+ All Categories
Home > Documents > Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe...

Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe...

Date post: 30-Jun-2018
Category:
Upload: truonglien
View: 214 times
Download: 0 times
Share this document with a friend
48
Nr. 2 | April 2012 Bilder der Auferstehung Denken über den Tod hinaus
Transcript
Page 1: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

Nr.2 | April 2012

Bilder derAuferstehungDenken über den Tod hinaus

Page 2: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

2 a 2|2012

Titelfoto: Adrian Müller

Inhalt

4 Bilder schaffen Verständnis für die Auferstehung Tiere als Sinnbilder für das, was unsere Vorstellungskraft übersteigt.

10 Ein zweites, geschenktes Leben Eine 50-zu-50-Überlebenschance verändert.

14 Aus der Schuldenkrise wieder herausgefunden Wieder aufzustehen war das einzig Vernünftige.

18 Leben hier und jetzt – Hoffnung auf Gerechtigkeit Bilder aus dem Alten Testament

20 Der Glaube an ein Leben nach dem Tod ist nicht selbstverständlich Bilder aus dem Neuen Testament

26 Im Leben Zeichen der Auferstehung finden Ein meditativer Weg zum christlichen Glauben

32 «Sterben gilt nicht für Gott und seine Kinder» Eine Annäherung an die Auferstehung

36 Kaleidoskop Nachrichten

39 Die Welt als Schöpfung Gottes

41 Medien, Briefe, Gedicht

45 Impressum/Vorschau

46 «schiefe Fragen» Interview mit Romain Julmy

Auf Erden eine gefrässigeRaupe, im Himmel eingöttlicher Schmetterling.

4 20 26«Ich glaube an dieAuferstehung, weil die Weltwunderschön ist.»

Selbst im Wirrwarr desLebens kann man demGeheimnis begegnen.

Page 3: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

Liebe a-Leserinnen und -Leser

Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat, als ich ihm die ersten Fotos für diesesHeft zukommen liess. Geplant war und ist eine vielseitige Bildnummerund das soll sie auch bleiben. Interessanterweise kennt jedoch die Kunstviele Bilder der Tierwelt als Symbole für die Auferstehung. Wenn diesea-Nummer also viele Schmetterlingsbilder zeigt, dann geht es primär umBilder der Auferstehung, wie sie im ersten Artikel auch eingeführt werden.

Gewisse Lebenserfahrungen können von Menschen als Bilder für dieAuferstehung gedeutet werden: sei es das neu eingepflanzte Organ,das einem Menschen ein Weiterleben ermöglicht, sei es der wirtschaftlicheAufschwung nach einem persönlichen Bankrott. Solchen Auferstehungs-erfahrungen aus dem konkreten Leben war die Journalistin Cécile Blarerauf der Spur und sie brachte spannende Geschichten in die Redaktion.

Die preisgekrönte Schriftstellerin und Theologin Jacqueline Keunewagt mit einem Text sowie mit zwei Gedichten eine Annäherung andie Auferstehung. Spätestens hier zeigt sich, dass Auferstehung mitunserem Heute und Jetzt zu tun hat. Natürlich wollen wir es genauwissen: Welche Bilder der Auferstehung kennt die Bibel? Was sagen sieaus und welche Hoffnung dürfen wir uns aus ihnen machen?Der Theologe und Exeget André Flury-Schölch gibt uns einige Eckdatenaus dem Alten wie aus dem Neuen Testament.

Auch nehme ich gerne den Vorschlag meines welschen MitbrudersMarcel Durrer auf, der analog zu den vierzehn Stationen des Kreuzwegesvierzehn Stationen für einen Auferstehungsweg ausformuliert hat.Die Künstlerin Françoise Pête Durrer hat diesen illustriert. Vielleicht könnenIhnen diese Texte und Bilder eine Anregung fürs Beten und Meditierenin der Osterzeit sein? So oder so wünsche ich Ihnen die Nähe Gottesund frohe Ostern.

Pace e bene

Adrian Müller, a-Redaktorwww.adrianm.ch

3a 2|2012

Editorial

Page 4: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

Ich hatte lange nachgedacht, vielin der Bibel meditiert und einigeBücher nachgeschlagen. Trotzdemkam ich ziemlich unsicher in denReligionsunterricht. Es war vorOstern und ich hatte mit den SchülerInnen die Leidensgeschich-

te Jesu und seine Auferstehungdurchzunehmen. Die Kinder der sozialpädagogi-schen Klasse 5d sassen gespanntim Kreis und sahen mit leuchten-den Augen auf mich, als ich durchdie Türe eintrat. Ja, in der letzten

Stunde hatten wir den Einzug Jesumit der Eselin in Jerusalem gespieltund wir konnten herzhaft lachen.War das ein Fest! Das war ein Voll-treffer gewesen. Sorgsam ziehe ichdie Türe zu – ich weiss, jetzt gibtes nur noch die SchülerInnen undmich.

Was ich vermitteln wollteDieses Mal sass ich unsicher, ha-dernd mit dem Thema, an meinemLehrerplatz. «Tod und Auferste-

Bilder schaffen Verständnisfür die AuferstehungLange Zeit versuchte ich vergeblich, der «Auferstehung»auf die Spur zu kommen. Es fehlte mir eine einigermassenüberzeugende Vorstellung davon. Das Bild vom schlüpfendenSchmetterling war meine bahnbrechende Entdeckung.

4 a 2|2012

Foto

s: Ad

rian

Mül

ler

Page 5: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

wollten wir gemeinsam die vierJahreszeiten gestalten. Auch hiergibt es einen Prozess von Werden,Vergehen und neu Werden. In einem zweiten Methodenschrittwollte ich deutlich machen, dassmit der Auferstehung ein ganz spezielles Neuwerden gemeintist. Mein Mitbruder Walbert Bühl-mann hatte ein Buch geschriebenmit dem Titel Leben – Sterben – Leben, wobei das letzte Wort in einer anderen Farbe gehalten war,

hung kann ich Schülern nicht ver-mitteln», ging mir durch den Kopf.Die Auferstehung verstand ichnicht und auch hatte ich keine einigermassen überzeugende Vor-stellung von ihr. In einer solchen Situation nützt es nichts, wennman theologisch vom hohen Pferdher verkündet, man dürfe sich jasowieso keine Vorstellungen vonder Auferstehung machen. JeglicheBilder seien falsch und zurückzu-weisen. Das sei eben der Weg der

verneinenden Theologie. Da gebees keine positiven oder verständ- lichen Aussagen dazu.

Ich hatte mir für die Unterrichts-stunde zwei Zugangsschritte vor-genommen. In einem ersten Teil

5a 2|2012

Ich wollte deutlichmachen, dass mit derAuferstehung ein ganzspezielles Neuwerdengemeint ist.

Page 6: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

um so auf das spezielle, ganz an-dere Neuwerden hinzuweisen.

Die Schulsituation entgleitetIch setzte mich an den rundenTisch, lächelte kurz zurück undmachte die Kinder mit ernsthafterMiene darauf aufmerksam, dasswir nun eine zwar traurige Ge-schichte behandeln würden, diesejedoch für uns glaubende Men-schen ein Happyend haben werde.Und ich erzählte von kahlen Apfel-bäumen, die langsam grün wur-den, Knospen bekommen, Früchtetragen, geerntet werden und danngegen Winter die Blätter fallen lassen. Doch sei im Winter derKreislauf nicht zu Ende. Sondernes komme wieder Frühling undder Baum beginne wieder neu zuleben.

Genauso sei es mit dem Sterbenvon Jesus, begann ich die Ausfüh-rungen. Doch sei das neue Lebenetwas ganz Anderes, Neues, wollteich mich ereifern. Doch dazu kames nicht. Anna begann zu schluch-zen, zu weinen – und ich mich zu

ärgern über die Auferstehung. Dashat man davon, wenn man sichan den Stoffplan hält. Die beidenNachbarn von Anna wandten sichdem weinenden Mädchen zu undreichten ihr die Hände. Ich sass aufmeinem Stuhl wie bestellt undnicht abgeholt. «Nun, der Lehrerhat die Schulsituation nicht mehr

im Griff», konnte ich ärgernd ana-lysieren und atmete ein paar Maltief durch.

Anna rettete die SituationMario sass unruhig auf dem Stuhlund ich merkte, dass er mir etwassagen wollte. Eigentlich hatte ichja keine Zeit, ich hätte mich ja umAnna kümmern müssen. Trotzdemsagte ich Ja und wandte michdem Jungen zu. «Annas Vater istvor einem Jahr gestorben und dasschmerzt sie sehr!», sagte er mirganz leise. Gut, nun wusste ich wieso die Schülerin weinte. Dochmachte dieses Wissen die Situa- tion auch nicht besser! Da bist duwieder einmal tüchtig ins Offsidegelaufen, hämmerte es mir imKopf. Anna weinte, die SchülerIn-nen nahmen Anteil und der Lehrer

6 a 2|2012

Mein Papa ist beimir im Herzen.Er schaut vom Himmelzu uns hinunter!

Page 7: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

Jesus überliefertes Bild. Es lag mirtheoretisch zwar vor, doch blieb esmir damals recht farblos. Vielleichtzeigt sich darin der Städter, demsolche Bilder eher fremd bleiben?

Wenn Ärger weiterbringtAuch im Kapuzinerleben ärgertemich die Tatsache, dass die Fasten-zeit und vor allem die Karwochestets zu vielen Aktivitäten Anlassbieten und ChristInnen sich dabeiverausgaben. Es folgt Ostern, daswirklich christliche Hochfest. DerOstermorgen wird zwar eindrück-lich gefeiert, aber anschliessendist die Luft weg und die Osterzeiteher Erholungs- denn Feierzeit.Ich formulierte diese Beobachtungim Hauskapitel und war völlig er-staunt, wie die Gemeinschaft vonRapperswil – jetzt bin ich in Luzern

suchte fiebrig eine Lösung, ohne Erfolg. Plötzlich fasste sich Anna wiederund sagte bestimmt und mit feuri-gen Augen: «Mein Papa ist bei mirim Herzen. Er schaut vom Himmelzu uns hinunter!» Da gab es keinenZweifel und die anderen SchülerIn-nen stimmten ihr zu. Plötzlich gabes nichts mehr zu sagen. Die Situa-tion war gerettet.

Zweifel und KlärungenAnna gab mir eine schöne Antwort,die ihr selber viel Kraft schenkte.Gerne denke ich an diese Situationzurück. Trotzdem ist die Antworttheologisch nicht wirklich über-zeugend. Erinnerungen, auch anverstorbene Menschen, könnenschön sein. Die Fähigkeit, sich zu erinnern, zum Beispiel an die Heils-

geschichte, ist eine wichtige theo-logische Kategorie, die nicht nur imChristentum sehr wichtig ist. Trotz-dem, Auferstehung muss mehrsein als nur Erinnerung. Auch ist esgut, sich verstorbene Menschen imHimmel vorzustellen. Doch kannauch das nicht die Lösung sein, v.a.nicht die christliche Antwort. DerHimmel ist mehr als nur eine Ver-längerung des irdischen Lebens. Esmuss um mehr gehen als den blos-sen Wechsel eines Stockwerkes. Das Samenkorn muss sterben,wenn es ein Baum werden will – sohat Jesus gelehrt. Es ist dies ein ausder Landwirtschaft stammendesBild für das Geschehen in der Kar-woche. Vorher ein Samenkorn undnachher ein Baum, wo die Vögel darin nisten können, ist die öster- liche Vorstellung. Das ist ein von

7a 2|2012

Foto

s: Ad

rian

Mül

ler

Page 8: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

im Kapuzinerkloster – völlig mitmir einig ging und mich ermutigte,doch etwas zu unternehmen. Ich hatte mit Widerstand ge-rechnet und musste nun plötzlichInhalte bieten, die ich nicht hatte.Was heisst Feiern in der Osterzeit?Ein Kreuzweg kann es ja nicht sein.Die Theologie gab mir zwar Ideen,aber keine Gestaltungsmöglichkei-ten. Darum suchte ich in der Kunstnach Symbolen – und ich fand die-se glücklicherweise auch. Es sindzwei «Bilder», die mir wichtig undvertraut geworden sind. Beide hal-fen mir, eine erste und überzeugen-

de Vorstellung von Auferstehungzu entwickeln.

Von der Raupe zum SchmetterlingDer Schmetterling war schon in derAntike ein Sinnbild für die Seele, dienach dem Tod den Körper verlässt.Auf Bildern wird der Schmetterlingmanchmal in der Hand des Jesus-kindes oder auf Blumen im Para-diesgarten Mariens dargestellt.Hier geht es um das Symbol von Leben, Passion und Auferstehung. Zu einem tiefgehenden Erleb-nis wurde mir dieses Bild, als mir eine Kollegin Raupen geschenkt

hatte. Zuerst kam ich fast nichtnach mit dem Füttern dieser ge-frässigen Tiere. Später verpupptensie sich und nach einiger Zeitschlüpften wunderbare Schmet-terlinge aus den Kokons. Unser ir-disches Leben vergleiche ich gernemit dem Raupendasein. Dann, wel-che Überraschung, entsteht einganz anderes Wesen, ein Schmet-terling – ein mich überzeugendesBild für unser Leben bei Gott!

Aus dem Ei kommt ein KükenLetztes Jahr kamen Küken in dieFrühlingsferien ins Kapuzinerklos-

8 a 2|2012

Foto

s: Ad

rian

Mül

ler

Page 9: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

theologische Dreischritt Sinn: Be-jahung, Verneinung, Übersteigung.Wie der Schmetterling aus dem Kokon, so steigt Christus aus demGrab. Nein, es ist ganz anders zuverstehen. Die Auferstehung istnoch viel mehr. Aber, ohne den ers-ten Schritt der Bejahung eines Bil-des gibt es weder Verneinung nochÜbersteigung. Es bliebe ein ver-ständnisloses Drehen um die Auf-erstehung.

Adrian Müllerwww.adrianm.ch

ter Wesemlin, Luzern. Sie wurdenin einer Schule ausgebrütet undfanden, bis die Schulzeit wieder be-gann, Aufnahme hinter den schüt-zenden Mauern. Auch hier zeigtsich eine erstaunliche Verwand-lung hin zum Leben, eben vielleichtzum wahren oder himmlischen Leben. Wie Christus aus dem Grab,so ersteht das Küken aus dem Ei. Die Kunst kennt noch zwei wei-tere Sinnbilder für die Auferste-hung:• Schnecke: Sie öffnet im Frühjahr

den Deckel ihres Hauses – da-rum werden manchmal Gräber,

wie Vischers Sebaldusgrab inNürnberg, von vier Schneckengetragen.

• Löwin, die tote Junge gebiert,die am dritten Tag dadurch insLeben zurückgerufen werden,dass der Vater ihnen ins Antlitzbläst (vgl. Margarete Luise Goecke-Seischab, Christliche Bil-der verstehen, S. 188–190).

Natürlich – Auferstehung istund bleibt für uns Menschen einGeheimnis und eine offene Frage.Trotzdem helfen Bilder von diesemGeheimnis eine Ahnung zu bekom-men. Erst als Ganzes macht der

9a 2|2012

Page 10: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

Fernando Gonzalez hat seit einein-halb Jahren eine neue Leber. Es be-gann alles vor etwa fünf Jahren. Beieiner Verkehrskontrolle wurde ervon der Polizei mit 2,3 Promillebeim Autofahren erwischt. Es folg-ten Ausweisentzug und Busse. DieBlutkontrolle im Spital hatte zu-gleich auch schlechte Leberwerteaufgezeigt, worauf sich Fernandobald einmal einer ersten ärztlichenUntersuchung unterzog. Die Diag-nose lautete: Leberkrebs. Es kam im August 2008 zur ers-ten Operation, in welcher FernandoGonzalez ein faustgrosser Tumorentfernt wurde. Zum Glück hattensich keine Metastasen gebildet.Doch Fernando erlitt extremeSchmerzen und wurde ganz gelb.Man hatte bei dieser ersten Ope-ration allerdings vergessen, die

Gallenblase wieder korrekt anzu-hängen. Und so musste Fernandoeine Woche später erneut operiertwerden. Es begann eine Odyssee

des Leidens für den gebürtigenSpanier: Aus unerklärlichen Grün-den schwollen seine Füsse enorman, und er wurde von einer Abtei-lung in die andere gereicht und vonverschiedenen Ärzten untersucht.

Eine Lebenserwartungvon zwei JahrenEs bildeten sich immer wiederneue kleine Tumore in der Leber.

Durch eine Verödung kam es spä-ter dann noch zu einer langwie- rigen Infektion. Fernando musstezum dritten Mal operiert werden.Die verantwortlichen Chirurgensprachen ihm eine Lebertransplan-tation zu. «Mein Vertrauensarztschenkte mir von allem Anfang anreinen Wein ein und sprach Klar-text», hält Fernando fest. Laut Prognose des Arztes be-schränkte sich damals die Lebens-erwartung mit der kranken Leberauf etwa zwei Jahre. Die Überle-benschance bei einer Organtrans-plantation stand 50 zu 50 – mit derErwartung, länger zu leben. Plötz-lich sah sich Fernando Gonzalez zusammen mit seiner Familie miteiner Entscheidung von solcherTragweite konfrontiert. «Ich konntein dem Moment nur mit Hoffnungvorwärts denken und entschied,mich auf die Liste für eine Leber-transplantation setzen zu lassen.Zu Beginn stand ich ganz untenauf dieser Liste. Denn oberste Prio-rität haben bei Organtransplan- tationen in der Schweiz jungeMenschen. Dann sind die Lebens-umstände auch stark mitentschei-dend. Schon bei der ersten Diag-nose wurde mir dringend geraten,ab sofort keinen Tropfen Alkoholmehr zu trinken. Ich gab auch dasRauchen auf. Ich wurde auf Herz

und Nieren geprüft. So wollte dasÄrzteteam immer wieder wissen,ob es mir bewusst sei, dass ich da-bei auch sterben könnte. Mein Arztmachte mir jedoch in all der Zeit

Ein zweites, geschenktes Leben

Heute sieht Fernando Gonzalez, 50, vieles anders.Wenn der in der Schweiz aufgewachsene Nordspanier frühereher gedankenlos drauflos gelebt hat und dabei in so mancheshineingeschlittert ist (Drogen­ und Alkoholsucht), so sieht erheute, nach seiner Krankheit, das Leben mit neuen Augen.

Zweimal als Immigrantenkind in die Schweiz eingereistFernando Gonzalez wird 1961 im nordspanischen Laredo, an der Kantabrischen Küste,geboren. Mit vier Jahren kommt er mit seiner alleinerziehenden Mutter in die Schweiz,an den Zürichsee. Seine Mutter hat hier als Putzfrau Arbeit gefunden. Vorübergehendwird Fernando als Fünfjähriger nach Spanien zurückgebracht und kommt dort in einePflegefamilie nach Madrid. Erst mit sieben Jahren kehrt der kleine «Nando» wieder zuseiner Mutter in die Schweiz zurück. Fernando absolviert seine gesamte Schulzeit in der Schweiz, besucht nebenbeiauch noch die Spanische Schule, die für Gastarbeiterkinder obligatorisch ist. Nach seiner dreijährigen, erfolgreich abgeschlossenen Lehre als Maler verdient er sich seinen eigenen Lebensunterhalt. Damals lebte auch Fernandos Cousin Jesús mit seiner Familie in derselben Stadtam Zürichsee. Bis heute verbindet die beiden Cousins sehr viel miteinander. Jesús lebtheute in Burgos. Im Unterschied zu Fernandos Mutter, die vor dreizehn Jahren gestor-ben ist, wussten die Eltern seines Cousins von allem Anfang an, dass sie irgendwanneinmal nach Spanien zurückkehren würden. (cb)

Man hatte bei dieserersten Operationvergessen, die Gallen­blase wieder korrektanzuhängen.

Meine Überlebens­chance bei einerOrgantransplantationstand 50 zu 50.

10 a 2|2012

Page 11: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

Mut und forderte mich stets auf,positiv zu denken.» Nach und nach steigt Fernandoin der Prioritätenliste auf. EineTransplantation wird nun von Malzu Mal realistischer und rückt nä-her heran. Patient Fernando Gon-zalez wartet auf eine neue Leber.

Unsägliches GlücksgefühlDann ging alles sehr schnell, als eines Tages kurz vor Mitternachtdas Telefon läutete. Fernando undseine Lebenspartnerin waren nochetwas länger aufgeblieben alssonst und schauten fern. Man hat-te das Paar darauf hingewiesen,dass Fernando von nun an jeder-zeit, auch mitten in der Nacht, ab-geholt werden könnte. Nun war esso weit. Fernando wurde im Ambu-lanzwagen mit Blaulicht ins Uni-spital nach Zürich gefahren, knapp40 Kilometer auf der Autobahn inwenigen Minuten. «Ich war in demMoment wie ein Zombie», erinnertsich Fernando. Er sei völlig gefühl-los gewesen und habe keinen Ge-danken fassen können. «Da war eine absolute Leere in mir.» Am frühen Morgen des 2. Juni2010 wachte Fernando nach einerfast achtstündigen Operation auf.«Ich bin ja immer noch da», warsein allererster Gedanke und eintiefes, noch nie da gewesenesGlücksgefühl kam in ihm hoch. DieSchmerzen seien in dem Momentvöllig nebensächlich gewesen, er-innert er sich.

Eine neue LebenserfahrungHeute, eineinhalb Jahre später, istFernando Gonzalez nach einer lan-gen Rekonvaleszenz bis auf Weite-res arbeitsunfähig geschrieben. Esbraucht viel Zeit, bis das herunter-

11a 2|2012

Foto

: Pre

sse-

Bild

-Pos

s

Page 12: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

gefahrene Immunsystem sich wie-der normalisiert hat. Alle drei Monate muss Fernando zum ärzt-lichen Untersuch. Lebenslänglichwird er Tabletten für die Annahmedes fremden Organs im Organis-mus einnehmen müssen. Auchsein Kurzzeitgedächtnis hat unterden vielen Operationen gelitten.Doch all diese Folgeerscheinungensind nichts, gemessen an Fernan-dos tagtäglichem Glück darüber,ein zweites Leben geschenkt be-kommen zu haben.

Er habe vorher viel zu viel Zeitsinnlos im «Spunten» verbracht,findet Fernando Gonzalez rück- blickend. Heute geht er nicht mehrin die Beiz. Er hat sich von seinenTrinkkumpanen distanziert undvermisst deren Gesellschaft nicht.«Lieber bin ich alleine.» Fernandogeht viel an der frischen Luft spa-zieren, lebt gesund und kommtganz ohne Alkohol und Tabak aus.«Das ist eine komplett neue Le-benserfahrung für mich.» Als Süd-länder haben es ihm die Mittel-

meerfrüchte, allen voran Melonenund Granatäpfel, besonders an -getan. Davon kann er heute nichtgenug kriegen. Fernando Gonzalez hat zudemeine kreative Seite an sich ent-deckt, das Basteln. Er macht liebend gerne Fotocollagen mit Bildern von seiner Familie. Fürdas kleine Flamenco-Kleidchen-Foto seiner inzwischen 29-jähri-gen Tochter hat er einen farbig bemalten Holzrahmen angefertigtund mit Blumen ausgeschmückt.

12 a 2|2012

Page 13: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

13a 2|2012

Seine Kreation in Rot und Gelb – essind die spanischen Landesfarben– zeigt er jedem gerne. Ab Frühjahr wird Fernando ei-nen Vierbeiner als Spaziergefähr-ten haben. Das Paar wird sich dem-nächst einen jungen Hund zutun,einen russischen Polanka.

Cécile Blarer Bärtsch

Foto

s: Pr

esse

-Bild

-Pos

s

Page 14: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

Es sei damals alles sehr schnell undüberraschend gekommen, erzähltManfred Frey. Der heute 48-jährigeSingle lebt am rechten Zürichsee-ufer im Kanton St. Gallen. In Erwar-tung einer versprochenen Geld-summe habe er unbesorgt drauf-los gelebt und dabei einfach zu vielGeld ausgegeben. Als die Summedann aber nicht eintraf, stand Manfred Frey bereits drei Monats-mieten in der Kreide. In dieser prekär zugespitzten Situation konnte Manfred Frey die

monatliche Leasing-Rate von 900Franken für das Auto und seine ho-hen Handy-Rechnungen bereits

nicht mehr bezahlen. Die Schuldenbegannen, sich auf über 30000Franken anzuhäufen. Allmählichverlor er die Kontrolle über die ein-

treffenden Rechnungen und Mah-nungen. Die Post blieb ungeöffnetliegen. «Ich verlor vollends denÜberblick und war am Boden zer-stört.» Er sei zu der Zeit gerade arbeitslos gewesen, sagt der frei-schaffende Lehrer, Journalist undstudierte Theologe, der damalswie heute seinen Lebensunterhaltmehrheitlich mit Stellvertretun-gen an Schulen verdient.

Die Sinne wieder findenIn der Verzweiflung versuchte Manfred Frey sein Glück in einemSpielcasino, setzte alles auf eineKarte und verlor nochmals ein paarTausend Franken. «Am tiefstenPunkt meines Lebens angelangt

Aus der Schuldenkrise wieder herausgefunden

Manfred Frey* ist aus den finanziellen Schulden wiederauferstanden zu einem Menschen, der sich mit Elan und Kraftfür andere Menschen einsetzen kann.

Allmählich verlor erdie Kontrolle überdie eintreffendenRechnungen undMahnungen.

14 a 2|2012

Foto

s: Pr

esse

-Bild

-Pos

s

Page 15: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

ich überhaupt wieder einen Früh-ling erleben? Und die Antwort da-rauf war eindeutig: Ja. Der Wende-punkt der Krise war erreicht.

Angewiesen auf andere«Über das Riechen habe ich wiederzu mir selber gefunden. Ich wusstenun, dass es irgendwie weiter ge-hen würde. Ich sah zugleich aberauch ein, dass ich allein finanziellnicht mehr weiterkomme.» Man-fred Frey raffte sich auf und gingaufs Fürsorgeamt seiner Wohnge-meinde. Es habe ihn grosse Über-windung gekostet, sich dort anzu-vertrauen. Verschuldet zu sein iststark mit Scham behaftet. Dochder Gang aufs Sozialamt sei auchwohltuend und befreiend ge- wesen, sagt Manfred Frey rückbli-ckend. «Ich musste alles offenle-gen, meine ganze Buchhaltung,die ich vernachlässigt hatte in denletzten Monaten. Ich musste micherst aus «unseligen Verträgen lösen und begann mit Hilfe des Sozialteams einen persönlichen Finanzplan für den sukzessiven Abbau des ganzen Schuldenbergs– inklusive sämtlicher Verzugszin-sen, die da noch anfallen – zu er- arbeiten». Manfred Frey blieben damals monatlich 3000 Frankenzum Leben. Dank der guten und fairen Zu-sammenarbeit mit dem Team desSozialamtes hat Manfred Frey nachund nach aus seiner «selbstver-schuldeten» Finanzkrise herausge-funden. «Es war ein langer, stei- niger Weg voller Entbehrungenaus einem ausweglos scheinendenSchlamassel. Allmählich gewannich wieder Boden unter den Füs-sen, nicht zuletzt auch dank einerfinanziellen Hilfe meiner Eltern.»

– ohne Geld ist man enorm einge-engt in unserer Gesellschaft –, binich in die Innerschweiz gefahrenund habe dort in einer psychiatri-schen Klinik um Hilfe angefragt.Ich war damals ganz unten.» Vonseiner früheren journalistischenTätigkeit her kannte Manfred Freydiesen Ort, vormals ein Kloster.«Sie nahmen mich auf, und ichkonnte ganze drei Wochen an die-sem geschützten Ort wie in einerOase bleiben.» Manfred Frey hatte dort Zugangzu verschiedenen Therapieange-boten. «Ich erinnere mich noch gutdaran, wie wir im Rahmen einerTherapie rausgehen mussten, es

war Frühling und wir sollten draus-sen in der Natur verschiedene Düfte wahrnehmen von Holz, Blu-men, Gras usw.» Dabei habe er sichplötzlich wieder an den Duft dergelben Bachdotterblumen aus sei-nen Kindertagen als Bergbauern-

bub im Bündnerland erinnert. Eineleise Sehnsucht nach Frühling ha-be ihn dabei ergriffen. Als er amtiefsten Punkt seines Lebens an-langte, habe sich ihm plötzlich dieentscheidende Frage gestellt: Will

15a 2|2012

Eine leise Sehnsuchtnach Frühling hat ihnergriffen.

Page 16: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

16 a 2|2012

Freude an der Arbeit findenHeute ist Manfred Frey saniert undführt wieder ein normales Leben,auch wenn er immer noch daranist, letzte Raten abzuzahlen. Er hatsich gewissermassen neu erfun-den und möchte sich verwirkli-chen. Verschiedene Projekte ste-hen an: Manfred Frey ist seit zweiJahren Chefredaktor eines Sport-magazins. Er hat auch als ausge-bildeter Primarlehrer im KantonAargau eine Privatschule für Schü-ler mit Problemen gegründet undbesitzt bereits die Lehrbewilligungdes Kantons. Es fehlt ihm aber ein-fach das nötige Kapital, um dieseSchule aufzubauen. Manfred Frey hat viele Interes-sen. Der Seelsorger ist auch imJournalismus zuhause. «Ich habe

Euphorie für viele Projekte ent- wickelt, die Gefahr der Verzette-lung ist dabei gross», weiss er.«Ich muss mich nun selber etwasdosieren, mich in Geduld üben undmeine Kräfte sowie die finanziel-len Mittel bündeln.»

Keine billige Steh-auf-StoryDer christlichen Auferstehungs-idee kann Manfred Frey als evan-

gelischer Theologe grundsätzlichnur Positives abgewinnen: «Wie-der aufzustehen ist die einzig ver-nünftige Art, mit der Erfahrung vonLeid und Tod im Leben umzugehen. Alles andere wäre ja destruktiv.» Aus Freys kritischem Theologen-herz spricht aber auch eine ge- wisse Skepsis: Er will mit seinempersönlichen «Auferstehungser-lebnis» keine billige Steh-auf-Storyliefern. Sein geglückter Neuanfangnach der durchstandenen Schul-denkrise hat ihn zweifellos be- flügelt. Manfred Frey hat aus derKrise herausgefunden und neuenLebensmut geschöpft und sichwieder neuen Projekten zuge-wandt. Ihn, den spirituell veranlagtenund suchenden Menschen, treibtJahr für Jahr in der Weihnachtszeiteine wesentliche Frage um: Wasfangen wir heute mit der GeburtChristi eigentlich an? Stimmen wirnicht allzu schnell in die Euphoriedes Weihnachtsgesangs ein? Kannman heute überhaupt noch – an-gesichts des damals «skandalösen»und weltaufrüttelnden Wirkensvon Jesus von Nazareth – das Phä-nomen «Weihnachten» einfachweiterhin als Inbegriff von heilerWelt verstehen?

Cécile Blarer Bärtsch

*Name geändert

«Ich muss mich nunselber etwas dosieren,mich in Geduld übenund meine Kräftesowie die finanziellenMittel bündeln.»

❯Fo

tos:

Pres

se-B

ild-P

oss

Page 17: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

17a 2|2012

Page 18: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

Der Glaube an eine Auferstehungder Toten zu einem Leben nachdem Tod hat im Alten Orient einelange Tradition, vom Alten Ägyptenbis nach Mesopotamien. Erstaun-lich ist, dass das Erste/Alte Testa-ment lange Zeit nichts davon hielt:Gott wird von den jüdischen Men-schen als Quelle allen Lebens ge-glaubt (Psalm 36,10). Wenn Gottseinen Lebenshauch gibt, entstehtein lebendiges Wesen; wenn Gott

seinen Lebenshauch entzieht,kehrt das Lebewesen wieder zu-rück in den Staub/die Erde (Psalm104,29–30). Anders gesagt: WoGott ist, da ist Leben. Demzufolgegilt: Wo der Tod ist, da ist Gott nicht.Daher ist man im Totenreich ge-trennt von Gott (Psalm 115,17). Die Sinnspitze dieser jahrhun-dertelangen «Bildlosigkeit» in Be-zug auf ein jenseitiges Leben ist:Ziel des Lebens ist das Leben. Hier

und jetzt ist Gerechtigkeit und einerfülltes Leben für alle Menscheneinzufordern und zu verwirklichen.Dies darf nicht aufgeschoben oderverhindert werden mit einer Ver-tröstung auf ein Jenseits. Zudemist nicht nur und nicht primär andie Glückseligkeit des Einzelnenzu denken, entscheidend ist viel-mehr das (Über-)Leben der Ge-meinschaft, des Volkes, der Men-schen.

Ezechiels HoffnungsbilderMitten im babylonischen Exil(597–539 v.Chr.), als Jerusalemund dessen Tempel zerstört warenund unzählige jüdische Menschenumgebracht und deportiert wur-den, hat der Prophet Ezechiel zweiüberaus starke Bilder der Hoffnunggezeichnet (Ezechiel 37): Gottes

Leben hier und jetzt – Hoffnung aufGerechtigkeitDie jüdischen Menschen kamen jahrhundertelang ohne«Bilder» der Auferstehung aus. Sie betonten Gott als einenGott des Lebens hier und jetzt. Im übrigen Alten Orient warenhingegen vielfältige Auferstehungsvorstellungen verbreitet.Erst in der Krise des zweiten Jahrhunderts vor Christus hatdas Judentum die Hoffnung auf ein Leben nach dem irdischenTod in seinen Glauben integriert.

18 a 2|2012

Ezechiel wird von Gottes Hand/Geist in die Ebene mit den zerstreuten Gebeinen gestellt.

Page 19: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

in ihrem Mutterleib hat entstehenlassen, wird ihnen nach ihrem ge-waltsamen Tod Leben und Atemwiedergeben. Antiochus jedochwird der Gerechtigkeit Gottes nichtentgehen (2. Makkabäerbuch 7).

Hoffnung der HungerndenDer Glaube an die Auferstehungist im jüdisch-christlichen Bereichalso in tiefen Krisenzeiten ent-standen: in Glaubensverfolgung,bei Tempelzerstörung, angesichtsdes Kreuzes. Gewiss kann manda einwenden: Des HungerndenTraum ist Brot. Doch warum solltedie Skepsis der Satten wahrer seinals die Hoffnung der Hungernden?

André Flury, Exeget

Foto: © Ste

Geist wird in die vertrockneten undverstreuten Gebeine kommen undihnen neues Leben geben. Und:Gott wird die Gräber öffnen undsein Volk heraussteigen lassen undauf Israels Boden zurückführen. Zur Zeit Ezechiels waren dieseBilder Metaphern für das irdischeÜberleben und Wiederherstellendes zerstörten Volkes Israel. ErstJahrhunderte später wurden siewortwörtlich aufgefasst und alsBilder der Auferstehung zu einemLeben nach dem irdischen Tod ver-standen.

Zerstörtes LebenIm 2. Jh. v.Chr. sahen sich jüdischeMenschen Religionsverfolgungenausgesetzt: Die syrisch-seleukidi-sche Weltmacht unter Antio-chus IV. (Epiphanes) forcierte die

Hellenisierung und attackierte das Hohepriesteramt und den Tempelin Jerusalem. Es kam zum Auf-stand eines Teils der jüdischen Be-völkerung gegen Antiochus. Dieserschlug hart zurück. Viele Jüdinnenund Juden, die ihren Glauben nichtverleugnen wollten, erlitten denTod. In dieser Situation stellte sich ihnen die Frage nach der Gerech-tigkeit Gottes: Wenn mit dem Todfür den Gewalttäter wie für das unschuldige Opfer alles aus seinsollte, wo bliebe dann die Gerech-tigkeit? In einer dramatisch zuge-spitzten Erzählung über eine Mut-ter, deren sieben Söhne aufgrundihres Glaubens umgebracht wer-den, formuliert die Mutter ihreHoffnung wider die totale Ver-zweiflung: Der Gott, der die Kinder

19a 2|2012

Das Volk Gottes wird wieder hergestellt und ins Land Israel geführt.

Foto

s: Ze

v Rad

ovan

Page 20: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

Vielleicht ist uns heutzutagemanchmal zu wenig bewusst, wiewenig selbstverständlich schonzur Zeit Jesu seine Botschaft undder Glaube an ihn und die Auf-erstehung waren. Das Markus-evangelium erzählt noch und nochvom Unglauben, Unverständnisund Zweifel gerade jener, die mitJesus unterwegs waren. Und ge-

mäss dem Lukasevangelium hiel-ten die Apostel Jesu die Botschaftder Frauen, dass Jesus auferstan-den sei, zunächst für «leeres Ge-schwätz» (24,11). Wie können wir heute Vertrauenfassen in die neutestamentlichenAuferstehungsbilder? Mir hilft dieFrage nach heutigen Erfahrun-gen: Gibt es Erfahrungen, die wir

heute machen können, welchesich mit biblischen Aussagen zurAuferstehung verbinden lassen?Für mich sind es vor allem drei heutige Erfahrungen, die meinenGlauben an die Auferstehung be-stärken.

Eine Frage der Schönheit,der Güte, des SinnsIch glaube an die Auferstehung, weildiese Welt wunderschön ist. Dem inBezug auf religiöse Fragen nichtgerade unkritischen Dante Alighie-ri (1265–1321) wird der Satz zuge-schrieben: «Drei Dinge sind uns ausdem Paradies geblieben: Die Sternein der Nacht, die Blumen am Tageund die Augen der Kinder.» Nachdem Matthäusevangelium hatauch Jesus die Schönheit der Weltfür sein theologisches Reden undsein Leben wahrgenommen: «Lerntvon den Lilien, die auf dem Feldwachsen: Sie arbeiten nicht undspinnen nicht. Doch ich sage euch:Selbst Salomo war in all seinerPracht nicht gekleidet wie eine vonihnen. Wenn aber Gott schon dasGras so prächtig kleidet, das heuteauf dem Feld steht und morgenins Feuer geworfen wird, wie vielmehr dann euch, ihr Kleingläubi-gen» (6,28–30). Viele Menschen kennen Mo-mente in ihrem Leben, in denensie zutiefst ergriffen sind von derSchönheit und der Sinnhaftigkeitdieser Welt: Bei der glücklichen Geburt eines freudig erwartetenKindes. In einer erfüllenden se-xuellen Vereinung. In einem ein- samen Bergtal, wo ich die voll- kommene Stille erlebe, plötzlichdas eigene Herz schlagen höre, aufeinmal fühle und weiss: Ich lebe,ich bin.

Der Glaube an ein Leben nach dem Todist nicht selbstverständlichEine repräsentative Umfrage aus dem Jahr 2006 zeigt,dass in der Schweiz noch etwa 14% der Bevölkerung an eineAuferstehung zu einem Leben nach dem Tod in einemchristlichen Sinne glauben. Das war zur Zeit Jesu jedoch garnicht so anders! Wie können wir also, fast 2000 Jahre später,einen Zugang zum neutestamentlichen Glauben an dieAuferstehung erlangen?

20 a 2|2012

Page 21: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

Sinne. Die ganze Kindheit überwurde er geschlagen und ausge-beutet. Er konnte keinerlei Ausbil-dung machen und fiel schon in sei-nem jungen Leben von einem Loch

ins andere. Dennoch hat er ehrlichund mit allen Kräften gegen seineschrecklichen Umstände ange-kämpft. Endlich, bald 40-jährig,

Solche und viele andere Erfah-rungen bedeuten ein Ergriffensein,das unseren Verstand und unserHerz übersteigt. Aus dieser Ergrif-fenheit heraus wächst mein Ver-trauen, dass unsere Welt einen gu-ten Ursprung hat und Gottes Geistunsere Welt durchflutet und am

Leben hält. Dieser SchöpfungskraftGottes aber traue ich es auch zu,dass sie uns einzelne Menschenwie auch die ganze Schöpfung ein-mal in ein neues Leben ruft, einmalvon Neuem erschafft.

Eine Frage der GerechtigkeitDoch wie ist es mit den dunklen Erfahrungen in dieser Welt, den Erfahrungen des Fressens und Ge-fressenwerdens, des Schreckens,des Unglücks und des Leids? Siesind für mich der zweite Grund, warum ich an die Auferstehungglaube: Ich glaube an die Auferste-hung, weil sie eine Frage der Gerech-tigkeit ist. Dies wurde mir einmal

mehr klar bei einem Mann, den ichbeerdigen durfte, beerdigen muss-te: Er wurde gleich nach seiner Ge-burt verdingt, im wortwörtlichen

21a 2|2012

Momente derErgriffenheit undder Sinnhaftigkeit.

Die Auferstehung ist eineFrage der Gerechtigkeit.❯

fand er bei einem Unternehmen eine bescheidene Arbeit, die ihmFreude bereitete. Er schöpfte neueHoffnung und Zuversicht. Doch

Foto

s: Ad

rian

Mül

ler

Page 22: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

kein halbes Jahr später wurde dieStelle gestrichen, weil die Renditeerhöht werden «musste». Einmalmehr brach die Welt für diesenMenschen zusammen. Und dies-mal fehlte ihm die Kraft um wei-terzuleben. Dies ist nur eine von vielen kon-kreten Begegnung mit Menschen,die mich in der Überzeugung be-stärken, dass ich an eine Auferste-hung der Toten glauben muss:Wenn es einen gerechten Gott gibt,einen Gott, der ein erfülltes undglückliches Leben aller Menschenwill, dann wird Gott diesen Mannbei sich aufnehmen, seine Wun-den, die ihm schon in der Kindheitmit Riemen zugefügt wurden, hei-len, seine Tränen trocknen.

Eine Frage der guten BegegnungEine andere, aber dennoch ver-gleichbare Erfahrung haben auchdie Jüngerinnen und Jünger mit Jesus gemacht: Sie sind in Jesus einem Menschen begegnet, der ihnen zu Würde und Heil verhol-fen hat. In ihm erkannten sie dieLiebe Gottes zu allen Menschen.Auf ihn setzten sie ihre ganze Hoff-

nung. Doch dann wurde Jesus ansKreuz geschlagen wie ein Verbre-cher. Und seine letzten Worte nachdem Markusevangelium waren eineinziger Schrei: «Mein Gott, meinGott, warum hast du mich ver- lassen?» (15,34). Man kann sich das Entsetzenund die Enttäuschung der Jünge-rinnen und Jünger vorstellen. Mankann verstehen, dass die Jünger

geflohen sind, dass sie das Schreck-liche nicht mehr aushielten. Mankönnte auch verstehen, wenn sieihren Glauben an Gott ganz undgar verloren hätten. Doch: Wennes einen gerechten Gott gibt, dannkann das Kreuz nicht das Letztesein. Und so ereignet sich durchdie Erfahrung von Leiden und Todhindurch das grosse Wunder vonOstern: Der Glaube erwacht, dassGottes Liebe stärker ist als derTod. – Dass es einen solchen Glau-ben überhaupt gibt, ist das tiefer-

liegende und über sich hinauswei-sende Wunder.

Eine Frage der LiebeEs wird kein Zufall sein, dass esdie Frauen sind, allen voran MariaMagdalena, die zu den ersten Bot-schafterinnen der Auferstehungwurden: Sie hatten am Kreuz aus-geharrt. Sie gingen zum Grab hin.Sie vernahmen die Botschaft: «Wassucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist aufer-standen» (Lukasevangelium 24,5f).Durch die Liebe Gottes ist Jesusauferweckt worden; durch die Lie-be dieser Frauen zu Jesus kommensie selber zum Glauben an den Auferstandenen. Durch ihre Liebezu Jesus wird die Botschaft weiter-getragen zu den Jüngern und zuuns heute. Dies ist der dritte Grund, dermich im Glauben an die Auferste-hung bestärkt: Ich glaube an dieAuferstehung, weil ich an die Liebeglaube. Auch dies ist verbundenmit alltäglichen Erfahrungen: Jemehr wir einen Menschen lieben,desto grösser ist der Schmerz,wenn dieser Mensch stirbt. UnserHerz und unsere Liebe aber hoffen,dass es dem Menschen, den wir geliebt haben und immer noch lieben, gut geht, an dem Ort, wo erjetzt ist – und dass dieser Menschuns vorausgegangen ist in eineWelt, die wir mit unseren Augennicht sehen können, die nur unserHerz erahnen und erhoffen kann:vorausgegangen zu Gott – wo wirden geliebten Menschen einst wiedersehen.

André Flury, Exeget

22 a 2|2012

Wenn es einengerechten Gott gibt,dann kann das Kreuznicht das Letzte sein.

Foto

: And

ré Fl

ury

Foto

: Adr

ian

Mül

ler

Page 23: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,
Page 24: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,
Page 25: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

Foto

: Adr

ian

Mül

ler

Page 26: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

Der Auferstehungsweg baut auf die christlichenGeheimnisse von Leben, Tod und Auferstehung Jesu.Die vierzehn Stationen helfen den Betenden, dass siesich dem eigenen Leben sowie dem Wort Gottesöffnen. In diesem Tun werden sie geheilt und befreit.Die Stationen müssen nicht wie ein Pilgerwegabgelaufen werden. Die Betenden sind da und dorteingeladen zu verweilen, zu meditieren, wenn siesich von einer Station angesprochen fühlen.

Wie beten?Bei den einzelnen Stationen geht es um ein inneresGeschehen. Es ist zu hoffen, dass die Betenden abund zu Ostern erleben. Marcel Durrer schlägt denBetenden vor, die vierzehn Stationen zuerst kurzdurchzugehen und anschliessend zu derjenigenStation zurückzukehren, die am meisten berührt.Dabei darf er sich Gott gegenüber öffnen undGottes Handeln als Geschenk erfahren. Der Auferstehungsweg kennt neben den vierzehnStationen auf dem Weg auch einen Startpunkt,d.h. eine Türe oder Schwelle, sowie einen Endpunkt,den Tisch. Am Eingang soll sich der Betende bewusstmachen, wo er gerade steht und mit welcher Ein-stellung er auf den Auferstehungsweg gehen will.Es ist dies eine Zeit der Öffnung, des Bereitens undder Begegnung mit sich selber so wie mit dem ande-ren. Am Endpunkt, beim Tisch kann sich der Betendedem Umfassenden öffnen und sich bewusst werden,dass Gott ein Ziel für die ganze Menschheit hat. Die vierzehn Stationen sind ein Vorschlag desAutors und nicht normativ gedacht. Der Betendekann kreativ mit ihnen umgehen, einige weglassenoder neue hinzufügen.

Bilder und Text ergänzen sichBilder haben ihre eigene Sprache und sprechenden Menschen innerlich an. Weder ist der Text einKommentar zum Bild, noch ist das Bild einKommentar zum Text. Der auf den Bildern in Kupfereingravierte Faden zeigt sowohl eine zerbrechlichewie auch starke Linie in unserem Leben. Er zeugt

von Begegnungen, Ereignissen wie auch von über-wundenen Schwierigkeiten im Leben des Betenden. Der Aufbau der einzelnen Stationen besteht imBuch «Chemin de Résurrection» aus einem Bild,einem Titel, einem biblischen Zitat, einer kurzenEinführung, einer längeren Meditation und einemabschliessenden Gebet. Hier im a können wiraus Platzgründen lediglich Titel, Bibelzitat, kurzeEinführung samt Bild abdrucken.

Im Leben Zeichen der Auferstehung findenDer Westschweizer Kapuziner Marcel Durrer schlägt in seinem 2010 publizierten Buch«Chemin de Résurrection» (dt. Auferstehungsweg, édition franciscaines, Saint­Just­la­Pendue)einen inneren Weg des christlichen Glaubens vor. Die nun folgenden Seiten geben eine kurzeEinführung sowie einen ersten Überblick in die vierzehn Stationen. Die Bilder sindvon Françoise Pête Durrer.

26 a 2|2012

Eingang: Die Türe, die SchwelleIch bin die Tür. Wenn jemand durch mich hineingeht,wird er gerettet werden und wird eingehen undausgehen und eine Weide finden.(Johannesevangelium 10,9)

Bevor du, lieber Leser, liebe Leserin, mit demAuferstehungsweg beginnst, nimm dir Zeit, dich zuentscheiden, wie du dich auf den Weg machen willst.Dieser erste Augenblick lädt dich ein, in deinerjetzigen Lebenssituation mit dir selber einen Vertragabzuschliessen. Was willst du? Was ist dein Wunsch?

Page 27: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

27a 2|2012

Station 1: Empfang: Höre GottHöre, Israel! Jahwe, unser Gott, Jahwe ist einzig.

Darum sollst du den Herrn, deinen Gott,lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele

und mit ganzer Kraft.(Deuteronomium 6,4–5)

Bei diesem ersten Schritt öffnest du dich dir,Gott und den anderen. Gott lädt dich ein zu hören.Jenseits vom Lärm und von der Geschäftigkeit lädtGott dich ein, dich jemandem zu öffnen, der in dir

wie auch durch andere zu dir spricht.

Station 2: Gerechtigkeit: Er hört deinen SchreiDas Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken,es ist Gerechtigkeit, Friede und Freudeim Heiligen Geist.(Römerbrief 14,17)

Dieser zweite Schritt gibt uns die Gelegenheit,diese Welt zu hören, die von Gott wie von seinemSohn geliebte Welt wahrzunehmen. Er gibt unsdie Möglichkeit, den Schrei von Männern undFrauen zu hören und zu handeln.

Station 3: Berufung: Er ruft dichJesus aber blickte ihn an, gewann ihn lieb und sprach

zu ihm: Eines fehlt dir. Geh, verkaufe, was du hast,und gib es den Armen, so wirst du einen Schatz im

Himmel haben, und komm und folge mir nach!(Markusevangelium 10,21)

Im dritten Schritt betrachte ich mein Leben.Wozu bin ich gerufen? Wohin bin ich gesandt in

dieser Welt, in der Gesellschaft, in meinerUmgebung? Was motiviert mich im Leben?

Was öffnet mich für die anderen, meine Nächsten?

Page 28: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

28 a 2|2012

Station 4: Wort: Er spricht zu dirDer Herr antwortete: Komm heraus und stell dichauf den Berg vor den Herrn! Da zog der Herr vorüber:Ein starker, heftiger Sturm, der die Berge zerrissund die Felsen zerbrach, ging dem Herrn voraus.Doch der Herr war nicht im Sturm. Nach demSturm kam ein Erdbeben. Doch der Herr war nichtim Erdbeben. Nach dem Beben kam ein Feuer.Doch der Herr war nicht im Feuer. Nach demFeuer kam ein sanftes, leises Säuseln.(1. Buch der Könige 19,11–12)

Dieser Schritt führt dazu, ein Wort aufmerksamwahrzunehmen. Ein Wort mit dem Gewicht eines«Ich liebe dich», das Gott uns leise zuflüstert.Das Wort ist ein Erlebnis für jeden und jede.Es gibt meinem Leben Sinn und Orientierung.Es ist das Wort des Ursprungs, das Wort derLebenskraft. Es bewirkt, was es sagt.

Station 5: Heilung: Er heilt dichUnd Jesus wandte sich ihm zu und sagte:

Was soll ich für dich tun? Da sagte der Blinde zu ihm:Rabbuni, dass ich wieder sehen kann.

Und Jesus sprach zu ihm: Geh, dein Glaube hat dichgerettet. Und auf der Stelle sah er wieder und

folgte ihm nach auf dem Weg.(Markusevangelium 10,51–52)

Bei diesem Schritt formulieren die Betendenihre Bedürfnisse. Man bittet um Gesundung von

Verletzungen, die im Leben entstanden sind.Andererseits werden die Betenden dabei

aufgerufen, sich wie Christus für dieBedürfnisse anderer Menschen einzusetzen.

Station 6: Vergebung: Er vergibt dirUnd als Jesus ihren Glauben sah, sprach er:Mensch, dir sind deine Sünden vergeben.(Lukasevangelium 5,20)

Bei diesem Schritt geht es um Versöhnungund Verzeihung. Gott schenkt Vergebung.Er lädt uns ein, uns der Kraft derbedingungslosen Vergebung zu öffnen.

Page 29: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

29a 2|2012

Station 7: Tod: Er widersteht dem TodMarta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen,

dann wäre mein Bruder nicht gestorben.(Johannesevangelium 11,21)

Dieser Schritt konfrontiert dich mit dem Tod.Bei der Auferstehung geht es nicht um einen

brutalen, fraglosen oder sinnlosen Durchgangdurch den Tod. Vielmehr geht es um die Frage,

ob das Leben ohne Sinn gelingen kann.Die Erfahrung des Todes fordert heraus

und macht traurig.

Station 8: Das leere Grab: Er geht durchden Tod hindurchJesus spricht zu ihr: Rühre mich nicht an!Denn noch bin ich nicht hinaufgegangen zum Vater.Geh aber zu meinen Brüdern und sage ihnen:Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater,zu meinem Gott und zu eurem Gott.(Johannesevangelium 20,17)

Dieser Schritt lädt jeden von uns ein,die Abwesenheit, den Verlust, die zurückgebliebeneLeere von all dem auszuhalten, das man loslassenmuss, um auf dem Weg der Trauer vorwärts-zugehen: man muss aufgeben, sich anderenzuwenden, seine eigenen Kräfte öffnen undmobilisieren, um neue Beziehungen aufzubauen,um für das Leben neue Pläne zu schmieden oderum das Leben in einer neuen Art und Weiseanzugehen.

Station 9: Geschenk: Er schenkt sich selberDa fordert er die Menge auf, sich auf den Boden

zu setzen. Und er nahm die sieben Brote, sprach dasDankgebet, brach sie und gab sie seinen Jüngern zum

Austeilen, und die verteilten sie unter die Menge.(Markusevangelium 8,6)

Dieser Schritt lädt uns ein, uns mit dem Geschenkunserer sozialen Verfasstheit, unseren Beziehungen

auseinanderzusetzen. Begegnungen schaffenund stärken unsere Beziehungen. Besteht unser

Leben nicht darin, selber beschenkt zu werdenund dieses Geschenk wieder weiterzugeben?Das bedingungslose Geschenk lässt uns dem

Geheimnis des anderen näher kommen.

Page 30: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

30 a 2|2012

Station 12: Gemeinschaft: Er fügt wieder zusammenDenn er ist unser Friede. Er vereinigte die beiden Teile(Juden und Heiden) und riss durch sein Sterbendie trennende Wand der Feindschaft nieder.(Brief an die Epheser 2,14)

Dieser Schritt öffnet uns dem Wirken Gottesdurch seinen Sohn im Heiligen Geist. Er ists, der einVolk vereint, der lebendige Gemeinschaften schafft,Gemeinschaften, die sich den Männern und Frauendieser Welt öffnen, kirchliche Gruppen, die sich fürdas Gute einsetzen, für Gerechtigkeit, Würde derganzen Person und für die Geschwisterlichkeit.

Station 11: Neue Identität: Er belebt dich neuNicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir.

Soweit ich aber jetzt noch in dieser Welt lebe,lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes,

der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat.(Brief an die Galater 2,20)

Dieser Schritt macht uns bewusst, dass dieAuferstehung nicht nur ein Ereignis im Jenseits ist,

sondern dass die Kraft Gottes, die liebt undLeben schenkt, uns schon jetzt umfängt.

Station 10: Befreiung: Er befreit dichDann sprach Gott alle diese Worte:Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägyptengeführt hat, aus dem Sklavenhaus.(Buch Exodus 20,1–2)

Dieser Schritt lässt uns bewusst werden, dass wirvon Gott, von Jesus Christus befreit worden sind.Es ist dies nicht eine selbstgemachte Befreiung,sondern eine geschenkte Freiheit, die wir von einemanderen erhalten. Er entfaltet unser Sein in allenpersönlichen und sozialen Dimensionen.

Page 31: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

Station 13: Teilhabe: Er öffnet nicht zur SolidaritätDie Kaufleute, die durch den Handel mit dieser Stadt

reich geworden sind, werden aus Angst vor ihrerQual in der Ferne stehen, und sie werden weinen und

klagen: Wehe! Wehe, du grosse Stadt, bekleidet mitfeinem Leinen, mit Purpur und Scharlach, geschmückt

mit Gold, Edelsteinen und Perlen. In einer einzigenStunde ist dieser ganze Reichtum dahin.

(Offenbarung des Johannes, 18,15–17)

Dieser Schritt sensibilisiert uns für das Teilen derGüter zwischen Männern und Frauen dieser Welt.

Er lädt uns ein zu erhalten und zu teilen, anderen zubegegnen. Wir können erkennen, dass auch sie eine

Würde haben und mit uns dieselbeVerheissung teilen.

31a 2|2012

Station 14: Mission: Er schickt dichIch bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.(Matthäusevangelium 28,20)

Der letzte Schritt, der letzte Satz imMatthäusevangelium, ist nicht ein Ende, sonderneine Einladung, aufzubrechen und sich aufzumachenzu den Menschen unserer Welt. Es ist die Welt,die Gott liebt. Wir sind aufgerufen, Menschen die guteNachricht zu bringen, Worte zu sagen, die andereaufstehen lassen und ihnen helfen zu wachsen.

Ausgang: Der TischIch habe mich sehr danach gesehnt, vor meinem

Leiden dieses Paschamahl mit euch zu essen.Denn ich sage euch: Ich werde es nicht mehr essen,

bis das Mahl seine Erfüllung findet im Reich Gottes.Und er nahm den Kelch, sprach das Dankgebet

und sagte: Nehmt den Wein, und verteilt ihn unter-einander! Denn ich sage euch: Von nun an werde ich

nicht mehr von der Frucht des Weinstocks trinken,bis das Reich Gottes kommt. Und er nahm Brot,

sprach das Dankgebet, brach das Brot und reichtees ihnen mit den Worten: Das ist mein Leib,

der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinemGedächtnis! Ebenso nahm er nach dem Mahl den

Kelch und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bundin meinem Blut, das für euch vergossen wird.

(Lukasevangelium 22,15–20)

Am Ende dieses Auferstehungsweges betrachteden Tisch, um den sich die Kirche versammelt hat.Er ist der Ort, der die Gegenwart Gottes symbolisiert.Er zeigt uns einen Gott, der sich selber gibt und unseinlädt, auch uns selber zu geben. Dieser Tisch schicktuns wieder an den Tisch der Männer und Frauen,die ver-suchen geschwisterliche und solidarischeBeziehungen aufzubauen.

Marcel DurrerZusammenfassung und Übersetzung: Adrian Müllerwww.adrianm.ch

Page 32: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

Der Krieg ist noch nicht lange zuEnde. Im russischen Kulturhausmuss sich das ganze Dorf den Vor-trag der kommunistischen Parteianhören. Der Genosse aus Moskaubeweist zwei Stunden lang, dass esGott nicht gibt. Ob noch jemandwas sagen möchte. Ein alter Bauersteht auf und kommt nach vorn.Der Gemeindevorsitzende warntden Redner aus Moskau: «Unserehemaliger Dorfpfarrer.» Er wirdangewiesen, nicht länger als fünfMinuten zu reden. So lange brau-che er nicht, meint der Alte, steigtaufs Podium und ruft der Mengeden russischen Ostergruss zu:«Christos voskres!» – Christus istauferstanden! Und die Antwortder Menschen kommt laut undwie aus einem Mund: «Voistinuvoskres!» – Er ist wahrhaft aufer-standen! Nur selten sind sie so gross, dieWorte, die Menschen in Atem hül-len. Meist sind sie viel kleiner undgewöhnlicher. «Ich bin dir wiedergut», versichern sich Liebende nachdem Streit. «Ich bin da», beruhigenMütter und Väter ihre Kinder nacheinem schlechten Traum. «Hab kei-ne Angst», flüstern Traurige ihrenSterbenden ins Ohr. – Worte, dieMenschen festhalten in der Er-schütterung und sie nicht bloss inSchlaf, sondern auch in Hoffnungwiegen.

Ungezählt, die Berge«Frühmorgens, als es noch dunkelwar, kam Maria von Magdala zumGrab ...» Die Nachricht von der Auferste-hung ist keine Hors-sol-Hoffnung,sondern eine auf dem Grund desKarfreitags gewachsene – dem ein-zigen Grund, warum ich ihr traue.

«Sterben gilt nicht für Gott und seine Kinder»

Die Theologin und Schriftstellerin Jacqueline Keune nenntihren folgenden Text eine Annäherung an Auferstehung undwird dabei erstaunlich konkret.

32 a 2|2012

Page 33: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

Die 6-jährige Saida aus Gazaweigert sich seit Monaten zu du-schen, aus Angst, es bei einem An-griff nicht mehr rechtzeitig in denLuftschutzbunker zu schaffen. Ich glaube nicht daran, dass esOstern geworden ist, damit einervon einem Himmel verherrlichtwerden konnte. Ich glaube, dass esOstern geworden ist, damit einKind ohne alle Angst duschen,

Auferstehung wurzelt nicht imLicht, sondern bricht aus der Nachtheraus. Der Nacht, in der der Schreizu hören ist, warum einer einenverlassen hat. Ungezählt sind sie, die gott- vergessenen Tage und Nächte, dieMenschen mit ihren Tränen trän-ken. Ungezählt die Berge ent-

täuschter Hoffnungen, zerbroche-ner Beziehungen, verratener Ver-sprechungen, tödlicher Gleichgül-tigkeiten. Wo also kommen die Worte derHoffnung im Letzten her? Und wassagen die Frauen und Männer ausdem russischen Dorf, wenn sie sa-gen, dass Jesus auferstanden sei?Welche Bilder verbinden sie mit ihrem Glauben? Und welche Wün-sche knüpfe ich selber an ihn,wenn ich am Ostermorgen ge-meinsam mit anderen die Aufer-stehung sage und singe? – Dassmeine Seele unsterblich ist? Dassich nicht verloren gehe, auch wennmein Leib zu Erde wird? Dass michdieses Du der Liebe auf ewig beisich haben will, wo doch schon je-des Kind seinen Hund immer beisich haben möchte? Oder, dass diezu Kurz Gekommenen nicht aufewig zu kurz kommen, dass die mitTränen säen, mit Jubel ernten, undalle Münder dieser Erde eines schö-nen Tages voll Lachen sein werden?

Ohne alle AngstJa, das sage und singe ich: dass esLeben, dass es Seligkeit nach demTod gibt. Aber mehr noch, ungleich

mehr noch: dass es Leben, dass esSeligkeit vor dem Tod gibt. Unddass hier und heute mit Jubel ern-ten, die mit Tränen säen, weil wirden Untröstlichen dieser Welt kei-nen billigen Glaubenstrost und keinen schnellen Glaubenssinnentgegenpredigen, sondern ge-meinsam die Gerechtigkeit tun.«Warum weinst du?», fragt die Auferstehung – genau so.

33a 2|2012

Die Nachrichtder Auferstehungist auf dem Karfreitaggewachsen.

Foto

s: Ad

rian

Mül

ler

Page 34: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

damit ein jedes Lebewesen ohnealle Angst sein darf. Wenn ich die Auferstehung be-kenne, dann bekenne ich, dass es

ein Leben gibt, heute und hier, indem eine jede einen Namen hatund ein jeder zählt, weil wir uns ge-meinsam auf die Bewegung des

Auferstanden, auf die Bewegungder Liebe einlassen. Die bekannte Lyrikerin Rose Aus-länder sagt es so: «Vor seiner Ge-burt / war Jesus / auferstanden /Sterben gilt / nicht / für Gott und /seine Kinder / Wir sind Auferstan-dene / vor unserer Geburt»

Geht, geht!Nirgendwo lese ich, dass Jesus zudenen, die sich auf Krücken vor-wärts schleppten, als Aussätzigemit Klappern vor sich selber warn-ten, als Hungernde Schalen vor

sich auf dem Boden hinstelltenoder als Stumme ihre verzweifel-ten Arme in die Luft warfen, gesagthätte, dass sie es im Himmel ein-mal schöner haben würden. Nein!Er hat geheilt, wo er nur konnte,und als Auferstandener seine Jün-ger und Jüngerinnen angewiesen,sich den Bedürftigen nun an seinerStelle zuzuwenden, damit sie neu-en Mut schöpften und erinnertwürden, dass sie alle fürs Reich Gottes unentbehrlich waren. Nichts ist weniger geduldig alsGottes Leidenschaft, als diese Ur-

34 a 2|2012

Wenn ich dieAuferstehung bekenne,dann bekenne ich,dass es ein Leben gibt,heute und hier.

Page 35: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

Ostersegen

Wie das Brausen der Orgel,wie das Stürmen der Kinder,wie das Schäumen der Fluren,das Lachen der Lerchen,das Bersten der Bäume,das Keimen der Knospen,wie das Wehen der Lüfteund das Wirken der Liebekomme er über dich,der Segendieses Morgens!

Er nehme dich im Sturm,er umarme dich von hinten,rufe deinen Namen,wickle dich heraus aus deiner Starre,ziehe dich raus aus deinen Gräbernund salbe dich von Kopf bis Fussmit dem Leben,dem unwiderstehlichen Lebendieses Morgens!

liebe, die auf Verwirklichung imHier und Heute drängt. Und es ist

immer bloss das eine, was der Auferstandene seinen zweifelndenund zögernden Freundinnen und

Freunden sagt: «Geht, geht! Bleibtnicht Knechte und Mägde des Todes!»

Übungsgelände der LiebeDie Evangelien werden konkret,wenn es um den Ort des Aufer-standenen geht. «Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden ... Er geht euch vo-raus nach Galiläa ...» (Mt 28,6f). Nicht der ferne Himmel, son-dern die nahe Erde – der Bestim-mungsort derer, die zu diesemWanderrabbi, diesem Habenichtsgehören. Galiläa – ein anderes Wortfür Alltag, für den Ort, wo es gilt,hervorzutreten, wo es ernst giltund ich nicht Zuschauerin, sondernBeteiligte bin. Galiläa, Galizien, Gabun, Glas-gow, Glarus – Übungsgelände derSolidarität, so weit das Auge reicht!Übungsgelände voller Steine, dieweggewälzt werden müssen, undvoller Engel, die sich gegenseitigden bleiernen Himmel der Müdig-keit aufreissen. Die Auferstehung ist nicht alleinin einen Garten bei Jerusalem ein-gebrochen, sondern bricht immerneu in die Felder unseres Alltagsein und schreibt und streichelt,lacht und liebt, küsst und kämpft,tröstet und träumt sich fort in heu-tigem Erfahren und Tun von Auf- erstehung.Jetzt, in diesem Moment, erwar-ten uns das Leben und unsere Ge-schwister, nicht an irgendeinemjüngsten Tag. Lerchenjubel und Blütenzweigeund Orgelbrausen – alles Zeichender Auferstehung. Aber für michkeines so sehr wie das Tun der Liebe. Keines.

Jacqueline Keune

Auferstehung amDienstagmorgen

Heute hat ein Engelnach meinen Tränen gefragtund mich ins Grabmeiner Sehnsuchtschauen lassen

Heute hat ein Engeldie Steine auf meiner Seeleins Wanken gebrachtund das Linnen des Leidsgelöst

Heute hat ein Engelmich mit seinem Flügel gestreift –hoffnungsleichtund mich erinnertwo das Leben wohnt

Galiläa

35a 2|2012

Die Auferstehungist nicht alleinin einen Gartenbei Jerusalemeingebrochen,sondern bricht immerneu in die Felderunseres Alltags ein.

Foto: Presse-Bild-Poss

Page 36: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

Leonhard Theler (1922–2011)

Kaleidoskop

36 a 2|2012

Bruder Leonhard kam in Ausser-berg im Wallis an der Südflanke desRhonetals auf die Welt. Nach sei-nem Eintritt bei den Kapuzinern

hörte er von ihrer Missionstätig-keit in Afrika – und träumte davon,Missionar zu werden. Vorerst ver-sah er im Kloster Stans die Küche,so gut und so vielfältig, dass diedortige Gemeinschaft versuchte,

mit Loben seinen Afrika-Wunschzu vereiteln. Als aber der Missions-bischof Edgar Maranta zu Besuchkam, rückte ein Gespräch mit ihmLeonhards Weichen endgültig indie Richtung Missionstätigkeit. 1952 durfte er nach Tansania reisen. Der Bischof dort setzte ihnbuchstäblich auf die Strasse. Erübertrug ihm einen Transport-dienst auf der Strasse mit einemMerzedes-Benz-Lastwagen. Wennes Leonhard wegen misslicherStassenverhältnisse einmal nichtmehr möglich war, am gleichen Tagnoch die Station zu erreichen, über-nachtete er in der Kabine des Wa-gens. Wenn die sengende Hitze eine Ruhepause verlangte, blieber auch dort, drinnen betend und singend, draussen der Wagen vonAffen bekrabbelt und von Elefan-tenrüsseln beschnüffelt. Nach gutzehn Jahren Missionseinsatz kehr-te Leonhard in die Schweiz zurück. Ein etwas ausführlicherer Nach-ruf auf Bruder Leonhard folgt imnächsten Franziskuskalender. Wirmöchten hier nur noch einen Ab-schnitt hinzufügen aus dem Buch

«Zwei Kapuziner auf der Jakobs- leiter», das Leonhard 2006 zusam-men mit seinem leiblichen BruderMaximilian im Rex-Verlag heraus-gab. Maximilian, der auch in Tansa-nia wirkte, schreibt hier über dieFahrt in sein Missionsgebiet: «Zu zweit legten wir die Reisevon der Stadt Dar es Salaam durchdas Wildreservat Mikumi nach Ifakara bis Kwiro zurück. (...) Leon-hard führte den Lastwagen mit sicherer Hand, wandte den Kopfzur Seite und sagte: «Siehst du diese Schramme am Baum in derBöschung? In der Regenzeit gelanges mir einmal nicht, den schwer beladenen Laster zu halten. Die-sem Riesenbaum verdanke ich dasLeben. Mit letzter Kraft riess ichdas Steuer so, dass der langsamrückwärts rutschende Wagen amBaumstamm stecken blieb.» Mir,Maximilian, schauderte beim Blickvom Baum in die Tiefe. Beim Erreichen der Anhöhe ver-schwand eine Affenfamilie im Ge-büsch. Wir hielten vor einem ver-dutzten Neugeborenen an. Dasprang die Mutter von einem Astauf ihren Zögling und erteilte ihmerste Verkehrsregeln mit zwei Ohrfeigen.»

Leonhard Theler

Karl Schöpf (1919–2011)

Der österreichische Arzt Dr. Karl Schöpf hat vor fast 60 Jahren aufEinladung der Schweizer Kapuziner in Ifakara, Tansania, ein Spitalaufgebaut, das bis heute in der Region eine äusserst wichtige Aufgabeerfüllt. Er blieb bis zu seinem Tod dem Orden verbunden.Aus der Grabrede eines seiner Freunde:

die Geschichte des 2. Weltkriegeskennt, weiss, dass es dort mit dieverlustreichsten Kämpfe des gan-zen Krieges gegeben hat. Seine Tätigkeit am Hauptverbandplatzhat ihn, wie er immer wieder er-zählt hat, für sein ganzes Leben geprägt. Das Jahr 1953 war der entschei-dende Wendepunkt in seinem Le-ben. Die Schweizer Kapuzinerpro-vinz suchte für ihr Missionsgebiet

Dr. Karl Schöpf wurde am 25.5.1919in Landeck geboren. Bald nach Abschluss seines Medizinstudiums

wurde er zum Kriegsdienst einge-zogen und war vor allem in Italienin Monte Cassino stationiert. Wer

Foto

: Miss

ions

prok

ura

Olte

n

Page 37: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

nal Polycarp Pengo von Dar es Salaam erklärt, Nyerere sei «eintreuer Sohn der Kirche» gewesen;ein «Platz im Paradies» sei ihm gewiss. Nyerere zählt zu den grossen Gestalten der afrikanischen Politikim Zeitalter der Entkolonialisie-rung. Bei westlichen Regierungenwar der katholische Politiker nichtbeliebt, weil er während des KaltenKrieges einen unabhängigen Kurs

Das Verfahren war im Januar 2006mit römischer Erlaubnis eröffnet

nach

richt

en

worden. Beim Staatsbegräbnis1999 hatte der tansanische Kardi-

Foto

s: M

issio

nspr

okur

a O

lten

37a 2|2012

Ifakara wird BistumPapst Benedikt XVI. hat am 14. Januar 2012 auf einem Teilgebiet der Diözese Mahengedie neue Diözese Ifakara errichtet. Er hat den bisherigen Weihbischof der ErzdiözeseDar es Salaam, Salutaris Melchior Libena, zu ihrem ersten Bischof ernannt. Seit ihrer Ankunft im damaligen Tanganjika im Jahre 1921 war Ifakara für dieSchweizer Kapuziner eine wichtige Missionsstation. (Dazu der oben stehende Artikelüber den Gründer des dortigen Spitals)

in Ifakara einen Chirurgen, der fähig und bereit war, dort ein neu-es Krankenhaus aufzubauen. Dr.Schöpf hat sofort zugesagt und

ist mit seiner ganzen Familie unddem gesamten Hausrat per Schiffin das damals britische Kolonialge-biet Tanganjika aufgebrochen. Dort wartete die riesige Heraus-forderung auf ihn, gemeinsam mitden Schweizer Kapuzinern und denSchwestern des Klosters Baldegg,in einem klimatisch sehr ungünsti-gen Gebiet ein modernes Kranken-haus für eine Bevölkerung von un-gefähr einer halben Million Men-schen zu bauen. Trotz vieler Proble-

me war es im Jahr 1960 so weit,dass das Krankenhaus eingeweihtwerden konnte. Aber nicht genug damit. Auf Ini-tiative des Kapuziner-ErzbischofsEdgar Maranta wurde dort von derSchweizer Firma Geigy eine For-schungsstation für Tropenkrank-heiten gebaut; ebenso ein Lepra-krankenhaus. Dr. Schöpf hat das St. FrancisHospital 17 Jahre lang geleitet.Wenn man heute dieses Spital an-schaut, sieht man ein für afrikani-sche Verhältnisse modernes, sau-beres Krankenhaus, das die Auf-

gabe der Basisversorgung für seingrosses Einzugsgebiet gut erfüllenkann, allerdings auch heute nochmit ständiger Hilfe von aussen. Eswar Dr. Schöpf noch vergönnt, denHöhepunkt seines Lebenswerkeszu erleben: vor ungefähr einemJahr die Ernennung des St. FrancisHospitals zu einem Universitäts-krankenhaus. Bis kurz vor seinem Tod pflegteer intensive Kontakte mit seiner alten Wirkungsstätte. Sein Tod hatauch in Ifakara grosse Bestürzungausgelöst. Karl Schöpf wird dort inseinem Werk weiterleben.

Wilfried Schennach

Auf Initiative des Kapuziner­Erzbischofs Edgar Marantawurde dort von derSchweizer Firma Geigyeine Forschungsstation fürTropenkrankheiten gebaut.

Seliger Julius Nyerere?

Der österreichische Arzt Karl Schöpf baute in Ifakara, Tansania, ein Spital auf, das auch nach 60 Jahren sehr wichtige Funktionen erfüllt.

(Kipa) Für eine Seligsprechung von Tansanias früherem Staatspräsi- denten Julius Nyerere (1922–1999) hat sich der katholische Bischofvon Sansibar, Augustine Shao, ausgesprochen. Durch den Tod des zuständigen Diözesanbischofs vor drei Jahren sei das Verfahren insStocken geraten, sagte Shao. An der Heiligmässigkeit des Katholikenund Sozialisten Nyerere gebe es aber keinen Zweifel.

Page 38: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

nach

richt

en Mann gestorben». Der Bischof würdigte den Gründer Tansaniasals einen «gerechten Staatsmannmit einer aufrichtigen Philoso-phie». Er habe die Bildungs- undGesundheitsstandards seines Vol-kes heben und den Ausverkauf desLandes an Ausländer stoppen wol-len. Ziel der Verstaatlichung vonLändereien sei gewesen, einer un-sachgemässen Bewirtschaftunggegenzusteuern. Der Westen habeNyereres «afrikanischen Sozialis-mus» aber fälschlich für Kommu-nismus gehalten und ihn zumScheitern gebracht.

steuerte und auch Kontakt mit China aufnahm. Statt nach grossenIndustrialisierungsprojekten streb-te Nyerere nach der Entwicklung einer nichtindustriellen Landwirt-schaft. Nach einem Studium in Schott-land gründete Nyerere 1954 die«Tanganjika African National Uni-on» (TANU) als nationale Massen-partei. 1960 wurde er Ministerprä-sident der späteren Republik Tan-ganjika, gab sein Amt jedoch nachErreichen der staatlichen Unab-hängigkeit Anfang 1962 auf. Imselben Jahr wurde er zum Staats-präsidenten gewählt und bis 1980mehrfach im Amt bestätigt. Im April 1964 konnte NyerereTanganjika mit Sansibar zur Ve- reinigten Republik Tansania zu-sammenschliessen. 1967 gab erseinen sozialistischen Überzeu-gungen in der «Deklaration vonArusha» politischen Inhalt. Zudemförderte er regionale politischeund wirtschaftliche Kooperatio-nen in Ostafrika.

In den 70er-Jahren prägte Nyere-re den Begriff der «Ujamaa» (fami-liären Solidarität), eine von der ka-tholischen Soziallehre und der afri-kanischen Tradition geprägte Formder landwirtschaftlichen Entwick-lung auf der Basis der Dorfgemein-schaft. Für Kritik aus liberalen Kreisen sorgte die Verstaatlichungvon Banken sowie anderen Wirt-schaftsunternehmen. 1985 trat erals Staatspräsident zurück. Shao sagte, anders als vieleMachthaber Afrikas habe Nyereresein Amt aus freien Stücken abge-geben, als seine Zeit abgelaufengewesen sei. Er sei «als armer

38 a 2|2012

Das Telefon klingelt, und Minniereagiert sofort. Das kleine Kapuzi-neräffchen springt vom Fenster-sims auf den Schoss von Craig Cookund zieht dem Kalifornier dasHandy aus der Tasche. «Thankyou», sagt Cook, als Minnie dengrünen Sprechknopf vom Telefondrückt und es Cook ans Ohr hält.Der 35-Jährige ist querschnitt -gelähmt. Er sitzt im Rollstuhl undkann seine Arme nur sehr be-grenzt bewegen. «Minnie ist einetolle Helferin. Sie ist meine besteFreundin.» Das Kapuzineräffchen ist Teil eines weltweit einzigartigen Pro-jekts. In den USA helfen diese intel-ligenten Primaten körperbehinder-

ten Menschen, den Alltag zu meis-tern. Sie knipsen Lichtschalter an,

sie bedienen die Mikrowelle oder– wie bei Minnie – bedienen das Telefon. Sie dienen als treue Weg-gefährten. Sie sind ein Teil der sogenannten«Helping Hands». Die Organisationwurde 1979 in Boston im US-Bun-desstaat Massachusetts gegrün-det. Und wuchs sehr schnell von

einer kreativen Idee zu einer sehrerfolgreichen Non-Profit-Organi-sation heran. Sechs Trainer küm-mern sich um die Ausbildung derKapuzineräffchen. 120 dieser putzigen und hoch-intelligenten Tiere sind mittler-weile in privaten Haushalten un-tergebracht. «Helping Hands» istheute in 42 Bundesstaaten in Ame-rika zu finden. «Dieses Äffchen istmein Lebensretter», erzählt Cookund lässt sich von Minnie über dieNase streicheln. «Sie kann Flaschenaufmachen, eine CD in einen Playerlegen, mein Bein kratzen, wennes juckt», sagt er. Und fügt hinzu:«Seitdem Minnie bei mir ist, sindmeine Depressionen wie wegge-blasen.» Kapuzineräffchen, sie stammenursprünglich aus Südamerika, be-

FlugangstDiese leicht makabre Geschichte stammt aus dem Internet: Wir wollten 1995 von Dares Salaam nach Mombasa fliegen. Ich habe Flugangst, wurde aber noch panischer,als ich sah, dass es sich um eine winzige Propellermaschine handelte. Zudem hingendie Kabel locker im Cockpit herum, teilweise mit Tesa geklebt und ummantelt. Als ichzögerte und nicht einsteigen wollte, wollte der Pilot wissen, was denn los sei. Ich sagte,dass ich lieber nicht mit seiner Maschine fliegen wolle. Daraufhin fragte er mich ernst:«Haben Sie den Kilimandscharo gesehen?» Ich nickte. «Und haben Sie auch den Ngo-rongoro-Krater gesehen?» Wieder bejahte ich. Darauf strahlte er mich an: «Na dann!Sie haben all die wichtigen Dinge gesehen, jetzt können Sie glücklich sterben!»

Wibke Baier, Hamburg

Kapuzineraffe am Telefon

Kapuzineräffchen,diese intelligentenPrimaten, helfen in denUSA körperbehindertenMenschen, den Alltagzu meistern.

Page 39: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

Natürlich können diese Prima-ten nicht alle Tätigkeiten im Haus-halt erledigen. Und sie brauchenauch selbst Hilfe. Der Käfig musssauber gemacht werden, sie müs-sen gefüttert und die Fussnägelmüssen regelmässig geschnittenwerden. «Aber für mich ist Minnieein gottgesandter Wegbegleiter»,berichtet Cook. Ein Leben ohne seine kleine Kapuzinerfreundinkann er sich «einfach nicht mehrvorstellen». Tagesspiegel, Berlin

nach

richt

ensitzen eine hohe Intelligenz undsind auch deshalb für eine solcheHerausforderung besonders ge-eignet. Die Ausbildung ist teuer.«Sie kann bis zu 40000 Dollar kos-ten», sagt Noelle Schuyler, Spreche-rin von «Helping Hands». Und sieist zeitintensiv. «Ein Kapuzineräff-chen braucht manchmal bis zudrei Jahre, bis es in einen privatenHaushalt entlassen werden kann»,weiss Trainer Allison zu berichten. Das Projekt finanziert sich aus-schliesslich aus Spenden. Die Pa-

tienten müssen die Affen nicht bezahlen. Und die Nachfrage istriesengross. «Wir kommen nichthinterher. Es sind einfach zu vieleMenschen, die einen ausgebilde-ten Kapuzineraffen zu sich insHaus holen wollen», sagt Schuyler.Die Äffchen sind aber nicht nurwunderbare Helfer in der Not. «Sie sind tolle Mitbewohner. Lustig, charmant, unheimlich aus-geglichen», weiss Cook. Diese Af-

fenart kann bis zu 40 Jahre alt wer-den und ist auch deshalb als Helferfür Menschen mit Behinderungenunheimlich gefragt in Amerika.

«Mein Kapuzineräffchen ist prak-tisch mein ganzes Erwachsenen -leben bei mir. Das ist ein gutes Gefühl», sagt Cook.

Foto

s: Si

erin

g

39a 2|2012

Neuevangelisierung durch aEinen Beitrag für die angestrebte Neuevangelisierung können wir Kapuziner nicht zuletzt durch unsere Publikationen leisten, indem wir den Menschen in unserer gebeutelten europäischen Zivilisation die Vorstellung von Kirche als vielfarbigem,in vielen Kulturen heimischem Volk Gottes wieder als erstrebenswerte Gemeinschaftzu vermitteln suchen. Das kann nicht zuletzt dadurch geschehen, dass wir uns in der Nachfolge des Propheten aus Nazareth und unseres Bruder Franz selbst als prophetisch-wider- ständig erweisen, wenn es um Würde und Freiheit des Menschen geht in Kirche undGesellschaft, und zwar in dieser Reihenfolge, d. h. in der Kirche zuerst.

Otmar Noggler, Kapuziner, München

Der querschnittsgelähmte Craig Cook mit Minnie, dem Kapuzineräffchen.

Die Kapuzineräffchensind tolle Mitbewohner,lustig, charmant,unheimlich ausgeglichen.

Die Welt als Schöpfung Gottes

Wer von Schöpfung spricht, be-wegt sich, vielleicht ohne es zu wissen, in einer religiösen Vorstel-lungswelt. «Schöpfung» ist ein ex-klusiv philosophisch-theologischerBegriff. Er setzt eine Instanz voraus,

welche die Welt «erschaffen» oderins Dasein gesetzt oder meinet-wegen geworfen hat. In einer sol-chen Konzeption versteht sich dieWelt, die Wirklichkeit, in der wir le-ben, nicht aus sich selbst. Sie ver-

weist vielmehr auf ein sie über-steigendes Geheimnis, dem sie sichverdankt. Besteht ein Gegensatz zwischender modernen Evolutionstheorieund dem Glauben an einen Schöp-fergott? Die Evolutionstheorie gehtdavon aus, dass die irdische Wirk-lichkeit, in der wir leben, in ihrem

Page 40: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

40 a 2|2012

nach

richt

en Sein und Werden völlig erklärbarist. Es gibt da nichts, was die Existenz Gottes voraussetzen wür-de, um zu verstehen, was uns ausder Realität der Welt entgegen-kommt. Dieser wissenschaftlichenSicht stellen nun die so genann-ten «Kreationisten» den bibli-schen Schöpfungsbericht entge-gen. Nicht nur behaupten sie, dassdieser wörtlich zu verstehen ist:Gott hat diese Welt in sechs Tagen

Am Anfang war Gott allein.Doch er wollte nicht allein sein.Er wollte lieben und geliebt werden.

So rief er die Erde und den Himmel– und die Liebe fiel auf die Erdeund sie keimte und grünte zum Himmel zurückEr rief die Sonne und den Mond– und sie strahlten von Liebedie Sonne am Tag und der Mond in der Nacht

Er rief das Wasser– und es sprudelte Liebe hinunter in die TälerEr rief das Feuer– und es loderte und brannte die Liebe hinaufEr rief die Luft– und sie hauchte und wehte Liebegerade so, wie sie wollte.Und dann hauchte Gott Vögel in die Luft und sie flatterten.Er legte Fische ins Wasser und sie taumelten von Liebe zu Liebe.Und anderen Tieren zeichnete er ganz persönlich Augen, Mund, Nase und Ohren,damit sie ein liebliches Gesicht hättenund dem Wesen glichen,das er ganz zuletzt mit besonderer Hingabe formte.

Gott beugte sich tief hinunter zur Erde.Er nahm vom Acker eine Handvoll Erde.Er schloss die Augen, um ganz bei sich zu sein.Und dann begann er zu kneten und zu formen,was er in sich selbst gesehen hatte.Er gab seine Zärtlichkeit hinein in die Hände,in die Finger.

Er knetete und knetete und kneteteund schaute und schauteund formte und formteden Menschen.Als er zufrieden war mit seinem Werk,nahm er allen Atem, den er in sich hatte,und hauchte ihn warm und liebend an:die Füsse, die Beine, den Bauch, die Brust, das Gesicht.Und dann legte er seine Lippen auf die Lippendes Menschen

und küsste und hauchte,bis der Mensch sich bewegteund die Augen aufschlug.

Und Gott wurde innerlich entflammt von seiner Liebeund schaute Adam in die Augenund sagte:Mensch, Du, mein Ebenbild!Ich will, dass Du mich vertrittstin der Liebe, die ich habefür Sonne und Mond,für Himmel und Erde,für Feuer und Wasser,für Luft und für alles, was lebt– und gegenüber allen, die Menschen sind wie Du.Ach Mensch, Du, mein Ebenbild!

Und dann nahm Gott den Menschen in die Arme.Er drückte ihn ans Herz,ganz lange– und liess ihn dann los,damit er seinen Weg gehen könne.

Anton RotzetterAus einer Vorlesung an der Senioren-Universität in Luzern

Gott glauben, auch wenn man diemoderne Wissenschaft in ihrenAussagen mitträgt. Die Schöpfungkönnte begriffen werden als dasOffenbarwerden Gottes selbst, alsSelbstaussage oder gar Selbstent-faltung. Ich habe einen Text verfasst, derdie Vision einer hinter allem lie-genden, alles übersteigenden unddoch in allem anwesenden Liebeausdrückt:

geschaffen und zwar genau so, wiees dieser Text schildert. Sie forderndarüber hinaus, dass Gott bei je-dem Evolutionsschritt von aussenin die Geschichte eingreift. Damitbesteht, wie klar zu erkennen ist,zwischen Wissenschaft einerseitsund Glauben anderseits ein abso-luter und unversöhnlicher Gegen-satz. Ein solcher Gegensatz muss esjedoch nicht geben. Man kann an

Page 41: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

41a 2|2012

med

ien

Broschüre Panorama2012. Franzis-kanische Schweiz. Orte – Kurse –Reisen. Broschüre 62 S., gratis bei:FG-Zentrale, Antoniushaus Mattli,6443 Morschach. Telefon 041822 04 50. [email protected] (am) Schon Päpste versuchtendie franziskanische Welt zu ordnenund zu verstehen. Doch bliebenauch sie auf der Strecke. Die Vielfaltfranziskanischen Lebens und sei-ner Ausrichtungen sind mit einemüppigen Garten zu vergleichen.

Nicht von ungefähr besingt derSonnengesang eines Franz von Assisi viele Geschöpfe Gottes alsseine Brüder und Schwestern. Die Broschüre «Panorama» ver-sucht Orte, Kurse und Reisen derfranziskanischen Schweiz zu sam-meln und zu ordnen. Für eine ersteOrientierung ist sie sehr hilfreich.Und da auch ökologisches Denkenin der franziskanischen Welt vongrosser Bedeutung ist, kann dieBroschüre auch virtuell herunter-geladen werden: http://www.tau-team.ch/angebote-der-franziska-nischen-schweiz.html

Gotteslob und Mädchenschule. KapuzinerinnenklosterMariaOpfe-rung Zug 1611–2011. Kommis- sionsverlag Kalt-Zehnder Zug2011. ISBN 3-85761-301-7. 224Seiten. CHF 38.–. Festschriften feiern – und diesmit Blick auf die Vergangenheit.Diesem doppelten Anspruch wirdauch diese Publikation gerecht. Darüber hinaus ist sie auch Mo-mentaufnahme einer nicht unbe-deutenden Einrichtung in Zug.Dann aber zeigt sich dies auchdurch die Unterstützung der Fest-schrift durch zahlreiche Institutio-nen, Stiftungen, Organisationen,Firmen und Privatpersonen. Diesermöglichte eine umfangreiche,gediegene und durchgestaltetePublikation. Dahinter stehen zweiHistoriker (Silvan Abicht und Bea-trice Sutter), ein Kunsthistoriker(Thomas Brunner) und ein Sprach-historiker (Beat Dittli); nicht zuübersehen ist der Beitrag der Fotografin/Künstlerin Selina Nau-er. Es ist auch der Miteinbezugvon Frau Mutter Sr. Anna Nerlichsowie der auf neun Schwestern geschrumpften Gemeinschaft zuspüren. Die aussagekräftigen Bilder, dieeiniges an Meditativem an sich haben und von spirituellen, fran-ziskanischen Texten begleitet wer-den, machen einen Drittel der Festschrift aus. Die Beiträge zu Geschichte, Schule, Gebäulich- keiten und heutiger Situation werden aufgelockert durch gut dosierte Bilder, Fenster und Tabel-len. Nicht nur eine Festschrift und eine Dokumentation, sondern einDenkmal franziskanischer Spiri-tualität sowie von Schulung undBildung, das sich auf dem Platz Zugausgestaltet hat. Erwin Benz

BaldeggerJournal Nr. 21. VomHeimkehren. 18 S., gratis bei: Klos-ter Baldegg, 6283 Baldegg. Tel. 041914 18 00. [email protected] (WLu) Die Gratiszeitschrift derBaldegger Schwestern behandeltin der neuesten Ausgabe das The-ma «Heimkehren» wie gewohntauf vielfältige Weise. So gibt es beispielsweise einen Grundsatz- artikel des bekannten ExegetenHermann-Josef Venetz. Ebensowird von der Arbeit der Schwesternund ihrer Angestellten berichtet.Das bescheidene, aber inhaltsrei-che Heft regt zum Nachdenken an.

Eine Welt (WLu) Die Gratiszeitschrift «EineWelt» wird von der DEZA heraus-gegeben, der Direktion für Ent-wicklung und Zusammenarbeitdes Bundes. Vier Mal im Jahr bringtsie sehr informative Hintergrund-berichte. Sie stellt auch Entwick-lungsprojekte der Eidgenossen-schaft vor und zeigt dabei anschau-lich, was Hilfe zur Selbsthilfe leistenkann. Die Zeitschrift ist sehr lesbarund schön gestaltet. Gratis (in der Schweiz) zu bezie-hen bei: EDA, Informationsdienst,Bundeshaus West, 3003 Bern. 031322 44 12. [email protected]

Buch Zeitschriften

Wer nicht fühlen kann,lässt es andere fühlen.

Wenn das Herz schreit,stellt sich der Verstand

oft taub.

Walter Ludin

Broschüre

Page 42: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

42 a 2|2012

bild

ung

| rei

se

5.–9. AprilMattli-OsternElisabeth Utz-Meier

17. April, 10.00 UhrFG-Treff «Die Pflichten der Getauften»Br. Paul Mathis und Nadia Rudolf von Rohr

21.–22. AprilFamilienwochenende «Unterwegs – mitFranziskus und seinen Geschwistern»Yvonne Weiss-Balsiger, Br. Adrian Müller,Thomas Betschart

25.–28. AprilAufbauseminar für Frauen mitFührungsaufgabenDr. Eva Renate Schmidt undBarbara Ruch Mirer

28. April, 10.00 UhrAufstieg ins Licht «Weg der Wandlung»Maria-Christina Eggers

29. April, 17.00 UhrHeilungsgottesdienstGraziella Schmidt und Barbara Ruch Mirer

17.–20. MaiEine Zeitinsel für mich,BibliodramatageBr. Paul Mathis

26.–28. MaiMattli PfingstenBr. Leonhard Wetterich

29. Mai, 19.30 UhrFrauengottesdienstMaya Büeler und Marta Zwyssig

7.–9. JuniHimmelsfahnen malenThomas Betschart

10. Juni bis 6. JuliKunstausstellung im Mattli,Vernissage 13. Juli, 15.00 UhrBruno Dörig

13. Juni, 10.30 UhrBegegnungstag«45 Jahre Mattli» am Festdes Antonius von PaduaBr. Anton Rotzetter und Bruno Dörig

16. Juni, 10.00 UhrAufstieg ins Licht – Weg der MenschheitEggers Maria-Christina

17.–22. JuniEine Woche der Poesie – poetischeSpaziergängeBruno Dörig

23.–24. JuniTanzwochenende «Im Sommergarten – getanzte Lebensfreude»Marlene Aellig-Holderegger

23.–24. JuniEntdecken Sie Ihre PendelkraftFlury Christina

29. Juni bis 1. JuliBist Du im Bilde? Zugänge zurBildmeditationWild Peter

8.–14. JuliMusikwoche für Kinder und JugendlicheKonzert 14. Juli, 17.00 UhrFlorian Mall

8.–15. JuliMusikwoche mit Orchester undKammermusikKonzert 14. Juli, 19.00 Uhr Adrian und Céline Müller-Diacon

Antoniushaus MattliSeminar- und BildungszentrumCH-6443 Morschach über dem VierwaldstätterseeTelefon 041 820 22 26Fax 041 820 11 84E-Mail: [email protected]

Begegnung mit einem andernAfrika – 7. a-Leserreise nachTansania und Sansibar24. Sept. bis 13. Okt. 2012 (20 Tage)

Reiseleitung: Br. Werner Gallati,Olten, Br. Eugen Bucher, Tansania

Die letzten sechs Leserreisen imHerbst 2000, 2002, 2004, 2006,2008 und 2010 waren Volltreffer.

Wir haben uns deshalb entschlos-sen, sie im Herbst 2012 zu wieder-holen.

Die Reise wird anders sein als ge-wöhnlicheTourismusreisen.Siever-mittelt eindrückliche Kontakte mitSchweizer Missionaren und Mis-sionarinnen, mit einheimischenOrdensgemeinschaften und afri-kanischen Gemeinden und ihren Gottesdiensten sowie Werken, dieauch durch unsere Mithilfe ent-standen sind. Zudem bietet die Reise einen gebührenden Anteil

an Wildsafaris und Badegelegen-heiten.

DasausführlicheReiseprogrammsteht Ihnen ab Anfang Dezember2011 zur Verfügung. Interessiertekönnen sich melden bei:Missionsprokura der Schweizer Kapuziner, a-Leserreise, Amt-hausquai 7, Postfach, 4601 Olten,Telefon 062 212 77 70 oder Telefon062 206 15 65 (Br. Werner Gallati),Fax 062 212 13 29, E-Mail: [email protected] oder [email protected]

Tansania­Reise

Herzlicher Empfang in Maua Der höchste Berg Afrikas, der Kilimanjaro

Foto

s: M

issio

nspr

okur

a

Es hat noch freie Plätze!

Page 43: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

43a 2|2012

bild

ung

| brie

fe

Weniger Fleisch(a 1 2012/Hungerbäuche) Das neue Format unterstützt dieQualität und die Wichtigkeit der Artikel. Dass Ihr den FastenopferSlogan in «Gerechtigkeit für Hun-gerbäuche» abgeändert habt, fin-de ich besonders gelungen. Das«Plädoyer für weniger Fleisch»scheint mir (als Fastvegetarierin)geradezu notwendig. Im Übrigen halte ich es mit Anke Maggauer-Kirsche: «lerne das

Leben lieben, dann schmeckt esbesser.» L. G.-B., Z.

Erfolgreiche US-Kapuziner Im neuen a bin ich auf «Erfolg- reiche US-Kapuziner» gestossen.Da möchte ich noch drei andere anfügen, die Bischof in Papua NeuGuinea sind, dort wo unsere Mit-schwestern tätig sind:• Erzbischof Stephen Josef Rei-

chert von der Erzdiözese Ma-dang, von 1995–2011 Bischofvon Mendi.

• Bischof Bill Fey von der DiözeseKimbe, seit 2010

Briefe an die Redaktion

Hertensteiner Begegnungenmit Hans-Peter Dürr Das Lebende lebendiger werden lassenWie uns neues Denken aus der Krise führt20.–21. April

Hertensteiner Begegnungenmit Wilhelm Schmid Zwischen Freiheit und BindungDie Liebe neu (er)finden – ein Leben lang4.–5. Mai

Hertensteiner Begegnungenmit Christian Spaemann Psychische Gesundheit im KontextPersönlich, gesellschaftlich, medizinisch, religiös1.–2. Juni

Hertensteiner Begegnungenmit Christophe Büchi Journalismus mit menschlichem GesichtLeben und Überleben in den Medien16.–17. Juni

Hertensteiner Insel-AbendeOhne Anmeldung, Eintritt frei, KollekteBeginn: 18.30 UhrNachtessen 17.30 Uhr, auf Anmeldung

Sonntag, 3. Juni, 18.30 Uhr Pierre Greiner, Magic-PierreEinführung in die ZauberkunstZaubershow

Sonntag, 10. Juni, 18.30 UhrChristoph Schwyzer, SchriftstellerLiterarische Lesung

Sonntag, 17. Juni, 18.30 UhrRezital für Flöte und KlavierWerke von Barock bis ImpressionismusJonas Lindenmann, FlöteAndré Ducommun, Klavier

Auskunft/Anmeldung:Stella Matutina Bildungshaus, Zinnenstrasse 7,6353 Hertenstein, Telefon 041 390 11 57E-Mail: [email protected]: www.stellamatutina-bildungshaus.ch

Ostern feiernLeben, Sterben und AuferstehenLeitung: Sr. Hildegard Willi, P. Werner Hegglin5.–9. April

Lesenachmittag oder LeseabendJeremias GotthelfUeli der Knecht 3Leitung: P. Werner Hegglin17. April Leseabend, 18.30–21.30 Uhr18. April Lesenachmittag, 14.15–17.30 Uhr

Hertensteiner LiteraturtageLesen ist mein LebenselixierLeitung: P. Werner Hegglin28.–29. April

Von der Kunst des GeschichtenerzählensBelebend, erneuernd, stärkendLeitung: Barbara Goossens28.–29. April

Grenzen überschreitenGemeinsam darüber nachdenkenLeitung: Sr. Annelis Kurmann2. Mai

Der Mensch im FussFussreflexzonenmassage für denHausgebrauchLeitung: Renata Chianese-Hutter5.–6. Mai

Hertensteiner Mai-SingenAtem schöpfenLeitung: Hildegard Brühwiler6. Mai

Lesenachmittag oder LeseabendJeremias GotthelfUeli der Knecht 4Leitung: P. Werner Hegglin8. Mai, Leseabend, 18.30–21.30 Uhr9. Mai, Lesenachmittag, 14.15–17.30 Uhr

Auf meinen SpurenAutobiografisches SchreibenLeitung: Kurt Schwob10.–13. Mai, Teil 2, 31. August/1. September

Das Geheimnis zufriedener Paareist das GesprächGut miteinander reden ist lernbar

Leitung: Sr. Tamara Steiner / Arno S. Arquint11.–13. Mai

Pfingsten feiernMehr als ein freier Tag dazuSr. Hildegard Willi / P. Werner Hegglin26.–28. Mai

Philosophieren lernen nützt mir beruflichLeitung: P. Werner Hegglin2.–3. Juni

Gesunde Gelenke ein Leben langMit der Franklin-MethodeLeitung: Brigitte Gertschen2.–3. Juni

Spiritualität für Kirchenferneund KirchenmüdeIm Fremd-Gewordenen Heimat findenLeitung: Arno S. Arquint8.–10. Juni

Wahre Schönheit Wer sehnt sich nicht nach ihr?Leitung: Imelda Abbt9.–10. Juni

Lesenachmittag oder LeseabendJeremias GotthelfUeli der Knecht 5Leitung: P. Werner Hegglin19. Juni, Leseabend, 18.30–21.30 Uhr20. Juni, Lesenachmittag, 14.15–17.30 Uhr

Ich bin StimmeKlingen, singen, schwingen – heilender KlangLeitung: Steffi Schmid22.–24. Juni

Astrid Lindgren – Zum 10. Todestag Leitung: Angela Bausch23.–24. Juni

Begegnungen

Hertensteiner Begegnungenmit Patrizio MazzolaDer Vierwaldstättersee und die MusikGesprächskonzertOstermontag, 9. April, 15.30 Uhr

Kursprogramm Bildungshaus Stella Matutina, Hertenstein bei Weggis

• Bischof Donald Lippert, deram 4. Februar 2012 zum Bischof von Mendi geweihtworden ist.

Wir sind stolz auf diese Ka-puziner. Sie gehören alle zurgleichen Gemeinschaft. Unse-re Mitschwestern schätzen siesehr.

Sr. Sibille Meier, Kloster Baldegg

PS der Redaktion: Weitere Briefezu dieser Nummer müssen ausPlatzmangel auf die nächsteAusgabe verschoben werden.

Page 44: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

44 a 2|2012

Foto

: Fer

nand

Rau

sser

Schachtelstadt

eine Schachtelfür jedenin ein Regalgestelltalle gleichalles ebenEcken und Kantengleichgemacht

gezwängt in dieZwängedes gleichen Lebensnicht auffallennicht aneckennichts riskieren

eine Schachtelhinter vielensteht im Regalsteht daund denktdas sei das Leben

Anke Maggauer-Kirsche

Page 45: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

45a 2|2012

a-Ausgabe 2 | 2012 | April91. JahrgangISSN 1661-2515Das Magazin der Schweizer Kapuzinerwww.ite-dasmagazin.ch

HerausgeberSchweizer Kapuziner-Provinz

AdministrationMissionsprokuraPostfach 1017, 4601 OltenTel. 062 212 77 70Fax 062 212 13 29

Adressänderungenan obige Adresse oder perE-Mail: [email protected](bitte auch alte Adresse angeben)

PostkontoMissionsprokura der SchweizerKapuziner, Olten: 46-338-2Darlehenskasse Münster EG,Konto-Nr. 3214103(BLZ 40060265), Missionsprokurader Kapuziner/a/Münster

RedaktionWalter Ludin, ChefredaktorWesemlinstrasse 42, 6006 LuzernTel. 041 429 67 57Fax 041 429 67 50E-Mail: [email protected] Müller, Redaktor, LuzernE-Mail: [email protected] Maillard, Redaktor, FreiburgE-Mail: [email protected]. Marie-Ruth Ziegler, BaldeggStefan Rüde, Hofstetten SORedaktionsassistentE-Mail: [email protected]

Redaktions-SekretariatPeter Kraut, Luzern

Grafische GestaltungStefan Zumsteg, DullikenE-Mail: [email protected]

DruckBirkhäuser+GBC AG, 4153 Reinach BL

Erscheint 5-mal im JahrAbonnementeInland CHF 26. –Ausland € 22,–für Studierende CHF 19. –

nien jedoch als atheistischer Staatund Religion konnte nur mit gros-sem Risiko im Verborgenen gelebtwerden – jegliche Religionsaus-übung war offiziell verboten undwurde mit drakonischen Strafenverfolgt.

Seit knapp zwanzig Jahren kannsich Religion in Albanien wiederentfalten. Vor allem alte und jungeMenschen sind auf der Suche nachihren religiösen Wurzeln. Dabeibestimmt religiöse Toleranz denAlltag der AlbanerInnen. Selbst interreligiöse Ehen sind zahlreich.Antonius von Padua wie auchMutter Teresa werden von Men-schen aller Religionen bewundert.

Seit 1993 sind auch die Kapuzinerin Albanien. Gjon Shtjefni und Prela Syla sind die beiden ersteneinheimischen Brüder auf dem kapuzinischen Weg. Die nächstea-Nummer erzählt vom Lebenund Wirken der Brüder in Alba-nien, aber auch vom Leben alba- nischer Menschen innerhalb undausserhalb ihrer Heimat.

AlbanienWas von Paulus und Franziskusweiterlebt

Paulus hat albanischen Menschendie gute Nachricht von Jesus Chris-tus gebracht. Franziskus machteauf seiner Rückreise vom Sultanund dem heiligen Land in Lezhahalt. Von 1968 bis 1990 galt Alba-

impr

essu

m

Vorschau a3/2012

ImpressumBesuchen Sie die Schweizer Kapuziner im Internetwww.kapuziner.ch

Hier finden Sieviel Wissenswertesüber das Wirkenund Lebender Kapuzinerin der Schweiz.

Page 46: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

Foto

: Adr

ian

Mül

ler

schi

efe

frag

en

Vorname und FamiliennameRomain Julmy

Geburtsjahr1952

WohnortPonthaux (FR)

BerufStändiger Diakon; zu 60%engagiert in der Pastoral der SeelsorgeeinheitNotre Dame de la Brillaz

LieblingsessenSauerkraut garni

LieblingsgetränkWasser vom Hahnen

Lieblingskirche Die Kirche meines Dorfes

LieblingsortPonthaux

LieblingsfilmVon Menschen und Göttern

LieblingsbuchDie Bibel

Wie lautet Ihr persönlichesLeitmotiv? «Sucht und ihr werdetfinden; klopft an und es wird euchaufgetan» (Lk 11,9)

Was spricht Sie bei Jesus an?In der Erzählung von der Samarite-rin (Joh 4) ergreift Jesus die Initia-tive. Er geht auf die Frau zu undbittet sie: «Gib mir zu trinken».Die Frau macht ihm klar, dass sieeine Samariterin ist. Trotz derUnterschiede, die die beiden von-einander trennen, lässt sich Jesus

46 a 2|2012

Steckbrief Ausführliche Fragen

Rosenkranz oder MeditationGebet

Musik oder GesangMusik und Gesang

Stille Liturgie oder aktive LiturgieAktive Liturgie, aber selbst-verständlich mit Zeiten der Stille

Entweder­oder­Fragen

Page 47: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

47a 2|2012

nicht zurückhalten. Er spricht wei-ter mit der Frau. Jesus urteilt nicht.

Was spricht Sie bei Franziskus an?Seine Zärtlichkeit und sein lieben-der Blick für die Armen

Wer ist Ihr Lieblingsheiliger oderIhre Lieblingsheilige? Der Pfarrervon Ars, Jean-Marie Vianney

Welche heute lebende Personsollte nach ihrem Tod heiliggesprochen werden?Jean Vanier, Gründer der Arche(L’Arche), einer internationalenökumenischen Organisation

Welche biblische Erzählung sprichtSie am meisten an? Die Begegnungmit der Samariterin

Welche nicht-biblische Erzählungspricht sie am meisten an?Schritte im Sand, vom brasiliani-schen Dichter Ademar De Barros

EinesNachts hatte ich einenTraum.

Ich träumte, dass ich an einemStrand entlangging, und der Herrbegleitete mich.

Am Himmel erschienen, eine nachder andern, alle Begebenheitenmeines Lebens.

Ich schaute zurück und ich sah,wie bei jeder Wendung meinesLebens zwei Fussspuren im Sandsichzeigten:Die einewardiemeine,die andere war die des Herrn.

So gingen wir weiter, bis alle Tagemeines Lebens vor meinen Augenvorüber gezogen waren.

Da machte ich Halt und schautezurück. Ich bemerkte, dass es

in gewissen Situationen nureine Spur gab. Das traf sichgenau mit den schwierigstenTagen meines Lebens.Es waren Tage erfüllt vongrössten Ängsten, grössterFurcht, grössten Schmerzen.

Da habe ich ihn gefragt:«Herr, Du hast gesagt, dass Dumit mir bist alle Tage meinesLebens und ich war bereit,mit Dir zu leben. Aber ich habebemerkt, dass in den schlimmstenAugenblicken meines Lebensnur eine Spur zu erkennen ist.Ich verstehe nicht, dass Du michausgerechnet dann alleingelassen hast, wo ich Dicham meisten gebraucht hätte.»

Der Herr antwortete: «Mein Sohn,du bist für mich wichtig undwertvoll! Ich liebe dich.Ich hätte dich nie alleingelassen,nicht eine einzige Minute!

An den Tagen, wo du im Sandnur eine einzige Spur erkennst,an diesen Tagen der Prüfung unddes Leidens, siehe, da habe ichdich getragen.»

Was haben Sie besonders gern?Die Natur. Ich habe das Glück,in einer ausserordentlich schönenGegend zu wohnen und in den nahen Wäldern wandern zukönnen. Ich liebe die Arbeit imGarten und beschäftige michgerne mit den Bienen.

Womit möchten Sie sich garnicht beschäftigen müssen?Mit der Politik!!!

Was war die beste Entscheidungin Ihrem Leben?Die Heirat mit Thérèse.

Das Magnifikat

Meine Seele preist die Grössedes Herrn,und mein Geist jubelt über Gott,meinen Retter.Denn auf die Niedrigkeit seinerMagd hat er geschaut.Siehe, von nun an preisen michselig alle Geschlechter!Denn der Mächtige hat Grossesan mir getan,und sein Name ist heilig.Er erbarmt sich von Geschlechtzu Geschlechtüber alle, die ihn fürchten.Er vollbringt mit seinem Armmachtvolle Taten:er zerstreut, die im Herzen vollHochmut sind;er stürzt die Mächtigen vom Thronund erhöht die Niedrigen.Die Hungernden beschenkt ermit seinen Gabenund lässt die Reichen leerausgehen.Er nimmt sich seinesKnechtes Israel anund denkt an sein Erbarmen,das er unseren Väternverheissen hat,Abraham und seinenNachkommen auf ewig.

Lieblingsgebet

Page 48: Bilder der Auferstehung - Startseite - ite · Liebe a-Leserinnen und -Leser Nein, diese Ausgabe wird keine Tiernummer, wie es unser Redaktions-assistent Stefan Rüde vermutet hat,

a – das weltoffene franziskanische Magazin Foto

: Pre

sse-

Bild

-Pos

s


Recommended