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Börse Frankfurtproxy.dbagproject.de/mediacenter/publikationen/boerse...Exoten-Märkte wie Pakistan...

Date post: 09-Apr-2018
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56
MAGAZIN Juli 2015 Börse Frankfurt AKTIEN. ANLEIHEN. ETF. FONDS. ZERTIFIKATE. Krise als Chance Ohne Rohstoffe geht in der Wirtschaft fast nichts. mehr.wissen Historie der Währungskrisen im.gespräch Hans A. Bernecker – „Aktien sind alternativlos“ ein.blick Daimler AG – 100 Modelle in 200 Ländern Nr. 03/2015 3,80
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MAGAZINJuli

2015

Börse FrankfurtAKTIEN. ANLEIHEN. ETF. FONDS. ZERTIFIKATE.

Krise als Chance

Ohne Rohstoffe geht in der Wirtschaft fast nichts.

mehr.wissen Historie der Währungskrisen

im.gespräch Hans A. Bernecker – „Aktien sind alternativlos“

ein.blick Daimler AG – 100 Modelle in 200 Ländern

Nr. 03/2015 • 3,80 €

Breites Spektrum. Made in Germany.LBBW Aktien-Anleihen.Rund 4.400 Aktien-Anleihen auf deutsche und europäische Stan-

dard- und Nebenwerte sprechen für sich. Die Landesbank Baden-

Württemberg ist der Top-Anbieter in dieser Produktklasse und

belegt auch in der aktuellsten DDV-Marktvolumenstatistik Platz 1

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Erfnder: Johann Wolfgang von Goethe

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AKTIEN. ANLEIHEN. ETF. FONDS. ZERTIFIKATE. I Börse Frankfurt Magazin

editorial 03

Griechenland bestimmt nach wie vor die Schlagzeilen. Nach dem „Nein“ der Grie-chen zum Sparkurs hat sich die Krise eher noch verschärft. Der Rücktritt von Finanzminister Varoufakis wurde zwar mit einem steigenden Kurs des Euro

quittiert, gleichzeitig brüstet sich Premier Tsipras, sein Land könnte sofort die Drachme wieder einführen. Ob Schuldenschnitt, Grexit oder Nothilfen für die Banken: Es wird noch viele Wochen dauern, bis auch nur eine annähernde Lösung zu erwarten ist.

Anleger sollten sich davon nicht entmutigen lassen, zumal der Anteil Griechenlands an der europäischen Wirtschaftsleistung nur 1,8 Prozent ausmacht. Einige Experten gehen denn auch davon aus, dass die Börse bald wieder zur Tagesordnung übergehen wird. In unserer Titelstory zeigen wir auf, welche Möglichkeiten die lange vernachlässigten Roh-stoffmärkte bieten. Unser Motto: Krise als Chance.

Wie es an den übrigen Märkten weitergehen könnte, erklärt Hans A. Bernecker im Exklu-siv-Interview. Dank seiner jahrzehntelangen Erfahrungen zählt Bernecker, der als Grand-seigneur der Börse gilt, zu den profundesten Finanzexperten in Deutschland.

Sommerzeit, Reisezeit. Warum nicht mit einem SUV abseits der Straßen auf Erkundungs-tour gehen? Pünktlich zum Start in die Feriensaison warten die Automobilhersteller mit neuen Geländewagen auf. Wer hinter die Kulissen der Luxushotellerie blicken möchte, sollte sich – vorzugsweise am Strand oder in einem edlen Hotelzimmer – unsere Buch-empfehlung „Sex bitte nur in der Suite“ nicht entgehen lassen.

Gut genießen lässt es sich auch in den Restaurants von Yannick Alléno. Worauf der Starkoch besonderen Wert legt, erfahren Sie im Interview.

Viel Spaß beim Lesen!

Ihr Christian Daniel [email protected]

„Die Krise kommt, die Krise geht,

die Welt ganz einfach fortbesteht“Wolfgang J. Reus, dt. Satiriker und Lyriker

Börse Frankfurt Magazin I AKTIEN. ANLEIHEN. ETF. FONDS. ZERTIFIKATE.

04 inhaltsverzeichnis

20 top.story Krise als Chance: Ohne Rohstoffe geht in der Wirtschaft fast nichts.

26 mehr.wissen

29 börsen.mythen

30 investment.thema Zinsen – Verachtet und doch geliebt

32 ein.blick Daimler AG: 100 Modelle in 200 Ländern

06 info.grafik 08 short.news

12 markt.bericht

15 meine.meinung

16 im.gespräch Hans A. Bernecker: „Aktien sind alternativlos“

top.story

20

Krise als Chance Ohne Rohstoffe geht in der Wirtschaft fast nichts.

AKTIEN. ANLEIHEN. ETF. FONDS. ZERTIFIKATE. I Börse Frankfurt Magazin

inhaltsverzeichnis 05

48 ab.fahren SUVs – Hochbeinige Allrounder

50 lese.stoff Im Zeichen der Sterne

52 auf ein.wort

54 schnell.notiert

34 detail.blick Hochfrequenzhandel 38 börse.historie Börse Japan: Bewegte Geschichte

40 anlegen.ausgeben

42 aus.gehen

44 aus.zeit Muss es immer Meer sein?

im.gesprächHans A. Bernecker: „Aktien sind alternativlos“ 16

44 aus.zeit Muss es immer Meer sein?

38börse.historie Bewegte Geschichte

Börse Frankfurt Magazin I AKTIEN. ANLEIHEN. ETF. FONDS. ZERTIFIKATE.

06 info.grafik

2001 2005 2009 2010

Mit „frisierten“ Zahlen schafft Griechenland die Aufnahme in die

Währungsunion.

Das Haushaltsdefizit liegt bei 5,64 % des BIP und steigt in den folgenden

vier Jahren auf 15,56 %*

Die Ratingagentur Standard & Poor‘s stuft nach der Bekanntga-be des deutlich erhöhten Haushaltsdefizits Griechenland herab.

Griechische Staatsanleihen werden nun mit einem deutlichen Risikoaufschlag gehandelt.

IWF, EZB und die Euroländer überweisen Kredite in Höhe von 110 Mrd. Euro. Die Zinssätze für griechische

Staatsanleihen sind unbezahlbar geworden.

PrologProlog ist das griechische Wort für Vorwort. Der griechische Philosoph Aristoteles definiert den Prolog als den Teil der Tragödie „vor dem Einzug des Chors“. In der aktuell stattfindenden griechischen Tragödie haben wir uns erlaubt, das Wort Chor durch „Regierung Tsipras“ aus-zutauschen, und die wichtigsten Ereignisse des Prologs zusammengefasst. * der Stabilitäts- und Wachstumspakt sieht die Höchstgrenze des jährlichen Haushaltsdefizits bei 3 % des BIP

** der Stabilitäts- und Wachstumspakt sieht die Höchstgrenze der öffentlichen Verschuldung bei 60 % des BIP

AKTIEN. ANLEIHEN. ETF. FONDS. ZERTIFIKATE. I Börse Frankfurt Magazin

info.grafik 07

2011 2014

Gesamtschuldenlast beträgt 350 Mrd. EUR

(160 % des BIP)**

Gesamtschuldenlast beträgt über 390 Mrd. EUR (180 % des BIP)**

Alexis Tsipras wird mit seinem radikalen Linksbündnis Syriza

neuer Ministerpräsident

2012

Mit Krediten in Höhe von 130 Mrd. EUR aus dem 2. Ret-tungspaket sollen Banken, Versicherungen und Invest-mentfonds bedient werden. Private Gläubiger akzeptie-

ren einen Schuldenschnitt von 107 Mrd. EUR.

25. Jan. 2015

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08 short.news

Geht es um die Geldanlage, ist dieses Motto wichtiger denn je. Daher geht die Aufklä-rungskampagne der Börse Frankfurt in die

dritte Runde. Auf www.mein-platz-zum-handeln.de erfahren Interessierte, warum Anleger fast immer die Börse Frankfurt als führenden Handelsplatz Deutschlands nennen. Hier finden Sie die Inter-views mit Messebesuchern der Invest 2015 in Stuttgart: von Kleinanlegern über Heavy Trader bis hin zu Finanzjournalisten und Börsenprofis. Sie wurden befragt, welche Wertpapiere sie han-deln und warum sie handeln. Was sie dabei von ihrer Börse erwarten und ob diese Erwartungen

erfüllt werden. Gleichzeitig ging die Börse Frankfurt der Frage nach, was Anleger veranlasst, sich bewusst für den Handel über die Börse zu entscheiden und wie sie ihr Geld investieren.

Bei allgemeineren Themen rund um die Börse wird auf die vorangegangene Kampagne www.frag-die-boerse.de verlinkt. Hier bekommen Anleger Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um Aktien, Anleihen, Fonds & Co. Verlinkungen auf die Website der Börse Frankfurt lassen keine Antwort vermissen. Sollte selbst dann der Wissensdurst nicht gestillt sein, helfen Experten der Telefon-Hotline oder das innovative Chat-Tool.

Die Börse klärt weiter auf„Wissen ist Macht“, postulierte der englische Philosoph Francis Bacon bereits vor fast 500 Jahren.

AKTIEN. ANLEIHEN. ETF. FONDS. ZERTIFIKATE. I Börse Frankfurt Magazin

short.news 09

Gut versorgtAcht von zehn Deutschen der Generation 50plus fühlen sich finanziell gut versorgt.

Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfra-ge der Nürnberger Teambank AG, die 1000 Personen

zwischen 50 und 79 Jahren befragte. Vor allem die über 70-Jährigen beschreiben ihre monetäre Lage deutlich besser als in den vergangenen Jahren. Fast zwei Drittel der Befragten wollen im kommenden Jahr verreisen, gut jeder Zweite will sein Eigenheim aufhübschen. „Die Generation 50plus ist nach wie vor zahlungskräftig. Sie trägt mit ihren Konsumausgaben erheblich dazu bei, dass Deutschlands Binnenkonjunktur floriert“, bringt Teambank-Vorstands-chef Alexander Boldyreff die Umfrage auf den Punkt.

Gleichzeitig glauben viele Vertreter der Generation 50plus, dass der Höhepunkt dieser positiven Stimmung

nicht mehr lange anhält. Rund jeder Dritte geht davon aus, dass sich seine finanzielle Lage in den kommenden Jahren verschlechtern wird. In diesem Fall würden die Betroffenen zuerst auf Luxus und Reisen verzichten. Wer sich bereits im Ruhestand befindet, ist der Umfrage zufolge am wenigsten bereit, sich bei finanziellen Engpässen einzuschränken.

Geht es um die richtige Geldanlage, geht Sicher-heit vor Rendite. Vorzugsweise investiert die Ge-neration 50plus in die betriebliche Altersvorsorge (44 Prozent), Bausparverträge (35 Prozent) oder Kapitallebensversicherungen (29 Prozent).

Mit dem von der Dresdner Bank herausgegebenen Partizipationsschein auf den DAX® konnten Anleger erstmals direkt in ein Börsenbarometer

investieren. Es war die Geburtsstunde eines Erfolgspro-dukts, das bis heute die Finanzindustrie prägt. Denn Privatanleger hatten erstmals die Gelegenheit, einen ganzen Index in einer Wertpapierkennnummer gebün-delt zu kaufen. Die Vorteile wurden schnell erkannt und machten die Index-Zertifikate zu einem ebenso beliebten wie nachhaltigen Finanzprodukt.

Heute gibt es eine Vielzahl von Basiswerten, die Band-breite reicht vom Index bis zur Einzelaktie, von Gold bis Kupfer, von Brasilien bis in die Türkei, von Chemie bis Solartechnik. Mit Zertifikaten kann der Anleger selbst in Exoten-Märkte wie Pakistan oder Vietnam sowie in neue Trends wie Fintec oder Drohnen investieren. „Index-Zer-tifikate haben den Privatanleger-Markt in Deutschland revolutioniert“, sagt Lars Brandau, Geschäftsführer des

25 Jahre ZertifikateAm 10. Juli 1990 wurde das erste Index-Zertifikat am deutschen Markt platziert.

Jahre Zertifikate

Deutschen Derivate Verbands DDV, „sie ermögli-chten, erstmalig kostengünstig gebündelt in einen Index zu investieren. Zuvor konnten Anleger nur einzelne Aktien erwerben. Diversifikation und Risikostreuung war deshalb nur zu vergleichswei-se hohen Gebühren über Fonds zu erreichen.“ Nach Angaben des DDV, dessen Mitglieder mehr als 90 Prozent des deutschen Zertifikatemarktes reprä-sentieren, lagen die Börsenumsätze in Zertifikaten und Hebelprodukten an den Börsen in Stuttgart und Frankfurt im Mai bei rund 3,8 Milliarden Euro. Das Volumen aller ausstehenden Zertifikate lag im März bei 75,4 Milliarden Euro. Eine im Juni veröffentlichte Studie des Branchenverbandes DDV zeigt, dass sich mehr als die Hälfte der Privatan-leger in Deutschland beim Kauf von Anlagezertifi-katen überdurchschnittlich hohe Renditen erhofft. Knapp 40 Prozent der 3226 Befragten wünschen sich Zuwächse von mehr als sieben Prozent.

Börse Frankfurt Magazin I AKTIEN. ANLEIHEN. ETF. FONDS. ZERTIFIKATE.

10 short.news

Nicht alles lief rund in dieser Zeit, wie aktuell auch das Gezerre um Griechenland zeigt. Unter

dem Strich ist die Entwicklung des wichtigsten deutschen Börsenbarometers jedoch eine Erfolgs-geschichte, langfristig betrachtet haben die Anleger fast immer vom DAX profitiert. Allein von 2009

bis 2014 hat sich der Blue-Chip-Index von knapp 5.000 auf rund 10.000 Punkte verdoppelt, zwi-schen 1994 und 2014 konnten Anleger eine jähr-liche Rendite von acht Prozent pro Jahr erzielen.

Der DAX-Geburtstag wurde von den Direktban-ken comdirect bank, Consorsbank, DAB Bank und ING-DiBa, die sich für die „Aktion pro Aktie“ zusammengeschlossen hatten, gebührend gefei-ert. Die Initiative „Aktion pro Aktie“ setzt sich für eine bessere Aktienkultur in Deutschland ein. Es gibt noch viel Aufklärungs- und Über-zeugungsarbeit zu leisten, denn Aktien sind als Anlageform hierzulande nach wie vor deutlich unterrepräsentiert – trotz niedriger Zinsen und mangelnder Alternativen. Wie eine Umfrage der „Aktion pro Aktie“ verdeutlicht, zeigen sich Direktbankkunden informierter. Während nur sechs Prozent der Filialbankkunden wussten, dass sich DAX zwischen 2009 und 2014 verdop-pelt hatte, waren es bei den Direktbankkunden immerhin elf Prozent.

Blick zurück mit FreudeAm 1. Juli wurde DAX 27 Jahre alt.

Nachlese In der ersten Ausgabe des Börse Frankfurt Magazins im Oktober 2014 wurde in der Rubrik investment.thema der Megatrend Automation & Robotics beleuchtet.

Das damals besprochene Zertifikat der UBS auf den Solactive Robotics & Drones Index konnte

seitdem rund 30 Prozent zulegen. Da wir keines-wegs ein Ende dieses Trends sehen, haben wir uns über ein neues Produkt aus dem Bereich der Automation gefreut. Der Fokus liegt bei dem von der BNP PARIBAS begebenen Indexzertifikat auf Home Automation, also die immer stärker wer-dende Vernetzung von Internet und Smartphone mit Haustechnik.

Das Spektrum reicht von der Überwachung des Hauses von unterwegs über Hoch- und Runterfah-ren der Heizung via Smartphone bis hin zu „mit-

denkenden und mitfühlenden“ Häusern. Mit über 60 Prozent sind US-Firmen im Index deutlich übergewichtet. Dabei werden alle 26 Aktien, die zu Beginn enthalten sind, gleich gewichtet. Bei den jährlichen Anpassungen werden die Index-mitglieder jeweils nach Marktkapitalisierung und Mindesthandelsvolumen neu gewichtet. Rund 85 Prozent der Werte kommen aus Nicht-Euro-Staa-ten, daher sollte insbesondere angesichts der deutlichen Verwerfungen beim Euro der Wäh-rungsaspekt nicht außer Acht gelassen werden.

Das Börse Frankfurt Magazin wird auch die Ent-wicklung dieses Papiers aufmerksam beobachten.

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Börse Frankfurt Magazin I AKTIEN. ANLEIHEN. ETF. FONDS. ZERTIFIKATE.

12 markt.bericht

Zunehmende Nervosität

12.374 DAX-Punkte standen am 10. April auf der Anzei-getafel im Handelssaal

der Börse Frankfurt – so viel wie nie zuvor in der knapp 27-jährigen Geschichte des wichtigsten deut-schen Marktbarometers. Allein seit Jahresbeginn legte der bekannteste deutsche Index um rund 26 Prozent zu.

Dann wurde dem DAX die Luft zu dünn, die Konsoli-dierung begann, die sich im Verlauf der Zeit zu einer veritablen Korrektur ausweiten sollte. Hatte bis dahin die Liquiditätshausse der Europäischen Zentral-bank die Attraktivität von Zinsanlagen immer mehr geschmälert und eine beispiellose Aktienhausse ent-facht, setzte nun eine Gegenbewegung ein, die sich auch am Devisen- und Anleihemarkt widerspiegelte.

Verstärkt wurde die Nervosität an den Aktienmärk- ten vor allem durch die Möglichkeit des Ausschei-dens Griechenlands aus der Eurozone. Vor dem Hin-tergrund der unkalkulierbaren Folgen des „Grexits“ zählten europäische Aktien zu den größten Verlie- rern. Gab es Gerüchte über eine Annäherung, stiegen die Kurse, um sofort wie ein Stein zu fallen, wenn Nachrichten über die Ticker liefen, die eine Einigung in weite Ferne rückten. Die gestiegene Un-sicherheit spiegelte sich in enormen Schwankungen wider: Am 19. Juni lagen fast 500 Punkte zwischen dem Tief und Hoch des Tages.

Während der Leitindex zwei Monate nach seinem Allzeithoch unter die Marke von 11.000 Punkten rutschte, verteuerte sich der Euro gegenüber dem US-Dollar um rund 7 Prozent. Gleichzeitig über-schlugen sich die Ereignisse am Rentenmarkt. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe verzwan-zigfachte sich im April von 0,049 auf mehr als 1 Prozent. Für die Strategen der US-Bank JPMorgan waren dies die größten Turbulenzen in mehreren Jahrzehnten. Die 4,8 Billionen Dollar schwere Anlagegesellschaft BlackRock kündigte wenige Wochen später an, Bundesanleihen und andere Staatstitel nicht mehr länger als sichere Invest-ments einzustufen.

Zuversicht zum Jahresende

„Sind wir mittlerweile teuer?“ fragt die Schweizer Großbank UBS nach dem 70-Prozent-Plus euro-päischer Aktien seit Mitte 2012. Zwar liegen die Märkte gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis leicht über dem langjährigen Durchschnitt, doch sahen die Analysten Mitte Juni noch Platz für 10 Prozent Wertsteigerung bis zum Jahresende. „Wir erhöhen unser DAX-Jahresendziel 2015 von 11.000 auf 12.100“, schrieb auch das Bankhaus Lampe in einer Studie zum zweiten Halbjahr 2015. Vor allem die niedrigen Zinsen und die leicht erhöhten Annahmen zu den Gewinnschätzungen

Nach dem Höhenrausch des DAX folgte ab April der Kater. Vor allem das Gezerre um

Griechenland und die mögliche Zinserhöhung in den USA belasteten die Gemüter.

Experten sehen aber noch keine Trendwende.

AKTIEN. ANLEIHEN. ETF. FONDS. ZERTIFIKATE. I Börse Frankfurt Magazin

markt.bericht 13

stimmen die Analysten optimistisch. In der Tat haben eine ganze Reihe von deutschen Unterneh-men in den ersten drei Monaten dieses Jahres mit über den Erwartungen liegenden Gewinnen überrascht und die Gewinnschätzungen für das Gesamtjahr angehoben. „Nur mit Aktien lässt sich Vermögen verdoppeln –mit Anleihen ist keine Rendite mehr möglich“, lautet das Fazit des Bankhauses Lampe.

„Die im DAX-Index enthaltenen Unternehmen werden in den kommenden 12 Monaten so hohe Gewinne wie noch nie in der Vergangenheit erwirtschaften“, sagt Joachim Schallmayer voraus, der im Makro Research der DekaBank für die Aktienmarktstrategie zuständig ist. Dabei beruft er sich auf die vom Datenanbieter Factset aggregierten Konsensuszahlen der

Analystenschätzungen. Rein aus Bewertungssicht habe sich die Lage am deutschen Aktienmarkt im Zuge des Kursrückgangs spürbar verbessert.

Auch die Analysten der Deutschen Bank blicken weiter optimistisch auf den deutschen Aktien-markt. Mitte Juni erhöhten die Strategen ihr DAX-Ziel für das Jahresende von zuvor 11.000 auf 12.000 Punkte. Die DZ Bank traut dem Leitindex per Ende Dezember gar ein Niveau von 12.500 Punkten zu.

Kaum Veränderung in den USA

Mit Blick auf Europa steht für Niall Gallagher, Fondsmanager bei der Schweizer Investment-boutique GAM, die zweite Hälfte der Rally bei europäischen Aktien noch bevor: „Viele proble-

Trotz der Aktienrally in den ersten Monaten des Jahres 2015 sind die angelegten Gelder in Zer-

tifikaten nur unwesentlich angestiegen. Das hängt mit verschiedenen Faktoren zusammen. So sind Zinszahlungen eine notwendige Komponente für die Konstruktion der Papiere. Je höher das Zinsniveau ist, desto bessere Konditionen können dargestellt werden. Die Zinsen haben sich allerdings auf einem Allzeittief eingependelt und steigen nur marginal. Speziell im Bereich der Papiere mit gesicherter Rück-zahlung können daher kaum attraktive Konditionen dargestellt werden, was zu geringen Umsätzen in diesem Bereich führt. Dahingegen sind die Umsätze in Produkten mit Express-Mechanismus gestiegen. Diese bieten die Möglichkeit einer vorzeitigen Fällig-keit, wenn die Aktienentwicklung gewisse, im Voraus festgelegte Bedingungen erfüllt. Ist dies nicht der

Fabian Blumer, Zertifikate-Experte der Landesbank Baden-

Württemberg (LBBW), Stuttgart, berichtet über den Zertifikate-

markt.

Mit Express-Zertifikaten schneller zum Ziel

Fall, läuft das Produkt automa-tisch weiter. Anlegern bieten die Papiere im Vergleich zu Festzinsanlagen meist attraktive Bonus- oder Zinszahlungen. Da die Kurse am Aktienmarkt in den letzten Jahren deutlich angestie-gen sind, wurde ein Großteil der Zertifikate an einem vorzeitigen Bewertungstag zurückgezahlt und Anleger konnten direkt zu den aktuellen Konditionen reinvestieren. Werden Express-Strukturen nicht vorzeitig zurückgezahlt und liegt der Aktienkurs am Laufzeitende unter einem festgelegten Kurs, dann werden den Anlegern Aktien geliefert. Wie bei allen Zertifikaten muss auch hier das Emittentenrisiko beachtet werden.

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14 markt.bericht

matische wirtschaftliche Ungleichgewichte sind verschwunden, aus Leistungsbilanzdefiziten in den Peripherieländern sind Überschüsse geworden. Und viele der Länder stehen auch kurz davor, Haus-haltsüberschüsse zu erreichen.“ Zudem stehe das europäische Bankensystem heute dank besserer Eigenkapitalausstattung viel stärker da als noch vor wenigen Jahren. Und schließlich habe auch der deutliche Rückgang des Ölpreises die europäische Wirtschaft gestärkt – die Kaufkraft der Konsu-menten ebenso wie die Leistungsstärke der Unter-nehmen.

Nicht an allen Börsen gab es lange Gesichter. So kletterte die US-Technologiebörse Nasdaq im Juni auf ein Rekordhoch von über 5.120 Punkten. Das Barometer übertraf seinen Höchststand aus Zeiten der Internet-Euphorie im Jahr 2000. Im Westen nichts Neues, ist die treffende Beschrei-bung für die US-Indizes Dow Jones und S&P, die in der ersten Jahreshälfte nur 0,6 bzw. knapp 2 Prozent vorankamen. Dem Markt mangelte es an

entscheidenden Impulsen für eine Fortsetzung der vorangegangenen Aufwärtsbewegung. Die US-Wirtschaft hinkt den eigenen Ansprüchen hinterher, das Unternehmenswachstum ist über-schaubar und die Bewertungen liegen über dem langjährigen Durchschnitt.

Für den marktbreiten US-Index S&P 500 sieht die französische Großbank Société Générale in diesem Jahr denn auch keinen Spielraum mehr nach oben und rät, US-Aktien zugunsten ihrer europäischen Pendants zu verkaufen – zumal die mögliche Zinserhöhung durch die Fed wie ein Damoklesschwert über den Märkten schwebt.

Keine Sorge vor steigenden Zinsen

Der Versuch der amerikanischen Notenbank, die Geldpolitik zu normalisieren, während die Währungshüter in Europa, Japan und China ihre unkonventionellen Programme ausweiten, könnte zu unerwarteten Nebenwirkungen an den Finanzmärkten führen, fürchten Beobachter. Ginge es an den US-Börsen nach unten, könnte sich auch DAX wohl kaum entziehen, so die Sorge.

Jens Ehrhardt, Gründer der Münchener Vermö-gensverwaltung DJE Kapital AG, sieht das eher gelassen: „Zuletzt hatten die USA 2004 einen Zinserhöhungszyklus begonnen, der zwei Jahre dauerte“, blickt der langjährige Marktkenner zurück, „nach einem Aktienmarktrückschlag um 8 Prozent binnen zwei Monaten nach der ersten Zinserhöhung stiegen die Notierungen noch deutlich weiter und fielen erst ein Jahr nach der letzten Zinserhöhung von 2006.“ Mehr noch: Im Oktober 2007 lag der S&P 500 Index fast 50 Prozent über dem Niveau nach der ersten Zinserhöhung im Jahr 2004. „Sogar nach der letzten Zinserhöhung 2006 stieg der S&P 500 noch rund um ein Fünftel bis 2007“, entwarnt Ehrhardt.

„Rekordhoch beim

NASDAQ im Juni.“

Stocksnapper / Shutterstock.com

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Keine spitzen Gegenstände in Reichweite der Anleiheblase

Aus heutiger Sicht wer-den die Anleiherenditen zwar keine neuen Tief-stände mehr erreichen. Doch müssten unsere geldpolitischen Ret-tungsengel der EZB mit der Muffe gepufft sein, wenn sie eine teuflische Renditewende zuließen. Sie würden ihre eigene Rettung der Finanzwelt sabotieren. Die gezähmten Euro-Rentenmärkte können sie nicht einfach wieder in die freie Wildbahn entlassen. Sie würden von Spekulanten ähnlich zerfleischt wie Antilopen von hungrigen Löwen, die im behüteten Zoo aufwuchsen und plötzlich in der afrikanischen Savanne ausgesetzt werden.

EZB – ohnmächtig oder allmächtig? Eher ohnmächtig allmächtig!

Die EZB wird, wenn nötig, eine tatsächliche Renditeer-höhungsrevolution am Anleihemarkt mit noch mehr Liquidität – auch nach dem geplanten Ende der Anleihe-aufkäufe im September 2016 – niederschlagen.

Ist das geldpolitische Allmacht? Nein! Denn je länger die EZB zusätzliche Liquidität schafft, um Krisen zu unter-drücken, desto mehr wird die Anleiheblase aufgebläht und umso größer wird schon rein physikalisch das Risiko ihres Platzens, eines Crashs. Die Wahrheit ist: Die Geldpolitik ist ohnmächtig dazu gezwungen, allmächtig die Anleiheblase zu erhalten. Wenn klare Renditewende, dann Finanzwelt-Ende! Übrigens ist das auch der Grund, warum aus der US-Leitzinswende nur ein Leitzinswend-chen wird.

Immerhin, Renditeschwäche heißt Aktienstärke!

Die Rückkehr zur geldpolitischen Normalität ist nur eine Illusion für unverbesserliche

Bundesbank-Romantiker

Die Staatsschuldenkrisen haben die Notenbanken mit ihrem planwirtschaftlichen Eingreifen ähnlich eliminiert wie Meister Proper Flecken auf dem

Fußboden. Die erste Nebenwirkung ist, dass die Anlei-hemärkte ihre Funktion als marktwirtschaftliche Züch-tigungsanstalten verloren haben: Früher noch wurden Schuldenstaaten mit Renditerisikoaufschlägen bestraft. Heute sind die Zinsen so oder so unten.

Als zweite Nebenwirkung kam es zu einer gewaltigen An-leiheblase, ja zur größten Anlageblase aller Zeiten. Und hier setzt die Angst der Anleger an. Sie begutachten diese künstliche Rentenhausse argwöhnisch, die empfindlich ist wie ein unter enormem Überdruck stehender Luftbal-lon. Ohnehin fallen die Anleiherenditen und steigen die Anleihekurse bereits seit über 30 Jahren. Niemand will dabei sein, wenn die Blase platzt, denn dann platzen auch die dicken Buchgewinne, auf denen die Anleger sitzen wie die Henne auf ihren Güteklasse-A-Eiern.

Die Angst vor den „spitzen Gegenständen“ in Reichweite der Anleiheblase

Aufgrund dieser Blasenplatzangst können selbst die liquidesten Anleihemärkte trotz notenbankseitiger Überwässerung in Liquidität verdursten. Der Hochfre-quenzhandel kann bei einer plötzlichen Marktirritation schnell aus einer Mücke einen Elefanten machen und einen panikartigen Herdentrieb auslösen. Im Übrigen werden heutzutage Unmengen an sich wie Ungeziefer vermehrenden Staatsanleihen in großen, offenen Fonds verwaltet, die durch abrupte Änderungen ihrer Ren-tenstrategie große Preisverfälle auslösen können. Und während Banken früher als große Händler noch massive Rentenbestände hielten, die sie zu Gralshütern einer volatilitätsarmen Entwicklung von Renten machten, sind die Banken aktuell von den Regulierungsbehörden über höhere Kapitalkosten in ihren Handelsaktivitäten deut-lich eingeschränkt.

meine.meinung 15

Börse Frankfurt Magazin I AKTIEN. ANLEIHEN. ETF. FONDS. ZERTIFIKATE.

„Aktien sind alternativlos“ Deutschlands ältester Börsenbrief-Herausgeber Hans A. Bernecker beschäftigt sich seit

über einem halben Jahrhundert mit der Börse. Beim Sagen seiner eigenen Meinung, die

oft nicht konform mit der Marktmeinung geht, nimmt er kein Blatt vor den Mund.

16 im.gespräch

Zur Person Hans A. Bernecker, Jahrgang 1937, studierte zwischen 1956 bis 1961 Nationalökonomie in Köln und Hamburg. Ab 1960 war er zunächst freier Mitarbeiter der „Actien-Börse“, wurde dort

anschließend Redakteur und machte sich ab 1963 mit dem Kauf des Börsenbriefs selbst-ständig. Seither ist Berne-cker Herausgeber und bis zur Stunde als Chefredakteur an dieser Stelle tätig. Mit seiner 56-jährigen Erfahrung ge-nießt Bernecker den Ruf als Grandseigneur der Börse.

Herr Bernecker, sind Aktien in der aktuellen Gemengelage an den Finanzmärkten alterna-tivlos?

Ja, sie sind es, weil das Wort alternativlos wörtlich zu nehmen ist. Insbesondere, wenn nunmehr die langjäh-rige Anleihe-Hausse ausgelaufen ist, die Zinsen also steigen, und jeder Bond schrittweise an Wert verliert.

Wann kommt die Wirtschaft in Europa wieder in Fahrt? Kann es Deutschland alleine richten?Europas Wirtschaft kommt so in Gang wie immer. Zu-mindest seit dem letzten Weltkrieg, also immerhin gute 70 Jahre. Dazu gehört: Keine Regularien, Hinnahme der Art und Weise, wie jeder Staat sich auf seine Weise fi-nanziert, und lediglich darauf Wert zu legen, dass unter

AKTIEN. ANLEIHEN. ETF. FONDS. ZERTIFIKATE. I Börse Frankfurt Magazin

im.gespräch 17

dem gemeinsamen Währungsdach Euro nicht übertrie-ben wird wie in Griechenland. Daraus entwickelt sich kein Boom, aber eine hinreichend vertretbare positive Entwicklung. Deutschland spielt dabei stets so eine Art Führungsrolle.

Können die Notenbanken das Wachstum beschleuni-gen?Geld zu drucken, wie die US-Notenbank es begann, die Japaner es übernahmen, auch die Chinesen es zurzeit versuchen und die Europäische Zentralbank es mit ihrem eigenen Programm umzusetzen versucht, kann wirtschaftliche Entwicklungen da und dort unterstüt-zen, aber weder beginnen noch dynamisieren.

Ist der schwache Euro Ausdruck der labilen konjunk-turellen Verfassung des Kontinents? Der Euro spiegelt das Ganze relativ gut wider. Er war bei Kursen um 1,40 Dollar zu hoch, wertete inzwischen um rund 25 Prozent ab, und dies reicht, die europä-ischen Exporteure zu unterstützen. Insbesondere die Deutschlands.

Das würde heißen, dass der Euro im Zuge der von Ih-nen prognostizierten wirtschaftlichen Erholung sein Tief gesehen haben müsste.Der Euro hat sein Tief gesehen. Im Jahresverlauf wird er sich auf seinen Gleichgewichtspreis von 1,20 Dollar zubewegen.

Sehen Sie eine Blase an den Anleihemärkten?Die Blase ist bereits geplatzt. Wie immer, im Markt selbst, in diesem Fall am Euro-Bund-Future gut nach-vollziehbar. Alle anderen sind dem inzwischen gefolgt, was nur den Anfang einer sehr langen Entwicklung darstellt. Auch die amerikanischen Märkte zeigen das gleiche Bild. Die US-Notenbank Fed rätselt seit Monaten darüber, dabei ist es längst eingetreten.

Viele große Vermögensverwalter haben ihr Kapital vorrangig in Anleihen angelegt. Allein die Allianz hat-te im Mai Festverzinsliche im Wert von 65 Milliarden Euro im Depot. Nun fallen deren Preise ...... die institutionellen Investoren stecken in einer echten Klemme. Sie sind übergewichtet in Bonds investiert und verlieren mit jedem Punkt, um den eine Anleihe im Kurs fällt, sehr viel Geld. Wie sie mithin den Asset-Wechsel bewältigen, wird die Qualitätsfrage für das Manage-ment der kommenden Monate und Jahre sein. Die Alternative sind Aktien.

Wie viel Geld könnte auf diese Weise aus dem Anleihe- in den Aktienmarkt fließen?Allein in Deutschland sind dies zwischen 200 und 280 Milliarden Euro.

Was bedeutet das für den DAX im kommenden Jahr?Der DAX wird im kommenden Jahr höher stehen. Er ist im Vergleich der internationalen Industrieländer zwar der noch immer preiswerteste Index der Welt. Sein Potenzial hängt aber davon ab, wie die inländischen institutionellen Anleger ihre Positionen schrittweise ausbauen und damit Tendenzträger des ganzen Marktes werden. Das ergibt eine vorsichtige und schrittweise Tendenz innerhalb eines Trendkanals.

Was trauen Sie dem DAX zu?Analysten schätzen für die 30 DAX-Unternehmen einen durchschnittlichen Gewinn von 880 Euro im kommen-den Jahr. Legt man das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 14,5 zugrunde, entspricht das knapp 12 800 Punkten.

Das klingt sehr zuversichtlich, wäre da nicht der vielbeschworene Ausstieg Griechenlands aus dem Euro, der Anlegern die Suppe versalzen könnte. Das Angstthema Grexit wird überwunden, indem alle Europäer künftig permanent Zahlungen an Griechen-land leisten, um damit ein arbeitsunfähiges Volk und

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18 im.gespräch

besonderer Art, die im Normalfall nicht zu unterstellen sind. Zumindest gilt dies für fast alle Industriestaaten von Gewicht.

Sehen Sie bei den seit Jahren verschmähten Rohstoffen Licht am Ende des Tunnels?Nach der Zinswende folgt die Inflationswende, und dem folgt logischerweise die Wende für die Preise von in-dustriellen Rohstoffen aller Art. Der Gleichgewichtspreis zwischen effektiver Nachfrage und Angebot gilt als weit-gehend erreicht. Gleichzeitig sind alle wesentlichen In-vestmentprojekte wie ETF-Derivate aufgelöst worden und die großen Investmentbanken haben ihre Rohstoff-Abtei-lungen entweder ganz geschlossen oder deutlich redu-ziert. Damit ist auch diese Blase überwunden.

Die Preise werden also steigen?Nehmen Sie die Industriemetalle. Jede Wirtschaft benö-tigt sie. Weil aber keine Region boomt, wird auch der Me-tallmarkt keineswegs boomen, aber eine ziemlich sichere Preistendenz erkennen lassen, die von einer effektiven Nachfrage unterstützt wird. Das gilt auch für Silber und Gold.

Profitiert Gold zusätzlich als Absicherung gegen mög-liche Krisen?Gold ist seit jeher eine ganz vernünftige psychologische und auch reale Anlagemöglichkeit mit Augenmaß. Im Zuge der Entwicklung der oben genannten Rohstoffe wird Gold im Wesentlichen diesen Trends folgen oder sie begleiten.

Wo lauern die größten Gefahren für Anleger?Die größten Gefahren für alle Investoren liegen stets darin, dass man Meinungen oder Gerüchten folgt, wie auch immer sie mani-puliert sein mögen, und sich nicht an die Fakten hält. Fakt ist, was etwa Daimler als Unternehmen wert ist. Je nach Meinung und Gerücht kann der Kurs durchaus um 10 oder 20 Prozent steigen oder fallen, um anschließend seinen Trend fortzusetzen. In Krisenzeiten mag es etwas mehr sein, aber Daimler bleibt immer noch Daimler.

Sie schreiben seit knapp 56 Jahren die Actien-Börse und werden in zwei Jahren 80 Jahre alt. Gönnt sich Hans A. Bernecker keinen Ruhestand?Ja, ich schreibe seit 56 Jahren die Actien-Börse. Es macht mir immer noch Spaß, sie zu schreiben. Solange es Spaß macht, werde ich sie schreiben. Mal sehen, wie lange es gut geht. Meinem Freund André Kostolany habe ich zu seinem 90. Geburtstag versprochen, dass ich noch ein Jahr drauflege. Das ist doch schon mal eine Perspektive.

eine verwaltungstechnisch unfähige Regierung ähnlich wie mit Alimenten am Leben zu erhalten. Sehr wahr-scheinlich wird den Griechen am Ende der größere Teil ihrer Schulden erlassen. Die erste Reaktion ist in der Regel negativ, um anschließend sofort in eine nachhal-tige Hausse zu münden.

Wo sollten Anleger zugreifen?Die weiteren Investments in Aktien orientieren sich nicht am Kurs-Gewinn-Verhältnis und ähnlichen Kriterien, sondern an den strategischen Entscheidungen des Ma-nagements jeder Firma für sich, wie sie ihre Geschäfts-felder ausweiten möchte oder muss. Das schafft völlig neue Kriterien der Beurteilung. Titel wie BASF, Fresenius bzw. Fresenius Medical Care und Henkel gefallen mir vor diesem Hintergrund besonders gut.

Wie sieht es außerhalb Deutschlands aus?Alle Märkte sind mehr oder weniger in einer komfor-tablen Bewertung. Alle Blue Chips der großen Industrie-märkte weisen bezogen auf die Konsensschätzungen zum Jahresende ein Kurs-Gewinn-Verhältnis zwischen 15 und 19 auf. Wirklich billig ist keiner. Die Ausnahme wäre Moskau.

Führen die unterschiedlichen Geldpolitiken der ame-rikanischen Notenbank und der Europäischen Zen-tralbank dazu, dass sich die US- und die europäischen Börsen auseinanderentwickeln?Die weltweiten Märkte sind so eng miteinander verfloch-ten, dass keiner eine Alternative zum anderen sein kann. Ausnahmen wären militärische oder politische Eingriffe

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Ohne Metalle geht nichts

Nicht nur Basismetalle wie Nickel oder Kupfer sind für die Industrie unerlässlich. Auch die Edelmetalle Gold, Silber, Platin und Palladium kommen in der Hightech-Industrie zum Einsatz. Ob Computerplatinen oder Katalysatoren, Edelmetalle sind längst nicht mehr nur Schmuckstücke.

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Krise als Chance

Der Superzyklus scheint vorbei. Seit Ende der Neunzigerjahre gab es bei den Rohstoffpreisen nur eine Richtung:

nach Norden. Es waren goldene Zeiten, nicht nur für das gelbe Edelmetall. 2013 begann die Wende – erst langsam, dann mit Nach-druck. Egal, ob Öl, Edel- und Basismetalle oder Ackergüter. Die Notierungen bröckelten auf breiter Front. So verlor der S&P GSCI, der aus 24 einzelnen Rohstoffen besteht und einen Überblick über den gesamten Rohstoff-markt bietet, seit Mitte Juni 2014 rund 40 Prozent.

Geht es nach den Branchenexperten, ist der Talsohle noch nicht erreicht. Die Crux: Dank der hohen Preise haben die Produzenten jahrelang mehr gefördert als der Markt nachfragte und damit Überkapazitäten geschaffen, die nun auf die Preise drücken. Gleichzeitig wächst China, das mit seiner gigantischen Nachfrage lange Zeit enorme Rohstoffmengen absorbierte, heute viel lang-samer als in den vergangenen Jahren.

Fragt man Vermögensverwalter, gibt es durchaus Licht am Ende des Tunnels. Für Jim Rogers etwa, der bis heute einen Ruf als Rohstoff-Legende genießt, sind Gold, Öl & Co. die „attraktivste Anlage der Welt“. Blickt man in die Börsengeschichte, hat Rogers, der mit Rohstoffen Millionen verdiente, nicht ganz unrecht: Rechnet man den S&P GSCI bis 1969 zurück, hätte ein entsprechendes Indexzertifikat seither eine Rendite von zwölf Prozent pro Jahr abgeworfen – ein Prozent-

punkt mehr als das US-Börsenbarometer S&P 500. Dass man die Flinte nicht ins Korn werfen sollte, zeigen auch die weltweiten Rohstoff-ETFs, in die zwischen Januar und Mai 9,2 Milliarden Euro flossen.

Bröckelnder Glanz

„Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles“, lässt Johann Wolfgang von Goethe im „Faust“ sein Gretchen sagen. Bezogen auf die derzeitige Situation wären die Prognose-Qua-litäten des Dichters wenig treffsicher. Kostete eine 31,1 Gramm schwere Unze im Septem-ber 2011 noch 1921 Dollar, zahlen Händler heute nur noch 1182 Dollar.

Gold ist als Notgroschen für den Fall des Auseinanderbrechens der Eurozone und des Kollapses des Finanzsystems längst aus der Mode gekommen. Spätestens nach Mario Draghis Ankündigung, alles Nötige zur Rettung des Euros zu tun, haben sich zumin-dest tiefschürfende Krisenängste weitgehend verflüchtigt. Gleichwohl zeigt ein Blick in die Geschichte, dass Gold seinen Ruf als Wert-speicher und als sicherer Hafen in Finanz-krisen durchaus zu Recht trägt. So fand das gemeinnützige Online-Verbrauchermagazin Finanztip heraus, dass die Rendite von Gold in allen Krisen besser war als die der Aktien.

In der Hälfte der Fälle hat sich der Goldpreis sogar deutlich erhöht. Lediglich während der russischen Finanzkrise 1998 sind die Verluste beider Anlageformen vergleichbar.

Seit 2013 geben die Preise von Gold, Öl & Co. spürbar nach. Trotz aller Turbulenzen bie-

ten sich Gelegenheiten, denn ohne Rohstoffe geht in der Wirtschaft fast nichts.

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Die Beispiele machen aber auch deutlich: In der Vergangenheit haben sich die Aktienbörsen von ihren Tiefständen immer wieder erholt. Anleger wären auf lange Sicht auch ohne Gold gut durch die Krisen gekommen.

Für Gold spricht dagegen die begrenzte Verfüg-barkeit. Sämtliches Gold, das bislang alle Gold-minen der Welt seit der Antike gefördert haben, hätte in einem Würfel mit einer Kantenlänge von 21 Metern Platz. Die Lobbyorganisation der Goldindustrie World Gold Council beziffert die Gesamtsumme alles jemals auf der Erde geför-derten Goldes auf nur rund 177.000 Tonnen.

Ein Fünkchen Hoffnung

Die US-Bank Goldman Sachs sieht bereits den Höhepunkt der Goldförderung nahen.

Schon in diesem Jahr könnte der Rekord bei der Förderung erreicht werden. Eugene King, europäischer

Metall- und Minen-analyst von Goldman

Sachs, glaubt, dass es in zwei Jahrzehnten keine abbaufähigen La-gerstätten mehr gibt. Spätestens dann würde Gold knapp werden. In wichtigen Ländern wie Südafrika, USA und Australien sinkt der Ausstoß bereits heute. Nur in China und Russland lege die Produktion noch zu, so der Experte. Trifft die Prognose ins Schwarze, wäre damit die Basis für steigende Preise gelegt.

Kurz- und mittelfristig preisbestimmend ist indes vor allem die Nachfrage. Selbst die treuesten Goldfans zeigen sich zunehmend zurückhaltend. Die Goldmünzen „American Eagle“ wurden im Mai so wenig verkauft wie seit acht Jahren nicht mehr, während die Absätze beim Bullion Tra-ding LLC Shop in New York im gleichen Monat um 35 Prozent einbrachen. Das US-Brokerhaus TD Securities sieht die weltweite Nachfrage für Goldmetallmünzen noch in diesem Jahr auf den niedrigsten Stand seit 2008 fallen.

Flankiert wird das einbrechende Interesse am gelben Edelmetall auch von den schwindenden Zuflüssen in mit Gold unterlegten Exchange Traded Funds, die auf den niedrigsten Stand seit 2009 gefallen sind. Allein die Zentral-banken zeigten sich zwischen Januar und März das 17. Quartal in Folge als Käufer. Die Netto-Käufe beliefen sich nach Angaben der Commerzbank auf gut 119 Tonnen, was dem Niveau des Vorjahres entsprach.

Gleichwohl sind nicht alle Szenekenner pessi-mistisch für den Goldpreis. Die Bank of Ameri-ca etwa erwartet in diesem Jahr einen Durch-schnittspreis von 1248 Dollar, 2016 hält man gar einen Anstieg auf 1338 Dollar für möglich.

Viertes Angebotsdefizit in Folge

Die Lage sowohl am globalen Platin- als auch am Palladium-Markt wird sich in diesem Jahr spür-bar entspannen, glauben die Rohstoffexperten der Commerzbank. Der auf Platinmetalle spezi-alisierte Technologiekonzern Johnson Matthey schätzt, dass bei Platin das Angebotsdefizit auf 285.000 Unzen schrumpft. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr klaffte zwischen Angebot und Nachfrage noch eine Lücke von 1,11 Mio. Unzen.

Die gesamte Nachfrage soll gemäß Johnson Matthey fast unverändert bei 8,31 Mio. Unzen verharren. Zwar dürfte der Bedarf aus der boo-menden Automobilindustrie, die das Metall für die Herstellung von Katalysatoren oder bei der Entwicklung von Brennstoffzellen nutzt, um 10 Prozent auf 3,70 Millionen Unzen steigen. Dies dürfte nach Einschätzung der Commerzbank aber durch eine negative Investmentnachfrage kompensiert werden.

Bei Palladium soll das erwartete Angebotsde-fizit laut Johnson Matthey gar von 1,83 Milli-onen Unzen im vergangenen Jahr auf nun nur noch 100.000 Unzen abschmelzen – trotz des rekordhohen Anstiegs der Nachfrage aus der Automobilindustrie auf 7,46 Millionen Unzen. Auch wenn Platin- und Palladium-Märkte 2015 nicht mehr so angespannt sind wie 2014, geht die Commerzbank im vierten Jahr in Folge mit

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einem Angebotsdefizit aus. Platin, so die Experten, dürfte bis zum Jahresende von aktuell 1.088 auf 1.250 Dollar je Feinunze steigen. Palladium trauen die Roh-stoffanalysten 850 Dollar und damit 116 Dollar mehr als derzeit zu.

Tanken wird teurer

Der deutsche Automobilclub ADAC stellt fest, dass die Tankstellenpreise seit Jahresbeginn wieder steigen. Kein Wunder: Nach dem dramatischen Preisverfall im vergangenen Jahr, als der Ölpreis zwischen Juni und Anfang Januar von 115 Dollar je Barrel (159 Liter) der europäischen Rohölsorte Brent auf weniger als 48 Dollar implodierte, gelang im Anschluss eine Gegenreaktion. Bis Juni berappelte sich der Preis auf knapp 64 US-Dollar, die US-Sorte West Texas Intermediate erholte sich im glei-chen Zeitraum von 45 auf über 60 Dollar.

Laut der Internationalen Energieagentur IEA könnte die weltweite Nachfrage nach Öl im laufenden Jahr um rund 1,1 Millionen Barrel pro Tag zunehmen. Dagegen steht aber ein zusätzliches Angebot von 3,5 Millionen Barrel am Tag zur Verfügung. Täglich blieben somit 2,4 Millionen Fass übrig, die irgendwo auf die-ser Welt gelagert werden müssen. Und weil die Lager bereits fast überschwappen, wird das schwarze Gold auf gigantischen Supertankern zwischengelagert.

Händlern zufolge lagern auch die großen Petro-Gesellschaften ein und warten auf steigende Ölpreise, um den Markt dann mit

Öl zu fluten. Zudem melden sich Länder wie Irak und Iran nach langer Abwesenheit mit Verve am Ölmarkt zurück. Der Irak etwa soll seine Produk-tion bereits auf knapp 3 Millionen Barrel pro Tag gesteigert haben, dem höchsten Produktionsstand seit 35 Jahren. Geht es nach den Verantwortlichen in Bagdad, soll das noch längst nicht das obere Limit sein, zumal man viel Geld benötigt, um das krisengeschüttelte Land wiederaufzubauen und die IS-Terroristen in die Schranken zu weisen. Spätestens im Jahr 2020 will man täglich bis zu 4,7 Millionen Barrel fördern.

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Durchschnittlicher Preis für einen Liter Superbenzin/Diesel von Mai 2014 bis Mai 2015 in Cent

Quelle: Statistisches Bundesamt; MWV; Energie Informationsdienst

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Steigendes Angebot

Iran wiederum besitzt die viertgrößten Ölre-serven der Welt und soll über tägliche Produk-tionskapazitäten von rund 4 Millionen Barrel verfügen, die im Zuge des internationalen

Embargos wegen des Atomstreits schon länger nicht mehr ausgenutzt werden konnten. Doch inzwischen setzen die Mullahs alles daran, sich den westlichen Bedingungen anzunähern. Gleichzeitig stieg die amerikanische Rohölpro-duktion Anfang Juni auf das höchste Niveau seit 43 Jahren – obwohl 100.000 US-Ölarbeiter ihren Job verloren und die Zahl der Bohrungen auf den tiefsten Stand seit 2010 fiel.

Weitere deutliche Ölpreissteigerungen sind vor diesem Hintergrund kaum zu erwarten. „Um höhere Notierungen zu rechtfertigen“, gibt denn auch Michael Preyer von LaSalle Brokerage zu bedenken, „müssten wir eine deutliche Wachs-tumsbeschleunigung in den USA oder zuneh-mende geopolitische Spannungen im Nahen Osten sehen.“

Geht es nach den Analysten von RBC Capital Markets, steigt der Preis der Nordsee-Sorte Brent im kommenden Jahr auf 79 Dollar je Fass. Längerfristig halten die Experten gar Preise von 90 Dollar für möglich.

Am Puls der Wirtschaft

Kupfer wird von vielen Marktteilnehmern als Dr. Copper bezeichnet, weil das Rotmetall als wichtiger Signalgeber fungiert, um den Gesund-heitszustand der Weltkonjunktur zu diagnosti-zieren. Schließlich ist Kupfer als Werkstoff für die Weltwirtschaft unentbehrlich.

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„Längerfristig sind beim Öl Preise von 90 USD möglich.“

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Zwar tendiert der Preis des Industriemetalls seit 2011 fast kontinuierlich gen Süden, was sich zwischenzeitlich längst in der Kupferin- dustrie niederschlägt, die mit Verlusten zu kämpfen hat. Doch das könnte sich bald ändern: Einschränkungen auf der Angebotsseite dürften auf mittlere Sicht dafür sorgen, dass sich der Kupferpreis längerfristig wieder erholt.

Auf der wichtigsten globalen Kupferkonferenz Mitte April in Santiago de Chile zeigten sich einige wichtige Branchenvertreter einerseits besorgt, dass die chinesische Kupfernachfrage weniger schnell wächst als bisher. Immerhin ist das deutlich langsamer als in den vergangenen Jahren wachsende China für fast die Hälfte des weltweiten Bedarfs verantwortlich. Auf der an-deren Seite gab man sich skeptisch, ob die welt-weite Minenkapazität wie geplant ausgeweitet werden kann. Mehrere Förderkonzerne warnten für das kommende Jahr schon vor potenziellen Lieferschwierigkeiten. Die Auguren der fran-zösischen Investmentbank Natixis sagen für das laufende Jahr einen Durchschnittspreis von 6.150 Dollar pro Tonne voraus – wenig mehr als derzeit (5.800 Dollar). 2016 sehen die Franzosen bereits einen Anstieg auf 6.800 Dollar – und treffen damit etwa den Schnitt der Analysehäuser.

Wahre Werte

Sparer, die in Rohstoffe als Depotbeimischung investieren wollen, finden eine breite Ange-botspalette an Sparplänen, Aktien, Fonds, ETFs und Zertifikaten. Wer Aktien erwirbt, sollte jedoch die spezifischen Unternehmensrisiken bedenken. Wegen des schwierigen Umfelds senken viele Förderunternehmen die Kosten, verkaufen Vermögenswerte oder kürzen die Investitionen. Anleger sollten sich daher auf die großen Konzerne fokussieren, zumal kleinere Unternehmen mit vielen Schulden oder hohen Förderkosten vom Markt verdrängt werden könnten. Wer die Auswahl der Einzeltitel lieber den Profis überlässt und sein Risiko über eine Vielzahl von Aktien streuen will, sollte zu einem Fonds oder ETF greifen. Zu den volumenstärks- ten Exchange Traded Funds zählt der iShares

Diversified Commodity Swap, der die Ent-wicklung breit diversifizierter Rohstoff- märkte misst.

Wer mit dem Kauf von Zertifikaten liebäu-gelt, sollte beachten, dass sie nicht den aktuellen Preis widerspiegeln, sondern Terminkontrakte abbilden, deren Kurs sich vom derzeitigen Preis unterscheiden kann. Zudem verkaufen die herausgebenden Emit-tenten diese auch als Futures bezeichneten Investmentvehikel kurz bevor sie auslaufen, um sie durch neue zu ersetzen. Dadurch können sogenannte Rollverluste entstehen, die an der Wertentwicklung knabbern.

Abgesicherte Anlage

Für Anleger, denen die Absicherung mit phy-sischem Gold wichtig ist, stellt Xetra-Gold eine kostengünstige Möglichkeit dar, um an der Entwicklung des Goldmarktes zu par-tizipieren. Xetra-Gold ist jederzeit zu 100 Prozent durch Gold gedeckt. Jeder Anteil-schein räumt dem Anleger das Recht ein, das Papier in 1 Gramm physisches Gold zu wandeln. Im Mai ist der Goldbestand der Deutsche Börse Commodities zur phy-sischen Deckung von Xetra-Gold auf einen neuen Rekord von rund 55,4 Tonnen ange-wachsen.

Hier schlagen weder ein Ausgabeaufschlag noch Transport- und Versicherungskosten zu Buche, wie sie beim Kauf von physischem Gold anfallen. Zu zahlen sind lediglich die im Börsenhandel mit Wertpapieren üblichen Transaktionskosten. Die Spanne zwischen An- und Verkauf liegt in der Regel bei nur 0,1 Prozent und ist deutlich niedriger als bei herkömmlichen auf Gold basierenden Finanzprodukten. Zudem fallen diesbezüg-lich keine Management- oder Verwaltungs-gebühren an. „Anleger haben mit Xetra-Gold eine der günstigsten Möglichkeiten, phy-sisches Gold zu erwerben und zu handeln“, bringt es Steffen Orben, Geschäftsführer der Deutsche Börse Commodities GmbH, auf den Punkt.

Rekordbestand bei XETRA-Gold: Für die physische De-ckung lagerte die Deutsche Börse Commodities im Mai 55,4 Tonnen Gold.

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Historie der Währungskrisen

1929

Abschaffung des GoldstandardsBereits zu Beginn des 1. Weltkriegs gaben ei-nige Staaten die Einlösungspflicht von Bargeld gegen Gold auf. Die meisten Staaten gaben den Goldstandard in der Weltwirtschaftskrise (USA 1933) auf.

1944Bretton-Woods-Abkommen45 Staaten beschließen, die Vorteile eines festen mit den Vorteilen eines flexiblen Wäh-rungssystems zu kombinieren, indem der US- Dollar als Leitwährung festgesetzt wird und zu den anderen 44 Währungen feste Wechsel-kurse vereinbart werden. Dabei verpflichten sich die USA, Dollarbestände in Gold einzu-lösen.

Für die Durchsetzung des Abkommens werden zwei Institutionen gegründet: der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank.

1973Zusammenbruch Bretton WoodsDa immer höhere Währungsreserven fremder Staaten in US-Dollar als Reservewährung auf-

gebaut wurden, waren die USA bereits in den 60er Jahren faktisch nicht mehr in der Lage, der Goldeinlösepflicht nachzukommen. Nach einer Aufforderung der französischen Regie-rung 1971, die Dollarreserven nach Frank-reich zu liefern, stoppte Präsident Nixon die Goldbindung. 1973 wurde das Bretton-Woods- System außer Kraft gesetzt.

IWF und Weltbank existierten weiter mit neuen Zuständigkeiten.

1994/95„Tequila-Krise“ in MexikoIm Dezember 1994 fühlte sich die mexika-nische Regierung nicht mehr in der Lage, den festen Pesokurs zum US-Dollar zu halten, was einen massiven Abzug auslän-dischen Kapitals zur Folge hatte. Die Kapi-talflucht ließ den Peso in nur wenigen Tagen um 50 Prozent abwerten. Die Kreditkosten der Banken schossen in die Höhe, da diese sich meist im Ausland verschuldet hatten, und trieben die Institute in den Bankrott. Viele wurden von ausländischen Banken übernommen. Die Banken konnten an Unter-nehmen keine Kredite mehr auszahlen und der Staatshaushalt wurde durch hochver- zinsliche Anleihen stark belastet.

In den vergangenen 100 Jahren gab es diverse Währungskrisen in allen Teilen der Welt. Oft ge-

hen diese mit Finanz- und Wirtschaftskrisen einher. Nicht immer sind die Währungskrisen der

Auslöser. Einen gemeinsamen Nenner scheinen jedoch alle zu haben: das krampfhafte, von

der Politik vorgegebene Festhalten an einer Chimäre. Und noch eines eint sie: Zum Schluss

hilft der IWF.

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Ein Hilfspaket der USA unter Bill Clinton und in der Folge des IWF und der Weltbank konn-ten Schlimmeres verhindern und die Krise eindämmen.

1997/98AsienkriseDie Finanz-, Währungs- und Wirtschaftskrise betraf insbesondere Indonesien, Südkorea und Thailand, aber auch Malaysia, die Philippinen und Singapur.

Nach der Liberalisierung des Finanzsektors in den ostasiatischen Staaten entwickelte sich ein Kreditboom. Überkapazitäten in der Industrie und haussierende Immobilien- und Aktienmärk- te waren die Folge. Da Kredite immer weiter mit überteuerten Immobilien besichert wurden, entwickelte sich ein Teufelskreis. Preisrück-

gänge am Aktien- und Immobilienmarkt hatten fatale Folgen für die Bankenbilanzen.

Im Frühjahr 1997 begannen die Regierungen der betroffenen Staaten, Maßnahmen zu ergreifen, um die Krise in den Griff zu bekom-men. Bereits im Sommer hatten alle Staaten mit Ausnahme Singapurs mit massiven Währungs-abwertungen zu kämpfen. Die Effekte verstärk- ten sich und hatten letztlich Bankenschlie-ßungen, Verstaatlichungen, einen Banken-Run in Indonesien und einen Regierungswechsel in Thailand zur Folge.

Ende 1997 griff der IWF erstmalig in Südkorea ein und weitete seine Interventionen 1998 auch auf andere Staaten aus. Der Währungskrise folgte eine Wirtschaftskrise, deren Auswir-kungen sich auch die Wirtschaftsmacht Japan nicht entziehen konnte.

mehr.wissen 27

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28 mehr.wissen

1998/99RusslandkriseEine hohe Binnenverschuldung, nicht absatz-fähige Waren, Korruption und eine quasi nicht existierende Steuermoral lösten die Krise aus. Die Unsicherheit führte zu Kapitalflucht, wo-durch der Rubel stark unter Druck geriet. Der Wechselkurskorridor zum Dollar konnte eine gewisse Zeit durch die Regierung – nicht zuletzt mit IWF-Geldern – gestützt werden. Im August 1998 konnte man dem Druck nicht mehr stand-halten und verbreiterte den Korridor, was einer Abwertung gleichkam. In der Spitze verlor der Rubel 60 Prozent. Der Sturm der Privatanleger auf die Banken ließ nicht lange auf sich war-ten, was letztlich zur Insolvenz vieler Institute führte.

Ein knallhartes Sparprogramm und die Hausse bei den Rohstoffen Anfang des neuen Jahrtau-sends ermöglichten es der russischen Wirt-schaft, sich wieder zu erholen und Vertrauen wiederzuerlangen.

1999BrasilienkriseInfolge hoher Inflationsraten in den 80er Jah-ren führte die brasilianische Regierung eine neue Währung (Real) ein, die an den US-Dollar gebunden wurde. Da auch der Real wegen der nach wie vor hohen Inflationsrate gegenüber dem Dollar abwertete, musste die Zentralbank immer wieder mit Stützungskäufen eingreifen. Anfang 1999 wurde dieses Vorhaben aufgege-ben und der Real wertete um bis zu 50 Prozent ab. Ein weiterer Anstieg der Inflation und ein Wirtschaftseinbruch waren die Folge.

1998-2002ArgentinienkriseAuch die Argentinienkrise hatte mehrere Väter, darunter eine hohe Schuldenrate, die Sippenhaft der Brasilienkrise (Argentiniens wichtigster Handelspartner), fehlendes Vertrauen in das Finanzsystem und als Konsequenz die zu hohe Bewertung der Landeswährung Peso. Die Krise spitzte sich 2001 zu. Der IWF fror aufgrund der Nichterreichung des Haushaltsziels Zahlungen ein, woraufhin eine immense Kapitalflucht einsetzte. Um ein Bankenchaos zu verhindern, wurden Obergrenzen eingeführt, wie viel Bar-geld abgehoben werden durfte. Die steigende Unzufriedenheit in der Bevölkerung führte zu Generalstreiks, gewaltsamen Protesten und wiederholten Wechseln in der Regierung. Das Freigeben des Peso und der einsetzende Verfall waren vorprogrammiert. Der Super-Gau, den es zunächst zu vermeiden galt, wurde letztlich zur Rettung in der Not. Denn die Abwertung der eigenen Währung führte zu konkurrenzfähigen Preisen auf dem Weltmarkt und damit zu posi-tiven Effekten auf die Leistungs- und Handels-bilanz. 2003 betrug das Wirtschaftswachstum Argentiniens 8,9 Prozent.

2015 ffGriechenland-/EurokriseFortsetzung folgt ...

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Zwischen Mythos und Wirklichkeit

Die Börse blickt stets voraus, es gibt keinen besseren Zukunftsindikator. Sämtliche wichtigen Wirtschaftsnachrichten wer-

den unverzüglich in den Kursen verarbeitet. Ändern sich die Bedingungen, wird der Markt dies ebenso schnell einpreisen und entspre-chend reagieren. „Preise an Finanzmärkten spiegeln stets die verfügbaren Informationen wider, irrationale Preisübertreibungen und Blasen gibt es nicht“, ist sich der US-Wirt-schaftsnobelpreisträger Eugene Fama sicher. „Der Markt hat immer recht“ ist für den renom-mierten Wissenschaftler keine leere Worthülse, sondern Spiegelbild des täglichen Auf und Ab an den Börsen.

Für seine Kritiker tummeln sich hingegen nicht nur gefühlskalt handelnde Roboter an den Märkten, die immer rein logisch agieren. Viel-mehr handeln dort Menschen mit Ängsten und Hoffnungen. Die Folge: Börsen können über-treiben. Spätestens seit dem Buch „Irrationaler Überschwang“ des US-Ökonomen Robert Shiller werden Ungereimtheiten der Kapitalmärkte bewusster wahrgenommen. Immer wiederkeh-rende Aktien-, Immobilien- und Rohstoffblasen belegen seine These stets aufs Neue.

Animalische Instinkte

„Die Märkte sind nicht klüger als jeder Einzel-ne von uns“, lautet Shillers Credo. Die meisten Kursbewegungen seien bedeutungslos und

hätten nichts mit entschei-denden Informa-tionen zu tun, sondern nur mit Moden und Verrücktheiten. Nicht rationale Überlegungen bestimmen Shillers Theorie zufolge die Kurse von Vermögens-werten, sondern „animalische Instinkte“.

In der Theorie der effizienten Märkte nach Fama werden Abweichungen vom fundamental gerechtfertigten Wert eines Wertpapiers schnell abgebaut, weil die Marktteilnehmer auf diese Weise Gewinne mitnehmen können. Der Alltag an der Börse sieht aber oft anders aus: Hier zählt nicht allein der fundamentale Wert, eine wichtige Rolle spielen auch Erwartungen über das Verhalten der übrigen Marktteilnehmer, so Shiller.

„Die Finanzmärkte sind ihrer Frühwarn- und Disziplinierungsfunktion in der Ver-gangenheit nicht immer zufriedenstellend nachgekommen und lösen derzeit durch übertriebene Reaktionen Panik aus, die in selbsterfüllenden Prophezeiungen enden können. Damit sollte die alte Börsenweisheit ‚Der Markt hat immer recht’ zu den Akten gelegt werden“, folgert Jörn Quitzau, Volks-wirt bei der Berenberg Bank, und gibt damit Robert Shiller recht.

„Der Markt hat immer recht“ zählt zu den weit-

verbreiteten Überlieferungen an den Börsen.

Was ist wirklich dran an dieser Börsenweisheit?

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30 investment.thema

Verachtet und doch geliebt

„Wenn du einem aus meinem Volke Geld leihst, einem Armen neben dir, so handle an ihm nicht als ein Wucherer; ihr sollt

ihm keinen Zins auflegen.“ So beschreibt das Buch Exodus im Alten Testament das Zinsverbot in der An-tike. Hammurabi, König von Babylon, sah das anders und legte bereits im 18. Jahrhundert vor Christus den Grundstein für eines der ältesten Zinssysteme. In sei-nem Kodex legte er fest, dass der Satz für Silberkredite 20 und für Gerstenkredite 33,3 Prozent nicht über-schreiten durfte.

„Zinsnehmen ist die naturwidrigste Erwerbsart“, rügte auch Aristoteles (384–322 v. Chr.), in dessen Zeit etwa die ersten Silbermünzen aufkamen. Dabei war der Zins im alten Griechenland gegenüber Mesopotamien im

Durchschnitt – ähnlich wie später im Römischen Reich – auf rund ein Prozent pro Monat gesunken.

Die gemächliche Wirtschaftsdynamik im Mittelalter be-günstigte das Zinsverbot durch die Kirche – zumal große Projekte wie Kathedralen von reichen Orden oder ande-ren christlichen Quellen ohne Kredite finanziert wurden. Grund genug für Martin Luther, Zinsnehmer als „Diebe, Räuber und Mörder“ zu brandmarken.

Weltweit führend

Erst die Spätrenaissance brachte die Geburt des Bankwe-sens mit sich. Gute Schuldner hatten die Möglichkeit, sich ab vier Prozent zu verschulden. Mit der Hyperinflation nach dem Ersten Weltkrieg stiegen auch die Zinssätze in astronomische Höhen. Seither schwanken sie mit dem Auf und Ab der Konjunktur und der Inflation. Als Hochzins- phase der Nachkriegszeit gelten die 1970er Jahre, heute sind die Sätze so niedrig wie nie zuvor.

In den 70er Jahren begann die große Zeit der Anleihenspe-kulationen in den USA. Zinsen waren nicht mehr nur da, um Geld zu leihen bzw. anzulegen. Es wurde für Investoren auch zunehmend interessant, auf die Bewegung des Zins-satzes zu setzen. Michael Milken – einer der „Väter“ der fik-tiven Wall-Street-Legende Gordon Gekko – galt damals als der König der Junk Bonds („Ramschanleihen“ – Anleihen von Schuldnern mit schlechter Bonität). Investmentbanken wie Drexel Burnham Lambert oder Salomon Brothers stie-gen auf und verdienten Milliarden in diesem sich schnell entwickelnden Markt.

Die Geschichte der Zinsen ist voller Geheimnisse und Rätsel. Jahrhundertelang waren sie

verboten. Heute zählen Terminkontrakte auf Anleihen zu den liquidesten Märkten überhaupt.

„Zinsnehmen ist die naturwidrigste Erwerbsart.“

Aristoteles

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Hierzulande im großen Stil investierbar wur-den Zinsen mit dem Aufkommen der Finanz-terminkontrakte Ende der 1980er Jahre. Der 1990 an der Deutschen Terminbörse einge-führte Bund-Future (heute Euro-Bund-Future) ist heute zum weltweit meistgehandelten Finanzterminkontrakt mit einem auf Euro lautenden Basiswert avanciert. An den Termin-börsen in London und Frankfurt entsprechen die Umsätze einem Mehrfachen des Umsatzes in Bundesanleihen an allen deutschen Börsen-plätzen zusammen.

Der Euro-Bund-Future ist ein Zinsterminkon-trakt auf eine fiktive deutsche Bundesanleihe mit sechsprozentiger Verzinsung und einer Restlaufzeit von 8,5 bis 10,5 Jahren. Dabei verhält er sich wie eine festverzinsliche An-leihe. Fallen die Zinsen, bedeutet das einen steigenden Future-Kurs – und umgekehrt. Der Verkäufer eines Bund-Future-Kontrakts hat die Verpflichtung, am zuvor festgelegten Liefertag Anleihen im Nominalwert von 100.000 Euro zu liefern, während der Käufer verpflichtet ist, diese Anleihen abzunehmen. Vor allem Groß-investoren wie Banken, Versicherungen oder Industriekonzerne nutzen den Euro-Bund- Future, um sich gegen Zinsänderungsrisiken abzusichern.

Irrationale Kursbewegungen

Ende April sorgte ein „Blitz-Crash“ ohne wirklichen Grund am Rentenmarkt für ein historisches Minus beim Bund-Future: Anleger ließen Bundesanleihen fallen wie eine heiße Kartoffel, innerhalb von nur zwei Tagen verlor der weltweit beachtete Zinsterminkontrakt fast 3 Punkte – so viel wie noch nie in seiner Ge-schichte. Am 10. Juni notierte der Bund-Future bei nur noch 149 Punkten – ganze 12 Punkte weniger als drei Wochen zuvor.

Im Gegenzug vervielfachte sich die Rendite der „Bunds“ genannten zehnjährigen deutschen Bundesanleihen von 0,05 auf knapp über 1 Prozent. In der Schweiz lagen die Renditen der zehnjährigen Staatspapiere mit knapp minus

0,2 Prozent dagegen im negativen Bereich. Das bedeutet: Investoren zahlten den eidgenös-sischen Banken Zinsen dafür, dass die Banken ihnen Geld liehen.

Händler sahen in den irrationalen Kursbewe-gungen mehrere Gründe. Zum einen machten sie die Käufe der Europäischen Zentralbank im Volumen von monatlich 60 Milliarden Euro dafür verantwortlich. Diese trockneten den Markt aus, weil immer weniger Papiere verfüg-bar seien. Zudem ist der Zinsschub die logische Folge der Konjunkturerholung.

Selbst an der Euro-Peripherie waren die Daten besser ausgefallen als von vielen Auguren erwartet. Italien fand nach mehr als drei Jahren aus der Rezession, während Spaniens Wachstum stärker zunahm als erwartet. Auch die vielbeachteten Einkaufsmanagerindizes notierten teils deutlich höher als in den Mona-ten zuvor.

Geht es nach den Experten von Morgan Stanley, gibt es selbst nach dem deutlichen Zinsanstieg noch viel Luft nach oben. Die Bank sieht den fairen Wert (die Rendite) deutscher Bundes-anleihen bei 1,5 Prozent – und damit rund die Hälfte höher als Mitte Juni.

07/14 08/14 09/14 10/14 11/14 12/14 01/15 02/15 03/15 04/15 05/15 06/15 07/15

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148,00

Entwicklung des Bund-Future in den letzten 12 Monaten in Euro

Quelle: www.onvista.de, Stand: 30.06.2015

investment.thema 31

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32 ein.blick

100 Modelle in 200 Ländern

Gottlieb Daimler und Carl Benz gelten als die Pionie-re des Automobilbaus. Sie legten den Grundstein für einen der angesehensten Automobilhersteller der

Welt. Dabei hatten sie sich in ihrem Leben nie persönlich getroffen. Zeitgleich präsentierten sie 1886 die ersten Automobile der Welt: Carl Benz ließ sich in Mannheim sein „Velociped“ patentieren, das trotz seiner Beschränkung auf drei Räder als das erste Automobil der Welt gilt.

Gottlieb Daimler wiederum stellte nur 100 Kilometer entfernt in Cannstatt bei Stuttgart mit der Motorkutsche das erste vierrädrige Automobil der Welt vor. Bis die Unternehmen der Tüftler, Benz & Co. Rheinische Gasmo-

toren-Fabrik Mannheim sowie Daimler-Motoren-Gesell-schaft, zur Daimler-Benz AG mit Sitz in Berlin am 28. Juni 1926 fusionierten, sollte es noch 40 Jahre dauern. Der 1909 eingeführte Mercedes-Stern als Firmenlogo steht bis heute für „Mobilität zu Land, zu Wasser und in der Luft“. Der Zusammenschluss war der Anfang einer langen Erfolgsgeschichte: Heute ist Daimler zu einem der größten Anbieter von Premium-Pkw und zum weltweit größten Nutzfahrzeug-Hersteller mit knapp 280.000 Mitarbeitern, 2,5 Millionen verkauften Fahrzeugen im vergangenen Jahr und einem Börsenwert von rund 92 Milliarden Euro avanciert. Der Konzernumsatz kletterte 2014 um 10 Pro-zent auf 129,9 Milliarden Euro, das Ergebnis vor Steuern

Die Daimler AG gehört heute zu den angesehensten Automobilfirmen der Welt.

Ein Blick in die Geschichte zeigt: Es lief nicht immer rund bei den Stuttgartern.

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ein.blick 33

und Zinsen aus dem laufenden Geschäft auf 10,1 Milliarden Euro.

Kühne Visionen

Gleichwohl lief es nicht immer rund „beim Daim-ler“. So trieb 1975 die mögliche Mehrheitsbeteili-gung durch den Iran Politikern und Anlegern die Schweißperlen auf die Stirn. Die 29-prozentige Beteiligung des Industriellen Friedrich Karl Flick drohte ins Ausland abzuwandern. Doch die Deut-sche Bank sprang in die Bresche, übernahm das Paket über die eigens gegründete Mercedes-Hol-ding und wurde damit vorübergehend zum größten Einzelaktionär. Die Gefahr war gebannt, Daimler-Benz blieb seinen geografischen Wurzeln treu. Pikant: Wenige Monate vorher hatte der Un-ternehmer Herbert Quandt sein 14-Prozent-Paket an Daimler-Benz an Kuwait verkauft.

Bremsspuren hinterließen auch allzu kühne Visionen zweier Chefs. Edzard Reuter, der den Konzern von 1987 bis 1995 leitete, schmiedete aus dem Autobauer mit Milliardenaufwand ein Technologieimperium, zu dem unter anderem AEG, Dornier und MTU gehörten. Mit der DASA verhalf er den Schwaben gar zu einer eigenen Luft- und Raumfahrttochter. Doch Reuters’ Vision scheiterte. Seine Zukäufe, die er gegen den Rat des damaligen Deutsche-Bank-Chefs Alfred Herrhausen tätigte, erwiesen sich als teure Fehlgriffe. Kritiker brand-markten den Sohn des legendären Berliner Regie-renden Bürgermeisters Ernst Reuter als „größten Kapitalvernichter aller Zeiten“. Im Mai 1995 musste Reuter den Hut nehmen.

Hochzeit im Himmel

Sein Nachfolger Jürgen Schrempp wollte Daimler ebenfalls neu gestalten und zu einer „Welt AG“ um-bauen. Was Reuter zusammengekauft hatte, wurde verkauft. Stattdessen übernahm man den Konkur-renten Chrysler in den USA. Doch auch Schrempp scheiterte. Für die Aktionäre wurde der gelernte Kfz-Mechaniker und studierte Maschinenbauer in seiner zehnjährigen Amtszeit zunehmend zur Reiz-figur. Seine Hoffnungen erwiesen sich als unerfüll-bar, die „Hochzeit im Himmel“, die er mit Chrysler feiern wollte, entpuppte sich als Luftschloss: Die

für amerikanische Durchschnittskunden konzi-pierten Chrysler-Fahrzeuge waren oft mit simpler Technik ausgestattet und harmonierten nicht mit den schwäbischen Luxuslimousinen. Nach dem Ausstieg beim japanischen Mitsubishi-Konzern, der ebenfalls Teil der Welt AG werden sollte, musste Schrempp Ende 2005 gehen. Die Anleger bejubelten seinen Abgang: Der Börsenwert des Automobilriesen verteuerte sich binnen eines Tages um 3,7 Milliarden Euro.

Comeback mit Zetsche

Knapp zwei Jahre später gab DaimlerChrysler unter Führung von Schrempp-Nachfolger Die-ter Zetsche den Verkauf von 80,1 Prozent der US-Sparte für 5,5 Milliarden Euro an den Finanz- investor Cerberus bekannt. Die übrigen Aktien blieben bei DaimlerChrysler, das seitdem als „Daimler AG“ firmiert.

2008/2009 sah sich Zetsche mit der Finanz- und Wirtschaftskrise konfrontiert, die zu massiven Markteinbrüchen führte. Es folgte ein glänzendes Comeback – mit zweistelligen Wachstums-raten und der strategischen Kooperation mit Renault-Nissan, an der Daimler seither mit je-weils 3,1 Prozent beteiligt ist. Die Auftragsbücher sind gut gefüllt, viele Daimler-Werke arbeiten an der Kapazitätsgrenze. Seine langfristig ange-legte, „Mercedes-Benz 2020“ genannte Wachs-tumsstrategie beschloss der Konzern 2011. Im Mittelpunkt des ambitionierten Plans steht die Erweiterung des Führungsanspruchs: Mit der stärksten Marke und den besten Produkten will Daimler spätestens ab 2020 zur Nummer eins der Premiumanbieter aufsteigen.

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Highspeed-Handel mit Hindernissen

Der schleichende Tod des Parketthandels in Chica-go ist der Tribut an den Siegeszug der Technologie. Für die Händler auf dem Parkett ist es illusorisch, mit der Geschwindigkeit der Elektronengehirne mitzuhalten, die immer die Nase vorn haben werden. Der breiten Öffentlichkeit wurden diese Risiken auf eindrucksvolle Weise am 6. Mai 2010 vor Augen geführt, als der Dow Jones Index ohne jegliche fundamentale Nachricht in kürzester Zeit um rund 10 Prozent einbrach. Binnen fünf Minu-

Bis vor wenigen Jahren war der Hochfrequenzhandel nur Finanzexperten bekannt.

Seit dem sogenannten Blitzcrash 2010 sind die superschnellen Börsengeschäfte ein

viel diskutiertes Thema.

34 detail.blick

Am 6. Juli 2015 haben die Computer den Handel in der Trading-Metropole Chicago übernommen. Zu Spitzenzeiten tummelten

sich Tausende von Händlern auf dem Parkett der ältesten Terminbörse Amerikas. Durch-einander schreiend und wild gestikulierend machten sie den Handelssaal zum modernen Kolosseum des Kapitalismus. Mittlerweile, nach über 165 Jahren, führen fast ausnahmslos Su-perrechner die Regie.

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detail.blick 35

ten verlor das bekannteste Börsenbarometer der Welt 600 Punkte, die Börsenkapitalisierung fiel kurzzeitig um eine Billion US-Dollar. Als „Blitzcrash“ bezeichneten Marktteilnehmer dieses Phänomen. Das Kursmassaker hielt indes nur kurze Zeit an, wenig später er-holten sich die Kurse ebenso rasch wieder.

Nanosekunden entscheiden

Automatisierte Handelssysteme, die bei ihren Wertpapierorders mathematischen Algorithmen folgen, gehören inzwischen längst zum Börsen-alltag. In den USA entfallen bereits knapp 70 Prozent des Umsatzvolumens auf den „Turbo-handel“, während sich in Europa gut 40 Prozent des Handels darauf zurückführen lassen.

Hochleistungsrechner handeln in winzigen Se-kundenbruchteilen nach zuvor programmierten Algorithmen, die so ablaufen, dass sie unmittel-bar auf bestimmte Schlüsselbegriffe oder Markt-veränderungen reagieren und binnen Sekunden-bruchteilen zahllose Aufträge ausführen. Dabei geht es nicht um Mikrosekunden, sondern um Nanosekunden, also um ein Milliardstel einer Sekunde.

Sinkende Kosten

Hochfrequenzhändler erklären, sie verbesserten die Effizienz der Börsen, weil sie wie klassische Börsenmakler fortlaufend Kurse stellen und den Markt mit Liquidität versorgen. Davon profitie-ren Anleger durch eine niedrigere Geld-Brief-Spanne und eine faire Preisfindung von Wertpa-pieren. Dank des höheren Volumens sinken die Spannen zwischen den An- und Verkaufskursen.

In der Tat, das zeigen auch Marktdatenanalysen der Terminbörse Eurex, sind die Kosten für den Wertpapierhandel in den vergangenen Jahren deutlich gesunken, gleichzeitig ist die Liquidität gestiegen, die Ankaufs- und Verkaufspreise für Wertpapiere haben sich einander stark angenä-hert und die Verarbeitung neuer Informationen erfolgt sehr viel schneller.

Ohne doppelten Boden

Kritiker warnen vor dem überbordenden Ein-fluss der Handels-Roboter. „Die gestellten Kurse sind nicht ausführbar, sondern sollen den Flash-Tradern nur Informationen über anstehen-de Börsenaufträge liefern“, schreibt Michael Le-wis, selbst einst gefeierter Algotrader, in seinem 2014 erschienenen, vielbeachteten Bestseller „Flash Boys“. Der Vorwurf von Michael Lewis und anderen Kritikern: Viele gestellte Kurse an US-Börsen sind heute nicht mehr echt, können also von Investoren nicht verwirklicht werden.

Vielmehr dienen sie laut Lewis nur dazu, he-rauszufinden, welche Titel und zu welchem Kurs die Marktteilnehmer kaufen oder verkaufen wollen. Die Preise werden dann neu gestellt, um einen optimierten, höheren Gewinn aus diesen Aufträgen zu erzielen. Lewis: „Ein paar wenige Finanzexperten und Programmierer, sogenannte Hochfrequenzhändler, kontrollieren große Teile der internationalen Wertpapiermärkte und ma-chen ihre Profite auf unser aller Kosten.“Eine weitere Sorge: Wenn zahlreiche dieser Akteure nach ähnlichen Modellen handeln, könnte bei besonderen Marktkonstellationen ein gefährlicher Dominoeffekt auftreten. Fallen etwa Kurse, zieht dies weitere Verkaufswellen nach sich, was Panik auslösen kann. „Hier gibt

36 detail.blick

es keinen doppelten Boden und keine Prüfal-gorithmen, in der Konsequenz kann daher der Hochfrequenzhandel zu einer Destabilisierung der Märkte führen“, mahnt Frank Romeike, Gründer des Kompetenzzentrums RiskNET und Experte für Hochfrequenzhandel.

Geteilte Meinungen

Dass der moderne Highspeed-Handel biswei-len aus dem Ruder läuft, zeigt nicht nur der berühmte Blitzcrash vom Mai 2010. Im März 2012 scheiterte der Börsengang der Firma BATS Global Markets, selbst Anbieter von Handelsplattformen, an der eigenen Handels-technik. In nur 500 Millisekunden verloren die Aktien 99 Prozent ihres Wertes. Der US-High-tech-Riese Apple wiederum verlor Anfang De-zember vergangenen Jahres ohne ersichtlichen Grund binnen kurzer Zeit rund 40 Milliarden Dollar an Börsenwert, die Hälfte davon inner-halb der ersten Minute nach Börseneröffnung. „Wenn man solche Kursverläufe sieht, ist es klar, dass Algorithmen im Spiel sind“, ist sich der auf Hochfrequenzhandel spezialisierte Börsenexperte Steve Hammer sicher. Andere bemängeln, dass nur ein ausgewählter Teil-nehmerkreis Informationen und Chancen vor anderen Marktteilnehmern erhält. Unter den Finanzprofis gehen die Meinungen weit auseinander. Nach einer Umfrage der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management schätzen 67,4 Prozent der Befragten die Auswirkungen des Turbohandels

negativ ein. Nur 14 Prozent sehen die Aus-wirkungen als neutral an. Knapp jeder fünfte Finanzprofi sieht positive Effekte durch den Aktienhandel innerhalb von Milli- und Mikro-sekunden, zum Beispiel durch die gesteigerte Liquidität.

Die US-Investmentbank Goldman Sachs wiederum, die den Highspeed-Handel bis-lang kritisch beäugte und im vergangenen Jahr eine schärfere Regulierung forderte,

vollzog Berichten des Finanzdienstes Bloom-berg zufolge Mitte Juni eine Kehrtwende und

will künftig in diesem Geschäftsfeld angreifen.

Im Visier der Politik

Längst hat die kontroverse Debatte um den ultraschnellen Handel mit Aktien, Anleihen und Geld Politiker und Regulatoren auf EU- und internationaler Ebene erreicht. Die US-Börsen-aufsichtsbehörde SEC kündigte eine verstärkte Überwachung des Hochfrequenzhandels an, nachdem die US-amerikanische Aktienhandels-gruppe Knight Capital im August 2012 wegen eines Softwarefehlers in 45 Minuten 440 Milli-onen Dollar verloren hatte.

Der Bundestag hatte im Mai 2013 das „Gesetz zur Vermeidung von Gefahren und Missbräu-chen im Hochfrequenzhandel“ verabschiedet, das Börsen und Händler verpflichtet, ihre Handelssysteme so zu organisieren, dass sie die Märkte nicht stören können. Ein Beispiel: Auf-träge dürfen nur noch in bestimmtem Verhält-nis zu den tatsächlich ausgeführten Geschäften platziert werden.

Für den Großteil der 430 Mitglieder der Deutsche-Börse-Tochter Eurex sind die neuen Vorgaben irrelevant, weil sie auch nicht dage-gen verstoßen hätten, wenn sie bisher gegolten hätten. In einer Stellungnahme begrüßt die Gruppe Deutsche Börse ausdrücklich, „dass die Bundesregierung in ihrem Vorschlag explizit deutlich gemacht hat, dass es nicht darum geht, den Handel pauschal zu verurteilen oder gar zu verbieten, sondern dass die Risiken des HFHs besser eingegrenzt werden müssen.“

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38 börse.historie

Bewegte Geschichte

zu drei Sekunden. Die Tokioter Börse rüstete das neue System mit 200 Servern aus, die an geheimen Standor-ten in der japanischen Megalopolis verteilt wurden.

Deutlich aussagekräftiger für den Zustand der japa-nischen Wirtschaft als der Nikkei-Index ist der seit 1988 berechnete Tokyo Stock Price Index, kurz Topix. Er bündelt sämtliche im amtlichen Handel zugelassenen Aktien im Land der aufgehenden Sonne. Das Gewicht jedes der aktuell mehr als 1700 Titel richtet sich nach ihrer Marktkapitalisierung. Knapp fünf Prozent ent-fallen allein auf den Automobilriesen Toyota Motor, zweitstärkste Aktie im Topix ist der Finanzkonzern Mitsubishi UFJ mit einem Anteil von 2,66 Prozent.

Irrationale Bewertungen

Seine wirtschaftliche Macht entfaltete Nippon erst in den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts, als die ganze Welt mit Autos und Hightech-Geräten „Made in Japan“ überschwemmt wurde. Der japanische Aktienmarkt vollzog diese Entwicklung in beispielloser Weise nach, zumal Japans Banken und Brokerhäuser in den späten 80er-Jahren eine gewaltige Summe an faulen Krediten aufgetürmt hatten. Gleichzeitig nutzten zahllose Fir-men ihre überteuerten Grundstücke als Sicherheit, um immer neue Kredite aufzunehmen. Mit dem geliehenen Geld bauten sie Fabriken und Gebäude – die niemand benötigte.

Die Folge: Ende Dezember 1989 standen Nippon-Aktien für 60 Prozent der weltweiten Marktkapitalisierung, mit 38.957,44 Punkten markierte der Nikkei das höchste jemals erreichte Niveau. Allein der Telefonriese NTT war mehr wert als Daimler, Siemens, Allianz, Deutsche Bank, Krupp, Thyssen, BMW, Bayer, Hoechst und BASF zusammen. Auch die Immobilienpreise stiegen in astro-nomische Höhen: Das Grundstück des Kaiserpalastes im

Die japanische Börse ist die Nummer drei der größten und wichtigsten Weltbörsen.

Ihre Glanzzeiten liegen Jahrzehnte zurück.

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Der Sitz der Tokioter Börse liegt im östlichen Zentrum der japanischen Hauptstadt im Stadt-teil Kabutochô. Mit „Kabutochô“ bezeichnet man

daher oft im übertragenen Sinn die Börse, ähnlich wie „Wall Street“ als Synonym für die New Yorker Börse verwendet wird. Die Börse wurde im Mai 1878 in Tokio gegründet und 1943 mit zehn anderen kleineren Börsen des Landes zum einzigen Handelsplatz Japans vereinigt.

Zu einer weitreichenden Zäsur kam es nach den Atom-bombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki. Die Börse wurde für fast vier Jahre geschlossen, um im Mai 1946 unter dem heutigen Namen Tokyo Stock Exchange den Handel weiterzuführen.

Der wichtigste Index der Tokioter Börse ist der Nikkei, initiiert von der Zeitung Nihon Keizai Shimbun (kurz: Nikkei), der heute 225 Standardwerte umfasst. Dividen-den, Bezugsrechte und Sonderzahlungen fließen nicht in die Berechnung ein. Damit ist der Nikkei 225 ebenso wie der amerikanische S&P 500 ein preisgewichteter Kursindex.

„Pfeilschneller“ Handel

Im Gegensatz zur Frankfurter Börse, wo es bis heute den traditionellen Parketthandel gibt, übernahmen in Tokio schon im April 1999 nur noch Computer das Kursbestimmungs-Kommando. Dennoch war der Markt lange als der langsamste der großen Börsen verschrien. Erst Anfang 2010 schloss der größte Handelsplatz Asiens dank des 145 Millionen Dollar teuren Han-delssystems namens Arrowhead („Pfeilspitze“) zu den wichtigen Handelsplätzen in den USA und Europa auf. Es war 600 Mal schneller als die vorherige Technik.

Ein Aktiengeschäft wird seitdem binnen fünf Millise-kunden abgewickelt, zuvor benötigten die Systeme bis

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börse.historie 39

Herzen Tokios war so teuer wie ganz Kalifornien. Jedes Grundstück in Japan kostete durchschnittlich exakt hundertmal so viel wie sein Pendant in den Vereinigten Staaten, errechnete 1988 die Regierung in Tokio.

Beispiellose Baisse

Dann stoppte die Notenbank abrupt den künstlichen Boom in der damals zweitgrößten Industrienation der Welt: Sie erhöhte die Leitzinsen – und schickte die Kurse an der Tokioter Börse auf Talfahrt. „In drei Mo-naten haben wir an der Börse mehr Kapital verloren als das Bruttosozialprodukt von Australien, China, Chile, Ägypten, Spanien und Südkorea zusammengenommen“, ätzte Japans große Wirtschaftstageszeitung Nihon Keizai Shimbun nur drei Monate später und sprach vom größten Kapitalschwund „in der Weltgeschichte“.

Zu einer Erholung kam es in den folgenden Jahren nicht, zumal der japanische Leitindex im Zuge des Zusammen-bruchs der New Economy kurz nach der Jahrtausendwen-de endgültig zum Leid-Index mutierte und bis zum 28. April 2003 auf einen Tiefststand von 7.607,88 Punkten stürzte. Alles Flehen und Beten der Aktionäre und Wertpa-pierhändler um Kursgewinne im Shinto-Schrein der Toki-oter Börse war vergeblich. Es war nur noch reine Routine, die die Marktteilnehmer in die Verehrungsstätte trieb.

In den vergangenen Jahren gewannen Nippon-Aktien zu-nehmend die Gunst der Anleger. Im April 2015 erreichte die Marktkapitalisierung der 2292 in unterschiedlichen Segmenten gelisteten Aktien der Tokioter Börse mehr als 4 Billionen US-Dollar. Zwei Monate später notierte der Nikkei 225 Index mit 20.600 Punkten so hoch wie seit 15 Jahren nicht mehr.

Sitz der Tokio Stock Exchange im Stadtteil Kabutocho

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40 anlegen ...

Eine schöne Alternative zur Aktie

Wer sich selbst gar nicht auskennt, sollte kompetente Beratung in Anspruch nehmen (vielleicht nicht gerade von dem Galeristen, der unbedingt ein Kunstwerk verkaufen möchte). Kunst-Berater haben viele Quellen und nutzen spezielle Auskunfteien, um die Wertentwicklung von Künstlern beurteilen zu können. Auch die Echtheit eines Kunst-werkes kann oft von Laien nicht beurteilt werden. Hier spielt die Provenienz des Werkes und die Seriosität des Verkäufers eine große Rolle.

Bei scheinbar sehr günstigen Kunst-Schnäpp-chen bekannter Künstler ist Vorsicht an-gebracht. Man sollte kein Geld in Kunst investieren, das man schnell wieder kapita-lisieren muss. Anders als ein Wertpapier ist ein Kunstwerk evtl. nicht sofort wieder ver-käuflich. Die Angebotsphase für Kunst kann Wochen, Monate oder Jahre dauern. Der Kunstmarkt ist nicht völlig vom Börsenge-schehen abgekoppelt, da auch viele Sammler an der Börse Geld verdienen (oder verlieren). Dies kann zu Rückschlägen führen, die aber meist moderater ausfallen als an der Börse.

In den boomenden Emerging Markets hinge-gen entwickelt sich der Kunstmarkt kräftig. Hier ist eine neue kaufkräftige Zielgruppe

Ist die Anlage in Kunst in unsicheren Krisenzeiten ein sicherer Hafen? Oder bietet sie gar attrak-

tive Renditemöglichkeiten? Diese Fragen sind so leicht nicht zu beantworten, denn Kunst ist nicht

gleich Kunst. Während sich alte Meister und Werke der klassischen Moderne als relativ krisen-

sicher erwiesen, gilt dies für das große Segment der zeitgenössischen Kunst nur eingeschränkt.

Kunst als Wertanlage

In den Ohren vieler Kunstliebhaber klingt es absurd, Kunst als Wertanlage und Spekulationsgegenstand zu

betrachten. Allerdings wurden Kunstwerke schon früher nicht immer aus Leidenschaft gekauft.

Auch „Hypes“ um bestimmte Künstler gab es schon vor Jahrhunderten. Der spekula-

tive Erwerb von Kunst hat aber in der Gegenwart ungleich größere Dimensi-

onen angenommen.

Speziell in den Bereichen Modern und Contemporary Art gab es in der jüngeren Ver-

gangenheit so enorme Renditen wie kaum in an-deren Branchen. Banken stellen ihren vermögenden

Kunden schon seit Jahrzehnten Experten zur Seite, die nach bestimmten Vorlieben des Kunden Kunst kaufen.

Nicht zuletzt haben die Banken auch selbst sehr ansehn-liche Kunstsammlungen, die sie mit der Hoffnung auf große Wertsteigerungen anschaffen.

Kunst ist eine interessante (und vermutlich die schönste) Anlage-Alternative zu anderen Sachwerten. Und sie hat zusätzlich einen hohen Prestige-Faktor. Man muss aber die Besonderheiten des Kunstmarktes berücksichtigen.

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entstanden. So entwickelte sich beispielsweise China bereits 2010 zum zweitgrößten Kunst-markt der Welt.

Welche Kunstwerke sind als Investition geeignet?

Für den Investor sind vor allen Dingen Uni-kate interessant, sowie Klein-Auflagen (z. B. bei Skulpturen oder Fotografie). Gedruckte Grafik (speziell in hoher Auflage) hat wenig Aussicht auf Wertsteigerung.

Die Investition in völlig unbekannte Künstler am Anfang ihrer Laufbahn hat zwar den Charme einer (potenziell) hohen Gewinn-steigerungsmöglichkeit (falls der Künstler tatsächlich berühmt würde), ist aber auch mit dem höchsten Risiko verbunden. Nur ein Bruchteil der jungen Künstlergeneration und Akademieabsolventen schafft es wirklich, sich im Kunstmarkt zu etablieren und von einer Galerie vertreten zu werden. Die Grö-ßenordnung beträgt weit unter 10 Prozent. Die meisten Künstler, d. h. mehr als 90 Pro-zent vermarkten sich mehr schlecht als recht selbst. Für den privaten Sammler gibt es wenig Möglichkeiten, seine nicht etablierte Kunst zu verkaufen. Erst in jüngster Zeit gibt es Online-Marktplätze für Kunst, wo auch pri-vate Anbieter Kunstwerke verkaufen können.

Aber auch ein bekannter Name garantiert nicht automatisch Wertsteigerung. Die früher verbreitete Annahme, dass man mit der Investition in die angesagten Namen nichts verkehrt machen könne, hat sich als falsch erwiesen. Viele zuvor noch extrem hoch gehandelte Künstler haben in der Finanzkrise stark an Wert verloren. Teilweise lag das am übertriebenen Hype, teilweise auch daran, dass viele Sammler in der Krise Geld oder Job verloren haben. Besser fuhr der, welcher in Künstler investierte, die nicht gehypet wurden, sondern sich bereits seit langem als werthaltig erwiesen hatten (in Deutschland z. B. die Künstler der Gruppe ZERO, Günther Uecker, Otto Piene und Heinz Mack). Auf Nummer sicher geht man besonders bei

... ausgeben 41

Künstlern, deren Werk bereits als kunsthisto-risch bedeutsam anerkannt ist.

Kunst bekannter, etablierter Künstler (auk-tionable Kunst) hat den großen Vorteil der vergleichsweise einfachen Handelbarkeit. Allerdings muss der Investor hohe Ab-schläge durch Provisionen der Händler und Auktionshäuser einkalkulieren.

Kunst kaufen

Die wichtigsten Vertriebskanäle für Kunst sind Kunstmessen, Kunsthandel, Auktions-häuser, Galerien und – immer wichtiger – Online-Marktplätze. Die starke Zunahme der Kunstumsätze auf Online-Kunstportalen rührt einerseits daher, dass für viele Menschen im Internet einzukaufen auf der Tagesordnung steht, andererseits hat nicht jeder eine Galerie oder einen Kunsthändler in der Nähe, der dann auch noch die gewünschte Kunstrichtung oder das gewünschte Preissegment führt.

Die bereits besprochenen Probleme beim Kauf von Kunst bestehen im Internet gleichermaßen, wenn nicht sogar in höherem Ausmaß. Daher empfiehlt es sich, auf die großen Kunstportale zurückzugreifen und unbekanntere Websites mit vermeintlichen Schnäppchen zu meiden.

Zu den großen internationalen Portalen gehören artsy.com, lofty.com oder auch saatchiart.com. Das größte deutsche Portal mit knapp 150.000 Kunstwerken ist artists.de. Letzteres hat sich auf den Online-Handel mit zeitge-nössischer Original-Kunst spe-zialisiert. Hier bieten Galeristen, Kunsthändler, Kunstsammler und Künstler Kunstwerke zum Verkauf an. Das Angebot reicht vom Nach-wuchs-Künstler bis zu weltbekannten Namen, wie zum Beispiel Christo, Rizzo, Dali, Polke, Uecker und vielen anderen.

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42 aus.gehen

Pikante Proteine

Nirgendwo in der Welt wird das Essen von Steaks so zelebriert wie in den USA. Zu den Hotspots der Szene zählt New York. Dort ist das „Peter Luger Steak

House“ eine Institution. Der deutsche Auswanderer gründe-te es 1987. Seine Restaurants in Brooklyn und Long Island genießen längst Kultstatus. Die Leser des Gastronomie- und Hotelführers Zagat kürten den Gourmet-Tempel zum 30. Mal in Folge zum besten Steakhaus der Millionenmetropole.

In Brooklyn sind die 150 Plätze jeden Abend ausgebucht. John Lennon, Robert De Niro und Pete Sampras waren hier. Das Fleisch stammt mehrheitlich von Angus-Rindern aus Kansas, herrlich marmoriert und sämtlich mit dem Gütesie-gel „USDA Prime“ ausgezeichnet. Es reift wochenlang in der Kühlkammer, bevor es auf dem Bräter mit seinen rund 800 Grad Celsius heißen Heizstangen landet. Das Steak nur als zart zu beschreiben wäre ein Sakrileg. Gleich mehrere Konsistenzen umschmeicheln den Gaumen: knusprig, weich, flüssig. Einfachheit dominiert nicht nur die klar strukturierte Speisekarte und das an eine Bierhalle erinnernde

Ambiente. Geht es ums Bezahlen, sind Kreditkarten bei Peter Luger im Land der unbegrenzten Zahlungsmöglich-keiten tabu.

Unterirdischer Schatz

Mitten in Manhattan, an der feudalen Park Avenue 4, be-treibt Wolfgang Zwiener ein Steakhouse, das im ehemaligen Vanderbilt-Hotel untergebracht ist, unter dem der legendäre Industrielle einen Bahnhof für seinen Privatzug anlegen ließ.

Es ist nicht ganz die ur-amerikanische Geschichte vom Tel-lerwäscher zum Millionär, die Zwiener verkörpert. Bei ihm waren es Gläser, die er in seinem ersten Lehrjahr als Kellner putzen musste. Pikant: Bevor der Deutsche sein eigener Chef wurde, verdingte er sich als Oberkellner – bei Peter Luger, nicht ohne dessen eigenes Verfahren der Trockenreifung mitzunehmen.

Im Februar 2004 eröffnete er „Wolfgang‘s Steakhouse“, inzwischen hat Zwiener weitere Filialen in New

York, in Los Angeles, Miami, Hawaii und Mexico City. Und er

kann es sich

Gute Steakhäuser sind immer einen Besuch wert – nicht nur im Sommer.

Wir haben uns weltweit für Sie umgeschaut.

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aus.gehen 43

leisten, mitten in New York, fünf Meter unter einer belebten Straße, Rindfleisch im Wert von einer halben Million Dollar zu lagern: traumhafte, trocken abgehangene Steaks, Black Angus, Güteklasse USDA Prime, gelagert bei exakt 3 Grad Celsius und 80 Prozent Luftfeuchtigkeit.

Starke Stücke am Michigan-See

„The best steak anywhere“ prangt auf der Internetseite von „Morton’s The Steakhouse“ im Herzen Chicagos. Auch wenn derartiges Eigenlob übertrieben scheint, zählt das Restaurant zur internationalen Spitzenklasse. 1978 von Arnie Morton und dem Nürnberger Koch Klaus Fritsch gegründet, ist es bis heute zu einer amerikanischen Institu-tion mit knapp 80 weltweiten Standorten avanciert. Seine Erfahrungen im Umgang mit dem Fleisch hat Klaus Fritsch in der 240 Seiten starken ‚Morton’s Steak Bible“ dokumen-tiert. Die hervorragende Qualität hat ihren Preis. Unter 100 Dollar inklusive Beilagen und Getränken wird kaum ein Gast das einen Steinwurf von der Michigan Avenue ent-fernte Morton’s verlassen.

Speisen wie im Film

Auf bestechendem Niveau in luxuriösem Ambiente speisen lässt es sich im Shima Steakhouse in Tokio. Nur 6 Plätze am Tresen und 16 an den Tischen stehen für höchste Exklusivität. Chef de Cuisine Oshima Manabu bezieht sein Fleisch aus Kyoto und Kobe. Er höchstselbst übernimmt die Auswahl der Tiere. Als Sirloin oder Tenderloin ist es in jeder denkbaren Größe zu haben und wird in geriebenem Wasabi zubereitet. Kritiker zählen das Shima zu den besten Steakhäusern der Welt.

Wer schon in Tokio is(s)t, sollte sich keinesfalls den Besuch des New York Grill im 52. Stock des Hotels „Park Hyatt To-kyo“ entgehen lassen. Schon der Blick durch die komplett verglasten Außenwände über die Megalopolis ist gigan-tisch. Im New York Grill speist man zu live gespielter Jazz-Musik und fühlt sich wie die Protagonisten von Sofia Coppolas Meisterwerk „Lost in Translation“. Dunkle Farbtöne, Holz und das warme, gedämmte Licht tauchen das Restaurant in eine edle Aura. Die Steaks lassen keine Wünsche offen. Nur der Preis schreckt so manchen ab. Umgerechnet mindestens 200 Euro sollte einem der Steak-Spaß schon wert sein.

Argentinien auf dem Teller

„Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?“ Zwar lebte der Schöpfer dieses Zitats, Johann Wolfgang von Goethe, viele Jahre in der Mainmetropole. Doch hatte er nicht das Vergnügen, das „Ojo de Agua“ zu kennen. Der Name (dt.: Wasserauge) geht auf die Wasser-löcher zurück, aus denen die Rinder in der argentinischen Pampa trinken. Außerdem ist es der Name der Rinderfarm des Schweizer Konzeptkünstlers und Musikers Dieter Meier.

In Argentinien baut er biologischen Wein an und betreibt auf 20.000 Hektar eine rund 10.000 Rinder umfassende Zucht der Rassen Hereford und Black Angus. Ausschließ-lich deren ebenfalls biologisch erzeugtes Fleisch landet auf dem Teller in seinem Steakhaus in der Frankfurter Hochstraße. Im Gaumen entfaltet sich ein schön gestal-tetes Aromenbild, unverfälscht und rein. Man schmeckt förmlich, dass die argentinischen Rinder während des ganzen Jahres im Freien grasen.

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Muss es immer Meer sein?

Die schönste Zeit des Jahres steht unmittelbar bevor. In einigen Bundesländern haben

die Ferien bereits begonnen. Kurzentschlossene, die lieber Last Minute reisen als Früh-

bucherrabatte realisieren, stehen jetzt vor der Qual der Wahl. Es muss aber nicht immer

der Strandurlaub sein. Deshalb hat die Reiseredaktion des Börse Frankfurt Magazins die

Badehose und Flip-Flops gegen Wanderschuhe eingetauscht und sich in den Alpen umge-

sehen: Zwei Hotels in zwei Ländern sind dabei besonders angenehm aufgefallen!

Das Adler Dolomiti im Herzen St. Ulrichs

ADLER DOLOMITI Spa & Sport Resort

Monti pallidi, bleiche Berge, werden die Dolomiten auf-grund ihres hellen Gesteins genannt. Die UNESCO hat die italienische Gebirgskette im Sommer 2009 zum Welt- naturerbe ernannt. Leidenschaftlich besungen wurde die Region von der Bergsteigerlegende Luis Trenker in unzäh-ligen Spiel- und Dokumentarfilmen. Die raue Schönheit der Südtiroler Berge muss man aber selbst erleben, um sie zu begreifen. Hochalpine Ambitionen, etwa durch die Be-

zwingung des Marmolata mit seinem höchsten Gipfel von 3.342 m, sind dabei nicht notwendig. Auch ausgedehnte Wanderungen durch das Grödnertal, auf der Seiser Alm oder im Naturpark Schlern-Rosengarten sind bei traum-haftem Wetter immer wieder ein außergewöhnliches Erlebnis.

Im Grödnertal in dem noch Ladinisch als Amts- und Schul-sprache anerkannt ist, liegt St. Ulrich mit seinen 4.600 Einwohnern auf 1.236 m. Der Ort bezaubert durch seine

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Qualität und nicht mehr Quantität und viele talentierte junge Winzer diesem Wein einen erfolgreichen Turnaround, um im Börsenjargon zu bleiben, ermöglicht.

Paradies für Aktivurlauber

Die Outdoor-Aktivitäten sind zahl-reich. Man kann zwischen Wan-dern, Klettern, Mountainbiken oder Paragliden wählen. Für Hotelgäste sind täglich zwei Wanderungen und Biketouren inklusive. Und wer lieber indoor die Muskeln stählt, kann dies mit zahlreichen Geräten in der hotel-eigenen 350-Quadratmeter-Fitness-welt tun. Und die Kleinen können beim Forellenfischen am Bach, bei Sennereibesuchen oder im Streichel-zoo tolle Erfahrungen sammeln.

Sind die Kinder glücklich, können die Erwachsenen in der ADLER AGU-ANA Wasserwelt oder im ADLER SPA „Dolasilla“ die Seele baumeln lassen. Ob im Sole-Indoor- und -Out-doorpool im Südtiroler Heubad oder im Kraxenofen oder in einem der 34 Behandlungsräume, es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Eine eigene Pflegeserie, mit namhaften Experten entwickelt, verwöhnt Körper und Seele.

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lebendige Fußgängerzone mit vielen romantischen Win-keln und Gassen. Kleine Boutiquen, historische Plätze und Kirchen sowie schmucke Cafés zieren das Dorfbild.

Dieses atemberaubende Panorama wird dem Urlauber im außergewöhnlich idyllisch am Hang und doch im Mittelpunkt des Ortes gelegenen ADLER DOLOMITI Spa & Sport Resort quasi zu Füßen gelegt. Das Hotel bietet einen imposanten Blick auf die Bergwelt von Gröden. Es wird von einer 9.000 Quadratmeter großen Parkanlage umgeben und schließt an die Fußgängerzone von St. Ul-rich an. Mit seinen insgesamt 120 Zimmern und Suiten, in warmen Farben und Hölzern der Region gehalten, schafft es ein behagliches Ambiente.

Südtiroler Spezialitäten

Für das leibliche Wohl ist dank der geschmackvollen Küche in Südtirol allenthalben bestens gesorgt. Im ADLER DOLOMITI können die Gäste zwischen dem Hauptrestaurant und zwei Tiroler Fichtenholzstuben wählen. Die Restaurants sind ausschließlich für Hotel-gäste zugänglich. Südtiroler Spezialitätenabende mit landestypischen Köstlichkeiten, gemütliche Grillabende im Park, erlebnisreiche Grillpicknicks auf der Alm oder das ADLER Candle-Light-Dinner mit musikalischer Un-termalung verheißen stimmungsvolle und genussreiche Stunden. So kann man einen anstrengenden Wandertag besonders schön ausklingen lassen. Und Weinliebhaber kommen im Weinkeller des Resorts ganz bestimmt auf ihre Kosten. Über 300 Weine aus Spitzenlagen, vorran-gig des Südtirols, warten darauf, getrunken zu werden. Gewürztraminer, Lagrein und Cabernet Sauvignon gedeihen im alpin-mediterranen Klima besonders gut. Der Lagrein – die autochthone Rotweinsorte Südtirols – war über viele Jahre zum Billigprodukt für die Dis-counter degradiert worden. In den vergangenen 10-15 Jahren haben aber eine konsequente Ausrichtung auf

Die Seele baumeln lassen im ADLER Spa

im.kontakt ADLER DOLOMITI Spa & Sport ResortI-39046 St. Ulrich / GrödenDolomiten / Italien Tel.: +39 0471 775 001Fax: +39 0471 775 [email protected]

Traumhafter Ausblick über das Grödnertal

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Hotel Hochschober

Idyllisch zwischen Kärnten und der Steiermark ruht der Turracher See. Die Gegend um den Turracher See wurde verhältnismäßig spät, erst im 20. Jahrhun-dert, für den Fremdenverkehr entdeckt. Zu den ersten Gasthöfen zählte bereits damals der „Hochschober“. 1929 eröffnete das Ehepaar Leeb auf rund 1.800 m Höhe über NN am Südufer, eingebettet in die Lärchen- und Zirbenwälder des Biosphärenparks Nockberge, den Gasthof „Hochschober“ mit 30 Betten. Drei Ge-nerationen und viele Höhen und Tiefen weiter leiten seit 2003 Karin Leeb und ihr Mann Martin Klein das familienfreundliche Hotel. Alle Generationen vereint die Leidenschaft für das Hotel, seine Gäste und auch Mitarbeiter, Liebe zum Detail sowie die Idee, immer wieder neue und außergewöhnliche Akzente zu setzen. Inspirationen dazu finden sie auf ihren zahlreichen Reisen in ferne Länder.

So geschehen unter anderem mit der Errichtung des Chinesischen Turms. Chinesische Handwerker reisten speziell für die Schnitzarbeiten und die Dachgestal-tung an. In der obersten Etage findet sich „Das schöne Teehaus am Berg“, wo Hotelgäste an der chinesischen Teezeremonie Gong Fu teilnehmen können. In den zwei darunterliegenden Stockwerken befinden sich Meditati-onsräume sowie Behandlungsräume für Ayurveda und Traditionelle Chinesische Massage.

Patentiert schwimmen

Aber auch für den kalten Turracher See, der bis zu sechs Monate im Jahr mit Eis bedeckt ist und dessen Temperatur selten über 16 Grad steigt, hat sich die Fa-milie Leeb etwas einfallen lassen. Sie haben ein Becken im See abgetrennt und beheizen es mit einer ausgeklü-gelten Technik auf 30 Grad Celsius Wassertemperatur.

Möglich ist dies durch ein weltweit einzigartiges, patentiertes System. Schwimmende Edelstahl-Pontons grenzen die 250 Quadratmeter große Oberfläche im See ab. Seitliche Abgrenzungen ragen davon drei Meter in die Tiefe. So bleibt das warme Wasser – aufgrund des physikalischen Gesetzes, dass wärmeres Wasser auf kälterem schwimmt –innerhalb der Eingrenzung, wird jedoch laufend ausgetauscht. In diesem Jahr feiert das See-Bad sein 20-jähriges Jubiläum, und als Geschenk gab es einen verbreiterten Ufersteg und eine neue Bootsanlegestelle.

Ob orientalischer Hamam, chinesische Massagen und fernöstliche Meditation oder innovative Haki-Behand-lungen – das Hotel Hochschober beweist in dem 5.000 m2 großen Spa-Bereich seine Wellness-Kompetenz. Aus-spannen lässt sich zudem mit Seeblick in den Saunen oder im neuen Uferbereich. Oder man zieht sich einfach in eines der 100 sehr stylisch gemütlichen Zimmer zurück.

Weltweit einzigartig: Das See-Bad im Turracher See

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im.kontakt Hotel Hochschober GesmbH9565 Turracher Höhe 5Kärnten, Österreich

Tel.: +43 4275 8213Fax: +43 4275 8368 [email protected]

Auch in diesem Jahr wie schon in den letzten Jah-ren ist das Hotel mit Neuerungen in die Sommer-saison gestartet. 17 Zimmer im Bergkristalltrakt des Hotels präsentieren sich im modern-alpinen Stil des Wiener Architekten-Duos Christian Satek und Sabine Kreuzspiegl. Geprägt von natürlichen Materialien wie Wolle und Leinen, weiß gekalkter Eiche und Farbakzenten in kräftigem Rot und Blau harmonisieren die Neuerungen mit den 2013 und 2014 gestalteten Zimmern und Suiten. Auch das Ankommen wird ab sofort noch bequemer, dies ma-chen eine neue Wegführung und eine Überdachung der Vorfahrt am Eingangsbereich möglich. Eigens angefertigte Möbel laden zum Verweilen ein.

Genussvoll urlauben steht im Mittelpunkt des Hotels. Franz Rohn kehrte 2014 nach vielen Jahren in der internationalen Luxusgastronomie an seine Wurzeln zurück. Bei seiner Arbeit legt er besonde-ren Wert auf Produkte aus der Region. Ob musika-lisch umrahmte Themen- und Spezialitäten-Abende, der „Küchenstammtisch“, bei dem in kleiner Runde Gourmetmenüs in der Hotelküche serviert werden, oder Verkostungen regionaler Schmankerl von Lieferanten und Produzenten aus der direkten Um-gebung, an Ideenreichtum fehlt es dem Küchenteam nicht.

Wer es schafft, sich von dem umfangreichen Frei-zeitangebot innerhalb des Hotels loszueisen, kann sich auf weitläufige Wanderwege inmitten des Bio-sphärenparks Nockberge freuen. Die für Hotelgäste kostenlose Alm Butler Card ermöglicht kostenlose Fahrten mit den Bergbahnen sowie mit der ganzjäh-rig geöffneten Allwetterrodelbahn „Nocky Flitzer“. Wer sich für Mountainbiken, Nordic Walking und Jogging begeistert, findet mehrere Routen in ver-schiedenen Schwierigkeitsgraden vor.

AlmZeitHütte

Direkt an der Bergstation der Panorama-bahn gelegen, empfängt die hoteleigene AlmZeitHütte auf 1968 Metern Hotelgäste und Tagesausflügler mit deftigen Kärntner Spezialitäten wie Gröstl und Krustenbraten aus dem Reindl. Im Sommer findet jeden Sonntag der AlmSonntag mit Live-Musik statt. Rund um die AlmZeitHütte laden ori-ginelle AlmZeitStationen zum Spiel mit der Zeit, Schaukelliegen zum Ausruhen und der Nocky Flitzer zu einer rasanten Talfahrt ein.

Einen guten ersten Eindruck von der Schön-heit der Turracher Berge gewährt das Videozum Song „Kinder der Berge“ von Hotelier Martin Klein ( www.martin-klein.at).

Seit 1929 auf der Höhe: das Hotel Hochschober

Designer-Suiten mit heimischen Materialien

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Hochbeinige Allrounder

Zwar sind 90 Prozent ihrer Käufer fast nie in unweg-samem Terrain unterwegs, doch auf den Boulevards und in den wohlhabenden Wohnsiedlungen der

Großstädte fühlen sie sich besonders heimisch. Sport Utility Vehicles, kurz SUVs, stehen bei deutschen Autofahrern hoch im Kurs. Während VW die Weichen für eine SUV-Offensive in den USA stellt, punkten Audi, Volvo, Jeep und Jaguar auf dem heimischen Markt mit neuen Modellen.

Flaggschiff aus Ingolstadt

Der neue Audi Q7 ist 325 Kilogramm leichter geworden, bringt aber immer noch gute zwei Tonnen auf die Waage. Kürzer und handlicher als sein Vorgänger ist er zudem, sofern man das von einem 5,05 Meter langen Straßenschiff behaupten kann. Das macht ihn, unterstützt vom exzellenten Fahrwerk, spürbar agiler.

Der Innenraum überzeugt mit seinem glasklaren digitalen Cockpit und seiner breiten Mittelkonsole mit dem riesigen Touchpad. Die Materialien sind von erlesener Qualität: Holz, Aluminium, Leder und Klavierlack machen die Fahrt zum Erlebnis.

Beim „Spardiesel“ mit 218 PS verspricht Audi einen Durch-schnittsverbrauch von 5,5 Litern je 100 Kilometer. Auch wenn es in der Praxis knapp 8 Liter sind – so sparsam ließ sich ein solcher Koloss bisher nie lenken. Zum Einstieg sind 60.900 Euro für den 3.0 TDI und 62.900 Euro für den 3.0 TFSI be-reitzuhalten. Dabei wird es kaum bleiben, denn die seitenlange Aufpreisliste hält einige Bonbons bereit. Die 2050 Euro für die Luftfederung sind gut angelegt. Kaum eine Erschütterung stört die Insassen.

Komfortabler Riese

Jeep verpasste dem margenträchtigen Bestseller Grand Chero-kee ein Facelift. Vor allem die neue Heckschürze, der größere Spoiler und die abgeflachten Auspuffendrohre sorgen für die neue Optik. Das Sechszylinder-Diesel-Triebwerk gefällt mit seinem etwas rauen, aber nicht aufdringlichen Laufgeräusch, das sich deutlich zahmer gibt als früher. Innen thront man förmlich auf dem gut einen halben Meter breiten Ledersitz, während man von einem ausgezeichneten Hi-Fi-System aus dem Hause Harman Kardon beschallt wird.

Schnelle Kurvenfahrten sind nicht die Domäne des Grand Cherokee: zu groß ist die Seitenneigung, die den 1,89 Meter hohen Allradkoloss teils stark schwanken lässt. Satte 2,4 Tonnen bringt er auf die Waage, 8,2 Sekunden benötigt der 250 PS starke V6, um den Riesen auf 100 Stundenkilometer zu beschleunigen. Nach EU-Norm schluckt der Jeep 7,5 Liter.

SUVs (Sport Utility Vehicle) zählen hierzulande nach wie vor zu den beliebtesten Fortbewe-gungsmitteln. Jüngst kamen gleich mehrere neue Modelle auf den Markt. Wir stellen Ihnen die interessantesten Gefährte vor.

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ab.fahren 49

Tritt man nicht allzu forsch aufs Gas, lässt sich das Gefährt mit knapp 9 Litern durch die Straßen dirigieren. Mit 69.900 Euro steht der Jeep Grand Cherokee 3.0 V6 MultiJet in der Top-Ausstattungsvariante Summit in der Preisliste. Darin ist fast alles enthalten, was das Herz begehrt: von der Rückfahr-kamera, dem feinen Audio- und Multimediasystem mit seinem großen Monitor über Lederbezüge und Bi-Xenon-Scheinwerfer bis hin zu allerlei Sicherheitssystemen, einem Dachhimmel in Alcantara und 20-Zoll-Alufelgen.

Schnörkelloser Schwede

Der „XC90 ist der Beginn einer neuen Produktoffensive“ für Volvo. Wenig Wunder, wenn man bedenkt, dass der alte XC90 bereits seit 13 Jahren von den Bändern rollt. Ansprechend aufgeräumt präsentiert sich der Innenraum mit feinen Materi-alien, offenporigem Holz und Leder. Die Bedienung lässt sich über einen iPad-großen Touchscreen steuern.

225 PS leistet der 2.0 Liter Diesel, die Beschleunigung auf Tempo 100 ist in 7,8 Sekunden erledigt, die Höchstgeschwin-digkeit liegt bei 220 km/h. Die 8-Gang-Automatik wechselt zuverlässig die Gänge, allein beim Anfahren benötigt sie etwas Bedenkzeit. Der Selbstzünder soll sich nach Angaben der Skandinavier mit nur 5,7 Liter auf 100 Kilometer begnügen. In der realen Welt muss der Konsum um eineinhalb bis zwei Liter nach oben korrigiert werden. Seit Juni dieses Jahres gib es den XC90 als 225-PS-Diesel ab 53.400 Euro. Für den

320-PS-Benziner werden 57.700 Euro aufgerufen. Serienmä-ßig gibt es bei beiden Varianten eine Sicherheitstechnologie, die automatisch bei vorausfahrenden Fahrzeugen sowie bei Fußgängern oder Radfahrern abbremst. Vorbildlich ist auch der Notbremsassistent für Kreuzungen, der eingreift, wenn der Fahrer ein von der Seite kommendes Fahrzeug übersieht.

Premiere bei Jaguar

Als „Sportwagen für die Familie“ bezeichnen die Briten ihren ersten Geländewagen, der ab 2016 in den Autohäusern stehen soll. Die Karosserie besteht hauptsächlich aus Alu-minium und soll den „F-Pace“ zum leichtesten Modell seiner Klasse machen. Ausgerüstet wird der Geländegänger mit einem intelligenten Allradantrieb, der im Normalfall nur die Hinterräder antreibt, einer elektromechanischen Servolen-kung und einem Head-up-Display.

Unter der Haube werden gänzlich neu konstruierte Vier- und Sechszylinder ihren Dienst verrichten. Die Benziner leisten bis zu 380, der stärkste Diesel kommt auf 300 PS. Der spar-samste Selbstzünder mit 163 PS, der den SUV auf immerhin 190 Stundenkilometer beschleunigt, soll laut Norm nur wenig mehr als 4 Liter pro 100 Kilometer schlucken. Dass das wohl kaum realistisch sein dürfte, wird sich spätestens Anfang kommenden Jahres weisen. Mit Preisangaben halten sich die Briten noch zurück, Marktkenner gehen von Ein-stiegspreisen ab 50.000 Euro aus.

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50 lese.stoff

Im Zeichen der SterneDas passende Buch für die Urlaubszeit: Ein intimer Blick hinter

die Kulissen der Luxus-Hotellerie.

Es ist die viel bemühte Geschichte des Tellerwäschers, der zum Millionär wird. Carsten K. Rath hat es aus der rheinischen Provinz in den elitären Zirkel der

internationalen Nobelhotels gebracht. Als Auszubildender gab er in einem Hochschwarzwälder Gasthof „drei Jahre lang den Service-Kuckuck“. Heute ist er Gründer und CEO der Hotelgesellschaft Lifestyle Hospitality & Entertain-ment Group, die die Kameha Hotels und Resorts betreibt und im März 2015 das Kameha Grand Zürich eröffnet hat, und tritt als Keynote Speaker bei Kongressen und Firmenveranstaltungen auf. Die WELT nennt ihn den „Rockstar unter den Grand Hoteliers“.

Er kennt die Welt der Prominenten wie Bäcker ihr Mehl. Christoph Daum bot er Zuflucht, als Deutschland ihn nicht mehr wollte, für Reiner Calmund lässt er schon mal das Badewasser ein. Von Helmut Kohl über Nelson Mandela bis Bill Clinton: Carsten K. Rath hat sie alle beherbergt.„Es ist ein Blick durchs Schlüsselloch, ohne die Privat-sphäre jemals zu verletzen“, bringt der 1966 in Lahnstein geborene Betriebswirt sein Buch „Sex bitte nur in der Suite – Aus dem Leben eines Grand Hoteliers“ (Herder, ISBN 978-3-451-32959-3) auf den Punkt. Gespeist aus

seinen vielfältigen Erfahrungen, blickt der Autor hinter die Kulis-sen der Luxushotellerie und erzählt zahlreiche kuriose Geschichten – und bricht dabei so manches Tabu.

Superstar in der Horizontalen

Rath lobt sich gern und häufig selbst. Er scheint ganz und gar von sich überzeugt. „Es wird Sie kaum noch überraschen, dass ich keine Sekunde zögerte, die Herausforderung anzunehmen“, schreibt er über das Angebot der Kempinski-Gruppe, den Mythos Adlon wie-derauferstehen zu lassen. Ebenso offen spricht er aber auch über gescheiterte Projekte, Fehler und persönliche Schwächen. Als er über einen der beeindruckendsten Momente seiner Karriere schreibt, macht er sich ganz klein – nicht ohne sich zu schmeicheln: „Der mächtigste Mann der Welt (Bill Clinton) kannte meinen Namen! Und hatte mich gelobt! Um mich, den Ex-Tennisspieler ohne relevanten Schulabschluss, zu loben, lässt er sämt-liche Staatsgäste und VIPs im Saal sitzen.“

Die titelgebende Szene erlebte Rath Anfang der 90er-Jahre, als er im Hotel Kempinski in Frankfurt arbeitete. Auf halbem Weg zur Empore im nächsten Stockwerk bekommt er einen Superstar in der Horizon-talen zu sehen – „in eindeutiger Position, mit mehreren Groupies gleichzeitig“. Ausführlich erklärt er den Body-guards: „Für derlei Aktivitäten ist die Suite der geeig-nete Ort. Dort können unsere Gäste selbstverständlich tun und lassen, was sie wollen.“ Mit anderen Worten: Sex bitte nur in der Suite! Spätestens ab diesem Zeit-punkt war Rath bewusst, dass absurde Ereignisse für Fünf-Sterne-Hoteliers keine Seltenheit sind.

Carsten K. Raths Buch ist eine Blütenlese weiterer skur-riler Begebenheiten. Nicht nur Hotelbegeisterte werden „Sex bitte nur in der Suite“ mit viel Vergnügen lesen.

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„Ich erhole mich in der Küche“

Monsieur Alléno, was kennzeichnet die zeitgenössische Haute Cuisine?Yannick Alléno: Wer die heutige französische Küche

interpretieren und erweitern will, muss moderne Saucen kreieren. Sie sind ihr Grundpfeiler, gleichsam ihre DNA. Schon bei Auguste Escoffier, der Mitte des 19. Jahrhunderts geboren wurde und Welt-ruhm erlangte, geht es in seinem „Guide Culinaire“ in den ersten Seiten um Saucen. Sie sind bis heute die Seele der französischen Küche, weil sie die einzelnen Elemente auf dem Teller verbinden und alles zu einem kulinarischen Geschmackserlebnis zusammen-fügen. Mit Blick auf Saucen habe ich zwischen früher und heute gebrochen und sehr ansprechende Lösungen entwickelt.

Zum Beispiel?Zum Reduzieren muss ich nicht zwangsläufig erhitzen. Ich kann ebenso gut einfrieren. Das ist genau das Gegenteil wie üblich. Auf diese Weise verdichten sich die Aromen übrigens auch beim Eiswein.

Nach Dubai, Taipeh, Peking und Marrakesch haben Sie im März Ihr Stay-Konzept nach Paris ins Luxushotel Sofitel Faubourg ge-bracht. Was verbirgt sich hinter „Simple Table Alléno Yannick“?Stay bietet auch hier Gastronomie auf hohem Niveau, aber ohne Chichi. Es richtet sich an ein elegantes Publikum mit Appetit auf kulinarisch hochklassige Abenteuer. Dabei geht es ungezwungen zu und es gibt keine Beschränkungen. Selbst wenn ein Gast einen grünen Salat möchte, verzieht kein Kellner das Gesicht. Außerdem haben wir Tische für mehr als zehn Personen, an denen es auch mal etwas lauter zugehen darf.

Im Februar wurde sein Pariser Restaurant „Pavillon Ledoyen“ vom Guide Michelin mit drei Ster-

nen gekürt. Doch Starkoch Yannick Alléno gibt sich damit nicht zufrieden. Er hat ein weltweites

Gastro-Imperium aufgebaut und ist Autor zahlreicher Kochbücher. Im März übernahm er die Ver-

antwortung über alle Gastronomie-Leistungen im komplett renovierten Luxushotel Sofitel Paris

Le Faubourg und distanziert sich mit seinem neuen Projekt „Stay Faubourg“ von traditionellen

gastronomischen Konventionen. 2015 wurde Alléno von Gault Millau und Andrew Harpers (USA)

zum „Koch des Jahres“ gewählt. Trotz seines Weltruhms ist der Überflieger

nicht abgehoben. Im Interview gibt er sich bodenständig und bescheiden.

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Klingt so, als ob Sie damit keinen Michelin-Stern anstreben wie in Ihrem nur zehn Gehminuten entfernten Pavillon Ledoyen, das im Februar mit drei Sternen ausgezeichnet wurde?Nein, mein Ziel ist vor allem, dass das Restaurant voll ist und die Gäste zufrieden sind.

Was brachte Sie auf die Idee, zentral im Restaurant eine „Gebäcksbibliothek“ zu platzieren?Ich habe schon oft gut gegessen, bevor ich vom Dessert enttäuscht wurde. Es ist ein riesiger Unterschied, ob ich den Nachtisch frisch esse oder ob er aus dem Kühl-schrank kommt.

Planen Sie weitere Stay-Restaurants?Hongkong steht bereits fest, aber es ist sehr schwer, einen geeigneten Ort zu finden.

Wie viele Mitarbeiter arbeiten weltweit für Sie?Inzwischen sind es weit mehr als 1000.

Wie schaffen Sie es, hier auch nur ansatzweise den Überblick zu behalten?Ich bin nicht allein in meiner Mission. Ich kümmere mich nur um das Food. Die Organisation übernehmen andere.

Sie arbeiten fast rund um die Uhr. Wann entspannt sich Yannick Alléno? Ich erhole mich in der Küche ...

... also bei der Arbeit?Ja, das ist cool (lacht)!

Sie zählen seit Jahren zur Weltelite der Spitzenköche. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?Mein Ziel war nie der Erfolg. Ich möchte kreativ sein, er-finderisch sein und meine Gäste erfreuen. Ich liebe meine Arbeit, ich liebe es, jungen Leuten meine Erfahrungen weiterzugeben – und ich liebe das Leben.

Gibt es genügend begabten Nachwuchs, der künftig das hohe Niveau der franzö-sischen Küche halten wird?Es gibt viele talentierte und motivierte junge Küchenchefs. Aber es ist nicht einfach für sie, zu verstehen, dass sie viel arbeiten müssen, wenn sie erfolgreich sein wollen. Wir haben hier in Frankreich die richtige Einstellung zur Arbeit verloren.

Vielleicht, weil nur wenige wie Yannick Alléno rund um die Uhr arbeiten wollen?Ich glaube, die Nachwuchsköche würden sogar viel arbeiten. Aber in Frankreich ist das gänzlich verboten. Wenn Du hier Deine 40-Stunden-Woche hinter Dir hast, musst Du nach Hause gehen.

Sie sprudeln vor Kreativität. Woher bekommen Sie Ihre Inspirationen?Ich habe 25 Jahre gebraucht, um meinen Job wirklich zu verstehen. Weil ich niemals ruhe und doppelt so viel arbeite wie andere, entspricht das einem halben Jahr-hundert. Diese 50 Jahre sind nötig, um die Chemie der Küche zu erlernen und die unterschiedlichen Merkmale der verschiedenen Zutaten, die Techniken, das Ab-schmecken zu erfassen. Es ist etwas ganz Besonderes, ähnlich wie die Herstellung von Wein.

Besitzen Sie noch Ihre Weinberge im Rhône-Tal?Der Saint-Joseph wird immer besser, mein Freund Michel Chapoutier, einer der besten Winzer Frank-reichs, und ich bauen ihn biodynamisch aus. Ich gehe sehr gern in die Weinberge, um die besondere Energie des Geschmacks zu spüren, der aus der Fermentation hervorgeht. Es ist letztendlich die Energie unseres Planeten.

Wie wichtig sind Bio-Lebensmittel für Sie?Sie sind unentbehrlich. Wir müssen verstehen, dass die Erde einzigartig ist. Es ist schon zu viel Unheil angerich-tet worden – und es ist höchste Zeit, umzudenken.

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54 schnell.notiert

Herausgeber: Finanzpark AG, In der Schmalau 6-8, 90427 Nürnberg Vorstand: Klaas Fischer (Vorsitz), Andreas Fiek Aufsichtsrat: Christian Ernst Frenko (Vorsitz) Amtsgericht: Nürnberg HRB 24981 Bildnachweis: Titel: shutterstock.com, LBBW, Baaderbank AG, Adler Dolomiti Spa & Sport Resort, Hotel Hochschober, Volkswagen AG, Chrysler Group LLC, Daimler AG, Hans A. Bernecker, Deutsche Börse AG, Fg2 (I took the photo.) [Public domain], via Wikimedia Commons, Sebastian Brüll, Herder Verlag, Yannick Alléno Redaktion: Fabian Blumer, Marcus Brauer, Christian Euler, Klaas Fischer, Robert Halver, Stefan Paulsen, Ralph Stemper. Aboservice: [email protected] oder unter www.bf-magazin.de/abo Leserservice: [email protected]

Impressum

Frankfurt Börsentag, 19.09.2015

Berlin Börsentag, 24.10.2015

Risikohinweise / Disclaimer: Die Redaktion bezieht Informationen aus Quellen, die sie als vertrauens würdig erachtet. Eine Gewähr hinsichtlich Qualität und Wahrheitsgehalt dieser Informati-onen besteht jedoch nicht. Indirekte sowie direkte Regressinanspruchnahme und Gewährleistung wird für jegliche Inhalte kategorisch ausgeschlossen. Leser, die aufgrund der in diesem Magazin veröffentlichten Inhalte Anlageentscheidungen treffen, handeln auf eigene Gefahr, die hier veröffentlichten oder anderweitig damit im Zusammenhang stehenden Informationen begründen keinerlei Haf-tungsobligo. Ausdrücklich weisen wir auf die im Wertpapiergeschäft erheblichen Risiken hoher Wertverluste hin. Dieses Magazin darf keinesfalls als Beratung aufgefasst werden, auch nicht stillschweigend, da wir mittels veröffentlichter Inhalte lediglich unsere subjektive Meinung reflektieren. Für alle Hyper links gilt: Die Finanzpark AG erklärt ausdrücklich, keinerlei Einfluss auf die Gestaltung und die Inhalte der gelinkten Seiten zu haben. Daher distanziert sich die Finanzpark AG von den Inhalten aller verlinkten Seiten und macht sich deren Inhalte aus-drücklich nicht zu eigen.

Wichtige Termine

Köln Börsentag kompakt, 10.10.2015

Nürnberg Börsentag kompakt, 14.11.2015 Stuttgart

Börsentag kompakt, 12.09.2015

Hamburg Börsentag, 31.10.2015

Günter H.Privatanleger Interview: „Invest 2015“

Frankfurt.

Mein Platz zum

Handeln.

Frankfurt. Mein Platz zum Handeln.

„ Ich erwarte Volumen und Sicherheit. Ich handle ausschließlich börslich.“So individuell und vielfältig die Antworten bei unserer Befragung auf der Invest 2015 ausfielen, so oft wurde die Börse Frankfurt als führender Handelsplatz genannt. Privatanleger Günter H. überzeugten das Volumen und die Sicherheit des

börslichen Handels. Uns interessierte aber auch, wieso Anleger überhaupt an der Börse aktiv sind. Und wie entscheiden sie, wo sie handeln? Die interessantesten Statements sehen Sie hier: www.mein-platz-zum-handeln.de

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