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Das Geschenk der Einfachheit - download.e-bookshelf.de · 126 Stephan Münch Das Geschenk der...

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25
Stephan Münch Das Geschenk der Einfachheit 2 Korinther 8,1–15 und 9,6–15 als Hinführung zu dieser Gabe Echter Verlag
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126

Stephan Münch

Das Geschenk der Einfachheit

2 Korinther 8,1–15 und 9,6–15als Hinführung zu dieser Gabe

Echter Verlag

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ISBN 978-3-429-03526-6

Band 126 - Umschlag 16.08.2012 16:49 Uhr Seite 1

Forschung zur Bibel Band 126

Begründet vonRudolf Schnackenburgund Josef SchreinerHerausgegeben vonGeorg Fischerund Thomas Söding

Band 126 Titelei 16.08.2012 16:57 Uhr Seite 1

Echter Verlag

Stephan Münch

Das Geschenk der Einfachheit

2 Korinther 8,1–15 und 9,6–15als Hinführung zu dieser Gabe

Band 126 Titelei 16.08.2012 16:57 Uhr Seite 2

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der DeutschenNationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über<http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

© 2012 Echter Verlag GmbH, Würzburgwww.echter-verlag.deDruck und Bindung: Difo-Druck GmbH, BambergISBN 978-3-429-03526-6 Print

978-3-429-04651-4 PDF978-3-429-06060-2 ePub

Band 126 Titelei 16.08.2012 16:57 Uhr Seite 3

Danksagung

Die Vorliegende Arbeit wurde im Juli 2009 von der Philosophisch-

Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main als Doktorar-

beit angenommen. Zu Drucklegung wurde sie noch einmal überarbeitet.

Danken möchte ich vor allem meinem Doktorvater Prof. Dr. Norbert Baumert

SJ, der mich in die Lektüre der Paulusbriefe eingeführt, diese Arbeit angeregt

und jederzeit hilfreich und engagiert begleitet hat.

Ebenfalles möchte ich auch Prof. Dr. Ansgar Wucherpfennig danken, der das

Zweitgutachten erstellt hat. Durch seine kritischen Hinweise hat er mich zum

Überdenken und zur Korrektur einiger Punkte anregt.

Danken möchte ich auch Prof. Dr. Thomas Söding für die Aufnahme der Arbeit

in die Reihe „Forschung zur Bibel“.

Vielleicht lässt diese Arbeit, die sich mit der angemessenen inneren Einstellung

beim Geben und Schenken befasst, etwas ahnen von der Aktualität des paulini-

schen Denkens in einer Zeit, in der Finanzkrisen weltweit geworden sind.

Bad Neuenahr- Ahrweiler, im Mai 2012 Stephan Münch

7

Inhaltsverzeichnis

Einleitung 13

1. Neuere Arbeiten zu 2 Kor 8 und 9 und Fragestellung 13

2. Vorgehen und Methode 18

1. Semantische, syntaktische und kontextuelle

Vorarbeiten zu 2 Kor 8,1-15 19

1.1 Kontext und Abgrenzung von 2 Kor 8 und 9 19

1.1.1. Der Zusammenhang von 7,4-16 mit Kapitel 8 19

1.1.2. Der inhaltliche Zusammenhang von Kapitel 8

und Kapitel 9 21

a) Formale und inhaltliche Gesichtspunkte 21

b) Textverknüpfung zwischen Kapitel 8 und 9 22

1.1.3. Einordnung von 2 Kor 8 und 9 in das Gesamt

des 2. Korintherbriefes 22

1.1.4. Gliederung von 2 Kor 8 und 9 23

1.2. `Aplo,thj 25

1.2.1. Der klassische Sprachgebrauch von aplo,thj 25

1.2.2. Der jüdische Sprachgebrauch 26

a) `Aplo,thj in der LXX 26

b) Aplo,thj in den Testamenten der

Zwölf Patriarchen 29

- Aplo,thj als Einfachheit in der

Beziehung zu Gott 30

- Aplo,thj als Offenheit in der Beziehung

zum Nächsten 31

c) `Aplo,thj im Kontext des Gebens 32

- 1 Chr 29,17 34

- Jos. Ant. 7.332 35

- Testament des Issachar 3.8 36

- Röm 12,8 37

- Aplo,thj in 2 Kor 8 und 9 39

8

1.3. ca,rij - das Werden eines Begriffs 40

1.3.1. Ca,rij ein festgeprägter theologischer Begriff im NT ? 40

1.3.2. Das breite Bedeutungsspektrum von ca,rij 42

1.3.3. Der Gebrauch von ca,rij im AT und in der LXX 43

1.3.4. Der Gebrauch von ca,rij zur Zeit des Paulus 47

1.3.5. Ca,rij als Gefälligkeit, Gabe, Wohltat im NT 49

a) Ca,rij als rein menschliche Gefälligkeit, Wohltat

in den Paulusbriefen 50

- 2 Kor 1,15 50

- 1 Kor 16,3 58

- Eph 4,29 61

b) Ca,rij in 2 Kor 8 und 9 65

- Ca,rij tou/ qeou/ als Zuwendung Gottes 68

- Ca,rij als Wohltat, Liebestat 72

1.3.6. Zusammenfassung 73

1.4. De,omai 74

1.4.1. de,omai mit dem Akkusativ? 74

1.4.2. de,omai, tinoj bedürfen, brauchen, nötig haben 75

1.4.3. de,omai (tino,j eivj) Verlangen tragen, begehren 78

1.4.4. de,omai, tino,j tinoj jemanden um etwas bitten 80

a) de,omai, tinoj jemanden um etwas bitten, mit dem

Genitiv der Person 80

b) de,omai, ti innerer Akkusativ 80

- de,omai, ti figura etymologica 80

- de,omai, ti Neutrum eines Pronomen oder

Adjektivs 80

1.5. Die Satzkonstruktion von 2 Kor 8, 3-5 84

1.5.1. V3 wird V4 zugeordnet 84

1.5.2. Die Verse 3-5 als syntaktische Einheit 85

a) Die Antithese ouv kaqw.j ))) avlla, in V5 85

b) Ein neuer Lösungsansatz 86

c) Die Interpunktion der Texteinheit 8,3-5 87

2. Auslegung von 2 Kor 8,1-15 mit 8,16-24 88

2.1 2 Kor 8,1-9: Die Auswirkung der ca,rij Gottes und

die ca,rij Jesu Christi 88

9

2.1.1. Der griechische Text 88

2.1.2. 8,1-6: Die ca,rij der Makedonier 89

a) Konstruktion und Syntax von 8,2 90

- Qli/yijÄcara, 91

- Ptwcei,aÄplou/toj 92

- evperi,sseusen eivj to. plou/toj th/j a`plo,thtoj 94

b) 8,3-5: Die Entfaltung von plou/toj th/j

a`plo,thtoj 96

- Das Geben der Makedonier 96

- Die Kollekte als ca,rij 98

- Die Kollekte als koinwni,a 99

- Die Kollekte als diakoni,a 101

- Die geistliche Dimension des Gebens:

eautou.j e;dwkan 103

- Das Bitten der Makedonier 104

- Die Empfänger der Kollekte: eivj tou.j a`gi,ouj 105

c) V 6 107

- Der Übergang von V5 zu V6 107

- i[na kaqw.j))) ou[twj kai.)))kai. 107

2.1.3. Exkurs: Vergleich von 2 Kor 8,1-5 mit 1 Chr 29 109

2.1.4. 8,7-9: Die ca,rij Gottes bei den Korinthern und

die ca,rij Jesu Christi 114

a) V 7 114

- i[na 115

- evn panti. 115

- Der geistliche Reichtum der Korinther 116

- evn tau,th| th/| ca,riti 118

b) V 8 119

- ouv katV evpitagh.n le,gw 119

- dokima,zwn 120

c) V 9: Die ca,rij Jesu Christi 122

- Die Struktur von V 9 122

- evptw,ceusen Ä plou,sioj w;n 122

- i[na u`mei/j th/| evkei,nou ptwcei,a| plouth,shte 124

- ca,rij tou/ kuri,ou hmw/n VIhsou/ Cristou/ 125

2.2. 8,10-15: Konkreter Hinweis zum Geben 128

2.2.1. Der griechische Text 128

10

2.2.2. 8,10-12: Die Grundregel für das Geben 129

a) Gnw,mh 129

b) Qe,lein 130

- Qe,lein als geneigt sein, lieben, gern tun 132

c) V 11 135

- Die Art und Weise der Durchführung 136

- Die Maxime für das Geben 137

d) V 12 138

2.2.3. Die Verse 13-15 140

a) VIso,thj 140

b) evn tw/| nu/n kairw/| 142

c) Peri,sseuma 144

d) i[na 145

e) V 15 150

2.3. Zusammenfassung von 2 Kor 8,1-15 152

2.4. 2 Kor 8,16-24: die Empfehlung des Titus und

der beiden Abgesandten 153

2.4.1. Der griechische Text 153

2.4.2. 8,16-17: Die Empfehlung des Titus 154

2.4.3. 8,18-21: Die Empfehlung des ersten

„Bruders“ 154

2.4.4. 8,22: Die Empfehlung des zweiten

„Bruders“ 155

2.4.5. 8,23-24: Zusammenfassende Empfehlung

der Boten 156

2.4.6. Die Übersetzung von 2 Kor 8,16-24 156

3. Auslegung von 2 Kor 9,6-15 mit 9,1-5 158

3.1. Die Aufgabe der Abgesandten: 9,1-5 158

3.1.1. Der griechische Text 158

3.1.2. V 1 159

3.1.3. V 2 160

3.1.4. Die Verse 3-4 161

3.1.5. V 5a/b als Zusammenfassung 163

3.1.6. V 5c/d als Übergang 164

3.1.7. Der Gedankengang der Verse 8,24-9,5 165

11

3.2. 9,6-11: Befähigung durch Gott und Hinführung zum

Geben in Einfachheit 167

3.2.1. Der griechische Text 167

3.2.2. Die Texteinheit 9,6-11 167

3.2.3. 9,6-9: Gottes Macht und Unterstützung für ein

segensreiches Säen und Ernten 168

a) Die Verse 6-9 als Einheit 168

b) Das Bild vom Säen und Ernten 170

- Gal 6,7-8 172

- 1 Kor 9,11 174

c) 2 Kor 9,7 176

- proh,rhtai 176

- th/ kardi,a| Ä mh. evk lu,phj ἢ avna,gkhj 177

- i`laro.n ga.r do,thn avgapa/| o qeo,j 178

d) V8 179

- pa/san ca,rin in der herkömmlichen Deutung 180

- Ein anderer Lösungsansatz von pa/san ca,rin 182

- Auvta,rkeia 182

- pa/san ca,rin 184

c) V9 185

3.2.4. 9,10-11: die aplo,thj als Wesensmerkmal des

segensreichen Gebens 188

a) Struktur und Aufbau der VV 10-11 188 b) V10 189

- Der Vordersatz V10a 189

- Der Nachsatz V10b 190

c) V11 194

- V11a evn panti. ploutizo,menoi eivj pa/san a`plo,thta 194

- V11b h[tij katerga,zetai diV hmw/n euvcaristi,an tw/| qew/| 195

3.3. 9,12-15: Die Auswirkung des Gebens in Einfachheit 197

3.3.1. Die Satzkonstruktion von 9,12-14 197

3.3.2. V12 199

3.3.3. Vergleich von 2 Kor 9,12 mit 2 Kor 4,15 und 1,11 200

3.3.4. V13 205

3.3.5. V14 208

3.3.6. Eine andere Deutung von V14 nach P46

210

12

3.3.7. V15 213

3.4. Zusammenfassung der Ergebnisse 214

3.4.1. Arbeitsübersetzung 218

Abkürzungsverzeichnis 222

Literaturverzeichnis 222

Stellenregister 238

Altes Testament 238

Neues Testament 240

Jüdische Schriften 244

Christliche Schriften 245

Andere antike Texte 246

13

Einleitung

1. Neuere Arbeiten zu 2 Korinther 8 und 9 und Fragestellung

Diese Untersuchung beschäftigt sich mit den Kapiteln 8 und 9 des 2. Korintherbrie-

fes, den Kollektenkapiteln. In der exegetisch-theologischen Literatur ist das

Kollektenthema einige Male behandelt worden. Einen guten Überblick über die

Forschungsgeschichte der Kollekte gibt Beckheuer in seiner Untersuchung „Paulus

und Jerusalem“.1 Im Folgenden sollen nur die wichtigsten Ergebnisse dargestellt

werden. Der Schwerpunkt liegt auf der Darstellung der neueren Abhandlungen des

Kollektenthemas.

Einen großen Einfluss hatte der Aufsatz von HOLL „Der Kirchenbegriff des Paulus

in seinem Verhältnis zu der Urgemeinde“.2

Nach Holl hat die Jerusalemer Gemein-

de einen rechtlichen Vorrang vor den anderen Gemeinden. Dies zeige sich in den

Selbstbezeichnungen der Jerusalemer Urgemeinde als „die Armen“ und „die Heili-

gen“.3 An diesen Ehrenbezeichnungen zeige sich, dass sich die Jerusalemer Urge-

meinde den anderen Gemeinden religiös überlegen fühlte. Sie habe einen Vorzug,

der sie dauernd auszeichne. Aus dieser Sonderstellung habe die Urgemeinde gewis-

se Rechtsforderungen abgeleitet: sie habe ein Aufsichts- und Besteuerungsrecht

über die ganze Kirche. Wie die Gemeinde verpflichtet sei, den in ihr wirkenden

Apostel zu unterhalten, seien die anderen Gemeinden verpflichtet, zum Unterhalt

der Muttergemeinde beizutragen. Die Kollekte wird so als Steuer gesehen, die von

der Jerusalemer Gemeinde den heidenchristlichen Gemeinden auferlegt wurde. Gal

2,10 sei so eine Auflage der Jerusalemer Gemeinde. In seiner Darstellung der Kol-

lekte Röm 15,25f. habe Paulus verhüllende Redeweisen benützt, weil er sich ge-

schämt habe. In Wirklichkeit habe die Jerusalemer Gemeinde gar nicht als die ärm-

ste gegolten. Gegenüber dem Kirchenbegriff der Urgemeinde habe Paulus einen

neuen Kirchenbegriff eingeführt. Für Paulus sei der lebendige Christus die eigentli-

che Grundlage der Kirche.4

1 B. BECKHEUER, Paulus und Jerusalem, 13-39.

2 K. HOLL, Der Kirchenbegriff des Paulus in seinem Verhältnis zu der Urgemeinde: Gesammelte

Aufsätze zur Kirchengeschichte II, Tübingen 1928. Nachdruck Darmstadt 1964, 44-67. 3 K. HOLL, a.a.O., 59.

4 K. HOLL, a.a.O., 63.

14

Für K.F. NICKLE5 ist die Kollekte, in Analogie zu der jüdischen Tempelsteuer, eine

regelmäßige Abgabe.6 In seiner Darstellung unterscheidet er mehrere Stadien in der

Kollekte: Zunächst sei sie „an act of Christian charity among fellow believers

motivated by the love of Christ“.7 Nach dem antiochenischen Zwischenfall sei die

Kollekte ein Zeichen der Einheit geworden. Für die Organisation der Kollekte grei-

fe Paulus auf die Institution der Tempelsteuer zurück. Schließlich sei die Kollekte:

“eschatological pilgrimage of the Gentile christians to Jerusalem by which the Jews

were to be confronted with the undeniable reality of the divine gift of saving grace

to the Gentiles and thereby themselves moved through jealousy to finally accept the

gospel”.8

Nach D. GEORGI9 bedeutet die Abmachung Gal 2,10 keine Anerkennung einer

rechtlichen Vorrangstellung der Jerusalemer. Der Begriff „die Armen“ sei ein

eschatologischer Titel der Jerusalemer Gemeinde. Die Vereinbarung auf dem Apos-

telkonzil Gal 2,10 interpretiert er dahin, „dass die Heidenchristen der exemplari-

schen Leistung der Jerusalemer Christen Anerkennung zollen sollten. Um deren

andauernde und eschatologische Demonstration wäre es dann gegangen, damit aber

auch um die eschatologische Hoffnung der Christenheit überhaupt“.10

Nach dem

antiochenischen Zwischenfall sei die Abmachung des Apostelkonzils hinfällig ge-

worden. Um der drohenden Auflösung seiner Gemeinden in Mysteriencliquen und

mystische Zirkel entgegenzuwirken, habe Paulus die Kollekte, auf eigene Initiative,

wieder aufgenommen.11

Das Selbstbewusstsein der paulinischen Gemeinden sei

inzwischen stärker gewachsen. Die Kollekte interpretiere Paulus jetzt auf dem Hin-

tergrund von Jes 60,1-21: Mit der Überbringung der Kollekte erfülle sich die Ver-

heißung der Völkerwallfahrt der Heidenvölker nach Jerusalem.12

B. BECKHEUER hat sich in seiner Untersuchung zum Ziel gesetzt, „die Entwicklung

des paulinischen Denkens hinsichtlich der Kollekte nachzuzeichnen. Dabei soll

deutlich werden, wie eine paulinische Theologie der Kollekte erst durch die Ausein-

andersetzung mit den Problemen in seinen Missionsgebieten entstanden ist“.13

Nach der getroffenen Kollektenvereinbarung (Gal 2,10) sei es zu einem Streit ge-

kommen (Gal 2,11), so dass für Paulus die Vereinbarung zwischen ihm und den

5 K. F. NICKLE, The Collection: A Study in the Strategy of Paul, Naperville 1966.

6 K. F. NICKLE, a.a.O., 74-99.

7 K. F. NICKLE, a.a.O.,142 und 100f.

8 K. F. NICKLE, a.a.O.,142.

9 D. GEORGI, Der Armen zu gedenken. Die Geschichte der Kollekte des Paulus für Jerusalem, Ham-

burg 1965; erweiterte Auflage, Neunkirchen 1994. 10

D. GEORGI, a.a.O., 27. 11

D. GEORGI, a.a.O., 39. 12

D. GEORGI, a.a.O., 85. 13

B. BECKHEUER, Paulus und Jerusalem, 9.

15

Vertretern der Urgemeinde hinfällig geworden sei. Paulus habe aber weiter an der

Gemeinschaft mit der Urgemeinde festgehalten. In der Rückschau der Ereignisse

habe er die Kollekte mit einem theologischen Vorzeichen versehen. Auch die Be-

antwortung von rein praktischen Fragen, wie die Sammlung zu organisieren sei,

geschehe in der Sprache der theologischen Reflexion (1 Kor 16,1-4).14

Bei der Kollekte ginge es nicht um das Einbringen eines in qualitativer Hinsicht

großen Betrages, sondern um den Vollzug göttlicher aequalitas.

Für 2 Kor 9,6-11 sieht er Jes 61,11 als Hintergrund. „Das Buch Jes scheint die ge-

samte Theologie des Kollektenwerkes geprägt zu haben. Die Zitate und Anspielun-

gen und das Aufgreifen alttestamentlicher Motive weisen auf die Tatsache hin, dass

Paulus aus dem Buch Jesaia lebt und theologisiert (2 Kor 9,5f.): „Der konkrete

Vollzug des Christseins demonstriert den Jerusalemern die Erfüllung der Verhei-

ßung der Psalmen und der Propheten…“15

Im Römerbrief wird die Kollekte mit dem Vokabular alttestamentlicher Missions-

theologie dargestellt. Hintergrund für Röm 15,16 ist Jes. 61,6.16

S. JOUBERT deutet die Kollekte des Paulus mit der Terminologie der Wohltätigkeit

in der griechisch – römischen Welt. “The collection is to be understood in terms of

the social convention of benefit exchange. Reciprocity was the heart of all forms of

benevolence in the ancient Graeco-Roman world. The bestowal of gifts initiated the

establishment of long-term relationships that involved mutual obligations and clear

status differentials between the transactors”.17

So sei die Kollekte das Ergebnis und

der konkrete Ausdruck einer gegenseitigen Beziehung zwischen Jerusalem und

Paulus. Benefit exchange liefere den erklärenden Rahmen für die Kollekte. Paulus

habe das grundlegende Prinzip von benefit exchange uminterpretiert. Das zeige sich

daran, dass Paulus als dia,konoj die Kollekte überliefere (Röm 15,25ff.) und nicht

seine eigene Ehre suche. Auch ändere er das griechisch-römische Prinzip der ge-

genseitigen Vergeltung, indem er den Nachdruck von der erwarteten Gegengabe auf

die positive innere Ausrichtung der Geber lege. Die Wohltäter in der griechisch-

römischen Welt suchten durch ihr Wohltun ihren eigenen Ruhm zu vermehren und

nicht die Not der Armen zu lindern.18

14

B. BECKHEUER, a.a.O., 271. 15

B. BECKHEUER, a.a.O., 273. 16

B. BECKHEUER, a.a.O., 274. 17

J. JOUBERT, Paul as Benefactor, 6. 18

J. JOUBERT, a.a.O., 216f.

16

BYUNG-MO KIM geht es in seiner Untersuchung darum, das Wesen der paulinischen

Kollekte herauszuarbeiten.19

Dabei geht er von einer These von K. Berger aus, die

Kollekte sei in Analogie zum Almosen der Gottesfürchtigen für Israel zu deuten.20

Die verschiedenen Bezeichnungen für die Kollekte in 2 Kor 8,4 charakterisieren

verschiedene Aspekte der Kollekte: diakoni,a beschreibt den materiellen Aspekt der

Kollekte, sie ist eine Hilfe für die Armen der Jerusalemer Gemeinde. Ca,rij um-

schreibt den göttlich-menschlichen Aspekt der Kollekte. Die Kollekte setzt den

begnadeten Zustand (Empfang des Evangeliums) voraus. Koinwni,a zeigt den zwi-

schenmenschlichen Aspekt der Kollekte. „Kurzum: durch die Kollekte, die als ma-

terieller Hilfsdienst für die Armen in der judenchristlichen Gemeinde in Jerusalem

von den makedonischen bzw. korinthischen Heidenchristen des Paulus unternom-

men wurde, kommen vor den judenchristlichen Kollektenempfängern der begnadete

bzw. bekehrte Status der heidenchristlichen Kollektengeber und damit zugleich die

durch das Begnadetsein zwischen heidenchristlichen Gebern und judenchristlichen

Empfängern bestehende Gemeinschaft zum Ausdruck“.21

Nach Byung–Mo Kim

lässt sich die Kollekte als eine Analogie zum Almosen der Gottesfürchtigen für

Israel verstehen: „wie im frühen Judentum die im Prinzip beschneidungs- und ge-

setzesfreien Gottesfürchtigen durch Almosen für die Armen im gesetzestreuen Volk

Israel ihre Bekehrung zum Gott Israels und zugleich ihre Zugehörigkeit zum Got-

tesvolk ausdrückten, so brachten die beschneidungs- und gesetzesfreien Heiden-

christen durch die Kollekte für die Armen unter den im Prinzip gesetzesorientierten

Judenchristen in Jerusalem ihr Begnadetsein bzw. ihr Bekenntnis zum Evangelium

Jesu Christi bzw. ihre Bekehrung und die dadurch zwischen den beiden Seiten ent-

standenen Glaubensgemeinschaft zum Ausdruck.“ 22

Neben diesen Untersuchungen zur Kollekte sind noch einige weitere Ansätze zu

nennen, die mit Hilfe der griechisch-römischen Rhetorik 2 Kor 8 und 9 analysieren.

Ziel der Untersuchung von H. D. BETZ23

ist eine sorgfältige Analyse von 2 Kor 8

und 9 in Bezug auf Briefkategorien der antiken Briefliteratur, d.h. in Bezug auf

verwendete argumentierende Rhetorik und ihre Funktion, auf den inneren Aufbau

und die literarische Form der beiden Kapitel. Nach seiner Interpretation sind 2 Kor

8 und 9 als zwei getrennte Briefe zu betrachten; Kapitel 8 gehöre zur Verwaltungs-

19

BYUNG-MO KIM, Die Paulinische Kollekte, 1. 20

K. BERGER, Almosen für Israel. Zum historischen Kontext der paulinischen Kollekte, in: NTS 23

(1977), 180-203. 21

BYUNG-MO KIM, a.a.O., 183f. 22

BYUNG-MO KIM, a.a.O., 186. 23

H. D. BETZ, 2 Corinthians 8 and 9, Hermeneia, Philadelphia,1985. Die deutsche Übersetzung trägt

den Titel: 2 Korinther 8 und 9. Ein Kommentar zu zwei Verwaltungsbriefen des Apostels Paulus,

Gütersloh 1993.

17

korrespondenz des Paulus und stelle ein amtliches Schreiben dar, „das von einem

einzelnen in einer offiziellen Stellung an eine Körperschaft, die Gemeinde in Ko-

rinth, in Begleitung offiziell ernannter Abgesandter geschickt wird.“24

Der erste

Teil von Kapitel 8 sei beratender Natur (VV1-15), der zweite Teil hingegen admi-

nistrativ oder juristisch (VV16-23). Die Formeln und Ausdrücke des zweiten Teils

stammten hauptsächlich aus der hellenistischen Verwaltungssprache.

Kapitel 9 gehöre zum Texttyp des beratenden Briefes; dementsprechend sei die

Rhetorik beratender Art. Kapitel 9 habe einen anderen Adressaten als Kapitel 8 und

auch eine andere Aufgabe. In Kapitel 9 erkläre Paulus den Achäern, welche Rolle

sie spielen sollen, um die Kollekte in Korinth zu Ende zu führen. Sie sollen ein

gutes Beispiel geben, das von den Korinthern nachgeahmt werden kann, und sie

sollen vor allem darauf achten, dass der geistliche Aspekt der Kollekte, die eine

„Segensgabe“ sein soll, gewährleistet sei.25

Ebenfalls auf dem Hintergrund der Rhetorik baut K. J. O’MAHONY26

seine Untersu-

chung auf und zeigt alle rhetorischen Stilfiguren auf, die Paulus in den beiden Kapi-

teln 8 und 9 verwendet.

Auf diese unterschiedlichen Aspekte der Kollekteninterpretationen soll bei der Aus-

legung genauer eingegangen werden.

Der Überblick über die neueren Abhandlungen über die Kollekte des Paulus hat

gezeigt, dass die Untersuchungen sich schwerpunktmäßig entweder auf das Wesen

der Kollekte beziehen,27

den Zusammenhang der Kollekte mit der Mission des Pau-

lus untersuchen,28

oder die Kollekte in die sozio-kulturelle Umwelt einordnen.29

Im

Unterschied dazu stehen bei dieser Arbeit semantische und syntaktische Fragen im

Vordergrund, woraus sich Konequenzen ergeben für die geistliche Dimension der

beiden Kollektenkapitel.

Für die Interpretation von 2 Kor 8 und 9 ist der Bergriff ca,rij von entscheidender

Bedeutung. Wenn dieser Begriff auch unterschiedlich gedeutet wird, so besteht

doch Übereinstimmung, dass Paulus diesen Begriff in einem festgeprägten theolo-

gischen Sinn gebrauche. In dieser Untersuchung soll nachgewiesen werden, dass

ca,rij für Paulus noch ein offener Begriff ist und noch nicht allein auf „Gnade“

festgelegt ist.

24

H. D. BETZ, a.a.O., 239. 25

H. D. BETZ, a.a.O., 249. 26

KIERAN J . O’MAHONY, Pauline Persuasion, A Sounding in 2 Corinthians 8-9, Sheffield 2000. 27

K.F. NICKLE; D. GEORGI; BYUNG-MO KIM. 28

B. BECKHEUER. 29

S. JOUBERT.

18

Ein weiterer Schlüsselbegriff der Kapitel 8 und 9 ist der Begriff aplo,thj. Dieser

Begriff wird oft mit „Freigebigkeit“, oder „generosity“, „liberability“ übersetzt. In

dieser Arbeit soll aufgezeigt werden, dass Paulus mit a`plo,thj das biblische und in

der jüdischen Tradition bekannte Motiv des „einfachen Gebens“ übernimmt.

In den beiden Kapiteln 8 und 9 wird vielfach auf Anakoluthe und sprunghaft er-

scheinende Gedankengänge hingewiesen, die Rätsel aufgeben.30

Dies betrifft be-

sonders die Verse 2 Kor 8,3-5.31

Umstritten ist in dieser Einheit vor allem die Kon-

struktion und Zuordnung des Partizips deo,menoi) In dieser Arbeit soll aufgezeigt

werden, dass das Verb de,omai mit dem Genitiv kontruiert wird und ein Akkusativ

der Sache nur möglich ist als ein Akkusativ Neutrum eines Pronomens oder Adjek-

tivs.

Weiterhin soll in dieser Untersuchung aufgezeigt werden, dass es die Absicht des

Paulus ist, die Korinther zur endgültigen Durchführung der Kollekte zu motivieren.

Dabei geht es Paulus in erster Linie nicht um einen großen Betrag, sondern um die

geistliche Dimension des Gebens, um ein Geben von Herzen und in Einfachheit. Zu

diesem Geben in Einfachheit will Paulus die Korinther in den beiden Kollekten-

kapiteln hinführen.

Ein weiterer Schwerpunkt dieser Untersuchung liegt im Argumentationsverlauf der

beiden Kollektenkapitel. Es soll aufgezeigt werden, dass durch die neue Deutung

des Textes der Gedankengang geschlossener wirkt.

2. Vorgehen und Methode

Bevor der Text 2 Kor 8,1-15 und 9,6-15 in den Blick genommen werden kann, sind

im Vorfeld semantische und syntaktische Fragen zu klären. Im ersten Kapitel liegt

der Schwerpunkt auf philologischen Untersuchungen: auf der historischen Wortse-

mantik (a`plo,thj, ca,rij), wobei hier neben dem lexikalischen Aspekt auch der dia-

chrone Aspekt der Semantik berücksichtigt wird, ferner auf der syntaktischen Ana-

lyse (Konstruktion von de,omai, Satzkonstruktion von 2 Kor 8,1-5).

Neben den semantischen und syntaktischen Fragen wird auch der Kontext der bei-

den Kollektenkapitel und ihre Gliederung in den Blick genommen.

Kapitel 2 und 3 bietet die Auslegung von 2 Kor 8,1-15 und 9,6-15. Die Verse 8,16-

24 und 9,1-5 werden nur in einem Überblick dargeboten, und die Einordnung in das

Ganze der beiden Kollektenkapitel wird aufgezeigt.

Bei der Auslegung liegt der Schwerpunkt auf der geistlichen Dimension des Ge-

bens. Es soll aufgezeigt werden, dass es die Absicht des Paulus ist, die Korinther zu

30

BECKHEUER, Paulus und Jerusalem 125. 31

Vgl. H. WINDISCH, 2 Kor 245; C. WOLFF, 2 Kor 147; D. GEORGI, Der Armen zu gedenken 59.

19

motivieren, ihre Gabe für die Armen in Jerusalem von Herzen und mit Freude zu

geben und sie in mehreren Schritten zu dieser Gabe der Einfachheit hinzuführen.

1. Semantische, syntaktische und kontextuelle Vorarbeiten zu

2 Kor 8,1-15

1.1 Kontext und Abgrenzung von 2 Kor 8 und 9

Stellung und Abgrenzung der beiden Kollektenkapitel im Gesamt des zweiten Ko-

rintherbriefes sind eng verknüpft mit dem Problem der literarischen Einheitlichkeit

des zweiten Korintherbriefes überhaupt. Eng verbunden mit der Einteilung des 2.

Korintherbriefes ist die Annahme des Zwischenbesuches und Sicht der Zwischener-

eignisse zwischen 1. und 2. Korintherbrief. Der Auffassung des 2. Korintherbriefes

als literarische Einheit (BIERINGER, J. HARRIS) steht die Sicht verschiedener Tei-

lungshypothesen gegenüber.

Von den meisten Exegeten wird die Grundstruktur des Zweiten Korintherbriefes in

drei große Teile:1-7 (und darin 2,14-7,4); 8-9; 10-13 anerkannt.32

Unterschiedlich

wird dagegen die Zuordnung der einzelnen Teile gesehen und dementsprechend

werden verschiedene Teilungshypothesen aufgestellt.33

Zwei Briefe: 1-9; 10-13

(BARRETT; FURNISH); zeitlich umgekehrt 10-13; 1-9 (KLAUCK); drei Briefe: 1-8; 9;

10-13 (THRALL); 9; 10-13; 1-8 (DAUTZENBERG); 2,14-7,4; 10-13; 1,1-2,13, 7,5-9,15

(J. BECKER); vier Briefe: 2,14-6,13, 7,2-4; 10-13; 1,1-2,13, 7,5-8,24 (G. BORN-

KAMM).

Die vorliegende Untersuchung geht davon aus, dass der 2. Korintherbrief kein ein-

heitlicher Brief ist, sondern eine Komposition von mehreren Briefteilen darstellt.

Mit J. BECKER, N. BAUMERT gehe ich von drei Briefen aus, von der Apologie des

Apostels 2 Kor 2,14-7,3, dem Tränenbrief 2 Kor 10,1-13,10 und dem Freudenbrief

2 Kor 1,1-2,13 und 7,4-9,15.

Was Kapitel 8 und 9 betrifft, so lassen sich nach BIERINGER die Lösungsvorschläge

auf vier verschiedene Arten zusammenfassen:34

32

Vgl. C. WOLFF, 2 Kor, 2; KLAUCK, 2 Kor, 7. 33

Eine detaillierte Übersicht über die einzelnen Teilungshypothesen findet sich bei R. BIERINGER /J.

LAMBRECHT, Studies on 2 Corinthians, 67-130; R. BIERINGER, Der 2. Korintherbrief in den neues-

ten Kommentaren, in EThL ,1991, 107-130; H. BETZ, 2 Kor 8 und 9, 25-77; L. AEJMELAEUS, Streit

und Versöhnung; M. THRALL, II Corinthians, 3-49. 34

BIERINGER, Studies, 101; F. LANG, 2 Kor, 317.

20

a) 2 Kor 8 und 2 Kor 9 sind ursprünglich zwei selbständige Briefe, die an verschie-

dene Adressaten gesandt wurden.35

Bei dieser Interpretation stehen die beiden Brie-

fe in keinem Zusammenhang zum Versöhnungsbrief (Freudenbrief) 2 Kor 1-7 bzw.

1,1-2.13 + 7,4-16.

b) Kap 9 schließt an 2 Kor 7,16 an, wogegen Kapitel 8 ein eigenes Schreiben dar-

stellt.36

c) In der Sicht des dritten Typs schließt Kapitel 8 an 7,16 an und bildet einen Teil

des Freudenbriefes. Kapitel 9 ist dagegen ein selbständiger Brief, der entweder vor

dem Tränenbrief (DAUTZENBERG), vor dem Versöhnungsbrief (SCHMIIHALS) oder

nach BORNKAMM nach dem Versöhnungsbrief anzusetzen ist.

d) Nach der vierten Lösungsmöglichkeit gehören die beiden Kapitel 8 und 9 in der

kanonischen Reihenfolge zu 2 Kor 1-737

bzw. zum Freudenbrief 1,1-2.13 + 7,4-

16.38

Von diesen verschiedenen Lösungsmöglichkeiten wird in dieser Untersuchung die

vierte bevorzugt. Die beiden Kollektenkapitel 8 und 9 folgen also unmittelbar auf

7,16 und gehören zum Versöhnungsbrief (Freudenbrief) 1,1-2,13 + 7,4-9,15.39

Für

diese Lösung sprechen vor allem der inhaltliche Zusammenhang und die Textver-

knüpfungen von 7,4-16 mit Kapitel 8 und der inhaltliche Zusammenhang von Kapi-

tel 8 und 9.

1.1.1. Der Zusammenhang von 7,4-16 mit Kapitel 8

Die Verknüpfung 2 Kor 7,4-16 mit Kapitel 8 ist gut gegeben durch die Bezugnah-

me auf die Wirksamkeit des Titus in Korinth 7,6f. 13-15 und 8,6.16.40

Die Ankunft

des Titus und dessen positiver Bericht über die Umkehr der Korinther sind die Vo-

raussetzung für seine erneute Sendung in Bezug auf die Kollekte. Als weitere Ver-

knüpfung ist das Stichwort spoudh, zu nennen. Der Tränenbrief bewirkte bei den

Korinthern Eifer für Paulus (7,11.12). In 8,7 wird spoudh, den Korinthern zugespro-

chen, die durch pa,sh| besonders hervorgehoben wird. In 8,8 wird der Eifer der Ma-

kedonier als Vorbild für die Korinther dargestellt und soll zum Anreiz für ihren

35

So: WINDISCH, 242f. und 287f.; BETZ, 235-249. 36

VIELHAUER, Geschichte der urchristlichen Literatur, 153. 37

So FURNISH, II Corinthians, 432; KLAUCK, 2 Kor, 9. 38

So J. BECKER, Paulus, 234; N. BAUMERT, 2 Kor, 10. 366f. 39

Zum Versöhnungsbrief wird auch noch V 7,4 gezählt. Ein wichtiges Argument dafür ist der Wech-

sel vom Singular (V 2,13 zum Plural V 7,4) bei fast gleichlautender Aussage. Weiterhin begründet

ga.r V 7,5 den vorherigen V 4. Vgl. dazu die Argumentation von G. HOTZE, Paradoxien bei Paulus,

165f. 40

Vgl. C. WOLFF, 2 Kor, 163. Nach ihm hat der Abschnitt 7,4-16 eine Überleitungsfunktion zu den

beiden Kollektenkapiteln, ebd. 156.

21

Eifer und ihre Liebe werden. Die Einführung des neuen Themas gnwri,zomen de.

u`mi/n (8,1) kehrt genauso in 1 Kor 15,1 wieder. Weitere Textverknüpfungen sollen

tabellarisch dargestellt werden:

Textverknüpfung zwischen 7,4-16 und 8,1-24

(u`per)perisseu,w 7,4 8.2.7 (2x)

Cara, 7,4.13 8,2

Qli/yij 7,4 8,2.13

Parakale,w41 7,6.7.13 8,6

Para,klhsij42 7,4.7.13 8,4.17

Spoudh, 7,11.12 8,7.8.16

Kau,chsij 7,4.14 8,24

Makedoni,a( 7,5 8,1.8

Mit der Nennung des Titus und durch die anderen Stichwörter ist also ein guter

Zusammenhang von Kapitel 8 mit dem vorherigen Text 7,4-16 gegeben.43

1.1.2. Der inhaltliche Zusammenhang von Kapitel 8 und Kapitel 944

a) Formale und inhaltliche Gesichtspunkte

Einige Exegeten sehen in der Art der Eröffnung peri. me.n ga.r (9,1) den Einsatz

eines neuen Themas und trennen Kapitel 9 als selbständigen Brief von dem Vorher-

gehenden ab.45

Aber anders als peri. de.( mit dem Paulus öfter in ein neues Thema

einführt (1 Kor 7,25; 8,1; 12,1; 16,1), hat die Wendung peri. me.n ga.r einen Rück-

bezug zu V 8,24 und führt nicht in ein neues Thema ein.46

Auch die Wendung perisso,n moi, evstin to. gra,fein u`mi/n wird von einigen Exege-

ten als Grund betrachtet, in Kapitel 9 ein eigenes Schreiben zu sehen. Perisso,n moi,

evstin wird von der überwiegenden Mehrheit der Interpreten als eine praeteritio47

41

Das Verb wird in verschiedenen Bedeutungen gebraucht. 42

Das Nomen wird in verschiedenen Bedeutungen gebraucht. 43

Der Zusammenhang von Kapitel 8 mit 7,4-16 wird angenommen u.a. von DAUTZENBERG, LANG,

SUHL, WOLFF. 44

Zur ausführlichen Diskussion über das literarische Verhältnis von 2 Kor 8 und 9 vgl.: H. WÜNSCH,

Der paulinische Brief 2 Kor 1-9 als kommunikative Handlung, 64-66; BYUNG-MO KIM, Kollekte,

97-123. 45

So u.a. WINDISCH, DAUTZENBERG, BORNKAMM, GRÄßER. 46

Vgl. die ausführliche Untersuchung von PERI MEN GAR and the Integrity of 2 Cor. 8 und 9, von

S. K. STOWERS, in: NT 32 (1990), 340-348. 47

Eine rhetorische Stilform, in der der Redner ankündigt, dass er bestimmte Gegenstände übergehe,

die er dann aber doch erwähnt (vgl. LAUSBERG, Handbuch der Rhetorik, §882-886).

22

angesehen, die ihrer Funktion nach eine captatio benevolentiae sei. Paulus kenne

ihre Bereitwilligkeit (V2), daher sei ein Schreiben überflüssig.

In V3 zeigt sich aber, dass diese Bereitwilligkeit der Korinther gefährdet ist und der

Unterstützung bedarf. Von daher ist perisso,n moi, evstin wohl keine praeteritio,

sondern, wie die Untersuchung zeigen wird,48

ist perisso,n hier mit „bedeutsam“,

„wichtig“ zu übersetzen; die Wendung besagt dann, dass das Schreiben für Paulus

wichtig ist, da er die Gefährdung der Bereitwilligkeit kennt.

Inhaltlich ist die Verknüpfung von 8,24 mit 9,2f. durch den Begriff „Rühmen“ ge-

geben, der in 8,24 erwähnt und in 9,2 durch proqumi,a näher erläutert wird. Eine

weitere Verbindung zwischen Kapitel 8 und 9 stellt das Stichwort avdelfou,j dar; in

8,24 werden die Korinther aufgefordert, vor den Boten, den „Brüdern“, den Beweis

ihrer Liebe zu erbringen, in 9,3f. wird die Aufgabe dieser „Brüder“ dahin beschrie-

ben, die Bereitwilligkeit der Korinther zu unterstützen, damit das Rühmen des Pau-

lus nicht hinfällig wird. Inhaltlich knüpft 9,1f. an 8,24 an.

b) Textverknüpfung zwischen Kapitel 8 und 9

Neben den Abgesandten, dem Rühmen des Paulus, der Erwähnung der Makedonier

gibt es viele Stichwörter, die in beiden Kapiteln vorkommen:

Ca,rij 8,1.2.6.7.9.1.19 9,8.14.15

Dokimh, 8,2 9,13

Perisseu,w 8,2.7 (2x) 9,8 (2x).12

`Aplo,thj 8,2 9,1.13

Koinwni,a 8,4 9,13

Parakale,w 8,6 9,5

Proqumi,a 8,11.12.19 9,2

avpo. pe,rusi 8,10 9,2

´Adelfo,j 8,1.18.22.23 9,3.5

Kau,chsij( kau,chma 8,24 9,2 (Verb).3

Makedoni,a( Makedw,n 8,1 9,2.4

Der Zusammenhang zwischen Kapitel 8 und 9 ist also aus formaler Rücksicht deut-

lich gegeben. Inhaltlich muss dies die Auslegung erweisen.

1.1.3. Einordnung von 2 Kor 8 und 9 in das Gesamt des 2. Korintherbriefes

Wie oben dargelegt, geht diese Untersuchung von der Hypothese aus, dass der 2.

Korintherbrief vermutlich aus drei Brieffragmenten besteht: 1. 2,14-7,3; 2. 1,1-2,13;

48

Vgl. unten die Auslegung zu V 9,1.

23

7,4-9,15; 13,11-13; 3. 10,1-13,10. Was die chronologische Reihenfolge anbetrifft,

folgt diese Untersuchung der Rekonstruktion von J. BECKER.49

Es wird also von

folgendem Ablauf der korinthischen Korrespondenz ausgegangen:

1. ‚Apologie’: 2,14-7,3

2. ‚Tränenbrief’: 10,1-13,10

3. ‚Freudenbrief’: 1,1-2,13; 7,4-9,15

Die einzelnen Brieffragmente entstammen verschiedenen Situationen und spiegeln

das Verhältnis zwischen Paulus und den Korinthern.50

In der ‚Apologie’ verteidigt

sich Paulus gegen Vorwürfe seiner Gegner; dabei geht es hauptsächlich um sein

Apostolat. Dieser Brief führt nicht zum Erfolg und es kommt zum sogenannten

„Zwischenbesuch“, der mit einem harten Zerwürfnis endet. Anstelle des angekün-

digten weiteren Besuches schreibt Paulus den ‚Tränenbrief’, in dem er sich mit den

‚Pseudoaposteln’ auseinandersetzt. Der ‚Tränenbrief’, den Titus überbrachte, führte

zum Erfolg, und die Gemeinde stellt sich auf die Seite des Paulus. Nach der positi-

ven Reaktion der Korinther, die Titus dem Paulus überbrachte (2 Kor 7,7), schreibt

Paulus den ‚Freudenbrief’, der geprägt ist von der Grundstimmung der Freude über

die Aussöhnung mit den Korinthern.

Die beiden Kollektenbriefe gehören zum ‚Freudenbrief’ und bilden den Abschluss

der uns bekannten Korrespondenz des Paulus mit den Korinthern. Dies wird durch

die Auslegung weiter gestützt werden. Die Kollekte war wegen der Spannungen

zwischen Paulus und den Korinthern gefährdet und stand in Gefahr, abgebrochen zu

werden. Nach der erfolgten Versöhnung sucht Paulus in 2 Kor 8 und 9 die Korin-

ther dazu zu bewegen, ihre Kollekte fortzuführen und zu vollenden.

1.1.4. Gliederung von 2 Kor 8 und 9

Für die Gliederung der beiden Kollektenkapitel sind zwei inhaltliche Aspekte von

Bedeutung: der Appell an die Korinther, die Kollekte zu Ende zu führen, und die

Sendung des Titus und zweier Begleiter, die Korinther darin zu unterstützen.

BYUNG–MO KIM betont in seiner Gliederung den ersten Aspekt und gliedert die

beiden Kapitel 8 und 9 in zwei Teile:

I: 8,1-6 Darstellung der makedonischen Vorbildlichkeit bei der Kollekte

II: 8,7-9,15 Direkte Aufmunterung an die Korinther zum Abschluss ihrer Kollekten-

sammlung.51

49

Vgl. J. BECKER, Paulus, 234; N. BAUMERT, 2 Kor, 9; A. SUHL, Die Briefe des Paulus, 166f. 50

Vgl. J. BECKER, a.a.O., 230f. 51

BYUNG–MO KIM, Kollekte, 124.

24

Beide Aspekte betont C.H. TALBERT.52

Er vertritt einen chiastischen, dreiteiligen

Aufbau:

A 8,1-15 Why the Corinthians need to complete their collection

B 8,16- 9,5 A commendation of the representatives

A’ 9,6-14 Why the Corinthians and other Christians in Achaia need to give

generously.

Gegenüber diesen beiden Gesichtspunkten betont A. WODKA53

in seiner Gliederung

mehr die innere Gesinnung beim Geben. Er gliedert die beiden Kapitel in folgende

Abschnitte:

I 8,1-5 Una poverta. donante

II 8,6-17 La vera ricchezza

III 8,18-9,5 Il servizio al dare

IV 9,6-15 Dio e l’uomo nel dare

Diese Gliederung trägt der Tatsache Rechnung, dass durch das häufige Vorkommen

der Stichworte ca,rij( a`plo,thj( avga,ph( proqumi,a( spoudh, die innere Gesinnung

beim Geben besonders hervorgehoben wird. Für eine Gliederung, in der die drei oben genannten Aspekte zur Geltung kommen,

kann V 8,6 wegweisend sein.54

Hier wird vorausgesetzt, dass die Korinther dieselbe

ca,rij empfangen haben, deren Wirkung an den Makedoniern in 8,1-5 beschrieben

wird. Titus und die beiden Begleiter haben die Aufgabe, dieser ca,rij („Gnadenan-

regung“)55 an den Korinthern zur Ausführung zu verhelfen. Aufgrund dieser Fest-

stellung ergibt sich für Kapitel 8 folgende Einteilung:

8,1-9 Die Auswirkung der ca,rij Gottes und die ca,rij Jesu Christi

8,10-15 Konkreter Hinweis zum Geben (Maßstab für das Geben)

8,16-24 Die Sendung des Titus und zweier Begleiter

Kapitel 8 ist palindromisch aufgebaut:56

A 8,1-9 Aufforderung an die Korinther, sich in der ‚Gnade des Gebens’ aus-

zuzeichnen; als Vorbild dienen das Beispiel der Makedonier und das

Beispiel Jesu Christi

B 8,10-15 Konkreter Hinweis zum Geben (Maßstab für das Geben)

A’8,16-24 Sendung und Empfehlung des Titus und zweier Begleiter, um die

Sammlung geistlich vorzubereiten (vgl. V6).

52

C.H. TALBERT, Money management in early Mediterranean Christianity: 2 Corinthians 8 and 9, in:

RExp 86(1989), 359-370, hier 361. 53

A. WODKA, Una Theologia Biblica del Dare nel Contesto Della Colletta Paolina (2 Cor 8-9). 54

Vgl. K. PRÜMM, Diakonia Pneumatos, II 2, 9. 55

So K. PRÜMM, a.a.O., 9. 56

Vgl. N. BAUMERT, 2 Kor, 142.

25

Für Kapitel 9 ergibt sich:

Die Verse 1-5 von Kapitel 9 begründen und vertiefen die Sendung der „Brüder“,

von denen in 8,16-24 die Rede war.

Mit tou/to de. in V6 leitet Paulus zu einem neuen Gedankengang über. Subjekt der

Verse 7c, 8a, 10, 11a ist Gott. Er gibt seine ca,rij, die zur Genügsamkeit und zum

‚guten Werk’ befähigt. So ergibt sich eine Texteinheit 9,6-11: Gottes Befähigung

zum ‚Geben in Einfachheit’. Die Verse 12-14 erläutern als dritte Texteinheit den

Dank in V11b. Wie Kapitel 8 so ist auch Kapitel 9 palindromisch aufgebaut. Für

Kapitel 9 ergibt sich also folgende Einteilung:

A 9,1-5 Die Aufgabe der Abgesandten

B 9,6-11 Gottes Befähigung zum ‚Geben in Einfachheit’

A’ 9,12-15 Die Auswirkung des ‚Gebens in Einfachheit’

1.2. `Aplo,thj

1.2.1. Der klassische Sprachgebrauch von aplo,thj

Für das Verständnis der beiden Kollektenkapitel ist die Bedeutung des Begriffs

a`plo,thj von Bedeutung.57

Er ist ein Schlüsselwort und umschreibt die Gesinnung

des Gebens, die nach Paulus eine wichtige Voraussetzung für die rechte Durchfüh-

rung der Kollekte ist.

In den beiden Kapiteln 8 und 9 erscheint aplo,thj in 2 Kor 8,2 und 9,11 und 13,

also am Anfang und Ende der Kollektenkapitel und bildet eine inclusio. In 8,2 steht

der Begriff an hervorgehobener Stelle und prägt den Abschnitt 8,1-6. Dem Inhalt

nach erscheint aplo,thj in 9,7. Hier wird positiv die Fröhlichkeit beim Geben betont

und negativ Furcht und Zwang abgewehrt. Die Fröhlichkeit gehört ins Umfeld der

a`plo,thj, Furcht und Zwang grenzen sie negativ ab. Die Auslegung von V 9,8 wird

zeigen, dass mit pa/n e;rgon avgaqo,n inhaltlich die aplo,thj gemeint ist. In 9,11 be-

schreibt aplo,thj die Begleitumstände des Wachstumsprozesses. d.h. des Gebens;

in 9,13 gibt der Begriff den Grund für den Lobpreis Gottes an. 2 Kor 8 und 9 wer-

den also durch den Schlüsselbegriff a`plo,thj entscheidend geprägt. Ziel des Paulus

ist es, die Korinther bei der Ausführung der Kollekte vor allem zur a`plo,thj zu be-

wegen. Was ist damit genau gemeint?

57

`Aplo,thj kommt dreimal vor: 2 Kor 8,2; 2 Kor 9,11; 13.

26

LSJ gibt für a`plo,thj folgende Bedeutungen an: „I. singleness; II. simplicity; 2. of

persons, simplicity, frankness, sincerity; 3. open-heartedness: liberality”.58

Als

weitere Nuance führen B. GÄRTNER/H. BIETENHARD einfältig, dumm an.59

In dieser

Untersuchung steht vor allem die Bedeutung von aplo,thj im Zusammenhang des

Gebens und Schenkens im Mittelpunkt des Interesses. Hier läge liberality nahe, das

LSJ unter II 3 anführt. Einige Exegeten nehmen diese Bedeutung und übersetzen

a`plo,thj mit „generosity“, „liberality“ oder „Freigebigkeit“.60

Nach dieser Interpre-

tation wäre es das Ziel des Paulus, die Korinther zur Freigebigkeit, d.h. zu einer

möglichst großen materiellen Gabe zu bewegen.

Nun weist BACHT darauf hin, dass „das Verständnis der ntl. a`plo,thj-Stellen verfehlt

wird, wenn man sie nicht vor dem Hintergrund der biblisch-jüdischen Frömmigkeit

sieht“.61

Demzufolge wird aplo,thj von einigen Exegeten auch im Sinne von Her-

zenseinfalt,62

Aufrichtigkeit,63

Einfalt,64

schlichte Güte65

interpretiert. Darüber hin-

aus sieht J. AMSTUTZ a`plo,thj in 2 Kor 8,2; 9,11.13 und Röm 12,8 als einen in der

jüdischen Tradition stehenden Topos vom rechten Geben.66

Im folgenden soll daher zunächst der alttestamentliche Hintergrund des Begriffs

a`plo,thj erarbeitet werden, danach die jüdische Tradition in den außerbiblischen

Schriften, um dann von diesem Verständnis her 2 Kor 8,2; 9,11 und 13 zu interpre-

tieren.

1.2.2. Der jüdische Sprachgebrauch

a) Aplo,thj in der LXX

Die Wortgruppe aplo,thj( a`plou/j( a`plw/j erscheint in der LXX selten: a`plo,thj

siebenmal,67 a`plw/j dreimal,

68 und aplou/j einmal.

69 2 Sam 15,11 und Spr 10,9

58

LSJ, s.v. 59

Vgl. B. GÄRTNER/H. BIETENHARD in: ThBNT II, 1846. 60

M. HARRIS, Second Corinthians, 289 Anm.7; P. FURNISH, II Corinthians, 400; S. HAFEMANN, 332.

M. THRALL, II Corinthians, 523-524 übersetzt aplo,thj mit „generosity” und beruft sich dabei auf

LSJ, s.v. II,2 u. 3 sowie auf Jos., Ant VII 332 und Test. Iss. 3,8. Sie betont aber, dass aplo,thj au-

ßerhalb des Kontextes von Geben und Schenken nicht diese Bedeutung habe. 61

H. BACHT in: RAC IV, 830. Auch C. EDLUND, das Auge der Einfalt, 81-102, interpretiert die ntl.

a`plo,thj-Stellen auf dem alttestamentlichen Hintergrund von ~to. 62

G. HEINRICI, 2 Kor, 269. 63

L. DE WETTE, Korinther, 237. 64

BACHMANN, 2 Kor, 310; MEYER, Zweiter Korinther, 189. 65

C.WOLFF, 2 Kor, 166. 66

J. AMSTUTZ, APLOTHS, 111. 67

2 Sam 15,11; 1 Chr 29,17; 1 Makk 2,37. 60; 3 Makk 3,21; Weish 1,1; Susanna 1,63 (Dan 13, 63). 68

2 Makk 6,6; Spr 10,9; Weish 16,27. 69

Spr 11,25.


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