+ All Categories
Home > Documents > ClaudeClaude MONET - download.e-bookshelf.de · 7 Pierre-Auguste Renoir, Claude Monet, 1875. Öl...

ClaudeClaude MONET - download.e-bookshelf.de · 7 Pierre-Auguste Renoir, Claude Monet, 1875. Öl...

Date post: 08-Sep-2019
Category:
Upload: others
View: 10 times
Download: 0 times
Share this document with a friend
20
MONET Claude MONET Claude
Transcript
Page 1: ClaudeClaude MONET - download.e-bookshelf.de · 7 Pierre-Auguste Renoir, Claude Monet, 1875. Öl auf Leinwand, 85 x 60,5 cm. Musée d’Orsay, Paris. Die Anfänge des Impressionismus

MONETClaude

MONETClaude

Page 2: ClaudeClaude MONET - download.e-bookshelf.de · 7 Pierre-Auguste Renoir, Claude Monet, 1875. Öl auf Leinwand, 85 x 60,5 cm. Musée d’Orsay, Paris. Die Anfänge des Impressionismus

Autoren: Nathalia Brodskaia und Nina Kalitina

Layout:Baseline Co. Ltd61A-63A Vo Van Tan Street4. EtageDistrikt 3, Ho Chi Minh CityVietnam

© Confidential Concepts, worldwide, USA© Parkstone Press International, New York, USA

Weltweit alle Rechte vorbehalten. Soweit nicht anders vermerkt, gehört das Copyright der Arbeiten den jeweiligenFotografen, den betreffenden Künstlern selbst oder ihren Rechtsnachfolgern. Trotz intensiverNachforschungen war es aber nicht in jedem Fall möglich, die Eigentumsrechte festzustellen.Gegebenenfalls bitten wir um Benachrichtigung.

ISBN: 978-1-78042-024-0

Page 3: ClaudeClaude MONET - download.e-bookshelf.de · 7 Pierre-Auguste Renoir, Claude Monet, 1875. Öl auf Leinwand, 85 x 60,5 cm. Musée d’Orsay, Paris. Die Anfänge des Impressionismus

Claude Monet

Nathalia Brodskaia und Nina Kalitina

Page 4: ClaudeClaude MONET - download.e-bookshelf.de · 7 Pierre-Auguste Renoir, Claude Monet, 1875. Öl auf Leinwand, 85 x 60,5 cm. Musée d’Orsay, Paris. Die Anfänge des Impressionismus
Page 5: ClaudeClaude MONET - download.e-bookshelf.de · 7 Pierre-Auguste Renoir, Claude Monet, 1875. Öl auf Leinwand, 85 x 60,5 cm. Musée d’Orsay, Paris. Die Anfänge des Impressionismus

5

Die Anfänge des Impressionismus 7

Claude Monet – Die Person 19

Die Jugendjahre 30

Die formativen Jahre 44

Von der Figurenmalerei zur Landschaftsmalerei 55

Die erste Impressionistische Ausstellung 74

Die Argenteuil-Periode 101

Vom Einzelbild zur Serie 150

Kunstrezeption in Russland 179

Biografie 194

Bibliografie 196

Abbildungsverzeichnis 198

Inhalt

Page 6: ClaudeClaude MONET - download.e-bookshelf.de · 7 Pierre-Auguste Renoir, Claude Monet, 1875. Öl auf Leinwand, 85 x 60,5 cm. Musée d’Orsay, Paris. Die Anfänge des Impressionismus

6

Page 7: ClaudeClaude MONET - download.e-bookshelf.de · 7 Pierre-Auguste Renoir, Claude Monet, 1875. Öl auf Leinwand, 85 x 60,5 cm. Musée d’Orsay, Paris. Die Anfänge des Impressionismus

7

Pierre-Auguste Renoir, Claude Monet, 1875.

Öl auf Leinwand, 85 x 60,5 cm.

Musée d’Orsay, Paris.

DDiiee AAnnffäännggee ddeess IImmpprreessssiioonniissmmuuss

Der Begriff „Impressionismus“ steht nicht nur für eine Strömung in der französischenKunst; er bezeichnet darüber hinaus eine neue Etappe in der Entwicklung der europäischenMalerei. Mit dem Impressionismus endet ihre klassische Periode, die mit derRenaissance begonnen hat. Zwar brachen die Impressionisten nicht gänzlich mit denTheorien des Leonardo da Vinci und den Regeln, nach denen die europäischenKunstakademien drei Jahrhunderte lang den künstlerischen Nachwuchs erzogen hatten– es sind ja dieselben Regeln, die mehr oder weniger alle Impressionisten in ihrereigenen Ausbildung in sich aufgenommen hatten. Keiner unter ihnen, der nicht Künstlerder vergangenen Generationen zu seinen Vorbildern gezählt hätte. Aber etwasEntscheidendes war bei den Impressionisten anders: ihre Sicht der Welt und ihreVorstellung von dem, was ein Bild ist. Sie stellten seinen literarischen Aspekt in Frage:die Notwendigkeit, eine Darstellung immer auf einer Geschichte aufzubauen, undfolglich ihren zwingenden Bezug zu historischen oder religiösen Themen. Zumwichtigsten Genre wurde das Landschaftsbild, die Abbildung der Natur um ihrer selbstwillen. Fast alle Impressionisten begannen ihre künstlerische Laufbahn mit dem Malenvon Landschaften. Dieses Genre verlangt aber nicht Phantasie, sondern Beobachtung,nichts als Beobachtung. Daher der neue Blick, den der Künstler jetzt auf die Natur warf,und der aus allen vorangegangenen Künstlererfahrungen eine einzige Konsequenz zog:Es galt zu malen, was man sah, und nicht, was man zu sehen gelernt hatte. Um wirklichdie Natur zu sehen, durfte man sich aber nicht in den vier Wänden seines Atelierseinschließen – man musste hinaus und seine Staffelei im Wald oder auf den Feldernaufstellen. Die intensive Beobachtung der Natur hatte eine bislang unvermuteteSprengwirkung. Denn sie führte zu der Erkenntnis: Wenn die natürliche Landschaft nichtmit der traditionellen Konzeption vom Aufbau eines Bildes und der Darstellung derPerspektive übereinstimmte, dann mussten die Regeln eben über Bord geworfenwerden. Wenn die alte Maltechnik daran hinderte, die in der Natur aufgefundeneWahrheit wiederzugeben, dann musste diese Technik eben geändert werden. Mit denneuen Werken, die auf radikale Weise die Natur ernst nahmen, entwickelte sich einneues Genre, das auf das hergebrachte Ideal des vollendeten Werks verzichtet. DieBilder konnten nun an rasch hingeworfene Ölstudien erinnern. Aber die Impressionistenentwickelten keine neue ästhetische Theorie, die an die Stelle der alten hätte tretenkönnen. Ihre einzige, jedoch feste Überzeugung bestand darin, dass alle Mittel rechtsind, die der Wahrheit in der Kunst zum Durchbruch verhelfen. „Diese kühnen Leutebehaupteten, Kunstwerke herstellen zu können, ohne einem Lehrer oder sakrosanktenTheorien oder den Traditionen des Metiers zu folgen“, schrieb ein Kritiker drei Jahrenach ihrer ersten Ausstellung von 1877. „Denen, die sie nach ihrem Programm fragten,erwiderten sie zynisch, keins zu haben. Sie begnügten sich damit, dem Publikum dieImpressionen ihres Geists und ihres Herzens auszubreiten, aufrichtig, naiv, ohne jedeBeschönigung“ (Venturi Bd. 2, S. 330).

Page 8: ClaudeClaude MONET - download.e-bookshelf.de · 7 Pierre-Auguste Renoir, Claude Monet, 1875. Öl auf Leinwand, 85 x 60,5 cm. Musée d’Orsay, Paris. Die Anfänge des Impressionismus

8

Die Generation der um 1840 geborenen Maler ließ sich nicht mehr von dem „Verbot“

beeindrucken, Motive aus dem gewöhnlichen Leben darzustellen, das zu dieser

Zeit in der Kunstszene vorherrschte. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts hatte in

Frankreich auf dem Gebiet der Landschaftsmalerei die konservativste Einstellung

vorgeherrscht, die überhaupt in Europa anzutreffen war. Die Salons waren mit

Landschaftsdarstellungen gespickt, die zwar auf dem Studium der Natur – der

Beobachtung von Bäumen, Blättern, Steinen – beruhten, vor allem aber auf deren

klassischer „Komposition“. Dabei hatten holländische Meister schon seit dem 17.

Jahrhundert die lebendige, genau beobachtete Natur ihres Landes gemalt. In ihren

bescheidenen, kleinformatigen Bildern tauchten die unterschiedlichen Facetten eines

nicht-imaginären Holland auf: ein weiter Himmel, zugefrorene Kanäle, raureifbedeckte

Bäume, Windmühlen, pittoreske kleine Städte. In nuancierten Farbtönen fingen die

holländischen Maler die feuchte Atmosphäre ihres Landes ein. Ihre Bilder zeigten weder

klassische Szenen noch führten sie Kulissen vor. Ein flacher Küstenstrich, parallel zum

Rand der Leinwand gezogen, genügte für den Eindruck; der Betrachter blickte direkt in

Mann mit Bootsfahrerhut, 1857.

Bleistift auf Papier, 24 x 16 cm.

Musée Marmottan, Paris.

Der Maler mit spitzem Hut, 1857.

Bleistift und Gouache auf Papier.

Privatsammlung, Paris.

Schwarze Frau mit Kopftuch, 1857.

Kohle und Aquarell auf Papier,

24 x 16 cm.

Musée Marmottan, Paris.

Page 9: ClaudeClaude MONET - download.e-bookshelf.de · 7 Pierre-Auguste Renoir, Claude Monet, 1875. Öl auf Leinwand, 85 x 60,5 cm. Musée d’Orsay, Paris. Die Anfänge des Impressionismus

9

Page 10: ClaudeClaude MONET - download.e-bookshelf.de · 7 Pierre-Auguste Renoir, Claude Monet, 1875. Öl auf Leinwand, 85 x 60,5 cm. Musée d’Orsay, Paris. Die Anfänge des Impressionismus

10

Page 11: ClaudeClaude MONET - download.e-bookshelf.de · 7 Pierre-Auguste Renoir, Claude Monet, 1875. Öl auf Leinwand, 85 x 60,5 cm. Musée d’Orsay, Paris. Die Anfänge des Impressionismus

11

Ein Boot wird aus dem Wasser

gezogen, Honfleur, 1864.

Öl auf Leinwand, 55,2 x 82,1 cm.

Memorial Art Gallery of the University

of Rochester, Rochester.

die Natur hinein. Im Venedig des 18. Jahrhunderts schufen Landschaftsmaler ein neues,spezifisches Genre, die Vedute. In den szenisch aufgebauten Werken eines FrancescoGuardi, Antonio Canal, Bernardo Bellotto sind alle Gesetze der klassischen Schuleberücksichtigt, aber sie geben exakt die Wirklichkeit wieder. Ihre topografische Präzisionmacht es möglich, dass sie noch heute als Dokumente der Existenz von Städten gesehenwerden können, die in dieser Form längst nicht mehr bestehen. Mehr noch: In diesenVeduten bleibt der feine, feuchte Schleier über der Lagune von Venedig ebenso spürbarwie die Reinheit der Luft am Gestade der Insel Elba.

Andere Vorbilder fanden die künftigen Impressionisten bei Malern, deren Werke nochnicht in die Museen Eingang gefunden hatten: So in denen des The London SketchClub, einer gegen Ende des 18. Jahrhunderts in England entstandenenKünstlervereinigung, die mit rasch hingeworfenen Landschaftsskizzen brillierte. Der1828 mit nur 26 Jahren verstorbene Richard Parkes Bonington hat derart durchsichtige,anmutige Aquarelllandschaften hinterlassen, dass der Betrachter ihre Atmosphäreförmlich auf der Haut zu spüren meint. Bonington verbrachte lange Jahre in Frankreich,wo er bei Gros Unterricht nahm und Delacroix kennen lernte. Er ließ sich von denLandschaften der Normandie und der Ile de France inspirieren, die für denImpressionismus eine so bedeutende Rolle spielen sollten. Vermutlich kannten diekünftigen Impressionisten auch die Werke John Constables, bei dem sie neben derAusdruckskraft der Pinselführung lernen konnten, eine Landschaft tief auf sich wirken zulassen, sie ganz in sich aufzunehmen. Auch seine abgeschlossenen Gemäldebewahren etwas Skizzenhaftes, die Farben wirken frisch wie nach dem Leben gemalt.Und sicherlich kannten die Impressionisten auch Joseph Mallord William Turner, der bis1851 – sechzig Jahre lang! – als unbestrittenes Oberhaupt der englischen Schule galt.Turner hatte es in erster Linie auf atmosphärische Effekte abgesehen: Nebel,Dunstschleier bei Sonnenuntergang, die Dampfschwaden einer Lokomotive oder auchschlicht eine Wolke wurden in seinen Gemälden zu eigenständigen Themen. EinAquarellzyklus, Die Flüsse Frankreichs, war unvollendet geblieben; die gemalte Ode andie Seine sollte später von den Impressionisten fortgesetzt werden. In derselben Reihefindet sich auch eine Darstellung der Kathedrale von Rouen, die in der Bilderserieweitergeführt wird, die Claude Monet diesem Bauwerk widmet. An der Pariser Écoledes Beaux-Arts jedoch, der maßgeblichen Kunsthochschule Frankreichs, wurde um dieMitte des 19. Jahrhunderts immer noch die „historische Landschaftsmalerei“ gelehrt, wiesie im 17. Jahrhundert in den Gemälden eines Nicolas Poussin oder Claude Lorrain ihrevollendeten Muster gefunden hatte. Die Impressionisten waren nicht die ersten, diegegen dieses Klischee zu Felde zogen und die Malerei auf die Wahrheit derDarstellung verpflichten wollten. Pierre Auguste Renoir erzählte seinem Sohn von einerseltsamen Begegnung, die ihm 1863 im Wald von Fontainebleau widerfuhr. Ausirgendeinem Grund erregte der Anblick des Malers, der hier in seinem ArbeitskittelNaturstudien trieb, das Missfallen einer Bande jugendlicher Taugenichtse. Einer von

Page 12: ClaudeClaude MONET - download.e-bookshelf.de · 7 Pierre-Auguste Renoir, Claude Monet, 1875. Öl auf Leinwand, 85 x 60,5 cm. Musée d’Orsay, Paris. Die Anfänge des Impressionismus

12

Seinemündung bei Honfleur, 1865.

Öl auf Leinwand, 89,5 x 150,5 cm.

The Norton Simon Foundation,

Norton Simon Museum, Pasadena.

Page 13: ClaudeClaude MONET - download.e-bookshelf.de · 7 Pierre-Auguste Renoir, Claude Monet, 1875. Öl auf Leinwand, 85 x 60,5 cm. Musée d’Orsay, Paris. Die Anfänge des Impressionismus

13

Der Hafen von Honfleur, um 1866.

Öl auf Leinwand.

Privatsammlung.

Page 14: ClaudeClaude MONET - download.e-bookshelf.de · 7 Pierre-Auguste Renoir, Claude Monet, 1875. Öl auf Leinwand, 85 x 60,5 cm. Musée d’Orsay, Paris. Die Anfänge des Impressionismus

14

Page 15: ClaudeClaude MONET - download.e-bookshelf.de · 7 Pierre-Auguste Renoir, Claude Monet, 1875. Öl auf Leinwand, 85 x 60,5 cm. Musée d’Orsay, Paris. Die Anfänge des Impressionismus

15

Der Strand bei Sainte-Adresse, 1867.

Öl auf Leinwand, 75,8 x 102,5 cm.

The Art Institute of Chicago, Chicago.

Page 16: ClaudeClaude MONET - download.e-bookshelf.de · 7 Pierre-Auguste Renoir, Claude Monet, 1875. Öl auf Leinwand, 85 x 60,5 cm. Musée d’Orsay, Paris. Die Anfänge des Impressionismus

16

ihnen schleuderte mit einem Fußtritt Renoirs Palette zu Boden, der Maler selbst folgtenach. Die Mädchen schlugen mit ihren Sonnenschirmen auf ihn ein, „mit der Eisenspitzeins Gesicht, sie hätten mir ein Auge ausstoßen können!“, entsetzt Renoir sich nochnachträglich und fährt fort: „Plötzlich tauchte aus dem Gehölz ein großer, kräftiger Mannvon etwa fünfzig Jahren auf, der selber Malgerät trug. Er hatte ein Holzbein, in derHand hielt er einen Knotenstock. Der Neuangekommene legte seine Utensilien niederund sprang dem jüngeren Kollegen zu Hilfe. Mit heftigen Stock- und Keulenschlägenhatte er die Angreifer bald vertrieben. […] Bald waren die beiden Maler Herren desPlatzes. Der Einbeinige hob die Leinwand auf, ohne auf die Dankesworte seinesSchützlings zu achten, und sah sie aufmerksam an. ‘Gar nicht übel. sie sind begabt,sehr begabt.’ […] Die beiden Männer setzten sich ins Gras, und Renoir sprach übersein Leben und seine bescheidenen Zukunftshoffnungen. Auch der Unbekannte stelltesich vor. Es war Diaz“ (Renoir, S. 66). Narcisse Diaz de la Peña gehörte zur Gruppeder Landschaftsmaler, die unter dem Namen „Schule von Barbizon“ berühmt wurden.Ihre Mitglieder hatten zwischen dem Ende des ersten und dem Beginn des zweitenJahrzehnts des 19. Jahrhunderts das Licht der Welt erblickt, waren also eine guteGeneration älter als die meisten der späteren Impressionisten.

Die Maler der Schule von Barbizon waren als erste ausgezogen, um Landschaftennach der Natur zu malen – dass Diaz und Renoir einander ausgerechnet im Wald vonFontainebleau begegneten, war also kein reiner Zufall. Diese Malergeneration hattedie traditionelle, klassische Schule der Landschaftsmalerei absolviert, aber schon zuBeginn der dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts genügte ihr das nicht mehr. Dergebürtige Pariser Théodore Rousseau, die zentrale Gestalt der Schule von Barbizon,hatte sich schon in seiner Jugend in Landschaften verliebt, als er mit seinem Vater durchFrankreich reiste. Wie sein Biograph erzählt, „kauft er eines Tages, ohne mit irgendjemandem darüber zu sprechen, Farben und Pinsel und begibt sich auf denMontmartre-Hügel. Am Fuß des Kirchleins angelangt, das sich damals noch dorterhob, aber schon vom Telegraphenmast überragt wurde, beginnt er zu malen, wassich seinen Augen darbietet: Kirche, Friedhof, Bäume, Mauern, unbebautes Gelände.In wenigen Tagen beendet er eine exakte, gediegene, sehr natürlich wirkende Studie.“(Sensier, Théodore Rousseau, S. 17). 1833 – die Impressionisten waren noch nichteinmal geboren – machte ihn der Salon mit einem Schlage berühmt. Seine Sicht aufdie Umgebung von Granville (St. Petersburg, Eremitage) war eine Sensation: Noch niehatte die französische Malerei einem so uninteressanten ländlichen Motiv einederartige Aufmerksamkeit entgegengebracht. Ein zeitgenössischer Kritiker schrieb,dieses Landschaftsbild sei „eines der wahrsten und vom Ton her wärmsten Dinge, diedie französische Schule je produziert hat“ (Sensier, S. 38). An einem Saum desWaldes von Fontainebleau entdeckte Rousseau später das friedliche DörfchenBarbizon. Sein Freund Jules Dupré und der gebürtige Spanier Narcisse Diaz de laPeña gesellten sich hier zu ihm. Auch ein anderer Freund Rousseaus, der Maler

Die Straße von Chailly durch den

Wald von Fontainebleau, 1865.

Öl auf Leinwand, 97 x 130,5 cm.

Ordrupgaard, Kopenhagen.

Page 17: ClaudeClaude MONET - download.e-bookshelf.de · 7 Pierre-Auguste Renoir, Claude Monet, 1875. Öl auf Leinwand, 85 x 60,5 cm. Musée d’Orsay, Paris. Die Anfänge des Impressionismus

17

Page 18: ClaudeClaude MONET - download.e-bookshelf.de · 7 Pierre-Auguste Renoir, Claude Monet, 1875. Öl auf Leinwand, 85 x 60,5 cm. Musée d’Orsay, Paris. Die Anfänge des Impressionismus
Page 19: ClaudeClaude MONET - download.e-bookshelf.de · 7 Pierre-Auguste Renoir, Claude Monet, 1875. Öl auf Leinwand, 85 x 60,5 cm. Musée d’Orsay, Paris. Die Anfänge des Impressionismus

19

Blühender Garten in Sainte-Adresse,

1866.

Öl auf Leinwand, 65 x 54 cm.

Musée d’Orsay, Paris.

Constant Troyon, arbeitete oft in Barbizon. Gegen Ende der vierziger Jahre ließ sichJean-François Millet, der Maler des bäuerlichen Frankreich, mit seiner kinderreichenFamilie in Barbizon nieder.

Allerdings fertigten alle diese Maler im Freien lediglich Skizzen an, die sieanschließend in ihren Ateliers zu Gemälden ausarbeiteten. Auch Charles-FrançoisDaubigny arbeitete eine Weile in Barbizon, ging aber weiter als die anderen: InAuvers, an den Ufern der Oise, baute er sich ein Boot, das ihm als Atelier dienensollte. Mit seinem „Bottin“ – so hatte er das Boot getauft – konnte Daubigny ankern,wo immer er wollte, und malen, was sich gerade seinen Augen darbot. DieseArbeitsmethode half ihm dabei, über die traditionelle Landschaftsmalerei hinauszuge-langen und die Farben seiner Bilder ganz aus der Naturbeobachtung zu schöpfen. ZuRang und Würden gelangt, unterstützte Daubigny später als einer der Juroren, denendie Auswahl der Bilder für den Salon zukommt, die künftigen Impressionisten. Von allenLandschaftsmalern seiner Zeit stand Camille Corot den Impressionisten wohl amnächsten. Er wohnte in Ville d’Avray, einem Dorf in der Nähe von Paris. Dort malte erdie Teiche vor seiner Haustür, die Spiegelung der Trauerweiden im Wasser unddie Pfade, die sich im nahegelegenen Wald verloren. Zwar gingen italienischeErinnerungen in diese Bilder ein, die Umgebung von Ville d’Avray blieb aber durchauserkennbar. Für die Natur entwickelte Corot eine außerordentliche Sensibilität. DieFarbgebung spielte dabei eine untergeordnete Rolle: Für die Wiedergabe noch dersubtilsten Abstufungen zwischen Schatten und Licht genügte ihm im Grunde eineeinzige Farbe, ein Grün-Grau. Der Eindruck dunstiger Luft und die traurige, lyrischeStimmung dieser Bilder verliehen der dargestellten Landschaft jenes Lebendige undBewegte, auf das es die Impressionisten abgesehen hatten.

CCllaauuddee MMoonneett –– DDiiee PPeerrssoonn

Gustave Geffroy, ein Freund und Biograph von Claude Monet, zeigt in seiner Monografieüber den Künstler zwei dieser darstellenden Porträts. Auf dem ersten, welches von einemunbedeutenden Maler angefertigt wurde, ist Monet 18 Jahre alt. Ein schwarzhaarigerjunger Mann in gestreifter Bluse sitzt rittlings auf einem Stuhl, auf dessen Lehne seineangewinkelten Arme ruhen. Die Pose drückt Unbefangenheit und Lebendigkeit aus, seinGesicht, das von bis an die Schultern reichenden Haaren umrahmt wird, ist von Wille(Mundlinie und Kinn) und Unruhe (in den Augen) gekennzeichnet.

Der zweite Teil des Buches von Geffroy wird mit dem Fotobildnis des 82-jährigen Moneteingeleitet: Ein stämmiger Alter mit weißem Vollbart steht auf weit gespreizten Beinensicher da. Monet ist ruhig und weise, er kennt den Wert der Dinge und glaubt an dieunsterbliche Kraft der Kunst. Nicht ohne Grund wünschte er, mit der Palette in der Hand

Page 20: ClaudeClaude MONET - download.e-bookshelf.de · 7 Pierre-Auguste Renoir, Claude Monet, 1875. Öl auf Leinwand, 85 x 60,5 cm. Musée d’Orsay, Paris. Die Anfänge des Impressionismus

20

Bazille und Camille (Studie zu

Déjeneur sur l’Herbe), 1865.

Öl auf Leinwand, 93 x 68,9 cm.

National Gallery of Art,

Washington D.C.

Frauen im Garten, 1866-1867.

Öl auf Leinwand, 255 x 208 cm.

Musée d’Orsay, Paris.


Recommended