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Das Erbe Hydros A4

Date post: 04-Jan-2017
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UtopiaZukunftsromaneNr. 157Curd GormDas Erbe Hydros

Ein unbekannter Anrufer beordert den Testpiloten Jan Hendricks zu einer Verabredung nach Paisang. Alles bei diesem Telefonat ist seltsam: die Glocke des Apparates scheint anders als sonst zu luten, der Unbekannte verlangt von Hendricks, da er sich in der Luft mit ihm trifft. Am seltsamsten jedoch ist Hendricks Benehmen, er fliegt nmlich tatschlich zu dieser Verabredung, denn von dem Fremden geht ein unwiderstehlicher Zwang aus.Jan Hendricks wei nicht, da der Start nach Paisang fr ihn der Beginn eines Abenteuers ist, wie es nie vorher ein Mensch erlebt hat. Und selbst wenn er es wte, knnte er nicht widerstehen. Hendricks hat sein Erbe schon angetreten, ehe seine Maschine von der Erde abhebt das Erbe Hydros, von dessen Geheimnissen Sie jetzt lesen.

PERSONEN:Jan Hendricks ein sympathischer TestpilotDirektor Wullard Leiter der Detroiter FlugzeugwerkeAtaka, Noga, Inka Hydronier

1. Kapitel

Schrill gellten die Alarmsignale; rotglhend flammten Warnlampen auf und erloschen wieder. Das Drhnen des Ultraimpulsantriebs erfllte das ganze Schiff.Die Nova war bereit, die trennende Wand zwischen dem Pararaum und einem neuen, unbekannten Universum zu durchbrechen. Fr Sekunden tauchte das riesige Schiff in tiefste und undurchdringliche Dunkelheit. Die sttzenden Streben und Spanten, die Instrumente im Kontrollraum, ja das ganze Schiffsinnere schienen unwirklich verdreht und verbogen.Mathematik und Physik htten diese Erscheinung nicht deuten knnen. Es gab keine Rundungen, keine Ecken und keine Winkel mehr. Alle Proportionen hatten sich ins Unwirkliche, Unmebare und Unfabare verschoben.Es schien, als schttele sich die Nova, als streife sie eine hemmende Last ab; und dann kreuzte das Schiff im neuen Universum. Relais fielen drhnend ein, der Ultraimpulsantrieb drosselte seine Leistung, und die Rechenmaschinen begannen mit der Auswertung der ersten Meergebnisse.Ataka lie das Schiff fr seine Begriffe langsam vorwrts eilen; trotzdem lag die Geschwindigkeit nur knapp unter der des Lichtes. Mit einer Handbewegung rief er den Roboter QX 3 und bergab ihm das Kommando.Dann stellte er sich neben Noga, der sofort nach dem Durchbruch vor die Fernsehscheibe getreten war und interessiert die Sterne dieser neuen Welt beobachtete.Kopfschttelnd betrachtete Ataka einen Augenblick das von ernsten Sorgen zerfurchte Gesicht seines Freundes und legte ihm dann aus einem aufwallenden Gefhl des Verstehens und der Freundschaft die Hand auf die Schulter.Wir werden es gleich wissen, ob dies die letzte Fahrt der Nova ist.Langsam wendete der Angesprochene den Kopf. Seine Stimme klang leise, fast klagend. Es mu die letzte Fahrt gewesen sein! Hrst du, Ataka? Es mu! Die Zeit der Welt Hydro ist abgelaufen, und wir sind die letzte, die allerletzte Hoffnung. Wir haben keine Zeit mehr fr lange Experimente, keine Zeit, um noch lange nach bewohnten Planeten zu suchen.Ich wei es, Noga. Sie vertrauen uns, die daheim! Die Hoffnung unserer Heimat hngt an unserem Schiff. Ich wei, da fr Hydro unsere Nova der letzte Halt ist. Er schwieg und strich sich das schlohweie Haar aus der Stirn.Roboter QX 3 fate die Meergebnisse in wenigen Stzen zusammen. Die Nova nhert sich einem Sonnensystem. Neun Planeten kreisen um die Sonne. Einzelne Planeten haben Satelliten.Noga beugte sich interessiert vor. Hat man Leben feststellen knnen?Es schien, als bewege QX 3 bedauernd seinen metallenen Kopf und als sei Mitleid in seiner Stimme. Die endgltigen Meergebnisse liegen noch nicht vor. Bisher hat man erst einen Planeten, den mit zwlf Monden, untersucht; allerdings ohne Erfolg. Der Robot wendete seinen Kopf und lauschte zur Rechenmaschine. Hier kommen zwei weitere Ergebnisse. Auch der Planet mit fnf Monden und auch der mit neun, tragen kein Leben.Beruhigend klopfte Ataka seinem Freund Noga auf die Schulter. Warte ab und verzweifle noch nicht. Komm, la uns selbst sehen.Der Raum, in den sie eintraten, war fast vllig dunkel. Nur die Skalen der Meinstrumente glhten matt. Roboter standen an den Maschinen und suchten in der Weite des Raums nach ihrem Ziel. Der Robot RP 1 sah beim Eintreten der beiden Menschen auf.Wir untersuchen jetzt den dritten Planeten. Er hat nur einen Mond, der in einer Entfernung von 384 400 Kilometern rotiert. Seine Umlauf zeit betrgt 29 Tage, zwlf Stunden und 44 Minuten.Hat man Atmosphre festgestellt?Noch nicht mit Bestimmtheit!Einzelheiten?Er ist 149,5 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt. Wenn ich mir eine Bemerkung erlauben darfBitte RP 1, nur zu. Ataka lchelte aufmunternd dem Roboter zu.Die Entfernung des Planeten von seiner Sonne wrde vielleicht Leben ermglichen. Auch die Rotation, RP 1 sah auf die Skala eines Meinstrumentes, sie betrgt 23 Stunden, 56 Minuten und 4,09 Sekunden, lt eine Atmosphre vermuten.Wie hoch ist das Alter des Planeten?Aus der Halbwertzeit lt sich errechnen, da der Planet etwa fnf Milliarden Jahre alt ist.Zurck im Kommandoraum sahen sich Ataka und Noga den dritten Planeten auf der Fernsehscheibe an. Es bestehen kaum noch Zweifel wir nhern uns einer bewohnten Welt! Schwer und bedeutungsvoll hing dieser Satz im Raum.Ataka gab den Befehl: Wir landen auf dem dritten Planeten! War die Erkenntnis ber das Auffinden einer bewohnten Welt im All fr die beiden Menschen schon erschtternd, so war es der Landebefehl noch mehr. Dieser Entschlu leitete eine Reihe von Geschehnissen und Ereignissen ein, deren Tragweite und Auswirkungen gar nicht abzuschtzen waren.Schwerelos wie eine leichte Flaumfeder legte die Nova den letzten Rest des Weges zurck und umkreiste dann in immer enger werdenden Spiralen den Planeten.In weitschwingendem Bogen nherte sich das Schiff der uersten Grenze der Atmosphre und tauchte sanft und kaum sprbar ein. Vom immer strker werdenden Reibungswiderstand wurde die Nova leicht abgebremst.Die Strahlen der hochstehenden Sonne brachen sich auf der silbern schimmernden Wandung des Schiffes.Ataka und Noga lieen keinen Blick von der halbrund gebogenen Fernsehscheibe, die fast die Hlfte der Zentrale einnahm. Plastisch und farbig waren die wiedergegebenen Bilder auf der Scheibe, und als Noga jetzt einen Schalter berhrte, klang aus den Lautsprechern ber dem Bild Stimmengewirr und Straenlrm.Vergeblich versuchten beide, die Laute in ein ihnen bekanntes Sprachsystem der galaktischen Einheit einzuordnen. Trotzdem lauschten sie begierig und mit leuchtenden Augen den ersten vernehmbaren uerungen dieser fr sie noch fremden Welt.Ataka regulierte mit gebten Griffen die Schrfe des Bildes. Deutlich waren jetzt die Abmessungen einer groen Ansiedlung zu erkennen. Huser ragten steil bis fast an die Wolken; in den tiefen Schluchten der Straen quirlte turbulentes Leben. Wie winzige Fliegen schwirrten Flugkrper ber die Fernsehscheibe in der Kommandozentrale.Soll ich jetzt Nachricht nach Hydro geben? Noga wandte sich schon ab, als er noch einmal zurckgerufen wurde.Ich mchte keine falschen Hoffnungen erwecken. Wir wissen, wie sehr man auf unsere Nachricht wartet, wie man hofft, da die Nova endlich einmal Erfolg hat. Atakas Stimme wurde ernst. Zu oft schon haben wir uns geirrt und Nachricht gegeben, die wir dann widerrufen muten.Protestierend wies Noga auf die Fernsehscheibe. Und das hier? Diese Bilder? Sprechen sie nicht fr unseren Erfolg? Noch nie haben wir etwas Gleichartiges gesehen. Er regulierte an den Stellknpfen, und mit einer uerst leistungsfhigen Teleoptik wurde aus der Gesamtheit der Stadt heraus jetzt ein einzeln stehendes Gebude abgebildet.Unschwer war zu erkennen, da es sich um einen Bahnhof handelte. Triumphierend deutete Noga auf das betriebsame Leben. Sieh doch, die Bewohner dieser Welt sind intelligent, sie haben eine sicher gefgte Ordnung, sie haben sich die Krfte der Natur Untertan gemacht. In diesem Augenblick verlie ein von qualmender Lokomotive gezogener Zug das Gebude.Und hier, schau doch hierher! Er korrigierte das Bild. Statt des Gebudes wurde jetzt die ganze Fernsehscheibe von den Kpfen zweier Menschen ausgefllt. Sie sehen uns hnlich es sind Menschen wie wir! Die beiden Gesichter neigten sich zueinander, die Lippen flsterten zwar deutlich hrbare, aber fr die beiden Mnner in der Nova unverstndliche Laute. Und dann, als der schrille und zur Eile mahnende Pfiff der Lokomotive ertnte, preten sich die Lippen der beiden Menschen unten auf der Welt fest aufeinander.Ataka sah sinnend auf das Bild und nickte. Du magst recht haben, Noga. Wir scheinen wirklich am Ziel unserer Reise zu sein. Die Lebewesen dort unten kennen die Liebe. Es sind Menschen wie wir nicht nur der ueren Gestalt nach. Sie haben Gefhl und scheuen sich auch nicht, es offen und ehrlich zu zeigen. Tatschlich, wir scheinen am Ziel zu sein!Dann gebe ich jetzt Nachricht!Noch einmal wurde Noga zurckgerufen.Warte! Wir haben nur noch wenig Zeit, bis zu dem Tage, da sich das Schicksal Hydros vollenden wird. Also haben wir auch keine Zeit mehr fr Heuchler und Betrger. Ataka sah einen Augenblick sinnend auf die Fernsehscheibe. Dann fuhr er in pltzlichem Entschlu fort: Ich kann es noch nicht verantworten!Du bist der Kommandant der Nova, Ataka. Du hast zu befehlen und ich mu mich fgen.Ataka nickte nachdenklich und ging ein paar Schritte in der Kommandozentrale auf und ab. Er lie sich schlielich auf einen weichen Sessel sinken, der sich sofort seiner Krperform anpate und auch die fr ihn bequemste Beinhhe automatisch einstellte.Noch fehlt mir der letzte Beweis. Es mag sein, da ich durch unsere Mierfolge skeptisch geworden bin, da ich jetzt bervorsichtig urteile. Aber wir kennen die Menschen dieses Planeten noch nicht. Man kann sie nicht allein nach ihrem ueren Bild und ihrem Gebaren abschtzen und einordnen.Dann mssen wir sie eben anhren. Ihre Sprache mssen wir bersetzen.Richtig, Noga. Bereite fr mich den Translator vor. Wenn ich die Menschen verstehe, kann ich entscheiden.Der Translator war ein kleines Gert auf winzigen Rdern, das von QX 3 genau vor die Fe Atakas gerollt wurde. An sieben langen Schnren von verschiedenen Farben war ein helmhnliches Gebilde befestigt, das sich Ataka aufstlpte und vorsichtig zurechtrckte. Schalte ein, QX 3.Aus dem Translator tnte ein leises, beruhigendes Brummen. Mit sicheren, gebten Griffen bediente der Roboter das Gert und beobachtete dabei gespannt das Gesicht Atakas. Feinfhlig regulierte er an winzigen Verstellschrauben; ein Zeiger kroch Millimeter um Millimeter ber eine Skalenscheibe.Jetzt! Genug QX 3!Suchend glitt das Auge der Teleoptik durch die Straen, verharrte einen Augenblick zgernd an einem hochaufragenden turmartigen Gebude und schwenkte dann wieder weiter. Die breite Front, die jetzt auf der Fernsehscheibe deutlich zu erkennen war, und in der sich das Licht der Sonne brach, fesselte Noga. Er schickte den Suchstrahl in die einzelnen Rume.Der Strahl erfate einen groen Saal. Viele Menschen sind in diesem Raum, Ataka. Mchtest du sie anhren?Ataka nickte nur. Er warf einen kurzen Blick auf die Fernsehscheibe, schlo dann wieder die Augen und versenkte sich ganz in die klar und deutlich zu ihm dringende Sprache.Ein Mann stand am Rednerpult. Ohne Pathos, aber doch mit Leidenschaft und innerer Bewegung, appellierte er an das Verstndnis seiner Mitbrger. Er sprach von Frieden, Freiheit und Sicherheit. Er bat um gegenseitiges Verstndnis und den Willen zur Einheit. Beschwrend wurden seine Worte, und die vielen hundert Zuhrer standen spontan auf und Spendeten Beifall.Ein versonnenes Lcheln trat in Atakas Gesicht. Dann ffnete er die Augen und stand entschlossen auf. Ich habe mich berzeugt! Wir sind endlich am Ziel unserer ungewissen Reise. Dieser Planet hier unter uns, diese Menschen hier sind wahrhaft berufen, unser Erbe anzutreten und das Vermchtnis Hydros zu erfllen. Gib die Nachricht!Wenige Augenblicke spter durcheilte der Raumstrahl die unermelichen Weiten des Alls, traf auf Relaisstationen, wurde verstrkt und erneut auf die Reise geschickt. Dann erreichte er sein Ziel und gab Kunde von der so hei ersehnten Entdeckung.Whrenddessen hatte die Nova sich wieder von dem Planeten entfernt. Flimmernd waberte die Atmosphre um den ungeheuren Ball, um den dritten Planeten im System Sol.Um den Planeten, der von seinen Bewohnern Erde genannt wurde.

2. Kapitel

Gegen den blutigflammenden Himmel hob sich die im Sonnenuntergang kreuzende Maschine kaum ab. Nur wer mit einem scharfen Glas ganz genau den Horizont abgesucht htte, und wem das Glck dabei zur Seite stand, der htte den in mehr als siebentausend Metern Hhe dahinschieenden Schimmer bemerkt.Jan Hendricks hielt den Steuerknppel lssig mit nur einer Hand. Die Dsenmaschine flog in der ruhigen Luft ber Paisang in China. Mit zwei schnellen Griffen regelte Hendricks die vier mchtigen Dsentriebwerke neu ein. Dann gab er sich wieder ganz seinen Gedanken hin.Er flog zu einem Rendezvous mit dem Unbekannten!Er wollte sich mit jemandem treffen, der ihn auf unerklrliche Weise hierherbestellt hatte. Hierher nach Paisang.Vor zwei Tagen war es gewesen. Hendricks hatte abends wie gewhnlich die Detroiter Flugzeugwerke verlassen, war mit einem schnellen Wagen ber die Autostrae 211 nach Hause gefahren und hatte, wie an jedem anderen Tage, erst geduscht und dann ruhig zu Abend gegessen. Bei der Verdauungszigarette hinterher hatte das Telefon gelutet.Wenn Jan Hendricks es sich jetzt genau berlegte und die Ereignisse jenes Abends noch einmal rekonstruierte, dann fiel ihm auf, da sich schon das Klingeln seines Telefons anders angehrt hatte als sonst. Es war nicht der helle, gewohnte Anschlag der Glocken, sondern eher ein tiefer Bimbamton gewesen.Aber wer stellt schon lange berlegungen an, wenn abends das Telefon einmal etwas anders als sonst klingelt?Hendricks! Ja, bitte?!Sind Sie der Flugingenieur und Testpilot Jan Hendricks von den Detroiter Flugzeugwerken? hatte eine Stimme gefragt.Ja, ich bin selbst am Apparat.Erst bei der nchsten Frage des unbekannten Gesprchspartners wurde er stutzig. Da Sie allein im Zimmer sind, sehe ich. Aber kann Sie auch niemand belauschen?Unwillkrlich sah Hendricks zur Tr und zum Fenster, konnte aber niemanden sehen. Er wurde ungeduldig. Natrlich kann mich niemand belauschen! Warum sollte man auch? Was wollen Sie von mir? Wer spricht dort? Er war dicht daran, den Hrer wieder auf die Gabel zu legen und das Gesprch abzubrechen. Irgend etwas hielt ihn aber davon ab; irgend etwas zwang ihn zuzuhren.Einen kurzen Augenblick war es still in der Leitung. Hendricks glaubte Stimmen sprechen und heftig diskutieren zu hren. Dann meldete sich wieder der unbekannte Anrufer. Wir vertrauen Ihnen, Mr. Hendricks. Kommen Sie am 23. nach PaisangNach Paisang? Wo ist das?Paisang liegt in China, Mr. Hendricks, belehrte der Unbekannte geduldig. Sie finden es auf jeder Karte. Fliegen Sie von Paisang aus genau in nrdlicher Richtung, halten Sie eine Hhe zwischen sechs- und siebentausend Metern. Sie haben mich verstanden?Jan Hendricks bejahte, obwohl er nur die Worte verstanden hatte.Der Partner am Telefon wurde eindringlich. Sie kommen? Wir brauchen Sie dringend!Ja, ich komme! Wie unter Zwang, wie unter einem unerklrlichen hypnotischen Bann gab Hendricks seine Zusage. Und um welche Zeit soll ich kommen?Das bleibt Ihnen berlassen. Nur den Tag mssen Sie genau einhalten. Und die Flughhe! Vergessen Sie es nicht. Sie mssen zwischen sechs- und siebentausend Meter hoch fliegen. Genau auf nrdlichem Kurs von Paisang. Am 23. Verstehen Sie, Mr. Hendricks? Das ist wichtig. Sie mssen unbedingt am 23. kommen!Dann war die Leitung tot. Jan Hendricks legte den Hrer auf, blieb einen Augenblick unentschlossen stehen, fate sich dann an den Kopf und lie sich schwer in einen Sessel fallen. Er zndete sich eine neue Zigarette an.Pltzlich fiel die eigenartige Lhmung von ihm ab. Wieder griff er zum Telefon und lie sich mit dem Fernamt verbinden. Aber die Antwort des Mdchens in der Vermittlung besttigte nur noch einmal seine Vermutung. Man hatte kein Ferngesprch zu ihm vermittelt!Und jetzt flog er ber Paisang. Hendricks warf einen Blick auf Kompa und Hhenmesser, lie dann die Maschine noch um zweihundert Meter hher steigen und legte sie genau auf nrdlichen Kurs. Jetzt hatte er seine Zusage erfllt und den Treffpunkt erreicht.Der nchste Zug in diesem Versteckspiel mit dem unbekannten Partner mute nun von der anderen Seite kommen. Wohl schon zwei Minuten lang flog er genau auf dem angegebenen Kurs und der gewnschten Hhe. Die Maschine lag wie ein Brett in der Luft.Ohne jede Warnung der Instrumente, ohne Ankndigung durch ein optisches oder akustisches Signal, ohne jedes vorher zu bemerkende Anzeichen entri sich das Flugzeug pltzlich seiner Gewalt. Ein blaues, berirdisches Licht umspielte den Rumpf, wechselte in giftig-grne Farbe um und lohte dann gleich wieder gelb-rot auf. Ein tiefes Summen erfllte die Luft und machte Hendricks fast taub.Wimmernd erstarb das Drhnen der Dsenmotoren. In einer steilen Spirale scho die Maschine dem Boden zu!Ausfall aller vier Motoren, so scho es Hendricks durch den Kopf. Und gleich weiter: Fast siebentausend Meter Hhe, jetzt schon nur noch sechstausend, mten zum Abfangen gengen. Verbissen versuchte er, wieder Gewalt ber die Maschine zu bekommen. Aber es war eigenartig. Obwohl die Hhen-, Seiten- und Querruder den Steuerausschlgen gehorchten und sich leicht bewegen lieen, und obwohl er sein ganzes fliegerisches Knnen einsetzte die Maschine gehorchte nicht!Nur das singende und sirrende Gerusch in der Luft wurde lauter; die farbige Wolke um die Maschine breitete sich immer mehr aus. Pfeifend und jaulend strich die Luft an der Kabine der immer noch strzenden Maschine vorbei. Der Druck prete Hendricks fest an die Sitzlehne.Noch immer versuchte er, unter Aufbietung aller Krfte, Herr ber das abstrzende Flugzeug zu werden. Der einzige Erfolg seiner Bemhungen war aber, da die Maschine jetzt noch trudelte und sich immer schneller um die eigene Achse drehte.Jetzt neigte sich die Spitze der Maschine dem Erdboden zu, schossen die Klippen und Schluchten der Berge in rasendem Tempo heran. Nun war es also endgltig vorbei!Es wrde nur noch wenige Sekunden dauern. Hoffentlich geht es schnell! Das waren die letzten Gedanken Jan Hendricks, ehe ihn der immer strker werdende Andruck ohnmchtig werden lie.

*

Vorsichtig, Noga. Vielleicht vertrgt er den Schock nicht. Wir kennen die Menschen dieser Welt zu wenig, um sie gleich unseren Bedingungen anpassen zu knnen. Auerdem scheint sein Krper beim Start der Nova doch mehr in Mitleidenschaft gezogen zu sein, als wir annehmen konnten.Der Krper ist relativ Widerstandsfhig, wie ich festgestellt habe. Viel grere Sorge habe ich um sein Denk- und Nervenzentrum. Aber es hilft nichts. Wir mssen es versuchen.ffne jetzt die Augen, Fremder! Versuche aufzustehen! Die Schmerzen sind vorber. Komm, ich helfe dir! Eine khle Hand legte sich auf seine Augen. Und unter dem Schutz der Handflche ffnete Hendricks die Lider.Mattes, wohltuendes Licht erfllte den Raum. Ein Licht, dessen Ursprung nicht zu erkennen war, das aber alle Winkel des Raumes schattenlos ausleuchtete. Langsam lie Hendricks seine Augen wandern. Er entdeckte sachlich nchterne Mbel, Schalttafeln und Instrumente, deren Bedeutung er nicht kannte, und dann trafen sich seine Blicke mit denen des anderen.Vor ihm stand ein Mensch, wie er selbst einer war. Aus dem grundgtigen Gesicht blickten ihn zwei blaue Augen mitfhlend an. Ich bin Ataka. So nennt man mich in meiner Welt. Und wir nennen diese Welt Hydro. Ich heie dich willkommen an Bord der Nova, einem Sternenschiff meiner Heimat. Dies hier, in Hendricks Gesichtskreis trat der andere, dies ist Noga. Ein bedeutender Wissenschaftler auf Hydro.Hendricks versuchte, die Gedanken zu ordnen. Zuviel auf einmal strzte auf ihn ein. Was waren das fr seltsame, nie gehrte Namen? Ataka und Noga eine Welt Hydro! Und von einem Sternenschiff hatten die beiden gesprochen? Hendricks kam nicht auf die naheliegende Lsung aller seiner Fragen. Er richtete sich auf.Waren Sie es, die mich in Detroit angerufen haben? Sind Sie es, mit denen ich mich am 23. ber Paisang treffen sollte?Hilfreich griffen Nogas Hnde zu und geleiteten Hendricks zu einem etwas abseits stehenden bequemen Sessel. Setzen Sie sich hierher. Und trinken Sie das. Es wird Ihnen die Krfte zurckgeben. Noga drckte ihm ein seltsam geschliffenes Glas in die Hand, das mit einer dunkelrot leuchtenden Flssigkeit gefllt war. Perlen schumten auf dem Grund des Glases und stiegen quirlend nach oben. Ein wrziger, belebender Geruch stieg Hendricks in die Nase. Ohne Zgern trank er das Glas aus.Fast augenblicklich fhlte er sich besser, fiel die Erschlaffung von ihm ab. Hendricks stand auf, ging ein paar Schritte hin und her und blieb dabei neugierig an einer der vielen Schalttafeln stehen. Die Bezeichnungen der Skalen trugen Zeichen und Daten, die sich mit keinem Meinstrument irdischen Ursprungs deckten.Es war also Wirklichkeit. Es war keine Ausgeburt seiner Phantasie. Diese Menschen dort vor ihm warenEr schluckte schwer. Sie sind nicht von der Erde? Sie sind?Diese Fragen haben wir erwartet. Ataka nahm Hendricks bei der Hand und fhrte ihn zum Sessel zurck. Mit sanftem Druck ntigte er ihn zum Sitzen. Sie sollen Antwort haben auf diese Frage und auch auf die vielen anderen, die Sie sicherlich noch stellen werden. Es werden viele Fragen sein und die Antworten werden Sie in Erstaunen, Beklemmung und Furcht versetzen, aber auch gleichzeitig wird Ihnen die Erkenntnis Freude bereiten.Ataka sah sein Gegenber fest und zwingend an und fuhr dann fort: Sie mssen stark sein, Jan Hendricks. Strker als jemals ein Mensch vor Ihnen. Sie sind dazu berufen, als erster Bewohner des dritten Planeten, den ihr Erde nennt, die Welt der Sterne zu schauen!Hendricks schwieg. Und wenn er jetzt seine Gedanken htte preisgeben mssen, dann wre zu erkennen gewesen, da er kaum etwas verstand. Es war einfach zuviel fr die Seele und fr das Begriffsvermgen eines Erdbewohners.Ataka bemerkte die Verwirrung, ging aber darber hinweg. Und nun zu Ihrer ersten Frage. Ja, mein Freund Noga und ich sind nicht von eurer Welt. Auch nicht aus dem Sol-Sonnensystem. Wir leben auf dem Planeten Hydro und kreisen um die Sonne Bell.Planet Hydro und die Sonne Bell. Tonlos wiederholte Hendricks diese nie gehrten Namen. Fr einen Augenblick meinte er, die ihm aufgebrdete Last niemals tragen zu knnen. Aber er mute sie ja tragen er mute ja stark sein! Er nickte.Ich wei nicht, was auf mich wartet und was ihr mit mir plant. Aber ich fhle, da ihr es gut und ehrlich mit mir meint. Ich will versuchen, euch zu verstehen.Hendricks machte eine kleine Pause, stand dann wieder auf und trat dicht auf Ataka und Noga zu. Beide lchelten froh und glcklich, und nacheinander schttelten sie ihm die Hand. Diese Berhrung schlo das Bndnis.Komm, Hendricks, wir wollen dir die Welt der Sterne zeigen, du sollst deine eigene Welt und deine Sonne sehen. Noch ist es Zeit dazu. Schon bald wird diese Welt in unerreichbaren Fernen liegen.Hendricks zuckte zurck, als QX 3 eintrat. Nur ein Roboter, keine Sorgen, Hendricks! Sie werden sich an den Anblick gewhnen.Die anfngliche Angst wich schnell einer begreiflichen Neugier des Technikers. Er trat auf den abwartend in der Tr stehenden QX 3 zu und klopfte mit dem Fingerknchel gegen den Brustpanzer.Geben Sie sich keine Mhe, Herr. Damit haben Sie keinen Erfolg!Junge, du kannst sprechen? Hendricks dachte an ein geschicktes Taschenspielerkunststck seiner neuen Freunde Ataka und Noga und sah sich augenzwinkernd nach ihnen um.Ataka lchelte. Er kann sprechen, Hendricks. Und, erschrecken Sie nicht, er kann auch denken. Selbstndig denken, Entschlsse fassen und sie auch in die Tat umsetzen.QX 3 nickte beifllig, und fast wollte es Hendricks scheinen, als knne er aus den geschliffenen Augenlinsen so etwas wie Stolz und Selbstbewutsein herauslesen. Achselzuckend wandte sich Hendricks ab. Tatschlich, Ataka, Sie haben mir berraschungen versprochen und halten sie auch ein.Wenn dem neuen Herrn das jetzige Sonnensystem gezeigt werden soll, dann wird es hchste Zeit. Wir sind schon in Nhe des sechsten Planeten. QX 3 wandte sich jetzt direkt an Hendricks. Wenn es Sie wirklich interessiert, ich bin aus Transduralium gefertigt. Das ist ein Metall mit der mehr als zehntausendfachen Strke und Widerstandsfhigkeit Ihres Stahls.Lautlos ging QX 3 voran in die Kommandozentrale. Ataka, Noga und der verblffte Hendricks folgten ihm. Der groe Raum war bis auf das matte Licht der Kontrollampen an den Schalt- und Meinstrumenten dunkel. Dann leuchtete die Fernsehscheibe auf.In unwirklicher Ferne strahlten tausend und aber tausend winzige Lichtpnktchen in tiefster, schwrzester Finsternis. Bis in den letzten Winkel des Alls schien der Blick schweifen zu knnen. Ausgebreitet wie auf einem Teppich aus dunklem Samt lagen die Sterne vor Hendricks.Ehrfrchtig erschauernd stand er vor der Scheibe. Kaum wagte er zu atmen. Unwillkrlich falteten sich seine Hnde, und seine Lippen flsterten unzusammenhngende Worte.Dann erfate ihn ein Schwindel. Er schien durch die Unendlichkeit zu strzen, in den tiefsten aller Abgrnde, aus dem ein Zurck unmglich war. Die Sterne flogen auf ihn zu, wurden grer und grer und wuchsen in riesenhafte Dimensionen. Ein Ball scho auf ihn zu, ein leuchtender Ball. Bald schon fllte er die ganze Fernsehscheibe aus.Das ist ja Hendricks hatte die Kontinente erkannt. Die charakteristischen Formen der Vereinigten Staaten und Sdamerikas. Den groen asiatischen Kontinent mit dem anschlieenden Europa. Und da war auch Afrika, die riesige Insel zwischen den Ozeanen.Ja, Hendricks, das ist deine Erde. Deine Heimat. Langsam rotierte der Planet in majesttischer Ruhe. Noch niemand hat seine Erdheimat so gesehen, wie du es jetzt kannst. Noch niemand!Niemand. Ich bin der erste Mensch, dem dieser Blick vergnnt ist, der seine Erde als Stern sieht. Ich warum gerade ich?Hendricks war kein himmelstrmender Held, er war kein Superathlet, der schnoddrig am Erhabensten vorbergehen konnte. Er fhlte sich klein, und er ahnte die Bedeutung des Alls und seine Mchtigkeit. Er selbst aber war nur ein winziges Staubkorn, ein kmmerliches Nichts, hilflos der Unendlichkeit preisgegeben.Kleiner wurde wieder der Erdball. Er schrumpfte zusammen und war schon nicht mehr grer als ein Apfel. Sekunden spter war er nur noch einer der vielen Lichtpunkte, nicht mehr zu unterscheiden und nicht mehr herauszufinden. Der Roboter hatte die Teleoptik ausgeschaltet.QX 3 meldete sich. RP 1 teilt mit, da der Durchbruch in den Pararaum bevorsteht.Wer ist RP 1, auch solch ein Roboter?Noga lchelte, whrend das Bild auf der Fernsehscheibe verblate und die Kommandozentrale wieder taghell beleuchtet wurde. Nicht auch so ein Roboter, sondern eben RP 1.Das begreife ich nicht! Ein Roboter ist doch ein Roboter.Da mu ich aber korrigieren, Herr. QX 3 schaltete sich ein. Ich bin eben nur QX 3, ein einfacher Roboter mit beschrnkten Funktionen. Leider, wenn ich das hier einmal sagen darf. Ich knnte durchausHalt den Mund, QX 3! Ataka schnitt ihm das Wort ab.Nun gut, schweige ich eben. Aber um auf RP 1 zurckzukommen: Das ist ein Robot der Klasse 1 und deshalb in der Lage, logische Schlsse zu ziehen.Noga nickte. QX 3 hat recht, Hendricks. RP 1 kann tatschlich vllig logisch aus gegebenen Tatsachen schlufolgern und dann automatisch richtig handeln.Hendricks begriff gar nicht die Ungeheuerlichkeit, die Noga eben gesagt und besttigt hatte. Er meinte nur: Den Burschen mchte ich mir ansehen!Das drfte jetzt kaum mglich sein!Warum denn nicht? Man wird sich doch wohl einen Roboter ansehen knnen? Hendricks war verblfft.Das schon aber jetzt nicht. Oder wrden Sie auf der Erde einen Wissenschaftler bei der Arbeit stren? Und brigens, das wird Sie sicherlich interessieren, RP 1 ist der technische Kommandant des Schiffes und fr unser Leben verantwortlich!Drhnend brausten die Maschinen auf. Der Ultraimpulsantrieb hatte eingesetzt und ri die Nova mit einer unvorstellbaren Geschwindigkeit hinaus in den Raum. Der Durchbruch in den Pararaum, und gleich darauf der Eintritt in das Universum der Sonne Bell, stand kurz bevor.Schlieen Sie die Augen, Hendricks. Der Schock wre zu gro.Ataka griff nach der Hand von Hendricks. Dieser hatte jedoch fr den Bruchteil einer Sekunde zu spt die Lider geschlossen und die erste Verformung der Materie noch erkennen knnen.Was er gesehen hatte, durfte es nicht geben! Nein, das konnte es nicht geben! Niemals!Er wachte erst wieder auf, als die Nova nur noch weniger als zehn Millionen Kilometer von Hydro entfernt war.

3. Kapitel

Weich und fast schwerelos, wie eine im Sommerwind fliegende Daunenfeder, senkte sich die Nova zu Boden. Es gab nicht die winzigste Erschtterung, als das Schiff landete und nach seiner langen Reise endlich zur Ruhe kam. Das nur noch leise Summen des Ultraimpulsantriebs verstummte ganz.Willkommen auf Hydro, Hendricks! Willkommen in meiner Heimat! Freude ber die geglckte Expedition leuchtete aus Atakas Augen, als er jetzt mit seinem Gast zur geffneten Luftschleuse der Nova schritt und ihm mit weit weisendem Arm die Schnheit der Landschaft zeigen konnte.Eine rtliche Sonne stand am Himmel und berschttete das Land mit flimmerndem Licht. Die Nova war auf einem leicht abfallenden Wiesenhang gelandet, der ein paar hundert Meter weiter sanft in hellen Sandstrand berging. Mit langrollender Dnung schlugen die Wasser eines Meeres ans Ufer.Unvorstellbare Ruhe herrschte hier, und Hendricks berkam das Gefhl einer nie gekannten Geborgenheit. Unbewut nahm er Atakas Hand und tat den ersten, zaghaften Schritt auf den Boden einer neuen Welt.Es ist schn hier, Ataka. Unvorstellbar schn. Und ich beneide euch alle um diese Welt, um euren Frieden und die abgeschiedene Ruhe. Ihr mt glcklich sein, hier leben zu drfen!Atakas Gesicht zeigte den Schatten tiefer Traurigkeit. Nur langsam, schleppend, und jedes einzelne Wort genau abwgend, antwortete er: Der Schein trgt oft, Hendricks. Was unsere Augen sehen, das ist nicht immer die Wirklichkeit. Die Wirklichkeit kann hart und grausam sein. Besonders dann, wenn sie sich hinter solch einer Kulisse verbirgt.Was soll das heien? Ich verstehe dich nicht!Warte ab. Sehr schnell schon, und bestimmt schneller als dir selbst lieb ist, wirst du dich berzeugen lassen mssen! Hydro ist wie euer irdischer Gott Janus ein Planet mit zwei Gesichtern. Hydro kann das Paradies sein aber auch die Hlle!Hendricks schwieg und versuchte die Worte seines Gefhrten zu deuten. Achselzuckend gab er seine berlegungen auf. Er wrde ja sehen, was man auf Hydro von ihm wollte. In diesem Augenblick trat QX 3 hinter die beiden.Das Kraftfeld ist eingeschaltet. Sie knnen sich jetzt direkt nach Stadt I begeben. Die Patriarchen sind bereits zu einer Sitzung zusammengetreten und wnschen, den Gast vom Planeten Erde im System Sol zu begren.Ataka nickte dankend und sagte zu Hendricks: Machen wir uns auf den Weg. Wir drfen die Patriarchen nicht warten lassen.Stadt I was ist das fr eine seltsame Bezeichnung? Und wie weit ist Stadt I von hier entfernt?Ataka lchelte. Stadt I ist eben Stadt I. Die erste Stadt unserer Welt und auch die grte. Sie ist Wohnsitz der Patriarchen, die uns regieren. Die alles bestimmen, was auf Hydro geschehen soll. Die Stadt ist sieben- bis achttausend Kilometer entfernt.Also steht uns ein langer Flug bevor?Weder ein Flug noch eine lange Reise, Hendricks. Schlieen Sie bitte jetzt die Augen, und denken Sie ganz fest daran, da Sie sofort nach Stadt I in den Sitzungssaal der Patriarchen mssen.Anstatt die Augen zu schlieen, ri Hendricks sie weit auf. Erstaunen stand in ihnen zu lesen. Was soll das, Ataka? Die Augen schlieen und denken?Ataka wurde leicht ungeduldig. Sie mssen besser glauben lernen, Hendricks. Mit nchternem Verstand werden Sie die auf Sie wartenden Dinge nicht erkennen und verstehen knnen! Glauben Sie nur, was ich Ihnen sage. Aber es eilt jetzt wirklich. Schlieen Sie nun die Augen!Ergeben befolgte Hendricks die Anordnung und schlo die Augen. Er dachte daran, da er jetzt in der Stadt I sein wollte. Er konnte sich unter Stadt I nichts vorstellen, aber trotzdem wnschte er sich, dort zu sein. Und sein zweiter Gedanke galt dem Sitzungszimmer. Unwillkrlich stellte er sich das Glasgebude der UNO in New York dabei vor.Es geschah nichts. Er fhlte und sprte keine Bewegung. Und er wollte schon wieder die Augen ffnen und protestierend fragen, was nun geschehen sollte, da es offenbar nicht klappte. Er kam nicht mehr dazu, seine Frage zu stellen.Eine tiefe und wohl tnende Stimme klang unmittelbar vor ihm auf. Willkommen, Fremder, vor dem Rat der Patriarchen von Hydro!Entsetzt ri Hendricks seine Augen auf. Die Wiese, der Strand und das Meer waren verschwunden. Er stand in einem Saal, durch dessen riesige Fenster strahlend die Sonne schien. Vor ihm, an der Schmalseite des Raumes, saen hinter einer langen Tafel die Patriarchen. Sieben Mnner mit schlohweien Haaren sahen ihn aus tiefblauen Augen verstehend und gtig an.Hendricks strich sich ber die Stirn und kniff sich in die Wange. Es war keine Tuschung und kein Taschenspielertrick. Allein die Kraft seiner Gedanken und sein Wollen hatten ihn hierhergebracht ber mehrere tausend Kilometer.Neben ihm stand Ataka, der seine Verwirrung bemerkte und seine unausgesprochene Frage beantwortete. Des Rtsels Lsung ist ganz einfach Teleportation, Hendricks. Sie werden auch auf der Erde schon davon gehrt haben, da Wissenschaftler behaupten, man knne Materie durch geistige Kraft an jeden beliebigen und gewnschten Platz versetzen.Die Patriarchen nickten beifllig.Hendricks versuchte so sachlich wie mglich zu sein und sich nicht verblffen zu lassen. Gehrt schon, Ataka. Aber auch ebenso viele Stimmen von anderen Wissenschaftlern, die behaupten, da das nicht mglich sei!Nun, es ist aber tatschlich mglich. Du hast es eben selbst erlebt.Hendricks konnte es nicht fassen. Ich habe also allein, lediglich durch das uern eines Wunsches, meinen Krper vom Landeplatz der Nova nach hier versetzt?Nicht ganz allein, lenkte Ataka ein. Wir haben mit einem Kraftfeld etwas nachgeholfen. Du hast ja selbst gehrt, wie QX 3 sagte, da man das Feld eingeschaltet htte.Einer der Patriarchen stand auf und beendete damit die Unterhaltung, obwohl Hendricks lieber noch mehr ber die Mglichkeiten der Teleportation erfahren htte. Der Patriarch beugte sich weit ber die Tafel und schien mit seinen Augen Hendricks durchdringen zu wollen.Wir wissen nichts von dir, Fremder. Und doch sehen wir in dir die Erfllung unserer hei gehegten Wnsche. Unsere ganze Welt steht dir offen, und es kostet dich nur ein einziges Wort, um von ihr Besitz zu ergreifen. Schon morgen knntest du Herrscher der Welt Hydro sein, knntest an unserer Statt, er wandte sich um und deutete auf die anderen Patriarchen, die Schicksale leiten und bestimmen.Hendricks wollte fragen, sprte aber den Druck Atakas an seinem Arm, deutete ihn richtig und schwieg.Der Patriarch fuhr fort: Entscheide dich aber nicht zu schnell, wge genau alles ab und prfe dann noch einmal deine Entschlsse. Erst dann komme wieder hierher zurck und sprich mit uns. Ataka, der dich auf der Reise von deiner Heimat hierher begleitete, wird dich aufklren und alle Fragen beantworten. Er wird dir auch sagen, warum unsere Welt Hydro gleichzeitig Paradies und Hlle ist. Er machte eine kleine Pause und sah Hendricks nachdenklich an. Mge deine Entscheidung ausfallen, wie sie will wir danken dir!Wofr dankt ihr mir? Welche Entscheidung soll ich treffen?Noch einmal nahm der Patriarch das Wort. Und als er zu sprechen begann, da erhoben sich die Mnner neben ihm. Wenn ein Leben sich seinem Ende nhert und man das unabnderliche Schicksal kennt, dann hat man die Pflicht, einen Erben zu suchen. Einen Erben, der das berlieferte weiterfhrt, der im Sinne des Toten weiter wirken kann.Aber warum was soll das alles was hat das mit mir zu tun? Was geht mich eure Welt Hydro an? Hendricks wute nicht mehr ein noch aus. War ihm alles bisher noch als ein ganz groes Abenteuer vorgekommen, hatte er bis zu diesem Augenblick noch gehofft, da man ihn vielleicht als Botschafter verwenden wollte, so war nach den letzten Stzen des Patriarchen seine Verwirrung so gro geworden, da er keine Worte mehr fand.Du, Jan Hendricks, kannst unser Erbe sein! Dir fallen alle Errungenschaften unserer Welt in den Scho. Du wirst ber mehr Wissen verfgen, als alle Wissenschaftler deiner Erde zusammen. Die Stimme des Patriarchen wurde ernst und warnend. Und du wirst auch ber mehr Macht verfgen, als sie jemals ein Mensch hatte!Aber warum soll ich euer Erbe sein? Warum gerade ich? Nehmt doch Ataka oder Noga oder irgendeinen und bergebt ihm die Macht!Du hast immer noch nicht verstanden und begriffen. Wir zrnen deshalb nicht, denn es mu schwer sein, sich den Untergang einer ganzen Welt vorzustellen.Ihr alle mt ihr alle, ohne Ausnahme, seidJa, wir alle, Jan Hendricks. Die Bewohner Hydros sind zum Tode verurteilt. Es gibt keinen Ausweg mehr und keine Gnade. Nach eurer irdischen Zeitrechnung wren es noch etwa siebzig Jahre, bis sich unser Schicksal erfllt. Nicht ein einziger unserer Rasse wird dann noch leben. Aber mit dem letzten Toten sollen nicht auch unser Wissen und Knnen dahingehen. Wir wollen es weitergeben damit es weiterbesteht! Prophetisch wurden die Worte des Alten, als er jetzt mit hocherhobenem Haupt dastand, den Blick weit in unwirkliche Ferne gerichtet. Auf seinem greisen Gesicht spiegelte sich der letzte Schein der Sonne wider.Und du bist der Auserwhlte! In deine Hnde legen wir das Erbe einer ganzen Welt! In deine Hnde, Jan Hendricks! Und nun geh und lerne!Tief neigten sich die Hupter der sieben Patriarchen vor ihm. Schweigend wandte Hendricks sich ab. Langsam, Schritt fr Schritt, ging er zurck durch den langen Saal. Er blieb noch einen Augenblick an der Tr stehen und drehte sich um. Noch immer standen die Patriarchen und sahen ihm nach. Und es schien Hendricks, als leuchte Zuversicht aus ihren Augen.Komm, gehen wir. Ataka fhrte ihn hinaus auf die Strae. Whrend deines Aufenthaltes in Stadt I wirst du mein Gast sein.Ich danke dir. Du wirst verstehen, da ich jetzt etwas ausruhen mchte. Ich mu meine Gedanken ordnen und versuchen, mich langsam in alles hineinzufinden.Ataka nickte verstehend. Dann trat er einen Schritt beiseite, hob an der Hauswand neben der Tr eine kaum handgroe Klappe und sprach einen Befehl. Kaum zwanzig Sekunden spter hing schon direkt ber ihnen ein Lufttaxi. Eine blitzende Metalltreppe schob sich bis vor ihre Fe.Steig ein, Hendricks. Der Weg zu mir ist etwas zu weit, um ihn zu Fu zu gehen. Und die Teleportation sparen wir fr wichtige Angelegenheiten auf.Am Steuer des Lufttaxis sa ein Roboter. Ataka teilte ihm eine Zahlenkombination mit, man hrte im Innern des Roboters Relais fallen und sah Elektronenrhren aufglhen, dann hatte der Roboter das Ziel errechnet und startete die Maschine.Pfeilschnell hoben sie sich heraus aus der Strae und schwebten ber der Stadt I. In weitem Bogen flogen sie um die Stadt herum und landeten wenig spter inmitten eines parkhnlich angelegten Gartens. Durch die Bume schimmerte hell die Fassade eines flachen, langgestreckten Gebudes.Wie im Traum stolperte Hendricks die Stufen hinauf, lie sich durch mehrere Rume fhren und sank dann todmde auf einem breiten Bett nieder. Er sprte kaum noch, wie geschftig hin und her eilende Roboter vom Typ QX ihn auszogen und betteten. Dann lie man die Rollden vor die Fenster gleiten. Eine wohltuende Dunkelheit herrschte jetzt im Raum. Tief atmete Hendricks auf, schlo dann die Augen fest und war wenig spter eingeschlafen.

*

Drei Tage schon war Jan Hendricks Gast im Hause Atakas. Er hatte sich gewhnt an die berall dienstbereit wartenden Roboter, denen man nur einen Wunsch zuzurufen brauchte, und schon wurde er erfllt. Er hatte sich vertraut gemacht mit den Einrichtungen dieses technisierten Hauses, mit den Erzeugnissen aus der synthetischen Kche und auch mit dem Fernsichtraum. Hier sa er manchmal stundenlang vor den leicht gewlbten metergroen Scheiben und sah dem Leben auf Hydro zu. Es war Fernsehen in hchster Perfektion.Sicher, auch auf Hydro mute man beim Fernsehen eine Aufnahmekamera haben. Aber es kostete nur einen Wunsch an einen der Roboter, und auf irgendeine verzwickte und komplizierte Art, die Hendricks noch nicht erforscht hatte, wurde dann eine Aufnahmekamera dort hingeschickt, wohin man sehen wollte.Ihr habt also kein Fleckchen mehr fr euch allein in eurer Welt, hatte er am zweiten Tag gesagt und auf die Fernsehscheibe gezeigt. Ihr mt euch also gefallen lassen, da der liebe Nachbar euch in die Wohnung sieht und euer Leben beobachtet?Verneinend hatte Ataka den Kopf geschttelt. Abgesehen davon, da niemand von uns etwas zu verbergen hat und es jedem von uns gleichgltig ist, ob ihm nun zugesehen wird oder nicht, gibt es auch fr die Fernsehkameras bestimmte Sphren, in die sie keinen Einblick haben.Wie ist das zu verstehen, Ataka? Wenn ich einem Roboter den Auftrag gebe, dann wird er ihn ausfhren! Du hast selbst erklrt, da die Roboter die Menschen als ihre Herren anerkennen, da sie jeden Befehl blindlings ausfhren.Soweit der Befehl nicht der ersten Formel widerspricht!Erste Formel?Wie soll ich dir das erklren, Hendricks? Du weit, da die Roboter je nach ihrer Klassifizierung ein mehr oder weniger hochwertiges Elektronengehirn haben. Sie sind in der Lage, nach einem Befehl selbstndig Aufgaben auszufhren. Sind dabei Hindernisse zu berwinden, dann werden sie eben vorher vom Roboter beiseite gerumt. Verstehst du mich?Vllig, Ataka. Aber das ist noch keine Antwort auf meine Frage nach der Bedeutung der ersten Formel.Warte nur ab. Ataka rief einen der Roboter herbei und deutete auf die in einer Ecke des Raumes stehende Lampe. Schlag sie entzwei!Der Roboter setzte sich in Bewegung, tat zwei, drei Schritte und blieb dann stehen. Herr, dieser Befehl widerspricht der ersten Formel, und ich mu seine Ausfhrung ablehnen!Hendricks sah schweigend und nachdenklich zu.Ataka rief den Roboter zurck und fragte: Wrdest du den Befehl ausfhren und die Lampe zerschlagen, wenn es jetzt nicht Abend, sondern frher Vormittag wre?Selbstverstndlich, Herr. Am frhen Vormittag wrde die Sonne das Zimmer erhellen, und die Lampe wre nutzlos. Jetzt aber ist Dunkelheit, und ihr Licht wird bentigt. Wrde ich sie zerschlagen, htten die Menschen kein Licht. Das wre fr sie ein Schaden, den ich nach der ersten Formel nicht anrichten darf!Der Roboter wurde zurckgeschickt, und Ataka wandte sich wieder Hendricks zu. Eine verblffend einfache Logik, nicht wahr? Das also ist die erste Formel. Jeder Roboter handelt immer zuerst nach der ersten Formel!Hendricks lachte leise und amsiert. Zwar eine einfache Logik aber auch eine falsche! Schn, der Roboter zerschlgt jetzt nicht die Lampe, weil es drauen dunkel ist und wir das Licht brauchen. Tagsber aber wrde er es tun. Und was wre dann am nchsten Abend? Wenn es wieder dunkel wird?Jetzt lachte auch Ataka, aber spttisch und berlegen. Du vergit, da ich den Befehl eben einem Roboter der untersten Klasse gab, einem Roboter, dessen Gehirn mit dem eines Spatzen zu vergleichen ist. Schon einer vom Typ QX wrde logisch folgern. Er wrde sich genau das berlegen, was du eben andeutetest. Er wrde zum gleichen Schlu kommen und auch tagsber die Lampe heil lassen!Solche und hnliche Gesprche hatten sie viele gefhrt. Jedesmal drang Hendricks dabei etwas tiefer in den Aufbau der Welt Hydro ein; jedesmal lernte er mehr ber die technischen Wunder. Ganz leise erst, kaum sprbar, dann aber immer deutlicher und strker, berkam ihn das Gefhl einer inneren Vereinsamung. Je mehr die Technik Hydros das Leben erleichterte und den Menschen die Sorgen abnahm, um so armseliger wurde das Leben selbst.Es war am Abend des dritten Tages seines Aufenthaltes im Hause Atakas. Ruhelos wanderte Hendricks in seinem Zimmer hin und her. Dann schlielich fate er einen Entschlu und bat Ataka um eine Aussprache.Ataka hatte ber das Visifon im Hause, das jedes Zimmer verband und eine Sprech- und gleichzeitig auch Sichtverbindung mglich machte, sofort zugesagt. Als Hendricks im Arbeitszimmer seines Gastgebers eintraf, wies dieser auf einen bequemen Stuhl. Setz dich hin, trink einen Schluck von unserem Wein und sprich.Und Hendricks sprach. Er sprach von seinen Befrchtungen ber die Auswirkungen der Technik auf die Menschen und bat offen um Erklrung. Sage mir, Ataka, wie konntet ihr Herren der von euch selbst geschaffenen Technik bleiben? Wie kommt es, da eure denkenden Roboter euch nicht lngst bertrumpften? Und das ist mir immer noch nicht klar und verstndlich geworden, warum ist Hydro nicht nur das Paradies, wie ich es Tag fr Tag sehe, sondern gleichzeitig auch die Hlle?Nachdenklich hatte Ataka zu allen Fragen genickt und dabei forschend sein Gegenber angesehen. Schlielich antwortete er: Es ist jetzt an der Zeit, da du alles erfhrst, da wir dich nicht lnger im Dunkel tappen lassen. Morgen frh schon wirst du das Staatsarchiv von Hydro sehen knnen. In den Aufzeichnungen wird dir jede Antwort gegeben werden.Er machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: Jetzt schon aber kann ich dir folgendes sagen: Wir sind nicht mehr die Herren der Technik! Die Roboter haben die Herrschaft angetreten wenn auch nicht so, da es zur offenen Rebellion kam. Davor schtzt uns ja die erste Formel. Aber die Maschinen, die von uns geschaffenen Hilfsmittel fr ein bequemeres Leben, haben auf Hydro den Menschen berflssig gemacht!berflssig?Ja, berflssig! Die Maschinen denken schneller besser als wir Menschen. Sie arbeiten genauer und sauberer. Die Maschine wei von vornherein, dieses ist gut, und das ist schlecht! Die Maschinen kennen keine Rcksichtnahme, keine Fehlleistung. Sie arbeiten genau nach der Formel eins und lassen keinen Spielraum fr persnliche Gefhle. Das ist es, Jan Hendricks! Die Maschinen sind seelen- und gefhllos. Sie sind eben Maschinen! Aber sie arbeiten przise!Dann stellt sie ab, zerschlagt sie, verwandelt sie in Trmmerhaufen!Unmglich, Hendricks. Die Maschinen schtzen sich selbst! Wollten wir einen Roboter zerstren, dann wrden fnf, zehn, hundert oder gar tausend seiner Art vor ihm stehen und ihn schtzen. Alle sind darauf bedacht, die erste Formel einzuhalten. Denn alle wissen, da die Herren einen Roboter brauchen. Ein zerstrter Roboter aber kann nicht mehr arbeiten und den Herren dienen deshalb mu er geschtzt werden!Das ist grauenhaft das ist unfabar, Ataka. Ihr seid ja beinahe wieSprich es nur aus, Hendricks, denn es stimmt! Ja, in Wirklichkeit sind wir die Sklaven der Roboter geworden! Wir knnen nichts mehr selbst tun. Wir sind abhngig geworden vom Wohlwollen unserer Maschinen. Er schwieg, stand auf und stellte sich an das Fenster. Ohne den Kopf zu wenden fuhr er fort: Das ist die Wahrheit, die ich dir bisher verschwiegen habe.Und ich sollte euer Erbe antreten? Ich, Jan Hendricks, soll die Macht auf Hydro bernehmen? Welche Macht, frage ich, Ataka. Wo ist hier Macht? Ich sehe nur Sklaverei. Endlich sehe ich sie. Sehr deutlich sogar zu deutlich!Auch er war aufgestanden und ging unruhig im Raum auf und ab. Unbeherrscht trat er auf einen Roboter zu und hob die Hand zum Schlag. Doch ehe er zuschlagen konnte, wurde seine erhobene Hand sanft vom pltzlich vorschnellenden Arm des Roboters festgehalten. Und die unpersnliche Metallstimme schnarrte: Sie wrden sich beim Schlag verletzen, Herr! Darum griff ich ein!Wtend ri Hendricks sich los. Hoch aufgerichtet stand er in der Mitte des Raumes. Ich danke! Ich verzichte, Ataka! Dieses Erbe ist eine drckende Last! Berichte dies den Patriarchen und bring mich so schnell wie mglich zurck auf die Erde.Ataka schien ber diesen Ausbruch nicht berrascht zu sein. Im Gegenteil; es schien, als umspiele ein verstndnisvolles Lcheln sein Gesicht. Ruhig und gar nicht aufgeregt trat er auf seinen Gast zu. Du wirst es nicht begreifen aber ich danke dir im Namen meiner Welt fr diese Reaktion! Genau das haben wir von dir erwartet, genau diese Worte. Httest du freudig zugestimmt, httest du jetzt kann und darf ich es sagen ohne Widerrede und Einsprche alles hingenommen, dann htten wir dich noch heute nacht zurck zum dritten Planeten im System Sol gebracht.Er trat auf Hendricks zu und legte ihm verstehend und mitfhlend den Arm um die Schulter. So aber bitten wir dich, morgen unser Archiv zu besuchen.Was versprecht ihr euch davon?Deine Einsicht, Hendricks. Gib der Welt Hydro die Chance, um die sie dich bittet!Hendricks kmpfte mit sich. Dann lie er seinen Blick zwischen dem Gesicht seines Freundes Ataka er war ihm wirklich ein Freund geworden und dem Roboter schweifen. Und dann stand sein Entschlu fest. Fast trotzig fuhr er mit Blick auf den Roboter auf. Gut, ich bleibe!

4. Kapitel

Das Staatsarchiv der Welt Hydro hatte seinen Platz inmitten der Stadt I, direkt neben dem Gebude der Patriarchen gefunden. Es war ein riesiger Bau ohne Fenster. Dster und drohend sah der Komplex aus, als Hendricks und Ataka am nchsten Morgen mit einem Lufttaxi landeten. Ehe sich vor ihnen die schwere Metalltr ffnete und sie eintraten, stellte Hendricks eine Frage, die ihn schon seit geraumer Zeit qulte. Am Abend der Landung war ich zu verwirrt und zu aufgeregt, um mich genauer umzusehen. Aber heute morgen habe ich es getan.Nun, und? Ist dir etwas aufgefallen?Sehr viel, nickte Hendricks. Ataka, sag mir ganz ehrlich, wieviel Bewohner hat Stadt I? Ehe der Gefragte noch antworten konnte, fuhr er fort: Menschen natrlich, Ataka. Richtige Menschen meine ich nicht Roboter!Einen Augenblick herrschte Schweigen. Dann antwortete Ataka: Erschrick nicht. Es sind nur noch vierzehn!Die ganze Stadt hat nur vierzehn Einwohner? Nur vierzehn Menschen?Auf der ganzen Welt Hydro sind es etwas ber einhundert, Hendricks. Verstehst du jetzt, warum wir es sehr, sehr eilig haben, den richtigen Erben zu finden?Inzwischen war das groe Tor zum Staatsarchiv leise weit aufgeschwungen. Ataka zog den Gast von der Erde mit in das Innere des Gebudes. Vor einem ghnenden runden Loch im Fuboden schreckte Hendricks zurck, doch Ataka trat ohne Zgern weiter auf den Abgrund zu. Nur ein Fahrstuhl. Keine Sorgen! Der Fahrstuhl arbeitet mit Schwerkraftaufhebung!Zgernd folgte Hendricks und setzte seinen einen Fu auf das Nichts. Aber eigenartig er fhlte einen Widerstand. Dann trat er weiter vor und stand direkt neben Ataka. Seine Stimme zitterte doch etwas, als er mit erzwungener Frhlichkeit sagte: Aufwrts oder abwrts?Abwrts, bis in den tiefsten Keller des Archivs. Ataka berhrte mit seiner Handflche eine in vielen Farben bunt-schimmernde Scheibe am Rande des Schachtes. Langsam sanken die beiden tiefer und tiefer.Ganz sanft kamen sie wieder zum Stillstand. Etwa zweihundert Meter tief sind wir jetzt unter der Oberflche Hydros. Ataka deutete vor sich. Hier unten ist seit mehr als dreihundert Jahren, eurer irdischen Zeitrechnung natrlich, niemand mehr gewesen. Wir beide sind die ersten, die vom Rat der Patriarchen wieder die Erlaubnis zum Betreten dieses Raumes bekommen!Sind die Geheimnisse so gro und ungeheuerlich, da sie selbst nicht mehr den wenigen Menschen eurer Welt zugnglich gemacht werden drfen?Ataka mute lcheln. Das ganz und gar nicht! Auf Hydro wei schlielich jeder, welches Unglck uns bevorsteht. Aber wir haben hier unten etwas verborgen, das wir geheimhalten wollten. Er senkte die Stimme, als frchte er auch hier in den Tiefen der Erde irgendwelche Lauscher. Vor allen Dingen soll es auch Das Gehirn nicht wissen!Das Gehirn? Was ist das nun wieder? Ich habe mich zwar schon an berraschungen gewhnt, aber das ist mir neu.Auch ber Das Gehirn wirst du hier unten alles erfahren, Hendricks. Komm jetzt! Du wirst sowieso schon sehr viel Zeit bentigen, um dich mit allem vertraut zu machen.Durch lange Gnge, die auch hier von der unsichtbaren Lichtquelle erhellt wurden, schritten sie vorwrts. Trotz der Tiefe herrschte eine angenehme Temperatur, die Luft roch sauber. Eine vergitterte Tr, deren Stbe unten im Boden und oben in der Decke fest verankert waren, versperrte den Weg. Mit einem vielfach gezackten Schlssel, den Ataka an einem goldenen Kettchen um den Hals trug, wurde das Sicherheitsschlo der Tr geffnet.Erstaunt fragte Hendricks: Hier unten scheint der Fortschritt noch nicht eingedrungen zu sein. Sonst habt ihr berall automatische Trffner, die durch Selenzellen oder Krperwrme gesteuert werden, und hier unten gibt es noch das gute, alte Sicherheitsschlo.Wieder senkte Ataka seine Stimme, und es wollte Hendricks scheinen, als fhle sich Ataka nicht ganz wohl in seiner Haut. Ein Sicherheitsschlo bleibt eben immer ein Sicherheitsschlo. Weiter lie er sich nicht aus. Sorgfltig verschlo er die Tr wieder hinter sich. Nun gingen sie durch verzweigte Gnge und standen dann abermals vor einer Tr.Wir sind am Ziel, Hendricks. Hier hinter dieser Tr ist das Staatsarchiv meiner Welt! Wieder mit einem Sicherheitsschlssel wurde die Tr geffnet. Bevor sie aber aufschwang, bettigte Ataka mehrere Hebel und Schalter neben der Tr. Die Rume sind ohne jede Atmosphre. Statt dessen haben wir sie mit einem gasartigen Konservierungsmittel gefllt. Das Gas ist fr Menschen zwar nicht tdlich wrde aber auf der Stelle in den Robotergehirnen Kurzschlu verursachen. Es ist hoch ionisiert.Aufleuchtende Kontrollampen und ein kaum wahrnehmbarer Summton zeigten an, da die Rume jetzt mit atembarer Luft gefllt waren. Die Tr ffnete sich, und als erstes sah Hendricks Millionen und aber Millionen Ton- und Filmbnder, die in durchsichtigen Kunststoffkassetten in hohen Regalen lagerten. Der Raum war in seinen Abmessungen kaum zu bersehen.Das ist mehr, als man in einem Menschenleben zusammentragen kann!Das ist das Ergebnis unserer Forschungen von Anbeginn der Tage Hydros an, Hendricks. Ataka wies auf die vielen Regale. Auf diesen Rollen ist die Geschichte unseres Planeten verzeichnet. Seine Entwicklung zu immer hherer Stufe. Du kannst dich zurckversetzen lassen in die Zeit der primitiven ersten Einwohner, die sich vom Fang der Tiere ernhrten und in Hhlen am Meer ein kmmerliches Dasein fristen muten.Die Rollen schienen nach Zeit geordnet zu sein. Zgernd und zaghaft nahm Hendricks eine von ihnen in die Hand. Die Filmbnder waren aus einem ihm unbekannten Material hergestellt und hatten keine hnlichkeit mit einem normalen Filmstreifen. Auf dem Band waren nur wirre Striche und Linien abgebildet. Knoten und Verstelungen, die einmal zusammenstrebten und gleich darauf wieder auseinanderliefen. Auch wenn man den Streifen drehte und ihn von der anderen Seite betrachtete, konnte man nichts anderes erkennen.Es ist kein Filmband im blichen Sinne, Hendricks. Unsere Techniker und Wissenschaftler haben hier eine glckliche Mischung aus Optik, Akustik und einer dritten Gre hergestellt.Da Hendricks schwieg, fuhr Ataka fort: Das Band hier vermittelt Gefhlsimpulse, die vom menschlichen Gehirn gedeutet werden. Man sieht und hrt nicht nur als Auenstehender, als unbeteiligter Gast, sondern man erlebt. Man ist beim Geschehen dabei.Hendricks nickte, denn er hatte verstanden. Das Prinzip jedenfalls; aber nicht die Grundlagen. Er wollte sich aber nicht auf Diskussionen einlassen, dafr war er viel zu begierig, diese Bnder zu erleben. Fhre mir bitte so eine Rolle vor, Ataka.Natrlich. Dazu sind wir ja hier. Aber es wrde eine Arbeit von Jahren sein, wenn du jede Rolle einzeln und nacheinander erleben wolltest. Komm, er zog Hendricks mit sich und zeigte auf einen bequemen Sessel, der bisher hinter den Regalen verborgen gestanden hatte, es ist schon alles vorbereitet. Wir warten ja seit langer Zeit auf dieses Ereignis.Er zog eine besonders gekennzeichnete Rolle aus dem Regal. Hier ist in gedrngter Form das Werden der Welt Hydro aufgezeichnet. Diese Rolle enthlt Auszge aus der Geschichte meines Planeten. Komm, setz dich.Hendricks gehorchte. Geschftig eilte Ataka hin und her. Eine groe Maschine mit runden Skalen, Schaltknpfen und Verstrkern stand hinter Hendricks. An beiden Handgelenken und an den Kncheln befestigte Ataka glnzende Metallelektroden. Dann legte er seinem Gast einen hnlichen Metallreif um die Stirn. Nun schliee bitte die Augen.Hendricks tat, wie ihm geheien wurde. Er fhlte, wie Ataka eine dunkle Binde ber seine Augen legte und dann noch mit einer Klammer einen sechsten Elektrodenanschlu befestigte. Reichlich viel Vorbereitungen fr einen Film, meinte er.Ich sagte ja schon, da es mehr, viel mehr als nur ein Film ist, Hendricks. Und nun mchte ich dir noch etwas sagen. Whrend der Belehrung wirst du leiden mssen, aber auch Freude haben. Du wirst in meiner Welt einen Zeitraum von Jahrmillionen erleben. Das Ganze spielt sich in Wirklichkeit aber in wenigen Minuten ab. Erschrick also nicht, wenn die Belehrung beendet ist und du wieder in die Wirklichkeit zurckkehrst.Noch einmal berprfte Ataka die Anschlsse des Gertes und fragte dann: Bist du fertig?Hendricks Ja! klang nur sehr leise.Dann legte Ataka den Hauptschalthebel um. Erst langsam, dann aber schneller und schneller begann sich die Spule mit dem seltsamen Film-Tonband zu drehen. Mehrmals zuckte der Krper von Hendricks auf, dann wurde er schlaff und vllig entspannt. Die Spule lief

*

Es ist vorbei, Hendricks. ffne die Augen! Ataka strich leicht ber die Stirn des immer noch mhsam und schweratmenden Mannes.Ich habe doch eben eine Chronik geschrieben, ich habeNicht du warst es, sondern der neunundvierzigste Weltprsident. Ihm haben wir das Staatsarchiv und die Idee des Erben zu verdanken.Und danach kam der Rat der Patriarchen, eure jetzige Regierungsform?Richtig, wenn man berhaupt noch von Regierung sprechen kann. In Wirklichkeit regieren doch die Roboter. Versuche nur einmal, etwas selbst zu tun, versuche zu arbeiten oder wissenschaftlich zu denken. Sofort steht einer dieser seelenlosen Burschen neben dir und nimmt dir die Arbeit ab. Versuch es nur!Hendricks hatte sich von den Elektroden befreit, stand auf und dehnte seine Glieder. Als er antwortete, umspielte ein leises Lcheln seinen Mund. Gleichzeitig aber auch sprhte aus seinen Augen stahlharte Entschlossenheit.Ich werde es versuchen, Ataka. Ich werde es tun!

*

Ein Lufttaxi hatte Hendricks und Ataka zurckgebracht. Schweigend hatten sie den Weg zurckgelegt. Erst kurz vor der Landung, als man Atakas Haus schon durch die Bume schimmern sah, machte Ataka eine Andeutung. Ich glaube, Hendricks, auf dich wartet jetzt eine berraschung.Doch Hendricks winkte nur mde ab.Vielen Dank. Von berraschungen habe ich wirklich genug.Auch von angenehmen, Hendricks?Mehr verriet der Gastgeber nicht. Hendricks hatte das kurze Gesprch schon beinahe wieder vergessen, als er die Stufen zur Halle hinaufging. Doch pltzlich stutzte er und blieb stehen.Aus dem Schatten der Halle trat ein junges Mdchen auf ihn zu. Der erste Mensch auf Hydro, der wirklich jung war! Helles Blondhaar lag flirrend ber einem gesunden, braungebrannten Gesicht. Sie trug ein enges Gewand, das ihre schlanke, biegsame Gestalt voll zur Geltung brachte.Frei und offen, als sei es selbstverstndlich, trat sie auf Hendricks zu und reichte ihm die Hand. Ich bin Inka. Und neugierig fragte sie: Du bist Hendricks, der Fremde aus der anderen Welt? Das Du klang aus ihrem Mund sehr vertraut, und Hendricks sprte pltzlich eine eigenartige Zuneigung.Endlich wich die Lhmung von ihm ab. Er drckte ihre Hand herzlich und wandte sich Ataka zu, der still lchelnd diese Szene beobachtet hatte. Das allerdings ist wirklich eine gelungene berraschung! Und dann weiter, zu Inka: Du darfst meine Verwunderung nicht miverstehen. Aber die berraschungen hier auf Hydro nehmen kein Ende.Ist das nicht schn? Und auch ich werde dazu beitragen, da die berraschungen weitergehen!Ataka nahm die beiden jungen Menschen mit hinein in das Haus. Ich glaube, da ich Hendricks einige Aufklrungen schuldig bin. Vorher aber mssen unbequeme Lauscher entfernt werden. Er rief alle im Hause anwesenden Roboter zusammen und schickte sie dann mit sinnlosen Auftrgen fort. Einer bekam die Anweisung, den Weg bis nach Stadt I zu Fu zu machen und dabei die Schritte zu zhlen. Ein anderer wurde auf einem Hgel im Park postiert und sollte registrieren, wie oft und zu welcher Zeit Vogelstimmen ertnten. Die Metallgesellen zogen widerspruchslos ab.So weit ist es mit uns gekommen, Hendricks. Wir mssen zu Tricks greifen, wenn wir uns einmal ungestrt unterhalten wollen. Kommt jetzt! Ataka ging voran, und die beiden anderen folgten ihm.Wie sie heit, hat sie dir ja selbst schon gesagt, erffnete Ataka wenig spter das Gesprch. Inka ist wie soll ich mich ausdrcken? Er warf einen hilfesuchenden Blick zu ihr hinber.Sie bemerkte seine Verlegenheit und lachte. Ich bin sagen wir es offen ein Kunstgriff, Hendricks. Ich mte eigentlich seit etlichen Jahrtausenden tot sein.Hendricks wollte es nicht glauben und hielt es fr einen Scherz. Dafr bist du aber recht lebendig und munter.Ich sagte, ich mte eigentlich tot sein. Der Kunstgriff war, da man mich damals rechtzeitig einschlferte und konservierte. Ich wurde eigentlich gettet, lebte aber doch weiter!Fr Hendricks war diese Erffnung niederschmetternd. Diese Frau dort vor ihm, blutwarm und voller Leben, hatte ihre Welt schon einmal vor Jahrtausenden gesehen. Es war verwunderlich, da sie den Schock beim Erwachen berwunden hatte, und wie sie es verstand, sich den doch auch ihr vllig ungewohnten Verhltnissen anzupassen. Er sagte es ihr und sah sie dabei prfend an.Sie schttelte den Kopf, so da einige Locken ins Gesicht fielen. Mit einer raschen Bewegung schob sie die Haare zurck. Als man mich einschlferte, da wute man ja, da man mich eines Tages wieder aufwecken wrde. Nach einem genau vorausberechneten Plan erwachte ich von Zeit zu Zeit aus meinem Schlaf und wurde dann unten im Keller des Staatsarchivs mit allen Fortschritten vertraut gemacht. Jedesmal, wenn ich die Augen aufschlug, hatte ich die heie Hoffnung, da es nun endlich so weit sei; da der groe Tag gekommen wre.Sie seufzte. Wie oft bin ich enttuscht worden, wie oft mute ich zurck in den langen Schlaf.Und jetzt? Jetzt bleibst du wach? Hendricks bangte vor ihrer Antwort, und es schien ihm, als wrde ihr Ja oder Nein auch entscheidend fr sein eigenes Schicksal sein.Unbefangen nickte Inka mit dem Kopf. Ja, ich bleibe wach! Als mich Ataka gestern weckte und mit mir zum Staatsarchiv fuhr, lie er es mich gleich wissen.Ataka hatte lchelnd der Unterhaltung zugehrt und die beiden nicht gestrt. Nach einem Blick auf die Leuchtuhr griff er jetzt aber in das Gesprch ein. ber diese Dinge knnt ihr euch spter weiter unterhalten. Jetzt ist Wichtigeres zu beraten. Du weit, Hendricks, was die Welt Hydro von dir erwartet.Hendricks lie ihn nicht ausreden. Einen Augenblick, bitte. Ich denke, da sich alle Probleme viel leichter lsen lassen, als ihr es euch vorstellt. Jedenfalls jetzt! Dabei sah er bedeutungsvoll auf Inka, die gespannt zuhrte.Als Ataka Einwnde machen wollte, bat Hendricks weiter um Gehr. Ihr sagtet mir, da eure Rasse zum Untergang verurteilt sei, und da es kein Gegenmittel gbe. Ihr Menschen der Welt Hydro seid alle alt, viel zu alt, um noch Nachkommen zu haben, die eure Errungenschaften weiterfhren.Das stimmt. Und selbst wenn es mglich wre, Kinder zu haben sie wrden gleich uns von klein auf zu Untertanen werden.Hendricks lie sich immer hoch nicht beirren. Es mu aber doch noch einen Ausweg geben. Inka hier ist jung und knnte Mutter eines neuen Geschlechts werden. Er bemerkte ihre aufsteigende Rte und fuhr ihr beruhigend mit der Hand ber das Haar. Ich verstehe nicht, warum ihr nicht auch einen jungen Mann so, er suchte nach Worten, so aufheben konntet?Ich wei, was du meinst. Inka nahm Hendricks Hand und schmiegte ihren Kopf hinein. Aber das Unglck unserer Welt liegt ja nicht im Aussterben der Rasse. An erster Stelle stehen die Roboter. Und weil niemals ein neuer Mensch in die Klauen der Maschinen geraten sollte, weil man bewut die Herrschaft der bertechnik zusammenbrechen lassen will, darum verzichtete man auch auf einen Gefhrten fr mich.Hinter Hendricks' Stirn wirbelten die Gedanken durcheinander. Langsam aber schlte sich eine klare und logisch durchdachte berlegung heraus. Es mute als gegebene Tatsache hingenommen werden, da die Roboter denken konnten. Er sprach diesen Gedanken aus und fuhr dann fort: Das ist also Punkt eins meiner berlegungen. Der zweite Punkt: Die Roboter, ob nun bewut oder unbewut, sind die eigentlichen Herrscher auf Hydro. Vermutlich werden sie jeden Versuch, ihnen diese Herrschaft wieder abzujagen, mit Gewalt verhindern.Das sind die Tatsachen aber keine neuen. Ataka schttelte den Kopf. Das alles haben wir uns seit Generationen wieder und immer wieder selbst oft genug berlegt.La mich bitte ausreden, Ataka. Ich sagte anfangs, da die Roboter denken knnen. Also gibt es fr sie auch den Begriff Gewohnheit. Stimmts? Er sah das Aufleuchten in den Augen Inkas und sprte, da sie seinen Gedankengngen folgen konnte. Mit mehr Mut als bisher fuhr er fort: Wer sich an etwas gewhnt, der wird gleichgltig. Die Wachsamkeit lt nach. Sie ist also seit Jahrhunderten eingeschlfert worden, denn alles luft hier im gleichen Schritt. Wenn wir sie jetzt berraschen knnen, wenn es uns gelingt, sie fassungslos zu machen, dann mte eigentlich ihre Herrschaft zu brechen sein.Zuerst hatte Ataka mit Spannung zugehrt, aber schon bald verdsterte sich wieder sein Gesicht. Und dann meinte er: Wenn es wirklich so ist, mten wir Das Gehirn unschdlich machen. Dann mte jemand den Mut aufbringen, die Zentrale der Roboter zu zerstren. Und das, er hob seine Stimme, das ist unmglich! Es gibt keinen Weg, um an Das Gehirn heranzukommen. Schon seit mehr als vierzigtausend Jahren hat kein Mensch, der die Zentrale der Roboter betrat, sie wieder lebend verlassen.Kein Mensch der Welt Hydro, Ataka. Ihr habt das Kmpfen verlernt. Wir von der Erde, Hendricks lachte bitter auf, wir haben leider viel zuviel Kampf!Weit du schon einen Weg? Hast du irgendeinen Plan, wie man Das Gehirn zerstren knnte?Ehrlich mute Hendricks zugeben: Nein, Inka. Aber ich glaube daran, da ich es schaffen werde!Da wir es beide zusammen schaffen werden. Dafr bin ich schlielich da.Sie hat recht, Hendricks, schaltete sich Ataka ein. Es wrde sicher eines Tages auffallen, wenn du stndig mit mir zusammen bist. Noch bist du fr die Roboter ein Nichts. Die QX-Klassen knnen dich kaum als Menschen einer anderen Welt identifizieren. Auch bei den Robotern der RP-Klasse knntest du vielleicht noch Glck haben. Aber ich warne dich. Wenn Das Gehirn von deiner Anwesenheit erfhrt, und das wird es sehr schnell, wenn du weiter bei mir bleibst, dann wird es die Gefahr erkennen und richtig denken.Was sollte mit mir schon geschehen?Man wrde dich tten! Tten mit der Begrndung, da es zum Schutz der wirklichen Herren in der Lesart der Roboter, also nur der Menschen der Welt Hydro, ntig war.Ataka stand auf und reichte Hendricks die Hand. Nun geht. Inka wei, wie sie sich mit mir oder dem Rat der Patriarchen notfalls in Verbindung setzen kann.Diese Wendung kam fr Hendricks vllig unerwartet. Aber er sah ein, da er es mit einem ungewhnlichen Gegner zu tun hatte und also auch ungewhnliche Manahmen in Kauf nehmen mute. Fest drckte er noch einmal Atakas Hnde. Wir lassen von uns hren. Sobald wie irgend mglich!Langsam stiegen Hendricks und Inka die Stufen zum Dach des Hauses empor. Ich habe ein Lufttaxi oben, das uns erst einmal aus der nheren Umgebung von Stadt I wegbringen wird.Und der Robotpilot? Kann er uns nicht verraten?Vergi nicht, da ich ein altmodisches Mdchen bin. Ich stamme aus einer weit zurckliegenden Zeit und kann daher noch fliegen. Allein fliegen ohne von einer Maschine bevormundet zu werden!Leise surrend hob die Maschine vom Dach ab und strebte in Richtung Westen von den hellen Lichtern der Stadt weg. Im Emporschweben sah Hendricks noch einmal nach unten. Ataka stand dort, hielt den Kopf nach oben und winkte zum Abschied.

*

Zwei Tage spter unterschieden sich Hendricks und Inka nicht mehr von den zum Sterben verurteilten Bewohnern Hydros. Aus ihren frischen Gesichtern waren runzlige Greisenantlitze geworden. Hendricks Haar war silberwei, und trotz seines Protestes hatte Inka sich ihr blondes Haar kurz schneiden lassen. Als er das erstemal mit der Schere durch ihr Haar schnitt, zgerte er. Doch dann sah er die Notwendigkeit ein.Die beiden jungen Menschen waren in den zwei Tagen einander nhergekommen; und als sich Hendricks nach dem ersten Ku von ihren heien Lippen lste, hatte er lchelnd gemeint: Ich habe noch nie eine so alte Frau gekt, die in Wirklichkeit so jung ist!Mit traurigen Augen hatte sie zu ihm aufgesehen. Gefalle ich dir denn nicht?Er brauchte diese Frage nicht zu beantworten, denn sein nchster Ku war ihr Antwort genug. Dann wurde er ernst. Hr mir jetzt gut zu, Inka!Lange und eindringlich redete er auf sie ein und entwickelte ihr seinen Plan. Als sie ihn verstanden hatte, sagte er noch: Dies ist der einzige Weg, der uns bleibt. Ich bin dafr, da wir diesen Weg gehen. Und je eher, desto besser fr uns und die Welt Hydro.

5. Kapitel

Am nchsten Tage standen Hendricks und Inka vor dem Rat der Patriarchen.Wir haben lange beraten und sind nun zu einem Entschlu gekommen.Gespannt sahen Hendricks und Inka auf. Instinktiv ahnten sie, da jetzt eine wichtige Entscheidung verkndet wrde. Und sie hatten sich nicht getuscht.Ernst und gemessen trat der Patriarch auf die beiden zu und legte Hendricks Hand in die Inkas. Die anderen Patriarchen schlossen einen Kreis um sie. Ihr beide werdet Trger aller Geheimnisse werden! Ihr sollt sie den Menschen der Erde bergeben. Wir vertrauen euch denn wir wissen, da ihr richtig entscheiden werdet. Niemals darf die Macht unseres Wissens und bald auch des euren fr Zerstrung ausgenutzt werden. Niemals soll sie Anla zu Kriegen sein, zu Mord und Totschlag. Alles Wissen soll zum Nutzen der Vlker der Erde verwendet werden nur zum Nutzen!Hendricks wollte antworten, aber der Hndedruck Inkas hielt ihn davon ab. So schwieg er und hrte weiter zu.An dir wird es liegen, ob die Vlker deines Heimatplaneten geeint werden. Denn nur die Einigkeit wird sie Zwist und Hader vergessen lassen. Nur Einigkeit wird Neid und Migunst besiegen!Hendricks konnte jetzt nicht mehr schweigen. Er mute antworten. Ihr stellt mir eine Aufgabe, die fr mich zu schwer ist, die ich nicht lsen kann. Ich bin kein Staatsmann, kein Diplomat. Ich binDu bist ein Mensch, Jan Hendricks. Ein Mensch mit einem ehrlichen Herzen! Das ist das Entscheidende.Die Patriarchen gaben die beiden wieder frei und ffneten den Ring. Noch einmal ergriff einer von ihnen das Wort. Du, Hendricks, und du, Inka, ihr werdet zur Erde reisen. Ihr werdet das Geheimnis des Raumfluges kennen, und ihr werdet auch Ein anderer Patriarch deutete erregt durch eins der groen Fenster. Im Schein der untergehenden Sonne sah man wohl an die hundert Roboter. Sie marschierten auf das Gebude zu. Gefhrt wurden sie von zwei Robotern des RP-Typs. Was sie planten, war klar. Das ist es, was wir befrchtet hatten!Ataka zog Hendricks und Inka vom Fenster zurck und beantwortete Hendricks aufgeregtes Was und wieso?Das Gehirn hat dich erkannt. Es will dich unschdlich machen.Die Roboterkolonne war jetzt in das Haus eingedrungen und lrmte die Treppenstufen herauf. Es war wie ein Ungewitter, das sich ber ihren Kpfen zusammenzog, wie ein Verhngnis, das nher kam.Schliet die Tr verriegelt sie.Ataka fhrte die Anordnung aus, meinte aber gleichzeitig: Das wird sie auch nur ein paar Sekunden aufhalten.Ein paar Sekunden sind jetzt kostbar fr uns. Der Patriarch hatte all seine Wrde vergessen. Hastig und erregt kamen seine Befehle. Hendricks und Inka. Sofort hierher! Er dirigierte die beiden in eine Ecke des Raumes.An der Tr wurde es pltzlich still. Die ersten Roboter hatten das Hindernis erreicht und waren stehengeblieben. Doch schon hrte man die blecherne Metallstimme eines RP-Roboters kalt befehlen: Aufbrechen!Umfat euch. Denkt fest daran, da ihr zum dritten Planeten im System Sol wollt. Denkt fest daran und glaubt, da es gelingen wird. Der Patriarch richtete die Linsen eines seltsam geformten Apparates auf die beiden jungen Menschen und bediente in fliegender Eile mehrere Einstellhebel. Denke nicht nur an die Erde, sondern auch an den Ort, zu dem du willst, Jan Hendricks!Ich will nach Detroit. Ich will auf den dritten Planeten im System Sol. Ich will nach Detroit! Kein Platz fr andere Gedanken war mehr in seinem Gehirn. Nur immer wieder der eine Satz: Ich will zum dritten Planeten, ich will heim zur Erde!

*

Sie mssen erst einmal wieder nchtern werden, Mr. Hendricks. Die schwarze Aufwartefrau wollte sich ausschtten vor Lachen. Sie hielt die Fuste in die Seiten gestemmt und grinste ber ihr ganzes breites Gesicht. Oh, Mr. Hendricks. Sie mssen ganz schn geladen haben. Ein Wunder berhaupt, da Sie noch in die Wohnung zurckgefunden haben. Kommen Sie, ich helfe Ihnen.Nur zgernd ffnete Hendricks wieder die Augen. Er sa im Sessel des Wohnzimmers in seiner Detroiter Wohnung. Sein Kopf schmerzte zum Zerspringen, und fr einen Augenblick glaubte er wirklich, er sei total betrunken.Zu unwahrscheinlich war doch alles, was in seinem Gehirn herumging. Die Geschichte von der Welt Hydro, von Robotern und Teleportation. Doch pltzlich erhellte sich das Dunkel. Inka wo ist Inka?Er stie die hilfreiche Alte zur Seite und sah sich wirr um. Dann strzte er zur Wohnungstr, ri sie auf und sah hinaus in den Garten. Nichts war zu sehen. Inka war nicht angekommen! Inka, seine kleine Inka!Niedergeschlagen ging er zurck und schickte die Aufwartefrau nach Hause. Danke, Sally, ich brauche Sie heute nicht mehr.Soll ich nicht noch einen starken Kaffee machen?Sie verstummte, als sie das Gesicht ihres Brotgebers sah. Still ging sie hinaus. Der arme Mr. Hendricks!Niedergeschlagen und in Gedanken versunken, ging Hendricks quer durch den Raum und ffnete die Tr zum Schlafzimmer. Es war, als htte ein Blitz eingeschlagen und mit seinem grellen Licht das Dunkel um ihn herum zerrissen. An alles hatte Hendricks gedacht. Nur nicht an die naheliegendem Dinge. Er hatte nach drauen gesehen, aber nicht seine ganze Wohnung untersucht.Im Bett lag friedliches Lcheln auf dem schlafenden Gesicht Inka. Sie atmete langsam und regelmig und nichts strte ihren Schlummer. Behutsam, auf Zehenspitzen, nherte sich Hendricks dem Bett. Zart strich er mit der Hand ber das Haar der geliebten Frau. Dann deckte er sie mit behutsamer Bewegung zu, schlo leise die Vorhnge und ging zurck ins Wohnzimmer.Das Experiment war geglckt; der Sprung von Hydro zur Erde gelungen! Ihm wurde freier ums Herz. Jetzt war ihm auch nicht mehr Angst vor seiner Aufgabe, die hier auf der Erde auf ihn wartete.

6. Kapitel

Eine ganze Woche schon verbummelte Jan Hendricks mit Inka die Zeit. Im Werk hatte er sich Urlaub geben lassen und als Begrndung fr seine unvorhergesehene Abwesenheit vorher einfach Inka vorgestellt. Das ist der Grund, hatte er gelchelt.Ebenso lchelnd und mit den Augen verstndnisvoll zwinkernd hatte Direktor Wullard Glck gewnscht und den erbetenen Urlaub bewilligt. Das war schon am Morgen nach der Rckkehr zur Erde gewesen, denn Hendricks war viel zu sehr Pflichtmensch, als da er das Werk htte noch lnger im unklaren lassen knnen.Mit Direktor Wullard verband ihn ber die rein dienstlichen Belange hinaus noch eine persnliche Freundschaft, die in jahrelangen Proben ihre Feuertaufe mehr als einmal bestanden hatte. Beide, Hendricks und Wullard, waren Menschen von gerader Art und scheuten sich nicht, offen ihre Meinung zu sagen. Es war nicht immer ohne Reibereien geblieben aber jeder bemhte sich, den Standpunkt des anderen zu verstehen.Ganz ernsthaft hatte Hendricks berlegt, ob er sich seinem Freund nicht offen anvertrauen sollte, ob er ihm nicht berichten sollte von der Welt Hydro und den Sorgen ihrer Bewohner. Schon wollte er zum Sprechen ansetzen, als ihn buchstblich im letzten Augenblick eine innere Stimme davon abhielt. Eine Stimme von solch suggestiver Kraft und Eindringlichkeit, da Hendricks tatschlich seinen schon begonnenen Satz mit irgendeiner Nichtigkeit beendete.Mit einem Sportflugzeug waren Inka und Hendricks quer ber den amerikanischen Kontinent geflogen. Jetzt ging die Reise zurck. Ruhig sang der Motor sein Lied, die Maschine flog nur knapp vierhundert Meter hoch. Fast verspielt sa Hendricks am Steuerknppel und glich lssig kleine Kursschwankungen aus.Gerade in diesem Augenblick, als Hendricks und Inka an nichts dachten und sich ganz dem Zauber des Fluges hingaben, hrten sie beide die Stimme. Klar und deutlich, als se der Sprecher neben ihnen, vernahmen sie:der rat der patriarchen von hydro grt euch, seit eurer ankunft auf dem dritten planeten im system sol ist dies die erste Verbindung mit euch, wir hoffen, da ihr mich versteht.Inka hatte sich zuerst gefat und die Bedeutung der Stunde erkannt. Sie schlo die Augen und konzentrierte sich ganz auf das Gesprch quer durch die unendlichen Weiten des Raumes. Wir hren, verehrungswrdiger Rat der Patriarchen von Hydro. Wir hren und verstehen deine Botschaft.Sofort kam auch die Antwort: ihr seid jetzt bereit, das erbe unserer welt anzutreten, ich rufe euch wieder am morgigen tag zur gleichen stunde. Dann ri die Verbindung ab.Was hat er nur gemeint, Inka? Bereit, um das Erbe anzutreten? Doch im gleichen Augenblick wute er, was der Patriarch hatte sagen wollen. Sein Kopf war pltzlich erfllt von einem Wissen um den Zusammenhang aller Dinge. Es war ja alles so selbstverstndlich so einfach so logisch klar! Raumflug war kein Geheimnis mehr! Die Verwertung atomarer Kraft auf kleinstem Raum und vllig gefahrlos war doch ein Kinderspiel! Warum nur war noch niemand auf die Lsung aller dieser Probleme gekommen?Inka schien in seinen Gedanken lesen zu knnen und antwortete: Weil noch niemand vor dir auf Hydro war, Hendricks. Um die Dinge richtig erkennen zu knnen, und um sie richtig zu nutzen, bedarf es mehr als nur des Wissens. Dazu mu man frei sein. Wirklich frei!Wir sind frei, Inka. Die Freiheit der Menschen meiner Welt wird nicht durch Roboter gestrt.Aber durch kleinlichen Ha! Durch Neid und Migunst. Ein Mensch ist auf den anderen Menschen, seinen Nachbarn, neidisch. Eine Stadt mignnt der Nachbarstadt etwas. Ein Land hadert mit dem Nachbarstaat, weil dieser einen greren Absatz hat, weil er mehr Ansehen geniet.Du hast sehr genau beobachtet, Inka.Genauer als Ataka und Noga bei ihrem ersten Besuch auf der Erde. Viel sorgfltiger als sie habe ich euch Menschen und eure Erde geprft.Und was ist das Ergebnis deiner Prfung? Ist sie gut ausgefallen, bist du mit mir zufrieden?Sie sah ihn mit einem schrgen Blick von unten herauf an. Eine Sekunde zgerte sie mit der Antwort. Du hast eine groe Verantwortung bernommen, Hendricks. Mehr zu tragen und ertragen wirst du haben als je ein Mensch zuvor. Ich habe Angst um dich und um deine Welt.

*

berall sprten sie es gleichzeitig: Ob nun in Rom oder London, Paris oder Washington, ob in Moskau oder Peking. Die herrschenden Staatsmnner, die Diktatoren und die vom Volk gewhlten Vertreter, sie alle hatten nachts zur gleichen Stunde die gleiche Erscheinung.Sie meinten wach zu sein, konnten sich aber nicht bewegen. Direkt vor ihnen, zum Greifen nahe, schwebte im Raum das Gesicht eines Mannes. Ein seltsamer Schimmer, ein wohltuend warmes Leuchten ging von den Bildern aus.Der Mann sprach. Und ob die Muttersprache des Angesprochenen nun Italienisch, Englisch, Franzsisch, Russisch oder Chinesisch war er verstand die Botschaft.Ich gre euch, Herrscher der Vlker unserer Welt. Ich gre euch und bermittle Gre vom Rat der Patriarchen der Welt Hydro.Lnger als eine Stunde sprach die Erscheinung auf die Herrscher ein, berichtete ihnen vom untergehenden Geschlecht der Menschen Hydros und ihrem Wissen. Sie erzhlte von dem Erbe, das der Welt zum Geschenk gemacht werden sollte und bat um Einsicht, Frieden und Verstehen.Dann war das Gesicht wieder verschwunden. Es verging im Dunkel der Nacht, und berall in den Schlafzimmern der Herrscher auf der Erde erwachten die Mnner, starrten mit entsetzten Augen in die Dunkelheit um sie herum und atmeten erst wieder auf, als sie das Licht eingeschaltet hatten.Und keiner der Mnner zweifelte an der Wahrheit des eben Gehrten, keiner glaubte daran, da alles nur eine Sinnestuschung gewesen sein knne. Sie wuten, da alles so war, wie es die Erscheinung verkndet hatte.In dieser Nacht fanden die Herrscher keine Ruhe mehr. In den Staaten der Diktatur wurden die engsten Berater zusammengerufen. Bei den demokratischen Staatsformen berief man die Parlamente zu einer Sitzung ein.Hinter verschlossenen Tren wurde verhandelt, beraten und diskutiert. Strengste Absperrung sorgte dafr, da auch nicht die geringste Information an die ffentlichkeit kam. Es war bezeichnend, da zuerst die Diktaturen zu einem Entschlu kamen. Hier fragte man nicht lange, sondern akzeptierte gehorsam die Ausfhrungen des Staatschefs. In den demokratischen Parlamenten dagegen gingen die Diskussionen pausenlos auch den nchsten Tag hindurch weiter. Schlielich lieen sich aber auch die Abgeordneten berzeugen.Eins stand also fest: Ein Planet irgendwo im Weltraum war bereit, der Erde seine Erfindungen zu schenken!Es kmmerte die Herrscher wenig, da in der Botschaft von der Gesamtheit der Erde gesprochen worden, also der ganze Planet gemeint war. Die Herrscher meinten nur sich selbst ihren Staat ihre eigene Macht.Ein paar Tage spter erschienen in den Zeitungen der Hauptstdte erst vage, aber dann immer deutlicher werdende Meldungen. Man sprach von einem Vorsto in den Raum, der zum Wohle dieses oder jenes Staates versucht werden sollte. Gleichzeitig registrierten die Zeitungen verstrkten Betrieb auf den Versuchsanlagen der Raketenstationen. In Florida, auf den Weihnachtsinseln und in Ostruland verging kein Tag mehr, an dem nicht fauchend auf langem Feuerschweif balancierend Raketen in den Himmel stiegen.Kopfschttelnd las Hendricks in seiner Detroiter Wohnung die Zeitungsmeldungen, hrte die Rundfunknachrichten und sah sich die Fernsehsendungen an. Alles hatte den gleichen Tenor: Groe Macht wartet auf uns, wenn wir die Schtze Hydros heben knnen.Macht! Inka, nur Macht! Ich verstehe das alles nicht mehr. berall in der Welt hat ein Kampf um die Macht eingesetzt, ein Wettrennen um die Geheimnisse deines Planeten. Die junge Frau sah auf. Wir mssen versuchen, die Vlker der Erde zur Vernunft zu bringen und sie zu berzeugen, da Macht nur Unglck und Ha bringt.In diesem Augenblick schlug die Glocke des Telefons an. Die Werke waren am anderen Ende der Leitung, und die Zentrale verband mit Direktor Wullard.Hallo, Junge! Ich wei zwar, da du noch Urlaub hast und Inka mich vermutlich bei lebendigem Leibe rsten wird, aber ich mu dich unbedingt sehen.Das pat mir schlecht, Direktor. Oder, um ganz ehrlich zu sein: berhaupt nicht! Ich habe dringende Sachen zu erledigen und war schon drauf und dran, Sie anzurufen und um Urlaubsverlngerung zu bitten.Der Stimme Wullards merkte man deutlich einen leichten rger an. Ausgeschlossen, Hendricks. Sie wissen, da ich kein Spielverderber bin.Hendricks unterbrach ihn. Zugegeben, aber gerade in diesem Fall habe ich besondere Grnde und muAuch ich habe besondere Grnde, Hendricks. Wirklich ernste Grnde! Er lenkte ein. Junge, nun hre einmal vernnftig zu. Ich kann am Telefon wenig sagen wir mssen uns unbedingt sofort sehen und dann weitersprechen. Nur soviel jetzt: Es handelt sich um Raumfahrt.Hendricks schwieg. Inka hatte das Gesprch mit angehrt und meinte flsternd: Du solltest mit ihm sprechen. Wir werden Freunde und verstndnisvolle Mitarbeiter brauchen.Hendricks sprach wieder ins Telefon: Gut, Direktor, ich komme. Wann? Sofort! Ich schlage vor, da wir uns in einer halben Stunde treffen. Abgemacht!Seufzend legte er den Hrer auf die Gabel und ging im Zimmer hin und her. Dann hatte er seinen Entschlu gefat, besprach sich mit Inka und fand ihr Einverstndnis. In aller Ruhe setzte er sich wieder hin und rauchte eine Zigarette. Dabei achtete er genau auf seine Uhr. Zwanzig Sekunden vor der angesetzten Zeit seiner Verabredung mit Direktor Wullard fate er Inka bei der Hand, und beide traten in die Mitte des Zimmers.

*

Mi Norden hier Direktor Wullard. Fragen Sie bitte beim Empfang nach, ob Mr. Hendricks schon eingetroffen ist. Geben Sie mir dann gleichIn diesem Augenblick verschlug es ihm die Sprache. Aus dem Nichts heraus materialisierten sich pltzlich zwei Gestalten, nahmen feste Formen an und standen Sekunden spter als Hendricks und Inka lchelnd vor ihm.Herr Direktor Direktor Wullard Sie wollten noch etwas hinzufgen! Die Stimme von Mi Norden klang mitnend und aufgeregt aus dem Telefonhrer.Nichts. Es ist schon gut. Die Herrschaften sind bereits bei mir eingetroffen. Mit letzter Willenskraft stammelte Wullard diesen Satz und lie sich dann erschpft in den Sessel zurckfallen.Inka nahm ihm den Hrer aus der Hand und legte ihn erst einmal wieder zurck auf die Gabel. Dann lchelte sie ein wenig spttisch und fragte: Wollen Sie mir keinen Platz anbieten?Wullard antwortete nicht. Er starrte immer noch fassungslos auf die beiden Besucher und rang nach Luft. Er strich sich ber die Augen, als knne er dadurch die Vision zum Verschwinden bringen.Hendricks lste den Bann. Wir sind es wirklich, Direktor. Wie verabredet, pnktlich auf die Sekunde genau. Mit einem Seitenblick zur Tr fragte er: Wir sind doch hier ungestrt?Endlich fate sich der Direktor wieder. Er hatte sich zwar fr einen Augenblick verblffen lassen, gewann jetzt aber doch seine khle berlegung zurck. Schn, da seid ihr. Das sehe ich. Erst einmal herzlich willkommen. Wie ihr hergekommen seid, werdet ihr mir sicherlich noch erzhlen. Durch die Luft geflogen wohl kaum? Er lief mit langen Schritten durch den Raum.Doch, Direktor. Wenn auch nicht so, wie Sie es sich vielleicht vorstellen.Hendricks hielt es jetzt fr an der Zeit, alles aufzuklren. Er fhrte Wullard zu seinem Sessel zurck und drckte ihn in die Polster. Dann sprach er leise und eindringlich auf ihn ein. So kurz wie mglich, und doch gleichzeitig auch wieder ausfhrlich, schilderte er seine Erlebnisse und berichtete von seinem Auftrag.Inka ist also ein Mdchen von?Ja, Direktor. Ich bin ein Mensch der Welt Hydro. Der sichtbare Beweis fr die Wahrheit der Berichte. Und den zweiten Beweis haben wir Ihnen ja eben geliefert. TeleportationIn komischer Verzweiflung hob Wullard abwehrend beide Hnde. Nur nicht noch einmal! Besten Dank dafr! Mir hat es gelangt, als ihr beide pltzlich aus dem Nichts auftauchtet. Wenn ich mir vorstelle, da in Zukunft jeder x-beliebige Besucher mit einem Male vor meinem Schreibtisch steht und das ohne Anmeldung! Wullard stand auf, ging zur Tr, schlo sie zweimal ab und steckte den Schlssel in seine Westentasche. So, von der Seite sind wir vor berraschungen sicher. Dann gab er telefonisch Anweisung, da er vorerst nicht gestrt werden wollte.In den Hnden dieser drei Menschen lag jetzt das Schicksal von zwei Welten. Das Schicksal der Planeten Erde und Hydro. Und je lnger die Besprechung dauerte, um so drckender und schwerer fhlten die drei die Last der Verantwortung.

7. Kapitel

Der Bau des Raumschiffes ging schneller voran als erwartet, wenn auch nicht immer reibungslos.Kritisch beobachtete Hendricks den Einbau der Apparate. Gegen die stndig anwachsende Opposition der Werksingenieure hatte er schlielich doch durchsetzen knnen, da am Motor des Raumschiffes und an den Bedienungsaggregaten gewisse grundlegende nderungen vorgenommen worden waren.Das Ding wird nie fliegen, Mr. Hendricks! Verlassen Sie sich auf mich. Ihre genialen Einflle, der Oberingenieur des Werkes dehnte seine Worte spttisch, entbehren jeder wissenschaftlichen Grundlage.Das Schiff wird fliegen, Williams!Auseinanderfliegen, Mr. Hendricks. In tausend Fetzen auseinanderfliegen! Offene Feindschaft war das jetzt schon.Sie werden das Risiko nicht eingehen, Williams. Sie werden nur das tun, was ich Ihnen sage; und dann drfen Sie den ersten Start vom sicheren Bunker aus verfolgen.In einer stundenlangen Konferenz hatten Hendricks, Wullard und Inka alle diese Dinge errtert und immer wieder durchgesprochen. Hier war auch zum erstenmal die Sorge aufgetaucht, welch lohnende Beute Hendricks sein knnte. Offen hatte es Wullard ausgesprochen: Wenn irgendeiner, sagen wir, der Herrscher im Ostreich, von deinem Wissen erfhrt, dann ist deine Sicherheit keinen Pfifferling mehr wert!Hendricks war aufgefahren. Du meinst, man wrde mich entfhren? Er lchelte. Von mir aus sollen sie das ruhig versuchen. Was meinst du wohl, was die fr Augen machen, wenn Sie mich am nchsten Tag nicht mehr vorfinden. Sie knnten mich meinetwegen einmauern. Mauern sind fr die Teleportation kein Hindernis!Zustimmend hatte Wullard genickt. Sicher, Hendricks. Einmal wird dir das glcken. Einmal werden sich die Gegner bluffen lassen. Aber wenn man erst deine berirdischen Fhigkeiten erkannt hat und merkt, da du aus jedem Gefngnis entkommen kannst, was, meinst du, wird man dann tun?Verwundert hatte Hendricks aufgeschaut. Was dann? Nun, sie werden wohl einsehen, da sie bei mir kein Glck haben und es aufgeben.Aufgeben? Junge, du bist naiver, als ich gedacht habe. Du kennst nicht die Gier der Menschen nach Macht und die Skrupellosigkeit, wenn um die Macht gekmpft wird. Da spielt ein Menschenleben wirklich keine Rolle. Auch deins nicht! Sie wrden dich lieber umbringen, als zuzulassen, da ein anderer Staat von deinen Kenntnissen profitiert.Schweigend hatten die drei dann dagesessen. Hendricks mute zugeben, da Wullards Warnungen Grnde genug hatten. Aufatmend hatte er schlielich dieses fr ihn so unangenehme Thema abgebrochen. Zum Glck wei niemand, was ich wei!Dieses Gesprch war auch der Grund gewesen, da von da an alle Anordnungen von Hendricks so gegeben wurden, als seien sie eben einer irdischen Erfindung entsprungen.Drauen vor dem Werkstor wartete Inka mit dem Wagen auf ihn. Sie war tagsber sehr beschftigt gewesen: Sie hatte eingekauft und dabei die Verkufer fast zur Verzweiflung gebracht. Sie hatte manchmal Dinge gefordert, von denen die Verkufer noch nie etwas gehrt hatten. Immer wieder ertappte Inka sich dabei, da sie viel zu unvorsichtig war. Sie verga einfach, da sie nicht mehr auf Hydro war, und da die Erde, so gut es ihr auch hier gefiel, um etliche Jahrtausende in der Entwicklun


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