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Das Elliott-Wellen-Prinzip - ciando

Date post: 16-Oct-2021
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Page 1: Das Elliott-Wellen-Prinzip - ciando
Page 2: Das Elliott-Wellen-Prinzip - ciando

Prechter und Frost

Das Elliott-Wellen-Prinzip

Der Schlüssel zu einem besseren Börsenverständnis

Lieber Leser,

die englische Originalfassung des vorliegenden Standardwerks wurdegrößtenteils in den Jahren 1977/78 geschrieben. Zwar sind in der deut-schen Ausgabe auch Fortschreibungen in die neuere Zeit und Analysenaus der Sicht der 1980er und 1990er Jahre enthalten, aber es bleibt imWesentlichen nach wie vor ein Lehrbuch, das aus seiner Zeit heraus ge-

schrieben wurde und auf Beispiele aus eben dieser Zeit zurückgreift.

Das Elliott-Wellen-Prinzip selbst ist zeitlos. Es wird im 21. Jahrhundertnicht weniger beobachtbar sein, wie es in den letzten Jahrhunderten da-

vor beobachtbar war. Es ist kein altes Buch, es ist ein neues Buch, einaktuelles Buch.

Lesen Sie es in diesem Geiste.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei und freuen uns auf Ihr Feedback.

Ihr FinanzBuchVerlag

[email protected]

Robert PrechterA. J. Frost

Das Elliott-Wellen-PrinzipDer Schlüssel zu einem besseren Börsenverständnis

Elliott Wellen080416_148x210_336Seiten.indd 2 08.04.16 12:29

Page 3: Das Elliott-Wellen-Prinzip - ciando

Prechter und Frost

Das Elliott-Wellen-Prinzip

Der Schlüssel zu einem besseren Börsenverständnis

Lieber Leser,

die englische Originalfassung des vorliegenden Standardwerks wurdegrößtenteils in den Jahren 1977/78 geschrieben. Zwar sind in der deut-schen Ausgabe auch Fortschreibungen in die neuere Zeit und Analysenaus der Sicht der 1980er und 1990er Jahre enthalten, aber es bleibt imWesentlichen nach wie vor ein Lehrbuch, das aus seiner Zeit heraus ge-

schrieben wurde und auf Beispiele aus eben dieser Zeit zurückgreift.

Das Elliott-Wellen-Prinzip selbst ist zeitlos. Es wird im 21. Jahrhundertnicht weniger beobachtbar sein, wie es in den letzten Jahrhunderten da-

vor beobachtbar war. Es ist kein altes Buch, es ist ein neues Buch, einaktuelles Buch.

Lesen Sie es in diesem Geiste.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei und freuen uns auf Ihr Feedback.

Ihr FinanzBuchVerlag

[email protected]

Robert PrechterA. J. Frost

Das Elliott-Wellen-PrinzipDer Schlüssel zu einem besseren Börsenverständnis

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Page 4: Das Elliott-Wellen-Prinzip - ciando

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen: [email protected]

3. Auflage 2018© 2003 by Finanzbuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbHNymphenburger Straße 86 D-80636 München Tel.: 089 651285-0 Fax: 089 652096

Copyright © of the original work by Robert Rougelot Prechter Jr. and Alfred John Frost First Edition Published 1978 under the title: Elliott Wave Principle. All Rights Reserved. Authorized translation from the English language Edition of the Work originally published by New Clas-sics Library, a division of Elliott Wave International Inc., Gainesville, Georgia, U.S.A.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Überset-zung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikro-film oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Gesamtbearbeitung: UnderConstruction, München Übersetzung: Christoph KlarDruck: GGP Media GmbH, PößneckPrinted in Germany

ISBN Print 978-3-89879-772-6 ISBN E-Book (PDF) 978-3-86248-943-5ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86248-944-2

www.finanzbuchverlag.deBeachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

Page 5: Das Elliott-Wellen-Prinzip - ciando

Copyright © of the original work by Robert Rougelot Prechter Jr. andAlfred John Frost

First Edition Published 1978 under the title: Elliott Wave Principle

All Rights Reserved. Authorized translation from the English language Edition of the Work originally

published by New Classics Library, a division of Elliott Wave International Inc., Gainesville, Georgia, U.S.A.

Gesamtbearbeitung: UnderConstruction, München

Übersetzung: Christoph Klar

Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

2. Auflage 2016

© 2003 der Übersetzung: FinanzBuch Verlag GmbH

Nymphenburger Str. 86 · 80636 München

Tel.: 089/65 12 85-0 Fax: 089/65 20 96

Alle Rechte, einschließlich derjenigen des auszugsweisen Abdrucks sowie der photomechanischen und elektronischen Wiedergabe, vorbehalten.

Dieses Buch will keine spezifischen Anlage-Empfehlungen geben und enthält lediglich allgemeine Hinweise. Autor, Heraus-geber und die zitierten Quellen haften nicht für etwaige Verluste,

die aufgrund der Umsetzung ihrer Gedanken und Ideen entstehen.

ISBN Print 978-3-89879-772-6ISBN E-Book (PDF) 978-3-86248-934-5

ISBN E-Book (EPub, Mobi) 978-3-86248-944-2

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Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek:Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Datensind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Vorwort zur deutschen Ausgabe

Meine Familie wusste schon immer, dass mein Ur-Großvater, FranzPrechter, 1856 aus Deutschland in die USA immigrierte. Neulich hatteich das Vergnügen von einem Prechter aus Deutschland zu hören, der beiNachforschungen über seine Vorfahren herausfand, dass wir gemeinsameWurzeln haben. Nun können wir unseren Stammbaum bis 1782 zurück-verfolgen, als der Vater von Franz, Thomas Eugen Prechter, in Thengengeboren wurde.

Meine Vorfahren waren Schiffsbauer am Lake Constance. Vielleicht habeich eine Vorliebe für deren Handwerk geerbt, da ich glaube, dass das Wel-len-Prinzip ein Werkzeug ist, mit dem man sich seine eigene Arche bauenkann, um schwierige Zeiten zu umschiffen oder seine eigene Rakete, dieeinen zu den Sternen bringt, wenn die Zeit günstig ist.

Das vorliegende Buch wurde 1978 geschrieben, zu einer Zeit als dieSterne gut standen und der Aktienmarkt einen hohen Abflug wagte. Zwi-schen 1998 und 2000 zog sich jedoch der Himmel zusammen und eswurde an der Zeit sich eine Arche zu bauen. Betrachten Sie das vorlie-gende aktualisierte Werk als eine Art Rettungsplan, der Sie in Zukunftvielleicht vor so manchem Unglück bewahren kann.

Ich möchte meinen Freunden vom FinanzBuch Verlag für die Veröffentli-chung der deutschen Übersetzung meines Buchs Elliott Wave Principledanken. Wäre mein Co-Autor A. J. Frost noch am Leben, wäre er sicher-lich stolz dies sehen zu können.

Robert R. Prechter, Jr.

Juli, 2003

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Elliott Wellen080416_148x210_336Seiten.indd 5 08.04.16 12:29

Page 6: Das Elliott-Wellen-Prinzip - ciando

InhaltVorwort des Herausgebers zur Sonderausgabe anlässlich des 20. Jubiläums 10Danksagungen 12Vorwort 14Anmerkungen der Autoren 21

Teil I

Die Elliott-Theorie

Kapitel 1Das Grundkonzept 23

Elementare Grundsätze 25Das Fünf-Wellen-Muster 26Wellenmodus 27Der vollständige Zyklus 28Fraktalstruktur 29Das grundlegende Muster 30Warum 5-3? 33Wellenebenen: Bezeichnungen und Kürzel 33Wellenfunktion 36Variationen eines Grundthemas 37Zusammenfassung zusätzlicher technischer Aspekte 38

Detaillierte Analyse 39Impulse 39Dehnungen 40Verkürzung 47Diagonale Dreiecke (Keile) 47Beendende Diagonale 48Führende Diagonale 52

Korrekturwellen 53

DAS ELLIOTT-WELLEN-PRINZIP

6

Zickzack (5-3-5) 55Flach (3-3-5) 59Horizontales Dreieck (Dreieck) 64Kombination (Doppel- und Dreifach-Dreier) 69Herkömmliche Hochs und Tiefs 73Die Verschmelzung von Modus und Funktion 73

Zusätzliche Fachbegriffe (wahlweise) 74Begriffe zur Zweckbezeichnung 74Begriffe zur Bezeichnung der relativen Bedeutung 76

Irrige Konzepte und Muster 77

Kapitel 2Richtlinien der Wellenbildung 81

Die Wechselrichtlinie 81Die Kursspanne von Korrekturwellen 86Wellenverhalten nach gedehnten fünften Wellen 88Wellengleichheit 91Aufzeichnen der Wellencharts 92Trendkanäle 94Überschießen 95Skalierung 96Volumen 99Das „richtige Aussehen“ 100Der Charakter der einzelnen Wellen 101Die Grundlagen verstehen 113Praktische Anwendung 116

Kapitel 3Hintergründe des Wellenprinzips 123

Leonardo Fibonacci da Pisa 123Die Fibonacci-Zahlen 127Der Goldene Schnitt 129Fibonacci: Primzahlen (P) und zusammengesetzte Zahlen (C) 133

INHALT

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InhaltVorwort des Herausgebers zur Sonderausgabe anlässlich des 20. Jubiläums 10Danksagungen 12Vorwort 14Anmerkungen der Autoren 21

Teil I

Die Elliott-Theorie

Kapitel 1Das Grundkonzept 23

Elementare Grundsätze 25Das Fünf-Wellen-Muster 26Wellenmodus 27Der vollständige Zyklus 28Fraktalstruktur 29Das grundlegende Muster 30Warum 5-3? 33Wellenebenen: Bezeichnungen und Kürzel 33Wellenfunktion 36Variationen eines Grundthemas 37Zusammenfassung zusätzlicher technischer Aspekte 38

Detaillierte Analyse 39Impulse 39Dehnungen 40Verkürzung 47Diagonale Dreiecke (Keile) 47Beendende Diagonale 48Führende Diagonale 52

Korrekturwellen 53

DAS ELLIOTT-WELLEN-PRINZIP

6

Zickzack (5-3-5) 55Flach (3-3-5) 59Horizontales Dreieck (Dreieck) 64Kombination (Doppel- und Dreifach-Dreier) 69Herkömmliche Hochs und Tiefs 73Die Verschmelzung von Modus und Funktion 73

Zusätzliche Fachbegriffe (wahlweise) 74Begriffe zur Zweckbezeichnung 74Begriffe zur Bezeichnung der relativen Bedeutung 76

Irrige Konzepte und Muster 77

Kapitel 2Richtlinien der Wellenbildung 81

Die Wechselrichtlinie 81Die Kursspanne von Korrekturwellen 86Wellenverhalten nach gedehnten fünften Wellen 88Wellengleichheit 91Aufzeichnen der Wellencharts 92Trendkanäle 94Überschießen 95Skalierung 96Volumen 99Das „richtige Aussehen“ 100Der Charakter der einzelnen Wellen 101Die Grundlagen verstehen 113Praktische Anwendung 116

Kapitel 3Hintergründe des Wellenprinzips 123

Leonardo Fibonacci da Pisa 123Die Fibonacci-Zahlen 127Der Goldene Schnitt 129Fibonacci: Primzahlen (P) und zusammengesetzte Zahlen (C) 133

INHALT

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Page 8: Das Elliott-Wellen-Prinzip - ciando

Der Goldene Schnitt 137Das goldene Rechteck 139Die goldene Spirale 141Die Bedeutung der Zahl Phi 145Fibonacci im Spiralwirbel der Börse 155Fibonaccis Mathematik in der Struktur des Wellenprinzips 159Phi und Additivwachstum 163

Teil II

Elliott in der Anwendung

Kapitel 4Die Verhältnisanalyse und Fibonacci-Zeitsequenzen 167

Verhältnisanalyse 167Rückläufe 170Multiplikatoren in Antriebswellen 174Multiplikatoren in Korrekturwellen 175

Die Verhältnisanalyse in der Anwendung 176Mehrfache Wellenverhältnisse 184Fibonacci-Zeitsequenzen 186Benners Theorie 189

Kapitel 5Langfristige Wellen und eine aktualisierte Zusammenstellung 196

Die Jahrtausendwelle seit dem Mittelalter 202Der Große Superzyklus von 1789 bis heute 204Die Superzykluswelle seit 1932 208

DAS ELLIOTT-WELLEN-PRINZIP

8

Kapitel 6Aktien und Rohstoffe 213

Einzelne Aktien 213Rohstoffe 221Gold 226

Kapitel 7Andere Sichtweisen des Aktienmarkts und deren Beziehungen zum Wellenprinzip 233

Die Dow-Theorie 233Die Wirtschaftszyklen der „Kondratieff-Welle“ 235Zyklen 240Das Dekadenmuster 242Nachrichten 243Die „Random Walk Theory“ 245Technische Analyse 248„Wirtschaftsanalyse“ als marktprognostisches Instrument 251Exogene Faktoren 253

Kapitel 8Elliott spricht 255

Die nächsten zehn Jahre 255Naturgesetze 266

AnhangAktualisierung der langfristigen Prognose, 1982–1983 272Glossar 311Nachwort des Herausgebers 314Fußnoten 319Index 320

INHALT

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Page 9: Das Elliott-Wellen-Prinzip - ciando

Der Goldene Schnitt 137Das goldene Rechteck 139Die goldene Spirale 141Die Bedeutung der Zahl Phi 145Fibonacci im Spiralwirbel der Börse 155Fibonaccis Mathematik in der Struktur des Wellenprinzips 159Phi und Additivwachstum 163

Teil II

Elliott in der Anwendung

Kapitel 4Die Verhältnisanalyse und Fibonacci-Zeitsequenzen 167

Verhältnisanalyse 167Rückläufe 170Multiplikatoren in Antriebswellen 174Multiplikatoren in Korrekturwellen 175

Die Verhältnisanalyse in der Anwendung 176Mehrfache Wellenverhältnisse 184Fibonacci-Zeitsequenzen 186Benners Theorie 189

Kapitel 5Langfristige Wellen und eine aktualisierte Zusammenstellung 196

Die Jahrtausendwelle seit dem Mittelalter 202Der Große Superzyklus von 1789 bis heute 204Die Superzykluswelle seit 1932 208

DAS ELLIOTT-WELLEN-PRINZIP

8

Kapitel 6Aktien und Rohstoffe 213

Einzelne Aktien 213Rohstoffe 221Gold 226

Kapitel 7Andere Sichtweisen des Aktienmarkts und deren Beziehungen zum Wellenprinzip 233

Die Dow-Theorie 233Die Wirtschaftszyklen der „Kondratieff-Welle“ 235Zyklen 240Das Dekadenmuster 242Nachrichten 243Die „Random Walk Theory“ 245Technische Analyse 248„Wirtschaftsanalyse“ als marktprognostisches Instrument 251Exogene Faktoren 253

Kapitel 8Elliott spricht 255

Die nächsten zehn Jahre 255Naturgesetze 266

AnhangAktualisierung der langfristigen Prognose, 1982–1983 272Glossar 311Nachwort des Herausgebers 314Fußnoten 319Index 320

INHALT

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Page 10: Das Elliott-Wellen-Prinzip - ciando

Vorwort des Herausgebers zur Sonderaus-gabe anlässlich des 20. Jubiläums

Die englische Erstausgabe von Das Elliott-Wellen-Prinzip erschien imNovember 1978, als der Dow Jones bei 790 Punkten stand. Obwohl Kri-tiker das Buch in ihren Besprechungen sofort zum definitiven Lehrtextüber das Wellen-Prinzip erklärten, hat es den Einzug in die Bestseller-Lis-ten letztendlich um mehrere Hunderttausend Kopien verpasst. Trotzdemfand es Jahr für Jahr eine zunehmend größere Leserschaft, einerseits we-gen seines faszinierenden Inhalts und andererseits, weil die darin getrof-fenen langfristigen Prognosen sich als äußerst zutreffend erwiesen haben.Mittlerweile genießt das Buch den Status eines Wall-Street-Klassikers.Man könnte behaupten, es habe den Test der Zeit bestanden, genau wiedie Elliott-Wellen auch.

Darüber hinaus hat sich Das Elliott-Wellen-Prinzip ständig weiter ent-wickelt und verbessert. Mit jeder neuen Ausgabe kann es dabei seinerRolle als Textbuch zufriedenstellender nachkommen, da Robert Prechteres über die Jahre hinweg akribisch verfeinert, optimiert und erweiterthat. Seine Anstrengungen sind nicht fruchtlos geblieben. In den 1970er-Jahren konnte A. J. Frost noch oft eine Beobachtung Hamilton Boltonsaus den 1960er-Jahren zum Besten geben: „Auf 100 Leute, die mit derDow-Theorie vertraut sind, kommt nur eine Person, die überhaupt vonElliott gehört hat.“ Im Sommer 1986 konnte Frost Prechter dann jedochendlich telefonisch mit der Nachricht überraschen, dass „die Lage sichgrundlegend verändert“ habe.

Bis vor wenigen Jahren war die Idee, Marktbewegungen könnten im-mer gleichen Mustern folgen, noch äußerst kontrovers, doch wissen-schaftliche Entdeckungen der jüngsten Zeit zeigen, dass die Bildungwiederholter, identischer Muster zu den grundlegenden Eigenschaftenkomplexer Systeme (zu denen auch die Börse zählt) gehört. Ein Teil die-ser Systeme verzeichnet ein „punktuelles Wachstum“, also abwechselndePhasen von Wachstum und Negativwachstum oder Verfall, die sehrgleichförmige Muster fortschreitender Größe bilden. In der Natur lassen

DAS ELLIOTT-WELLEN-PRINZIP

10

sich unzählige „Fraktale“ dieser Art finden, und wie dieses Buch vor 20Jahren gezeigt hat und R. N. Elliott vor über 60 Jahren erstmals enthüllte,bildet die Aktienbörse in dieser Hinsicht keine Ausnahme1.

Mittlerweile fällt es schwer zu glauben, dass es 20 Jahre her sein soll,seit wir Frosts und Prechters Vision eines großartigen Bullenmarktes anden Aktienbörsen in die Welt schickten. Obwohl das Ausmaß dieses Bul-lenmarktes ihre ursprünglichen Erwartungen letztendlich weit übertraf,bezeichnen die Autoren diese Kursgewinne auch weiterhin als Zyklus-welle V. Inzwischen sieht der Aktienmarkt genau so aus, wie Prechter ihnvor 15 Jahren vorausschauend beschrieben hat: „Am Ende der Welle Vwird die Massenpsychologie der Anleger manische Züge annehmen, wo-bei Elemente von 1929, 1968 und 1973 zusammenwirken und letztend-lich zu noch extremeren Situationen führen werden.“ Jetzt, im Jahre1998, reflektiert jede Börsenstatistik und jedes Herzflattern der Anlegerganz genau diese Art von Situation.

In der vorliegenden Ausgabe wurde bei allen Aussagen überZukunftserwartungen der gleiche Wortlaut beibehalten wie in derErstausgabe, damit neue Leser nicht nur die Erfolge, sondern auch dieFehlschläge der von Prechter und Frost vor so vielen Jahren aufgestelltenPrognosen persönlich nachvollziehen können. Dabei handelt es sich umdieselben Prognosen, über die der Investmentanalyst James W. Cowan ein-mal die Bemerkung machte: „Selbst wenn man kleinere Irrtümer in Kaufnimmt, muss diese Prognose aus dem Jahr 1978 wohl als die bemerkens-werteste Börsenprophezeiung aller Zeiten gelten.“

Noch ist nicht klar, ob der jüngste, große Bullenmarkt auch im größtenBärenmarkt aller Zeiten münden und somit die zweite Hälfte der in die-sem Buch gestellten Prognose erfüllen wird. Eines ist jedoch sicher: DieAutoren beharren auf ihrer Meinung.

New Classics Library, Herausgeber

VORWORT

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Elliott Wellen080416_148x210_336Seiten.indd 10 08.04.16 12:29

Page 11: Das Elliott-Wellen-Prinzip - ciando

Vorwort des Herausgebers zur Sonderaus-gabe anlässlich des 20. Jubiläums

Die englische Erstausgabe von Das Elliott-Wellen-Prinzip erschien imNovember 1978, als der Dow Jones bei 790 Punkten stand. Obwohl Kri-tiker das Buch in ihren Besprechungen sofort zum definitiven Lehrtextüber das Wellen-Prinzip erklärten, hat es den Einzug in die Bestseller-Lis-ten letztendlich um mehrere Hunderttausend Kopien verpasst. Trotzdemfand es Jahr für Jahr eine zunehmend größere Leserschaft, einerseits we-gen seines faszinierenden Inhalts und andererseits, weil die darin getrof-fenen langfristigen Prognosen sich als äußerst zutreffend erwiesen haben.Mittlerweile genießt das Buch den Status eines Wall-Street-Klassikers.Man könnte behaupten, es habe den Test der Zeit bestanden, genau wiedie Elliott-Wellen auch.

Darüber hinaus hat sich Das Elliott-Wellen-Prinzip ständig weiter ent-wickelt und verbessert. Mit jeder neuen Ausgabe kann es dabei seinerRolle als Textbuch zufriedenstellender nachkommen, da Robert Prechteres über die Jahre hinweg akribisch verfeinert, optimiert und erweiterthat. Seine Anstrengungen sind nicht fruchtlos geblieben. In den 1970er-Jahren konnte A. J. Frost noch oft eine Beobachtung Hamilton Boltonsaus den 1960er-Jahren zum Besten geben: „Auf 100 Leute, die mit derDow-Theorie vertraut sind, kommt nur eine Person, die überhaupt vonElliott gehört hat.“ Im Sommer 1986 konnte Frost Prechter dann jedochendlich telefonisch mit der Nachricht überraschen, dass „die Lage sichgrundlegend verändert“ habe.

Bis vor wenigen Jahren war die Idee, Marktbewegungen könnten im-mer gleichen Mustern folgen, noch äußerst kontrovers, doch wissen-schaftliche Entdeckungen der jüngsten Zeit zeigen, dass die Bildungwiederholter, identischer Muster zu den grundlegenden Eigenschaftenkomplexer Systeme (zu denen auch die Börse zählt) gehört. Ein Teil die-ser Systeme verzeichnet ein „punktuelles Wachstum“, also abwechselndePhasen von Wachstum und Negativwachstum oder Verfall, die sehrgleichförmige Muster fortschreitender Größe bilden. In der Natur lassen

DAS ELLIOTT-WELLEN-PRINZIP

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sich unzählige „Fraktale“ dieser Art finden, und wie dieses Buch vor 20Jahren gezeigt hat und R. N. Elliott vor über 60 Jahren erstmals enthüllte,bildet die Aktienbörse in dieser Hinsicht keine Ausnahme1.

Mittlerweile fällt es schwer zu glauben, dass es 20 Jahre her sein soll,seit wir Frosts und Prechters Vision eines großartigen Bullenmarktes anden Aktienbörsen in die Welt schickten. Obwohl das Ausmaß dieses Bul-lenmarktes ihre ursprünglichen Erwartungen letztendlich weit übertraf,bezeichnen die Autoren diese Kursgewinne auch weiterhin als Zyklus-welle V. Inzwischen sieht der Aktienmarkt genau so aus, wie Prechter ihnvor 15 Jahren vorausschauend beschrieben hat: „Am Ende der Welle Vwird die Massenpsychologie der Anleger manische Züge annehmen, wo-bei Elemente von 1929, 1968 und 1973 zusammenwirken und letztend-lich zu noch extremeren Situationen führen werden.“ Jetzt, im Jahre1998, reflektiert jede Börsenstatistik und jedes Herzflattern der Anlegerganz genau diese Art von Situation.

In der vorliegenden Ausgabe wurde bei allen Aussagen überZukunftserwartungen der gleiche Wortlaut beibehalten wie in derErstausgabe, damit neue Leser nicht nur die Erfolge, sondern auch dieFehlschläge der von Prechter und Frost vor so vielen Jahren aufgestelltenPrognosen persönlich nachvollziehen können. Dabei handelt es sich umdieselben Prognosen, über die der Investmentanalyst James W. Cowan ein-mal die Bemerkung machte: „Selbst wenn man kleinere Irrtümer in Kaufnimmt, muss diese Prognose aus dem Jahr 1978 wohl als die bemerkens-werteste Börsenprophezeiung aller Zeiten gelten.“

Noch ist nicht klar, ob der jüngste, große Bullenmarkt auch im größtenBärenmarkt aller Zeiten münden und somit die zweite Hälfte der in die-sem Buch gestellten Prognose erfüllen wird. Eines ist jedoch sicher: DieAutoren beharren auf ihrer Meinung.

New Classics Library, Herausgeber

VORWORT

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Page 12: Das Elliott-Wellen-Prinzip - ciando

Danksagungen

Die Autoren haben den Versuch unternommen, alles Wissenswerte wie-derzugeben, das je über Elliott gesagt wurde. Allerdings wäre dieses Buchwohl nie zustande gekommen, wenn ihnen nicht mehrere Menschen ge-holfen hätten, an die sie sich immer mit Dankbarkeit erinnern werden.Anthony Boeckh vom Bank Credit Analyst hat uns freundlicherweiseseine Akten zugänglich gemacht. Jo-Anne Drew hat stundenlang an derRohfassung gearbeitet und die Produktion mit ihrem künstlerischen Ta-lent unterstützt. Herr und Frau Robert Prechter sen. haben die Endfas-sung akribisch genau durchgesehen. Arthur Merrill von Merrill AnalysisInc. hat uns wertvolle Ratschläge gegeben und in den Bereichen Photo-graphie und Produktion Hilfestellungen geleistet. Tatsächlich haben unsso viele Menschen bei unserer Aufgabe mit Ratschlägen und Ermutigungzur Seite gestanden, dass wir sie gar nicht alle erwähnen können. Hiermitmöchten wir sie alle bitten, unseren Dank entgegenzunehmen.

Die Hintergrund-Charts für einige der Illustrationen wurden unsfreundlicherweise von folgenden Quellen bereitgestellt: Bank CreditAnalyst, Montreal, Canada (Illustrationen 2-11, 5-5, 8-3): R. W. Mans-field, Jersey City, New Jersey (Abbildung 1-18), Merrill Lynch Inc. (Abbil-dungen 3-12, 6-8, 9, 10, 12, 7-5), Securities Research Co., Boston,Massachusetts (Abbildungen 1-13, 6-1 bis 6-7); Trendline, eine Tochter-gesellschaft von Standard and Poor’s Corp., New York (Abbildungen 1-14, 17, 276, 37, 4-14). Abbildung 3-9 enthält Illustrationen ausFascinating Fibonaccis von Trudi H. Garland (Zeichnungen), Mathema-tics von David Bergamini und den Herausgebern von LIFE (spiralförmigeBlüte und Parthenon), Omni Magazine, März 1988 (Hurrikan, Strudelund Muschelschalen), Scientific American, März 1969 (Sonnenblume),der Zeitschriften Science 86, Mai 1986 (Kiefernzapfen), Brain/Mind Bul-letin, Juni 1987 (DANN), Fibonacci Quarterly, Dezember 1979 (mensch-licher Körper), Nova-Adventures in Science (atomare Teilchen), DanielSchechtman, Technion, Haifa, Israel (Quasikristall) und von den HaleObservatories, Pasadena, Kalifornien (Galaxie). Einige der Charts in denAnhängen wurden von Ned Davis Research, Nokomis, Florida, von der

DAS ELLIOTT-WELLEN-PRINZIP

12

Foundation for the Study of Cycles, Wayne, Pennsylvania, und The Me-dia General Financial Weekly, Richmond, Virginia, zur Verfügung ge-stellt.

Alle weiteren Illustrationen ohne Quellenangabe wurden von RobertPrechter (Originalbuch) und Dave Allman (Anhänge) besorgt. Die nichtzu unterschätzende Aufgabe des Setzens und des Layouts wurde mit gro-ßer Geduld von Robin Machcinski übernommen. Die Produktion späte-rer Ausgaben oblag Jane Estes, Susan Willoughby, Paula Roberson, KarenLatvala, Debbie Iseler, Pete Kendall, Stephanie White, Leigh Tipton, An-gie Barringer, Sally Webb und Pam Kimmons.

Die Autoren sind bestrebt, die Quellen aller in diesem Buch verwende-ten Materialien anzugeben. Jegliche Auslassungen sind rein zufällig undwerden in zukünftigen Ausgaben berichtigt, soweit wir darüber unter-richtet werden.

Dieses Buch ist der Erinnerung an A. Hamilton Bolton gewidmet, inAnerkennung seiner Weisheit, seiner unermüdlichen Professionalitätund des großen Auftriebs, den er dem Elliott-Wellen-Prinzip gegebenhat.

DANKSAGUNGEN

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Danksagungen

Die Autoren haben den Versuch unternommen, alles Wissenswerte wie-derzugeben, das je über Elliott gesagt wurde. Allerdings wäre dieses Buchwohl nie zustande gekommen, wenn ihnen nicht mehrere Menschen ge-holfen hätten, an die sie sich immer mit Dankbarkeit erinnern werden.Anthony Boeckh vom Bank Credit Analyst hat uns freundlicherweiseseine Akten zugänglich gemacht. Jo-Anne Drew hat stundenlang an derRohfassung gearbeitet und die Produktion mit ihrem künstlerischen Ta-lent unterstützt. Herr und Frau Robert Prechter sen. haben die Endfas-sung akribisch genau durchgesehen. Arthur Merrill von Merrill AnalysisInc. hat uns wertvolle Ratschläge gegeben und in den Bereichen Photo-graphie und Produktion Hilfestellungen geleistet. Tatsächlich haben unsso viele Menschen bei unserer Aufgabe mit Ratschlägen und Ermutigungzur Seite gestanden, dass wir sie gar nicht alle erwähnen können. Hiermitmöchten wir sie alle bitten, unseren Dank entgegenzunehmen.

Die Hintergrund-Charts für einige der Illustrationen wurden unsfreundlicherweise von folgenden Quellen bereitgestellt: Bank CreditAnalyst, Montreal, Canada (Illustrationen 2-11, 5-5, 8-3): R. W. Mans-field, Jersey City, New Jersey (Abbildung 1-18), Merrill Lynch Inc. (Abbil-dungen 3-12, 6-8, 9, 10, 12, 7-5), Securities Research Co., Boston,Massachusetts (Abbildungen 1-13, 6-1 bis 6-7); Trendline, eine Tochter-gesellschaft von Standard and Poor’s Corp., New York (Abbildungen 1-14, 17, 276, 37, 4-14). Abbildung 3-9 enthält Illustrationen ausFascinating Fibonaccis von Trudi H. Garland (Zeichnungen), Mathema-tics von David Bergamini und den Herausgebern von LIFE (spiralförmigeBlüte und Parthenon), Omni Magazine, März 1988 (Hurrikan, Strudelund Muschelschalen), Scientific American, März 1969 (Sonnenblume),der Zeitschriften Science 86, Mai 1986 (Kiefernzapfen), Brain/Mind Bul-letin, Juni 1987 (DANN), Fibonacci Quarterly, Dezember 1979 (mensch-licher Körper), Nova-Adventures in Science (atomare Teilchen), DanielSchechtman, Technion, Haifa, Israel (Quasikristall) und von den HaleObservatories, Pasadena, Kalifornien (Galaxie). Einige der Charts in denAnhängen wurden von Ned Davis Research, Nokomis, Florida, von der

DAS ELLIOTT-WELLEN-PRINZIP

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Foundation for the Study of Cycles, Wayne, Pennsylvania, und The Me-dia General Financial Weekly, Richmond, Virginia, zur Verfügung ge-stellt.

Alle weiteren Illustrationen ohne Quellenangabe wurden von RobertPrechter (Originalbuch) und Dave Allman (Anhänge) besorgt. Die nichtzu unterschätzende Aufgabe des Setzens und des Layouts wurde mit gro-ßer Geduld von Robin Machcinski übernommen. Die Produktion späte-rer Ausgaben oblag Jane Estes, Susan Willoughby, Paula Roberson, KarenLatvala, Debbie Iseler, Pete Kendall, Stephanie White, Leigh Tipton, An-gie Barringer, Sally Webb und Pam Kimmons.

Die Autoren sind bestrebt, die Quellen aller in diesem Buch verwende-ten Materialien anzugeben. Jegliche Auslassungen sind rein zufällig undwerden in zukünftigen Ausgaben berichtigt, soweit wir darüber unter-richtet werden.

Dieses Buch ist der Erinnerung an A. Hamilton Bolton gewidmet, inAnerkennung seiner Weisheit, seiner unermüdlichen Professionalitätund des großen Auftriebs, den er dem Elliott-Wellen-Prinzip gegebenhat.

DANKSAGUNGEN

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Page 14: Das Elliott-Wellen-Prinzip - ciando

Vorwort

Vor rund 2000 Jahren hat ein Mann folgende Worte gesprochen, die überdie Jahrhunderte hinweg nichts an ihrem Wahrheitsgehalt eingebüßthaben:

Ein Geschlecht vergeht, das andere kommt; die Erde bleibt aberewiglich. Die Sonne geht auf und geht unter und läuft an ihren Ort,dass sie wieder daselbst aufgehe. Der Wind geht gen Mittag undkommt herum zur Mitternacht und wieder herum an den Ort, da eranfing. Alle Wasser laufen ins Meer, doch wird das Meer nicht voller;an den Ort, da sie her fließen, fließen sie wieder hin. Was ist’s, dasgeschehen ist? Eben das hernach geschehen wird. Was ist’s, das mangetan hat? Eben das man hernach wieder tun wird; und geschiehtnichts Neues unter der Sonne.

Diese Weisheit lässt die Schlussfolgerung zu, dass Charakter und Ver-haltensweisen der Menschen unwandelbar sind. Im Wirtschaftsbereichhaben vier Männer unserer Epoche ihren Ruf auf dieser Wahrheit be-gründet: Arthur Pigou, Charles H. Dow, Bernard Baruch und Ralph Nel-son Elliott.

Es sind schon Hunderte von Theorien über das Auf und Ab des Geschäftslebens, die so genannten Wirtschaftszyklen, aufgestellt worden:Schwankungen im Geldvorrat, zu starke oder schwache Dispositionsla-gen, Veränderungen im Welthandel. Sie alle werden auf politische Ent-scheidungen, das Konsumverhalten, den Kapitalaufwand oder sogar aufSonnenflecken und Planetenkonstellationen zurückgeführt. Pigou, derenglische Wirtschaftswissenschaftler, hat dieses Phänomen auf eine ein-fache menschliche Formel gebracht. Seiner Meinung nach werden dieAuf- und Abschwünge des Wirtschaftslebens von einem übermäßigenOptimismus der Menschen verursacht, dem immer wieder ein genausoextremer Pessimismus folgt. Das Pendel schwingt zuerst viel zu weit indie eine Richtung und es herrscht Überfluss, dann schwingt es zu weit indie andere und es herrscht Mangel. Die Exzesse in der einen Richtung

DAS ELLIOTT-WELLEN-PRINZIP

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führen zu den Exzessen in der anderen und so weiter und so fort, Dia-stole und Systole in endloser Reihenfolge.

Charles H. Dow, einer der tiefgründigsten amerikanischen Denker imBörsenbereich, wurde sich in den ständigen Marktschwankungen gewis-ser Wiederholungen bewusst. Im vermeintlichen Chaos der Kursbewe-gungen konnte er beobachten, dass der Markt nicht wie ein Ballon imWind ziellos mal hier- mal dorthin getrieben wird, sondern mit seinenBewegungen einer wohlgeordneten Sequenz folgt. Dow hat aus dieser Be-obachtung zwei Prinzipien formuliert, die bis heute Bestand haben. Demersten dieser Prinzipien zufolge ist der Markt in primären Aufwärtstrendsvon drei Aufschwüngen gekennzeichnet. Den ersten dieser Aufschwüngeführte Dow auf eine Kurserholung zurück, die dem exzessiven Pessimis-mus des vorhergehenden, primären Abschwungs folgt. Der zweite Auf-schwung passt sich seiner Meinung nach in die zunehmendfreundlichere Geschäfts- und Ertragslage ein und den dritten und letztenAufschwung hielt er für eine übermäßig hohe Kursbewertung der eigent-lichen Basiswerte. Dows zweites Prinzip besagt, dass es an einem gewis-sen Punkt eines jeden Marktschwungs, unabhängig davon, ob es sich umeinen Auf- oder Abschwung handelt, zu einer Umkehrbewegung kommt,die drei Achtel oder mehr der schwunghaften Kursbewegung zunichtemacht. Obwohl Dow selbst diese Gesetze wahrscheinlich nicht bewusstmit dem Einfluss des menschlichen Verhaltens in Zusammenhangbrachte, werden die Märkte doch von Menschen gestaltet. Die von Dowentdeckten Kontinuitäten und Wiederholungen sind somit zwangsweiseauch auf den menschlichen Einfluss zurückzuführen.

Der Börsenmillionär und amerikanische Präsidentschaftsberater Ba-ruch hat mit wenigen Worten den Nagel auf den Kopf getroffen, als ersagte: „Aber was die Schwankungen der Aktienmärkte in Wirklichkeit re-gistrieren, sind nicht Ereignisse an sich, sondern die menschlichen Reak-tionen auf diese Ereignisse. Kurz gesagt handelt es sich um dieStimmungslage von Millionen von Männern und Frauen hinsichtlich dermöglichen Auswirkungen dieser Ereignisse auf ihre Zukunft.“ Und dannfügte er hinzu: „Anders ausgedrückt, besteht der Aktienmarkt vor allemaus Menschen. Es handelt sich um Menschen, die ihre Zukunft lesen

VORWORT

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Vorwort

Vor rund 2000 Jahren hat ein Mann folgende Worte gesprochen, die überdie Jahrhunderte hinweg nichts an ihrem Wahrheitsgehalt eingebüßthaben:

Ein Geschlecht vergeht, das andere kommt; die Erde bleibt aberewiglich. Die Sonne geht auf und geht unter und läuft an ihren Ort,dass sie wieder daselbst aufgehe. Der Wind geht gen Mittag undkommt herum zur Mitternacht und wieder herum an den Ort, da eranfing. Alle Wasser laufen ins Meer, doch wird das Meer nicht voller;an den Ort, da sie her fließen, fließen sie wieder hin. Was ist’s, dasgeschehen ist? Eben das hernach geschehen wird. Was ist’s, das mangetan hat? Eben das man hernach wieder tun wird; und geschiehtnichts Neues unter der Sonne.

Diese Weisheit lässt die Schlussfolgerung zu, dass Charakter und Ver-haltensweisen der Menschen unwandelbar sind. Im Wirtschaftsbereichhaben vier Männer unserer Epoche ihren Ruf auf dieser Wahrheit be-gründet: Arthur Pigou, Charles H. Dow, Bernard Baruch und Ralph Nel-son Elliott.

Es sind schon Hunderte von Theorien über das Auf und Ab des Geschäftslebens, die so genannten Wirtschaftszyklen, aufgestellt worden:Schwankungen im Geldvorrat, zu starke oder schwache Dispositionsla-gen, Veränderungen im Welthandel. Sie alle werden auf politische Ent-scheidungen, das Konsumverhalten, den Kapitalaufwand oder sogar aufSonnenflecken und Planetenkonstellationen zurückgeführt. Pigou, derenglische Wirtschaftswissenschaftler, hat dieses Phänomen auf eine ein-fache menschliche Formel gebracht. Seiner Meinung nach werden dieAuf- und Abschwünge des Wirtschaftslebens von einem übermäßigenOptimismus der Menschen verursacht, dem immer wieder ein genausoextremer Pessimismus folgt. Das Pendel schwingt zuerst viel zu weit indie eine Richtung und es herrscht Überfluss, dann schwingt es zu weit indie andere und es herrscht Mangel. Die Exzesse in der einen Richtung

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führen zu den Exzessen in der anderen und so weiter und so fort, Dia-stole und Systole in endloser Reihenfolge.

Charles H. Dow, einer der tiefgründigsten amerikanischen Denker imBörsenbereich, wurde sich in den ständigen Marktschwankungen gewis-ser Wiederholungen bewusst. Im vermeintlichen Chaos der Kursbewe-gungen konnte er beobachten, dass der Markt nicht wie ein Ballon imWind ziellos mal hier- mal dorthin getrieben wird, sondern mit seinenBewegungen einer wohlgeordneten Sequenz folgt. Dow hat aus dieser Be-obachtung zwei Prinzipien formuliert, die bis heute Bestand haben. Demersten dieser Prinzipien zufolge ist der Markt in primären Aufwärtstrendsvon drei Aufschwüngen gekennzeichnet. Den ersten dieser Aufschwüngeführte Dow auf eine Kurserholung zurück, die dem exzessiven Pessimis-mus des vorhergehenden, primären Abschwungs folgt. Der zweite Auf-schwung passt sich seiner Meinung nach in die zunehmendfreundlichere Geschäfts- und Ertragslage ein und den dritten und letztenAufschwung hielt er für eine übermäßig hohe Kursbewertung der eigent-lichen Basiswerte. Dows zweites Prinzip besagt, dass es an einem gewis-sen Punkt eines jeden Marktschwungs, unabhängig davon, ob es sich umeinen Auf- oder Abschwung handelt, zu einer Umkehrbewegung kommt,die drei Achtel oder mehr der schwunghaften Kursbewegung zunichtemacht. Obwohl Dow selbst diese Gesetze wahrscheinlich nicht bewusstmit dem Einfluss des menschlichen Verhaltens in Zusammenhangbrachte, werden die Märkte doch von Menschen gestaltet. Die von Dowentdeckten Kontinuitäten und Wiederholungen sind somit zwangsweiseauch auf den menschlichen Einfluss zurückzuführen.

Der Börsenmillionär und amerikanische Präsidentschaftsberater Ba-ruch hat mit wenigen Worten den Nagel auf den Kopf getroffen, als ersagte: „Aber was die Schwankungen der Aktienmärkte in Wirklichkeit re-gistrieren, sind nicht Ereignisse an sich, sondern die menschlichen Reak-tionen auf diese Ereignisse. Kurz gesagt handelt es sich um dieStimmungslage von Millionen von Männern und Frauen hinsichtlich dermöglichen Auswirkungen dieser Ereignisse auf ihre Zukunft.“ Und dannfügte er hinzu: „Anders ausgedrückt, besteht der Aktienmarkt vor allemaus Menschen. Es handelt sich um Menschen, die ihre Zukunft lesen

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wollen. Und es ist genau diese äußerst menschliche Eigenschaft, die dieBörse zu einer so dramatischen Arena macht, in der Männer und Frauenihre unterschiedlichen Beurteilungen, ihre Hoffnungen und Befürchtun-gen, Stärken und Schwächen, ihre Gier und ihre Ideale aneinander mes-sen.“

Und das bringt uns zu Ralph N. Elliott, der zu der Zeit, als er seine The-orie entwickelt hat, wahrscheinlich noch nie von Pigou gehört hatte. El-liott hatte in Mexiko gearbeitet, aber wegen eines Gebrechens – soweitich mich erinnere, bezeichnete er es als eine Anämie – hatte er sich selbsteine Ruhepause in einem Schaukelstuhl auf einer kalifornischen Verandaverordnet. Während er sich mit seinen gesundheitlichen Problemen her-umschlug, blieb ihm viel Freizeit, in der er eine Studie über die Börse alsReflektion der Geschichte und über die Schwankungen des Dow JonesIndustrial Index generell begann. Mithilfe dieser langwierigen Studiekonnte Elliott dann dieselben, sich ständig wiederholenden Phänomeneentdecken, die schon der Prediger Salomo so treffend ausgedrückt hatte,wie unser Zitat am Anfang dieser Einleitung belegt. Indem Elliott seineNachforschungen durch Beobachtung, intensives Studium und reineDenkarbeit voranbrachte, konnte er nicht nur Dows Entdeckungen miteinbeziehen, sondern auch seine eigene Theorie bedeutend umfassenderund akkurater formulieren. Zwar hatten beide Männer den Verstrickun-gen menschlicher Verhaltensweisen und ihrer Dominanz im Markt- geschehen nachgespürt, aber wo Dow noch mit groben Strichen skizzierte, ging Elliott viel mehr ins Detail und erreichte so eine größereTiefe.

Ich habe Elliott ursprünglich durch einen Briefwechsel kennen gelernt.Damals arbeitete ich als Herausgeber eines wöchentlichen Börsenbriefs,in dem Elliott einen Beitrag veröffentlichen wollte. Ein reger Briefwechselfolgte, aber erst Anfang 1935 kam es zu dem wirklich auslösenden Ereig-nis: Der Aktienmarkt befand sich gerade im Anfangsstadium einer Erho-lung, nachdem er von den Höchstständen des Jahres 1933 auf denTiefpunkt von 1934 gefallen war, als der Dow Railroad Average im erstenQuartal 1935 unter seinen vorigen Tiefstand von 1934 fiel. Da Anleger,Wirtschaftsexperten und Markt analysten sich noch nicht ganz von den

DAS ELLIOTT-WELLEN-PRINZIP

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verheerenden Märkten der Jahre 1929-32 erholt hatten, sorgte dieserKursverfall Anfang 1935 für große Unruhe. War es möglich, dass demLand weitere Schwierigkeiten bevorstanden?

Am letzten Tag dieses Kursverfalls der Eisenbahntitel bekam ich ein Te-legramm von Elliott, in dem er nachdrücklich behauptete, der Kursrück-gang sei nun beendet und dass es sich dabei nur um den erstenRückschlag eines Bullenmarktes gehandelt habe, der noch viel stärkerwerden würde. Die folgenden Monate gaben Elliott so ausdrücklichRecht, dass ich ihn als Wochenendgast in mein Haus in Michigan einlud.Elliott nahm die Einladung an und erklärte mir seine Theorie etwas aus-führlicher. Leider konnte ich ihn nicht für meine Firma gewinnen, da erdarauf bestand, alle Entscheidungen müssten auf seiner Theorie basie-ren. Also habe ich ihn an der Wall Street untergebracht, seine Theorieniedergeschrieben und in einem Büchlein mit dem Titel The Wave Princi-ple unter seinem Namen veröffentlicht, sozusagen als Dank dafür, dass ermich daran hatte teilhaben lassen.

Später stellte ich Elliott den Redakteuren der Zeitschrift Financial Worldvor, für die ich damals als freier Mitarbeiter tätig war. In einer Reihe vonArtikeln konnte er hier endlich die Grundsätze seiner Theorie erklären.Etwas später nahm Elliott den Text von The Wave Principle in einen grö-ßeren Band mit dem Titel Nature’s Law auf, in dem er die magische An-ziehungskraft der Fibonacci-Zahlen und bestimmte esoterischeMutmaßungen beschrieb, die seiner Meinung nach seine Ansichten be-stätigten.

Robert R. Prechter und A. J. Frost, die Autoren des vorliegenden Ban-des, sind begeisterte Schüler Elliotts. Alle Leser, die von Elliotts Entde-ckungen und deren Beitrag zu Erfolg versprechenden Kapitalanlagenprofitieren möchten, werden seine Lektüre nicht bereuen.

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wollen. Und es ist genau diese äußerst menschliche Eigenschaft, die dieBörse zu einer so dramatischen Arena macht, in der Männer und Frauenihre unterschiedlichen Beurteilungen, ihre Hoffnungen und Befürchtun-gen, Stärken und Schwächen, ihre Gier und ihre Ideale aneinander mes-sen.“

Und das bringt uns zu Ralph N. Elliott, der zu der Zeit, als er seine The-orie entwickelt hat, wahrscheinlich noch nie von Pigou gehört hatte. El-liott hatte in Mexiko gearbeitet, aber wegen eines Gebrechens – soweitich mich erinnere, bezeichnete er es als eine Anämie – hatte er sich selbsteine Ruhepause in einem Schaukelstuhl auf einer kalifornischen Verandaverordnet. Während er sich mit seinen gesundheitlichen Problemen her-umschlug, blieb ihm viel Freizeit, in der er eine Studie über die Börse alsReflektion der Geschichte und über die Schwankungen des Dow JonesIndustrial Index generell begann. Mithilfe dieser langwierigen Studiekonnte Elliott dann dieselben, sich ständig wiederholenden Phänomeneentdecken, die schon der Prediger Salomo so treffend ausgedrückt hatte,wie unser Zitat am Anfang dieser Einleitung belegt. Indem Elliott seineNachforschungen durch Beobachtung, intensives Studium und reineDenkarbeit voranbrachte, konnte er nicht nur Dows Entdeckungen miteinbeziehen, sondern auch seine eigene Theorie bedeutend umfassenderund akkurater formulieren. Zwar hatten beide Männer den Verstrickun-gen menschlicher Verhaltensweisen und ihrer Dominanz im Markt- geschehen nachgespürt, aber wo Dow noch mit groben Strichen skizzierte, ging Elliott viel mehr ins Detail und erreichte so eine größereTiefe.

Ich habe Elliott ursprünglich durch einen Briefwechsel kennen gelernt.Damals arbeitete ich als Herausgeber eines wöchentlichen Börsenbriefs,in dem Elliott einen Beitrag veröffentlichen wollte. Ein reger Briefwechselfolgte, aber erst Anfang 1935 kam es zu dem wirklich auslösenden Ereig-nis: Der Aktienmarkt befand sich gerade im Anfangsstadium einer Erho-lung, nachdem er von den Höchstständen des Jahres 1933 auf denTiefpunkt von 1934 gefallen war, als der Dow Railroad Average im erstenQuartal 1935 unter seinen vorigen Tiefstand von 1934 fiel. Da Anleger,Wirtschaftsexperten und Markt analysten sich noch nicht ganz von den

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verheerenden Märkten der Jahre 1929-32 erholt hatten, sorgte dieserKursverfall Anfang 1935 für große Unruhe. War es möglich, dass demLand weitere Schwierigkeiten bevorstanden?

Am letzten Tag dieses Kursverfalls der Eisenbahntitel bekam ich ein Te-legramm von Elliott, in dem er nachdrücklich behauptete, der Kursrück-gang sei nun beendet und dass es sich dabei nur um den erstenRückschlag eines Bullenmarktes gehandelt habe, der noch viel stärkerwerden würde. Die folgenden Monate gaben Elliott so ausdrücklichRecht, dass ich ihn als Wochenendgast in mein Haus in Michigan einlud.Elliott nahm die Einladung an und erklärte mir seine Theorie etwas aus-führlicher. Leider konnte ich ihn nicht für meine Firma gewinnen, da erdarauf bestand, alle Entscheidungen müssten auf seiner Theorie basie-ren. Also habe ich ihn an der Wall Street untergebracht, seine Theorieniedergeschrieben und in einem Büchlein mit dem Titel The Wave Princi-ple unter seinem Namen veröffentlicht, sozusagen als Dank dafür, dass ermich daran hatte teilhaben lassen.

Später stellte ich Elliott den Redakteuren der Zeitschrift Financial Worldvor, für die ich damals als freier Mitarbeiter tätig war. In einer Reihe vonArtikeln konnte er hier endlich die Grundsätze seiner Theorie erklären.Etwas später nahm Elliott den Text von The Wave Principle in einen grö-ßeren Band mit dem Titel Nature’s Law auf, in dem er die magische An-ziehungskraft der Fibonacci-Zahlen und bestimmte esoterischeMutmaßungen beschrieb, die seiner Meinung nach seine Ansichten be-stätigten.

Robert R. Prechter und A. J. Frost, die Autoren des vorliegenden Ban-des, sind begeisterte Schüler Elliotts. Alle Leser, die von Elliotts Entde-ckungen und deren Beitrag zu Erfolg versprechenden Kapitalanlagenprofitieren möchten, werden seine Lektüre nicht bereuen.

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Charles J. CollinsGrosse PointMichigan 1978 R. N. Elliott 833 Beacon Avenue Los Angeles, California

28. November 1935

Herr C. J. CollinsInvestmentberaterDetroit, Michigan

Sehr geehrter Herr Collins,ich versuche schon seit geraumer Zeit, dieses Schreiben zu formulieren, nur leider scheintes mir unmöglich, Ausdrucksweisen zu finden, die den beabsichtigten Effekt erzielen, undlangsam überkommen mich Zweifel, ob ich je dazu imstande sein werde. Wir kennen unsnicht, aber durch ihren Börsenbrief, den ich sehr bewundere, habe ich trotzdem das Gefühl,wenigstens Sie zu kennen. Auf meine Empfehlung hin sind einige meiner Freunde Abonnen-ten Ihres Börsenbriefs geworden. Ich war einer der ersten Kunden von Herrn Rheas Buchund seinen Dienstleistungen.Vor ungefähr sechs Monaten habe ich drei Eigenschaften der Marktbewegungen entdeckt,die, soweit ich weiß, völlig neu sind. Ich glaube nicht, dass es zu prahlerisch wäre zu be-haupten, dass diese Entdeckung eine sehr notwendige Ergänzung zur Dow-Theorie dar-stellt. Natürlich würde ich aus meinen Entdeckungen gerne selbst einen Nutzen ziehen. Da Sie ei-nen sehr großen Leserkreis haben, kam mir der Gedanke, dass wir vielleicht eine beidseitigvorteilhafte Einigung finden könnten. In Ihren Schriften habe ich gelegentlich Hinweise auf„andere Informationsquellen“ bemerkt, die mich zu der Hoffnung verleiten, vielleicht IhrInteresse wecken zu können. Darüber hinaus konnte ich aus Ihrem Börsenbrief schließen,dass Ihnen meine Entdeckungen noch unbekannt sind.Deren Anwendung würde in keiner Weise Bezugnahmen auf meine Entdeckungen in IhremBörsenbrief erforderlich machen. Nachdem der Dow Jones Industrial Average beispiels-weise im letzten April einen Höchststand von 107 erreicht hatte, hätte ich das Tief bei 85sowie das ungefähre Datum, an dem es verzeichnet wurde, vorhersagen können, aber IhreBörsenbriefe hätten genauso gut die Dow-Theorie als Grund für die Glattstellung vonKaufpositionen angeben können. Ich möchte hier nicht behaupten, dass diese Vorgehens-weise in allen Fällen möglich sein wird. Aber es erübrigt sich darauf hinzuweisen, wie sehrdas Ansehen Ihrer Dienstleistungen dadurch gestiegen wäre. Gestatten Sie mir nebenbei,die Prognose zu machen, dass dem gegenwärtigen, starken Bullenmarkt ein größerer Kol-laps und Übergang in einen Bärenmarkt folgen wird. Das ist nicht nur eine Vermutung,sondern entspricht einfach der Anwendung einer Gesetz mäßigkeit.

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Charles J. CollinsGrosse PointMichigan 1978 R. N. Elliott 833 Beacon Avenue Los Angeles, California

28. November 1935

Herr C. J. CollinsInvestmentberaterDetroit, Michigan

Sehr geehrter Herr Collins,ich versuche schon seit geraumer Zeit, dieses Schreiben zu formulieren, nur leider scheintes mir unmöglich, Ausdrucksweisen zu finden, die den beabsichtigten Effekt erzielen, undlangsam überkommen mich Zweifel, ob ich je dazu imstande sein werde. Wir kennen unsnicht, aber durch ihren Börsenbrief, den ich sehr bewundere, habe ich trotzdem das Gefühl,wenigstens Sie zu kennen. Auf meine Empfehlung hin sind einige meiner Freunde Abonnen-ten Ihres Börsenbriefs geworden. Ich war einer der ersten Kunden von Herrn Rheas Buchund seinen Dienstleistungen.Vor ungefähr sechs Monaten habe ich drei Eigenschaften der Marktbewegungen entdeckt,die, soweit ich weiß, völlig neu sind. Ich glaube nicht, dass es zu prahlerisch wäre zu be-haupten, dass diese Entdeckung eine sehr notwendige Ergänzung zur Dow-Theorie dar-stellt. Natürlich würde ich aus meinen Entdeckungen gerne selbst einen Nutzen ziehen. Da Sie ei-nen sehr großen Leserkreis haben, kam mir der Gedanke, dass wir vielleicht eine beidseitigvorteilhafte Einigung finden könnten. In Ihren Schriften habe ich gelegentlich Hinweise auf„andere Informationsquellen“ bemerkt, die mich zu der Hoffnung verleiten, vielleicht IhrInteresse wecken zu können. Darüber hinaus konnte ich aus Ihrem Börsenbrief schließen,dass Ihnen meine Entdeckungen noch unbekannt sind.Deren Anwendung würde in keiner Weise Bezugnahmen auf meine Entdeckungen in IhremBörsenbrief erforderlich machen. Nachdem der Dow Jones Industrial Average beispiels-weise im letzten April einen Höchststand von 107 erreicht hatte, hätte ich das Tief bei 85sowie das ungefähre Datum, an dem es verzeichnet wurde, vorhersagen können, aber IhreBörsenbriefe hätten genauso gut die Dow-Theorie als Grund für die Glattstellung vonKaufpositionen angeben können. Ich möchte hier nicht behaupten, dass diese Vorgehens-weise in allen Fällen möglich sein wird. Aber es erübrigt sich darauf hinzuweisen, wie sehrdas Ansehen Ihrer Dienstleistungen dadurch gestiegen wäre. Gestatten Sie mir nebenbei,die Prognose zu machen, dass dem gegenwärtigen, starken Bullenmarkt ein größerer Kol-laps und Übergang in einen Bärenmarkt folgen wird. Das ist nicht nur eine Vermutung,sondern entspricht einfach der Anwendung einer Gesetz mäßigkeit.

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Page 20: Das Elliott-Wellen-Prinzip - ciando

Meine Entdeckungen sind zwar bei weitem nicht so mechanisch wie die Dow-Theorie, kön-nen meinen Voraussagen aber einen Wahrheitsgehalt verleihen, den diese Theorie erman-gelt. Bei der Anwendung einer meiner Entdeckungen werden fast ausnahmslosUmkehrsignale gegeben, sei es vor kleinen, mittleren oder großen Trendwenden. Eine an-dere klassifiziert alle Marktbewegungen als Wellen, von denen ich sechs verschiedene ge-funden habe. Und eine weitere betrifft das Zeitelement; sie ist seit dem Tief von 1932 in83 % aller Fälle korrekt gewesen. Nur wenn bestimmte Abweichungen erscheinen, kommtdieses Zeitelement vorübergehend aus dem Takt.Wären Sie vielleicht bereit, die Auslagen für eine Rückfahrkarte nach Detroit zu überneh-men, sofern Sie nicht selbst einen baldigen Besuch an der Westküste erwägen? Ich kenneHerrn Osbourn, Ihren hiesigen Vertreter, und bin davon überzeugt, dass er mir ein gutesCharakterzeugnis ausstellen würde, aber bitte beachten Sie, dass weder er noch irgend je-mand sonst von meinen Entdeckungen weiß.

Hochachtungsvoll,

R. N. Elliott

DAS ELLIOTT-WELLEN-PRINZIP

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Anmerkungen der Autoren

Während unserer Zusammenarbeit an diesem Band haben wir nicht sel-ten an das kleine Mädchen denken müssen, das nach der Lektüre einesBuches über Pinguine sagte: „Dieses Buch hat mir mehr über Pinguinebeigebracht, als ich eigentlich wissen wollte.“ Wir haben versucht, dieTheorie des Wellenprinzips in einer einfachen, klaren Sprache darzustel-len und längere Erklärungen und detailliertere Beispiele technischer Na-tur so weit wie möglich zu vermeiden.

Die Grundsätze des Wellenprinzips sind leicht zu begreifen und anzuwen-den, solange sie klar und verständlich dargelegt werden. Leider sind frühereArbeiten zu diesem Themenbereich mittlerweile nicht mehr im Druck undder verstreute Charakter jüngerer Schriften ist problematisch, da es für erns-thafte Studien kein definitives Nachschlagewerk gibt. So haben wir mit die-sem Band versucht, ein Werk zu produzieren, das dieses Thema umfassendbehandelt und zwar auf eine Weise, von der wir hoffen, dass sie nicht nur er-fahrene Analysten, sondern auch interessierte Laien in Elliotts faszinierendeGedankenwelt einführen kann.

Wir glauben, unsere Leser werden dazu ermutigt, eigene Forschungenanzustellen, indem sie Charts der stündlichen Veränderungen des Dowaufzeichnen, bis sie enthusiastisch von sich behaupten können: „Genaudas ist es!“ Sobald man das Wellenprinzip versteht, verfügt man nicht nurüber eine neue und faszinierende Methode der Marktanalyse, sondernaußerdem über eine mathematische Philosophie, die auf alle möglichenLebensbereiche anwendbar ist. Diese Philosophie wird vielleicht keineAntwort auf all Ihre Probleme bereithalten, wird Ihnen aber sicher neuePerspektiven eröffnen und es Ihnen gleichzeitig ermöglichen, der sonder-baren Psychologie des menschlichen Verhaltens nachzuspüren, beson-ders soweit sie sich im Marktgeschehen ausdrückt. Elliotts Vorstellungenreflektieren ein Prinzip, dass Sie sich mit Leichtigkeit selbst beweisenkönnen. Danach werden Sie die Börse für immer in einem neuen Lichtsehen.

Robert R. Prechter jun. und A. J. Frost, 1978

ANMERKUNGEN DER AUTOREN

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Meine Entdeckungen sind zwar bei weitem nicht so mechanisch wie die Dow-Theorie, kön-nen meinen Voraussagen aber einen Wahrheitsgehalt verleihen, den diese Theorie erman-gelt. Bei der Anwendung einer meiner Entdeckungen werden fast ausnahmslosUmkehrsignale gegeben, sei es vor kleinen, mittleren oder großen Trendwenden. Eine an-dere klassifiziert alle Marktbewegungen als Wellen, von denen ich sechs verschiedene ge-funden habe. Und eine weitere betrifft das Zeitelement; sie ist seit dem Tief von 1932 in83 % aller Fälle korrekt gewesen. Nur wenn bestimmte Abweichungen erscheinen, kommtdieses Zeitelement vorübergehend aus dem Takt.Wären Sie vielleicht bereit, die Auslagen für eine Rückfahrkarte nach Detroit zu überneh-men, sofern Sie nicht selbst einen baldigen Besuch an der Westküste erwägen? Ich kenneHerrn Osbourn, Ihren hiesigen Vertreter, und bin davon überzeugt, dass er mir ein gutesCharakterzeugnis ausstellen würde, aber bitte beachten Sie, dass weder er noch irgend je-mand sonst von meinen Entdeckungen weiß.

Hochachtungsvoll,

R. N. Elliott

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Anmerkungen der Autoren

Während unserer Zusammenarbeit an diesem Band haben wir nicht sel-ten an das kleine Mädchen denken müssen, das nach der Lektüre einesBuches über Pinguine sagte: „Dieses Buch hat mir mehr über Pinguinebeigebracht, als ich eigentlich wissen wollte.“ Wir haben versucht, dieTheorie des Wellenprinzips in einer einfachen, klaren Sprache darzustel-len und längere Erklärungen und detailliertere Beispiele technischer Na-tur so weit wie möglich zu vermeiden.

Die Grundsätze des Wellenprinzips sind leicht zu begreifen und anzuwen-den, solange sie klar und verständlich dargelegt werden. Leider sind frühereArbeiten zu diesem Themenbereich mittlerweile nicht mehr im Druck undder verstreute Charakter jüngerer Schriften ist problematisch, da es für erns-thafte Studien kein definitives Nachschlagewerk gibt. So haben wir mit die-sem Band versucht, ein Werk zu produzieren, das dieses Thema umfassendbehandelt und zwar auf eine Weise, von der wir hoffen, dass sie nicht nur er-fahrene Analysten, sondern auch interessierte Laien in Elliotts faszinierendeGedankenwelt einführen kann.

Wir glauben, unsere Leser werden dazu ermutigt, eigene Forschungenanzustellen, indem sie Charts der stündlichen Veränderungen des Dowaufzeichnen, bis sie enthusiastisch von sich behaupten können: „Genaudas ist es!“ Sobald man das Wellenprinzip versteht, verfügt man nicht nurüber eine neue und faszinierende Methode der Marktanalyse, sondernaußerdem über eine mathematische Philosophie, die auf alle möglichenLebensbereiche anwendbar ist. Diese Philosophie wird vielleicht keineAntwort auf all Ihre Probleme bereithalten, wird Ihnen aber sicher neuePerspektiven eröffnen und es Ihnen gleichzeitig ermöglichen, der sonder-baren Psychologie des menschlichen Verhaltens nachzuspüren, beson-ders soweit sie sich im Marktgeschehen ausdrückt. Elliotts Vorstellungenreflektieren ein Prinzip, dass Sie sich mit Leichtigkeit selbst beweisenkönnen. Danach werden Sie die Börse für immer in einem neuen Lichtsehen.

Robert R. Prechter jun. und A. J. Frost, 1978

ANMERKUNGEN DER AUTOREN

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Te i l ID i e E l l i o t t - T h e o r i e

DAS ELLIOTT-WELLEN-PRINZIP

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Kapitel 1Das Grundkonzept

Hamilton Bolton hat sein Buch The Wave Principle – A Critical Appraisalmit folgenden Sätzen eingeleitet:

Während wir einige der unvorhersehbarsten Kon -junkturschwankungen miterlebt haben, die man sichnur vorstellen kann, darunter wirtschaftliche De -pression, schwere Kriege mitsamt Wiederaufbau undnachfolgendem Boom, habe ich beobachten können, wieElliotts Wellenprinzip diese Lebenswirklichkeiten ge-nau reflektiert hat, noch während sie sich abspielten.Durch diese Beobachtungen wurde mein Vertrauen aufden hohen Wahrheitsgehalt dieses Prinzips deutlich be-stärkt.

In den 1930er-Jahren entdeckte Ralph Nelson Elliott, dass die Tenden-zen und Korrekturen an der Börse klar identifizierbaren Mustern folgen.Diese von ihm entdeckten Muster wiederholen sich zwar der Form nach,aber nicht unbedingt hinsichtlich ihrer Zeitdauer oder ihres Umfangs. El-liott konnte insgesamt 13 Muster oder „Wellen“ isolieren, die in denKursdaten immer wieder auftreten. Diese Muster hat er benannt, defi-niert und illustriert. Darüber hinaus hat er beschrieben, wie sie sich zu-sammenschließen, um größere Versionen ihrer selbst zu bilden und wiesich diese größeren Muster ihrerseits zusammenschließen, um wiederdieselben Muster auf nächsthöherer Wellenebene zu bilden, und so wei-ter und so fort, in einer strukturierten Progression. Dieses Phänomennannte er das Wellenprinzip.

Obwohl das Wellenprinzip zurzeit das beste verfügbare Prognosein-strument darstellt, war es ursprünglich nicht vorrangig als prognostischeMethode gedacht, sondern eher als detaillierte Beschreibung des Markt-

KAPITEL 1: DAS GRUNDKONZEPT

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DAS ELLIOTT-WELLEN-PRINZIP

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Kapitel 1Das Grundkonzept

Hamilton Bolton hat sein Buch The Wave Principle – A Critical Appraisalmit folgenden Sätzen eingeleitet:

Während wir einige der unvorhersehbarsten Kon -junkturschwankungen miterlebt haben, die man sichnur vorstellen kann, darunter wirtschaftliche De -pression, schwere Kriege mitsamt Wiederaufbau undnachfolgendem Boom, habe ich beobachten können, wieElliotts Wellenprinzip diese Lebenswirklichkeiten ge-nau reflektiert hat, noch während sie sich abspielten.Durch diese Beobachtungen wurde mein Vertrauen aufden hohen Wahrheitsgehalt dieses Prinzips deutlich be-stärkt.

In den 1930er-Jahren entdeckte Ralph Nelson Elliott, dass die Tenden-zen und Korrekturen an der Börse klar identifizierbaren Mustern folgen.Diese von ihm entdeckten Muster wiederholen sich zwar der Form nach,aber nicht unbedingt hinsichtlich ihrer Zeitdauer oder ihres Umfangs. El-liott konnte insgesamt 13 Muster oder „Wellen“ isolieren, die in denKursdaten immer wieder auftreten. Diese Muster hat er benannt, defi-niert und illustriert. Darüber hinaus hat er beschrieben, wie sie sich zu-sammenschließen, um größere Versionen ihrer selbst zu bilden und wiesich diese größeren Muster ihrerseits zusammenschließen, um wiederdieselben Muster auf nächsthöherer Wellenebene zu bilden, und so wei-ter und so fort, in einer strukturierten Progression. Dieses Phänomennannte er das Wellenprinzip.

Obwohl das Wellenprinzip zurzeit das beste verfügbare Prognosein-strument darstellt, war es ursprünglich nicht vorrangig als prognostischeMethode gedacht, sondern eher als detaillierte Beschreibung des Markt-

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verhaltens. Aber genau diese Beschreibung liefert eine Unzahl an Infor-mationen über den Marktstandort innerhalb eines Kontinuums derMarktverläufe und somit natürlich auch über dessen wahrscheinlicheFolgen. So ist es vielleicht der wertvollste Aspekt des Wellen prinzips,dass es uns einen Kontext für unsere Marktanalyse liefert. Dieser Kontextgibt uns die Basis für disziplinierte Denkweisen und fungiert als Perspek-tive auf die allgemeine Konjunkturlage und etwaige Markterwartungen.Stellenweise ist die Genauigkeit, mit der das Wellenprinzip Richtungsän-derungen identifiziert und sogar vorhersieht, fast unglaublich. Es trittzwar in vielen Bereichen auf, die mit großen Menschenmassen zu tun ha-ben, wird aber am häufigsten auf die Aktienmärkte angewendet. Was wie-der einmal beweist, dass der Aktienmarkt weit mehr über die menschli-che Natur aussagt, als viele unbeteiligte Beobachter oder sogarprofessionelle Anleger annehmen würden. Das allgemeine Kursniveauder Aktien bietet eine direkte und greifbare Bemessungsgrundlage für diepopuläre Bewertung der gesamten menschlichen Produktionskapazität.Dass diese Bewertungsgrundlage eine bestimmte Form hat, zieht weit rei-chende Konsequenzen nach sich, die letztendlich die Sozialwissenschaf-ten revolutionieren werden. Diese Diskussion müssen wir uns allerdingsfür einen anderen Ort aufsparen.

R. N. Elliotts hervorstechendste Fähigkeit war seine fabelhaft diszipli-nierte Denkweise. So war er bestens gewappnet, die Charts des Dow Jo-nes Industrial Average und seiner Vorgänger mit einer derartigenPräzision und Gründlichkeit zu untersuchen, dass er ein Regelwerk ausPrinzipien zusammenstellen konnte, mit dem sich alle ihm bekanntenMarktbewegungen bis in die 1940er-Jahre hinein darstellen ließen. Da-mals, als der Dow noch bei rund 100 Zählern stand, sagte Elliott für diefolgenden Jahrzehnte einen großen Bullenmarkt voraus, der alle Erwar-tungen in den Schatten stellen würde. Und das zu einer Zeit, in der diemeisten Anleger es für unmöglich hielten, dass der Index jemals auch nurseinen bisherigen Höchststand aus dem Jahr 1929 übertreffen würde.Wie wir noch sehen werden, haben außergewöhnliche Marktprognosen,stellenweise mit sehr hoher Genauigkeit und Jahre im Voraus, die Ge-schichte der Anwendung des Elliottschen Wellenprinzips immer wiederbegleitet.

DAS ELLIOTT-WELLEN-PRINZIP

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Elliott entwickelte eigene Theorien über Ursprung und Bedeutung dervon ihm entdeckten Muster, die wir in Kapitel 3 präsentieren und erwei-tern werden. Bis dahin soll es hier genügen zu sagen, dass die in Kapitel 1und 2 beschriebenen Muster den Test der Zeit bestanden haben.

Oft hört man von mehreren unterschiedlichen Elliott-Interpretationendes Marktgeschehens, besonders wenn Experten der jüngeren Zeit imHandumdrehen oberflächliche Studien der Indizes erstellen. Ein Groß-teil dieser Ambivalenzen lässt sich allerdings vermeiden, wenn man dieCharts sowohl im arithmetischen als auch semilogarithmischen Maßstaberstellt und sich genauestens an die in diesem Band beschriebenen Re-geln und Richtlinien hält. Willkommen in Elliotts Welt.

Elementare Grundsätze

Im Rahmen des Wellenprinzips basieren Marktentscheidungen nicht nurauf bedeutungsvollen Informationen, sondern bringen diese auch selbsthervor. Jegliche Transaktion ist somit eine Wirkung, die sich mit demMarktgeschehen vermischt und sich, indem sie anderen Anlegern Trans-aktionsdaten vermittelt, in die Kette der Verhaltensursachen andererMenschen einreiht. Diese Feedbackschleife basiert auf dem sozialenCharakter der Menschen, und weil dieser Charakter allen Menschen ge-mein ist, bringt der Prozess auch fortlaufend ganz bestimmte Formenhervor. Da sich diese Formen ständig wiederholen, können sie für Vor-aussagen benutzt werden.

Die Märkte scheinen zwar manchmal exogene Situationen und Ereig-nisse widerzuspiegeln, doch zu anderen Zeiten scheinen sie völlig losge-löst zu sein von dem, was die meisten Menschen als kausale Bedingungenbezeichnen würden. Der Grund dafür ist ganz einfach: Die Märkte folgenihren eigenen Gesetzen. Sie werden nicht von einer linearen Kausalitätderselben Art bestimmt, an die man sich im Alltagsleben gewöhnt hat.Die Kursbewegungen sind also nicht nur das Resultat irgendwelcherNachrichten und der Markt ist nicht nur die zyklisch rhythmische Ma-schine, für die ihn viele Menschen halten. Seine Schwankungen reflektie-ren sich ständig wiederholende Formen, die unabhängig von angeblich

KAPITEL 1: DAS GRUNDKONZEPT

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verhaltens. Aber genau diese Beschreibung liefert eine Unzahl an Infor-mationen über den Marktstandort innerhalb eines Kontinuums derMarktverläufe und somit natürlich auch über dessen wahrscheinlicheFolgen. So ist es vielleicht der wertvollste Aspekt des Wellen prinzips,dass es uns einen Kontext für unsere Marktanalyse liefert. Dieser Kontextgibt uns die Basis für disziplinierte Denkweisen und fungiert als Perspek-tive auf die allgemeine Konjunkturlage und etwaige Markterwartungen.Stellenweise ist die Genauigkeit, mit der das Wellenprinzip Richtungsän-derungen identifiziert und sogar vorhersieht, fast unglaublich. Es trittzwar in vielen Bereichen auf, die mit großen Menschenmassen zu tun ha-ben, wird aber am häufigsten auf die Aktienmärkte angewendet. Was wie-der einmal beweist, dass der Aktienmarkt weit mehr über die menschli-che Natur aussagt, als viele unbeteiligte Beobachter oder sogarprofessionelle Anleger annehmen würden. Das allgemeine Kursniveauder Aktien bietet eine direkte und greifbare Bemessungsgrundlage für diepopuläre Bewertung der gesamten menschlichen Produktionskapazität.Dass diese Bewertungsgrundlage eine bestimmte Form hat, zieht weit rei-chende Konsequenzen nach sich, die letztendlich die Sozialwissenschaf-ten revolutionieren werden. Diese Diskussion müssen wir uns allerdingsfür einen anderen Ort aufsparen.

R. N. Elliotts hervorstechendste Fähigkeit war seine fabelhaft diszipli-nierte Denkweise. So war er bestens gewappnet, die Charts des Dow Jo-nes Industrial Average und seiner Vorgänger mit einer derartigenPräzision und Gründlichkeit zu untersuchen, dass er ein Regelwerk ausPrinzipien zusammenstellen konnte, mit dem sich alle ihm bekanntenMarktbewegungen bis in die 1940er-Jahre hinein darstellen ließen. Da-mals, als der Dow noch bei rund 100 Zählern stand, sagte Elliott für diefolgenden Jahrzehnte einen großen Bullenmarkt voraus, der alle Erwar-tungen in den Schatten stellen würde. Und das zu einer Zeit, in der diemeisten Anleger es für unmöglich hielten, dass der Index jemals auch nurseinen bisherigen Höchststand aus dem Jahr 1929 übertreffen würde.Wie wir noch sehen werden, haben außergewöhnliche Marktprognosen,stellenweise mit sehr hoher Genauigkeit und Jahre im Voraus, die Ge-schichte der Anwendung des Elliottschen Wellenprinzips immer wiederbegleitet.

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Elliott entwickelte eigene Theorien über Ursprung und Bedeutung dervon ihm entdeckten Muster, die wir in Kapitel 3 präsentieren und erwei-tern werden. Bis dahin soll es hier genügen zu sagen, dass die in Kapitel 1und 2 beschriebenen Muster den Test der Zeit bestanden haben.

Oft hört man von mehreren unterschiedlichen Elliott-Interpretationendes Marktgeschehens, besonders wenn Experten der jüngeren Zeit imHandumdrehen oberflächliche Studien der Indizes erstellen. Ein Groß-teil dieser Ambivalenzen lässt sich allerdings vermeiden, wenn man dieCharts sowohl im arithmetischen als auch semilogarithmischen Maßstaberstellt und sich genauestens an die in diesem Band beschriebenen Re-geln und Richtlinien hält. Willkommen in Elliotts Welt.

Elementare Grundsätze

Im Rahmen des Wellenprinzips basieren Marktentscheidungen nicht nurauf bedeutungsvollen Informationen, sondern bringen diese auch selbsthervor. Jegliche Transaktion ist somit eine Wirkung, die sich mit demMarktgeschehen vermischt und sich, indem sie anderen Anlegern Trans-aktionsdaten vermittelt, in die Kette der Verhaltensursachen andererMenschen einreiht. Diese Feedbackschleife basiert auf dem sozialenCharakter der Menschen, und weil dieser Charakter allen Menschen ge-mein ist, bringt der Prozess auch fortlaufend ganz bestimmte Formenhervor. Da sich diese Formen ständig wiederholen, können sie für Vor-aussagen benutzt werden.

Die Märkte scheinen zwar manchmal exogene Situationen und Ereig-nisse widerzuspiegeln, doch zu anderen Zeiten scheinen sie völlig losge-löst zu sein von dem, was die meisten Menschen als kausale Bedingungenbezeichnen würden. Der Grund dafür ist ganz einfach: Die Märkte folgenihren eigenen Gesetzen. Sie werden nicht von einer linearen Kausalitätderselben Art bestimmt, an die man sich im Alltagsleben gewöhnt hat.Die Kursbewegungen sind also nicht nur das Resultat irgendwelcherNachrichten und der Markt ist nicht nur die zyklisch rhythmische Ma-schine, für die ihn viele Menschen halten. Seine Schwankungen reflektie-ren sich ständig wiederholende Formen, die unabhängig von angeblich

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ursächlichen Ereignissen oder Perioden auftreten.

Marktbewegungen entfalten sich in Form von Wellen. Wellen sindMuster, die sich in eine bestimmte Richtung bewegen. Genauer gesagt istdie Welle nur eines von mehreren naturgegebenen Mustern, die in die-sem Kapitel beschrieben werden sollen.

Das Fünf-Wellen-Muster

Kursentwicklungen an den Märkten erfolgen in Form von fünf Wellenmit jeweils spezifischer Struktur. Drei dieser Wellen, nämlich WelleNummer 1, 3 und 5, bringen die eigentliche Grundrichtung der Forma-tion hervor. Getrennt werden sie von zwei rückläufigen Unterbrechun-gen, den Wellen 2 und 4 (siehe Abbildung 1-1). Anscheinend werdendiese beiden Unterbrechungen gebraucht, damit sich überhaupt eine be-stimmte Bewegungsrichtung etablieren kann.

Elliott beobachtete drei ständig wiederkehrende Aspekte dieser Fünf-Wellen-Formation: Welle 2 kommt nie über den Anfangspunkt vonWelle 1 hinaus, Welle 3 ist nie die kürzeste Welle und Welle 4 kehrt nie indas von Welle 1 abgesteckte Gebiet zurück.

R. N. Elliott selbst hat zwar nie ausdrücklich behauptet, es gebe nurdiese eine, allgemein gültige Form des Fünf-Wellen-Musters, aber genaudas ist zweifellos der Fall. Der Markt kann jederzeit so betrachtet werden,dass er sich auf höchster Trendebene in dieses aus fünf Wellen beste-hende Grundmuster einordnen lässt. Da das Fünf-Wellen-Muster dievorherrschende Form der Marktentwicklung ist, sind alle anderen Kurs-muster darin enthalten.

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Wellenmodus

Es gibt zwei Modi der Wellenentwicklung: Antrieb und Korrektur.Antriebswellen haben eine Fünf-Wellen-Struktur, während Korrektur-wellen eine Drei-Wellen-Struktur oder Variationen einer Drei- Wellen-Struktur aufweisen. Der Antriebsmodus ist sowohl im Fünf-Wellen-Muster in Abbildung 1-1 aktiv wie auch in dessen gleichgerichtetenBestandteilen, nämlich Wellen 1, 3 und 5. Deren Struktur wird als„Antrieb“ bezeichnet, weil sie den Markt stark in eine Richtung trei-ben.

Das grundlegende Muster

Abbildung 1-1

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ursächlichen Ereignissen oder Perioden auftreten.

Marktbewegungen entfalten sich in Form von Wellen. Wellen sindMuster, die sich in eine bestimmte Richtung bewegen. Genauer gesagt istdie Welle nur eines von mehreren naturgegebenen Mustern, die in die-sem Kapitel beschrieben werden sollen.

Das Fünf-Wellen-Muster

Kursentwicklungen an den Märkten erfolgen in Form von fünf Wellenmit jeweils spezifischer Struktur. Drei dieser Wellen, nämlich WelleNummer 1, 3 und 5, bringen die eigentliche Grundrichtung der Forma-tion hervor. Getrennt werden sie von zwei rückläufigen Unterbrechun-gen, den Wellen 2 und 4 (siehe Abbildung 1-1). Anscheinend werdendiese beiden Unterbrechungen gebraucht, damit sich überhaupt eine be-stimmte Bewegungsrichtung etablieren kann.

Elliott beobachtete drei ständig wiederkehrende Aspekte dieser Fünf-Wellen-Formation: Welle 2 kommt nie über den Anfangspunkt vonWelle 1 hinaus, Welle 3 ist nie die kürzeste Welle und Welle 4 kehrt nie indas von Welle 1 abgesteckte Gebiet zurück.

R. N. Elliott selbst hat zwar nie ausdrücklich behauptet, es gebe nurdiese eine, allgemein gültige Form des Fünf-Wellen-Musters, aber genaudas ist zweifellos der Fall. Der Markt kann jederzeit so betrachtet werden,dass er sich auf höchster Trendebene in dieses aus fünf Wellen beste-hende Grundmuster einordnen lässt. Da das Fünf-Wellen-Muster dievorherrschende Form der Marktentwicklung ist, sind alle anderen Kurs-muster darin enthalten.

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Wellenmodus

Es gibt zwei Modi der Wellenentwicklung: Antrieb und Korrektur.Antriebswellen haben eine Fünf-Wellen-Struktur, während Korrektur-wellen eine Drei-Wellen-Struktur oder Variationen einer Drei- Wellen-Struktur aufweisen. Der Antriebsmodus ist sowohl im Fünf-Wellen-Muster in Abbildung 1-1 aktiv wie auch in dessen gleichgerichtetenBestandteilen, nämlich Wellen 1, 3 und 5. Deren Struktur wird als„Antrieb“ bezeichnet, weil sie den Markt stark in eine Richtung trei-ben.

Das grundlegende Muster

Abbildung 1-1

KAPITEL 1: DAS GRUNDKONZEPT

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Antriebsphase (mit Nummernbezeichnungen); Korrekturphase (mit Buchstaben bezeichnet)

Abbildung 1-2

Der Korrekturmodus ist in allen gegenläufigen Unterbrechungen aktiv,darunter z. B. Welle 2 und 4 in Abbildung 1-1. Die Struktur dieser Wellenwird als Korrekturstruktur bezeichnet, weil sie sich als Reaktion auf dievorhergehende Antriebswelle bilden, jedoch im Vergleich mit der bisheri-gen Trendentwicklung nur einen teilweisen Rückschlag darstellen, alsoeine „Korrektur“. Die beiden Wellenmodi sind also grundsätzlich ver-schieden, sowohl ihrer Rolle als auch ihrer Konstruktion nach, wie wir indiesem Kapitel noch genauer ausführen werden.

Der vollständige Zyklus

Ein vollständiger Zyklus besteht aus acht Wellen und kann deutlich inzwei Phasen gegliedert werden: die aus fünf Wellen bestehendeAntriebsphase (auch als „Fünfer“ bezeichnet), deren Wellen mit Zahlengekennzeichnet werden und die aus drei Wellen bestehendeKorrekturphase (auch als „Dreier“ bezeichnet), deren Wellen mitBuchstaben gekennzeichnet werden. Genau wie Welle 2 in Abbil dung 1-

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1 Welle 1 korrigiert, korrigiert die Wellensequenz A, B, C die gesamteReihenfolge der Wellen 1, 2, 3, 4 und 5, wie in Abbildung 1-2 zu sehenist.

Fraktalstruktur

Wenn ein Acht-Wellen-Zyklus wie der in Abbildung 1-2 abgebildeteendet, folgt ihm ein ganz ähnlicher Wellenzyklus, dem wiederum eineweitere Fünf-Wellen-Bewegung folgt. Diese gesamte Entwicklung ergibtein Fünf-Wellen-Muster auf der nächsthöheren Wellenebene im Vergleichzu den Fünf-Wellen-Mustern, aus denen sie sich zusammensetzt. In Ab-bildung 1-3 ist genau diese Entwicklung zu sehen, die an dem mit (5) ge-kennzeichneten Hoch endet. Dieses Fünf-Wellen-Muster dernächsthöheren Wellenebene wird nachfolgend von einem Drei-Wellen-Muster auf derselben Wellenebene korrigiert. Damit ist der Zyklus voll-ständig (siehe Abbildung 1-3).

Wie Abbildung 1-3 zeigt, sind alle gleichgerichteten Komponenten einerAntriebswelle (das heißt Welle 1, 3 und 5) und alle zyklischen Komponen-ten (das heißt Welle 1 und 2 oder Welle 3 und 4) eines kompletten Zykluskleinere Versionen ihrer selbst.

Der folgende Punkt ist besonders wichtig: Abbildung 1-3 zeigt nichtnur eine vergrößerte Version von Abbildung 1-2, sondern genau dieselbeSituation, nur in größerem Detail. In Abbildung 1-2 sind die Subwellen1, 3 und 5 Antriebswellen, die sich gezwungenermaßen wiederum in„Fünfer“ aufspalten, während Subwellen 2 und 4 Korrekturwellen sind,die sich gezwungenermaßen wieder in einen „Dreier“ aufspalten. Welle(1) und Welle (2) in Abbildung 1-3 würden dieselbe Form annehmen wieWelle ¿ und ¡, sobald man sie unter dem „Mikroskop“ betrachtenwürde. Die Form bleibt also konstant, völlig unabhängig von der Größe.Wir können Abbildung 1-3 demnach als Illustration von 2, 8 oder 34Wellen lesen, je nachdem, auf welche Wellenebene wir uns beziehen wol-len.

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Antriebsphase (mit Nummernbezeichnungen); Korrekturphase (mit Buchstaben bezeichnet)

Abbildung 1-2

Der Korrekturmodus ist in allen gegenläufigen Unterbrechungen aktiv,darunter z. B. Welle 2 und 4 in Abbildung 1-1. Die Struktur dieser Wellenwird als Korrekturstruktur bezeichnet, weil sie sich als Reaktion auf dievorhergehende Antriebswelle bilden, jedoch im Vergleich mit der bisheri-gen Trendentwicklung nur einen teilweisen Rückschlag darstellen, alsoeine „Korrektur“. Die beiden Wellenmodi sind also grundsätzlich ver-schieden, sowohl ihrer Rolle als auch ihrer Konstruktion nach, wie wir indiesem Kapitel noch genauer ausführen werden.

Der vollständige Zyklus

Ein vollständiger Zyklus besteht aus acht Wellen und kann deutlich inzwei Phasen gegliedert werden: die aus fünf Wellen bestehendeAntriebsphase (auch als „Fünfer“ bezeichnet), deren Wellen mit Zahlengekennzeichnet werden und die aus drei Wellen bestehendeKorrekturphase (auch als „Dreier“ bezeichnet), deren Wellen mitBuchstaben gekennzeichnet werden. Genau wie Welle 2 in Abbil dung 1-

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1 Welle 1 korrigiert, korrigiert die Wellensequenz A, B, C die gesamteReihenfolge der Wellen 1, 2, 3, 4 und 5, wie in Abbildung 1-2 zu sehenist.

Fraktalstruktur

Wenn ein Acht-Wellen-Zyklus wie der in Abbildung 1-2 abgebildeteendet, folgt ihm ein ganz ähnlicher Wellenzyklus, dem wiederum eineweitere Fünf-Wellen-Bewegung folgt. Diese gesamte Entwicklung ergibtein Fünf-Wellen-Muster auf der nächsthöheren Wellenebene im Vergleichzu den Fünf-Wellen-Mustern, aus denen sie sich zusammensetzt. In Ab-bildung 1-3 ist genau diese Entwicklung zu sehen, die an dem mit (5) ge-kennzeichneten Hoch endet. Dieses Fünf-Wellen-Muster dernächsthöheren Wellenebene wird nachfolgend von einem Drei-Wellen-Muster auf derselben Wellenebene korrigiert. Damit ist der Zyklus voll-ständig (siehe Abbildung 1-3).

Wie Abbildung 1-3 zeigt, sind alle gleichgerichteten Komponenten einerAntriebswelle (das heißt Welle 1, 3 und 5) und alle zyklischen Komponen-ten (das heißt Welle 1 und 2 oder Welle 3 und 4) eines kompletten Zykluskleinere Versionen ihrer selbst.

Der folgende Punkt ist besonders wichtig: Abbildung 1-3 zeigt nichtnur eine vergrößerte Version von Abbildung 1-2, sondern genau dieselbeSituation, nur in größerem Detail. In Abbildung 1-2 sind die Subwellen1, 3 und 5 Antriebswellen, die sich gezwungenermaßen wiederum in„Fünfer“ aufspalten, während Subwellen 2 und 4 Korrekturwellen sind,die sich gezwungenermaßen wieder in einen „Dreier“ aufspalten. Welle(1) und Welle (2) in Abbildung 1-3 würden dieselbe Form annehmen wieWelle ¿ und ¡, sobald man sie unter dem „Mikroskop“ betrachtenwürde. Die Form bleibt also konstant, völlig unabhängig von der Größe.Wir können Abbildung 1-3 demnach als Illustration von 2, 8 oder 34Wellen lesen, je nachdem, auf welche Wellenebene wir uns beziehen wol-len.

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¿ und ¡ = 2 Wellen; (1), (2), (3), (4), (5), (A), (B), (C) = 8 Wellen; 1, 2, 3, 4, 5, A, B, C etc. =

34 Wellen

Abbildung 1-3

Das grundlegende Muster

Innerhalb des mit ¡ gekennzeichneten Korrekturmusters in Abbildung1-3 bestehen die absteigenden Wellen (A) und (C) jeweils aus fünf Wel-len: 1, 2, 3, 4 und 5. In ähnlicher Weise ist die aufsteigende Welle (B) ausdrei Wellen zusammengesetzt: A, B und C. Diese Konstruktionen verwei-sen auf einen äußerst wichtigen Punkt: Antriebswellen laufen nicht im-mer aufwärts und Korrekturwellen laufen nicht immer abwärts. DerWellenmodus hängt weniger von der absoluten Wellenrichtung ab alsvielmehr von der relativen Bewegungsrichtung. Abgesehen von vier be-sonderen Ausnahmen, die nachfolgend in diesem Kapitel erörtert werdensollen, sind Wellen entweder im Antriebsmodus (fünf Wellen), wenn siein dieselbe Richtung laufen wie die Welle der nächsthöheren Wellene-bene, deren Bestandteile sie sind, oder sie sind im Korrekturmodus (dreiWellen oder eine Variation davon), wenn sie in die entgegengesetzte

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Richtung laufen. Wellen (A) und (C) sind Antriebswellen, weil sie in die-selbe Richtung laufen wie Welle ¡. Welle (B) ist eine Korrekturwelle, weilsie Welle (A) korrigiert und in die entgegengesetzte Richtung zu Welle ¡läuft. Zusammenfassend kann man folgende grundlegende Tendenz desWellenprinzips beschreiben: Bewegungen in dieselbe Richtung wie derübergeordnete Trend entwickeln sich in fünf Wellen, während sich Reaktio-nen gegen den übergeordneten Trend in drei Wellen entwickeln. Dieser Satzgilt für alle Trends, unabhängig davon, wie ausgeprägt sie sind.

Die Phänomene von Form, Ausmaß (Amplitude) und relativer Ausrich-tung werden in Abbildung 1-4 noch einen Schritt weiter gebracht. DieseAbbildung illustriert ein allgemein gültiges Prinzip, dem zufolge sich dieWellen aller Zyklusebenen der unten stehenden Tabelle entsprechendaufteilen.

Anzahl der Wellen auf jeweiliger Wellenebene

Antrieb + Korrektur = Zyklus (Impulswelle) (Zickzack)

Größte Wellen 1 1 2

Größte untergeordnete Wellen 5 3 8

Nächstkleinere untergeordnete Wellen 21 13 34

Nächstkleinere untergeordnete Wellen 89 55 144

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