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BUNDmagazin 01/2009

Date post: 08-Mar-2016
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Das Mitgliedermagazin des BUND informiert über zentrale Fragen des Umwelt- und Naturschutzes, berichtet über die Arbeit des BUND und gibt Ökotipps für den Alltag. Das Gute am BUNDmagazin sind nicht nur die interessanten Informationen und anregenden Kommentare. Das Gute ist auch, dass man das BUNDmagazin abonnieren kann. Vier Ausgaben pro Jahr kosten 15 Euro. Mitglieder erhalten das BUNDmagazin kostenlos.
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Postvertriebsstück • Entgelt bezahlt · Natur&Umwelt • Am Köllnischen Park 1 • 10179 Berlin BUND magazin BUND magazin Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland www.bund.net 1/2009 Friends of the Earth Germany Die Autokrise – eine verpasste Chance Die Autokrise – eine verpasste Chance
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Page 1: BUNDmagazin 01/2009

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BUNDmagazinBUNDmagazinBund für

Umwelt und

Naturschutz

Deutschland

www.bund.net

1/2009

Friends of the Earth Germany

Die Autokrise– eine verpasste ChanceDie Autokrise– eine verpasste Chance

Page 2: BUNDmagazin 01/2009

BUNDservice Natur & Umwelt GmbHAm Köllnischen Park 1 · 10179 Berlin · www.bundservice.de

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Weitere Informationen unter

Tel. 02 34.57 97-200www.gls.de/wildcard

Der BUNDservice empfiehlt die GLS Bank besonders, weilsie nach ethischen und ökolo-gischen Richtlinien arbeitet.

Partner desBUNDservice

Die BUND-Wildcard

Mäuse für dieWildkatzeSeit dem 1.5.2008 gibt es die neue BUND-Wildcard. Diese Mastercard wird

von der ethisch-ökologisch arbeitenden GLS Bank in Partnerschaft mit dem

BUND herausgegeben.

Unsere BUND-Wildcard ist ganz der Wildkatze gewidmet. Mit jeder Nutzung

der Karte unterstützt ihr Inhaber das BUND-Wildkatzenprojekt. Denn ein

Teil der Jahres- und Transaktionsgebühren gibt die GLS Bank an den BUND

weiter. Allein durch die Nutzung der Karte können wir zum Beispiel Kamera -

fallen anschaffen, um die genauen Wege der Katzen zu verfolgen und so das

Rettungsnetz für die Wildkatze weiter zu erforschen.

Wer sich für die BUND-Wildcard entscheidet, kann seine alte Bankverbin-

dung selbstverständlich behalten. Die Wildcard kostet 30,– Euro im Jahr.

Übrigens: Ein Wechsel der Kreditkarte bzw. des Anbieters ist ganz problem-

los. Für die Kündigung der alten Karte reicht eine formlose Mitteilung an

die ausgebende Bank. In der Regel gibt es keine Kündigungsfristen.

Page 3: BUNDmagazin 01/2009

Liebe Leserinnen und Leser,

wie begegnet man einer historischen Wirt-schaftskrise? Diese Frage hält seit Monatendie Politik in Atem. In großer Hektik wurdenzwei gewaltige Konjunkturpakete geschnürt,begleitet von Zweifeln, die sich quer durchalle politischen Lager zogen: Wie weit soll derStaat eingreifen? Welche Bevölkerungs teileund Wirtschaftszweige soll er unterstützen?Eherne Regierungsziele (wie ein ausgegliche-ner Haushalt) – mit einem Mal passé. HehreVerpflichtungen (wie der oft bemühte Klima-schutz) – Schnee von gestern. Auch als EndeJanuar das zweite Paket verabschiedet war,kam der wilde politische Reigen rund um dasgroße Geldausgeben kaum zur Ruhe.

Was bleibt, ist ein dreifaches Unbehagen: Um die aktuelle Krise zu meistern, nimmt dieBundesregierung eine Rekordverschuldung inKauf, die den Spielraum künftiger Generatio-nen empfindlich verengen wird. Sie greift mitSteuergeld eben jenen Banken und Konzernenunter die Arme, die über viele Jahre hoheGewinne in die eigene Tasche gesteckt haben.Und sie hat die – ja: historische – Chance ver-tan, ihr Konjunkturprogramm für den Auf-bruch in eine nachhaltige Zukunft zu nutzen.

Was hätte man mit all den Milliarden nichtin Bewegung setzen können? Das fragt sichauch unser Verkehrsexperte Richard Mergnerim aktuellen Schwerpunkt zum Thema Auto.Wie nichts sonst soll die Automobilbranchevon der staatlichen Krisenhilfe profitieren.Wir nehmen dies zum Anlass, die deutscheVerkehrspolitik einmal mehr kritisch unterdie Lupe zu nehmen – und zu zeigen, wie esanders besser geht.

Mit dem bald einsetzenden Tauwetter trittauch der aktive Naturschutz wieder in denVordergrund: So widmet der BUND demSchutz der Amphibien in diesem Frühjahreine große Aktion. Der neue Schmetterlingdes Jahres soll – wie auch unsere Faltertage –Aufmerksamkeit für eine andere bedrohteTiergruppe wecken. Und ein Bericht über den Nationalpark an der vorpommerschenBoddenküste zeigt wieder einmal, wie sehrAnspruch und Wirklichkeit in unseren wert-vollsten Schutzgebieten zuweilen ausein-anderklaffen.

Viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabewünscht Ihr

Redaktion BUNDmagazin

[1-09] BUNDmagazin 3

FORUM4 Leserbriefe / Impressum

MAGAZI N6 Kurznachrichten

KOMMENTAR10 Die unendliche Geschichte

TITELTH EMA12 Die Autokrise

– eine verpasste Chance13 BUND fordert Kurswechsel15 »Lustvoll und lebensnah«

16 Deutsche Autos auf Diät18 Woran denken beim Autokauf?20 Intelligenz statt Beton!22 Beispiellose Selbstbedienung23 Umweltzone – ein Meilenstein?

AKTION24 Lurche schützen mit dem BUND

DEUTSCH E NATIONALPARKE26 Vorpommersche Boddenlandschaft

SERVICE28 Umweltfreundlich Gärtnern

ZUR ZEIT29 Der Schmetterling des Jahres30 Pestizide statt Gentechnikwunder31 Checken Sie Ihre Heizungspumpe!

AKTIV34 Neues von BUND & BUNDjugend

MARKTPLATZ42 Kleinanzeigen

MEDI EN44 Neue Bücher

PERSÖN LICH46 Im Gespräch mit B. + P. Reinhardt

I N HALT

S. 26: Nationalparke …… sind die Flaggschiffe desdeutschen Naturschutzes. Doch nicht jede Parkverwal-tung handelt auch danach.

S. 39: McPlanet.comAlle zwei Jahre veranstaltet derBUND einen großen Kongresszu Umwelt und Globalisierung –Ende April ist es wieder so weit!

S. 12: Das Auto …… und die darauf ausgerichteteVerkehrspolitik der Bundes -regierung haben sich als Titel -thema dieser Ausgabe förmlichaufgedrängt. Wie be urteilt derBUND die Subventionen fürStraßenbau und Autoindustrie?

Page 4: BUNDmagazin 01/2009

IMPRESSUM

Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschriftdes BUND und erscheint viermal im Jahr. Herausgeber: Bund für Umwelt und NaturschutzDeutsch land e.V. (BUND) – Friends of the EarthGermanyRedaktion: Dr. Nor bert Franck (V.i.S.d.P.), SeverinZillich (C.v.D.), Am Köll ni schen Park 1, 10179 Berlin,� 0 30/2 75 86-4 57, Fax -4 40, redak [email protected], www.bund.net. Un ver langt ein ge sand teManu skrip te und Fo tos werden sorgfältig be -handelt; ei ne Haftung wird nicht übernommen.Gestaltung, Produktion: Clau dia Gunkel (Pro -duk tionsleitung), Marc Venner (Gra fik/Lay out),Rudolf Gorbach (Grundlayout)

Titelbild 1/09 (13. Jg.): Marcus Gloger Verlag: Natur & Umwelt Verlags-GmbH,Am Köllnischen Park 1, 10179 BerlinMitgliederservice: � 0 30/2 75 86-479, Fax -4 40,[email protected]: für Mitglieder im Beitrag enthalten;für Nicht mit glieder 15 Euro/JahrAnzeigenverwaltung: Nicole Deege, Zwei plusMe dien agen tur, Pallaswiesen str. 109, 64293Darmstadt, � 0 61 51/8 12 70, Fax: /89 30 98. Es gilt der Anzeigen tarif Nr. 16.Druck: Brühlsche UniversitätsdruckereiGmbH & Co KGPapier: 100 % Recycling, glänzend gestrichenSpenden: Der BUND benötigt für seine Arbeitüber die Mitgliedsbeiträge hinaus Unterstützung.

Ihre Spen de ist steuerlich absetzbar. Bitte über -weisen Sie Ihre Spende auf das Kon to Nr. 232 derSparkasse Bonn, BLZ 370 501 98. Danke! (siehe dazu: www.bund.net/spenden)Copyright: Alle Beiträge und Abbildungen sindurheberrechtlich ge schützt. Nachdruck odersons ti ge Ver wer tung nur mit schriftlicher Ein -willigung des Verlages.Auflage: 260 000 ExemplareBeilagen: Diese Ausgabe enthält (in einer Teil -auflage) eine Beilage vom UmweltversandWaschbär.

Das BUNDmagazin 2/2009 erscheint am 16. Mai mit dem Titelthema »Flüsse und Auen«.

Zukunftsfähiges Deutschland

Über das Erscheinen dieser neuenStudie habe ich mich, als langjährigim Agenda-Prozess Aktive, sehr ge -freut! Besonders wichtig erscheintmir darin die Erkenntnis, dass 1) derVersuch gescheitert ist, Ökonomie,Ökologie und Soziales miteinanderzu vereinbaren, zu harmonisieren,wie es noch 1992 auf der Konferenzvon Rio für möglich gehalten wurde;und dass 2) nunmehr Menschen-rechte und Ökologie absoluten Vor-rang erhalten und die »Leitplanken«abgeben müssen, innerhalb derersich die Wirtschaft zu bewegen hat.Dies ist Aufgabe der Politik! Nur sokann eine Marktwirtschaft wirklichsozial sein. Nur so kann vielleichtverhindert werden, dass die Scherezwischen Arm und Reich sich nochweiter öffnet. Vielleicht können soauch mehr Superreiche ihre eigeneMitverantwortung für zutiefst un -

soziale Zu stände erkennen und ent-sprechend handeln – aber auch alle,die nicht ums tägliche Brot kämp-fen müssen.

Dr. Frohlinde Weber, Aachen

Frau Dr. Zahrnt beklagt zu Recht dieunverstandene Benutzung des Wor-tes Nachhaltigkeit. Begriffen habenden Inhalt die wenigsten Menschen.Falls sie ihn aber begriffen habensollten, so handelt doch weder derEinzelne noch erst recht die Gesell-schaft zukunftsfähig. Dabei kannsich auch der Mensch nicht außer-halb der Natur gesetze stellen. Dazuein makabres Beispiel aus der Tier-welt: Geht es uns wie den 29 Ren -tieren, die 1944 auf einer Insel inder Beringsee ausgesetzt wurden,bis 1957 bei einer Reproduktions -rate von 120% in guter körperlicherVerfassung waren, danach um 40%körperlich abnahmen (wobei dieReproduktion auf 86% sank), bisdie Population im kalten Winter1963/64 durch Überweidung von6000 auf 42 Tiere zusammenbrach?Die ökologische Belastungsgrenzedes Lebensraumes von etwa 2000Stück haben die Rentiere natürlichnicht »gemerkt«. Doch merkt sieder Mensch – besonders der in denIndustrie staaten mit seinem luxu -riösen Anspruchsdenken – auf der»Insel Erde«?

Georg-Ernst Weber, Schleiz

Mit großem Interesse habe ich EureArtikel zum Thema zukunftsfähigesDeutschland gelesen und leiderfeststellen müssen, dass wieder ein-mal im Wesentlichen nur die Symp-

tome des real existierenden Kapi -talismus beschrieben werden. DieMaßnahmen mögen zwar alle rich-tig sein, stellen aber nur Kosmetikdar und tragen dazu bei, dass mansich letzten Endes mit der beste-henden Gesellschaftsordnungirgendwie arrangiert.

Etwas mehr Kapitalismuskritiksollte schon drin sein. Als Mitinitia-tor eines Regionalgeldprojektes binich zu der Überzeugung gelangt,dass alles, was auf der Welt im Argenliegt – auch die Defizite im Umwelt-schutz –, im Endeffekt auf unseremfehlerhaften Geldsystem und demBodenmonopol basieren. Dass vieleauch im BUND diese Zusammen-hänge noch nicht sehen, zeigt dieAnzeige von »ForestFinance« aufSeite 15 des aktuellen Heftes. Oderkann mir jemand die versprocheneRendite von 10% nachhaltig erklä-ren? Wir brauchen dringend einenParadigmenwechsel in unseremVerständnis von Geld und Boden.

Eckehard Hollmann, BUND Erzgebirge

Ganz toll, dass Sie bei der Frage, werdie Zukunft torpediert, auch malNamen nennen! Das ge schieht vielzu wenig. Schön wäre eine dauer-hafte Rubrik mit Personennamen.Nicht nur das Kapital ist ein »scheu-es Reh«, auch die Profiteure haltensich gern im Hintergrund, damit siein Ruhe ihre schmutzigen Geschäftema chen können. Ein An-die-Öffent-lichkeit-Zerren ist da sehr ange-bracht und konfrontiert Menschenmit ihrer Verantwortung.

Reiner Luginbühl, Hannover

4 BUNDmagazin [1-09]

FORUM

Titel derAusgabe 4/08

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Als vorbildlich präsentieren Sie inIhrem Titelthema den BUND-Regio-nalstrom – und erwähnen 35 Land-wirte, die dafür Strom aus Biomasseliefern. Sofern diese nicht alleinorganische Abfälle verwerten, son-dern konventionell angebaute Pflan-zenrohstoffe, halte ich dies für sehrproblematisch. Denn Prof. Michel(Nobelpreis 1988) hat vorgerechnet,dass dann die CO2-Bilanz der »Bio-Energie« negativ ist. Selbst wenndie Rohstoffe aus dem Ökolandbaustammen, stellt sich die Frage, obdie Ackerflächen nicht besser zurErzeugung von Biolebensmittelngenutzt werden sollten. Dr. Petra Hemptenmacher, Troisdorf

Klimawandel

Die Bildunterschrift auf Seite 30 un -terstellt einen Anstieg des Meeres-spiegels durch das Abschmelzenschwimmender Eisberge. Wie mansich leicht an einem Eiswürfel imGlas vergewissern kann, steigt derWasserspiegel durch schmelzendesschwimmendes Eis um keinen Zen-timeter. Das Prinzip von Archime-des sagt aus, dass ein schwimmen-der Eisberg das gleiche Gewicht anWasser verdrängt, wie er selbstschwer ist. Mit der Schmelze steigtder Wasserspiegel deshalb nicht an.Nur schmelzendes Festlandeis lässtden Meeresspiegel ansteigen.

Der wichtigste Effekt, der denAnstieg des Meeresspiegels hervor-ruft, ist die thermische Expansiondes Wassers aufgrund der Erwär-mung, sie ist für 57% des Anstiegsverantwortlich. Die restlichen 43%verursacht das schmelzende Fest-landeis. Der IPCC-Bericht von 2007spricht von einem mittleren globa-len Anstieg des Meeresspiegels von18 bis 60 cm bis Ende des 21. Jahr-hunderts – je nach Szenario undRechenmodell – und nicht voneinem Meter, wie in dem Artikelohne Quellenangabe referiert wird.

Bemerkt sei schließlich, dass derangestrebte CO2-Handel mit voll-ständiger Versteigerung der Emis-sionsrechte nur weltweit funktionie-ren kann. Mehrkosten beson dersfür die energieintensive Industriewürden sehr wohl zur Verlagerungvon Produktion in Länder führen,

die es mit dem Klimaschutz nicht sogenau nehmen. Dem Weltklima wäredamit überhaupt nicht gedient.

Dr. Harald Schwentker, Bad Dürkheim

Diesel

Mit Interesse habe ich Ihren Beitrag»Innovationsblocker Diesel« gelesenund auf Erkenntnisgewinn ge hofft.Stattdessen stieß ich leider auf falsche Argumentationsketten undSchlussfolgerungen.

Sie schreiben sinngemäß, Benzi-ner hätten zwar bis zu 30% höhereCO2-Normemissionen, würden aberim Durchschnitt nur 10500 km imJahr fahren, im Gegensatz zum Die-sel mit 20000 km. Daraus schluss-folgern Sie, dass der Benziner weni-ger CO2 emittiert als selbst der spar-samste Diesel-Pkw. Mit Verlaub:Der Vielfahrer, beispielsweise derAußendienstler, dem Sie seinen Die-sel durch einen Benziner ersetzen,fährt ja nicht deshalb plötzlich nurhalb so viel, weil er einen anderenKraftstoff tankt. Ändert sich seineJahresfahrleistung mit dem Benzi-ner nicht, wovon auszugehen ist,emittiert der Benziner folglich mehrCO2 als der Diesel-Pkw.

Ferner schreiben Sie sinngemäß,Diesel-Pkw würden in den letztenJahren schwerer werden und wärenwahre CO2-Schleudern. Wollen Siedas Fahrzeuggewicht dem Dieselanlasten? Das ist natürlich Unsinn.Fahrzeuge werden nicht per seschwerer, nur weil sie ein Diesel -motor antreibt. Und gleich schwereund motorisierte Fahrzeuge emit-tieren mit Dieselmotor üblicher-weise nicht mehr, sondern eherweniger CO2 als Benziner.

Ich unterstelle Ihnen redlicheAb sicht, aber mit dieser schwindel-erregenden Kausalkette erweisenSie sich und Ihren Lesern keinenGefallen.

Michael Glocker, Freiburg

Eine Vertiefung dieser im letzten Hefttatsächlich verkürzten Argu me nta -tion finden Sie im aktuellen Titel -thema auf Seite 18f.

Die Redaktion freut sich über jedeLeser zuschrift, be hält sich aber Kür-zungen vor .

[1-09] BUNDmagazin 5

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Page 6: BUNDmagazin 01/2009

MAGAZI N

Schönes kaufen, Gutes tunDer BUNDladen im neuen Gewand

E s ist geschafft – der neue Web -shop des BUNDladens ist seit

Ende letzten Jahres online – unter»www.bundladen.de«. Der BUND -laden ist übersichtlicher geworden,und Bestellungen gehen nun leich-ter von der Hand.

Sie suchen nach Ideen, die Ihnenund Ihren Kindern Spaß an der Na -tur vermitteln und Anregungen fürden praktischen Umwelt- und Kli-maschutz geben? Bei uns werdenSie fündig! Mit dem Kauf unsererProdukte unterstützen Sie zugleichdie Arbeit des BUND für Natur undUmwelt in Deutschland.

Vieles ist neu und dynamischerim BUNDladen: Mit einem wech-selnden monatlichen Angebot wei-sen wir auf interessante saisonaleoder vergünstigte Produkte hin. Dasganze Jahr über suchen wir für SieProdukte, die im Zeichen des Natur-und Umweltschutzes stehen. Diesestellen wir Ihnen viermal jährlichim Rhythmus des BUNDmagazinsin der Rubrik »Neuheiten« vor.

Besuchen Sie den BUNDladenim Internet – Sie sind herzlich ein-geladen. Gerne können Sie auchun seren Katalog »Schön« anfordern– telefonisch unter 030/27586-480.

Grünes Band auf Google EarthInteraktive Entdeckungsreise

D as Grüne Band feiert Geburts-tag: 1989, vor 20 Jahren, trafen

sich Naturschützer des BUND kurznach dem Mauerfall in Hof und rie-fen dieses einmalige Naturschutz-projekt ins Leben. Pünktlich zumJubiläum können nun MillionenMenschen die Natur am ehemaligenGrenzstreifen virtuell erleben.

Auf »Google Earth« laden wirSie zu einer faszinierenden Ent -deckungs reise ein. Die interaktiveTour wurde gemeinsam mit derMedienagentur visuamundo ent -wickelt und eröffnet aus der Vogel-perspektive einen Blick auf wichtige

Schutzprojekte des BUND. Ob Vögelbei Salzwedel, Kunst am WestÖst-lichen Tor oder die Wanstschreckein Thüringen – die Stationen sind sovielfältig wie das Grüne Band selbst.Eingebettetes Bild- und Videomate-rial sowie Rundflüge machen dieReise zu einem besonderen Erlebnis.

In der Abgeschiedenheit dereins tigen innerdeutschen Grenzehaben rund 600 bedrohte ArtenZuflucht gefunden. Doch Straßen-bau und intensive Landwirtschaftgefährden das Grüne Band. MitHilfe von Spendengeldern schütztder BUND diese Lebenslinie.

6 BUNDmagazin [1-09]

Wenn Sie bis 30. April BUND-Produkte im Wert von 50 Euround mehr bestellen, übernehmen wir Ihre Versandkosten.

Besuchen Sie unseren neuenwww.bundladen.de

Starten Sie Ihre Entdeckungsreise unter »www.bund.net/gruenesband-auf-googleearth«.

Page 7: BUNDmagazin 01/2009

Hohe SchreckeAlter Wald mit Zukunft?

D ie Hohe Schrecke ist ein rund7000 Hektar großes, unzer-

schnittenes und naturnahes Wald-gebiet im Norden Thüringens an derGrenze zu Sachsen-Anhalt. ÜberJahrhunderte wurde es extensiv be -wirtschaftet, rund 50 Jahre war esals militärisches Sperrgebiet kaumzugänglich. So konnten sich aufrund 4700 Hektar reich strukturiertenaturnahe Waldlebensräume mitsehr viel Altholz erhalten. Die um -liegenden Gemeinden haben denWert der Hohen Schrecke erkannt –und setzen sich nun mit demBUND, der Zoologischen Gesell-schaft Frankfurt und weiteren Part-nern für eine naturgerechte Regio-nalentwicklung ein.

Zusammen mit der NaturstiftungDavid – der Stiftung des BUND inThüringen – bewerben sich die Ge -meinden zurzeit beim Wettbewerb»idee.natur« für ein Naturschutz-

Großprojekt des Bundes. Mit För-dermitteln der Bundesregierung inMillionenhöhe soll das wertvolleWaldgebiet langfristig gesichertwerden – und der Konflikt um dievom Flächeneigentümer Thüringenursprünglich vorgesehene Privati-sierung gelöst werden. Die Landes-regierung hat sich schon bereit er -klärt, das Naturschutzprojekt nichtnur finanziell zu unterstützen. Siehat auch zugesagt, 1000 Hektar deswertvollen Waldes dauerhaft nichtmehr zu nutzen: ein Erfolg der lang-jährigen Lobbyarbeit von BUNDund Naturstiftung David.

Noch ist nicht sicher, ob dieBundesförderung wirklich kommt –denn aus den zehn eingereichtenAnträgen wählt eine unabhängigeJury im Mai fünf Projekte aus. Bisdahin gilt es die Daumen zu drücken!

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Mehr dazu unter www.idee-natur.de/sieger.html

Zwischen alten Bäumen wächst inselartig ein Pionier-wald auf – im Frühjahr mit weißblühenden Kirschen.

Page 8: BUNDmagazin 01/2009

MAGAZI N

8 BUNDmagazin [1-09]

ÖkotippSchöner leben

Wer als Alleinreisender keine Bahncard hat, für denkann eine Reise in den Urlaub oder übers Wochenendeteuer werden. Bei hohen Spritpreisen ist auch das Automeist keine günstige Alternative. Der BUND rät daher,gemeinsam zu reisen. Denn das spart Kosten undsenkt den Ausstoß klimaschädlicher Abgase. Gemein-sames Reisen lässt sich leicht über Mitfahrzentralenorganisieren – und seit einiger Zeit auch über »Mit-bahnzentralen« im Internet. Dort kann man sich Mit-reisende suchen und günstige Gruppentarife nutzenoder ein Wochenendticket teilen. Selbst die Bahn bie-

tet eine Mitfahrbörse an. Wichtig ist, dass alle Mit -glieder einer Gruppe die Tickets gemeinsam kaufen.Sonst bleiben Einzelne auf den Kosten sitzen, wennandere den Zug verpassen oder die Reise nicht antre-ten können. Die Bahn toleriert diese Praxis, solangedie Tickets schon vor der Fahrt gekauft werden undsich Fahrgemeinschaften nicht erst im Zug bilden.

Mitbahnbörsen finden Sie unter www.ticket-teilen.de,www.ticket-mitfahrer.de, www.kartenfuchs.de oderwww.mitbahnen.de.

R egelmäßig verbreitet der BUND seine Ökotipps.Bewährte Haus rezepte finden sich hier nicht selten

neben neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen.Viele große und kleine Zeitungen veröffentlichen die

Ökotipps. Auch Privatpersonen können sie kostenlosüber den E-Mail-Verteiler des BUND abonnieren.

Die gesammelten Tipps: www.bund.net/oekotipps

Rheinland-PfalzRettungsplan für Vulkansee

D er BUND fordert die Umwelt-und Landwirtschaftsbehörden

von Rheinland-Pfalz auf, umgehendeinen Rettungsplan für den LaacherSee in Angriff zu nehmen. Der größ-te Natursee im deutschen Mittelge-birge ist geologisch und für Faunaund Flora von höchster Bedeutung.Sein Wasser ist seit langem zu phos-phorhaltig – Versuche, dies zu än -dern, zeigten nicht den erhofftenErfolg. So ist ein Verstoß des Landesgegen Vorschriften der EU-Wasser-rahmenrichtlinie vorprogrammiert.Ursache der Misere ist der enorme

Zuwachs von Schweinen und Rin-dern in einem Hof direkt am See -ufer. Gülle und Sickerwasser ausfalsch gelagertem Mist wurden inden See geschwemmt. Von über-düngten Viehweiden dringen stän-dig neue Nährstoffe in den See.

Der BUND fordert u.a. den Vieh-bestand stark zu senken, den Laa-cher See zu sa nieren und im Ein-zugsgebiet keine Gülle und keinenMist mehr auszubringen.

Mehr dazu: www.bund-rlp.de; Kon-takt: [email protected]

Gemeinsam reisen

Der durch Gülle stark belastete Laacher See ist ein wertvollesNaturschutzgebiet von überregionaler Bedeutung.

Der BUND rät: nicht verkohlen lassen!

Vattenfall betreibt mit Jänschwalde und Schwarze Pumpezwei der schmutzigsten Kohlekraftwerke der EU und gilt alsklimaschädlichster Stromanbieter Europas. Um sich einen grünen Anstrich zu geben, sammelt der Konzern seit Mo -naten Unterschriften für eine »Klimaerklärung«. Suggeriertwird ein Engagement für den Klimaschutz – um mit den Un -terschriften dann Politik in eigener Sache machen zu können.Dabei ist Vattenfall offenbar jedes Mittel recht. So wurdenin der Berliner Innenstadt mit Teddybären selbst Kinder zueiner Unterschrift verlockt. Das blieb nicht ohne Widerspruch:Aktive des BUND Berlin und Brandenburg kamen flugs zueiner Gegenaktion zusammen. Übrigens sammelt nun auchder BUND Unterschriften: Unter »www.berlin-sagt-nein.de«können Sie gegen ein von Vattenfall geplantes Kohlekraft-werk in der Hauptstadt protestieren.

Page 9: BUNDmagazin 01/2009

� Der BUND hat auch im abgelaufenen Jahr seine Mit-gliederzahl – leicht – erhöhen können. Gegen den allge-meinen Trend gelang es, die Zahl um immerhin 450 Mit-glieder zu steigern. Gemeinsam mit den FörderInnenunterstützen damit knapp 400 000 Menschen unsereArbeit für Natur und Umwelt.� Das Bistum Mainz hat sich als erstes deutsches Bis-tum für einen Wechsel zu sauberem Strom aus erneuer-baren Energien entschieden. Es folgt damit einem Auf-ruf seines Bischofs Karl Lehmann, der bereits 2006 alsVorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz seine Kir-che zu klimafreundlichem Verhalten ermuntert hatte.Mit über 1 000 Abnahmestellen ist das Bistum Mainznun größter Kunde des unabhängigen Ökostromanbie-ters Naturstrom (vom BUND empfohlen).� Südafrika hat sich von dem Plan verabschiedet, zweifranzösische EPR-Reaktoren zu kaufen (und in einernächsten Phase noch einmal zehn weitere). Das Endedes ambitionierten nuklearen Programms ist auch des-halb be deutsam, weil es als Muster für viele Schwellen-länder mit ähnlichen Perspektiven galt.

� Die größte Rückverlegung eines Deiches in Deutsch-land konnte Ende November nach über dreijährigerArbeit abgeschlossen werden. Initiiert und begleitetvom BUND ist der Elbdeich bei Lenzen in der Prignitz umbis zu 1,3 Kilometer ins Hinterland gerückt. Dadurch ent-standen 420 Hektar neues Überflutungsland, das beiHochwasser über 15 Mio. Kubikmeter Wasser aufnehmenkann. In direkter Nachbarschaft liegt die BUND-BurgLenzen (siehe auch Seite 36).� Über 1,8 Mio. deutsche Arbeitsplätze sind mit demUmweltschutz verbunden – mehr als je zuvor. Mit 16 %Marktanteil führt Deutschland zudem weiter den Welt-markt für Umweltgüter an. Die Industrieproduktionwuchs hier von 2005 bis 2007 um über ein Viertel. Dieseund andere Daten sind im »Umweltwirtschaftsbericht2009« zusammengefasst. Mehr dazu: www.bmu.de� 10 % mehr Bio-Lebensmittel als im Vorjahr haben dieDeutschen 2008 eingekauft. »Bio« ist damit deutlichrascher gewachsen als der übrige Lebensmittelmarkt.Aber: Der Bioanteil am Gesamtmarkt liegt weiter bei nur4 %. Und 2007 hatte der Zuwachs noch 15 % betragen.

»Only bad news is good news« heißt es unter Medienleuten, vor allem schlechte Nachrichten erregen demnach unsere Aufmerksamkeit. Doch positive Nachrichten aus dem Umwelt- und Naturschutz tun einfach gut. Deshalb finden Sie hier kleine bunte Meldungen der letzten Zeit, über die wir uns gefreut haben.

KURZ + GUT

[1-09] BUNDmagazin 9

Kohlekraftwerk Lubmin vor dem Aus? »Wir sind optimistisch!«

E s ist immer wahrscheinlicher,dass der Bau und Betrieb des

geplanten Steinkohlekraftwerks inLubmin nicht genehmigt wird.Rekordverdächtige 15 Tage verhan-delten im letzten Herbst Behörden-vertreter, die dänische InvestorinDONG Energy und Umweltschützerim vorpommerschen Greifswald dieDetails des geplanten 1600-MW-Kraftwerks. Von den umfangreichenEinwendungen der Kohlegegner umBUND und WWF waren nicht nurdie Genehmigungsbehörden über-rascht. Auch der Investor konnteviele Fragen zu den Auswirkungendes Kraftwerks adhoc nicht beant-worten. So könnte die in den Greifs-walder Bodden abgeleitete Wärmedes Kühlwassers gesundheitsgefähr-dende Bakterien (Vibrionen) undBlaualgen fördern. Auch würde eineTonne Quecksilber pro Jahr die Ost-seefische belasten. Und das in einerder be liebtesten deutschen Urlaubs-regionen!

Aus Sicht des BUND Mecklen-burg-Vorpommern fehlt zudem einewichtige Voraussetzung für dieGenehmigung: das überwiegendeöffentliche Interesse. Schon heuteist – so das Bundesumweltministe-rium – jenes Kontingent neuer tech-nisch verbesserter Kohlekraftwerkegenehmigt, das als Ersatz für alteKraftwerke vorgesehen war. Jedesweitere Kraftwerk gefährdet die Kli-maschutzziele Deutschlands. DazuMathias Grünwald, Vorsitzender desBUND-Landesverbandes: »Kaumein anderes Kraftwerk würde derartmassiv in geschützte Natur eingrei-fen. Unsere Einwände gegen dasKraftwerk teilen die Genehmigungs-behörden weitgehend. Wir sind des-halb optimistisch, dass die Geneh-migung versagt wird.«

2008 war es – vielfach nach Pro-testen von Anwohnern und Um -weltverbänden wie dem BUND –bundesweit zur Aufgabe geplanterKohlekraftwerke gekommen, so in

Herne (NRW) und Germersheim(BW). Eine behördliche Ablehnungaber wäre ein Novum und ein wich-tiges Signal für alle Gegner der wei-ter geplanten 25 Kohlekraftwerke.

Das inzwischen stillgelegte Kernkraftwerk Lubmin hat eineWunde in die Landschaft am Greifswalder Bodden gerissen.Hier könnten Windräder produziert werden. Stattdessen sollein Kohlekraftwerk entstehen (Bauplatz im Vordergrund).

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Page 10: BUNDmagazin 01/2009

10 BUNDmagazin [1-09]

KOMMENTARUmweltgesetzbuch

Die unendliche Geschichte

Unter dem Umweltgesetzbuchkann sich der Laie vermutlich

nicht viel vorstellen. Es hört sich soharmlos nichtssagend an. Doch inWahrheit verbergen sich da hinterzentrale Gesetze für unsere Naturund Umwelt – wie das Bundes -naturschutz- und das Wasserhaus-haltsgesetz.

Aber zunächst zur Entstehung: Dasdeutsche Umwelt- und Natur-schutzrecht hat sich in den letzten60 Jahren zu einem kaum mehrüberschaubaren Dickicht von weitüber 1400 Gesetzen und Verord-nungen entwickelt. Viele sind aufeine Verschmutzungsart oder einUmweltmedium be schränkt, wo -durch kumulierte Umweltfolgennicht ausreichend erfasst sind.

Und innerhalb dieses Ge setzesdschungels wurdenatürlich ganz unzulänglich geprüft, ob alle Einzelge-setze kompatibel sind. BürgerInnen oder der Wirt-schaft muss unser Umweltrecht also schwer verständ-lich und intransparent erscheinen.

Deshalb kam in den 80er/90er Jahren die Idee auf, ana-log zum Bürgerlichen Gesetzbuch ein Umweltgesetz-buch (UGB) zu schaffen. Damit sollten im ersten SchrittNaturschutz- und Wasserrecht neu geregelt und – alszentraler Punkt – immissionsschutzrechtliche Anlagenin einem integrierten Verfahren genehmigt werden.Für eine Fabrik etwa sollten nicht mehr diverse Einzel-genehmigungen zu Wasser-, Immissionsschutz usw.nötig sein, sondern nur noch eine zentrale. Das Statis-tische Bundesamt errechnete Effizienzgewinne von 30Millionen Euro pro Jahr – eine Win-win-Situation, sosah es auch die Wirtschaft lange.

1997 lag ein erster umfassender Entwurf vor, denUmweltministerin Angela Merkel zu einem Gesetzent-wurf fortentwickeln ließ. 1998 erklärte dann die rot-grüne Regierung das UGB zu einem zentralen Anlie-gen. Doch bald stellte sich heraus, dass die Bundes -regierung dieses Gesetz nicht auf den Weg bringenkonnte – ihr fehlte für das Wasser- und Naturschutz-recht schlicht die Ge setzgebungskompetenz. Der UGB-Entwurf verschwand in der Schublade, bis Bund und

Länder sich 2006 in der Föderalismuskommission dar-auf einigen konnten, dem Bund die nötige Kompetenzzuzuweisen.

Endlich durfte man hoffen, dass das Umweltgesetz-buch nun das Licht der Welt erblickt. Doch zu früh ge -freut: Nach jahrelanger Abstimmung innerhalb derBun desregierung legte die CSU im Dezember ihr Vetoein. Als Wortführerin einer Lobbygruppe von deutscherIn dustrie (BDI), Bauernverband und sonstigen Ver-dächtigen, die inzwischen radikal gegen das Gesetzsind, monierte sie be sonders den Kern des Gesetzes,die integrierte Genehmigung. Die Regierungsfraktio-nen ließen den hier sehr engagierten Umweltministerim Regen stehen. Somit ist das Gesetz auf lange Sichtgescheitert, und es gelten die alten, von Bundesland zuBundesland abweichenden Regelungen fort.

Das ist für den Naturschutz allerdings eine rechtlicheKatastrophe. Denn die Föderalismusreform hat außer-dem geregelt, dass die Länder von vielen Teilen desBundesrechts ab 1.1.2010 individuell abweichen dür-fen. Ausgenommen sind nur die »allgemeinen Grund-sätze des Naturschutzes, das Recht des Artenschutzesund des Meeresnaturschutzes«. Da erst das neue UGBgenau dies definieren sollte, besteht ab sofort großeRechtsunsicherheit. Die Länder werden nach demStichtag ihre Gesetze anpassen, ohne dass der Bundes-gesetzgeber dafür eine rechtliche Basis bieten kann.Sollte der Bund erst 2010 oder gar später einen neuenAnlauf für das UGB nehmen, wird er wohl vor einemWust unterschiedlicher Ländergesetze stehen, dienoch dazu auf unsicherer Rechtsgrundlage fußen.Damit ist genau das Gegenteil dessen erreicht, was dasUGB leisten sollte. Die Rechtsunklarheit verschärft sichzu Lasten der Natur und im Einzelfall auch zu Lastender Wirtschaft.

2002 hatten annähernd 190 Staaten auf dem UN-Umweltgipfel in Johannisburg beschlossen, den dra-matischen Artenschwund bis 2010 einzudämmen.Trotz dieser guten Vorsätze halten der Artenrückgangund die Naturzerstörung unvermindert an. Vor diesemHintergrund kann man den Untergang des UGB imJanuar 2009 nur als naturschutzpolitische Katastropheund als Offenbarungseid der Großen Koalition werten.Und ich werde den Eindruck nicht los, dass es einfachan Ignoranz scheiterte, an schlichter Unkenntnis sei-ner Bedeutung.

Die AutorinUlrike Mehl ist die stellvertretende Vorsitzende des BUND.

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[1-09] BUNDmagazin 11

Die Kunst der Tarnung … … demonstriert die Große

Rohrdommel, wenn sie imSchilf ihre »Pfahlstellung«

einnimmt . Doch was hilft ihrdas, wenn ihr Lebensraum

verschwindet? Der BUNDkämpft für den Schutz der

Gewässer – und ihrer natürlichen Uferzon en.

blic

kwin

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M. W

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12 BUNDmagazin [1-09]

Ein Titelthema, in dessen Mittelpunkt das Auto steht, hat sich in den letztenMonaten geradezu aufgedrängt. In ihren zwei Konjunkturpaketen hat dieBundesregierung der Autoindustrie und dem Straßenbau eine überaus zentraleBedeutung zugemessen. Sie hat damit ihre Verkehrspolitik noch stärker auf dasAuto ausgerichtet. Der BUND fordert dagegen ein wirklich gleichberechtigtesMiteinander aller Verkehrsteilnehmer, lebenswerte Städte und die Erhaltungeiner intakten Umwelt. Die »Autolastigkeit« der Beiträge auf den nächstenzwölf Seiten soll unsere Bildaus wahl konterkarieren. Wir zeigen Orte, wo es einermodernen Verkehrspolitik wenigstens ansatzweise gelungen ist, die Dominanzdes Autoverkehrs zu brechen und für andere Verkehrsteil nehmer Raum zu schaffen.

TITELTH EMA

BBR

2008

(2)

Die Autokrise– eine verpasste Chance

Shared Space – deutsches Muster -beispiel ist die Gemeinde Bohmte beiOsnabrück. Hier eine Kreuzung nachdem Umbau: Die Verkehrsteilnehmerbegegnen sich auf einer Augenhöhe,die Aufmerksamkeit füreinander er -setzt eine aufwendige Beschilderung.

Die gleicheKreuzung vordem Umbau. �

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[1-09] BUNDmagazin 13

D er Verkehr trägt bisher nicht wie andere Lebens -bereiche dazu bei, die deutschen Klimaziele zu er -

reichen. Im Gegenteil: Der Luftverkehr wird sich in dennächsten 15 Jahren verdoppeln, und über unsere Fern-straßen sollen 2025 (amtlich geschätzte) 70% mehrGüter transportiert werden. Die Bundesregierung bautdieser Entwicklung noch hinterher. Innerhalb von nurfünf Wochen hat sie zur Jahreswende beschlossen,zusätzlich neun Milliarden Euro in den Verkehr zuinvestieren. Allein fünf Milliarden werden in den Bauvon Autobahnen und Bundesstraßen fließen. Und das,obwohl es in unserem Land fast keine großen Natur-räume mehr gibt, die nicht von Straßen zerschnittensind; obwohl der Straßenlärm bereits über 60% allerBundesbürger belastet; und obwohl in 70 Städten Fein-staub und Stickoxide die gesetzlichen Grenzwerteüberschreiten.

Wir erinnern uns: Das gleiche Bundeskabinett be -schloss im Sommer 2007 ein »Integriertes Energie- undKlimaprogramm«. Es sah u.a. vor, die CO2-Emissionenvon Neuwagen bis 2012 auf 120 g/km zu senken; dieKfz-Steuer nicht mehr nach Hubraum, sondern nachCO2-Ausstoß zu berechnen; und die externen Kostendes Lkw-Verkehrs (siehe unten) in die Lkw-Maut einzu-rechnen. Zumindest was die Autosparte betrifft, mussdieses – moderne – Programm als gescheitert gelten.

Die lebendige StadtDer BUND kämpft in Deutschland und Europa für

Autos mit niedrigen Emissionen. Unser Ziel aber istnicht primär das effiziente Auto oder der perfekteAntrieb. Wir setzen uns für die Abkehr von Übermotori-sierung und Hochgeschwindigkeit ein, für den Über-gang zu einer neuen Mobilitätskultur.

Unser Leitbild ist die lebenswerte Stadt. Ein Beispiel:Die überwiegend aus dem Straßenverkehr stammen-den Feinstäube und Stickoxide sind nicht allein durchFilter aus der Welt zu schaffen – so unverzichtbar diesesind. Erst recht gilt das für den Verkehrslärm. Für Abhil-fe würde vor allem ein besseres Angebot öffentlicherBusse und Bahnen sorgen – und die gezielte Förderungvon Rad- und Fußverkehr.

Wir wollen weniger Autos in den Städten, wir wollenden Straßenraum umverteilen zugunsten von Bus undBahn, Radfahrern und Fußgängern. Denn auch Autosmit geringen Emissionen oder mit regenerativer Ener-gie betriebene Elektroautos beanspruchen unverhält-nismäßig viel Platz. Sie blockieren Aufenthaltsflächenund Bewegungsräume. Und wo viele Autos fahren, isteine wirklich gleichberechtigte Koexistenz mit Men-schen auf dem Rad oder zu Fuß kaum mehr möglich.Ohne eine nachhaltige Verkehrsplanung aber werdendie Menschen weiter ins Umland abwandern, um dann

Die Straßegehört allen –zaghafte Ansätzehierfür bildenauch Spielstraßen(-abschnitte) wiediese in Frankfurtam Main.

Autos und Straßenverkehr

BUND fordert KurswechselViel, viel Steuergeld hat die Bundesregierung in die Hand genommen, um den Absatz von Neuwagenund den Bau von Straßen zu forcieren. Sie zementiert damit eine Verkehrsstruktur, deren schädlicheFolgen sich an jeder Straßenecke studieren lassen. Neue Rezepte sind heute dringlicher denn je.

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14 BUNDmagazin [1-09]

TITELTH EMA– meist mit dem Auto – jeden Werktag wieder einzu-pendeln. Statt also fünf Milliarden Euro für zusätzlicheAutobahnen und Bundesstraßen auszugeben, sollteder Verkehr grundsätzlich neu geordnet werden: miteinem Tempolimit von 120 km/h auf Autobahnen, dasSprit und CO2 spart sowie Unfälle und Staus reduziert;und mit Investitionen in öffentliche Verkehrsmittel: Vorallem zu Stoßzeiten müssen mehr Busse und Bahneneingesetzt werden. Und die Kürzung von Zuschüssenfür regionale Verkehrsverbünde muss wieder zurückge-nommen werden. Wo das Angebot im ländlichen Raumreduziert wurde, sind flexible Angebote gefragt – wieTaxibusse, Anruf-Sammeltaxen oder Bürgerbusse.

Was muss sich ändern?Beispiel Ortsumfahrungen: Etwa 600 werden derzeit

bundesweit geplant. Oft genug entlasten sie den Orts-kern nicht spürbar. Oft genug werden im Planungssta-dium innerörtliche Alternativen einer Verkehrsentlas-tung vernachlässigt. Und oft genug wird nicht mit einge plant, die nun mehr entlastete Durchfahrt umzu-gestalten und zurückzubauen, sie wieder in eine leben-dige Ortsmitte zu integrieren. Letztlich dienen Ortsum-fahrungen nicht selten in erster Linie dazu, Baugebieteam Ortsrand bis zur neuen Umfahrung auszudehnen.Sie sind damit ein Motor des Flächenfraßes, der mit 113ha/Tag (2007) weiter dramatisch fortschreitet – unge-achtet dessen, dass die Bundesregierung ihn bis zumJahr 2020 auf 30 ha/Tag reduzieren wollte.

Für eine Kurskorrektur fordert der BUND auch neuefinanzielle Anreize zu setzen: So bei der Einbeziehungexterner Kosten in die Lkw-Maut auf EU-Ebene. Auf 38Euro pro 1000 Lkw-Kilometer werden die vom Trans-portgewerbe nicht gedeckten Umweltkosten geschätzt– für Gesundheitsschäden durch Lärm und Schadstof-fe, für Klimaschäden, für Unfallschäden oder den Ver-schleiß von Straßen und Brücken. Hier gibt es gute Vor-schläge von EU-Kommission und Europaparlament,an die der BUND anknüpfen kann.

Ökologisch und sozialEin dringender Schritt wäre auch, das rundum anti-

quierte und schädliche Dienstwagenprivileg zu überar-beiten. Über die Hälfte (!) aller Neuwagen wird heuteals Firmen- oder Dienstwagen zugelassen. Viele dieserAutos werden aus Prestigegründen mit extrem hoherMotorleistung und hohem Gewicht ausgestattet. DieAlimentierung dieser Spritfresser durch alle Steuerzah-ler ist zutiefst klimaschädlich, ökonomisch kontrapro-duktiv und wettbewerbsverzerrend – Audi verkauft gar77% seiner Neuwagen an gewerbliche Halter! – sowiesozial ungerecht. Das Dienstwagenprivileg ist einer derHauptgründe dafür, dass die deutschen Autoherstellerdie Selbstverpflichtung zur Reduktion ihrer CO2-Emis-sionen verfehlt haben. Der BUND fordert, den steuer-lichen Abzug von Betriebskosten für Anschaffung undKraftstoff strikt nach CO2-Emissionen zu staffeln.

Für die Reform der Kfz-Steuer gilt: Nur ein strikt amCO2-Ausstoß orientierter Tarif, der auch den Schadstoff -ausstoß berücksichtigt, kann die richtigen Signale fürsparsame und saubere Neuwagen setzen. Um kleine,effiziente Autos entlasten zu können, müssen schwereWagen künftig teurer werden. Ein Konzept des BUNDsetzt diese Umverteilung von oben nach unten um. DieRegierung dagegen hat sich auf einen unausgegorenenKompromiss von Hubraum- und CO2-Besteuerungverständigt, der gerade schwere Diesel entlasten wird.

Fazit: Der längst fällige Kurswechsel in der Verkehrs-politik würde sich segensreich auf Natur und Um weltund auf unser aller Gesundheit und Lebensqualitätauswirken. Und er wäre ein soziales Korrektiv zuguns -ten all jener Menschen, die sich kein eigenes Auto (undschon gar kein Oberklassemodell) leisten wollen oderkönnen. Die sich bewusst anders fortbewegen und diefür ihr allgemeinnütziges Verhalten deutlich mehrstaatliche Unterstützung verdient hätten.

Hubert Weiger… ist der Vorsitzende des BUND.

Parkzonen für Fahrräder gehören dorthin, wo bislang Autos parkten – anstatt schmale Gehsteige zusätzlich zu verengen.

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Interview

»Lustvoll und lebensnah«

Micha Hilgerslebt in Aachen.

Seit Jahrzehnten appellieren die Umweltverbände andie Auto fahrende Mehrheit, das Auto häufiger stehen-zulassen oder am besten ganz auf Bus, Bahn und Fahr-rad umzusteigen. Bisher mit eher wenig Erfolg. Woranliegt das wohl?Bis meine Söhne nicht selbst Auto fahren konnten,erzählten sie mir regelmäßig unglaubliche Geschichtenüber den Nicht-Service des hiesigen öffentlichen Nah-verkehrs: Wie die Busfahrer ihnen grinsend vor derNase wegfahren, wie sie ganz allgemein ihre Kundenbehandeln, wie häufig es zu Verspätungen kommt … Soentstand in ihnen der unbedingte Wunsch, zum erst-möglichen Moment auszusteigen. Will sagen: Solangeöffentlicher Verkehr so unattraktiv ist, wie er vielerortsist, und speziell Kinder so negative Erfahrungen ma chen– die sie später nicht mehr korrigieren –, können Siealle Appelle an Autofahrer vergessen.

Die meisten werden also erst auf ihr Auto verzichten,wenn sie es schlicht nicht mehr bezahlen können?Ja, und das ist dann ein sozialer Abstieg, beschämendund negativ besetzt. Oder sie nutzen öffentliche Ver-kehrsträger, deren Image besser ist: wie das Flugzeug.Da werden sie auch auf Billigflügen nicht derart unver-schämt behandelt wie oft im kommunalen Nahverkehr.

Viele Menschen sind heute mehr als früher aufs Autoangewiesen, weil Arbeit, Wohnort, Kindergarten etc. weitauseinanderliegen und Einkaufszentren in die Periphe-rie verlagert wurden. Als Prestigeobjekt dagegen scheintdas Auto allmählich an Strahlkraft zu verlieren … Das Auto ist vielen zu einer Notwendigkeit geworden,und nachdem es nun unverzichtbar erscheint, erhält esnoch einen symbolischen Mehrwert – doch nicht des-halb wird das Auto gekauft. Statt des dicken Autos wirdheute mehr Wert auf Design gelegt, und vor allem aufKomfort wie Sitzheizung und Klimaanlage. Die Leuteverbringen ja immer mehr Zeit im Auto.

In Anzeigen wird weiter gezielt die emotionale Seiteangesprochen, es werden vor allem hochmotorisierteSport - und Geländewagen beworben.Das Emotionale spielt natürlich eine Rolle, gerade beiden Konzernchefs, die ja lange Zeit antiquiert auf Fahr-zeuge gesetzt haben, die wirklich keiner braucht. Dasliegt an der Gewinnmarge der teuersten Modelle undam Kalkül der Hersteller, dass der Glanz der Spitzen-produkte auf ihre kleineren Modelle abfärbt. Dabeihaben sie nur oft – gegen ihre wirtschaftlichen Interes-sen – wichtige Trends wie den Katalysator oder denRußfilter verschlafen.

Speziell in den Städten sind Rad-fahrer immer präsenter, wird dieDominanz des Autoverkehrs nichtmehr widerspruchslos hingenom-men. Wie sehr lassen sich Menschenvon öffentlich gelebten Alternativen(autolose Mobilität) beeinflussen? Eine Minderheit muss, um einerMehrheit als Modell zu dienen,attraktiv sein. Und als Mitglied derMehrheit muss ich das Gefühlhaben, mit der Minderheit nochetwas zu tun zu haben. Nur dannkann ich mir vorstellen, einmaldazuzugehören. Wenn ich die Min-derheit als elitär erlebe und ich sie– qua sozialer Status, qua Bildung –gar nicht erreichen kann, wird siemich auch nicht beeindrucken.Dann kommt es zu Parallelgesellschaften.

Wichtig ist auch der persönliche Gewinn: Rad fährtja nicht unbedingt und nur, wer umwelt engagiert ist,sondern wer glaubt, dass es gesund ist und Bewegungbringt, ein Trend, der zunächst überhaupt nichts mitder Frage »Auto ja oder nein« zu tun hat.

Nonkonformisten – hier: autofrei Mobile – werden alsozu Trendsettern, indem …… sie einen lustvollen Lebensstil verkörpern und nichtmoralinsauer argumentieren. Man übernimmt ja sel-ten ganze Lebensstile, sondern man baut Teile ver-schiedener Stile in sein Leben ein. Diesen »Patchwork-Lebensstil« sollte man übrigens nicht entwerten, wiedas die Umweltbewegung oft getan hat – anstatt Men-schen willkommen zu heißen, die wenigs tens kleineTeile ihres Lebens zum Positiven ändern.

Was ist der beste Ansatz für eine neue Mobilitätskultur?Der BUND muss sich für die – verbliebenen und poten-ziellen – Fahrgäste im öffentlichen Verkehr engagieren,ihre Interessen vertreten, auch vor Ort Forderungenstellen. Mein Bild, was es bedeutet, auf das Rad oderden öffentlichen Verkehr umzusteigen, muss ganz kon-kret sein. Denn mein momentanes Leben ist konkret,und der Verzicht aufs Auto wäre es auch. Alternativenmüssen also möglichst lebensnah dargestellt werden.Und wir müssen den öffentlichen Verkehr auf allenEbenen attraktiver machen. Nur wer ihn als Kind undJugendlicher positiv erfährt, steigt erst gar nicht aus,sondern wird später alle Verkehrsmittel flexibel undbewusst nutzen. Damit wäre schon viel gewonnen.

Der Psychoanalytiker und Autor Micha Hilgers beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Umweltthemen.Schon in seinem ersten Buch wagte er 1992 eine »Psychoanalyse des Autofahrens«.

Die Fragen stellteBUND-RedakteurSeverin Zillich.

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16 BUNDmagazin [1-09]

TITELTH EMA

Ende 2008 war sie da, die Chance, ambitionierteCO2-Grenzwerte für Neuwagen in der EU festzu-

schreiben und damit die Verkehrsemissionen deutlichzu senken. Doch die deutschen EU-Politiker folgtenden Wünschen der Autolobby und allen voran dem Ver-band der Automobilindustrie mit Ex-VerkehrsministerWissmann an der Spitze. Auch Kanzlerin Merkel undUm weltminister Gabriel taten alles, um die neuenGrenzwerte zu verzögern und zu verwässern. Dabei isteine Abkehr von der jetzigen Modellstruktur für diedeutschen Hersteller nötiger denn je.

Größer, schneller, schwererIm Jahr 2007 hat ein in Deutschland verkaufter Neu-

wagen durchschnittlich 170 g/km CO2 ausgestoßen,was einem Durchschnittsverbrauch von etwa 7 LiternBenzin oder 6,5 Litern Diesel entspricht. Damit liegtder deutsche Wert rund 10 Gramm über dem europäi-schen Durchschnitt. Grund dafür ist, dass trotz steigen-

der Effizienz die deutschen Neuwagen mit immer stär-keren Motoren, mit mehr Gewicht und mehr Tempoausgeliefert wurden: Von 2000 bis 2007 stieg die Leis-tung von 81,2 auf 95,9 kW, die Höchstgeschwindigkeitvon 184,6 auf 191,4 km/h und das Leergewicht von1311,7 auf 1445,4 kg.

2008 wird der durchschnittliche CO2-Ausstoß umetwa 5 bis 6 g/km gesunken sein. Um aber den für 2020angepeilten Grenzwert von 95 g/km einzuhalten, mussdieser Prozess noch deutlich an Fahrt gewinnen.

Sparpotenzial vorhandenViele technische Möglichkeiten, um den Verbrauch

zu senken, existieren bereits. Sie werden bisher nurnicht eingesetzt. Mit recht einfachen und kostengüns -tigen Mitteln könnten enorme Einsparungen erzieltwerden, ohne dass Sicherheit und Bequemlichkeitbeeinträchtigt würden. So senkt etwa der Einsatz vonLeichtlaufreifen und Leichtlaufölen die CO2-Emissio-nen um jeweils bis zu 5%, eine veränderte Getriebe-übersetzung spart bis zu 10%, eine Start-Stopp-Auto-matik bis zu 5%, und ein Zehntel weniger Gewichtspart weitere 5%. Allein mit diesen fünf Maßnahmenließe sich der durchschnittliche Ausstoß also um bis zu40 g/km CO2 reduzieren. Ein Trend zu kleineren undleichteren Fahrzeugen würde diese Entwicklung nocherheblich verstärken.

Die Achse des GutenVerbindliche und das Klima schonende CO2-Grenz-

werte für Neuwagen waren das Ziel einer internationa-len Allianz der Umweltverbände, die letztes Jahr denGesetzgebungsprozess auf EU-Ebene begleitete. Deut-scher Partner war der BUND, unter Federführungunseres Netzwerks Friends of the Earth Europe. Dabeigelang es, die Verhandlungen entscheidend zu beein-flussen: durch die Veröffentlichung von Studien mitneuen klimapolitischen Erkenntnissen und Zahlen,durch medienwirksame Aktionen in Brüssel, Berlin,Paris, Madrid, Rom und London, und durch Lobbybrie-fe an die Europaabgeordneten und persönliche Ge -spräche mit umweltpolitischen Meinungsführern.

Die Position des EU-Umweltausschusses folgte denVorstellungen der Umweltverbände und nicht derAuto industrie. Leider stand die endgültige Einigungvon Rat und Parlament dann unter dem Einfluss derweltweiten Autokrise. Von den zukunftsweisenden Vor-

Made in Germany

Deutsche Autos auf DiätStändig schneller und schwerer sind deutsche Neuwagen in der Vergangenheit geworden.Auf der Jagd nach immer mehr Leistung unter immer breiteren Kühlerhauben hat es diedeutsche Autoindustrie versäumt, sparsame Modelle auf dem neuesten Stand der Technikanzubieten. Doch genau die sind in Zeiten des Klimawandels gefragt.

»Gehwegvorstreckung« – bürokratisches Wortungetüm für eine menschen-freundliche Neuerung: Fußübergänge werden nicht mehr zugeparkt, dasÜberqueren der Straße wird deutlich sicherer. In Frankfurt am Main cleverkombiniert mit einer Absperrmöglichkeit für Fahrräder.

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[1-09] BUNDmagazin 17

gaben des Umweltausschusses blieb nur das ambitio-nierte Ziel übrig, die CO2-Emissionen bis 2020 auf95 g/km zu senken .

Die deutschen Autohersteller bekamen eine Schon-frist bis 2015 eingeräumt. Denn zumindest für 2012 lie-gen die Grenzwerte nun sogar höher als die für 2007ermittelten Durchschnittswerte. Eine Reduktion ist bisdahin also nicht erforderlich.

Aus Fehlern gelerntViele Jahre behandelten die deutschen Autoherstel-

ler das Thema Umweltschutz sehr stiefmütterlich. Zwargab es immer wieder Fahrzeuge, die zeigen sollten:»Wenn wir nur wollten, könnten wir.« Doch zum Trend-setter reichte es für Modelle wie den Lupo 3L nicht.Anders die Japaner, die 1997 die Hybridtechnik zurSerienreife brachten und die Nische der umweltorien-tierten Autonation besetzten. Zwölf Jahre später findetsich im Sortiment der deutschen Hersteller noch im -mer kein serienreifer Hybrid. Und auch den Markt derkleinen und sparsameren Autos bedient die deutscheAutomobilindustrie nur am Rande. Doch ihre Zukunftwird nicht zuletzt davon abhängen, ob sie es schafft,sich in diesem Markt zu etablieren.

Bei einer anderen Technik, die in den nächsten Jah-ren deutlich an Bedeutung gewinnen wird, scheinendie Deutschen deutlich besser aufgestellt: der Entwick-lung von reinen Elektrofahrzeugen.

Erste Versuchsreihen mit dem Smart ed (electricdrive), dem E-Mini und einem Hybrid-Golf zeigen,dass die großen Konzerne in diese Richtung gehen wol-len. Noch sind solche Fahrzeuge allerdings wegen derhohen Kosten und des großen Platzbedarfs für die Bat-terien nicht in Großserie zu produzieren.

Für den BUND ist bei der Umstellung auf Elektro-Fahrzeuge entscheidend, woher der Strom für die Fahr-zeuge kommt. Die Entwicklung zur Elektromobilitätmuss mit dem dezentralen Ausbau erneuerbarer Ener-gie gekoppelt werden. Bereits vereinbarte Kooperatio-nen zwischen Mercedes-Benz und RWE, BMW und Vat-tenfall sowie Volkswagen und Eon zeigen, dass dieAutohersteller und Energiekonzerne mit ihrer Markt-macht ein ganz anderes Ziel anstreben.

Was können wir tun?Es liegt in der Hand von uns Verbrauchern, welche

Fahrzeuge künftig über die Straßen rollen. Der ge nerelle

Verzicht aufs Auto ist natürlich die vorbildlichs te Vari-ante. Zweitbeste Alternative ist das Carsharing, daserlaubt, aus einer Flotte verschiedenster Fahrzeuge dasfür den jeweiligen Zweck optimale zu nutzen.

Muss es aber ein eigenes Auto sein, so sollten wirVerbraucher gezielt die sparsamsten und sauberstenModelle erwerben (siehe Folgeseiten). Die Fuhrpark-manager einiger großer Konzerne haben bereits ersteSchritte in diese Richtung unternommen. Der BUNDund seine internationalen Partner werden sie dabeibegleiten. Ebenfalls im Fokus unserer Kritik stehen diebesonders auf die teuren Modelle ausgelegte Autower-bung und die im normalen Fahrbetrieb nicht er reich -baren Verbrauchsangaben der Hersteller.

Jens Hilgenberg

… ist Mitarbeiter des BUND-Verkehrsreferates.

Exklusive Radspuren auf der Straße: So werdenRadfahrer sichtbarer und schneller – und die

Gehsteige bleiben den Fußgängern vorbehalten.

Kleinstwagen im Trend

Dass die Deutschen schon heute immer öfter aufsparsame Kleinstwagen zurückgreifen, zeigen dieaktuellen Zahlen des Kraftfahrt-Bundes amtes. Dem-nach sank 2008 – im Vergleich zu 2007 – die Zahl derneu zugelassenen Oberklassewagen um 18,6 % auf149 181 Fahrzeuge. Im gleichen Zeitraum wurden um18 % mehr Kleinstwagen zugelassen, ihre Zahl stiegentgegen dem allgemeinen Trend auf 186 898.

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18 BUNDmagazin [1-09]

TITELTH EMA

D ie Bundesregierung liefert Anreize für den Kaufneuer Autos und will so die deutsche Automobil-

wirtschaft aus der Krise führen und Kurzarbeit und Ent-lassungen verhindern. Wer ein schadstoffarmes Autokauft, wird für bis zu zwei Jahre von der Kfz-Steuerbefreit; und wer ein altes Auto zugunsten eines Neuwa-gens verschrottet, bekommt eine Abwrackprämie von2500 Euro. Was sollten Sie beachten, wenn Sie diesesJahr ein neues Auto kaufen?

1. Ratgeber beim Autokauf nutzenDie Auto-Umweltliste des Verkehrsclubs Deutschlandbewertet jedes Jahr etwa 350 Neuwagen nach ihrenCO2-Emissionen (60% der Wertung), dem Ausstoß vonRuß und Stickoxiden sowie ihrer Lärmemission. DieAutos sind anschaulich in Tabellen zusammengefasst –mit einer Fülle nützlicher Angaben zu Preisen, Kraft-stoffverbrauch usw.

2. Kauf eines Neuwagens umweltfreundlich?Die Herstellung eines Autos benötigt etwa ein Zehntelder Energie, die es über den gesamten Lebenszyklusverbraucht. Rechnet man Rohstoffgewinnung undRohstofftransport bei der Autoproduktion sowie dieEntsorgung am Ende mit ein, so erhöht sich dieser Wert

auf ein Viertel; die restliche Energie benötigt derBetrieb des Autos. Wenn der Neuwagen etwa 25% we -niger Sprit verbraucht als Ihr altes Modell, so ist einKauf vorteilhaft für die Umwelt.

3. Neuwagen sind umweltfreundlicherNeuwagen emittieren deutlich weniger Schadstoffe.Diesel-Pkw halten heute durchgängig die EU-Norm»Euro 5« ein und haben einen geregelten oder ge -schlossenen Partikelfilter (ab dem 1. September istEuro 5 Vorschrift für alle). Die Schadstoffreduktion isteine Erfolgsgeschichte. Benziner sind seit Euro 4 »sau-ber« (die meisten unterschreiten sogar bereits Euro 5).

4. Die beste SchadstoffklasseDie Abgasprobleme sind bei Benzinern seit dem Euro-4-Standard (verbindlich seit 1.1.2005) gelöst. Auch dieEinhaltung der ab 1.9.2009 und 1.9.2014 vorgeschrie-benen Euro 5- und Euro 6-Normen wird den meistenBenzinern keine Probleme bereiten. Dieselwagendagegen werden den Stickoxidgrenzwert ab 2014 nurmit einer zusätzlichen Abgasreinigung schaffen. Bisdahin stoßen sie pro Kilometer etwa viermal so vieleStickoxide aus wie ein Benziner.

5. Senken Sie den VerbrauchUnbedingt sollten Sie ein modernes, verbrauchsarmesModell kaufen. Nicht nur der Umwelt zuliebe: Wenn Ihrneuer Wagen 40 g CO2/km weniger verbraucht als deralte, entlasten Sie Ihren Geldbeutel jedes Jahr um min-destens 250 Euro Spritkosten (bei 15000 gefahrenenKilometern pro Jahr).

6. Senken Sie das GewichtKlimaanlagen führen zu einem Mehrverbrauch vonüber 10% – der bisher nicht in die offiziellen Ver-brauchsangaben einfließt. Jedes Zusatzaggregat, jedesKilogramm mehr erhöht Ihren Verbrauch.

7. Hybride speziell im Stadtverkehr unschlagbarVollhybride wie der Toyota Prius setzen aufwendigeTechnik ein, um zwischen zwei Motoren – einemElektro- und Benzinmotor – zu wechseln. In der Stadtwird die Bremsenergie genutzt, um die Batterie aufzu-laden. Hier kann der Prius daher weite Strecken nur mitElektroantrieb fahren und erreicht so – trotz seineshöheren Gewichts – einen kombinierten Verbrauch von4,3 l/100 Kilometer. Bremsenergie nutzen auch »mildeHybride« wie der Honda Civic. Dort unterstützt derElektromotor nur den – ständig aktiven – Verbrennungs-

Ratgeber

Woran denken beim Autokauf?Was rät der BUND allen Mitgliedern, die sich dieses Jahr einen neuen Wagen zulegen möchten?Zehn Tipps sollen Ihnen eine umweltfreundliche Entscheidung erleichtern.

Wer sein Auto mit anderen teilt, nutzt es bewusster und spart sich die Kos-ten eines eigenen Wagens. Sind – wie hier in Berlin – fürs Carsharing eigeneParkplätze reserviert (siehe Schild!), entfällt sogar die lästige Parkplatzsuche.

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motor, der dadurch auf eine geringere Motorleistungausgelegt werden kann.

8. Erdgas eine AlternativeWegen ihrer guten Klimabilanz haben Erdgasautos nied-rigere CO2-Emissionen und können deshalb die etwashöheren Anschaffungskosten rechtfertigen. Erdgas hatetwas geringere Emissionen als Flüssiggas. Beide Treib-stoffe sind noch bis 2018 steuerbegünstigt.

9. Nicht auf Elektroautos wartenNoch sind keine alltagstauglichen Elektroautos imAngebot. Die Batterien sind bislang viel zu teuer. Lang-fristig aber könnten regenerativ »betankte« Elektro-autos substanziell zur Senkung von Schadstoffen undLärm in den Städten beitragen.

10. Abwrackprämie begünstigt KleinwagenWer ein über neun Jahre altes Auto fährt, wird sichkaum einen teuren (deutschen) Neuwagen anschaffen– wie es die Erfinder der Prämie eigentlich wollten.Denn ein Kleinwagen für 10000 Euro lässt sich zueinem Viertel durch die Prämie finanzieren. Weitere5000 Euro kann man im Lebenszyklus eines Autos anSprit einsparen. Kein schlechtes Geschäft also. BeiAutos für 30000 Euro aufwärts bildet die Prämie dage-gen nur einen geringen Teil des Kaufpreises. Und diemeisten Käufer bzw. Leasingnehmer von Oberklasse-autos, Luxus- und Geländewagen (SUV) fahren eherselten Autos, die älter als neun Jahre sind.

Übrigens beeinflusst nicht nur Ihre Kaufentschei-dung, wie umweltschonend Sie sich in Zukunft fort -bewegen. Auch Ihre Fahrweise wirkt sich aus: Durchfrühes Schalten, vorausschauendes Fahren, ein Ab -schalten des Motors an der Ampel (wenn die Start-Stopp-Automatik das nicht automatisch tut) und wei-tere einfache Verhaltensweisen lassen sich mindestens25% Sprit sparen. Der BUND, aber auch Hersteller undHändler geben entsprechende Tipps für umweltbe-wusstes Fahren.

Und schließlich entscheidet über Ihre persönlicheUmweltbilanz, wie viele Kilometer Sie mit dem Autofahren. Ihre jährlichen Gesamtemissionen resultierenhier aus den Emissionen pro Kilometer (CO2, Rußparti-kel, Stickoxide) multipliziert mit Ihrer Fahrleistung indiesem Jahr. Diesel-Pkw werden in Deutschland proJahr durchschnittlich 22000 Kilometer gefahren, Ben-zin-Pkw 12000 (Werte von 2007). Wenn Sie einen Teil

dieser Strecke künftig mit Bus und Bahn, zu Fuß oderauf dem Fahrrad zurücklegen, werden Sie Ihre Umwelt-bilanz deutlich verbessern.

Limousinen als Ladenhüter

Durchschnittlich werden in Deutschland alljährlich etwa 3,3 MillionenNeuwagen verkauft. 2006 war mit 3,5 Millionen ein Rekordjahr – samtRekordgewinnen für die deutschen Hersteller. 2007, als die hohen CO2-Emissionen der deutschen Modelle und neue EU-Grenzwerte bereits vieldiskutiert wurden, ging der Neuwagenkauf um 10 % zurück, 2008 noch-mals um 2 % (auf jetzt 3,1 Millionen). Speziell der Absatz in der Ober- undLuxusklasse ist eingebrochen – mit Ausnahme der immer beliebterenGeländewagen. Der Absatz der kleinsten Modelle, der Klein-, Kompakt-und Mittelklassewagen nahm dagegen auch 2008 zu.

Die Zeiten des allein aufs Auto zugeschnittenen Straßenraums gehören vieler orts der Vergangenheit an: Alternative Verkehrsträger wie Trambahnund Rad erhalten mehr Platz zugewiesen – ein Beispiel aus Dresden.

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D ie Bundesregierung will fünf Milliarden Euro zu -sätzlich für Autobahnen und Bundesstraßen aus-

geben – Geld aus den Konjunkturpaketen und der Maut-erhöhung vom 1. Januar. Großprojekte und viele Orts-umfahrungen erhalten mehr Geld. Doch nur währendder Planungs- und Bauzeit schaffen Straßen vorüber-gehend Jobs in nennenswerter Zahl: bei einer Investi-tionssumme von 200 Mio. Euro etwa 200 bei der Pla-nung und 1200 während des Baus. Investitionen in die

Bahn oder in den Nahverkehr geben deutlich mehrMenschen Arbeit. Die Belebung des Arbeitsmarktes ineiner Region, wo eine Straße neu gebaut wurde, warnoch nie nachzuweisen. Auch die Erreichbarkeit lässtsich in unserem völlig er schlossenen Land nicht mehrgroß verbessern: Die Fahrt zum nächsten Autobahnan-schluss dauert durchschnittlich nur noch elf Minuten!

Integrierte Planung?Zwar fordert das Bundesverkehrsministerium in sei-

nem »Investitionsrahmenplan bis 2010« eine »inte-grierte und nachhaltige Verkehrspolitik«, die das ge -samte Verkehrssystem leistungsfähiger macht. In derPraxis aber fördert es alle Verkehrsträger parallel. Sosollen auch mittels neuer Straßen bis 2025 70% mehrGüter per Lkw transportiert werden können. Der Schie-

nenverkehr dagegen soll die Straße nicht entlasten,sein Anteil am Gütertransport geht sogar zurück. DerStraßenverkehr wird deshalb weiter wachsen – mitallen negativen Folgen für das Klima und die Umwelt.

Wo wird der BUND aktiv?Die nebenstehende Karte zeigt 16 besonders um -

weltschädliche Straßenprojekte. Bei jedem einzelnensetzt sich der BUND für eine zeitgemäße Verkehrspla-

nung ein: für Ausbau statt Neubau, für kleinere Dimen-sionen und geringeres Tempo, für eine schonende Tras-senführung und bessere Bahnverbindungen.

Auch bei einer Vielzahl von – in dieser Karte nichtabgebildeten – Ortsumfahrungen kämpfen wir für ver-nünftige Lösungen: Eine Umfahrung ist nur dann sinn-voll, wenn sie den Verkehr durch den Ort deutlich redu-ziert. Auf jeden Fall sollte die Ortsdurchfahrt gleichzei-tig stadtverträglich umgestaltet werden.

Doch werden Bau und Unterhalt von Autobahnenund Bundesstraßen komplett aus dem Bundeshaushaltbezahlt – weshalb Landes- und Lokalpolitiker gerneneue Straßen fordern, die es dann später einzuweihengilt. Viel wichtiger aber wäre es, das bestehende – undoft stark vernachlässigte – Straßennetz zu sanieren.

Werner Reh

20 BUNDmagazin [1-09]

TITELTH EMA

Vor allem imWahlkampf greifen Politikergerne zu Schereoder Spaten, ummedienwirksamneue Straßen einzuweihen.

Straßenbau

Intelligenz statt Beton!Neue Straßen braucht das Land, so die Große Koalition. Mit Milliarden von Steuergeldern für den Straßen bau soll der Wirtschaftskrise getrotzt werden. Warum ist das in jeder Hinsicht zu kurz gedacht?

Lobbyisten für den StraßenbauUnter dem Deckmantel des Umweltschutzes und der Verkehrssicherheit agiert die »Gesellschaft zur Förderungumweltgerechter Straßen- und Verkehrsplanung« (GSV). Sie plädiert für Hunderte neuer Ortsumfahrungen und»Autobahnlückenschlüsse« und wirkt bei vielen Projekten als Gegenpart des BUND. So ruft sie »Bürgerinitiativen«pro Straßenbau ins Leben, unterstützt sie finanziell und vermittelt Kontakte zu Entscheidungsträgern. Die GSV betreut derzeit rund 150 Straßenprojekte. Zu ihren 250 Mitgliedern zählen Politiker und Mitarbeiter inStraßenbauämtern, Städten und Kommunen. Geldgeber der GSV sind die Straßenbau- und Automobilwirtschaftsowie u.a. der ADAC. Die Funktionäre der GSV haben früher fast alle Straßenbauämter geleitet, der VorsitzendeRolf Cro ne war Abteilungsleiter Straßenbau im hessischen Verkehrsministerium. Transparenz ist unerwünscht:Mehrfach wurde versucht, den GSV-Eintrag auf www.wikipedia.de zu beschönigen. Und auf der GSV-Website findet sich kein Wort zu den Förderern – die GSV sei von wirtschaftlichen Interessengruppen unabhängig …

Werner Reh leitetdie Verkehrspolitikdes BUND.

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[1-09] BUNDmagazin 21

Schleswig-Holstein

Hamburg

Mecklenburg-Vorpommern

Brandenburg

Berlin

Sachsen-Anhalt

SachsenThüringen

Nordrhein-Westfalen

Hessen

Saarland

Rheinland-Pfalz

Baden-Württemberg

Bayern

Niedersachsen

Bremen

B 207 Heiligenhafen – FehmarnLänge: 25 kmGesamtkosten: 840 Mio. €Bautyp: 4-streifiger Ausbau

A 20 Weede – WittenbornLänge: 9,3 kmGesamtkosten: 153,2 Mio. €Bautyp: 4-streifig, Neubau

B 166 Grenzübergang SchwedtLänge: 3,9 kmGesamtkosten: 25,3 Mio. €Bautyp: 2-streifig, Neubau

B 87 n Fulda – MeiningenLänge: 28,3 kmGesamtkosten: 55,4 Mio. €Bautyp: 2-streifig, Neubau

B 26 n Werneck – Würzburg WestLänge: 23 kmGesamtkosten: 190 Mio. €Bautyp: 4-streifig, Neubau

B 10 Landau – PirmasensLänge: 42 kmGesamtkosten: 300 Mio. €Bautyp: 4-streifiger Ausbau

A 94 Forstinning – PastettenLänge: 6,3 kmGesamtkosten: 30,9 Mio. €Bautyp: 4-streifig, NeubauA 98 Rheinfelden – Tiengen

Länge: 31,2 kmGesamtkosten: 341,5 Mio. €Bautyp: 2-streifig, Neubau

B 50 n B 50alt (Platten) – Zubringer B 53nLänge: 5,9 kmGesamtkosten: 33,5 Mio. €Bautyp: 4-streifig, Neubau

A 14 Magdeburg – SchwerinLänge: 148,7 kmGesamtkosten: 772,8 Mio. €Bautyp: 4-streifig, Neubau

A 445 Hamm/Rhynern – AS WerlLänge: 8 kmGesamtkosten: 50 Mio. €Bautyp: 4-streifig, Neubau

A 44 Kassel – WommenLänge: 50,8 kmGesamtkosten: 1.034,5 Mio. €Bautyp: 4-streifig, Neubau

A 49 Schwalmstadt – NeuentalLänge: 10,5 kmGesamtkosten: 182,5 Mio. €Bautyp: 4-streifig, Neubau

A 1 Lommersdorf – BlankenheimLänge: 5,8 kmGesamtkosten: 42,1 Mio. €Bautyp: 4-streifig, Neubau

A 4 NRW/Hessen – Bad HersfeldLänge: 100 – 140 kmGesamtkosten: 1.200 – 3.000 Mio. €Bautyp: 4-streifig bzw. 2 + 1-streifig, Neubau

A 100 AD Neukölln – Frankfurter AlleeLänge: 3 kmGesamtkosten: 420 Mio. € (!)Bautyp: 6-streifig, Neubau

Diese Karte mit dem gelben Netz aller Bundesautobahnen (in Betrieb oder noch im Bau/geplant) zeigt 16 ausgewählte Straßenprojekte, die aus Sicht des BUND besonders kritikwürdig sind. An allen Brennpunkten – rot markiert die Autobahnen,blau die Bundesstraßen – hat der BUND umweltverträglichere Alternativen vorgeschlagen. Eine ausführliche Beschreibungdieser und weiterer Projekte finden Sie unter www.bund.net/verkehr (Infrastruktur).

Infografik: Marc Venner · Recherche: Dirk Bartel

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22 BUNDmagazin [1-09]

TITELTH EMA

S eit seiner Gründung engagiert sich der BUND füreine menschen- und umweltfreundliche Verkehrs-

politik. Wir setzen uns für einen besseren Umweltver-bund aus Bahn, Bus, Radfahren und Zufußgehen ein,und gegen Schrumpfbahnkonzepte, neue Autobahn-schneisen, Flughäfen und Kanäle. Doch ob rote,schwarz-gelbe, rot-grüne oder schwarz-rote Verkehrs-politik: An der ökonomischen und ökologischen Fehl-steuerung des Verkehrs, an Ideologien wie »Gegen Stauhilft Straßenbau«, am Tanz um den Fetisch der »lebens-notwendigen Autoindustrie für den Wirtschaftsstand-ort Deutschland« hat sich nur wenig geändert.

Immer dicker sind die Gutachten aus Ministerienund Wirtschaftsinstituten, die die Klimafolgen des Ver-kehrs, Naturzerstörung, Zerstückelung und Verlär-mung der Kulturlandschaft und nicht zuletzt vielfacheGe sundheitsschäden und Tausende Unfallopfer an -pran gern und Lösungen anbieten. Doch umso hart -näckiger stellt sich das gut geölte System von Politik,Verwaltung und Bauindustrie samt der Lobby ausAutomobilindustrie, ADAC etc. taub.

Doch bislang ohne Beispiel ist, wie die Vorständedeutscher Autokonzerne mit ihrem Chef lobbyisten,dem Ex-Bundesverkehrsminister Wissmann (CDU),nun unter dem Vorwand der RezessionsbekämpfungSubventionen für ihre Branche durchsetzen konnten.Eine willfährige Bun desregierung greift, unterstütztvon den »Auto-Ländern« Bayern, BaWü und NRW, allen

Steuerzahlern in die Tasche, um dieNachfrage nach Autos anzukurbeln:Steuerbefreiungen bis zu zwei Jah-ren auch für die ärgsten Spritschlu-cker, Hilfe für die Autobanken(ohne die Milliardengewinne derAutoindustrie aus den letzten Jah-ren anzutasten), Ab wrackprämienfür »Altfahrzeuge« ohne jedenGedanken an die Klima bilanz»unterm Strich« …

Der BUND hat ein eigenes Kon-zept vorgelegt, das die CO2-Emis-sionen des europäischen Autover-kehrs bis 2020 halbieren könnte:Hersteller von Spritfressern müss -ten ab 2012 hohe Strafen zahlen,wenn ihre Wagen über 120 g CO2/km ausstoßen – für jedes Gramm

zuviel wären 150 Euro fällig. Mit den Einnahmen dar-aus könnte die EU-Kommission Entwicklung und Kaufbesonders sparsamer Autos und den Ausbau umwelt-freundlicher Verkehrsmittel fördern. Bis 2020 soll dieseGrenze dann auf 80 g CO2/km sinken. Die EU-Kommis-sion legte 2007 ein ähnliches Konzept vor. Doch dieKanzlerin machte dagegen er folgreich in Brüssel mobilund konnte diesen Vorschlag verzögern und verwäs-sern. Statt die Wirtschaftskrise für überfällige Innova-tionen in der Au tomobilindustrie und eine nachhaltigeVerkehrswende zu nutzen, investiert eine Megakoali-tion aus CSU, CDU, SPD und FDP also in Autos undweitet die Straßenbauprogramme aus.

Viel sinnvoller wäre es …Was könnte mit unserem Geld nicht alles gemacht

werden, um sinnvolle Arbeitsplätze zu sichern, ohnedass Umwelt und Klimaschutz auf der Strecke bleiben!Millionen Pendlern wäre mit besseren und billigerenZugverbindungen geholfen; gefährliche Rennstreckenkönnten in urbane und dörfliche Lebensräume rückge-baut werden, wo Kinder ohne Gefahr für Leib undLeben alleine in die Schule laufen oder radeln dürfen;endlich könnten alle Autohersteller ein 1,5–3 Liter-Auto auf den Markt bringen; die Güterbahn könnteflottgemacht und der Lärmschutz deutlich verbessertwerden; und der Weg für die vom BUND beworbeneMobilCard wäre frei: für den gesamten öffentlichenVerkehr in Deutschland, samt Bike- und Carsharing.

Wer der staatlichen Hilfe für Auto- und Baukonzernenicht tatenlos zusehen will, kann sich beim BUNDengagieren. Artikulieren Sie Ihren Protest bei den ört-lichen Bundestags- und Landtagsabgeordneten. Undüberlegen Sie bei der Europa- und Bundestagswahlgenau, ob es KandidatInnen gibt, die für eine bessereVerkehrs politik stehen. Deutschland hätte sie verdient!

Fahrradstraße in Berlin-Mitte –nur Anlieger dürfen sie auch mitdem Auto nutzen.

Konjunkturprogramm

Beispiellose SelbstbedienungMilliardenschwere Subventionen für die deutschen Autobauer haben es wieder einmal allzu deutlich gemacht: Unser Land hat eine bessere Verkehrspolitik verdient– findet (nicht nur) der verkehrspolitische Sprecher des BUND, Richard Mergner.

Weder um welt- noch sozialpolitisch ergibt das Konjunkturprogramm Sinn:Durch den Erlass der Kfz-Steuer über 24 Monate sparen die Käufer einesKleinwagens – wie Opel Agila 1.0 oder Toyota AYGO 1.0 (SchadstoffnormEuro 5) – pro Jahr nur 67 Euro Steuern. Käufern eines Audi Q7 4.2 FSI (mit317 g/km CO2-Ausstoß!) erlässt der Fiskus immerhin 283 Euro.

Page 23: BUNDmagazin 01/2009

Rückgang der FeinstaubsDass 2008 die Tagesmittelwerte für Feinstaub nur an

14 Messstellen überschritten wurden – statt wie dieJah re zuvor an etwa 100 –, war dem Wetter (der gerin-gen Häufigkeit von Inversionslagen) geschuldet, undnicht einer wirksamen Verkehrspolitik. Rund 40% desstädtischen Feinstaubs stammen aus dem Verkehr,davon die Hälfte aus den Auspuffen der Dieselfahrzeu-ge, die andere Hälfte aus dem Abrieb der Bremsen undReifen und aus dem Ruß, den alle Kraftfahrzeuge auf-wirbeln.

In Berlin hat eine ausgedehnte Umweltzone bereitszur Nachrüstung von Dieselfahrzeugen mit Rußfilterngeführt. Ab 2010 wird das die Feinstaubemissionen umca. 15% reduzieren – wenn nur noch Autos mit einergrünen Plakette (Euro 4-Standard) im inneren S-Bahn-ring fahren dürfen. Statt 70-mal wird dann der Mittel-wert voraussichtlich nur noch 60-mal überschritten.Diese technische Maßnahme birgt den größten Reduk-tionseffekt. Doch reicht sie nicht aus. Wichtig ist, denAutoverkehr zu vermindern und ihn langsamer undgleichmäßiger rollen zu lassen, um Abrieb und Aufwir-belung zu reduzieren.

Stickoxide vergessen?Obwohl 2007 – hierzu liegen die aktuellsten Daten

vor – die ab 2010 geltenden Jahresmittelwerte für dashöchst gesundheitsschädliche Reizgas NO2 an 70 Mess-stellen überschritten wurden, fehlt bisher eine Strate-gie. Die technische Lösung der Abgasreinigung vonDieselwagen wird bisher nur ganz selten eingesetzt:wenn Neuwagen in Länder mit scharfen Grenzwertenexportiert werden. Die Europäische Union verlangteinen Filter erst ab 2014.

Wie den Lärm mindern?Gemäß der EU-Umgebungslärmrichtlinie mussten

Großstädte mit über 250000 Einwohnern bis Mitte Juli2008 sogenannte »Lärmaktionspläne« aufstellen. Im -merhin leiden über 60% der deutschen Bevölkerungunter Verkehrslärm. Doch nur wenige Städte bemühensich systematisch um Abhilfe. So hat Düsseldorf 20Brennpunkte identifiziert und sucht hier eine techni-sche Lösung: Offenporiger Asphalt senkt den Lärm um3–6 dB(A), Rasengleise dämmen Straßenbahnen; An -wohnern werden Schallschutzfenster zur Hälfte finan-ziert. Hier muss mehr passieren: am besten, indem die

Reduktion der Schadstoffe und die Lärmminderungzusammen angegangen werden.

Wo bleibt der Nah- und Radverkehr?Die etwa 100 Aktionspläne und über 30 Umwelt -

zonen beschränken sich bisher auf – zweifellos nötige –technische Schritte. Sie postulieren zwar auch die För-derung von Bus und Bahn, von Rad- und Fußverkehr.Doch fehlt hierfür ein konkreter Fahrplan, die positiveWirkung auf die städtische Umwelt- und Lebensqua-lität wird nicht ermittelt. Shared-Space-Projekte, dieden Straßenraum allen Menschen (ob zu Fuß, auf zweioder vier Rädern unterwegs) gleichberechtigt zur Ver-fügung stellen, scheinen deutschen Planungsbehördenmeist gänzlich unbekannt zu sein.

Für die Gesundheit und Lebensqualität in den Städ-ten ist es unerlässlich, den Autoverkehr zu verringernund den Straßenraum zugunsten des Nahverkehrs unddes Rad- und Fußverkehrs umzuverteilen. Neben dentechnischen Maßnahmen müssen den Menschen hierkonkrete Alternativen geboten werden. Erst dann hateine Umweltzone ihren Namen auch verdient.

Werner Reh

[1-09] BUNDmagazin 23

Vorrang für Fahrräder an der Ampel: Eine echte Umweltzone zeichnet auch dieFörderung umweltfreundlicher Mobilität aus – wie hier im Berliner Zentrum.

Umweltzone

Meilenstein für lebenswerte Städte?Berlin, Hannover und Köln richteten 2008 als erste deutsche Städte Umweltzonenein. Am 1. Januar waren es bereits 32 – was sicher ein umweltpolitischer Erfolg ist.Doch reichen die geplanten Maßnahmen, um den Ausstoß von Feinstaub nachhal tigzu verringern? Wird genug gegen Stickoxide und Lärm unternommen, um das Wohnen in Städten attraktiv und lebenswert zu machen?

Page 24: BUNDmagazin 01/2009

AKTION

24 BUNDmagazin [1-09]

Lurche schützen mit dem BUND

Mit Kopf, Herz und Gummistiefeln …

B ald ist es wieder soweit: In den ersten feuchtwar-men Frühlingsnächten wandern die Amphibien

von den Winterquartieren in ihre Laichgewässer. DieLurche überqueren dann scharenweise die Straßen,um Teiche und Feuchtgebiete zu erreichen. Das ist dieZeit, in der viele Autofahrer die grünen »Krötenzäune«am Straßenrand wahrnehmen. Die vielen TausendAktiven der BUND-Gruppen werden seltener bemerkt,tun sie ihre – teilweise gefährliche Arbeit – doch meistim Dunkeln. Und sie sind sehr erfolgreich: So rettenAktive des Bundes Naturschutz in jeder Saison über500000 wandernde Frösche, Kröten und Molche anüber 300 bayerischen Orten vor dem Verkehrstod.

2009 möchte der BUND dieses Engagement – eineder größten Arten- und Tierschutzaktionen Deutsch-lands – besonders würdigen. Wir wollen Sie bei IhrerArbeit begleiten und stellen Ihnen drei Aktionspaketebereit: Das erste Paket enthält Nützliches für die prak-tische Arbeit: Aufrufe zur Teilnahme für Ihre lokaleAktion, Warnwesten und (bei Bedarf) Krötenzäune.Das zweite Aktionspaket unterstützt Sie bei der Öffent-lichkeitsarbeit: mit Infomaterial zum Thema Amphi-bienschutz und Artenvielfalt, einer Muster-Pressemit-teilung, Material für Ihren Infostand und vielem mehr.Das dritte Paket enthält Aktions- und Spielideen, Bas-telvorlagen etc. für die Umweltarbeit mit Kindern.

Die Pakete können Sie auf unseren Serviceseiten für BUND-Gruppen anschauen und bestellen: www.bund-intern.net

TERMINE

6./7. Juni: Fachkonferenz »Amphibien und Klima wandel« in Frankfurt/Main5. September: »Amphibien- und Reptilien-schutz in Deutschland – Erfolgreiche Schutz-projekte und Zukunftsvisionen« in Würzburg3. Oktober: »Amphibienworkshop« bei denNaturschutztagen an der Elbe auf Burg Lenzen

Weiteres unter www.bund.net/amphibien

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Wir wollen die vielen Projekte undErfahrungen im AmphibienschutzBUND-weit bekannter machen.Unser Beitrag zur Erhaltung derArtenvielfalt soll auch nach außenhin stärker deutlich werden. DieBundesgeschäftsstelle baut dahereine Projektdatenbank auf. Damitkönnen sich unsere ehren- undhauptamtlich Aktiven in Zukunftintensiv vernetzen und wertvolle Infor mationen austauschen.

Wir bitten alle BUND-Gruppen umihre Unterstützung: Melden Sie uns,was Sie für den Amphibienschutztun! Wo helfen Sie Fröschen undKröten zu überleben, wo klären Siedie Öffentlichkeit über Lurche auf,wo begeistern Sie Kinder für denSchutz dieser bedrohten Tiere?

Datenbögen können Sie online ausfüllen auf den Serviceseiten von www.bund-intern.net; oderbei [email protected].

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Schutzprojekte gesucht

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26 BUNDmagazin [1-09]

E rstaunliche 1945 Kilometer misst die Ostseeküstein Mecklenburg-Vorpommern. Allein 1568 Kilome-

ter entfallen dabei auf die in viele Bodden, Nehrungen,Haken und Haffe gegliederte Boddenküste. EiszeitlicheGletscher prägten sie einst. Heute wird sie geformt vonder beständigen Kraft des Wassers und Windes. Nur anwenigen Stellen wirkt sie noch so ungebremst wie imNationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. Mit805 Quadratkilometern ist er der größte Nationalparkim deutschen Nordosten. Besonders im Herbst undWinter gerät die Landschaft in Bewegung. Dann lassensich hier jene Prozesse studieren, die der Boddenküsteseit Jahrtausenden ihr abwechslungsreiches Gesichtverleihen. Bei Sturm nagen die Wellen an den Küsten –besonders an der Westküste der Halbinsel Darß undam Kliff im Norden der Insel Hiddensee. Sie schwem-men Sand, Lehm und Kies mit sich fort und lagern dasMaterial in ruhigeren Gefilden wieder ab. Dort entste-hen flache Sandbänke, auf denen allmählich, genährtvon immer neuem Sand, Dünen wachsen oder StürmeStrandwälle aufwerfen. Ganze Ketten von Wällen undDünen entstehen so, Hügel um Hügel aneinanderge-reiht, nur getrennt von feuchten Tälern, in denen sichmit der Zeit Moore bilden. Heute sind die Moore undDünen bewaldet. Im Luftbild erkennt man ihren einsti-gen Verlauf an den unterschiedlichen Baumarten – vor-nehmlich Erlen und Birken in den Senken, Buchen undKiefern auf den Kuppen.

Wild frisst WaldGroße Teile der Nationalparkwälder sollen ihren

eigenen Gesetzen folgen. Hier liegen Werden und Ver-gehen eng beieinander, können alte Baumriesenabsonderliche Pilze zur Schau tragen und sich immermal wieder einen Ast aus der Krone brechen, dürfenKäfer und Spechte ungehemmt bohren, meißeln, zim-mern, darf ein Baum am Ende seines Lebens dieGrundlage für neues Leben bilden. Birkensamen wer-den vom Winde verweht, Kleinsäuger und Vögel vertei-len Bucheckern, Eicheln und Vogelbeeren. Der Laub-wald dringt so unaufhaltsam in die einst angepflanzteneintönigen Kiefernforste vor.

Doch längst nicht jeder junge Baum wächst erfolg-reich auf: Rot- und Damwild nagen an den jungen Trie-ben und machen eine Naturverjüngung außerhalb vonZäunungen fast unmöglich. Wie einst, als im DarßwaldHermann Göring jagte und später das Politbüro derSED, ist der Wildbestand viel zu hoch. Er gefährdeteines der wichtigsten Entwicklungsziele des National-parks: die natürliche Waldentwicklung. Seit Jahren set-zen sich der Förderverein des Nationalparks gemein-sam mit BUND, NABU und ökologischen Wald- undJagdverbänden dafür ein, den Wald nationalparkge-recht zu behandeln und das Wild effektiv zu regulieren.Doch vor allem an der Jagd hapert es. So kam es, wie eskommen musste: Das langjährige, eklatante Missma-nagement des Nationalparkamtes Vorpommern führtedazu, dass dem Land das Zertifikat des Forest Steward -ship Council (FSC) gleich für alle drei Nationalparkeentzogen wurde. Das international anerkannte Siegelsteht für eine ökologisch, ökonomisch und sozial ver-träg liche Waldwirtschaft und soll in Reservaten die Ein-haltung der Schutzziele garantieren.

NATIONALPARK

An der Spitze derHalbinsel Darßwächst ständigneues Land.

Vorpommersche Boddenlandschaft

Paradies mit ProblemenSelten lässt sich das Wirken der Natur so anschaulich verfolgen wie an der Boddenküste im größten Nationalpark Mecklenburg-Vorpommerns. Der Natur wirdhier freier Lauf gelassen – ganz anders als in den Wäldern jenseits der Dünen.

Rothirsch und ein Fuchs mit Beute.

Mecklenburg-Vorpommern

Nationalpark Vorpommersche

Bodden landschaft

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[1-09] BUNDmagazin 27

Am Darßer Weststrand.

Doch das Signal blieb an der Spitze von Agrar-/Um -welt ministerium und Nationalparkamt unverstanden,nur widerwillig wurde auf Abhilfe gesonnen. Kürzlichlöste Mecklenburg-Vorpommern den Konflikt aufseine Weise. Nach der Dauerkritik des Nationalpark-amtes (unterstützt von FDP und CDU) an den strengenFSC-Regeln entledigte es sich der lästigen Waldkon-trolleure: Der Landtag beschloss Mitte Dezember denVertrag mit FSC Deutschland nicht weiter zu verlän-gern. Ein bundesweit verheerendes Signal, deckt esdoch die desaströse Führung des Nationalparkamtesund missachtet die Prioritäten, die eigentlich in einemNationalpark zu setzen sind.

Entsprechend deutliche Kritik übte der BUNDMeck lenburg-Vorpommern, der die Probleme im Na -tio nalparkamt nicht dem FSC-Siegel angelastet sehenwill. Dazu der Landesvorsitzende Mathias Grünwald:»Es ist uns völlig unverständlich, dass die Landespolitikein Kontrollsystem in jenem Moment abschafft, in demes sich bewährt hat. Selbst nach FSC-Standards – die janicht nur den Naturschutz im Blick haben – waren dieVerstöße in den Nationalparken Vorpommersche Bod-denlandschaft und Jasmund untragbar. Doch geradehier muss der Wald naturgerecht behandelt werden.«

Wohlgemerkt: Die Wälder der Nationalparks genie-ßen den strengsten Naturschutz, den Deutschland fürGroßlandschaften zu gewähren hat. Eben hier greifenFörster nun stärker ein als in vielen guten Forstwirt-schaften anderswo. Der Nationalpark VorpommerscheBoddenlandschaft ist dadurch bundesweit in Verrufgeraten. Der für das Naturerbe an der Ostseeküste ver-antwortliche Landtag aber ignoriert die Kritik.

Nun soll ein neues Kontrollsystem etabliert werden,das auf den Qualitätskriterien von Europarc Deutsch-land basiert. Eine Schwäche ist schon heute auszuma-chen: Die Nationalparkverwaltung wird selbst prüfen,ob sie die Kriterien erfüllt hat. Denn ein unabhängigesKontrollgremium auf Bundesebene gibt es noch nicht.

Dennoch: der Besuch lohnt!Die andauernden Querelen um den geschützten

Wald dürfen jedoch nicht davon ablenken: Das Bodden-reservat beherbergt einige der spektakulärsten Natur-landschaften Deutschlands. Konstant hohe Besucher-zahlen bezeugen das ungebrochene Interesse an diesemgrandiosen Küstenstreifen. Besonders empfehlenswertsind Besuche im Frühling und Herbst. Dann präsen-tiert ein Rundwanderweg am Darßer Ort – der Nord-spitze der Halbinsel – eine besonders farbige und stim-mungsvolle Dünen- und Seenlandschaft. Spaziergängeführen zum »Alten Meeresufer« mitten im Darßwald,einem immer noch sichtbaren, aber heute weit imHinterland liegenden Kliff im malerischen Buchen-mischwald. Und an den Ufern der Bodden lassen sichTausende Zugvögel beobachten – unter ihnen zeit-weise bis zu 80000 Kraniche.

Arndt Müller

Wol

fgan

g Be

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Natürlicher Buchenwald ge hört zu denzentralen Leitbildern des Nationalparks.

Bisher warben die deutschen Nationalparks, Biosphärenreser vate undNaturparke getrennt um Be sucher. Doch nun gibt es ein gemeinsamesMarkenzeichen, die neue Dachmarke »Nationale Naturlandschaften«:Neben dem gemeinsamen Logo hat sich jedes Schutzgebiet einen eigenendreifarbigen Punkt als Erkennungszeichen gewählt. Mehr dazu unterwww.nationale-naturlandschaften.de.

• Nationalparkamt Vorpommern, Im Forst 5, 18375 Born am Darß, Tel. 038234/5020, [email protected]• Förderverein Nationalpark Boddenlandschaft e.V.,Bliesenrader Weg 2, 18375 Wieck am Darß, Tel.038233/719271, [email protected]

… ist der Naturschutzexperte des BUND in M.-V.

Page 28: BUNDmagazin 01/2009

1Geben Sie einheimischen Laubgehölzen den Vor-rang – sie spiegeln den Wechsel der Jahreszeiten,

sind an ihre Umgebung bestens angepasst und lieferneiner Vielzahl von Vögeln und Insekten Obdach undNahrung.

2Vermeiden Sie Exoten aus dem Gartencenter,besonders das sterile Einheitsgrün der Koniferen –

sollte es sich in Ihrem Garten bereits breitgemachthaben, sorgen Sie für Luft: Raus mit dem Nadelzeug,und einen Obstbaum gepflanzt!

3Achten Sie bei Ihrem Saatgut auf regionale Her-kunft und ökologische Produktion – was daraus

wächst, wird einmal weniger auf chemischen Schutzangewiesen sein. An Wildstauden und den traditionel-len Pflanzen der Bauerngärten haben Sie länger Spaßals an überzüchteten Ziergewächsen.

4Pflanzen Sie nur ausnahmsweise exotische Arten an– schon mehrfach haben sich Exoten als aggressive

Invasoren entpuppt, die aus den Gärten in die Umge-bung übergreifen und das ursprüngliche Pflanzenkleidüberwuchern; Beispiel: das Drüsige Springkraut.

5Ziehen Sie eine blütenreiche Wiese der Monotonieeines englischen Rasens vor – und ersparen Sie sich

und Ihrer Umwelt den Einsatz von Kunstdünger undPflanzengiften; zwei- bis dreimaliges Mähen pro Jahrreicht, und gießen müssen Sie nur während langer Tro-ckenzeiten.

6Belassen Sie in Ihrem Garten ein paar Nischen fürWildtiere – ein kleines Eck mit Brennnesseln für

die Schmetterlinge, einen locker gehäuften Kompost-oder Reisighaufen, einen modrigen Baumstumpf,einen Lesesteinhaufen, einen Winkel, der nicht ständigbearbeitet wird …

7Eine reiche Insektenfauna zur natürlichen Schäd-lingsbekämpfung fördern Sie auch, indem Sie über

das ganze Jahr Blütenpflanzen anbieten (möglichstkeine gefüllten Sorten), nicht alles »Unkraut« ausrei-ßen, Stauden über den Winter stehen lassen und beiBedarf künstliche Nisthilfen schaffen.

8Für ein reiches und vielfältiges Bodenleben bevor-zugen Sie bitte Kompost oder Mulch. Beim Kauf

von Blumenerde sollten Sie darauf achten, dass keiner-lei Torf enthalten ist. Nachdem der Torfabbau und v.a.die Landwirtschaft bereits fast alle deutschen Moorevernichtet haben, reißt die weiter hohe Nachfrage nachTorferde nun vor allem in Osteuropa Wunden.

9Wenn Ihr Garten auch etwas abwerfen soll: HelfenSie die Vielfalt traditioneller Obst- und Gemüse -

sorten zu erhalten. Lassen Sie Ihren Garten Früchtetragen, die Sie so leicht in keinem Laden wiederfinden.

10Kompostieren Sie Ihre Gartenabfälle und sam-meln Sie das Regenwasser. So sparen Sie Res-

sourcen und entlasten Sie Ihren Geldbeutel. sz

28 BUNDmagazin [1-09]

SERVICE

Ein Garten – viele ArtenUmweltfreundlich Gärtnern

Ganz allmählich kündigt sich die neue Vegetationszeit an. Allein mit den Gartenratgeberneiner Saison ließe sich wohl eine Bibliothek füllen. Zeitlos dagegen, was der BUND in seiner »Gartenreihe« an Tipps bereithält. Die zehn wichtigsten hier auf einen Blick – damit Ihreguten Vorsätze Wirklichkeit werden.

Weit detaillierter können Sie sich in den Heften der BUND-Gartenreihe informieren. Sie erhalten sie zum Stückpreis von 2,20 Euro im BUNDladen, Tel. 0 30/2 75 86-4 80, Fax: -4 66, [email protected], www.bundladen.de

Nicht jeder der zehn Tipps mag aus gartenästhetischen Gründen für Sie infrage kommen. Sicher ist: Ein umwelt-freundlicher Garten ist ökologischer – und auch ökonomischer!

Page 29: BUNDmagazin 01/2009

[1-09] BUNDmagazin 29

ZUR ZEIT

W as früher nur in den wärmsten RegionenDeutschlands oder in sehr langen Sommern

vorkam, ist inzwischen zur Regel geworden: DasTagpfauenauge bildet wegender wärmeren Tem peraturenzusätzlich eine zweite Gene-ration im Herbst aus. Hierwirkt sich bereits der Klima-wandel aus – was den BUND veran-lasste, gemeinsam mit der Na tur -schutzstiftung seines Landesverbandesin NRW das bislang noch verbreitete Tag-pfauenauge zum Schmetterling des Jahresauszurufen.

Schmetterlinge eignen sich gut als Gradmesser fürUmweltveränderungen, weil sie sehr empfindlich rea-gieren. Wegen des Klimawandels breiten sich Wärmeliebende Arten weiter aus. Arten dagegen, die auf küh-lere Bedingungen angewiesen sind, werden selteneroder weichen – soweit möglich – nach Norden oder inBergregionen aus. Mit der Verschiebung der Verbrei-tungsgebiete wird sich auch das Spektrum der bei unsheimischen Schmetterlinge verändern. Unterm Strichist dabei ein deutlicher Artenverlust zu erwarten.

Eine besondere Gefahr droht dem Tagpfauenaugedurch Bt-Mais, die einzige gentechnisch veränderte

Pflanze, die zurzeit in Deutschlandkommerziell angebaut wird. Einer Stu-

die zufolge starben etwa 20 Prozent derSchmetterlingsraupen, nachdem sie

Brennnesselblätter mit Mais-pollen gefressen hatten.

Tagpfauenaugenüberwintern als ausge-

wachsene Schmetter-linge und sind daher

auch im Winter auf Dachbödenoder in Kellern zu finden. Schon

ab März stärken sie sich an warmenTagen mit dem Nektar von Weidenkätz-

chen, Seidelbast oder Huflattich. IhreRaupen ernähren sich von Brennnesseln. Ab Julischlüpft die erste Generation und saugt meist den Nek-tar violett blühender Pflanzen, vor allem Disteln. InHausgärten findet man sie zusammen mit anderen Fal-tern oft am Sommerflieder Buddleja, der deshalb auchSchmetterlingsstrauch genannt wird.

Mehr Informationen sowie Bilder von Ei, Raupe, Puppeund ausgewachsenem Schmetterling finden Sie unterwww.bund-nrw-naturschutzstiftung.de; Kontakt:Jochen Behrmann, Tel. 0211/302005-14

Das TagpfauenaugeSchmetterling des Jahres

Der BUND hat den Schmetterling des Jahres 2009 gekürt. Die Wahl fiel auf dasTagpfauenauge – weil es erste Folgen des Klimawandels deutlich macht; und weiles zu den ersten Opfern der Gentechnik in Deutschland zählen könnte.

Das Tagpfauenauge ist nicht nur der Schmetterling des Jahres, erwar auch einer der häufigsten Arten des »Abenteuers Faltertage«2008. Auf ihn und den Zitronenfalter entfielen jeweils ein Viertelaller Beobachtungen. Seltener ließen sich Aurorafalter (12 %),Schachbrettfalter (11 %) und Admiral (8 %) blicken, noch seltenerDistelfalter (6 %), Landkärtchen und Kleiner Fuchs ( je 5 %) sowieSchwalbenschwanz (2 %). Mit einem Anteil von unter 1 % bildeteder Trauermantel wie in den Vorjahren das Schlusslicht.Schmetterlinge gelten als gute Indikatoren für den Zustand derNatur. Europas Tagfalter sind u.a. vom Klimawandel bedroht, wie das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung bestätigt. Sokönnte etwa der Aurora falter unter den heutigen Bedingungenbis 2080 über 85 % seines Lebensraumes eingebüßt haben.Für Hinweise darauf, wie es unseren Faltern geht, sind langfris -tige Beobachtungen nötig. Daher rufen wir auch dieses Jahr zurgroßen Schmetterlingszählung auf. Gezählt werden kann vom 1. April bis 31. Oktober, ob nun einmal oder (besser) mehrfach.

Wir freuen uns, wenn zu den Aktionstagen an Pfingsten –vom 30. Mai bis 1. Juni – und am 15./16.August wieder vieleBUND-Gruppen auf unsere Schmetterlinge aufmerksammachen.

Weitere Informationen und Anregungen für Ihre Aktionen erhal-ten Sie auf www.bund.net/faltertage und www.bund-intern.net.Die Infobroschüre »Schmetterlinge schützen« sowie Zählbö gengibt es bei Christiane Bohn in der Bundesgeschäftsstelle, Tel. 0 30/2 75 86-4 96, [email protected]

PS: Unter allen Beteiligten der Falterzählung 2008 haben wir fünfSets für die Aufzucht von Schmetterlingen verlost. Ein Paket vomBUNDladen erhielten Renate Thoß-Simon (Fleckeby), Dieter Fröh-lich (Kunrau), Laura Knorr (Veitshöchheim), Christa Wurm (Her-ford ) und Eberhardt Bachmann (Wassertrüdingen). Wir gratulieren den Gewinnern!

Gewinner und Verlierer

Page 30: BUNDmagazin 01/2009

ZUR ZEIT

30 BUNDmagazin [1-09]

Pestizide statt Gentechnikwunder

Auf den riesigenFeldern Südame-rikas werden Pes-tizide von Flug-zeugen versprüht.

Neue Studie

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Die Heilsversprechen der Gentech-Konzerne sind unrealistisch – und sollen vorallem eines kaschieren: dass es die agrochemische Industrie ist, die am meistenInteresse an der Verbreitung gentechnisch veränderter Pflanzen hat.

P flanzen, die durch ihren hohen Ertrag den Welt-hunger bekämpfen, die Energieversorgung sichern

und dem Klimawandel trotzen – mit Hilfe der Gentech-nik alles kein Problem. Das behaupten zumindest dieVertreter von Monsanto, BASF, Syngenta, Bayer, Dowoder DuPont-Pioneer. Und suggerieren zugleich, diesePflanzen seien bereits Realität oder ihre Marktreifestünde unmittelbar bevor. Doch ein Blick in die For-schungsabteilungen der Unternehmen, in Investoren-berichte und Freisetzungsexperimente zeigt: Es sindnicht die Wunderpflanzen, an denen hauptsächlichgeforscht wird. Vielmehr werden die altbekanntenZiele Herbizid- und Insektenresistenz mit Hochdruckweiterverfolgt.

Zwar arbeiten alle Unternehmen auch an Pflanzen,die Trockenheit ertragen können und einen höherenErtrag aufweisen sollen – doch keineswegs prioritärund schon gar nicht in einem Stadium, in dem sich ihreMarkteinführung verlässlich voraussagen ließe. Dasheißt: Während die Konzerne im Vordergrund einegewaltige PR-Blase aus Heilsversprechen aufbauen,entwickeln sie im Hintergrund Pflanzen, die ihr Kern-geschäft absichern: den Absatz von Agrochemikalien.Denn alle sechs Gentech-Giganten sind ihrer Herkunftnach Chemieunternehmen, alle erwirtschaften denLöwenanteil ihres Umsatzes mit chemischen Spritz-mitteln.

Folgerichtig sind die meisten Gentech-Pflanzen, diein den nächsten Jahren auf den Markt kommen, miteiner Herbizidresistenz ausgestattet und werden ge -meinsam mit dem passenden Pflanzengift verkauft. Soerhält die seit 1996 genutzte Roundup-Ready-Sojaboh-ne von Monsanto – als einzige kommerziell genutzteGensoja-Sorte bisher (buchstäblich) allein auf weiterFlur – eine Reihe von Schwestern: die LibertyLink-Soja(Bayer), die Dicamba-Soja (Syngenta) und die Imidazo-linon-Soja (BASF). Und vermutlich gesellt sich bald die»Super-Sojabohne« dazu, die gegen alle marktgängigenHerbizide auf einmal resistent ist. Damit droht eineweitere chemische Aufrüstung der Landwirtschaft.

Fazit: Mit ihrer Weltrettungsattitüde betreiben dieGentech-Konzerne eine massive Täuschung derÖffent lichkeit. Das Ziel ist altbekannt. Es geht darum,Akzeptanz für eine hochriskante Technologie zu schaf-fen, der eine Mehrheit der Bevölkerung aus gutenGründen ablehnend gegenübersteht.

Heike Moldenhauer

Die vom BUND beauftragte Studie »Die Heilsverspre-chen der Gentechnikindustrie – ein Reali täts-Check« derSozialwissenschaftlerin Ute Sprenger gibt es als pdf-Dateiunter www.bund.net/publika tionen oder als Ausdruckbeim Infoservice, Tel. 030/27586-469, [email protected].

Page 31: BUNDmagazin 01/2009

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schluss ist der 15. April!

V on vielen Hausbesitzern unentdeckt, verbergensich die größten Stromfresser im Keller: alte Hei-

zungspumpen. Sie transportieren stets mit voller Leis-tung heißes Wasser zu den Heizkörpern und wiederzurück zum Heizkessel – oft auch im Sommer. Das hatfatale Folgen für Stromrechnung und Klima. Modernedrehzahlgeregelte Mo delle passen sich den unter-schiedlichen Druckverhältnissen an und sparen so biszu 80% Strom. Auch die EU-Kommission hat diesesPotenzial nun er kannt. Bei Neubauten und größerenReno vierungen sollen künftig nur noch hocheffizientePumpen installiert werden dürfen. Ab 2012 sollen we -niger effiziente Geräte ganz verboten werden.

Doch bis dahin wird sich in deutschen Kellern nichtviel ändern. Der Großteil unserer Heizungspumpen istungeregelt. Bei einem Defekt wird nur jede dritte durchein hocheffizientes Gerät ersetzt. In zwei von drei Fäl-len würde sich selbst ein vorzeitiger Austausch lohnen.In einigen Fällen hilft es bereits die Einstellung deralten Pumpe zu optimieren.

[1-09] BUNDmagazin 31

Checken Sie Ihre Heizungspumpe!Strom sparen

Dieses Jahr sollen wichtige EU-Maßnahmen gegen Stromfresser in Kraft treten –wie das Verbot von Glühlam pen und die Beschränkung von Standby-Verlusten aufunter 1 Watt. Der BUND begleitet die Umsetzung – und ruft Hauseigentümer dazuauf, eines der häufigsten Stromlecks zu stopfen.

Der BUND ist Mitglied im Kampagnenbündnis der Umwelt-verbände »energieffizienz – jetzt!« unter dem Dach desDeutschen Naturschutzrings, gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt.

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Die Heizungspumpe: Vom Stromfresser zum Stromsparer

Typischer Stromverbrauch in kWh und Stromkosten in Euro pro Jahr in einem Einfamilienhaus mit drei Personen

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Effizient durch den WinterIgel halten Winterschlaf, um Energie zusparen. Der Mensch mag sich so lange Aus-zeiten nicht gönnen – er braucht es warm.

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Page 32: BUNDmagazin 01/2009

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Page 34: BUNDmagazin 01/2009

34 BUNDmagazin [1-09]

AKTIV

Ein Buch geht auf die ReiseBundesweit wird derzeit die im Herbst von BUND, »Brot für die Welt« undEvangelischem Entwicklungs dienst publizierte Studie über die Zukunft un -seres Landes in einer globalisierten Welt vorgestellt. Rechts im Bild durch dieBUND-Ehrenvorsitzende Angelika Zahrnt am 28. Dezember im Festsaal desBremer Rathauses; links am 10. Dezember im Niedersächsischen Landtag durchProf. Helmut Scharpf, stellvertretender Vorsitzender des BUND Niedersachsen,und Uwe Becker, Beauftragter der Landeskirche Hannover für »Brot für die Welt«(2. und 3. von rechts) mit dem Präsidenten des Landtags und den Fraktions -vorsitzenden von SPD, CDU und Bündnis 90/Die Grünen.

Jens

Sch

ulze

W as kann ich heute für mor-gen tun – in meiner Nach-

barschaft, in der Region oderglobal? BUND, »Brot für die Welt«,Evangelischer Entwicklungsdienstund »Aktion Mensch« suchen Ant-worten auf diese Frage. Mit demWettbewerb »Tatort Erde« fordernsie dazu auf, die Regie für die eigeneZukunft zu übernehmen. Gefragtsind Statements, Aktionen und Kon-zepte für ein zukunftsfähiges Mit-einander in Form von Kurzfilmen.Einen Fußgängertag initiieren? MitFreunden einen Wald pflanzen? Sich

gegen Hunger engagieren? DieIdeen sollten die Welt verträglicherfür die Natur und gerechter für denMenschen machen. Ob humorvoll,dokumentarisch oder kunstvoll, derPhantasie sind keine Grenzen ge -setzt. Jeder kann Regie führen füreine solidarische Zukunft.

Teilnehmen können Einzelneund Gruppen, die etwas bewegenwollen, bereits aktiv sind oder an -dere dazu auffordern möchten, zurZukunftsfähigkeit unseres Planetenbeizutragen. Die Filme dürfen max.15 Minuten lang sein. Alle Beiträge

können bis zum 30. April auf demVideoportal unter »dieGesellschaf-ter.de« hochgeladen werden. AbMai wählt eine Jury dann die bestenzehn Kurzfilme aus. Die Regisseuredieser Filme gewinnen die Teilnah-me an einem professionellen Film-workshop. Außerdem werden dieGewinnerfilme auf DVD produziert.

http://dieGesellschafter.de/tatorterde;BUND-Ansprechpartner: NorbertFranck, Tel. 030/27586-489, [email protected]

Tatort ErdeKurzfilme im Wettbewerb

ZUKUNFTSFÄHIGESDEUTSCHLANDin einer globalisierten Welt

Page 35: BUNDmagazin 01/2009

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Geschenk 3 Schokoladen-GeschenksetFair gehandelte feine Bio-Schokolade und ein Geschenkbuchmit Rezepten und Geschichten aus aller Welt füllen dieseSchokoladenbox. Genießen Sie selbst oder machen Sie IhrenLiebsten eine Freude – mit schokolierten Paranüssen, Kaffee-bohnen und Cashewnüssen, Pflaume-Zimt- und Noir-Ingwer-Schokoladentafeln und einem Cappuccino-Riegel.

Haben Sie Freunde und Bekannte, diesich für den Schutz der Natur interes-sieren? Haben Sie Arbeitskolleginnen,die sich mehr Klimaschutz wünschen? Dann empfehlen Sie ihnen den BUND: Seit über 30 Jahren engagiert sich derBUND erfolgreich für Wälder und Flüs-se, Tiere und Pflanzen, für eine ökologi-sche Landwirtschaft und gegen Gen-technik – zum Beispiel.

Für uns ist es ein besonderes Kompli-ment, wenn Sie den BUND weiteremp-fehlen. Deshalb bedanken wir uns beiIhnen für die Werbung eines neuenMitglieds mit einem kleinen Geschenk.Eine Prämie bekommen Sie übrigensauch bei einer Mitgliederwerbungüber das Online-Formular aufwww.bund.net.

BUND-Mitglieder genießen viele Vor-teile: Bundesweit erwarten Sie interes-sante Führungen und Vorträge in den 2 200 Kreis- und Ortsgruppen. UnsereVertragspartner halten spezielle Ange-bote bereit. Viermal im Jahr informiertdas BUNDmagazin über aktuelle The-men und Brennpunkte. Und nicht zu -letzt ist der Mitgliedsbeitrag steuerlichabsetzbar.

Mitglieder werben Mitglieder, damitdie BUND-Familie weiter wächst.

Die Beiträge unserer Mitglieder garan-tieren unsere Unabhängigkeit vonWirtschaft und Politik. Machen des-halb auch Sie mit und werben Sie neueMitglieder. Entweder mit dem Couponauf Seite 36 oder unter www.bund.net.Nach Eingang des ersten Mitglieds -beitrags senden wir Ihnen dann alskleines Dankeschön das von Ihnenausgesuchte Geschenk zu.

Ich wurde geworbenJa, ich mache mich für den Natur- und Umweltschutz starkund werde jetzt BUND-Mitglied. Ich wähle folgenden Jahresbeitrag:

� Einzelmitglied (mind. 50 e) ..................................................

� Familienmitgliedschaft (mind. 65 e) ..................................................

� Schüler, Azubi, Studentin (mind. 16 e) ..................................................

� Erwerbslose, Alleinerziehende,Kleinrentner (mind. 16 e) ..................................................

� Lebenszeitmitglied (einmalig mind. 1500 e) ..................................................

Name/Vorname

Straße

PLZ/Ort

Beruf Geburtsdatum

Telefon E-Mail xm0109

Wenn Sie sich für eine Familienmitgliedschaft entschieden haben, tragenSie bitte die Namen Ihrer Familienmitglieder hier ein. Familien mit gliederunter 27 Jahren sind automatisch auch Mitglieder der BUND jugend.

Name/Geburtsdatum

Name/Geburtsdatum

Name/Geburtsdatum

Ja, ich zahle per Einzugsgenehmigungund spare Papier- und Verwaltungskosten; die Ersparnis kommt demUmwelt- und Naturschutz zugute.Bitte ziehen Sie den Betrag ab dem ___________ bis auf Widerruf vonmeinem Konto ein.

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Page 36: BUNDmagazin 01/2009

AKTIVBurg LenzenEinen Besuch wert

B urg Lenzen im Biosphärenreservat »FlusslandschaftElbe« ist ein wunderbarer Ort zum Ausspannen,

Wohlfühlen und Genießen, aber auch zum Lernen undTagen. Die faszinierende Natur der Auenlandschaft unddas historische Burgensemble bieten den idealen Rah-men für vielfältige Aktivitäten.

Sie können hier die Natur entdecken und kreativerleben, sich über aktuelle Umweltthemen fortbilden,etwas für Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden tunoder Kultur genießen. Beobachtungstouren in die Elb -talauen, lebendiges Heilkräuterwissen, meditativeNaturerfahrung und die Lyrikzeit mit Lesungen vonHerder bis Brechtsind nur einige Bei-spiele aus dem dies-jährigen Angebot derBurg Lenzen undihrer Partner vor Ort.Für Kurzurlauberversprechen die»Bibersafari« und»Auf der Burg derwilden Gänse« einbesonderes Naturer-lebnis für die ganzeFamilie.

Das Programm 2009versendet die BurgLenzen, Burg str. 3,19309 Lenzen, [email protected], Tel. 038792/5078105, www.burg-lenzen.de

BUND-ReisenViel zu erleben

D ie Vielfalt der Natur ist unser Vorbild: Abwechs-lungsreich und voller aufregender Urlaubsziele

präsentiert sich der neue BUND-Reisen-Katalog 2009.Unsere fachkundigen Reiseleiter haben wieder viele Na -tionalparke und Naturlandschaften für Sie ausgewählt.Erstmals angeboten werden etwa eine Kanufahrt aufder Isar, Reisen an das Grüne Band, in fünf National -parke in Polen und Litauen sowie in die Abruzzen.

Neben klassischen Zielen wie Baikalsee, Seidenstra-ße oder Rumänien stehen viele weitere Erlebnisreisenin Deutschland und Europa zur Wahl.

Auch wer lieber individuell eines der Fahrtziele Naturansteuert, bekommt als BUND-Mitglied etwas geboten:BIO-Hotels mit der günstigen Aktion »Bahn&BIO-Bett«sowie Urlaubspakete z.B. für den Bayerischen Wald oderandere deutsche Nationalparke. Wir freuen uns auf Sie!

Katalog und Infos bei BUND-Reisen, Tel. 09123/99957-10, www.bund-reisen.de

Ich habe ein neues BUNDmitglied geworben und meine Wunschprämie angekreuzt.

Name/Vorname

Adresse

Beruf Geburtsdatum

Telefon E-Mail

Mitgliedsnummer Unterschrift

Ihre persönlichen Daten werden ausschließlich für Vereinszwecke elektronisch erfasst und – ggf. durch Beauf -tragte des BUND e.V. – auch zu vereinsbezogenen Informations- und Werbezwecken verarbeitet und genutzt.

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Ein Ganzjahres-Geschenk fürGenießer undLeckermäuler.

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I c h h a b e e i n M i t g l i e d g e w o r b e n .

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Ein Huhn, das wirIhnen wärmstensempfehlen können.

Page 37: BUNDmagazin 01/2009

D er BUND hat ein Konzept zumUmgang mit Mobilfunk, WLAN

und anderen kabellosen Übertra-gungs techniken erarbeitet. Es solleinen Mindestschutz vor ihren elek -tromagnetischen Feldern gewähr-leisten. In Deutschland gibt es rund260000 Mobilfunk-Sendeanlagen,ca. 2 Mio. kleinere und rund 50 Mio.häusliche Sendeanlagen (WLAN,schnurlose Telefone, Anlagen zurDaten- und Videoübertragung etc.)sowie rund 100 Mio. Mobiltelefone.Viele Geräte – selbst als strahlungs-arm verkaufte DECT-Telefone –überschreiten die gesetzlichenGrenzwerte, Mobiltelefone um dasbis zu Zehnfache.

Elektrosmog bedroht nicht nurunsere Gesundheit, sondern schä-digt auch Tiere und Pflanzen. DerBUND-Vorsitzende Hubert Weigermahnte: »Es ist unverständlich,warum Umweltminister SigmarGabriel kürzlich Entwarnung gab,die Strahlung des Mobilfunks scha-de zumindest erwachsenen Handy-nutzern nicht. Das EU-Parlamenthält die Grenzwerte für nicht ausrei-chend. Zudem weiß man noch vielzu wenig über die Langzeitfolgender Strahlung. Doch statt hier zuforschen, erlaubt die Bundesnetz -agentur immer weitere Funknetze.«

Wilfried Kühling, Vo r sitzenderdes Wissenschaftlichen Beirats,ergänzte: »Vor allem in bewohntenGebieten liegen die künstlichen Fel-der vielfach bereits zehntausend-bis millionenfach über der natür-lichen Strahlung. Dieser Zwangs-bestrahlung, die alle festen Körperdurchdringt, kann sich nichts undniemand entziehen.« Der BUNDfordert u.a. den stetigen Ausbau derFunknetze zu stoppen. Gefragt isteine neue Kommunikationstechno-logie und ein Rückbau von Sende-anlagen überall dort, wo bereit seine Mehrfachversorgung vorliegt.Ein offener Diskurs mit allen Akteu-ren und Be troffenen soll verbind -liche Regelungen vorbereiten.

Nachhaltige AbfallwirtschaftIn Deutschland werden immer

neue Müllverbrennungsanlagen ge -baut: Bis 2015 sind Überkapazitätenvon bis zu 30 Prozent zu erwarten.Die Folge werden verstärkte Müll -importe aus ganz Europa sein. Dieneue Position des BUND zeigt Wegezu einer ökologisch orientierten,nachhaltigen Abfallwirtschaft undfordert einen Kurswechsel: weg vonressourcen- und energievergeuden-der Verbrennung, hin zur Vermei-dung und stofflichen Verwertung.

Eine pdf-Datei der Position »Fürzukunftsfähige Funktechnologien«finden Sie unter www.bund.net/ak-immissionsschutz, die Abfall-Posi-tion unter www.bund.net/ak-abfall;Gratis-Ausdrucke verschickt derBUND -Infoservice, [email protected],Tel. 030/27586-469.

[1-09] BUNDmagazin 37

CO2hlekraft – Nein danke! Die großen Energiekonzerne überbieten sich in ihrer Klimarhetorik. Die vielen Beiträge des BUND-Kreativwettbewerbs»Prima Klima – ohne Kohlekraftwerke«, der am 15. November zu Ende ging, stellen sich diesem »Greenwashing« entgegen.Drei der prämierten Motive zeigen wir hier – links: Christian Kopmann, mitte: Wolf-Dietrich Hufenbach (1. Preis) und rechts:Jan Portius. Alle Beiträge finden Sie unter www.bund.net /wettbewerb. Die schönsten Motive können Sie als elektronischeKlimagrußkarte versenden oder für Ihre eigene Öffentlichkeitsarbeit zum Klimaschutz verwenden. Einige Siegermotiveschaltete der BUND im Dezember als Anzeige in diversen Tageszeitungen.

Neue BUND-PositionenZum Schutz vor Elektrosmog und Müllverbrennung

Kein guter Schlafplatz – technische Funksignale führenin hoher Dosis auch bei Tieren zu Fehlsteuerungen.

Vladimir/

pixelio.de

Page 38: BUNDmagazin 01/2009

Z um Jahreswechsel verließdie bisherige Bundes -

geschäftsführerin NicolaMoczek auf eigenen Wunsch

die BUNDjugend. Fünf erfolg-reiche Jahre lang leitete die Umwelt-psychologin im Auftrag des ehren-amtlichen Vorstandes die Bundes-geschäftsstelle mit ihren derzeit 16fest angestellten MitarbeiterInnen.Zum 1. Januar übernahm Gert San-ders diese verantwortungsvollePosition.

Gert Sanders (34) kommt ausGöttingen und fing bereits als 16-Jähriger an, sich in der Jugendum-weltarbeit zu engagieren. Seitherbereicherte, moderierte und organi-sierte er unterschiedlichste Projektein der Region Göttingen wie auchlandes- und bundesweit.

Parallel zu seinem Studium bau -te er einen Bildungsverein mit auf.Zudem arbeitet er als Trainer fürModeration und Projektplanung.

LangjährigeErfahrungen alsGeschäftsführerdes Jugendum-weltnetzwerksNiedersachsen(JANUN) dürf-ten ihm einigeseiner neuenAufgaben be -reits vertrautgemacht haben.JANUN ist derLandesdach -verband vonBUNDjugend,Naturschutz -jugend, DJN und weiteren regiona-len Gruppen.

Gert Sanders liegt daran, dasbunte Spektrum der Themen undProjekte in der BUNDjugend zuerhalten und weiter zu entwickeln.Besonders wichtig ist ihm, dassjunge Aktive die Projekte mitgestal-ten und umsetzen. Gute Beispieledafür sind die internationalen Akti-vitäten rund um die Klimakonferenz

in Posen und die vielen Angebotezur Um weltbildung, etwa der TRIO-logisch-Wettbewerb oder globali -sierungskritische Stadtführungen,or ganisiert von Jugendlichen.

Spannend und richtungsweisendfür die BUNDjugend wird zudemder Prozess der Organisationsent-wicklung sein, der bis zum Sommerfrische Ideen für Struktur und Orga-nisation liefern soll.

Stabwechsel in BerlinNeuer Geschäftsführer

38 BUNDmagazin [1-09]

W as macht eine Zauneidechseim Winter? Wie ernährt sich

eine Haselmaus? Wodurch bieteteine Hecke Tagpfauenaugen undNeuntötern Schutz? Und wie wirktsich die Zerstörung eines Hecken-streifens auf die Tierwelt aus?

Diese Fragen beantwortet einneues Kartenspiel der BUND -jugend. In vielfältigen Spielrundenmit erlebnispädagogischen Elemen-ten erfahren die Kinder die Bedeu-tung der Hecke als Nahrungsbasis,Nistplatz, Versteck und Lebens raum.Dazu schlüpfen sie in die Rolle ver-schiedener Tierarten oder werdenals Heckenforscher aktiv. Sie sam-meln viel Wissenswertes über dieHecke als Biotopverbund. Und sie

erkunden spielerisch die Lebens-weise von Tieren und möglicheGe fahren ihres Alltags.

Zahlreiche Schulmaterialien be schäftigen sich mit dem Schutzvon Arten und Lebensräumen. DasThema Biotopverbund aber wirdselten bis gar nicht im Unterrichtbehandelt – dabei sind Hecken Teildes Lehrplans vieler Grundschulen.Somit wird den Kindern das Wissenüber den Aktionsradius von Tierenund die Bedeutung zusammenhän-gender Lebensräume vorenthalten.

Diese Wissenslücke soll das Ge län despiel mit seinen 40 Kartenschließen. Es wird die Kinder mo - ti vieren, sich für den Schutz derHecken und ihrer Bewohner einzu-setzen. Besonders eignet es sich fürden Sachunterricht, für Projekt ta geund Schullandheime.

Geländespiel für GrundschülerHecken schützen!

Das Kartenspiel kostet 5 Euro und ist über [email protected] oder unterwww.bundjugend.de zu bestellen. Kontakt: [email protected]

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[1-09] BUNDmagazin 39

AKTIV

V om 24. bis 26. April veranstaltetder BUND in Berlin zum vier-

ten Mal den Kongress McPlanet.com.Gemeinsam mit eed, attac, Green-peace und Heinrich Böll-Stiftungund in Kooperation mit dem Wup-pertal-Institut sind über 100 Work -shops zu Themen rund um Globali-sierung und Umwelt geplant.

Nicht nur die Finanzkrise wirduns noch länger beschäftigen. 2009stehen zudem drei wichtige Termi-ne an: Die Europawahl im Mai unddie Bundestagswahl im Septemberentscheiden über den grundlegen-den Kurs. Die Klimaverhandlungenim Dezember in Kopenhagen be -stimmen schließlich, ob die Erdenoch die Kurve kriegt. »McPlanet.com« soll die Spielräume für dieUmweltpolitik unter dem Drucküberschwappender Konjunktur -programme ausloten: Welche Chan-cen hat ein Konzept, wie es in derBUND-Studie »ZukunftsfähigesDeutschland« erarbeitet wurde? Wiekommen Deutschland und Europa

aus dem klimapolitischen Bremser-häuschen von Poznan wieder her-aus? Die neue US-Administrationkann nicht alles alleine anschieben.Wie gestaltet sich eine globale Wirt-schaftspolitik, die den Ausgleichzwischen erster, zweiter und dritterWelt ernst nimmt? Prominente Ver-treter aus Wissenschaft und Gesell-schaft diskutieren mit uns.

Mit einem AktivistInnen-Eckwollen der BUND und seine Partnerwährend und nach dem Kongressbe sonders das Engagement vonEinzelpersonen und Gruppen un -terstützen. Allen bietet »McPlanet.com« eine neue Gelegenheit, sichzu beteiligen und zu vernetzen.

So können konkrete Mitmach-Ange bote und Interessen bereits beider Anmeldung angegeben werden,ebenso eigene Projekte. Währenddes Kongresses wird das Aktivis -tInnen-Eck zur zentralen Kontakt-börse. Und danach werden wir überdie McPlanet-Homepage weitereAktivitäten unterstützen.

Informationen und Anmeldungunter »www.mcplanet.com«; BUND-Kontakt: Martina Löw, Tel. 030/27586-455, [email protected]

McPlanet.com 2009Game over – Neustart

D ie Grüne Woche in Berlin zähltmit rund 450000 Besuchern zu

den Großereignissen der Branche.Der BUND präsentierte sich imJanuar erstmals mit einem Gemein-schaftsstand in der Biohalle – mitder BN-Service-GmbH und demBUND Berlin. Viele Interessierteerhielten Informationen zur Agrar-politik und unterschrieben unserenAufruf für ein »ohne Gentechnik«-Label bei Edeka. Attraktive Bilderwarben für die BUND-Reisen, undder BUND Berlin gab praktischeEnergiespartipps für den Haushalt.

Am Neuland-Stand in der Tier-halle scharten sich die Gäste um ei -ne Bunte Bentheimer Sau mit ihrenFerkeln. Neuland – vom BUND mit-gegründet – präsentierte eine neueRichtlinie zur schmerzfreien Ferkel-kastration und baute damit seineRolle als Vorreiter im Tierschutz aus.

Unterdessen verschlechtertenAgrarministerin Aigner (CSU) unddie EU-Kommission im Vorfeld derGrünen Woche die Rahmenbedin-gungen für eine nachhaltige Land-wirtschaft. Ihr Programm »Welter-nährung sichern« wird die Überpro-duktion von Milch und Fleisch wei-ter anheizen und die Fläche für denAnbau von Grundnahrungsmittelnverknappen. Zudem will die EU denMilchexport erneut subventionieren.

Ernährungsindustrie und Bau-ernverband triumphierten, dass derStaat trotz Finanzkrise Steuergelderin ihr Exportgeschäft pumpt. DerBUND hielt mit (Milch-)Bauern-und Entwicklungsverbänden dage-gen. Spontane Aktionen und inten-sive Presse- und Lobbyarbeit warn-ten vor einer Entwicklung, die Bau-ern hier und vor allem in den Ent-wicklungsländern massiv schadet.

Zu Weltmarktpreisen aber ist ei nenachhaltige Landwirtschaft nichtmachbar. BUND-Mitglieder solltennun erst recht Bioprodukte kaufen –denn deren Anbieter haben’s schwer,wenn ringsherum der Preiskampfder Discounter tobt.

Grüne WocheDer BUND spielt auf

McPlanet.com 2007: Zum Abschluss bekräftigen Teilnehmeram Kanzleramt per Unterschrift die Kongressforderungen.

Der BUND-Stand– akustisch ver-stärkt durch einezünftige bayeri-sche Blaskapelle.

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Stabwechsel bei Friends of the Earth

»Wir brauchen Solidarität«

Glückwunsch zur Wahl, Nnimmo!Wieso engagierst Du Dich bei FoE?Wo immer die Umwelt zerstört wird,zieht das weltweit Folgen nach sich.Daher brauchen wir unser interna-tionales Netzwerk. GemeinsameKampagnen mit unseren Freundenim globalen Norden helfen uns, dieDoppelzüngigkeit multinationalerKonzerne aufzudecken und Druckauf sie auszuüben. Der Ölkonzern

Shell etwa würde sich niemals trau-en, in Europa Umweltsauereien an -zurichten wie im Nigerdelta. Dortsind heute ganze Landstriche unbe-wohnbar, weil Leitungen undichtsind und überall Gas brennt, das beider Förderung frei wird.

Dank FoE können wir unsere Ar -beit weltweit bekannt machen underfahren internationale Solidarität.Das gibt uns die Kraft und den Mut,weiterzukämpfen. Werden mei neLeute eingesperrt oder bedroht,weiß ich eine Million Menschen in70 Ländern hinter uns, die helfenkönnen, Druck auf die Regierungauszuüben.

Warum hast Du Dich um den Vorsitzvon FoE beworben? Friends of the Earth hat vor einigenJahren begonnen, sich gezielt fort-zuentwickeln. Wir sind uns heuteklarer über unser gemeinsames Ziel.Doch müssen wir unsere Visionnoch mit Leben füllen. Ich hattedas Gefühl, dass jeder zu diesemProzess beitragen kann und soll –und ich selbst wollte mehr tun.

Allerdings ist Führung keine»One-man-show«, sondern einegemeinsame Aufgabe. Deshalbfreue ich mich schon jetzt auf dieTeamarbeit im Vorstand von FoE.

Was wirst Du persönlich einbringen?(Nnimmo lacht:) Leidenschaft,Musik, Poesie, Tanz und Drama …

Was möchtest Du in den nächstenzwei Jahren erreichen?Wir sollten unsere internationalenTreffen stärker dazu nutzen, vor Ortein Zeichen zu setzen. Wenn wirwieder abreisen, sollten wir etwasbewegt haben und den Menscheneine klare Botschaft hinterlassen.Die Gastgeber bekommen Gelegen-heit, ein für ihr Land besonderswichtiges Thema publik zu machen.

Wie willst Du sicherstellen, dass alleStandpunkte der vielen Gruppenberücksichtigt werden?Wir müssen noch mehr Zeit daraufverwenden, uns gegenseitig kennen-zulernen. Nur wenn wir uns richtigverstehen und uns mit großer Offen -heit und mit Respekt begegnen,haben wir eine stabile Basis, um ge -meinsame Aktivitäten zu entwickeln.Wir brauchen aber auch gemeinsa-me Aktionen, die unser Profil in derÖffentlichkeit und das Zusammen-gehörigkeitsgefühl stärken.

Der BUND wird Dich dabei nachKräften unterstützen – viel Erfolg!

Übrigens: Friends of the Earth prä-miert Fotos zum Thema Biodiversi -tät. Motive rund um die biologischeVielfalt können Sie bis 1. April [email protected] senden. Die zwölfGewinner werden die Seiten des FoE-Kalenders 2010 schmücken. � www.bund.net/fotowettbewerb

40 BUNDmagazin [1-09]

Am 15. November wählte die Mitgliederversammlung von Friends of the Earth (FoE) einstimmigNnimmo Bassey zum neuen Vorsitzenden. Der Direktor von Environmental Rights Action (FoE Nigeria)folgte Meena Raman an die Spitze des Netzwerkes. Antje von Broock führte kurz nach der Wahl einInterview mit dem engagierten 50-jährigen.

I NTERNATIONAL

Nnimmo Basseyaus Nigeria.

»Environmental Rights Action« wurde 1993 gegründet und trat 1997 dem Netzwerk »Friends of the Earth Interna-tional« bei. Der BUND-Partner kämpft für die Durchsetzung von Umwelt- und Menschenrechten in Nigeria. Nnim-mo Bassey und seine Kollegen engagieren sich seit Jahren besonders dafür, dass der Öl-Multi Shell die Umwelt -schäden beseitigt, die seine Ölförderung im Nigerdelta verursacht hat. So unterstützt die Gruppe die lokale Bevöl-kerung im Rechtsstreit gegen Shell und hilft, die Öffentlichkeit zu informieren. Zwar herrscht in Nigeria offiziellMeinungsfreiheit, doch werden Menschen, die gegen Shell agitieren, immer noch verhaftet oder mit Haft bedroht.Mehr über die Umweltarbeit in Nigeria erfahren Sie unter »www.eraction.org«.

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[1-09] BUNDmagazin 41

www.radiomundoreal.fmNeue Perspektiven fürs Radio

A grotreibstoffe sind keine Ant-wort auf den Klimawandel –

Indigene Bewegung warnt vor Was-serprivatisierung in Ecuador: Überdiese und andere Umweltthemenberichtet »Real World Radio«. UnterSchirmherrschaft von Friends of theEarth International wurde das viel-sprachige webbasierte Radio 2003gegründet – als Medi um für Aktivis-ten und Graswurzelbewegungen.Das Programm ist frei auf »www.radiomun doreal.fm« abrufbar, auchviele Radiosender strahlen es aus.

Real World Radio informiertunabhängig, ein Novum unter Uru-guays Medien, wie Mercedes Campsvon FoE Uruguay berichtet, die hierseit vier Jahren als Übersetzerinarbeitet. Zum Programm gehöreneine tägliche Nachrichtensendung,Berichte und Interviews – auf Eng-lisch, Spanisch, Italienisch und Por-tugiesisch; eine französische Versionist geplant. Die wöchentliche Live-Sendung ist bisher nur auf Spanischzu hören.

Größter Unterschied zu anderenMedien ist die Perspektive, aus derberichtet wird. Es ist die Sicht derBetroffenen, der Umweltaktivisten.Real World Radio erreicht Hörer in139 Ländern, und die Website hatteim Dezember 34808 Besucher, bis-her hauptsächlich aus Lateinameri-ka, den USA und Spanien.

Für die FoE-KlimacampaignerinStephanie Long ist das Radio einegroße Unterstützung: »Real WorldRadio ist ein tolles Instrument, umErfahrungen vom Klimawandel zuteilen.« Sitz der Redaktion ist dasFoE-Büro in Uruguay. Doch ermög-lichen Korrespondenten eine glo -bale Berichterstattung – etwa voninternationalen Klimaverhandlun-gen, von der UN-Naturschutzkon -ferenz 2008 in Bonn oder vom Euro-päischen Sozialforum in Malmö.

ZeugenaussagenEine ganz eigene Informations-

quelle sind die »Testimonies«: Zeu-gen berichten von den Folgen desKlimawandels. Hier sind Menschenzu hören, die sonst kaum einmal zuWort kommen. Statt den immergleichen ExpertInnen stehen beiReal World Radio die Betroffenen imMittelpunkt: Was ist ihr Anliegen?Wie wehren sie sich gegen Konzer-ne? Und wie wirkt sich eine zerstör-te Umwelt auf ihr Leben aus? DasMaterial auf der Website ist für je -den frei zugänglich und nutzbar.

Noch sieht Mercedes Camps dasPotenzial längst nicht ausgeschöpft.»Dank dem Radio können wir dieStimmen der Betroffenen zu Gehörbringen und ihre Emotionen trans-portieren. Wir erreichen so Men-schen, die nicht lesen können, dieweit verstreut wohnen und keinenZugang zu Internet, Fernsehen oderTelefon haben, etwa in dünn besie-delten Gebieten Afrikas.« Sie lächelt,während sie betont: »Noch habenwir viel vor uns – doch ich bin zu -versichtlich. Vor allem wünsche ichmir, dass sich einmal alle Gruppenvon Friends of the Earth an unseremRadio beteiligen!«

Mercedes an ihrem Arbeitsplatz.

Klimakonferenz in PosenChance verpasst

A ls in der Nacht vom 12. auf den13. Dezember im polnischen

Posen die 14. Klimakonferenz zuEnde ging, war vielen Delegiertenund Umweltschützern die Enttäu-schung ins Gesicht geschrieben.Denn die Verhandlungen wareneine verpasste Chance im Kampfgegen die globale Erderwärmung.

In den zwölf Monaten seit derletzten Klimakonferenz auf Bali istman dem Kyoto-Anschlussabkom-men kaum näher gerückt. Alte

Beschlüsse wurden zwar bestätigt,doch blieben handfeste Zusagender Industriestaaten für eine um -welttechnologische Unterstützungdes Südens erneut aus. Bitter nötiggewesen wäre ein solches Entge -genkommen des reichen Nordens,um eine vertrauensvolle Atmosphä-re für das Verhandlungsjahr 2009 zuschaffen. Dass gar die Arbeitsfähig-keit des dramatisch unterfinanzier-ten Anpassungsfonds zeitweise ge -fährdet war, dürfte die Gräben ver-

tieft haben. Nun muss die Staaten-gemeinschaft die Scherben des zer-trümmerten Konferenzgeschirrseinsammeln, um im Dezembereinen erfolgreichen Abschluss inKopenhagen zu ermöglichen. BisJuni muss ein erster Entwurf vorlie-gen – es wird hektisch werden füralle Beteiligten. Wichtig ist, dass deröffentliche Druck auf die Regierun-gen spürbar bleibt. Denn wenn dieWissenschaft nicht mehr überzeugt,zählen Wählerstimmen umso mehr.

Anna Voigt (stellv. Sprecherin des BUND-ArbeitskreisesInternationale Umweltpolitik) sprach mit Mercedes aufdem letzten General Meeting von FoE International.

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Radikaler Wandel

Umweltprobleme haben heute einanderes Gesicht als noch in den1970er Jahren. Statt schäumenderFlüsse und rauchender Schlotekennzeichnet gegenwärtigeUmweltprobleme, dass Ursacheund Wirkung zeitlich und räumlichauseinanderfallen. Bislang fehlenmarktfähige technische Lösungenfür viele ungelöste Probleme – wieKlimawandel, Rohstoffknappheitund Verlust der Artenvielfalt. Derrenommierte Umweltpolitikwissen-schaftler und Berater Martin Jänickehält deshalb einen politisch forcier-ten, radikalen technischen Wandelfür unerlässlich – und wirtschaftlichlohnend.

Jänicke plädiert in seinem neuenBuch »Megatrend Umweltinnova-tion« für eine verstärkte Marktein-

führung von Produkten,die die Umwelt entlasten.Ohne massive Innova -tionen würden sich Wirt-schaft und Staat nichtausreichend ökologischmodernisieren, um un -sere Probleme zu lösen.Jänicke warnt davor,sich mit einer besserenEnergieeffizienz oderkosmetischen Neue -rungen zur Image pflegezufriedenzugeben, diedann in Nischenmärktenversickerten. Es sei dieAufgabe des Staates,Umweltinnovationenzu forcieren. Denn derMarkt erkenne weder

absehbare ökologische Schäden,noch setze er hinreichende Anreizefür Gegenmaßnahmen. Und wo derMarkt versagt, da müsse die Politikeinschreiten.

Jänicke zeigt anschaulich, wieUmweltinnovationen entstehen,wie sie angeregt und gefördertwerden können und welchen An -sprüchen sie im Prozess der ökolo-gischen Modernisierung genügenmüssen.

Martin Jänicke: Megatrend Umwelt -innovation – Zur ökologischen Moder-nisierung von Wirtschaft und Staat,2008. 198 S., 29,90 Euro, oekom verlag

Tatort Klimawandel

Krimis sind beliebt. Dem »TatortKlimawandel« ist zu wünschen,dass viele KrimifreundInnen sichauf eine Spurensuche einlassen.Aber nicht nur die werden das span-nende und informative Buch gernelesen. Der Autor Bernhard Pötterschreibt u.a. für Geo, Zeit und taz.Mit umfassendem Überblick überwissenschaftliche Kenntnisse undanalytischem Spürsinn schildert erTäter, Opfer und Profiteure desKlima wandels überall auf der Welt,treffend und anschaulich, mitfüh-lend und kritisch. Er nimmt den Kli-mawandel, seine Ursachen und Fol-gen, Lösungen und vermeintlichenLösungen unter die machtpolitischeLupe. Vieles, was uns als Detailmel-dung klein gedruckt in der Zeitungbegegnet ist, trifft man hier wieder –wohlgeordnet, nachvollziehbar undalarmierend.

Aber ein Krimi braucht ja aucheine Auflösung. Im letzten Kapitelpräsentiert Pötter »heiße Spuren«und »falsche Fährten«: in der Tech-nik (CO2-Abscheidung und -Spei-cherung), in der Ökonomie (Emis-sionshandel), in freiwilliger Kom-pensation (CO2-neutrales Fliegen)oder vor Gericht (Klagen gegen Kli-maschäden). Wobei seine Skepsisüberwiegt. Als Lösungsmuster dientschließlich ein Hinweis auf denKriminalfall Ozonloch. Hier ist esWissenschaft und Politik gelungen,in ternational wirksame Regelungenrechtzeitig umzusetzen. Nur warendie FCKW eine Stoffklasse mit eherüberschaubarer Anwendung undverfügbaren Alternativen. Energieist da schon ein anderes Kaliber.

Ein Ort, wo dieser Kriminalfallverhandelt wird, ist die Klimakonfe-renz in Kopenhagen Ende des Jahres.Es bleibt zu wünschen, dass PöttersBuch, das er selbst als Plädoyer fürmehr Gerechtigkeit versteht, dieDiskussion um einen effektivenKlimaschutz vorantreibt (gerade ineinem Wahljahr). Und dass klima -politisch verantwortliche Politikergewählt werden …

Angelika Zahrnt, BUND-Ehrenvorsitzende

Bernhard Pötter: Tatort Klimawandel –Täter, Opfer und Profiteure einer glo -ba len Revolution, 2008. 261 Seiten,19,90 Euro, oekom Verlag

Tatort Wald

Peter Wohlleben beschreibt in sei-nem neuen Buch die Auswirkungendes Bioenergiebooms auf den Wald.Er erklärt, wie der nachwachsendeRohstoff Holz für energetische Zwe-cke gewonnen und genutzt wird –und welche Vor- und Nachteile dieeinzelnen Verfahren haben. Wo vielHolz genutzt wird, leidet das – ohne-hin weltweit strapazierte – Ökosys-tem Wald zumeist. So führt die Ent-nahme von Ästen und Reisig zurAuszehrung des Waldbodens, denüberdies schwere Erntemaschinenschädigen. Auch die biologischeVielfalt gerät in Gefahr, wenn vielenPilzen und Tieren, die Holz abbauen,die Nahrungsbasis entzogen wird.Noch schlimmer ist es, wenn fürHolzplantagen oder die Produktionvon Palmöl Tropenwälder gerodetwerden.

44 BUNDmagazin [1-09]

MEDI EN

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Dem Autoren – selbst viele Jahrelang Forstbeamter – gelingt es, dasDickicht widersprüchlicher Infor-mationen rund um das Thema Bio-energie zu lichten. Zwar darf manmanches Detail durchaus hinter -fragen. Besonders überzeugend istaber, wie verständlich und anschau-lich er komplexe Zusammenhängevermittelt. Ich empfehle diese span-nende Lektüre all je nen, die sich fürden Wald und das Thema Holzener-gie interessieren.

László Maráz, Sprecher des BUND-Arbeitskreises Wald

Peter Wohlleben: Holzrausch – Der Bio-energieboom und seine Folgen, 2008.160 S., 14,90 Euro, Adatia Verlag

Links neu denken?

In Zeiten schwindender Mehrheitenund politikverdrossener Wahlver-weigerer wirbt Sigmar Gabriel inseinem Buch »Links neu denken –Politik für die Mehrheit« für eine»linke« SPD. In Abgrenzung zur auf-kommenden Linkspartei verbindeter historische und gegenwärtigepolitische, wirtschaftliche, sozialeund ökologische Aspekte zum Ent-wurf einer neuen, entstigmatisier-ten, linken SPD-Politik.

Nach Jahrzehnten in der Mittedes politischen Spektrums müssedie SPD ihre Strategie ändern: Diewirtschaftliche Sicherheit der sozia-len Marktwirtschaft, in der Gewerk-schaften viele Arbeitnehmer ge genkapitalistische Unternehmer vertra-ten, sei in einer globalisierten Welt

passé. Die soziale Mitte schmelze,fast jeder Arbeitnehmer sehe seinenArbeitsplatz bedroht. InternationaleInvestoren vernichteten Arbeits-plätze selbst in gewinnbringendenUnternehmen. Dies sei der Bodenfür antikapitalistische linke Parolen,die Gabriel (so sie von der Linkspar-tei kommen) als antiaufklärerischwertet, da sie nur die Reflexe öffent-lichen Protestes bedienten.

Nach einer Analyse der veränder-ten Marktbedingungen und der Fol-gen des Klimawandels sieht Gabrielzwar die Politik in der Pflicht, Märk-te und Wirtschaftsinteressen stärkerzu lenken und zu beschränken; dochdazu reiche der Emissionshandeloder etwa ein mittelfristiger Umbauzu regenerativer Energie im Ein-klang mit der Industrie.

Mein Fazit: Die SPD hat in denzehn Jahren ihrer Regierungsmehr-heit vorwiegend dereguliert, dieGewerkschaften geschwächt, Ren-ten- und Sozialsysteme abgebaut,ökologische Innovationen und denEmissionshandel verschleppt sowiedie Zerstörung der natürlichenLebensgrundlagen zugelassen. Nunwill Gabriel mit einer »Gestaltungs-linken« die SPD wieder als Mehr-heitspartei beschwören. Glaubhaftaber wird seine Theorie erst, wennsie sich in seiner Regierungs praxisdeutlich wiederfindet – trotz odergerade in der Großen Koalition.

Klaus Brunsmeier, stellvertretenderBUND-Vorsitzender

Sigmar Gabriel: Links neudenken – Politik für dieMehrheit, 2008. 372 S.,16,90 Euro, Piper Verlag

Bestimmen und mehr

Wer sich – allein oder gemeinsammit der BUND-Gruppe – aufmacht,mit »Kopf, Herz und Gummistiefeln«(siehe S. 24) etwas für unsere so be -drohten Amphibien zu tun, findetin diesem Buch das richtige Hand-werkszeug. Dieter Glandt stellt diein Deutschland heimischenArten detailliert vor: mit ihrenMerkmalen, Verhaltensweisenund Lebensräumen. Er wecktInteresse für die schwierigeSituation unserer Amphibienund Freude an ihrer Beobach-tung. Zugleich wirbt er fürihren Schutz. Glandt hat alsoviel mehr als nur ein Bestim-mungsbuch geschrieben. Erschenkt uns tiefe Einblickein die Welt der Lurche.

Da man nur schützenkann, was man auch kennt,muss man zuallererst wissen, wel-che Amphibien in der Umgebungleben. Dabei hilft die beiliegendeCD, welche Balz- und Paarungsrufevon 17 Frosch lurch arten enthält.Besonders praktisch: Im MP3-For-mat können Sie die Stimmen auchunterwegs abspielen und mit denOriginalrufen der Natur vergleichen.

Dieter Glandt: Heimische Amphibien –Bestimmen, Beobachten, Schützen,2008. 180 S., mit DVD, 19,95 Euro, Aula Verlag

[1-09] BUNDmagazin 45

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46 BUNDmagazin [1-09]

Sie haben den BUND in Ihrem Testament bedacht. Wiekam es dazu?Beate R.: Den konkreten Anlass gab diese aparte Anzei-ge mit den »drei Hilden«, wovon eine dem BUND ihrVermögen vermacht hat – die fand ich einfach gut. Peter R.: Nun sind wir ja schon älter, da muss manirgendwann ans Testament denken. Wir sagten uns: Eingutes Werk für den BUND, das ist eine runde Sache.Zumal Umweltschutz seit eh und je Thema bei uns ist.

Waren Sie von Kind an mit der Natur verbunden?Peter R.: Ich bin ein Stadtkind und der Natur erst all-mählich nähergekommen – etwa als Geographielehrer.Bei meiner Frau ist das anders.Beate R.: Ich komme sozusagen von der Basis. Nachdem Krieg gab es ja für uns Kinder auf dem Land nichtsanderes als die Natur. Und dann war mein SchulfreundSohn eines Zoologieprofessors, da sind wir ab und zuins Institut. Um uns loszuwerden, gab man uns eineZeichnung in die Hand, nach der wir draußen für dieStudenten Schmetterlinge, Käfer und Würmer sammel-ten. Auch später im Hauswirtschaftsunterricht brauch-ten wir die Natur, zum Kochen oder für den Gartenbau.

Welches der vielen BUND-Anliegen liegt Ihnen mit Blickauf die Zukunft besonders am Herzen?Peter R.: Zum einen der Schutz der Elbe – ich wurde mitElbwasser getauft und bin an der Elbe aufgewachsen;

dass der BUND hier gegen den Ausbau kämpft, findeich supergut. Noch konkreter engagieren wir uns fürsGrüne Band: Da ist durch widrige Umstände der Politikein schönes Stück Natur erhalten geblieben, und daszu pflegen finde ich absolut wichtig. Als Historiker sageich auch: Das ist ein Stück Geschichte!Beate R.: Ich kann Ihnen erzählen, wie ich zum BUNDkam: Die 10 km zu meiner Arbeit bin ich jeden Tag mitdem Rad gefahren, und dieser Weg durch die Natur warso wunderschön, ich behaupte, das hat mich gerettet,um damals, als ich mich um kaum etwas anderes küm-mern konnte, nicht im beruflichen Stress unterzugehen.Als dann der BUND in Nürtingens Fußgängerzone umMitglieder warb, dachte ich mir: Ich kann für die Naturnichts tun zur Zeit – trete ich wenigstens ein, so habendie ein zahlendes Mitglied mehr für ihre Lobbyarbeit.

Konnten Sie sich dann doch schon zu Lebzeiten für Ihrenatürliche Umwelt engagieren?Beate R.: Nun ja, wir haben einen Garten mit Misteckenfür die Igel. Wir lassen alles wachsen, soweit möglich. Peter R.: Einige Nachbarn graust es, weil bei uns allesdurcheinander wächst. Allein auf unserem Schotter-weg wachsen ja mindestens 20 verschiedene Pflanzen,eine ständig wechselnde Vielfalt.

Erstreckt sich Ihr Interesse auch auf anderes?Beate R.: Oh ja, ich singe in zwei, manchmal auch dreiChören. Dann betreibe ich mit anderen Frauen eineGeschichtswerkstatt: Wir dokumentieren gerade dieStrickwarenindustrie von Nürtingen, befragen Zeitzeu-gen und bereiten ein Buch und eine Ausstellung imStadtmuseum vor. Dazu kommt noch dies und das …Peter R.: Ich bin an der Volkshochschule tätig, wo icheinen Literatur- und einen Geschichtskurs leite: in 18Semestern einmal durch die ganze Weltgeschichte. BeiAdam und Eva haben wir angefangen, und im letztenAbschnitt wollen wir uns mit der Zukunft beschäftigen:mit Ökologie, mit Energie, auch mit sozialen Fragen.

Und dann reisen Sie auch gerne?Beate R.: Für den Geschichtskurs meines Mannes steu-ern wir regelmäßig bestimmte Ziele an: So sind wir fürdie Romanik ins Burgund gereist und haben dort dieGegend um unsere Ferienwohnung abgegrast. MeinMann widmet sich mal wieder der Weltgeschichte, undich sichte das Örtliche, die Heimatmuseen der Dörfer:Wie haben die Menschen damals gelebt und gearbei-tet, was haben sie angebaut? Unsere Interessen über-schneiden sich also nicht, sondern sie ergänzen sich …

Vielen Dank für das Gespräch!

PERSÖN LICH

Beate und Peter Reinhardt, 65 und 72 Jahre alt, haben den BUNDin ihrem Testament bedacht. Die beiden ehemaligen Lehrer – sieunterrichtete Hauswirtschaft und Sport (und leitete den Fach -bereich Gesundheit der VHS Nürtingen), er Deutsch, Geographieund Geschichte – leben in Neckartenzlingen südlich von Stuttgart.Aufs Altenteil haben sie sich noch lange nicht zurückgezogen.BUND-Redakteur Severin Zillich sprach mit ihnen.

Alles Interessantezum Thema »Erbefür den BUND«unter www.meine-erben.de und beiAlmuth Wenta, Tel.030/27586-474

Im Gespräch mit Beate und Peter Reinhardt

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Testamente sichern Zukunft

Wenn Sie Umwelt und Natur eine Zu-kunft geben wollen, fordern Sie bitte unverbindlich unsere kostenlose Infor-mationsbroschüre an.

Ihre AnsprechpartnerinAlmuth Wenta, Tel: (030) 27 58 64 [email protected], www.bund.net

unerfüllter Wunsch bleibt.Damit Ihr letzter Wille kein

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