mit dumpfem Trommelgerassel um lodernde Feuer.

War es ein Wunder , Freunde, daß die neugierigen Kosaken ans Ufer fuhren, ausst iegen und sich die Sache ein wenig näher besahen!? Ach, da gab es so viel nützliche Dinge zum Mit­nehmen, und eine Reihe vergnüglicher Tage schien gekommen.

Aber die Tataren Kutschunis vers tanden keinen Spaß. Als das Heer an einem schönen Oktober tage durch eine

Felsenenge fuhr und lauthals von den herrlichen Räuber­tagen sang, kam ein Schwärm langschäftiger Pfeile geschwirrt und wollte kein Ende nehmen. Der große Meschtscherjak und noch ein paar Brüder t rugen wahrhaftig Verletzungen davon.

Die Männer wurden zornig, als sie das rote Blut sahen, und die Musketen donnerten.

Fürst Jepantscha war es, der Herr dieser Gegend, ein Unter­tan Kutschums, der sich so feindlich zeigte. Aber Je rmak wies ihn gleich zurecht.

Sie stiegen allesamt aus den Schiffen und wandten sich gegen Jepantschas Haupts tadt Tschinga Tura, um Rache zu nehmen. Diese Residenz war nun freilich nicht im Stile von Versail les oder auch nur Perms erbaut, sondern war ein großes Dorf mit einem Pall isadenzaun und vielen Fellhütten.

Das stürmten die Achthundert, töteten, was sie an Män­nern fanden, und ließen ein weniges in Flammen aufgehen. Weil aber der Winter nahe war und es schneite und die Tura zu gefrieren begann und es zu kalt war, um im Freien zur Gusla zu singen, bl ieben die Kosaken in Tschinga Tura, was nachmals die erste von Russen bewohnte Stadt in Sibi­rien wurde und den Namen Tjumen bekam.

Die Zeit von Oktober bis zum Mai, bis das große Tauwet ter vorbei war, brachten die Gesellen in den Hütten der Tataren zu, ließen sich mit gegorener, berauschender Stutenmilch versorgen, aßen ungeheuere Mengen Buchweizenbrotes und an Fleisch, was ihnen unter die Zähne kam. Die Tatar innen aber mußten tanzen und Flöte spielen.

Je rmak hat te Zeit. Das Land war weit und der Himmel hoch, nichts sollte über das Knie gebrochen werden. Morgen war auch noch ein Tag!

* Der Schwarze Zar Kutschum aber ärger te sich sehr, als

er von dem Einfall der Kosaken vernahm. Er, ein Nachkomme

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der „Goldenen Horde", Erbe des Welteroberers Dschinghis Khan, dessen Reich sich noch vor 250 Jahren von China über Persien bis nach dem deutschen Schlesien erstreckt hatte, sollte sich von dieser Handvoll Räuber auf der Nase herum­tanzen lassen!

Freilich waren die Mongolen in dieser Gegend nicht mehr so zahlreich wie ehedem, die Pest, die vielen Kriege- und auch die Wanderzüge in andere Gegenden hatten die Stämme sehr geschwächt. Aber für achthundert Kosaken mochte es wohl noch ausreichen.

Ihr müßt euch vorstellen, Brüderchen, wie der Zar in seiner Stadt Isker saß, und es kam einer seiner Fürsten nach dem anderen und erzählte ihm von Jermaks Treiben! Der eine hatte gesehen, daß ein Schiff mit rotem Segel die Tura herabfuhr und Donner und Blitz spie; ein Riese saß vorne am Bug und funkelte alle Feinde mit tellergroßen Augen an: das war Jermak selbst. Und ein anderer wußte zu sagen, wie diese Teufel mit kahlgeschorenen Köpfen, wehenden Skalp­locken und gewaltigen Barten über die Pallisaden von Tschinga Tura geklettert waren, Messer zwischen den blanken Zähnen und blitzende Säbel in den Fäusten. Nein, das war kein Anblick, den Menschen ertrugen!

Da stampfte Kutschum wütend auf, beschimpfte seine Vasal­len und drohte ihnen mit furchtbaren Strafen.

Dem General Tausan aber befahl er, sogleich eine Streit­macht zu sammeln und die Kosaken auszutilgen, — so wie man Läuse in den Winternächten zerquetscht.

General Tausans schiefe Mongolenäuglein glitzerten, man sah ihnen nicht an, ob vor Freude oder aus Angst. Jeden­falls rief er noch während des Winters an Truppen zusam­men, was er erreichen konnte — viele tausend Mann. Da kamen sie aus der Barabasteppe herangetrabt. Sie saßen auf kleinen, flinken Pferdchen, sie kauerten auf Fellsätteln und führten Roßschweife an den Lanzen mit; die nächsten kamen von den Ufern des Stromes Ob — lange Züge, mit Rund­schilden und geschweiften Bogen, andere wieder von den Altaibergen. Sie waren noch Heiden, und sie trugen ihre Götter und Fetische in Säcken eingenäht mit sich. Nur wenige glaubten gleich Kutschum und Tausan an den Propheten und Allah, wie es sich für gute Menschen geiziemt. Sie ritten in Gesellschaft ihrer Schamanenzauberer und ließen jede Nacht

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die hohlen Trommeln rasseln, die Flöten quaken und die Zim­beln klingen. ' So ritten sie wie Heuschreckenschwärme in regellosen

Schwaden über die Steppe, um irgendwo Jermaks Hundert­schaften zu erwarten.

Inzwischen hatten die Kosaken wieder die kleine Flotte be­stiegen, denn der Mai mit all dem neuen Leben und der schmeichelnden Wärme war gekommen. Jermaks Männer auf den schnell dahinfahrenden Schiffen waren guten Mutes und gebrauchten fleißig die Guslas.

Weiter talwärts und schon im offenen Lande hatten sie plötzlich die breite Mündung der Tura erreicht. Die Flotte bog nordwärts in einen mächtigen, grauen Strom, der seine Hoch­wasserfluten daherwälzte. Das war der Tobol.

Und kaum war man einen Tag auf diesem großen Wasser gesegelt, als sich schon wieder ein neues V/under ereignete — der Tobol ergoß sich in den noch größeren Irtysch.

Jetzt schwammen die Schifflein gleich einer versprengten Entenschar mühsam stromauf, weitverstreut auf den dunklen Wassern des mächtigen Stromes. An den Ufern aber war Steppe, niedriges Hügelland, und schwer fiel die Sehn­sucht nach der Heimat über die braven Burschen.

Da entdeckten sie plötzlich in der Ferne Tausans kampf­gerüstete reitende Horden.

* Die Kosaken sprangen und schwammen von den Schiffen

ans Ufer und nahmen die Schlacht an. Sie trieben nach kurzem Kampf, Mann gegen Mann, die wimmelnden Feinde davon. Die Schamanen hatten irgend ein böses Vorzeichen entdeckt und ließen die Moslems mitten im Kampfe allein. Tausan fiel mit vielen seiner Leute in die Gefangenschaft Jermaks.

Und nun — ihr glaubt es nicht, Brüder — wurde dieser Kosak und Räuber mit einem Male sehr zahm. Er machte sich durchaus nicht den Spaß, die überwundenen hängen zu sehen; denkt euch nur, er entließ Tausan mit vielen Geschen­ken und trug ihm auf, dem Zaren Kutschum zu melden, es habe keinen Zweck, gegen Jermak zu kämpfen Jermak sei un­überwindlich. Zudem folge der Vorhut der achthundert Kosa­ken ein zahlloses Moskowiterheer mit tausend Musketen.

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Das war nun eine recht üble Botschaft, die Tausan zu be­stellen hat te . Kutschum raufte sich den feuerrot gefärbten Bart und schwor, furchtbare Rache zu nehmen. Den unseligen Tau­san ließ er unversehens ins Paradies des Propheten eingehen. Dann aber sammelte er all seine Untertanen, um den frechen Eindringlingen Halt zu bieten.

Nach allen Seiten jagten die Boten über die Steppen, zu den fernen Strömen und Gebirgen, die so weit auseinander­lagen, wie Madrid und Wien oder Sizilien und das heilige Köln. Die Reiter Kutschums trugen Pfeile mit vergoldeten Spitzen, was dasselbe bedeutete wie bei den Indianern des West landes das Kriegsbeil.

Der Schwarze Zar mobilisierte sein Reich. Eine unübersehbare Armee kam zusammen. Den Oberbefehl

sollte Kutschums Kronprinz Mahmetkul haben. Die Kosaken — diese tollen Jungen — lagerten immer noch

auf dem Schlachtfelde hinter der Tobolmündung. Sie ließen es sich gutgehen und hiel ten die Einwohner des Landes an, ihnen Tribute und Steuern zu erlegen. Das Land, das sie auf diese Weise zu Abgaben zwangen, war so groß wie das halbe römische Reich.

Diese Herrlichkeit sollte ein Ende haben, als Prinz Mahmet­kul mit seinen Sibiriaken heranrückte.

Ein furchtbarer Kampf entbrannte , mit knapper Mühe rette­ten sich sechshundert Kosaken auf die Schiffe. Mit ihren Mus­keten die Verfolger abwehrend, fuhren sie eiligst davon, tie­fer in das Reich Sibir hinein. Das Heer des Mahmetkul blieb zurück.

Die Männer hat ten den Schrecken schnell überwunden, die Fahrt wurde wieder zum Räuberzug wie einst an Wolga und Don. Jermak und seine Kameraden überl ießen ihr Schicksal den grobleinenen Segeln und den Schleppknechten, die unter Bewachung am Ufer trotteten. Erst als eine große Siedlung in Sicht kam, landeten sie, nahmen die Verhaue im Sturm und setzten sich fest. Hier gab es Beute, daß die Boote sie gar nicht fassen konnten: Teppiche, Seidentücher, Pelze häuften sich auf den Deckplanken zu Bergen.

Zar Kutschum rief aus allen Teilen des Reiches die Fürsten zu sich.

Da war Gula-Mursa, der Khan der Nogaier. Er saß auf den gekreuzten Fersen, brütete finster vor sich hin und dachte an

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eine alte Rechnung, die seit dem Überfall auf eine seiner Städte noch unbeglichen war; war doch auch Iwan Kolzo mit unter den damaligen Räubern gewesen. Heute hät te er ihn gerne unter vier Augen gesprochen. Gula-Mursa trug Turban und Pluderhosen, wie es sich für einen Anhänger des Prophe­ten geziemte; die anderen Fürsten, Tataren aus Innerasien, Fürst Janbysch, Fürst Binei, Fürst Obak, Fürst Nembscha und Fürst Bardak oder dieser kahlköpfige Barabatatar Fürst Umak, sie glaubten an holzgeschnittene Götter, denen sie zu besonde­ren Anlässen neue Kleider aus Seide, Roßhaar oder, um sie zu strafen, auch aus grobem Tuch anzogen.

Kutschum hielt Rat und man beschloß zweierlei: Aus reiner Vorsicht •— nicht wahr! — würde man die Hauptstadt Isker mit Wall und Graben umgeben und eine starke Besatzung hier zurücklassen; die übrige Mongolenmacht würde dann das Lager der Kosaken überfallen.

Daraufhin er tönten weithin die Trommeln der Schamanen. *

Bei Je rmak ging indes nicht alles wie sonst. Brüderchen, ihr wißt, daß dieser Meschtscherjak den Hetman

nicht liebte, erst recht nicht, seit er mit Sand aufgefüllt in der kalten Tschussowaja gesessen hatte. Da er nun meinte, daß es genug des Kämpfens sei, wurde er erst recht aufsässig. Man h a b e Beute und Reichtümer, und da man schon den Prin­zen nicht habe besiegen können, wäre es ganz unmöglich, mit Zar Kutschum selber fertigzuwerden.

Aber Je rmak verprügel te den Widerspenst igen ein wenig. Meschtscherjak und auch die anderen, die der Prügelei zu­gesehen hatten, fanden, daß Je rmaks Argumente doch von gro­ßer Schlagkraft seien, und es gab für eine Weile Ruhe. Nur Iwan Kolzo hat te an dem Komplott nicht teilgenommen. Er war zu Jermaks bestem Freund geworden. Auch ohne Schläge tat er, was der Hetman forderte. Außerdem kam der Winter heran, man saß mitten in einem feindlichen Reich und hatte ein Ameisenheer vor sich. Einen Tagesmarsch flußabwärts war es versammelt .

„Ich wünsche nicht Beute oder Plündergut", sagte Jermak, „mein Sinn steht danach, dieses gesegnete Land zu behalten!" Und weil er nicht war ten durfte, bis der Zar Kutschum mit seinen Mückenschwärmen über ihn herfiel, brach er eines

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Abends auf, setzte seine Sechshundert auf die Schiffe und landete noch in der gleichen Nacht nahe dem Tatarenlager. Ohne zuzuwarten schlug er das große Kreuz und gab den An­griffsbefehl. Es war in der Morgendämmerung eines Oktober­tages 1581.

Die Kosaken hatten die Überraschung für sich, sie fielen mit Hui und Urrä über die kaum erwachten Tataren her. Leider ging das Pulver der Stroganoffs zu Ende, jeder Schuß mußte gezählt werden. Was waren ohne die Schußwaffen die sechs­hundert Mann inmitten dieser Brandung von Leibern. Lange schwankte das Ringen hin und her. Da wurde Kronprinz Mah-metkul verwundet. Voller Entsetzen schlugen die abergläu­bischen Zauberpriester eilig die Trommeln mit allen Unglücks­zeichen, die ihnen bekannt waren.

Die Mongolen stoben auseinander. Der Schrecken ritt mit ihnen.

Vergebens suchte Kutschum seine Leibgarde zu sammeln — sie nahmen ihn in ihre Mitte und stürmten davon, hinaus in die freie, schützende Steppe.

Jermak hatte die Schlacht mit dem letzten Schuß Pulver gewonnen. Hundertsieben seiner Männer waren tot.

Wenige Tage darauf zog er in das verlassene Isker ein, Zar Kutschum war zum Flüchtling im verlorenen Reich ge­worden.

Sibirien war die Beute der Räuber.

Der neue Herr Ein paar Tage nach der Einnahme der Stadt setzte der

sibirische Winter mit ganzer Härte ein. Ein Glück für die Kosaken, daß sie nun schützenden Unterschlupf hatten.

Nun stellt euch, ihr Freunde, diese „Hauptstadt" nicht zu üppig vori Hätte man Zar Kutschum, der über ein Reich, groß wie ganz Europa, gebot, in die Residenz eines deutschen Kleinfürsten geführt, dessen Ländchen gerade den Umfang eines mittleren sibirischen Waldstückes hatte, so wäre der Schwarze Zar beim Anblick von soviel Pracht und Herrlichkeit vermutlich vom Pferd gefallen.

Dieses Isker war aus Holz und Lehm gebaut. Die Dächer be­standen aus Schilf, Stroh oder rohgegerbten Häuten; auch

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waren viele Zelte da, wo man am offenen Feuer kochte und die halbnackten Kinder neben den Schweinen und Hühnern unter den Fellen lagen.

Aber sagt selber, ihr Brüder, kann es nicht auch in einer solch jämmerlichen Lehmresidenz sehr gemütlich sein, wenn nur genügend Schnaps und etwas Ordentliches zu essen vor­handen ist? Sogar für Unterhaltung war gesorgt, gab es doch Sklavinnen aus allen Gegenden, die Tamburin schlugen, tanz­ten oder die Flöte bliesen. Und ganz zu schweigen von den herrlich geknüpften Teppichen, den kostbaren Geweben und den Goldgefäßen aus Tibet und Mandschuria.

Jetzt klangen die Guslas wieder, und niemals gab es fröh­lichere Lieder von Räuberfahrt und .Räuberleben als hier.

Nur manchmal, wenn der eisige Nordoststurm über die be­schneiten Steppen fegte und die Sterne Sibiriens kalt über Isker standen, sangen sie wohl auch schwermütig vom Mütter­chen Wolga oder dem wehenden Reihergras an den Ufern des Don.

So ging der Winter vorüber. *

Als sich der sibirische Frühling ankündigte, als die Blumen hervorschossen, die Birken wie in Schleiern am Horizont stan­den und die Vogelschwärme nordwärts zogen, ergriff es auch die Kosaken mit Macht. Sie liefen hinaus ins weite Land, das ihnen nun Untertan war und sagten es all den Fürsten und Vasallen, die über unendliche Strecken verstreut an Flüssen und Hügeln wohnten, daß Jermak nun der neue Hetman des Landes sei und der Weiße Zar zu Moskau der neue Herr. Dann forderten sie Tribute, Steuern und Waffen.

Herrlich war die Jagd in den Wäldern Sibiriens! Da gab es Hirsche, Bären, Rehe und Viehherden, die Flüsse warfen die Fische an die Ufer, so übervoll waren sie. Was an Fellen eingebracht wurde, stapelte Jermak in seinen Zelten. Die kost­barsten Pelze kamen als Tribute aus den Fürstentümern; Felle des Bären, des Marders, Zobels, Eichhorns, des Silber- und Schwarzfuchses, des Opossums und des Tigers waren darunter. Aber das eroberte Paradies war nicht ohne heimtückische Schlangen.

Ein Würger war in den Steppen und Wäldern. Einmal kogen vierzig Kosaken zur Jagd. Im Walde legten sie sich schlafen,

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Talaren-Familie aus der Zeit Jermaks

und als man sie fand, hatte nicht einer mehr seinen Kopt auf den Schultern. Das war Prinz Mahmetkul, der sich als Rächer herumtrieb und die kleinen Trupps überfiel.

Ein größeres Jagen hob an. Jagd auf Mahmetkul! Und Jer-mak, dieser Mordskerl, brachte es fertig, daß ihm ein Teil der Fürsten auf diesem Jagdzug Gefolgschaft leistete. Mit ihrer Hilfe gelang es, den Prinzen zu fangen. Mitja Britoussow war es, der Bär, der den wertvollen Gefangenen im Triumph nach Isker einbrachte.

Ach, war das ein Jubel, ihr Freunde! Aber was meint ihr, wie Jermak sich nun benahm. Ihr glaubt es nicht!

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Dieser Jermak. Timofejewitsch, kein Christenmensch kennt sich mit ihm aus! Das ist kein gewöhnlicher Kosak, nein, in dem steckt ein Staatsmann und vielleicht sogar ein Fürst! Er empfängt den MahmefK.nl wie seinen leiblichen Bruder, läßt ihm ein Haus einräumen und spricht mit ganz spitzer und süßer Stimme mit dem Prinzen.

Und richtig: Der Junge des Kutschum-Khan setzt sich nach einiger Zeit hin und läßt einen Brief schreiben, in dem zu lesen steht, sein Vater möge aufhören, den Jermak zu be­kämpfen und neue Truppen zu sammeln; denn: erstens müsse er, Mahmetkul, jede Feindseligkeit am eigenen Leibe büßen, und zum anderen sei Jermak wirklich ein freundlicher und ehrenwerter Mensch, dem es von Herzen leid täte, wenn er den Kronprinzen Kutschums zu töten gezwungen würde. Mah­metkul drückt selber das Siegel unter den Brief und schickt es dem Vater in die Barabasteppe.

Die Kosaken mit Meschtscherjak an der Spitze murren ein wenig, aber dann werden sie stumm. Tatsächlich wird Friede im Land, Kutschums wilde Streifzüge nehmen ein Ende. In Sorge um seinen Sohn läßt der Tatar Lastzüge mit allerlei Leckerbissen nach Isker bringen. Die Kosaken streifen von nun an tiefer ins Land.

JetJzt ist es Zeit, ihr Brüder, daß man den Stroganoffs und dem heiligen Zaren zu Moskau Bescheid gibt, wie die Dinge im Lande Sibir stehen. So beschließt Jermak, eine Gesandt­schaft ins alte Mütterchen Moskau zu schicken. Er blickt um sich, wem er vertrauen könne i er sucht einen, der sicher ge­nug ist, daß die Beute und die Kunde auch ungeschmälert bis zu den vergoldeten Zwiebeltürmen des Kreml gelangen.

Da steht Mitja, der Bär, aber der ist dümmer als die Bären im Walde draußen und versteht kaum zu'sprechen; und Mesch­tscherjak? Weiß der Teufel — was dieser Schurke dem Zaren alles erzählen würde, wenn er es nicht sogar vorzöge, mitsamt der Beute an den Don zu entwischen. Der brave Jurjew ist leider erschlagen worden, und von all den anderen Jungen hat keiner die Gabe der bedachtsam überlegenden Rede. Bleibt also noch Iwan Kolzo, der Herzbruder!

Dieser Haudegen, dem keiner gleich ist an Treue und Klug­heit, hat zwar in alten Tagen, wie ihr wißt, einmal in den Wäldern um Moskau ein wenig Straßenraub betrieben, und

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ein Preis ist auf seinen Kopf gesetzt. Als ihm Jermak also den Vorschlag macht wegen der Reise, zwirbelt sich Kolzo lange den Bart, und als er damit fertig ist, kraut er sich verlegen das Haupthaar.

„Dem Boten Jermaks, der ein Reich als Geschenk zu über­bringen hat" meint der Hetman, „wird man ein bißchen Räu­berei von anno dazumal nicht übelnehmen".

„Aber es hat ein paar Tote gegeben, Väterchen?", sagt Iwan Kolzo bedächtig.

„Das sind alte Geschichten. Ich habe nie gehört, daß der Zar •— Gott segne ihn — nachtragend ist, wenn man ihm Ge­schenke mitbringt, und ich will dich ordentlich ausrüsten". — Nun, was bleibt dem Braven übrig, als einzuschlagen!

Es ist auch höchste Zeit, daß etwas geschieht, daß Nachschub kommt und Rußland seine stärkere Faust über den Ural her­überstreckt. Das Pulver ist bis aufs letzte Korn verschossen, kaum 450 sind von den Männern noch geblieben, und ringsum rührt sich der Trotz der Tataren neu.

Jermak und Iwan Kolzo umarmen sich. Dann tritt der Herzbruder einen Weg an, etwa so weit wie

von Konstantinopel nach London, nur daß die Straßen nicht ganz so belebt und auch nicht ganz so eben und sicher sind.

* Den Stroganoffs kommt die Gesandschaft der Sibirier ge­

rade recht! Die guten Kaufleute sitzen schön in der Patsche! Es hat Streit mit dem Woiwoden von Perm gegeben, und

einige Elende haben den Zaren gegen die Wirtschaft der Stroganoffs aufgehetzt. Väterchen Iwan, den sie den Grau­sen nennen, war an sich schon nicht in guter Laune. Der schwedische Krieg ging nicht so gut, wie er es wünschte; nun hatten sich auch noch die Strelitzen, seine Leibgardisten, er­hoben, es machte Mühe, die rebellische Garde zu ducken.

Als man ihm daher sagt, daß es auch bei den Stroganoffs im Osten nicht stimmte, daß sie die Nachbarn ärgerten und vielleicht gar den Schwarzen Sultan Sibiriens zum Kriege gegen Moskau selber aufreizten, da bricht der Unwille Iwans los. Er sendet an Maxim und Semjon einen Brief mit häßlichen Beschimpfungen und Bedrohungen, nennt in einem Atem aber auch Jermakv einen Dieb und Verräter, dessen Leben er aus­tilgen werde. Das Schreiben Iwans ist mit schwarzem Lack

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gesiegelt; Maxim kennt sich aus und weiß sofort, wie das ge­meint ist.

So trifft es sich also eben gut, daß dieser Kolzo gerade mit einigen seiner Leute daherkommt und reiche Geschenke, er­freuliche Nachricht und ein freches Mundwerk mitbringt. Die Stroganoffs segnen ihn und senden ihn weiter nach Westen.

* Da tritt also eines Tages dieser Räuber Iwan Kolzo vor den

Zaren, — Gott sei seiner Seele gnädig! — und beugt das Knie. Aber nicht in der hündischen Art, wie es die Knechte tun, sondern mit freiem Blick und erhobenem Nacken. Um nicht auf den schönen roten Teppich treten zu müssen, hat er vor­her seine Hammelfellmütze vor sich geworfen und kniet nun auf ihr.

„Großer Zar", sagt er, „Dein Ataman Jermak Timofejewitsch sendet mich. Er läßt dir sagen, daß er nun sein Vergehen wieder gut gemacht und dir zu den Reichen Astrachan und Kasan das ungleich größere Land Sibirien dazuerobert hat. Ich bringe dir den ersten Tribut, und viel mehr wird folgen!"

Kolzo winkt seinen Brüdern zu, und sie schleppen zwei­tausendvierhundert Zobelfelle von feinster Art, fünfzig aus­gesuchte Biber und zwanzig Schwarzfüchse herbei, neben eini­gem Goldgerät, Teppichen und Seidenzeug.

Wie der Zar die Geschenke sieht, denkt er, daß jenes Reich Sibir sich wohl lohnen dürfte, sein Gesicht verzieht sich zu einem Lächeln.

Obschon ihm der boshafte Maljuta Skuratow, diese Kröte, ins Ohr flüstert, daß Iwan Kolzo ein zum Tod verurteilter und leider entsprungener Verbrecher sei, winkt er unwillig ab.

„Brüderchen", sagte er, „kenne ich dich nicht?" „Kann sein Väterchen", antwortete Kolzo, „aber es muß

lange her sein, wahrscheinlich zu lange, als daß man noch davon reden sollte."

Da lacht Iwan und droht nur mit dem Finger. Dann befiehlt er, dem Ataman Kolzo zwei Prunkrüstungen

und zwei von den besten Schwertern zu bringen: eines für sich und eines für den lieben Sohn Jermak Timofejewitsch. Auch will er den Fürsten Wolchowskij und den Bojaren Iwan Gluchow mit tausend Kriegern nach Isker zu Hilfe senden. Pulver, Blei und Flinten sollen ihnen reichlich mitgegeben werden. Vielleicht sogar eine Kanone.

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Die Stroganoffs aber erhebt der Zar in den Adelsstand. Sie geben am selben Abend ein gewaltiges Festmahl im Hause Boris Godunowsj mehrere Tage dauert die Gasterei und endet erst, als der letzte Teilnehmer besinnungslos unter dem Tische liegt.

Iwan Kolzo aber ist längst schon auf dem Wege, dem Herzbruder die Botschaft des Zaren zu bringen.

Der Panzer des Zaren Das Geschenk des Zaren wurde dem Freibeuter Je rmak zum

Fluch. Kaum hatte er aufgehört ein Abenteurer und Condot-tiere zu sein, da war es mit seinem Glück zu Ende. Männer wie Jermak paßten nicht zum friedlichen Landesverwalter. Be­greift ihr das, Freunde?

Das große Abenteuer hat te Je rmak gerufen, Kühnheit und Freiheit wtaren seine Spielgefährten — jetzt konnte ein an­derer an seine Stelle treten. -

Während Kolzo noch unterwegs war, überholten ihn auf Sei tenwegen die Kuriere des Zaren, die Prinz Mahmetkul nach Moskau befahlen. Je rmak wagte es nicht, den Befehlen zu trotzen, obwohl er in dem Prinzen seine beste Geisel verlor. Kolzo hörte erst von der Heimtücke des Zaren, als er Isker erreichte. Hier hat te sich vieles geändert .

Die Pelztribute blieben aus. Pulver gab es keines mehr, um die Tataren zu züchtigen. Die versprochenen Hilfszüge trafen nicht ein; sie seien „ein kleines Stück" zurückgeblieben, tröstete man. Dieses Stück Weges aber war größer als die Entfernung zwischen Paris und Warschau; Russen lassen sich Zeit, zumal wenn ihnen dieses Zeitlassen befohlen ist. Geschah es heute nicht, so war es auch morgen noch früh genug. Jermak aber drängte, schon verweiger ten ihm einzelne Fürsten die Gefolgschaft.

Gotteslästerlich fluchte er über die heimtückischen Stroga­noffs. Auch gefiel es ihm nicht, daß zwei Fürsten im Anzüge waren, vermutlich mit Aufträgen für die Verwal tung in Isker.

Was sollte man tun? Sagt selbst, Brüderchen, was war in dieser verzwickten Lage das Richtige?

Als auch der Tatarenfürst Karatscha sagen ließ, daß es ihm unmöglich geworden sei, Tribute zu zahlen, schickte Jermak

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Herzbruder Kolzo nach Norden, um nach dem Rechten zu sehen. Er gab ihm vierzig Kosaken mit und viele gute Rat­schläge.

Hochgewachsen, mit seinen fünfzig Jahren immer noch ein Herkules an Kraft und Behendigkeit, den kurzen, schwarzen Bart im Viereck geschoren und mit hellen, grauen Augen un­ter den buschigen Brauen, so stand Kolzo abschiednehmend vor dem alten Freund. Sie küßten sich auf die Wangen und drückten sich die Hände.

Dann ritt Kolzo davon; ian seiner Seite glänzte das neue, scharfe Schwert Iwan Wassiljewitschs.

Vier Wochen vernahm Jermak nichts von der Expedition — dann kam Nachricht, ihr Freunde! Welche Nachricht!

* Eines Abends reitet, an die Mähne des abgetriebenen Pferd­

chens geklammert, ein Kosak in Isker ein. Blutige Strähnen hängen ihm übers Antlitz, er hält sich nur mühsam auf dem bloßen Rücken des Panjegauls. Man bringt ihn vor Jermak.

Ach, Brüder, der erkennt sogleich, daß es Wassili Gusew ist, der Strolch, der mit Kolzo ausgeritten ist. Und es wird ihm klar, bevor noch jemand in der Runde ein Wort gesprochen hat, daß es mit der Herzbruderschaft aus und vorüber ist.

Dieser Tatarenfürst Karatscha hat Iwan Kolzo hinterrücks erdolcht und seine Getreuen umgebracht. Gusew ist der Ein­zige, der entkam.

* Jermak Timofejewitsch hat keinen Schuß Pulvers mehr. Un­

ter seinen Leuten sind kaum 3Ö0 Mann, die er im freien Felde einsetzen kann.

Dennoch läßt er die Hörner blasen und befiehlt, zu Pferde zu steigen, über die Steppe rast der Pulk der Kosaken nach Norden. Sie suchen den verräterischen Fürsten Karatscha, sie fallen wie Rachegötter über sein Lager her und wühlen sich wie Wölfe ins Leben seines Stammes.

Karatscha entkommt im Schutze der -Nacht auf ungesatteltem Pferde, nur seine Söhne fallen im Getümmel.

Aber nun — noch einmal schlägt die Flamme des Aben­teuers über dem Sibirien Jermaks zusammen — nun erheben sich alle ringsum! Tataren, Kirgisen, Wogulen und Burjäten schlagen die Schamanentrommel, sie blasen die Dudelsäcke und klingeln die Geisterglocken.

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Krieg rast über Sibiriens Weite. Mitten drin die dreihundert Kosaken Jermaks.

* Das Frühjahr 1584 bricht herein. Alle Wege sind Schlamm­

bäche, die Straßen Moräste — doch neben den Wegen blühen schon Pfingstrosen, Iris und Akelei.

Jetzt erst trifft Fürst Wolchowskij mit seinem Nachschub ein — er hat versucht, mit Pferden den Ural zu überschreiten und war in seiner befohlenen Torheit langsam über alle Um­wege an den Ufern der Tura und des Tobol entlangmarschiert, anstatt die Boote zu benutzen. Fast alle Vorräte, Rosse und Flinten, die er bei sich führte, isogar die einzige Kanone, wa­ren nicht mitgekommen. Was er mitbrachte, war eine Schar zerlumpter und kranker Menschen, die vorerst wenig nützten. Fürst Wolchowskij starb gleich nach seiner Ankunft.

Jermak aber führte seit dieser Stunde den Krieg wie ein tobsüchtiger Bär.

Er schlug nach allen Seiten zugleich und flog mit seiner Sotnie Kosaken hierhin und dorthin. Die Tataren Kutschums stoben wie Spreu vor ihm her.

Ja, Brüderchen, das war eine wilde und verwegene Zeit! Wenn es nur diese Nacht nicht gegeben hätte, die Nacht des 4. August 1584.

Ein Wetterchen hing über Sibirien, wie es die Hölle zum Empfang ganz großer Sünder zusammenbraut. Der Regen goß in dicken Schnüren herab, Sturm fauchte durch den dünnen Birkenwald, und der Irtysch donerte in lehmigen Wogen zutal.

Die Männer waren stromauf gerudert, um den schwarzen Kutschum zu fangen, aber bei diesem Wetter war ihnen na­türlich niemand begegnet. So hatten sie getan, was wir uns auch gegönnt hätten, Freunde: sie legten an einem kleinen Inselchen an, das durch einen Flußarm abgetrennt war, und bauten sich Hütten aus Zweigen, machten auch ein wenig Feuer gegen Kälte und Nässe und saßen stumm und traurig beisammen.

Kein Mensch wollte die Gusla spielen, kein Lied ertönte. Man legte sich in den Kleidern nieder, die Feuer erloschen

unterm Geprassel des Regens. Aber der Schwarze Zar Kutschum hatte viele Augen. Ge­

deckt hinter den Ufergebüschen, hatten seine Späher tagsüber

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Zeltlager am Ufer des Irtysch

den Weg der Kosaken verfolgt. Nun, wo die Nacht über sie fiel, holte Kutschum zum Schlage aus.

Von allen Seiten stießen die Kähne und Flöße seiner Mon­golen von den Ufern, lautlos legten sie an der Insel an.

Dann stürzten sie sich auf die Schläfer. *

Nur einem einzigen ist es in dieser Nacht gelungen, als Bote des Unheils nach Isker zu entkommen. Jermak Timofejewitsch hörte ihn an, warf sich den Panzer über, den ihm der Zar durch Iwan Kolzo hatte überbringen lassen, und stürzte sich mit den besten seiner Männer in den hochgehenden Strom, um den Verlorenen Hilfe zu bringen. Er stieß sich /vom Ufer ab;\aber obwohl er zu weitausgreifenden Stößen ausholte, blieb er hinter den anderen Schwimmern zurück. Die Schwere der Rüstung zerrte ihn nieder. Seine Rufe verhallten ungehört. Der Panzer Iwans des Schrecklichen zog ihn mit unheimlicher Gewalt in den dunklen Tod.

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Die Kunde vom Tode des Hetmans erschütterte das neue Reich Sibirien. Jetzt endlich erschien Meschtscherjaks Stunde gekommen; er war der letzte der alten Führer. Schnell hat te er Je rmaks Kosaken in eine wilde Räuberhorde zurückverwan­delt. Man schleppte die Schätze aus den Zelten auf die bereit­l iegenden Schiffe und fuhr davon; die Kosaken verließen Isker, gaben Sibirien auf und trollten sich sengend und brennend, raubend und mordend den Uralbergen zu. Auf diesem Zuge wurde Meschtscherjak von den Tataren erschlagen.

Im selben Jahre istarb im weißen Moskau der Zar im Wahn­sinn, das Moskowiterreich schien unter all diesen Erschütte­rungen zu zerbrechen

So war also Je rmaks Werk umsonst getan, ihr Freunde? Nein — im Gegenteil : Der Kosak ha t te ein Tor aufgestoßen,

das nicht mehr zufiel. Schon ein Jahr nach Jermaks Tod setzten die Stroganoffs

auf seinen Spuren die Kolonisierung Sibiriens fort, 1585 mach­ten sie aus Tschinga-Tura die erste russische Stadt östlich des Ural und nannten sie Tjumen.

Ein Menschenalter nach Je rmaks Tod, eben um die Zeit, als die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges begonnen hat­ten und Europa in Flammen aufzugehen schien, fuhren Russen bereits auf dem fernen Amurstrom und erreichten nach Durch­querung eines Erdteils die Grenzen Chinas.

Der künftige Weltstaat , der den sechsten Teil der Erde um­fassen sollte, (zeichnete sich erstmals ab. Ein neuer, unermeß­licher Lebensraum war der Menschheit erschlossen.

ZEITTAFEL

Bis 1500. Dert Erdteil jenseits des Ural (Russisch-Asien) ist in der Antike unbekannt. Auch das handeltreibende Ostrom (Byzanz — Konstan­tinopel) dringt nur in den europäischen Teil Rußlands diesseits des Ural vor, eröffnet hier wichtige Handelswege und gründet verein­zelte Niederlassungen. Erst vom 11. Jahrhundert ab beginnt eine gelegentliche Erschließung der westasiatischen Steppe jenseits des Ural: Die Großkaufleute von Nowgorod treiben Pelzhandel mit westsibirischen Hirten- und Jägerstämmen, einzelne erreichen das Ufer des Ob und die Küste des Nördlichen Eismeeres. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts wird Innerasien durch das Weltreich des Mongolen Dschingis-Khan, das sich vom Himalaya bis Sibirien und vom Stillen Ozean bis zum Ural erstreckt, zum bedeutenden Fak-' tor in der westeuropäischen Geschichte. Unter den Nachfolgern des Dschingis-Khan dehnen die vereinten Mongolen und sibirischen

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T a t a r e n das Reich bis zu den Grenzen Os tdeu t sch lands aus . Durch den Sieg bei Liegnitz (1241) wi rd ihrem Vord r ingen Hal t gebo ten . Im 14. J a h r h u n d e r t w iede rho l t sich d ie Bedrohung un te r dem Groß­k h a n Timur . Nach se inem Tode zerfällt das Reich des Dschingis-Khan in zahlre iche Unte r re i che . Eines d ieser Reiche ist das „Land Sibir" mit der H a u p t s t a d t Isker-Sibir , das sich östlich an den Ura l und das Fü r s t en tum der Kaufher renfami l ie Stroganoff mit der Haup t ­s tadt Perm anschl ießt .

Um 1500 führt de r russ ische Zar g e g e n d i e u n r u h i g e n sibir ischen Nachbarn j en se i t s des Ural k l e i n e Fe ldzüge durch. Das Grenzgeb ie t bleibt aber auch we i t e rh in e in U n r u h e h e r d .

1579 beauf t ragen d ie Stroganoffs den K o s a k e n h ä u p t l i n g J e r m a k Timo-fejewitsch und se ine F re ibeu te r scha ren mit dem Grenzschutz . Be­ginn des Erobe rungs fe ldzuges gegen das Land Sibir, Marsch übe r den Ura l .

1580 Erobe rung der Stadt Tschinga-Tura (Tjumen) — Kämpfe am Ir tysch.

1581 Sieg über Kurtschum, den Khan v o n Sibir, und E robe rung de r H a u p t s t a d t Isker-Sibir . J e r m a k t r i t t die Oberaufs icht über das er­o b e r t e Geb ie t an Zr.r Iwan den Schrecklichen ab .

1551—84 Kr iegszüge J e r m a k s gegen w e i t e r e Ta ta renfürs ten .

1584 Isker-Sibir geht v e r l o r e n . H e t m a n J e r m a k e r t r ink t im Irtyschfluß.

Rückzug der Kosaken übe r den Ural ins Permer Gebie t .

1586 Erneu te Fe ldzüge der K o s a k e n gegen Sibir.

1587 Die Stadt Tobolsk wird M i t t e l p u n k t der russischen Macht in Sibi r ien .

1598 Der le tz te Khan flieht ins Inne re Hochas iens . I nne ra s i en l iegt frei vor den E robe re rn . 1610 V o r s t o ß bis zum Eismeer , 1639 Vors toß bis zum Sti l len Ozean .

1648 Der Kosak Deschnew erreicht d ie Nordos t sp i t ze A s i e n s (Kap Deschnew) an der Ber ings t r aße und e rkenn t , daß Asien und A m e r i k a zwei -getrennte Erd te i l e s ind . Der Ring um die „Alte W e l t " (Europa-Asien) ist geschlossen .

Umschlagzeichnung; Kar lhe inz Dobsky — Bild auf der 1. Umschlagse i te :

Kosak der russ ischen S teppe — Bild auf der 4. Umschlagse i te : Groß-

N o v g o r o d , d ie a l t e H a n d e l s s t a d t bei dem heu t igen Leningrad .

L u x - L e G e b o g e n N r . 7 1 / H e f t p r e i s 2 0 P f e n n i g e Natu r - und ku l turk imdl iche Hefte . V e r l a g Sebas t i an Lux, Murnau -München

Bes te l lungen (vier te l jähr l ich 6 Hef te zu DM 1,20) durch j e d e Buchhandlung

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31

Page 35: Das Land Sibir

F I e m m i n g s

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Der erste Handatlas in Lexikonformat der Nach­kriegszeit bringt 160 Kartenseiten und 160 Sei­ten geographisch-statistischen Text. Der Textteil gibt interessante Erläuterungen zum Verständ­nis der Karten und bildet, für sich genommen, in populärer Darstellung einen Abriß der all­gemeinen Geographie und Länderkunde. Der Kartenteil enthält neben physikalischen und politischen Übersichtskarten viele Spezialkarlen und eine Fülle von Darstellungen zur Volks­kunde und Weltwirtschaft. Der neue ,,Flem-ming" ist nicht nur ein erdkundliches, sondern auch ein politisches Bildungsmittel für jeden.

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Page 36: Das Land Sibir

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