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Birnennamen aus Hemşin: Vorarbeiten zur Feststellung und Beschreibung der Birnenarten und ihrer...

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Page 1: Birnennamen aus Hemşin: Vorarbeiten zur Feststellung und Beschreibung der Birnenarten und ihrer regionalen Namen im östlichen Schwarzmeergebiet

Birnennamen aus Hemşin: Vorarbeiten zur Feststellung und Beschreibung der Birnenartenund ihrer regionalen Namen im östlichen SchwarzmeergebietAuthor(s): Uwe BläsingSource: Iran & the Caucasus, Vol. 8, No. 1 (2004), pp. 81-129Published by: BRILLStable URL: http://www.jstor.org/stable/4030893 .

Accessed: 14/06/2014 23:33

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BIRNENNAMEN AUS HEM$IN VORARBEITEN ZUR FESTSTELLUNG UND BESCHREIBUNG DER BIRNENARTEN UND

IHRER REGIONALEN NAMEN IM OSTLICHEN SCHWARZMEERGEBIET

UWE BLASING

Universitat Leiden

Sonsuz saygsmsn

bir jfadesi olarak

bu kilfiik eserimi

Hopa eqrafindan, can dostum,

rahmetli Edip Bgy ile

Hala eqrafindan, muhterem kaymnpedeim,

rahmetli rzlmaz'zn

hatiralanna

x . .. t. .~~~~~~~~~~- " Ithaf edivorum.

Wer einmal die turkische Schwarzmeerkuste und das parallel zu ihr verlaufende Pontische Gebirge besucht oder gar groBere Teile davon durchreist hat, dem kann wohl kaum deren Reichtum und Vielfalt an Birnen verborgen geblieben sein. Das sogenannte Hem,ingebiet im ostlichen Teil der Pontischen Berge macht hierbei keine Ausnahme. GewissermaBen als ein Indiz hierfur darf der Birnenname arm. dial.

(Xotorjur) hamstanj, die "Hem,in-Birne" (Hulunean & Hacean 1964: 476a; Haybusak Nr. 2918) bewertet werden.

Vor vielen Jahren, als ich zu FuB auf dem Wege war in eines der kleinen Dorfer im Tal der Hala (Hala Deresi), begegnete ich einer al- ten Frau. Sie hatte sich am Wegrand auf einem Steinblock niederge- lassen, um sich einige Minuten lang von ihrer Ruckenlast, einem gro- Ben, schweren FaB mit Butter, das sie fur den Winter nach Hause bringen muBte, zu befreien und sich von den Strapazen ihres weiten,

"Als Ausdruck meiner allerhochsten Wertschatzung widme ich diese kleine Arbeit meinem teuren Freund Edip Topaloglu aus Hopa (zweiter von links) und meinem verehrten Schwieger- vater, Yilmaz Yilmaz aus Hala (zweiter von rechts), zwei Honoratioren, die leider schon von uns gegangen sind".

? Brill, Leiden, 2004 Iran and the Caucasus, 8.1

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82 UWE BLASING

beschwerlichen Weges auszuruhen. Ich setzte mich zu ihr und wir un- terhielten uns uber das schwere Dasein in den Bergen von Hem,in. Wahrend des Gesprachs bot sie mir ein Stuck Kase an, den sie eben- falls bei sich hatte. Da dieser recht salzig war, schaute ich mich nach Wasser um, entdeckte aber einen Birnbaum mit schon anzusehenden kleinen, leicht glanzenden Fruchten. Als ich aufstand, um einige zu ernten, meinte die alte Frau, ich solle lieber zu einem anderen, etwas weiter weg stehenden Baum gehen, da die von mir gewahlte Sorte sehr hart sei und auch nicht gut schmecke. Ich folgte diesem Rat und holte einige Birnen von dem anderen Baum, den mir die Frau em- pfohlen hatte. Diese Birnen, die sie mir als boloz armudu (s. unten Nr. 11) vorstellte, waren zwar um vieles grofBer, sahen aber nur wenig an- ziehend aus, gelblich mit einigen Flecken, als seien sie bereits am ver- rotten. Die Frau hatte in der Zwischenzeit ein Klappmesser aus ihrer Tasche geholt und begann sogleich die von mir gebrachten Birnen zu schalen, in Schnitze zu schneiden und die daran noch sitzenden Teile des Kerngehauses zu enfernen. Dann reichte sie mir ein solches Stuck, das aufgrund seiner braunlichen Farbung irgendwie unappetitlich aus- sah. Doch der erste Bissen sollte mich eines Bessern belehren. Das Fruchtfleisch war wider Erwarten fest und doch saftig, sein Ge- schmack leicht sauerlich aber doch von einer milden Su{Be. Kurzum, ich bereute meine Entscheidung, ihrem Rat gefolgt zu sein, in keiner Weise. Nachdem wir die Birnen aufgegessen hatten, zog jeder seines Weges. Uber all dies hatte ich naturlich ganz vergessen, nach der an- deren Birnensorte, zumindest nach deren Namen zu fragen.

Auch bei spateren Besuchen im Hemsingebiet wurden mir immer wieder Birnen von ganz unterschiedlicher Art angeboten, von denen aber bei weitem nicht alle auch unbedingt wohlschmeckend waren. Dabei habe ich eine Reihe weiterer Birnennamen zu horen bekom- men. Soweit diese aus linguistischer Sicht einen-ausgehend vom Turkischen-fremdartigen Namen hatten, habe ich versucht, mir die- sen zu merken oder zu notieren. Einige dieser Namen stellten sich bei der etymologischen Analyse ganz klar als Armenismen heraus. Sie ge- horen zu den letzten Resten des in diesen Teilen von Hem?in gespro- chenen Dialekts der einst dort beheimateten Armenier, dem soge- nannten Hemsin-Armenischen. Drei solcher Birnennamen armeni- scher Provenienz habe ich bereits in fruheren Arbeiten (Blasing 1992, 1995 und 1998), die sich mit dem armenischen Substrat im heutigen Turkisch von Hemsin beschaftigen, kurz vorgestellt und erlautert. Ne- ben dem bereits erwahnten boloz armudu sind dies cgeydanf' arnudu und aqendos.

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BIRNENNAMEN AUS HEM$IN 83

Fur meinen Aufenthalt 2003 im Gebiet von Hemsin hatte ich mir vorgenommen, etwas eingehender wohl aber noch in der Art einer allerersten Sondierung den Namen der verschiedenen Birnensorten nachzugehen, da diese-ganz im Gegensatz zu denen anderer Fruch- te-meistenteils sehr exotisch anmuten, d. h. in sehr vielen Fallen nicht-tiirkischen Ursprunges sind,' was ganz meinem Interesse fur Ety- mologie und sprachliche Interaktion gerecht wird. Da es mir jedoch nicht unbedingt erstrebenswert erschien, hinter jeden Namen stereo- type Erklarungen wie 'eine Birnensorte' oder 'eine Art Birne' o. dgl. zu setzen, habe ich versucht mich in die "Pyrologie" einzulesen und vor- sorglich auch die botanischen Daten zum Genus Pyrus aus Flora of Turkey (Davis IV: 160f) und einige weitere einschlagige Aufsatze ko- piert und mitgenommen.2

~enk6y Ayder

0 0ki

Kaplhca %enuv \ ~~~~~Ortanky6

A?agiim?irlik 0 * ~~0 Yollyi

Makrevis

nukani mMirlik

* Yukarn Vice ( ~~~Giiroluk

9amhhem?in

Abb. 1. Das Hauptuntersuchungsgebiet-Tal der Hala und der Firtina (Ausschnitt)

Einmal begonnen, wuchs meine Liste mit Birnennamen in relativ kurzer Zeit auf rund 50 Eintragungen an-ohne dabei komplett zu

' Gleiches gilt ubrigens auch fur die Birnennamen aus der Gegend um Trabzon sowie ande- ren Gebieten der Turkei.

2 Terp6, Andras (1985), Studies on Taxonomy and Grouping of Pyrus Species; Browicz, Kazimierz (1972), Distribution of Woody Rosaceae in W. Asia X; Diapulis, Charl. (1934), Beitrage zur Kenntnis der orientalischen Pomaceen (Pirus, Sorbus, Crataegus).

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84 UWE BIASING

sein. Zunachst bediente ich mich der Hilfe alterer und alter Leute, die mehr oder weniger ihr ganzes Leben in ihrem Dorfe verbracht haben. Wie so oft in solchen Fallen erwiesen sie sich auch tatsachlich als die besten Informanten. Sie kennen namlich nicht nur die Namen der Bir- nensorten sehr gut, sondern konnen daruber hinaus auch noch die da- zu gehorenden Baume identifizieren und zeigen. Dennoch erwies sich die eigentliche, d. h. eine wissenschaftlich-botanische Bestimmung der Arten als auBerst problematisch, genauer gesagt als unlosbar. Die von mir mitgenommene Literatur half mir, ehrlich gesagt, uberhaupt nicht weiter, so war ich vor einem mir unter einem bestimmten lokalen Namen angewiesenen Birnbaum stehend-nicht in der Lage, die ge- gebenen Daten so umzusetzen, um zu einem vernunftigen Resultat zu kommen. Dies liegt sicherlich einerseits an meiner viel zu geringen Er- fahrung auf dem Gebiet der Pflanzenbestimmung, andererseits aber ganz allgemein 'an der Schwierigkeit der Abgrenzung vieler Arten in- nerhalb der Gattung (Pyrus), wegen ihrer hohen Formenvielfalt und der Bastardierung zwischen verschiedenen Arten' wie Gregor Aas in seinem Beitrag, Die Wildbirne aus systematisch-botanischer Sicht (1999: 2) hervorhebt. Hinzu kommt, daB die Birne in Hemsin uber einen sehr langen Zeitraum hin-vermutlich solange es dort Menschen gibt-auf verschiedenste Weise kultiviert wurde. So entstanden durch Kreuzung auf der Suche nach "Individuen mit erwunschten Fruchtmerkmalen" (Aas ibd.) immer 'neue' Sorten. Solche, die den Erwartungen nicht entsprachen, lieB man naturgemaB fallen, was dazu fiihrte, daB diese wieder verwilderten, wohl aber noch mitwirkten und stets mitwirken im 'interspezifischen Genfluss' (Aas ibd.). Aus taxonomischer Sicht durften wir es hier mit einem hochst komplexen und komplizierten System zu tun haben, dessen Untersuchung eines hierauf spezialisier- ten Botanikers bedarf.

Heute gibt es leider kaum noch Dorfbewohner, die die Kunst des Pfropfens und der Veredelung wirklich beherrschen, was uibrigens nicht allein fur die Birne gilt. Durch mannigfaltige soziale Verande- rungen gerade in den letzten Jahren ist das Dorfleben in den engen Talern Hemsins weitgehend aus seinem traditionellen Gefuge geraten. Besonders die Landflucht hat zu einer immer groB3eren Entvolkerung gefuhrt. Auch wenn es viele Hem?inli, die nun andernorts in der Tur- kei leben, in den Sommerferien zuruck in die alte Heimat zieht, sind sie doch weit entfernt vom traditionellen Leben da. UJberflussig zu er- wahnen, daB ihnen Dinge wie die Fruchtveredelung am allerwenigsten am Herzen liegen, denn der in der Turkei im Aufwind befindliche Pauschaltourismus, der auch vor Hemsin und seiner einzigartigen Na-

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tur keinen Halt macht, ladt zu ganz anderen Aktivitaten ein. Pensio- nen, kleine Hotels, Restaurants und Forellenzuchtbetriebe sind form- lich wie Pilze aus dem Boden geschossen und jeder versucht einen Teil von diesem dicken Kuchen ab zu bekommen. Einen besonders be- denklichen Lauf nehmen diese Entwicklungen im Tal der Hala mit Ayder und seiner bekannten Thermalquelle (kaplzca). Notgedrungen auf der Strecke werden dabei viel des Althergebrachten und Teile ei- ner unwiederbringlichen Natur bleiben.3

Doch zuruck zu den Birnen. Angesichts der geschilderten Schwie- rigkeiten habe ich mich schlieBlich entschieden, zunachst die Namen aufzuzeichnen und soweit moglich Informationen uber die lokalen Sorten zu sammeln. Auf meine diversen Nachfragen hinsichtlich der Unterscheidungsmerkmale wurde ich immer wieder auf die Fruchte, genauer gesagt auf deren Form, GroBe, Farbe, Reifezeit etc. verwie- sen, Merkmale also, die an sich erfragbar erscheinen. Doch auch dies erwies sich oft als eine Sackgasse, da die Angaben viel zu vage bzw. subjektiv waren und nicht selten zu feurigen Disputen zwischen Infor- manten und anderen zufallig Anwesenden fuhrten. Sehr schnell begriff ich, daB es das Beste ware, entweder ein ganzesJahr lang in Hem?in zu bleiben, um so alle Phasen der einzelnen jahrlichen Entwicklungs- zykli der verschiedenen Birnensorten in Augenschein nehmen und do- kumentieren zu konnen, oder eben einen in diesen Fragen geschulten Botaniker bei sich zu haben.

Am Ende entschied ich mich, zumindest Blatter einzelner Sorten zu sammeln und durch langsames Pressen so zu konservieren, um sie mitnehmen zu konnen.4 Auch hier waren mir wieder deutliche Gren- zen gesetzt, und zwar durch die landschaftlichen Gegebenheiten des Terrains. Haufig namlich stehen die Birnbaume in unwegsamem Ge- lande-wie z. B. an Steilhangen und sind zudem noch umwuchert von allerlei Gestruipp, so daB ich sie nur mit Muhe oder gar nicht er- reichen konnte und so auf die Hilfe (jiingerer) Einheimischer angewie- sen war, die ohne Furcht und Gefahr solche Stellen aufsuchen und die Blatter holen konnen.

Viele der leicht zuganglichen Baume in der unmittelbaren Nahe der Hauser und Gehofte sind rezent angepflanzte Kultivare, die uber landwirtschaftliche Genossenschaften etc. vertrieben werden. Diesen

3 Auf Einzelheiten in der Veranderung der sozialen und okonomischen Strukturen kann hier nicht weiter eingegangen werden; vgl. dazu Ersoy 1994, 1994', 1999 und 2004 (voraussichtliches Erscheinungsdatum).

4 Zum Zeitpunkt meines Aufenthaltes, Anfang Juli, war die Blute schon vorbei und die Fruchte waren meist noch in einem recht fruhen Entwicklungsstadium.

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86 UWE BIASING

kommerziellen Sorten kann man theoretisch an jedem beliebigen Ort in der Turkei begegnen, vorausgesetzt, daB die jeweilige Sorte dort ih- ren Anspruchen gerecht werdende Bedingungen vorfindet. Einige die- ser Birnennamen habe ich in diesen Beitrag aufgenommen. So interes- sant die Erhellung der Hintergrunde der damit bezeichneten Kultiva- re auch ist, aus linguistischer bzw. sprachhistorischer Sicht bieten diese typisch 'ttirkischen' Namensbildungen aber nur wenig.

Kommen wir nun zur linguistischen Seite der Birnennamen. Auch diese gestaltet sich keineswegs einfacher. Die im AnschluB zu bespre- chenden Namen stellen nur einen Teil der von mir insgesamt gesam- melten Birnennamen dar; es sind die, deren sprachhistorische Hinter- grunde sich mehr oder weniger durchschauen lassen. Der nicht uner- hebliche Rest, den ich hoffe, zu einem spateren Zeitpunkt noch zu- ganglich machen zu konnen, ist mir aus linguistischer Sicht bis jetzt unklar. Sicher ist nur, daB der Ursprung dieser Lexeme auBerhalb des Turkischen zu suchen ist.

Die Birnennamen

1. c'eydans' arnudu (Hala) - 'erdang' armudu (ienyuva). Diese beiden Namensvarianten entsprechen sehr genau arm.

dial. jer tanj-i 'wilder Birnbaum', was formal eine Zusammenstellung ist von arm. (dial.) 'er 'wilder Obstbaum' (Acaryan 1913: 936b; Malxa- seanc' IV: 140a)5 und arm. tanj, (Hamsen) danj (- donj), 'Birne' (Malxa- seanc' IV: 371a; ARS 648a; Acaryan 1947: 254; Dumezil 1965: 137f). Auffallend bei der Form aus Hala ist die Vertretung von arm. -r durch -y, die theoretisch nur uber eine Neben- bzw. Sekundarform mit -r (*ftr) moglich ist,6 da das stark "getrillte" r als solches in der Regel er- halten bleibt; also arm. (- >) -r > -y.7 Motvieren liese sich diese Ent- wicklung vielleicht dadurch, daB jetr, gerade innerhalb dieses Komposi- tums in Hemrin seine Bedeutung ('Wild-') schon fruh eingebuflt hatte,8 was schlieBlich zu einer Art Umdeutung fiihrte, bei der-etwa im Hinblick auf die Saftigkeit der Frucht-arm. fur (obl. jr-) 'Wasser' Pate gestanden haben duirfte; ferner vgl. dazu ttu. (Hemsin) ('eygodim 'eine

5 Acaryans einziger Beleg hierfur stammt aus Larabal. 6 Vgl. dazu arm. xelar- xelar 'unvernunftig, irrsinnig' (Biasing 1992: Nr. 145). 7 Zur Entwicklung arm. r >y s. Blasing (2003: 121) sowie auch Nr. 9. 8 Man beachte in diesem Zusammenhang, daB die Wildbirne in Hem,in im allgemeinen vdsi

tanj etc. heil3t (s. Nr. 9).

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BIRNENNAMEN AUS HEM$IN 87

wilde Kressenart'.9 Wie dieser Sachverhalt letztlich auch gelagert sein mag, muB vorerst offen beiben.

Lautliche Schwankungen konnen jedoch ganz allgemein auch ein Indiz fur fremde Herkunft eines Lexems sein, was im konkreten Falle die an sich recht seltsam anmutende Schreibung (fi) monosyllabi- sches Lexem mit e (Schwa) irgendwie noch zu unterstreichen scheint. Sieht man sich im Hinblick darauf einmal naher im Areal um, stoBt man sogleich auf die lautlich und semantisch absolut entsprechenden ttu. dial. (Igdzr - Kars) cir'wilder Fruchtbaum' (DS 925a), azbL.fzr'wild wachsend (Baum)' (ADIL IV: 487a; ferner Dankoff 1995: 190) und ganz speziell auf die Birnennamen azb. Gafgaz fir armudu 'Pyrus cauca- sica' bzw. soyildyarpagli fir armudu 'Pyrus salicifolia', die beide typische Wildsorten bezeichnen (s. ASE I: 402f). Weiter gehoren in diesen Rei- gen tati. (Nord-Aserbaidschan)jbr 'wilde Birne' (Grjunberg 1963: 119), tls. far 'wild, unkultiviert' (Pirejko 1976: 255a), udi. f'ir 'wilder Baum, wilde Frucht' (Gukasyan 1974: 246) sowie auch kryz. cir 'wild (von Pflanzen und Tieren)', spez. 'wilde Birne', tab. curu - (dial.) c'iri (xutu) 'wild(e Pflaume)' und lezg. curu (taz) 'wild(er Baum)' (Nikolayev & Sta- rostin 1994: 555f; Kibrik & Kodzasov 1990: Nr. 216, 219; TabR 343f; LzgR 302a).

I.Am

BLACK \ GEORGIA TaA CASPIAN

SEA |aria A A SEA

An Twk UAh

A Ii-nshn A1f A

AZERBAIJAN ARMENIA

TURKEY

IRAN B

Abb. 2. Verteilung der auf *,6nj zuruickgehenden Belege

9 Vgl. meine fruheren Ausfuhrungen zu ttu. (Hemsin) godim 'eine Kressenart, die wild meist an Bachen und Wasser zu finden ist, leicht bitter, aber durchaus angenehm schmeckt und daher oft auch in Garten angebaut wird' (Blasing 1992: Nr. 57). Neben dem allgemein gebrauchten go- dim (< arm. kotem, kotim; Acaryan II: 640b) bezeichnet man mit dem zusammengesetzten ('eygodim insbesondere die wilde, im Wald vorkommende Form dieser Pflanze.

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Die Frage, die uns im folgenden zu beschaftigen hat, ist, wo der ei- gentliche Ursprung dieses Terminus zu suchen ist im Armenischen oder auBerhalb davon, oder anders gesagt, welche Lehnrichtung hier vorliegt. Im Hinblick auf die schon angesprochene seltsame Schrei- bung der armenischen Realisation ware es naheliegend, arm. jer auf ein turksprachiges fir zuruickzufuihren, wobei arm. e als Wiedergabe des velaren tuirkischen z zu verstehen ware.'0 Ebensogut k6nnten aber auch die nicht-armenischen Formen als Ubernahmen aus dem Arme- nischen eingestuft werden, denn armenische Elemente im Aserbai- dschanischen oder Udi (s. dazu Schulze 2002) sind keineswegs unge- wohnlich. Der Schliissel zur Losung dieses Problems liegt m. E. in den ostkaukasischen Realisationen, welche Nikolayev & Starostin (1994: 555) auf einen Stamm proto-lzg. *(cui- (-o-) 'wild' zuruckfuhren. Kon- kret bedeutet dies, daB wir es mit einem ursprunglich ostkaukasischen Etymon (lezgische Sprachfamilie)" zu tun haben, welches aus einer dieser Sprachen direkt oder indirekt in eine fruhe Form des Aserbai- dschanischen eingedrungen ist, wobei-ganz wie zu erwarten-das glottalisierte .c-, das u. a. den Turksprachen fremd ist, durch stimmhaf- tesj- ersetzt wurde. Ausschlaggebend ist weiter, daB dieser lautgesetz- lich einwandfreie Entwicklungprozess (c > j) nicht unbedingt umkehr- bar ist, mit anderen Worten ein j einer anderen Sprache ware in der lezgischen Gruppe des Ostkaukasischen in aller Regel als solches erhalten geblieben!'2 Deshalb ist auch fur das von den anderen ostkau- kasischen Realisationen abweichende udi. fitr eher von einer Lehn- form am wahrscheinlichsten aus dem Aserbaidschanischen-auszu- gehen."3 Ebenfalls vom Aserbaidschanischen aus ist die Dialektform aus Igdlr (bei Kars in der Tiirkei) zu bewerten, da der lokale Dialekt dieses ostanatolischen Stadtchens viel mehr ein aserbaidschanischer als ein turkeiturkischer ist; s. dazu Caferoglu 1959. Die beiden irani- schen Belege (Tati und Talysch) konnten theoretisch direkt aus dem

'1 Vgl. dazu auch die umgekehrte Entwicklung arm. e > ttu. z, wie sie sich beispielsweise zeigt in ttu. (Gumushane) fzmah < arm. c'max (/c'emax/) 'bittere Pflanze, Gipskraut'; im Turki- schen von Hem?in aber f'erax, was jedoch auf den Ubergang arm. (Standard) e > arm. (Hamsen) e zuruckzufuhren ist; s. Blasing (1992: Nr. 27).

" Zur lezgischen Sprachfamilie bzw. -gruppe gehoren neben dem Lezgischen das Tabasara- nische, Agulische, Rutulische, Tsachurische, Buduchische, Kryzische (Samur Sprachen) sowie (als "marginale" Sprachen) das Chinalugische, Artschinische und Udische; s. hierzu Schulze (1997: lOf).

12 Die meisten Sprachen dieser Gruppe verfugen uber ein entsprechendes g, das in der lezgi- schen Schriftsprache jedoch zu z verschoben ist (s. Talibov 1980: 52f & 298).

13 Bei regelmaBiger, d. h. sprachgruppeninterner Entwicklung mufBte proto-lzg. (c im Udi- schen als c6: (6CC bzw. 0 vertreten sein; s. Talibov (1980: 30 1if.

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BIRNENNAMEN AUS HEM5IN 89

Ostkaukasischen stammen, naheliegender ist jedoch, daB auch sie durchs Aserbaidschanische vermittelt wurden. Ob dies aber auch auf die armenischen Realisationen, deren einzige Belege aus dem armeni- schen Gebiet Karabagh in Aserbaidschan stammen, zutrifft, ist frag- lich. Denn neben dem oben bereits zitiertenj er-tanji begegnet man dort noch 'e'r-tanji 'wilde Birne' sowie cer-xnjori 'wilder Apfel' (Lalayan 1988: 22). Besonders augenfallig ist die alternierende Schreibungler cer,4

die im allgemeinen anzeigt, daB ein Wort an der armenischen Laut- verschiebung (ca. 7./8. Jahrhundert) teilgenommen hat, die ja im we- sentlichen zur Trennung der Sprache in Ost- und West-Armenisch ge- fuhrt hat. Da jedoch beide, j- und c-Formen aus ein und demselben 'ostarmenischen' Gebiet (namlich Karabagh) stammen und das zweite Element keine diesbezuglichen Spuren aufweist (o.arm. tanj vs. w.arm. danc), greift dieses Argument hier nicht. Kehren wir deshalb nochmals zu den kaukasischen Sprachen mit ihrem glottalisierten Laut c(zurtick, da letzterer anders als bei der direkten Ubernahme in eine tiirkische oder iranische Sprache beim Ubergang ins Armenische ganz regel- maBig c ergeben sollte, also okks. .car > arm. 'r'."5 Inwieweit ein unmit- telbarer Kontakt zwichen dem Armenischen von Karabagh und einer lezgischen Sprache bestanden hat, vermag ich nicht zu sagen. Doch si- cher ist, daB es bei der Vermittlung von Namen spezieller, zuvor noch unbekannter Fruchte eines solchen nicht wirklich bedarf, da diese meist unter ihrem ursprunglichen Namen importiert und verhandelt werden, also cer genannte Birnen und Apfel aus dem Kaukasus. Was die alternierende Form mit j- betrifft, konnte diese sekundar, d. h. durch das Aserbaidschanische beeinfluBt sein. Uberhaupt muB hier festgehalten werden, daB dieses Lexem heute im wesentlichen vom Aserbaidschanischen getragen wird, wo es Bestandteil der allgemeinen Umgangs- und Hochsprache und dabei keineswegs auf das Nord-Aser- baidschanische beschrankt ist (s. a. AzbR 1965: 407a), sondern sich genauso im Sud- oder Persisch-Aserbaidschanischen findet, u. a. wie- der in jzr ad aud (,) r a ) 'wilde Birne, Wald- birne' (Bihzadi h.1369: 458b). Als Dialektwort ist es ferner noch im Georgischen anwesend, wobei Form und auch sprachgeographische Verbreitung keinen Zweifel daran lassen, daB es aus einer lezgischen Sprache (evt. Tsachurisch) entlehnt ist: grg. (ingiloisch) cir 'wild, wild-

14 Diese Form wird tibrigens auch attestiert von Suk'iasyan (615c), der sie allerdings von Malxaseanc' (IV: 37 la) oder direkt aus Haybusak (Nr. 2918) ubernommen hat.

15 Vgl. kks. g [cU - c [ti] - c [tP] vs. arm.j [Ec - c [tJ] - 6' [tJp]; d. h. im vorliegenden Falle Ersetzung des stark glottalisierten kks. cdurch das nicht aspirierte (nur leicht glottaliserte) arm. c

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90 UWE BLASING

wachsend' so in c(ir-bal 'wilde Kirschensorte', cir-sund 'wilde Art der Kornelkirsche', .ir-sxal 'Wildbirne, Pyrus salicifolia Pall.', vir-vasl 'wil- der Apfelbaum, Holzapfel, Malus orientalis', c'ir-katam 'kleinwuchsige Huhnersorte' .cir-xe 'wildwachsendes Obst' sowie sehr wahrscheinlich cir-cima(-y) 'Pyrus caucasica A. Fed.; Malus orientalis' (Rostiasvili 1978: 237b; Maqasvili 1961: 17b, 46a, 57b; Tschenkeli 2258a).'6

Wie wir gesehen haben, sind im Armenischen cer (-fjr) tanji bzw. cer xnjori ganz typische Termini des Dialektgebietes von Karabagh, wo- mit sich automatisch die Frage stellt, wie nun einer von ihnen, nam- lich der Birnenname nach Hem?in gekommen ist. Eine sichere Ant- wort hierauf zu geben, ist schwierig, da uns uber die historischen Hin- tergrunde der Armenier von Hem?in nur relativ wenig zuverlassige Nachrichten vorliegen. Am naheliegendsten erscheint mir aber, daB die Hemsinleute diesen Terminus als feststehenden Birnennamen ge- kannt und bei ihrer Einwanderung ins Schwarzmeergebiet mitge- bracht haben, wo sie die mit ihm bezeichnete bzw. eine ahnliche Bir- nensorte vorfanden. Eine andere Moglichkeit ware, daB der Name erst spater eingefiihrt wurde, und zwar zusammen mit der Pflanze selbst, fur die der Pontos sicher gute Wachstumsvoraussetzungen bietet. Man denke in diesem Zusammen- hang nur an den Teeanbau am Schwarzen Meer. Noch vor hundert Jahren wuchs hier kein einziges Blatt Tee. Erst als man festgestellt hatte, daB das Klima forderlich war, wurde Tee in groBem Stile ange- 4.

baut. In den letzten Jahren wieder- holte sich dies mit der Kiwi, die im Abb. 3. Blatter von c'gdan 'armudu subtropischen Kustenstreifen und den daran angrenzenden Vorgebirgen vortrefflich gedeiht. Warum sollte man nicht auch eine kaukasische Birnensorte einst hier auf sol- che Weise eingefuhrt haben?

16 Die zweiten Komponenten sind der Reihe nach grg. bal-i 'SuBkirsche' (Tschenkeli 61b), s'vind-i 'Kornelkirsche' (ibd. 1820a), (m)sxal-i 'Birne' (ibd. 845b), vas7-i 'Apfel' (ibd. 370b), katam 'Huhn' (ibd. 1532a), xe 'Baum' (ibd. 231 7a). Im Unklaren jedoch bin ich mir uber cima! Unrichtig ist die Herleitung der georgischen Dialektform Circ6zmay < azb. dial. (Qax) 6circimay 'wilder Apfel' bei Dzangidze (1978: 46), schon weil letzteres aufgrund von -y (= -y < -i; georgischer Nominativ) eindeutig ein Lehnwort aus dem ingiloischen Dialekt des Georgischen ist.

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BIRNENNAMEN AUS HEM5IN 91

Die Schwankungen im Anlaut der hem?in-turkischen Realisationen lassen keinen eindeutigen RuckschluB3 auf die urspruingliche Qualitat dieses Lautes zu; zudem muB3-wie oben schon angedeutet mit Um- deutungen und den damit Hand in Hand gehenden lautlichen Veran- derungen gerechnet werden.

Von den Blattern (s. Abb. 3) her zu urteilen, weist die ('eydanf'-Bir- ne alle Merkmale einer kultivierten Sorte auf: eiformige bis elliptische Form, mit einer Lange > (5-)7 cm und einem Quotienten Blattlange/ -breite (1,65 bzw. 1,79) deutlich > 1.L7 Die Blattstiele sind nicht unbe- dingt kurz, aber deutlich kurzer als die Blattspreiten. SproBidornen an den Zweigen konnte ich keine feststellen. Die Fruchte, die erst gegen den Winter hin zur Reife kommen ("klia dogru olgunlasan bir armut ce,idi"), sind allerdings recht klein, rundlich, fest und adstringierend, was aber typische Merkmale einer Wildform sind!

2. kaydanc' armudu (Hala). < arm. (dial.) k'ar-a-tanj 'eine Wildbirnenart (Frucht)', k'ar-a-

tanj-i- k'ar-a-tanj-eni 'wilder Birnbaum, der an Felsen wachst' (ZHLBB IV: 722a; Malxaseanc' IV: 561a; Acaryan 1913: 1103a). Die erste Komponente dieses tanj-Kompositums ist arm. k'ar 'Stein' (Malxase- anc' IV: 557f). Der Name "Steinbirne" als solcher reflektiert allem Anschein nach den bevorzugten Standort dieser Art, namlich felsigen Untergrund.

Weiter sind in diesem Kontext arm. dial. (Alaskert, Lori, Mus, Hark'-Xnus) k'arcin, (Satax) k'yarcin, (T'alin) k'agin 'wilde Birne' und (Mus) k'arcni - kagjeni 'im Wald vorkommende Wildbirne' (Acaryan 1913: 1105a; Melik'ean 1964: 543a; Muradyan 1962: 217a; Xac'atr- yan 1999: 276a; Suk'iasyan 669c) zu behandeln, welche auf den ersten Blick einerseits wie abgeleitete Formen von arm. k'ar aussehen, ande- rerseits sich aber prazise mit krd. kdrfin - kdrfin, kdrfik 'eine Birnen- sorte' (KR 1960: 420b; Izoli 102b; Omar 327a) decken. Ferner begeg- net uns dieser Terminus allerdings eindeutig als Lehnwort aus einer der beiden gerade genannten Sprachen noch im ostanatolischen Tuirkisch: ttui. karfin (Bitlis, Mus) 'Wildbirne' (DS 2656a; Dankoff 1995: 193). Von armenischer Seite schlieBlich ware noch arm. (C'mskacag)'8 k'argozik 'feste Birne' (Acaryan 1913: 1103a; Malxaseanc' IV: 561c)

'7 Zu solchen Angaben hier sowie im folgenden s. Appendix A. Einige Merknale zur Unter- scheidung und Abgrenzung der Jildbime von der Kulturbime, am Ende dieses Beitrages.

18 Das heutige Qemi?kezek in der Provinz Tunceli.

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92 UWE BIASING

heranzuziehen.'9 Die grundlegende Frage, die sich uns hier stellt, ist die nach dem gegenseitigen Verhaltnis von arm. k'arcin und krd. kdrfin und damit verbunden dem Ursprung dieses Terminus. Justi (1879: 321b) verweist im Zusammenhang mit dem Kurdischen auf das Ost- kaukasische, genauer gesagt auf "hurk[iline]" xdr'Birne' und "thouch" xor 'Apfel', und versucht den ganzen Namen als kdr-fin "poire de Chine", also 'Birne von China' zu interpretieren. Diese beiden For- men reprasentieren darg. qIar und bats. qoW0 und sind in eine Reihe zu stellen mit weiteren gleich oder ahnlich lautenden Realisationen wie "eI., ing. qor, lak. quIrt'Birne' etc., fur die Nikolayev & Starostin (1994: 893) unter Einbeziehung von PWC *q 'a (vgl. abx. a-ha 'Birne'; s. dazu a. Nr. 10) die Urform PNC *qHure rekonstruieren. Eine Verbindung unserer armenisch-kurdischen k'ar-/kdr-Komponente mit einer der ge- rade genannten Formen ist sehr unwahrscheinlich. Tatsachlich kennt aber das Persische ein Element xar, das in Birnennamen auftritt und zwar in prs. xar-amruid "an ill-flavoured pear" und xarmul "A large, tasteless pear" (Steingass 450b, 456b). In beiden Fallen handelt es sich um das Lexem prs. xar 'Esel', welches in Wortzusammenstellungen sehr oft als Pejorativelement verwendet wird, im konkreten Falle sind prs. xar-amrud, ("Esels-Birne") und prs. xarmul ("Esels-Guavenbaum")2' Birnsorten von extrem unangenehmem bzw. keinem nennenswerten Geschmack; vgl. dazu noch das semantisch entsprechende abx. a-cad- ha (AAIAM 1999: 35).22 Fur die kurdischen Formen ist diese bzw. eine ahnliche Deutung aber auszuschlieBen, da krd. kar- und prs. xar laut- gesetzlich nicht miteinander vereinbar sind, denn prs. xar entspricht krd. ker 'Esel' (Omar 335b)! Betrachtet man sich die Verbreitung die- ses Birnennamens an sich (s. Abb. 4),23 fallt auf, daB er ganz auf den

19 Vgl. dazu weiter den Beleg arm. dial. (C'mskacag) gozik 'eine kleine saftige Birnensorte' (Acaiyan 1913: 246b).

20 Franz. hurkiline reflektiert die vor allem im 19. Jahrhundert gebrauchliche Bezeichnung 'hurkilinisch, hurkanisch' etc. fur das Darginische bzw. fur dessen Urachi-Dialekt. Ahnlich ver- halt es sich mit franz. thouch '(tsowa-)tuschisch' fur das Batsbi oder Batsisch.

21 Prs. mul "a guava" (Steingass 1 302b). 22 Abx. a-&ada'Esel' (RAbx 389a). 23 Kurdisch: Kurmandschi; Armenisch: Alaskert (Eleskirt), Lori, Mug (Mus), Hark'-Xnus (Hinis),

Satax (Qatak), T'alin; Tdrkeiturkisch: Bitlis, Mus. Die Bevolkerung von T'alin (am FuBe des Berges Aragac) geht zuruck auf armenische Fluchtlinge aus dem Gebiet Mug, vor allem aus Sasun (Sa- son); s. Xac'atryan (1999: 6). Da sich bei ihnen bis heute der Sasuner Dialekt erhalten hat (mund- liche Information von Herrn Hratch Martirossian, Universitat Leiden), bewerte ich die Form aus T'alin unter historischem Aspekt als Beleg fur Sasun. Das Stadtchen Lori liegt im Norden Arme- niens, also recht weit entfernt vom eigendichen Verbreitungsgebiet; die Hintergrunde dieses ver- sprengten Belegs sind mir nicht bekannt. Die Karte, die sich aus pragmatischen Grunden an heutigen turkischen Verwaltungseinheiten (ilce) orientiert, ist daher nicht mehr als eine Approxi- mation.

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BIRNENNAMEN AUS HEM$IN 93

ostlichen Teil Anatoliens beschrankt ist, d. h. auf ein Gebiet, in dem seit alters her Armenier und Kurden neben- und miteinander gelebt haben. Als vorlaufige Arbeitshypothese stelle ich daher folgende Inter- pretation zur Diskussion: arm. k'arc$in/krd. ka-rfin = arm. k'ar 'Stein' + krd. -tin (s. dazu Bedir Khan & Lescot 291), welches formal der Pra- sensstamm (fn-) von krd. fandin 'anbauen, anpflanzen, kultivieren' (Omar 103b) ist; somit ware dies eine Birnensorte, die man 'auf Stein anbaut'.

FRZURUM PASINLER AGRI

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PATNOS MVRADIYE

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Abb. 4. Verteilung der armenischen und turkischen Formen

Ganz ahnlich wie diese sind ubrigens ttui dial. (Arapkir - Malatya) daAik, (Agin, Keban - Elazig) da?ik sowie (Burdur) da?lzca armut 'Wild- birne' (DS 1377a) gebildet, bei denen es sich namlich ebenfalls um Ab- leitungen handelt und zwar von ttu. (dial.) da?, (L.) ta? 'Stein' (DS 1375). Zum Teil sind solche tuirkische Formen auch wieder in westar- menische Dialekte eingedrungen, was arm. taRsik (Suk'iasyan 615c), arm. (Arabkir) taRsik 'eine kleine Birnensorte' (Acaryan 1913, 1013b) und die "armeno-turkische" Zusammenstellung arm. (Arabkir) k'ar-tas- sik 'kleine und suif3e Birne' (Acaryan 1913: 1106a; Malxaseanc' IV: 373b) bestens illustrieren. Weiter ist in diesem Zusammenhang auf azb. dasarmudu 'rundliche und sehr ausdauernde Birnensorte' (ADIL II: 43b) zu verweisen, das schon der georgische Lexikograph Sulxan

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94 UWE BLASING

Saba Orbeliani (II: 488b) als "tuirkisches" Aquivalent (tu. ta7anmut tas'armut, tasannud; s. a. Abulage 1968: 78) fur grg. br4ena24 zitiert.

Sein armenisches Aquivalent, pitatanz (Orbeliani ibd.) hingegen re- prasentiert arm. (Larabal) ct-a-tanj(i), (Goris) cdtatanj, cetetanji, ("Spatzen- Birne") 'kleine Wildbirne'; vgl. dazu noch den analog gebildeten Ap- felnamen (Larabal) ct-a-xnjori 'wilder Apfelbaum mit kleinen Fruchten' (Acaryan 1913: 530b; Margaryan 1975: 407b; HLBB II: 426; Malxa- seanc' II: 356c)25 sowie das in Haybusak (Nr. 2918) bezeugte, geniti- visch gebildete ct-i tanj. Arm. cit (Obl. ct-) 'Spatz' (ARS 320b) ist ein Lehnwort aus dem Georgischen: < grg. cit-i '(kleiner) Vogel' (Acaryan II: 458f). In beiden Sprachen tritt dieser Terminus sehr oft als erstes Glied in Pflanzennamen auf, so ist es auch keine Uberraschung, daB im Georgischen exakt dieselbe Bildung dieses Birnennames vor- kommt, grg. cita-msxal-i 'eine Birnenart' (Tschenkeli 1938a).

3. tetnedans' (5enyuva). Diesem Namen liegt ebenfalls ein Kompositum zugrunde,

welches aus arm. ddme (w.arm. ttme) 'Kiirbis-' (von ddum/ttum 'Kulrbis') (ARS 185a) und dem bereits bekannten tanj 'Birne' besteht. Die tetmedanf-Birne ist eine sehr groBe, etwas eckige Birne, die so von ihrer Form durchaus mit einem Kurbis vergleichbar ist. Neben diesem aus dem Armenischen stammenden Terminus-fur den ich sprachin- tern sonst keine weiteren Beleg habe-begegnet man in Hem?in auch dem turkischen Namensaquivalent, kabak armudu (Hala, 5enyuva) "Kuirbisbirne" (s. a. Nr. 16). Letztere wurde mir als eine Sorte mit tiberaus groBen Fruchten beschrieben, die 1/2 Kilo schwer werden konnen ("iri bir armut, tanesi 1/2 kiloya gelir") und im August ihre Reife erlangen. Ob es sich bei tetmedanf' und kabak armudu aber auch um ein und dieselbe Sorte handelt, ist mir nicht klar. Bemerkenswert ist, daB in Senyuva beide Namen nebeneinander bestehen. Auf meine Nachfrage, ob es sich dabei um eine Sorte handele, bekam ich unter- schiedliche Antworten. Entsprechende Baume zu inspizieren hatte ich leider keine Gelegenheit. AuBer in Hem?in begegnet ttu. kabakarmudu 'eine Birnensorte' auch in Gumushane (DS 2578b), was darauf hin- weiBt, daB es sich vielleicht doch- oder wenigstens teilweise um eine bestimmte Sorte mit einem groBeren Verbreitungsgebiet handeln

24 Grg. brqena - berqena 'Pyrus salicifolia Pall.' (Maqaivili 1961: 17). 25 Die speziell den Baum bezeichnenden Formen arm. ct-a-tanj-i - ct-a-tanj-eni 'Wildbirne'

stehen uberraschenderweise auch in ARS (326b).

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BIRNENNAMEN AUS HEM$IN 95

konnte. Diese Auffassung findet m. E. noch weitere Bestatigung durch gr. (Pontos) icokoyicu0a6i' icokoyicoaO6iv, KoXoyKu8a&n' 1. 'Birnbaum, mit grolBen Fruchten' 2. 'Birnen mit kurbisahnlichem Geschmack' von KoX0oy1KC0tv 'Kurbis(pflanze)' (Papadopoulos I: 458a); zu 4aC s. Nr. 9.

4. gaIdnq' armudu (5enyuva). Die erste Komponente dieser tanj-Verbindung ist arm. (Ham-

sen) gal, (L.) kal 'Dreschplatz, Tenne' bzw. allgemein 'das Dreschen' (Acaryan 1913: 236; Malxaseanc' II: 363b). Sie gibt an, daB Reife und Ernte dieser Birnensorte in die Dreschzeit fallen. Eine sehr uberzeu- gende Bestatigung findet diese Interpretation ubrigens in dem nahezu analog aufgebauten Kompositum arm. (dial.) kal-a-xnjor 'Apfelsorte, mit kleinen, weichen Fruchten, die um die Zeit des Dreschens reif werden' (Malxaseanc' II: 364a; ZHLBB III: 12b). Nicht bekannt ist al- lerdings, auf welches Dreschen sich dieser Name ursprunglich bezieht. Die damit bezeichnete Birne jedenfalls wird etwa nach dem 15. Au- gust reif ("agostosun onbesinden sonra olur"). Getreideanbau, der ge- wohnlich das Dreschen mit sich bringt, gibt es in diesem Teil Hemsins heute eigentlich nicht. In fruiherer, armenischer Zeit jedoch scheint dies anders gewesen zu sein. Ein Zeugnis aus jenen Tagen liegt vor in dem Toponym Galer ("die Tennen"; Plural von gal), Name 'einer wei- ten, relativ ebenen Lichtung (dazlik) im oberen Tal der Hala'; mehr dazu s. Blasing (1992, 167).

5. mo?tanq' armudu (5enyuva). Dieser Birnenname ist etwas undurchsichtiger als die vorange-

gangenen. Nicht ausschlieBen mochte ich, daB das erste Element arm. mos 'Brombeere, Rubus fruticosus L.' (Acaryan III: 345; Malxaseanc' III: 358b; ARS 482a) verkorpert, obgleich mir nicht klar ist, welches spezifische Merkmal (etwa Strauchformigkeit der Pflanze, ein be- stimmtes Fruchtmerkmal, starkes Hervortreten der SproBdorne o. dgl.) zu dieser Benennung ("Brombeer-Birne") gefuhrt haben konnte. Rechtfertigen lieBe sich diese Interpretation allerdings wieder durch einen ganz ahnlichen Namen, arm. dial. (Van) morenek 'eine Birnensor- te' (Acaryan 1913: 794a), das von arm. mor 'Himbeere, Rubus idaeus L.' bzw. moreni 'Himbeerstrauch' (Malxaseanc' III: 359c) herzuleiten ist.26

26 Zum Verhaltnis arm. mos: mor s. Blasing (in Festschrift Weitenberg).

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96 UWE BLASING

Auch sonst beruht eine immense Anzahl von Birnennamen auf Vergleichen verschiedenster Art mit ganz unterschiedlichen Fruchten, wie beispielsweise die gerade zuvor erorterten tetmedanf armudu, kabak armudu etc. (Nr. 3) oder kavun armudu, karpuz armudu etc. (s. Nr. 17), por- takal armudu (s. Nr. 19), muz arnudu (s. Nr. 20), kerasap, kidonap (s. Nr. 9), dut armudu (Nr. 18) sowie incir armudu (Seydilehir - Konya) "Feigen-Bir- ne"527 und nararmudu (Konya) "Granatapfel-Birne"28 (DS 3239b), dem semantisch arm. nrnik (tanj) ("Granatapfelchen-Birne") 'Birne, die auf einer Seite rot wird' (Haybusak Nr. 2918) bzw. 'grine, rundliche Win- terbirne, die man Ende Herbst erntet und in den Hausern aufhangt, damit sie weiter ausreift und gelb und suB wird' (Malxaseanc' III: 486b) bestens entspricht.29

Die mo?tanf '-Birne wurde mir als eine typische Herbstbirne be- schrieben, die etwa Ende Oktober, Anfang November reif ist.

Weitere, in Bezug auf ihre ersten Komponenten weniger klare bzw. v6llig unklare tanj-Komposita30 sind:

6. ganeptanq' (- ganeptag') armudu (Hala). Der erste Bestandteil dieses Kompositums kann ohne weiteres

als arm. kanep' 'Hanf , dial. (Hamsen) gonip' (Acaryan II: 513; Malxa- seanc' II: 382c; ARS 334b) identifiziert werden. Jedoch ist diese Her- leitung keineswegs so sicher, wie sie auf den ersten Blick ausschaut. Denn zum einen fehlt fur einen solchen Birnennamen ("Hanf-Birne") eine semantische Parallele, was an sich jedoch kein stichhaltiger Wi- derspruch ist, zum anderen gibt es aber auch noch das ebenfalls aus dem Gebiet Rize bezeugte, lautlich ganz ahnliche ttu. dial. ganapi 'eine Birnensorte' (Guinay 1978: 318), das Tzitzilis (1987: Nr. 289) mit gr. (Pontos) kay9va6iu' -ayrjva6tv 'krugf6rmige Birne' (Papadopulos I: 508a) verbindet. Schuldig bleibt er uns allerdings eine plausible Erkla- rung, wie und warum /layindpi/ (Ausprache von kaX vant(v)) zu ganapi werden konnte, was ja den nur schwer motivierbaren Verlust des stammanlautenden la- sowie die Entwicklung i > a voraussetzt. Unge-

27 'Birnensorte mit rundlichen Fruchten, die etwa im Juli reif werden und innerlich ganz braun sind' (Demir).

28 'Sehr groBle rot-gelbe Birne'; vgl. auch azb. nararmudu 'eine Winterbirne' (ASE I, 402f. 29 Abgeleitet von arm. nur 'Granatapfel, Punica granatum L.' (ARS 508b). 30 Soweit mir bekannt, hat sich w.arm. danc als Lehnelement im Hem?inturkischen lediglich

als Namensbestandteil bestimmter Birnensorten erhalten, d. h. als Simplex zur Bezeichnung der Birne als solcher kommt es nicht (mehr) vor. Es ist den Sprechern unbekannt, was sich schon da- ran zeigt, daB die mit ihm gebildeten Namen zur Kennzeichnung der Birne zumeist nochmals mit ttu. arnut verbunden werden.

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BIRNENNAMEN AUS HEM$IN 97

achtet ob sich diese von Tzitzilis vorgeschlagene oder vielleicht eine andere Bildung hinter ganapi versteckt, suggeriert das auslautende -api (s. Nr. 9) irgendwie griechischen Ursprung. Doch konnte nicht auch umgekehrt ttu. dial. ganapi eine lazisierte Form (mit -i der Nominativ- endung) einer armenischen Realisation ohne Rundung von a vor n" wie etwa ganep'sein?

Die Variante ganeptaf' habe ich nur aus einem einzigen Munde ge- hort. Meine Grunde, sie hier dennoch aufzufuhren sind, daB einerseits mein Informant-ein alter Mann aus dem Dorf Guroluk (Livik)- uberaus zuverlassig ist, und daB andererseits fur das Fehlen von -n- in -danf' noch ein weiterer Fall aus Hemsin bekannt ist, namlich das von mir an anderer Stelle (Blasing 1998: 51) schon ausfuhrlich beschriebe- ne ttu. dial. (Kaptanpapa) asendos 'eine Birnensorte' (DS 352b) < arm. asn- 'Herbst-' + dos < hem. donj, w.arm. danj 'Birne'.32 Das t (-tanf' statt -danf') schlieBlich ist sekundar durch Assimilation von d an den ihm unmittelbar vorangehenden stimmlosen Konsonanten (p) entstanden;33 gleiches gilt auch fur mo?tanf' (Nr. 5).

Die Reifezeit der ganeptanf '-Birne ist im Sommer.

7. alidan?' (Hala). Zu dieser Birne kann ich ,

an Verlaf3lichem nicht viel mehr anbieten als ihre Blattformen S5N

(Abb. 5), die auf eine verwilderte Sorte hindeuten (Quotienten Blattlange/-breite: 1,44 und 1,08). Fur das Element ali

vermag ich keine wirklich zu- verlassige Deutung zu geben. Eine denkbare Moglichkeit ware wohl, darin arm. ali 'grauer \7-3

Bart, graues Haar' etc. (Acaryan "a"_

I, 93f) zu sehen, zum einen, weil dieses Lexem auch sonst noch in Abb. 5. Blatter von alidanf'

31 Uber die Durchfuihrung der Rundung von a vor Nasalen in hem,inarmenischen Mundar- ten handelt Blasing (2003: 9f).

32 Zum Fehlen bzw. Wegfall eines n vor Zischlauten vgl. weiter ttu. dial. (Hem,in) xodof': hem. xodunj, arm. xothunj (Blasing 1992: Nr. 155).

33 Vgl. auBerdem arm. a.sn-keni bzw. asun-k'eni'Herbst-Birne' (Suk'iasyan 615c; Malxaseanc' I: 198b).

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98 UWE BIASING

armenischen Phytonymen anzutreffen ist (ibd.), und zum anderen, weil wir in ttu. (Isparta, Konya) boz armut "graue Birne" (DS 749f)34 gewissermaBen als indirekte Bestatigung von auBen eine se- mantisch exakt entspechende Parallele hatten; dennoch, sicher bin ich mir dabei nicht. Andererseits konnte man auch spekulieren, ob alidanf' nicht vielleicht eine Birne ist, die von einem gewissen Ali stammt, oder eine Birnensorte, welche die Armenier in diesem Gebiet einst durch Turken kennengelernt haben, wobei der islamisch-turkische Name Ali als pars pro toto fur die Turken steht.

Zu weiteren Farbbezeichnungen in Birnennamen s. Nr. 21.

8. c'evaptanq' armudu , (?) c'evamdanq' (Hala). J5

Auf linguistischem Gebiet nicht viel besser als um alidanf' (Nr. 7) ist es um diese beiden Namens- varianten bestellt, deren letztere zudem noch unsicher ist. Die auffallend groBen Blatter (Abb. 6) dieser Sommerbirne sprechen m. E. dafur, daB es eine vere- delte Sorte ist (Quotienten Blatt- lange/-breite: 1,71 und 1,27).

Abb. 6. Blatter von c'evaptanf'

9. va armut - vay( armut (Hala), varn armut (Kutuve, sen- yuva) 'wilde Birne'; ferner vgl. vWy keraz (Hala) 'Wildkirsche'.

Das attributive Element in diesen Fruchtnamen ist ebenfalls von arme- nischer Herkunft: < hem. vdri (Acaryan 1947: 254), arm. vayri 'wild' (Malxaseanc' IV: 297f; ARS 626b). Mit seinen unterschiedlichen Rea- lisationen ist dieser Terminus ein weiteres gutes Beispiel fur die beson- ders in Hala Deresi sehr prominente Entwicklung von arm. r >y > 0; s. dazu Blasing (2003: 12f). Die hier angefuihrten Formen reflektieren folgende Entwicklungstufen: 1. arm. (Standard) vayri > (Hamsen) vdri

34 Nicht klar ist, ob-wie in DS (ibd.) suggeriert-auch ttu. (Erzincan) bozzk - (Elazig) bozik, (Malatya) bozzuk Ableitungen von ttu. boz 'braunlich- oder schwarzlichgrau' (Steuerwald 1 32b) sind.

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BIRNENNAMEN AUS HEM$IN 99

(wobei ay > d35) 2. varn > *vayi (wobei r > y), 3. *v4yj > vdy36 und 4. (unter weitestgehendem Verlust von -y und Langung des im vorausgehenden Vokals) vay > vd); vgl. hierzu noch arm. (Hemsin-Hopa) vaydanj (Hopa 2003).

VP armnut (ebenso wie vd' ke- raz) bezeichnet keine bestimm- l (w21

te Sorte, es ist vielmehr ein Sammelname fur Wildbirnen L "- und als solche erachtete, d. h. auch fur verwilderte Arten. Bei Abb. 7. Blatter von v) armut

den von mir etwas naher betrachteten Baumen sind stark variierende Blattformen auffallend. Die Fruchte, die nur in ihrem Ansatz zu er- kennen waren, wurden mir als in der Regel sehr klein bleibend und nicht wohlschmeckend beschrieben, weshalb sie auch nicht weiter ge- nutzt werden. Die hier abgebildeten Blatter (Abb. 7) stammen von ein und demselben Baum. Ihre unterschiedlichen Formen deuten an, daB es sich sehr wahrscheinlich um eine bastardierde oder verwilderte Art handelt, wobei das erste Blatt (Quotient Blattlange/-breite 1,26) mehr dem einer Wildbirne, das zweite aber deutlich dem einer kultivierten Sorte (Quotient 1,64) entspricht. Wie dem auch sei, die Einheimischen betrachten diesen Baum als Wildbirne.

In etwa das gleiche Bildungsschema wie in va? armut liegt vor in ei- nem weiteren pontischen Birnennamen, ttu. dial. (Trabzon) agrap 'eine Birnensorte' (TMK), der etymologisch jedoch einen griechischen Hin- tergrund hat: = gr. (Pontos) &ypa6i' - ypa6ir, aypa6itv (Papadopoulos I: 1 7a), einer Verschmelzung von gr. ayp(to;) 'wild' + -&n' 'Birne'; s. da- zu gleich im Anschluf3. Die turkeiturkische Entsprechung,yaban anmudu nennt Rize I1 Yilligi (1973: 155) in einer kurzen Birnenstatistik.

Gerade im "griechischen Pontos", d. h. in Gebieten des ehemali- gen Kaiserreiches von Trapezunt und seinem EinfluBbereich begegnet

3' Dieser Ubergang findet wie die nachfolgenden Beispiele sehr gut illustrieren-im Hem- ,inarmenischen regelmaf3ig statt: arm. (Standard > Hamsen) aygun 'bei Tagesanbruch' > dk*vn 'morgens'; ayrel > drusm - w l'verbrennen (tr.)'; gayl > kel k'al 'Wolf'; kayc > g-' gaj 'Funke' etc. (Acaryan 1947: 220, 224, 237).

36 Wie in arm. (Hamsen) k'eri' - ine (mit nicht-etymologischem n) > ttu. (Hem,in) keyznff' - keynf'"Brotkruste' (s. Blasing 1995: Nr. 40) und arm. beran 'Mund, Eingang, Offnung' > (Ham- sen) *peran (peron) > ttui. (Hem,in) piyan, ppay-k - piay-k (pion); s. Blasing (I1998: Nr. 4).

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100 UWE BIASING

man einer immensen Anzahl von Birnenamen, die auf -ap(i) enden. Dieses schon wie ein Suffix anmutende Segment -a6i' ist zuruckzu- leiten auf gr. 'ailov 'Birne' bzw. 'a'to; 'Birnbaum' (Frisk I: 121), im Gegensatz zu neu-gr. &iCtit bzw. &irtti6, denen eine Diminutivbildung zugrunde liegt (s. Andriotis 1971: 28a). Ich mochte hier die Gelegen- heit nutzen, einige weitere Beispiele solcher -ap-Bildungen vorzustel- len:

a) ttu. dial. (Trabzon) goginap 'rotliche Birnenart' (Emiroglu 1989: 106b; DKT-Trabzon) = gr. (Pontos) xoixtvacii - Koioictva6itv 'rotwan- gige Birnensorte', das sich herleitet von gr. 6KOKKIv(o;) 'rot' (Papado- poulos I: 454b); s. a. Nr. 21 unten;

b) ttu. dial. (Trabzon) kerasap "Kirschen(monats)-Birne" (Emiroglu 1989: 106b) = gr. (Pontos) icpaoa67r' - Kepa6lasv 'Fruihbirnensorte, de- ren Fruchte imJuni reifwerden' (Papadopoulos I: 435b); 37

c) ttu. dial. (Trabzon) kidonap "Quitten-Birne" (Emiroglu 1989: 106b), leitet sich her von gr. (Pontos) Ki'V&vv , iKcU&v 'Quitte' (Papa- dopoulos I: 503a);

d) ttu. dial. (Trabzon) ,ekerap "Zucker-Birne" (Emiroglu 1989: 106b), abgeleitet von gr. (Pontos) 6eiKcptv (< ttu. ?eker) 'Zucker' (Papa- dopoulos II: 273a); vgl. dazu ttu. (Kemerhisar - Nigde) ?eker armudu (JVigde Armudu), ?ekeri 'besonders stiBe, kleine Birnensorte' (KeYo 10; DS 3757a), arm. sak'aratanj 'im Sommer reifende, stiBe Birnensorte mit hellbraunen Frtichten', sak'arkeni 'ganz stiBe, rundliche Birne' (Malxa- seanc' III, 51 0a) und abx. a-s4akar-ha "Zucker-Birne" (AAIAM 1999: 35);

e) ttu. dial. (Trabzon) gulenap "milchige Birne" (Emiroglu 1989: 106b) < <?>;

f) ttu. dial. (Trabzon) anaracap 'Birnensorte' (TMK), moglicherwei- se herzuleiten von gr. (Pontos) dvapavt' - &vapav4tiv 'Pomeranze' bzw. vepxvt4a 'Mandarine' (Papadopoulos II, 76b); semantisch vgl. da- zu den Namen portakal armudu "Orangen-Birne" (Nr. 19 unten);

g) ttui. dial. (Rize) kukulapz (Rize I1 Yillig 155), laBt sich sowohl for- mal als auch semantisch bestens herleiten von gr. (Pontos) KowJKo1Xa bzw. KOulcOV3XtV 'eine Kopfbedeckung ftir Manner' (Papadopoulos I: 479a); vgl. dazu weiter ttui. dial. (qayeli) kukulafi 'eine Birnensorte' so- wie kukula 'eine Art Strickmtitze', kukuli 'spitze Kopfbedeckung (kiilah),

3 Der "Monat der Kirschen", ttu. dial. (Pontos) kiraz ayz, kirez ayz etc. (DS 2875), gr. (Pontos) KEpaOSv6; (Papadopoulos I: 436a) etc. ist der Juni; von neu-gr. K past 'SiuBkirsche' (Andriotis 1971: 155b).

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BIRNENNAMEN AUS HEM~IN 101

Bergspitze, Gipfel' (DKT-Qayeli) und kukula 'Kopfbedeckung', kukuli id. bzw. 'rund' (Giunay 1978: 324);

h) ttui. dial. (($ayeli) likapi 'eine Birnensorte' (DKT-,Qayeli) < <?>; i) ttu. dial. (Rize) manapi 'eine Birnensorte' (Rize I1 Yllligl 1973:

155) < <?>; j) ttu. dial. (Trabzon) kudap 'eine Birnensorte' (DKT-Trabzon); <

10. xaq'ac'ur armudu (Hala, Kiiuiive, $enyuva, Acaba) sowie xe- 9'eg'ur- hes'eq'ur (Tecina).

Gemeinsam mit arm. dial. (Pontos) xa(aqjur'eine Birnenart' (HLBB II: 287a) sind diese Varianten in eine Reihe zu stellen mit Formen wie grg. x ce(cur-i 'Birnenart' (Tschenkeli 2344a), dial. (adscharisch) xe'ec'ur-i sxal-i xececur-a, (gurisch) xic'itcur-i 'Birnensorte die zur Zeit der Wein- lese reif ist und die man uber den Winter in eingegrabenen Weinge- faBen aufbewahrt' (Nizara3e 1971: 435a; Gigineisvili e. a. 1961: 661b; Ylonti 1984: 748b, 756b).38 Weiter gehoren hierher laz. (Atina) xacacur- i mcxul-i, (Vice-Arxavi) mcxul xecec'ul-i und (Xopa) mcxul xe.ce4'ur-i 'eine Birnensorte' (Marr 1910: 230a). Der Ursprung des hier zugrunde lie- genden Etymons ist aber keineswegs im Kartwelischen und schon gar nicht im Armenischen zu suchen sondern im Westkaukasischen, und zwar in abx. a-ha-c'C" 'a ("Birnchen, kleine Birne") 'wilde Birne' (AAIAM 1999: 35),39 das uber ming. (senakisch) xecec-i in die anderen suidkaukasischen Sprachen gewandert sein soll (s. dazu Cirikba 1998: 134).4 Wie und wann dieser Birnenname oder die Birne mit diesem Namen den Weg in den turkischen Pontos gefunden hat, bleibt aus kulturgeschichtlicher Sicht zunachst undeutlich. Fest steht, daB die hem?in-armenische Realisation sowie letztlich auch die hemsin-turki- schen Formen nur aus dem Georgischen oder Lazischen ubernommen sein konnen, worauf das zusatzliche Element -ur eindeutig hinweist.41

38 Megrelidze (1938: 195f) nennt alles in allem folgende Formen: grg. xa'4ci'ur-i (gurisch), xic4- Gvur-z, xe.czczur-i, xaicur-i, xii'cur-i, xei(cur-i sowie u. U. kIvifi&a/e-i (gurisch) 'Birnensorte, die im Herbst reift und fur den Winter konserviert wird'.

39 Formal handelt es sich hier um abx. a-ha 'Pyrus, Birne' (ibd.) versehen mit dem nicht be- sondes produktiven DiminutivsuffLx -'?" 'a (? < *-1 'aP' a), das ebenso vorliegt in abx. a-k"ara- c"c'a 'kleiner Bach'; miindliche Mitteilung meines Freundes und Kollegen Viacheslav Cirikba.

40 Nicht ganz auszuschlieBen ist aber auch die getrennte Ubernahme, also sowohl ins Min- grelische als auch ins Georgische; zu grg. -ur s. FuBnote 41.

4' Dies ist das Suffix grg. -ur, "das herkunfts- und zugehorigkeitsbezeichnende Eigenschafts- worter kennzeichnet" (Fahnrich 1986: 40). Der Gebrauch dieses Morphems deutet an, daB der Stamm xe'e,- im Georgischen scheinbar nur in Verbindung mit (m)sxal-i 'Birne' verwendet wur- de, welchem er attributiv vorangestellt war, so wie in dem Dialektbeleg grg. (adscharisch) xe4'e('ur-i sxal-i.

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102 UWE BIASING

Unter sprachgeographischem Aspekt ist dabei naturlich das Lazische das naheliegendere. Dies gilt ubrigens auch fur einen weiteren, aus dem Gebiet von Trabzon stammenden Beleg dieses Terminus, ttu. dial. hececulap 'eine Birnensorte' (DKT-Trabzon). Das zusatzliche Seg- ment -ap (= gr. -&n'; s. dazu Nr. AMk 2

9) zeigt an, daB dieser Form auf jeden Fall ein pontisch-griechi- sches Medium zugrunde liegen AIrmgre muB; konkret bedeutet dies: laz. N

xe6ecul-i > pont-gr. *Xetce6ouX(- s 7t') > ttu. (Trabzon) hececulap.42

Besonders auffallend ist, daBf der in diesem Etymon zweimal enthaltene Zischlaut, der in na- hezu allen Realisationen aus den / verschiedenen Sprachen in bei- La

den Positionen gleich ist, in der T U R K E Y

pontisch-armenischen Form un- H-

terschiedlich vertreten wird. Ge- o lOkm

nerell sollte man fur den Abrup- I I

tiv grg., laz. ' im Armenischen Abb. 8. Verbreitung der xe6e&6ur-Birne

das nicht-aspirierte c (gegebenenfalls noch j) erwarten, nicht aber das aspirierte 6' und auf keinen Fall die in sich ungleiche Sequenz ' j. Da im Armenischen positionsgebundene Aspekte zur Erklarung dieses Phanomens ausscheiden, muB man andere Faktoren in Betracht zie- hen. Anbieten wurde sich hier die Assoziierung dieses "Fremdlings" mit einem bereits existierenden, ihm lautlich ganz oder auch nur teil- weise ahnlichen Wort, so wie es vorliegt in arm. xa6'ajur 'geweihtes Wasser' oder 'Weihwasser' (ZHLBB II: 486b).43 Sachlicher Hinter- grund fur diese Asoziierung konnte eine im Januar stattfindende Pro- zedur des Eintauchens des Kreuzes in geheiligtes Wasser sein, die sich zeitlich in etwa mit der Reife der Birne deckt. Einen ganz konkreten Hinweis hierauf gibt auf3erdem eine kurze Mitteilung im Zusammen- hang mit der JmMuk-Birne (s. Nr. 15) in dem Beitrag Neskol'ko slov o sa- dovodstve v Daralag/oze ('Einige Worte zum Gartenbau in Daralgoz'; De-

42 Da der Ubergang r > l wie die voranstehende Form zeigt-teilweise im Lazischen vor- handen ist, gehe ich in diesem Herleitungsschema von dieser 1-Form aus, was aber nicht a priori

ausschlieBt, daB der Wechsel auch erst spater, also im pontischen Griechisch oder im turkischen Trabzondialekt eingetreten sein kann.

43 Arm. xaY' 'Kreuz', dial. (Hamsen, Trapizun) 'Kreuz, Kirche' (Acaryan 1947: 233; 1913: 453a).

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BIRNENNAMEN AUS HEM*IN 103

vickij 1898: 55), in der es etwa wie folgt heiBt: 'Zum Kirchenfest von Surp Xac' (ein Kloster) schlagt man im Uezd Nor-Bayazit und den na- hen Dorfern die (reifen) Fruchte dieser Winterbirnensorte von den Baumen'; d. h. diese Birne wird dort zur Zeit der Kreuzeseintauchung geerntet. Ferner vgl. dazu auch noch die ebenfalls aus dem Pontos be- legte Dialektform arm. (Kiwmiwsxane4, Hamsen) xac6atur 'Birnenart mit mittelgroBen, rundlichen Fruchten, die im Herbst reif werden, suB schmecken, aber von sandiger ("awazot") Konsistenz sind'45 (Acaryan 1913: 453b; HLBB II: 287a), die jedoch ein anderes Bildungsmodel verkorpert. Die zweite Komponente ist namlich dasselbe Element -tur (Aoriststamm von tal 'geben'), das in einer Reihe von Personennamen auftritt,46 wie arm. Astuac-a-tur, Tir-a-tur, Virap-tur, Grigor-a-tur, K'ristos-a- tur und naturlich Xac'-a-tur selbst, welches wortlich soviel wie "dem Kreuze Gegebener" bedeutet (Acaryan 1944: 467f). Im Hinblick auf die Birne, ist auch dieser Name wohl auf ein Kirchenfest zu beziehen, allerdings auf ein anderes als xa'aqjur, wie die unterschiedliche Reifezeit (Herbst) nahelegt. Nicht ausschlieBen mochte ich, daB es sich dabei um das Fest der Kreuzerhdhung (s. Nr. 15) handelt.

Im weiteren ist noch zu beachten, daB dieser Birnenname im Tur- kischen von Hem?in leichte lautliche Schwankungen aufzeigt. In der ersten Form spiegelt sich deutlich die hemsin-armenische Realisation wider (ttu. a; f '-c': arm. a; '-j),4 wahrend die beiden aus Tecina be- kannten Varianten viel mehr wie unmittelbare Ubernahmen aus dem Lazischen aussehen (ttu. e; ('-': laz. e; (c-(c).

Wichtig ware es naturlich zu wissen, ob es sich in allen Fallen auch um ein und dieselbe oder zumindest irgendwie ahnliche Birnensorten handelt; eine Frage, die sich mit absoluter Sicherheit jeweils nur vorort entscheiden laBt. Im Hem,ingebiet, wo ich in Hala und *enyuva Gele- genheit hatte, xaf'ac ur-Birnbaume aus unmittelbarer Nahe anzusehen, handelt es sich um einen stattlichen Birnbaum (ca. 8-10 m hoch), des- sen relativ kleine Fruchte erst im Winter ausgereift sind. Wie die Ab- bildung der Blatter (Abb. 9) zeigt, konnen diese von ihrer Form her

- Gumushane. 45 Diese bei manchen Bimen auftretende 'sandige' Beschaffenheit der Fruchte hat z.B. in dt.

(dial.) Saandbim (Marzell III: 1203) auch namentlich einen Niederschlag gefunden. 46 Ich danke meinem Freund und Kollegen Theo van Lint (Oxford University), der mich

auf diese Verbindung hingewiesen hat. 47 Dies gilt wohl auch fur Xaf 'ac'ur, den Namen einer Stelle auf einer Alm (Tirovit?) im

Raum Pazar-Hemsin. Kennzeichnend fur diesen Ort ist eine kleine, besonders kalte Quelle, Xaf'dc'ur'un puhari, was andeutet, daB hier nicht die 'Birne' sondern eher das '(geweihte?) Wasser' namengebend gewesen sein durfte. Unbekannt ist leider, ob diese Stelle einst fur die dortige ar- menische Bevolkerung eine bestimmte Bedeutung hatte.

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104 UWE BIASING

einander recht unahnlich i i sein.8 SproB3dornen sind mir nicht aufgefallen. Eine prazise Bestimmung der Art ist mir nicht moglich und selbst die Entscheidung, ob es sich hier- bei noch um eine wirkliche Kultursorte handelt oder be- 6_

reits eine bastardierte Form einer Kulturbirne,49 vermag ich nicht zu treffen. Vieles spricht jedoch dafuir, daB diese Sorte einst in Hem?in einge- fiihrt wurde, ob nun durch Abb. 9. Blatter von xafacur armudu

Kontakt mit den benachbarten Lazen oder aber durch sog. gurbetf i, d. h. Menschen aus Hem,in, die zeitweise in ferneren Gegenden wie Mingrelien oder Atscharien lebten und dort diese Birne kennen und schatzen gelernt haben. In diesem Falle liegt die Wahrscheinlichkeit, daB es eine kultivierte Sorte ist, sehr hoch, da es an Wildbirnen in Hemsin sicher nicht fehlt.

Wie es den Anschein hat, ist die xec'4c<ur-Birne eine sehr geschatzte Sorte, die sich auch uber einen langeren Zeitraum hin aufbewahren bzw. konservieren laBt, eine Eigenschaft die vielen anderen Sorten ab- geht. Kenntnis uber praktische Methoden der Haltbarmachung von xececura -Birnen bei den Adscharen gibt uns ein kurzer Dialekttext in Kartuli dialektologia (Gigineisvili e. a. 1961: 396):

bbs)ob djk663b

baja-j)6 b 1s6f b66-Jw6b 9a6a3ajo)or) b-nm b 6do,

a-Vjmy o) IB6v!2ob J-j6B6%Ub 66 coox6b, %aQWo66 36b-J663o-),

hJaQw806 wmaa6a6o) Wo6 'dao6bj6. 86%ojb-y:63aoo oj6a6. A-j6'do bajaRjA bi 3o66b63m), b66mxoQ 66 o%bb A-^6d.

baAa-jK96b 963JKn&O) j6n31Jo, 8N3abim) cob3b (6Ox~boo,) ao8V6b 3tr0&J6om-) %JQto6, 36aC83 66 86gb6 oa-j'd6mb '3ocn, '% 5bbc^o o Vojo-j6. 8 aJb-Jvob ^,06mb am3VJ00m w

50

"8 Beide Blatter kommen von ein und demselben Baum (Guroluk koyu in Hala Deresi), je- doch von unterschiedlichen Zweigen.

.1( Hierfur sprechen konnte die ungleiche Blattform mit den Quotienten Blattlange/-breite 1,51 und 1,16.

51) (Transkription): sxalis senaxva xececuras da sartulas movkrept, cavqrit xulasi, miiqiopt calis kuncals an tibas, zeydan da-

vaxuravt, kveydan duigebt da seinaxeba. gazapxulamdi ikneba.

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BIRNENNAMEN AUS HEM5IN 105

Konservierung von Birnen Wir pflucken Xececura- und Sartula-Birnen51, werfen sie in einen Vor-

ratsspeicher, packen sie in Hullblatter von Maiskolben oder in Heu, decken sie von oben ab, unten legen wir [auch] etwas darunter und so werden sie aufbewahrt. Bis zum Fruhjahr werden sie [die Birnen] so sein/bleiben.

Die Xecec6ura-Birnen bewahren wir [z. T. auch] in eingegrabenen WeingefaBen auf, nicht aber die Sartula-Birnen. Wir werfen die Xececu- ra-Birnen [also] in ein solches WeingefaB, beschmieren das obere En- de mit Lehm und werfen von oben Erde darauf. Luft sollte keine da- ran kommen, da sonst die Birnen schwarz werden und ausreifen. Im Fruhjahr brechen wir es [das WeingefafiB] auf und es wird gut sein.

Auch in Hemsin ist die Konservierung von Birnen nicht fremd. Ob man dazu-wie in Adscharien-auch die xaf'ac ur-Birne verwendet, kann ich allerdings nicht sagen.

Zum AbschluB mochte ich xe.cecur- bzw. dessen etymologischen Vorlaufer, abx. a-ha (s. o.) zum Aufhanger machen fur einen kurzen Exkurs uber die Bedeutung der Birne bzw. des Birnbaumes im Volks- glauben. In einem noch nicht vor allzu langer Zeit in Acta Orientalia Academiae Scientiarum Hungaricae abgedruckten Beitrag weiBt Eva Csaki (2002) auf Traces of the Pear-tree Cult in the Caucasus hin. Sie zitiert einige dementsprechende Folkloretexte-vor allem aus dem Ungarischen, deren Thematik und Inhalt sie zuruckdatiert in die Zeit der Wande- rung der Magyaren und ihres Kontaktes mit turkischen bzw. kaukasi- schen Volkerschaften ("Khazars or other Turks and neighbours"; ibd. S. 350) im nordkaukasischen Areal. Auch wenn sie keine konkreten Daten aus diesem Gebiet anzubieten hat, spricht doch sehr vieles fur die Richtigkeit der von ihr vorgetragenen These. Bei den Abchasen namlich-so berichtet Akaba (1984: 48f)-war die Wildbirne (abx. a- has' rus. dikaja gru.sa) bis in jtingste Zeit ein geheiligter Baum, was sich in allerlei Riten und den dazugehorenden Formeln niedergeschlagen hat. Besonders deutlich wird die Rolle der Wildbirne in Beschworungs- formeln gegen den Bdsen Blick (nazar); die Endverse einer dieser For- meln lauten:

cursi xececuras vinaxavt, sartulay ar izams cursi. xecec uras cavqrit cursi, muiglest tavs talaxit, micas davaqrit zeydan, haerma ar anda imusaos sit, savdeba sxali da mcipteba. gazapxulis dros movslit da karkat ikneba.

51 Grg. (atscharisch) sartula-y 'Birnensorte mit kleinen Fruchten, die zur Zeit der Weinlese reif sind' (Nizarage 1971: 310b). Formal ist dies-wie auch grgL. sa-rtvl-o 'die Weinlese betref- fend, fur die Weinlese geeignet'-eine Ableitung von rtvel-i 'Weinlese', rtvl- 'Weinlese halten' (Tschenkeli 1160b; 1062a).

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106 UWE BLASING

Der mit dem Bosen Blick ist vom Birnbaum gesturzt, er ist auf einen Birnenstachel [SproBdorn] gefallen, man hat ihn uber die sieben Meere gejagt und ihn in die Tiefe des Meeres weggeblasen .. 52

Alles an der Birne so Akaba weiter scheint in irgendeiner Form heilig. So sprach der abchasische Wunderheiler bei Skorpionstichen nicht nur eine Formel aus, sondern legte auBerdem noch zerkleinerte Blatter des Birnbaumes auf die BiBstelle auf. Weiter verabreichte man dem Geschadigten die Fruchte, also die Birnen selbst und zwar zu- meist in Form von Sirup (abx. a-bak'maz53), verdunnt mit Wasser. Wir konnen hieraus bereits schluBfolgern, daB die Wildbirne einst auch eine Art Allheilmittel in der abchasischen Volksmedizin war. Noch bis vor kurzem galten ihre Fruchte gemeinhin als schweiBtreibendes Mit- tel. So interessant und attraktiv diese Thematik auch sein mag, weiter darauf einzugehen, wurde weit uber den Rahmen dieser Arbeit hin- ausfuhren, schon weil die Einbeziehung der Bedeutung der Birne bei den anderen im Kaukasus lebenden Volkern dabei unabdingbar ware. Sicher ist es aber eine dankbare Aufgabe diesem Komplex in Zukunft in vertiefter Form noch nachzugehen.

Soviel steht fest, groBe Teile in und um den Kaukasus sowie rund um den Pontus zeichnen sich durch groBen Birnenreichtum aus. Ei- nen guten Eindruck davon vermittelt die Karte der Gesamtverbrei- tung von Pyrus pyraster (L.) Burgsd. (= Wildbirne; s. Abb. 10), aus der u. a. folgendes abzulesen ist: Neben dem Kaukasus, "wo auch ihr oko- logisches Optimum liegt", liegt der "Schwerpunkt der Gesamtverbrei- tung ... im submediterranen bis subkontinentalen Raum" (Wildbirne 2001: 3c). Speziell im Hinblick auf die Ungarn und ihre lange Wande- rung zeigt uns die Karte aber auch, daB deren Weg durch Westasien schon lange vor dem Erreichen des nordkaukasischen Areals und auch danach ausgesprochene Birnengebiete kreuzte. Wann und wo genau sie mit tu. *kertme(-lik) (>*kertme(-1ig) > *ker/Je(li) > ung. kdrtvely bzw. kdrtve etc., heute: kdrte 'Birne')54 Bekanntschaft gemacht haben, ist also

52 <<?ypHoria3bEi C rpyimeBOro gepeBa CBaJIHjiCSi,//Ha rpymeBy1O KOjfOqiKy ynaii,//tlepe3 CeMb Moperl

nporHaJI,//C,JIy B rJIy6a Mopi>>.

In ahnlichen Formeln werden in Bezug auf den Birnbaum noch Epitetha wie 'jung' (Mono- ,oe), 'ruhig' (poBHoe) oder 'gerade, aufrichtig' (psAMoe) gebraucht (Akaba ibd.). Die dazu passen- den Texte in abchasischer Sprache liegen mir leider nicht vor.

5 Vgl. tu. (Mahmud al-Kalyari: Diwan-i Luyat at-Turk) bdkmds (Oghuzisch) 'Sirup' (Dankoff & Kelly I: 344), ttuL. pekmez, dial. bekmez etc. 'dick eingekochter Obst-, spez. Trauben-most' (Steuerwald 744a; DS 604a); ausfuihrliche Angaben zur Verbreitung und Etymologie gibt Eren (1999: 328).

54 s. Csaki (2002: 348).

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BIRNENNAMEN AUS HEM$IN 107

keineswegs ganz klar, wenngleich-um es noch einmal zu sagen alles fur den Kaukasus und das ihm nordlich vorgelagerte Gebiet spricht.

Abb. 10. Gesamtverbreitung der Wildbirne

11. boloz armudu (Hala). < w.arm. (dial.) boloz, arm. poloz 'oben spitz zulaufend, der

Lange nach aufgeschossen, schlaksig' (Malxaseanc' IV: 112a; ARS 569a), was in der Tat eine passende Beschreibung fur die langhalsigen, typisch "birnenformigen" Friichte dieser Sorte ist; s. a. Blasing (1992: Nr. 15). Die Fruichte sind ver- gleichsweise zu anderen Bir- 45 1 I

nen grof3 und haben-wie ein- gangs schon erwahnt einen leicht sauerlichen aber durch- aus angenehmen Geschmack. Ihre Reife erlangen sie im Spatherbst, so etwa Ende Oktober, Anfang November. _4mm

In voll ausgereiftem Zustand sind sie ganz braun und se- | , 2mm

hen aus, als seien sie verfault, . weshalb sie nicht selten ver- Abb. 11. Blatter von boloz armudu

schmaht werden. Die Dorfbewohner jedoch legen diese Sorte gerne ein (s. tur;uluk ar-

mudu, Nr. 30), zumeist in einem irdenen GefadB (kup, giive(), das sehr gut

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108 UWE BLASING

abgedeckt bzw. mit einem Tuch zugebunden werden muB. So bleiben die Birnen etwa 4-5 Monate haltbar und konnen den ganzen Winter hindurch gegessen werden. Wie das Einlegen ganz genau vor sich geht, d. h. ob auf3er Wasser noch weitere Zutaten notig sind, ist mir nicht bekannt. Weiterhin eignet sich die boloz-Birne vortrefflich zur Zubereitung von ho?af(eine Art 'Kaltschale' aus getrocknetem Obst; s. Steuerwald 396a), was erfrischend und sutB schmeckt und oft als Beilage zu gekochtem Reis gegessen wird.

Die kurzgestielten Blatter (Abb. 11), ihre Quotienten Blattlange/ -breite (1,53 und 1,45), sowie die "Birnenformigkeit" der Fruchte und der nicht adstringierende Geschmack gehoren zu den grundlegenden Charakteristika einer Kulturbirne.

12. xaail armudu (Hala, Kusuve). Diese Bezeichnung hat ebenfalls ' N3M,

einen armenischem Hintergrund, ihr erstes Element, ttui. (Hem?in) xa?l -< arm(L). xasill_

'Mehlbrei, Suppe' (ARS 288b)55 -verweist auf das extrem weiche, breiige Fruchtfleisch dieser Art ("ici yumusak, xasile benzer"). AuBerhalb dieses Birnennamens ist xail im Gebiet von Hem?in sehr weit verbreitet. Wie im Armenischen bezeichnet man damit eine einfache aber sehr schmackhafte Mehl- %mm

speise, deren Grundbestandteile Polenta und 12m

Butter sind; zur Zubereitung s. Blasing Abb. 12.Blattvonxa.lanudu

(1992: Nr. 142). Das eiformige Blatt (Quotient Blattlange/-breite: 1,52) und beson-

ders sein auffallend kurzer Stiel (Abb. 12) sprechen deutlich fur eine veredelte Birnensorte. Ganz im Gegensatz zum Inneren, d. h. zum Fruchtfleisch, wurde mir die Schale als sehr fest und grun beschrieben ("kabugu yesil ve bayagi serttir").

13. vartevor armudu (Hala, Kusuve, benyuva). Diese Birnensorte verdankt ihren Namen dem Umstand, daB

sie im Hochsommer, genauer gesagt etwa um die Zeit des "Festes der

55 Acaiyan (II: 3460 verbindet dieses Lexem, das auch sonst im dialektalen Turkeiturkisch reich bezeugt ist (ttU. ha?zl, halil etc. 'Bezeichnung fur verschiedene Mehlspeisen und Breie'), mit dem Stamm arm. xars 'brennen, kochen' (s. a. Dankoff 1995: 59).

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BIRNENNAMEN AUS HEM5IN 109

Rosen", arm. vardavar, reif wird und geerntet werden kann. Neben der Substratform aus dem Gebiet von Qamlhhem?in ist dieser Name auch noch mit dem fur viele Mundarten des Hemsinarmenischen typischen Ubergang rt > st als arm. vastavai, vastewori56 bezeugt; s. Haybusak (Nr. 2918). Ein weiterer Beleg, arm. vardavareni 'eine Birnenart, die zum var- davar-Fest reif ist' (Acaiyan 1913: 996a; Malxaseanc' IV: 31 Oa) stammt dagegen wieder aus Karabagh, was einen unwillkurlich an (Hemsin)

f 'erdanf': (Karabagh) jier tanj-i (s. Nr. 1) denken laBt. Jedoch lassen sich beide Falle nur schwerlich miteinander vergleichen, da es sich bei var- tevor-ganz im Gegensatz zu g erdanf' um einen Namen handelt, der so gut wie uberall im armenischen Sprachgebiet vorkommt.

Das ursprunglich heidnische vardavar-Fest (s. Russell 1992) wurde schon fruh von der armenischen Kirche umgemunzt zum Fest der Verklarung Christi (tranfiguratio), das die Armenier am 7. Sonntag nach Trinitatis feiern, wahrend es bei den anderen orthodoxen Kir- chen auf den 6. August (als Fixdatum) fallt. Man gedenkt an diesem Tage einer Begebenheit, von der uns die Evangelisten Matthaus (17, 1-9), Markus (9, 2-9) und Lukas (9, 28-36) berichten:

Jesus nahm seine Junger Petrus, Jakobus und Johannes mit auf einen hohen Berg, wo er vor ihnen verklart, d. h. ins Uberirdische erhoht wurde und Gott aus einer Wolke zu ihnen sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den solit ihr horen! (Matth. 17, 5).

14. xodog' armudu (Hala, $enyuva). So wie die vartevor-Birne zur Zeit des vardavar-Festes reif wird,

gelangt die xodof '-Birne um die Zeit der 'Heuernte, des Gras-Ma- hens' hem. xodunj, arm. xothunj (Acaryan 1947: 234; ARS 304a) zur Reife. Abhangig von den Witterungsverhaltnissen ist dies in Hem?in etwa Ende August bis Anfang September; s. a. Blasing (1992: Nr. 155).

15. istavren armudu - istarven armudu (Hala, Kuisiive). Diese beiden Namensformen stehen offensichtlich in aller-

nachster Beziehung zu dem aus dem Gebiet von Trabzon bestens bekannten Birnennamen, ttu. dial. istavrap 'eine im Monat Istavrit rei- fende Birnensorte' bzw. 'im Oktober reifende Birne' (Emiroglu 1989:

56 Ferner findet man arm. dial. vastewori noch als Bezeichnung fur eine 'Nelkenart' und var- davar als 'eine Blumenart' (Acaiyan 1913: 993b, 996a).

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134a; DKT-Trabzon), dem gr. (Pontos) axaup6i' 0catup6iciv (Papa- dopoulos II: 315a) zugrunde liegt. Formal ist dies eine Vebindung von gr. atu po; 'Kreuz' und -a6i' 'Birne' (s. oben Nr. 9), die wortlich uiber- setzt "Kreuz(es)birne" bedeutet. Wie aber schon Papadopoulos und Emiroglu (ibd.) mitteilen, bezieht sich gr. aeup6; hier nicht auf das Kreuz als solches sondern auf den "Monat des Kreuzes", den Septem- ber, gr. (Pontos) awxapite; (Papadopoulos II: 315b); dazu gleich mehr im AnschluB. Das Formenpaar aus Hala/Kiiuuve reprasentiert jedoch eine andere Ableitung desselben Stammes, namlich gr. (Pontos) aw-o- peVO; 'September' (Papadopoulos II: 315a). Die zweite Variante dieses Sets, die eindeutig sekundar-d. h. durch Metathese (-vr- > -rv-) ent- standen ist, wird recht oft in Hala Deresi gebraucht. Wenn es auch keine eindeutigen Anhaltspunkte dafur gibt, wann und wo die Meta- these stattgefunden hat-noch im Griechischen oder erst im Turki- schen-, liegt m. E. die zweite Option mehr auf der Hand, da dieser sporadische Wechsel vermutlich nur die Folge einer Unsicherheit bei der Artikulation dieses in Hem?in absolut fremdartigen Wortes ist.

DaB die istavren-Birne eine typische Herbstbirne ist, verrat bereits ihr Name. In Kusuve erreicht sie in der Tat etwa ab der Halfte des Septembers bis Anfang Oktober hin ihre voile Reife.

Die Bezeichnung des Septembers als "Monat des Kreuzes" geht aus vom christlich liturgischen Kalender, genauer gesagt vom Fest der Kreuzerhdhung, das sowohl in der katholischen als auch der orthodoxen Kirche auf den 14. September fallt. Der Ursprung dieses Festes (rus. Vozdvizenie Kresta Gospodnja; gr. C'op-r' roi a-raopoi), das einen der soge- nannten "Zwolf Festtage" in der Orthodoxie darstellt, ist mit der ural- ten Legende verbunden, nach der Helena, die Mutter Kaiser Constan- tins des GroBlen, das Kreuz Christi imJahre 320 inJerusalem wieder- gefunden hat. Eine treffliche Zusammenfassung dieser uberaus anspre- chenden Geschichte, die ich ihres erbaulichen und pittoresken Cha- rakters wegen hier einfugen m6chte, gibt Okumenisches Heiligenlexikon:

Die Legenda Aurea beginnt die Kreuzfindungslegende mit dem ster- benden Adam, der seinen Sohn Seth ins Paradies schickte, um das 01 der Barmherzigkeit zu erbitten, damit er ewig leben konne. Der Erz- engel Michael konnte ihm aber nur einen Zweig vom Baum der Er- kenntnis geben, und als Seth zuruckkam, war Adam tot. Der Zweig wurde auf sein Grab gepflanzt und wuchs zu einem groBen Baum auf. Den lieB Konig Salomo als Bauholz fur denjerusalemer Tempel schla- gen, aber, wie auch die Bauleute sich muhten, stets war das Stuck zu lang oder zu kurz, so wurde das Holz als Steg uber ein Gewasser ge- legt. Die Konigin von Saba erblickte in dem Balken das kiinftige

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BIRNENNAMEN AUS HEM$IN

Kreuzesholz, verehrte es, schritt daneben durch das Wasser und warn- te Salomo, der es vergraben lieB. Daruber entstand ein Teich, in dem die Opferschafe gewaschen wurden, dann machte das auftauchende Holz das Wasser heilkraftig.

Als nun die Zeit des Leidens Christi herangekommen war, wurde das auf dem Wasser schwimmende Holz herausgenommen und das Kreuz daraus gemacht. Dann aber lag es tief in der Erde verborgen, bis nach jahrhundertelanger Zeit Kaiser Konstantin, im Traum von einem Engel gewiesen, ein lichtes Kreuz mit den Worten: "In diesem Zeichen wirst du siegen" erblickte. Er zog gegen Maxentius und be- siegte seinen Gegner, der ihn mit einer angesagten Brucke hatte tau- schen wollen.

Nun zog Helena nach Jerusalem; der befragte LevitJudas versprach dem Hohen Rat, sein Wissen nicht kundzutun. Aber Helena liefB ihn in einen trockenen Brunnen werfen; nach sieben Tagen flehte Judas um Gnade, wurde herausgezogen und zeigte die nur ihm bekannte Stelle auf Golgatha, uber der Kaiser Hadrian einen Venus-Tempel hatte erbauen lassen. Nachdem dieser abgetragen wurde, forderte Ju- das drei tief eingegrabene Kreuze zutage. Nacheinander wurden sie auf einen Leichnam, der gerade aus der Stadt herausgetragen wird, gelegt, und Helena erkannte das Kreuz, das den Toten zum Leben er- weckte, als das richtige Kreuz. Judas lieB sich daraufhin taufen, wurde als Bischof von Jerusalem Quiriacus genannt und musste nun noch nach den Nagein suchen, die er schlieBlich-wie Gold glanzend-fand. Helena wiunschte, dass man mit einem der Nagel die Zugel fur das Pferd des Kaisers ausstatte, damit dieser nur noch Frieden und keinen Krieg mehr vorbereiten konne, entsprechend den Worten beim Pro- pheten Sacharja (14, 20). Fur das Kreuz wurde demnach ein Kirchen- raum inJerusalem errichtet.

Zu byzantinischer Zeit wurde die Kreuzerhohung als eine Art na- tionaler Feiertag begangen, der ganz im Zeichen der Verehrung des Kreuzes Christi stand. Bis heute hat sich diese Tradition in der Form erhalten, daB man das Kreuz oder damit in Verbindung stehende Reliquien-durch Hochhalten, also Erhohung vor dem Volke zur Schau steilt.

Eine ganz ahnliche Bildung wie in ataupa6ctv steckt auch in dem Birnennamen grg. (atscharisch) xat-ur-a - xatr-i (< *xat-ur-i), der formal eine -ur-Ableitung (s. o. FuBnote 41) von grg. xat-i'Ikone, Heiligenbild, Heiligenfest' bzw. (chewsurisch) xat-a 'Kreuz' (Nizarage 1971: 431b; Tschenkeli 2307) ist. Beschrieben wird die xat-ur-a-Birne als folgt: 'Ei- ne Art, die ziemlich groBe und saftige Fruchte hervorbringt, deren feine Schale mit der Reife milchig weiB wird. Man legt sie im Herbst ein, den Winter hindurch sind sie jedoch nicht haltbar. AuBerdem

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kocht man von ihnen betmez',57 einen schmackhaften Syrup (Nizarage 1971: 43 lb). Sehr wahrscheinlich ist, daB sich wie im pontischen Grie- chisch die Bezeichnung 'Kreuz, Heiligenbild' auch im Georgischen auf die Zeit der Reife rund um das Fest der Kreuzerhdhung bezieht; im- merhin ist es-wie wir aus der obigen Beschreibung erfahren eben- falls eine Herbstbirne, wenngleich ein direkter Hinweis auf Mitte 'September' nicht vorliegt; vgl. in diesem Zusammenhang auch arm. xac'atur (Nr. 10).

Birnennamen, deren Benennungsmotiv die Zeit der Fruchtreife ist, sind keineswegs selten; das Spektrum reicht von den sehr allgemeinen Jahreszeiten-Namen uber die bestimmter Monate bis hin zu denen zyklisch vorkommender Ereignisse, wie beispielsweise Kirchenfeste etc. Ich mochte hier die Gelegenheit nutzen, einige weitere Beispiele fur solche "kalendarische" Birnennamen aus Anatolien und angren- zenden Gebieten zu geben:

a) aram. (Hertevin) hzirani 'kleine, fruhreifende Birnenart', was ab- geleitet ist von hziran 'Juni' Jastrow 1988: 189b);

b) ttu. agostos armudu (Seydi?ehir - Konya), die "August-Birne" (De- mir), ferner abx. nanhoa-ha "August-Birne"; vgl. abx. nanhoa-mza 'Au- gust', wobei nanh?a eigentlich den 'Tag des Todes von Maria' (28. Au- gust) bezeichnet (muindliche Mitteilung von Viacheslav Chirikba);

c) ttu. ekim armudu (Seydi?ehir - Konya) die "Oktober-Birne", deren Fruchte mir als besonders 'gelb' beschrieben wurden (Demir);

d) arm. garnanahas tanj "im Fruhjahr reifende Birne" (Malxaseanc' I: 415b), was weniger eine Sorten- als eine Sammelbezeichnung fur Fruhbirnen ist;

e) arm. amrneni "Sommerbirne" (Malxaseanc' I: 7 lb); 1) ttu. a?endos (Kaptanpaya - Rize) sowie arm. asnkeni - asunk'eni

"Herbst-Birne", s. dazu Nr. 6 oben; ferner arm. asnanahas tanj "im Herbst reifende Birne" und asunk'atanj "Herbst-Birne" (Malxaseanc' I: 197c, 198b), was sowohl als Sammelname verwendet wird als auch be- zogen auf eine spezielle Sorte;

g) ttu. (osm.) kq armudu " 9 ) "Winter-Birne" (Steuerwald 530a; Redhouse 73b), dial. (Sgydiehir - Konya) 'Birnenart, deren Fruch- te im Dezember reif werden und ganz grun und saftig sind' (Demir), arm.jmrnatanj ("Winter-Birne") 'Birnensorte, die bis zum Winter stand- hdlt' (Malxaseanc' III, 179a), dial. (Igtir, Van) jmefnuk, (Larabal)jmerne- ni 'spat reifende und fur den Winter konservierte Birnen- oder Apfel-

5 S. dazu FuBnote 53

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BIRNENNAMEN AUS HEM5IN 113

sorte' (Aca'yan 1913: 691b), grg. (ingiloisch) zamtrula 'Winterbirnen' (Tschenkeli 390a), abx. a-gan-ha (AAIAM 1999: 35) und aram. (Herte- vin) setwaya 'eine Winterbirnenart' Jastrow 1988: 198a).58

Auf den folgenden Seiten mochte ich einige typisch turkische Bildun- gen von Birnennamen vorstellen. Wengleich diese wie eingangs be- reits angedeutet unter linguistischen Aspekten auch weit weniger spektakular erscheinen mogen als die zuvor behandelten "Exoten", machen sie doch einen sehr grof3en, wenn nicht sogar den groBten Teil der heute im Hem?ingebiet vorkommenden Birnennamen aus.

16. kabak arnudu (Hala, benyuva). s. o. bei tetmedanf armudu (Nr. 3)

17. kavun armudu ($enyuva, Kuisuve). Diese "Zuckermelonen-Birne" aus Hem?in hat eine Namens-

schwester in gr. (Pontos) 1Ka4ouvawt , yapouvain' - 4Kapouva'Mv, 7yacoi- va6iv 'Birne, die einen der Zuckermelone ahnlichen Geschmack hat' (Papadopoulos I: 370a). Rize I1 Ylllig' (1973: 155) erwahnt nur ttu. kar- puz arnudu "Wassermelonen-Birne", ein Name, der ubrigens auch wie- der im pontischen Griechisch sowie im Abchasischen vorkommt: gr. (Pontos) Kapnou Ca1 ' -KapnuLOWClnv (Papadopoulos I: 410a), abx. a- k'arp'az?-ha (AAIAM 1999: 35).59

18. dut armnudu (Ktifi?ve). "Maulbeeren-Birne".

19. portakal armudu (Tecina). "Orangen-Birne"; s. a. Nr. 9 oben.

20. muz armudu (Hala). Angeblich zeichnen sich die Fruchte dieser Art durch einen

der Banane (ttui. muz; Steuerwald 661 b)60 ahnlichen Geschmack aus.

58 Vgl. hierzu ttu. kz, (Steuerwald ibd.), arm. jmei(n) (ARS 440b), grg. zamtar-i (Tschenkeli 389b), abx. a-gpn (RAbx 236a) und arm. setwa 'Winter' Jastrow ibd.).

59 Zu ttu. kavun, karpuz etc. s. ailgemein Eren (1999: 220a & 214b). 60 Zu Etymologie und kulturellem Hintergrund von bot. (latinisiert) Musa < ar. mauz, das

auch ttu. muz zugrunde liegt, s. Genaust 1996, 399f.

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21. kermmz armut (Hala). Die "rote Birne" (ttu. kzrmzzz 'rot'; Steuerwald 527b). Dieser

Name beschreibt die Rotwangigkeit der reifen Fruchte und zeigt indi- rekt an, daB wir es mit einer Kultursorte zu tun haben durften. Areale Namensvettern treten uns entgegen in arm. dial. karmr-a-tanj, (Larabal) karrnr-eni 'eine Birnensorte mit schonen roten Fruchten' (Acaryan 1913: 560a),j ttu. dial. (Trabzon) goginap = gr. (Pontos) KoKLtva(TL' -coxictva-

iiv (s. Nr. 9 oben), grg. citel-a "die Rote" (Tschenkeli 2162b) und abx. a-ha-psr "rote Birne" (AAIAM 1999: 35).62

Weitere auf der Basis von Farbbezeichnungen gebildete Birnenna- men sind:

a) ttu. (Gtimtiihane) sarzarmudu "gelbe Birne", sarabekir armudu "Gel- ber-Bekir Birne", (Diizce - Bolu) sarzcaarmut "gelbliche Birne" (DS 3545a), grg. (atscharisch) jvitela-y ("die Gelbe") 'eine Art Sommerbirne, mit mittelgroBen Fruchten, die mit zunehmender Reife gelb werden und schnell verfaulen' (Nizara3e 1971: 371 b) und abx. a-ha-j?ez ' "gelbe Birne" (AAIAM 1999: 35).63

b) grg. (ratsch.) jurc'umala ("die Tiefschwarze") 'sehr reife Birne' (Tschenkeli 1742) und abx. a-hajk?a "schwarze Birne" (AAIAM 1999: 35)64

c) ttu. dial. boz armut "graue Birne", s. Nr. 7. d) ttu. (Unye - Ordu) ak arnut "weiBe Birne" (UnLug). Weiter zu

nennen ist arm. dial. (Van) spitak ("die WeiBe") 'eine Winterbirnenart' (Acaryan 1913: 982a; Malxaseanc' IV, 256b).5

Im Turkeiturkischen weit verbreitet ist die Bezeichnung akfa armudu 'kleine, hellgrune, beliebte Birnenart' (Steuerwald 20f), die aber-ob- gleich ttu. akfa 'weiBlich' eine Ableitung von ak ist hier nicht "weifB- liche Birne" bedeutet sondern "Asper-Birne", weil sie fruher einmal, in osmanischer Zeit fur ein akfa ("WeiBling" = Asper) per Stuck ver- kauft wurde, worauf auch der Eintrag osm. aqfa armudu ( 5z,,T&)

61 = arm. karmir 'rot' (ARS 343b) + -eni (Suffix in Baumnamen). 62 Vgl. grg. citel-i (Tschenkeli ibd.) und abx. -apF'rot' (s. RAbx 297b). 63 Vgl. dazu ttu. san, grg. Ivitel-i und abx. a-j?ez 'gelb' (Steuerwald 799a; Tschenkeli 1687a;

RAbx 197b). 64 Vgl. dazu grg. qur7-i 'tiefschwarz, (ratschisch) sehr reife Frucht', (letschchumisch), qurqumeli

(imeretisch, gurisch) qurqum-i 'tiefschwarz, dunkel' (Tschenkeli 17410 und abx. ajk?a(c'?a) 'schwarz' (RAbx 61 7b).

65 Vgl. hierzu ttu. ak (Steuerwald 190 und arm. spitak 'weiB' (ARS 613a). Moglich ware auch noch, daB der armenische Name nicht auf der Farbbezeichnung beruht sondern auf dem Orts- namen Spitak und somit das Herkunfts- bzw. Anbaugebiet dieser Sorte bezeichnet.

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"A finely flavored summer pear, formerly sold for one aqche each" bei Redhouse (73b) ausdrucklich hinweiSt.66

So weit, so gut, eine gewisse Ungereimtheit ergibt sich m. E. aber aus den beiden Worterklarungen: Der Umstand, daB Birnen per Stuck verkauft werden, deutet sehr stark darauf hin, daB es sich um relativ groBe Fruchte handeln muB (mehr als 1/2 Kilo). Dem widerspricht jedoch Steuerwalds Beschreibung von akfa armudu als "kleine" Birne, die wie Apfel, Pflaumen, Kirschen etc. bis heute in der Turkei in aller Regel nicht stuckweise sondern nach Gewicht verkauft werden. Hinzu kommt, daB ein Asper fur eine "kleine" Birne (von 30-40 Gramm) auch eine horrender Preis gewesen ware. Wie alt die Bezeichnung akfa armudu im Osmanischen ist und welche spezifische Birnensorte ur- sprunglich damit bezeichnet wurde, vermag ich nicht zu sagen; sicher ist nur, daB der Name gegen Ende des 19. Jahrhunderts bestand. Ebenfalls unklar ist, ob er all dieJahrzehnte hindurch stets auf eine be- stimmte Sorte bezogen wurde bzw. noch wird. Aspern gibt es schon lange nicht mehr in der Turkei und der historische Hintergrund dieser Benennung durfte auch weitgehend in Vergessenheit geraten sein. Moglicherweise sind unter solchen Aspekten die zu diesem Birnenna- men vorliegenden widerspruchlichen Beschreibungen sowie auch eini- ge Dialektvarianten zu verstehen. Letztere geben namlich durch das Fehlen des Possessivsuffixes (-u/-z) viel eher den Eindruck einer Ad- jektiv-Substantiv-Kombination, also "akWa armut", "weiBliche Birne": ttu. dial. (Denizli; Izmir; Manisa; Kutahya, Nigde; Antalya) akca armut, (Kuitahya) akcarmut, (Nigde) akfa armzt sowie (Isparta; Nigde) akca, (Bur- dur; Balikesir) akfa 'eine fruhreifende saftige, sulBe Birnensorte, die man auch ?eker arnudu67 nennt' (DS 144a).

22. dev armudu (Hala). "Riesen-Birne".

23. egri sap armudu (Hala, benyuva) - egri sap (arnudu) (Kti?uve).

Diese "Krumm-Stiel-Birne" genannte Art ist im August erntereif.

24. kalhn sap armudu (Tecina, $enyuva) "Dick-Stiel-Birne".

66 Auch die typische Nominalkonstruktion mit Possessivsuffix (-u), durch die Substantive mit- einander verbunden werden, zeigt an, daB wir es hier mit akfa in der Bedeutung 'Asper' und nicht 'weiBlich' zu tun haben.

67 "Zucker-Birne"; s. dazu Nr. 9 oben.

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Beide Sorten durften Kultivare sein. Sie werden auch als egrisap, ka- lansap in der kleinen "Birnenaufzahlung" in Rize I1 Yilllg (1973: 155) ausdrucklich erwahnt.

Ein weiterer, von seiner Metaphorik her zur Gruppe der "Stiel-Bir- nen" gehorender Name ist ttu. (Nigde) sapzuzun "Ihr-Stiel-ist-lang" (DS 3541 a).

25. un armudu (Hala, Senyuva). Die Bezeichnung "Mehl-Birne" (ttu. un 'Mehl'; Steuerwald

965b) resultiert, wie man mir sagte, aus der Mehligkeit ihres Frucht- fleisches ("eti un gibi"). Die Reife erreicht diese Sorte im Spatsommer, gegen den Herbst hin ("yazin, guze dogru oluyor").

Im Zusammenhang mit 'Mehl' und 'Birne' sei noch kurz hingewie- sen auf ttu. kavut (- gavut), das in einigen Teilen Anatoliens ($avqat - Art- vin; Erzincan; Sivas; Seydiehir - Konya) ganz speziell eine Art 'Birnen- mehl' und in Tokat sogar die 'Wildbirne' selbst bezeichnet (DS 2694b; 1 942a).

Im sudanatolischen Seydi?ehir verwendet man dazu die Fruchte der wild wachsenden dag armudu "Berg-Birne",68 die im Herbst reif wer- den und denen der Gemeinen Mispel (mu - __ I

mula) ahneln. Die Birnen werden zunachst 53 halbiert und in der Sonne gut getrocknet. Danach bringt man sie zur Muhle und laBt 855

sie angereichert mit frisch gerosteten Kicher- erbsen (leblebi) und gerostetem Mais fein mahlen. Verzehrt wird dieses Birnenmehl mit ein wenig bekmez untergemischt soweit meine Informantin, Ya?ar Hanim aus Seydi-

?ehir.

26. ipek armudu (Hala, $enyuva). Die "seidene Birne" ist eine Som-

merbirne ("yazin olu?uyor"), die, wie die Form ihres Blattes (Abb. 13) andeutet, eine 34mm Kultursorte sein durfte (Quotient Blattlan- ge/-breite 1,60). Abb. 13. Blatt von ipek armudu

68 Ferner als ttu. (Bor - Nigde) dag annmdz (DS 1 323b). "Berg-Birne" ist ein haufiger vorkom- mendes Benennungsmotiv fuir Wildbirnen, wie z. B. arm. sar-i tanj '(der Name gibt an, daB sie wild ist)' (Haybusak Nr. 2918) zeigt.

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27. ziraat armudu (Hala, $enyuva). Die "Landwirtschaftsbirne" ist eine veredelte Sorte, die so gut

wie uberall in der Turkei durch landwirtschaftliche Genossenschaften und Kooperativen (im Volksmund Ziraat genannt) kommerziell ver- trieben wird. So ist die ziraat armudu beispielsweise auch im sudanatoli- schen Taurusgebirge in Seydisehir (Konya) erhaltlich, wo sie gerne von Kleinbauern und Gartenbesitzern angebaut wird.

28. yali armudu ($enyuva). Vermutlich die "Strand-Birne" (ttti. yalt 'Ufer, Strand; Strand-

villa'; Steuerwald 1002b). Es ist eine Sommerbirne, die etwa im Juli reif wird ("temmuz ayinda olur").

29. bag annudu ($enyuva). "Garten-Birne" (ttii. bag 'Weinberg', bzw. (heute weitgehend

veraltet) 'Garten' (Steuerwald 82a).

30. turuluk arnut (Hala) und turu armudu ($enyuva, Kuisuve). Der erste dieser beiden Namen bezieht sich nicht auf eine spe-

zifische Birnensorte, sondern ist eine Sammelbezeichnung fur solche Birnen, die sich besonders zum Einlegen eignen, d. h. aus denen man eben turpu machen kann. Wie wir bereits weiter oben gesehen haben, nimmt man in Hala Deresi hierzu bevorzugt die feste boloz armudu (Nr. 11).

Uber den Status des zweiten Namens konnte ich mir leider kein klares Bild verschaffen. Die Angaben meiner (mannlichen!) Informan- ten waren dazu viel zu konfus. Im wesentlichen bekam ich zwei Va- rianten zu horen. Die eine deckt sich mit dem zu turpuluk armudu Ge- sagten. Die andere hingegen die mir personlich etwas suspekt vor- kommt besagt, daB es eine Birnensorte sei, die im Herbst in einer Zeit, in der man turpu macht, reif wird ("sonbaharda olu?uyor, yani tur?u yapildigi zaman oluyor"). Nun ist es aber so, daB die Zuberei- tung von turpu allgemein nicht in eine Zeit im Jahr fallt, sondern stets dann erfolgt, wenn ein Gemuse oder eine Fruchtsorte geerntet werden kann. Konkret bedeutet dies, Bohnen beispielsweise werden im Som- mer eingelegt, die boloz-Birne aber erst im Spatherbst!

31. bal armudu ($enyuva, Ku,suve). Die "Honig-Birne" (ttti. bal'Honig'; Steuerwald 86b), die dia-

lektal noch in Guimus?hane, Elazig und als bal armndz in Nigde (DS 500b) vorkommt, ist auch in Rize I1 Ylllig- (1973: 155) erwahnt, was

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vielleicht darauf hindeutet, daB es sich wenigstens im ostlichen Schwarzmeergebiet um ein und dieselbe Sorte handeln konnte. Ob dies allerdings auch auf die "gleichnamigen" Birnen aus den anderen Gegenden oder sogar aus anderen Sprachraumen zutrifft, vermag ich nicht zu sagen. Das semantisch korrespondierende arm. mefrik (- mel- rik-eni) 'ganz stiBe Birne (Baum)' (Haybusak Nr. 2918)69 kommt als Lehnelement auch im Turkischen und im Georgischen vor und zwar bemerkenswerterweise wieder im Pontos: ttu. (Giimii?hane) mekrik ar- mudu 'kleine gelbe Sommerbirne' (DS 3153b) bzw. grg. (atscharisch) mixrik-i 'eine Birnensorte' (Nizarage 1971: 260a). Weitere armenische Dialektbelege dieser Art sind arm. (Axalc'xa, Erznka) me&rik, (Akn) mel- rik tanj, (Van) meiruk, (Lazax) melratanj, (Van) meiri tanj, (Arabkir) melrtanj, (Larabal) meireni sowie (Kalzuan)70 meirken etc. (Acaryan 1913: 769a; Malxaseanc' 301f). Ferner gehoren in diesen kleinen Reigen noch grg. (kartlisch) tapla msxal-i (Tschenkeli 465a), abx. a-cxa-r-ha "Honig-Birne" (AAIAM 1999: 35)71 und ttu. dial. (Amasya) balbardak, (Amasya, (o- rum) balbardagz "Honig-Glas" sowie (Giresun) bala?lama (DS 500b).

32. Istanbul armudu (Makrevinc'). "Istanbul-Birne". Ob dieser scheinbar regionale Name-denn

weitere Belege liegen mir keine vor-als 'Birne aus Istanbul' oder aber 'Birne fur Istanbul' verstanden werden muB, ist unklar. Vgl. Istanbul iiziimiu (Sivas) 'Brombeere(n)' (DS 2560a).

Ich bin mir bewuBt, daB meine Ausfiihrungen nur ein allererster Schritt in der Beschreibung der ostpontischen 'Birnenkultur' sein kon- nen. Auf eine Reihe von Punkten konnte ich nur ansatzweise oder auch gar nicht eingehen. Gerade die botanische Seite kommt noch viel zu kurz. So kann ich nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob sich wirklich alle der behandelten Namen auch auf Birnen d. h. auf Pyrus- arten-beziehen. Denn nicht selten werden Birnen mit anderen, ih- nen in vielerlei Hinsicht ahnlichen Gewachsen verwechselt (s. dazu all- gemein Diapulis 1934). Die Bezeichnung ttu. armut ist jedenfalls kein Garant dafur, daB es sich aus taxonomischer Sicht auch stets um einen Vertreter des Genus Pyrus handelt, was uns beispielsweise ttui. dial. ($alpazarz - Trabzon) aliiciik armudu fur 'Pyracantha coccinea M. Roe-

69 arm. melt'Honig' (ARS 469a) + Dim. -ik (+ -eni). 70 Heute: KagMzman in der Privinz Kars (Turkei). 71 Vgl. dazu grg. tapl-i (Tschenkeli ibd.) und abx. a-cxa 'Honig' (RAbx 321b).

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mer, Mittelmeer-Feuerdorn' (= ttuL. ate? dikeni; s. Kandemir 2002: 157, 159; Zander 2000: 627b) deutlich vor Augen fuhrt.

Trotz all dieser Einschrankungen hoffe ich sehr, daB diese Arbeit ein brauchbarer Ausgangspunkt fur die weitere Erforschung dieses in- teressanten ethno-botanischen Teilgebietes sein kann.

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APPENDIX A.

Einige Merkmale zur Unterscheidung und Abgrenzung der Wildbirne von der Kulturbirne:*

Merkmale Wildbirne Kulturbirne Zweig meist mit meist ohne

SproBdornen SproBdorne

Blatt

-Form rundlich bis eiformig eiformig bis elliptisch

-Lange < 5(-7) cm > (5-)7 cm

-Quotient Blatt-lange/-breite 1 deutlich > 1

-Behaarung anfangs schwach, oft dicht filzig verkahlend

-Stiel langer oder gleich kurz lang wie Blattspreite

Blute

-Kelchblatter grof3, klein, rudimentar nicht rudimentar

-Kronblatter weiB3 bis cremeweifB weifB

-Staubbeutel rot rot

-Griffel frei frei

Frucht

-Form rundlich "birnenformig"

-GroBe < 3(3,5) cm > 3 cm

-Geschmack adstringierend herb sauer bis suiB

-Farbe gruin, gelb bis braun, unterschiedlich, nie rotwangig manchmal rotwangig

-Steinzellen viele wenige

* Diese Zusammenstellung basiert auf den Daten bei Aas (1999) und Wildbirne (2001: 2).

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BIRNENNAMEN AUS HEM5IN 121

APPENDIX B.

Die in der Turkei vorkommenden Spezies der Gattung Pyrus nach Flora of Turkey (Davis IV: 160f):

1. Pyrus boissieriana Buhse

2. Pyrus communis L. ssp. communis ssp. caucasica (Fed.) Browicz

3. Pyrus amygdaliformis Vill. var. amygdaliformis var. lanceolata

4. Pyrus syrica Boiss. var. syrica var. microphylla

5. Pyrus hakkiarica Browicz

6. Pyrus anatolica Browicz

7. Pyrus bulgarica Kuthath & Sachok.

8. Pyrus elaeagnifolia Pallas ssp. elaeagnifolia ssp. kotschyana (Boiss.) Browicz

9. Pyrus salicifolia Pallas var. salicifolia var. serrulata

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ABKURZUNGEN

Sprachen: lezg. lezgisch

abx. abchasisch ming. mingrelisch

aram. aramaisch okks. ostkaukasisch

arm. armenisch PNC "Proto North Caucasian"

azb. aserbaidschanisch prs. persisch

bats. batsisch PWC "Proto West Caucasian"

cec. tschetschenisch tab. tabasaranisch

darg. darginisch tati. tatisch

dt. deutsch dts. talyschisch

gr. griechisch ttu. turkeiturkisch

grg. georgisch tu. tiirkisch

ing. inguschisch udi. udisch

krd. kurdisch ung. ungarisch

kryz. kryzisch Sonstige:

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laz. lazisch L. literatur-, schriftsprachlich

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SUMMARY

The article discusses a number of dialectal names for pears, which I collected in the Hamshen area of the Eastern Pontic range in Turkey. This study is the first attempt to give the etymology of these terms and to also describe the kind of pears meant by the respective names.

As it is to be expected for Hamshen, which in former times was al- most exclusively inhabited by an Armenian population, a great many of the pear names have a direct Armenian background. Others are of Pontic Greek origin, and a third group is represented by typical Turk- ish formations. The investigation showed that it was not possible to elucidate these names without considering the aspects of areal lingus- tics and cultural relationships. Irrespective of the language we can of- ten observe several common patterns and motives in the formation of these terms. Thus, in addition to the 32 terms collected in Hamshen, many names taken from other languages of the area had to be in- cluded into the discussion.

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