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SONDERDRUCK AUS BISCHOF BURCHARD VON WORMS 1000-1025 herausgegeben von WILFNED HARTMANN SELBSTVERLAG DER GESELLSCHAFT FÜR MITTELRHEINISCHE KIRCHENGESCHICHTE r I I
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S O N D E R D R U C K

AUS

BISCHOF BURCHARD VON WORMS

1000-1025

herausgegeben von

WILFNED HARTMANN

SELBSTVERLAG DER GESELLSCHAFT FÜR MITTELRHEINISCHE KIRCHENGESCHICHTE r I

I

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Der König und seine Bischöfe in Frankreich und im Deutschen Reich 936-1060

von

Das ottonische lieichskirchc~ls~stcm ist iil der Forschung vielfach bcliandclt \vorden, und cs sieht nicht so aus, als könnte man dem Thctna zur Zeit noch wesentliche, neuc Aspckte abgcwu~nen'. Offen gcblieberi ist f1-eilich die Frage, wie es sich im curopäischcn Vcrdcich ausnimmt. Vor einigen Jahren hat Timothy Iieutcr dic Thesc aufgestellt, daß die I<öriigc auch in arldcrcn Rcichcn des Abendlands, ~.urnal in Frankreich, S c IGrcbe ihrcr Herrschaft untctxvorfen und daraus ihrcn '\iutj..cn gczogcn haben, ganz ähnlich wie dic Ottoticn: „If wc co~nparc" - schncb cr - „thc position of bishops 2nd abbots in tbc Reich with that of thcir Counterparts clscwherc in I k o p e , W-hat sccms stril<itig is the similaritics, not the diffcrcnces"'. Diesc These, dic Rcutcr nur in \vetligeti Sätzen ausgeführt hat, soll auf den folgcnden Scitcn im Hinblick auf Frank-

' Ich sehe kcincii .\nlaß, ron dcm cingcfülirtcn Begziff Ilciclisl<ircl~cnsy~rcm abiugclicn. 1511 Systcin im sozialirisscnscliaftlichen Sinn ist cinc gcscllscliaftiicl~c <>i-dnurig oder Stmhnir, und das ist Iiicr gcineint.

"litnotliy Ri:il'i'iiit, The 'Iti~pcrial Churcb System' of thc Ottonian and Salian Riilcrs: a Ilcconsidcration, Journal of I<cclcsiastical I-listor? 33 (1982) S. 317--374, bcs. 366. Vgi ail- gemciii Joscf I:i.i:i:hii\\ii~lx, Prol~lcniauh lind Gestalt dcr ortonisd,-salischen Rciclishrchc, in: Iiarl Si:[ ihriik I<cich und I<~rchc vor dein Inrcsnturstrcit. lorträgc bcun \vissciiscliaftlicIicn I<<~ll«~uiiini aus ;\lilaß dcs 80. <;cl>urtstags von Gcrd Tcllcnbncli (1985) S. 83-98; I<~~dolf Sc:# iiiii;i:icii, Dcr gcscl~iclitlichc Or t dcr ortonisch-saliscbcn Rciclrshirchcnpoliiik (Nordrliciii- Wcsrfilischc Ahadcniic der \Visscnscl~aftcii. \'orträgc G 352, 1998).

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reich ubei~rüft mcrden. Unscrc Fragt lautct also: Hat es im glcichzcitigcti 1:ranlireich' so etwas v~ic das ottotusch-salische lieiclisliii.cl~ens!;stetn gcgcbeti;

Bci der Suche nach citicr i\tlhvort hcschräiikc ich micli auf die Zcit ~ ~ o t ~ 936-1060. 936 hat sowolil in Deutschland wie in Frankreich ein Hcrrscher- mcchscl stattgefundctl. Im Deutschen licich kam damals Otto dcr Große ati die licgierui~g, in Frankreich JAudwig IV., gciianiit dcr Gbcrsceischc; dal:or war das ottot~ische Rcichsiilrchensystem noch nicht voll ausgebildet. Der Etid- ., punlit 1060 ist das Todesjahr des fraiizösischet~ I<önigs Flciiirich I., und uiigcfihr bis zu diescr Zeit waren dic alten Strukturcri der IGrchc in bcidcn L,älidcri~ von de t~ I<itigriffeti des licforinpapsttuins und den Vorboten des In\rcstiturstrcits noc l~ nicht wesentlich x~erätidert morden.

Was das sog. Kcichskirclicnsystem gcwescn ist und was es bcdeutet hat, darf ich \vohl als beliannt voraussetzen. Wie dagcgei~ dic glcichzeitigcii fratizö- sischetl Vcr11~1ttussc geilaucr ausgeseheti habcn, das, fürchte ich, \r.eiß cisct~t- licli tucmand so recbt. Reuter stützt sich für seine 'Thcse auf cin paar ältere

Werke wie das Ruch X-on Iml~art de la Tour über dic BiscI~«fswahlcn und f?inilc 12est~c's „Histokc dc la propriiite eccliisiastiyuc en Fraticc".'. AlJcr lvcnti inan iti der von ihm zitierten Iditcrattir nachliest, \vii-d man über dic Zeit, um die CS hier gcht, außcrordcntlicli wenig fiiidctl und jedenfalls nicht so vicl, daß maii daraufhin einen Vcrglcici~ zwiscbcti 1;rankreich und dem Deutschen Rcich wagcn kötii~tc. Diese unbefriedigende Situation crklärt sich zum cincn daraus, daß dic Gcscliichtswissetiscliaft die letzten I<arolingcr und dic crsten Kapctiilgcr ziemlich sticfinüttcrlich bcliandclt hat. Zum andcrcn tnacht es dcr

' Ich ivcrdc iin folgenden durcbgäiigig ,,deutscli" ~ i n d ,,fraiizi'isiscli" sagcn, wo aiiclerc heutc licbet „ostfsäiikiscli" iiiid ,,~vcstfräii~scli" hörcii würdeii. Ich tue das vor alicm 2us prakusclicii Gründcii, doch gibt cs 111. 15. aucli sacliliclic dafür, nicht zulctzt den, daß wir gar nicllt wissen, wi-ic dic hiensclic~i dcs 10.~al1rliundcrts sclbcr die Ilcidcn Rcicllc iiiid deren liiiwolincr (zutnal in dcn Volkssprachen) bczcichnct lialicii. Ilic l;rn,iii nc~iOeeiid/rr und 0>7~,,i/n!c.r dcs B o n ~ i c i Vertrags (921) sind offcnbiir nur cinc (\vomijgiicli cintnaligc) \Tc'crl~g~iilicitslii~~ing qctvescii, dic von I-lofgeictliclicii crft~iidcii \x:orclcn ist.

1 Picrrc I\iir.\il'i'ix: i..\'I'o~'ii, l,cs &lcctioiis cj>iscopalcs dans I'kglisc dc l:ra~icc du IX' ari XlIc sii.clc (lituilc siir lii di.cadcncc du piincipe i.iccu0 (813-115) (1890); ~':.inilc I.i~,S\I', I-lisroiic dc 1% propricti. ccclisiastiquc cn 1;raiicc 2, 3 (.\Ii.iiioircs ct traraux pub1ii.s par des ~xofcsscurs des facriltis catholiqucs dc 1,illc fssc. 31. 1925) S. 36 ff.

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herrschende Quellenmange1 sehr schwer zii entdcckcn, was die französischen l<ötiigc damals gctail und wie die Biscliöfc sich zu ihnen verhalten habcn.

Die Quellct~arrnut scheint zuriächst ciri Phänotncn zu sein, unter dem dic deutsche Geschiclitc itn 10. und meitgehcnd noch im 11. Jahrhundert nicht wctligcr als die fraivzösische leicict. \Xlcnn inan jedoch getiaucr hinblickt, wird Inan eketincn, daß das französische I<öiligtum ro11 dem Naclirichtenmangel viel stärker betroffen ist als das glciclizeitigc dcutschc. Cnd das ist kein Zufall. Man hat längst bcmcrkt, daß ivir von den Ottolien urid den ersten Saliern sehr viel mehr Diplotnc besitzen als x7011 den französischen Hcrrscheril'. Nach dcii Berechnuiigcn rot1 Carlrichard 13rühl habeti wir von Otto dctn Großen fünfinal sor-icle Crkuriden ivic vor1 1,udniig dem ibcrseeischcn und seinem Sohr1 Lothar, und in der 1;olgc vcräridert sich [las Verhältnis 11ocl1 mescntlich stärker zu<ynstcn der dcutschei~ I<aiscr% Daß dieses r<rgebnis iiiclit utiglcichen Cberlieferungschaticei rcrdanlit wird, zeigt ein Blick auf die sog. Privaturl<uil- den. Von ihnen gibt es aus unserer Zeit iii Frankreich mahrschcinlich mindc- stens cbcnso viele wie im Dcutsclicn licicli, vielleicht sogar erheblich ii1ehri. Das spricht dafüs, daß die archivalischeii Quellen in Frankreich nicht schiech- tcr über dic Jahrhuiidertc bchandclt und aufbewahrt nrordcn sind als rechts und liiiks des Rheins. Man tnuß daher den Grund für die geringe Zahl der französischeti Diplotne woanders sucheil, und inan hat ihn in der Tat auch

j Sichc sclion 1:etdinand I.(Ti., linidcs sur lc ri'gn-iic dc Hrigiics Capet ct la f i i ~ du Y sii'clc (i3ibliorl2eqiic dc l'f?c»lc des I1;iutes knidcs. Scicnccs historirlucs cr philologiqucs 147, 1903, r&iinprcssi»ii 1975) S. 2.35.

VCarlricli;ird Biii:i I)., I:raiihrcidi - Dcutschland. Dic Gcl~ust zwcier Viill<cr (1990) S. 192 F, 537 ff., 581-583. 660-662; rgl. aucli niriis., i:odr~iti?, gistuin, scrvitiuii> rcgis. Studicii ZLI den ~vittsclinftiiclicn <;I-uiidl~gcn des Köiiigurns iin i'rankcnrcicli und in dcn fsäiihischcii Xaclifol- gcstaiitcn Dcutsclilaiid. J:raiiki-cich und ltalicn roni 6. bis ziu hfittc des 11. jalirliuiiderts 1 (1968) SC. 221.

- Vgl. dazu Olivicr Gi:~oi : i i r . \~s is , ,J'ciiuria scriptoruin": Ic rnyrlic dc I'anli-clxie doc~i- inentairc dans la 1:iance du noid - prcini6rc iiioiti& du Xl' siede), BIICh 155 (1997) S. l l - 19.

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82 Hartmur Hoffmann

schor1 gcf~~iidcri~: großzuggc Schcnkungcii haben dic Ictzteri I<arohiigcr und dic crstcn IGpetingcr nicht mehr machen könncii, und aiidcrc Hcrrscbcrur- kundeil (wie Besitzbcstätiguiigen oder Schutzvcrlcihuiigeti) marcn nicht viel wert, wcii hiiitcr ihiien keine starke Esckutivc stand; sie \vareri deshalb wenig gefragt.

Die crzihlcndcti QucUcn bictcri ciii ähiiliches Bild. Zugcspitit köiintc man sagen, daß sich cin Dämmer über die fraiizösisclicn I < ö ~ g c ausbreitet, sobald Ilodoard die IZcdcr aus der Hand leg. Sein ?-Jachfolgcr Iiichcr erzählt die Gcschichte der Llonarcbie nur iioch sprunghaft und bruchsrück~vcisc; Hcl- garids Epitome Iaßt dann - so köiiiite es wenigstens ciri modcrtier Historiker sehcri - Iiobcrt den Promincn zum heiligeil Narren verlcümmern; und zu Heinrich I. muß man inühsam Iuer und da ciii paar Gele~erihcitscnväIinu~igcn zusammcnlila~ibcii, ohne daß es gelange, einc sichere Xiischauung von seiner Regierung daraus zu gc~vinricn. Dieser Mangel der zeiitralcrt Qucllei~ steht wieder in auffallcndcin Gegensatz zu der übrigcn Situatioii in Frankreich. Denn irisgcsamt ist dort die erzählciidc llbcrliefcrung gar nicht so schlecht, nur komint sie nicht aus dem Zcnu-utn, soildern rori dcr I'criplicric: die Chronilc von Saiiit-BEnigne, liodulf Glabcr und die Gcsta ~ontificuin 'lutis- siodoxensium, cbc r\nt~ales Saiictae Cohimbac, die Histona 1:rancoruin Sciio- nerisis urid Odoraiiiius von Sens; :Idcmar roii Chabanncs, die ilctus poiitifi- cum Cciiomaiinis iii urbe dcgentium, Dudo von Saitit-Quentin, W-ilheitn voii p ' ' . oiucis und Wiihchn ron Jumiegcs - eitle durchaus anschnlichc licilic voii Gcschichts~vcrkcn urid Gcschichtsschrcibcm, die (von unsercm Standpuiikt aus) nur den habcn, daß sie riicht die Gcschichtc der Itöiligc, sonder11 aus der Pcrspcktix-C dci 1:ürsteri odcr des je\vciligcn Iiixchmrms schrcil~cn. Das \värc nicht weiter schlunin, xvenii dic I<öiiigc dainals überall präsent gexvcscn w-ärcii odcr wciugstc~is in &C Periphci-ic ausgestrahlt hättcn, so daß inan auch in Roucr~ und I,itnogcs, in Sens uiid Dijon über sie viel zu crzahicn gcwußi hätte - doch das ist lcidcr nicht der I'all. l , i ~ ~ c h hier kornmcn wir also zu dein Schluß, daß nicht die gcriiige Schriftiiclikcit der Epoche die L:iizuläriglichkcit dcr Infortnatiorxen vcrschuldct hat, sot~dcrn mir ~visscn deshall> so wenig ül'cr

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I<önig und Hisclii>fc in 1:nnkrcich uiid im Ilcutsciicn Rcich 936-1060 83

die Icönige, weil sie wcnig bewirkten und die Zeitgenossen sich für sie kaum mehr interessierten als für Bischöfc, Herzöge odcr Grafen

Unter den crzählendcn Quellen s b t es eine Gartutig, die un Franlireicli des 10. und des frühen 11. Jalü.liunderts - andcrs als im Deutschen Reicli - fast gar nicht vorhanden ist: nämlich dic Biscliofsvita. Das ist cui auffälliger Befund. I h r liuotgcrs Vita Brunonis, über dic Vita Cdalrici und die andcrcti Bi- schofsbiographien der Zeit ist vicl gcschricben, die Gestalt des ottotiiscl~e~l Rcichsbischofs, die uns hier in literarischer entgcgeilti-itt, von der modernen Forschuilg liebevoll licrauspräparicrt worden. Historisch bedeutsam ist dabei, daß es sich luer nicht einfach Lun eitle Fortschreibuiig ältcrcr Tcnderi- zen handelt, soilderil daß das biographische Genre in der Vita Brunonis cinc ncue Stufe seiner Enhvicklung erreicht". G c x d hat es auch schon im frühe11 Alittelalter Bischofsviten gegeben; abcr in der l<arolingcrzeit und zuinal im 9. Jahrhundert sind erstens nur wcnige Bischofs~<tcti geschrieben worden, und zxveitcns sind das fast durchweg I~cbctisbcsclireibungcn von hlärqrcrn odcr Lfissionarcn wie etwa Bonifatius, Liudger, \\'iUehad, r\ilsgar oder I h b c r t . (Ich klammere hier die Neubearbcitungcn von älteren Heiligenvitcn aus, da sie ilu-e Entsteliung offcnku~idig iucht dein gleichci~ Schreibanlaß verdatikcn.) Im 9. Jahrhundert haben wir nur wcnigc l;älle, die nicht in dicse Iicihe der .\l'artj- rer- und ;\Lissionarsvitcn passcn: so enva dic Gcsta Aldrici, die eine Fortsct- 7ung dcr Actus ponuficum Ccnomatlnis in urbc cicgcnuum sind und damit cigcntlicli in ein atlderes Gciirc gch6retl (was sich nicht zulctzt in dein Cbcr- wiegen dcr bcsitzgeschichtlichcn l<otnpotiente zcigt'll), odcr dürftige A~if- zcichnungen W-ie die Viten Barnards von ITicrinc und ~\ldricus' voii Sens, die

'I Harunut I-loi:i~\r.\ss, I'olitik und I<ultur itn ottonisclicti Rcicliskiicliciis~stcni. %ur Intcrprctahoii dcr Vita Rriinonis des Ruotgcr, l<hVjbll. 22 (1957) S. 31-55; I-leinz HOi:Xi.\XS, Profd der latcinisciicn Hist»riographic irn zehnten jahrhundcrt, iii: 11 sccolo di fcrro: rnito e realti dcl secolo X (Scttitnaric di srridio dci Cciit.ro italiaiio di shi& sull'alto incdiocno 38, 1991) S. 837-905, bcs. S. 868 f ; Waltcr Biii?s(:i iis, Diographic und L$>ochcnstil im latciriisclicn hlittclaltcr 1, 1 (Q~iellcii und i:iitci-suchungcn zur inteiniscbcii I>liilolo$e des ilittclaltcrs 12, 1, 1999) S. 58 ff,-70 Cf.

%unx Gcnrc dcr Bistrimsgcscliicl~tc~~ sicllc Rcinliold I<.\isi~il, Dic <;cstx cpiscoporiim als Gciius dcr Gcscliiclitsscliicii~~ing~ in: ;\iitoli S<:ii.\iiiii?/(;corg S(:i iiciiiiii.i~irii'irii, Historiogra- oliic irn fnihcti ;\iitrclalter ~'ciöffcntliclrungcii des Iiistinits für (jstcrrcichischc <;cschiclitsfoi--

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vor allem als I(lostcrcgründer zu Hciligenmhm gclarigt sitldl'. Bischöfe, dic in ihrer Stahir Brun von 1<ö111, Wolfgang von Rcgctlsburg odcr Burchard von Worms vergleichbar märcn, sind dagegen im 9. und itn friil~cn 10. Tahrhundcrt lccr ausgegangen. Wctin wir überhaupt etwas über die Pcrsönlichkeit eines Hrabanus kfauius, cincs Hitlkmar von Reims odcr ciiics Salomo von Iconstanz erfahren, so verdaiikcn wir das andcreti Quellen (Hitlktnar z. B. wird von Flodoard in scincr lieiinser Bistumsgeschiclitc bcliandclt, aber das ist eben etwas anderes als eine Biographie). Unter dicscn L'mständcri stcllt liuotgcrs Vita Brunonis cinerl Ncuatifang dar, und man darf wohl vcrmutcn, daß diese neue Art der Biographie etwas mit der ncuen Stellung des Bischofs iti der politischcri und kiichenpolitischetl Ordnung des Deutschen Reichs zu nitl hat.

Im glcichzcitigcn Frankreich sind solchc Quellen so gut wie gar nicht zu finden. Die erstc 1.cbensbcschrcibung cincs franzijsischen Prälaten, die den ottonischetl Bischofsviten mct~gstens cntfcrnt zu ciits~rccheti scheint, ist clic Biographie des Gauzlitl von Bourgcs aus dcr Pcdcr des Andrcas von Fleury, cntstatidetl erst in den jahren nach 104012, und selbst hicr in& man rioch die Einschränkung machen, daß es eher eine Abts- als eine Bischofsrita ist, denn der Verfasser bcrichtct fast ausschließlich über Gauzlins Wirlicn als Abt von Flcury, während der Erzbischof von Bourgcs zu kurz k~rnrn t '~ . Der Quellen- maiigel, dcn wir hicr fcststcllcri müssctl, hat zweierlei Bedeutung: Zum ciiicn hciBt das natürlich, daß wir über dcn französischeti Episkopat nicht so gut Bescheid wisscn wic über dcn deutschen. Zum anderen läßt das IFehlcn der Bischofsvita uns schor1 vermuten, daß &C Bischofe im 10. Jahrhundert und in der erstcti Hälftc des elftcn in lFrarikrcich iucht dic deiche SteUung innegehabt haben wie ihre Amtsbrüder im Deutschen lieicli.

" BHJ. 263, 991-991. Auf die tcilmcise uinstrittciie F.ntstcliuiigszcit der Vitcii ist liicr nicht eiiizugclicii.

" Robert-Hcnri B.\i;iiiiil/C;ilcttc I, \iroili, :\iidre dc I ' lcu~, Vic de C;auzlin, ahbi. dc Flcii- C-. Vita Gauilini ahbatis Floriaccnsis tnoiiasrcrii (Soutccs d'liistoire riifdii.valc 2, 1969) C. 11- 13.

" Dic Vita des Iiischofs Tlicodcrich voii Orlfaiis (Rlil. 8053) braucht nicht beiücksiciitigr zn werden, da sie nur aus cincin äußerst knappen Lcbcnsaiirlß bcstclit. den inan kaiiin als Iiiographie l~ci.cicliiieii kanii.

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König und Biscli<j€c in Frankrcicli und itn Deutsclicn Rcicli 936-1060 83

111. Die Euisct7ung der Bischofe

llic I<irchenherrschaft des Königs b e ~ a n n init der Eitlsetzutlg der Bischöfe (und &C). Wenn ailcs so ablief, wic CS seinem Willen entsprach, xvähltc er den Icandidatcn aus odcr crtciitc dcr Wahl dcr liirchlichcn Grctnicn seine ZusOm- inung und verlieh dein Ge\vähltcn dann das Bistum. Die französisclicn Qucl- letl benützen kir den letzten :\kt Worte wie ab re'qe donafi~.r, r<fali doizafioi~e, r<?e /a~~ienfe,/aoenfe ege, toiz~edere epi.rcopafi~/iz, dafrr ep>itopufi~.r, doilidiiz epiirvpii actpif r<fi.c

/a&io~ze'~ usw. Gemcint ist damit das, was später als Inucstit~ir bczcichnet wude. Ihr Symbol dürfte itn 10. ~uid im frühen 11. Jahrhundert der Hirtenstab gewesen seiti".

Tm Deutschen lieich kontiteti dic Ottoncn mit einer derartigen Itivcstitur itn ailgcmcinen ihre Icandidatcn odcr wciugstcns ihnen getlehme Männcr auf die Bischofssitze bringeil (xvieicwcit sic dabei die Wuilschc der Domliapitcl odcr des örtlichen Adcls bcrücksichtigtcn, braucht hicr tiiclit erörtert zu wcrdcti). In 1,:ranlireich war der Einfluß des IGnigs auf die Rischofscrhcbungctl sehr viel geringer.

Xaii untcrschcidct dort zwischcn königlichen und nichtköniglichen Bistü- mern, d. 11. solchen, ui denen der I<ö~iig das Amt vergab, u ld andcrcn, wo ein Herzog odcr ciii Graf sich die I'rärogativc angemaßt hatte. Diese Untcrschei- dung ist zunächst rein formal. Wenn dcr I<önig ein Bistum vergab, bedeutete das tiiclit unbedingt, da8 der iilrcsticrtc Bischof sein Wunschkandidat war; vielmehr ist in einzelnen 17ällcii damit zu rechiien, daß ein anderer 17ürst, womöglich sogar citl politischer Gcgner, einen kiailn seiner cigcncn Wahl präsentierte und der Hcrrschcr dem zustimmte, weil cr den formalen Schein scincs licchts gewahrt sehen woiltc

" Riclicr von Saint-Rctni. Historiae I, 61, 63, 111, 18, IV, 28, cd. Hartinur 'iOi~i:&l:\K\.

(AIGI-1 SS 18, 2000 oder 2001) S. 93, 95, 180, 250; 1:locloard. cd. Pliilippc I..\t:i:ii, Lcs :ilirialcs dc I~lodoard (Collcctioii dc tcxtcs pour scrrir i I'ehidc ct i i'cii~ci~mcmciit dc l'liistoirc, 39, 1905) a. 950, 962, 977, C. 127, 154, 16;

'5 liudolf Si:i iiiri:i:icit, Die lintstcliung des päpstlichcii In\-cstimmerbots f<u dcn dcutsclieii IGinig (LIGI-1 Sciuiftcn 28, 1981) S. 11 f.; i>i<il., Karoliiigisclic und ottoiiisclic Kirclicnpoliuk, in: Llönchtum - Kirirchc - Herrschaft 7.50-1000, lig. von llictcr R. B.\liicil U. a. (1998) S. 31% Hagen I<i~.i.i<it, Die Iiivcsuiur. Ein Bciwag zrim Problem der 'Staatss!.iiiboW im liochnüttcl- alter, FmSt 27 (199.3) C. 63-66.

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86 Harttnut Hoffmann

Die Erkenntnis der genaucren Cmstände wird allerdings dad~ü-ch crsch~vcrt, daß unser Wisscn übcr die einzelnen Bischofserhebungen außerordentlich lückenhaft ist. Oft kann man nur eine Vcrmuhing äußern, die sich auf Präzc- denzfallc odcr auf spätere Entwicklungen stützt oder die von dem politischen Verhalten eines Bischofs auf die I<onstcllation bei seiner Erhcbung zurück- schließt. Daß man sich hier auf cincm verminten Feld bewegt, liegt auf der Hand. In so manchcm Bistum konnten sich dic Verhältnisse von einer Scdis- vakanz zur nächsten vefandcrn. Was der eine IGnig hattc durchsctzcn können, blicb scinem Nachfolgcr womöglich vcrsagt, odcr umgekehrt konnte ein Herrscher dort Erfolg haben, wo sein i'organgcr gescheitert xvarI6.

1. Die königlichen Bistümer in Frankreich unter den letzten I<arolingcrn

Südlich dcr Loirc hattcn die I<önige des 10. und des 11. Jahrhunderts kaum noch ctwas zu sagen, aber auch in der nördlichcn Hälfte des Reichs waren weite Gcbiete w-ic dic Rrctapc, die Normandic, Flandern und Anjou'i ilircm p;influß entzogen. Die Herrschaft der letzten I<arolingcr reichte kaum übcr die I(irchcnprovinz Reims hinaus, und selbst liicr lconntcn sie cinigermaßcn uneingeschränkt wohl bloß über dic Mctropolc selbst sowie über Laon und Cl~alons-en-Champagne verfügen'? Nicht völlig geklärt ist die Lage in Noyon. 937 wurde dort Transmar Bischof; cr war vorher Propst von Saint-iiaast in

' W i c YIatenc ist wiederholt bcliatidelt ~rordcii; siclie vor allctii l \ i i i ; \ i~ i . i,ir I , \ T'oi.it, Lcs flections i-piscopalcs (wie iliim. 4) S. 227-230; LOT, I- l~ig~es Capct (wie :\nm. 5) S. 215-225.5: V(~iI1iam 'ilcndcl Nir\v\i\s, 1.e doinainc royal ssous les prciuicrs Capftiens (957-1180) (1937) C . 216-224; ;\lfoiis 13ir(:i;iti<, Studien zutn Iiirestimrproblcm in Frankreich. Papsthlm, I<önigmm und I?pisl«>par im Zcitaltcr der gcgrcgorianisclien I<irchcnrefonn (1049-1 119) (195.5) 5. 21-21. Mzii wird dlcsc 1:orschuiigc~eli dankbar zur Kenntnis nchmcii, w-ctinglcicli keine dcr Zusainmciistcllungcn viillig bcfricdigt.

" Olivier Guii.iflS, 1.c conm diAnjou ct son cntouragc aaii XI" sifcle 1 (1972) C . 198, Iiält Angers in dcr z~~:eitcn 1-lälftc des 10. Jahrliundcrts für ein königbchcs Bistum, doch ist seinc Ai-g~mcntation niclrr zl\-iiigciid. Vgl. Rciiiliold I\\i\ i<ii , 13ischofshcrrscliaftft liviscl~isciicn Könignim und f~ürstcntiiachr. Snidic~i ziir bischöflichcii Stzdtlicrrscliaft uii I>-estfränkiscli-franziisischen Rcicli im fiülien und liolicn Mittclaltcr Pariscr flistorisclic Snidieii 17, 1981) S. 440342.

'V~\riiiYi. i> i< I,;\ l'oi:ii. f~,lcctions fpiscopalcs (wie Aiini. 4) S. 228 f 947 crliiclr Gibuin das Bistuin Ciiiloiis-cn-Cliampagiic vom I<öiiig, wenn man I<icbcr, Historiac 11, 60, cd. Hoi:i:hi:\ss (wie i i r i i . 11) S. 112, Glauben schcnkcii darf, siclic dazu allerdings die Var. 9.

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destomeniger noch bis in die 70er Jahre in sciucm Bistum (offenbar nur vorübergclicnd mußtc er 949 einem liöniglichcn Gcgeribischof weichetl)".

In Soissons „bemnächugtc sich" 937 Wido I. aus der F a d e der Grafen x70n Atijou „des Bischofsamts", wie I'lodoard es a~sdnickt '~ - das küiigt nicht nach gnädiger Verleihung durch den Icönig. In der Tat erfahren wir aus den Gesta consulum Ai~dcgax-om, daß CS Hugo der Großc wz , dcr dem I<anot&cr voll Saint-hlartin in Tours das Bistum vcrschafftc". IWido ergriff dann auch die Partei Erzbischof Hugos, stellte sich also gegen I<önig Ludxvig IV.'Vn scincm Rishun folgte ihm ca. 970 sein gleichnamiger Ncffc2').

I11 Bcauvais war Bischof Hildcgar schon 933 ins Amt gclarigt. Ob I<önig Rudolf ihn investiert hat, crfahren wir tlicht; Hildegar xvurde zwar von Erzbi- schof Artold gcxveiht, was wohl das Einx-crständnis dcs I<önigs voraussctzt, aber da Hugo der Großc dainals mit Rudolf verbündet gewesen war, ist iücht auszuschließen, daß dieser ihm das Erncnnun~sreclit in Bcauvais überlassen hatte"'. Später gehörte Hildegar zur Fronde gegen Ludwig IV. und blieb 948 - ebenso wie die mcistcn anderen Reimser Suffragane - den Sytiodeii von Ingelheim und Trier fern"'.

Cber 711illouannc ist aus dem 10. Jahrhundert wenig bekannt; man hat dort mit dem Cinfluß der Grafen von Flandern zu rechnen.

" 14odoard. Aiiiinlcs 2. 917, cd. I..\l:i<il (wie :\nm 11) S. 104 f.; a. 948, S. 120; a. 949, S. 121; Isolde S(:i ii lOi>i: i i , Dic ~vcstfräiikisclicii Syiiodcn von 888 I~is 987 und il~rc i.l,erlicEe- rung (X1GI-l liilfsmitrcl 3, 1980) S. 30.i.

'"I'lodoard, iiiialcs a. 937, cd. L.\iiiiii (xvic Anm. 14) S. 68: qi,rtopa/i, po/i/m: %U ilcii h1achh:crliäItnisscii in Soissoiis siclie I<arl 1:erdinaiid Wiiilxitil, I-ntcl-sucliuiigcn zur 1:rÜlizcit des frniizijsischcn I~ürstciituins (9.-10. Jahrhuiidcrr). in: \X'clt als Gcscliiclitc 10 (1960) C. 100 f.

2: Loiiis H.\i.i>i i i i s ct Rcni. Poi:i~.\i?i>rs, C h r o ~ i i ~ ~ i c s dcs comtes d':\njou ct dcs sci~qcurs d'Ainboisc ((:«llection dc tcsres pour scr i r i I'etude er i I'ensci~meincnr de I'histoirc [4Sj 1913) S. 33: Gifido per l-I,<<oiieii/ iib(ico,rii/er~i .Ir/e.riioiiir e/.i.scop~t.<.~c/iii.

28 Ilodoard, ;\ntiales a. 940, cd. I.\i:itn (wie ic.\nm. 14) S. 7% 9. 948, 5. 113, 116, 119. 29 Pliilip Gi~ii'iisos, L.'Originc des Coiritcs d':\iniciis, Valois ct Vcki , 1.e hioycii Agc 3'

str. t. 10 (1939) S. 105. "1 Dies gcgcn I\rir.\iri '>I: I , \ Toi:i<, Iilecuons tpiscopalcs (wie Anm. 4) S. 228; ngl. 1'10-

doard, :innalcs a. 933, ed. I,.\i'i;il (wie Aiiin. 14) S. 56; Sc:' i i i i i i ~ i c i < , \Vcstfränkische Synodcn (wie Anin. 25) S. 228 f Nr. 44.

Dictricli L.oiiii\i\sz, Papsnirk~indcn in Franhrcicli N. 1:. 7 (:\bli. Görtingcn 3. Folgc XI. 95. 1976) S. 228 f. Nr. 3.

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Kiinig und Hiscliöfc in I:ranlrrcicli und iin Dcutsclicii Reich 936-1060 X9

Außerhalb des Rcitiiscr Sprcngcls liatteii die lctztcn I<arolinger nur noch xvcnigc Stützpunkte. Ilic ßischijfc dcr IGrchcnprovinz Lyon standcn wcitgc- hcnd untcr dcin Einfluß des Hcrzogs von Burgund oder anderer lokaler Gcxvalten. Immcrlun verschaffte I<ösiig Lotiiar scincin Vcnvandteti Bnmo von l1ouc)- 980 das Hirtctiamt in l.angres9. Iti dcr I(irchcnprovinz Scns war es umgekehrt tiui die kIctropolc, wo wiederum Lothar das königliche Einset- zungsrecht geltend machcn konnte"'. Ctid in der I(irchcnprovinz ßo~irgcs'" vcrFügte der IGnig tnindcstcns formal übcr das Bistum Le Puy". klcrkwürdi- genvcisc konnten sowohl I.udwig IV. als auch Iathar in Le lfans einen Bischof einsctzeti, der als Suffragan des 11%-zbischofs von Tours ron dctn karolingischen S~hchtzetitmm weit entfcmt war'" vielleicht blockierten hicr die lokalen Gewalten, ciie Robcrtiner, die Grafen von ilnjou utid die von kiaine, sich gegenseitig, so daß Raum für königliches Hatidelii blieb.

Ein umfassendes, klarcs Bild übcr dic gesamte Zeit von 936-987 läßt sich wcgen der Qucllcnarmut tliclit geben; zumal in den bciden letzten Jahrzchntcti der I<aroliiigcrlicrrschaEr sind dic ßischofscrhcbutigcn schlccht zu ucrfolgcn, weil Flodoards Annalen seit 967 rcrsicgen. In der Reimscr Provinz habcn Ludwig IV. und Lothar wohl bloß die Bistümcr licims, I>ac.aon, Chilons-en- Champapc utid mahrsclicirilicli Noyoii einigermaßen unangefocliten vetge- ben; a~flerlialb davon kameti dann tioch die wenigen, bczcichtietcti Ausnah- men hinzu. Rechnct man allcs zusammen, erhält man unter den letztcn I<aro-

ic Anin. 22) S. 115. " Clarius, Chronicon s. Pctri Viri Senoneiisis, cd. Robcrt-Hcnri H\i~i'iiii</l\loniquc

Gii.i.i's, Clironiquc dc Saint-Picri-C-lc-Vif de Scns (1979) S. 86. "Vgl. dazu Y\-es S.\ssiiiii, 'Tliibaiid Ic 'Sricliciir ct Hugucs Ic Grand, in: Olivicr

Gi:ii.~.O'i~/Robcrr J:.i\.ilii.\c, Pays de Loirc ct .!\<jiiitainc dc Robert lc I'ort aus prcinicrs Capi-ucns @Icmoircs dc la sociit6 des anuquaircs de I'Oucst ct des mus&es dc I'oiacrs, .je str., t. 4, aniifc 1996, 1997) S. 145-157, bcs. 151-133.

..

.,' Chroniqric du inonastire dc Saint-Picrre du l'uy, cd. Claudc Di\:i<:/Joscph V.\iSSiii'ii, I3istoiie cCnfralc dc Iancucdoc 5 (1875) Sp. 14 f ; 1\1l1.\1l.i. I>!; I , \ 7(>i:i<. lilcchons i-piscopalcs (ivic .\iiin. 4) S. 219 i Sacl, I,iissii, Iiistoii-c (wie :\nni. 4) 2,3, S. 37, soll auch Clcmont uiitcr I,ud\<ig F!'. ciii Ikönislidics Bistum gcwcscn sein, docli sind die von ilim aiigcfuhrtcii Xe~~hmisse iiiclit zwinscnd.

~ ~ \ c t u s pontificuin Ceiiotnannis in urbc dccentium C. 28 f., cd. Gustave Bi& sos/;imbroisc l.i<i>iii.: (Archives Iiistoriqucs du llainc 2, 1901-1902) S. 330, 352.

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lmgern noch nicht einmal zehn Bistümer, in denen der Icönig den Bischof in- vestierte.

2. Die königlichen Bistümer iti Frankreich untcr den ersten I<apctingern

Nach dem Machtwechsel von 987 konnten die Herrscher der ncucn Dynastie ihren Einfluß wesentlich ausdehnen, dcnii zu den bishcrigeti, karolit~~ischen Ristümcrn kamen jetzt die im robertinischen Eulflußbercich gelegenen hinzu, und da liobcrt der Frommc in den Jahren nach 1002 Burgurid crobcrte, gewann er auch dort an Bodc~i. Man hat ~iiedcrl~olt gesagt, daß es untcr den ersten drei I<apetixigcrn etwa 21 königliche Bistümer gegebcn habe. I:. . C soiicn das vor allem die Diözcseil der ICirchenprovinzcil Reims, Sens und Lyon (ohne die ~letropole sclbst) gewesen sein, außerdem Bourges und 1~ Puy, Tows und I,e Mans". rindere rechnen vorsichtiger mit siur 19 Bistümern, die unter Robert dem Frommen (und Heinrich 1.) kötiiglich gewesen seiesP. Iloch selbst die bescheidcsiere Annahme bedarf noch der Einscliränkusig.

111 der Reimser Provinz gelten die ;\letropolc, dazu Beauvais, Chalons-e~i- Champagne, Laori, Noyori und Senlis wohl zu liccht als königlich. iius Th&- rouanne haben mir keine Nachrichten; man muß jedoch damit rechncti, daß die Grafen von Flandern hier das Sagen hattet$? In Amieris katncn die Bi- schöfe in der uns interessierenden Zeit aus der dortigen Grafeiifamiiic, eine köriiglichc In~cstihir scheisit erst wieder untcr Philipp I. bezeugt zu scitl"'. Auch über die Verhältnisse in Soissons ist zu wenig bckaniit.

111 der Provinz Sens darf man wiederum die Meuopolc, sodasiti iluserrc, Chartrcs, Orl&ans und Paris als I<ö~gsbistümer betrachtc~i, während 'Yroycs

3' Clirisuaii Piiis'iiii<, litudes sur lc rigiie dc Robcrr Ic Picux (996-1031) (nibliotii6quc dc I'Iicole dcs I-larircs I:.tiidcs. Sciciiccs pliilologiqucs cr Iiistoriquc 64, 188.5) C. 182-191; IiYi, I-lug~~cs Capct (wie Anin. 3) S. 218-22.3; IZrnilc ;\\l:\ii/:\uPstc Ili:\l:\s, L'l2gIise au pouroir dcs laiqucs (888-1037) (I-listoirc dc I'l~~glisc depuis les origincs jusqu'i nos jours 7, 19.18) S. 201; 1il<<:i<iil<, Snidieri (xvic .Inin. 16) C. 21-24.

'%ii\Vhl;\~, L,c domainc royal (wic l\riin. 16) S. 216-2241]caii-l:r;ing«is I.ii\i.\ili(~Sli<ll. 1.c gouvcrncmcnt royal aus premicrs rcmps cap&icns (987-1108) (1965) S. 33 Anin. 51

1' Nir\Vhi.\i, 1.e dotnaine royal (wie :\iim. 16) S. 223 f. U' Nii\v\i\s, 1.c domainc royal (nie r\iini. 16) SC. 22.3.

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I<önig und Biscliöfc in 1:rankreicli und im Deutschen Reich 936-1060 91

und Meaux diesen Status nicht ohne weiteres beanspruchen können. Wahr- scheinlich behaupteten die Grafen der Champagne die Herrschaft über den Bischofssitz von Troyes. 1034 (oder bald danach) wurde dort Bischof Mainard eingesetzt C I ~ ~ I consenJ.zf et vohntate doiniizi nostri Hainnn .Frai.con~m rtgis. Die Quelle, aus der dies hcn-orgchen soll, ist allerdings eine Predigt von formu- larartigem Charakter", so daß nicht gesichert ist, ob der wirkliche Hergang dem Ideal cntsprochcn hat. ilußerdem war Mainards Wahl vermutlich ein I<ompromiß gewesen. Unterstützt von Odo 11. von Chartres, dem Grafen und dem Vizegrafen von Scns hatte er vorher dem vom I<önig favorisierten Gelduin in Sens dic erzbischöfiche Würde streitig gemacht. 111s Odo und sein Anhang schließlich Gelduin das Erzbistum überließen, bekam 'fainard zur Entschädigung das inzwischen freigewordene Troyes. Das könnte in dem Friedensschlul3 zwischen Heinrich I. und Odo vereinbart worden sein. Ob in diesem Fall der „I<onsens" des I<önigs auf die Investitur hinausgelaufen ist, muß daher wohl offen bleiben"'.

Auch in Meaux wollte der Graf der Champagne seine Icandidaten gegen den König durchsetzen; wie weit ihm das in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts gelungen ist, ist nicht klar. Fulbert von Chartres war der rluffassung, daß der Bischof von Meaux nicht .rine ZZIJ'SI~ regs eingesetzt werden dürfe4', doch braucht das nicht die Meinung des Grafen der Champa<ge gewesen zu sein. Zunächst hat sich I.isiardus, ein I<an&dat des Grafen, offcn- bar nicht durchsetzen können, denn in der ßischofsliste von Lfeaus wird er nicht gefuhrt, und Amtshandlungeil sind von ihm nicht bekannt. Einige Jahre später war das ßismn neu zu besetzen, und wieder kam es danibcr zum Streit zwischen Robert dein 1;rommcn und Graf Odo TI. Der Bischof von Chartres dementierte jetzt das Gerücht, daß Odo sich in dieser ilngelegenheit seiner

-" Odoraiiiius von Scns, L.ibcr opusculorum C. 9, cd. Robcrt-Hcnri B:\i:ii~~il/\l«niquc Gii.i.irs, Odoraiinus dc Scns, Opcra omnia (Sourccs d'liistoirc rni.di~valc 4, 1972) S. 218, vgl. auch C . 27.

-12 IQisiii~, Bischofslicrrschaft (wic Anm. 17) S. 390. 43 1:ulLicrt von Chartrcs, cp. 52, cd. 1:iedcrick Biri iiiri'\i>, pI1~c 1.ctters and Poems of Pul-

beit o f Chartrcs (1976) S. 92.

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(Fulberts) Entscheidung fügen wolle; aber wie der Iconfikt ausgcSegangen ist, wissen wir nicht'.'.

Wer die Bischöfe im 10. und un 11. Jahrhundert in Nercrs eiligesetzt hat, geht aus dcn Quellen nicht hen-or; aus späteren Nachrichten hat Inan ge- schlossen, daß der Icönig dort nicht investiert liatji.

In der IGrchenprovinz j o n war Langres königlich, Alicon wurde es syatc- stetis unter Heitlrich I.4">ie Situation ili Chalo~i-sur-Sa6nedi und iii Aunin ist nicht zu erhellen, \vcniideich im allgemeitien (ohtie z\vingcridcn Gmrid) angenommen witd, daß iti Autun die Herzoge von Burgund die Bischöfe bestimmtcnJ! Der Erzbischofssitz Bourges war un 10. und im 11. Jahrhundert ganz übetw-icgcrid in der Hand der :ldclsfamilien des Bcrry, aber ca. 1012/1013 gela~ig es liobert dem ':rommcn, seinem Halbbruder (?) Gauzlin das Erzbistum zu verschaffenJ1. In dieser I G r c h c n p r o ~ ~ hat auch das abgeie- gene 1.e Puy wic unter den letzten I<arolirigcril z ~ i den köriiglichen Ristürncrn gehört"".

Man nimmt an, daß iii 'Tours die liobertiner die Erzbischöfe schon einge- setzt habeii, als sie noch Herzoge voti Fknzicn waren, und sich das Recht auch vorbehalten haben, nachdem sie die I<öuigsherrschaft übcrnominen hatten; da es an einschlägigen QueUen fehlt, ist dies allcrduigs nicht sicher"'.

-" I'ull>crt von Chartres, cp. 61. cd. Blei iili<Sl>S (wie n m . 13) S. 106; id. I<I.\isici~, ßi- scliofslicrrscliaft (wic hiiiii. 17) S. 396 f.

" I<~\iSiil?, Biscliofslicrrslft (wie :\iiii~. 17) S. 352. -'%:\isicil, Risciiofsiicrrscliaft (wic hniii. 17) S. 318. " IC:\isi<iL, Bischofslicrrscliaft (wie :\iiiii. 17) S. 332. 'VK\iSiclL, ßiscliofslicrrscliaft (wie :\nm. 17) S. 380. '%uy Di:.\~.!ii.i.~, L c Bcrry du Y sieclc au inilieu du XIIIr. khide politiquc. rcligcusc,

socialc ~t i.coiioiniquc (Civilisation ct SociEtEs 19, 1973) S. 138 f.; t\ndrcas von I:leury. Vitz Gauzlini abbatis 1:loriaceiisis iiionastcrii T, 17, cd. B.\i:~i~ii:.i</I..\iiOl?\ (wie :\nin. 12) S. 511.

"' LIGH Const. 1, cd. 1,udmig Wicii..\Sl> (1893) S. 52 Er. 21 C. S; Johanii 1:ricdricli B(iii\lial. Rcg. Iinp. 2, 5: Papstrcgcsteii 911-1024, bciirb. ioii Iiarald %I\I\II<I?\I:\SS (21993) S. 259 Nr. 846; Jcan M.\iiii.i.os, :\niialcs ordinis S. ßcncdicti 4 (1707) S. 742 f. Xr. 1';';; I\ili\ili' i> i r 1.1 'Toi:ii, I<lecuons i.piscopalcs (ivie Anin. 4) SC. 219 f ; Sitx;\r.\s, Lc dotnainc royal (wie r\nn~. 16) S. 224; ßiic:i;icii, Smdicn (wic 'inm. 16) S. 41; Chrisuaii I..\i:il.\sSOS-

IlOS.V%, I,'i\ui:crgiie ct scs margcs (VCla!-, Gtvaudan) du \'III' au XI' sieclc (1987) C. 231. I\rii.\ivi. \,I:. i.:\.ioi:ii, klccuoiis Cpisc»paics (\wie h t n . I) C . 243 f.; Jacqucs Boi.ss:\iii>,

I.cs i.vtqucs en Ycusu-ic avant la rfformc grCgoricnnc (930-1030 cnvii-on), in: Jo~irnal dcs Savants, annic 1970, S.172-177; Gi:ii.i.oi, Lc cointe (xic i\ntn. 17) 1. C. 59 L Anm. 266;

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I\Onig und Biscliöfc iii I:rankrcicli und im Dcutsclicii Rcicli 936-1060 93

In Le hlans überließ Heinrich I. das Investihurecht, das die Icönigc bis dahin beansprucht und ausgeübt hatten, dem Grafen von Anjou"2.

Fassen wir nun utlscrc Bcfundc zusammen: Wenn wir die gegenteiligen Indizicn und die Ensicherheit, die vielfach in dcn Quelle11 herrscht, bcrück- sichtigen, haben die ersten I<aperii~ger nicht in 25, sondern bloß in 20 odcr gar in noch weniger Bistümern ihren I<onsens z~ ir Biscl~ofswahl ertciit. Nach dieser Rechnung wärc also nur ein Viertel oder ein IFimftcl der französischen Bistümer könidich gewesen. Vcrglichen mit den etwas mehr als 30 Ristü- me~n".~, übcr die der deutschc I<ötug verfügte (die Slawcn- und dic Dänen- bistümer lasse ich bciscite), sind 13 odcr 20 fratizösische I<önigsbistümcr gewi0 recht wcnig; andercrscits sind es nicht so wcnigc, daß sie für die Herr- schaft der I<apctingcr belanglos gewesen wären. 1;rcilich ist das vorerst nur cinc abstrakte Zahlenspiclcrci, denn worauf es wirklich ankommt, ist der Einfluß, den der Herrscher hatte, dcr Alacl~tzu~vachs, dcn er dadurch cnvarb, dic Dienste, die die Bischöfe ihm leistctcn. Wie war dic Realität bcstellt, dic sich un jeweilige11 Fall hiiitcr dem königlichen Iconsens vcrbarg? ITn1 diese Frage zu beanwortcn, müsscn wir zunächst herausfmdeti, was für Personcii der König investiert hat.

3. Die Rckrutierutlg dcr Bischöfe

Dic deutschen Herrscher konntcil ihren Einfluß in der Reichskirchc bekannt- lich vor allem dadurch geltend machen, daß sie die Ristiiiner zu cincm be- trächtlichen Teil an ihre HoRiapcllänc ucrgaben". Nachdem sich die Praxis

I<.\IsI~II, Biscliofslicrrscliafrft (wie Anrn. 17) S. 429; ciagcgcn Nic\izi.is, 1.c domainc ~.oyal (wie

1, S. 58-60. 5: Carlrichard ßi<i;iii., Die Soiialstruktur dcs dcutschcii 1:piskopats im 11. und

12. Jalirhundcrt, in: i>io<s., Aus \littclaltcr und Diplomatik. Gcsammcltc A~ifsätzc 1 (1989) S. 338 f. 144 f.], hält dic dcutsclicn Bistümer, mcil sie sich übcr ~qSrößcrc Gcbictc crsaccktcn. fiir bcdcutaider als die französisclieii. Siel~c dazu unten S. 101.

'4 l~i.ici:i;i~,x';.I'iri\, Problematik (~vic h m . 2) C. 9% rd. auch '\Ibrcclit Graf I:lS<:l< \OS , , . . . . B' , I I I , ~scliof und Ilcicli. Cntersuchungcii zum Intcgrationsprozcß dcs ottonisch-

frülisaiischen Rcichcs (919-10.56) (Stiidicn zur ,\icdiävisuh I, I9S9) S. 65-73.

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94 Hartmut Hoffmann

unter Otto dem Großen eingespielt hatte, kam im nächsten Jahrhundcrt mindestens ein Drittel der Bischöfe aus der königlichen I(apelle"; walxschcin- lich sind es sogar wesentlich mehr gewesen, denn über den Werdegang vieler Bischöfe ist den Quellen nichts zu entnehmen, die Dunkelziffer dürfte daher ziemlich hoch sein.

Wenn wir von den deutschen Verhältnissen jetzt wieder nach Frankreich blicken, drängt sich sogleich die Frage auf, welche Rollc die Hofkapcllc dort gespielt hat. Auf der Suche nach einer Antwort stößt man zunächst auf cin verblüffendes Faktum. Dic Sekundärliteratur macht nämlich da, wo sic von der französischen Hofkapelle spricht, einen p ß e n Sprung vom 9. zum 12. Jahrhundert und Iaßt die Zwischenzeit wie cin Vakuum erscheinen, so daß man meinen könnte, im 10. und im 11. Jahrhundcrt habc es in Frankreicli überhaupt keine Hofkapelle gegeben. Dieser erste Eindruck täuscht natürlich, denn e i n Geistlicher oder sogar mehrere haben gcwiß immer zum Hofstaat gehört. Helgaud, der Biograph Roberts des Frommen, erwähnt einmal die 1<'. omgliche capella, gcmeint ist damit das Meßgerät einschließlich der lihirgi-

schen Gewänder'" und eine solche capeila muß von einem I<apellan oder einem ndstos capelh betreut worden sein, auch wenn dieser nicht eigens genannt wird. Tatsächlich kommt die Hofgeistlichkeit in Helgauds Epitoma auch vor, nur spricht er nicht von I<apeKanen, sondern vom saizctonm c o l I c ~ i ~ ~ ~ n cleeconm. Einer von diesen Iacnkern war der aus 120tharingien stammende Oggerius, der allerdings wegen eines Diebstahls ~ c h t lange in dieser Gesellschaft blieb. Ein anderer cIerims (regis), der ebenfalls lange 12inger gemacht hatte, bleibt für uns namenlos". Auch Ordericus Vitalis erzählt von einem I<apcllan, der aus der capella König Heinrichs I. eine Reliquie entwendet hattejR.

.. ,'Josef I.'r.i:c:Kirxs'rirrx, Die HoRtapellc dcr deutschen I<önigc 2 (i%IGfl Schriften 16, 2,

1966) S. 114 f., 211 f , 224-226,289 f.; Hcrbcrt ZII:I.I\-SK~, Der Rcichsepiskopat in spätottoni- schcr Zeit (1002-1125) 1 (1984). Fleckenstcins Angaben und Listen sind unvoiiständig, Ziehsliis stark abweichcndc Zahlen lcidcr nicht belegt.

j"clgaud von Fleuq~, Epitoma vitw regis Rotbcru l'ü $ 22, ed. Robcrt-Hcnri B \ I : ~ 'rli:i</GiUctte L..\iioitv (Sources d'histoirc mtditvalc 1, 1965) S 112.

.. ': Helgaud, Epitoma (wie Anm. 56) 5 7, S. 6% $ 10, C. 52. jWrdcricus Vitaiis, I-listoria ccclcsiisuca VI, 10, cd. Marjorie CiiiiixAir., I l ~ l l i c IicclcsListical

Histon of Ordeiic Vitalis 3 (1972) S. 336.

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König und Riscliöfc in l'raiikrcicli und im l>eutschcn Reich 936-1060 9 5

Der Hofkapelle dürfen wir ferner diejenigen ICleriker zureclinen, die die Diplome der Icönige geschrieben haben. Allerdings scheint das „Crkundenres- sort" damals kaum tnelir als ein I:<in-Mann-Betrieb gewesen zu sein, so daß dadurch das geistliche Hofpersonal kaum wesenrlicli vermehrt worden ist. 1;uier von den Schreibern, ein gewisser Oydilo, der die Diplome Ludwigs IV. ausfeitigte und von dem man sonst nichts weiß, nennt sich einmal ciqc/luiiz~.P.

Für Balduin, den Icanzler Heinrichs I,, ist sogar der Titel a~ciiiape//a~iz~.i überlie- fert, und zusammen mit ihm lernen wir die beiden ICapeliäne Richard und Guiscelin kennen"". Gleichzeitig gab es einen ci~.rlos cupel/c r5fi.r namens Rai- nald"'. Ein paar weitere Hofkapelläiie tauchen in den Diplorneii Heinrichs I. auf, was anscheinend dainit zusammenhängt, daß sie jetzt gewissermaßen paraiiel zu den Inhabe111 der vier Hofämter, den „grands of6ciers", als Zeugen genannt werden".

Im übrigen ist das Wort c@tl/aizz~rin den französischen Quellen zieiniich rar. Flodoard envälint Li seinen außerordentlich detaiireichen Annalen, die von 919 bis 966 reichen, einen einzigen Icapellan, und das ist bezeichnendem-eise ein Deutscher, nämlich Liudolf, ein Hofkapellan Ottos des Großen"'. Auch von Geistlichen, die in der czdCu egis oder impa/aLi/d~~z tätig sind, von den nd~ialcs

oder den pa/a/i~zz, ist kaum etwas zu lesen. Einer von ihnen scheint der Arzt

s9 Philippc I.,:\i:iiil, Rccucil des actes de 1,oiiis IV (1914) S. 42 3 r . 42. (" h,lichel <;i:iiil:\i<i>, <:arrulairc de l'abbayc dc Saint-Pirc dc Chartres 1 (Collcction de do-

cuments iii6dirs sur i'liistoirc dc l'iancc 1"'~ sei. 17, 1840) S. 174, VII, C. 47; Richard und Chis- celin (lx(lizm. Wizclinus) aucli in cincm Diplom flcinrichs I. füi Saint-hlarrin dcs Champs \-ori 1059/1060 (?): Robcrr i ) i < I . . \ s i i i i i<i i r , Cartulairc gen6ral dc I'aris ou recucil dc documcrits rclatifs i I'histoirc ct i la topographie dc l'aris 1: 515-1180 (1857) S. 121, <;uiscelin und ciii Drogo, der vcrmutlicb cbcnfails ciii Honiapcllan war, in cii~cr Ijrkundc von 1059: I.,topold Diii.isi.i:,, Histoiic du cliateau et des sircs de Saiiit-Sauveui-lc-IJicomte (186q Piices jusiifican- res S. 30 f. \Igl. Fr6deric S!>ici ixi'i:., Cataloguc des actes d ' lenri 1" roi dc Francc (1031-1060) (Ribliorhiquc de l'6colc des Hautes gtudcs. Scicticcs historiques ct philologqucs 161, 1907) S. 5 2 f X r . 55;s. 1 1 6 f . X . 1lj;S. 127-129Sr. 125.

1iug5nc dc Duch5rc i~i<Li:,i~i~oi~lI.iicicri Mici<i.iri, Cartuiaire dc Notre-Dame de Cliar- trcs 1 (1862) S. 92 Xr. XV; S!>i<i isi:ic, Catalogiie (wic !\nrn. 60) C. 87 Xr. 83.

~ V g l . I , i r~i . \ i~i<;s i i i i : , 1.e gouvcrncmcnr royal (nie A m . 37) S. 148 f , dazu un Anhang 2c: Tableau des souscripteuis (Henri P?; oben '\um. 60.

" Flclooard, Annalcs a. 948, ed. L.\i7iii: (wic Aiim. 14) S. 119 f.; l~i.i~<~i;i~Ss'i 'i~iS, I-loka- pellc 2 (wie Antn. 55) S. 32.

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96 Hartmut Hoffmann

Deroldus gewesen zu sein, der nun Bischof von Amicns erhoben wurde, doch ist das schon vor unscrcr Zeit geschehen, nämlich 929". Ila die Hofgcistlich- keit in den Quellen so wcnig hen-ortritt, braucht man nicht zu cnvarten, daij die Icapelle des I<önigs ähnlich ~vie im Deutschen Reich eine Pflailzschulc dcs Episkopats gewesen sei. In der Tat kann davon kaum die Rede scin. Ilic Notare odcr I<anzler durften zwar auf ein Bistum hoffcn, doch iii dcm ganzen Zcitrautn, der uns bcscliäftigt, sind CS nur u-enigc, die es so xvcit gebracht haben": Rorico ron 1,aon (Bischof 949-957, Adalbcro von Laon (977- 1031/1043), Rainald von Paris (991-1016), Roger von Rcauv2s (998/1002- 1016) und Franco von Paris (1017/1018-1030). Aucli Gerbcrt hielt sich eine kurze Zeit am Icönigshof auf, köniite dort also I<apcllan gewesen scin, bevor er zum Erzbischof von Reims gewählt wurde"; doch das war ein Sonderfall, denn der eigciiartige Mann hatte sich nicht in dcr I<apclle hochgedient, sotidern vcrdankte dic neue VKirdc älteren Vcrdicnstcn und andcren Qualitäteii. Darüber hinaus dürftc noch der cinc odcr der andere Bischof vor seiner Wahl cin cle~i~xr tizpalafio rgi~.gexvcscn sein, wie es von Bischof Gottfried von Auxerre überlicfcrt istm und \wie man es rot1 Tlieodcrich von Orlkans vermuten darFy, aber viele ,,Pa1astklerikeru köntieti cs nicht gewesen sein, die auf diese Weise Karricre gemacht haben('?

, cd. 1,hl:liIl (wic :\t>in. 14) S. 44; Riclici, I-listoriac 11, 59, cd. H(>i:i:Ai?NK (wie :biii>i. 14) S. 140.

L' Liicicn Pici<ili(:iii:i', 1.2 ~qancindc chanccllciic dc 1:r;incc dcs origincs i 1328 (1912) S. 4% 494. Alm hat i-ertn~itct, dai? :\rndf von Rcims I<anzlcr iintcr scincm Vater 1,othar gcwescn sci, doch ist das zicinlich unsicher: Robcrt-Hcnri B:\iJi'iicil, I a clianccilcric ct les actes ropsu~ daiis les 101-z-aumcs carolingiciis, ßECh 142 (1944) S. 28; Riclier, I-listoriae 1x7, 27, cd. H o i : i ~ x ~ . \ s ~ (wie Anm. 14) S. 249 f r\nni. 2.

k i t i \Yri:.ic;i.ii, Dic Rricfsammluns Gcrl,crts non Rcims ('iIGM Bricfc A. dt. ICaiscrzcit 2, 1966) S. 199, cp. 172 q i a m iii~olo anlm.

" Gesta ponuticun~ :\utissiod«rciisiuin C. -51, cd. 1,oüis-\Iasiinilieii Di:i?i'. ßibliorli&quc histc>riq~~c dc I'Yonnc 1 (1 850) S. 39.3: I.I,,,>L. (scil. G<~ttfricd) inpoh,/io .r,,o Z/~~C! / I / I ha/>e,,r ho,>t~/,,,,, ... r e . ~ Iieiir/ci~i ... ii,iii,/i/ iiniiiil>re.ri~Ic,i,; vgi. YVCS S.\Si;iiill, Rccherches sür IC poüvoir c<>n~till CI)

Aüserrois du ';C au dfbut du SITI' si5clc (1940) S. 47. Vita 'Sllicodcrici c~>isc«pi .4urclianciisis C. 2, J\!\ SS Jaiiuarii t. 3, curantc loannc

C, I I~X. \SI>I~I ' (1 86.3) S. 405 l<o/~~r/,,.r rex ... e,/m (<t:iL Thtodoi<~/,i,) od c,,~io,n a~.cznif;i!. ,Q/!eti,,/ide/en> ad,,iiodi~ii, e/ pri,i/eiii/eii, ojocie~ili ~ o q i / eiiii i,/i coiiiibii er iitin q ~ a h c i /roden iiirpoaeiih (dies roi-

Tlicc>dcriclis Tlrlicbung ziim BisclioE). I:iii '~/~eoiiori~,t.c /ei,i/u rckog~iioszicrt 1005 ein Iliplom

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Stattdessen statnmtcn die Bischöfe ganz übei~~iieget~d aus den ;Idclsfamili- cn, die in der jeweiligen IIiö7.c~~ Macht und 1';influß hatten, und sie kamen zu ihrer Würde eben auf'qund dieses Euiflusscs, nicht abcr.deshalb, weil sie vorher iti der Hoikapcllc gedient hätten. Nicht selten folgte ein Heffe dem Onkel im Nischofsamt, und tnaiichnial blieb es über inchrcre Gencrationc~i in einer F a d e 7 " . Es ist offcnsiclitlicli, daß die I<örCge auf die lokalen Intcrcsscn oft oder vielleicht sogar in dcti meisten FäUcn liücksiclit tickrncn mußten - das war die Wirklichkeit, die hinter der Formalität der Vergabung des Bishims durch den Herrscher stand. Dic Folge davon war, daß der französische I<önig von seinen Bischöfen nicht die Hingabe und Iqalität ct\varten konnte, die im deutschcn I<piskopat, dcr sich zu wesentlichen TciIeri aus der HoiliapcUe rekrutiertc. üblich waren.

Roberts dcs I'roiniileo: William ;\lendci NI< \V\~ \S , Cataloguc dcs actes de Ilobcrt I1 roi dc Francc (1937) S. 58 Nr. 30.

" Olivier ~~i:Yo'~:ii<:\SSlS, lpiscopus et cosncs. Affirinnuon ct dfcliii dc la scigicuric & ~ ~ s c ~ ~ > ' ~ I c ~><>rd du I < > ? ~ ~ i f l i < ! dc Flancc @cilu~-ais - Koy<111. ';'. - dfbut Sil le sikclc) (hl&moircs ct documcnts publifs pai- la Sociit& dc l'ficolc dcs Clrartcs 30. 1987) S. 171, bczw-cifelt, daß Bischof Baldriiii r on Noyoii X-«r scincr \%'ahl „clci-c dc la clianccllcric ro)-ale" gemcscii sci, und vcrsnutct, daß die Gallin Christiaiia (7, Sp. 228), die dics bcrichtct, den Bischof init dcin I<anzlcr Ralduin X-einvcchsclt Iiat.

"' VgI. i. B. Hoi:Si.\ili>. J r s &cfqiies (wie rlliin. 51) C. 161-196; Rcriiaid GI:ii.i.i:\i;\is, I..es origiiies des fvtqucs cn 1;rarice aus SlC ct Sllr si?clcs, in: Lc istinixioni ccclesiasuclic dclla „Socictas Christiaiia" dci secoli XI-XI]. I'apato, catduialato cd cpiscopato. Atti della quiiita Sethsnaiia iiitcrnazioii~lc di snidio hlcndola 26-31 agosto 1971 (l'ubbhcazioni deIl'1:iuvcrsit;i Cattolica dcl Sacro Cuore. A,Iisccllanea dcl Ccntro di Studi ;\icdioc\-ali 7. 1974) S. 3 7 M 0 2 ; Alarunc Ci i.\csiii , 1.e rccmtcrncnt de l'tpiscopat bourpuugnon aux Xli ct S l l ~ sifcles, i\nnalcs dc Rourgogiic 47, no. 188 (1975) C. 193-212 Constancc B. B o ~ < : i i i < i „ Tiic Geographical, Social and Iicclcsiastical Origiiis of tlic Rishops of ;\uscrre aiid Sens iii tllc Cciiual Xiddlc lgcs , Clirircli Histoq 46 (1 977) S. 277-2055, Eine dct2illiertc Gesamtdnrstclliu~g init cntsprc- clicndcn Nachmcisen fehlt. Nach Rodulf Glabcr soll llobcrt dcr Proinn~c tiicliuge Biscliöfc iiicdrigcn Stands statt mcltlich gesinnter .\dligcr cingcscrzt halicn: Historiile 111 2, 7, cd. G @ c I i i C;\\;\i.i.o c Giouaiini Oi?l.;\si>i, Rodolfo il Glabro. Croiinclic dcll'anno rnillc (Storic) ('1991) S. 121: ci.ra erd/ E; (scil. Ro/her/o) ,aa.xi~iia, i,/ ii/i/;~ pas/o>- IiceI p e r e ii!/i~?ifir >c.c/i/i~err/irr <LL/~A~@PO/;I<.~ qiim itolii/i/o/lii c~qereiiirpezroiia recit/ari.ipn,i,pp. Ilicsc licliauptuiig \>-icd x 7 0 i i

den übrigcii Qucllcii iiiclit bestätigt. Dcin Carrncn \dalbcronis ad Kotbci-nim rcgcm V. 4.345, cd. Claudc C\i<o/;LI, Adalbfroii de Laon. Pobtne zu roi Kobert (I.cs Cla~si<~ucs clc l'liistoirc au inoycn agc 32, 1979) C . 1, laßt sich zu &iiescin I>roblern kaum cnvas ciitncliincn, da Adall>cro eine X-crkclirtc Wclt crdiclitct.

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Hartmut Hoffmmann

IV. Sen~itium regs

Die französischen Bischöfe gingen - ähnlich wie die deutschen - als Gesandte des I<önigs zu anderen Fürsten und in fcmc Ländcr7'; sic vermittelten fiir ihn, sie bcricten ihni2 und nahmcn an der motiarchischen Repräsentation tcil, untcr andcrcm, indem sie zusammen mit ihm bei den ICrönungcn oder auf Synoden auftratcn. Gelegentlich waren sie sogar bereit, als Geiseln für ihn zu bürgen7". Und was vielleicht am wichtigsten war: sie unterstützten ihn materiell, sie uugen zur Verpflegung seines Haushalts und seines I-Iofstaats bei, und sic schickten ihrc Vasallen für ihn in den I<riegi4.

Im einzclnen dürftc es freilich große Untcrschicdc in den Leistungen der Bishimer gcgcbcn haben. Die Diözesen an der Peripherie dcs königlichen ;lIachtbereichs werden weniger z~i r Stiirkung des I G n i ~ p m s begeeagcn haben als, sagen wir: Reims und Laon odcr (unter den I<apetingern) Orleans und Paris. L'ian kann sich schwcr vorstellen, da0 der Bischof von 12e Puy im 10. odcr im 11. 1ahrhundert etwas Wesentliches für den I<önig getan hat, auch wenn dieser formal der Wahl des Prälaten seine Zustimmung erteilt hatteis.

" Clarius, Clironicon s. Pctri Vivi Senoncnsis, cd. B~~:i'iic~i/G~i.i.ii.: (& hnm. 33) S. 122 (Bischof Waltcr von klcaus geht als Gcsandtcr nach Rußland); unten S. 114. 2 1051 konnte der ßiscliof von Noyon nicht an einer Reliquiencrl~cbutig in seiner Diözcse

tciliiehincn riqio i~i,bedit,irr olireqitio oiqile ii<go/io: \ppciidis ad translationcm s. I-luncgundis C. 4, >ICli<;Kir PI, 137, Sp. 74; vgl. I'crnand Virii<:ni:i'I:ili:K, Note sur un textc du cartulairc d'Hombli6rcs et sur un passagc de la Vita Altera Sanctae Huncgundis, in: Kecucil dc travaux offert i ;\I. Clovis Bmncl2 (19.55) S. 651-659. \XTas für cin Köni~sdicnst das war, wird lcidcr nicht gcsagt.

" 1710doard, A;\nnaIcs a. 945, ed. l.:\iii:ii (\%<C :\nm. 14) S. 99: I,/ r t . ~ dimit/~/,,r, IV7do Sve.c.son!n, q i r ~ o p i , ~ rm ol>rideiil iraiiii; Dudo vom Saint-Quennii, Dc morii,us ct actis prunon~tn Nonnanni8c ducutn 11, 89, ed. Julcs I .~ii< (A.i&noircs dc la sociCt& dcs anuquaires dc Sormandic 3" sCr. .Y vol. = LY111~ vol. dc 1% collcction 2 nartic. 1865) S. 246: ' io r / i , ,~n,~or„ l i , Driiicifie.~ ... reddiilioirizt

L , , , r<yeni,filii~~n eiiir di!o.cqi,e $bi.ccopos I-ii/dierrm Bcii ia~e~i~c~ii i C/ C;i,iiforiem Site.r.rio,ieii.re~i~ e/ qi!o,i?p/i~n~i/o.r ~i~i l i fe~pro eo rctipieiites, Philippc l.:\iiiii<, 1.c r 6 - p ~ dc 1,ouis IV d'Outrc3icr (1900) C . 136.

3 Allpncin X-gl. Olivicr GriYoi:li;j\xsix, L,es fri-qucs dans l'cntouragc royal sous lcs prc- niiers Capiticns, iti: \iicliel P:\iirssi:,/Xwier ß:\iti<:\i. I Ai;ii:i; Lc roi de 1:rance et so11 royaume autour dc I'an mil. .Actcs du colloque H u s ~ c s Capet 987-1987. La I'rancc dc I'an Alil. Paris - Sciilis, 22-23 j~<n 1987 (1992) S. 91-98.

.. Heinricli I. soll cintnal nach 1.c Pu: gekommen scin (Gallia Christiana 12 iiistr. Sp. 331

Ni. 41; Soiriisicic [wie r lnm 601 S. 97 f. Nr. 94); was er dort getan hat, schcint nicht bckannt zu scili.

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ICönig und Bischöfe in Frankreich und Un Deutschen Kcicli 936-8060 99

Ähnliches gl t für Le hfans und 'iln6rouanne. In der modernen 12iteratur wird gelegentlich mit I<opfschütteln vermerkt, daß Heinrich I. das Bistum Le Mans dem Grafen Gottfried von Anjou überlassen habe'" aber aus der damaligen Sicht des Königtums ist das vielieicht kein Fehler gewesen, denn der Bischof der Stadt war seit langem in örtliche I<onfiikte venvickelt, in denen er die Hilfe des I<önigs benötigte, anstatt daß er seinerseits ihm helfen konnte. Das hnse- hen Heinrichs I. litt hier vermutlich unter seiner Cnfahigkeit, den Icirchen- schutz zu gewährleisten. Ila mochte der I<önig es für klüger halten, I.,e Mans an Gottfried kiartell abzutreten (im übrigen nur auf Lebenszeit!) und dafür vgendeinen Gewinn ein~uhandeln'~. An diesen Beispielen sieht man schon, daß nicht alle königlichen Bistümer auch Stützen der königlichen Macht gewesen sind.

Die materiellen Grundlagen der Leistungen der Bischöfe sind die Besitzun- gen und Einkünfte gewesen, die die Hochstifte in vc-angenen Zeiten em-or- ben hatten. Die Könige des 10. und des frühen I I. Jahrhunderts haben diesen älteren Besitzstand kaum noch vermehrt. Das ist umso bemerkenswerter, als die Ottonen und die Salier zur gleichen Zeit einen ganzen Schauer von Schen- kungen auf ihre Bistümer niedergehen ließen: neben Hoheitsrechten erhielten die deutschen Bischöfe umfangreiche Ländereien, Forste, Einkünfte aus Zöllen und dergleichenis. Den Zusammenhang mit dem senitizon regis hat cin Kaiser wie Heinrich TI. ausdniclilich anerkannt: onera iiostra cpiscopir inponendo lei~ifantes, heißt es in einem seiner Diplome, mit dem er cariiatir cai~ra den Bischof von Paderbom beschenkte'? Wenn er den Bischöfen seine Lasten auflud, mußte

i%ich~s pontificum Ccnomannis in urbc dcgcntium C. 31, cd. B i i~~O~/Ll i l> i l r ; (wie Anm. 36) S. 364; vgi aucli ebd. c. 32, C. 373. .. ' I Gi:ii.i.<Yi', Lc comtc 1 (wie Annl. 17) S. -58-60. '",,CO Sj\s.iii:;\ii.irIl, Zur Geschichte des ottonisch-s21ischcn Rcichskirchens!-stcins (östcr-

rcichische Akadcinic der Wisscnschaftcn, phi1os.-liist. I<lassc SR 229, :\bhaiidlung 1, 1964) S. 78-11.5; Hartniut Hoi:i~\i:\YX, Grafscliaftcn in Bischofshand, Dri 46 (1990) S. 375180; Clemcns DASI.I;I~, Dic 1:orst- und \Vildbannvcrlciliungen an gcistiiclic T'.inpfangcr. Von dcn Karolingern bis zu 1:ricdrich I. (phil. Diss. Göttingcn 1996, masch.scliriftlic11); MGH D D ICo 11, S. 447 f.

'"MGH DH I1 371; vgl. l~iartmut Hoi:i:hr:\xX, Eigcndiktat in den ITrkunden Ottos 111. und Heinrichs II., DA 44 (1988) S. 390423, hier S. 416.

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er sie ihnen zugleich dadurch erleichtern, daß er ilincn die nötigen Mittel dafür gab.

huch in 1:ranlireicli hürdetcn die Könige ihre oizeia den Bischöfen auf oder versuchten es wenigstens. Aber mit großzügiger Hilfe beim Tragen der Buiclcri koiinten die so Belasteter1 niclit rechnen. Die Zahl der Dtplotne, die die fratizösischen Herrscher für die Bischofskirchcri schreiben licßcti, ist ganz gering; urid diese wenigen Stlickc sind im allgemeinen bloß Bcstätigutigeri älterer Privilegien odcr I<onscnsakte zu Schenkungen atidercr rlusstcller. ri~ißcrst selteti kam es vor, daß ein König eher Bischofslmchc eine iii//a, einen Wald oder sonstigen Grundbesitz und 12inkütifte neu schenkte. Wenii von den Bischöfe11 das (odcr ein) ser11ifit1~17 r@s gefordert wurde, m~ißtcn sie es daher durchweg aus dem vorhandenen, älteren IOrchcrigut finanzicreri.

Ehige von den Bischöfen etxvarben den con?idalrr in ihrer Stadt und un Umland, so gesclicbe~i in Reims, Bcauvais, Koyon und LangrcsS". Soweit es sich dabei utn größere Bezirke vor den Stadanauetn hatidelte wie in llein~s ~uid Latigres, hatte dcr Stadthcrr selbst gar kcineti unrnittelbarcri Gc~vitin davon, denn er behielt die Grafschaft nicht für sich, sondern gab sie wieder an einen Grafen aus - eine Lintsvicklung, die mir älinlicli aus dem Dcutscheti Reich kennen". Uiie immer man aber die con~ifutt/s-Schenkungcn einschätzen mag, sie ändern nichts daran, daß die französischen Bischöfe von ihren I<önigcn viel weniger an Einkünften und liechteti erhielten als ihre Amtsbrüder im Dcut- schen Reich.

Dieses Faktum kötintc zunächst dazu verleiten, die deutschen IGrclienfür- sten für reicher utid mächtiger zu halten als die französischen, und tatsäclilicli ist das gelegentlich behauptet morden. Brühl hat sich dahr allerdings weniger auf cirien Vergleich der ottonischen utid der kapentigischcn Iliplome gestützt,

""Dazu K.\isirii, Kiscbofslicri-scliaft (wie Anm. 17) S. 550-555, 570, 575. 612. 520 f ; ebd. S. 581-589 zu der unklarcn Eiinvickluiig in 1,aon; Oiivicr <;ii~o'i: i ir:\ isis, IA seig~iicuric 6piscopale dans Ic ryaumc dc 1;raiicc (X-XIII' siklcs), in: Cliicsa c moiido Ecudiilc iici sccoli X - XII, Atti della clodiccsiina Sctumana intcrnazionalc di studio hlcndola 1992 (hlisccllanea dcl Ccritro di snidi inedi»c~:ali 14, 1995) C. 151-191; Tliomiis ß.\i:i<lt, I.ot11arLi~qcicii als Iiistoiisclici Rauni. RauiiiKidimg und Ilauinbc\\-ußtscin im 3littcl;ilter (Rllcinisches ArcIii<- 116, 1997) S. 297-302,310-312.

" I~iOi: i~\ i . \SS. <;rafscliaftcn (wie Anm. 78).

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IGiiiig und Bisciiiife iri 1:r;irikrcich und im Ilcursclicii Rcicli 935-1050 101

sondern stattdessen vor allem die geographische Ausdehnung und dancben die Ausstattung mit weltlichen Hcrrschaftsrechtcn als I(iitcricti bemüht"'. \?'eil die deutschen Bistümer „itn D~irchsclinitt etwa zwei- bis dreimal so groß" wie die französischen waren und iti IFrankreich „nur wcnigc Bischöfe meltliclic Hcrr- schaftsrechte an sich zu ziehen vermochten", hättcn die letzteren nicht das gleiche politische Gcxvicht gehabt wie die deutschen I<irclicnfürstcn. Brühl übersah dabei, daß 17rankreich im Ljfittclaltcr anscheinend w-escntlich dichter besiedelt war als Deutschland und daß eine Grafschaft (nur diese Holicits- rechte hat er itn Blick) im allgemeinen nicht in der unmittelbaren Verfügungs- gew-alt des beschcnktcn Bischofs vcrhlieb.

Ei~germaßen aufschlußreiches Zahlenmaterial über Iicichtum odcr i'irmut dcr Diözesen bcsitzcn wir erst aus dein späten htittclaltcr, nämlich in den Sen-itientasen und Sei~iticnzahlungen dcs 14. und des 15. Jahrhundcrts. Und wenn man darauf zurückgreift, zeigt sich, daß zwar &C Erzbischöfc von Köln, Tricr und L4airiz mehr zahlen sollten als die von Iicims, Bourgcs und Sens, dagegen das Soll der I<irchenprovinzen Reims, Bourges und Sens insgcsatnt viel höhcr lag als das der I<irchcnprovinzcn Icöln, Tricr und Main?! Die Tascn spicgcln dic wahren Vermögcnsverhältnissc vermutlich niclit gcnau wider, aber cine ungcfahrc Vorstellung von den Einkünftcti der Bischöfc könricti sic wohl vcnnittcln. Die Proportionen, &C sich lucr ergeben, wird man nicht ohne wcitcrcs ins hohe L(fittc1altcr zu1ückprojizicrcn dürfen. Doch die Zalilcn des 14. Jahrli~mderts zcigcn zumindest, daß der iicichhiin eiiicr Diözc- SC w-enigcr von ihrer territorialen ilusdehnung als von der Bevölkerungszalil abhing, und da in 12rankreich schon im hohen Xittclaltcr \vahrschcinlich mehr Licnschcn als un Dcut~chcn Reich gclcbt haben, sind die Proporuoncn dcr frühkapctingschcn Zeit von dcnen des 14. Jahrhunderts vermutlich nicht sehr verschiedcn gcw-esen. Das würdc bedeuten, daß die französisclicn Bistümcr damals itn Durchschnitt nicht weniger IeistunpkräQ waren als die deutschen,

" Biiili I]., Sozi;ilstniknir (\>ic n m . 53) S. 338-340; daran ankiiüpfciid Ri~i:iirIi, Tl>c '1111- pcrial Churcli Systctn' (wic Aiinl. 2) C. 368.

Herinaiirius l-l~)iririic;, ra iac pro coinrnunibus scn-itiis cs libris obligatioiiuni ab aiirio 1293 usquc ad annuin 1453 confccus (Smdi c Testi 144, 1949) S. 1-136; Hci-mann F l O i l i i l < ( ; ~

Die Scn-iticnrascn dcr Histkncr iin 14. Jalirliiindcrt, <21'I:\B 33 (1944) S. 101-13.5, liicr S. 103. 132 t

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102 I-lartmut Hoffmann

obwohl sie von ihren ICönigen mit Schenkungen nicht verwöhnt xvurden. Dabei muß man nur voraussetzen (und darf es auch), daß die französischen Bistümer, dic ja großenteils wesentlich älter waren als die deutschen, schon vor dem 10. Jahrhundert mit Grundbesitz und anderen Einkünften reichlich ausgestattet worden sind, so daß die Lasten des ICönigsdiensts für sie tragbar waren.

Wahrcnd somit das wirtschaftliche Fundament der Bistümer in Frankreich wahrscheinlich nicht schlechter als im Deutschen Reich gewesen ist, bestand gleichwohl ein Unterschied in der psychologischen Situation. Wenn sich die deutschen Bischöfe im ICönigsdienst redlich abgemüht hatten, durften sie erwarten, eines Tages dafür mit Grundbesitj! oder einträglichen Hoheitsrechten entschädigt zu werden. Die französischen Bischöfe mußten dagegen ihre Leistungen für den I<önig gleichsam umsonst, nämlich aus der vorhandenen, älteren Substanz, erbringen; sie konnten dann zwar mit Icleinen Gunstenveiscn rechnen, aber kaum hoffen, daß ihr Einsatz mit neuen Privilegien belohnt würde. Sie werden daher das sen~iti~~rlii regis als bloße Last empfunden und sich ihm weniger freudig unterzogen haben.

1. Das Regalienrecht

Zu den Vorteilen, die der IGnig aus seiner IGrchenhenschaft zog, gehört nach der opinio cornmunis das sog. Regal(ien)recht, das ,,droit de r6gale"". Von der Karolingerzeit bis ins späte Mittelalter soll er bei einer Sedisvakanz die Ein- künfte aus dem ßischofsgut genossen und die Benefizien vergeben haben, über die normalerweise der Bischof zu verfügen hatte. Da der Nachfolger oft erst nach vielen Monaten eingesetzt wurde, hätte sich der Herrscher bei dieser Gelegenheit erheblich bereichern können, ja, er hätte ein Interesse daran gehabt, den Bischofsstuhl möglichst lange unbesetzt zu lassen.

stitutions monarchiqucs dc la Francc sous lcs pretnicrs Capitiens (987-1180) 2 (1883) C . 56-63; Pi:iYii:~, Etudes (%ic Anm. 37) S. 201; Lai-, H u p e s Capct (wie Anm. 5) C . 222; Augushn Fi,i<:iri?, Lc re-gn~ne de Plülippc I<', roi de France (1060- 1108) (1912) S. 337 f,; 1:crdinand Lo'./Robert F;<\Yri?i:ll, Histoirc des instituaons fran~aises au moycn igc 2 (1928) S. 166.

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ICönig und Bischöfe in 17rankrcich und im Deutschen Rcicli 936-1060 103

Was laßt sich den Quellen zu dieser Frage entnehmen? Eindeutige %eu,pis- SC iür das Regalienrecht gibt es im 9. und dann wieder im 12. Jahrhundert", jedoch aus dem zehnten und dem elften scheinen entsprechende Nachrichten zu fehlen. Hinlünar von Reims hatte sich gegen den köiiiglichen Zugriff auf das I(irchcnvcrmögcn gewandt. Sein Kachfolgcr Fulco zog anschcineiid am gleichen Strang und ließ sich von den I'äpsten Stephan V. und 120rmosus die Unantastbarkeit des Biscliofsguts verbriefen. Der letztere verkündete mit der Autorität des heiligen Peuus, ~rt 1ze9iio rcgz1777, n ~ r l l ~ s anlzstifilnt, izc7;to qr~ilil~et cl,ri.rtia-

i111s deccdciztc Renfon~nr' cpiscopo LI,SI/~IZ episcopats/f~7 fiel res $.si~i.r ecc/csie suis compc~zdiir

appiicet izeq;~e s1~6 sao dontinio fei~caP" In den schwierigen Zeiten, die jetzt kamen, ist es höchst fraglich, ob die I<önige angesichts solchen Widerstands das Regaiienrecht durchsetzen konnten.

Aus dem 10. und dem 11. Jahrhundert ist bislang ein einziger Fall namhaft gemacht worden, der einschlagis sein soll. Nachdem Tetdo, der Bischof des Doppelbistums Cambrai-Arras, 979 gestorben war, beschlagnahmte I<öiiig Lothar das Bistumsgut in Arras, und man fürchtete, daß er auch nach Cambrai vordringen würde". Cambrai gehörte damals zum Deutschen I<cich, sein Bischof wurde vom deutschen I<önig eingesetzt. Solange Lothar nicht über das Investituerecht verkigte (und das tat er nicht), konnte er nach den Prinzipien des Regalienrechts auch nicht das Bistumsgut (sei es in hrras, sei es in Cam- brat) anlaßlich der Sedisvakanz an sich ziehen. Der französische I<önig hatte Streit mit I<aiser Otto 11. angefangen und wollte anscheinend Eroberungen in

"' kmdc I,i<si\ii, 1,cs orignes du droit de rbgale, in: Nourellc rc-ue historiquc du droit fran~ais ct ftranger 43 (1921) S. 5-52; »i:ils., Histoirc dc 1% propriitf cccl&siashque cn France t. 2, 2 @f&moircs et ttavaus publies par des professcurs des 1aculti.s catholiqucs dc Iillc fasc. 30, 1926) S. 102-114; hlaurice Piroi:, Recucii dcs actcs dc Pluüppc IC' roi de France (1059-1108) (1908) S. 353 Nr. 114.

86 Flodoard von Re&, ffistoria Rcmcnsis Ecclesiae W , 1, ed. bhrtina Si'irtVi'M;\NX @fGH SS 36, 1998) S. 369 (Stcphans V. Privileg): i,/poi/ eii,i (d. h. des Erzbischofs) dece.csimi iii///o~nodo aiiqnis bin~c episcopa/i<m riel epi~copiii res occipare iiiicite avderef; chd. IV, 2, S. 373 (Privileg des Formosus).

" Gesta cpiscopomm Carncracensium 1, 101, cd. Ludmig Conrad Biri.1 i\r,.\i\N @fGH CS 7, 1816) S. 443: Lotbani,fi> reseni rer/l/re/~ate~tni "pii~opii occ,qarc ai,dieran/, ideoqiie i/irin,/o>la.~.~e rrtlifa inci~rsio,~~ irrbein Cmeraceniim pcniast~nrm eiiefim>idaba~tr Vgl. I<arl Uiii,iilL, Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Otto 11. und Otto 111. 1: Otto 11. 973-983 (1902) C . 242-244; LIiSNli, Histoirc (wie Anm. 85) t. 2,2, S. 113; Reg. Imp. 2 ,2 C. 331 S r . 798b.

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Lotharingien machen. Teil seines Platis war offenbar, das Bistum Cainbrai- hirras für das westliclie re212~1nt Fraizcor~~in zu gelviiinen oder ihm zumindest einen Teil sciticr Besitzutigen zu entreißen, und nur aus dieser Absicht, nicht aber aus einem wie selbsn-erständlicli gcübteii liegalienrecht erklärt sich vermutlich die Besclilagnalime des Bistumsguts in ilrras. Wenn somit das einzige Beispiel für das „droit dc rtgale", das bislang angeführt worden ist, entfallt, darf man bezweifeln, daß dieses in dem1 königliclicn Bistümern 1:ranli- rcichs während des 10. und des 11. Tahrhundcrts überhaupt praktiziert morden 1st.

2. Die Gastung

Die Iiönigc des hohen ~~iittclalters saßen nicht in einer Hauptstadt, von der aus sic ihre Wcisungen an ihre Untertanen ergehen ließen; sie regierten viel- mehr un Hemnzichen. Ottonen und Salier machten dabei zunehmend von der Möglichkeit Gebrauch, sich auf ihren Reisen bei den Bischöfen cuizuquartie- ren und sich von ihneii verpflegen zu lassen - eine coizs~~etr~do, die einen ersten Hölicputikt unter Heiiiricli SI. erreichte". i\ußerdcm konnte der Herrsclicr sich von dem Bischof, wenn er iti inehr oder weniger großer Entfernung an dessen Sitz vorbeizog, ein ~.en~itizln~ schicken lassen und damit die Lasten der VerpflcLgung (tcilwveisc) auf ihn a~~\välzems~.

Da die S<önigsgastuiig in ähnlicher 1Form bereits in frätikischer Zeit prakti- ziert worden war, lieg es nahe, daß sie nicht nur in dem östlichen Xachfolgc- staat, sondcrti auch in dem westlichen weitcrellhiickelt wurde. Doch aus den Quellen 1ißt sich dicsc Vermutung nur mit 1~1ühe bestätigen. Die i'berlicfcrutig

" NNach l~i.ic<:i;iissiicis, Dic Hofiapcllc 2 (wic :\iiin. 5.5) C. 140-142, hättc bcreits Ot- to 111. in sciiier sclbstancligcn Re@cnitigsphase „die liiscliofsstädtc in vcrstärktcin .\iaP,c auigc- sucht"; siclie dagcgen Harttnut Hoi:i~\i:\ss, H% 706 (1968) S. 126; fcrncr Tliotiias L.. ZO'i'z, Der I l rcis~au und das alcinannisclie Hcrzogtutn. %ur T'erfassuiigs und Besitzgcscliiclitc im 10. und beginnenden 11. jalirliuiidcrt (Yul' S<iiidcl-band 1.5, 1974) S. 5-60.

"uno Hi~i:SiS<:iiii, Scn-itium rcgis in dcr dcutsclicn I<aiscrzcit. Llntcrsucliungcii ühcr dic \virtscl~aftliclicn Vcrliältnissc dcs dcutsclicii I<önignirns 900-1250, ALI; S (1923) S. 26- 159; \Volfgaiig Liii'iz, Q~icilcnshidicn zum Scn.itiuin rcgis (9Cl0-1230) Zmcitcr'lfil, A f l l 24 (1958) C. 203-291; Carlrichard Biii-lli., Gastung, iii: 1 .e~. \Ih 4 (1989) Sp. 1137 f.; l>iriiS., Sclvitiuin rcgis, in: 1.c~. 3111 7 (1995) Sp. 1796 f.

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l<iinig und ßiscliiifc iii 1:rankrcich und im Dcutschcii Kcicli 936-1060 105

ist in Fraukreich so schlecht, daß sich ein einigermaßen kontin~ucrliches Itinerar cines Hcrrschcrs nicht zciclinen läßt, wcshalb auch die möglichen hufenthaltc in dcn Bischofsstädtcn kaum in dcn Blick kommcn. In der nveiten Hälfte des 10. und der ersten Hälftc des 11. Jaluhundcrts gibt es ganze Jahre, in dencn dcr framösisc1ic I<önig von der BildOachc rerschn-indet und wir nicht wissen, mo er steckt. Von außerge~völinlichcri I<ricgszügen abgcsclicn, scheinen Ludwig IV. und Lothar sich hauptsächlich in Rcims und Laon und in den wenige11 ihnen rcrblicbcncri Pfalzen wie Compiegne aufgehalten zu habcn. In Reims und I ~ o n brauchten sie ihre Herberge nicht beim Bischof zu nehmen, sondern konnten in den I<lostcrpfalzen bei Saint-Remi und bci Saint- Jean et Notre-Ilamc wohneil"'. FES ist möglich, daß sic zu ihrer Verpflepng von den Bischöfcn Servitien forderten, doch da CS keine Quellcnzeugnisse darüber gibt, wollctl wir es dahingcstcllt sein lassen.

Uber die Reisen der crstcn Icapetinger sind wir nicht sehr viel besser in- forrnicrt. Neben Reims und Laon rücken jctzt Paris und Orl&ans als Aufent- haltsort~ in den Vordergrund"'. ;luch dort kehrtcn die I<önige vermutlich nicht bei den Bischöfcn ein, sondern saßcn in ihren eigenen Pfalzen')?. Aus den Diplotnen (die großenteils ohne Datum und hussteiiungsort überliefert sind) sowie aus den übrigen Quellen gcht ferner hen-or, daß Robcrt der Fromme und Heinrich I. einmal oder mehrere Male Sensq3, Bo~zges", 'I'oursq" Scnlis9" und Soissons"' aufgesucht haben'? Auf der anderen Seite sind 'I'herouanric

' J I ~ i , : ~ I , o l n 1 ( T : n n ~ . 6) C. 231-234; i>iiis., Palatiuin und Ci,-itas. Snidicn ziir Pro€aiitopogi.apliic sliätantihcr Ciritatcs vom 3. bis ztiin 13.Jalirliundcrt, Brl. 2: Cqallicn (1975) C. 56 f., 69-72, 80-82.

" 1Aiii:iii. 1;odrum 1 (wie :inin. 6) S. 231-236 ~ ~

" Bili:iii., I'slatiuiii 2 (wie Anm. 90) S. 22 f , 49-52. " Siimhr\x, Cataloguc (wie ;\riiii. 68) S. 63 f Nr. 49; I'i:iSi'icil, lmdcs (wic .,Inin. 37)

C. 1 2 3 3 , I,SXXIV; Soiii isicic, Catalogue (~vic ic.\nm. 60) C . 2 Xr. 2, S. 36 f. Nr. 43 f. "1 Nic\Vi;\inX, Catalogue (xxric ;\nin. 68) S. 24 S r . 20; Piii$ii<ii, krudes (wie :\nm. 37)

s. I,xxxTrI. Niiwi;\i.\x, Catalogric (wie :\nrn. 68) S. SO f. Nr. 64; Pr:il;ii:,Ii, 1:tudcs (wie :\ntn. 37)

S. I.XV, I.';X; Soiciiii'ii, Catnlosuc (wie Anin. 60) S. 108 €. Nr. 106. '~Wii\Vi;\i.\\., Catalorguc (wie ;\nrn. 6s) S. 36 f. NI. 29; Soicii~iiic, Catalogric (~vic :\tim. 60) .. .

S . 6 f S r . R , S . S 4 f S r . 8 0 . Soi:.ii\-I>!\, Cataloxpc (wie :\niii. 60) S. 109-112 Si. IOS, 110. Vicllciclir hat I-lcinricli I.

erst seit dem Zcirpunkt dicscr Lrkuiiden (1057) in Soissons miecicr ;\lacht ausübcn h(ii>ncii

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106 Harrmiit I Ioffmann

und Le Mans, Chartrcs, ~Meaux, Troyes, Beauvais und Chilons-cn-ChampacFe, Noyon und ilmiens im I-Ierrscheritinerar nicht zu Emden, obwohl sie formal cbcnfalls als königliche Bistümer gelten"). Gexviß müssen wir mit erheblichen Iiicken in unserer Cberliefexung rechnen, weshalb es gut möglich ist, daß der I<onig in die eine oder die andere Stadt gekommcn ist, in der W-ir ihn nicht nachweisen können, doch insgesamt reicht diese ~Jbcrlcgung nicht aus, um den Cntcrschicd in den bcidcn Städtegruppen zu erklären. 13ci gcnauercm Hinse- hen ergibt sich nämlich folgender Befund: Im Itinerar tauchcn vor allem diejenigen Bischofssitze auf, die zum Machtbereich des I<önigs gehörten (also Pans, Orleans, licims usw.) und wo wir ihn deshalb ohnehin erwarten u,ürden. Ilie übrigen Städte lagen dagegen in Gebieten, in denen andcrc Gewalten das

Sagen hatten oder wenigstens gröRcren Einfluß besaßen. Bei den exzciltri- schen Bistümern Xl6rouannc und 1,c Mans ist das schon übcrdcutlich gewor- deni1'". In Chartres, 'fioycs, Mcaus und Chilons gaben die Grafen, die später nach der Champape genannt wurden, den Ton an"". Nojon tendierte nach IF'landcrnl"?, und in ;lmiens verfügte die einheimische Grafenfamilic dc facto über das Bistum. Es wäre daher kein Wunder, wenn dcr I<önig die zweite Städtcpppc gemieden habcn sollte. So mangelhaft die Quellcn auch sind, sie scheinen trotzdem nahezulegen, daß die ersten l<apctingcr die Gastung, wenn überhaupt, dann nur an ctwa zehn Bischofssitzen eingefordert haben.

Den einzigcn i\nhaltspunkt für das „droit de gTtc" bieten ein paar Crl<uii- den, in denen der 1<6nig eine gcistlichc C;emeinschaft rom<$i.r/7177~, vom /i/a~trio-

(I<.\iSl~il, »ischofslicrrscliaft [wie Aiim. 171 S. 593 f.). Ilas würde bcdeutcn, daß Soissons i i i

dcn köiiiglichcn I3istiimcni gchiirtc, in dctien dcr I<«nig iii dcr zwciieii Iiälftc dcs zclinien und iii dcr ersten I-iälftc dcs 1 1 Jahrhunderts nichts ZLI sagcn Iiattc.

"Vn dcn burpndischcii Risiumcrn lagen ciic Dingc komplizicrtcr, weil Robcrt dcr 1:romine cincrscits das Ilerzogrum nach 1002 crobern mußre und andcrcrscits dort alsbald cinc Sckundogc~criinir ci~irichtctc, so daß Btirgund wicdcr dcr uiimittclbarai Vcrfü~iiigsgcmalt des I<6nigs cntzogcn war. Dic (rclatix- wcnigcn) Iicirschcraufciithalrc in dein Jicrzogrum lassen sicli aus diesen I:mständcii crkl;iicri, docli würdc das hicr i ~ i \i-cit fülireii.

'I' Sichc obcn S. 89 ff. 'I"' Sichc oben S. 88-90, 93. 'I" Siebe obcn C. 00 f. "" Siclic untcn S. 120.

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Kijiiig und Aiscliöfc ii i I'rankicich und im Dcuischcn Reicli 936-1060 107

na / i c~d~ i i oder von eher älinlicheii Bürde befreit"". So verfügte Hugo Capet 987 ui einem Diplom für das Iaoster Saint-Vincent in Laon: iloiz t ~~a i i . i i o / zu r i ~~ . r nu.rier

tleqrie uliqmdzr iilos/rue dz izo i~ i . r z i bd i / ~~s ihre ~ n a i ~ s i o i w i I& ucc$el?: p l a e s ~ n a l " " . 990

gewährte er dem Kapitel der Icathedrale Saiiite-Chis in Orl6ans das folgende I'rivileg: i17fu c l a ~ ~ . r / ~ u p r u c @ o ~ % ~ t ~ t locon~t i t (d. h. iii den Häusern der l>omkanoni- ker) iuilh~.i clt e x e r i i a ~ a/(/pote.slu.s o l i q / ~ u q ~ z . i c o p o ~ ~ / t ~ / , u ~ I ~ u L I I ~ ~ , 1:untiiz/m .ie/L re l iq~/on( i>t

p~ -oce iw7 n/a~i l . r io i~at icz i t~t < q e r e p ~ . u e s ~ ( ~ ~ / a / ~ " ~ ~ . Aus der spätereti Zeit gibt es ein paar Crkundeii vor alleiii Heinrichs I., in derieri solche 1-astcn envähnt werdet1 bnv. die Refrciuig davon ausgesprochen wird, so für <:orbie"'", für Saint-Iiemi iii Sens"" und für das Katlicdralkapitel von i2miensi". Gcgcnüber Saint-Maus- des-Fosshs verzichtete dieser Herrscher auf die coiin.i/~cf~fdii~e.r, die seine Diener u id Icöchc bis dal& beansprucht hatten, iiämlich Sclilach~ieh für die königfi- che Tafel auf den Besitzungeii der Abtei ohiie Uezahluiig zu req~urieren"'~.

'I" 13iii;i ii., I'odniin 1 (\~:ic \tim. 6) S. 790, ~intcrsclicidct z\\:isclicii Iliploincii, die rori dcn <;ashiiigsalispnicilctl der k»iiigliclie~i Acamtcri bcfrcicn, und solcheii, in dcncii der König scinc eigciic Pcrson ciiibczicht. Es schciiit mir fixglich zu sein, ob der F:oi-tnulicni~igsu~~tcrscl~ied z\vischcn dcn bcidcn i;rk~iiidcnnrtcii von sacliliclrcr Dcdcutuiig genrcseii ist.

'"' Rcc~icil des t~listoricns dcs <;atiles ei dc la I'iiincc, Iig. I.topold Di~i.isi.i:, 13d. 10 (1874) S. 549 S r . 21 rd. Rcnl I'ol'l~.\ill>iS. (:arhliairc dc Saint-Vuicciit de I.aoii (~\\rcli. \'aticati., Xlisc. Arm. X. 145). ;\nnlysc er i>i5ccs ineditcs, iii: Mtnioircs dc la sociltt dc l'liistoirc de I'aris ct dc I'llc-dc-l;raiicc 29 (1902) S. 183 f Sr . I bis.

"" Ilcc~icil dcs I-list<iriciis 10 (wie ;\nrn. 104) S. 5.59 1-r . 9. !"%I~\V\I\S, I r dr~mxiiic ro!-al (\\<C i\iiiii. 16) S. 221 Kr. 2: odr~ncofiti ... eq~~iior Oe lho.pifib,~.r

iiorttir (CS spnclit :\bt Richard von Corl>ic) nc~$iebnf ef iri i~iI/i.< iio.r/i.r citii<lo /«X n.i/c~i~ido ,>,t~,~c/wiii>,,f. qf(o</ i>o,,~fi&f ioaoiio ni i i i/i .i~ri,ifii,~n r~<ic/~~rrre,ve>ii ii,.r.r,, i0.11m.

1'' h,laxiinilicii Qi.!s'iis, (:arr~ilairc gknfral de l'Yoiitic 2 (1860) S. 12 S r . 19: Odo iiii/>ui i i iorir~,i/eii ,Snu~/i I<(iiiiiqii .I;?/ioairtlr i w f i peliif ilciiiriitinni i/orniiii q i s i i i , i i r i i i . i,f r!~///isiioiic~# /;icere/ .. Smrfo I<r~viqio, T,/ i i i i ioh ?I cl~itiiiip~. iri >dfa ... ef iii iiillii ... ieq,,c @.ie ntq>,r os~>rit,t.i cii~.f i.en t,?i,ulo>i.i ,:!P/ cniir.i ni!/ , r /~ i i i , /~, i i tiioii hrhi/mri/ ir>- ... />s/ ii>ini.ri/ usxii.; S0i;i isiii:, <:ataloguc (wie \iiiii. 60) S. 125 f S r . 123.

" ' ~ [ ~ o s c ~ R ROI ' I J <:ariiilairc d u cliapitrc dc la cathidralc d'\iiiiciis 1 (i\limoii-es dc In so- ci l t t des aiitiqiiaircs de I>icardic. Documeiits iiitdits coiiccrnaiit la proriiicc t. 14, 1905) S. ' f. SI. 3: Prci@i~j>i,.r L,ISO rI~i>,.cfri~~~i c ~ , ~ o i ~ i ~ ~ r t ~ i i > ob oniiti >ii/difir,ljoi I*i,,rolirfi~,iii c/ illo,;.,,t> rcq~/i i i i , l i i iiiillil ~~.v'~~./ioiiirq~~,,,li~p~iii/it.< I@~,,/c,,c/~, b~)ipifiiiiiii~qiiiiiii~~fi~~ q,,oli/,ef ,:io/t,,/~ ,,,ol~s/~,u'. .. I.IOIIII<J. ~~ , ,o ,~ i r o r / n~~ i,>iiii~~iiir iii/ ... /ib oi i i i i i rci/ii>iioiir /tim e~~~/iiiiu.~fico qi~n~i i , l i i i :~ is i Sc 1 i 1 I X iii, <:iitalogue (wie ;\~iiri. 60) C. 111 f. sr-. Tin.

''"' Rccueil dc fac-sin>ilcs i I'lisngc dc I'l::,cr>le des <:liai-tcs fase 2 (1881) iio. 37: ... roi i i i ,r/~/i i- t ~ e ~ /,ob,,.r, df ,:,,n~, q,i(~.~ ,~,j,,i.sfri ... pcr I';,?) r u p i ~ h ~ ~ ... ,pt~<i~. i n,ei m,:ri ,:,I~,?~II/ ut,l:@e~r ~roh,eri~it

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Nutznießer der gcnantiteii Crkunden u-arcn I<löstcr und I<athcdralkapitcl. Die I-Iischöfc selbst, also dicjcnigcn, die die I.astcn der Gastwig in erster l.,iriic zu tragen gehabt hätten, schciucn, soxvcit wir schcn, nictnals in den <;eiiuß solcher Befreiungen gckomincn zu sein. ;\us dicscm Schmcigcii der Qucllcn Iiönntc man zwei cntgegengcscrztc Schlußfolgcrntigen ableiten: Tinhvcdcr wurdcn die ßischiifc überhaupt nicht zur Gastuiig herangezogen (daxin brauclitcn sie auch niciit davon bcfrciit zu werden), odcr sie crfülltcil ihre dicsbczügliclicn Pflichten ganz normal und wurdcn nicht davon befreit, xveil die Lcistung für den IIcrrschcr zu xvichtig war. Die zxveitc klijglichkcit ist W-ahrschciiiliclicr' "'. llic I<öiiigc hatten sich im 9. jahrhundcrt bei den 13ischö- fcn cinyuarticrt, und sie werden es auch wieder im z\völften tuii'll. In der Zwischcnzcit unterlagen, wie man den mctiigcn ßcfrciungsurkuiidcn iiidircl<t cntnchmcn kann, die I<atlicdrall<apitcl iin allgcineincn der <;astutigspflicht, und da xvärc es schon tncrlix\~ürdig ge\vescii, \\:cnn die Rischöfc sich ihr hätten entziehen I-.. ~onncii.

W-as sie im ciniclncti lcistcn inußtcii, mie oft ~u id wie lange sie den I<iinig bchcrbcrgcn und verpflegen rnußtcn, ist gänzlich uiibckanrit. Brühl hat trotz- dem angenommen, daß der I<öiiigsgasttmg „in ];rankreich iin 11. Jahrh~uidcrt eine u-cscntlich gcringcre rechtliclic wie \virtscliaftlichc Hedcuturig" zugckom- ineri sei „als in Dciitschland""', und dicsc These hat, obmolil die Qucllcrilagc äußerst unbefricdigcnd ist, einiges für sich. 1)enn aus dem Itinerar hzw. den ~iachgcwicscncn ;\ufcnthaltcn scheint hcivorzugchcn, daß die Kapetinger sich iiortnalci7vcisc am Jndc des 10. und in der ersten i-lälftc des 11. jaiirhuidcrts Lntci-l,riiiguig und Verpflegung allenfalls in etwa der IIälfte der königlichen Bistümer erhoffen konntcii"'. Dcmgegcnübcr haben die Ottonen und Salier zwar auch nicht sämtliclic Bischofsstädtc in ihrem Iicich aufgesucht, aber wenn sie ein Ristuin etwa im Norden odcr un Ostcn vcrnachlassigtcn, so

i;j cu~ijpj~, .si i~~,)enenn/, OCC+~U,I/ e/ e,;mi (sic!); S( )!;I !h <:,I;, C;~valogt~c (wie ;\nr11. 60) S. 103-1 05 S r . 102.

""Vgl. 13111'1 II. , 1~ocin1111 1 (wie ;\nm. 6) S. 289 ;\nnx. 283. " I 11itii I ) . , 1:odnirn 1 (wic \ nm. 6) S. 18 ff., 272 ff. ' I ? 13!ti:1 tl., l:ocl~xzm 1 (wic ,.\II~I. 6) S. 27.3. ' I ' Siclic ohcii S. 105 f.

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geschah das niclit, weil ihr politischer Aktiotlsradius wie der der Icapctinger eingeschränkt war, sondern xvcd sie cincn Besuch nicht für nötig hielten.

Im 9. lahrhuiidert war es üblich gewesen, daß die Bischöfe ihre Vasallen fiir der1 König in den IGieg schickteii; immer wicdcr hören wir, daß sich die liirchlichen I<ontingcnte besonders in den I<ämpfcn gegen die Normannen hci7iortatcri'14. Im 10. Tahrhundcrt setzte sich dicsc Traditioti zuriächst fort. Noch 924 traten die Bischöfc iinsegis von Trojcs und Goszelin von Laiigres zusatnmcn mit zwei Grafen den iti Burgund eitifallciidcn 1;eindeti entgegen; Ansegis wurde ui der Schlacht, zu dcr es kam, retwundct"". iihnlich vcrtei- difc Erzbischof Hcrixxxs von Rcuns 919 das Land gcgcti &C Cngarn1'< Aber schon hier k h g t ein omiuöscr Ton an. I<arl der Einfaltige hatte damals die pro6.ere.r h n ~ o n i i ~ i gegen dcn Ieltid aufgerufen, doch Herk-eus war der einzige von den pnrnu/es repi und d. h. auch: der einzigc I(irc1ienfürst gexvescn, der dem Ruf gefolgt war1 ". Als Kar1 dann 922 in die Schlacht von Soisso~is zog, xvar er zwar, wie Riclicr erzählt"" von Rischöfcn bcgleitct; jedoch hat dcr Episkopat kaum noch geschlossen hinter dem König gestanden, sonst hätte dieser x:ermutlich keine Niederlage erlitteri.

Scinc Erbcn, die letztc~i I<arolinger, hattcn cs nicht besser; auch ihnen ,er- sagten die Rischöfc zum größten Teil ihre Liitcrstützung. 111s I>~~dx\-ig IV. 936 in Burgund seiner Herrschaft Aricrkennung vcischaffen xvolltc, staiidcii ihm die dortigen Bischöfe zutiächst mindestens tcilwcisc abwartend odcr sogar fcindscliz gegenüber; das geht daraus hcnwi, daß sie ihm Geiseln stcllcri inußten"? Hugo dcr Große, scin Gcpc r , belagerte 940 Reims, und zwar

121;SNI:,, J.listoirc (nie 'Iiiiil. 85) 2, 2, S. 437 ff. ' ' 5 Plodoard, ;\nnaIcs a. 925, cd. I...\i;iii? (mit hnm. 14) S. 26-28. "Vlodoard, I-Iistoria Rcmciisis L:cclcsiac IV, 14, cd. Sl'It:Vi'ii.\SX (wie A~lniii. 86) S. 408. I': Ebd. 117, 14, S. 407. "%iclchcr, Hisroriac J, 45, cd. Fli)i;i:h[.\s\ (wie Anm. 14) C. 78. "VI:l«doard, :\nnales a. 936, cd. L,.\i:i;ii (wie Aiim. 14) S. 64.

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zusammen mit Bischöfen „sowohl der Fraiz~ia als auch Hygunds"'?"; hier sicht man, wer dic stärkeren Bataiüone mustern konnte. 944, als Ludwig n/ni ql/ibils- danz @icopts Ijran~iue uc Bntpna'zae in dic Normandic marschicrtc"', war die Situation vermutlich nur schcinbar verändert, denn zu diesem Zeitpunkt war cr mit Hugo dcm Großcn vcrbundct, und ihm ~vxd cr auch dcn Aufmarsch dcr I<irchenfürstcn verdankt habcun2. 111s stätldiger Parteigänger dcs I<ötugs tritt nur Erzbischof Artold von Reims hcn-or, doch war das nicht so hilfreich, wic man auf den crstcn Blick meinen könnte, weil im Erzbistum Reims während der Kcgierungszcit J2ud~%-igs IV. fast ununterbrochen cin RÜrgcrlineg i-i~ischen Artold und scincm Rivalen, dcm heribertinischcn Gegencrzbischof Hugo, im Gang war. Reidc Prätendenten hatten ihrc .Anhänger unter dcn I<irchenra- salletl, und diesc blockierten sich gegenseitig, nützten also dem I<önig nur

23.

Sehr viel mehr Erfolg scheint auch L,udwigs Sohn 1,othar nicht gehabt zu haben. 958 belagcrte er Couc1:-lc-Chateau, eitle Burg der Reimser IGrche, die Graf Tctbald (lc Triclieur) besetzt hatte, c/~n/ doinno Avtoido et nonizn1ii.1- aliir ej>icopi.i, und Bischof Rorico von J,aon zog im sclben Jahr c111i1 nziiitibids aeccIe.iiae I:e~i~ensir gcgcn die Festung La Fere, die ebenfalls von 'ietbalds Maniien erobert wordcn w-ari2n. Das alics spielte sich in dem engen Gebict von Reims und Laon ab; betroffen waretl hier vomchmlich dic Bischiife der beidcn Diözesen.

' I o i:lodoard, n n a l c s a. 940, cd. I.\i:itn (wie :\nm. 14) S. 56; I..ii:iri<, 1.e r?gnc (wie Anm. 73) C. 53.

12' Flodoard, ~Innalcs a. 944, cd. L\i:iiit (wie .Inin. 14) S. 95. "' Vgl. L.\liicil, Lc regne (\i-ic Anm. 73) S. 118-120, wo allerdings der Zusaminciilinil~

nicht iiclitig deutlich wird. I z 3 In cincr I'rliunde sag Bischof 'fiansiriar von Noyon, daß cr sen,i/io ,<<iop~c.rri (Pliiral) (im

J~ini/Jdi 941) einer Aufforderung dcs Grafen von Flandern, zu iliin zu boinrncn, nicht liabc folgen Ikijniicn: ~\rnold I:;\>irx, 1.ibcr traditioiiuin sancti Pctri Blandiniensis, Cartulairc dc la villc dc Gand 2c seric t. 1 (1906) S. 54 f NI. 62. Die llrkundc gilt als I:älscliung, 5011 jcdocli echtc Iicstaiidtciic cntli;lltcn: hlaiii »iitnxi:,ss, !\bbqes et chapitrcs cntrc Sa~nbrc et )ilcusc (\'TI<'- XI< siecles) (ßcilicftc der 12rancia 14, 1985) S. 231. Was uiitei dicscn l;instandcn von jcncii> iert,i/i)i,ii iy<iii~ii zu iialtcii ist, Iilcibc driliingcstcllt. In der Situatioli dcs Sotnmcrs 941, als Hiigo dcr GioBc und Hcribcrt ron Vcrmmdois I,.udw-ig den Lbcrsccischcn in dic Dcfcnsirc gerlräiigt Iiattcn, ist es wenig ~vahnchcinlicii, da8 7ransi1xar dcm IGjnig inilitärisclic Hilfc

Iiat: I;lodoard, :\nndcs a. 941, cd. I.;\i:iclt (wic .,\nm. 14) C. 82. 1" Plodoaid, ;\niialcs a. 95S, cd. I.;\L:Iiil (wic :\iiin. 14) C. 145.

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IC6nig und Hischtjfc in Frankrcicli und im Dcutsclicn Reich 936-1060 111

Als Lothar 965 in Flandern eingreifen wollte, begleitete ihn Bischof Rorico, sein Halbbruder, und vermittelte zwischen dem I<önig und den flandrischen Großen"? Aus den nächsten zwölf Jahren (966-977) ist, abgesehen von wenigen Diplomen, die nicht viel hergeben, über Lothars ilktiritätcn kaum ehVaS bekannt; aber auch in dem letzten Drittel seiner Rcgierungszcit (978- 986), UI dem die Quellen wieder C h v 2 S reichlicher ilicßen, hören wir selten von IQiegsdiensten der Bischöfe. Das wird nicht zuletzt daran liegen, daß Erzbi- schof ildalbero von Reims und vermutlich auch der gleichgesiniltc Bischof ildalbero (rlzelin) von Laon 1,otliars Politik, die auf Erobe~ungcn in Lotharin- gien ausgerichtet war, mißbiLLigt haben. Als der I<önig 984/985 Vcrdun belagerte, befahl er dem Erzbischof, das iltrium dcs vor der Stadtmauer gelegenen IGosters St. Pa~d niederzureißeil. Der F<rzbischof lehnte das ab, weil er nicht liirchliche Gebäude zerstören wollte und eine militärische Nohvendig- keit ~ c h t gegeben sah, wie er sich ent~chuldigte'~C Der Streit setzt voraus, daß der Erzbischof ein Icontingcnt Reimser IGchcnvasallen zur Eroberung von Verdun gcstcllt hatte und es anscheinend auch befehligte. Er hat sich offenbar nur midcrwfig und ohne Energie an dem I k e g betelhgt, und das durfte dann auch der ueferc Anlaß zu dem Prozcß gewesen scm, den Lothar in der 1201gc gegen ihn anstrengte.

Nach dem Tod seines Vaters führte Ludwig V. (986-987) dessen Politik anscheinend fort. Den 1:rzbischof von Reims u;ollte er absetzen oder gefan- oeniichmen, so daß dieser es für gerate11 hielt, seine Stadt zu verlassen und sich a

auf seine Burgen zurückzuziel~cn. Gleichzeitig vertrieb 1,udwig den Bischof

'?' Flodoard, Annales 2. 965, cd. L:\c:i<ii (u-iic ,Anm. 14) S. 156. ""Vici<;i,ic, Bricfsammlung Gcrl~cits (wie Anm. 56) ep. 53, S. 83; arn ;\nfang ist ansclici-

ncnd E,i.r/u/a ... ccrfi~ni i i o l i ~ nicrorein (statt nieinorent) ppe>li,lif 711 lese% V$. Picrre RICI lic/Jcan Picrrc Chi.i.i:, Gcrbcrt d'\uriiIac, Coi:rcspondancc 1-2 (1,cs Classiqucs dc l'histoirc dc 1:rancc au m o F n Bgc 333-36, 1993) S.130. DIU dcr .lbsendcr iiiclit der Eribiscliof, sondern Biscliof '!dalbere von Vcrdun gewcscn ist, ist wcnigcr mahrsclicinlicli. Sichc I.(Ti, 1.c~ dcrniers Carolingiciis (wie h n . 22) C. 155. \Y;iric;i.ii S. 91 nimmt an, daß aucli in CI>. 60 dcr Aufcnrlialt dcs iirzbiscliofs in Vcrdun ei%ilint wird, doch ist das hcincsmcgs cindcuug. Vd. Frank G . Hiiisc:ii\r.\~z, Vcrdun irn Iiolicn hiittclaltcr. IGnc lotliringisclic ICathcdralstadt und ihr Cinland in Spiegel der gcistlicllcn Institutionen Clricrer Iiisrorischc 1:orscliungcn 27, 1996) 1, C. 59, 235.

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Azelin von Laoli aus seiner scdes'?'. Beidc hlaßnahrneii waren ziemlich unlilug, denn da dic Bischöfe miridcsteils einen Teil dcr kclilichcn /i/iife.r auf ihrer Seitc hatten"'(, verringerte er damit nur seiiic eigene militärisclic Schlagkraft.

Xan hat gesagt, daß die letztcti I<arolinger kaum cine andere Streitmacht gehabt hättcn als die FI-ruppen, die ihncii die ICiclicn von Reims und Iaon stellten'?? .Das dürfte der Wahrheit ziemlich nahe kommcn, wcnilgleicli mir

vesehcn habcn, daß selbst diesc I<ontitlgcntc nicht zu jeder Zcit und zu jedem i>

Zweck ihncn roll und sanz zur Verfügung gcstandcii haben. Die gcringcn Er- folge oder gar Mierfolgc, dic 1,udwig IV. und 1,othar beschicdcn waren, crkl'aren sich im wesentlichen wohl daraus, daß dic fratizösischcn I<Gnige - anders als ihre ottonischen Venvandtcri - sich niclit auf cin starkes Hecr von bischöflichen Vasallen stützeil konntcn.

Da die crstcil I<apeuiiger nominell übcr mehr Bishltncr icrfügtcn als ihre karolingischen Vorgänger, solltc man mcitietl, daß sie den Episkopat in \vc- scnuicli stärkerem LIaß zum IGiegsdienst herangezogen haben. Abcr merk- würdigcnveise gibt CS auch jetzt bloß wenige Nacliricliten darüber, und z. T. sind sie eher negativ. Nur am Rand sei da-auf bingcwiescn, daß dic königlicl~cn Abteien ebenfalls zur Gestellung rot1 IGegcrri veipflichtet w-a r~ l i~~" utid daß andererseits auch Fürsten wie der Graf von Xnjou oder der Hcrzog der Normandic von ihren Bischöfen I<ontingcnte forderten'?'. 111 beiden Fällen

'" \YJiiic;i,l:., Bricfsaiixrilung Gerl,crts (\v:lc Anin. 6(>j cp. 98, C. 127 f. ""las gellt aus Gcrlierts Rricfcn dcutlich i ici~oi; vgl. vor allein Wici<; i . i r , Bricfsainmlung

Gcrbcrts (mit :Antn. 66) CI'. 93, C. 122: prae0oi111,ii iie/e,rere /iiaiiioii c/,ii i>ci/~ap~ae,rei~/ie /,,I,, ,iiili/i~iiii ili,,>~rori/<,le; cp. 94, S. 121: ~l/o.ro,iii~~ii, 1140<t,ria~~ mi,//i/~idiiie iiiili/ii,,ii co,ii~iiioii/e.

;\xi.\~x/I>~~xi.~s, ~ , ' f ~ ~ l i s c (wie Anm. 3?) S. 247. !"' TIgl. z. B. cin Dil>Ioiii Kobcrts des 1:rominen für Corbic (1016): llccucil dcs liistoricns

10 (wie <Anin. 104) S. 598 f. S r . XST'I; SI:U<\I\s, Cataloguc (wie .hin. 68) S. 58 f. Nr. 45; ferner NIIU\[.\X, Lc doinaine r o p l (wie Anin. 16) S. 36 f., 226-228 Nr. 2 (= S0I:l izici:, Cataloguc [wie n m . 601 S. 58 f S r . 62).

'"I Cliacles FI«nicr H.\.;i<iSS, Norman Inshruh<~ns (1918: '1960) S. 13-1'); Cirarlcs CilSll.\l,

Carhilaü-c iioir de la cathi.drale d'd\ngcrs (1908) S. 93-98 Nr. X,\r; Grii.l.oi, Le comre (wie :\nm. 17) 1, S. 386 f. Erzbischof H%» von 70~irs schricb dein ßiscliof Iiribcrr voii .\ngcrs, dcr gcgeii dic Kirclic von l'ours uorgcgaiigcn war, er höniic sich niclit damit cntschuldigen. daß er dies rq i .~ ii,iii, bz\v. ii,~si~ liti diiii @es doniii~?) FI'ioiii.i gctari iiabc: 1:uibcrt ron Cliartrcs. C . I , d . I I ( i n i n . 4.3) S. 122. cbcr das ßistuni Angcrs rcrfugtc an sicli der Graf von Anjou; des „I<önigs Befchl" wird liicr molil bloß dcslialb crt~:äliiit, weil I:ulco Ncrra

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I<öiiig und Bischöfe in 1:rankrcicli und im Deutschen Rcicli 936-1060 113

geht die Ge\vobnhcit auf dic karolingische Zeit zurück. Die Fürsten hatten das ursprimglicli königliche Recht usurpiert, so wic sic auch in „ihrcti" Bistümern den Icönigen das Iiccht dcr Bischofserhebung entwunden hatten. In den Abteien wurde einfach wcitcrpraktiziert, was schon itn 8. und 9. Jahrhundert üblicli gewesen war (sei cs, daß dcr l<önig nach mic vor dcr Nutznießer war, sei CS, daß die Iclöstcr inzwischen unter die Hcrrscliaft der 1:ürstcn gcratcn waren und sie ihnen un I<ricg zu l~clfcn hatten)"?. 13 liegt freilich in der Nahr unscrcr ~bcrlicfcrung, daß wir von den rnilitärischcn I>cistungcn der Abte im 11. fahrhundert vor allcm dort hören, wo sie ihnen ganz oder tcilwcisc erlassen wcrdcn. Wie dem aber sei: wenn die karolingische Tradition des I<riegsdicnsts cincrscits in dcn Klöstern, andererseits in den nichtköiiigliclien Bistünicrn fortlebte, darf man vicllcicl~t envartcil, daß auch die Bischöfe des Königs ihr rerpflichtet blieben (~vennglcich es fraglich ist, in wclchctn Ctnfang).

'Tatsächlich sind iii den Qucllcn einige Spuren davon zu finden, manche tnclir, manche weniger deutlich'"'. \Wenn Bischöfe in dcr L'mgcbung dcs Königs erschcincii, wälircrid er eine Burg oder cinc Stadt bclagcrt, liegt die Verlnuhing nahe, daß sie mit cincr bewaffnetet1 kfannschaft zu ihm gestoßen sind. Robert dcr I'rommc stclltc 1005, als er vor Avallon lag, ein Diplotn für Saint-BbrGgle aus; %cu<gen des Akts waren die Bischöfc \Valtcr von lluhm ~ m d

datnals mit Robcrt dctn I:rornn~eii ziisarnincnging. Vd. Bcrnard S. B\c:i i i l . \c : i I, Pulk Serra, tiic Nco-Rotnan Coiisul, 955-1040 ;\ I'olitical Biograph:: of tlic :lnscvin Count (199.5) S 117.

M' I<arl Voi<;i, Dic karolin@sclie I<lostc~oliuk und dcr Siedcrgarig des mestfiänhischeii I<önigtuins. Lnicnäbtc und Klostcriiihabcr (I<irchcrircclitlicbc bhandlungcn 90/91, 1917) S. 2162.50.

13' Sach l3ili:i !J., Fodruin I (wie Anin. 6) S. 271,bczciclinct .ieiiii/ii~~ii in französischci1 I:r- kundai ineistciis dcn I<ricgsdiciist. Siehe dagcgcn Rccucii des Historicns 10 (\i-ic Aiiir~. 104) S. 607 Sir. 31: Ln,idrVr~,n ,>,iJl/e ... c / K i ... co,~fiit,i/ibi~~ .X hiri~iyii,e iiii//i,m o,iiiino ii,r m,i i,//ailii

coiiri,e/itdiiieiii i ic/ .ceniii~,~>i jil o ~ ~ ~ i i i h i ö / e h .Y. !l~ia.~i~~~iiiiiii >je/ iioiliiiii~i de iitre habi/i.<i(~e ... praec+i/iiiti .. iii iii ,Micioco tiiiia ii1h.i ... ueqiie co,iies iieqiie liiiiir<.r ... seu,i/iioiii aJqiiod ~ s i q a t [dazu Ni :\l:\i.\S, 1-C doinainc royal (w-ic :\ri~ii. 16) S.121 f. Nr. 96, S. 160-167 Sr . 130. Das von 13i.üliI (iiiitcr Beil,- fung auf ].<Si', I-log~ies Cal,ct [wie :\iiril. 51 S. 233 f ) ziticrtc Bcispicl eincr Crlcundc tlugo Capcts (sichc unten C. 11.5 :\nin. 111) ist nicht eindeutig. \'d. fcrncr 1:ulbcrt von Cliartrcs, cp. 94 (an Robcrt den Proinmcn), ed. Hiciiiii:si>S (wie Anin. 13) S. 172: J,/ ... ieqrtcii/iiiiaiieiii / I ~ ~ , I I I

~8i.iii~Ii11iipor~.i1ii erepora/i,i (liicr ist gc~viß kein I<ricgsdiciist gcinciiit). Cnl\lai ist der Catalogtis abbanirn s. hinandi I::liioncnsis iibcrior, cd. Gcorg W:\i.i'z jlIGH SC 1.3, 1881) S. 387: Gen~,~h,!.i, q,,ipro ~,en)i/io q!od dtbe/h/ rep co,ai/ipb,~, ~ I I O I I , 20 ni//#.r a/ioq~te /II/I//O ma/e di~./ra.~ii.

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Fulco von Soissons"'. Zwei ähnliche 1;ällc liefern die Crliunden Hcintichs I. 1057 beieugcil die 13ischöfe 'Ieddo von Soissons, 13alduin von Noyon und l3maiid von Laon cinc Schenkung ohesiu ~ i d l r r Si/eJsioiz/cifsg uii 1 l cnrh rcye"5,

und etwa ein Jahr später sind ISrzbischof Mauiard von Sens sowie die Riscliöfc Imbcrt von I'aris und Fulco von Arnicns bei der Bclagcrung von T h k e r t anwc~cr id~ .~~. Man lianii sich leicht ausinalcil, daß die gcnailntcn gcistlichcn I-Ierren iii irge~idcincr Weise an den I<ricgerisclicii Cntcrnchmungcn des Königs beteiligt warcri, obwohl die Qucllcn das nicht explizit bcstätigcn. %ur Vorsicht sollte freilich mahnen, daß Imbcrt und 1;~ilco ailschcinend in diesem Zusammenhaiig als Gesaiidtc zu Wilhclm dein I<robercr reisten, um 1;ricdcn ausi~handeln~.~'; es muß also nicht uiibcdiiigt cine liricgcrisclic Mission gewesen scin, die sie zum I<önig geführt hat. Ein Zweifel scliwcbr auch über einer L:rl<unde 1-Icinrichs 1. für das I<lostcr Saint-Thiern~ bei llcims (die ci- rrcntlicli nicht hierher gchort, wcii sie cincn Abt und licincil Bischof bctrifft): i>

illoli~in /umeil neccrsi/i~riii~i ... debe/m~. ... coizdcsi:c~ri/en, qi~os in .rrnii/io /zo.s/uo iilr11duj3 C/

iiz,~dc/i/u/e tio.dra coi//iqi/ ue/ien~eiz/iz4.i Jui7oru.i.ie. iYoff(m .izq?fzde~n e.s/ ..., ~ ~ I U I I / ~ I lubore~i~ i i ? ~ e / i ~ ~ e ~ i ~ ~ ~ i . s iiz cupfioiie ~u , i / e qxod ,%o!irf~t? floca/i/E A d qidu/t7 .sf~~i?i~e e/ f~ /~ / i / erper~~~ei i - duni tily:?rldm .io/anteiz i/obi.il>iue/mi/ /oc/~r .F. lMur/iio/oit?ei> Ali~erfo ei71.i /oU /i/irc ien+Ooi?i abbu/e di/i&eiiIe? e/ coiti/un/ei ii~siiiei~/e"? Was der ilbt für den I<önig getan, ob er

I'' Sl:\\\i \\, Cataloguc (~vie ~\iim. 68) S. 29-31 Nr. 24; <;corgcs CI i~:~i;ii:~:/\lnuiicc Cii.\i'>.ii:., Cliartes er dociimcnrs de Ssiiii-BCriipile dc Dijoii, pr ic i i~b ct dCpciidanccs dcs origiocs i 1300,2 (990-1 121) (1943) S. 28-30 XI. 233

"' Rcciicil dcs liisioriciis des <;a~iies ct cie la I;raiice, cd. Idopold l>iii.~si.i:, lid. 11 (1876) S. 594; Soi:.i llici:, Catalog~ic (\L%! ;\firn. 60) C. 109-111 S r . 108.

';"Reciieil dcs l Iistoriciis 11 (wie ;\*in. 135) S. 598 f.; Soi:.l isi:.ii, Catalopc (wie \ n ~ n 60) S. 11.5 f. NL 114; IlciiC P< ) L I ' \iii>i\, Rccucil des cliarics dc i'abbayc dc Saiiit-<;el-inairi-dcs-l>is dcs origiics aii d&ut du SIII' sitcle I (1909) S. 99-101 Kr. l.SI1 (Iiicr aocli ciii iiicht idciitifi- zicrtcr .liie... pindgciiaiiiit).

'','jcaii LI \irii.i.ol, ;\iiiialcs Ordiiiis Sancti Bciicdicti 1 (1707) S. 728 (es rns. codicc Ccllac s. <;al>riclis): d,,ii,o I;„iii<ioe epii~.opi, L/-/;eIiiiit~ (sic!) IJmirieii~i~ e/ l:il,kii,o /iiiibi~iti.ii.iii. iizirxi iii /:?,ulioiie <id If~'il/rl,j,ii,ii /i.iil- comiioii ... prop/t,rpir,.c,,i,fiiri~iii/ii~ii i,,/i.i. ipiil,i, c/ 1 Icii>ii-,!,ii l ;r(iiicoiiiiii q c i i i . Vd. IRciiC ,\li:iii.i:i', Ilu iicu o i cst niort I iciiri In, i a i dc l;i-ancc, Ic 4 aoiit 1060,l.c Aioycii :\gc 16 = 7' SCT. t. 7 (1903) S. 703-2119; I>arid C. D( )i ' ( ; i . \.s, \X)illiain tlic Conq~icror. ' ihc Soiiiiaii iiripaci upoii I~iiglaiici (1964) S. 74.

"VRccucil des Iiistorieiis 11 (wie ;\ntii. 13.3 S. 546 f.; S( 1i:l l\i:i:., Catalopc (yic \ i i m . 6O) S. 87 f. Nr. 84.

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Kiinig und 13iscliöfc in 1;rankrcicli und im D~utsclicii Rcich 936-1060 115

'Truppen gestellt, Verpflegung beschafft oder W-orin sonst das ?mz?iz~//-> so<ai?~eiz

bestanden hat, bleibt leidcr offcn. Bischof Balduin von Noyon erwähnt u1 einer Erkunde von 1049 gleichsam

ncbenbei, daß er dem Icönig regelmäßig Soldaten zufühcn inuß"". Als Hugo Capet Strcit mit Odo I. von Chartrcs hattc, „mahtitc" er den Bischof Arnulf von Orlkans in adii,fo&~~ii; nosimnt. Arnulf, ein alter Parteigänger Hugos schon aus dcr Zcit vor dcsscci I<ötiigslierrschaft'4", hattc darauflsn cin (odcr das) ~.e17iifi1/1i1 gelei~tctl~'~, und \vcnri das nicht geradezu militärischc Hilfe geviescn war, muß Verpflegung, Behcrbung odcr sonst eine materielle Cntershltzung gemeint sein. Noch wcnigcr deutlich ist, auf wclchc Wcisc Bischof Imbcrt von Paris sich um seinen Herrscher verdient gemacht hat; er bcliam für scinc Gehe ein Diplom, ~vcil, wic Heinrich I. es bcgrlitidcte, upzd no.rpro J . I ~ ~ J - m&fi.r

predicf~is episcopif,r erai i>iq/zi/sis'"'.

Von allgemculcrer Bedeutung schcuit eine Bemerkung zu sein, clic iitiscim von Sai~it-liemi in seiner Historia dcdicationis ccclcsiac s. Rcmigii cinflicfien läßt. Papst 1,co IX. hatte 1049 zu eincin I<onzil nach Rcims eingeladen, abcr von den französischen Bischöfcn erschienen nur wciiigc. Die meisten blicben weg, weil der Icönig, wic uns ~\tisc!m erzählt, von seincu Ratgebern bcdiangt worden war, mit Hccrcstnacht gegen dic „IicbcUetl" zu ziehen, und zu dicsem Zweck die Bischöfe und Abte aufgeboten liattc, penes q1/0.r /7iaxit1;upan..fic11/fa-

Olivicr C ; i : \ l ~ i - j i i ; \ ~ ~ i ~ , No!-onnais ct Vcriumdois aus I\" c t ,\;I< sifcles, BI!Cli 139 (1 981) S. 183-1 87: peidoiin ~e~,vi/i,,,>, ir~ iii/o .ii,n (scil. ciiics iiii/e.i Ra/iioi/,!,i) i/t/>i/i~iiii i~olii,; p>-ol>/er i/i,ni ,>ii/i/c.r iii iriinqiroqi,e o,ziiiio ail ho.rfe,a m<i.c. Zum I<<iriigsdiciist dcs Biscliofs x:ori Noyoii siclic a~icli obcn S. 110 hnm. 123.

'j" Ihchcr, I-lisrixiac 111, 84 f ' cd. l iO i ; i ' \ i . \XX (iiie'iiiin. 13) S. 216. "' llauricc Pit(>i:/.\lcsandre Vii>ii~il, llccucil dcs cllnrtcs dc I'ahbayc dc Saint-Bcrioit-sur-

1,oirc 1, 1 (llocumcnts pub1ii.s par la Socii.r& Iiistoiiquc ct arclii.ologiquc du Ci6tiii;lis \;, 1900) S. I SI Yr. 1';'; (1:rliunde Ilugc Capcts X-on 99.3): nrfii ~oi>feiifiniie 0hiii.r ~.oii,i/ii oi/iicii/ii i>ie iniel- i?feroi ;ie~~~.i.ia~o..i C/ fideler iioiiror qimi appu~iuli~ iiai/>a Aaf~,f~,oni,i,ai,.~. e/in,?, i ~ ~ n l l f ~ ~ ~ l l l e,hi~~coPll~ii il,,,z/iaiiei~ic~ii iii ai/i~,for,il,, iiorli71iii ?,r,,,oii!iii/ii,.r ... 4i,eiii "fliude>r pro ii,o .ier?iiio iioleiii; NlC\VIi.\X, Cataloguc (wie :Iiiiii. 68) S. 6 f. S r . 6.

"2 Ilobcrt i j i : I , . \ ? i~ i i~ i~i~i , Carrulairc gi.iii.ral dc Paris ou icc~ieil dc dociimciits rclatifs i I'histoirc et i la topograpliic dc Paris 1: 528-1180 (1887) S. 120 Nr. 93; S<>lCllllil~, Cataloguc (wie ;\nrn. 60) S. 24 f. S r . .X).

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116 Hartinut Ifoffinann

tzdtw rqizi (SIIL] e.if''". Ilcr Satz läßt mehrere J~lusdeutungen zu. Vicllcicht sollte damit iucht mehr gesagt sein, als daß dic IGrche der größte Grundbcsitzcr im Lande sci. Schon König Chilpcrich I. hatte darübcr gcklagt, daß cr vcraimt, die IGrchc dagegen reich gc~vordcn ~ c i ' ? ~ , uiid dieses Iicd wurde auch sonst im Mittelalter gesungen, so womöglich von unserem Autor. Oder es waren bloß die bcsondcrs reichcn Bischöfc und &tc gcmcint, die cben aufgmnd ihres lieichtums besonders lcistungskräftig xvareri. I<s ist jedoch fraglich, ob das Nichterschcincii der übenviegendcn Mehrheit dcr Bischöfc iri Reims ausrci- chend begründet gewesen wäre, wenn das der Sinn des Satzcs scin solltc. In der Folge spricht ilnsclm wicdcrholt von dcn e,bircopi lbz\v. poi~tii;ce.i ohne irgendwclchc J:<il~scl~rärikung. Er dctlkt offcnbar allgemein an dic Bischöfe oder gcnaucr gesagt: an die Bischöfe aus den sog. königlichen Bistümern (denn \vcnri er sich in der damaligen Welt cinigcrmaßen ausgckannt hat, muß ihm bewußt gclvcscn sein, daß z. B. dic südfratlzösischcn odcr die ilorrnailtuschcri Bischöfe nicht vom I<önig abhingen). In dicscr I~inschränkurig würde das besagen, daß die Gruppe der „köiuglichen" Bischöfc ülxr den größtcri (odcr cinen sehr großcn) Tcil der Reichtümer, dcr matcricllen Mittel dcs „I<önig- reichst' verfigtc (das r$qzz~/n, von dcm hier die licdc ist, soll vermutlich bloß dcr Machtbereich des Königs scin). Offen bleibt hci allcdem, ob dte Bischöfe und ~ i b t e proportional zu ihrem licichtum dcm I<önigTtuppcn stellcn mußtcn (oder sollten), ob also die kirchlichen /i~ilife.r auch die ?f?u.xi/i/apar.r des königli- chcn Heers ausmachten. Aus dcm Satz, der uns bcschäftigt, laßt sich lcidcr keine gcnauc Aussage herausprcsscri; wir können ihm nur entnehmen, daß die Bischiifc cinen crhcbliclicii Beitrag zum Heer des I<öiligs leisteten und dicscr sic offenbar in Pflicht nchmcn konnte.

Soweit habcri wir nur hcrauszufindcn versucht, was die Quelle sagen will. F,s steilt sich jetzt die wcitcrc Frage, ob der Autor mit scincr Behauptung recht gehabt hat. Wcnn wir genau sein w-ollcn, müsscn wir allcrdiilgs noch untcr-

"'Jacqucs H~>~:l:l.iiOl, !\i~selmc dc Saint-Rein!, I-iistnil-c de la dfdicacc dc Saint-Rem?, in: I,a Cliaiiipagnc b&iii.dictiiic. Contribution i I'aiini.c Saint-Iictioit (180-1980) ('Traraus de I'Acadfrnic Nationaie dc Reiins 701. 160, 1981) S. 179-300, hcs. 216, 218 (C. XIV f.).

Grcgor r o n 'Tours, Flistoriac Francoruin \Tl, 16, ed. Bruiio I<i:iS~:ll/Will~clinus I.i:\lsos (MGH SS rcr. Xfe ro r 1. 1,219.51) C. ,370.

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König und Biscliiifc in 1:rankrcicli und irn Dcutsclicn Rcicli 936-1060 117

scheiden zwischeil seiner eigenen hicinung und den \vorteri, die er anderen Personen in den Mund legt. Er selbst wollte nicht nur die enttäuschende Beteiligung am ICoiizil (und an der damit verbundene11 IGch\vcihc von Saint- Remi) crlilärcri, sondetn auch seinen Abt Flerimar rechtfertigen, der durch des ICönigs Befehl in Scl~~vierigkcitcn geraten war. Hcrimar war iiämlich wie die anderen I(irc11cnfÜtsten dcin Ruf Hcinriclis I. gefolgt, errciclitc es jedoch nach kurzer Zeit, daß er vo-iedcr eiltlasscn wurde und dann in Reims die nötigen Vorbereitungen tscffcn sowie Lco IX. cntgcgetieilcn konnte. Mit Gottes Hilfe - so stellt es ilnselm vielleicht unnötig dramatisierend dar - wurdcii alle ;\Zißliclikeiteri übcnvundeti, I<onzil und I(irchwcihc fanden trotz der ,-In- feindungen der Neider statt.

Aus diesem Zusanmcrihanig ist der Satz über den IOiegsdicnst der Biscliöfc und Abte zu verstehen. 1% ist 'Teil eines Ratsclilags, den die Ratgeber dem I<önig erteilen, u~id in deren Augen ging es darum zu begründcii, warum Heinrich I. sich urid seine Bischöfe dem I<«rizil entzog. Dahiiiter stand offenbar eine Macht- und Rechtsfrage: der ICönig vo-ollte seine l\irchcnhcrr- schaft nicht mit dem I'apst teilen, W-ollte ihn nicht als obersten Richter in der französischen IGche dulden und seine unreformierteil Bischöfe vor einer Verurteilung schützen'4i. Dies - so rieten ihm die Ratgeber - erreiche er, indem er die Bischöfe zum IGiegsdicnst heranziehe, so daß die I<onzilsagita- tion dann mangels Beteiiiggg im Leeren verpuffen werde. Die Nomcn.ilgkcit, die Bischöfe aufzubieteti, er<pb sich daraus, daß Heinrich I. gegen die „Rebel- len" vorgehen mußte (es scheint ein Feldzug gegen Gottfricd klartell von Anjou gewesen zu ~e in l -~? uiid daKir auf die liirchlichcn IGmtirigente angcwic- sen wu-, weil eben die ~7uxirrrupars.~t1~l1a1~/1i1 rcqizi UI den Händen der Bischöfe und jibtc war.

Wciin man Anselms Beiicht auf dicse Kleise liest, ist seine Bemcrkung über den IOiegsdicnst der Prälatetl vor allem ein propagandistisches Argument. Der

"5 HOI:iii.iiiii, ~lnselrne de Saint-Rem? (nie ~ l n m . 143) S. 216; 215 (C. XI\' 9): k i / a c ifaqiie peiwt~ii/a/ii iiirj ... rqi I " rn i im>~~i~ i ii<<<eri,n/ rqiii rili IILCLIII atiiii~/>i/a~j, ri iii eo Ib,iiiiiii poii/iP~i~. aii'~/or//u/e~?i iio~iiii~aripe~iiii//ere/.

"Vi.o~iis I i \ i . i > i i i r ~ , 1.c cointi. d'.\njou a ~ i XIC sifcle (1906) S. 73 f.; <;iiii.i.o'r, Lc cointc

(wie Anin. 17) 1, C . 69-73.

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Lxser sollte den Eindt~~ck gewinnen, da8 dcr Ilruck auf den Abt sehr groß, die Teilnahme der I<irchcnfürstcn an dem Fcldzug (sofern man ihn überhaupt billigte) äußerst wichtig und ilotwcndig gewesen sei. Bedenken wir diese Absicht des Autors, dann werden wir natiirlicli damit rcchnctl müssen, daß er ubcrtricbcn und den Bischöfcn im Heer dcs I<önigs unter Cinständcn mchr Bcdeuhing zugcschricben hat, als sie vcrdictiten. Unscrc Quclle X-crlicrt da- durch nicht allen Wert, denn die Ratgcbcr dürften sich in ihrcr Xrpmentation nicht auf völlig falsche ilnnahmcn gestützt haben, und auch Anselm wird nicht cinfach vor sich hin phantasiert haben, schließlich war es bis zu einem ge~vis- scn Grad nachprüfbar und wohl auch allgemciti bekannt, ob die Bischöfe mit dem König in den IGieg zogen und ob ihre I<ontingentc cincn bcträchtlichetl Tcil des Heers bildeten. In der Tat ist auf dem Reimser I<onzil niir chva ein Drittel der Bischöfe aus dem SIachtbcreich des Icönigs erschienen, die bcidcn arideren Drittel werden daher dem Befehl Heinrichs I. gehorcht (oder dics jedenfalls zum größten Tcil gctan) habeil.

1049 ist vielleicht ein Ausnahmejahr gexvescn. Viclc von dcn französischeil Bischöfcn wcrden das I<onzil Lcos IX. abgelehnt haben, weil sic cnhvedcr persönlich scinc Sanktionen zu furchten hattcn oder der Ausweitung des päpstlichen Jurisdiktiotlsprimats 'gmndsätzlich mit Vnbehagcn entgegenblicli- ten. Umso licbcr dürfte11 sie mit Heinrich I. in den I<ricg gczogcn scin, dcr ihnen cinc triftige I?.ntschuldiLgugulig für ihr 1:ernbleibeil lieferte. Die Frage ist nur, ob sie auch bei andcren Gclcgcnhciten unmer so willig dcri Hccrdienst gclcistet habcri. Theoretisch waren sie, wie U. a. dic ziticrtc Grkundc des Bi- scliofs von Noyon andeutet"“, wahrscheinlich uerptlichtet, dem König un I<iiegsfall ihre Vasallen zuzuführen oder sic ihm mindestens zu schickeii. ~ \be r wie sah es in der Prasis aus?

Als Hugo Capet die I<rone erlangt hatte, rebeilicrtc gegen ihn I<arl von Lothringcii, dcr als I<arolingcr einen bcsscrcn iinspruch auf den Thron zu haben glaubtc. Scin Ncffc, F':rzbischof ~\rnulf von licims, ergriff scine Partci, übergab ihm die Stadt Reims und ließ die \'asaUeil des Bistums für ihn kätnp- f ~ n ' - ' ~ . Außcrdcm konnte I<arl Laon crobcrn und Bischof Azeliu gefangcnsct-

1.1' Sichc obcri S. 115 :\rirn. 139. 1.1" Richci, l~lisrociac I\', 33-36, 39, cd. IHoi:i:\i !\X (wie Anm. 11) S. 253-257

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König und ßiscliöfc in I;renkrcicli und im Dc~itsclicti llcicl~ 936-1060 I19

zen, so daß auch dort die mihte.r der IGrche ihm teilxveise gchorcht haben xvcrdcn. Die ' h p p c n der beideii Bistümer, dic untcr den lctztcn I<aroliigcrn dcn I<crii dcr kirchlichen Strcitkräftc gestellt hatten, waren den I<apctingern daher mehrere Jahre lang ucrloreii, bis cs ihiieii gelang, dcri Prätendcntcn und seinen Xcffcn in ihre Fiändc zu bekommen. Abcr auch danach war Azcli~l (dcr inzwischen wieder seinen Bischofssitz eingcnommcn liatte) noch cinigc Zeit ein uiisicherer Icantonist, so daß Hugo Capct &in in Gcwahrsam nahin und die bischönichcn /itihtes auf scitlen cigencn Namcn ucrcidigcn licßI4? Nachdctn uorübergeheild Frieden eingckchrt war, cntbranntc um die Jahrtausendwende ein ncucr IconKikt, übcr dcsscn Crsachcn C;cnaueres nicht bekannt ist"". Azeliii starb anscheinend crst in dcn drcißigcr Jahren dcs 11. Jahrhunderts; Inan darf bemcifcln, daß cr dcn Icapetingern während seincr langen Amtszeit viel Freude bereitet hat, auch wenn er des öftcrcn am l<öriigshof crschieri.

Auf Widerstand sticß Robcrt der t'rotnme, als cr 1003 in Burguiid einrück- te. E.Y o;itizi B7/~pizdiu soll ihm allein Hugo von ;\uxcrrc zu Hilfe gekommcti sein, während die übrigcii Bischöfe zunächst entweder abscits standcn oder geradezu gegen Robcrt kämpft~nl.~'. Einer seiner hartnäckigsten Gegner war Bischof Bruno von l,angrcs, der übcr ciii Jahrzchnt dcm König Widerstand lcistctc'".

Biscliof Harduin von Noyon lebte eitle Zeitlang im Konflikt tnit dem I<ö- iiig. ltobcrt dcr Prommc bcsaß in N o ~ ~ o n cincn Turm uiid liatte dort einen 177ilcs cingcsctzt, der sich die exactiozoller episcopaler aiimaßtc, />/U& abhielt und

"' Riclicr, I-listoriac 1V, 98, ed. fHoi:i:?i:\xx (wie Aiiin. 14) S. 299. Aiinalcs iilrioncnscs a. 999, ed. Pliilip C;i<irixsos, Lcs .\niiales de Saint-Pierrc dc Gand

ct de Saint-Ainand (Cominission Rol-alc d'Histoirc, Rccucil dc tcstcs pour scn~ir i I'ttudc dc I'liisroirc dc Bclg~quc 1937) C . 153;JI.. 3915; Harald % ~ x i x i i i i t h i : \ ~ s , Papsrurkundcn 896-1046 I3d. 2 (Ostcrrcicliisclic ~\kadctiiic der \Visscnscliaftcn, ~~hiiosopliiscli-hist<>rischc Klassc, Denkschriftcti 177 = Vcröffeiitlicliongcri der Historischen I<ommissioii 4, 1983) C. 733 f. Nr. 394. Vgl. Robcrt T. Cooi.ii>c;i~, ~\dalbcro, Bishop of I.aon, Studics in >ledieral aiid Renaissance History 2 (1965) S. 62-65.

fit Rodulf (;labcr, Histoi-iac 11, 8, 16, ed. Jobi, I;i<,\s(:i<, Rodulfi Glaliri I-listoriaruin libii quinque (1989) SC. 80; zut Qucllciifrage sichc cbd. S. SCVIII-C. BisclioFWalter ioii :\unin liat nacli cinigcr Zcit i>ffcnbnr ins Iagcr des Kiiiiigs gcfundcii: obcti S. 114 Anin. 134.

"2 A,Iauricc Ci i.\l:\ii(. 1,"s oi-igiocs du duchi. dc Bourgogne 1 (1925) S. 47238% llartiiie Cii:\~:xi:,~~, Dcus i.vEqucs bourpi~mons dc I'an ~iiil: Brunoii dc J.angcs ct I-Iug~cs 1- cl'huscric, in: Caliiers dc ci~~ilisarion iiii.dii.valc 21 (1978) S. 383-391

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anderc Dicnste erzwang. Cm diese Bedrückung loszuwerden, zcrstörtc F-Iar- duiri bei güiistigcr Gclegctiheit den 7'urm, tnußtc dann abcr vor dem Zorn des Icönigs fliehcn und wurde mit dicscnl erst durch \'crrnittlung des Grafcii von Flandcrn versöhnt"3.

Außcrordenthcli bcdcnlilich war die Situatioii in den Anfangen Hcintichs I. 1033 sah er sich euictn allgcmcineii Aufstand gcgcnüber; auch der ~./en!s- und das wiü wohl hcißcn: die Bischöfe -hatte sich daran betehgti'" Wdhclm von Jumiegcs erzählt, daß Hcinrich mit nur zwölf Getreueil iii dic Normaildie geflohen sei“" das ist vielleicht einc ¿:bcmeibung, jedoch hinter dcr Aiickdotc steckt vermutlich clie Tatsache, daß der Icönig in der I'rancia mehr odcr wcniger alleingelasscn wordcn war uiid die hohe Gcistliclikcit kaum einen 1;ingcr für ihn gcrülirt hattc.

Die Stclluiig dcr Riscliöfc war ferncr dadurch bcciiiträclitigt, daß sie viel- fach cincn Grafcn neben sich als Stadtherrn d~ddcii mußtcn'". Solangc sich dicser dem Iiöiug gegenüber loyal vcrliiclt, konnten dic bischöfliclicn Vasalien wahrschcirilich uneingeschränkt an den Iiricgen des Hcrrschcrs tcilnchincri iibcr wie stand es, wenn der Bischof zwar zum Iiönig hiclt, dcr Graf dagegen sich ~viderspenstig zeigte? 111 Sens inachtc &C Grafcnfamilic der Rainalde und Frotmundc den Erzhischöfcn das Leben schwer. zumal da sie zcinveisc mit

';' Mistoriac Tornacciiscs C. 9, cd. Gcorg \F7.\i.1'z (AICrll SS 14, 188.3) S. 336-338. Dic <2ucllc stsiiimt erst aus dcln 12. Ialirliundcrt, docli witd angcnotntncii, dzi? dic licgcbcnl~eit in ilircii Gr~indzü::en Iiistoriscli ist. Vgl. Gi:i<ii:iii.!ssis~ 1:piscopus ct comcs (xviic ;\~iiii. 69) S. 45-48,

1 5 ' Andreas von i;lciu?-, Xliracula s. Bencdicu VII, 1, ed. Fhgenc I>!; Ci:i?i.\i\. 1 . c ~ niiraclcs dc Saiiit Bcnoit bcrits par ;\drcl-ald, Aimoin, ;\iidrb, Raoul 'l'ortairc et I-lu~gucs de Saintc-Llaie (1838) S. 250: (rnelircre Grafcii) iiiidai,,riqi/e ai~viha pro!,zhi~ii! ... 1.iide Odoiiciii Lliriiiciii r q i ~ ~qerli~aililiii peihci/iiit . . . uc.pnit iieiiiije 6.ieri1111 ~ , / i i ~ ~ ? i l J ~ ~ l / i / i1obiiii1111 pa!//atiii/ 1,iieiio i i m e pra:jitioi>is i/ß ii!/iiii,,i/ us\v.

"'\Viiiiclm von Jutni~gcs, C;csta Sortnannoruin D~icurn VI, 7, cd. Elisabctli Li. C. \-:\X

H<)i;'lY, 'llic Gcsta A~orrnaiinoruin llucrun of \Y(illinrn <ifjrunii.gcs, Ordcl-ic Vitabc, and Robcrt of ' lo r i~py 2 (199.5) S. -54 f. In cincr Crk~inde Ilcrzog Robcrts aoii der Ncxtnandic von April 1033 wird l<Onig IIeinrich ctxvälint, qi,i />,ii~. /ei~ipo~,<pr</i,<,,~ hbcba/,,r iii hm l m a (d. 11. in der Nortnandic): Liaric I::.\i:i<oi'\, Rccucil dcs actcs dcs d~ics dc Normanciie dc 911 a 1066 (L,iCtnoircs dc la sociitb des anuquaircs dc Kormandie t. 36, 4' Sbr. 5' vol., 1951) S. 26.5 f. Nr. 69.

'~"iclic dazu X-oi- alicm l<.\iSiii<, Bischofslicrrscliaft (wic iliitn. 17).

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König und Bischijfc in 1:rarikrcicli und un Dcutsciicri Rcicli 936-1060 121

dcm I<öriig im Streit lag'". Spätcr hcmächqte sich Graf Odo 11. von Chartres der Stadt und sperrte zwei jahre Heinrichs I. I<andidatcii für dcn Erzstuhl aus"? Auch auf andere Rischijfc kon~itc er Diuck ausüben. So besaß cr in Reims S c cori~ifat~~s-Rechtc, bis Erzbischof Ebalus sic ihm scl~iießlich fur eine hohe Summe abkaufte, und selbst danach scheint dcr Graf noch beachtliche Bcsitzuiigcii in dcr Limgcbuilg der Stadt behalten zu habcni"". 111s er 1037 in der Schlacht von Bai ficl, kütnincrtc sich Bischof Rogcr von Chilous-cn- Champa<qe um die J.eichcl"~ vermutlich hattc er zu dem Gefallci~cri in guten Bczichurigcn gcstaudetl. 111 Bourgcs vcnvehrten der Vizegraf und scine ilti- hiinger anscheinend fünf jahre lang dem Iirzbischof dcn Zutritt zur Stadt'61. Solche Vcrhälttiissc und Vorgänge dürften bcwirlit habcn, daß die IGrchcnva- sallen dem König nicht immer dcn Dictist gclcistct haben, dctl sic ihm thcorc- tisch schuldctcn.

Besonders aufschlußreich ist das Vcrhalten Fulberts vo11 Chartres, dessen 1,ebcnsgatig wir übcr scitic erhalteile I<orrcspondeilz ziemlich gut vcrfolgen

"' I<.\iSi:,il, Eischofsl~errscbaft (wic :\nin. 17) S. 51 1-516. "VRodulf Glabci; IIjstotac 111, 9, 37, eri. J : i ~ . ~ s i : i i (wie ;\i,tn. 151) S. 158; Clariils,

Cliroiiicoii s. Pctri Viri Scnonensis a. 1032, 1034, cd. B,\i~'iiicii/Gii.i.ics (wie .\iilii. 33) S. 116, 118.

""~i'annungcn zwisclicii dein Grafen und dclii Erzbiscliof dcutet 1:uIbert von Cliartres in scincr cl>. 58 an: Bici iititsi>s, I.cttcrs (~vic Anin. 43) C. 100, 102. Siel~c ferner I-lertnann ;\Iicisi<i?'i, 1,ibclli dc discordia inter motiaclios S. Rcinigii ct S. Sicasii Reinciiscs agitzta tctnpc~re Pasclialis I1 papac. Kin Rcimsci- Klosterstrcir zur Zcit l'asclials II., in: I~cstscliiift i\lbert 13rackin~nn, hg. 1-on I~,co S:~s'~'li~,\l.l.i~lt (1931) S. 271 (C. 3): ~o>>,i:a/>,,,> Re,~~erj.iej;t LI,,>, si,radic:apa,-ie iii~~ecoiiiiiati,.~ ab Odoioile fi/iin/ii ~ur;iifirp~ire Eiia/iii a>-chiepii~o,biri iila.~i/>io a~~cii:iprz:io e,iiii; Picrrc Dicsi)oiri,i;s, I r s arclicrtqucs dc Reims ct Ics droirs comtau aux ct XI< si&clcz, in: Econotnies er socii-tCs au rnoycn igc. Li&iangcs offcrrs i E<douard Pcrro!: (1973) S. 79-89; I<:\rsi<it, Bischofshcrrscliaft (wic Anin. 17) S. 554.

'"I Kodulf Glabcr, Historiac 11, 9. 33, cd. l;li:\S<:i< (wie :\nm. 151) S. 162: Ci~ii~.' laceri~~fi ~oOa,,er R<<en,,, (,>:a/o,~or,tn,pe.i,,/habt,~r .rt~wn ,tintf;, ~<e,~robi/t,a ai>bo:e,j, K~hord,t;# a cede .s>tsnpie~~.c i,.~ori red&/. Vgl. ;\,iichcl Bi:it, 1,a forination du comtC dc Clisinpa~gnc r. 950 - r. 1130 (Pul>lications dc I'Cnivcrsiti. dc Sancy 11, ;\I&moires dcs :\nnnlcs de 1'Est 54, 1977) S. 183 f.

1" Adcrnar voll Cliabaniics, Ciiroiiicoii 111, 39, C& Pascale Boi~iic;.\is/llicliard I..\S- i>icS/Gcorgcs P o s (CC Cont. llc<i. 129, 1999) C. 160 (dazu 291 f ) : .Tede/i$si (scil. I3i:ifnceii~e.i) q,iiiiqi,eii~iio .redicioi~e;n <<cii/ei. iioii!er,,,i>/ ei t i i i iil ciiri:a:e;~~ reiipor Dieses Zcupis iiiclit herücksiclitigt 3-011 B.\i:ii~cit/I,~\iroiii, Aiidri- dc l'icury (wie ,\iirn. 12) S. 20 f V$. I<j\isiiit, Eiscliofslicrr- scliaft (wie .\nrn. 17) S. 528; llcg. Itnp. 2, 5 S. 334 S r . 11 16 f.

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könncn. Er verdanlite sein Amt, wie er schrieb, der Güte des I<önigsl",odcr mit anderen Worten: Robert dcr Fromme hattc ihn mindestens formal mit dem Bistum investiert, mag auch der Graf von Chartrcs die Wahl bceisiflußt oder sogar gelenkt haben. Fulbert war ein vorsichtiger Mann, der unmer ein juristisches Argumeilt zur Hand hatte, wenn ci einen Rat p b oder envas durchsctzcsi wolltc. ,\Iasi kann sich ihn schlecht an der Spitze einer Vasallcri- ttuppe vosstellen. In eincm Brief, der in Fulbcrts Satnmluiig überlicfcrt ist, warf Erzbischof Hugo von Tours dem kriegefischen Bischof Hubcrt von Angers vor: le expre.i/~le d//ce1?7 tot ami'aton//>? f i c r ~ ~ ? ~ ' ~ ~ . Vicllcicht hat 1:ulbcrt das Schreiben formuliert (oder mitforinuliert) und darin bckundct, was er vom militärischen Gebaren eines I<irchenfüistesi hielt1"".

In seincr umfangreichen I<orrcspondciiz, in der er von allen möglichen weltlichen und kirchlichen Affaircti handelte, ist ~viedcrliolt von Reisen zum I<önig die Redc, auch ist er gelcgcntlich aus andcreri Quellcii am Hof nachzu- wcisen'"5. Aber riietnals lesen wir, daß er a11 einem 1:eldzug Roberts dcs Frommen teilgenommen hat, und das ist vielleicht kein Zufall. Auf der aiidc- rcn Seite diirftc er anerkannt haben, daß die Vasallen der Kirche von Chartres eigentlich dcm IGnig Zuzug leisten sollten; nur scheint CS da einige SchvAerig- keitcn gcgcben zu habcn, w-eil sie übcnvicgend oder z. T. dcm Grafen Odo 11. von Charu-es zuneigten'"". Als dieser zusatnmcn mit Graf Rcgiriard ron Scns gegen Iiobcrr den Frommen Krieg führte, schricb 1:ulbert seinen/ide/e~., es sei ihre I'flicht, dcn I<öiug zu unterstützeil, und legte cinc Xrt Gutriclitctl bei, das

I" Fulbcrt von Charrrcs, cp. 101, cd. B l ~ ! i i i l i N i > i (\i.ie ;Inm 43) C . 184; älinlicli cp. 100, S. 182.

1" I~ulbcrr ron Cliartrcs, cp. 71, cd. Bit1 Iiiiis!>.: (wie 2,1iiin. 13) S. 120. '" V$. Güiiter ß:\iio\, I:uli>crt von Clisrtrcs und scinc Lcit iin Spicgcl scirier Bricfc (pliil.

Diss. WUrzbq 1969 bcs. S. 6013,93-100, 17M88; Haranut Ho~:!~hi.\ss. <;ottesfriede und Teuga Dci (1IGIi Scliriftcn 20, 1964) S. 68 F. I-:ulbcrts ßricf an Hildcgar QIi(;Si; 1'1, 111, Sp. 255 ff. cp. 112) ist rcrm~itlicli ciiic l'älsch~ing des 12. Jalirhuiidcrts. Zu dcn ;\rgumcntcii. die 1:redcricli BI:.! iiii<si>s, 'l\io Spurious 1-ettcrs in dic I'ull>crt Collcction, Rcr. ßcn. 80 (1970) C. 253-275, liicrfür ztisaii~inciigctragen hat, haiiii man Iiiiizufügcn, daß die in den, ßiicf cnvähiitcn ioiin'arii bcsscr iiis 12. Jalirhundcrt als in dcii iicginn dcs 11. passcri.

1" ",~rii~t!cxi>.:, .I-hc Lcttcrs (wie 11iim. 41) S. 278. ' 6 6 Zu den Verhältnissen in Cliartrcs vg1. Rcitiliold I < . ~ i ~ i < i i , Lcs &\-iqucs ncustricns du Xe

sii.clc dans I'cscrcicc dc leur poin-oii tcinporcl d'apres i'liistoriographic iii&di&x-alc. in: (;t:!l.-

I . (YI . /~ : . \ \ ' I~ I ; \ L . , Pa!-? 'Ic I~.oirc (wie ;'.nm, 34) S. 11~-11.3, bcs. 129 f.

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Kijnig und Bischöfc in 1:rankrcicli und im ileutschcn Rcicli 936-1060 123

er iür den Erzbischof von Sens verfaßt hatte; zugleich venvahrte er sich gegen ein Gerücht, wonach er in dem Streit eine andere Position bezogen haben sollte'". Es ist schon m ~ r ~ v ü r d i g , daß dieser Brief überhaupt geschrieben werden mußte, denn normalcnveise sollten Vasallen ihre Pflicht auch ohne schriftlichen Zuspruch tun. Fulbert sagte zwar klar und unrni0uerständlich seine Meinung, doch zugleich vermied er es, geradezu einen Befehl zu erteilen. \Xlahrscheinlich war ihm nicht ganz wohl in seiner Stellung zwischen den Fronten. Bei einer anderen Gelegenheit schrieb er Robert dem Frommen, er könne die meisten Carizoten~-es noch zurückhalten, nc in t ~ ~ z ~ n i tzoci~nientz/ni e7u7n- pant, doch ließen sich einige von ihnen durch keinerlei Verbot mebr zügeln'". Der König konnte offcnbar froh sein, wenn die Vasallen „seinesN Bistums nicht gegen ihn antraten und sich wenigstens neutral verhielten.

Wenn der kapetingische Herrscher sich auf ein zuverlässiges Aufgebot aus 20 oder auch nur 15 Diözesen hatte stützen können, wäre es kaum nötig oewesen, den Gottesfrieden in das Gebiet nördlich der Loire zu importieren, h

oder zumindest hätte dieser dann eine andere Form angenommen und andere Resultate gezeitigt1". Schon die Zeitgenossen erkannten, daß dic ncucn Fnedensbemühungen nicht der '\lacht, sondern der Schwäche des I<önigtums zu verdanken waren'"'. Man wollte die Pax in der Francia mit einer bostir regir

'" Fiilhert von Cliartrcs, cp. 27, cd. Biri iiiirsl>s (wie :\iim. 43) S. 50. I L R 17ulbert von Chartrcs, cp. 59, cd. Biiiii?iixi>s (wic Aiiin. 13) C . 102. IG9 HHoi;i:\r\\-X, Gottcsfriedc (wie Anm. 164) S. 52 ff.. 56 ff., bcs. 67. I<arl-Fcrdinaiid

Wiii?siri?, Ohscn-atioiis sur lc r6lc des bx:equcs dans Ic mouvcment de la pa~x au I;< et SI? sieclc, in: ;llediacvalia Christiaiia S I" - SIIIc sii.clcs. I-lorninagc i Raymondc l'orcvillc, cd. Coloman Eucnnc Vioi.:\ (1989) S. 155-195, hctont dic karolingisclic 'Sradiuon, aus dcr dcr Gottcsfricdc Iicn-orgcgangcii ist. Trorzdcm ist daran festzuhalten, daß dic Bischöfc clurcll Gottesfricdcn uiid Treugs Dei iii ein ncucs Ved~ältnis zu den wcltlichcn Gcmalten gckommcn sind und ihre \ufffxssuiig vom I<ricg und Fricdcn sich vcrändcrt hat. Sichc jetzt aucli Domuii- quc B~\ii'~iiici.ii~iu, L'an mil et 1% p a k dc Dicu. Za i'rancc chrbticnne et fbodalc 980-1060 (1999) bcs. S. 435 ff.

'7" Gesta cpiscoponim Cameraccnsium 111,27, cd. I ~ d w g Conrad ßicii i?i.\s\- @lGH SS 7, 1546) S. 171. I<ritische Suinmcn zur ;lIachtlosigkeit dcs Königs ~ i b t es aucli sonst in Frankreich; vgl. die Ant~alcs Vindocincnscs a. 956, ed. Louis H.\i.i>iiiis, Recucil d'Annaics angcvines ct vend6moiscs (Collecuon dc tcstcs pour servir i l'btude et i l'enseipemcnt dc l'l~istoitc 37, 1903) C. 57 f : ... fJ<qui~is, qiti er $.repo.,/ca~/.c/i,.r e.r/psei,dorci sinii111c1111t Ro t i i e r i o j ho .rt~o, qm~n vidi,,,~,s $ri i,teriixri~ze ~~?,IO,I~~III; a c~/itf.r { z ~ ~ a ~ t i a Ittqiiej%~.eTt.< 13ei,1ricii.i n'ftd/~~&.fiL~~.r ;/~IIS, d~erzera< fcriicr Fulbcrt von Cliartres, ep. 100, ed. BI:iiiiiiX1>S (wie ,.inm. 13) S. 182: iie.r/ran,i ~/ i i ier icordiani

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c t tpi.rcol,or~/m durchsetzen, aber von irgcnd\vclchen Erfolgen hören wir nichts, und es ist auch un~vahrschcinlich, daß diese kirchlich-königliche Strcittnacht \vcscntiich mehr errcicht hat als das Hccr, das der I<önig nortnalcnvcisc aufbieten konnte.

Insgesamt habcn wir aus der Zeit der crsten Iiapctingcr auffaiicnd \vcrugc Nachrichten, die positiv die Tcihahme der liirchlichcn ii~iLfes ati clcn IFcldzügcn der I<önigc bczeugcn, utid dem steht negativ gegenüber, daß dic Bischöfc sich ziemlich oft venveigcrten, Viliderstand leisteten oder wenigstens in S C ~ \ X ~ X ~ , S - keiten gerieten, wcnn sie den Herrscher unterstüactl moiiterl. Die T7crhälttusse im Dcutschcn I<eich waren davon wesentlich verschieden"', denn die Ottonen und die ersten Salier konntcn sich im aiigcmeincn darauf rcrlassen, daß die Iiontingcnte der I(irchenfürstcn zu ihren Heeren stießen. Gelvfi müssen wir dabei mit allcrlci klci~icrcn L~nrcgclmäßigkcitcn rcchnen (sclbst Xvcrin dic Queiictl nichts da\-on missen), denn das reibungslose I'unktioniercn eines großcn, militärischcti Apparats kann man sich im hohen 3fittelalter schlecht vorstciicn. Auch dürften die Bischöfe mehr oder weniger laut über die l2astctl gcklagt habcn, die ihncn aufgebürdet wurden. Jcdoch regelrechte Widersetz- lichkeit oder gar offene RebcUion schcinctl sehr selten gewcscn zu scinii2. Anders als in I'rankrcicli korintc der deutschc König scincn Befehlen durch- weg Anerkennung vcrscliaffcri.

(scd. Robcrt den I:rotniiic~i) iie~it~Ti iferi~~iiqir</iebiiiier oro,~ir,,r, iie i/hu/. qqod ab~i/> u p ~ i i ci-iroiieii~~i reyejii i,el iriiperaiore~?i/iien cornpe//u~i~i~r ~isx~:.

Ii' 1,eopold r\i'iiil, Dcr IGicgsdienst dcs I(lcms untcr dcn säclisisclien Iiaiscrn 1, LiIOG 79 (1971) S. 316-407; 2, cbd. 80 (1972) S. 48-70; Kar1 Ircrdnand Wi:i~si<ii, Stmcturcs poliu- qucs du monde franc (VI~XII ' sitclcs). 1:nidcs sur Ics origincs dc la 1:rancc ct dc I'llcrnagnc (1979) Nr. 111; %ii(i.iSsi<i, Rcicliscpiskopat (wie hniii. 55) S. 220-242.

"2 .\iri:i<, I<ricgsdicnst (ivic Anin. 171) 1, S. 3 3 , 360; 2, S. 66 f Dic anclcrs gclagcrtcii 'Thronkxiscn von 984 und 1002 braticlicn hier niclit bcrücksichugt zu mcrdcn; sie sind itii übrigcii nicht zuletzt dank dcs 1:ngagcincnts der I<irclicrifürstcn zicnilicii schnell gemcistcrt worden. Vd. 1:ranz-Rcilicr I.~itKi:NS, I~ürsttichc Opposition iii ottoniscli-saliscl~cr Zeit. I 'be~lc~ungcn zum Problcii~ der lirisc des frühinittclalterliclicii dcutscbcii Rciclies, :II<G 64 (1982) S. ,307-370; Rudolf Si:iiiil:i~i<R, Dcr ottonisclic Rcicliscpiskopat zmisclicn Ii6nigtuin und .*\dcl, 1:mSt 23 (1989) S. 291-301.

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I<önig uiid Bisch«fc in 1:rankrcich und in, Dcutschcii Ilcicli 936-1060 125

V. Ergebnis

Wir wollen zum Schlul? auf unsere Ausgangsfragc zurückkommen: Hat es so etwas wie das ottonisch-salische Rcichskirchensystem auch in Frankreich gegeben? Wenn man sich an die allgemeinen Züge der IGrchenpolitik und ihic Voraussetzungen hält, katm man darauf mit einem vorsichtigen Ja anm-orten. Wie licuter iiclitig angedeutet hat"" waren die wirtschaftlichen, gesellschaftli- chen und kulturellen Strukturen in beiden Ländern recht ähnlich, und deshalb hatte auch die Iiöniglichc I(ii.cherilierrschaft im Osten wie im Wcsten ähniichc Zuge. Aber ein Vergleich, wic wit ihn uns vorgenommen haben, darf sich niclit daniit begnügen, das Gemeinsame hcro-orzuheben (das ohnehin ~ i ie in Frage gestanden hat), sondern in& mehr noch die beträchtlichen Cnterscluede zxvischcn den beiden Reichen herausarbeiten.

Wenn wir diese Perspektire wählen, dann sehen wir, daß sich die französi- schen Herrscher 'xvar ebenso xvie die Ottonen bemüht haben, die IGrche vor ihren Icarren zu spatiiicti, daß aber das Ergebnis ihrcr Bemühungen viel bescheidener ausfiel. Die letzten I<arolinger habcn zwar noch eine Anzahl von Bischöfen investiert, aber sie zogen nicht mehr den rechten Nutzen daraus. Im allgemeinen konnten sie anscheinend nur auf die Ressourcen der Bistümer Reuns und Laon zurückgreifen, \vährend dic andereil Bischöfe abseits oder gar im Lager der GeLgncr standen. Offensichtlich war die I<irchcnhcrrscliaft I,udxvigs IV., 1.othars uiid I>udw-igs V. viel wenigcr intensiv als die ihrcr ottoni- schen Vcnvaridtcn.

Uiiter den ersten I<apctingcrti erhöhte sich dann die Zahl der königlichen Bistümer, und das bedeutete natürlich, daß Hugo Capct und seine Nachfolger sich auch auf mehr Bischöfe stützeii konnten; zugleich werden freilich die Grenzen deutlich, auf die sie stießen. Crid dabei zeigt sich, daß in Frankreich doch manches anders war als in Deutschland.

Die Cnterschiedc lassen sich in fünf Punkten zuammcnfassetl: 1. Das Herzstück des ottoiiischcn Reichslilrchcnsystcms ist die Hofkapelle

gewesen, aus der mindcsteiis ein Drittel oder ~vahschciiilich gut die J-Iälftc des deutschen Episkopats hemorgegangeri ist. Der Herrscher lernte hicr die

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126 Harunut Hoffniann

Bischofskandidaten kennen, sie wurden in dieser Instinition zur 1-oy .a 1. itat .. erzo- gen. In I;rankreich kam der Hofkapelle nicht die deiche Bedeutung zu. Von den Bischöfen, die der Herrscher dort investierte, hatten nur wenige vorher zur Hofgeistiichkeit gehört, und daraus resultierte, daß der Episkopat insgesamt dem I<önig nicht so eng verbunden war.

2. Wenn der französische König eine Investitur erteilte, besagte das nicht unbedingt, daß er das Bistum einem 1Iarin seines Vertrauens gab. Vielmehr ist damit zu rechnen, daß der Icandidat vom I<athedralkapitel und anderen Gewalten präsentiert worden war und der l<önig auf die Wahl keinen Einfluß gehabt hatte.

3. Damit hing zusammen, daß die Prälaten in Frankreich ganz übenviegcnd aus dem örtlichen Adel kamen (bzw. aus dem Adel, der zu dem jexveiligen I<athedralkapitcl gute Verbindungen hatte). Das war großenteils zwar such im Deutschen Reich der Fall, aber hier war das adiige Umfeld eben anders als in Frankreich. Die französischen Fürsten ließen sich nicht in die Politik des I<önigs einbinden, entsprechend ihren eigenen Zielvorstellungen gingen sie Bündnisse mit ihm ein, lösten sie wieder, kämpften gegen ihn. Die Bischöfe gerieten dabei oft zwischen die Fronten oder ergriffen geradezu die Partei derjenigen Machthaber, die ihnen am nächsten standen. Wie sich die Icarolin- ger nur mit Mühe der Robertiner hatten emehren können, so machten die Grafen von Chartres und Blois, die von Anjou und andere Fürsten den I<ape- tingern das 1,eben schwer, nachdem diese die lGone gewonnen hatten. Von den ständigen ICampfen, die sich da abspielten, war auch das Verhalten der Bischöfe abhängig.

4. Cber die Gastung, die in Frankreich dem deutschen Servitium regis ent- sprach, läßt sich nichts Genaues sagen. Wahrscheinlich konnten die ICapetin- ger nicht nur von ihren I<löstem, sondern auch von ihren Bischöfen Herberge und Verpflegung verlangen, jedoch in welchem Umfang das geschah, bleibt ganz im Dunkeln.

5. Mit dem I<riegsdienst der französischen Bischöfe steht es ähnlich. Daß sie den I<önig, soweit er sie investiert hatte, mit ihren Vasallentruppen mehr oder weniger stark unterstützten, darf man annehmen. Aber wie umfangreich diese I<ontingente waren, wie regelmäßig sie eintrafen und vor allem welche

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I<i>nig und Biscli6fe in Frznkrcich und iin Dcutsclicii Rcicli 936-1050 127

Bischöfe im jeweiligen Fall dctn Herrscher gehorchten, ist ein kaum aufzuhel- lendes Problem. Die Icapctinger konnten gewiß tucht aus allen königlichcn Bistümern Zuzug erwarten. Einige Diözesen (wic Lc I'uy und Thkrouaiiilc) lagen vermutlich zu weit entfernt von der Francia, andere I<irchenfürstcn unterlagen der Einwirkung politischer GeLqcr, so daß sie selbst bei gutcm Willen keine Hecrfolge hätten leisten könncn. F~irlilich zuverlässig war an- scheinend bloß eine kleine Schar von Bischöfen, allcs übrige hing von poliu- schen Zufallen und vom Wechsclspicl dcr I<oaliaoner~ ab.

Was die IGrchcnherrschaft der lctztctl Icarolinger und dcr crstcn I<apeUn- ger behinderte und cinschrätlkte, war nicht nur die eher geringe Zahl dcr königlichen Bistümer, sondern ebenso die form-ährcnde Aufsässigkeit der selbständig auftretcndeil Fürsten und Grafen, die ihrcn Einfluß auch auf die Bischöfe und dereti mihte~. ausdehnen konnten. Des Icönip Befehl galt daher in der französischen IGrche nicht so~ie l wic in der deutschen Reichskirchc.

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