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Brücke Juli-Oktober 2014

Date post: 01-Apr-2016
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Politik. Macht. Reformation. Mit dem Schwerpunkt auf Politik. Wie kann unsere Gemeinde politisch so wirksam werden ohne in Parteipolitik sich einseitig zu engagieren? Die Geschichte lehrt einiges, 5 Tipps für eine Vision "Kirche als Fenster des Himmels" und konkrete Beispiele aus der Arbeit unseres Mehrgenerationen-Hauses...
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Schluss damit?! Als Christen Gesellschaft gestalten So ist Versöhnung 25 20 28 Reformation. Macht. Politik. MAGAZIN UND INFORMATIONEN DER EV.-REF. KIRCHENGEMEINDE ST.PAULI IN LEMGO NR. 178 JAHRGANG 2014 JULI – OKTOBER st · pau l l l emgo
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Schluss damit?!

Als Christen Gesellschaft gestalten

So ist Versöhnung

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Reformation.Macht. Politik.

M AG A Z I N U N D I N F O R M AT I O N E ND E R E V. - R E F. K I RC H E N G E M E I N D ES T. PAU L I I N L E M G O

N R . 17 8 J A H RG A N G 2 014J U L I – O K T O B E R

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Liebe Leserinnen und liebe Leser!»Reformation. Macht. Politik.« – das ist das Schwerpunktthema der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in diesem Jahr. Um »Politik« geht es nun abschließend in dieser BRÜCKE.»Politik« ist ein weites Feld. Um Parteipolitik geht es uns nicht, sondern um die Frage, wie wir als Christen in dieser Welt leben, auch wenn wir – wie Paulus sagt – »nicht von dieser Welt« sind. Zuerst wirft Werner Kuloge in seiner kleinen lokalen Kirchenge-schichte (8S. 20) einen Blick darauf, wie das Verhältnis von Kirche und Staat in der Reformationszeit verstanden wurde und wo das noch Auswirkungen bis in die Gegenwart hat. Jesus hat keine Machtpolitik betrieben, nie ein politisches Amt bekleidet und keinen Parteienstreit geführt. Und doch war er ganz und gar nicht unpolitisch, genauso-wenig ist es die Gemeinde heute. Über die 8»Politik Jesu« erfahren wir etwas ab der S. 23. Beispiele dafür, wie wir als Gemeinde »Gesellschaft gestalten«,

InhaltInformationen

Adressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2Gottesdienste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4st·paulı spirituell

Veranstaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6st·paulı Lebenshilfe

Beratung, Seelsorge, »Lichtblick« . . . . . . . . . 7st·paulı jugend . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8st·paulı sport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8st·paulı kreativ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9st·paulı musik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9st·paulı gratuliert

Seniorengeburtstage . . . . . . . . . . . . . . . . . 10st·paulı informiert

Taufen, Trauungen, Trauerfälle . . . . . . . . . . . 15Das Spendenprojekt . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

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InhaltMagazin

Schluss damit?! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .20 Die Politik Jesu. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .23Als Christen Gesellschaft gestalten . . . . . .25Dankeschön für Ehrenamtliche . . . . . . . . . . 27An-ge-dacht: Versöhnung . . . . . . . . . . . . . .28Tagebuch: Politik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .29Aus dem Kirchenvorstand:Eine Vision für 2018 . . . . . . . . . . . . . . . . . .30Neues vom Posaunenchor Lemgo. . . . . . . .32Aus dem Kirchenvorstand:Zum Abendmahl mit Kindern. . . . . . . . . . . .32Seniorenfreizeit auf Borkum . . . . . . . . . . . .33Aus unserem Mehrgenerationenhaus:Unternehmen Pflege begleitung . . . . . . . . .34Pinnwand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .36

erläutert uns Dagmar Begemann, die die Arbeit unseres Mehr-generationenhauses koordiniert. Wieso ist uns das überhaupt wichtig? Die Antwort darauf findet sich in der8Vision des Kir-chenvorstandes für die Gemeinde für 2018 (S.30). Dort fällt das Stichwort »Versöhnung«. Was darunter zu verstehen ist, habe ich angedacht (8S. 28).Des Weiteren informieren wir Sie auch z.B. über die Einführung des Abendmahls mit Kindern seit Mai (8S. 32). Und wir suchen Men-schen, die sich zum »Pflegebegleiter« ausbilden lassen, um denen, die neben ihrer Berufstätigkeit einen Angehörigen pflegen, hilfreich zur Seite zu stehen (8S. 34). Seniorinnen und Senioren sind herz-lich eingeladen, mit uns im Herbst Urlaub zu machen (8S. 33).Allen, die dann oder eben vorher im Sommer in den Urlaub fahren, wünschen wir eine erholsame und gesegnete Zeit; denn Jesus Christus ist in allen Teilen der Welt zu finden. Ihre Pfarrerin Cora Salzmann

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M AG A Z I N U N D I N F O R M AT I O N E ND E R E V. - R E F. K I RC H E N G E M E I N D ES T. PAU L I I N L E M G O

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Ursprüng-lich bedeutet das grie-

chische Wort „politiká“: „Dinge, die die Stadt betreffen“, wobei hier der Stadtstaat oder des Gemeinwesen gemeint ist. Wenn wir heute von „Politik“ sprechen, so den-ken wir wohl eher an eine Definition, wie sie zur Zeit der Reformation der italie-nische Politiker und Philosoph Niccolò Machiavelli gegeben hat: „Politik ist die Summe der Mittel, die nötig sind, um zur Macht zu kommen und sich an der Macht zu halten und um von der Macht den nütz-lichsten Gebrauch zu machen.“

Über Jahrhunderte hinweg waren weltliche und geistliche Macht in Deutschland und somit auch in

Lippe miteinander verbunden. Diesen Bund hat die Reformation eher noch gefestigt. Nach Luther

wurde gerne auch von der „Ehe von Thron und Altar gesprochen“. Was blieb davon, was hat das

sperrige Wort „Reichsdeputationshauptschluss“ damit zu tun, und welche Rolle spielt es sogar in der

aktuellen Politik?

Wenn sie auch durch immer wie-

der entstehende Kämpfe um die Vorherrschaft zurückgegangen ist, stützen sich noch in der

Zeit der Reformation Kai-ser und Papst gegenseitig in ihrer Macht (siehe Teil

2 der Trilogie). Jedoch sägt Luther durch seine 95 Thesen –

woh l eher ungewollt – am Stuhl des Papstes. Interessant ist ein Blick auf die Verhältnisse 1519, zwei Jahre nach der Herausgabe der Thesen. Karl von Gent und Franz I. von Frankreich wollen Kaiser werden, wozu sie die Mehrheit der Stim-men von sieben Kurfürsten benötigen; drei davon sind gleichzeitig Erzbischöfe. Die Frage wird ganz offen durch Bestechung gelöst. Durch einen heutigen Kaufkraft-gegenwert von etwa einer Drittelmilliarde

Schluss Damit?! Im letzten Teil der kleinen Trilogie zu »Reformation. Macht. Politik« geht es darum: Wie die Reformation die Politik in Lippe und Lemgo beeinflusste.

Jakob Fugger, Kreditgeber für Karl V.

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Euro kommt Karl zum Sieg. Die Banker-dynastie Fugger, die Karl fast zwei Drittel der benötigten Summe als Kredit gewährt, sichert sich so ihren Teil an Macht und politischem Einfluss. Karl, jetzt Karl V., wird Zeit seines Lebens diesen Geldgebern verpflichtet sein und muss dafür auch die neuen Kolonien in Südamerika auspressen. Bezeichnend ist vielleicht, dass Karl V. der letzte Kaiser des Heiligen Römischen Rei-ches Deutscher Nation bleiben wird, der von einem Papst zum Kaiser gekrönt wird. Dies geschieht 1530.

Zu diesem Zeitpunkt herrscht über Lippe der letzte katholische Graf, Simon V.. Sein Sohn Bernhard VIII., der ab 1536 regiert, ist Lutheraner. Ab 1555 ist er nach dem Augsburger Religionsfrieden auch gleichzeitig der oberste Bischof Lippes. Die Trennung von geistlicher und weltlicher Gewalt und entsprechendem politischen Einfluss ist de facto aufgehoben. Eine Folge der Reformation.

Aber zurück zum „Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation“. Dies ist zwei-fellos ein merkwürdiger Name für ein Staatengebilde. Es beginnt alles mit dem Propheten Daniel, der um 580 vor Christus einen Traum des babylonischen Königs Nebukadnezar und einen eigenen Traum deutet, bei denen es um verschiedene sym-bolträchtige Figuren und Tierwesen geht. Über Antike und Mittelalter verfestigt sich aus der Traumdeutung die sogenannte Vier-Reiche-Lehre, nach der auf das Baby-lonische Reich das Meder- und Perserreich, dann das makedonische Alexanderreich und dann das Römische Reich folgt. Da-nach kommt das Weltgericht. Somit darf das Römische Reich nicht aufhören zu existieren. Daher werden diverse Reiche, unter anderem das Karls des Großen, zum legitimen Nachfolger von Rom erklärt, jedoch noch ohne den entsprechenden Na-

men. Etwa 150 Jahre nach Karl dem Gro-ßen kommt die Bezeichnung „Römisches Reich“ auf. Zu der Zeit, als gegen Ende des 12. Jahrhunderts Lippe entsteht, ist das Reich bereits „heilig“, da man den Kaiser neben dem Papst als höchsten Repräsen-tanten der Christenheit ansieht. Mitte des 15. Jahrhunderts umfasst das Reich im Wesentlichen den deutschen Sprachraum, sodass man den Zusatz „Deutscher Nati-on“ anfügt. Gleichermaßen interessant wie fragwürdig erscheint an der Vier-Reiche-Lehre die Tatsache, dass man offenbar annimmt, Gott durch politisches Taktie-ren quasi den Zeitpunkt des Weltgerichtes vorschreiben zu können.

Luthers Anschauung setzt hier noch an-dere Schwerpunkte, oft als Zwei-Reiche-und-Regimenter-Lehre bezeichnet. Diese Bezeichnung stammt aber nicht von Luther selbst und bezeichnet ein teilweise sehr variables System. Zu Beginn unterteilt

Luther in das Reich Gottes und das Reich der Welt. Der Mensch kann nur Bürger eines Reiches sein, bewegt sich aber in beiden. Als „rechtgläubiger Christ“ gehört er zum Reich Gottes, in dem die Nächs-tenliebe herrscht. Nun kommen noch die beiden Regimenter hinzu, die aber nur über das Reich der Welt gesetzt sind. Hier gibt es das geistliche Regiment, das durch das Predigtamt den Glauben weckt, und das weltliche Regiment, das durch das Schwertamt zum Schutz der Frommen dem Bösen wehrt. Hier besteht das Problem für den Christen darin, inwiefern er, der Bürger des Gottesreiches, sich im Reich der Welt, also im Staat oder der Stadt, also politisch engagieren kann, vielleicht sogar das Schwert führen muss. Ein fürwahr schwieriges Dilemma. Man stelle sich nur einmal die Frage, wie man im 30-jährigen Krieg als Christ hätte agieren sollen. Wäre man als Protestant rechtgläubiger Christ

Simon V., 1471-1536, letzter katholi-scher Graf zur Lippe

Sein Sohn Bernhard VIII.,1527-1563, erster evangelischer Graf zur Lippe

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gewesen und waren es etwa die Katho-liken keinesfalls? Wie sehr die Grenzen verwischten zeigt sich zum Beispiel daran, dass die Witwe das reformierten lippi-schen Grafen Simon Ludwig, Katharina von Waldeck, 1643 Philipp Ludwig von Schleswig-Holstein heiratete, der aber als Befehlshaber im kaiserlich-katholischen Auftrag Teile Lippes belagerte.

Sicherlich lenken Ereignisse wie der 30jährige Krieg oder die Aufklärung, die Mitte des 18. Jahrhunderts ansetzt, aber auch Luthers tendenziell eher auf das Hier und Jetzt zielende Anschauung über die zwei Reiche das Augenmerk von der stark auf das Weltende zielgerichteten Vier-Rei-che-Lehre ab. Jedenfalls kommt es schließ-lich 1806 nach fast 900 Jahren zum Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, ohne dass das Jüngste Gericht anbricht. Kaiser Franz II. hatte sein Amt niedergelegt, nachdem sich etliche Fürsten mit Napoleon im Rheinbund zusammen-geschlossen hatten und aus dem Deutschen Reich ausgetreten waren. Diesem Bund tritt übrigens auch Fürstin Pauline bei, was

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tragischer Weise dazu führt, dass Lippe für Napoleons Truppen Soldaten stellen muss, von denen nur wenige heimkehren. So bleibt Lippe aber immerhin Anfang des 19. Jahrhunderts ein eigenständiger Staat.

Das letzte bedeutende Gesetz, das im Heiligen Römischen Reich Deutscher Na-tion verabschiedet wird, ist 1803 der so-genannte Reichsdeputationshauptschluss. Er regelt unter anderem, dass alle links-rheinischen Gebiete an Frankreich fallen. Zur Entschädigung erhalten die deutschen Fürsten, die hier befindliche Territorien verlieren, einen Ausgleich, der im We-sentlichen durch die Auflösung geistli-cher Fürstentümer gesichert wird. Infolge dieser Säkularisation hört die bisherige Reichskirche auf zu existieren. So sind auf den ersten Blick Staat und Kirche zwar getrennt, aber der Reichsdeputati-onshauptschluss legt unter anderem fest, dass kirchliche Aufgaben, die bisher von Kirchenvermögen finanziert wurden, von den neuen Gebietsherren getragen wer-den müssen. Ausgaben, die heute teilweise noch in den sogenannten Staatsleistungen

weiterexistieren. Von der Säkularisation ausgenommen bleiben lediglich Seelsorge und Caritas, für die das „eigentümliche Kirchengut“ den Gemeinden verbleibt. Durch verschiedene Ursachen bedingt, reicht bald das Vermögen der Kirchenge-meinden nicht mehr aus, um ihren Aufga-ben nachzukommen. So werden zunächst gemeindeweise Kirchensteuern eingeführt. Den Anfang unter allen deutschen Staaten macht hierbei 1827 Lippe. De facto sind Staat und Kirche in finanzieller Weise nun immer noch stark miteinander verwoben.

Momentan ist eine verstärkte Debatte besonders über die Staatsleistungen zu beobachten. Aus historischen Verbindlich-keiten besonders infolge des Reichsdepu-tationshauptschlusses zahlen die Bundes-länder den Kirchen in Deutschland heute jährlich knapp eine halbe Milliarde Euro. Bereits in der Verfassung der Weimarer Republik war vorgesehen, diese Leistun-gen durch eine Einmalzahlung abzulösen, was aber nicht umgesetzt wurde. Sogar die NS-Diktatur zahlte, wohl um nicht als kirchenfeindlich zu erscheinen. Doch nun werden die Diskussionen wieder laut. Wie könnte hier eine moderne Reform(ation) aussehen? Auf jeden Fall wäre ein ersatz-loses „Schluss damit“ seitens der Kirchen ein politischer Paukenschlag, eine Demon-stration der Machtabgabe, die Respekt und Glaubwürdigkeit brächte und den Blick aller Beteiligten stärker auf den be-sitzlosen Zimmermannssohn aus Nazareth lenkte.

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Zwei Voraussetzungen sind dafür grundlegend: 1. Glaube äußert sich in einer persönlichen, engagierten Entscheidung.2. Gott beruft nicht Einzelkinder, sondern ein neues Volk, das als Ge-meinschaft in der alten, vergehenden Welt lebt. Die erste drückt hohen Respekt vor Würde und Freiheit des einzelnen Menschen aus, die zweite macht fähig, als Gemeinschaft innerhalb einer Gesellschaft zu leben, nicht nur für sich, sondern offen und damit öffentlich.

Angenommen, die Gemeinde erfüllt den Willen Gottes in nur 5 Punkten, die ich noch erläutern werde, dann wäre die Folge: Sie hilft damit allen Menschen (ob Christen oder nicht). Dadurch würde sie die Welt zum Guten verändern. Grundlegend ist dafür natürlich, dass die Kirche sich auch so versteht, dass Kirche und Welt nicht zwei voneinander getrennte Bereiche sind, sondern – im Bild ausgedrückt – zwei Etagen eines Hauses unter dem Dach eines Hausbesitzers, nämlich Gott. Und dass Kirche eine Berufung annimmt: Sie soll jetzt schon das vorweg leben, was Gott für die ganze Welt plant: ein Miteinander in Gerechtigkeit und Frieden.

Der amerikanische mennonitische Theologe John Howard Yoder (1927-1997) trat dafür leidenschaftlich ein. In der englischsprachigen Welt

gehören seine Bücher zu den wichtigsten des 20. Jahrhunderts, in Deutschland sind sie aber wenig bekannt. In seinem Werk „The Politics of Jesus“ (1972) - deutsch „Die Politik Jesu“, wendet sich Yoder gegen das weit verbreitete Vorurteil, dass vom Weg und von der Person Jesu her keine politische Ethik möglich sei.Es beeindruckt mich, wie hoch er die politisch wirksame Kraft von Christen einschätzt – wenn sie denn als Gemeinschaft zusammenwirken. Viele Gläubige sind allerdings eher geneigt, sich aus dem aus ihrer Sicht weltlichen Geschäft der Politik herauszuhalten. Doch Yoder hat im Neu-en Testament einen politischen Jesus entdeckt, politisch in diesem Sinn: Jesus ruft Menschen, mit ihm zu gehen, ihm in Gemeinschaft „nachzufolgen“. Mit ihnen übt er neue Regeln des Zusammenlebens ein. Diese Gemeinschaft stellt sich mitten in die politischen und sozialen Ge-gensätze der antiken Welt und steht für ein neues Lebensmodell von Be-teiligung, Gerechtigkeit und Gewaltfreiheit, das zutiefst anziehend wirkt.

Yoders (Neu-)Entdeckung ist ganz schlicht: Wo eine christliche Gemein

„Die Politik Jesu“Das 5-Punkte-Progamm, wie eine Gemeinde politisch zeichenhaft leben lernt

Kann eine Gemeinde politisch aktiv sein? Genauer gesagt: Kann

sie die Gesellschaft prägen? Ich sage: Ja! Denn Jesus hat für die

Gemeinschaft seiner Nachfolgerinnen und Nachfolger im Sinn,

dass sie gelingt und dass das dann Ausstrahlung hat

auf die Welt, in der sie leben.

John Howard Yoder

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schaft die grundlegenden 5 Regeln Jesu gemeinsam lebt, wirkt sie (auch unsere Gemeinschaft) – bewusst oder unbewusst – politisch, auch heute noch,.1) Besitz und Leben teilen: Es kann schlicht anfangen – um einen Tisch sitzen und in kleinen (Großfamilien)-Gruppen zusammen essen und das Alltagsleben teilen. Denn die erste Gemeinde hat auch „das Brot miteinander gebrochen“ (Apg. 2)2) Ethnische und soziale Gegensätze über-winden: Wenn wir unser persönliches Bekenntnis zu Jesus (Taufe) als Eingliederung in sein Volk begreifen, wodurch jede/r gleichberechtigter Teil einer neuen Menschheit wird, Bürgerin und Bürger einer neuen Welt (2. Kor. 5,17). „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.“ (Gal 3,28)3) Konflikte ohne Gewalt lösen: Oft geht es um Differenzen über eine gemein-same Wertegrundlage (Ethik) innerhalb einer Gemeinschaft. Streit lässt sich in drei Schritten (wie in einer Mediation) lösen (vgl. die Regel Je-su in Mt. 18,15). Dabei bleibt der Fokus darauf, den anderen zu „gewinnen“, statt ihn zu besie-gen oder die eigene Meinung aufzuzwingen.4) Eine mündige Beteiligungs-Praxis einüben:

Die Fülle Christi zeigt sich darin, dass sein Geist Menschen be-gabt. Das ist nicht auf

wenige Spezialisten beschränkt, sondern

gilt für jedes Glied der Gemeinde Jesu: Jeder und

jede hat eine besondere Gabe einzubringen (1. Kor. 12,

Eph. 4,11-13). Und wenn wir das tun, wird das Miteinander fröhlicher, viel-

fältiger, ausgewogener und gerechter.5) Redefreiheit gewähren: Wenn wir davon ausgehen, dass Gott zu jeder Person spricht, dann gehört es logischerwei-se dazu, gewissermaßen als unsere Antwort darauf, mündig Gottesdienst zu feiern nach der Regel des Paulus (1. Kor 14): Wer etwas zu sagen hat, soll auch etwas beitragen können. Das war übrigens schon längst gesellschaftlich prägend, denn daraus ist das gleiche Wahlrecht und Stimmrecht in unseren westlichen moder-nen Demokratien abgeleitet worden.

John Howard Yoder macht Mut und motiviert: Wenn wir dieses Verständnis wieder gewinnen und bewusst unsere Gemeinschaft als Modell für diese Welt einüben, leben wir evangeliums-gemäß – gemäß unseren ureigenen christli-chen Regeln und zugleich vorbildlich politisch, denn diese Verhaltensweisen würden auch das Zusammenleben in einer Weltgesellschaft ge-lingen lassen. Also, lassen Sie uns Jesus nach-folgen - in der Gemeinde und darüber hinaus in allen gesellschaft-lichen Bereichen, die uns zur Verfügung stehen!

Gegenpositionen und ihre Folgen

“Mit der Bergpredigt lässt sich nicht regieren.“ Dieser Satz wurde oft ausgesprochen. Denn dahinter steht die Vorstellung, dass christliche Werte und Handlungsanweisungen vielleicht in einer Gemeinde funktionieren können, aber nicht in der Welt. Dass es aber doch gehen kann, hat ein Mahatma Gandhi gezeigt, indem er das Gebot der Feindesliebe aktiv umsetzte, damit Politik prägte und sogar eine Militär-macht waffenlos besiegte. Die grundsätzliche Frage bleibt allerdings: Können Christsein und Politik überhaupt zusammen gehören? Oder sind das zwei Bereiche, die voneinander zu trennen sind?Je nach Politikverständnis vertraten und vertre-ten Christen dazu sehr unterschiedliche Mei-nungen. So waren die Kirchen der Reformation über Jahrhunderte ausgesprochen staatsnah. Allerdings galt das nicht für den sogenannten „linken Flügel“ der Reformation, die sogenann-ten Freikirchen. Sie wollten sich deutlich unter-scheiden von einem staats- und machtnahen Christentum. Die meisten Gruppen bewahrten sich ein sehr lebendiges Gefühl für persönli-che Unterschiede und Gleichberechtigung, was heute sehr modern erscheint. Die sogenann-ten Großkirchen erlagen der Gefahr, sich der Staatsmacht so sehr unterzuordnen, dass sie z.B. in den beiden großen Kriegen des 20. Jahrhunderts (gegen Jesu Gebot) als Mitläufer von Unrechtssystemen ihre angebliche „Bürger-Pflicht“ taten.

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Als Christen Gesellschaft gestaltenDas Interview mit Dagmar Begemann, Koordinatorin unseres Mehrgenerationenhauses

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Politik ist ein breiter Begriff. Dagmar, was ist für dich politisches Handeln?Politisches Handeln ist für mich Gesellschaft gestaltendes Handeln.

Da gibt es ja zwei Wege: Parteipolitisches Handeln, das das Ziel hat, Gesetze zu verfassen. Denn Gesetze regeln ja unser gesellschaftliches Miteinander, das Verteilen von Geldern u.a. Oder man gestaltet das gesellschaftliche Leben in Rahmen einer Bürgergesellschaft: Das heißt, da wo Bürger gemeinsam aktiv werden, um ihr Umfeld ganz konkret gemeinsam zu gestalten, ist es auch politisches Handeln.

Ich denke, dass der Ansatz des Mehrgenerationenhauses der letztere ist. Wir mobilisieren Menschen dazu, ihr Umfeld zu gestalten, aktiv zu werden und für sich selber letztlich ein lebenswerteres Umfeld zu schaffen. So würde ich unsere Arbeit einschätzen. Indem wir Bürger aktivieren, etwas zu tun, gestalten wir Gesellschaft, im Kleinen wie im Großen. Dazu braucht es eine Vision von Gesellschaft, ein Bild, das ich verwirklichen möchte.

Was wäre denn unser Gesellschaftsentwurf im Mehrgenerationenhaus?Ich würde es jetzt mal ganz grob „die versöhnte Gesellschaft“ nen-nen. In der Vision für die Gemeindearbeit in den nächsten Jahren, die der Kirchenvorstand erarbeitet hat, steht, dass wir uns einset-zen für Versöhnung in der Stadt. Ein versöhntes Miteinander in al-ler Verschiedenheit – das Bild, das wir von Gemeinde haben, würde ich durchaus auf Gesellschaft übertragen wollen: wertschätzender

Umgang, fürei-nander sorgen, miteinander ak-tiv sein, sich auf A u g e n h ö h e b e g e g n e n , Gemeinschaft der verschiede-nen Generatio- nen, das sind für mich Ele- mente dieser versöhnten Ge- s e l l s c h a f t . Das heißt nicht, dass es keine Konflikte gibt, sondern dass man sie fair und gemeinsam aus-trägt und zu Lö- sungen kommt.

Wie wird das im Mehrgenerationenhaus praktisch?Ein ganz großer Teil ist unser „offener Treff“. Das Begegnungsca-fé Pauli ist für mich so etwas wie ein kleines „Gesellschaftslabor“, wo sehr verschiedene Menschen miteinander den Nachmittag ver-bringen und es miteinander ausprobieren. Das ist ganz spannend, weil es etwas Kleines ist, aber dennoch etwas, an dem man am besten sehen kann, dass verschiedene Altersgruppen, verschiede-ne Nationen, verschiedene Milieus in so einem Raum miteinander klar kommen und ihn auch gemeinsam gestalten, sei es, indem sie miteinander spielen oder miteinander kochen.

I N T E R V I E W

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Vereinbarkeit von Pflege und Beruf geht, wird sich das auch darauf auswirken, wie ein Gesetzesparagraph formuliert wird. Insofern ist das, was wir hier ausprobie-ren, auch auf einer ganz anderen Ebene wirksam. Es kann so die gesamte Gesell-schaft prägen und die Situation von Men-schen verbessern, weil es Einfluss auf die Gesetzgebung hat.

So ist durch die Arbeit im Mehrgenerationen-haus unsere Gemeinde in eine andere Position gerückt?Ja, sie ist dadurch in einem anderen Seg-ment. Kirche ist vom Ursprung her ja nun nicht total mit allen vernetzt, z.B. mit den Ehrenamtsvereinen, der Stadtverwaltung oder dem Kreis oder auch auf Bundesebene. Wir sind durch das Programm Mehrgene-rationenhäuser in eine ganz andere Position

gekommen, was die Verbin-dung mit an-

deren angeht. Und S i l k e Schmidt und ich haben auch von vorn-herein gesagt, wenn wir etwas machen, dann in Kooperation mit jemandem. Die-ses Konzept ist sehr gut aufgegangen. Das meiste machen wir zusammen mit anderen, z.B. mit Diakonie ambulant oder mit dem Turnverein, mit der Stadt u.a. – auch, um bekannter zu werden. Mittlerweile wer-

Das Mehrgenerationenhaus wird als Bundespro-jekt von öffentlichen Mitteln gefördert. Wie stellt sich das denn dar?Da kommt dann natürlich ganz viel politi-scher Wille rein, denn ein Bundesprojekt ist dann zu fördern, wenn es dem politischen Willen entspricht. Dieser Gesellschaftsan-satz muss zu uns passen. Gerade mit dem Anliegen, dass man das Miteinander der Generationen stärken möchte, war das ge-geben. Auch zu den Ursprüngen der diako-nischen Arbeit wie dem n.e.t.z.-Büro und damals auch der Kaffeestube „Lichtblick“ hat das Projekt Mehrgenerationenhäuser einfach sehr gut gepasst.

Es ist immer zu prüfen: Entsprechen sich der politische Wille und der Auftrag bzw. die Vision der Gemeinde? Wenn nicht, kann man so ein Projekt auch nicht machen.

Wie ist es in der Praxis für dich? Ein Teil deiner Arbeit hat auch damit zu tun, die

Inhalte der Arbeit zu beschreiben und an das Ministerium zu senden. Ich habe die Aufgabe, einmal im Jahr ein Selbstmonitoring durchzuführen und eine finanzielle Abrechnung vor-zulegen, damit deutlich wird, dass das Geld ordnungsgemäß verwendet wird.

Was man wissen muss: Die Re-gierung macht ein Projekt, weil sie etwas herausfinden will, um auf dem Hintergrund der Ergebnisse z.B. ein Gesetz erlassen zu können. Auch im Pro-jekt Mehrgenerationenhäuser ist das so. Unsere Erfahrungen werden an das Mi-nisterium zurückgemeldet, und das lernt daraus. Deswegen ist es wichtig, unsere Erfahrungen gut und ehrlich darzustellen, damit deutlich wird, was funktioniert und was nicht. Z.B. in dem Landesprojekt, das wir gerade machen, in dem es um die

Ein anderes Beispiel ist die Stadtteil-arbeit. Mit der Alten Hansestadt Lemgo gehen wir zusammen in die Stadtteile Lem-gos, bringen Bürger zusammen und fragen sie: Was muss eigentlich in eurem Stadtteil passieren, dass ihr hier gern alt werdet? Wir bringen auch da Menschen zusammen, die vorher vielleicht gar nichts miteinander zu tun hatten, dann aber gemeinsam aktiv werden für ihren Stadtteil. Dadurch gibt es wieder so kleine „Laborräume“ wie der Kaffeetreff in Lieme

oder die Bürgersprechstunde in Lüerdissen. Wich-tig ist mir dabei auch, die Kirche wieder „ins Dorf zu bringen“, als wesentlichen Akteur einzubringen. Denn Kirche ist ein gemeinschaftsstiftender Ort.

Haben deiner Ansicht nach Christen etwas Beson-deres in politischer Arbeit einzubringen?Die Perspektive ist eine besondere: Sie ist geprägt von biblischen Ansichten, wie das menschliche Miteinander funktionieren kann, welche Werte dem zugrunde liegen, und von ihrem Ziel vom „Himmel auf Erden“. Wie haben wir es genannt bei der 100-Jahr-Feier unserer Gemeinde? „Für Himmel und ewig“. Wir haben nicht nur eine zeitliche, sondern eine ewige Perspek-tive. Von einer Parteizugehörigkeit ist das aber unabhängig.

Beim Stadtteilprojekt in Lüerdissen

Am Freitag: Internationales Frauencafé

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den wir auch oft auf Partnerschaften hin angesprochen.

Wird die Kirche dahinter gesehen?Ja, auf jeden Fall. Die meisten wissen um die kirchliche Trägerschaft. Ich sage es auch im-mer, wenn ich eine Zusammenarbeit mit neu-en Partnern beginne. Die Resonanz darauf ist positiv. Denn im Vordergrund steht auch die Zusammenarbeit, das gemeinsame Ziel eint.

Hast du eine besondere Vision, wo möchtest du hin?Mir ist wichtig, dass Christen das Potential entdecken, Gesellschaft zu gestalten. Und dieses Potential haben wir! Dabei auch den Spagat zu schaffen zwischen dem, im Glauben verwurzelt zu sein, und dem, in Aktion zu treten. Denn viele fallen auf der einen oder anderen Seite vom Pferd: Die einen sammeln sich und Kirche wird zum Selbstzweck, und die anderen ver-heizen sich in blindem Aktionismus und haben keine Reflektion mehr, ob sie nicht schon den Rahmen jeglicher christlicher Werte verlassen haben. Mir ist für uns Christen wichtig, dass wir uns bewusst auf diese Herausforderung einlassen und dabei zugleich entdecken, dass darin eine irre Kraft liegt, Gesellschaft zu gestalten. Miteinander können wir lernen, wie das

Open-Air-Kino alsDankeschön!Für alle ehrenamtlich Mitarbeitenden der Gemeinde am Freitag, den 22. August um 20 Uhr an der Lüerdisser Kirche

Auch in diesem Jahr wollen wir allen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren Einsatz in der Ge-

meinde mit einem Fest „Dankeschön“ sagen. Im letzten Jahr war es ein wunderschöner Ta-gesausflug in den Tierpark Ströhen, für dieses Jahr haben wir uns wieder etwas Neues ausge-dacht, und zwar ein Open-Air-Kinoabend auf dem Gelände der Lüerdisser Kirche. Wir beginnen um 20 Uhr mit Snacks und ge-mütlichem Plausch, um 21 Uhr wird der Film (der von einem 3er-Gremium speziell für das Pauli-Publikum ausgesucht wird) starten. Wir rechnen natürlich mit bestem Sommer-wetter. Aber bei Regen fällt das Fest nicht aus, sondern dann wird die Veranstaltung in der Kirche in der Echternstraße stattfinden. Also, herzliche Einladung zu diesem Danke-schön-Abend!

Das Mehrgenerationen-haus Lemgo besteht seit Juni 2007. Trä-ger ist die Kirchen-gemeinde St. Pauli, f inanziell geförder t wird es durch das Akti-onsprogramm Mehrgene-rationenhäuser des Bundes. Der aktu-elle Förderzeitraum endet am 31.12. dieses Jahres, die Weiterförderung ist noch nicht geklärt.Ziele aus dem ersten Aktionsprogramm sind: das Miteinander und den Austausch der Ge-nerationen zu fördern, ein nachbarschaft-liches Netzwerk familiennaher Dienstleis-tungen zu schaffen und bürgerschaftliches Engagement zu unterstützen. In der verän-derten Fortsetzung des Programms kamen noch neue Schwerpunkte wie z.B. „Alter und Pflege“ dazu.

Am Montag: Spielen im BegegnungsCafé Pauli

dann gehen kann. Wir brauchen Orte, an denen man sich austauschen kann über das, was geschieht, und wo man miteinan-der die Geister unterscheidet, was gut ist und was nicht.

Ich danke dir für das Gespräch!Das Interview führte Cora Salzmann

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Wollen wir uns wieder vertra-gen?“ Spätestens abends im Bett fragt das unser Vierjähriger,

wenn noch ein Hauch von Ärger in der Luft hängt. Denn zuvor waren kindlicher und elterliche Wille aufeinandergeprallt und hatten einen kleinen „Beziehungsunfall“ verursacht. Erst als er das erlösende „Ja!“ hört, kann er beruhigt schlafen.

Versöhnung ist etwas Kostbares, sie ist befreiend und heilend. Der Schaden, den so ein „Beziehungsunfall“ angerichtet hat, wird durch sie behoben. Versöhnung ver-bindet neu, wenn die Gemeinschaft getrübt oder im extremsten Fall sogar zerbrochen war, sie stellt die Beziehung wieder her. Wie gut!

Es ist darum nicht weiter erstaunlich, dass in der Bibel Versöhnung etwas We-sentliches ist. Denn dass Menschen wieder

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lungen folgen erst daraus, sie sind Taten, die am göttlichen Willen vorbeigehen. Sünde ist auch ein „Beziehungsunfall“ zwischen Mensch und Gott. Aber das er-lösende „Ja!“ hat Gott zu uns zum Glück schon gesagt, und zwar in der Lebens-hingabe Jesu Christi für uns. Wer es hört und für sich annimmt, ist mit Gott wieder verbunden, versöhnt. Wie gut!

Luther sprach von einem „fröhlichen Wechsel und Tausch“: Sünde wechselt Gott aus gegen Versöhnung, er tauscht den „Beziehungsunfall“ gegen neue Ge-meinschaft.

Luther hat damit tatsächlich den Kern getroffen, was Versöhnung ausmacht. Das griechische Wort für Versöhnung umfasst nämlich ein breites Spektrum, in dem sich Wechsel, Tausch, Veränderung, Aussöh-nung bewegen. Dabei wird alles durch die

zueinander finden, und vor allem auch, dass Gott und Menschen wieder in Ge-meinschaft kommen und sie leben, ist ihr Herzstück.

So schreibt zum Beispiel Paulus in sei-nem zweiten Brief an die Christen in Ko-rinth:

Gott hat uns durch Christus mit sich selbst versöhnt. Ja, in der Person von Christus hat Gott die Welt mit sich ver-söhnt, sodass er den Menschen ihre Ver-fehlungen nicht anrechnet. Den, der ohne jede Sünde war, hat Gott für uns zur Sünde gemacht, damit wir durch die Verbindung mit ihm die Gerechtigkeit bekommen, mit der wir vor Gott bestehen können.

(aus 2.Kor 5,18-21, nach der Neuen Genfer Übersetzung.)

Sünde ist ein altes Wort, und es bedeu-tet, von Gott getrennt zu sein. Die Verfeh-

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A N - G E - D A C H T

C O R A S A L Z M A N N

A L E X ’ T A G E B U C H

PolitikJa, Frau Sauer hat viele Ticks („poli-tik`s“), z.B spricht sie

gerne fremde Menschen an.So geschehen auch am Morgen des Heiligabends 2013.

Familie Sauer geht traditionell mit Freunden ins Theater (das Weihnachtsstück, sehr zu empfehlen!), um danach gemütlich im Café Wien einen Kaffee zu trinken.Man isst, quatscht, genießt die gemeinsame Zeit, und auf einmal merkt man, dass am Nebentisch ganz allein eine ältere Dame sitzt.Man wünscht ihr einen guten Appetit und fragt, ob sie heute auch noch etwas Schönes vorhat, (es ist ja schließlich Weihnach-ten), aber nein…Tränen fließen, man sei ganz allein, der Mann seit drei Jahren tot, keine Kinder und auch keine Verwandten in der Nähe.Da nimmt man sich Zeit, obwohl man eigentlich los muss (es ist ja schließlich Weihnachten), versucht, etwas zu trösten und denkt sich: „Diese Frau braucht doch auch ein Geschenk!“Schnell die Dame „gescannt“ (der Pastelltyp), nebenan zu H&M gehuscht und einen Schal in rosahellblau erstanden, in die Ge-schenktüte gestopft und wieder rüber ins Café.Die Dame packt aus, und wieder Tränen, aber diesmal vor Freude!Man bietet ihr an, sie mitzunehmen, sozusagen eine „Sponta-nadoption“, zumindest soll sie heute was Schönes machen, an ihren Mann denken, aber nicht mehr weinen (es ist ja schließlich Weihnachten).Sie nickt und verspricht, „brav“ zu sein.Eine schöne Begegnung, bereichernd für beide!

PS: Wir haben uns neulich „zufällig“ wieder getroffen, große Freude auf beiden Seiten, natürlich ein Kaffee im Café und das Versprechen, sich nun öfter zu treffen!(und nicht nur an Weihnachten)

A L E X A N D R A S A U E R

eine große Kraft ins Rollen gebracht, die mächtige Liebe Gottes. Und sie stößt eine Bewegung an, die weitergeht.

Wir werden durch Gottes Liebe in diese Bewegung hineinge-nommen. Wir werden versöhnt und selbst Botschafter der Versöh-nung (vgl. 2.Kor 5, 20). Botschafter dafür, dass Menschen wieder in Gemeinschaft mit Gott kommen und in ihr leben. Botschafter auch dafür, dass Menschen zueinander finden.

Praktisch wird das in vielen Lebensbereichen, z.B. dann, wenn wir im Streit (oder vielleicht auch erst nach dem Streit) Versöhnung suchen, z.B. auch, wenn wir Streit schlichten. Denn so tragen wir dazu bei, dass „Beziehungsunfälle“ nicht im Totalschaden enden, sondern dass Menschen sich wieder in Frieden begegnen können.

Versöhnung geschieht aber nicht nur da, wo Streit aus der Welt geschafft wird. Es gibt ja auch Trennungen, deren Ursache kein Zwist ist, sondern z.B. die Andersartigkeit des Anderen. Versöh-nend sind darum auch Menschen, die Kontakt zu Menschen, die ihnen fremd sind, suchen. Versöhnend sind diejenigen, die grund-verschiedene Typen zusammenbringen, so dass ein Aus-Tausch ent-stehen kann – im schönsten Fall ein fröhlicher. Und das geschieht in der Gemeinde! Ja, Gemeinde ist ein Versöhnungsort, denn viele unterschiedliche Menschen haben in ihr Platz: Der Jugendliche, die Ü30 und der Senior, die Lernbehinderte und der Akademiker, der Urlipper und die Südamerikanerin...

Versöhnung ist etwas Kostbares. Versöhnung stellt Beziehun-gen (wieder) her. Die mächtige Liebe Gottes hat eine Bewegung angestoßen, die weitergeht, auch bei uns und mit uns. Und wenn wir ihr Raum geben, dann wird sie noch mehr bewegen. Wie gut!

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Eine Vision für 2018Perspektiven des Kirchenvorstands für die Gemeindearbeit

Drei Aspekte sind uns wichtig geworden: wir möchten als Gemeinde noch mehr als bisher lernen, für Gott, für einander und für andere da zu sein.

Wir wollen noch stärker entdecken, was es heißt, von Gottes Liebe getragen zu werden und mit seinem Wirken zu rechnen. Gerade im Neuen Testament werden wir ermutigt und heraus-gefordert, einander zu lieben. Die Worte „vielfältige Gemeinde“ klingen gut, aber als Einzelpersonen sind wir so verschieden, dass wir uns schnell gegenseitig verletzen können oder uns zu Grüpp-chen Gleichgesinnter zusammenschließen und den „anderen“ aus dem Weg gehen. Wir wollen regelrecht einüben, auch und gerade den, der uns eher fremd ist, zu schätzen und achtsam miteinander umzugehen.

Wir sind eine reich beschenkte Gemeinde. Deshalb haben wir auch viel zu geben – nicht zuletzt auch die Erfahrung, wie lebens-verändernd der Glaube an Jesus Christus ist. Unsere Fähigkeiten, unsere Kraft und auch unsere Liebe zu Menschen sollen nicht nur hinter den Kirchenmauern bleiben. Wir sind ein Teil von Lemgo. Wir wollen unseren Anteil zum Wohl des Zusammenlebens in unserer Stadt beitragen.

Eine Vision beschreibt immer etwas, das noch nicht so ganz Wirklichkeit ist. Aber das Potential, sie erreichen zu können, ist da. Gemeinsam.

Ich bin davon überzeugt: Wir schaffen das – mit Gottes Hilfe. K A I M A U R I T Z , V O R S I T Z E N D E R D E S K I R C H E N V O R S T A N D S

Durch meine Arbeit beim Weißen Kreuz komme ich mit vielen Menschen in Kontakt, die nicht aus Lemgo kom-men und dann auch nach meiner Gemeinde fragen, in der

ich als Pfarrer arbeite. Dann versuche ich, mit wenigen Worten zu beschreiben, was St. Pauli für mich so besonders macht, und das ist Folgendes: Die Gemeinde ist bunt, vielfältig, lebendig und entwickelt sich immer etwas weiter. Mir begegnen dort außeror-dentlich engagierte Ehrenamtliche und Angestellte. Es herrscht ein Teamgeist. In welcher Gruppe oder Veranstaltung man sich auch befindet, ich finde immer die Einstellung vor, nur miteinander ein Ziel erreichen zu können. St. Pauli bietet Lebensräume, wo auch diejenigen, die mal eine Wegstrecke getragen werden müssen, ihren Platz finden. Das begeistert mich.

Wer jetzt einen Ameisenhaufen vor dem inneren Auge sieht, liegt nicht ganz falsch. Aber viele Menschen, die zusammen arbei-ten und auch zusammen Gemeinde (er-)leben, brauchen unbedingt ein gemeinsames Ziel. Man könnte es auch eine Vision nennen, die allen an ihrem jeweiligen Platz eine Idee davon gibt, wohin es geht. Doch: Was ist die Vision von St. Pauli?

Im letzten Jahr hat sich der Kirchenvorstand intensiv mit dieser Frage auseinandergesetzt. Mögliche Ziele gibt es natürlich viele, aber welches passt zu uns? Und als Christen wollen wir natürlich so klar wie möglich herausfinden, wohin Gott mit unserer Gemeinde unterwegs sein möchte.

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A U S D E M K I R C H E N V O R S T A N D

Das bedeutet:Wir leben als Kinder Gottes aus der Vaterliebe – und haben mehr Sehnsucht nach ihr. Wir lassen uns durch Jesus leiten.Wir erwarten das Wirken des Heiligen Geistes.Wir erfassen stärker, dass Gott heilig ist.Unser Ziel:Wir erleben eine neue Freiheit.Wir erleben eine neue Vollmacht.Wir werden in eine größere Weite geführt. Wir werden mutiger und selbstbewusster.

Das bedeutet:Wir vertrauen einander trotz unserer Unterschiedlichkeit.Wir wertschätzen einander.Wir pflegen einen achtsamen Umgang miteinander.Wir gehen ehrlich mit unseren Schwächen und Fehlern um und bitten um Vergebung. Unser Ziel:Wir rechnen damit, dass uns die Liebe Verständnis und Güte füreinander gibt.Wir leben Demut, um durch sie Wertschätzung des anderen zu lernen.Wir wollen in unserer Kommnikation untereinander Zuhören und Verstehen einüben.Wir stehen zu unseren Schwächen und Fehlern, weil wir Buße und Vergebung leben wollen.

Das bedeutet:Wir beteiligen uns in unserer Stadt zum Wohl der Stadt.Wir achten Andere (Ältere, Junge, Einsame, Schwache, Randgruppen).Wir suchen Wege zueinander und sind bereit, unbequeme (oder unorthodoxe) Wege zu gehen. Unser Ziel:Wir sind für unsere Stadt sichtbar.Wir sind engagiert, so dass man uns sieht und hört.Wir sind in der Gemeinde gewachsen, weil Menschen Jesus Christus gefunden haben.

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Der dreieinige Gott ist unter unsund als Vater, Sohn und Heiliger Geist sichtbar.

Wir sind in der Liebe zueinander gewachsen.

Wir engagieren uns für Versöhnung in unserer Stadt.

Herzliche Einladung zur

GEMEINDEVERSAMMLUNG

Thema: „St. Pauli - Gemeinde

mit Vision gestalten!“

Mittwoch, 10.09., 20.00 Uhr, Gemeindehaus

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A U S D E M K I R C H E N V O R S T A N D

Abendmahl mit Kindern

Seit dem 4. Mai wird in unserem Gottesdienst nun das Abendmahl zusammen mit Kindern gefeiert. Dieser Entscheidung ist ein langer Prozess vorausgegangen, in dem wir uns mit der Bedeutung des Abendmahls auseinandergesetzt haben.

Seit der Reformationszeit war es üblich, dass man erst zum Abendmahl zugelassen wur-de, wenn Taufe und Konfirmation vorangegangen waren. Dieses war auch langjährige Praxis in St. Pauli.Seit 2006 hat die Lippische Landeskirche die Öffnung des Abendmahls für Kinder, nach intensiven Beratungen und schriftlicher Stellungnahme, befürwortet.Wir haben im Kirchenvorstand seit dem vergangenen Jahr das geistliche Anliegen des Abendmahls mit Kindern reflektiert. Es wurde im Kirchenvorstand und in unterschiedli-chen Ausschüssen diskutiert, dann auf der Gemeindeversammlung im Januar 14 vorge-stellt und zu einer Aussprache geführt. Im Februar wurde daraufhin der Beschluss gefasst, das Abendmahl mit Kindern einzuführen. Auch mit den Kindern haben wir über die Bedeutung des Abendmahls gesprochen. Im Kindergottesdienst wurde das Thema ausführlich behandelt und erstmalig Abendmahl gefeiert. Zusätzlich haben die Eltern einen Brief mit allen wichtigen Informationen und ein kindgerechtes Heft mit Gedanken zum Abendmahl bekommen.

Neutestamentliche Gründe für das Abendmahl mit KindernJesus setzte das Abendmahl ein und bezog sich dabei direkt auf das Passahmahl, welches immer schon von der ganzen Familie gefeiert wurde. Seine Mahlgemeinschaft mit Menschen war geprägt von bedingungsloser Annahme. Zudem stellt er Kinder und ihren Glauben als Vorbild für Erwachsene vor Augen: Sie dürfen ohne Abstriche zu ihm kommen.

Auch als die ersten christlichen Hausgemein-den entstanden, kann man davon ausgehen, dass die Kinder der Familien selbstverständlich zur Mahlgemeinschaft, innerhalb der das Abendmahl gefeiert wurde, dazugehörten.

Im Posaunenchor Lemgo:

Neuer Leiter

Oliver Eggert, 41 Jahre, aufge-wachsen in Schötmar, ist neuer Leiter des Posaunenchores Lem-

go. Er hat in Detmold Instrumentalpäda-gogik studiert und ist selbst Dozent an der Hochschule für Musik. Neben seiner Konzerttätigkeit unterrich-tete Eggert in Einzel- und Gruppenun-terricht Schülerinnen und Schüler in den Fächern Blockflöte, Keyboard, Klavier, Trompete sowie in Harmonielehre, Theorie-Tonsatz, Partiturkunde und Instrumentenkun-de.Eggert freut sich insbesondere auf die kirchenmu-sikalische Arbeit mit dem Posaunenchor, aber auch auf die zwischenmenschlichen Aspekte, die dieser Beruf mit sich bringt!www.posaunenchor-lemgo.de

Chronik des Posaunenchores ist online und im Buchhandel

Seit 9. Mai ist die Chronik über die Geschichte des Posaunenchores Lemgo als Blätterversion (www.

posaunenchor-lemgo.de) im Internet zu lesen. Für Eur 7,50 ist sie auch im Buch-handel, im Hexenbürgermeisterhaus und im Gemeindebüro St. Nicolai zu erhalten.

Häufig wird Paulus im 1. Korintherbrief 11,27f zitiert (Wer nun unwürdig von dem Brot isst oder aus dem Kelch des Herrn trinkt, der wird schuldig sein am Leib und Blut des Herrn. Der Mensch prüfe aber sich selbst...), verbunden mit dem Zweifel, ob Kinder zur Selbstprüfung in der Lage sind und möglicherweise „unwürdig“ am Abendmahl teil-nehmen.

Mit einem unwürdigen Vollzug des Abendmahls ist aber nicht gemeint, dass ein bestimmter intel-lektueller Reifegrad erreicht sein muss, sondern ein Vollzug, der die Heilstat Christi durch liebloses Verhalten untereinander missachtet. Diesen As-pekt nun können auch Kinder verstehen.

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Seniorenfreizeit auf Borkum vom 25.10. - 5.11.2014

Die pure Freude!

S E N I O R E N F R E I Z E I T

Wir sind alle 20 Jahre jünger ge-worden. Es war die pure Freu-de!“, meinte eine Seniorin zum

Abschluss der letzten Freizeit auf Borkum 2010. Wir freuen uns, auch dieses Jahr wie-der eine Gemeindefreizeit für die ältere Ge-neration auf der schönen Insel anbieten zu können, und erwarten, dass es eine ähnlich herrliche Zeit sein wird! Dabei sind auch Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die zum ersten Mal mit dabei sind, ganz herzlich willkommen. Denn neue Menschen kennen zu lernen und Gemeinschaft zu erleben ist einfach bereichernd!

Die ostfriesische Insel Borkum ist auch im Herbst noch wunderschön und hat durch ihr Hochseeklima in der Regel auch in dieser Jahreszeit noch oft milde Tem-peraturen. Wir sind in einem der „Gäste-häuser Viktoria“ untergebracht, die sich in unmittelbarer Nähe zum Strand und zur Innenstadt befinden. Die Zimmer sind freundlich eingerichtet und verfügen über DU/WC und Telefon.

Der Tagesablauf ist folgendermaßen: Nach dem gemeinsamen Frühstück treffen wir uns zu einer Morgenandacht, zu der ein biblischer Impuls genauso gehört wie das Singen und der persönliche Austausch über Fragen des Glaubens. Im täglichen Wechsel werden entweder Ausflüge am Nachmittag angeboten oder Abendprogramme, die un-terschiedliche Akzente setzen: von fröhlich und bunt bis zu ernsthaften Themen. Neben den Programmangeboten gibt es noch genü-gend Zeit zur freien Verfügung.

Preise: im Doppelzimmer Eur 570,-, im Einzelzimmer Eur 670,-

Die Preise beinhalten Vollpension, Bus-transfer, Kurtaxe, Reiserücktritt und Fähr-verbindung. Kosten, die durch Ausflüge entstehen, müssen gesondert gezahlt wer-den.Anmeldung bis zum 15. August 2014.

Leitung und weitere Informationen: Pfr. Kai Mauritz Tel. 126 79, E-Mail: [email protected]

Aus dieser neutestamentlichen Perspektive sehen wir als Gemeinde keinen Grund, Kinder vom Abendmahl auszuschließen. Im Gegenteil, sie sind im Sinne Jesu herzlich eingeladen. Was das Abendmahl bedeutetJeder, dem es beim Abendmahl um die Gemein-schaft mit Jesus Christus geht, darf am Abend-mahl teilnehmen. Er ist eingeladen, um Christi Vergebung zu erfahren und durch seinen Heiligen Geist zur Nachfolge gestärkt zu werden, in der Gemeinschaft. Wer sich nicht bereit dazu fühlt, das Abendmahl zu feiern, oder es nicht möchte, sollte das auch nicht tun.

Dies gilt nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene. Deshalb soll bei der Einleitung zu unseren Abendmahlsfeiern die Bedeutung des Abendmahls auch immer kurz erklärt wer-den.

Aber grundsätzlich gilt: Jesus selbst schließt keinen vom Abendmahl aus, der in die Gemein-schaft mit ihm kommen möchte.Zur PraxisDie Kinder kommen zusammen mit ihren Eltern zum Abendmahl.

Bisher war die Praxis, dass den Kindern, die mit zum Abendmahl mit ihren Eltern mitgekommen waren, ein Segenswort zugesprochen wurde. Nun bekommen sie Brot und Kelch mit Traubensaft gereicht, die Eltern sind den Kindern behilflich. Die Eltern können aber auch deutlich machen, dass sie nicht möchten, dass ihr Kind das Abendmahl erhält. Dann wird dem Kind wie zuvor ein Segens-wort zugesprochen.

Wir wünschen uns jedenfalls durch diese neue Praxis, dass uns die Abendmahlsfeiern als Ge-meinde und auch als Familien stärker miteinander und mit Jesus Christus verbinden.

Der Kirchenvorstand

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Das Mehrgenerationenhaus bietet seit einigen Jahren gemeinsam mit verschiedenen Partnern in Lippe Unterstützung für

pflegende Angehörige an. Was mit einem Gesprächskreis angefangen hat, in dem Betroffene offen über ihre Nöte sprechen

konnten, hat sich zu einer breiten Palette von Angeboten erweitert.

Ehrenamtliche Unterstützung für pflegende AngehörigeDas Mehrgenerationenhaus stellt sich einer Zukunftsaufgabe

Zum Gesprächskreis kam bald ei-ne Betreuungsgruppe, in der sich ehrenamtliche Mitarbeiterinnen

und Mitarbeiter um die Demenzerkrankten kümmern. Aus dem Bedürfnis der Angehö-rigen heraus, sich mehr mit Demenz und den Herausforderungen der Pflege aus-einanderzusetzen, wurden Informations-abende, Pflegeinitialkurse und zuletzt auch spezielle Kurse für pflegende Angehörige im Rahmen des Mehrgenerationenhauses durchgeführt. Der Bedarf war so groß, dass im letzten halben Jahr mehrere Kurse par-allel angeboten werden mussten.

Außerdem hat sich Silke Schmidt zur De-menzfachbegleiterin weiterqualifiziert, um in Lemgo ein professionelles Beratungsange-bot anzubieten.

Neben Beratungs-, Gesprächs-, Informa-tions- und Schulungsangeboten für die An-gehörigen ist es eine weitere Notwendigkeit, konkrete Entlastungsangebote im Alltag zu schaffen. Hier hat das Mehrgenerationen-haus im Betreuungsteam Lippe e.V. einen wertvollen Partner gefunden. Gemeinsam

mit dem Kreis Lippe und dem Verein konn-ten im Frühjahr insgesamt 15 Seniorenbe-gleiterinnen und Seniorenbegleiter ausgebil-det werden, die jetzt die Möglichkeit haben, sich über den Verein in Haushalte vermitteln zu lassen und dort ehrenamtliche Betreuung für Seniorinnen und Senioren anzubieten.

Der Pflegemix als ZukunfmodellDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Mehrgenerationenhauses sind in ihrer Arbeit damit konfrontiert, dass der Bedarf an Unterstützung in der Pflege stetig zu-nimmt.

Der demografische Wandel verlangt von immer mehr Menschen, sich den Herausfor-derungen der häuslichen Pflege zu stellen. Dabei sind häufig die Bedürfnisse der Fa-milie, die Erwerbsarbeit und die Pflege nur schwer miteinander zu vereinbaren. Nicht wenige pflegende Angehörige kommen in diesem Spannungsfeld an die Grenzen ihrer physischen und psychischen Belastbarkeit.

„Unterstützungs- und Pflegebedarf un-ter den Bedingungen des demografischen

Wandels erfordert das Zusammenwirken von Eigenverantwortung, familiärer Unter-stützung, bürgerschaftlichem Engagement, professionellen Sozialdiensten und staatli-cher Absicherung.“ Mit diesem Satz bringt das strategische Konzept „Selbstbestimmt altern“ der Bundesregierung die Tatsache auf den Punkt, dass Pflege in Zukunft ein Zusammenspiel von professionellen und freiwilligen Akteuren sein muss, um erfolg-reich zu sein, d.h. es muss ein sogenannter Pflegemix sein.

Pflegebegleiter gesucht!Das Mehrgenerationenhaus sieht hier sei-nen Beitrag schwerpunktmäßig darin, die familiäre Unterstützung und das freiwillige Engagement in der Pflege zu stärken.

Deswegen war es uns sehr wichtig, uns am Forschungsprojekt „Unternehmen Pflegebe-gleitung“ des Landes Nordrhein-Westfalen in Zusammenarbeit mit dem Forschungsin-stitut Geragogik (FoGera) zu beteiligen.

In einem Vorbereitungskurs werden im Rahmen des Projektes Pflegebegleiterinnen

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A U S U N S E R E M M E H R G E N E R A T I O N E N H A U S

Wenn Sie Fragen zur Arbeit des Mehrgenera-tionenhauses haben oder sich ehrenamtlich einbringen wollen, steht Ihnen unser Büro gerne zur Verfügung. Sie erreichen uns unter (0 52 61) 920 46 08 oder über Email: [email protected]

8 Das Begegnungscafé in der Echternstr. 12 ist Mo, Di, Mi und Fr jeweils von 15 – 18 Uhr geöffnet. Unsere Cafémitarbeiterinnen freu-en sich über Ihren Besuch!8 Silke Schmidt vermittelt im n.e.t.z.-Büro ehrenamtliche und professionelle Hilfe und Unterstützung vom Besuchsdienst über Be-ratung bis hin zur Nachbarschaftshilfe. Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Infor-mation über weiterführende Hilfen, Angebote und Beratung zum Thema Demenz.Sie erreichen sie zu den Büroöffnungszei-ten dienstags 11.00 – 12.00 Uhr und mitt-wochs 15.00 – 18.00 Uhr, telefonisch unter (0 52 61) 66 89 29 oder über Email:[email protected] Wenn Sie unsere Arbeit finanziell unter-stützen möchten, dann können Sie unter dem Vermerk »Mehrgenerationenhaus« spenden auf das Konto:Kirchengemeinde St. Pauli,Konto-Nr. 1 25 59 bei der Sparkasse Lemgo (BLZ 482 501 10)

Das Mehrgenerationenhaus wird gefördert von:

und Pflegebegleiter ausgebildet, die dann ehrenamtlich pflegende Angehörige im Pfle-geprozess begleiten. Diese Begleitung ist hauptsächlich als entlastendes Gesprächsan-gebot zu verstehen, in dem der pflegende An-gehörige und der Pflegebegleiter gemeinsam nach Unterstützungs- und Entlastungsmög-lichkeiten für die jeweilige Situation suchen. Da wo der „Beratungsprofi“ vielleicht nur einen kleinen Zeitanteil für einen pflegen-den Angehörigen zur Verfügung hat, nimmt sich der Pflegebegleiter bewusst Zeit und ist bereit, den Marathon „Pflege“ mit dem Angehörigen gemeinsam zu laufen.

Das Projekt Unternehmen Pflegebeglei-tung will dabei noch besonders die Verein-barkeit von Pflege und Beruf in den Blick nehmen und auch Unternehmen Pflegebe-gleiterinnen und Pflegebegleiter für ihre An-gestellten zur Verfügung stellen.

Aus der Erfahrung bestehender Pflegebe-gleiterinitiativen sind vor allem Menschen, die die Aufgabe der häuslichen Pflege selbst gemeistert haben, bereit, ihre Erfahrungen weiterzugeben und andere im Pflegepro-zess zu unterstützen. Natürlich gibt es auch immer Menschen, denen auch ohne eige-nen biografischen Hintergrund die Situation pflegender Angehöriger am Herzen liegt.

Das Mehrgenerationenhaus sucht nach Menschen, die sich dieser Zukunftsaufgabe stellen wollen und als Pflegebegleiterinnen und Pflegebegleiter ehrenamtlich pflegende

Angehörige unterstützen möchten. Neben dem Einsatz in der Einzelbetreuung pfle-gender Angehöriger wäre es auch möglich, in den bestehenden Angeboten des Mehr-generationenhauses mitzuarbeiten und z.B. Gesprächskreise oder Angehörigengruppen zu leiten Außerdem soll unter den Pflegebe-gleiterinnen und Pflegebegleitern ein Netz-werk entstehen, in dem man sich gegenseitig in der Aufgabe unterstützt.

Falls Sie Fragen zu bestehenden Angeboten oder zur Pflegebegleitung haben, wenden Sie sich bitte an:Silke Schmidt,Tel. 0 52 61 / 66 89 29 oder E-Mail: [email protected]

Termine

Vorbereitungskurs

Pflegebegleiter:

14.11.14 18 - 20 Uhr

15.11.14 9 - 18 Uhr

22.11.14 9 - 16 Uhr

30.1.15 18 - 20 Uhr

31.1.15 9 - 18 Uhr

14.2.15 9 - 16 Uhr

06.3.15 18 - 20 Uhr

07.3.15 9 - 18 Uhr

21.3.15 9 - 16 Uhr

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SENIORENFREIZEIT auf der Insel Borkum vom 25.10. – 05.11.»Erholung, Gemeinschaft und geistliche Impulse«. Die Unterbringung erfolgt im Gästehaus Victoria. Preise: DZ € 770,–/ EZ € 940,– inkl. Vollpension, Bustransfer, Fähre und Kurtaxe. Anmeldungen an Pfr. Kai Mauritz, Tel. 1 26 79, [email protected]

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INFOABEND KATECHUMENENMi, 20.08., 19.30 Uhr Informations-abend für die Eltern der Katechumenen im Gemeindehaus.

GEBURTSTAGSFEIERFÜR SENIOREN Do, 18.09., 15.30 Uhrim Gemeindehaus.

KATECHUMENEN-ÜBERNACHTUNG29.-30.09., Anmel-dungen ab sofort im Gemeindebüro, Tel. 1 58 94.

SEMINARREIHE : »Das ausgetauschte Leben. Erlösung verstehen.«

Ab Mi, 17.09., 10 Einheiten in einem 14-täg. Rhythmus (jeweils Mi, 19.30 Uhr - 21.15 Uhr)Weitere Informationen können den ab Juli ausliegenden Flyern entnom-men oder in der Beratungsstelle erfragt werden.Tel. 77 01 33, Email: [email protected]

Öffnungszeiten BegegnungsCafé (Echternstraße 12) Mo – Mi und Fr, 15 – 18 UhrDas BegegnungsCafé bleibt vom 14. Juli bis 10. August geschlossen.

FRAUEN- FRÜHSTÜCK IM GEMEINDEHAUS Sa, 20.09., 9 Uhr: »Pilgern« Anmeldung: Stefanie Hoyer, Tel. 184 64 46

DANKESCHÖNABENDFr, 22.08, 20 Uhr, für alle Ehrenamtlichen der Gemeinde. Open- Air-Kinoabend auf dem Gelände der Lüerdis-ser Kirche mit Snacks und Getränken. Da der Film, wegen spät einsetzender Dunkelheit, erst später starten kann, beginnen wir zuerst mit dem geselligen Beisammensein. Bei Re-genwetter fällt der Termin nicht aus, sondern findet in der Kirche in Lemgo statt.

GOLDENE UND DIAMANTENE KONFIRMATIONSo, 21.09., ab 10 Uhr (Gottesdienst)Es dürfen auch gerne die Konfirmandinnen und Konfirmanden der Jahrgänge 1964 und 1954 kommen, die nicht bei uns konfirmiert wurden, sondern irgendwo anders ihre Goldene und Diamanten Konfirmation in diesem Jahr feiern würden. Anmeldungen an das Gemeindebüro Tel. 1 58 94.

GOLDENE UND DIAMANTENE HOCHZEITWenn Sie anlässlich ihrer Goldenen und Dia-mantenen Hochzeit den Besuch eines Pfarrers oder der Pfarrerin wünschen, melden Sie sich bitte bei uns im Gemeindebüro, TeL. 1 58 94.

GOTTESDIENST »58«, SO, 26.10., 10 UHR

GEMEINDEVERSAMMLUNGMi, 10.09., 20 Uhr; »Gemeinde mit Vision ge-stalten!« & Überblick über den Finanzhaushalt

Deutschlandweit ein Zeichen setzen gegen Armut und Ungerechtigkeit

Info: www.58-filmgottesdienst.de


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