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Bosch industrie 40

Date post: 23-Jan-2018
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Software Innovations Marktstudie Industrie 4.0: Bedarf und Nutzen ver- netzter Softwarelösungen September 2015
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Software Innovations

Marktstudie Industrie 4.0: Bedarf und Nutzen ver-netzter Softwarelösungen

September 2015

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Marktstudie | Industrie 4.0 | 20152

Vorwort

Daten werden zu neuem Wis-sen | Über einen Rohstoff der Industrie 4.0

In der Industrie 4.0 spielt ein besonderer Rohstoff eine tra-gende Rolle. Dabei ist er im Gegensatz zu Stahl, Kunststoff oder anderen Bauteilen weder zu sehen noch zu greifen. Es geht um den unsichtbaren Datenstrom der vernetzten Indus-trie. Wer ihn mit den passenden Werkzeugen richtig zu nut-zen weiß, kann großen Nutzen daraus ziehen, um die eigenen Prozesse stetig zu verbessern. Mehr noch: Daten sind das Fundament neuer Geschäftsmodelle und damit die wirkliche Revolution in der vernetzten Industrie.

Derzeit wird mit Blick auf das Thema Industrie 4.0 oft die Hardware in den Fokus gerückt. Dazu gehören Smartphones, Tablets, schnelle Rechner, große Speicherkapazitäten, Sen-soren, die RFID-Technik oder Funkverbindungen. Damit las-sen sich Maschinen in Werkhallen und über Ländergrenzen hinweg vernetzen. Bosch tut das in vielen Fällen in seinen mehr als 250 Werken und steigert damit seine Wettbewerbs-fähigkeit. Vieles, was sich intern bewährt, bietet das Unter-nehmen auch seinen Kunden an.

Aber: Die Möglichkeiten der Industrie 4.0 reichen weit dar-über hinaus. Vor allem die Daten revolutionieren die Indus- trieproduktion. Und das nicht in der Zukunft, sondern bereits heute. Viele neue Geschäftsmodelle werden von Innovatio-nen getrieben, die auf der Sammlung, Auswertung und letzt-lich der Nutzung von Daten basieren: Die Fähigkeit, wichtige

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Informationen herauszufiltern und zu neuem Wissen zu ver-knüpfen, ist eine Schlüsselqualifikation für die Zukunft. Dafür brauchen wir Experten, die sich gleichermaßen auf Daten-analyse, die Produktion und das Produkt selbst verstehen.

Die etablierte Fertigung muss sich also zusätzlich zu Produk-ten und Herstellprozessen verstärkt mit Sensordaten, Soft-ware zur effektiven Datennutzung und mit Datensicherheit befassen. Nur in dieser Kombination lässt sich der digitale Rohstoff aus den Fabriken zu neuen Informationen verdich-ten. Elektrotechnik, Mechanik und Software sind keine ge-trennten Welten mehr.

Für die vorliegende Marktstudie haben wir ca. 181 Fer-tigungsverantwortliche produzierender Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz zum Einsatz von Industrie 4.0 Softwarelösungen befragt. Die Aussage eines Teilnehmers kann ich nur unterstreichen: Es ist essenziell für den Erfolg von Industrie 4.0 Projekten, dass Informatiker und Ingenieure eine gemeinsame Sprache sprechen. Nur gemein-sam kann die perfekte Lösung gefunden werden.

Dr.-Ing. Werner StruthGeschäftsführer der Robert Bosch GmbH

Immer soll nach Verbesserung des beste-henden Zustands gestrebt werden, keiner soll mit dem Erreichten sich zufrieden ge-ben, sondern stets danach trachten, seine Sache noch besser zu machen.

Robert Bosch

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Marktstudie | Industrie 4.0 | 20154

Inhalt

Vorwort

Hintergrund zur Studie

Umfrage: Rahmen und Methodik

Nutzung und Bewusstsein für vernetzte Software- lösungen | Informationsstand und wichtigste Informationsquellen zu Industrie 4.0

Industrie 4.0 Softwarelösungen: Im Einsatz heute und geplant

Anforderungen und Bedarf an Industrie 4.0 Softwarelösungen | KPIs, die mit Industrie 4.0 Softwarelösungen verbessert werden sollen

Funktionalitäten von Industrie 4.0 Softwarelösungen

Relevanz auszuwertender Daten mit Industrie 4.0 Softwarelösungen

Barrieren für Industrie 4.0 SoftwarelösungenDatensicherheit als Barriere

Weitere Barrieren

Weitere wesentliche Aspekte für die Umsetzung von Industrie 4.0 Softwarelösungen

Fazit

Management Summary: Kernaussagen der Studie

Umfrage: Übersicht der Fragen

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Hintergrund zur Studie

Ziel der vorliegenden Studie ist zu identifizieren, welcher Bedarf an Industrie 4.0 (kurz: I4.0) Softwarelösungen bei Anwendern in produzierenden Unternehmen heute und in den nächsten 12 Monaten besteht, und wie er erfüllt werden kann. Umfrage und Studie wurden von Bosch Software Inno-vations durchgeführt, dem Spezialisten für softwarebasierte Vernetzungslösungen der Bosch-Gruppe.

Hierfür wurde der Markt eingegrenzt und ausschließlich Anwender von I4.0 Softwarelösungen in produzierenden Unternehmen des DACH-Raums (Deutschland, Österreich, Schweiz) befragt. Rund ein Drittel der Antwortgeber sind Fertigungsverantwortliche in Bosch-Werken. Zwei Drittel der Teilnehmer kommen aus anderen produzierenden Unterneh-men.

Die teilnehmende Zielgruppe umfasst Funktionen der Fer-tigungskoordination, -planung und -ausführung, Industriali-sierung/Sondermaschinenbau sowie andere fertigungsnahe Disziplinen (IT/Technologie, Engineering/Produktentwick-lung, und andere) – siehe Abbildung 1 rechts. Die Abbildung zeigt zudem die Verteilung der Teilnehmer in Bezug auf Bran-che und Größe nach Umsatz. Die Teilnehmer repräsentieren mit ihren Unternehmen eine gute Mischung unterschiedlicher Branchen, Größen und Funktionen.

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Function in the company

Industry

Annual sales in €

Marktstudie | Industrie 4.0 | 20156

Abbildung 1

25%

15%24%

24%

12%

Product development/ engineering

Production

IT

Other

n/a

27%

24%

Automotive

n/a

6%

Mechanical/plant eng.

17%

Electrical/electronic

6%13%

Info/com.

Other

7%Process

18%14%

< 100m

100 - 500m

> 5bn

n/a

0.5 - 1bn

18%20%

11%19%

1 - 5bn

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Da es im Markt ein diverses Verständnis von „Softwarelösun-gen für I4.0“ gibt, war der Befragung eine eindeutige Definiti-on vorangestellt (Abbildung 2). Alle Ergebnisse beziehen sich ausschließlich auf diese Definition vernetzter Softwarelösun-gen für I4.0.

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Abbildung 2

Wir verstehen darunter vernetzte Softwarelösun-gen, die im Fertigungs- und Logistikumfeld bereits vorhandene Daten aus unterschiedlichen Systemen/Quellen (Maschinen, Sensoren, Datenbanken, MES, SAP) in einer einheitlichen Benutzeroberfläche ver-fügbar machen (Datenintegration).

Mit Hilfe von benutzerfreundlichen Visualisierungs-tools und automatisierten Auswertemethoden (z.B. Abgleich Ist-Soll, Drift, Ausreißer, Data Mining) kann der Benutzer aktiv über die Benutzeroberfläche und im Falle von Abweichungen nach automatischen Be-nachrichtigungen (z.B. E-Mail, SMS) neue Erkenntnis-se aus diesen Daten gewinnen.

Unsere vernetzte Softwarelösungen bieten unseren Kunden damit die Basis, schnell und gut informiert die richtigen Entscheidungen zu treffen, um über kon-tinuierliche Verbesserung in den Bereichen Produk-tivität (Senkung der Kosten, Steigerung der Ausbrin-gung) und Flexibilität (gegenüber Veränderungen am Markt und intern) ihre Wettbewerbsfähigkeit nachhal-tig zu steigern.

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Umfrage: Rahmen und Methodik

Im Januar 2015 wurden mit Unterstützung eines Marktfor-schungsinstituts neun Interviews mit I4.0-Verantwortlichen beziehungsweise Projektleitern auf Werks- und Geschäfts-bereichsebene bei Bosch geführt. Auf Basis dieser Erkennt-nisse erfolgte die Ableitung eines Online-Fragebogens. Die-ser wurde im Februar 2015 vor dem Start der Befragung in Bosch-Werken in zwei Pre-Tests mit Vertretern der Zielgrup-pe weiter verfeinert. Die anonyme Online-Befragung in den Bosch-Fertigungswerken fand vom 26.02. bis 18.03.2015 statt; die Folgebefragung unter weiteren produzierenden Un-ternehmen (nicht Bosch) vom 2.06. bis 3.07.2015.

181 Teilnehmer stellen die Grundgesamtheit für die vorlie-gende Studie. Die durchschnittliche Beantwortungsdauer lag bei 16 Minuten, was ein hohes Engagement der Teilnehmer zeigt.

Nutzung und Bewusstsein für vernetzte Softwarelösungen

Industrie 4.0 wird das Arbeiten komplett umkrempeln. Menschen wollen keine Veränderung. Das wird die größte Heraus-forderung.

ein Fertigungsverantwortlicher zitiert

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Abbildung 3

Informationsstand und wich-tigste Informationsquellen zu Industrie 4.0

Der Anteil der gut informierten Teilnehmer innerhalb der Zielgruppe liegt bei 58 Prozent. Sie fühlen sich gut bezie-hungsweise sehr gut informiert zum Thema I4.0 (Abbildung 3). Der Anteil der gut informierten Teilnehmer innerhalb des Bosch-Konzerns liegt dabei mit 65 Prozent höher als unter den Teilnehmern (55 Prozent) aus anderen produzierenden Unternehmen. Dieses Ergebnis passt zu der sehr hohen Be-teiligungsquote in der Bosch-Zielgruppe und bestätigt den hohen Stellenwert, der dem Thema Zukunft der Fertigung bei Bosch beigemessen wird, sowohl als Leitanbieter als auch als Leitanwender. Dies zeigen zudem 100+ Pilotprojekte, in denen der Nutzen von I4.0 Lösungen bei Bosch derzeit er-probt wird.

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Marktstudie | Industrie 4.0 | 201510

Abbildung 4

Die Top 3 I4.0 Informationsquellen (Abbildung 4), die heute von den Studienteilnehmern genutzt werden, sind Fachma-gazine, Fachmessen und Markt-/Analystenstudien. Bei den besonders gut informierten Umfrageteilnehmern fi nden sich statt der Fachmessen die I4.0 Communities unter den drei bedeutendsten Informationsquellen. Je informierter der An-wender ist, umso stärker fi ndet er Informationen in I4.0 Com-munities. Häufi g sind dies Informationen, die über die reine Wissensakquisition hinaus gehen und durch aktive Diskussi-on mit gestaltet werden.

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Industrie 4.0 Softwarelösungen: Im Einsatz heute und geplant

Die Frage war, wie hoch der Anteil der Studieneilnehmer ist, die bereits vernetzte Softwarelösungen einsetzen oder planen, dies in den nächsten zwölf Monaten zu tun. Zudem wurden die Teilnehmer gefragt, welche Lösungen das sind.56 Prozent der Studienteilnehmer bestätigen, dass sie be-reits I4.0 Softwarelösungen einsetzen (Abbildung 5). Mit 66 Prozent plant ein noch höherer Anteil, solche Lösungen in den nächsten zwölf Monaten einzuführen (Abbildung 5). Bei den Fertigungsverantwortlichen von Bosch liegen die Anteile jeweils deutlich höher: 73 Prozent setzen bereits heute I4.0 Softwarelösungen ein, und 82 Prozent planen das zukünftig. Dies unterstreicht den fortgeschrittenen Status der Bosch-Werke in der praktischen Umsetzung von I4.0 Softwarelösun-gen.

Abbildung 5

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Die Liste der Lösungen (Auswahlliste) wird in beiden Fäl-len angeführt von der Überwachung der Maschinendaten (zum Beispiel für Condition Monitoring), dicht gefolgt von der Überwachung der Prozess-/Qualitätsdaten. Dies sind off ensichtlich die Lösungen, von denen die Teilnehmer den größten Nutzen erhalten oder erwarten. An dritter Stelle be-reits eingesetzter Lösungen steht die Überwachung von Lo-gistikprozessen, wohingegen dieser Platz bei den geplanten Lösungen durch Vorausschauende Instandhaltung belegt ist. Vorausschauende Instandhaltung war eines der ersten An-wendungsszenarien, die im Kontext I4.0 diskutiert wurden. Die Zeit scheint nun reif zu sein für erste Pilotanwendungen.

Die SW-Lösungen müssen skalierbar sein (nicht nur für die Big-Player geeignet).

ein Fertigungsverantwortlicher zitiert

Marktstudie | Industrie 4.0 | 201512

Abbildung 6

Schlussfolgerung: Es gibt bereits viele I4.0 Projekte am Start und Softwarelösungen im Einsatz. Gleichzeitig ist der Bedarf an zukünftigen Lösungen groß.

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Anforderungen und Bedarf an Industrie 4.0 Softwarelösungen

KPIs, die mit Industrie 4.0 Softwarelösungen verbessert werden sollen

Wo sehen heute Anwender für die Verbesserung von KPIs (Key Performance Indicators) in der Fertigung den größten Bedarf beziehungsweise Nutzen von vernetzten I4.0 Soft-warelösungen? Die Antworten helfen, die Erwartungen der Zielgruppe zu konkretisieren (Abbildung 7). So liegt nach Aussage der Umfrageteilnehmer derzeit der Fokus auf die-sen drei Gebieten: Verbesserung 1) der Instandhaltungs- und Reparaturkosten, 2) der Fehlerkosten sowie 3) der Ausbrin-gung. Hier gilt es, mit I4.0 Softwarelösungen anzusetzen und größtmögliche Transparenz im Produktionsprozess zu unter-stützen.

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Diejenigen Studienteilnehmer, die die Verbesserung der Aus-bringung als einen der Top 3 KPIs genannt hatten, wurden anschließend danach gefragt, in welchen Verlustarten des OEE (Overall Equipment Eff ectiveness) sie den größten He-bel sehen (Abbildung 8). Hier wurden 1) technische Stillstän-de, 2) Performance-Verluste (zum Beispiel Taktzeitverluste) und 3) organisatorische Stillstände (zum Beispiel Material-mangel) als die drei wichtigsten zu erwartenden Nutzenbe-reiche genannt. Der Bedarf zur Verbesserung dieser KPIs, insbesondere der Verluste bei den technischen Stillständen, wird in den Pilotprojekten bei Bosch bestätigt.

Marktstudie | Industrie 4.0 | 201514

Abbildung 8

Abbildung 7

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Funktionalitäten von Industrie 4.0 Softwarelösungen

Welche Funktionalitäten stecken hinter diesem Bedarf? Die Antwort zusammengefasst: Alle Funktionalitäten, die helfen, die Transparenz über den Status des Fertigungssystems zu erhöhen (Abbildung 9).

…Modularisierung der Softwarelösungen, damit diese als Bausteine für die jewei-ligen Maschinen und Prozesse je nach Bedarf ausgewählt werden können (z.B. Block Messeauswertung, Block OEE, Block Visualisierung).

ein Fertigungsverantwortlicher zitiert

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Abbildung 9

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An Nummer 1) steht die Überwachung der Daten auf Abwei-chungen (inklusive Benachrichtigung). Aber auch die beiden nächst häufig genannten Funktionalitäten 2) Visualisierung vorhandener Produktionsdaten (aus verschiedenen Syste-men beziehungsweise Datenbanken) und 3) das Bereitstel-len relevanter Informationen für die aktuelle Tätigkeit (zum Beispiel Lösungsvorschläge an Instandhalter bei Maschinen-stillstand) unterstützen das Bestreben, die Transparenz im Fertigungsprozess maßgeblich zu erhöhen. Unter den Bosch-Teilnehmern wird der Bedarf beziehungsweise die Relevanz der Top 1 Funktionalität noch höher bewertet als von den externen Teilnehmern. Hierzu gibt es zahlreiche Pilotprojekte (beispielsweise Cycletime Monitoring), in denen der Return und Nutzen heute schon klar bewiesen ist.

Die zwei am seltensten genannten Funktionalitäten – auto-matisierte Geschäftsprozesse und Entscheidungsregeln – bieten Potenzial für die Differenzierung im Wettbewerb, ste-hen heute jedoch nicht im Fokus der Teilnehmer. Beides sind Aufgaben von Spezialisten, welche die als wichtig bewertete Überwachung der Daten auf Abweichungen eventuell erst er-möglichen, jedoch nur von wenigen Anwendern als Bausteine der Kette erkannt werden.

Relevanz auszuwertender Daten mit Industrie 4.0 Soft-warelösungen

„Welche Daten sind für die softwarebasierte Analyse und Verbesserung am relevantesten?“ war die Frage an die An-wender (Abbildung 10). Ganz klar stehen die Maschinenda-ten (Taktzeiten, Störungen, Betriebszustand, Fehlerrate, Nut-zungsgrad, OEE) gefolgt von den Prozessdaten (zum Beispiel

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Prozessergebnisse in Form von Messwerten oder -kurven) im Vordergrund. Diese Aussagen passen zum genannten Bedarf an Funktionalitäten, Lösungen und Anwendungen und zu den bereits eingesetzten oder geplanten Lösungen. Für Anwen-der in der Orientierungsphase sind sie ein klarer Hinweis für den Start oder die Weiterentwicklung von I4.0 Projekten, um direkt und rasch Mehrwerte zu generieren. Andererseits sind sie für alle, die I4.0 möglicherweise hinsichtlich des Schutzes persönlicher Daten als kritisch betrachten (bei-spielsweise Betriebsräte), wesentlich: Der Auswertung von Mitarbeiterdaten wird mit Abstand die geringste Bedeutung beigemessen.

Barrieren für Industrie 4.0 Softwarelösungen

Die Frage der Datensicherheit ist aus meiner Sicht die alles überragende.

ein Fertigungsverantwortlicher zitiert

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Abbildung 10

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Datensicherheit als Barriere

Datensicherheit ist ein Thema, das im Zusammenhang mit dem Einsatz von vernetzten Softwarelösungen eine große Rol-le spielt und eine Hürde darstellen kann. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer äußert grundsätzliche Bedenken (Abbildung 11) bezüglich der Sicherheit beziehungsweise des Schutzes der maschinen- und produktionsnahen Systeme – vor allem vor Manipulation und E-Spionage, aber auch vor dem Verlust an Intellectual Property (IP) und damit wettbewerbsdiff eren-zierendem Know-how (beispielsweise durch Hackerangriff e). Im Begriff „Cloud-Lösungen“ sind diese Bedenken subsum-miert, die mit dem bevorstehenden breiten Einsatz von I4.0 Softwarelösungen unbedingt zu adressieren sind.

Es gibt wichtige und gute Ansätze für die Entwicklung von I4.0 Softwarelösungen im Einsatz (zum Beispiel defi nierte Prozesse für die sichere Softwareentwicklung / Secure En-gineering Process mit Bedrohungs- und Risikoanalysen). Die-

Abbildung 11

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se Ansätze und vor allem die im Kontext relevanten Fakten müssen allgemein verständlich aufbereitet und kommuniziert werden, das heißt auch für Nicht-IT-Experten verständlich werden. Dies wird bei den Fertigungsverantwortlichen ein Stück der erforderlichen Glaubwürdigkeitsbasis schaffen. Dabei darf es nicht um Grundsatzdiskussionen gehen „Wie sicher ist sicher?“; vielmehr um die konkreten Bedenken und teilweise auch Ängste, die von den Teilnehmern genannt wur-den; gleichzeitig um realistisches Erwartungsmanagement und Transparenz, was die Sicherheit von Softwarelösungen betrifft.

Es ist eine absolute Pflicht, jegliche Soft-ware auf Sicherheitslücken abzuklopfen und die Lücken zu schließen. Genauso gehört dazu, ältere Systeme sicherheits-technisch mitzuziehen.

ein Fertigungsverantwortlicher zitiert

Weitere Barrieren

41 Prozent der Teilnehmer sehen hier in erster Linie die Klä-rung unterschiedlicher organisatorischer Fragen als Barriere für die nachhaltige Implementierung vernetzter Softwarelö-sungen (Abbildung 12). Fehlende oder mangelnde Standar-disierung und damit auch die genannte mangelnde Kompati-bilität der Systeme sind Themen, die Bosch unter anderem durch die Beteiligung und Arbeit in unterschiedlichen Gremi-en adressiert (beispielsweise Plattform Industrie 4.0, Indust-

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rial Internet Consortium, Eclipse Foundation, OSGi Alliance). Diese unterstreichen die Devise von Bosch, mit der Umset-zung konkreter Anwendungen zu lernen, welche Standards benötigt werden: Lernen am konkreten Beispiel.

Barrieren sind die Vernetzung über viele verschiedene Softwaresysteme, welche miteinander kommunizieren müssen.

ein Fertigungsverantwortlicher zitiert

Generell fehlen gut aufbereitete Kosten-Nutzen-Rechnungen (Return-on-Invest-Berechnung), die auf Basis der diversen I4.0 Projekte bereits möglich sind. Dies wird ein Schlüssel für viele Unternehmen sein, um eigene Projekte zu bewer-ten, zur Entscheidung zu bringen und zu starten.Darüber hinaus sehen 27 Prozent der Umfrageteilnehmer

Abbildung 12

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ihre aktuelle Ressourcensituation als Hürde. Genannt wird vor allem, dass Mitarbeiter mit den passenden Fähigkeiten, Fertigkeiten und Profilen für Vernetzungsprojekte in der I4.0 fehlen. Hier sind Dienstleister und Partner wie Bosch Software Innovations gefragt, vereinte Fertigungs- und IT-Expertise in gemeinsame Projekte bereits in der frühen Phase eines I4.0 Softwareprojekts einzubringen.

http://blog.bosch-si.com “New I4.0 Career Profile” (28. August 2015)

Weitere wesentliche Aspekte für die Umsetzung von Industrie 4.0 Softwarelösungen

Abschließend beantworteten die Umfrageteilnehmer die offene Frage, was ihnen über das Genannte hinaus wichtig erscheint, um I4.0 Softwarelösungen nachhaltig zu imple-mentieren. Im Folgenden werden einige Aspekte herausge-griffen, die den Autoren wesentlich erscheinen, jedoch keine Mehrheitsangabe repräsentieren. Sie sind kurz und prägnant wiedergegeben, jedoch nicht wörtlich.

• DieSkalierbarkeitvonI4.0Lösungenistwichtig.Essoll-ten nicht nur Lösungen für Big Player angeboten werden, sondern auch für kleine und mittelständische Unterneh-men.

• Es ist wesentlich, bestehende Systeme, Schnittstellenund Protokolle (Legacy-Infrastrukturen) einzubinden – statt unter I4.0 ein „alles neu“ Konzept zu verstehen.

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• Der Erkenntnisgewinn aus den Daten steht im Mittel-punkt. Es ist wichtig, diese Expertise mit entsprechen-den Methoden (beispielsweise Data Mining) weiter zu entwickeln.

Informatiker und Ingenieure müssen un-bedingt eine gemeinsame Sprache finden. Nur gemeinsam kann die perfekte Lösung gefunden werden.

ein Fertigungsverantwortlicher zitiert

• IT- und Fertigungsexpertise muss bestmöglich kombi-niert werden. Vor allem die IT muss die Anforderungen der Fertigung grundsätzlich verstehen lernen.

• I4.0 Lösungsangebote bedürfen auch neuer Finanzie-

rungs- und Abrechnungsmodelle (zum Beispiel Pay-Per-Use anstelle der Einstiegshürde Einmalzahlung).

• Es gilt, Sicherheitslücken systematisch zufindenbezie-hungsweise finden zu lassen.

• Keep it simple: Ein wichtiges Augenmerk muss auf dieEinfachheit für die Nutzer der Lösungen gelegt werden.

• Die Mitarbeiter, Gewerkschaften und die Öffentlichkeit

müssen auf dem Weg der Veränderung mitgenommen werden.

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Kosten-Nutzen-Verhältnis ist nur über An-zahl der Anwender zu lösen. Ansatz über neue Geschäftsmodelle, nachdenken über pay-per-service oder pay-per-use.

ein Fertigungsverantwortlicher zitiert

Fazit

Es herrscht Aufbruchstimmung! Das verdeutlichen die Ant-worten der Teilnehmer zu ihrem Bedarf und ihren Anfor-derungen ebenso wie mit ihren Aussagen zum Status Quo der Aktivitäten für die Umsetzung von I4.0 vernetzten Soft-warelösungen.

Gleichermaßen gibt es viel zu tun, sowohl für Anbieter, um bedarfsgerechte I4.0 Softwarelösungen anzubieten und in Projekten gemeinsam mit den Anwendern zu erarbeiten, als auch für die Anwender selbst, um nutzbringende Projekte zu initiieren, mit den passenden Partnern gemeinsam umzuset-zen und aus den Erfahrungen zu lernen.

Als Partner für I4.0 Softwarelösungen ist Bosch heute gut aufgestellt:

• MitseinerdualenStrategiealsLeitanbieterundLeitan-wender und den gesammelten Erfahrungen auf dem ex-ternen Markt sowie in den mehr als 250 Fertigungswer-ken von Bosch.

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• MiteinemgroßenRepertoireaneigenenI4.0Projekten,die teils weit fortgeschritten sind und bereits erprobten Nutzen vorweisen können.

• DurchdieKombinationvonspezialisiertemVernetzungs-Know-how (zum Beispiel in der eigenen Einheit Bosch Software Innovations) und einer Bosch-zentralen IT-Or-ganisation mit der Expertise, die Bosch aus den Berei-chen Fertigung und Verfahrenstechnik, Anlagenbau, Pro-duktentwicklung und Sensorik in hohem Maße mitbringt.

Die konkreten Anwendungsbeispiele mit nachvollziehbarem Nutzen für die Betreiber von Fabriken werden zu wenig kommuniziert.

ein Fertigungsverantwortlicher zitiert

Last but not least kommt auch der Kommunikation hohe Bedeutung zu, also die aktuellen Projekterfahrungen nut-zenorientiert aufzubereiten und sie aktiv als Entscheidungs-grundlage für weitere zukunftsorientierte I4.0 Projekte zu kommunizieren.

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Management Summary: Kernaussagen der Studie

1) Bosch-Fertigungswerke im Vergleich zu anderen produ-zierenden Unternehmen

Der aktuelle und geplante Einsatz von I4.0 Softwarelö-sungen in den Bosch-Fertigungswerken ist deutlich höher als unter den anderen, an der Studie teilnehmenden pro-duzierenden Unternehmen.

2) I4.0 Softwarelösungen im Einsatz Insgesamt stehen Lösungen für die Überwachung von

Maschinen- und Prozessdaten im Vordergrund des Inter-esses, gefolgt von Predictive Maintenance Anwendungen.

3) Die besten Informationsquellen für I4.0 Die Teilnehmer, die ihren Informationsgrad selbst sehr

hoch einschätzen, informieren sich vor allem in I4.0 Com-munities, über Markt-/Analystenstudien, Fachmagazine und über Besuche auf Fachmessen.

4) Drei KPIs stehen klar im Fokus für den Einsatz von I4.0 Softwarelösungen

Die Instandhaltungs- und Reparaturkosten (inklusive Personalkosten), die Fehlerkosten und die Ausbringung stehen im Fokus der Verbesserungen, die mit vernetzten Softwarelösungen erzielt werden sollen. Für die Ferti-gungsverantwortlichen in den Bosch-Werken steht dabei die Verbesserung der Ausbringung klar an erster Stelle (73 Prozent); hervorzuheben sind hier insbesondere technische Stillstände sowie Performanceverluste (zum Beispiel Taktzeitverluste).

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5) Bedarf an Funktionalitäten Entsprechend der zu verbessernden KPIs sowie der

Aussagen zu den eingesetzten und geplanten Lösungen sind den Fertigungsverantwortlichen Funktionalitäten am wichtigsten, die sie bei der Überwachung auf Abwei-chungen unterstützen (inklusive Benachrichtigung). Der Schwerpunkt liegt klar auf der Auswertung der Maschi-nendaten.

6) Barrieren auf dem Weg zu I4.0 Softwarelösungen Hier werden neben der großen Barriere Datensicherheit

vor allem organisatorische Hürden und Personal-Themen genannt: zu wenige Standards und Standardintegration (wie zum Beispiel RAMI 4.0 ), mangelnde Kompatibili-tät bestehender Lösungen und der große, häufig nicht kalkulierbare Aufwand für die Umsetzung von I4.0 Soft-warelösungen, insbesondere im Zusammenhang mit der Auswertung großer Datenmengen. Als wesentlicher Personal-Aspekt werden fehlende Fachkräfte genannt, die Prozess- beziehungsweise Fertigungsexpertise mit webbasiertem IT-Know-how verbinden. Diese Kombinati-on kann als ein „neues Expertenprofil für Industrie 4.0“ bezeichnet werden.

www.zvei.org | Das Referenzarchitekturmodell für Industrie 4.0 der Plattform Industrie 4.0

http://blog.bosch-si.com “New I4.0 Career Profile” (28. August 2015)

7) Hauptbedenken hinsichtlich der Datensicherheit Manipulation und Spionage führen die Liste der Beden-

ken an. Ihnen folgen allgemeine Bedenken hinsichtlich des Schutzes der Systeme und Maschinen.

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8) Was den Fertigungsverantwortlichen noch wichtig ist• Skalierbarkeit(nichtnurLösungenfürBigPlayer)• BestehendeInfrastruktureinbinden• ErkenntnisgewinnausDatenweiterentwickeln• ZusammenwachsenvonIT-undFertigungsexpertise• NeueFinanzierungsmodelle• KeepitsimplefürdenAnwender• die Mitarbeiter, Gewerkschaften und Öffentlichkeit,

mitnehmen auf dem Weg der Veränderung• NutzenorientierteAufbereitungvonI4.0Projekterfah-

rungen

Keep it simple!ein Fertigungsverantwortlicher zitiert

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Umfrage: Übersicht der Fragen

1) Bitte geben Sie Ihre 3 wichtigsten Informationsquellen für I4.0 an, die Sie bisher genutzt haben.

2) Wie bewerten Sie persönlich Ihren Informationsstand zum Thema I4.0?

3) Sind in Ihrem Arbeitsbereich bereits vernetzte Soft-warelösungen für I4.0 im Einsatz? Wenn ja, welche?

4) Sind derzeit in Ihrem Arbeitsbereich vernetzte Soft-warelösungen für I4.0 geplant (go-live innerhalb der nächsten 12 Monate)? Wenn ja, welche?

5) Bei der Verbesserung welcher KPIs sehen Sie persön-lich den größten Bedarf/Nutzen von vernetzten Soft-warelösungen für I4.0?

6) Sie haben gerade auch „Ausbringung“ als KPI genannt: Wo genau sehen Sie hier den größten Bedarf/Nutzen?

7) Nun geht es noch einmal darum, wo Sie persönlich den größten Bedarf für vernetzte Softwarelösungen für I4.0 sehen: Nachfolgend sind Funktionalitäten beschrieben. Bitte bilden Sie daraus eine Rangreihe.

8) Es geht weiterhin um den Bedarf an vernetzten Soft-warelösungen für I4.0: Welche Daten sind für die Aus-wertung – Ihrer Einschätzung nach – am relevantesten?

9) Gibt es darüber hinaus Anwendungsgebiete, in denen Sie einen Bedarf an vernetzten Softwarelösungen für I4.0 sehen? Welche sind das genau?

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10) Wo sehen Sie persönlich Barrieren und Roadblocker für eine nachhaltige Implementierung von vernetzten Softwarelösungen für I4.0? Bitte nennen Sie alles, was Ihnen dazu einfällt.

11) Haben Sie im Zusammenhang mit vernetzten Soft-warelösungen für I4.0 grundsätzliche Bedenken, was die Datensicherheit anbelangt? Um welche Bedenken handelt es sich dabei genau?

12) Was sollte Bosch Software Innovations – nach Ihrer Einschätzung – bei der weiteren Entwicklung und Kom-munikation zum Thema vernetzte Softwarelösungen für I4.0 unbedingt beachten? Was möchten Sie Bosch SI noch mit auf den Weg geben?

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Bosch Software Innovations GmbHSchöneberger Ufer 89–9110785 BerlinDeutschlandTel. +49 30 726112-0www.bosch-si.de


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