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„Chill' mal ...“

Date post: 25-Jan-2017
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DFZ 6 · 2014 1 editorial © gpointstudio / iStock / thinkstockphotos.com „Chill' mal …“ Liebe Kolleginnen und Kollegen, wer wie ich der Generation „Babyboo- mer“ angehört, hat diesen Ausdruck ganz sicher schon das eine oder andere Mal von seinen Kindern gehört. Mit „chill‘ mal“ wird man mehr oder weniger deutlich darauf hingewiesen, dass alles bestens ist und seiner Wege läuſt. Man soll als interessiertes Elternteil, das man nun mal ist, relaxen und den Nach- wuchs „sein Ding“ machen lassen. Diese Aufforderung zum Entspannen und den Dingen seinen Lauf zu lassen, ist für die Generation Y das A und O. Nun drängt diese Generation auf den Arbeitsmarkt, und wir wollen sie verstehen lernen. An Fleiß und Ehrgeiz mangelt es nicht Schlägt man die Definition „Generation Y“ (kurz „Gen Y“) im Online-Lexikon nach, erfährt der Wissbegierige, dass diese Bezeichnung in der Soziologie für die Per- sonengruppe verwendet wird, die in den achtziger und neunziger Jahren geboren wurde. Ab und an stolpert man in diesem Zusammenhang auch über den Begriff „millennials“ (die Jahrtausender). Mit dem Schlagwort „Generation Y“ wird also die Nachfolgegeneration der „Generation X“, der Ende der sechziger und siebziger Jahre Geborenen, bezeichnet. Zudem wird im Englischen das Y wie „Why“ (Warum?) ausgesprochen, was wiederum typisch für das alles Hinterfragende beziehungsweise Infragestellende dieser Generation ist. Fälschlicherweise werden ihnen oſt Fleiß und Ehrgeiz abgesprochen. Dabei ist es mit die am besten ausgebildete, die internatio- nalste und vielsprachigste Generation. Pro- zentual gesehen hat nie eine Altersgruppe häufiger das Abitur gemacht, häufiger stu- diert und häufiger im Ausland gearbeitet. Sie sind die erste Generation, die mit dem Internet groß geworden ist. Ob Twit- ter , Facebook oder YouTube – auf diesen Plattformen bewegen sie sich von Kindes- beinen an und erleben dadurch eine ganz eigene Kreativität, die ihnen in jeglichen Lebensbereichen zugutekommt und inter- national Vorteile verscha. Sie fordern ein komplett neues Berufsbild Diese Generation tickt anders. Auf keinen Fall weniger leistungs- und erfolgsorien- tiert, sondern anspruchsvoller, auch was ihren Lifestyle betri. Sie möchte sich muss es nicht jetzt und sofort sein und schon gar nicht um jeden Preis. Was können wir von dieser Genera- tion lernen, die einen Umbruch in der Berufswelt anstrebt? Die entspanntere Lebenseinstellung führt zu einer ande- ren Art von Praxisausübung: weg von der Einzelpraxis hin zu Gemeinschaſts- praxen oder Großpraxen mit vielfachen Spezialisierungen. Man arbeitet mehr im Team und teilt sich somit die Verant- wortung, begegnet sich auf Augenhö- he. Durch die Arbeitsauſteilung erfolgt auch die erwünschte Flexibilität in der Arbeitszeit. Denn die „Gen Y“ möchte nicht weniger leistungsbezogener arbei- ten, sondern anders. Der Freie Verband Deutscher Zahnärz- te nimmt diese Generation ernst, bietet gezielte Unterstützung an (siehe auch Sei- te 20) und sieht eine Chance in der ver- änderten Sichtweise. So wie wir von der Generation Y lernen können, können die jungen Leute von unserer Erfahrung profitieren. Wenn wir uns mal wieder dabei ertap- pen, mehrere Dinge gleichzeitig tun zu wollen, uns von Termin zu Termin abhet- zen und über unser riesiges Arbeitspen- sum jammern, würde uns allen ab und zu ein liebevoll gemeintes „chill‘ mal, Alder“ nicht schlecht tun … Mit besten kollegialen Grüßen, Dr. Michael Betz, 1. Stellvertretender FVDZ-Bundesvorsitzender nicht komplett dem Job unterordnen, son- dern erwartet mehr vom Leben, möch- te sich selbst verwirklichen. Sie fordert nicht nur genügend Freiraum für Familie, Freunde und Freizeit, sondern ebenso ein komplett neues Berufsbild – ohne starre Bürozeiten, aber mit bedeutend mehr Fle- xibilität. Sie will das Gleiche wie wir, nur Dr. Michael Betz Stellvertr. Bundesvorsitzender des FVDZ
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DFZ 6 · 2014

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„Chill' mal …“Liebe Kolleginnen und Kollegen,wer wie ich der Generation „Babyboo-mer“ angehört, hat diesen Ausdruck ganz sicher schon das eine oder andere Mal von seinen Kindern gehört.

Mit „chill‘ mal“ wird man mehr oder weniger deutlich darauf hingewiesen, dass alles bestens ist und seiner Wege läu� . Man soll als interessiertes Elternteil, das man nun mal ist, relaxen und den Nach-wuchs „sein Ding“ machen lassen. Diese Au� orderung zum Entspannen und den Dingen seinen Lauf zu lassen, ist für die Generation Y das A und O. Nun drängt diese Generation auf den Arbeitsmarkt, und wir wollen sie verstehen lernen.

An Fleiß und Ehrgeizmangelt es nichtSchlägt man die De� nition „Generation Y“ (kurz „Gen Y“) im Online-Lexikon nach, erfährt der Wissbegierige, dass diese Bezeichnung in der Soziologie für die Per-sonengruppe verwendet wird, die in den achtziger und neunziger Jahren geboren wurde. Ab und an stolpert man in diesem Zusammenhang auch über den Begriff „millennials“ (die Jahrtausender). Mit dem Schlagwort „Generation Y“ wird also die Nachfolgegeneration der „Generation X“, der Ende der sechziger und siebziger Jahre Geborenen, bezeichnet. Zudem wird im Englischen das Y wie „Why“ (Warum?) ausgesprochen, was wiederum typisch für das alles Hinterfragende beziehungsweise Infragestellende dieser Generation ist.

Fälschlicherweise werden ihnen o� Fleiß und Ehrgeiz abgesprochen. Dabei ist es mit die am besten ausgebildete, die internatio-nalste und vielsprachigste Generation. Pro-zentual gesehen hat nie eine Altersgruppe häu� ger das Abitur gemacht, häu� ger stu-diert und häu� ger im Ausland gearbeitet.

Sie sind die erste Generation, die mit dem Internet groß geworden ist. Ob Twit-ter, Facebook oder YouTube – auf diesen Plattformen bewegen sie sich von Kindes-beinen an und erleben dadurch eine ganz eigene Kreativität, die ihnen in jeglichen Lebensbereichen zugutekommt und inter-national Vorteile verscha� .

Sie fordern ein komplett neues BerufsbildDiese Generation tickt anders. Auf keinen Fall weniger leistungs- und erfolgsorien-tiert, sondern anspruchsvoller, auch was ihren Lifestyle betri� . Sie möchte sich

muss es nicht jetzt und sofort sein und schon gar nicht um jeden Preis.

Was können wir von dieser Genera-tion lernen, die einen Umbruch in der Berufswelt anstrebt? Die entspanntere Lebenseinstellung führt zu einer ande-ren Art von Praxisausübung: weg von der Einzelpraxis hin zu Gemeinscha� s-praxen oder Großpraxen mit vielfachen Spezialisierungen. Man arbeitet mehr im Team und teilt sich somit die Verant-wortung, begegnet sich auf Augenhö-he. Durch die Arbeitsau� eilung erfolgt auch die erwünschte Flexibilität in der Arbeitszeit. Denn die „Gen Y“ möchte nicht weniger leistungsbezogener arbei-ten, sondern anders.

Der Freie Verband Deutscher Zahnärz-te nimmt diese Generation ernst, bietet gezielte Unterstützung an (siehe auch Sei-te 20) und sieht eine Chance in der ver-änderten Sichtweise. So wie wir von der Generation Y lernen können, können die jungen Leute von unserer Erfahrung pro� tieren.

Wenn wir uns mal wieder dabei ertap-pen, mehrere Dinge gleichzeitig tun zu wollen, uns von Termin zu Termin abhet-zen und über unser riesiges Arbeitspen-sum jammern, würde uns allen ab und zu ein liebevoll gemeintes „chill‘ mal, Alder“ nicht schlecht tun …

Mit besten kollegialen Grüßen,

Dr. Michael Betz, 1. Stellvertretender FVDZ-Bundesvorsitzender

nicht komplett dem Job unterordnen, son-dern erwartet mehr vom Leben, möch-te sich selbst verwirklichen. Sie fordert nicht nur genügend Freiraum für Familie, Freunde und Freizeit, sondern ebenso ein komplett neues Berufsbild – ohne starre Bürozeiten, aber mit bedeutend mehr Fle-xibilität. Sie will das Gleiche wie wir, nur

Dr. Michael BetzStellvertr. Bundesvorsitzender des FVDZ

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