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Broschüre Die Grassauer Almen Huber - hgv-achental.de Grassauer_Almen... · gestattet, aber...

Date post: 10-Nov-2018
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Die Grassauer Almen von Margarete Huber Herausgegeben vom Heimat- und Geschichtsverein Achental e. V. 2014 Redaktion: Uta Grabmüller Hefteralm ca. 1965 (Bildarchiv Olaf Gruß)
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Die Grassauer Almen

von Margarete Huber

Herausgegeben vom Heimat- und Geschichtsverein Achental e. V.

2014

Redaktion: Uta Grabmüller

Hefteralm ca. 1965 (Bildarchiv Olaf Gruß)

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Inhaltsverzeichnis Seite

Einleitung 3 Helmut Silbernagl über die Grassauer Almen 5

Fahrnpointneralm 12 Hefteralm 13

Hufnaglalm 22 Mojeralm 23

Naderbaueralm 26 Pelzenalm 28 Rachlalm 32

Wimmeralm 36 Schlusswort 37

Karte: Grassauer Almengebiet Anhang

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Einleitung Unter dem Begriff „Grassauer Almen“ versteht man die acht Almweiden mit Kasern (Hütten), die sich nördlich der Hochplatte und östlich des Staffen in Richtung Einöder Berg erstrecken. Sie werden landwirtschaftlich genutzt und sind beliebte Wanderziele sowohl für Einheimische als auch für Gäste.

Das vorliegende Heft geht auf die Geschichte und auf die Besonderheiten der einzelnen Almen ein. Die Darstellung beruht v. a. auf Unterlagen im Grassauer Gemeindearchiv und auf persönlichen Gesprächen mit Alm-bauern.

Im Grassauer Archiv liegt unter der Nr.723/3 eine alte Aufstellung der Almen im Gemeindebezirk Grassau, der die anschließende Beschreibung der Almen folgt. Die Liste gibt zwar die Größenverhältnisse der Grassauer Almen an, ist aber leider ohne Datum:

Bilzenalm [Pelzenalm] 10,00 ha Lichtung Fahrnpointneralm 3,00 ha “ Rachlalm 19,00 ha “ Hefteralm 42,70 ha “ Hufnaglalm 13,78 ha “ Mairalm 17,00 ha “ Naderbaueralm 5,30 ha “ Wimmeralm 17,67 ha “ Wie sehen die ersten Hinweise auf unsere Almen aus? Die früheste schriftliche Erwähnung stammt von 1721. Großrachlalm 1721: „Nach der Steuerbeschreibung besitzt Wolf Zaisl, der Inhaber des Großrachlgutes, eine Alm auf dem Holzenpichel oder Kling liegend. Maieralm – auch Mojer-Alm: Am 29.1.1822 ersteigern Matthias Moritz und Josef Doppler, Heiß zu Grassau, die Alpe „Tennboden“ um 2000 fl. Fahrnpointneralm: Am 24.3.1813 erwirbt Matthias Mayr von Florian Räppl, Hauser zu Hausen, den Alpenzuschlag auf der Alpen Hochberg um 400 fl.

Hufnaglalm: Am 6.6.1887 Erwerb der Aschenstadel- oder Metzgeralpe von der Gemeinde Grassau um 8150 M.“

Einheimischen wird auffallen: Obwohl der Ortsteil Piesenhausen – ursprünglich zur Gemeinde Grassau gehörend – 1962 der Gemeinde Marquartstein angeschlossen wurde, blieben die Almen im Hochplatten-gebiet in der Grassauer Flur.

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Zum heutigen Grassauer Gemeindegebiet zählen auch die Almen der bis 1972 selbstständigen Gemeinde Rottau. Diese Rottauer Almen werden hier nicht beschrieben; es sind:

Bauernschmiedalm Erlbergalm Fetzenalm (Vorderalm) Hinteralm Rottauer Moieralm. Der Heimat- und Geschichtsverein Achental e. V. widmet sich intensiv dem Thema „Unsere Almen im Achental“. Mit seiner im August 2014 eröffneten Ausstellung knüpft er an eine erste Ausstellung zu diesem Thema im Jahre 1998 in Unterwössen an. Nun soll die Beschäftigung mit den Almen laufend vertieft und um die Beiträge von Vereinsmitgliedern und Besuchern er-weitert werden. Ziel ist ein digitales Almregister für das Achental, das für alle Aspekte dieses Themas offen ist, laufend aktualisiert und ergänzt wird. Die Informationen aus dem vorliegenden Heft fließen ebenfalls in das Alm-Register ein. Vorerst aber möge das Heft eine Anregung zum Kennenlernen und auch gerne zum Erwandern der Grassauer Almen sein!

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Helmut Silbernagl über die Grassauer Almen Bevor die acht Grassauer Almen im Einzelnen beschrieben werden, lassen wir Helmut Silbernagl († 2002; von 1958 bis 1992 Geschäftsführer des Almwirtschaftlichen Verbands Oberbayern und Autor des Buches „Almsommer: Geschichten über Almen, Sennerinnen und Senner, Alm-viecha und bäuerliche Kultur“, Miesbach 2002) sprechen. Über die Plattenalmen hat er gründlich recherchiert und sehr anschaulich dazu Stellung genommen „Von da Schwoag bis auf d`Hochalm

Von den vielen besonders schönen Almliedern ist mir das ,Tennbodnbachai‘ schon seit Jahren eines der liebsten. Da spricht mich die Melodie an, die almerischen, innigen, ortsverbundenen Versln – und weil bei mir halt auch mit der Gegend, wo das Lied seinen Ursprung hat, enge gedankliche Verbindungen bestehen. Jede Zeile beschreibt genau das Almgebiet unter der Hochplatten (1587 m) bei Marquartstein, ist also ein ganz echtes bodenständiges Chiemgauer Almlied. Um es ganz genau zu sagen, drückt dieses Lied den damaligen Lebensbereich aus herunten von da Schwoag (der Nachbar Fahrnpointner – Farmboima – bewirtschaftet heute die Fläche des aufgelassenen Anwesens Schwaig) gleich neben dem Schloß Niedernfels hinter Piesenhausen bis hinauf zur Piesenhauser Hochalm. Zwischen der Piesenhauser Hochalm und der darunter liegenden Hoch-plattenalm liegt ein markanter Bergrücken und zugleich Almgrenze, der Haberspitz (übrigens nennen sich die Grassauer Trachtler offiziell ,d`Hochplattner‘ – daheim im Chiemgau heißen sie ,d`Haberer‘ und haben beim Ausrücken auch einen Haberbüschl am Hut. Das ist der Bezug zum Haberspitz). Unterm Haberspitz (1432 m), Friedenrath und Staffen laufen dann die Wasserl fürs Tennbodnbachei zusammen – und des roast aa heid no owe go Toi (wenn auch auf der neuen Landkarte die Rodlbahn schon markanter und stärker eingezeichnet ist). Das Tennbodnbachei schlängelt sich am Bergfuß weiter. Wird dann zum Hindlingerbach und plätschert hinterm Großrachl weiter zur Vereinigung mit dem Grassauerbach. Dann heißt er noch Moosbach und leitet die ganzen Wasser als Überseebach unterhalb der Feldwies in den Chiemsee. Aber droben im wichtigsten und schönsten Abschnitt ist es halt doch noch das ,Tennbodnbachei‘.

Und jetzt das Lied: Von der Schwoag bis auf d`Houchoim is aa nimma weit, wo`s a Waaxlaab, a greans, scheene Gamsrogei geit. Und des Tennbodnbachei roast owe ins Toi, ja do bleib i a Bois diam amoi! Wenn der Auerhoh boizt und um d`Henn umadanzt, und wenn d`Sunn aufasteigt und da Habanspitz glanzt,

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und de Hüatabuam schwegein und singan schee drei, ja da mecht i hoid allawei sei ! Seit der Entstehung des Liedls hat sich gewaltig viel dort verändert.

In den Jahren 1959/60 wurde zur besseren Erhaltung des alten Almgebietes ein schlepperbefahrbarer Weg gebaut, der herunten von der Talstation des Liftes zu den 3 Almen der Weidenau hinaufführt und weiter geht über Hochplatten zur Piesenhauser Hochalm. Insgesamt 7,2 km guter Fahrweg, ein Lebensnerv für die Almen. Aber gehen wir zuerst noch in die überschaubare Vergangenheit, in einen interessanten Teil Marquartsteiner Kulturgeschichte, zurück. Sichere Auskunft geben uns die Liquidationsprotokolle (liegen am Forstamt) der Königlichen Regierung des Isarkreises, (bis 1837, von da an Regierung von Oberbayern), der Kgl. General-Bergwerk- und Salinenadministration und des Kgl. Landgerichts Traunstein vom Jänner 1830. Das Protokoll trägt die Überschrift: Liquidation der Alpen- und Weiderecht im Königl. Bayer. Forstamt Marquartstein VIer Band: 1830 zum Königl. Hauptsalzamt Traunstein gehörig. Die Sulzfelden- und Piesenhauser Hochalm

Auch im vorigen Jahrhundert mussten sich die Almbauern bei den Behörden durchsetzen, um überleben zu können. Damals bedeutete jeder Büschl Gras mehr auch eine Geiß oder ein Schaf mehr, und nur so war die Familie satt zu bekommen. Mit der Salinenadministration kam der Almbauer schnell über den Nagel: Er brauchte Weide für sein Vieh und Holz für den Unterhalt der zahlreichen Gebäude – die Saline Holz für den Sudbetrieb. Nachdem aber der Obrigkeit auch sehr daran gelegen war, Steuern von ihren Untertanen einzutreiben, mussten die Lebensbedingungen für die Bauern auch entsprechend berücksichtigt werden. Im Januar 1830 waren die berechtigten Almbauern der Sulzfelden- und Piesenhauser Hochalm beim Kgl. Landgericht in Traunstein und dort wurde mit der o.a. Kommission eine einvernehmliche Regelung zustande gebracht. Es ist äußerst interessant zu lesen, daß zur damaligen Zeit 19 berechtigte Bauern dort oben 10 Kaser unterhielten (1 Einzelkaser und 9 Doppelkaser) und noch über 10 kleine Anwesen auftriebsberechtigt waren, wenn auch ohne Kaserhaltungs- und Beholzungsrecht.

D`Hoamara und der Almfriede

Der verstorbene alte Naderbauer Anton Aigner war ein eingefleischter Almbauer und eine anerkannte Persönlichkeit im Achental. Er hat sich in seiner Zeit als Bauer immer fest vorgenommen, im Austrag als guten Abschluß seiner Lebensleistung sich auf seiner Piesenhauser Hochalm

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nützlich zu machen, fleißig zu schwenden und die Weideflächen zu verbessern. Das wäre ihm gewiß hinausgegangen – wenn er in der Resl nicht eine so gwandte, resche und bestimmende Sennerin gehabt hätte. Und mit der Zeit war die Piesenhauser Hochalm ihre Alm und das Naderbauernvieh ihr Vieh – wenigstens für die Almzeit. Und da lässt sich eine altgediente Sennerin von niemandem dreinreden oder gar draus-bringen. Um keinen Preis !

Kurzum: Als Austragler marschierte der alte Naderbauer morgens voll Tatendrang mit einem schweren Rucksack voll Verpflegung und Gwand für ein paar Tage Arbeit auf die Alm – und am Nachmittag war er schon wieder daheim in Piesenhausen. Der Almfrieden war ihm wichtiger.

Allein auf der Sulzfelden standen 6 Kaser, wie diese Almfläche als Hauptalmteil und als das ,Trett‘ anzusehen war. Die Piesenhauser Hochalm ging dann aus einem Kahlhieb, einem Mais (Moas) hervor, und heute ist nur noch dieser Weideteil als Hauptalmfläche mit dem Kaser von Hans Aigner, Naderbauer in Piesenhausen, anzusehen.

Die vormals 106 Rinderrechte haben sich auf 26 reduziert, und jetzt kann der Naderbauer nach Trennung von Wald und Weide auftreiben, was die um die Waldweide verkleinerte Alm an Futter bietet. Vor 170 Jahren ging es den ,Unterthanen‘ darum, weniger Steuer zu zahlen, wenn sie nicht mehr ,räumen‘ durften, d.h. ehemalige Kahlhiebe in Lichtweide überführen. Denn nur für den guten Futterwuchs auf der Lichtweide wurden Steuern berechnet. So hieß es dann, dass ,die Piesenhauser Nachbarschaft im Jahre 1560 verwilligt worden sey, die Alpe Sulzfelden, von welcher ehevor kein Gült gegeben, zu räumen.‘ 1686 und 1693 verlangen die zahlreichen Almberechtigten noch weitere Maisblößen. Es ist aber erwähnt, dass ,dieser Mais sehr grob, wild und gebürgig sey und ein Rindergeld von 2 Kreuzern für eine Kuh und ein Kreuzer für ein Jungrind als Reichnis für die Verteilung bestimmt würde,‘ Rösser wurden wegen der großen Absturzgefahr nicht aufgetrieben. Die ganze Lichthaltung wurde exakt verlakt (Steine gesetzt und vermessen), die Waldweide nur provisorisch, und 1814 stellen die Almbauern beim Forstamt Marquartstein die alternative Bitte, die Steuer nachzulassen, weil die Flächen nur für eine kurze Weidezeit reichten, oder die Lichte durch Reuten und Schwenden erweitern zu dürfen. Das Amt stellte später fest, dass die ,Alpeninhaber keine Hand angelegt, diese Erweiterung für ihre Viehweide herzurichten und vom Gesträuch zu reinigen.‘ Vor lauter Prozessieren und Streiten kam man gar nicht mehr recht zur Arbeit. Im Januar 1830 wurde dann von der Kommission der

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ganze Tatbestand festgehalten und das Besprechungsergebnis als neue Bewirtschaftungsgrundlage gemeinsam unterzeichnet. Die Plattenalm

Bei der Liquidation der Piesenhauser Hochplattenalm ist vorgetragen, dass im Grundbuch des Kastenamtes Marquartstein nur ein einziges Gut, nämlich die Fahrnpoint, eingetragen ist. Dabei ist noch bemerkt, dass die zum Fahrnpointer gehörigen 10 Rinderrechte auf der Plattenalm an den Christian Beilhack, Rachl in Grassau, zinspflichtig dem Kloster Herren-chiemsee – tauschweise hingegeben wurden. Er mußte jährlich 8 Pfennige oder 2 mal 2 Gulden dienen – steht im Stift- und Saalbuch des Kastenamtes im Jahre 1670 vermerkt. Auf Hochplatten waren aber damals noch zwei weitere Güter zum Blumbesuch berechtigt, nämlich Gschwend und Schwaig. Diese kommen aber im Grund- und Stiftbuch des Kastenamtes nicht vor, weil sie zum Churfürstlichen Lehenhof in München reo (bzw.) zum adligen Sitz Niedernfels grundbar waren.

1830 trieben auf die Hochplatten der Georg Eigner, Scherrer von Guxhausen (15 Rinder, 8 Pfennig Stift), Georg Schenk von Gschwend (24 Rinder nach einem Lehensbrief vom 29. Mai 1734) und Georg Gruber auf der Schwaig (mit 16 Rindern nach einem Leibgedingsbrief vom 27. April 1722). Bei der Regulierung wurde dann überall der Winterfutterstand für den Auftrieb zugrunde gelegt und ,alles fremde und bloße Aufnahmsvieh für immer ausgeschlossen‘. Von jetzt an ist zum Almzuschlag berechtigt das Scherrergut zu Guxhausen mit 15 Stück Rinder, das Gschwendnergut zu Gschwend mit 15-18 Rindern und das Schwaigergut zu Schwaig mit 12-14 Rindern. Die gewöhnliche Almzeit dauert in der Regel von St. Veit (15. Juni) bis 8 Tage vor Michaeli (21. September) ungefähr 14 Wochen.

Die Almgenossen stellen weiterhin den Antrag, zur obigen Rinderzahl noch zwei Schafe und zwei Geißen auftreiben zu dürfen. In der Waldstrafordnung von 1807 sei zwar nur das Zuschlagrecht von ,2 Schafen oder 2 Geißen‘ gestattet, aber nachdem die Lage der Plattenalm so sei, dass sich das Geißvieh nicht in den Waldungen, sondern nur in den steilen Gehängen und Lahnen aufhalte, sollte die hohe Kommission ihrer Bitte nachgeben. Steuern erst nach Verlakung

Bemerkenswert ist noch der Vermerk, dass die Plattenalm wegen ihrer Lage zu den Hochalmen gehört und deshalb besteuert war. Erst nach einer provisorischen Besteuerung (zu welcher Zeit hat die Obrigkeit nicht nach neuen Steuerquellen gesucht!) wurde die Alm mit Marken versehen (Grenzsteine = Marksteine gesetzt, vermarcht, verlakt), um die versteuerbare Lichtweide von der Waldweide exakt zu trennen.

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Die Almlichte zwischen Hochplattenspitz, Haberspitz, Kaasbichl hinüber zum Almzipf und die Tennbodenalm wieder hinauf zum Zwölferspitz, dann den höchsten Rücken hinauf wieder zum Hochplattenspitz wird in 3 Partien eingeteilt und mit insgesamt 93 Tagbau 10 Dezimalen eingemessen. Die Tennbodenalm

,Auf Erscheinen der beyden betheiligten Alpbesitzer am 29. Jänner 1830 wird die Liquidation der Thennboden-Alpe in folgender Weise vorgenommen:‘ Da wird ersichtlich, dass diese Tennbodenalm ehemals zum Schloß Niedernfels gehört hat und zum Kastenamt Marquartstein beurbart war. Schon im Grundbuch von 1584 ist sie aufgeführt, ebenso in der Ötz- und Mahderbeschreibung des Pflegegerichts Marquartstein aus den Jahren 1748-1749. Zur Tennbodenalm gehörten zwecks Verbesserung der Futterbasis noch eine Reihe verstreut liegender eingezäunten Wiesen, ,die im Grundbuche vorgetragen und ebenfalls abgeötzt werden, daß diese Wiesen jedoch untenher von der Freyweide und dem gemeinen Blumbesuch schon von altersher verzäunt seien‘ (und bei der Purifikation ins Eigentum der Bauern übergingen). ,In der Gelakbeschreibung von 1762 sind sämtliche eingelakte Wiesen, wie sie zerstreut in der Waldung Weidenau liegen, sowie die Tennboden-Alpe selbst nach ihren Verlakungsgrenzen bezeichnet.‘ Da gibt es die Soll- und Muselgartenwiese, die Brunnwiese, die Voggwiese auf der Weidenau und die Aschenstadlwiese. Gegen die unten angrenzende Piesenhauser Freiweide (Heimweide) musste ebenfalls gezäunt werden, damit das Weide-vieh in der Vorweidezeit nicht schon selbständig auf die Alm hinaufgraste und im Herbst bei Futtermangel eigenmächtig ohne Begleitung der Sennerin herunterzog. Notzeiten erzwingen häufigen Wechsel

Bis 1822 gehörte die Tennbodenalm zum Meiergut zu Preifing. Nach einem Protokoll des Landgerichts Traunstein vom 22. Februar 1822 wurde sie bei einer öffentlichen Versteigerung von Mathias Moritz vom Maiergut in Grassau und von Josef Dobler vom Heißengut in Grassau als gemein-schaftliches Eigentum erworben. Im Kaufbrief sind für die Lichte und Wiesen der Tennbodenalm 40 Tagwerk vermerkt; die forstamtliche Vermessung ergab jedoch 61½ Tagbau. Der Dobler Josef hat dann schon am 11. August 1826 seinen Anteil an den Georg Aigner, Besitzer des Scherrergutes in Gugshausen, vertauscht.

Am Georgitag 1829 brannte der gemeinschaftliche Kaser ab, und die beiden Almbesitzer stellten das Ansuchen, jeder getrennt voneinander für sich einen neuen Kaser aufbauen zu dürfen; der eine am alten Platz der Tennbodenalm, der andere auf der Langenwiese in der Weidenau.

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Der Bitte wurde unter verschiedenen Bedingungen entsprochen. Grundsätzlich durfte die Viehzahl von 36 Rindern nicht erhöht werden, dann mußten die neuen Kaser der berechtigten Viehzahl angepaßt sein, die Weidezeit blieb vom 1.Juni bis gegen Michaeli oder 28. September, die Waldweide mußte nach wie vor gemeinschaftlich ohne Zaun ausgeübt werden. Die Tennbodenalm wurde mit 25 Tagbau 8 Dezimal Lichte und 3 Tagbau von der Staffenwiese ausgestattet, die neu gebildete Scherreralm mit 33 Tagbau, 55 Dezimal Wiesenfläche. Und die Hüatabuam schwegein

Auf den benachbarten Grassauer Almen (Großrachl-, Hufnagl, Pelzen-, Hefter-, Wimmer-, Bauernschmied-, Rottauer Moier und Rottauer Vorderalm) waren Hüterbuben kaum der Brauch. Warum diese aber oben am Tennboden, auf Weidenau, Platten- und Hochalm mit selbstgemachten Pfeiferl ,g`schwegeit und schee dreigsunga ham‘, ist leicht erklärlich.

In den weitläufigen Waldweidegebieten und den steilen Hochalmen musste die große Viehzahl fest gehütet werden. Das war Küahbuam-Sache. Schon 1830 heißt es: ,Auf der Schneid zwischen der Piesenhauser Hochalm und der Piesenhauser Plattenalm wird das Vieh insbesondere zwischen dem Haberspitz und dem sogenannten Kaasbichl gegenseitig abgehütet.‘ Und beim gegenseitigen Abhüten der gemeinschaftlich genutzten Almböden zwischen Haberspitz und Kaasbichl sind wohl etliche Hüatabuam mit ihren Herden zusammengekommen. Bei den Hüatabuam gab es keinen ,Woadneid‘ wie bei manchen Sennerinnen, sondern sie ließen ihre Rindviecher gemeinsam grasen und haben gemeinsam g‘schwegeit und g‘sunga. – Damals!

Und heute ? Die Tennbodenalm ist schon mehr als 100 Jahre aufgelassen und aufgeforstet. Heute können die Achentaler Bauern schon ihr Rechtholz aus der Erstaufforstung arbeiten, und beim Brotzeitmachen halten sie sich bei den noch erkennbaren Grundmauern der verfallenen Alm auf. Zuge-wachsene Achentaler Kulturgeschichte! Der Scherrer von Guxhausen hat an das Forstamt verkauft und der Moier von Grassau – heutiger Besitzer Sepp Moritz – hat zu seiner Weidenauwiese noch weitere Wiesenflächen dazu gekauft und werkt seit Generationen auf seiner Moieralm auf Weidenau. Ebenso wie der Fahrnpointer Sepp Hacher. Die Generationen vor ihm sind auch von der überbestoßenen Piesenhauser Hochalm heruntergezogen und haben ihre Wiesen auf Weidenau durch Zukauf vergrößert und bewirtschaften diese dort als Fahrpointeralm (achentalerisch Famboinaoim). Die Rechte auf der Plattenalm wurden nach und nach dem Forstamt zum Verkauf bzw. Tausch angeboten. Heute betreibt der Neuhäusl von Miesen-

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bach bei Ruhpolding pachtweise die Plattenalm, und seine Mutter, die Therese Niederberger (1993 mit der Umweltmedaille ausgezeichnet), sorgt seit 28 Jahren bis jetzt dafür, dass die alte Almtradition nicht ausstirbt. Der Vater, der Gaßl von Scharam, hatte 1943 die Plattenalm gekauft und bis 1975 bewirtschaftet. Dann wurde die Hochplatten- gegen die näher zum Anwesen liegende Gleichenbergalm eingetauscht. Auf der Sulzfelden- und Piesenhauser Hochalm ist von ehedem 19 berechtigten Almbauern nur noch einer übriggeblieben: der Naderbauer von Piesenhausen. Als Niederleger gehört ihm noch zusätzlich sein Anteil an der Weidenau. Nach dem 2. Weltkrieg waren es noch zwei mehr: der Moastahans von Raiten und der Feicht von Rottau. Der Naderbauer allein hat sich durch die Jahrhunderte behauptet.

Von 24 Achentaler Familien noch drei Auf diesen Almen hat sich gewiß ein wesentlicher Teil des geselligen Lebens, aber auch des wirtschaftlichen Überlebens abgespielt. Dort oben auf mageren Böden und kargen Verhältnissen entwickelte sich eine bäuer-liche Kultur, die bis in die heutigen Tage ein wesentlicher Bestandteil unseres Empfindens ist (beim ,Tennbodnbachei‘ kriag i allawei no a Ganshaut!). Es wäre schade darum, wenn bisheriger Wohlstand und jetzige EU-Agrarpolitik dieses alte Kulturgut verschlingen würden.

Von 24 Achentaler Almbauernfamilien mit ihren Sennerinnen und Hüata-buam sind im Verlauf der letzten 170 Jahre nur noch 3 – der Fahrnpointner, der Moier und der Naderbauer – übriggeblieben. Sie haben bis jetzt mit Energie und Idealismus dafür gesorgt, dass dieser Teil Marquartsteiner Almgeschichte lebendig erhalten bleibt und daß Schwoag, Hochalm, Haberspitz und Tennbodnbachei nicht im Wald ersticken und ganz der Vergangenheit anheimfallen. Die wenigen verbliebenen Achentaler Alm-bauern werden sicher alles daransetzen, ihre Tradition – wie ihre Vorfahren unter schwierigsten Bedingungen auch – in widrigsten modernen Zeitläuften fortzusetzen. Es könnte ja wieder einmal Vernunft einkehren und das Alm-lied ,Von da Schwoag bis auf d`Houchoim‘ wenigstens in Teilen den Reali-täten gerecht werden.“

Nach dieser persönlichen Beschreibung von Helmut Silbernagl schließt sich nun unsere Einzeldarstellung der acht heute noch bestoßenen (d.h. im Som-mer mit Vieh besetzten) Grassauer Almen in alphabetischer Reihenfolge an.

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Fahrnpointneralm Zum Fahrnpointnergütl, dem höchstgelegenen Anwesen in der Grassauer Flur, gehört die Fahrnpointner-Alm in der Weidenau mit drei ha einge-zäuntem Weideland. Diese Alm, anschließend an die Naderbauer-Alpe, ist in den alten Karten noch als Wimmer-Alpe ausgezeichnet. Sie wurde 1866 vom Fahrnpointner gekauft, nachdem der Wimmer bereits 1841 die Rothmeier-Alpe für sich erstanden hatte und deshalb die viel kleinere Alm nicht mehr brauchte.

Die Alm ist nur mit einem Steig, auf dem aber das Vieh aufgetrieben werden kann, mit dem Hof verbunden. Nur eine halbe Stunde Wegs haben Rinder und Treiber zu bewältigen, um auf der Alm zu sein. Will man den Kaser mit einem Fahrzeug erreichen, dann muss man allerdings die Straße des Wegeverbands Piesenhausen und Grassauer-Almen benutzen, also erst vom Fahrnpointner runter in den Jägerwinkl und von dort über Niedernfels rauf zur Alm. Der Fahrnpointner ist auch Mitglied beim Wegeverband und hat anteilmäßig für den Erhalt dieser Straße aufzu-kommen.

Seit 1838 lagen das Fahrnpointnergütl und die Alm im Familienbesitz der Nagl. Der Besitz war immer zu klein, um eine Familie zu ernähren. Der Bauer musste noch einer weiteren Arbeit nachgehen. Andreas Nagl, geb. am 30.11.1898, hat als Zimmerer gearbeitet. Die Kaser waren alle noch mit Holzschindeln eingedeckt. So waren das „Schindlklätzen“ (das Spalten von Holzschindeln) und die Fertigung von hölzernen Dachrinnen und Brunnentrögen eine Spezialität des alten Nagl. Andreas Nagl hat 1969 das Anwesen an seine Tochter Irmgard und deren Mann Josef Hacher übergeben, die ihrerseits 2001 den Besitz an ihren Sohn Josef Hacher jun. übertrugen. Auf der Alm stand ein Kaser, der 1840 erbaut wurde. Der Kaser war unter-kellert, hatte schöne Wohn- und Schlafräume und den Hag unter einem Schindeldach. Bis 1996 wurde er im Winter an einen Münchner verpachtet. In den neunziger Jahren ist jedoch hangseitig der Boden abgerutscht. Große Risse gab es im Hag und Keller, und der Kaser wurde baufällig. So musste man 1996 die alte Hütte abreißen, und nach mühsamem Abfangen des Hanges und Betonieren des Kellers wurde ein neuer Kaser gebaut. Eine Solaranlage kam noch dazu, so dass es jetzt auf der Alm auch Strom gibt. Verpachtet wird der Kaser nicht mehr; er wird auch im Winter von der Familie mitbenutzt.

Bis 1966 wurde im Sommer das ganze Vieh, fünf Milchkühe, fünf Kalbinnen und einige Kälbchen, auf die Alm getrieben. Man hat beim Fahrnpointner nie die Milch ins Tal geliefert, sondern aus ihr immer Butter gewonnen und diese verkauft. Die Molke wird an die Kälber verfüttert. Das

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machte also keinen Unterschied zum Almbetrieb. Ein Familienmitglied war meist auf der Alm. Durch die Nähe zum Hof war die Betreuung der Alm keine Schwierigkeit, trotzdem hat man dann 1967 nur noch das Jungvieh auf die Alm getrieben. Ab 1998 wurde der Milchbetrieb ganz eingestellt. Es lebt nun lediglich zugekauftes Jungvieh beim Fahrnpointner und dessen Alm.

Für die Familie Hacher ist es eine Selbstverständlichkeit, aber auch Freude, allein auf ihrer Höhe die Landwirtschaft weiter zu betreiben. Irmgard Hacher, geb.1935, erinnert sich, dass sie zusammen mit ihren zwei Schwestern jeden Tag den weiten Weg nach Grassau in die Schule zu Fuß gegangen ist, auch bei schlechtestem Winterwetter. Ihre beiden Kinder mussten dann nur noch bis Niedernfels zur Klosterschule laufen, und ihre Enkelkinder werden jetzt mit dem Auto nach Grassau gebracht. Die gut ausgebaute Fahrstraße bis zum Fahrnpointner, die auch im Winter von der Gemeinde Grassau vorbildlich ge-räumt wird, erleichtert dort das Leben sehr.

Hefteralm Die Hefteralm liegt eingebettet nordöstlich des Staatswaldes unter dem Staffen und dem Einöderberg. Die sonnigen Weiden unter den alten Namen Frauen- oder Eckbrandalpe, Einöderalpe, Holzbühl- und Rothmaier-Alpe sind ideal für die Sommerweide. Sie grenzt südöstlich an die Bilzenalm, südlich an die Hufnagl- und an die Wimmeralm, westlich an den Staatswald und nördlich an die Frauenalm des Mojer in Rottau. Die Hefteralm ist mit 42,70 ha die größte der Grassauer Almen. Sie gehörte ursprünglich zu dem Besitz des „Gasthofs zur Post“ in Grassau. Bereits 1609 wurde ein Hans Hefter als Besitzer der Gastwirtschaft erwähnt. Nach der Steuerbeschreibung von 1612 besaß Hans Hefter eine Taverne und das Anwesen mit Alm sowie das Schenk- und Zapfrecht als Freistift des Augustinerchorherrnstifts Herrenchiemsee. Nach dem Stift- und Gültbuch des Kastens Marquartstein wurde als Nachfolger Balthasar Hofmann notiert. Ab 1683 ging der Besitz an die Familie Schwarzenbeck, die bis 1909 im Besitz des „Gasthofs zur Post“ war, zu welchem die Hefter-Alm gehörte. Von der Familie Schwarzenbeck wurde bereits 1831 der geräumige Kaser in Natursteinbauweise errichtet. Es ist erstaunlich, dass sich über die Jahrhunderte in Grassau für die „Post“ immer der Name „beim Hefter“ erhalten hat.

Am 19.5.1909 wurde das gesamte Anwesen an Sebastian und Regina Garn-reiter um 205.000 M verkauft. Diese lösten den Besitz auf und verkauften die Hefter-Alm bald wieder. Der Vorgang ist gut dokumentiert.

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Laut vorliegendem Kaufvertrag, erstellt von Justizrat Johann Baptist Trost, kgl. Notar zu Traunstein, wurde die Alm am 10. Januar 1911 von Sebastian Garnreiter, Privatier in Grafing, Landkreis Ebersberg, an die Pferde-zuchtgenossenschaft Traunstein und Umgebung, mit Sitz in Traunstein, vertreten durch Herrn Karl Dennhardt, kgl. Bezirkstierarzt in Traunstein, und Herrn Hans Freiherr Vogt von Hunoltstein-Stein-Kallenfels, früher Schlossgutsbesitzer, nun Privatier in Niedernfels, zu einem Preis von 31.000,-- Mark verkauft. In dem Kaufvertrag wird aufgeführt:

„Die Eheleute Sebastian und Regina Garnreiter verkaufen hiermit an die Pferdezuchtgenossenschaft Traunstein und Umgebung aus ihrem Anwesen Haus Nr. 42 in Grassau, die in der Steuergemeinde Grassau gelegene, im Grundbuch des kgl. Amtsgerichts Grassau Band III, Blatt 122, Seite 37 vorgetragene Alpe, bestehend in Plannummer:

2530 Alpenlichte Weide zu 18,818 ha 2531 Alpenhölzl Waldung mit Weide zu 1,015 ha

2532 Alpenhütte zu 0,027 ha 2533 Alpenanger Wiese zu 1,394 ha

2534 Alpenlichte Weide zu 13,629 ha 2538 Weide zu 7,908 ha

2539 Alpenhütte ½ Anteil mit Hs.Nr.17 in Rottau

zu 0,007 ha

samt den damit verbundenen Rechten und Gerechtigkeiten, insbesondere dem Forstrecht.“ Am 18. Februar 1911 gab es noch einen Nachtrag zu obigem Kaufvertrag mit folgendem Wortlaut: „Der Genuß der Heimweide in den kgl. Staatswaldungen Saurüssel und Einöderberg bildet keinen Bestandteil der Forstrechte, welche mit den nach vorerwähnter Urkunde an die Pferdezuchtgenossenschaft verkauften Grundstücken verbunden sind. Die Forstrechte, welche mit diesen Grundstücken verbunden sind, bestehen in dem Bezuge des erforderlichen Holzes

1) zu der Alpenhütte auf Plan Nr.2532 und 2) zu der Hälfte der Alpenhütte auf Plan Nr.2539 und 3) zu den Zäunen. Diese Forstrechte werden hiermit ausdrücklich mitverpfändet. Sollten noch andere Forstrechte mit diesen Grundstücken verbunden sein, so gelten diese zwar auch als mitverkauft, da alle mit den kaufsgegenständigen

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Grundstücken verbundenen Forstrechte an die Pferdezuchtgenossenschaft veräußert sind.“ Laut Vertrag vom 18.11.1932 wurde auf das bestehende Recht auf Holz- und Streubezüge verzichtet und dafür ein jährlicher Bezug von 11,8 Festmeter Fichten- und Tannenblockholz festgelegt; das gilt auch noch für die Pferdezuchtgenossenschaft. Informationen über die ersten Jahre des Pferdezuchtverbandes fehlen. Zum 1. Weltkrieg wurden ab 1914 viele Pferde eingezogen; ob und wie der Almbetrieb aufrechterhalten wurde, ist nicht bekannt. Die Alm durfte lediglich Tiere von Mitgliedern des Traunsteiner Pferdezuchtverbandes aufnehmen, der nur Kaltblüter züchtete. Für die Züchter von Haflingern gibt es einen eigenen Verband.

Aus dem Jahr 1930 gibt es einen Pachtvertrag zwischen der Pferdezucht-genossenschaft und dem Ski-Club Grassau für die Zeit vom 1. Okt bis 1. April mit folgendem Wortlaut: „Pachtvertrag

Zwischen der Pferdezuchtgenossenschaft Traunstein, vertreten durch Tierzuchtdirektor Dr. Hofmann Traunstein, und dem Ski-Club Grassau, vertreten durch dessen Vorsitzenden Apotheker Schaaf Grassau, wird folgender Vertrag abgeschlossen:

1.) Die Pferdezuchtgenossenschaft überlässt dem Ski-Club jeweils für die Zeit vom 1. Oktober bis 1. April den Hefterkaser auf der Hefteralpe zu Vereinszwecken.

2.) Der Ski-Club verpflichtet sich, die Räumlichkeiten des Kasers in Ordnung zu halten und jeweils ebenso zu übergeben.

3.) Gegenstände, die der Pferdezuchtgenossenschaft gehören, sind von einer Benützung durch die Mitglieder des Ski-Clubs ausgeschlossen. Das benötigte Brennholz ist vom Ski-Club selbst zu beschaffen. 4.) Der Ski-Club verpflichtet sich für alle durch ihn hervorgerufenen Schäden aufzukommen. Gegen Brand ist der Kaser versichert, die Versicherungsgebühr trägt die Genossenschaft. 5.) Bauliche Maßnahmen dürfen nur mit Zustimmung der Genossenschaft durchgeführt werden. Werden Änderungen ohne Genehmigung der Genossenschaft vorgenommen, so muß auf deren Verlangen der frühere Zustand wieder hergestellt werden. 6.) Die Hütte darf nur für Mitglieder und Gäste des Ski-Club Grassau ver-wendet werden. Jede öffentliche Benützung und besondere Bewirtschaftung ist ausdrücklich untersagt. Auch hat der Ski-Club Grassau dafür zu sorgen, dass grobe Verstösse gegen die guten Sitten vermieden werden.

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7) Der jährliche Pacht beträgt 100,-- RM (i. W. einhundert Reichsmark) und ist in 2 Raten, am 1.Oktober und am 1.Januar jeden Jahres zu bezahlen. 8.) Erfolgt bis 1. Oktober eines Jahres von beiden Seiten keine Kündigung, so gilt der vorliegende Vertrag stillschweigend auf ein weiteres Jahr verlängert.

9) Nichteinhaltung der Vertragsbestimmungen berechtigt zu sofortiger Lösung des Pachtvertrages.

10.) Bei vorkommenden Streitigkeiten über den Pachtvertrag entscheidet unter Ausschluß des Rechtsweges ein Schiedsgericht, bestehend aus 3 Mitgliedern. In das Schiedsgericht entsendet die Genossenschaft und der Ski-Club je einen Vertreter, den Vorsitz führt der Vorstand des Bezirksamtes Traunstein.

Traunstein / Grassau, den 15. November 1930. Pferdezuchtgenossenschaft Traunstein und Umgebung Ski-Club Grassau

gez. Dr. Hofmann Apotheker Schaaf Nach Aussage von Georg Gehmacher wurde dieser Vertrag 1973 gekündigt. Die Rechtsanwaltskanzlei von Georg Kreutner, Landshut, schloss mit Herrn Gehmacher für die Jahre 1973 bis 1989 für die Winterzeit einen Pachtvertrag für die Hefteralm. Das Forstamt Marquartstein hat laut Schreiben vom 21.10.1955 einen Teil der Hefteralpe, 34,0 ha, zu Jagdzwecken gegen ein Entgelt von 1,20 DM pro ha gepachtet. Dieser Pachtvertrag besteht noch. Nachfolgende Informationen stammen von Georg Gehmacher aus Bayern, der seit 1953 2. Vorsitzender der Pferdezuchtgenossenschaft Traunstein (dieser Name hat sich auf Kaltblutpferdegenossenschaft Traunstein geändert) und 1. Almvorstand ist: Von den Grassauern sind nur noch der Großrachl und der Hufnagl Mitglied der Kaltblutpferdegenossenschaft Traunstein. Die Wasserversorgung der Hefter-Alm kommt von einer Quelle, die etwa 100 m östlich des Kasers der Wimmeralm entspringt. Es gibt eine Grunddienstbarkeitsbestellung vom 12.1.1955, mit der das Ehepaar Dögerl, die Besitzer der Wimmeralm, für alle Zeiten gestattet, die Quelle zu fassen, alle Erschließungsmaßnahmen hierzu vorzunehmen und das Wasser in geeigneter Weise zum Hefteralmkaser abzuleiten. Als einmalige Entschädigung erhielten die Eheleute Dögerl von der Genossenschaft den Gegenwert von 20 Zentner Heu.

Die Wasserleitung geht durch den Staatsforst und wurde 2007 komplett erneuert. 1.000 Meter Leitung wurden mit Hilfe der Genossen und einem größeren Kostenaufwand unterirdisch verlegt. Die Quelle von der

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Frauenalm, die sehr gutes Wasser liefert und früher vom Hefter-Kaser mitbenutzt wurde, versorgt nun nur noch die Mojer-Alm von Rottau. Eine zweite Quelle von der Frauenalm wird nur als Viehtränke genutzt.

Der Pferdezuchtverein Traunstein hatte ein eingetragenes Fahrtrecht durch das Strehtrumpf-Grundstück. Die Versorgung der Hefter-Alm sowie der Viehauf- und Abtrieb erfolgten über diesen Weg. 1970 baute das Forstamt eine Forststraße durch das Rottauer-Tal bis hinauf zur Staffenalm. Dies war eine günstige Fahrtanbindung zur Hefteralm. Der Pferdezuchtverband bezahlte an das Forstamt DM 7.000,-- und bekam dafür ein eingetragenes Fahrtrecht für diese Straße. Der Ausbau eines Zufahrtsweges in Anbindung an die Forststraße bis hinunter zur Hefteralm wurde genehmigt. Dieser nicht ganz einfache Straßenausbau wurde unter Mithilfe der Genossen mit schwerem Gerät und durch Lieferung von Kies, der damals noch im Rottauer Tal abgebaut wurde, mit einem größeren Kostenaufwand bewerkstelligt. Dafür ist jetzt die Hefteralm sowohl für Traktoren wie für Autos gut zu erreichen. Der alte Weg über den Strehtrumpf wird nur noch als Wanderweg genutzt. Der Fahrtweg durchs Rottauer-Tal darf jedoch nur von der Vorstandschaft des Pferdezuchtverbandes und dem Almsenn mit Auto oder Traktor genutzt werden. Gegen Entgelt an das Forstamt darf auch die Brauerei die Straße zur Anlieferung von Getränken benutzen.

Wie der Almbetrieb in den früheren Jahren ablief, darüber konnte der Gehmacher Schorsch keine Auskünfte geben. Im Pferdezuchtverband sind auch keine Unterlagen über die Bewirtschaftung der Alm in den ersten Jahren ihres Besitzes erhalten. Hermann Renoth, geb. am 9.6.1912, war von 1946 bis 1952 Almsenn. Hierüber gibt es keine Unterlagen. Ab Sommer 1953 wurde Sebastian Hilger als Almsenn angestellt. Dies belegen ein Vertrag und ein Inventarverzeichnis. „Anstellungsvertrag

Zwischen der Pferdezuchtgenossenschaft Traunstein, deren Geschäftsstelle ihren Sitz in Traunstein, Kardinal Faulhaber-Str., Tel. 4630 hat, und Herrn H i l g e r Sebastian, Grassau, wird folgender Vertrag abgeschlossen:

1. Herr Hilger wird von der Pferdezuchtgenossenschaft als Almsenn für die Hefteralm mit Frauenalpe für den Sommer 1953 angestellt.

2. Der Almsenn hat für die Dauer der Weidezeit einen tüchtigen und verlässigen Gehilfen zu dingen, zu verpflichten und zu entlohnen. (Dieser Passus wurde am 19.12.1956 gestrichen.) 3. Der Almsenn ist verpflichtet:

a) die auf der Alm aufgetriebenen Weidetiere sorgsam zu warten und zu pflegen;

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b) die Alm immer in einem guten Zustand zu erhalten (Baulichkeiten, Zäune, Wege u.a.); c) die Almweide sachgemäß zu pflegen (Unkrautvertilgung, Verteilung der Düngerfladen; d) Ausbringung des Düngers u.a.;

e) die nötige Menge Heu und Streu – auch für das folgende Jahr – gut einzuernten und einzulagern;

f) Erkrankungen und Unfälle von Weidetieren (auch Verwerfen von Rindern) sofort der Geschäftsstelle der Genossenschaft zu melden und die Behandlung der erkrankten Tiere gewissenhaft durchzuführen. Ferner ist zu beachten: Heu und Streu, auch Nutz- und Brennholz darf keinesfalls ohne Anordnung vom Almausschuß verkauft werden. Die Düngung zur Verbesserung der Almweide ist vom Almschweizer rechtzeitig, besonders nach dem Weideabtrieb vollständig auf die geeigneten Weideplätze hin auszubringen und in der Regel möglichst klein auszubreiten, wofür besondere Entlohnung nicht gewährt wird.

Das Beifahren der Kunstdüngermittel auf die Alm übernimmt die Genossenschaft. Der Almschweizer übernimmt die sorgfältige Ausbreitung auf die angewiesenen Weideflächen kostenlos. Die vorhandenen Geräte und Werkzeuge stehen dem Almpersonal zur Verfügung. Notwendige Neuanschaffungen sind bei der Geschäftsstelle der Genossenschaft zu melden. Das Inventarverzeichnis des Almschweizers muß stets in Ordnung sein und ist auf Verlangen vorzulegen. Nach Beendigung der almwirtschaftlichen Arbeiten sind die Geräte, Werkzeuge, Wagen usw. ordnungsgemäß zu reinigen und in der Almhütte in einem, wenn möglich abschließbaren Raume aufzubewahren. Wo die Gegenstände aufbewahrt sind, muß bei der Almschweizerlöhnung angegeben werden.

Holzmachen, Schwenden, Unkrautmähen und Verbesserung der Almweide gehört zu den üblichen Arbeiten. Es ist besonders darauf zu achten, dass die Unkräuter unbedingt vor der Blüte an den Hofplätzen vor dem Almeinschlag und während der Weidezeit wiederholt abgemäht und beseitigt werden.

Das Almpersonal darf in den Almhütten, Stallungen, Heu- und Streuräumen weder rauchen noch mit offenem Licht diese Räume betreten, es muß stets eine Sturmlaterne bereitgestellt sein. Das Verlassen der Alm auf längere Zeit und zu anderen Zwecken, die nicht im Interesse des Almschweizerdienstes und der Älpung liegen, ist dem Almschweizer und dessen Gehilfen verboten.

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Mit den Almschweizerkühen darf die Alm vier Tage vor dem allgemeinen Auftrieb bezogen werden. Der Abtrieb derselben hat längstens in acht Tagen nach dem allgemeinen Abtrieb zu erfolgen.

4. Die Genossenschaft stellt dem Almpersonal ausserdem ein Arbeitspferd mit Almkarren und Tragsattel zur Verfügung.

5. Die Genossenschaft gewährt dem Almsennen für die ordnungsgemäße Erfüllung seiner Verpflichtungen einen Barlohn von DM 900,-- (neunhundert). Der Arbeitnehmer trägt die gesetzlichen Beiträge zur Sozialversicherung. Die Anmeldung zur Krankenkassse erfolgt 10 Tage vor dem allgemeinen Einschlag und die Abmeldung spätestens 14 Tage nach dem Almabtrieb. DerAlmsenn erhält außerdem das Recht, sich auf der Alm 4 auf eigene Kosten zu beschaffende Milchkühe während der Almzeit zu halten. 6. Die vor und nach dem Auftrieb ausgeführten Zaun- und Schwendarbeiten werden dem Almsenn nach vorheriger Genehmigung vergütet. (Tagesschicht DM 10,--).

Traunstein, den 23. Februar 1953 Die Genossenschaft. Geschäftsführer: gez. F. Meller, 1.Vorsitzender: gez. Gehmacher Almsenn: gez. Seb. Hilger

Nach Genehmigung des Genossenschaftsausschusses soll Hilger Seb. aus Neueinöd/Grassau auch für das Weidejahr 1954 wieder angestellt werden. Traunstein, den 25.11.1953“

Sebastian Hilger blieb bis 1987 als Almsenn auf der Hefteralm. – Das Inventarverzeichnis von 1953 weist sämtliche für die Almarbeit wichtigen Gegenstände aus: „1 Almkarren mit Zubehör 1 Militärschrank 2 Misttruhen 1 Balkontisch m. Bänken 2 Schubkarren 1 Barometer 4 Heugabel 1 Zimmerofen 3 Heunetzer Wasserleitung mit Ausguß 2 Heurechen 1 Zentrifuge / Milchgeschirr 3 Sensen 2 Milcheimer mit Deckel 2 Sandgitter f. Hand 2 Rahmküberl 1 Mistgabel 1 Putzkübel 1 Wannenschaufel 3 Matratzen mit Bettgestell 1 Spitzschaufel 1 Schrank (Wohnzimmer) 1 Axt u. Keil 1 Kruzifix 1 Schnitzmesser 2 Anrichten mit Schüsselrahmen 2 Stielbohrer 3 Kleiderrahmen

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1 Futtertruhe 6 Gardinenrahmen für Fenster 1 Sapie 3 Schlafdecken 2 Zaunschlegel 1 Sturmlaterne 2 Tische Vorhänge und Gardinen 1 Tischchen Küchengeschirr lt.Vereinbarung 4 Hocker zugekauft v. Obersalzberg: 1 Stallschaufel, 1 Kiesschaufel, 1 Pickel, 1 alte Bettlade, 1 Axt, 1 Säge, 1 Mistgabel“

Sebastian Hilger, Sohn des Almsenn, geboren 1953, erzählt: „Mein Vater, geboren am 11.12.1908, hat im Sommer 1953 die Arbeit als Almsenn auf der Hefteralm angenommen. Meine Mutter ist zwar in dem Arbeitsvertrag, der mit meinem Vater abgeschlossen wurde, gar nicht erwähnt, doch nach meinen Erfahrungen hat sie einen Großteil der Arbeitslast getragen. Sie hat nicht nur die Bewirtung der Gäste im Kaser übernommen, sich nicht nur um das Kleinvieh und die Kinder gekümmert, sondern den ganzen Almbetrieb am Laufen gehalten. Die 4 Kühe mussten gemolken und die Milch verarbeitet werden. Das Brot hat sie noch selbst gebacken und das alles in Handarbeit, ohne elektrischen Strom, mit einem Küchenofen, der mit Holz geheizt werden musste. Mein Vater hatte genügend Arbeit mit der Betreuung der Pferde, dem Jungrind und der Pflege der großen Alm. Auch wir Kinder mussten fleißig mithelfen. So habe ich den Almsommer als Kind erlebt und hatte deshalb keine Lust, als Nachfolger für meinen Vater auf die Alm zu gehen, wie es mir von der Pferdezuchtgenossenschaft angeboten worden ist. Als letztes von vier Kindern wurde ich bereits mit sechs Wochen mit auf die Hefteralm genommen. Meine drei Schwestern, geboren 1948, 1949 und 1951 waren ebenfalls den ganzen Sommer mit auf der Alm. Für uns alle war es eine Selbstverständlichkeit, bis zum Beginn unserer Berufsausbildung den Almsommer auf der Hefteralm zu verbringen. Bis die Sommerferien angingen, mussten wir jeden Tag zu Fuß nach Grassau in die Schule gehen. 1½ Stunden hin und 1½ Stunden zurück, wenn wir zügig gingen, und dann war auch unsere Mithilfe auf der Alm noch eine Selbstverständlichkeit.

Ursprünglich war die Alm mit durchschnittlich 45 Rindern (Jungvieh bis zu drei Jahren) und ca. 25 Pferden (ein- und zweijährigen) belegt. Es wurden nur Tiere von Mitgliedern des Pferdezuchtvereins angenommen. Bis in die siebziger Jahre wurde über den Strehtrumpf aufgetrieben. Die Pferde waren auf der östlichen Seite der Hefteralm – der Rossalm. Es gab drei Stallungen, einen Unterstand im Kaser, eine Hütte auf der Frauenalmseite und eine auf der Einöderseite. So konnten die Tiere immer getrennt eingestellt werden. Bullen durften auf der Alm nicht gehalten werden. Dies war wohl darauf zurückzuführen, dass in früherer Zeit einmal ein Senn von einem Stier getötet wurde. Davon zeugt ein Marterl, das auf der Frauenalpe, unterhalb des Staffenweges, angebracht ist.

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Sowohl die Pferde wie die Rinder wurden beim Auftrieb und vor dem Abtrieb gewogen. Zu diesem Zwecke gab es auf der Westseite, an den Kaser angebaut, eine Waage. Diese Prozedur war nie sehr angenehm, ja sogar gefährlich. So wurde das in den siebziger Jahren eingestellt und die Waage abgebaut.

Vier Tage vor dem allgemeinen Auftrieb ging unsere ganze Familie mit dem gesamten Hausstand, vier Kühen, zehn Hühnern (diese wurden in einem Sack transportiert) und einem Schwein zur Alm. In den ersten Jahren stellte der Pferdezuchtverein ein Leihpferd, später einen Traktor. Das auf der Alm benötigte Bier musste vom Strehtrumpfer abgenommen werden, dafür gab es die Durchfahrt durch dessen Grundstück. Ab ca. 1970 wurde die Zufahrt zur Hefteralm über das Rottauer Tal genommen. Der alte Weg war durch Bergrutsch nicht mehr befahrbar. Als Wanderweg ist er jedoch nach wie vor genutzt. Die Hefteralm wurde bald ein beliebtes Ausflugsziel. Der Fremdenverkehr wurde mehr, und gerade Familien kehrten gerne bei uns ein.

Es durften neben Bier und Limo jedoch nur selbst hergestellte Produkte verkauft werden. Aber meine Mutter hat selbst Brot gebacken, die Milch von vier Kühen wurde zu Butter und Käse verarbeitet, und es gab Fett und Eier für den Kaiserschmarrn. Dies alles gab für unsere Familie eine schöne Nebeneinnahme. Die viele Arbeit, die damit zusammen hing, durfte man eben nicht rechnen. Wenn ich an meine Kindheit zurück denke, so hat wohl der Sommeraufenthalt auf der Hefteralm die wichtigsten Eindrücke bei mir hinterlassen. Es war ein solch naturverbundenes Leben. Auch wenn wir Kinder alle schon unsere Pflichten hatten, so war dies doch mehr spielerisch. Unser Schulweg war immer voller Überraschungen und sicher sehr gesund für uns. In den Ferien kamen dann ja auch immer Kinder auf die Alm, und es tat uns gut, von diesen Stadtkindern beneidet zu werden. Unser Leben in der schönen Bergwelt zusammen mit den Tieren, die mit Arbeit voll ausgefüllten Tage – da gab es nie Langeweile –, haben mich wohl sehr geprägt, und ich bin heute dankbar für diese Zeit.“

Seit dem Sommer 1987 haben Irmi und Josef Guggenbichler einen Anstellungsvertrag als Almsennen für die Hefter-Alm, der bisher jährlich verlängert wurde. In diesen Jahren sind immer ca. 50 Stück Jungrinder sowie ca. zehn Pferde – jeweils Ein- und Zweijährige – auf der Alm. Die Tiere werden nicht mehr getrieben, sondern mit Viehwägen auf die Alm gebracht. Die Pflege der Almweide und der Tiere ist immer noch Hauptaufgabe des Almsenn. Irmi Guggenbichler hat es gut verstanden, die Hefteralm zu einer beliebten und fleißig besuchten Gaststätte zu machen. Seit 1992 gibt es für die

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Hefteralm im Sommer eine Konzession als Bewirtschaftungsbetrieb. Es dürfen alle Getränke ausgeschenkt werden. Der Ertrag der Milch von mittlerweile fünf Milchkühen wird in Butter, Almkäse, Topfenkas und Knoblauchkas verarbeitet und im Kaser verkauft. Es dürfen auch Brotzeiten und kleine Gerichte aus zugekaufter Ware vermarktet werden. Beherbergung gibt es jedoch auf der Hefter-Alm nicht. Irmi hat sich durch Kurse im Almwirtschaftlichen Verein zur Hauswirtschafterin ausbilden lassen und versteht es, vorzüglichen Käse herzustellen. Im Sommer gehen ihr immer gerne Praktikantinnen zur Hand, um von ihr die Käseherstellung und die sinnvolle Bewirtschaftung einer Alm zu erlernen. Zu den Pferden, den Jungrindern, den fünf Milchkühen kommen noch ca. 20 Hühner, fünf Ponys, ein Hund und eine Katze. Dieser Viehbestand und die vorzügliche Bewirtung sind natürlich ein großer Anziehungspunkt für alle Sommergäste, und auch einheimische Familien machen gerne einen Ausflug auf die Hefteralm.

Hufnaglalm Die Hufnaglalm mit 13,78 ha gutem Weidegrund liegt genau in der Mitte der Grassauer Almen. Sie ist umrahmt von Norden von der Hefteralm, von Osten von der Pelzenalm und von Süden von der Rachlalm. Im Westen – gegen den Staffen – wird sie vom Staatsforst begrenzt. Laut Grundsteuerkataster von 1854 besaß Achatz Gutsjahr eine Alpenhütte auf der Hufnaglalpe. Am 6.6.1887 erwarb er von der Gemeinde Grassau um 8.150 M die Metzgeralpe, die an die Hufnagelalpe anschloss, mit dazu gehörendem Kaser. Dieser Kaser wurde 1890 umgebaut mit Wohnung, Keller und Stallung unter einem Dach, so wie er heute noch steht. Seit 1905 ist die Familie Sichler durch Einheirat Besitzer des Hufnaglgutes und dessen Alm. Die Alm ist durch die Straße des Wegeverbands Piesenhausen und Grassauer Almen gut zu erreichen. Sie ist eingezäunt und verfügt über eine eigene Quelle. Bis in die achtziger Jahre war im Sommer immer eine Sennerin auf der Alm. Jetzt kommen nur mehr Jungrinder auf die Alm, die mit dem Viehwagen gebracht werden; sie werden vom Hof aus versorgt.

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Mojeralm Am 29.1.1822 ersteigerten Matthias Moritz, der Inhaber des Mojer-Hofes im Oberdorf von Grassau, und Josef Doppler, Heiß zu Grassau, die Alpe „Tennboden“ um 2000 Gulden. Die Alm umfasste 17 ha Weidegrund. Josef Doppler hat am 11.8.1826 seinen Anteil an Georg Aigner, Scherer von Guxhausen vertauscht. Am Georgitag 1829 brannte der gemeinschaftliche Kaser ab. Der Tennbodengrund wurde an das Forstamt verkauft und aufgeforstet. Der Mojer baute seinen Kaser auf der Weidenauwiese und hat noch weitere Wiesenflächen dazu gekauft. Seither ist die Mojer-Alm, die auch Moier-Alm, Maier-Alm oder Scherer-Alm genannt wird, im Besitz der Familie Moritz. Zwei ausführliche Quellen geben über die Mojeralm genauen Aufschluss. Bei einer Hauptalmbegehung vom September 1965 wurden nachfolgende Daten festgehalten:

„Eigentumsverhältnis: Privatalm Weidezeit: 27.5. bis 10.10. Status: bestoßen mit 30 Rindern Hüttenlage ü. NN 1100 m Topografie: Südöstlich des Staffen leicht geneigter bis mittelsteiler Hang,

warm, windgeschützt, Niederschlag 1900 mm/J. Geologie: Gehängeschutt, Cenoman, Schüttboden von wechselnder

Beschaffenheit und Mächtigkeit. Almlichte: 17 ha, keine Waldweide. Wege: Von Niedernfels guter Fahrweg sowie Sessellift und

zahlreiche Verbindungssteige zu benachbarten Almgebieten. Almkulisse: Westlicher Teil der malerischen Weitau, die sich die

Naderbauer-, Mojer- und Fahrnpoint-Alm teilen. Alle drei Almanteile sind hübsch mit Unterstand-Fichten durchsetzt.

Bauten 1 Kaser, Massivbau, südgerichtet, Grundriss: 16,3 x 10,4 m. Steinverputzt und geschlämmt, oberer Bergeraum verbrettert, mittelsteiles Steindach, Südgiebel – zweitürig erschlossen. Vor dem Südgiebel Bruchsteinplatten-Hof, eingezäunt mit integriertem, schwach schüttendem Lauf-Brunnen.

Hausbaum: Eine stattliche Linde. Kerbungen: Schild: „Mojer – Ortspolizeibehörde Grassau“ Geschichte: 1929 ist die Hütte durch Unvorsichtigkeit der Skifahrer

abgebrannt. 1930 Bau einer neuen Hütte. Brunnen: Quelle 1.000 m westlich des Kasers (Hochplatte) im Besitz

der Staatsforstverwaltung. Wasser sehr gut. (Nach Aussage von Sepp Moritz besteht ein Wasserrecht. Das Wasser ist allerdings nicht reichlich Es wurde daher eine kleine

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Wasserreserve gebaut.) Alm-Bewertung: Gepflegte Alm mit geschlossener Grasnarbe und gutem

Wachstum. Alm-Gräser: Wiesenschwingel, Knäuel-, Kammgras, Rispe. Weide-Gräser: Deutsches Weidel-, Kammgras, Rispe, Wiesenschwingel. Weide-Futterkräuter: Frauenmantel. Weitere Kräuter: Disteln, Enzian, Minze, Farnkräuter, Heuhechel,

Hahnenfuß.“ Dies sind die offiziellen Daten der Mojer-Alm. Bis 1980 war auf der Alm immer eine Sennerin. Es wurde ab Mitte der fünfziger Jahre nur noch Jungvieh aufgetrieben; die Kühe blieben am Hof, und die Milch wurde an die Molkerei abgeliefert. Für die Sennerin war dies dann viel weniger Arbeit, und ab 1980 lohnte es sich dann gar nicht mehr, eine Sennerin zu beschäftigen; die Alm wurde vom Hof aus versorgt.

Wie das Leben auf dieser Alm zwischen 1950 und 1953 aussah, berichtete die damalige Sennerin:

„Die Moier-Alm war eine geräumige Hütte mit einer großen Kuchl, einem Schlafraum und einem zusätzlichen Raum für die Zentrifug und dem Milchgeschirr. Im Obergeschoß waren auch noch zwei Schlaflager. Ein Keller war auch dabei. Vor der Alm war ein Brunntrog, das Wasser floss Tag und Nacht durch Holzrohre in den Brunntrog. Diese Rohre, die von den Brüdern Bock aus Piesenhausen hergestellt wurden, waren empfindlich und wurden öfter von den Kühen kaputt getreten, dann musste man schnell für eine Reparatur sorgen, denn das Wasser war wichtig für die Viecher wie für die Milchkühlung. Vor dem Auftrieb – das Vieh wurde über die Pfarrerrait aufgetrieben – musste man immer schon die Hütte putzen und herrichten, die Geräte und auch Wäsche und Lebensmittel rauf schaffen. Das machte der Mojer mit einem Almkarren, der von einem Pferd gezogen wurde. Für das nötige Brennholz hatte der Bauer schon gesorgt.

Es waren immer ca. 12 Milchkühe und 18 Stück Jungvieh auf der Alm. Zwei Sommer lang waren auch noch zwei Pferde heroben. Auf dem Mojerhof blieben nur die Arbeitspferde und eine Milchkuh.

Am Anfang der Saison hatte ich immer ca. 100 Liter Milch zu verarbeiten. So nach Jakobi wurde die Milch dann etwas weniger. Aus ungefähr der Hälfte der Milch wurde Butter gemacht, die ich dann selbst ins Tal bringen musste. Die Butter wurde nur für den Eigenbedarf verwendet. Aus der anderen Hälfte Milch wurde Käse gemacht. Die Milch wurde in einem Kessel erhitzt und Lab eingerührt. Die verdickte Milch wurde mit einem Tuch aus dem Kessel genommen, ausgepresst und in runden Laiberln im Keller auf Holzbrettern gelagert und immer mal wieder gewendet und mit Salzwasser eingerieben. Das war dann der fette Almkas. Die entrahmte Milch, die vom Buttern übrig blieb, bekamen zum Teil die Kälber, und von

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dem Rest hab ich dann noch Magerkäse gemacht. Der Käse wurde immer vom Bauern abgeholt. Arbeit gab es damals schon viel auf der Alm. Früh und abends musste ich schauen, dass die Kühe zum Melken kamen. Wenn sie nicht kommen wollten, hat man sie mit Getreidebruch oder Kleiben gelockt.

Zweimal am Tag 12 Kühe mit Hand zu melken, das könnte heut wohl gar niemand mehr. Die Kühe und die Kalbinnen waren Tag und Nacht im Freien. Bei schlechtem Wetter konnten sie sich aber schon unterstellen. Nur die Kälbchen – die eine eigene Etz hatten – kamen nachts in den Stall. Sie bekamen auch immer noch einen Trank. Ein größerer Fleck war von der Alm noch abgezäunt. Auf dieser Etz wurde Heu gemacht. Dieses Heu blieb aber oben auf der Alm, damit man bei schlechtem Wetter etwas zum Zufüttern hatte. Eine öffentliche Bewirtung, wie man das heute auf den Almen hat, gab es damals nicht. Es gingen nicht so viele Leute auf den Berg. Der Fremdenverkehr war auch nicht groß. Die Menschen hatten noch nicht so viel Freizeit. Wenn jemand eine Milch oder eine Buttermilch wollte, hat er sie bekommen. Ich weiß gar nicht mehr, was ich dafür verlangt habe. Jedenfalls bekam die Hälfte des Geldes davon der Bauer. Meine Bezahlung für die viele Arbeit war in den ersten zwei Jahren 40,-- DM pro Monat und in den zwei letzten Jahren 60,-- DM pro Monat. Dafür musste man rund um die Uhr da sein – ohne Sonn- und Feiertag. Abgetrieben wurde in den letzten Septemberwochen – je nach Wetterlage, aber immer vor Michaeli. Zu meiner Zeit ist nie ein Unglück passiert. So konnte ich die Kühe immer aufkranzen. Dazu hab ich das Kraut vom Almenrausch genommen und mit selbstgemachten Papierblumen die Kränze gemacht. Der Abtrieb war damals noch nicht feierlich und eigentlich ohne Publikum. So wie ich es jetzt sehe, war es doch eine schöne Zeit für mich auf der Alm. Das Wetter war meistens schön. Ich hatte viel Arbeit, aber war mein eigener Herr. Sicher war es im Verhältnis zu den heutigen Ansprüchen ein einfaches Leben – ohne Elektrizität, ohne Radio, ohne Handy, ohne Melkmaschine. Dafür war man aber sehr naturverbunden.“ In den Jahren 1959/60 wurde zur besseren Erhaltung des Almgebietes ein schlepperbefahrbarer Weg gebaut, der von der Talstation des Liftes zu den drei Almen der Weidenau hinaufführt und weitergeht Richtung Hochplatten zur Piesenhauser Hochalm. Für den Mojer-Hof ist die Alm ökonomisch nicht mehr wichtig; die Wirt-schaftlichkeit von Almen ist in den letzten Jahren sowieso nicht mehr ge-geben. Aber für die Familie Moritz ist „ihre Alm“ immer noch von zentraler Bedeutung.

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Naderbaueralm Der Naderbauer von Piesenhausen ist als einziger Almbauer übriggeblieben, der das Weiderecht auf der Hochalm, das nicht beschränkt ist, noch nutzt und wahrnimmt. Nach Trennung von Wald und Weide hat er 1993 auf der Hochplattenalm einen neuen Kaser erbaut, der bis zu 50 Stück Vieh Unterstand gewährt. Der Kaser ist bewirtschaftet und bietet auch die almübliche Bewirtung an, die von den Wanderern zwischen Kampenwand und Hochplatte gerne angenommen wird. Die Grassauer Hütte, die mit dem dazugehörigen Weiderecht vom Naderbauer angekauft wurde, bewahrte er vor dem Verfall.

Seit Generationen ist der Naderbauernhof im Besitz der Aigner. Der jetzige Bauer, Hans Aigner, geb. 1957, ein umsichtiger Landwirt, der mit Energie die derzeitig schwierige finanzielle Lage der Landwirtschaft meistert, hat den Hof 1996 von seinem Vater Anton Aigner, geb. 1934, übernommen. Vier Generationen leben derzeit auf dem Naderbauernhof, denn der Junior hat schon wieder einen Sohn. So ist zu hoffen, dass die Tradition des „Almbauern“, trotz der prekären und angespannten Situation, in der die ganze Landwirtschaft derzeit steckt, zumindest beim Naderbauern erhalten bleibt.

Neben dem Weiderecht auf der Piesenhauser-Hochalm besitzt der Naderbauer auf der Weidenau noch eine eigene Alm mit 6,4 ha, auf der ebenfalls ein kleiner Kaser steht. Die Staffenalm, die früher auch zur Naderbauer-Alpe gehörte, wurde 1976 von Anton Aigner als Gastwirtschaft neu erbaut. Die Seilbahn, 1972 von der Gemeinde Marquartstein von Niedernfels bis zur Naderbaueralm gebaut, brachte viel mehr Gäste in diese Höhe. Zwischen den siebziger und achtziger Jahren war dort auch ein reger Winterbetrieb. Ein Schlepplift auf der Nordseite des Rachlhangs und ein Schlepplift über die Weidenau ergaben einen kleinen Skizirkus, der jedoch auf die Dauer den modernen Ansprüchen an ein Skigebiet nicht standhielt. Die beiden Schlepplifte wurden 1986 wieder abgebaut. Geblieben ist jedoch ein reger Sommerbetrieb, und die Gastwirtschaft Staffenalm wird von der Familie Aigner vorbildlich und erfolgreich betrieben. Bei der Hofübergabe 1996 erhielt die Tochter Rita die Staffenalm; sie ist heute im Besitz von Rita und Hans Scheid.

Vom Naderbauern wird das Vieh immer noch aufgetrieben. Es kommen nur hauseigene Tiere auf die Alm; es werden keine Pensionstiere gehalten. Zwischen 15. und 20. Mai kommen das Jungvieh, ca. 40 Stück, sowie 15 bis 20 Kälber auf die Weidenau. In der ersten Juniwoche wird das Jungvieh dann auf die Hochalm getrieben und der Kaser dort eröffnet. Die Kälber bleiben den ganzen Sommer auf der Weidenau. Drei Milchkühe und drei Schweine werden ebenfalls auf die Hochalm transportiert.

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Zehn Jahre lang war dort Hans Aicher aus Schönram ein zuverlässiger und umsichtiger Senn, der jeweils vom 1.6. bis 31.10. einen Arbeitsvertrag hatte und versicherungspflichtig angestellt war. Auf dieser Alm Senn zu sein, ist keine leichte Arbeit. Das Weidegebiet umfasst 59 ha und hat einen Höhenunterschied von 320 Metern. Die Umzäunung – 1600 Zaunstecken, umspannt mit zwei Stacheldrähten, die im Spätherbst abgelegt werden, um die winterlichen Tourengänger nicht zu behindern – muss kontrolliert werden. Das Gelände ist unübersichtlich und zum Teil auch gefährlich. Zwei Rinder sind in den letzten zehn Jahren trotz der Einzäunung abgestürzt, und 2009 wurde eine Kalbin vom Blitz erschlagen. Auch passiert es jeden Sommer mindestens einmal, dass es auf dieser Höhe anschneit. Die Tiere immer im Auge zu haben, ist nicht immer leicht. Die drei Milchkühe müssen gemolken und die Milch zu Butter und Käse verarbeitet werden. Die überschüssige Molke wird an die drei Schweine verfüttert, die aus diesem Grunde den Sommer auf der Alm verbringen dürfen. Der Senn muss den Kaser in Ordnung halten, und einkehrende Wanderer sind zu bewirten. Es war trotzdem für den Bauern keine Schwierigkeit, für den kommenden Sommer wieder zwei Sennerinnen für die Alm zu bekommen. Der Kaser ist ja schön ausgebaut und gepflegt. Für die Elektrizität sorgen ein Generator und eine Solaranlage. 1993 wurde eine Quelle neu gefasst. Eine 900 Meter lange Wasserleitung sorgt dafür, dass am Kaser immer frisches Wasser ist. Die Quelle ist so ertragreich, dass auch bei anhaltender Trockenheit das Wasser für die Tiere nie ausgeht. Ein großer Vorteil für die Alm ist auch, dass eine Fahrstraße bis oben führt. Der Weg ist 7,8 km lang, mit einem Höhenunterschied von 700 Meter und führt zum Teil durch schwierigstes Gelände. Er wurde zwischen 1958/59 erbaut, finanziert vom „Grünen Plan“ unter Mitbeteiligung der Anlieger. Bereits 1961 gab es jedoch schon eine größere Abrutschung, deren Reparatur bereits Kosten von 240.000,-- DM verursachte. Um den Unterhalt der Straße und deren Finanzierung zu sichern, wurde am 15.9.1965 der „Wegeverband Piesenhausen- und Grassauer-Almen“ gegründet. 1. Vorstand war Anton Aigner, geb. am 15.6.1899. Er wurde 1976 von dem damalig zuständigen Revierleiter Hunklinger abgelöst, da der Wegeverlauf fast nur durch staatlichen Forstgrund geht. Im Jahre 2006 hat Hans Aigner den Vorsitz übernommen.

Mitglieder des Wegeverbandes sind die Almanlieger, die Gaststätte Staffenalm, der Forst und die Gemeinde Marquartstein. Die Unterhaltskosten der Straße werden durch einen genau festgelegten Prozentsatz aufgeteilt. 2007 wurde der Weg neu aufgeschüttet. Die Kosten beliefen sich auf 36.000,-- €, ohne dass dabei eine größere Grundsanierung vorgenommen wurde. So sind die Sorgen von Hans Aigner berechtigt, dass bei größeren Schäden, die bei diesem Weg immer zu erwarten sind, deren

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Reparaturkosten von den Bauern, die ohnehin in finanziell angespannter Lage sind, nicht mehr zu stemmen sind. Dieser Weg ist nicht nur der Lebensnerv für die Almbauern, sondern stellt auch für den gesamten Tourismus im Achental eine wichtige Einrichtung dar. Er wird im Sommer und Herbst von Hunderten von Wanderern und Mountainbikern und im Winter als Rodelbahn benutzt. So leistet der Naderbauer nicht nur durch den Erhalt der Hochalm, die er vor Ver-buschung und Verwilderung bewahrt, einen Dienst an der Allgemeinheit, sondern auch durch die Beteiligung am Erhalt dieser Straße.

Pelzenalm Über diese Alm liegt eine amtliche Beschreibung vom 25.6.1952 vor, die wir hiermit wiedergeben:

1. „Name und Beschreibung der Alm: Name: Bauernalm (Pelzen- oder Bilzenalm) Gemeinde Grassau, Forstamt Marquartstein West Höhenlage des Gebäudes 871 m Höhenlage der Weidenfläche – Voralm 830 – 980 m Himmelsrichtung: Südostabhang des Saurüssels Neigungsverhältnis: leicht ansteigend bis mittelsteil Geologische Verhältnisse: Gehängeschutt, Diluvium, Aptychenkalk, Lias Bodenverhältnisse: tiefgründige, schwere, lehmige Böden Klimatische Verhältnisse: warme, windgeschützte Alm Schneefälle: während der Weidezeit selten Höhe der Niederschläge: 1700 mm Nieder-, Mittel- und Hochleger zu: ganzsömmerig Weidezeit: 120 Tage, üblich 1.Juni bis 30.September Allgemeine Grenzbeschreibung: am Staffen und Saurüssel Größe der Alm in ha 10. der Almlichte 9,79 ha Lichte Almweide pro Normalstoß : 0,741 ha

2. Besitzverhältnisse: Eigentumsalm im Alleinbesitz eines Beschlägers Name: Benno Seiser, Osterham – Bernau

3. Einzelbeschreibung und Zustand der Gebäude: Plannummer und Besitzer: Benno Seiser Besitzgröße, Länge und Breite: 18,50 x 7,50 m Bauart: massiver Steinbau Bedachung: Ziegeldach

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Zahl und Größe der Innenräume: 2 Wohnräume, 3,70 x 3.90 m u. 3,70 x 2,30 m Art der Feuerung: geschlossenes Herdfeuer Sicherheit gegen Feuerschäden: massiver, feuersicher gebauter Kamin Größe der Stallung: 13,50 x 6,60 m Stalleinteilung und Größe: zweireihiger Stall mit Köpfen gegen die Wand Stallboden: aus Holz, etwas schadhaft Düngeranlage: ohne feste Umbauung Allgemeiner Zustand: massiv gebauter Kaser, sehr gut erhalten in gutem Zustand Baujahr 1832.

4. Bestehende Rechte: Holzrecht vorhanden Weg- und Triebrechte auf Pl.Nr. Osterham – Riedlgraben – Hachau – Hefteralm – Bauern- oder Pelzenalm Weidend oder mit fliegender Geißel: mit fliegender Geißel Waldweiderecht: kein Weiderecht im Staatswald

5. Rechtsbelastungen: Keine

6. Zustand der Weideflächen: Allgemeines Werturteil: leicht zu bewirtschaftende gut gepflegte Alm mit gutem Wachstum. Vorherrschender Pflanzenbestand: Almanger : Wiesenschwingel, Knaul-, Kammgras, Rispe, Taumantel Weidepflanzen: deutsch.Weidelgras, Kammgras, Rispe, Wiesenschwingel, Taumantel Unkräuter: Alpenampfer, Borstgras, Hahnenfuß, Hauhechel, Farnkräuter Düngungszustand: Almanger wird gut und regelmäßig gedüngt, jedoch nicht überdüngt Weideflächen: kleine Flächen werden abwechselnd gedüngt, soweit Vorrat reicht Versteinung und Vermurung: keine Sumpfstellen, Streuwiesen und Moose: kleine Sumpfstellen bei den Quellen

7. Betriebsverhältnisse der Alm: Art der Abmarkung: Holz- und Stacheldrahtzaun Mähzeit: Anfang bis Mitte Juli Weidewechsel innerhalb der Alm: nach Wachstum, Witterung und Zeit Zahl der Weideschläge: Alm ist nicht unterteilt Düngerwirtschaft: umbaute Düngerstätte fehlt Zahl und Art der Jauchegrube: Jauchegrube ist offen und mangelhaft Wird der Dünger ordnungsgemäß gesammelt: ja Wann wird er ausgebracht und wohin: im Herbst Welcher Kunstdünger wird ausgebracht: keiner Räumung und Schwendung: Alm ist sauber geräumt und geschwendet

8. Nutzung der Alm

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Gemischte Alm: gemischt Höhe der Bestoßung: in ortsüblichen Kuhgräsern = 11,0, in Normalkuhgräsern = 13,2 Zum Auftrieb berechtigt: davon treffen auf 1952 - 7 Rinder, 3 Kälber, 4 Jungrinder, 1 Bulle 25 kg Milch Berechnung des Kuhgrases: leichte Almweide, pro Normalstoß 0,741 ha Ist Austausch innerhalb der Viehgattung gestattet: ja Bullenhaltung: ein 11/2 jähriger Bulle Weiden die Bullen gemeinsam mit weiblichen Tieren: ja Kommen Jungtiere zu früh zu: ja Aufnahme von Fremdvieh: keines Verwendung erworbenen Heues: 50 – 60 Ztr. wird an Kälber und kranke Tiere, im Herbst allgemein verfüttert.

9. Ertragsverhältnisse der Alm Ungefährer Anfall von Milch: 25 kg tägl. - 5040 kg Hiervon zu Butter verarbeitet: Milch wird verbuttert Verwendung der Magermilch: an Kälber verfüttert Verkauf von Trinkmilch: ist unbedeutend Gewichtszuwachs bei Jungrinde: 60 kg - 528 kg Gesundheitszustand der Tiere: Ernährungszustand der Tiere ist gut. Gegen Rauschbrand wird geimpft Sonstige Krankheiten: Zecken kommen einzeln vor

10. Wasserversorgung Mit Quellwasser Lage der Quelle: 150 m nordwestlich des Kasers Fassung der Quelle: aus Holz Vorhandene Wasserleitung: Länge 150 m, Art Eisenrohrleitung, Unterhaltspflicht der Besitzer Von der Wasserleitung durchzogene Pl.Nr.: nur im Eigenbesitz Zahl, Art und Zustand der Tröge: beim Kaser 1 Einbaumtrog in gutem Zustand Verstreut liegende Viehtranktröge: 1 Trog auf der Weidefläche Werden die Tröge regelmäßig gereinigt: ja 11 Wegeanlage Entfernung der Alm vom Talgut: 2 Gehstunden Bezeichnung Pl.Nr. und Besitzer der Wegstrecke außerhalb des Eigenbesitzes: Osterham – Rindlgraben – Hachau – Hefteralm – Pelzenalm Unterhaltspflicht: das Forstamt und der Besitzer Zustand der Wege: mittel bis gut 12 Zäune Lage: Alm ist umzäunt, außer dem Almanger Art und Material: Holz und Stacheldraht

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Länge: 1500 m Unterhaltspflicht: der Besitzer und Angrenzer 13 Gefahren der Alm keine 14 Jagdverhältnisse Staatsjagd: verpachtet Vorhandene Wildarten: Rehe, Hirsche, Füchse, Federwild Wildschaden, Art und Höhe: im Frühjahr und Herbst wird vom Rotwild auf gedüngten Flächen das Beste weggefressen Entschädigung: wird nicht gewährt 15 Schutzmaßnahmen für die Alm keine 16 Almpersonal 1 Sennerin, ganzjährig auch im Talbetrieb Höhe und Art der Entlohnung: DM 20,-- monatlich 17 Nebennutzungen Die Alm ist im Winter verpachtet Wer trägt die Feuerversicherung: der Besitzer Vorschläge für Almverbesserung und Almschutz: Ausbau der Düngerstätte und Jauchegrube; Trockenlegung des Viehtriebweges, Unterteilung der Alm.“ Diese sehr aufschlussreiche Beurteilung der Alm wurde uns von dem derzeitigen Besitzer des Pelzenhofes und der Pelzenalm, Hubert Seiser, geb. 1948, zur Verfügung gestellt. Damit ist die Alm, wie sie sich 1952 darstellte, ausführlich beschrieben.

Hubert Seiser gab dazu noch Auskunft über die Geschichte und derzeitige Lage des Pelzenhofes und dessen Alm: Der Pelzenhof ist bereits seit dem 14. Jahrhundert im Eigentum der Seiser. Er liegt auf einer Anhöhe in Osterham, Gemeinde Bernau, und man hat von dort einen wunderschönen Blick auf den Chiemsee. Laut noch vorliegendem Kaufvertrag vom 17.6.1875 wurde die Alm, die damals noch Bauern-Alpe hieß, inklusive Kaser mit Hag von seinem Urgroßvater für 4.150 Gulden gekauft. Der Kaser war 1830 erbaut worden und ist bis heute unverändert geblieben. 1972 gab sein Vater Benno Seiser, geb. 1912, die Landwirtschaft auf und hielt kein Vieh mehr. Von diesem Zeitpunkt an wurde die Alm vom Pelzenhof nicht mehr genutzt.

Donat Fischer, Schleipfenbauer, pachtete die Alm bis 2005 und hielt immer ca. 15 Jungtiere auf der Alm. Eine Sennerin gab es dort keine mehr. 2006 und 2007 pachtete der Heißn-Bauer von Grassau die Alm, und seit 2008 weidet im Sommer das Jungvieh von Franz Schnaiter aus Wiedendorf, Gemeine Bernau, auf der Pelzenalm.

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Seit 40 Jahren sind die Wohnräume des Kasers ganzjährig an Rudolf Plank vermietet. Die Familie Plank – Münchner Skifahrer – nutzt den Pelzensteig, der vom Strehtrumpf in die Höhe bis zum Kaser führt. Sowohl dieser Steig wie die Wohnung und das Umfeld des Kasers werden von ihnen gut gepflegt und in Ordnung gehalten.

Hubert Seiser hat den Pelzenhof 1981 von seinem Vater übernommen. Obwohl er kein Bauer mehr ist, hält er die Tradition des Hofes aufrecht und hat das Anwesen wunderschön ausgebaut. Auch Sohn und Enkel werden den Besitz sicher weiter pflegen und erhalten. Diese Familie hat vorweg genommen, was heute bei vielen Almbauern geschieht, die keine Über-lebenschancen für die Milchwirtschaft sehen.

Rachlalm Nach alten Aufzeichnungen des Chorherrnstifts Herrenchiemsee bestand der Großrachlhof, in dessen Besitz die Rachlalm ist, bereits im 15.Jahrhundert, und er war in deren Obereigentum. Von 1722 stammt aus den Auf-zeichnungen des Pflegegerichts und Kastenamts Marquartstein erstmals ein Bericht über die Alm. Hier heißt es: „die zum Kasten Marquartstein Urbare Alben ,Clink‘ genannt, so mit Zaun umfangen und am Ascherstadl stoßend.“

Die Rachlalm besteht aus zwei Almen, der „Klink“ (der Rachlhang) und der „Lanten“, mit insgesamt 14,85 ha Lichtung und 5,15 ha Wald. Die damaligen Besitzer des Großrachlhofes, Maria und Georg Aufinger, hatten den Lanten 1803 dazugekauft. 1810 erlosch mit der Säkularisation der Anspruch des Chorherrnstifts Herrenchiemsee auf Steuern und Abgaben. Ursprünglich gab es auch zwei Kaser auf den beiden Almteilen. 1810 wurde am Lanten die neue Almhütte gebaut, so wie sie heute noch besteht. Der Kaser auf dem Klink wurde nicht mehr genutzt und verfiel langsam. Die Grundmauern kann man kaum mehr erkennen. Es gibt dort nur noch einen Unterstand für die Rinder. Josef Sichler, der derzeitige Besitzer der Rachlalm, gab nachfolgenden Bericht: „Der große Vorteil unserer Alm ist, dass sie durch eine Fahrtstraße gut er-reichbar ist. 1965 wurde ein Wegeverband gegründet, in welchem sich alle Anlieger bis hoch zu den Plattenalmen zusammen schlossen. Die Almbesitzer, das Forstamt, die Gaststätte Staffenalm und die Gemeinde

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Marquartstein sind zum Erhalt dieses Weges, der 1958/59 gebaut wurde, verpflichtet. Ferner verfügt die Alm über reichlich und gutes Wasser. Mit Hilfe dieses Wassers hat der Kaser auch seine Stromversorgung. Mein Vater hat 1949 unter großem Aufwand eine Wasserturbine gekauft, die heute noch funk-tioniert. Auf unserem Grund entspringt am Füchsleck der Torgraben. Die Quelle ist mit einer 8 cm Leitung gefasst und wird in einen 40 m² Bassin geleitet und von dort durch eine Druckleitung mit Hilfe der Wasserturbine der Strom erzeugt, der für die Elektrizität des Kasers, der Melkmaschine, der Zentrifuge und dem Butterfass ausreicht. Eine zweite Wasserleitung versorgt die Alm und die Tiere mit vorzüglichem Trinkwasser. Die Almwirtschaft hat sich im Laufe der Jahre oft geändert, war aber immer ein wichtiger Bestandteil unseres Hofes. Bis 1965 wurden bis auf die Arbeitspferde alle Tiere auf die Alm gebracht. Die Stallungen zu Hause waren leer. Dies ergab für die Sennerin einen Haufen Arbeit, auch wenn man damals noch nicht so viele Kühe hielt. Es waren immer so ca. zwölf Milchkühe auf der Alm, diese mussten gemolken und die Milch verarbeitet und entrahmt werden. Butter und Käse wurden aus dem Rahm gemacht. Die Magermilch bekamen die drei Schweine, die auch immer auf der Alm waren, und die Kälber. Ca. zwölf Pferde bis zu drei Jahren kamen auf die Alm, und so 14 Stück Jungvieh waren zu beaufsichtigen. Auch wenn unsere Alm immer eingezäunt war, musste der Viehbestand immer kontrolliert werden. Ich erinnere mich noch gut, dass meine Tante Lena recht froh um meine Hilfe war, wenn ich als kleiner Bub, bereits ab meinem 5.Lebensjahr, mit auf der Alm war und voll mitgeholfen hab.

Schon bei erster Dämmerung wurde ich geweckt. Das war aber auch schön. Wir schauten gemeinsam den Hirschen zu, die vor unserem Kaser grasten und sich erst bei Sonnenaufgang in den Wald zurückzogen. Dann mussten die Milchkühe zum Melken geholt werden, was gar nicht immer so einfach war, denn freiwillig kamen nicht alle. Meine Tante, Magdalena Sichler, geb.1911, war von Kindheit an im Sommer auf der Alm. Sie half bereits meiner Großtante, ebenfalls einer Magdalena, „der Alm-Lena“, bei deren Arbeit. Die Alm-Lena, eine Schwester meines Großvaters, war mit einem Holzknecht in Staudach verheiratet und hat auch ihr Leben lang auf unserer Alm als Sennerin gearbeitet.

Für die Bewirtschaftung der Alm war es natürlich ein großer Vorteil, dass man dazu immer Familienmitglieder hatte, die die Interessen des Hofes vertraten und vollkommen uneigennützig für das Wohl der Tiere sorgten. Ich weiß gar nicht, ob die Sennerinnen einen Lohn bekamen. Meine Tante Lena war jedenfalls bei der Sozialversicherung angemeldet und bekam im Alter eine Rente. Den Ertrag aus der almüblichen Bewirtschaftung konnten

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die Sennerinnen jedenfalls für sich behalten. Anfang des 20. Jahrhunderts war auf den Almen noch kaum Betrieb, und es kamen nur wenige Gäste in den Kaser. Nach dem ersten Weltkrieg war es sogar manchmal gefährlich auf den Almen, weil sich viel Gesindel in den Bergen herumtrieb. Mein Großvater hat deshalb der Lena einen Karabiner mitgegeben, damit sie sich vor Zudringlichkeiten schützen kann. Diesen Karabiner hat sie dann sogar einmal benutzt und zum Fenster raus geschossen, als jemand die Türe eintreten wollte. Ab 1965 wurde auf unserem Hof die Pferdezucht, die früher der Hauptertrag der Landwirtschaft war, aufgegeben. Die Motorisierung der Landwirtschaft hat den Einsatz von Kaltblütern zur Arbeit überflüssig gemacht. Die Landwirtschaft wurde ganz auf Milcherzeugung umgestellt. Nun kamen nur noch Jungrinder auf die Alm, von halbjährigen Kälbern bis zweieinhalbjährigen, zum teil tragenden Rindern und auch trocken stehenden Kühen, die zum Kalben dann wieder ins Tal gebracht wurden. Die Arbeit auf der Alm wurde damit leichter, da keine Milch mehr zu verarbeiten war. Zwischen 35 und 45 Rinder sind seither im Sommer auf der Rachlalm. Bei trockenem Sommer verträgt die Alm eine größere Anzahl an Viechern. Die Wiesen, besonders auf der Lanten, sind sehr feucht. Auch bei lang anhaltender Trockenheit wächst dort noch üppiges Gras. Gibt es jedoch sehr viel Regen, dann wird der Almgrund stark zertreten, und es ist sinnvoll dann nicht alle Tiere auf der Alm zu lassen. Ab Mitte des letzten Jahrhunderts wurde der Fremdenverkehr im Chiemgau immer mehr. Die Menschen hatten mehr Urlaub, und das Berggehen kam in Mode. So wurden auch die Gäste auf der Rachlalm mehr. Unter almüblicher Bewirtschaftung, wie sie in unserem Kaser gestattet ist, versteht man den Verkauf von Brotzeiten und Getränken. Auch im Winter konnte der Kaser immer vermietet werden. Bereits in den zwanziger Jahren hat ihn eine Familie Blamberger aus München bis zum Ende des zweiten Weltkrieges jeden Winter als Feriendomizil gepachtet. Ab 1950 übernahm ihn dann für die Wintermonate die Firma Körting, um für ihr skifahrendes Personal ein Quartier zu haben. Seit 1975 wird der Kaser im Winter nicht mehr genutzt

Meine Tante Lena war bis zu ihrem 77. Lebensjahr jeden Sommer auf der Alm. Im Sommer 1988 mussten wir sie von dort ins Krankenhaus bringen, und dort ist sie friedlich eingeschlafen. Ich glaube, das war ihr lieber, als ohne ihre Tiere und ihre Naturverbundenheit zu leben.

Von ihr habe ich sehr viel über den natürlichen Lebensablauf gelernt, und ich werde ihr immer dafür dankbar sein. Nach dem Tod von Tante Lena übernahm meine Tante Maria nach ihrer Pensionierung bei der Raiffeisenkasse bis 1994 den Sennerinnenposten.

Bis 2000 stand der Kaser leer. Eine Sennerin zu entlohnen, das trug der Almbetrieb nicht. So fuhr man halt täglich einmal nach oben, um nach dem

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Rechten zu sehen. Die Situation hat sich nun wieder geändert. Es gibt viele junge Leute, die gerne den Sommer auf einer Alm verbringen, auch ohne große Entlohnung. Ich hab immer Bewerbungen und bisher nur sehr gute Erfahrungen mit meinen jungen Sennerinnen gemacht. Ihre Aufgaben sind ja nicht mehr so umfangreich. Dass die Umzäunung in Ordnung ist, darum kümmere ich mich selbst. Die Sennerin muss täglich den Viehbestand zählen, damit kein Rind abgängig ist, und auch kontrollieren, ob keines der Tiere krank ist. Sie kann mit ihrem Auto bis vor den Kaser fahren, hat ein Handy für Notfälle, und was sie an Getränken für die Gäste braucht, das bring ich ihr mit dem Traktor. So kann sich die Sennerin heute hauptsächlich um die Wanderer, die offensichtlich gerne bei ihr einkehren, kümmern.

Bei der derzeitigen katastrophalen Lage der Landwirtschaft ist der Unterhalt einer Alm ohne staatliche Unterstützung gar nicht mehr möglich. Auch wenn die Zufahrt durch den Wegeverband gesichert ist, kostet sie noch viel Geld. Eine Straße mit diesen Höhenunterschieden muss immer gepflegt werden. Erdrutsch und Ausschwemmungen sind an der Tagesordnung. Die Umzäunung von 20 ha Grund kostet ein Vermögen, und sie muss jedes Jahr neu ausgebessert werden. Dennoch ist es ein gutes Gefühl, ein solch wunderschönes Stück Land noch sinnvoll nutzen zu können. Meinen Tieren tut der Sommer auf der Alm sehr gut. Sie sind dadurch viel widerstandsfähiger und gesünder. Ich sehe es als Auftrag an, die Alm auch für die nächste Generation zu erhalten und nicht verbuschen zu lassen.“

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Wimmeralm

Die heutige Wimmeralm auf der Weidenau mit 17,67 ha Grund wurde 1841 vom Wimmerbauern in Piesenhausen von Josef Rothmair gekauft. Josef Rothmair verkaufte damals sein Anwesen (die heutige Gastwirtschaft Sperrer) an den Freiherrn Vogt von Hunoltstein, und die Rothmair-Alpe übernahm der Wimmerbauer, der auf der Weidenau bereits eine kleine Alm mit 3 ha Grund besaß. Diese Alm samt Kaser hat er 1866 an den Fahrnpointner verkauft, da für ihn die Rothmairalm, die ebenfalls einen Kaser hatte, wohl groß genug war. Dieser Kaser, der weiter unten in Richtung Hefteralm stand, wurde um 1900 abgerissen und weiter oben an seinem jetzigen Standplatz neu errichtet. Kaser und Hag sind unter einem Dach und geben Unterstand für ca. 20 Stück Vieh. Stephan Dögerl, geb. 1900, hat den Wimmerhof 1965 an seinen Sohn Stephan Dögerl, geb. am 23.3.1939, übergeben, und dieser übergab den Hof 2005 an seine Tochter Christa Stephanie Dögerl, geb. am 26.10 1969. Die Alm ist eingezäunt, eine Quelle vor dem Kaser gibt genügend Wasser. Eine noch ertragreichere Quelle nördlich des Kasers wird von der Hefteralm genutzt. Durch die Straße des Wegeverbands Piesenhausen und Grassauer Almen, die nach Norden für die Rachl-, Hufnagl- und Wimmeralm noch weiter ausgebaut wurde, ist die Wimmeralm sowohl für Traktor wie für Auto gut erreichbar. Die Kosten für den Erhalt der Straße sind allerdings erheblich.

Seit 1964 hat man keine Sennerin mehr auf der Wimmeralm. Ca. 16 Stück Jungvieh und immer einige trocken stehende Kühe sind von Ende Mai bis Ende September auf der Alm. Die Tiere können bei Hitze oder schlechtem Wetter im Hag unterstehen. Früher hat man noch oben Heu gemacht, um für Notfälle Futter zu haben, aber jetzt fährt man bei Bedarf eine Fuhre Heu auf die Alm. Durch die gute Wegeanbindung ist es auch ohne Sennerin möglich, die Alm und die Tiere vom Hof in Piesenhausen aus unter Kontrolle zu behalten. Man fährt halt so jeden zweiten Tag einmal auf die Alm.

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Schlusswort Als Abschluss dieser Beschreibung der Grassauer Almen im Detail geben wir die Bewertung eines Wissenschaftlers wieder, der vor über 60 Jahren die Almen zwischen Prien- und Achental erforscht hat. Er teilt diese Almen in fünf verschiedene Almlandschaften ein und gibt dem Grassauer Bereich folgende Bewertung:

„Das Gebiet ist landschaftlich und wirtschaftlich in bestem Zustand. Wir können es ohne weiteres mit den vorbildlichen Allgäuer Almen vergleichen. Runde, niedrige Waldkuppen mi besten Böden und Ebenheiten, nicht hoch und ausgesetzt, haben hier eine einzigartige Weidegrundlage geschaffen. Schöne, moderne Einzelalmen, alle getrennt von Wald und Privateigentum, beleben die großen, flachen alten Landformenreste. Die reichen weiträumigen Talhöfe liegen in nächster Nähe und haben so leichtes Arbeiten.“*

Mögen die Grassauer Almen weiterhin in solch gutem Zustand bleiben!

* Aribert Linner: Die Almwirtschaft zwischen Prien- und Achental. München [Diss.] 1952, S. 103.


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