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B_SAP SEM.fm

Date post: 02-Jan-2017
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Zusatzkapitel SAP SEM-BCS zum Buch »SAP NetWeaver ® BW und SAP ® BusinessObjects™« von Loren Heilig, Torsten Kessler, Thilo Knötzele Bonn Boston © Galileo Press, Bonn 2013 ISBN 978-3-8362-2048-4
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Zusatzkapitel

SAP SEM-BCSzum Buch

»SAP NetWeaver® BW und SAP® BusinessObjects™«

von Loren Heilig, Torsten Kessler, Thilo Knötzele

Bonn � Boston© Galileo Press, Bonn 2013ISBN 978-3-8362-2048-4

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SAP SEM-BCS bietet vielfältige Einsatzmöglichkeiten: Es kann im Rah-men des Konzernberichtswesens, der Managementkonsolidierung, der Planung und der legalen Konsolidierung eingesetzt werden. In diesem Kapitel erhalten Sie einen Überblick über die Software.

SAP SEM-BCS

Dieses Kapitel stellt zunächst kurz die drei wichtigsten Konsolidierungslösun-gen von SAP und deren Einsatzgebiete vor. Dabei werden die betriebswirt-schaftlich wichtigen Prozesse, die durch die eingesetzte Software in jedemFall abbildbar sein müssen, vorgestellt und erklärt. Anschließend erläuternwir Ihnen den Aufbau und die grundlegenden Funktionalitäten von SAPSEM-BCS. Diese Software ist derzeit eine der am meisten genutzten Konsoli-dierungslösungen der SAP und bietet die Möglichkeit, den Abschlusserstel-lungsprozess voll automatisiert abzubilden.

Überblick über die SAP-Konsolidierungslösungen

SAP bietet mit der Anwendungskomponente SEM-BCS (Strategic EnterpriseManagement – Business Consolidation System) die Möglichkeit, gleichzeitigeinen Konzernabschluss aufzustellen und den aktuellen rechtlichen Anforde-rungen von HGB, IFRS oder US-GAAP zu genügen. SEM-BCS unterstützt dengesamten Prozess der Abschlusserstellung: Es erlaubt Ihnen, aus angeschlos-senen Vorsystemen Gesellschaftsabschlüsse zu laden, diese dann eventuellanzupassen und zu validieren, umzurechnen und dann zu konsolidierensowie anschließend zu berichten. Diese Durchgängigkeit ist deshalb gewähr-leistet, weil SEM-BCS kein komplett eigenständiges System, sondern in SAPNetWeaver eingegliedert ist. Die komplette Datenhaltung wird in BW vorge-nommen. Aus diesem Grund können die benötigten Daten aus den ange-schlossenen Quellsystemen gezogen werden. Das Berichtswesen ist aufeinem virtuellen InfoProvider aufgesetzt und kann somit über verschiedeneReportingwerkzeuge wie z. B. BEx oder SAP BusinessObjects (Crystal Reportsoder Web Intelligence) abgebildet werden.

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Überblick über die SAP-Konsolidierungslösungen

In SAP ERP wird eine weitere Komponente zur Konzernabschlusserstellungangeboten: EC-CS (Enterprise Controlling – Consolidation System) ist im Gegen-satz zu SEM-BCS jedoch starr und unflexibel. EC-CS ist für Konzerne geeignet,die nicht alle Konsolidierungsfunktionen in vollem Umfang benötigen, son-dern nur bestimmte Aufgaben erfüllen möchten. Dies ist der Fall, wenn Siez. B. nur die Schuldenkonsolidierung automatisch durchführen und die wei-teren Konsolidierungsschritte weitgehend manuell buchen wollen. DieReportingmöglichkeiten von EC-CS sind eingeschränkt, und auch die Nach-vollziehbarkeit der Belege steht nicht in dem Umfang zur Verfügung, den einKonzernbuchhalter für die Auswertung und Anpassung benötigt.

Der Hauptunterschied zwischen einer SAP ERP- und einer BW-basierten Kon-solidierung liegt in den jeweiligen Konzepten der Software. SAP ERP nutztein relationales Datenmodell, das auf schnelles Schreiben und transaktionaleVerarbeitung großer Datenmengen ausgerichtet ist (siehe Kagermann/Küting/Wirth 2008, S. 63). Dem gegenüber nutzt SEM-BCS ein multidimen-sionales Datenmodell. Das erweiterte Sternschema liegt dem Datenmodellzugrunde und bietet in Verbindung mit dem OLAP-Prozessor einen schnellenZugriff auf den relationalen Datenbestand (Kagermann/Küting/Wirth 2008,S. 64). Damit wurde die Möglichkeit geschaffen, die Konzerndaten in unter-schiedlicher Art und Weise auszuwerten und zu berichten.

Als weitere Softwarelösungen für die Konsolidierung stehen SAP Business-Objects Planning and Consolidation (BPC) und SAP BusinessObjects FinancialConsolidation zur Auswahl. SAP BusinessObjects Planning and Consolidationwurde für kleine und mittelständische Unternehmen von SAP übernommen.Es bietet eine Excel-Oberfläche, über die viele der üblichen Excel-Funktionenfür Auswertungen genutzt werden können. Wie schon am Produktnamen zuerkennen ist, eignet sich die Software nicht nur für die Konsolidierung, son-dern kann auch für die Planung eingesetzt werden.

Bei SAP BusinessObjects Financial Consolidation handelt es sich ebenfalls umeine zugekaufte Software. Sie ermöglicht vor allem großen Konzernen eineflexible Konsolidierung. Durch den Werkzeugkasten-Charakter der Softwarekönnen Sie verschiedene Reporting- und Weiterentwicklungsmöglichkeitenauswählen, durch die das System eine besondere Flexibilität erhält. Dieleichte Bedienbarkeit beschränkt die Notwendigkeit einer Unterstützungdurch die IT-Abteilung auf ein Minimum.

Jede dieser hier vorgestellten Softwarelösungen hat ihre Stärken und Schwä-chen. Die Durchführung von Simulationen, wie z. B. von zukünftigen Abgän-gen von Gesellschaften, Portfolioanalysen oder Währungskurssimulationen,

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SAP SEM-BCS

können Sie mit SAP BusinessObjects Financial Consolidation leicht abbilden.SAP BusinessObjects Planning and Consolidation erlaubt ebenfalls Simulatio-nen, auch wenn dies mit einem gewissen Aufwand verbunden ist. SEM-BCSstößt bei Simulationsdurchführungen an seine Grenzen: Obwohl grundsätz-lich die Möglichkeit besteht, ist ein sehr hoher Arbeitsaufwand dafür not-wendig.

Der größte Vorteil, den dagegen SEM-BCS bietet, ist seine Integrationsmög-lichkeit mit weiteren SAP-Tools. SAP BusinessObjects Financial Consolida-tion und SAP BusinessObjects Planning and Consolidation ermöglichen dieIntegration, die häufig benötigt und gefordert wird, noch nicht im Standard.Auch die Abbildung einer Prozessabfolge mit Statusmanagement in SEM-BCSist sehr gut möglich. BPC bietet ebenfalls die Möglichkeit, ein Statusmanage-ment abzubilden. In SAP BusinessObjects Financial Consolidation ist ein sol-cher Prozess bisher nicht vorhanden, allerdings ist es möglich, die einzelnenSchritte des zu durchlaufenden Prozesses zu überwachen.

Der größte Vorteil der beiden SAP BusinessObjects-Werkzeuge gegenüberSEM-BCS ist eine umfangreiche Kommentarfunktion, die vor allem für dieAufbereitung des Anhangs bei der Konsolidierung eine große Arbeitserleich-terung bringen kann.

Nach dieser kurzen Gegenüberstellung der verschiedenen SAP-Werkzeugefür die Konsolidierung konzentriert sich der Rest dieses Kapitels auf SEM-BCS.

Einsatzgebiete von SAP SEM-BCS

In diesem Abschnitt erfahren Sie, wie Sie SAP SEM-BCS einsetzen können.Die Software kann außerhalb der zu befolgenden Rechnungslegungsvor-schriften ebenfalls zur Steuerung oder Planung verwendet werden. So kön-nen Entscheidungen auf einer besseren Informationsgrundlage getroffenwerden. Darüber hinaus stellen wir Ihnen den allgemeinen betriebswirt-schaftlichen Konsolidierungsprozess vor.

Nutzen eines Konzernabschlusses

Es gibt verschiedene Gründe, einen Konzernabschluss aufzustellen und damitverbunden eine Konzernrechnungslegung zu führen. Rechtlich gesehen,muss ein Verbund aus Gesellschaften einen gemeinsamen Abschluss veröf-fentlichen, um auf dem Kapitalmarkt der Informationspflicht nachzukommen

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Einsatzgebiete von SAP SEM-BCS

(§ 264 HGB, Stand 8. Januar 2010). Aber auch ohne diese Verpflichtung sindGesellschaftsverbünde oft gezwungen, einen Konzernabschluss aufzustellen,um z. B. den Banken als Hauptinvestoren eine Grundlage für ihre Entschei-dungen zu liefern. Ein weiterer Wunsch nach einem Konzernrechnungswe-sen kann aus dem Management der Konzernmutter oder dem Vorstand selbstkommen: Beide können einen Abschluss als Steuerungselement nutzen. Indiesem Fall wird nicht nur der aktuelle Stand des Unternehmens betrachtet,sondern zusätzlich eine Planung des Konzerns durchgeführt, durch die eineEntscheidung für oder gegen bestimmte Maßnahmen besser zu treffen ist.

Der Unterschied zwischen einem Konzernabschluss und einem einfachenlegalen Abschluss liegt darin, dass nicht nur die rechtlichen Bedingungen,sondern normalerweise in einzelnen Bereichen viel detailliertere Datenberücksichtigt werden. Die Aggregation entspricht also nicht der des legalenAbschlusses. Für Entscheidungen, die im Management getroffen werden,sind mehr Informationen als die im legalen Abschluss veröffentlichten Faktennotwendig. Zum Beispiel werden Segmente noch detaillierter berücksichtigt.Dadurch ist der Aufwand für die Erstellung eines solchen Abschlusses höherals für eine Konsolidierung, die nur den rechtlichen Ansprüchen genügt.

Vorbereitung der Abschlusserstellung

Ein Konzernabschluss soll die tatsächliche Vermögens-, Finanz- und Ertrags-lage eines Gesellschaftsverbundes darstellen (§ 264 (2) HGB). Um dies zuermöglichen, müssen innerhalb des Verbundes abgeschlossene Geschäfte,wie z. B. gegenseitige Lieferungen und Leistungen, entstandene Forderungenund Verbindlichkeiten und interne Umsätze, eliminiert werden. Durch dieseBetrachtungsweise eines Konzerns als einem einzigen Unternehmen bleibenausschließlich die tatsächlich mit externen Dritten durchgeführten Geschäfteim Abschluss sichtbar.

Als erste Aufgabe müssen die Gesellschaftsdaten unter denselben Bewer-tungs- und Ausweisregelungen betrachtet werden. Daher werden Anpas-sungsbuchungen notwendig, um eine Einheitlichkeit herzustellen. Anschlie-ßend werden alle Einzelabschlüsse auf eine Konzernwährung angepasst.Sobald diese beiden grundlegenden Vorbereitungen abgeschlossen sind,kann die eigentliche Konsolidierung als Prozess der Zusammenfassung undBereinigung begonnen werden.

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SAP SEM-BCS

Vier Teilbereiche des Konsolidierungsprozesses sind zu berücksichtigen:Schuldenkonsolidierung, Aufwands- und Ertragskonsolidierung, Zwischen-ergebniseliminierung und Kapitalkonsolidierung.

Konsolidierung

Die Eliminierung bestehender Schuldbeziehungen innerhalb des Gesell-schaftsverbunds wird als Schuldenkonsolidierung bezeichnet. Der Konzern sollim Abschluss als ein einziges Unternehmen betrachtet werden. Ein Erhalt die-ser Schuldbeziehungen würde zu einem Doppelausweis im Konzernabschlussführen. Die bestehenden Forderungen würden genauso sichtbar sein wie diebestehenden Schulden. Wenn sich die Posten aufseiten des Schuldnerunter-nehmens mit denen des Gläubigerunternehmens decken, ist die Eliminie-rung dieser beiden Werte durch Saldierung einfach zu lösen. Da die Beträgeaber häufig nicht übereinstimmen, entstehen bei einer Saldierung Verrech-nungsdifferenzen. Wie diese Aufrechnungsdifferenzen behandelt werden,kann unterschiedlich aussehen. Es gibt Differenzen, die eine erfolgswirksameEliminierung nach sich ziehen, und ebenso gibt es Differenzen, die erfolgs-unwirksam eliminiert werden müssen. In jedem Fall dürfen sie nicht als Dif-ferenz stehenbleiben.

Die Zwischenergebniseliminierung bezeichnet die Eliminierung von innerhalbdes Konzerns realisierten Gewinnen oder Verlusten. Wenn eine Gesellschaftinnerhalb des Konzerns Lieferungen oder Leistungen verkauft hat, entstehenbei dieser Gesellschaft Gewinne. Durch die Lieferung von Vermögenswertenoder die Leistung an Vermögenswerten verändert sich der Wert des Umlauf-oder des Anlagevermögens der beiden Geschäftspartner. Alle Zwischenge-winne und Wertveränderungen am Vermögen müssen korrigiert werden.Betrachtet man den Konzern als eine Gesellschaft, dürfen die Anschaffungs-und Herstellungskosten nicht durch interne Lieferungen und Leistungenbeeinflusst werden. Eine Realisierung eines Gewinns oder Verlustes entstehterst dann, wenn die Lieferung oder Leistung für eine externe dritte Gesell-schaft bestimmt ist. Sind Lieferungen oder Leistungen innerhalb des Kon-zerns ausgetauscht worden, haben sich im Einzelabschluss der Gesellschaftendie Wertansätze geändert. Dies ist für den jeweiligen Einzelabschluss derGesellschaften korrekt, muss für die Konzernbetrachtung aber zurückgedrehtwerden. Es müssen die ursprünglichen Konzernanschaffungs- und Herstel-lungskosten wiederhergestellt werden (Kagermann/Küting/Wirth 2008, S.282/283).

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Einsatzgebiete von SAP SEM-BCS

Zu den im vorangegangenen Abschnitt beschriebenen Geschäftsvorfällengehören auch Vorgänge in der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV). Die Auf-wands- und Ertragskonsolidierung soll diese Vorgänge für eine Eliminierungberücksichtigen, um die Ertragslage des Konzerns in der GuV korrekt darzu-stellen. Die in der Bilanz zu korrigierenden Veränderungen am Umlauf- undAnlagevermögen haben sich auch auf die Bestände und Umsatzerlöse sowiedie Aufwände in der GuV ausgewirkt. Durch die Lieferung von Vermögens-gegenständen verändern sich die Bestände. Gleichfalls wird in der GuV einErtrag oder Verlust gebucht. Für eine Lieferung oder Leistung sind darüberhinaus Material- und Personalaufwände notwendig.

Da bei dieser Verrechnung die Aufwände nicht immer genau den Erträgenzugeordnet werden können, weil z. B. nicht mehr genau nachvollziehbar ist,wie viel Material- und Personalaufwände für die Herstellung und Lieferungeines Rohstoffs an einen Kunden erforderlich waren, bzw. die Gesellschaftselbst seine Gewinnspanne nicht innerhalb des Konzernverbunds veröffent-lichen will, wird auf Vereinfachungen zurückgegriffen.

Bestandteil der Aufwands- und Ertragskonsolidierung sind aber nicht nur dieVorgänge der Lieferung und Leistung, sondern auch Zinsaufwände und -er-träge oder Beteiligungserträge und Dividendenauszahlungen.

Bei der Kapitalkonsolidierung werden die Kapitalwerte der Beteiligungsgesell-schaften mit dem Anteilswert der Muttergesellschaft verrechnet. Die Kapital-werte werden anteilig berechnet. Wenn die Muttergesellschaft nur 70 %Anteile hält, dürfen dem Beteiligungswert, der als Anlagevermögen ausge-wiesen ist, nur 70 % des Eigenkapitals der Beteiligungsgesellschaft gegen-übergestellt werden. Eine Differenz, die dabei entsteht, wird als Unter-schiedsbetrag gebucht. Je nach Rechnungslegungsvorschrift wird dieserUnterschiedsbetrag stehengelassen, direkt verrechnet oder abgeschrieben.Dieser Vorgang wird bei einer Erstkonsolidierung genauso durchgeführt. Dasheißt, in der Periode, in der die Beteiligungsgesellschaft dem Konzern zuge-gangen ist, wird auch diese Form der Kapitalkonsolidierung vorgenommen.In allen folgenden Perioden wird der Vorgang der Erstkonsolidierung wie-derholt, wobei der Gewinn als Posten des Eigenkapitals nicht mehr mit ein-bezogen werden darf. Weitere Verrechnungsdifferenzen entstehen nur beieiner Änderung des Beteiligungswertes oder bei einer Erhöhung bzw. Verrin-gerung des Eigenkapitals. Diese müssen dann erfolgswirksam ausgebuchtwerden.

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SAP SEM-BCS

Das Konzept von SAP SEM-BCS

In diesem Abschnitt lernen Sie die grundsätzliche Funktionsweise von SAPSEM-BCS kennen. Vor allem der konzeptionelle Aufbau des Systems stehthier im Vordergrund, denn er ist maßgeblich für alle weiterführenden Ein-stellungen, nachträglichen Anpassungen und den Einsatz des Berichtswesensrelevant.

Architektur von SAP SEM-BCS

Um einen vollständigen Konzernabschluss abbilden zu können, nutzt SEM-BCS die Funktionen für Datenhaltung und Reporting von SAP NetWeaverBW. So ergibt sich eine dreischichtige Architektur von SEM-BCS:

1. Die erste Schicht ist für die Datenhaltung zuständig. In dieser Datenhal-tungsschicht werden alle angesammelten Daten aus den verschiedenenangeschlossenen Systemen abgespeichert und für spätere Zwecke zur Ver-fügung gehalten.

2. Die zweite Schicht dient vor allem der Aufbereitung und Zusammenfas-sung der gespeicherten Daten. Dies geschieht über InfoCubes, DataStore-Objekte und MultiProvider, in denen alle relevanten betriebswirtschaftli-chen Zusammenhänge abgelegt und vorgehalten werden.

3. Die dritte Schicht der Architektur wird für das Reporting der betriebswirt-schaftlichen Zahlen eingesetzt. Verschiedene Reportingwerkzeuge werdengenutzt, um auf die InfoProvider zuzugreifen und die gewünschte Auswer-tung zu unterstützen.

Der Aufbau der verschiedenen Schichten wird in Kapitel 2, »Datenmodellie-rung«, ausführlich beschrieben.

Aufbau von SAP SEM-BCS

SEM-BCS besteht aus zwei Hauptanwendungen: Die Workbench dient dazu,die Einstellungen für die Durchführung des Konzernabschlusses vornehmenzu können. Der Monitor ist die Oberfläche, um die Konzernabschlussarbeitendurchzuführen. Bevor Sie in diesen beiden Anwendungen arbeiten können,müssen Sie verschiedene Parameter konfigurieren. Da bestimmte Einstellun-gen zeit- und releaseabhängig vorgenommen werden, werden in den Parame-tern die Periode und das Jahr und weitere ausgesuchte Angaben eingestellt,wie z. B. das Release. Somit müssen die vorgenommenen Änderungen in der

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Das Konzept von SAP SEM-BCS

Workbench oder die Durchführung des Abschlusses einer exakten Zeit zuge-ordnet werden.

Die Workbench erreichen Sie über die Transaktion UCWB. Hier können Siealle Customizing-Einstellungen vornehmen, die für den Konzernabschlussbenötigt werden. Die Workbench ist in mehrere Bereiche unterteilt: Dererste Bereich bezieht sich auf das Datenmodell. Die Einstellungen dafür wer-den im Abschnitt »Prozess der Abschlusserstellung« näher beleuchtet. Diezentralen Bereiche der Workbench sehen Sie in Abbildung 1.

Abbildung 1 Zentrale Bereiche der Workbench

Im Ordner Stammdaten werden die Stammdaten eingestellt, wie z. B. Gesell-schaften, Positionen und Bewegungsarten sowie auch kundeneigene Stamm-daten. Die Konsolidierungsfunktionen werden im zweiten Bereich der Work-bench definiert. Sie bestehen nicht nur aus den vier wichtigsten, bereitsweiter vorne vorgestellten Konsolidierungsschritten, sondern zusätzlich auchaus weiteren für die Konsolidierung bzw. deren Vorbereitung sehr wichtigenAufbereitungsmöglichkeiten. Zum Beispiel können eine Währungsumrech-nung oder Möglichkeiten für manuelle Buchungen vorgesehen werden. AlleFunktionen können wir Ihnen an dieser Stelle nicht vorstellen. Die Wäh-rungsumrechnung in SEM-BCS wird weiter unten in diesem Kapitel nähererläutert. Im letzten Bereich der Workbench können Sie Einstellungen für

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den Monitor vornehmen. In diesem Bereich können Sie zum einen die Rei-henfolge der Funktionen festlegen. Zum anderen können Sie definieren, obbestimmte Vorgänge im Vorfeld bereits erfolgreich durchlaufen worden seinmüssen. Wie Abbildung 1 zeigt, finden Sie noch einen weiteren Bereich inder Workbench, den Bereich Analyse. Dieser Bereich stellt Anzeigemöglich-keiten zur Verfügung, um Belege zu selektieren und anzuzeigen und, wennnötig, sogar zu löschen. Ein Großteil dieser Funktionen steht im Monitorauch den Anwendern zur Verfügung.

Den Monitor rufen Sie über die Transaktion UCMON auf. Er bildet die Ober-fläche für die Durchführung des Konzernabschlusses (siehe Abbildung 2).

Abbildung 2 Sicht des Monitors

Strukturell kann der Monitor in zwei Bereiche unterteilt werden. Der Daten-monitor (links) steht für die Datensammlung und Aufbereitung zur Verfü-gung und ist in der Abbildung rot umrandet. Der auf der rechten Seite grüngekennzeichnete Konsolidierungsmonitor folgt den Konsolidierungsschrittenund vollendet den Abschluss. Diese Unterscheidung wird aus den beiden fol-genden Gründen vorgenommen: Zum einen ist diese Unterteilung für eineBerechtigungsvergabe wichtig. Auf den Datenmonitor müssen alle Gesell-schaften zugreifen können. Von allen Gesellschaften werden die Daten inkorrekter Form benötigt. Sie müssen in Währungs- und in Ausweis- undBewertungsfragen gleich sein und benötigen daher eventuell noch Anpassun-gen. Hier kann jede Gesellschaft auf die Funktionen Zugriff erhalten, wennes im Konzern und für die Abschlusserstellung gewünscht ist. Der Konsolidie-rungsmonitor greift auf alle Gesellschaften gleichermaßen zu. Hier kann nichtmehr zwischen den einzelnen Gesellschaften differenziert werden, weil dieFunktionen für alle Gesellschaften zur gleichen Zeit ausgeführt werden. Dasist daran zu erkennen, dass auf der Ebene der Gesellschaften keine Auswahl-

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Das Konzept von SAP SEM-BCS

kästchen mehr zur Verfügung stehen. Daher muss das Berechtigungskonzepthier auch einen anderen Datenzugriff vorsehen.

Diese Aufteilung in Daten- und Konsolidierungsmonitor gab es schon in derSAP ERP-Komponente EC-CS. Hier wurden die beiden Bereiche über zweiverschiedene Transaktionen erreicht.

Auf der anderen Seite lässt sich durch diese Aufteilung in einen Daten- undeinen Konsolidierungsmonitor die Verteilung der Arbeitsaufwände bessergestalten. Die Gesellschaften können durch dieses Konzept in die Vorberei-tungen des Abschlusses mit einbezogen werden und ihre Daten selbst anpas-sen und so den Konzernrichtlinien folgend zur Verfügung stellen.

Datenmodell

Das wichtigste Element im Datenmodell von SEM-BCS ist der Datenstrom.Ein Datenstrom verbindet SEM-BCS und BW. Das Verbindungsstück in BWkann entweder ein InfoCube oder ein DataStore-Objekt sein. Die Basis desDatenmodells bildet dabei der Summen-Cube. Er besitzt alle relevantenMerkmale und Kennzahlen und wird in BW angelegt. In den Summen-Cubekönnen gleichzeitig Bewegungsdaten geschrieben und ebenfalls daraus gele-sen werden.

Alle weiteren Datenstromelemente wie virtuelle InfoProvider und DataStore-Objekte für Belege, Kapital, Bestände, Goodwill oder Vermögen werden überdie Datenbasis generiert und in BW automatisch angelegt. Abbildung 3 zeigt,dass in der Datenbasis der Summen-Cube eingetragen wurde. Alle weiterenElemente, die zu sehen sind, wurden durch die Datenbasis selbst angelegt,indem das Kennzeichen generieren ausgewählt wurde. Über das umrandeteSymbol können Sie die Generierung anstoßen.

Content der SAP nutzen

SAP liefert für SEM-BCS einen Content aus, in dem alle Merkmale und Kennzahlen,die verwendet werden können, bereits vorhanden sind und vorliegen. Wenn dieMerkmale genauso verwendet werden sollen, ist es empfehlenswert, diese in denzu erstellenden Summen-Cube zu übernehmen. Wenn allerdings die Merkmale umAttribute und Klammerungen erweitert werden sollen, dann kann der Content alsVorlage verwendet werden.

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Abbildung 3 Datenstromelemente generieren

Damit nimmt die Datenbasis den Summen-Cube als Vorlage und legt alle aus-gewählten Elemente selbst an. Einzige Voraussetzung ist, dass alle notwendi-gen Merkmale aus dem Business Content der SAP aktiviert worden sind. DieDatenbasis legt die Hauptausprägung des Datenmodells innerhalb von SEM-BCS fest. Alle verwendeten Merkmale werden einer Rolle zugeordnet undbekommen so innerhalb der Datenbasis ihren näheren Zusammenhang zurKonsolidierung. Zum Beispiel können Sie dem Merkmal Gesellschaft dieRolle Konsolidierungseinheit zuordnen. Abbildung 4 zeigt die Rollenzu-ordnung für Merkmale und Kennzahlen.

Abbildung 4 Rollenzuordnung für Merkmale und Kennzahlen

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Prozess der Abschlusserstellung

Reporting

Ein Reporting wird auf den vorhandenen virtuellen InfoProvider aufgebaut.Es wird ebenfalls über die zuvor angelegte Datenbasis generiert. Über dieseInfoProvider werden die Daten aus den Datenzielen gelesen. Somit werdendie Daten aus dem Summen-Cube und allen DataStore-Objekten für dasBerichtswesen verfügbar gemacht. Auf den virtuellen InfoProvider könnenSie mit den normalen Reportingwerkzeugen, BEx oder SAP BusinessObjects,zugreifen.

Prozess der Abschlusserstellung

Für eine Konsolidierung, also eine Konzernabschlusserstellung, benötigen Sievollständige und qualitativ hochwertige Gesellschaftsabschlüsse. Diese Ge-sellschaftsabschlüsse müssen vereinheitlicht werden, damit alle vorhandenenDaten denselben Ausweis- und Bewertungsrichtlinien folgen. Sie müssen inderselben Währung vorliegen, damit sie mithilfe der Konsolidierungsfunk-tionen zusammengefasst werden können. In diesem Abschnitt beschreibenwir den Prozess der Abschlusserstellung im Einzelnen.

Datenanlieferung der Gesellschaften

Für die Datenanlieferung der Gesellschaften stellt SEM-BCS verschiedeneFunktionen zur Verfügung. Die hauptsächlich genutzten Funktionen sind dasLaden der Daten über ein Flatfile oder per Eingabe in ein Layout. Eine wei-tere Möglichkeit ist das Laden aus einem Datenstrom. So können Daten auseinem angeschlossenen SAP ERP-System direkt – per Knopfdruck – zur Ver-fügung gestellt werden.

Bei all diesen Methoden geht es immer darum, die Daten in den Summen-Cube oder die genutzten DataStore-Objekte zu laden. Über den Monitorhaben Sie die Möglichkeit, diese Daten zu laden. Sie wählen eine der Metho-den aus, die über die Workbench angelegt worden sind, und laden die Daten.Diese sind dann im Summen-Cube und den DataStore-Objekten verfügbarund können anschließend ergänzt, verändert oder auch eliminiert werden.

Als Nächstes möchten wir Ihnen die weitaus häufiger verwendeten Metho-den des Flatfiles und des Layouts kurz vorstellen: Damit die Daten über einFlatfile geladen werden können, wird eine Struktur in SEM-BCS hinterlegt,die den Aufbau des Flatfiles und seiner Informationsdichte definiert. DieDefinition erfolgt in der Reihenfolge der angesprochenen Merkmale. Die

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Anordnung der Datenzeilen gleicht einer Folge von Buchungszeilen. Wich-tige Informationen wie die Gesellschaft, die Periode und das Jahr müssenkorrekt sein, damit das Laden der Daten überhaupt möglich ist. Darüber hin-aus gibt es in SEM-BCS eine automatische Aufrissprüfung, die die einzelnenMerkmale, wie z. B. Positionen und Bewegungsarten, daraufhin prüft, ob siefür eine Anlieferung gesperrt sind oder in der vorliegenden Kombinationüberhaupt angegeben werden dürfen. Fällt die Prüfung negativ aus, wird dasFlatfile komplett abgelehnt. Es muss erneut geladen werden; die Fehlermel-dungen sind in der Regel konkret genug, sodass eine Korrektur in vielen Fäl-len problemlos durchführbar ist. Diesen Vorgang kann jede Gesellschaftselbst durchführen, wenn das vonseiten des Konzerns gewünscht ist.

Als weitere Methode der Datenanlieferung bietet SEM-BCS die Definitionvon Layouts, über die alle Daten eingegeben werden können. Auch in diesemFall nehmen Sie die Definition mithilfe der Merkmale vor. Sie können dabeiverschiedene Layouts anlegen. Der Vorteil dabei ist, dass nicht zu jedemAnlieferungszeitpunkt alle Daten benötigt werden. Bestimmte Daten sindnur für die Veröffentlichung des Abschlusses relevant, andere dagegen fürjeden.

Die Art der Anlieferung über Layouts ist sehr fehleranfällig, da alle Datenmanuell in das Layout eingetippt werden. Es wird zwar auch hier eine Auf-rissprüfung vorgenommen, aber diese Prüfung zeigt nur, ob die Daten über-haupt vom System verwendet werden können.

Eine inhaltliche Prüfung kann erst nach vollständiger Datenanlieferung überspeziell definierte Validierungsregeln erfolgen. Die Standard-Prüfungen, wiez. B., ob Aktiva gleich Passiva sind oder die GuV in der Summe 0 ergibt, soll-ten immer definiert werden. Inhaltlich gibt es sehr viele Beziehungen, diegeprüft werden können und damit die Datenqualität sicherstellen, bevor dieKonsolidierung startet. Denn spätestens während der Durchführung der Kon-solidierungsfunktionen werden Unstimmigkeiten auffallen, die auf unvoll-ständige oder fehlerhafte Daten hinweisen. Wenn das passiert, müssen dieDaten erneut angepasst und alle Maßnahmen erneut durchgeführt werden.

Kombination der Methoden erhöht den Nutzen

Es ist zu empfehlen, die beiden vorgestellten Methoden zu definieren. Zuerst wer-den die Daten via Flatfile in SEM-BCS geladen. Anschließend können sie über einLayout ergänzt oder korrigiert werden.

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Prozess der Abschlusserstellung

Währungsumrechnung

Die Erstellung eines Konzernabschlusses verlangt einige Vorbereitungen.Dazu gehört die Vereinheitlichung der Gesellschaftsabschlüsse. Sie müssenden gleichen Ausweis- und Bewertungsregelungen folgen. Das kann überAnpassungsbuchungen gewährleistet werden.

Eine Anpassungsbuchung nehmen Sie manuell über eine Buchungsmaskevor. Über die Workbench wählen Sie die Maske aus, die daraufhin im Moni-tor zur Verfügung gestellt wird. Abbildung 5 zeigt eine Buchungsmaske fürAnpassungsbuchungen. Darüber haben Sie ebenfalls die Möglichkeit, eineBuchung zu stornieren.

Abbildung 5 Eingabemaske für eine Anpassungsbuchung

Außerdem wird der Konzernabschluss in einer Konzernwährung veröffent-licht. Diese Konzernwährung muss mithilfe einer Währungsumrechnunghergestellt werden. Währungsumrechnung bedeutet nicht, dass alle vorlie-genden Positionen, gleichgültig, ob Bilanz, Anhang oder Gewinn- und Ver-lustrechnung, mit demselben Kurs umgerechnet werden. Es müssen verschie-dene Umrechnungsarten verwendet werden. Teilweise wird mit demStichtagskurs umgerechnet, wieder andere Positionen werden mit demDurchschnittskurs umgerechnet. Darüber hinaus gibt es ebenfalls noch histo-rische Kurse, um Kapitalwerte umzurechnen. Durch diese verschiedenenKurse, die verwendet werden müssen, ist nachvollziehbar, dass Umrech-nungsdifferenzen entstehen, da auch nach der Umrechnung Aktiva und Pas-siva ausgeglichen sein müssen und die Gewinn- und Verlustrechnung immernoch auf 0 aufgehen soll.

Diese kurze Beschreibung zeigt, dass die Währungsumrechnung eine der auf-wendigsten Methoden in SEM-BCS ist. Die Umrechnung wird für einzelnePositionssets festgelegt. Wie groß diese sind, können Sie selbst entscheiden.

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Dadurch ist es möglich, den unterschiedlichen UmrechnungsregelungenRechnung zu tragen. Damit die Differenzen korrekt berechnet werden, gibtes eine weitere Umrechnung, die als Referenzumrechnung bezeichnet wird.Ihr liegt der Stichtagskurs zugrunde. Wenn zwischen der speziell eingestell-ten Umrechnung und der Referenzumrechnung eine Abweichung entsteht,wird diese als Differenz auf eine dafür vorgesehene Position gebucht. DieseWährungsumrechnungsdifferenz muss im Konzernabschluss ausgewiesenwerden und wird daher nicht eliminiert.

Konsolidierungsfunktionen

Die Währungsumrechnung wird noch innerhalb der einzelnen Gesellschafts-daten ausgeführt. Jede Gesellschaft kann diese Umrechnung selbst ansteuern.Die Konsolidierungsfunktionen werden dagegen für alle Gesellschaftengleichzeitig auf einem Knoten ausgeführt und können nicht separat angesteu-ert werden.

Die Schuldenkonsolidierung soll innerhalb des Konzerns bestehende Schuldbe-ziehungen gegeneinander aufrechnen. In SEM-BCS muss definiert werden,welche Positionen sich gegenüberstehen und die Schuldbeziehung zeigen.Voraussetzung dafür, dass eine Schuldenkonsolidierung automatisch funkti-onieren kann, ist, dass die Meldedaten mit den benötigten Partnerangabenversehen sind. Eine Partnerangabe ist ein Merkmal, das angibt, mit welcherGesellschaft eine Schuldbeziehung besteht. Eine Position kann eine Zusatzde-finition enthalten, die besagt, dass ein Partner als Pflichtinformation inner-halb einer Datenzeile enthalten sein muss, sonst ist der Datensatz bei derAnlieferung nicht konsistent. Wenn eine Position, z. B. eine Forderunggegenüber verbundenen Unternehmen, diese Information als Muss-Angabebesitzt, wird bereits bei der Datenanlieferung darauf geprüft. Somit kannsichergestellt werden, dass für eine Konsolidierung alle notwendigen Infor-mationen vorhanden sind.

Eine Schuldenkonsolidierung kann in mehreren Schritten erfolgen. Damit istes möglich, dass sich innerhalb eines Schritts nur die zusammengehörigenPositionen gegenüberstehen. In einem weiteren Schritt kann dann ein weite-res Positionspärchen gegeneinander verrechnet werden. Für jeden Schrittmuss eine Differenzenposition definiert werden, auf die entstehende Unter-schiedsbeträge gebucht werden sollen. Abbildung 6 zeigt einen Teil derSchuldenkonsolidierung.

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Abbildung 6 Schuldenkonsolidierung

Beispiele für Schuldbeziehungen sind Forderungen und Verbindlichkeitenaus Lieferung und Leistung, Forderungen und Verbindlichkeiten aus Auslei-hungen und Forderungen und Verbindlichkeiten aus Dividendenausschüt-tungen.

Wie bei der Schuldenkonsolidierung werden auch bei der Aufwands- undErtragskonsolidierung Partnerangaben benötigt, damit Sie die Funktion nut-zen können. Der Partner ist zusammen mit den Positionen der Auslöser fürdie Funktion. Über diese beiden Schlüsselangaben erkennt das System, dasseine Konsolidierung notwendig ist.

Die Funktionen für die Schulden- sowie die Aufwands- und Ertragskonsoli-dierung können als einseitige oder zweiseitige Aufrechnung eingestellt wer-den. Die Wahl der Einstellung hängt von den Informationen ab, die dieGesellschaften liefern können. Normalerweise sind Informationen über For-derungen und Verbindlichkeiten mit Partnerangabe verfügbar. Damit wirddie Schuldenkonsolidierung in vielen Fällen als zweiseitige Aufrechnung ein-gestellt. Beide Partner liefern jeweils einen Wert. Somit sind alle Informatio-nen zur Forderung und zur Verbindlichkeit vorhanden. Sie werden mit den

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tatsächlich verfügbaren Werten konsolidiert. Zweiseitig heißt dementspre-chend, dass beide Gesellschaften, die an einem Geschäftsvorfall beteiligt sind,diese Information auch als Datensatz anliefern und jeweils die Partnergesell-schaft mit angeben. Beide Positionen und die Partnerangabe dienen dann alsAuslöser für die Eliminierungsbuchungen.

Die Aufwands- und Ertragskonsolidierung kann ebenfalls zwei- oder einseitigdurchgeführt werden. Einzelne Werte sind oft nur durch sehr hohen Auf-wand verfügbar. Daher wird dann auf die einseitige Konsolidierung zurück-gegriffen. Zum Beispiel wird die Umsatzeliminierung meistens einseitigdurchgeführt. Die Herstellkosten des Umsatzes sind oft nicht genau zuzurech-nen, dazu gehören etwa die entstandenen Material- und Personalaufwände.Die einseitige Eliminierung ist eine Vereinfachung der Aufrechnung, bei derdann die Angabe der Umsatzposition, um bei diesem Beispiel zu bleiben, aus-reicht. Sie wird durch die Funktion von SEM-BCS erkannt und dient als Aus-löser für die Eliminierung. Die Gegenposition wird nicht auf ihre Partneran-gabe überprüft. Das SAP-System setzt voraus, dass auf der Gegenposition dergleiche Wert vorhanden ist, und eliminiert diese gegeneinander. Dabei kannes natürlich zu einer Ungenauigkeit kommen, die dann auf eine Differenzen-position gebucht wird. Die Beurteilung und Verrechnung dieser Differenznehmen dann die Konzernbuchhalter manuell vor. Eine zweiseitige Eliminie-rung können Sie z. B. für Zinserträge und -aufwände einstellen.

Eine Zwischenergebniseliminierung ist dann notwendig, wenn innerhalb derKonzerngesellschaften Gewinne und Verluste entstanden sind. Die Eliminie-rung korrigiert die Bilanz.

Um eine Zwischenergebniseliminierung durchführen zu können, werdenzusätzliche Informationen benötigt. Bestände sind hier genauso wichtig wieLieferdaten und Lieferantenanteil. Diese Informationen werden über eineMaske im Monitor als Zusatzmeldedaten gepflegt. Sie werden in den zugehö-rigen DataStore-Objekten abgespeichert und für weitere Funktionen zur Ver-fügung gestellt. Die Produktgruppe als zusätzliches Merkmal dient der Klas-sifizierung gleichartiger Vermögenswerte; sie werden den Positionen derBestandsveränderung zugeordnet. Somit kann das Zwischenergebnis vomSAP-System errechnet werden. Der Buchwert der Vermögenswerte abzüglichder noch bestehenden Konzernherstellkosten ergibt ein Zwischenergebnis.Hier kann in vielen Fällen nur pauschal berechnet werden, wie hoch das Zwi-schenergebnis und somit die Veränderung der Anschaffungs- und Herstell-kosten des Konzerns tatsächlich ist. Entweder wird über veränderte Mengen-

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angaben eine Eliminierung vorgenommen, oder es wird eine prozentualeGewinnspanne festgelegt, die dann der Eliminierung zugrunde liegt. Das Sys-tem vergleicht dabei immer die vorhandenen Werte der letzten Periode mitdenen der aktuellen Periode, bringt dann die angelieferten Veränderungenmit den Partnerangaben überein und eliminiert darüber dann die zu hochangesetzten Anschaffungswerte sowie entstandene zu hohe Abschreibungen.

In der Kapitalkonsolidierung werden die Beteiligungen der Muttergesellschaftmit den Kapitaldaten der Tochtergesellschaften verrechnet. Ein entstehenderUnterschiedsbetrag wird entweder sofort aufgelöst oder als Goodwill behan-delt.

Die Kapitalkonsolidierung hat im Rahmen des Customizings die meisten Ein-stellungsmöglichkeiten zu bieten. Zusätzlich zur Erst- und Folgekonsolidie-rung, als Standard-Vorgänge der Kapitalkonsolidierung, gibt es weitere Vor-gänge, die ebenfalls in SEM-BCS eingestellt werden können. Daher werdenim Bereich der Kapitalkonsolidierung Grundeinstellungen und spezielle Ein-stellungen unterschieden. Die Grundeinstellungen gelten für die Kapitalkon-solidierung unabhängig von der jeweiligen Methode. In diesen Einstellungenmüssen Sie auswählen, ob es sich ausschließlich um Gesellschaften handelt,an denen mehr als 50 % der Anteile gehalten werden, oder ob auch Gesell-schaften berücksichtigt werden sollen, an denen weniger als 50 % der Anteilegehalten werden. Eine weitere Entscheidung müssen Sie zur Goodwill-Behandlung treffen: Zu den verschiedenen Möglichkeiten gehören die Ver-rechnung und die Abschreibung. Sie können verschiedene Varianten auswäh-len und in eigenen Methoden definieren.

Als weitere globale Einstellung müssen Sie die Herkunft der Daten definie-ren. Für Beteiligungsdaten, Kapitaldaten und Ergebnisdaten kann das unter-schiedlich ausfallen: Der Beteiligungsprozentsatz kann z. B. am besten überdie Zusatzmeldedaten angeliefert werden. In Abbildung 7 sind einige Einstel-lungen der Kapitalkonsolidierung dargestellt.

Eine genaue Definition ist hier sehr wichtig, weil die automatische Verbu-chung nur funktioniert, wenn der Anwender dann auch weiß, welche Datenwie angeliefert werden müssen.

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Abbildung 7 Datenherkunft und Berechnungsbasis für die Kapitalkonsolidierung

Darüber hinaus können Sie im Customizing entscheiden, welche Berech-nungsgrundlage für die Kapitalkonsolidierung Anwendung findet. Dabeikönnen zu der ursprünglichen Datenanlieferung z. B. auch Anpassungsbu-chungen relevant sein. Diese Einstellungen gelten grundsätzlich für alle Ka-pitalkonsolidierungen. Alle weiteren Einstellungen können Sie für jedeMethode separat vornehmen. Dazu gehören die genaue Einstellung der rele-vanten Positionen für die Goodwill-Berechnung und -Behandlung und dieBeantwortung der Frage, in welcher Währung diese gebucht werden sollen.

Alle in diesem Abschnitt beschriebenen Konsolidierungsfunktionen geltenfür alle Gesellschaften gleichermaßen. Die Methoden der Kapitalkonsolidie-rung können einzeln den Gesellschaften zugeordnet werden und sich somitauch untereinander unterscheiden. Sie können aber trotzdem nur alle Metho-den zur gleichen Zeit ausführen und dabei nicht zwischen einzelnen Gesell-schaften differenzieren.

Das SAP-System SEM-BCS bietet einen hohen Grad an Flexibilität und verein-facht die Prozessdefinition durch vordefinierte Funktionen. In einer Zeit, inder eine schnelle Abschlusserstellung immer wichtiger wird, um sich alsKonzern die Wettbewerbsvorteile zu erhalten, ermöglicht SEM-BCS einenautomatisierten Prozess mit dezentralen Erfassungsmöglichkeiten für die ein-zelnen Gesellschaften. Durch die verschiedenen Möglichkeiten, die Gesell-schaftsdaten anzuliefern, und die anschließenden Prüfungsregelungen kanneine qualitativ hochwertige Datengrundlage geschaffen werden. Der Konso-lidierungsprozess kann in seinen einzelnen Schritten den Zwecken desAbschlusses angepasst werden. Es gibt die Möglichkeit, eine sehr genaue

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Schrittdefinition vorzunehmen, um den rechtlichen Bedingungen zu entspre-chen. In einer anderen Version können die Schritte allgemeiner definiertwerden, um z. B. eine Planung vornehmen zu können, deren DatengrundlageSummen sind. Damit bietet SAP eine Konsolidierungssoftware, die viele Vor-teile vereint.

SEM-BCS wird durch SAP regelmäßig erweitert, damit die Unternehmen, diedie Software einsetzen, allen rechtlichen Verpflichtungen nachkommen kön-nen. Das nächste Enhancement Package (EHP) ist bereits die fünfte Erweite-rung und beinhaltet z. B. Anpassungen, die den Prozess der horizontalen undvertikalen Fusionierung betreffen (siehe SAP-Hinweis 1287097). Dieser Pro-zess muss derzeit in SEM-BCS hauptsächlich über manuelle Buchungen abge-bildet werden.